Ein Tropfen im Ozean des Erstaunens · D îvân-¥ N iyâzî-yi M ¥µrî Ein Tropfen im Ozean des...

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D îvân-¥ N iyâzî-yi M ¥μrî Ein Tropfen im Ozean des Erstaunens Die osmanische Sufi-Dichtung des Niyâzî-yi M¥μrî Niyâzî-yi M¥μrî übersetzt und kommentiert von Denis Mete

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D î v â n - ¥N i y â z î - y i M ¥ µ r î

Ein Trop f en im Ozean des Ers taunensDie osmanische Sufi-Dichtung des Niyâzî-yi M¥µrî

Niyâzî-yi M¥µrî

übersetzt und kommentiert von Denis Mete

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Aus der Serie

silsileGoldene Kette

Orient - Oxident

Niyåz⁄-yi M¥µr⁄Ein Tropfen im Ozean des Erstaunens

Die osmanische Sufi-Dichtung des Niyåz⁄-yi M¥µr⁄übersetzt und kommentiert von Denis Mete

Teil 1

ISBN 978-3-903221-03-1

Verlag silsile© 2017 Wien

Alle Rechte beim Verlag

Gedruckt bei BODIn der Tarpen 42, 22848 Norderstedt, BRD

herausgegeben unter:makamhane

east & west in resonanceRmergasse 21

1160 Wien, sterreichweb: www.silsile.at

Titelbild: Telvîn u temkîn, Denis Mete 2008, Öl/Leinen 60 x 80 cm

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8 Inhaltsverzeichnis 8

Transkription und Aussprache ………………. 7Vorwort ………………………………. 8Leben M¥µr⁄s ………………………………. 10Werke M¥µr⁄s ………………………………. 11Zur Übersetzung ………………………………. 12D⁄vån-¥ M¥µr⁄ ………………………………. 15O Herz komm / Ey gö~ül gel ©ayr¥dan (1) …. 17Verborgener Schatz / Zeh⁄ kenz-i ≈af⁄ (2) ……… 18Leidesheil / Ey derde dermån isteyen (3) …… 20Zwischen den Brauen / ‡ki ka∞u~ aras¥nda (4) … 22Im Kerker / Óabs içün geldi (5) ..…………… 24Fu®¨l⁄s Liebe / Inne l-ir-Raªmån-i †arfen (6) …. 25Schicksalrad / Ey çar≈-¥ d¨n n’êtdüm sa~a (7) ...27O Unachtsamer / Uyan ©afletden ey ©åfil (8) ..... 28Ein Tropfen / Baªr içünde ∆a†reyüm (9) …….. 29Prophetensiegel / Ùatm-i cem‘i l-mürsel⁄nü~ (10) .... 30Aªmeds Kreis / Ey Muªammed ümmeti (11) …. 31Gottkenner / Ister ise~ ma‘rifetde (12) ……… 32Buch im Buch / Mevål⁄dü~ sa~a her faµl (13) … 34Herzensaugen / Aç gözü~ dildåra ba∆ (14) …… 35Bei Dir o Herr / Gö~lümüz her an sendedür (15) .. 36Wesensrein / Oldum çü maªv-¥ maª®-¥ ∫åt (16) … 37Mysterium / S¥rr-¥ Óa∆∆'¥ nicesi få∞ eyleyem (17) … 38Die Våridåt / Cån ∆u∞unu~ Våridåt¥ (18) …..…. 39Glaubensgrund / Saråy-¥ d⁄n esås¥dur ∞er⁄‘at (19) .... 40Liebesbrand / Ya∆ub ‘a∞k od¥na cån¥ (20) …...... 43O Freund / Ba∆up cemål-i yåre ça©¥ruram (21) .. 44Beim Thema / Ba©r¥m¥ pür-≈¨n êder (22) .……. 46Gar schwer / Cån bu êlden göçmedin (23) ..….. 47Alle Schönheiten / Heb güzeller aras¥nda (24) ….. 48Im Westen / Muªa∆∆i∆ler dêmi∞lerdür (25) …... 49Befreiter / ‡ster ise~ olas¥n ehl-i felåª (26) …… 50Im Gedenken / Ey ∆ar¥nda∞ bir sözüm var (27) … 51Ein Rätsel / Mü∞külüm var size (28) ………… 52Muªammed / Yine dil na‘tu~¥ söyler (29) ……… 54

Hilfe o Herr / ˇulmet-i hecrü~de b⁄dår (30) …… 56Die Zuflucht / Yå ilåh⁄ sa~a senden el'¥yåz (31) ……57Nachricht / ‘Åriflere esrår-¥ Ùudå'dan (32) .……… 58Der Täuscher / Vallåhi Deccål senü~ emeklerü~ (33) .. 59Abkunft / Her neye ba∆sa gözü~ (34) …........……60Mannhaftigkeit / Erimiz erdür (35) ……………... 61So gebt Kunde / Ey †ar⁄∆at erleri (36) ………… 62

List und Täuschung/ Nice bir mekr ü ª¥yel (37) .. 63 Er ist in dir / Ey gö~ül gel a©lama (38) .………. 64O Nachtigall / Ey ©ar⁄b bülbül diyåru~ (39) .…... 65

Todesschlag /K¨s-i r¥ªlet çald¥ mevt (40) ……… 66Dreschplatz / ˆandedür cehl ile Ωulmet (41) …. 67Diener Gottes / Óa∆∆'un ∆ullar¥n¥ ba‘®¥ (42) … 68Wohltat / Yå Rab bize iªsån êt (43) …………… 70Dein Gesicht sehen / ˘unlar ki görüb yüzü~i (44) .. 71Graphik Am Weg Gewandelter ………………… 72Im Spiegel / Óal∆ içre åy⁄neyü (45) .…….......… 73Bruch des Kruges / ˘¥yup bi~ påre (46) ………… 74Bei den Gottesnamen / Esmå’-i ilåh⁄yyede (47) … 75Freund Deiner Liebe / ‘A∞∆u~ kime yår olur (48) … 76O Idol, was ist an dir / Ey µanem n'oldun (49) …. 78 Der Ruf Isråfils / Óa®ret-i ‘Ûså inüb gökden (50) … 79Tropfen um Tropfen / ˆatre ∆atre dökilinler (51) …80Graphik Cifr ……………………………………… 81

Klage o Schmerzensherz / ‡~ile ey derdlü gö~ül (52) .. 82Wort des Derwischs / Dervi∞ olan ki∞inü~ sözleri (53) 83In diese Klause / Bu ≈alvete ba∆ma gü∫åf (54) …. 84

Was tun damit? / Bilenler vech-i cånån¥ (55) …... 85Dein Feuer der Trennung / Ate∞-i hecrü~le (56) .. 86Am Galgen der Liebe / Kim ki ‘a∞∆u~ dår¥na (57) .. 88Morgenwind / Esicek båd-¥ µabå (58) …………. 90Zeichen der Propheten / Rum¨z-¥ enbiyåy¥ (59) … 92

Dämmern Deines Gesichts / Old¥ yüzü~ µubª¥ (60) … 93Das Vergnügen / Óa∆∆'¥ seven ‘å∞¥∆laru~ (61) … 94Dich zu lieben / Ey Allåh¥m seni sevmek (62) … 95Ziehende Pilger / Ç¥kup ªuccåc (63) …………… 96Wer ist Mecn¨n / Ey gö~ül Mecn¨n kimdür (64) … 97Menschenanblick / NaΩar ∆¥ld¥∆ça insåna (65) … 98

Wunsch der Welt / Ùåhi∞-i dünyå olanlar (66) … 99

Appendix 1: Wundersame Vorhersagen …… 102Appendix 2: Muªammed N¨rs Kommentar … 103Appendix 3: Der gedeckte Tisch …………… 105Bibliographie ……………………………… 108Silsile Edition ……………………………… 109Index … …………………………………… 112Appendix 4: Manuskript Mihri∞ah 1b-23a … 115

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1: Niyâzî-i M¥µrî, Hayat, Edebî Ki∞ili«i, Eserleri ve Divan¥ (tenkitli metin), Kenan Erdo«an, Ankara 1998, p 98,Gedicht Nr.78:8. 2: Der Derwischorden des Mevlånå Celåledd⁄n R¨m⁄ (m.1273), bekannt als die drehendenDerwische. 3: A'måk-i Ùayål, ˛ehbenderzåde Filibeli Aªmed Óilm⁄, ‡stanbul 1912. 4: Dies ist die Sicht dervaªdet-i vüc¨d, der Lehre von der Einheit aller Existenz, die von großen Sufis wie Ibnu l-‘Arab⁄ (m.1240) undMevlånå Celåledd⁄n R¨m⁄ gelehrt wurden. 5: Es ist die salafitische Bewegung nach dem Hofprediger ˆåd⁄zådeMeªmed Efendi (m.1635), die die sufischen Tänze als verwerfliche Erneuerung des Islams betrachtete. 6:mündliche Überlieferung, Oruç Güvenç, München 1991. 7: Kenan Erdo«an, Niyâzî-i M¥srî ve Dîvân¥, p 56,Ged.Nr: 40:3, hier Ged.Nr 41, p 67.

8 Vorwort 8

„Verstehe dieses Wort zugleich, nicht Steigung ist in ihm, sondern völlig eben liegt es hier.

Der Wunsch der Welt ist ein Gesicht, wer es erblickt, fällt ins Staunen.“ 1 Niyåz⁄-yi M¥µr⁄

Seit Anfang der 1990er Jahre genossen wir Sufi-Lehrgespräche. Zwei Werke, denen ein Mevlev⁄2-

Lehrer namens Turgut Söylemezo«lu, Schüler des letzten Oberhauptes (post-ni∞in) der Galata-

Mevlev⁄håne, Aªmed Celåledd⁄n Dede (m.1948), besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte, sind

die Derwisch-Novelle von Aªmed Óilm⁄ (m.1914), das ‘A‘må∆-i ≈ayål3, und die Gedichtssammlung

des großen Sufi Niyåz⁄-yi M¥µr⁄ (m.1694), der D⁄vån-¥ Niyåz⁄-yi M¥µr⁄. In beiden Schriften weht ein

Wind des Einheitsgefühls des Schöpfers mit seiner Schöpfung.4

M¥µr⁄, der durch viele politische Wirren im Osmanischen Reich des 17. Jhs. gehen musste und zu

einem Bauernopfer auf dem Schachbrett der Kontroversen zwischen den erstarkten ultra-

konservativen ˆåd⁄zådelis5 und den weit verbreitenden Derwischbruderschaften geworden war, gab

uns durch seine Lebensführung und seine Schriften die Botschaft, unbeirrt der äußeren Umstände, an

der innerlichen Beziehung zur geistigen Welt festzuhalten und diese ins Unermeßliche zu steigern.

Einem Bericht gemäß hatte der Leichenwäscher, als er den toten Körper des über lange Zeit

inhaftierten M¥sr⁄ gesehen hatte, wegen seines schmutzigen Zustandes eine abfällige Bemerkung

gemurmelt. Darauf sprach der Verstorbene zu ihm: „Verzeih meinen äußeren Zustand, ich war zu

sehr mit der Reinigung des Inneren beschäftigt.“6

Niyåz⁄-yi M¥µr⁄ ist ein Meister der direkten Gottesannäherung und spricht sehr authentisch von der

überwältigenden Präsenz des Göttlichen. Man erkennt in seiner Dichtung, obgleich sie wie die

osmanische Dichtertradition mit Allgemeinplätzen und stehenden Allegorien arbeitet, eine Frische

und Lebendigkeit in der Art und Weise, wie er diese Elemente einsetzt. Eindeutig steht er über diesen

Formen und nützt sie als eine klingende Fährte zum Essentiellen. Oft kehrt er die innere Befreiung

von den äußeren Banden hervor und dies umso verständlicher in Anbetracht seiner langen

Einkerkerungszeiten, die ihm vom Sultan Mehmed IV. auferlegt wurden.

„Der Form nach bist du ein Korn auf diesem Dreschplatz der Welt,

doch in deinem Geist ist alles, was existiert, auf deinem Dreschplatz.“7

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8: seyr ü sül¨k, der Wandlungsprozess, beinhaltet starke asketische Praktiken wie ständiges Fasten, Klausurenund schwere körperliche Arbeiten. 9: Es handelt sich vor allem um „Die Sammlung der heiligen Aussprüche deshochwürdigen M¥µr⁄“, Mecm¨‘a-i kelimåt-i ∆udsiyye-i ªa®ret-i M¥µr⁄, Bursa Eski Basma ve Yazma EserlerKütüphanesi, MS., Orhan 690; und die Arbeit Niyazî-i M¥srî, Niyazî-i M¥srî’nin Hat¥rlar¥, haz¥rlayan HalilÇeçen, ‡stanbul 2006, sowie auch: Sufi and Dissident in the Ottoman Empire: Niyâzî-i M¥µrî (1618-1694), DerinTerzio«lu, Cambridge 1999, u.a.: p 155, p 171. 10: Niyâzî-i M¥srî ve Dîvân¥, p 223, Ged.Nr: 181:5, 11: ebed.p 54, Ged.Nr: 38:9-10. 12: ˆur'ân 94:5 13: Niyâzî-i M¥srî ve Dîvân¥, p 128, Ged.Nr: 103:5.

Jedoch ist M¥µr⁄ kein Pantheist, der das Geistige stets aus der Transzendenz resümiert, sondern er ist

ein tiefer Kenner der Wandlungsprozesse8, die ein Derwisch zu durchgehen hat, um so Körper und

Seele als eine Kraft am Gottesweg nützen zu können. Seine didaktischen Verse sind eine wahre

Fundgrube an konkreten Methoden der Transformation. Gerade die Fähigkeit, das Geistige ins rechte

Verhältnis zum Materiellen zu setzen, war auch ihm nicht selbstverständlich in die Wiege gelegt, was

berührend in seinen Tagebuchaufzeichnungen9 zum Vorschein kommt. Dieses Ringen innerlicher und

äußerlicher Art gipfelt immer wieder in seinen Schauungen, die ihn sich der Gegensätze entheben

lassen:

„Zieh vorüber an Schwarz und Weiß und lass die Schöpfung hinter dir...“10

In seinem geistigen Kampf zeigt sich hinter den Härten seines Lebens ein zartes Gemüt, welches

immer noch berauscht ist von dem Liebesfest der Vorewigkeit. Viele Gedichte kreisen um diesen

ursprünglichen Geisteszustand:

„Als du im Himmel flogest, holten sie dich hernieder

und banden dich an die vier Elemente.

Als du das Göttliche Licht warst, gaben sie dir den Namen Niyåz⁄.

Sag, wo ist sie hin, deine Bindung an die Vorewigkeit?“11

Wir lernen aus den Bemühungen Niyåz⁄-yi M¥µr⁄s mittels des prophetischen Vorbildes Muªammeds

(s.a.v.), so wie er von Gott unterwiesen wurde: „Und mit jeder Schwierigkeit kommt Erleichterung“12,

dass dies zu jeder Zeit gültig ist. Auch zu wissen, dass das innerste Wesen für immer frei und liebend

in der Gegenwart Gottes steht, schenkt einen Frieden, der am Horizont und in den Seelen leuchtet. So

bedanken wir uns für diese Rechtleitung und schließen dieses Vorwort:

„Dem Wissenden zeigen sich in den Dingen die Gottesnamen,

denn in allen Namen zeigt sich ihre Grundlage.

So wird auch an diesem Niyåz⁄ der Herr ersichtlich.“13

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Was sollen jene, die das Anlitz des Geliebten

erkannt haben, mit diesem Körper und dieserSeele? Wenn die Lichter der Sonne gesehenwerden, was vermag da noch der Glanz des Mondes?

Wenn die Liebenden heute in die Erkenntnis des Himmels eintauchen, was vermögen die auf morgen versprochenen Himmels-schönheiten oder Jünglinge?

Die heute blind sind, werden gewiss auch morgen blind sein. Öffene deine Herzensaugen, denn was vermögen die blinden Unwissenden.

Des Menschen Ziel ist, sich stets in das Gespräch mit den Umgewandelten einzufinden. Wenn jemand dieses Gespräch gefunden hat, was vermag ihm das Gespräch der Tiere.

Wenn das Herz mit dem Gewissen nicht wahr-haftig auf Gott hört, was vermag das auf denLippen befindliche Wissen oder die Kenntnis?

Was erwirkt ein Gebet, das aufScheinheiligkeit und Sonderbarkeit basiert? Was vermag jener, dessen Übertreibungen alsVielgötterei vom Herzen zu Gott aufsteigen?

Die Gebetsrichtung der Gottkenner ist das „Allorts ist Sein Antlitz“. Was bedeutet mangelhaftes Gebet für jene, die Diener Seines Anlitzes sind?

Niyåz⁄, wenn du das Geheimnis von „Ich war ein verborgener Schatz“ aus dirselbst vernimmst, was bedeutet dann nochSalomons Thron oder Lo∆måns Weisheit?

Bilenler vech-i cånån¥ bu cism ü cån¥ neylerler

Görünse ∞emsü~ envår¥ meh-i tåbån¥ neylerler

Bugünki cennet-i ‘irfåna då≈il olsalar ‘u∞∞å∆Yar¥nki va‘d olan ≈ur⁄ veya ©¥lmån¥ neylerler

Bugün a‘må olan yar¥n da≈i a‘må olur elbetAçagör cån gözin kim b⁄-baµar nådån¥ neylerler

Sül¨k ehline insån µoªbetin bulma∆ durur ma∆s¨dO µoªbet kim bulunsa µoªbet-i ªayvån¥ neylerler

Gö~ül †uymazsa vicdån ile Allåh'¥ ªa∆⁄∆atceMücerred dildeki ‘ilmi veya ‘irfån¥ neylerler

Ne ªåµ¥l ∞ol ibådetden riyå vü ‘ucb ola andaGider ∞irki gö~ülden Óa∆∆'a kim †u©yån¥ neylerler

˘alåt-¥ ehl-i ‘irfån ∆¥blesidir ∑emme vechullåhO veche ∆ul olanlar †å‘at-¥ no∆µån¥ neylerler

Niyåz⁄ küntü kenzen s¥rr¥n¥ kendü~de duydunsaSüleymån taªt¥n¥ ya ªikmet-i Lokmån'¥ neylerler

1: Variation SE//K: görünse // belürse; gesehen - erkannt; 4: Umgewandelten, ehl-i sülûk, sind jene die den Wegder Wandlung, seyr ü sülûk, durchgehen. 7: das fünfmalige Ritualgebet, µalåt. 8: Variation SE//K: duydunsa // bul-dunsa; vernehmen - vorfinden.

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Mit dem Feuer Deiner Trennung hält es

die Seele nicht aus und beginnt zu klagen. Die Tränen kochen über und fließen mit diesem Brand von meinen Augen.

Wenn nur ein kleiner Teil zum Vorschein käme,wäre es dessen Feuer, welches mich verbrennt.All die Feuer der Welt würden zur Gänzedarin verbrennen.

Würde ein Funken meines Wimmerns zumBuchstaben und Laut werden – es seufztendie Erde und der Himmel, die Berge und alle Steine.

Mein Feuer, mein Weinen und Jammernbefinden sich insgeheim in der Seele. In meinem Außen sind sie nicht, doch inmeinem Innern ist das Weinen ausgebrochen.

Einsam verlassen bin ich in der Welt. Für mein Geheimnis gibt es kein Verborgenes. Meinen Schmerz kannten weder das Volk

noch die Brüder.

Sie alle sind gegangen und kein Gefährtemeines Zustandes, noch ein Vertrauter meinesGeheimnisses verblieb.

Weil mein Herz in die völlige Vernichtung fiel,wurde ich hier fremd. Ich blieb allein zurückund die Gefährtenschaft bröckelte ab

und verblieb nicht.

Ate∞-i hecrü~le cån †urmaz fi©åna ba∞lar

ˆaynayup a∆ar ol ate∞le gözümden ya∞lar

‹erresi Ωåhir olayd¥ ger beni ya∆an odu~‘Ålemi ucdan uca ya∆ayd¥ hep ate∞ler

Óarf¥ µavta †o∆unayd¥ bu i~ildüm ∞emmesi‡~ler idi yêr ve gök †aglar ile hep †a∞lar

Ate∞üm ya∞um inildim cån içinde gizlidürˇåhirümde yo∆ içümde ªåµ¥l old¥ ya∞lar

B⁄-kesem bu ‘ålem içre s¥rr¥ma yo∆ maªremümBilmedi derdüm benüm ne ∆avm ü ne ∆arda∞lar

Óalüme ªålda∞ olan hem s¥rruma s¥rda∞ olanCümle †ag¥ld¥ ba∞umdan ∆almad¥ ªålda∞lar

Maªv-¥ µ¥rfa dü∞di çün dil bunda ben oldum ©ar⁄b Yal¥~¥z ∆aldum döküldi ∆almad¥ ∆olda∞lar

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Das absolute Antlitz zeigt am Tag in hundert-tausend Gesichtern ein Gesicht.Alle Miniaturmaler auf Erden und Himmelzeichnen Ihn.

M¥µr⁄, wer soll gegen Ihn Kraft haben? Nur durch das Vernehmen Seines Namens fiel das Volk in diese Kriege.

Vech-i mu†la∆ günde yüzbi~ çehreden yüz gösterirYerde gökde an¥ yazar cümleten na∆∆å∞lar

Nicesi †å∆at getürsü~ a~a ∆ar∞u M¥µr⁄ kimAd¥n i∞itmekle dü∞di ≈al∆a bu sava∞lar.

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6: Die Inhaber der inneren Sicht, ul¨ l-ebµår, sind im ˆur’ån Sure 3:13 und Sure 59:2 genannt. Zumeist über-setzt man dies dort als die Einsichtigen. Jedoch beziehen sich die zwei Stellen im ˆur’ån auf jene, die erkennenkonnten, dass in der Schlacht von Badr am 17.3.624 die in große Überzahl befindlichen Mekkaner die kleinereTruppe des Propheten als größer ansahen, als sie wirklich waren. Es ist ein Hilfe Gottes darin genannt. Nurwenige Sufi-ˆur’ån-Kommmentare ziehen hier den Begriff ul¨ l-ebµår weiter. Ka∞ån⁄, der Schüler Ibnu ‘Arab⁄sgehört hier hinzu. Vgl. Kemalüddin Abdürezzak-ül Kâ∞ânîyyü Semerkand⁄, Te’vilât-¥ Kâ∞âniyye, ‡stanbul 1988,p 102. Es sind somit die ul¨ l-ebµår auch die gänzlich Auge in alle Richtungen Gewordenen. Sie sehen Dingedurch das Licht Gottes und können die Übertragungen anderer Menschen in ihrer Bildhaftigkeit und Symbolikleichthin lesen. Niyåz⁄-yi M¥µr⁄ nennt sie als jene, die das Antlitz Gottes erschauen.

Wer am Galgen der Liebe erhängt wird,

ist das Oberhaupt aller Liebenden.

Das Feuer, welches die Liebenden hier verbrennt, wird schließlich gleich AbrahamsFeuer zum Rosengarten.

Wer von der Vielheit dessen, was ab von Gottist, befreit ist, erreicht im Land der Einheit die Vereinigung mit dem Geliebten.

Wenn du ein Liebender bist, fürchte dich nichtvor der Hölle. Der Ort der Nachtigall wirdzum Rosenhain.

Wer in das Paradies der Erkenntis eingetretenist, sieht wohin er auch schaut, das Antlitz des Geliebten.

Die Auglosen können dieses Gesicht nichterblicken. Nur die Inhaber der inneren Sichtkönnen es erblicken.

Lass dich nicht von den Geschmäckern derWelt täuschen. Eines Tages wird alles hiervonzum Schlangengift werden.

Sei, wenn es sein muss, ein Herrscher in derWelt. Aber in ein, fünf oder zehn Tagen wirdalles in Chaos versinken.

Kim ki ‘a∞∆u~ dår¥na ber-dår olur

Cümle ‘u∞∞å∆ içre ol serdår olur

Bunda ‘u∞∞å∆¥ ya∆an od å∆¥betNår-¥ ‡bråhim gibi gülzår olur

Bunda a©yår ke∑retinden ∆urt¥lanVaªdet illerinde vaµl-¥ yår olur

ˆor∆ma †amudan eger ‘å∞¥∆ ise~Bülbül olanu~ yeri gülzår olur

Cennet-i ‘irfåna då≈il olanu~ˆande ba∆sa gördügi d⁄dår olur

Gözsüz olanlar o yüzü göremezAn¥ gören hep ul¨ l-ebµår olur

Dünyenü~ le∫∫åt¥na aldanma kimBir gün ola cümle zehr-i mår olur

Sen gerekse ol cihånda pådi∞åhBir be∞ on günde o tår u mår olur

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Wenn du Krone und Thron zur Dienerschaftübergibst, wird dein Herrscherglück wiederkommen.

Wenn du akzeptiert wurdest, wirst du ewig König sein. Wo gibt es denn so ein vorteilhaftes Geschäft?

Nicht mit Krone und Thron gelingt dieVereinigung mit dem Geliebten. Ihm ist diesSitte und Er gibt der Seele den Vorzug.

O M¥µr⁄, wer sich selbst vernichtet, wird am Ende des Nichtseins vorhanden sein.

Tåc u taªt¥ ∆ullug¥na ol ∞ehü~Vêrir ise~ devletü~ tekrår olur

Ger ∆ab¨l oldu~sa ∞åh oldu~ ebedˆande böyle aµµ¥l¥ båzår olur

‡llå tåc u taªta olmaz vaµl-¥ yår‘Ådet oldur a~a cån ⁄∑år olur

Kim ki kendin yo© êderse M¥µr⁄yåYo∆lu©un tå ©åyetinde var olur

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6: Seyyid Muªammed N¨r erwähnt zu diesem Vers: „Wenn ein Mensch der Einheit die Rangstufe des Entwerdens(fenå) erreicht, bleiben nicht mehr seine eigenen Werke. Sein Kopf wird zum Wert des Gottesthrons, sein Fuß wirdzum Schemel des Barmherzigen. Der Weg vom Schemel zum Thron beträgt 5000 Jahre.“ Vgl. Dîvân¥ ∞erhi, p 199. 7: Die Frage bezieht sich auf den ˆur’ånvers 40:16 ... Li mani l-mulku l-yauma - li-Llåhi l-Våªidi l-ˆahhår,„ ...Wem ist das Reich an diesem Tag der Auferstehung eigen? Gott, dem Einzigen und Bezwingenden“.

Wenn der Morgenwind in meinen Verstand

weht, ist es der Wert der Ehrerweisung undWürde. Mit diesem Wehen berührt Er diewirren Schläfenlocken.

Kluger, mit der Locke des Moschus duftet der Luftzug. Er zieht am Herzen vorüber und nährt die Seele gar würdevoll.

Es strömen die Tränen der Augen mit dieserLeidenschaft nach den Lippen und eine hat im Geistigen tausend Perlen und Korallen Wert.

Ein Seufzer von jenem, der in Ihn verliebt ist,steigt zu den Himmeln empor und stürzt in die sieben Höllen und berührt sie.

Ein einzelnes von den Teilchen, welche die Sonne Seines Antlitzes umkreisen, hatsoviel Wert wie die lichtstreuende Sonne.

Wer sein Haupt an Seine Türschwelle schmiegtund seinen Fuß der Aufrichtigkeit darauf setzt, dessen Kopf berührt den Gottesthron unddessen Fuß den Schemel des Allerbarmers.

Das Ohr der Seele, welches den Ausdruck„Wem ist das Reich eigen?“ vernimmt, hörtIhn aus der Seele und berührt den Geliebten.

Esicek båd-¥ µabå ‘a∆luma µan ∞åne deger

Z⁄rå evvel eser ol zülf-i per⁄∞åne deger

Zülf-i mü∞kiyle mu‘a††ar olur ol demde dimå©Geçer andan gö~üle hem yeti∞ür cåna deger

Leb ü dendån¥ hevås¥yla a∆an göz ya∞¥nu~Birisi må‘nåda bi~ lü’lü ü mercåna deger

Ìam-¥ hecri ile åh¥ a~a ‘å∞¥∆ olanu~Ç¥∆ar eflåke iner tå yedi n⁄råna deger

Yüzinü~ mihrine ∆ar∞u dola∞an zerrelerü~Birinü~ n¨ru nice mihr-i d¥ra≈∞åna deger

‡∞iginde ba∞ urup µ¥d∆ aya©¥n ber∆ baµanu~Ba∞¥ ‘ar∞a aya©¥ kürsi-i Raªmån'a deger

Li meni'l-mülk nidås¥n i∞iden cån kula©¥An¥ cån¥ndan i∞idür yine cånåne deger

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Page 12: Ein Tropfen im Ozean des Erstaunens · D îvân-¥ N iyâzî-yi M ¥µrî Ein Tropfen im Ozean des Erstaunens Die osmanische Sufi-Dichtung des Niyâzî-yiM¥µrî Niyâzî-yi M¥µrî

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8: Andeutung des Ausspruchs des Propheten Muªammed (s.a.v.): Man ‘arafa nafsa, fa∆ad ‘arafa rabba - Wersich selbst erkennt, erkennt auch seinen Herrn.

8 D ⁄ v å n - ¥ N i y å z ⁄ - y i M ¥ µ r ⁄ 8

Den Ruf „Wer erkennt ...“ vernimmt nur jener, der dies zu eigen hat. Und glaube nicht, dass dessen Erkenntnisjeder Mensch würdig ist.

Niyåz⁄, wenn dir vom Freund eine Ekstasezukommt, hat sie den Wert der Wohltatgegenüber der gesamten Menschheit und der gesamten Dschinnenwelt.

O nidåy¥ i∞idür men ‘aref’e vå∆¥f olanL⁄k ol ma‘rifeti µanma her insåna deger

˘a~a bir ce∫be Niyåz⁄ ki o dosttan yeti∞eDükeli ins ile cinne olan iªsåna deger

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