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Mantras an Vedische Göttinnen 1 Mantras an Vedische Göttinnen Ein Mantra an Usha, die Göttliche Morgenröte (im Trishthup Versmaß) Usha ist die Antwort aus den höheren lichtvollen Ebenen unseres Seins auf unsere beständige Aspiration nach Licht und Wahrheit. Darum heißt es auch, nur, wenn Agni, die innere Flamme (die auch schon in der Nacht des Unbewussten brennt), voll entfacht ist, kann die Morgenröte erscheinen. Sehr bedeutungsvoll ist hier, dass der Seher Vasishtha Usha nicht nur als eine göttliche (devi), sondern auch als eine menschliche (mānuṣi) Kraft bezeichnet. Sie ist also nicht nur die transzendente göttliche Shakti, sondern ebenso eine latente Macht im Menschen, die auf ihr Erblühen harrt. (Wir können von diesem Vers die erste Hälfte oder schon das erste Viertel allein als Mantra benützen.) m/he nae? A/* su?iv/tay? bae/Xyu;ae? m/he saE-?gay/ à y?iNx , ic/Ç< r/iy< y/zs<? xeý/Sme deiv/ mtˆR?;u manui; ïv/Syum! . 7-75-2 mahé no adyá suvitā ́ ya bodhi, úṣo mahé saúbhagāya prá yandhi | citráṁ rayíṁ yaśásaṁ dhehi asmé, dévi márteṣu mānuṣi śravasyúm |VII.75.2| „Usha! Erwache heute für uns, für ein großes, glückliches Vorankommen! Fördere uns für ein großes, seliges Erleben! Begründe in uns einen vielfältigen und glanzvollen Reichtum, der das inspirierte Wissen erlangt, o Göttin, o menschliche Kraft in den Sterblichen!“ Mit Sanskrit: „Morgenröte (úṣo)! Erwache (bodhi) heute für uns (no adyá), für ein großes (mahé), glückliches Vorankommen (suvitā ́ ya)! Fördere uns (prá yandhi) für ein großes (mahé), seliges Erleben (saúbhagāya)! Begründe in uns (dhehi asmé) einen vielfältigen (citráṁ) und glanzvollen (yaśásaṁ) Reichtum (rayíṁ), der das inspirierte Wissen erlangt (śravasyúm), o Göttin (dévi), o menschliche Kraft (mānuṣi) in den Sterblichen (márteṣu)!“ Mantras an Sarasvatī, die Göttin der fließenden Inspiration Je ein Sarasvati Mantra im Anushthup (mit 4x8 Silben) und im Gayatri (mit 3x8 Silben) Versmaß. AiMb?tme/ ndI?tme/ deiv?tme/ sr?Svit , A/à/z/Sta #?v Smis/ àz?iStm! AMb ns! k«ix . 2-41-16 ámbitame nádītame, dévitame sárasvati | apraśastā ́ iva smasi, práśastim amba nas kr̥ dhi |II.41.16|

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Mantras an Vedische Göttinnen 1

Mantras an Vedische Göttinnen

Ein Mantra an Usha, die Göttliche Morgenröte (im Trishthup Versmaß)

Usha ist die Antwort aus den höheren lichtvollen Ebenen unseres Seins auf unsere beständige Aspiration nach Licht und Wahrheit. Darum heißt es auch, nur, wenn Agni, die innere Flamme (die auch schon in der Nacht des Unbewussten brennt), voll entfacht ist, kann die Morgenröte erscheinen. Sehr bedeutungsvoll ist hier, dass der Seher Vasishtha Usha nicht nur als eine göttliche (devi), sondern auch als eine menschliche (mānuṣi) Kraft bezeichnet. Sie ist also nicht nur die transzendente göttliche Shakti, sondern ebenso eine latente Macht im Menschen, die auf ihr Erblühen harrt. (Wir können von diesem Vers die erste Hälfte oder schon das erste Viertel allein als Mantra benützen.)

m/he nae? A/* su?iv/tay? bae/Xyu;ae? m/he saE-?gay/ à y?iNx , ic/Ç< r/iy< y/zs<? xeý/Sme deiv/ mtˆR?;u manui; ïv/Syum! . 7-75-2 mahé no adyá suvitāya bodhi, úṣo mahé saúbhagāya prá yandhi | citráṁ rayíṁ yaśásaṁ dhehi asmé, dévi márteṣu mānuṣi śravasyúm |VII.75.2| „Usha! Erwache heute für uns, für ein großes, glückliches Vorankommen! Fördere uns für ein großes, seliges Erleben! Begründe in uns einen vielfältigen und glanzvollen Reichtum, der das inspirierte Wissen erlangt, o Göttin, o menschliche Kraft in den Sterblichen!“ Mit Sanskrit:

„Morgenröte (úṣo)! Erwache (bodhi) heute für uns (no adyá), für ein großes (mahé), glückliches Vorankommen (suvitā ya)! Fördere uns (prá yandhi) für ein großes (mahé), seliges Erleben (saúbhagāya)! Begründe in uns (dhehi asmé) einen vielfältigen (citráṁ) und glanzvollen (yaśásaṁ) Reichtum (rayíṁ), der das inspirierte Wissen erlangt (śravasyúm), o Göttin (dévi), o menschliche Kraft (mānuṣi) in den Sterblichen (márteṣu)!“

Mantras an Sarasvatī, die Göttin der fließenden Inspiration

Je ein Sarasvati Mantra im Anushthup (mit 4x8 Silben) und im Gayatri (mit 3x8 Silben)

Versmaß.

AiMb?tme/ ndI?tme/ deiv?tme/ sr?Svit , A/à/z/Sta #?v Smis/ àz?iStm! AMb ns! k«ix . 2-41-16 ámbitame nádītame, dévitame sárasvati | apraśastā iva smasi, práśastim amba nas krdhi |II.41.16|

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Mantras an Vedische Göttinnen 2

„O beste Mutter, bester Strom, beste Göttin, Sarasvati! Sobald wir ohne Ausdruckskraft sind, schaffe für uns Ausdruck, Mutter!“ Mit Sanskrit:

„O beste Mutter (ámbitame), bester Strom (nádītame), beste Göttin (dévitame), Sarasvati! Sind wir (smasi) gleich (iva) ohne Ausdruckskraft (apraśastā ), (dann) schaffe du (krdhi) für uns (nas) Ausdruck (práśasCm), Mutter (amba)!“

.................

à [ae? de/vI sr?SvtI/ vaje?i-rœ va/ijnI?vtI , xI/nam! A?iv/Èy! A?vtu . 6-61-4 prá ṇo devī sárasvatī, vā jebhir vājínīvatī | dhīnām avitrī avatu |VI.61.4| „Möge die Göttin Sarasvati, im Besitz der höchsten Fülle, die Entfalterin unserer (intuitiven) Gedanken, uns mit all ihrer Fülle zur Entfaltung bringen.“ Mit Sanskrit:

Möge die Göttin (devī ) der fließenden Inspiration (sárasvaE), im Besitz der höchsten Fülle (vājínīvaE), die Entfalterin (avitrī ) unserer (intuitiven) Gedanken (dhīnā m), uns (ṇo) mit all ihrer Fülle (vājebhir) zur Entfaltung bringen (prá avatu). Drei aufeinander folgende Sarasvati Mantras (I.3.10-12)

Die folgende Dreiergruppe stellt deutlich den Ablauf einer inneren Erfahrung dar, doch mögen wir auch ein Mantra daraus wählen, das speziell einer für uns wichtigen Situation oder Aspiration entspricht.

pa/v/ka n>/ sr?SvtI/ vaje?i-r! va/ijnI?vtI , y/}< v?òu ix/yav?su> . 1-3-10 pavākā naḥ sárasvatī vājebhir vājínīvatī | yajñáṁ vaṣṭu dhiyāvasuḥ |10| „Möge Sarasvati, die Läuternde, voll der höchsten Fülle, reich leuchtend im Denken, mit all ihrer Fülle unser Opfer begehren.“ Mit Sanskrit:

„Möge Sarasvati, die Läuternde (pavākā), voll der höchsten Fülle (vājínīvatī), reich leuchtend im Denken (dhiyāvasuḥ), mit all ihrer Fülle (vājebhir) unser (naḥ) Opfer (yajñáṁ) begehren (vaṣṭu).“

cae/d/iy/ÇI sU/n&ta?na</ cet?NtI sumtI/nam! , y/}< d?xe/ sr?SvtI . 1-3-11 codayitrī sūnŕtānāṁ cétantī sumatīnām | yajñáṁ dadhe sárasvatī |11|

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Mantras an Vedische Göttinnen 3

„Die Eingeberin der glücklichen Wahrheiten, die im Bewusstsein die beseelten rechten Gedanken erweckt, Sarasvati etabliert das Opfer.“ Mit Sanskrit:

„Die Eingeberin (codayitrī) der glücklichen Wahrheiten (sūnŕtānāṁ), die Bewusstmacherin (cétantī) der (beseelten) rechten Gedanken (sumaEnām), Sarasvati etabliert (dadhe) das Opfer (yajñáṁ).“

m/hae A[R>/ sr?SvtI/ à ce?tyit ke/tuna? , ixyae/ ivña/ iv ra?jit . 1-3-12 mahó árṇaḥ sárasvatī prá cetayati ketúnā | dhíyo víśvā ví rājati |12| „Mit dem Strahl ihrer Wahrnehmung erweckt Sarasvati im Bewusstsein die große Flut und herrscht strahlend über alle (intuitiven) Gedanken.“ Mit Sanskrit:

„Mit dem Strahl ihrer Wahrnehmung (ketúnā) macht Sarasvati die große Flut (mahó árṇaḥ) bewusst (prá cetayati) und herrscht strahlend (ví rājati) über alle (víśvā) (intuitiven) Gedanken (dhíyo).“

Zwei weitere Sarasvati Mantras. (Im ersten könnte das erste Versviertel auch allein benützt werden.)

-/Ôm! #d! -/Ôa k«?[v/t! sr?Sv/Tyk?varI cetit va/ijnI?vtI , g&/[a/na j?mdi¶/vt! Stu?va/na c? visó/vt! . 7-96-3 bhadrám íd bhadrā krṇavat sárasvatī, ákavārī cetati vājínīvatī | grṇānā jamadagnivát, stuvānā ca vasiṣṭhavát |VII.96.3| „Das Gute, wahrlich, möge Sarasvati, die Gute, erschaffen. Ohne Vorbehalt ist sie bewusst und im Besitz der (höchsten) Fülle, – zum Ausdruck gebracht von ihm, der die Flamme entfacht hat, und affirmiert von ihm, der ein höchst lichtvolles Wesen besitzt.“ (3) Mit Sanskrit: „Das Gute, wahrlich (bhadrám íd), möge Sarasvati, die Gute (bhadrā ), erschaffen (krṇavat). Ohne Vorbehalt (ákavārī) ist sie bewusst (cetaC) und im Besitz der höchsten Fülle (vājínīvaE), – zum Ausdruck gebracht (grṇānā ) von ihm, der die Flamme entfacht hat (jamadagnivát), und (ca) affirmiert von ihm (stuvānā ), der ein höchst lichtvolles Wesen besitzt (vasiṣṭhavát).“

Das zweite Mantra kommt aus einer der längsten Hymnen des Rig-Veda und fasst das vielseitige Wirken der göttlichen Inspiration noch einmal zusammen:

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Mantras an Vedische Göttinnen 4

ys! te/ Stn>? zz/yae yae m?yae/-Urœ yen/ ivña/ pu:y?is/ vayaR?i[ , yae r?Æ/xa v?su/ivdœ y> su/dÇ>/ sr?Svit/ tm! #/h xat?ve k> . 1-164-49

yás te stánaḥ śaśayó yó mayobhūr, yéna víśvā púṣyasi vāriyāṇi | yó ratnadhā vasuvíd yáḥ sudátraḥ, sárasvati tám ihá dhātave kaḥ |I.164.49| „Deine Brust, die immerzu fließt und Wonne bereitet, mit der du alle höchsten Segensgaben nährst, die die Ekstase begründet, den leuchtenden Schatz findet und sich großzügig schenkt, – o Göttin der fließenden Inspiration (Sarasvati), hier (im irdischen Leben) gib sie uns zum Trinken.“ Mit Sanskrit:

„Deine Brust (te stánaḥ), die (yás) immerzu (śaśayó) fließt und Wonne bereitet (yó mayobhūr), mit der (yéna) du alle (víśvā) höchsten Segensgaben (vāriyāṇi) nährst (púṣyasi), die die Ekstase begründet (yó ratnadhā), den leuchtenden Schatz findet (vasuvíd) und sich großzügig schenkt (yáḥ sudátraḥ), – o Göttin der fließenden Inspiration (sárasvati), hier (ihá) (im irdischen Leben) gib (kaḥ) sie (tám) uns zum Trinken (dhātave).“

Mantras an Aditi, die Unendliche Mutter und Göttin des ungeteilten Bewusstseins

(In der späteren indischen tantra-puranischen Tradition entspricht ihr die Ādi- oder Parā-Shakti.) Aditi als die eine alles umfassende Wirklichkeit. (Rig-Veda I.89.10)

Aid?it/*aERrid?itr/Ntir?]/mid?itma/Rta s ip/ta s pu/Ç> , ivñe? de/va Aid?it>/ pÂ/ jna/ Aid?itja/Rtmid?it/jRin?Tvm! . 1-89-10 áditir dyaúr áditir antárikṣam, áditir mātā sá pitā sá putráḥ | víśve devā áditiḥ páñca jánā, áditir jātám áditir jánitvam |I.89.10| „Aditi, die Unendliche, ist der Himmel, Aditi die (astrale) Zwischenwelt; Aditi ist die (kosmische) Mutter, sie der (kosmische) Vater, sie das Seelen-Kind. Aditi ist alle Gottheiten und die fünf (Entwicklungsstufen der) Geschöpfe. Aditi, die Unendliche, ist alles Geborene, Aditi alles noch Werdende.“ Mit Sanskrit:

„Aditi, die Unendliche, ist der Himmel (dyaúr), Aditi die (astrale) Zwischenwelt (antárikṣam); Aditi ist die (kosmische) Mutter (mātā), sie der (kosmische) Vater (sá pitā), sie das Seelen-Kind (sá putráḥ). Aditi ist alle Gottheiten (víśve devā) und die fünf (Entwicklungsstufen der) geborenen Geschöpfe (páñca jánā). Aditi, die Unendliche, ist das (bereits) Geborene (jātám), Aditi das (noch) zur Geburt kommende (jánitvam).“

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Mantras an Vedische Göttinnen 5

Ein Set von drei Versen (in einem besonders lebendigen Rhythmus) an Aditi, von denen

auch jeder für sich als Mantra benützt werden kann. (Rig-Veda VIII.18.4,6,7)

de/vei-?dReVyid/te =?irò-mR/Úa g?ih , SmTsU/iri->? puéiàye su/zmR?i-> . 8-18-4 devébhir devi adite áriṣṭa-bharman ā gahi | smát sūríbhiḥ purupriye suśármabhiḥ |4| „Komm mit den Göttern, o göttliche Mutter des Unendlichen Seins, o Bringerin der Sicherheit! Komm, o Vielgeliebte, mit deinen erleuchteten Sehern und mit vollkommenen Obhuten des Friedens!“ Mit Sanskrit:

„Komm (ā gahi) mit den Göttern (devébhir), o Göttin (devi), o Unendliche (adite), o Bringerin der Sicherheit (áriṣṭa-bharman)! O Vielgeliebte (purupriye), zusammen (komme) (smát) mit (deinen) erleuchteten Sehern (sūríbhiḥ) und mit vollkommenen Obhuten (des Friedens) (suśármabhiḥ)!“

Aid?itnaRe/ idva? p/zumid?it/nR−/mÖ?ya> , Aid?it> pa/Tv<h?s> s/dav&?xa . 8-18-6 áditir no dívā paśúm áditir náktam ádvayāḥ | áditiḥ pātu áṁhasaḥ sadā-vrdhā |6| „Aditi möge mit ihrem ungeteilten Wesen bei Tag, Aditi bei Nacht unser Wesen vor aller Enge behüten – die Unendliche Mutter, immer (in uns) wachsend.“ Mit Sanskrit:

„Aditi, von ungeteiltem Wesen (ádvayāḥ), möge bei Tag (dívā), Aditi bei Nacht (náktam) unser (no) Wesen (paśúm) vor aller Enge (áṁhasaḥ) behüten (pātu) – die Unendliche Mutter (áditir), immer (in uns) wachsend (sadā-vrdhā).“

%/t Sya nae/ idva? m/itrid?itrU/Tya g?mt! , sa z<ta?it/ my?Skr/dp/ iöx>? . 8-18-7

utá syā no dívā matír áditir ūtiyā gamat | sā śáṁ-tāti máyas karad ápa srídhaḥ |7| „Und dies ist unser beseelter Gedanke bei Tag (im Zustand der Bewusstheit): Möge die Unendliche Mutter mit ihrer Ausdehnung zu uns kommen. Möge sie den Frieden der Erfüllung ausbreiten, die Seligkeit erschaffen und alles Straucheln verhindern.“ Mit Sanskrit:

„Und dies ist (utá syā) unser (no) beseelter Gedanke (matír) bei Tag (dívā): Möge die Unendliche Mutter (áditir) mit ihrer Ausdehnung (ūCyā) (zu uns) kommen (gamat). Möge sie (sā) den Frieden der Erfüllung ausbreiten (śáṁ-tāti), die Seligkeit (máyas) erschaffen (karad) und alles Straucheln (srídhaḥ) verhindern (abwenden) (ápa).“

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Mantras an Vedische Göttinnen 6

Prithivī Bhūmi, die weite Erde als Verkörperin der Fülle des Seins

Ein Mantra (im Anushthup Versmaß von 4 x 8 Silben) zur Verbindung von Himmel und Erde,

zur Verkörperung und Erfüllung des Seins im Werden.

Der Atharva-Veda enthält eine 63 Strophen lange Hymne (XII.1) an die Erde, „deren unsterbliches Herz im transzendenten Ätherraum in die Wahrheit gehüllt ist“ (Vers 8). Sogar in einem rein äußerlichen Sinn stellt sie eine großartige ganzheitliche Weltschau dar, die gerade in der jetzigen Zeit relevanter ist als je zuvor. Liest man sie dazu im Hintergrund der Esoterik des Rig-Veda, enthüllt sie einem noch tiefere Einblicke. Z. B. heißt es schon im ersten Vers: satyáṁ brhád rtám ugráṁ dīkṣā tápo, bráhma yajñáḥ prthivīṁ dhārayanti | sā no bhūtásya bháv(i)yasya pátnī, urúṁ lokáṁ prthivī naḥ krṇotu |1| „Die Wahrheit des höchsten Seins und ihr dynamisches Gesetz, weit und mächtig, – das geweihte Leben, die Konzentration des Bewusstseins, das Wort aus der Seele, das Opfer, - sie tragen die Erde. Sie ist die Herrin des Gewordenen und des zu Werdenden. Möge die Erde für uns die Weite Welt erschaffen.“ (XII.1.1) Dass die Erde für uns die „Weite Welt“ (urum lokam) erschaffen soll, bedeutet esoterisch nichts weniger, als dass sie hier im irdischen Leben für uns die höchste Sonnen-Welt mit all deren göttlichen Attributen verwirklichen soll. Für die Seher ist die Erde und die auf ihr sich vollziehende Evolution des Bewusstseins aus dem Unbewussten Teil von ihrer Schau der göttlichen Wirklichkeit. Schon die zweite Hälfte dieses Eröffnungsverses oder das letzte Viertel allein könnten wir als ein großes holistisches Mantra benützen. In dieser Hymne wird die Erde (Sanskrit: Prithivī; wörtlich: die Breite) auch oftmals mit „Bhūmi“ angeredet. Die Wurzel „bhū“ bezieht sich auf das Sein im Zustand bzw. im Prozess des Werdens. Doch ist dieses Werden nicht vom Sein getrennt. Von der Wurzel „bhū“ leiten sich auch Worte wie „bhūma“ und „bhūti“, die sich auf die Fülle (des Gewordenen) beziehen, ab. Deshalb kann es gut sein, dass die Seher beim Wort „Bhūmi“ gleichzeitig das Werden und die Fülle im Sinn haben. Man könnte „Bhūmi“ deshalb grundsätzlich mit „Göttin des geoffenbarten Seins“ oder „Mutter des Seins im Werden“, aber auch mit „Verkörperin der Fülle des Seins“ übersetzen. Hier nur die letzte Strophe der Hymne, die ganz speziell als ein Himmel und Erde verbindendes Mantra benützt werden kann:

-Ume matinRxeih ma -Ôya suàitiòtm! , s<ivdana idva kve iïya< ma xeih -UTyam! .

bhūme mātar ní dhehi mā, bhadráyā súpratiṣṭhitam | saṁvidānā divā kave, śriyāṁ mā dhehi bhūt(i)yām |Atharva-Veda XII.1.63| „O Mutter Erde, halte mich fest, damit ich in Freude vollkommen verwurzelt bin. O Seherin! Eines Wissens mit dem Himmel, halte mich im Glanz des (höchsten) Lichts und in der Fülle des Gewordenen.“

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Mantras an Vedische Göttinnen 7

Mit Sanskrit:

„O Erde (O Verkörperin der Fülle des Seins) (bhūme)! O Mutter (mātar), mich (mā) halte fest (ní dhehi), in Freude (bhadráyā) vollkommen verwurzelt (sú-pratiṣṭhitam). O Seherin (kave)! Eines Wissens (saṁ-vidānā) mit dem Himmel (divā), halte (dhehi) mich (mā) im Glanz (śriyāṁ) (des höchsten Lichts) und in der Fülle (des Gewordenen) (bhūt(i)yām) .“

Sītā, die Göttin der Offenheit und Empfänglichkeit

Wie in der ganzheitlichen Weltschau der alten Rishis die Erde als Göttin betrachtet wird, so sehen sie auch in Sītā, der Ackerfurche, die das Licht der Sonne und den himmlischen Regen in sich aufnimmt und dadurch eine reiche Ernte schenkt, eine Korrespondenz zur Rezeptivität der menschlichen Seele.

A/vaRcI? su-ge -v/ sIte/ vNda?mhe Tva , ywa? n> su/-gas?is/ ywa? n> su/)las?is . 4-57-6

arvācī subhage bhava, sīte vándāmahe tuvā | yáthā naḥ subhágāsasi, yáthā naḥ suphálāsasi |IV.57.6| „Sei (uns) zugewandt, o vollkommen Selige! Sītā! Wir verehren dich, auf dass du für uns ganz selig bist, auf dass du für uns ganz fruchtbar bist.“

Mit Sanskrit:

„Sei (uns) zugewandt (arvācī bhava), o vollkommen Selige (subhage)! O Göttin der Offenheit (sīte)! Wir verehren dich (vándāmahe tuvā), auf dass du für uns (yáthā naḥ) ganz selig bist (subhágāsasi), auf dass du für uns (yáthā naḥ) ganz fruchtbar bist (suphálāsasi).“

Zwei Mantras an die Āpaḥ, die Göttlichen Wasser oder Wasser-Göttinnen. (Rig-Veda X.9.1,2) Diese Wasser des Lebens, die u. a. den oberen und den unteren Ozean (die Ebenen des Über- und des Unbewussten) miteinander verbinden, werden im Veda immer in der Pluralform und als Göttinnen, devīḥ, angesprochen.

Aapae/ ih óa m?yae/-uv/s! ta n? ^/jR d?xatn , m/he r[a?y/ c]?se . 10-9-1 āpo hí ṣṭhā mayobhúvas tā na ūrjé dadhātana | mahé ráṇāya cákṣase |1| „O Göttliche Wasser, da ihr die Hervorbringer der Wonne seid, haltet (empfangt) uns für eure belebende Energie und für eine große freudige Schau!“ Mit Sanskrit:

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Mantras an Vedische Göttinnen 8

„O (Göttliche) Wasser (āpo), da (hí) ihr die Hervorbringer der Wonne (mayobhúvas) seid (ṣṭhā), sollt ihr (tā) uns (na) für (eure) belebende Energie (ūrjé) empfangen (dadhātana) und für eine große (mahé) freudige (ráṇāya) Schau (cákṣase)!“

yae v>? iz/vt?mae/ rs/s! tSy? -ajyte/h n>? , %/z/tIr! #?v ma/tr>? . 10-9-2 yó vaḥ śivátamo rásas tásya bhājayatehá naḥ | uśatīr iva mātáraḥ |2| „Was eure segensvollste Essenz ist, daran lasst uns hier (im Leben) teilhaben wie (nach uns) verlangende Mütter.“ Mit Sanskrit:

„Was (yó) eure (vaḥ) segensvollste (śivátamo) Essenz (rásas) ist, daran (tásya) lasst uns (naḥ) hier (ihá) genüsslich teilhaben (bhājayata) wie (iva) (nach uns) verlangende (uśaEr) Mütter (mātáraḥ).“ Der große Seher Vasishtha hat zwei spezielle, aber auch sehr komplexe, Hymnen an die Göttlichen Wasser komponiert. Hier ein Halbvers (aus Hymne VII.49.3), dessen letztes Viertel dort mehrere Male als Refrain erscheint, und auch allein als kurzes Mantra benützt werden könnte:

m/xu/íut>/ zuc?yae/ ya> pa?v/kas! ta Aapae? de/vIr! #/h mam! A?vNtu . 7-49-3 madhuścútaḥ śúcayo yāḥ pavākās tā āpo devīr ihá mām avantu |aus VII.49.3| „Die sich mit Honig ergießen, rein und läuternd sind, – die Wasser-Göttinnen mögen mich hier fördern.“ Mit Sanskrit:

„Die (yāḥ) sich mit Honig ergießen (madhu-ścútaḥ), rein (śúcayo) und läuternd (pavākās) sind, – die (tā) Wasser-Göttinnen (āpo devīr) mögen mich (mām) hier (ihá) fördern (avantu).“