Ein tödliches Geschäft

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Ein tödliches Geschäft MINEN Der Rohstoffriese Glencore hat seinen ersten Nachhaltigkeitsreport veröf fentlicht Der zeigt Der Baarer ist eines der gefährlichsten Minenunternehmen der Welt NELLY KEUNE nel ly keune@iluzernerzeitung ch Dreckig und gefährlich ist er der Abbau von Rohstoffen ob Kohle Zink oder Erz In den Minen weltweit gibt es viele Todesopfer und auch die Uniweit leidet beträchtlich Das zeigt der erste Nachhaltigkeitsbericht des Baarer Roh stoffriesen Glencore Im vergangenen Jahr sind demnach 18 Menschen in den Minen des Rohstoffhändlers gestorben Glencore beschäftigt weltweit 54 800 Menschen etwa 52 000 von ihnen ar beiten in den 15 Minen und Fabriken Vergleicht man die Zahl der Todesop fer mit denen der Mitbewerber wie Xstrata Rio Tinto oder BHP Billiion die zum Teil sogar deutlich mehr Men schen beschäftigen dann wird klar dass etwas schiefgelaufen ist Das gibt auch Glencore zu «Die 18 Todesopfer in unseren Minen zeigen uns dass wir noch Arbeit vor uns haben wenn es um die Sicherheit und die Gesundheit un serer Mitarbeiter geht» sagt Glencore Chef Ivan Glasenberg Bisher nicht viel geschehen Das Unternehmen will die Sicherheit klar erhöhen In den Jahren 2008 bis 2010 sind insgesamt 56 Menschen in den Minen von Glencore gestorben Viel ist bisher also nicht besser gewor den Das kritisiert auch Andreas Holzer Nachhaltigkeitsanalyst bei der Bank Sarasin «Wir stellen immer wieder fest dass Firmen die bei der Nachhaltigkeit insgesamt nicht gut abschneiden viele Todesfälle haben » Auch Urs Rybi stoffexperte bei der Nichtregierungs Organisation «Erklärung von Bern» ist erschrocken über die Zahl der Opfer «Es ist erstaunlich dass ein Unterneh men das sonst so diszipliniert und finanziell erfolgreich wirtschaftet bei einem solchen Thema so wenig Einsatz zeigt » Roger Moody Experte des don Mining Networks hat die Zahlen in Neue Luzerner Zeitung Gesamtausgabe 13.09.2011 Seite 1 / 2 Auflage/ Seite 124242 / 13 5570 Ausgaben 300 / J. 9107039 © Neue Luzerner Zeitung Gesamtausgabe, Luzern ZMS Monitoring Services AG Media Monitoring www.zms.ch

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NLZ berichtet über den CSR-Bericht von Glencore

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Ein tödliches Geschäft

MINEN Der Rohstoffriese

Glencore hat seinen ersten

Nachhaltigkeitsreport veröffentlicht Der zeigt Der Baarerist eines der gefährlichstenMinenunternehmen der Welt

NELLY KEUNE

nel ly keune@iluzernerzeitung ch

Dreckig und gefährlich ist er derAbbau von Rohstoffen ob Kohle Zinkoder Erz In den Minen weltweit gibt esviele Todesopfer und auch die Uniweitleidet beträchtlich Das zeigt der ersteNachhaltigkeitsbericht des Baarer Roh

stoffriesen Glencore Im vergangenenJahr sind demnach 18 Menschen in denMinen des Rohstoffhändlers gestorbenGlencore beschäftigt weltweit 54 800Menschen etwa 52 000 von ihnen arbeiten in den 15 Minen und Fabriken

Vergleicht man die Zahl der Todesopfer mit denen der Mitbewerber wie

Xstrata Rio Tinto oder BHP Billiion diezum Teil sogar deutlich mehr Menschen beschäftigen dann wird klardass etwas schiefgelaufen ist Das gibtauch Glencore zu «Die 18 Todesopferin unseren Minen zeigen uns dass wirnochArbeit vor uns haben wenn es umdie Sicherheit und die Gesundheit un

serer Mitarbeiter geht» sagt GlencoreChef Ivan Glasenberg

Bisher nicht viel geschehenDas Unternehmen will die Sicherheit

klar erhöhen In den Jahren 2008 bis2010 sind insgesamt 56 Menschen inden Minen von Glencore gestorbenViel ist bisher also nicht besser geworden

Das kritisiert auch Andreas HolzerNachhaltigkeitsanalyst bei der BankSarasin «Wir stellen immer wieder festdass Firmen die bei der Nachhaltigkeitinsgesamt nicht gut abschneiden vieleTodesfälle haben » Auch Urs RybiRohstoffexperte bei der NichtregierungsOrganisation «Erklärung von Bern» isterschrocken über die Zahl der Opfer«Es ist erstaunlich dass ein Unternehmen das sonst so diszipliniert undfinanziell erfolgreich wirtschaftet beieinem solchen Thema so wenig Einsatzzeigt » Roger Moody Experte desLondon Mining Networks hat die Zahlen in

Neue Luzerner Zeitung Gesamtausgabe13.09.2011 Seite 1 / 2Auflage/ Seite 124242 / 13 5570Ausgaben 300 / J. 9107039

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einem Interview mit der englischenZeitung «The Guardian» knapp zusammengefasst «Glencore ist eines dergefährlichsten Minenunternehmen derWelt»Risiko wird grösserDie meisten Arbeiter seien so GlencoreVerwaltungsrat Peter Coats in Afrikadurch Erdrutsche tödlich verletzt wor

den Es liegt nahe dass es sich dabeium die Mine in der Demokratischen

Republik Kongo handelt die Glencoreseit 2009 betreibt Dort habe man nun

11 Millionen Dollar investiert umWände und Decken abzustützenGlencore sei überdurchschnittlich in

Ländern aktiv die politisch instabilseien und nur eine schlechte Infrastruk

tur hätten erklärt Rybi «Das ist aberkeine Entschuldigung für die vielenTodesopfer Wenn man in Krisengebieten Geschäfte macht muss man auchdie Verantwortung übernehmen» betont er «Ich bin erstaunt dass dasManagement des Unternehmens nunden Eindruck erweckt dass sie vondiesem Problem bisher nicht gewussthaben » Dass die Zahl der Opfer indenkommenden Jahren sinken wird isttrotz der angekündigten Bemühungen

nicht unbedingt zu erwarten «Die Risikoprofile der Minenunternehmen werden in Zukunft schlechter Die Abbautä

tigkeit wird immer gefährlicher und es

müssen geologisch schwierige Vorkommen in und aus Umwelt und Sozial

sicht problematischeren Regionen erschlossen werden» erklärt Holzer

Hohe Umweltstrafen

Hoch sind auch die Umweltstrafen dieGlencore im vergangenen Jahr bezahlen musste Bussen imWert von 780 000

Franken wurden ausgestellt Eine grosse Summe wenn man sie mit Mitbewerbern vergleicht So haben zwei dergrössten Minenunternehmen der WeltRio Tinto 540000 Dollar und BHP

Billiion 35 000 Dollar deutlich wenigerbezahlt Die Unternehmen erwirtschaf

ten zwar einen niedrigeren Umsatz daskommt aber daher dass Glencore imGegensatz zu ihnen auch mit Rohstoffen handelt Dahinter stehen konkrete

Umweltvergehen sagt HolzerLaut Simon Buerk Pressesprecher

von Glencore würde man das Themasehr ernst nehmen Man habe immerhin alle Strafen über 10000 Dollar in

den Report aufgenommen Auch beimCO Ausstoss besteht noch Handlungsbedarf Allerdings kommen 57 Prozentdes CCy Ausstosses durch den Trans

port per Schiff «Hier kann wenig getanwerden um den Ausstoss zu senken»sagt Holzer Es könnten aber Emissionszertifikate gekauft werden Ebenfalls hoch ist der Schwefeldioxid Ausstoss einer Mine in Zambia «Hier hätte

man schon vor Jahren etwas ändernmüssen» sagt Rybi Im Nachhaltigkeitsbericht gibt Glencore nun an dass bis2015 die Vorgaben der örtlichen Regierung erfüllt sein sollen

Wenig Steuern bezahlt

Fragen wirft auch die Höhe der Zahlungen für Steuern und Schürfrechte in

den einzelnen Regionen auf aber auchdie Summe die für gemeinnützigeProjekte ausgegeben wird «Wenn manzum Beispiel die Ausgaben für den Bauvon Schulen Spitälern und Strassenmit denen des Zuger Minenunternehmens Xstrata vergleicht dann fällt aufdass die umsatzbezogenen Ausgabenvon Glencore drei Mal so hoch sind»lobt Holzer Anders sei es jedoch beiden Abgaben für Steuern und Schürfrechte Hier bezahle Glencore nur etwa

die Hälfte In Europawurden bei einemUmsatz von knapp l Milliarde nur2 Millionen Dollar Steuern bezahlt InAfrika kamen bei einem Umsatz von

1 6 Milliarden Dollar immerhin 89Millionen zusammen und dazu wur

den noch 24 Millionen für gemeinnützige Projekte auf dem Kontinent ausgegeben

«Die 18 Todesopferin unseren Minen

zeigen uns dass wirnoch Arbeit vor uns

haben»IVAN GLASENBERGCHEF GLENCORE

Nachhaltigkeit eine IllusionWas heisst eigentlich nachhaltigDer Begriff Nachhaltigkeit sei etwas

überstrapaziert sagt Andreas HolzerNachhaltigkeitsanalyst bei der BankSarasin «Im Grossen und Ganzen

bedeutet er dass ein Unternehmen sowirtschaftet dass es den nächstenGenerationen nichts verbaut»Welche Unternehmen sind nach

haltig

«Die Bank Sarasin ist sehr strengwenn es darum geht Unternehmenals investierbar zu bewerten» erklärtHolzer «Das einzige Minenunterneh

men das unsere Kriterien erfüllt istLonmin ein Platinförderer »Platinhat einen Umweltnutzen über dieHälfte der weltweiten Platinförderungwird für Emissionskatalysatoren inder Autoindustrie verwendet

Wie glaubwürdig sind Nachhaltigkeitsberichte

«In den 13 Jahren in denen ichUnternehmen auf die Nachhaltigkeitüberprüft habe bin ich auf keineeinzige bewusste Falschinformationin einem Bericht gestossen Es gehtmehr darum zu eruieren welche

relevanten Themen und Daten nicht

erwähnt werden Nachhaltigkeitsberichte sind glaubwürdig bezüglich derRichtigkeit aber nicht immer bezüglich der Vollständigkeit der Informationen »Der Bericht von Glencoreseimit 106 Seiten deutlich zu lang FürUrs Rybi von der «Erklärung vonBern» würden auch klare Zielvorgaben für die Zukunft fehlen Denn nur

daran könne man messen ob dasUnternehmen in Sachen Nachhaltigkeit besser wird

NELLY KEUNE

nelly keune@luzernerzeitung ch

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