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Basisinformationen n Voraussetzungen n Chancen n Thema n Betreuung n Entscheidungshilfen n Juniorprofessur n Netzwerke n Tipps ... Promovieren Promovieren Schritt Zukunft ein Schritt in die Zukunft

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Basisinformationen n Voraussetzungen n Chancenn Thema n Betreuung n Entscheidungshilfen nJuniorprofessur n Netzwerke n Tipps ...

PromovierenPromovierenSchritt

Zukunftein Schritt

in die Zukunft

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Impressum

1. Auflage Bielefeld 2005

HerausgeberinDie Gleichstellungsbeauftragteder Universität Bielefeld

Text und RedaktionSusann Fegter

Grafik und Umsetzungad department | 05 21.8 94 91 80

Die Broschüre ist zu beziehen über das Frauenbüro der Universität Bielefeld:Uschi BaakenGleichstellungsbeauftragte der Universität BielefeldPostfach 10013133501 Bielefeldfon: 05 21. 106-42 [email protected]/gleichstellungsbeauftragte

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Inhaltsverzeichnis

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Vorwort S. 2

1. Promovieren - die Basis-Infos S. 3Prüfungsleistungen n Anmeldung n Ablauf n Titel nPromovieren mit FH-Diplom

2. Eine Entscheidung treffen S. 6Motivation n Voraussetzungen n Lebensplanung nDer »richtige« Zeitpunkt

3. »…und hinterher?« – Promotion als Karrierechance S. 10(Junior-)professorin n Fachhochschulen n Institute nAußeruniversitärer Bereich

4. Die Suche nach Thema und Betreuung S. 15Themensuche n BetreuerInnensuche n BetreuerInnenwahl

5. Stipendien und Stellen – nicht nur eine finanzielle Frage S. 18Qualifikationsstellen n Berufsbegleitend Promovieren nStipendien n Frauenförderung

6. Erfolgreich Promovieren S. 22Netzwerke n Zeit- und Selbstmanagement n Zusatzqualifikationen

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Vorwort

Promovieren – ein Schritt

in die Zukunft

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht zupromovieren? Sind Sie unsicher bei der Ent-scheidung? Fehlen Ihnen noch Infomationenüber mögliche Rahmenbedingungen undberufliche Aussichten? Wollen Sie einfachgenauer wissen, was eine Promotion bedeutetund wie sie ablaufen kann? Oder was es mitden Juniorprofessuren auf sich hat?

Diese Broschüre will genau solche Fragenbeantworten. Sie richtet sich an Studentin-nen der Abschlusssemester ebenso wie anFrauen, die bereits im Beruf stehen oder eineFamilienphase planen. Sie soll alle wesent-lichen Aspekte beim Promovieren beleuchtenund Entscheidungshilfen bereit stellen.

Denn: Obwohl eine Promotion beruflich einezentrale Qualifikation bedeutet, die auchaußerhalb der Universitäten viele Chanceneröffnet, scheuen gerade Frauen vor diesemKarriereschritt zurück: 20% mehr Männer ent-scheiden sich für eine Dissertation, obwohlsie im Schnitt die schlechteren Abschluss-noten haben. Hinzu kommt, dass Promotionennoch immer etwas Elitäres und geradezuMystisches umgibt. Sie scheinen wenigenAuserwählten vorbehalten und nur realis-tisch, wenn man sie von ProfessorInnen ausdrücklich angeboten bekommt.

Mit diesen Vorstellungen soll hier aufgeräumtwerden: Die Anforderungen für den Qualifi-kationsschritt Promotion sind genauso klargeregelt wie für ein Studium auch. Mit Spaßam wissenschaftlichen Arbeiten wird dieDoktorarbeit eine interessante Lebensphaseeröffnen und kann den Weg in die Zukunftpositiv gestalten. Und auch ohne ausdrück-liche Ermunterung kann man sich selbst-initiativ und erfolgreich um eine Promotionbemühen.

Viel Erfolg bei Ihren Zukunftsplanungen!

Uschi BaakenGleichstellungsbeauftragte der UniversitätBielefeld

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Kapitel 1

Promovieren – die Basis-Infos

Ein Grund, sich nicht für eine Promotion zuentscheiden, können fehlende Informationenüber Details und den konkreten Ablauf dieserQualifikationsphase sein. Darum die Basicszuerst:

n Was ist z.B. der Unterschied zwischeneiner Promotion und einer Dissertation?

n Was gehört zu einem Promotionsverfahren alles dazu?

n Wie läuft es ab? n Wann und wie meldet man sich dafür an?n Welchen Status hat man währenddessen? n Welchen Titel bzw. Doktorgrad kam man

schließlich erlangen?n Was sind »fachfremde«, was sind »boden-

ständige« Promotionen und welche Möglich-keiten zur Promotion haben FH-Absolvent-Innen?

Einen Teil dieser Fragen beantworten die Promotionsordnungen der Fakultäten, die inden Dekanaten erhältlich sind oder im Inter-net zur Verfügung stehen. Wie bei den Studienordnungen sind hier diegenauen Prüfungsanforderungen aufgelistet.Da jede Universität andere Anforderungenstellt, empfiehlt es sich, frühzeitig einenBlick in die Promotionsordnungen zu werfen.

nn Die Begriffe »Dissertation« und»Promotion«

Die Begriffe »Dissertation« und »Promotion«werden oft synonym gebraucht.Bei der Dissertation handelt es sich jedochum die schriftliche Arbeit, die man verfasst.Die Promotion bezeichnet dagegen dasgesamte Verfahren, im Rahmen dessen derDoktortitel erlangt wird.

nn Die Prüfungsleistungen im Promo-tionsverfahren

Ziel des Promotionsverfahrens ist der »Nach-weis einer über das allgemeine Studienzielhinausgehenden Befähigung zu selbständigerwissenschaftlicher Arbeit«, so eine häufige Formulierung in Promotionsordnungen. Hierzu sind verschiedene Prüfungsleistungenzu vollbringen:

n Die Anfertigung einer Dissertation.n Eine mündliche Prüfung: Das Rigorosum

oder Kolloquium bzw. die Disputation. n In manchen Fällen ergänzende Zusatzleis-

tungen, die von den Promotionsordnungenfestgelegt sind.

n Die Publikation der Dissertation. Sie istzwar nicht mehr Bestandteil der Prüfungs-leistungen, bildet aber dennoch die Voraus-setzung zur endgültigen Erlangung derDoktorwürde.

Die DissertationBei der Dissertation handelt es sich i.d.R. umeine wissenschaftliche Monographie, die einenselbständig erarbeiteten Beitrag zur Weiter-entwicklung der wissenschaftlichen Forschungdarstellen und die Fähigkeiten zu wissen-schaftlicher Arbeitsweise nachweisen soll.

In den Geistes- und Sozialwissenschaftenliegt der durchschnittliche Umfang bei 200bis 300 Seiten. In den Naturwissenschaften sind bisweilendeutlich weniger Seiten üblich. Häufig wer-den hier bereits während der PromotionForschungsergebnisse in Fachzeitschriftenveröffentlicht und diese Papers am Ende zueiner Dissertation zusammengestellt.

ZusatzleistungenManchmal werden zusätzlich zur Dissertationzusätzliche Leistungen gefordert. Dies könnenz.B. »Scheine« sein, die in fachbezogenen Veranstaltungen erworben werden müssen. Ob generell oder in bestimmten Fällen solcheZusatzleistungen erforderlich sind, steht inder jeweiligen Promotionsordnung.

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Disputation/RigorosumNach Abschluss der Dissertation erfolgt derensogenannte »Verteidigung« gegenüber Ver-treterInnen der Fakultät. Diesen Vorgang nennt man Disputation. Im Unterschied zumRigorosum bezieht sie sich dieses wissen-schaftliche Streitgespräch nur auf das Themader Dissertation. Beim sogenannten Rigoro-sum werden dagegen neben dem Disserta-tionsthema weitere Fächer oder Themenberei-che geprüft. Beteiligt sind jeweils der oderdie BetreuerIn sowie eine oder mehrere wei-tere Fakultätsangehörige.

PublikationZur Promotion gehört auch die Veröffentli-chung: Erst wenn die Dissertation publiziertund der Universität eine bestimmte Anzahlvon Exemplaren übereignet ist, wird einerDoktorandin die Promotionsurkunde verlie-hen. Aus Kostengründen gibt es mittlerweile an machen Universitäten die Alternativeeiner Veröffentlichung im Internet.

nn Anmeldung zum Promotionsverfah-ren und der Status als Promotions-studentin

Haben Sie einen Doktorvater oder eineDoktormutter gefunden, schreiben Sie sich imStudierendensekretariat als Promotionsstu-dentin ein. Hierfür reichen i.d.R. eine Be-scheinigung über das Betreuungsverhältnissowie das Hochschulabschlusszeugnis aus.

Mit der Einschreibung als Promotionsstuden-tin besitzen Sie Rechtssicherheit im Hinblickauf das Betreuungsverhältnis. Darüber hinauskönnen Sie bestimmte Einrichtungen derUniversität wie Bibliotheken, das Rechenzen-trum, Labore oder die Mensa wie Studierendenutzen. Außerdem besteht mit der Einschrei-bung ein Versicherungsschutz bei Unfällen imUniversitätsgebäude.

Die Zulassung zum Promotionsverfahren er-folgt dagegen meist erst kurz vor Abgabe derDissertation, im Besonderen wenn dafür zu-sätzliche Leistungsnachweise vorzulegen sind.Mit der Abgabe der Dissertation ist das offi-zielle Promotionsverfahren eröffnet.

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nnNicole Harras, LehrerinDoktorandin an der Fakultät für Mathematik

Ich arbeite seit fast drei Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin imBereich Mathematikdidaktik. Im Rahmen meiner Promotion untersuche ich Lern- und Arbeitsprozesse bei Grundschulkindern im Umgang mit Lernsoftware für den Arithmetik-unterricht. Ich habe in Bielefeld studiert und während des Studiumsbereits als Tutorin und wissenschaftliche Hilfskraft an der Fakultät fürMathematik gearbeitet. Im Anschluss wurde ich von der Professorin, diemich später dazu ermutigt hat, zu promovieren, zum Doktorandensemi-

nar der Fakultät eingeladen. Ich habe während des Referendariats so oft wie möglich das Doktor-andenkolloquium besucht, um den Kontakt zur Universität aufrecht zu erhalten. Ich sehe meine Promotion immer noch als große Chance, wissenschaftlich zu arbeiten und michweiter zu qualifizieren. Im Schuldienst wäre dies nicht in gleichem Umfang möglich. Die Erfah-rungen, die ich während des Referendariats in der Schule gesammelt habe, sind für meine jetzigeArbeit besonderes wichtig. Auch der Kontakt zu Schulen und früheren Kolleginnen helfen, meineUntersuchung mit Blick auf die Schulpraxis auszuwerten.

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nn Der Ablauf einer PromotionDer Ablauf einer Promotion lässt sich somitgrob in zwei Phasen unterteilen.

1. Phase:n Themensuche und BetreuerInnenwahln Einschreibung als Promovendinn Abfassung der Dissertation n Ggf. Zusatzleistungen gemäß Promotions-

ordnung

2. Phase: Das reguläre Promotionsverfahrenn Antrag auf Eröffnung des Promotionsver-

fahrensn Abgabe der Dissertation n Disputation/Rigorosumn Publikation

nn Der Titel bzw. DoktorgradMehr als 40 verschiedene Doktorgrade werdenan deutschen Universitäten vergeben. Z.B.:

n Dr. phil.n Dr. med.n Dr. jur.n Dr. rer. Nat. (Naturwissenschaften)n Dr. theol.n Dr. sc. hum. (scientiarum humanarum)n Dr. rer. Pol.

Auch hier geben die PromotionsordnungenAuskunft darüber, welcher Titel im entspre-chenden Fachbereich zu erwerben ist. DieGeistes- und Sozialwissenschaften verleihenin der Regel den Dr. phil.. Manche psycholo-gischen Fakultäten entlassen ihre Doktoran-dInnen jedoch auch als Dr. rer. Nat., manchesoziologischen Fakultäten vergeben den Dr. rer. Pol..

nn Fachfremde und »grundständige« Promotionen

Fachfremde Promotionen sind solche, beidenen man in einem anderen Fachbereichpromoviert als man zuvor studiert hat. Dies ist nicht ungewöhnlich. In solchen Fällenwerden meist die bereits erwähnten Zusatz-

leistungen erforderlich.

Von einer »grundständigen Promotion« wirdwiederum dann gesprochen, wenn vorher keinUniversitätsabschluss erworben wurde.

Ob solche Promotionen möglich sind und wel-che zusätzlichen Leistungen dann erbrachtwerden müssen, steht in den Promotionsord-nungen bzw. muss vom Promotionsausschussder jeweiligen Fakultät im Einzelfall entschie-den werden.

nn Promovieren mit FH-Diplom1992 beschloss die Kultusministerkonferenz,besonders qualifizierten FH-AbsolventInnenden direkten Weg zur Promotion zu ermög-lichen, ohne zuvor den Universitätsabschlussnachholen zu müssen. Die Bundesländer ha-ben diesen Beschluss bisher nur teilweise undauch unterschiedlich umgesetzt.

In der Regel braucht es:n Einen FH-Abschluss mit der Note »sehr gut«n Plus ein Eignungsfeststellungsverfahren, im

Rahmen dessen Scheine erworben und/odermündliche Prüfungen abgelegt werdenmüssen.

Wollen Sie als FH-Absolventin promovieren,empfiehlt es sich, Kontakt zu Ihren aktuellenoder ehemaligen FH-ProfessorInnen aufzuneh-men. Diese verfügen meist über gute Verbin-dungen zu Universitäten und können sich beidortigen ProfessorInnen für Sie verwenden.

LektüretippPromotionsmöglichkeiten für FH-Absolventen:Sammlung der einschlägigen Bestimmungenaus den Promotionsordnungen der Universitä-ten, Hochschulrektorenkonferenz, Bad Honnef,2001.

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Kapitel 2

Eine Entscheidung treffen

Für Manche ist die Entscheidung ganz klar:Eine Promotion ist genau das Richtige. Dochwas tun bei Zweifeln und Unsicherheit? Grundsätzlich gilt: Promovieren will wohl-überlegt sein. In keinem anderen Prüfungs-verfahren ist die Abbruchquote so hoch unddas liegt nicht selten an mangelnder Planungim Vorfeld. Sehen Sie Ihre Unsicherheiten so-mit als Chance, eine letztlich solide Entschei-dung zu treffen. Nehmen Sie sich Zeit undholen Sie sich Rat. Sprechen Sie mit Freund-Innen, DozentInnen, Berufs- oder Studienbe-raterInnen.Prüfen sie Ihre Beweggründe und Fähigkeitendabei kritisch, aber selbstbewusst. Denn»Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiterkommt man ohne ihr.« Das gilt gerade imakademischen Bereich.

nn Zur MotivationEs gibt viele gute Gründe zu promovieren:n Ohne Promotion kann ich meinen Berufs-

wunsch nicht verwirklichen.n Ich möchte eine wissenschaftliche/akade-

mische Laufbahn einschlagen.n Eine Promotion verbessert meine Berufs-

aussichten.n Ich habe eine Fragestellung, die mich nicht

los lässt und die ich weiter erforschen will.

Wichtig ist, sich über die Motivation im Kla-ren zu sein, um auch in Momenten des Zwei-fels einen festen Boden unter den Füßen zuhaben.

nn Formale VoraussetzungenEs gibt keine einheitlichen Voraussetzungenfür eine Promotion, statt dessen variierendiese je nach Universität und Fakultät. Die

entsprechenden Regelungen stehen in denPromotionsordnungen.

In der Regel braucht es ein mindestens »gut«abgeschlossenes Hochschulstudium mit min-destens 8-semestriger Regelstudienzeit.

Doch auch mit weniger Regelstudienzeit, fürFH-AbsolventInnen oder für »Fachfremde«sind Promotionen möglich. In solchen Fällensind dann zusätzliche Prüfungsleistungen zuerfüllen. Vergleiche hierzu auch das Kapitel 1»Basis-Infos«.

nn Fachliche VoraussetzungenEine Doktorarbeit bedeutet eine selbständigewissenschaftliche Auseinandersetzung miteiner umfassenderen Fragestellung. Sie soll auf der Basis der jeweiligen fachlichen Metho-den zu neuen Erkenntnissen führen.

Entscheidend ist somit:

n Habe oder finde ich eine Fragestellung, diefachlich relevant ist und mich auch per-sönlich motiviert, viel Zeit und Energie zu investieren?

n Wie gut bin ich mit den Methoden meinesFaches und dem Forschungsstand meinesThemas vertraut oder kann mir dies er-schließen?

n Kann ich wissenschaftliche Ideen in reali-stische Arbeits- und Zeitpläne übersetzen?

n Halte ich mich aufgrund meiner bisherigenLeistungen für geeignet und teilen wichti-ge Bezugspersonen diese Einschätzung?

Haben Sie Zweifel im Hinblick auf Ihre wis-senschaftliche Befähigung, dann gilt:

n Zögern Sie sich nicht, sich von DozentIn-nen ein Feedback zu holen, die Sie ausdem Studium kennen, die Ihre wissen-schaftlichen Arbeiten gelesen haben undIhnen wohlgesonnen sind. Suchen Sie das Gespräch und bitten Sie um eine Einschät-zung. Selbstzweifel tauchen im Laufe einer Promotion immer wieder auf. Hiermit früh-zeitig umzugehen lernen, kann nur vonVorteil sein.

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n Methodische Fähigkeiten lassen sich auchim Rahmen einer Promotion verbessern.Das »learning by doing« ist der Normalfall,Studierende vermuten oft höhere Voraus-setzungen als wirklich erwartet werden. In fast allen Fakultäten gibt es Forschungs-werkstätten und gerade bei Promotionstu-diengängen oder Graduiertenkollegs sindMethodenblöcke fester Programmbestand-teil.

n Zu Arbeitstechniken und Zeitmanagementgibt es ebenfalls Kurse von Studierenden-beratungen oder anderen Einrichtungen derUniversitäten.

nn Persönliche VoraussetzungenEine Dissertation zu verfassen bedeutet, sichüber 2-5 Jahre einer wissenschaftlichenFragestellung zu widmen. Dazu gehören guteund schlechte Phasen, Momente der Euphorieund solche des Selbstzweifels. Je nach Rah-menbedingung (Stipendium, inner- oder

außeruniversitäre Stelle) und Fachgebiet isteine Promotion zudem mehr oder wenigerstark eingebunden in fachlichen Austausch.Sie bedeutet in jeden Fall Raum, sich mitdem eigenen Kopf zu beschäftigen.

Entscheidend ist somit aus dieser Perspektive:

n Gefällt mir das wissenschaftliche Arbeiten,kennzeichnen mich Neugierde und Wissens-durst, habe ich Spaß am Denken und antheoretischer Beschäftigung?

n Habe ich die Energie, Geduld und Zähigkeit,mich über einen langen Zeitraum abstrakt-wissenschaftlich und mit einer Fragestel-lung zu beschäftigen?

n Kann ich mir eigene Arbeitspläne und -strukturen erarbeiten und einhalten?

n Lasse ich mich auch von Schwierigkeitennicht gleich entmutigen, sondern findekonstruktive Wege, sie zu überwinden?

n Liegt mir das selbständige Arbeiten?n Gefallen mir Phasen des Arbeitens allein?

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nnDagmar Kolossa, Dipl. Juristin,Doktorandin an der Fakultät für Rechtswissenschaft

Inhalt meiner Dissertation sollen die neuen Bestimmungen zur nach-träglichen Sicherungsverwahrung und deren Vereinbarkeit mit der Verfas-sung sein. Nach meinem Examen hatte ich mir überlegt, bei wem ichpromovieren möchte und in welcher Richtung das Thema ungefähr lie-gen sollte. Dann habe ich darüber mit meinen jetzigen Doktorvatergesprochen und schließlich bekam ich fünf Themenvorschläge, unterdenen ich wählen konnte. Was mich grundsätzlich interessiert hat, wardie Möglichkeit, mich intensiv mit einer Frage auseinander zu setzen.

Außerdem fand ich es reizvoll, mir eigene Gedanken zu einem Thema zu machen. Eine rechtswis-senschaftliche Promotion ist sicherlich hilfreich. Es gibt so viele qualifizierte Juristen, dass es sinnvoll ist, sich in irgendeiner Weise von anderen zu unterscheiden. Wichtig ist, dass man sichein Thema aussucht, von dem man denkt, dass das Interesse auch bis zum Ende der Arbeitanhält. Und dass man lernt, seine Zeit zu organisieren und diszipliniert zu arbeiten. Man sollte sich vorher klar machen, ob der Wille, die Arbeit zu schreiben, ausreicht. Denn nachden Erfahrungen meines Doktorvaters bringen nur ca. 20% eine Promotion tatsächlich zumAbschluss. Ein guter Einstieg ist sicherlich die Arbeit als studentische Hilfskraft an einem Lehr-stuhl. Sie vermittelt einen Einblick in die Grundvoraussetzungen des wissenschaftlichen Arbeitensund bietet viele Möglichkeiten, dazu zu lernen.

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Wichtiger, als alle diese Fragen mit »ja« be-antworten zu können ist jedoch, sich Rahmen-bedingungen zu schaffen, die den eigenenVoraussetzungen entsprechen. Vergleichen Siehierzu beispielweise die jeweiligen Vor- undNachteile der Finanzierungformen in Kapitel 5und die Tipps für eine erfolgreiche Promo-tion in Kapitel 6.

nn Lebens- und BerufsplanungEine Promotion eröffnet eine Vielzahl beruf-licher Chancen. Je nach Karriere- und Lebens-planung kann sie eine notwendige Vorausset-zung, zusätzliche Qualifikation oder einfachpersönliche Entfaltung bedeuten. Das Ein-kommen in dieser Zeit ist nicht hoch. Damitmuss man sich arrangieren können. Die Ver-einbarkeit mit Kindern hängt sehr von derOrganisation der Betreung ab. Auch für daseigene Wohlbefinden ist das soziale Umfeldzentral.

n Beleuchten Sie Ihre beruflichen und priva-ten Ziele.

n Binden Sie ggf. Ihre LebenspartnerInnen indie Entscheidung ein und besprechen siemögliche Arrangements (besonders im Fallvon Familienplanung).

n Wie steht es mit den Finanzen: Können Siefür die nächsten 3 bis 5 Jahre mit wenigGeld auskommen?

n Wie wird Ihr privates Umfeld auf eine Pro-motion reagiere? Gibt es hier Widerständeund wenn ja, wie können Sie damit umge-hen?

n Wo finden Sie Unterstützung für eine Pro-motionsentscheidung?

nn Der »richtige« ZeitpunktAm leichtesten ist eine Promotion direkt imAbschluss an das Studium. Sie sind dannmit dem wissenschaftlichen Arbeiten vertraut,haben gute Kontakte zu Dozierenden, kennenden Stand der Forschung und entsprechen amehesten den allgemeinen Altersvorstellungen.

Die Tendenz der letzten Jahre geht deutlichin Richtung zügige wissenschaftliche Karriere.Besonders bei Stiftungen und Begabtenför-derwerken hat man jenseits des 30. Lebens-jahres kaum eine Chance, ein Stipendium zuerhalten.

n Haben Sie Ihr Studium gerade abgeschlos-sen und schwanken zwischen Promotionund Arbeitsstelle ohne unmittelbaren wis-senschaftlichen Bezug, entscheiden Siesich im Zweifel für die Wissenschaft! DieRahmenbedingungen für eine spätere Pro-motion werden in aller Regel nicht besserund die Wahrscheinlichkeit, den Weg zu-rück an die Universität zu finden, ist statis-tisch betrachtet gering.

Dennoch läßt sich auch nach einer Familien-oder Berufsphase ein Promotionsvorhabenrealisieren, mit Ausdauer und Zielstrebigkeit.

n Von Vorteil sind dann Themen, die an IhreBerufserfahrungen anknüpfen und diesesinnvoll ergänzen.

n Aktivieren Sie für die BetreuerInnensucheIhre alten Kontakte zu DozentInnen.

n Ein Vorteil später Promotionsvorhaben kanneine berufsbegleitende Umsetzung sein, mitder Sie die finanzielle Versorgung sichern.Stipendien werden nur noch in seltenen Fällen und dann eher von privaten Stiftun-gen vergeben. Eine Möglichkeit könnenjedoch Stellen an der Universität als wis-senschaftliche Mitarbeiterin oder wissen-schaftliche Hilfskraft sein.

n Altersgrenzen gibt es für eine Beschäfti-gung im wissenschaftlichen Mittelbau inNRW nicht, statt dessen gelten bestimmteZeitschienen (vgl. S. 11).

Promovieren während einer Familienphase:Die wissenschaftliche Weiterqualifikation undein Kinderwunsch fallen häufig in den glei-chen Lebensabschnitt.

n Begabtenförderungswerke und andere Stif-tungen bieten in solchen Fällen die Mög-

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lichkeit, auf »Teilzeit« zu wechseln: Das Stipendium wird dann in der halbenHöhe doppelt so lange gezahlt. Hinzu kom-men monatlich ca. 150 Euro Kinderbetreu-ungszuschläge.

n Bei befristeten Stellen im Hochschulbereichwerden Mutterschutz- und ggf. Elternzeit»angehängt«, d.h. die Verträge verlängernsich um diese Zeiten.

n Bei einer festen Stelle haben Sie die weit-reichensten Möglichkeiten und können lan-ge über die Elternzeit hinaus Ihre Arbeits-zeit den familiären Anforderungen anpas-sen. Das betrifft in erster Linie berufsbe-gleitende Promotionen.

Manche Frauen kombinieren die Kinderphasebewusst mit der wissenschaftlichen Qualifi-kation. Sie schätzen zum einen, keinen for-malen Bruch in der Weiterqualifikation zu

haben, zum anderen, nicht ausschließlich mitKind und Familie beschäftigt zu sein.

Ob solche Planungen aufgehen, hängt von vie-len Faktoren ab: n Wie flexibel die Arbeit an der Dissertation

gehandhabt werden kann.n Wie stark Ihre PartnerInnen Sie in der

Familienarbeit entlasten, denn Betreuungs-plätze für Kinder unter drei Jahren sind rarund teuer.

n Wie Sie und der Vater des Kindes finanziellgestellt sind.

Informationen zum Thema Kinderbetreuungsowie Mutterschafts-, Erziehungs- und Kinder-geld bietet die Broschüre »Studieren mit Kindan der Universität Bielefeld«. Demnächst auch im Internet unter: www.uni-bielefeld.de/gleichstellungsbeauftragte

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nnChristine Biermann, LehrerinDoktorandin an der Fakultät für Pädagogik

Ich untersuche in meiner Dissertation am Beispiel des Themas Geschlecht,wie ‚Neues‘ in die Schule kommt. Dabei interessiert mich vor allen Din-gen der Zusammenhang von Professionalisierungsprozessen der einzel-nen Akteure und der Entwicklung der Institution. Für den Zugang zumFeld war meine langjährige Berufserfahrung als Lehrerin sehr hilfreich.Ich habe ja 17 Jahre an der Laborschule unterrichtet, bevor ich hier andie Uni gewechselt bin. Schon Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre warich in Forschungsprojekte der Laborschule involviert und habe da zum

ersten Mal in Forschungsmethoden reingeschnuppert und gemerkt, dass mir so was auch Spaßmacht und nicht nur das Unterrichten. Der Gedanke an eine Promotion kam aber erst später hieran der Uni auf, während ich als abgeordnete Lehrerin in der Lehramtsausbildung tätig war. Mirgefiel diese Tätigkeit sehr und mir war klar, dass ich eine Promotion brauchen würde, um an derUni bleiben zu können. Das Thema hat sich dann erst langsam herausgeschält. Mittlerweile habensich meine beruflichen Pläne geändert. Ich gehe nächstes Jahr in die Laborschule zurück und sehedort den Ort, noch mal etwas zu gestalten. Ich werde mich auf eine Funktionsstelle bewerben unddafür kann die Promotion vielleicht sogar hilfreich sein, eigentlich ist sie mittlerweile aber mehreine persönliche Geschichte geworden. Wenn Lehrerinnen überlegen, zu promovieren, kann ich sie dazu nur sehr ermutigen. Ich glaubeauch, dass man noch mal ganz anders an eine Promotion herangeht, wenn man bereits im Berufgestanden hat und dass man etwas anderes bieten kann. Mittlerweile sind die Abgeordnetenstellenfür LehrerInnen auch auf sechs Jahre angelegt und werden als Qualifikationstellen gesehen.

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Kapitel 3

»... und hinterher?« –

Promotion als Karrierechance

Promovierte stehen auf dem Arbeitsmarkt ins-gesamt gut da: Rein statistisch sind sie selte-ner von Arbeitslosigkeit betroffen und haben höhere Einkommen als nicht-promovierte Aka-demikerInnen. Die beruflichen Möglichkeitensind nicht auf die Wissenschaft beschränkt. Dennoch liegt hier das »klassische« Einsatz-gebiet und eine Promotion ist die unerlässli-che Eintrittskarte.

nn 1. Professorin an einer UniversitätProfessorInnen planen und organisieren For-schungsvorhaben, leisten eigene Beiträge zurEntwicklung ihres Fachgebietes und geben ihrWissen und ihre Kenntnisse im Rahmen vonLehrtätigkeit weiter. Darüber hinaus betreuensie Studierende sowie den wissenschaftlichenNachwuchs und wirken mit an der Selbstver-waltung der Hochschule.

Die Qualifikation: Juniorprofessur stattHabilitation?Der »klassische« Weg zur Lebenszeitprofessuran einer Universität führte noch bis vor Kur-zem über die Habilitation, also die Abfassung eines zweiten Buches im Rahmen einer weite-ren, an einen Lehrstuhl gebundenen Qualifi-kationsphase nach der Promotion. In NRW sollnun die Juniorprofessur diesen Schritt erset-zen und für eine Lebenszeitprofessur qualifi-zieren. Mit der Juniorprofessur wurde eine ganzneue Personalkategorie geschaffen, welchedie bisherigen Assistentenstellen ersetzt.JuniorprofessorInnen können ohne vorherigeHabilitation über einen Zeitraum von 2x3Jahren mit fast den gleichen Rechten und

Pflichten wie LebenszeitprofessorInnen unab-hängig forschen, lehren und Drittmittel ein-werben. Nach den ersten drei Jahren werdensie evaluiert und im Falle einer positiven Eva-luation für max. drei Jahre weiterbeschäftigt.Ab dieser zweiten Phase sind dann bereits Bewerbungen auf Lebenszeitprofessuren mög-lich.

Neu ist dabei die Möglichkeit des »TenureTracks«, sinngemäß »Weg in die Festanstel-lung«: Universitäten können Juniorprofessurennach einer positiven Evaluation ohne weitereStellenausschreibung in Lebenszeitprofessurenumwandeln. Zwingende Voraussetzung: Einerfolgter Universitätswechsel vor oder nachder Promotion!

Ziel dieser Reform ist, das Durchschnittsalterbei der Berufung zu verringern und besondersbegabten WissenschaftlerInnen eher eigen-ständige Forschung zu ermöglichen.

Die Anforderungen an JuniorprofessorInnensind hoch:

n Eine herausragende Promotion. n Besondere Leistungen unter anderen Ge-

sichtspunkten (z.B. Mitarbeit in Forschungs-projekten und Fachkommissionen, Beteili-gung an Publikationen, Erfahrungen in derDrittmitteleinwerbung, internationale Ver-netzung, besondere Lehrbefähigung, etc.).

n Ebenfalls hilfreich: Beiträge zur Geschlech-tergerechtigkeit und Mitarbeit in der uni-versitären Selbstverwaltung.

n I.d.R. eine ca. zweijährige »Postdocphase»“,in der weitere eigenständige Erfahrungenin der Forschung gesammelt wurden.

Diese Leistungskriterien machen deutlich,dass für JuniorprofessorInnen eine frühzeitigeQualifikation und Profilbildung sehr wichtigsind. Eine Promotion alleine reicht nicht aus,selbst wenn sie mit »summa cum laude« ab-geschlossen wird. Vielmehr müssen Sie sich inbreiter Hinsicht wissenschaftlich qualifizieren,um Ihre besondere wissenschaftliche Befäh-igung zu demonstrieren.

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n Nutzen Sie deshalb Angebote zur Publika-tion.

n Präsentieren Sie sich auf Tagungen. n Engagieren Sie sich gezielt in in- und aus-

ländischen Forschergruppen.

Habilitation Adé?

42002 verabschiedet der Bund eine No-velle des Hochschulrahmengesetzes (HRG),welche die Habilitation als Qualifikation fürdie Lebenszeitprofessur abschafft und mitder Juniorprofessur eine neue Personalka-tegorie einführt.

42004 erklärt das Bundesverfassungsge-richt das HRG für verfassungswidrig, da eszu stark in die Rechte der Bundesländereingreift. Die Verantwortung liegt nun beiden Ländern.

42005 verabschiedet NRW ein Hoch-schulgesetz, das der HRG-Novelle in punctoJuniorprofessur weitgehend folgt. Jedochbleibt die Habilitation als Qualifikations-form möglich.

4Die Zukunft: Ob sich die Juniorprofes-sur durchsetzt oder sich die Habilitation als höherwertige Qualifikation behauptenkann, werden erst die nächsten Jahre zei-gen. Besonders in den Natur- und Biowis-senschaften erfährt die Juniorprofessurbereits jetzt hohe Akzeptanz. In denGeistes- und Sozialwissenschaften sindHabilitationen dagegen nach wie vor sehrgeschätzt.

LektüretippZwei Jahre Juniorprofessur. Analysen und Empfehlungen. Studie von CHE und JungerAkademie. 2004.Download: www.che.de/downloads/JP_Studie_Endfassung_4_233.pdf

nn 2. Wissenschaftliche MitarbeiterinDie Möglichkeit einer längerfristigen Tätigkeitals wissenschaftliche Mitarbeiterin ist be-grenzt. Hintergrund sind Befristungsregelun-gen, mit denen ArbeitnehmerInnen imöffentlichen Dienst (und dazu zählt auch dieUniversität) vor langfristig prekären Arbeits-verhältnissen geschützt werden sollen. Ander Universität ergibt sich dabei das Problem,dass unbefristete Alternativen im wissen-schaftlichen Bereich fast nur auf der profes-soralen Ebene vorhanden sind. Dennoch gel-ten die Vorschriften auch hier.

Zeitschienen statt Altersgrenzen: Die »6 plus 6« – Regelung im neuenHochschulrecht von NRW

4Nach Ablauf von 6 Jahren befristeterBeschäftigung in wissenschaftlichen Ein-richtungen kann nur mit abgeschlossenerPromotion eine Weiterbeschäftigung erfol-gen. Gerechnet werden auch wissenschaft-liche Hilfskraftverträge und betroffen sind auch außeruniversitäre wissenschaftlicheEinrichtungen, deren Förderung überwie-gend aus staatlichen Mitteln erfolgt.

4Nach wiederum maximal 6 Jahren imAnschluss an eine Promotion braucht esdann einen Wechsel in eine unbefristetePosition. Eine Weiterbeschäftigung auf be-fristeten Stellen im staatlich gefördertenwissenschaftlichen Bereich ist über die 2x 6 Jahre nicht möglich.

4Die Fristen verlängern sich um Mutter-schutz- und Elternzeiten.

Unbefristete Stellen unterhalb der professora-len Ebene im Beamten- und Angestelltenbe-reich sind eher selten und dienen zumeist derSicherung von Dienstleitungen (wie Gerätebe-treuung oder wissenschaftsorganisatorischenAufgaben wie Praktikumsbetreuung).Hoffnungen für forschungsorientierte Mit-arbeiterInnen liegen auf der Verabschiedungeines WissenschaftlerInnentarifvertrages, der

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befristete wissenschaftliche Tätigkeit inDrittmittelprojekten zeitlich nicht begrenzt.Dies würde den Beruf der »Drittmittelfor-scherIn« ermöglichen, wie er sich in den letzten Jahren bereits auszubilden begonnenhat. Ob es zu einer solchen Sonderregelungkommt, ist z.Zt. noch völlig offen.

nn 3. Professorin an FachhochschulenHiermit bietet sich eine interessante Alter-native für jene, die stärker mit Praxisbezugarbeiten aber dennoch im akademischenBereich tätig sein wollen. Voraussetzung isteine Promotion sowie fünfjährige Berufs-erfahrung (davon drei Jahre außerhalb vonUniversität). Das Lehrdeputat ist hier we-sentlich höher als bei Universitätsprofessor/-Innen, die Forschung anwendungsorientierterund eine Habilitation keine Voraussetzung. Inden kommenden Jahren wird fast die Hälfteder FH-Professuren neu zu besetzen sein.Damit eröffnen sich auch für Frauen guteChancen auf einen Arbeitsplatz, der sichdurch großen Gestaltungsspielraum, hoheSicherheit, sowie gute Voraussetzungen füreine Vereinbarkeit mit Familie auszeichnet. Viele Informationen bieten die Internetseitender Landeskonferenz der Frauenbeauftragtenan Fachhochschulen in Baden-Würtemberg: www.gleichstellung-fh-bw.fh-nuertigen.de

nn 4. Wissenschaftlerin in außeruni-versitären ForschungseinrichtungenFür jeden Fachbereich gibt es eine Vielzahlaußeruniversitärer wissenschaftlicher Institu-te und Einrichtungen, die Forschungsarbeitleisten und besonders für empirisch versierteWissenschaftlerInnen immer wieder interes-sante Arbeitsplätze anbieten. Ein beispielhaf-ter Überblick über Institute aus dem Bereichder Bildungsforschung findet sich auf denSeiten des Deutschen Bildungsservers unterder Rubrik »Institutionen«. www.bildungs-server.de

Viele dieser außeruniversitären Einrichtungenfinanzieren sich überwiegend aus öffentlichenMitteln. In solchen Fällen gelten auch hierdie 2x 6-Befristungsregelungen (vgl. S. 11).

nn 5. Weitere Chancen im außeruni-versitären BereichIm außeruniversitären Bereich zahlen sichneben den fachlichen Qualifikationen beson-ders die positiven Attributionen eines Doktor-titels aus: Ausdauer, Disziplin und Zielorientie-rung, die Befähigung eigenständig arbeitenund komplexe Sachverhalte schnell erfassenzu können. Dies sind Zuschreibungen, die Sieaußerhalb der Universität für Stellen aufLeitungsebene interessant machen: Dies gilt z.B. für Institute, Landesanstaltenu.ä. Einrichtungen, die wissenschaftliche Tä-tigkeiten begleiten, verwalten und organisie-ren sowie mit WissenschaftlerInnen kooperie-ren.

Auch Einrichtungen wie Museen oder Volks-hochschulen, die sich an ein gebildetes Pub-likum wenden, besetzen gehobene Positionenmit Außendarstellungskraft gerne mit einemHerrn oder einer Frau Doktor. Das Imageeines solchen Titels ist außerhalb der Univer-sität wesentlich höher als im wissenschaft-lichen Bereich selbst.

Auch in der Wirtschaft verfügen Promoviertelaut Studien über ein durchaus positivesImage. Die Unternehmen schätzen analytischeFähigkeiten, Fachwissen und Karriereorien-tierung stärker noch als das Thema derDissertation selbst. Höhere Gehaltsforderun-gen und auch das höhere Einstiegsalter wer-den durchaus in Kauf genommen, allerdingsmeist nicht über das 32. Lebensjahr hinaus.Ein besonderes Interesse an Promoviertenhaben Unternehmensberatungen, die gerneBeraterInnen mit hoher Qualifikation anbie-ten können.

In manchen außeruniversitären Bereichen isteine Promotion mittlerweile sogar Pflicht:

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Wer heute als (Kunst-)Historikerin in Museen und Gedenkstätten Karriere machen will, wirdohne Dissertation nicht weit kommen. Die Anforderungen sind in den letzten Jahrendeutlich gestiegen, nicht zuletzt wegen desgroßen Angebots an entsprechend qualifizier-ten BewerberInnen. Ähnlich sieht es in for-schungsorientierten Bereichen der Industrieaus. Will man dort als NaturwissenschaftlerInnicht auf dem Gehalts- und Stellenniveau technischer Angestellter verharren, ist einePromotion ein Muss – zumindest in Deutsch-land.

Obwohl die Chancen auf dem außeruniversi-tären Arbeitsmarkt somit grundsätzlich posi-tiv sind, kann dennoch nicht pauschal zu

einer Promotion geraten werden: Ihre Wirkungergibt sich immer erst aus der Kombinationdes gesamten Qualifikationsprofils. Sie musssich hier sinnvoll einfügen, dieses ausbauenund schärfen. Wird eine Promotion als quali-fikatorische Weiterbildung mit Blick aufaußeruniversitäre Positionen in Erwägunggezogen, sollten Sie diese Entscheidung sehrüberlegt treffen und z.B. eine Laufbahnbera-tung in Anspruch nehmen.

LiteraturtippJürgen Enders und Lutz Bornmann: Karrieremit Doktortitel? Ausbildung, Berufsverlauf undBerufserfolg von Promovierten, Campus Verlag,2001.

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nnDr. Melanie Plößer, Dipl. Pädagoginehemals Doktorandin an der Fakultät für Pädagogik

Ich habe in meiner Dissertation nach den Konsequenzen dekonstruktiverTheoriebildung für die feministische pädagogische Praxis gefragt. Der Entschluß zu promovieren hat sich als eher langer Prozess entwick-elt. Ich hatte nicht mit dem Ziel studiert, wissenschaftliche Karriere zumachen. Vielmehr bin ich in der Endphase meines Studiums auf bes-timmte Theorien gestoßen bin, die ich sehr spannend fand und durchdie sich für mich (wissenschaftliche) Fragen eröffnet haben, denen ichgerne nachgehen wollte. Wäre ich als Pädagogin gleich in die Praxis

gegangen, dann hätte ich mich damit nicht mehr so intensiv auseinandersetzen können. Ich hatte dann knapp sechs Jahre eine Qualifikationsstelle an der Uni, im Rahmen derer ich pro-moviert und auch Lehre gemacht habe. Als meine Stelle auslief und nicht verlängert werden kon-nte, habe ich mich auf dem Stellenmarkt umgeguckt. Nun arbeite ich seit vier Monaten in einerBeratungseinrichtung.Ich glaube schon, dass mir die Promotion geholfen hat, da überhaupt in die engere Auswahl zukommen. Ich hatte den Eindruck, dass sie mein Profil durch die Promotion interessant fanden.Meine anfängliche Befürchtung, eine Promotion würde eher abschreckend wirken, so á la »die istja total vergeistigt und die können wir hier nicht einbringen«, hat sich insofern nicht bewahrheitet. Gut an der Praxisstelle ist für mich auch, dass sie mir immer noch den Weg zurück in Forschungund Lehre, nämlich an eine Fachhochschule, ermöglicht. Was mir an der Fachhochschule gefällt, ist, dass dort die Lehre eine starke Gewichtung hat. Mankann zwar auch forschen und veröffentlichen, aber es ist nicht so ein Muss, wie ich das von demuniversitären Bereich her kenne. Rückblickend würde ich sagen, die Promotion war eine klasse Zeit. Auch eine ziemlich anstren-gende, aber eine, in der ich in vielen Bereichen viel gelernt habe.

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nnDr. Jana Beikert, Dipl. Biologinehemals Doktorandin an der Fakultät für Biologie

Promovieren gehört bei uns in der Biologie eigentlich dazu. Es ist eherdie Minderheit, die nicht promoviert. Und von den Stellen her ist dasauch kein Problem, zumindest wenn man etwas flexibel ist. Ich selbsthabe meine Promotion im letzten Sommer abgeschlossen und in ihremRahmen die Funktion bestimmter Signalmoleküle der Maus auf moleku-largenetischer Ebene untersucht. Ich hatte das Glück, dass in derAbteilung, in der ich auch meine Diplomarbeit geschrieben hatte, gerade eine Stelle frei war.

Direkt im Anschluss an die Promotion gründete ich mit einem Kollegen ein Diagnostik-Unterneh-men. Wir bieten veterinärmedizinische Analysen auf der Grundlage molekularbiologischer Metho-den an, zu denen u.a. die Geschlechtbestimmung von Vögeln und der Nachweis von Infektions-erkrankungen bei Vögeln und Fischen zählen. Dabei werden wir vom Land NRW im Rahmen einesExistenzgründungs-Programms (PFAU) unterstützt. D.h. unsere Stelle wird darüber bezahlt und wirhaben die Möglichkeit über das Institut für Innovationstransfer an der Universität Bielefeld (IIT),ein Labor der Universität und die erforderlichen Geräte innerhalb der Abteilung für Entwicklungs-biologie und Molekulare Pathologie gegen ein Mietgeld zu nutzen. Für diese Selbständigkeit wardie Promotion auf jeden Fall erforderlich. Man lernt in dieser Zeit selbständig wissenschaftlich zuarbeiten. Die in den drei Jahren gesammelten praktischen Erfahrungen kann ich heute nutzen, umneue wissenschaftliche Erkenntnisse in z.B. marktreife, innovative Diagnostiken umzusetzen.Außerdem ist der Doktortitel auch im Umgang mit unseren Kunden förderlich. In meiner Promotionszeit bin ich auch Mutter geworden. Das war nicht so einfach. Wenn ich inder Uni war, dachte ich oft an die Familie und ob ich dort etwas vernachlässige; war ich dann beimeiner Familie, dachte ich an die Arbeit und was dort noch alles zu erledigen ist. Im nachhineinwäre erst die Promotion und dann das Kind vielleicht doch leichter gewesen. Aber irgendwie ist esja auch gegangen. Ich hatte eine sehr nette Tagesmutter, zu der ich meine Tochter bringen kon-nte, denn einen Hortplatz hatten wir nicht bekommen.Wenn ich noch mal vor einer Promotionsentscheidung stände, würde ich mich zunächst an denMarktchancen orientieren, d.h. ob in dem entsprechenden Beruf eher eine Tätigkeit mit oder ohnePromotion zu bekommen ist. Wenn man sich für die Promotion entscheidet, dann ist es wichtig,dass man jede Menge Energie und Ehrgeiz mitbringt. Bei einem interessanten Thema der Arbeitwird aber meist das Durchhaltevermögen unterstützt, indem man durch positive Ergebnisse neumotiviert wird.

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Kapitel 4

Die Suche nach Thema

und Betreuung

Wie frei Sie in der Wahl von Dissertations-thema und BetreuerIn sind, hängt davon ab,in welchem Rahmen Sie promovieren:

Bei einem Stipendium können Sie das Themagrundsätzlich frei wählen. Sie müssen damit»nur« die Stiftung oder das Förderwerk über-zeugen, ebenso wie Ihren zukünftigenBetreuer/Ihre zukünftige Betreuerin: Fürdiese hängt die Einwilligung in ein Betreu-ungsverhältnis häufig davon ab, ob dasThema zu ihren Forschungsschwerpunktenpasst und ob sie sich davon etwas für ihre eigene Arbeit versprechen. Das muss abernicht so sein. Manche betreuen auch Disser-tationen, die sie einfach spannend finden.

Bei einer Promotionsstelle ist die themati-sche Ausrichtung der Dissertation häufigdurch den Forschungsbereich grob vorgege-ben, in dem die Stelle angesiedelt ist. Dasgleiche gilt für eine Promotion im Rahmenvon Drittmittelprojekten. Hier empfiehlt essich schon aus synergetischen Gründen drin-gend, das Promotionsthema mit der For-schungstätigkeit eng zu verknüpfen.

Von großem Vorteil ist eine solche Verknüp-fung auch bei berufsbegleitenden Promo-tionen: Die Verbindung mit der beruflichenTätigkeit spart nicht nur Zeit, sondern ergibtauch ein schlüssiges Profil (so Ihnen darangelegen ist).

nn Drei Aspekte sollten Sie bei Ihren Überlegungen zur Themenwahlberücksichtigen:

n Persönliches InteresseSie werden sich über einen langen Zeitraumund intensiv mit dem Thema Ihrer Disser-tation beschäftigen. Wenn Sie nicht wirklichein eigenes Interesse mit dem Gegenstandverbinden, kann die Zeit lang werden und dieMotivation ein Problem. Aber auch eine zu enge persönliche Bindung an das Thema kannsich als schwierig erweisen, wenn die Distanzzum Gegenstand verloren geht oder kein»Abschalten« mehr möglich ist.

n Wissenschaftliche RelevanzEine Promotion soll einen Beitrag zur Weiter-entwicklung der Forschung leisten. Besondersfür Stipendien kommt es darauf an, den Zuge-winn des eigenen Forschungsvorhabens fürTheoriebildung, Methodendiskussion und/oderfachspezifische Forschungsgegenstände ver-mitteln zu können. Falls Sie nach einem Thema suchen, haltenSie Ausschau nach Lücken in der Forschung:Welche Desiderate werden konstatiert? Was sind aktuelle Forschungsfragen?Ermöglichen neue Theorien/Methoden/Techno-logien veränderte Blickwinkel auf »alte«Fragestellungen? Kürzlich erschienene Dissertationen vermit-teln i.d.R. einen guten Überblick über aktu-elle Forschungsstände und Erkenntnisinteres-sen.

n Strategische BedeutungReflektieren Sie auch eine ganz pragmatischeEbene: Bringt Sie das Thema im Hinblick aufIhr Berufsziel weiter? Für welche praktischenArbeitsfelder kann diese Fragestellung vonInteresse sein? In welchen Forschungsberei-chen öffnen sich damit Wege? Auch Wissenschaft hat ihre theoretischen undmethodischen »Moden«. Geht es Ihnen umIhre Integration in den Forschungsbetrieb, isteine Anknüpfung an und Weiterentwicklung von aktuell diskutierten Themen und Ansät-zen sicherlich hilfreich.

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nn Tipps zur BetreuerInnensuchePromotionsstellen sind immer einem be-stimmten Lehrstuhl oder Projektleiter zuge-ordnet. Diese übernehmen auch die Betreu-ung. Bei Graduiertenkollegs oder GraduateSchools betreuen die beteiligten habilitiertenWissenschaftlerInnen. Gänzlich frei in derWahl Ihres Doktorvaters oder Ihrer Doktor-mutter sind Sie dagegen bei Stipendien oderselbstfinanzierten Promotionen.

n Als BetreuerInnen kommen nur Habilitierteund JuniorprofessorInnen in Frage.

n Am einfachsten ist es, wenn bereits Kon-takte zu ProfessorInnen bestehen.(Deswegen gestaltet sich die Organisationeiner Promotion im Anschluss an einStudium auch leichter als nach mehrjähri-ger Abwesenheit vom akademischen Be-trieb).

n Ziehen Sie aber auch einen Universitäts-wechsel in Erwägung. Möglicherweise gibtes an anderen Lehrstühlen besser geeigne-te Rahmenbedingungen, eine bessere Ein-bindung Ihres Themas oder weiterfürendeImpulse.

n Passende Lehrstühle ergeben sich durchLiteratur- und Internetrecherche.

BetreuerInnen ansprechen:n Kennen Sie sich zuvor nicht, sind Profes-

sorInnen i.d.R. sehr viel geneigter, IhrAnliegen zu hören, wenn Sie Ihnen von KollegInnen empfohlen werden. Bitten Siedeswegen Ihnen bekannte DozentInnen umHilfe: Innerhalb der Fachrichtungen istman sich von Kongressen und Tagungen i.d.R. gut bekannt und kann Kontakte her-stellen.

n Aber auch ohne Empfehlung können Sie anLehrstühle herantreten. Am ehesten wirdman Interesse zeigen, wenn Sie Ihr Projektüberzeugend präsentieren und Ihr Vorha-ben in das jeweilige Forschungsgebietpasst.

n Tipps zur Präsentation: 1. Erläutern Sie Ihre Ideen kurz und präg-

nant. 2. Benennen Sie Thema, Methode und

Theorie.3. Machen Sie einen eigenständigen und

strukturierten Eindruck.4. Zeigen Sie Verbindungen zum For-

schungsgebiet des Lehrstuhls auf.5. Bleiben Sie offen für Änderungsvor-

schläge. 6. Halten Sie ein kurzes Exposé bereit

sowie Zeugnisse, Lebenslauf und ggf.persönliche Referenzen.

nn Drei weitere Aspekte bei derBetreuerInnenwahlHaben Sie die Wahl, sollten bzw. können Siebei der BetreuerInnenwahl neben fachlichenauch weiterführende Aspekte beachten:

Persönliche EbeneDie Bezeichnung »Doktorvater« bzw. »Doktor-mutter« verweist auf die persönliche Kompo-nente im Betreuungsverhältnis. Gerade aufdieser Ebene ist die Beziehung zwischenDoktorandIn und BetreuerIn störanfällig: Das Verhältnis ist nirgendwo verbindlich ge-regelt, es basiert auf einem Hierarchiegefälleund zugleich haben beide Seiten Ansprücheim Hinblick auf Unterstützung und Anerken-nung. Persönliche Wertschätzung und gute kommu-nikative Fähigkeiten sind deshalb entschei-dende Faktoren.

Reflektieren Sie auch diese persönliche Ebe-ne: n Wie verstehen Sie sich zwischenmensch-

lich? n Sind Konflikte vorprogrammiert? n Wie lassen sich diese frühzeitig klären?

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BetreuungsqualitätenWie die Zusammenarbeit zwischen BetreuerInund DoktorandIn konkret auszusehen hat, istnicht geregelt und die Zusammenarbeit des-wegen unterschiedlich intensiv und konstruk-tiv. n Besteht die Aussicht auf einen kritischen

aber konstruktiven Dialog?n Wird es gefördert, Aufsätze zu veröffent-

lichen und auf Fachtagungen zu referieren?n Wie viel Freiraum wird Ihnen für die eigene

Arbeit zugestanden (wenn sie in For-schungsprojekten oder auf einer Stelle amLehrstuhl promovieren)?

Strategische AspekteAls Doktorandin profitieren Sie von den je-weiligen fachlichen Vorzügen Ihrer Betreuer-In. Das können gute internationale Kontakte,die Reputation im Forschungsbereich, eineenge Vernetzung mit anderen Universitätenoder in die Praxis sein. n Welche Vorteile können Sie hier erwarten

und wie passt das zu Ihren beruflichenZielen?

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nn Alina Frantescu, Dipl. PhysikerinDoktorandin an der Fakultät für Chemie

Ich promoviere über die Adsorption von DNA an Vesikeloberflächendurch Ca 2+ -Ionen für den elektroporativen Gentransfer. Das ist z.B.für die Krebsheilung wichtig.Ich komme aus Rumänien und habe nach meinem Physikstudiumbereits zwei Jahre als Wissenschaftlerin gearbeitet. Auf einer Tagunghabe ich meinen jetzigen Chef hier an der Fakultät kennengelernt. Erhat mir dieses Thema empfohlen und ich arbeite jetzt an seinemLehrstuhl als wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Mit der Entscheidung zu promovieren und nach Deutschland zu gehen bin ich nach wie vor sehrzufrieden. Wenn man als Wissenschaftlerin weitermachen will, ist Promovieren einfach selbstver-ständlich. Auch in der Industrie schätze ich die Chancen nach einer Promotion weitaus besserein. Den niedrigen Frauenanteil in meinem Fachbereich habe ich nie als Problem angesehen. In Rumänien arbeiten allerdings auch viel mehr Frauen in naturwissenschaftlichen Fachbereichen.Ich selbst war schon immer mehr an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen interessiert unddeswegen habe ich mich für diesen Weg entschieden. Meine zwei Kinder sind tagsüber bei einer Tagesmutter und das klappt sehr gut. Meine Tips fürStudentinnen sind: Erstens, überhaupt zu promovieren, das ist auf jeden Fall eine wichtigeErfahrung, auch wenn man später nicht in der Wissenschaft arbeiten will. Zweitens, sich beieiner Promotion von Anfang an etwas an zu beeilen. Drittens, immer Fragen zu stellen und mitdem Chef oder Betreuer über Unsicherheiten zu sprechen.

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Kapitel 5

Stipendien und Stellen –

nicht nur eine finanzielle Frage

Zur Finanzierung der Promotion gibt es ver-schiedene Möglichkeiten und je nach Weiseändern sich die Rahmenbedingungen. Obdiese einen Vor- oder Nachteil bedeuten,hängt zum Teil von Ihnen ab: von Ihrer Ar-beitsstruktur und Ihren individuellen Bedürf-nissen. Haben Sie die Wahl, können Sie andieser Stelle Einfluss darauf nehmen, ein für Sie produktives Umfeld zu schaffen.

nn 1. PromotionsstellenPromotionsstellen sind zum einen wissen-schaftliche MitarbeiterInnen-Stellen aus demHaushalt der Universität. Sie sind an einenLehrstuhl oder eine Forschungseinrichtunggebunden und sollen ausdrücklich der wissen-schaftlichen Weiterqualifikation dienen.Deshalb spricht man auch von Qualifikation-stellen. Zum Aufgabengebiet gehören Forschung undLehre sowie Mitarbeit in der universitärenSelbstverwaltung. Ein Teil der wöchentlichenArbeitszeit steht für die Anfertigung derDissertation zur Verfügung. Diese Stellen sindzeitlich auf 2-3 Jahre befristet und mit BAT II/2 vergleichsweise gut bezahlt. Sie werden in den meisten Fällen nur hausin-tern, selten überregional ausgeschrieben.Wenn man Glück hat, stehen sie jedoch aufden Internetseiten der Universitäten.

Vorteile sindn Die enge Anbindung an den Forschungsbe-

trieb.n Der Kontakt zu etablierten Wissenschaft-

lerInnenn Die fachliche Qualifikation in den Berei-

chen Didaktik, Projektmanagement, Kommu-nikations- und Präsentationsfähigkeitendurch die Mitwirkung an Lehre und Verwal-tung.

Nachteile sind:n Die hohe Arbeitsbelastung. n Die Gefahr, neben der Arbeit für den

Lehrstuhl kaum Zeit für die eigeneQualifikation zu haben.

n Evt. die lange Zeitspanne.

Eine andere Variante von Promotionsstellengibt es im Zusammenhang mit Drittmittel-projekten. Davon spricht man, wenn Lehr-stühle oder Institute fremdfinanzierte Projek-te bewilligt bekommen haben, z.B. vonStiftungen oder der Wirtschaft. Diese Stellenwerden i.d.R. nicht ausgeschrieben, sondernwerden von den ProjektleiterInnen direktbesetzt. Ihre Dauer richtet sich nach der För-derungsdauer des Projekts. Für Lehrtätigkeitenwerden diese MitarbeiterInnen i.d.R. nichteingesetzt, dafür ist der Arbeitsaufwand fürdas Projekt meist sehr hoch und es empfiehltsich dringend ein enger Bezug zum Promo-tionsthema. Die Vor- und Nachzüge entspre-chen denen von Qualifikationsstellen aus demHaushalt der Universitäten mit dem Unter-schied, dass die didaktische sowie die organi-satorisch-administrative Qualifikation durchLehre und Engagement in der Selbstverwal-tung entfallen, dadurch aber wiederum Zeiteingespart werden kann.

nn 2. Berufsbegleitend PromovierenEine weitere Möglichkeit zur Finanzierungeiner Promotion sind (Halbtags-)Stellen, dieIhnen Zeit zum Arbeiten an Ihrer Dissertationlassen. Entsprechende Jobs außerhalb derUniversitäten haben den Vorteil, Ihnen beiqualifizierter Tätigkeit wichtige Erfahrungenzu vermitteln und Netzwerke zu ermöglichenfür die Zeit nach der Promotion. Andererseitsmüssen Sie auch Zeit und Energie investieren,die Vernetzung mit dem Wissenschaftsbetrieb

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und anderen Promovierenden eigeninitiativ inGang zu halten.

An der Universität wiederum können Sie ne-ben ausgewiesenen Qualifikationstellen auchandere wissenschaftliche MitarbeiterInnen-und wissenschaftliche Hilfskraftstellen zurFinanzierung einer Promotion nutzen. VonVorteil ist die damit verbundene Nähe zu In-formationen und Netzwerken der Universität,von Nachteil das geringe Einkommen (beiHilfskraftstellen).

nn 3. StipendienStipendien haben den großen Vorteil, dassSie sich auf dieser finanziellen Grundlageganz Ihrer Dissertation widmen können. Andererseits bieten sie anders als Stellenkeine soziale Absicherung wie Renten- undArbeitslosenbeiträge und auch die Kranken-kasse muss wie im Studium von Ihnen selbstbezahlt werden.

Stipendien werden von den Begabtenförde-rungswerken, privaten Stiftungen, der deut-schen Forschungsgesellschaft (DFG), den einzelnen Universitäten oder der Wirtschaftvergeben. Einen Überblick über Förderprofile,Anforderungen, Termine u.ä. bieten zumBeispiel:

n Der »Forschungs- und Stipendienwegwei-ser für Frauen« vom InterdisziplinärenZentrum für Frauen- und Geschlechterfor-schung (IFF) an der Universität Bielefeld.Kosten: 3,50 €Kontakt: Tel. 521/106-4574 oder [email protected] unter www.uni-bielefeld.de/IFF/for/for-pu-stipendienwegweiser.html

n Die Broschüre »Stipendien für den wis-senschaftlichen Nachwuchs« des Bun-desministeriums für Bildung und Forschung.Dort kostenlos zu beziehen (Bestell-Nr.: 29968) oder Download unterwww.bmbf.de/publikationen/2709.php

Gefördert werden überdurchschnittlich begab-te und fachlich besonders qualifizierte Be-werberInnen, jedoch variiert der Begabtenbe-griff je nach politischem und weltanschauli-chem Profil der GeldgeberInnen. Die Förde-rungsdauer beträgt in der Regel 2-3 Jahre,die Höhe liegt bei ca. 1000 Euro. Gelder fürTagungen und Reisekosten können zum Teilzusätzlich beantragt werden. Altersgrenzenbeschränken diese Finanzierungsmöglichkeitmeist auf PromovendInnen unter 32 Jahren.

n Die großen Begabtenförderungswerke derParteien, Kirchen etc. bieten Ihren Stipen-diatInnen neben der finanziellen Förderung zusätzliche Arbeitskreise, Veranstaltungen und Kolloquien. Zudem fungieren sie alsNetzwerkschmiede und helfen mit gutenVerbindungen zu anderen Institutionen. Ein Plus auf dem Arbeitsmarkt ist auch ihrguter Ruf.Informationen im Einzelnen unter www.begabtenfoerderungswerke.de

n Bei kleineren Stiftungen, die »nur« Geldzur Verfügung stellen, kann es dagegen alsVorteil empfunden werden, sich aus-schließlich der eigenen Forschung widmenzu können und keine Verpflichtungen zurTeilnahme an weiteren Veranstaltungeneinzugehen. Hier ist es nur wichtig, denKontakt zur »scientific community« nichtabreißen zu lassen.

n Individual-Stipendien der UniversitätenNRW hat die frühere Landesgraduiertenför-derung abgeschafft und überlässt es deneinzelnen Universitäten, ob sie weiterhinindividuelle Promotionsstipendien verge-ben. Auf dieser Basis variieren die Modali-täten dieser Förderung. Zwischen Studien-abschluss und Antrag dürfen i.d.R. nichtmehr als ein Jahr vergehen. An manchen Universitäten ist diese Nach-wuchsförderung mit Programmen zur Frauen-förderung verbunden. An den Universitäten

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Bielefeld und Paderborn sollen beispiels-weise mindestens 50% der Stipendien anweibliche NachwuchswissenschaftlerInnen vergeben werden. Ein Nachteil ist die ge-ringe Höhe der Stipendien: Sie liegt anmanchen Universitäten bei nur 600 bis 800Euro pro Monat.

n Die Graduiertenkollegs der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG) wurden alsAlternative zur alleinigen Betreuung durcheinen Doktorvater oder eine Doktormutterentwickelt. Sie bieten die Vorzüge einesZusammenschlusses mehrerer Nachwuchs-wissenschaftlerInnen unter dem gemeinsa-men Dach einer Fragestellung, eines Themasoder methodischen Blickwinkels. Die Graduiertenkollegs haben ihren Ort anden jeweils beteiligten Universitäten undlaufen über einen Zeitraum von neunJahren. Mehrere ProfessorInnen überneh-men die Betreuung von im Schnitt 10 bis 12StipendiatInnen, die bis zu drei Jahre Voll-zeit gefördert werden. Hinzu kommenAssoziierte ohne Stipendium sowie ein biszwei PostdoktorandInnen.

Die Vorteile sind:n Die enge wissenschaftliche Anbindung

und der institutionalisierte Austausch. n Der strukturierte Promotionsverlauf.

Dem stehen hohe Anforderungen und einenger Rahmen gegenüber.Ausschreibungen finden sich in den über-regionalen Tages- und Wochenzeitungen.

Eine Liste aller Graduiertenkollegs der DFG steht auf der Seite:www.dfg.de/forschungsfoerderung/nach-wuchsfoerderung

n Graduate Schools in NRWIm Wintersemester 2001/2001 startete inNRW eine neue Form der Promotionsförde-rung: Die »Graduate Schools«, im Rahmenderer NachwuchswissenschaftlerInnen ineigens konzipierten Promotionsstudiengän-gen strukturiert und zügig zur Promotion

gebracht werden sollen. Darin den Gradu-iertenkollegs ähnlich, lösen sich die Gradu-ate Schools jedoch nicht wieder auf,sondern werden jedes Jahr mit ca. 20 neuenStipendiatInnen besetzt. Diesen stehenVollzeitstipendien für drei Jahre zur Verfü-gung. Die Ausrichtung der Graduate Schoolsist international, das Lehrangebot aufenglisch und die Betreuung intensiv. Siewerden als Teil der Eliteförderung verstan-den und sollen renommierte Zentren derNachwuchsförderung an ausgewählten Uni-versitäten schaffen. Information auf den Seiten des Ministeri-ums für Wissenschaft und Forschung NRW:www.mwf.nrw.de

n Stipendien von WirtschaftsunternehmenWenn Unternehmen ein betriebliches Inter-esse mit einer Doktorarbeit verbinden, sindauch sie durchaus bereit, deren Finanzie-rung zu unterstützen. Dies betrifft meistMitarbeiterInnen, kann aber auch auf externe AntragstellerInnen ausgedehntwerden. Manchmal ist dann Voraussetzung,dass die StipendiatInnen beabsichtigen,später in dem Unternehmen tätig zu wer-den. Solche Stipendien müssen selbständigorganisiert werden. Ansprechpersonen sinddie Personalabteilungen der Unternehmen.

n Promotionsstipendien im Rahmen vonFrauenförderungn Der Deutsche Akademikerinnen Bund

e.V. (DAB) vergibt Abschlussstipendienan Diplomandinnen und Doktorandinnenfür die Dauer von max. einem Jahr. Informationen unter www.dab-ev.org

n Die Heinrich-Böll-Stiftung will explizitdie Repräsentanz von Frauen in wissen-schaftlichen Berufsfeldern stärken undinsbesondere Nachwuchswissenschaftle-rinnen aus naturwissenschaftlichen, technischen und ökonomischen Fachrich-tungen fördern. Informationen unter: www.boell.de

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n Einzelne Hochschulen vergeben ebenfallsspezielle Frauenförderstipendien gemäßihrer selbstgegebenen Rahmenpläne zurGleichstellung. Informationen hierzu gibt es bei denGleichstellungsbeauftragten der Univer-sitäten.

n Ein eigenes Kapitel zur Frauenförderungmit Maßnahmen, Einrichtungen undNetzwerken bietet der o.g. Stipendien-wegweiser des Interdisziplinären Zen-trums für Frauen- und Geschlechter-forschung (IFF).

n Das Hochschul- und Wissenschaftspro-gramm (HWP) – eine Bund-Länderverein-barung – beinhaltet unter anderem dasFachprogramm »Chancengleichheit zur Förderung von Frauen in Forschungund Lehre«. Zwei Drittel der eingestell-ten Gelder dienen der Förderung vonPromotionen und Habilitationen.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Lise-Meitner-Programm. Information finden Sie auf den Seitendes Ministeriums für Wissenschaft undForschung NRW unter der Rubrik »Gender-mainstreaming« auf der Seite www.mwf.nrw.de

nn Exkurs I: PromotionsstudiengängeImmer mehr Fakultäten bieten eigene Pro-motionsstudiengänge an. Teils mehr teilsweniger thematisch spezifiziert, kennzeich-nen sie sich durch auf drei Jahre angelegteStudienordnungen mit zusätzlichen Qualifi-zierungsangeboten und Kolloquien.Eine Finanzierung ist damit nicht verbunden.Diese muss anderweitig organisiert werden.Dafür wird auf Strukturierung, Betreuung undInternationalität gesetzt. Promotionsvorhabensollen dadurch in einem überschaubarenZeitrahmen abgeschlossen werden können.

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nn Sonja Dudek, Dipl. Psychologin,Doktorandin an der Fakultät für Soziologie

Ich finde beim Promovieren wichtig, dass man sich überlegt, welcheForm von Arbeit einem liegt: Wenn man sich z.B. Themen lieber alleineerarbeitet, dann ist ein freies Stipendium eine gute Sache. Aber für diemeisten ist es ja eher schwierig, so ein langes Projekt alleine anzuge-hen und dann ist ein Graduiertenkolleg oder ein Promotionsstudiengangbesser geeignet, weil man dann einen größeren KollegInnenkreis hat. In Graduiertenkollegs der DFG arbeitet man z.B. mit verschiedenenJahrgängen zusammen an ähnlichen Thematiken. Man kannst auchWorkshops oder andere Veranstaltungen zusammen organisieren und das

stell ich mir sehr gut vor. Andererseits kann das aber auch eng werden, wenn man sich z.B. mitden Leuten nicht so gut versteht oder wenn die anderen Themen doch nicht so viel mit dem eige-nen zu tun haben. Ich bin da ganz dankbar, dass ich in meinem Promotionsstudiengang sehr frei entscheiden kann,zu welchen Vorträgen ich gehen möchte und zu welchen eher nicht. Dafür ist man aber auch nichtso eingebunden wie in einem Graduiertenkolleg und hat auch schon mal den Eindruck, dass sichaußer der Betreuerin an der Fakultät niemand dafür interessiert, was man macht. Sehr raten kannich auf jeden Fall zu Graduiertenkollegs und Promotionsstudiengängen, die thematisch zugeschnit-ten sind. Gut ist auch immer, im Vorfeld mit Leuten zu reden, die schon in den Programmen sindund die zu fragen, ob sie einem wirklich etwas bringen.

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nn Exkurs II: Die Eintrittskarte: Das ExposéSowohl für Stipendien als auch Qualifika-tionsstellen bewerben Sie sich mit einemExposé, das Ihr Dissertationsvorhaben kurzund prägnant erläutert. Es macht deutlich,dass Ihr Vorhaben innovativ, relevant, metho-disch fundiert und realistisch geplant ist. Die GutachterInnen sind erfahrene Wissen-schafterInnen, die mit wenig zeitlichemAufwand überzeugt werden wollen.

Wichtig sind:n Der Forschungsstand mit Ihrem Anknüpf-

ungspunkt.n Die Zielsetzung mit Ihrer erkenntnisleiten-

den Fragestellung.n Der Methodenteil zum »wie« und »warum«

der Forschungsindustrie.n Ein Arbeits-, Zeit- und Finanzplan, der eine

realistische Planung dokumentiert.

Eine hilfreiche Zusammenstellung von Tippszur Antragstellung bei Stiftungen hat dieGleichstellungsbeauftragte der UniversitätPaderborn zusammengestellt. hrz.uni-paderborn.de/gleichstellungsbeauf-tragte/stipendien

Kapitel 6

Erfolgreich promovieren!

Zu einer erfolgreichen Promotion gehörenviele Faktoren, die man aktiv gestalten undpositiv beeinflussen kann. Dazu zählensicherlich eine interessante Fragestellung undein gutes Forschungsdesign. Doch das ist nicht alles: Mindestens ebensowichtig sind die Rahmenbedingungen undhier gibt es viel Gestaltungsspielraum:

nn 1. Netzwerke nutzen!Der Erfolg einer Promotionsphase hängt maß-geblich davon ab, sich Unterstützung zusichern. Hierzu dienen Netzwerke auf ver-schiedenen Ebenen. Nutzen Sie diese oderinitiieren Sie welche, wenn es sie noch nichtgibt.

Promotionskolloquien in den Fachbereichenbieten einen Raum für fachlichen Austauschund gedankliche Inspiration. Hier werdenAusschnitte der Arbeiten referiert, diskutiert und fachlicher Kritik unterzogen. Je nachRahmen der Veranstaltung werden auch Pro-bleme mit der Promotionsphase thematisiertund die entsprechenden Erfahrungen ausge-tauscht.

Überregionale Kolloquiensind dem Austausch zwischen Nachwuchs-wissenschaftlerInnen verschiedener Univer-sitäten verpflichtet. Sie bieten zudem die Möglichkeit, sich in der Präsentation vonArbeitsergebnissen zu üben sowie an anderenUniversitäten auf sich aufmerksam zumachen.

Fachübergreifende DoktorandinnengruppenAn machen Universitäten gibt es auch fach-übergreifende Doktorandinnengruppen, dienicht dem fachlichen Austausch sondern inerster Linie der Unterstützung im Promo-

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tionsprozess dienen. Entscheidungen überzusätzliche Qualifikationen und Fragen des Zeitmanagements, Zweifel am Gelingen derDissertation und Konflikte mit KollegInnenund Vorgesetzten ebenso wie finanzielle Engpässe können einer erfolgreichen Promo-tion im Weg stehen. Statt sich damit alleinezu quälen, hilft der Austausch mit Doktoran-dinnen in ähnlicher Situation, Lösungen zuentwicklen sowie Entscheidungen umzuset-zen. (Portrait der Coaching-Gruppe fürDoktorantinnen an der Universität Bielefeldauf Seite 24).

Universitätsübergreifende Netzwerke n Thesis e.V.: Ein deutschlandweites, inter-

disziplinäres Netzwerk für Promovierendeund Promovierte. www.thesis.de

n Gradnet e.V.: Speziell auf die Vernetzungjunger Geistes- und Sozialwissenschaftler-Innen gerichtetes Netzwerk mit eigenenTagungen und einem sehr ergiebigen undspannenden Archiv. www.gradnet.de

Private NetzwerkeAuch außerhalb der akademischen Welt ist eswichtig, einen stabilen Rahmen zu finden,der Ihnen Ausgleich bietet und Sie emotional auffängt, wenn es zwischendurch mal nichtso gut läuft. Gute Freundschaften sind wich-tig, angenehme und regelmäßige Freizeit-aktivitäten zum Ausgleich sowie Phasen derRuhe und Entspannung. Nur verbissen an derDissertation zu arbeiten, zahlt sich nicht aus,dafür dauert eine Promotionsphase zu lang.

nn 2. Zeit- und Selbstmanagementpraktizieren!Persönliche EinstellungenBelasten Sie sich nicht mit überhöhten An-sprüchen!n Eine Dissertation ist kein Lebenswerk, es

ist nicht notwendig, das zukünftige Stan-dardwerk zum Thema zu verfassen und international Aufsehen zu erregen.

Steuern Sie bewusst gegen Selbstzweifel!n Zweifel gehören zu jeder Promotion.

Vergegenwärtigen Sie sich deshalb ganzbewusst alle guten Phasen, Leistungen und Rückmeldungen. Werten Sie Ihre Leistun-gen nie ab und üben Sie keine übertriebe-ne Bescheidenheit.

ZeitmanagementNehmen Sie sich Zeit für einen vernünftigenArbeits- und Zeitplan!n Eine gute Organisation ist die halbe Miete.

Setzten Sie sich realistische Ziele in klardefinierten Zeitrahmen. Ersparen Sie sichChaos und Hektik am Ende!

nn 3. Zusätzlich qualifizieren!Nutzen Sie die Zeit der Doktorarbeit und qua-lifizieren Sie sich weiter. Besonders für eine Juniorprofessur zahlensich solche Aktivitäten aus und werden alsBelege einer besonderen wissenschaftlichen Qualifikation gewertet. Darüber hinaus erwer-ben Sie hierbei Kenntnisse und Fähigkeiten,die auch außerhalb der Universität IhreBerufsperspektiven verbessern.

n Bieten Sie Lehrveranstaltungen an. Mög-licherweise können Sie an Ihr Promotions-thema anknüpfen und erwerben zusätzlichdidaktische Fähigkeiten.

n Nutzen Sie Weiterbildungsangebote in wis-senschaftlichen Methoden.

n Erweitern Sie Ihre EDV-Kenntnisse.n Engagieren Sie sich in der universitären

Selbstverwaltung und erhalten Sie Einblickin Verwaltungsabläufe.

n Veröffentlichen Sie Aufsätze und halten SieVorträge.

n Besuchen Sie Tagungen und stellen Sie Ihre Arbeit dort vor.

Behalten Sie aber stets Ihre Hauptbeschäf-tigung – die Dissertation – im Auge! Im Zweifelsfall liegt hier die Priorität, auch»Nein-sagen-können« ist ein wesentlicherSchlüssel zum Erfolg.

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Die Coaching-Gruppe für Doktoran-dinnen an der Universität Bielefeld

Seit 1998 bietet die Zentrale Studienbera-tung (ZSB) der Universität Bielefeld eine14-tätig stattfindende Coaching-Gruppe für Doktorandinnen an. Dr. Ruth Großmaß,Beraterin im ZSB-Team, zu Hintergründenund Motivation:

»Wir machen hier in der Studienberatung dieErfahrung, dass Frauen mit der Frage nacheiner akademischen Karriere bzw. Weiter-qualifikation sehr viel vorsichtiger undzurückhaltender umgehen als Männer.Deshalb war es uns wichtig, an dieser StelleUnterstützung anzubieten. Die Gruppe wurdedann in einer Situation gegründet, in dereine Reihe von Doktorandinnen mit sehrähnlichen Problemen bei uns Unterstützungsuchte:

Es ging fast immer um knappe Ressourcen,um Arbeitsplanung, um Schwierigkeiten derakademischen Einbindung oder mangelndeUnterstützung. Z.B. erleben promovierendeFrauen häufig, dass es Beziehungskrisen gibt und dass Familien eher Irritationen produzieren als dass sie stärkend wirken. Das hat auch damit zu tun, dass sich in der vorherigen Generation von Frauen nureine Minderheit selbst akademisch weiter-qualifiziert hat und insofern in den meistenFamilien Vorbilder und Ressourcen fehlen. Die Gruppe dient dazu, eine kontinuierliche Unterstützungsform anzubieten. Wir bespre-chen, wie weit man mit der Arbeit ist und ob es Konflikte gibt. Oft geht es darum,Zeitpläne miteinander zu entwickeln odereine Entscheidung zu unterstützen, bei-spielsweise, ob man ein Vortragsangebotannehmen soll oder nicht – ob einen dieses nur wieder von der Arbeit abbringt oder doch prestigeträchtig ist.

Meine Tipps für angehende Promovendinnensind ganz einfach und banal: Eine gute Zeitplanung, ein möglichst gutes soziales Netz, ein offenes Umgehen mitSchwierigkeiten, sich Unterstützung holenund eine gute Verknüpfung mit Frauen, die in einer ähnlichen Situation sind.«

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an diegegenwärtigen und ehemaligen Doktoran-dinnen an der Universität Bielefeld JanaBeikert, Christine Biermann, Sonja Dudek,Alina Frantescu, Nicole Harras, DagmarKolossa und Melanie Plößer sowie an RuthGroßmaß von der Zentralen Studienberatungfür ihr Interesse und die Bereitschaft, vonihren Erfahrungen zu berichten!

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