Ein neues Engadinerhaus · Engadiner Baukunst auf und bietet gleichzeitig den Komfort eines...

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Reportage 38_Das Einfamilienhaus 4/2011 Das Einfamilienhaus 4/2011_39 Ein neues Engadinerhaus In Guarda Pitschen, einem neuen Quartier etwas ausserhalb des Schellenursli-Dorfs Guarda, steht die «Chasa Arpiglia». Das stattliche Haus greift viele Elemente der traditionellen Engadiner Baukunst auf und bietet gleichzeitig den Komfort eines Neubaus. Von Christine Vollmer (Text) und Ralph Feiner (Fotos) Auszug aus der Zeitschrift erschienen am 28. Juli 2011 ©Etzel Verlag AG DAS EINFAMILIEN HAUS

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Reportage

38_Das Einfamilienhaus 4/2011 Das Einfamilienhaus 4/2011_39

Ein neues EngadinerhausIn Guarda Pitschen, einem neuen Quartier etwas ausserhalb des Schellenursli-Dorfs Guarda,steht die «Chasa Arpiglia». Das stattliche Haus greift viele Elemente der traditionellen Engadiner Baukunst auf und bietet gleichzeitig den Komfort eines Neubaus. Von Christine Vollmer (Text) und Ralph Feiner (Fotos)

Auszug aus der Zeitschrift

erschienen am28. Juli 2011

©Etzel Verlag AG

DAS EINFAMILIEN

HAUS

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Foto gross) Zufahrt und Erschliessung: Die geräumige Tiefgarage bietet mehreren Fahrzeugen Platz. 1) Mit der mächtigen Natursteinmauer, die das Privatgrundstück von der Strasse trennt, wurde einer Auflage der Gemeinde entsprochen.2) Durch die Terrassierung wurden im steilen Gelände Aussensitzplätze geschaffen: Hinter dem Haus fand ein Badebottich Platz.

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Wohnraum mit Aussicht: In der holzgerahmten Fensternische sitzt man quasi auf einem Indoor-Balkon.

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Foto gross) Bergzauber: Vom Reh an der Wand bis zur Kuscheldecke sind auch die Accessoires stilvoll kombiniert.1) Holz, Schiefer, weisse Wände: Wenige Materialien sorgen für eine aufgeräumte, ruhige Atmosphäre.2) In Sachen Platz und Ausstattung lässt auch die Küche keine Wünsche offen.

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Freiraum unter dem Dach: Das Musik- und Lesezimmer mit Blick auf den Piz Arpiglia, nach dem das Haus benannt ist.

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1 Architekt vor Ort So deutlich die Bauherrin sich die Innenräumevon Anfang an vorstellen konnte – für die konkrete Umsetzungbrauchte sie einem Fachmann. Im Architekten Roger Vulpi, inGuarda aufgewachsen und seit Jahren mit einem eigenen Architek-turbüro etabliert, fand sie den richtigen Partner für ihr Projekt.Seine Aufgabe war es, das gewünschte Raumprogramm auf derParzelle und gemäss der Ortsplanung umzusetzen. Das Terrainwar ihm bereits vertraut, auf der Parzelle schräg unterhalb der«Chasa Arpiglia», hatte er bereits kurz zuvor einen bemerkenswer-ten Neubau errichtet. Der markante weisse Wohnturm mit Blech-dach fand in Architekturkreisen anerkennende Beachtung. (vgl.Publikation: «Turmhaus mit Adlerhorst», in «Raum und Wohnen»,Ausgabe 6/7, 2008).

Die Randbedingungen Einseits galt es, bei der Planung die topo-grafischen Gegebenheiten zu berücksichtigen, andererseits gab esklare Auflagen von der Gemeinde. Der Quartierplan für Guarda-Pitschen verlangt eine Siedlungsstruktur, die den bestehendenEngadiner Dörfern ähnlich ist. Der Architekt entsprach dieserAnforderung «mit einer Bauweise nah zur Strasse, der vorgegebenenGiebelrichtung, den muralen Fassaden und einem grosszügigenGebäudevolumen.» Auch mit den unterirdischen Parkmöglich kei -ten wird eine Auflage der Gemeinde erfüllt, ebenso mit der Natur-steinwand, die das Anwesen zur Strasse hin abgrenzt. Wegen dersteilen Hanglage wurden Terrassen angelegt: Auf der unters ten,strassenseitigen Ebene wird das Haus erschlossen, man kann direktin die grosse Garage fahren oder zu Fuss über eine Aussentreppezum Haupteingang steigen. Vor der zweiten Ebene, vor der Haus-tür, lädt eine Terrasse mit einer bequemen Bank zum Aus ruhenein. Von der dritten Ebene, dem Wohn-Essbereich, hat man eben-falls direkten Zugang ins Freie: Hier wurde an der Nordseite hin-ter dem Haus ein geschützter Sitzplatz angelegt, hier gehts zumHundezwinger und dahinter hinauf in den Blumen- und Gemüse-garten. Auf der vierten Ebene, in den hohen Räumen unter demDach liegt der privateste Bereich der Hausherrin: Schlafraum undAnkleide, Musikzimmer/Bibliothek sowie sowie nordseitig eingrosszügiger Bade- und Wellnessbereich mit Whirlpool und Sauna.Die vier Geschosse sind durch breite Treppen verbunden unddurch einen Lift erschlossen. Mit dem Lift kommen alle Patientenproblemlos in Maya Zellers Gesundheitspraxis. Zudem ist er prak-tisch, wenn es gilt, Einkäufe hinauf in die Küche zu bringen – eineKüche, die mit ihren Dimensionen und ihrer grosszügigen Aus-stattung so aussieht, als ob hier oft und gerne Gäste bewirtet werden.

Der Tradition verpflichtet Obwohl die Innenräume durch unddurch zeitgenössisch modern sind, ist das Haus in vielem der Tradition verpflichtet. Mit seinem massigen Volumen, nah amStrassenrand, ist es quasi eine moderne Version des beliebtenEngadinerhauses. Der mineralische Verputz der Fassade ist eben-falls historisch inspiriert. Bauherrin und Architekt suchten undfanden den passenden sanften Farbton, der je nach Lichteinfallimmer wieder anders wirkt, im alten Dorf Guarda. Auch die hori-zontal zweigeteilte Haustüre aus Lärchenholz greift ein EngadinerBauelement auf: Oft steht die obere Hälfte einladend offen, ganzwie im alten Dorf, zum Zeichen, dass jemand zu Hause ist.Innen wie aussen wurde ein einheitliches Materialkonzept umge-setzt. Wenige, natürliche Materialien geben dem Haus Charakter.Das solide Mauerwerk der Hülle, Naturstein fürs Dach, einen Teil

> Eine Zeitlang träumte die Bernerin Maya Zeller, die nach be -wegten Lehr- und Wanderjahren beschlossen hatte, im Engadinsesshaft zu werden, von einem alten Engadinerhaus. Doch weilihr, realistisch betrachtet, dieser Traum ausser Reichweite schien,dachte sie über Alternativen nach. Einen Stall auf der Alp aus-bauen? Oder ein Neubau? In der Gemeinde Guarda war Baulandzu haben. Und das kam gerade recht.

Das schwarze Notizbuch Maya Zeller kaufte sich ein dickes schwar-zes Notizbuch und fing an, ein Konzept zu skizzieren. Raumpro-gramm, Materialien, Innenausbau. Ausschnitte aus einschlägigenWohnzeitschriften, ein Bild von Peter Zumthors Therme in Valsdokumentieren Raumstimmungen. Ein eingeklebter Prospektzeigt die Leuchte, die jetzt über dem Esstisch hängt: Ein Entwurfdes Zugers Iwan Zurfluh. Die ersten im Buch skizzierten Grundrissehaben bereits erstaunlich viel mit dem fertigen Haus gemeinsam.

Klare Vorgaben «Ich wusste genau, was ich wollte», dieser Satz fälltwährend Hausbesichtigung immer wieder. Ein grosses Haus, mitgrosszügigen Wohnräumen, separaten Praxisräumen, mit einemLift, Aussicht, Hundezwinger und Gemüsegarten. Ein Haus, dasmit einer aussergewöhnlichen Wellnesslandschaft einen gewissenLuxus bietet, das komfortabel, aber nicht protzig wirkt. Der Innen-ausbau in den Naturmaterialien Holz und Stein trägt dazu bei.Ein sympathisches Haus, in dem sich der Gast auf Anhieb wohlund willkommen fühlt. Und das liegt nicht nur an den freundlichschwanzwedelnden Berner Sennenhunden, die jeden Ankömm-ling sogleich in Beschlag nehmen, nach Hundeart begrüssen undStreicheleinheiten einfordern. Es liegt daran, dass man sich in dengrosszügigen, hellen Räumen hinter dicken Mauern einfach ge -borgen fühlt. Der Ort hat, so wie es sich Maya Zeller gewünschthat, etwas von einem Kraftort. In dieser Umgebung kann man zurRuhe kommen und sich erholen.

1) Ruhezone Schlafraum: Die gerahmten Fenster wirken wie Bilder an der Wand.2) Das Gästezimmer im Wohngeschoss, mit eigenem Sitzplatz.

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1+2) Wellnesszone Wohnbad: Eine komfortable Sauna und die Whirlwanne laden zum Ausspannen ein.

der Böden und eine Wand im Wohnraum, und Lärchenholz fürdie Fensterrahmen, die Böden und den Innenausbau. Die lokalenHandwerker hatten alle Hände voll zu tun. Besonders der Schrei-ner war gefordert: Einen grossen Teil ihres Mobiliars hat Maya Zel-ler nach eigenen Ideen anfertigen lassen: Schlichte, praktischeTische, Regale und Einbauschränke aus einheimischem Holz. «Ichwollte keine Provisorien und keine Experimente, ich wollte solideQualitätsarbeit.»

Feriengäste willkommen Der hohe Anspruch an den Innenausbauund die Einrichtung wurde nicht nur in den privaten Räumen undder Gesundheitspraxis umgesetzt. Die 21⁄2-Zimmer-Ferienwohnungneben der Praxis erfüllt ebenfalls höchste Ansprüche in SachenEinrichtung und Wohnkomfort. Maya Zeller bieten ihren Gästenden Luxus eines 5-Stern-Hotels, ergänzt durch die persönlicheNote. Von der überdurchschnittlich ausgestatteten Küchenzeilemit Racletteofen und Nespressomaschine über den Blumengrussauf dem Tisch bis zum Gesundheitskissen im Bett. Auf der priva-ten Terrasse laden Liegestühle zum Geniessen der Bergsonne ein,das Badezimmer in grauem Schiefer, Glas und Designarmaturenruft die Vorliebe der Bauherrin für Peter Zumthors Therme inErinnerung.Der historische Wanderweg Via Engiadina führt praktisch an derHaustür vorbei. Weitere Ausflugstipps gibt die Wirtin und Haus-herrin, der das Engadin zur zweiten Heimat geworden ist, gerne.Nur etwas muss der Vollständigkeit halber noch notiert werden:Hat man sich in der behaglichen «Chasa Arpiglia» erst einmal ein-gerichtet, ist es plötzlich gar nicht mehr so dringend, anderswohineinen Ausflug zu machen. <

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Reportage Ferienwohnung im Engadinerhaus

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Ferienwohnung mit viel Komfort: Vom eigenen Sitzplatz über eine gut ausgestattete Küche und ein luxuriöses Badbis zur liebevoll eingerichteten Schlafkammer mit Echtholzboden – hier fehlt es an nichts.

Infos und Reservation: Chasa Arpiglia, 7545 Guarda, Tel. 081 860 30 94, www.terranuova.ch

Technische Angaben Ein neues Engadinerhaus

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EG

Erdgeschoss

ObergeschossDachgeschoss

UG

Untergeschoss

Schnitte

KonstruktionMassivbauweise mit Aussendäm-mung. Fundament: Betonplatte,Streifenfundamente, Einzelfunda-ment. Aussenwände, Aufbau: Mineralischer Putz, 20–25 cmBeton, 17,5 cm Backstein, 16 cmSteinwolle als Aussendämmung,mineralischer Putz. Innenwände:Mineralischer Putz, Beton, Dämmung 20 mm, Betondecken240 mm.

InnenausbauWandbeläge mineralischer Putz,Böden Parkett, Lärche gebürstet,geölt, und brasilianische Schiefer-platten.

Dach Satteldach, Neigung 22°. Konstruktion und Aufbau: MalencoSteinplatten, Schalung 30 mm,Konterlattung 80 mm, Unterdach-bahn Kunststoff, WärmedämmungSteinwolle 2 x 80 mm Dampf-bremse. Sichtschalung 20 mm,Sparreneinlage.

HaustechnikHeizsystem Wärmepumpe mit Erdsonden. Lift.

Allgemeine AngabenGebäudevolumen 2370 m3

Bruttogeschossfläche 695 m2

Baukosten keine AngabenBaujahr 2008/9Bauzeit 1 Jahr

ArchitekturRoger Vulpi7545 GuardaTel. 081 862 20 30www.vulpi-guarda.chMitarbeit: Andreas Kunz