Ein neuer Verbrennungsofen

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2723 405. Fritz F u c h s : Ein neuer Verbrennungsofen. [Vorgetragen in der Sitzung vom Verfasser.] Unter den gebrauchlichen Verbrennungsofen lassen sich im All- gemeinen zwei Systeme unterscheiden: Oefen, bei denen das Glasrohr in eine Rinne zu liegen kommt, - z. B. von Erlenmeyer und Babo - und solche, bei denen eiserue Kerne in Anwendung stehen - Glaser. Beide Systeme haben ihre Vorziige und Fehler. Durch die Rinne wird das eingelegte Rohr jedenfalls gegen Deformation geschiitzt, andererseits ist bei den Oefen dieser Construction das Rohr beim Snziinden der Flarnmen leicht dem Springen ausgesetzt, und macht jede Aenderung in der Warmezufuhr zu sehr ihren Einfluss auf das in der Gliihhitze sehr empfindliche Glasrohr geltend. Die Eisenkerne in den Oefen - System Glaser - vermogen bedeutende WBrmemengen rasch aufzunehmen, auch rasch wieder abzugeben und bilden daher vorziigliche Regulatoren gegeniiber schnell einander folgenden Schwankungen in der Warmezufuhr. So sehr die Kerne dadurch auch zur Schonuiig des Glases beitragen, so muss man doch zugestehen, dass das Hantiren mit den Kernen ziemlich miihsam ist, und dass besonders beim Einschieberi der Kerne bei gliihendem Ofen das Glasrohr sehr schadlichen Ersch~tterungen aus- gesetzt wird. Ich war bestrebt, einen Ofen zu construiren, der die Vorziige beider Systeme vereinigt, deren Fehler jedoch moglichst vermeidet. Der Ofen nachstehender Construction enthalt sowohl eine Rinne als Kerne. Die Rinne hat hierbei nur den Zweclr, dem Rohr eine sichere und ruhige Lage zu geben. Dieselbe ist, wie aus untenstehender Figur 1 ersichtlich, am Eisen- blech ausgeschnitten. Figur 1. Statt dieser ausgeschnittenen Rinnen kann in den meisten Fallen auch eine gewohnliche eiserne Rinne mit Erfolg angewandt werden. Die Eisenkerne sind nach einem wesentlich neuen Principe con- etruirt: dieselben besitzen neben der Beweglichkeit in horizontaler Richtung auch eine solclie in verticaler, sie sind urn eine Schiene d r e h bar. Wie aus beigefiigter Zeichnung 2 ersichtlich, sind dieselben mit Handhaben versehen.

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405. Fritz F u c h s : Ein neuer Verbrennungsofen. [Vorgetragen in der Sitzung vom Verfasser.]

Unter den gebrauchlichen Verbrennungsofen lassen sich im All- gemeinen zwei Systeme unterscheiden: Oefen, bei denen das Glasrohr in eine Rinne zu liegen kommt, - z. B. von E r l e n m e y e r und B a b o - und solche, bei denen eiserue Kerne in Anwendung stehen - G l a s e r .

Beide Systeme haben ihre Vorziige und Fehler. Durch die Rinne wird das eingelegte Rohr jedenfalls gegen Deformation geschiitzt, andererseits ist bei den Oefen dieser Construction das Rohr beim Snziinden der Flarnmen leicht dem Springen ausgesetzt, und macht jede Aenderung in der Warmezufuhr zu sehr ihren Einfluss a u f das in der Gliihhitze sehr empfindliche Glasrohr geltend.

Die Eisenkerne in den Oefen - System G l a s e r - vermogen bedeutende WBrmemengen rasch aufzunehmen, auch rasch wieder abzugeben und bilden daher vorziigliche Regulatoren gegeniiber schnell einander folgenden Schwankungen in der Warmezufuhr. So sehr die Kerne dadurch auch zur Schonuiig des Glases beitragen, so muss man doch zugestehen, dass das Hantiren mit den Kernen ziemlich miihsam ist, und dass besonders beim Einschieberi der Kerne bei gliihendem Ofen das Glasrohr sehr schadlichen Ersch~tterungen aus- gesetzt wird.

Ich war bestrebt, einen Ofen zu construiren, der die Vorziige beider Systeme vereinigt, deren Fehler jedoch moglichst vermeidet.

Der Ofen nachstehender Construction enthalt sowohl eine Rinne als Kerne.

Die Rinne hat hierbei n u r d e n Z w e c l r , dem Rohr eine s i c h e r e u n d r u h i g e L a g e zu geben.

Dieselbe ist, wie aus untenstehender Figur 1 ersichtlich, am Eisen- blech ausgeschnitten.

Figur 1.

Statt dieser ausgeschnittenen Rinnen kann in den meisten Fallen auch eine gewohnliche eiserne Rinne mit Erfolg angewandt werden.

Die Eisenkerne sind nach einem wesentlich neuen Principe con- etruirt: dieselben besitzen neben der Beweglichkeit in horizontaler Richtung auch eine solclie i n v e r t i c a l e r , sie sind urn eine S c h i e n e d r e h b a r . Wie aus beigefiigter Zeichnung 2 ersichtlich, sind dieselben mit Handhaben versehen.

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Figur 2.

Die Rerne kiinnen in jedem Stadium der Verbrennung ohne die g e r i n g s t e E r s c h i i t t e r u n g des Rohres e i n - und a u s g e s c h a l t e t werden, wodurch es errnoglicht wird, den Gang der Verbrennung rascber und genauer zu reguliren als bei Oefen anderer Construction. Die Kerne kijnnen imrner in dem Ofen verbleiben.

Der Vorgang beini Verbrennen ist folgender: Das Rohr wird in die R i m e eingelegt; an jeiien Stellen, wo man

dasselbe kalt zu halten wiinscht , werden die Kerne ausgeschaltet (gesenkt) und erst bei fortschreitender Verbrennung successive wieder eingeschaltet (gehoben). Beim Anziinden der Flammen braucbt keine Vorsicht beobachtet zu werden. Die Handhabuiig der Kerne setzt keine besondere Uebung voraus. Beim Ausschalten wird durcli einen kleinen Druck auf den Hebelarm der Kern ein wenig gehoben, so- dann etwae zuriickgezogen, worauf er durch sein Eigengewiclit hinab- ainkt. Beim Einschalten erfolgt eine ganz analoge Bewegung im ent- gegengesetzten Sinne.

Wesentlich verschieden yon anderen Systenien ist die Anordnuog der Thonkacheln.

Figur 3.

Das sogenannte Einschlagen der Brenner hat, wie gewiss schon viele meiner I'achgenossen bemerkt haben , gewshnlich riicht seinen Grund in einer fehlerhaften Brennerconstruction , sondern in der Stellung der Thonkaclieln, die die Warme von oben und von den Seiten zuriickstrahlen, vertilial nach nnten jedoch frei ansetrahlen

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lassen. Diese WHrme , nebenbei ein betrichtlicher Gasverlust, dient nur dam, alle Eisentheile, besonders die Brenner, stark zu erhitzen, und fiihrt so das Einschlagen der Flammen herbei.

Ich habe, um diese Nachtheile zu vermeiden, den Thonkacheln eine g e k r i i m m t e F o r m gegeben, derart, dass nur ein Spalt fiir die Brenner freigelassen wird. Die Hitze concentrirt sich infolgedessen auf das Rohr. Die Brenner und die unteren Theile des Ofens e r w a r m e n s i c h n i c h t , und ausserdem wird eine b e d e u t e n d e Gas e r s p a r n i s s erzielt.

Der Gasverbrauch des Ofens betrug pro Brennstunde 0.7-0.9 cbm Gas, wobei ich bemerken will, dass der Ofen bei langsam durchge- fiihrter Verbrennung durchschnittlich 1 */3 Stunden im Feuer stand i die Gaskosten einer Verbrennung stellen sich daher durchschnittlich auf 14- 17 Pfennige (nach Berliner Heizgaspreisen).

Die Versuche wurden sowohl im geschlossenen als offenen Rohr nach der gewijhnlichen Methode mit Kupferoxyd ausgefiihrt; ich kann daher darauf rerzichten, die Analysen (deren Zahlen sich innerhalb der erlaubten Fehlergrenze bewegen) hier zu verijffentlichen.

Die Elkan’sche Sauerstoffbombe hat sich bei den Versuchen sehr bewahrt.

Herrn Dr. L a w e n b e r g , der mir das Laboratorium der 6ff. Con- ditioniranstalt zu Berlin bereitwilligst zur Verfigung stellte, sowie Herrn Dr. K u h spreche ich hier meinen besten Dank aus.

Was die Brenner anbelangt, so sind dieselben, der Stellung der Kacheln entsprechend , oben flaehgedriickt und mit Vorrichtung zum Heben und Senken sowie zur seitliehen Verschiebung versehen.

Run zusammengefasst , bietet die Construction folgende wesent- liche Vortheile:

1. g r o s s e S c h o n u n g des Glasrolirs, 4. r a s c h e u n d a u s g i e b i g e W g r m e r e g u l i r u n g , 3. b e d e u t e n d e G a s e r s p a r n i s s

D e r Ofen steht unter Patentschutz und wird von der Fabrik chemischer Apparate M a x R a e h l e r & M a r t i n i , Berlin W, an- gefertigr .

W i e n , im Ju!i 1892.