Ein offenes Ohr fr die Studenten - DHBW Stuttgart · 2017. 8. 23. · religis gelerntª, sagt...

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Pop-up-Stores sollen junge Käufer ansprechen D er Blick geht ins Detail: Wie sieht es im Stadtbezirkszentrum aus? Wie attraktiv sind die Einkaufsangebo- te? Wie viele Geschäfte stehen leer? Wie sauber sind die Plätze und Straßen? Diesen Fragen sind Studierende der Dualen Hoch- schule Baden-Württemberg (DHBW) in einer von der Wirtschaftsförderung Stutt- gart beauftragten Studie nachgegangen. Die Bezirke Vaihingen, Bad Cannstatt, Feu- erbach, Untertürkheim, Weilimdorf und Zuffenhausen haben sie sich genauer ange- schaut und überlegt, mit welchen Maßnah- men die Ortszentren attraktiver gestaltet werden können. „Im Gegensatz zu den anderen unter- suchten Bezirken hat Vaihingen eine sehr heterogene Bevölkerungszusammenset- zung“, sagt Sven Köhler, der an der DHBW Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwer- punkt Handel lehrt und die Durchführung des Projekts in eine Vorlesung eingebettet hat. Die Universität und die US-amerikani- schen Kasernen tragen ebenso ihren Teil dazu bei wie der Stuttgarter Engeneering Park (Step), das Gewerbegebiet Waldplätze und der Synergiepark, das größte Gewerbe- gebiet der Landeshauptstadt. „In Vaihin- gen leben viele Studenten. Dazu kommen zahlreiche Rentner, aber auch Pendler, die zwar nicht im Bezirk leben, aber trotzdem die Angebote vor Ort nutzen“, sagt Köhler. Die DHBW-Studenten haben sich nicht nur die Standorte angeschaut, sondern auch die Bürger befragt, wie sie ihr Orts- zentrum einschätzen. In Vaihingen waren es 49 Personen zwischen 18 und 77 Jahren. „Die überwiegende Mehrheit der Befragten war für gezielte Einkäufe oder Erledigun- gen in Vaihingen, ‚Bummeln’ wurde nur von wenigen als Besuchsgrund angegeben“, fasst Köhler zusammen. „Das kann einer- seits an der Uhrzeit der Erhe- bung liegen, aber auch in der geringen Aufenthaltsqualität von Vaihingen begründet sein.“ Die größte Unzufrie- denheit habe bei den Befrag- ten in den Bereichen Sauber- keit und Einkaufsatmosphäre gelegen. Zudem seien Mängel bei „Vielfalt/Qualität des Wa- renangebots“ sowie „Vielfalt/ Qualität der Gastronomie“ er- kennbar gewesen. In der Studie haben die Studenten Konzepte entwi- ckelt, mit denen die Bezirks- zentren aufgewertet werden können. Kurzfristig umsetz- bar sind demnach eine besse- re Reinigung und Beschilde- rung. Auch die hellere Be- leuchtung von dunklen Ecken, an denen sich die Menschen unwohl füh- len, ließe sich schnell umsetzen. Mittelfris- tig müsse man schauen, wie man den Leer- ständen vor Ort entgegenwirken kann, sagt Köhler. Dem Einzelhandel in den Außenbezir- ken macht vor allem der wachsende Handel in der Innenstadt Konkurrenz. Dort sind die Angebote oft attraktiver als in den Be- zirken. Auch das Internet macht den Ge- schäftsleuten in den Bezirken zu schaffen; viele Kunden bestellen lieber online ihre Waren, als die Geschäfte vor Ort zu besu- chen. Die Folge: Immer mehr Geschäfte müssen schließen. Fachleute sprechen vom Trading-Down- Prozess. Wo ehemals inhaber- geführte Geschäfte waren, sie- deln sich „niedrigpreisige Gastronomiebetriebe“, Wett- büros oder Spielhallen an, teilweise stehen die Läden über lange Zeit leer. „Das ist ein Teufelskreis. Die Käufer wandern in die Innenstadt ab oder kaufen im Internet, die Geschäfte vor Ort schließen, durch das schlechter werden- de Angebot kehren noch mehr Menschen dem Handel im Be- zirk den Rücken“, sagt Köhler. Dabei ist das Internet nicht unbedingt schlecht für den Einzelhandel, man muss es nur richtig nutzen. „Vaihingen ist gut geeignet, um den Han- del digitaler werden zu lassen“, findet Köh- ler. Er denke dabei an eine Art Online- Marktplatz. Dort können sich Kunden bei- spielsweise tagsüber im Internet Waren bei ihren Geschäften vor Ort bestellen und sie am Abend persönlich in den Läden abho- len. Ein solches Modell gibt es seit dem ver- gangenen Jahr etwa in Leinfelden-Echter- dingen. Auch Kundenvorteile über Handy- Apps, etwa vergleichbar mit dem Punkte- system einer Payback-Karte, können sich die Studenten vorstellen. Insbesondere für ältere Menschen ist eine fußläufige Versor- gung mit den nötigen Lebensmitteln und Haushaltswaren wichtig. Eine weitere Idee sind „Pop-up-Stores“. Das sind temporäre Ladeneinheiten, die für eine kurze Zeit besondere Produkte in einem besonderen Einkaufserlebnis anbie- ten. In Bad Cannstatt und Untertürkheim seien solche Versuche bereits gut ange- kommen. „Das spricht vor allem die jungen Leute an“, sagt Köhler. Solche Pop-up- Stores können Kleidung ebenso verkaufen wie Schokolade. Eine ansprechende Gastronomie sei ebenfalls ein Aspekt, der die Bürger in die Ortszentren locke. „Einzelhandel und Res- taurants können voneinander profitieren“, sagt Köhler. Während bei den älteren Bür- gern vor allem die schwäbische Küche ge- fragt sei, seien junge Leute eher auf der Su- che nach gemütlichen Bars und Abendgast- ronomieangeboten. „Man muss Konzepte entwickeln, die alle Zielgruppen gleicher- maßen ansprechen“, sagt Köhler. Welche Maßnahmen tatsächlich umge- setzt werden könnten, das steht noch nicht fest. Die Wirtschaftsförderung möchte den Verbund Vaihinger Fachgeschäfte und den Bund der Selbständigen in die Planungen einbeziehen. „Wir sind gerade in Gesprä- chen mit dem BDS und dem VVF“, sagt Stadtteilmanager Torsten von Appen. Vaihingen Im Auftrag der Wirtschaftsförderung haben sich Studenten der DHBW mit Stuttgart-Vaihingen beschäftigt. Sie haben ausgearbeitet, mit welchen Maßnahmen sich das Ortszentrum und der Einzelhandel positiv entwickeln können. Von Sandra Hintermayr DHBW-Studenten haben untersucht, mit welchen Konzepten das Vaihinger Zentrum – hier der Schillerplatz – attraktiver werden kann. Foto: Sandra Hintermayr „Vaihingen ist gut geeignet, um den Handel digitaler werden zu lassen.“ Sven Köhler, Professor an der DHBW Foto: Archiv Wilhelm Mierendorf Redaktion Filder-Zeitung Telefon: 07 11/72 05-89 61 E-Mail: [email protected] Kontakt Inhalt Vaihingen Intergalaktische Kämpfe Auf dem Gelände des Waldheims ging es beim Höhepunkttag am Donnerstag richtig zur Sache. Das Schicksal des Universums stand auf dem Spiel. SEITE II Lokalsport Auftaktsieg im Regen Der TV Echterdingen hat zum Start der neuen Saison in der Landesliga den FV 09 Nürtingen mit 3:1 besiegt. Ein Gewitter sorgte zwischendurch für eine Pause. SEITE V Martinskirche Orgelfantasien zum Reformationsjubiläum Möhringen Im Rahmen des ersten Italieni- schen Orgelsommers ist am morgigen Sonntag, 20. August, Gabriele Marinoni in der Martinskirche zu Gast. Der Nach- wuchskünstler aus Como ist auch künstle- rischer Berater der Reihe und hat ein Pro- gramm mit Orgelfantasien zusammenge- stellt, das im Sinne des Reformationsjubi- läums steht. Unter anderem können die Zuhörer auf Max Regers Choralfantasie „Ein feste Burg ist unser Gott“, Opus 27, freuen. Beginn des Konzerts ist um 19.30 Uhr in der Kirche am Oberdorfplatz. Der Eintritt ist frei, Spenden zur Kostende- ckung sind erbeten. Der Italienische Orgel- sommer wird vom Verein Arces und dem italienischen Kulturinstitut zusammen mit dem Bezirksamt und der evangelischen Kirchengemeinde veranstaltet. shi Vortrag Geschichten aus Stuttgarts Geschichte Dürrlewang Bernhard Leibelt kommt am Montag, 21. August, in das Awo-Begeg- nungs- und Servicezentrum. Im Rahmen der Reihe „Geschichten aus Stuttgarts Ge- schichte“ wird er Bilder und Fakten zu alt- bekannten Plätzen und Orten der Landes- hauptstadt präsentieren. Beginn ist um 15 Uhr in der Begegnungsstätte an der Oster- bronnstraße 64 B. shi Schattenring Alkoholisierter Fahrer verursacht Unfall Vaihingen/S-Süd Ein offenbar alkoholisier- ter 51 Jahre alter Mercedes-Fahrer ist am Donnerstagabend auf der Bundesstraße 14 auf Höhe der Schattenringbrücke mit über- höhter Geschwindigkeit unterwegs gewe- sen und auf den Passat eines 40-Jährigen aufgefahren. Nach Angaben der Polizei war der 51-Jährige gegen 19 Uhr mit offenbar überhöhter Geschwindigkeit auf der B 14 in stadtauswärtiger Richtung unterwegs, als er auf den Passat auffuhr. Dabei wurden der 40-jährige Passatfahrer sowie eine 15 Jahre alte Mitfahrerin im Mercedes leicht ver- letzt. Bei der Unfallaufnahme stellten die Beamten fest, dass der 51-Jährige alkoholi- siert war. Er musste eine Blutprobe abge- ben, sein Führerschein wurde beschlag- nahmt. Durch den Unfall entstand nach ersten Schätzungen ein Schaden von rund 30 000 Euro. red S-West Vom Physiker zum Türsteher Türsteher Alexander Petrajtis ist studierter Physiker und bekannt wie ein bunter Hund. Seit Jahren regelt er die Türpolitik an diversen Clubs der Stadt. SEITE III Ein offenes Ohr für die Studenten I n 25 Jahren als katholischer Hoch- schulseelsorger beim Ökumenischen Zentrum auf dem Unicampus Stutt- gart-Vaihingen hat Thomas Richter-Alender schon einiges erlebt. „Ich habe schon so viele verschiedene Leute in ganz unterschiedlichen Situatio- nen getroffen“, sagt Richter- Alender. „Manchmal waren das traurige Erlebnisse, manchmal auch schöne.“ In seinem Büro im Ökumeni- schen Zentrum steht die Tür den ganzen Tag lang für die Studierenden offen. Nicht nur während der offiziellen Sprechzeiten. Der ausgebildete Theologe ist für die all- gemeine Organisation im Ökumenischen Zentrum von Abendveranstaltungen bis hin zu Deutschkursen am hausinternen Deutschkolleg mitverantwortlich. „Ein we- sentlicher Teil meiner Arbeit ist die Beratung von ausländi- schen Studierenden“, sagt Richter-Alender. Diese kämen meist mit finanziellen Proble- men zu ihm. „Viele schaffen es innerhalb des ersten Jahres nicht, einen Job zu finden, da- her haben sie meist schneller finanzielle Probleme als gedacht“, sagt der 62-Jährige. Das Ökumenische Zentrum am Pfaffen- waldring hat sowohl von der katholischen Kirche als auch von der evangelischen Kir- che Mittel, mit denen die Studierenden in diesen Situationen unterstützt werden können. Auch deutsche Studierende suchen den Seelsorger auf. „Bei denen geht es dann we- niger um Probleme finanzieller Art, son- dern eher um Lebenskrisen“, sagt Richter- Alender. So gab es einen Studenten, der drei Stunden lang bei ihm im Büro saß und von seinen Problemen erzählt hat. Im An- schluss erhielt Richter-Alender eine Dan- kesmail. „Eine positive Rückmeldung, dass ich helfen konnte, ist es eigentlich schon, wenn sie nach ein bis zwei Semestern nicht wieder hier sitzen“, sagt Richter-Alender. In 80 Prozent der Fälle könne der Hoch- schulseelsorger den Studierenden helfen oder sie weitervermitteln. Zudem habe er durch den Umgang mit den verschiedenen Menschen auch selbst viel erfahren können: „Ich habe durch die Begegnungen viel interkulturell und inter- religiös gelernt“, sagt Richter-Alender. „Mir gefällt es, dass ich so unterschiedli- chen Leuten begegne.“ Im Ökumenischen Zentrum selbst wird religionsübergreifend zusammengearbeitet. Und auch jeder Stu- dierende bekommt unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit Hilfe. „Wir hoffen ja auch immer, dass wir mit unserer Arbeit deutlich machen können, dass sich die Kir- che auch karitativ für Menschen einsetzt “, sagt Richter-Alender. Gleichzeitig wolle der Hochschulseel- sorger auch das bieten, was die Uni eben nicht könne. Dazu zähle unter anderem der Anspruch, einen Aufenthaltsort für die Studierenden zu bieten. Im nächsten Jahr wird das Ökumenische Zentrum 40 Jahre alt. „Ich denke, in dieser Zeit ist einfach et- was gewachsen, was auch die Seite der Uni nicht mehr missen will“, so Richter-Alen- der. Damit ist das Ökumenische Zentrum zu einem wichtigen Bestandteil des Vaihin- ger Campus geworden. Vaihingen Die Hochschulseelsorge des Ökumenischen Zentrums unterstützt Studierende in allen Lebenslagen. Von Wiebke Wetschera Der Theologe Thomas Richter-Alender hilft Studenten bei Problemen. Foto: Wiebke Wetschera Serie An den Universitäten in Hohenheim und Vaihingen gibt es zahlreiche Berufe – jenseits von dem des Professors. In den kommenden Wochen stellen wir diese Berufe in loser Rei- henfolge vor. Es geht beispielsweise um Seel- sorger, Archivare oder Hausmeister. Heute: der Hochschulseelsorger am Campus Vaihingen. BERUFE AN DER UNIVERSITÄT „Manchmal sind es traurige Erlebnisse, manchmal auch schöne.“ Thomas Richter-Alender, Hochschulseelsorger Samstag, 19. August 2017 FIV

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  • Pop-up-Stores sollen junge Käufer ansprechen

    D er Blick geht ins Detail: Wie sieht esim Stadtbezirkszentrum aus? Wieattraktiv sind die Einkaufsangebo-te? Wie viele Geschäfte stehen leer? Wiesauber sind die Plätze und Straßen? DiesenFragen sind Studierende der Dualen Hoch-schule Baden-Württemberg (DHBW) in einer von der Wirtschaftsförderung Stutt-gart beauftragten Studie nachgegangen.Die Bezirke Vaihingen, Bad Cannstatt, Feu-erbach, Untertürkheim, Weilimdorf undZuffenhausen haben sie sich genauer ange-schaut und überlegt, mit welchen Maßnah-men die Ortszentren attraktiver gestaltetwerden können.

    „Im Gegensatz zu den anderen unter-suchten Bezirken hat Vaihingen eine sehrheterogene Bevölkerungszusammenset-zung“, sagt Sven Köhler, der an der DHBWBetriebswirtschaftslehre mit dem Schwer-punkt Handel lehrt und die Durchführung des Projekts in eine Vorlesung eingebettethat. Die Universität und die US-amerikani-schen Kasernen tragen ebenso ihren Teildazu bei wie der Stuttgarter EngeneeringPark (Step), das Gewerbegebiet Waldplätzeund der Synergiepark, das größte Gewerbe-gebiet der Landeshauptstadt. „In Vaihin-gen leben viele Studenten. Dazu kommenzahlreiche Rentner, aber auch Pendler, diezwar nicht im Bezirk leben, aber trotzdemdie Angebote vor Ort nutzen“, sagt Köhler.

    Die DHBW-Studenten haben sich nichtnur die Standorte angeschaut, sondernauch die Bürger befragt, wie sie ihr Orts-zentrum einschätzen. In Vaihingen waren

    es 49 Personen zwischen 18 und 77 Jahren.„Die überwiegende Mehrheit der Befragtenwar für gezielte Einkäufe oder Erledigun-gen in Vaihingen, ‚Bummeln’ wurde nurvon wenigen als Besuchsgrund angegeben“,fasst Köhler zusammen. „Das kann einer-seits an der Uhrzeit der Erhe-bung liegen, aber auch in dergeringen Aufenthaltsqualitätvon Vaihingen begründetsein.“ Die größte Unzufrie-denheit habe bei den Befrag-ten in den Bereichen Sauber-keit und Einkaufsatmosphäregelegen. Zudem seien Mängelbei „Vielfalt/Qualität des Wa-renangebots“ sowie „Vielfalt/Qualität der Gastronomie“ er-kennbar gewesen.

    In der Studie haben dieStudenten Konzepte entwi-ckelt, mit denen die Bezirks-zentren aufgewertet werdenkönnen. Kurzfristig umsetz-bar sind demnach eine besse-re Reinigung und Beschilde-rung. Auch die hellere Be-leuchtung von dunklen Ecken,an denen sich die Menschen unwohl füh-len, ließe sich schnell umsetzen. Mittelfris-tig müsse man schauen, wie man den Leer-ständen vor Ort entgegenwirken kann, sagtKöhler.

    Dem Einzelhandel in den Außenbezir-ken macht vor allem der wachsende Handelin der Innenstadt Konkurrenz. Dort sind

    die Angebote oft attraktiver als in den Be-zirken. Auch das Internet macht den Ge-schäftsleuten in den Bezirken zu schaffen;viele Kunden bestellen lieber online ihre Waren, als die Geschäfte vor Ort zu besu-chen. Die Folge: Immer mehr Geschäfte

    müssen schließen. Fachleutesprechen vom Trading-Down-Prozess. Wo ehemals inhaber-geführte Geschäfte waren, sie-deln sich „niedrigpreisigeGastronomiebetriebe“, Wett-büros oder Spielhallen an,teilweise stehen die Lädenüber lange Zeit leer. „Das istein Teufelskreis. Die Käuferwandern in die Innenstadt aboder kaufen im Internet, dieGeschäfte vor Ort schließen,durch das schlechter werden-de Angebot kehren noch mehrMenschen dem Handel im Be-zirk den Rücken“, sagt Köhler.

    Dabei ist das Internet nichtunbedingt schlecht für denEinzelhandel, man muss esnur richtig nutzen. „Vaihingenist gut geeignet, um den Han-

    del digitaler werden zu lassen“, findet Köh-ler. Er denke dabei an eine Art Online-Marktplatz. Dort können sich Kunden bei-spielsweise tagsüber im Internet Waren beiihren Geschäften vor Ort bestellen und sieam Abend persönlich in den Läden abho-len. Ein solches Modell gibt es seit dem ver-gangenen Jahr etwa in Leinfelden-Echter-

    dingen. Auch Kundenvorteile über Handy-Apps, etwa vergleichbar mit dem Punkte-system einer Payback-Karte, können sichdie Studenten vorstellen. Insbesondere fürältere Menschen ist eine fußläufige Versor-gung mit den nötigen Lebensmitteln undHaushaltswaren wichtig.

    Eine weitere Idee sind „Pop-up-Stores“.Das sind temporäre Ladeneinheiten, diefür eine kurze Zeit besondere Produkte in einem besonderen Einkaufserlebnis anbie-ten. In Bad Cannstatt und Untertürkheimseien solche Versuche bereits gut ange-kommen. „Das spricht vor allem die jungenLeute an“, sagt Köhler. Solche Pop-up-Stores können Kleidung ebenso verkaufenwie Schokolade.

    Eine ansprechende Gastronomie seiebenfalls ein Aspekt, der die Bürger in dieOrtszentren locke. „Einzelhandel und Res-taurants können voneinander profitieren“,sagt Köhler. Während bei den älteren Bür-gern vor allem die schwäbische Küche ge-fragt sei, seien junge Leute eher auf der Su-che nach gemütlichen Bars und Abendgast-ronomieangeboten. „Man muss Konzepteentwickeln, die alle Zielgruppen gleicher-maßen ansprechen“, sagt Köhler.

    Welche Maßnahmen tatsächlich umge-setzt werden könnten, das steht noch nichtfest. Die Wirtschaftsförderung möchte denVerbund Vaihinger Fachgeschäfte und denBund der Selbständigen in die Planungeneinbeziehen. „Wir sind gerade in Gesprä-chen mit dem BDS und dem VVF“, sagtStadtteilmanager Torsten von Appen.

    Vaihingen Im Auftrag der Wirtschaftsförderung haben sich Studenten der DHBW mit Stuttgart-Vaihingen beschäftigt. Sie haben ausgearbeitet, mit welchen Maßnahmen sich das Ortszentrum und der Einzelhandel positiv entwickeln können. Von Sandra Hintermayr

    DHBW-Studenten haben untersucht, mit welchen Konzepten das Vaihinger Zentrum – hier der Schillerplatz – attraktiver werden kann. Foto: Sandra Hintermayr

    „Vaihingen ist gut geeignet, um den Handel digitaler werden zu lassen.“Sven Köhler,Professor an der DHBW

    Foto: Archiv Wilhelm Mierendorf

    Redaktion Filder-ZeitungTelefon: 07 11/72 05-89 61E-Mail: [email protected]

    Kontakt

    InhaltVaihingenIntergalaktische KämpfeAuf dem Gelände des Waldheims ging es beim Höhepunkttag am Donnerstag richtig zur Sache. Das Schicksal des Universums stand auf dem Spiel. SEITE II

    LokalsportAuftaktsieg im RegenDer TV Echterdingen hat zum Start der neuen Saison in der Landesliga den FV 09 Nürtingen mit 3:1 besiegt. Ein Gewitter sorgte zwischendurch für eine Pause. SEITE V

    Martinskirche

    Orgelfantasien zum ReformationsjubiläumMöhringen Im Rahmen des ersten Italieni-schen Orgelsommers ist am morgigenSonntag, 20. August, Gabriele Marinoni inder Martinskirche zu Gast. Der Nach-wuchskünstler aus Como ist auch künstle-rischer Berater der Reihe und hat ein Pro-gramm mit Orgelfantasien zusammenge-stellt, das im Sinne des Reformationsjubi-läums steht. Unter anderem können dieZuhörer auf Max Regers Choralfantasie „Ein feste Burg ist unser Gott“, Opus 27,freuen. Beginn des Konzerts ist um 19.30 Uhr in der Kirche am Oberdorfplatz. Der Eintritt ist frei, Spenden zur Kostende-ckung sind erbeten. Der Italienische Orgel-sommer wird vom Verein Arces und demitalienischen Kulturinstitut zusammen mitdem Bezirksamt und der evangelischenKirchengemeinde veranstaltet. shi

    Vortrag

    Geschichten aus Stuttgarts GeschichteDürrlewang Bernhard Leibelt kommt amMontag, 21. August, in das Awo-Begeg-nungs- und Servicezentrum. Im Rahmender Reihe „Geschichten aus Stuttgarts Ge-schichte“ wird er Bilder und Fakten zu alt-bekannten Plätzen und Orten der Landes-hauptstadt präsentieren. Beginn ist um 15 Uhr in der Begegnungsstätte an der Oster-bronnstraße 64 B. shi

    Schattenring

    Alkoholisierter Fahrer verursacht UnfallVaihingen/S-Süd Ein offenbar alkoholisier-ter 51 Jahre alter Mercedes-Fahrer ist amDonnerstagabend auf der Bundesstraße 14auf Höhe der Schattenringbrücke mit über-höhter Geschwindigkeit unterwegs gewe-sen und auf den Passat eines 40-Jährigenaufgefahren. Nach Angaben der Polizei warder 51-Jährige gegen 19 Uhr mit offenbarüberhöhter Geschwindigkeit auf der B 14 instadtauswärtiger Richtung unterwegs, als er auf den Passat auffuhr. Dabei wurden der40-jährige Passatfahrer sowie eine 15 Jahrealte Mitfahrerin im Mercedes leicht ver-letzt. Bei der Unfallaufnahme stellten dieBeamten fest, dass der 51-Jährige alkoholi-siert war. Er musste eine Blutprobe abge-ben, sein Führerschein wurde beschlag-nahmt. Durch den Unfall entstand nach ersten Schätzungen ein Schaden von rund30 000 Euro. red

    S-WestVom Physiker zum TürsteherTürsteher Alexander Petrajtis ist studierter Physiker und bekannt wie ein bunter Hund. Seit Jahren regelt er die Türpolitik an diversen Clubs der Stadt. SEITE III

    Ein offenes Ohr für die Studenten

    I n 25 Jahren als katholischer Hoch-schulseelsorger beim ÖkumenischenZentrum auf dem Unicampus Stutt-gart-Vaihingen hat ThomasRichter-Alender schon einigeserlebt. „Ich habe schon so vieleverschiedene Leute in ganz unterschiedlichen Situatio-nen getroffen“, sagt Richter-Alender. „Manchmal warendas traurige Erlebnisse, manchmal auch schöne.“ In seinem Büro im Ökumeni-schen Zentrum steht die Türden ganzen Tag lang für die Studierendenoffen. Nicht nur während der offiziellenSprechzeiten.

    Der ausgebildete Theologe ist für die all-gemeine Organisation im ÖkumenischenZentrum von Abendveranstaltungen bis

    hin zu Deutschkursen amhausinternen Deutschkollegmitverantwortlich. „Ein we-sentlicher Teil meiner Arbeitist die Beratung von ausländi-schen Studierenden“, sagtRichter-Alender. Diese kämenmeist mit finanziellen Proble-men zu ihm. „Viele schaffen esinnerhalb des ersten Jahresnicht, einen Job zu finden, da-

    her haben sie meist schneller finanzielleProbleme als gedacht“, sagt der 62-Jährige.Das Ökumenische Zentrum am Pfaffen-waldring hat sowohl von der katholischenKirche als auch von der evangelischen Kir-che Mittel, mit denen die Studierenden indiesen Situationen unterstützt werden können.

    Auch deutsche Studierende suchen denSeelsorger auf. „Bei denen geht es dann we-niger um Probleme finanzieller Art, son-dern eher um Lebenskrisen“, sagt Richter-Alender. So gab es einen Studenten, der

    drei Stunden lang bei ihm im Büro saß und von seinen Problemen erzählt hat. Im An-schluss erhielt Richter-Alender eine Dan-kesmail. „Eine positive Rückmeldung, dassich helfen konnte, ist es eigentlich schon,

    wenn sie nach ein bis zwei Semestern nichtwieder hier sitzen“, sagt Richter-Alender. In 80 Prozent der Fälle könne der Hoch-schulseelsorger den Studierenden helfenoder sie weitervermitteln.

    Zudem habe er durch den Umgang mitden verschiedenen Menschen auch selbstviel erfahren können: „Ich habe durch dieBegegnungen viel interkulturell und inter-religiös gelernt“, sagt Richter-Alender.„Mir gefällt es, dass ich so unterschiedli-chen Leuten begegne.“ Im Ökumenischen Zentrum selbst wird religionsübergreifendzusammengearbeitet. Und auch jeder Stu-dierende bekommt unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit Hilfe. „Wir hoffenja auch immer, dass wir mit unserer Arbeitdeutlich machen können, dass sich die Kir-che auch karitativ für Menschen einsetzt “,sagt Richter-Alender.

    Gleichzeitig wolle der Hochschulseel-sorger auch das bieten, was die Uni ebennicht könne. Dazu zähle unter anderem derAnspruch, einen Aufenthaltsort für dieStudierenden zu bieten. Im nächsten Jahrwird das Ökumenische Zentrum 40 Jahre alt. „Ich denke, in dieser Zeit ist einfach et-was gewachsen, was auch die Seite der Uninicht mehr missen will“, so Richter-Alen-der. Damit ist das Ökumenische Zentrumzu einem wichtigen Bestandteil des Vaihin-ger Campus geworden.

    Vaihingen Die Hochschulseelsorge des Ökumenischen Zentrums unterstützt Studierende in allen Lebenslagen. Von Wiebke Wetschera

    Der Theologe Thomas Richter-Alender hilftStudenten bei Problemen. Foto: Wiebke WetscheraSerie An den Universitäten in Hohenheim und

    Vaihingen gibt es zahlreiche Berufe – jenseits von dem des Professors. In den kommenden Wochen stellen wir diese Berufe in loser Rei-henfolge vor. Es geht beispielsweise um Seel-sorger, Archivare oder Hausmeister. Heute: der Hochschulseelsorger am Campus Vaihingen.

    BERUFE AN DER UNIVERSITÄT

    „Manchmal sind es traurige Erlebnisse, manchmal auch schöne.“Thomas Richter-Alender,Hochschulseelsorger

    Samstag, 19. August 2017 FIV