Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben -...

36
NR. 1 MÄRZ 2000 DAS DEZA-MAGAZIN FÜR ENTWICKLUNG UND ZUSAMMENARBEIT Un seul monde Un solo mondo Eine Welt Wasser – ohne internationale Zusammenarbeit und globales Management läuft nichts Südafrika zwischen Widerspruch und Anspruch Armutsbekämpfung in der Sackgasse

Transcript of Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben -...

Page 1: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

NR. 1MÄRZ 2000DAS DEZA-MAGAZINFÜR ENTWICKLUNG UND ZUSAMMENARBEIT

Un seul mondeUn solo mondoEine Welt

Wasser – ohne internationaleZusammenarbeit und globalesManagement läuft nichts

Südafrika zwischen Widerspruchund Anspruch

Armutsbekämpfung in der Sackgasse

Page 2: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Inhalt

«Wir geben Angola nicht auf»Die humanitäre Hilfe aus der Schweiz agiertin Angola flexibel

24Einblick DEZA

25

Armut in der Sackgasse? Ein Streitgespräch über Armutsbekämpfungzwischen Paul Collier von der Weltbank und Elliot Berg,Uni-Professor und Afrika-Kenner

26Carte blancheHugo Loetscher, Schriftsteller und Journalist, über seineBegegnung mit Engeln in Brasilien und Mexiko

29

Starke Botschaften – auch beim FussballmatchDie Ausstellung «South meets West» sprengt gängigeBilder über Afrika

30

Editorial 3Periskop 4DEZA-Standpunkt 21Was eigentlich ist... Ownership? 25Service 33Agenda 35Impressum und Bestellcoupon 35

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Agentur der internationalen Zusammenarbeit im Eidgenössischen Departement fürauswärtige Angelegenheiten (EDA), ist Herausgeberin von «Eine Welt». Die Zeitschrift ist aber keine offizielle Publikation im engeren Sinn; in ihr sollenauch andere Meinungen zu Wort kommen; deshalb geben nicht alle Beiträgeunbedingt den Standpunkt der DEZA und der Bundesbehörden wieder.

Eine Welt Nr.1/März 2000

DOSSIER

ENTWICKLUNG UND ZUSAMMENARBEIT SCHWEIZ

WASSER Geht uns bald das Wasser aus?Ohne Wasser kein Leben – die Prognosen um die Zukunftdes Wassers auf unserem Planeten sehen düster aus

6Sauberes Wasser im Süden – Chance für den Norden Für die wachsenden Megacities müssen immer grössereWassermengen auf engem Raum bereitgestellt werden

10Viele Kanäle zum Schutz des WassersWasserversorgung gehört zu den ältesten Aufgaben in derEntwicklungszusammenarbeit

12Kriegsgefahr WasserDas Konfliktpotenzial von Wasser ist beängstigend grossund nimmt zu

14

SÜDAFRIKA Zwischen Widerspruch und Anspruch Das Land am Kap der Guten Hoffnung ist nach wie vordurch Ungleichheit und Spannungen zwischen den Rassengeprägt

16Wer ist ein Afrikaner, eine Afrikanerin? Die südafrikanische Journalistin Lizeka Mda über ihren Alltag

20

Revolution von oben Bolivien führt auf Gemeindeebene radikale Neuerungen ein. Die DEZA spielt dabei eine zentrale Rolle.

22Eine Antenne im blauen HimmelEine Radiostation im Kosovo sendet mit SchweizerUnterstützung

23

FORUM

KULTURLÄNDER UND LEUTE

Page 3: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

3Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas. Wasserfliesst hierzulande in Hülle und Fülle. Trinkwasser,Wasser für die tägliche Dusche und auch Wasser für die Landwirtschaft ist genügend vorhanden. Wirkönnen es uns sogar leisten, Wasser als Transport-mittel für Fäkalien, Urin und Haushaltabfälle zu ge-brauchen. Unsere Wasserfülle muss im weltweitenVergleich als paradiesisch bezeichnet werden. Exper-ten schätzen heute, dass Wasser in Zukunft zu dementscheidenden Faktor für Entwicklung und Wohl-stand wird. Sie werden wohl recht bekommen, dennein Fünftel der heutigen Weltbevölkerung, in Zahlen1,2 Milliarden Menschen, haben keinen Zugang zuTrinkwasser in genügender Qualität und Quantität.Bei gleichbleibender Entwicklung werden bis in 25Jahren 2,3 Milliarden Menschen mit diesem Problem zukämpfen haben. Die Situation spitzt sich also zu.Namhafte Stimmen warnen, dass der Zugang zuWasser zunehmend Grund für kriegerische Ausein-andersetzungen sein wird.

Düstere Tatsachen und Aussichten, die zu Resigna-tion veranlassen könnten. Resignation ist jedoch keineangezeigte Haltung gegenüber zukunftsentscheiden-den Fragestellungen. Anlässlich des 2. Weltwasser-forums, das im März dieses Jahres in Den Haag statt-findet, werden die beiden internationalen NetzwerkeWorld Water Council und Global Water Partnership ihreStrategien vorstellen für ein besseres Wassermanage-ment und ihre praktischen Erfahrungen bei der nach-haltigen Bewirtschaftung von Wasservorkommen. Ummöglichst viele Kräfte für die gestellte Aufgabe verei-nen zu können, arbeiten die beiden Organisationen

Eine Welt Nr.1/März 2000

Ed itor ia l

stark vernetzt und auf verschiedenen Ebenen. Seit derGründung anfangs der neunziger Jahre ist die DEZAMitglied und Partner der beiden Netzwerke.

An der Tagung wird eine von der DEZA unterstützteSchweizer Forschungsgruppe einen neuen Ansatz zur«integrierten Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft»vorstellen. Ausgangspunkt dieser Vision ist die Tat-sache, dass das westliche System des Abwasser-managements klare Grenzen hat. Weil in den Entwick-lungsländern die meisten Armenviertel nicht an städ-tische Wassersysteme angeschlossen sind, müssensich deren Bewohner selber organisieren, und siewissen sich oft auch selber zu helfen. Diese Selbsthilfevom einzelnen Haushalt soll genutzt und schrittweisein ein übergeordnetes Wasserkonzept (für Nachbar-schaft – Stadt – Region) integriert werden. Entschei-dend dabei: Stoffkreisläufe werden geschlossen. Nähr-stoffe wie Phosphor und Stickstoff aus Siedlungs-abwässern kommen dabei direkt der Landwirtschaftzugute, anstatt über die Kanalisation die Flüsse zuverschmutzen. Diese Kreisläufe müssen auch in denwestlichen Ländern wieder verstärkt berücksichtigtwerden, damit die Übernutzung des Wassers ein-gedämmt werden kann. Das Wasserschloss Europas –die Schweiz – wird wohl noch in diesem Jahrhundertvon den in den Entwicklungsländern gemachten Erfah-rungen mit der integrierten Siedlungswasser- undAbfallwirtschaft profitieren.

Harry SivecChef Medien und Kommunikation DEZA

Page 4: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

gegen Waren, existiert zwar

weiterhin, nimmt hingegen seit

Jahren an Bedeutung ab.

Nicht für alle gratis(jls) Die meisten Publikationen der

DEZA sind gratis. Einige aber

scheinen ohne Wissen der Heraus-

geberin in den Handel zu geraten.

Die Sektion Medien und Kom-

munikation entdeckte dies vor

kurzem zufällig durch einen

Leserbrief aus dem Kongo: «Ihre

Schrift über die Steuerreform, die

ich vor kurzem in Kinshasa auf der

Strasse kaufen konnte, hat mich

sehr interessiert.» Die betreffende

Schrift trägt den Titel «Steuer-

reform und Armutsbekämpfung im

Rahmen der Strukturanpassungs-

programme». Letztes Jahr wurden

auf eine grosse Bestellung hin ein

paar Dutzend Exemplare in den

Kongo gesandt, was die Sache

vermutlich erklärt. Die DEZA

hatte keine Ahnung, dass die

Broschüren verkauft werden

sollten, hatte aber den Versand

wegen der zu hohen Versand-

kosten eingestellt.

Wald und Bäume: Mittelgegen die Armut?(chk) Wo Menschen keinen

Zugang zum Wald haben, kommt

es zu Konflikten. Diese führen

nicht selten dazu, dass der Wald

degradiert und zerstört wird. Wo

hingegen die Bevölkerung Nutzen

aus dem Wald ziehen kann, trägt

sie zu diesem auch Sorge. Dies

eine zentrale Erkenntnis einer

Per

isko

pCambiacuy und Trueque (bf) Oft bekommen Kleinbauern

in Ländern des Südens die

negativen Auswirkungen der

Marktwirtschaft am heftigsten zu

spüren. Alternativen dazu

existieren praktisch keine. Nicht

so in Boliviens Hochland, wie

eine Gruppe von Forschern des

agroökologischen Programms der

Universität Estatal de San Simón

in Cochabamba, Bolivien,

herausgefunden hat. In der

bolivianischen Provinz Quillacollo,

auf 2500 Metern über Meer, greift

die lokale Bevölkerung seit Jahren

wieder vermehrt auf eine jahr-

hundertealte Überlebensstrategie

zurück: den Tauschhandel. Zur

Überraschung der Wissenschafter

dient dieser jedoch nicht nur dem

wirtschaftlichen Überleben,

sondern hat auch ganz konkrete

«spirituelle und soziale Kompo-

nenten». Von vornherein wird auf

den lokalen Märkten nämlich klar

zwischen zwei verschiedenen

Arten von Tauschhandel unter-

schieden: Der Cambiacuy-Handel

dient dazu, familiäre und

emotionale Beziehungen zu

festigen und neue Freundschaften

zu schliessen, indem die getauschte

Ware als Geschenk betrachtet

wird; der Trueque hingegen ist

ein weniger emotionaler Handel

zwischen Bauern und Berufs-

leuten, die sich nicht unbedingt

kennen und oft dazu dient, Waren

zu erstehen, die durch Cambiacuy

nicht erhältlich sind. Der rein

marktwirtschaftliche Handel, Geld

Tagung über Wald und Bäume in

der Entwicklungszusammenarbeit,

die der Armutsbekämpfung

gewidmet war. Ein Beispiel aus

Ruanda: Während des Bürger-

kriegs von 1994 sind viele Wälder

vernichtet worden. Doch der

Wald an der Wasserscheide

zwischen Zaïre und Nil ist prak-

tisch unversehrt geblieben, weil

ein Grossteil der benachbarten

Familien dort Nutzungsrechte hat.

An der Tagung wurden auch

Fragen im Zusammenhang mit

der Klimakonvention von Kyoto

aufgeworfen. So sollen die

Industrieländer einen Teil der

Verpflichtung zur Reduktion ihres

CO2-Ausstosses durch Finan-

zierung von Aufforstungen oder

Waldschutzprojekten in Ent-

wicklungsländern ablösen können.

Teilnehmer zeigten sich besorgt,

dass die lokale Bevölkerung von

den zu erwartenden grossen

Geldströmen kaum profitieren

wird, sondern tendenziell von

der Nutzung der Wälder ausge-

schlossen werden könnte. Damit

könnten die globalen Ziele kaum

erreicht werden, denn unbefrie-

digte lokale Bedürfnisse bedeuten

Waldzerstörung.

Indische Bäcker(bf) In Indien betreiben schät-

zungsweise rund 75000 Bäcker

ihre Öfen mit jährlich über 12

Millionen Tonnen Brennholz.

Weil in vielen Teilen des Landes

die Waldrodungen mit anschlies-

sender Erosion des Bodens zu

einem ökologischen Problem

werden, schlagen Wissenschafter

nun Alarm. Als Alternative zu den

traditionellen Backsteinöfen

wurden deshalb in der westindi-

schen Region von Maharashtra

mit Dieselöl oder Elektrizität

Eine Welt Nr.1/März 2000

Chr

istia

n K

üchl

i

Stil

l Pic

ture

s

Page 5: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

4

5

betriebene Öfen getestet und

verglichen. Resultat: Obwohl die

Energiebilanz der neuen Öfen

gegenüber den Holzöfen um

einiges besser ausfällt, bleibt die

Produktion eines Kilogramms Brot

mit der traditionellen Methode

noch leicht billiger. Aus diesem

Grund zögern viele Bäcker noch,

sich einen neuen Ofen anzu-

schaffen und warten ab, bis der

Preis für Brennholz weiter ansteigt.

Lernen beim Wetten(jls) Die Gambier wetten leiden-

schaftlich gern zu den französi-

schen Pferderennen, seit die

Wettbüros von Pari mutuel urbain

(PMU) 1996 im Land eröffnet

wurden. Rund 13000 von ihnen

schliessen regelmässig Wetten ab.

Obwohl der Islam das Spiel streng

verurteilt, verschwenden sie

ganze Vermögen in der Hoffnung

auf einen schnellen Gewinn und

ein Leben im Überfluss. Zwar hat

die PMU diese Träume vom

Reichtum nicht erfüllt, aber dank

ihr gibt es immerhin weniger

Analphabetismus in Gambia. Viele

Wettende lernten lesen, indem sie

die Pferdenamen entzifferten, und

rechnen, indem sie die möglichen

Gewinne ausrechneten. Dies stellte

der Buchmacher Raphaël Manga

fest: «Zuerst baten mich die

meisten, für sie zu spielen. Heute

schreiben sie ihre Kombination

selber auf ein Stück Papier. Und

manchmal gewinnen sie!»

Zurück aus Mekka(jls) Jedes Jahr pilgern rund 6000

Guineer nach Mekka. Die meisten

sind über 60 Jahre alt und lassen

sich die Reise von ihren Kindern

bezahlen. Diese müssen sich dafür

oft verschulden oder ihr Eigentum

verkaufen, um ihren Eltern die

Pilgerfahrt zu ermöglichen. Viele

Reisebüros verlangen für Flug und

Unterkunft 2,7 Millionen Guinea-

Francs (über 2700 Schweizer

Franken). Dabei bleibt es jedoch

nicht: Bei der Heimkehr muss der

Pilger mit Prunk empfangen

werden, ob man das zahlen kann

oder nicht. Ein Zöllner aus

Conakry erzählt, dass die Feier-

lichkeiten ihn fast ruiniert hätten:

«Der Kauf des Sôbi, ein spezielles

Gewand zum Empfang des Pilgers,

die Kisten mit Säften, die Vorbe-

reitung des Essens, das Geld für die

religiösen Gesänge, welche Tag

und Nacht ertönen mussten und

die Miete einer Videokamera

frassen meine Ersparnisse auf. Ich

habe nichts mehr.»

Eine Welt Nr.1/März 2000

Key

ston

e

Chr

istia

n K

üchl

iZe

ichn

ung

von

Mar

tial L

eite

r

Humanitärer Kleinkrieg

Page 6: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

DO

SS

IE

R

Page 7: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt Nr.1/März 2000

Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft desWasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen diePrognosen düster aus. Mit internationaler Zusammenarbeitund globalem Management versucht man nun, das Blatt zuwenden. Von Gabriela Neuhaus.

John

Vin

k /

Mag

num

Sci

ence

pho

to li

brar

y

6

7

Geht uns bald das Wasser aus?

Taabyldy Egemberdiev ist ein cleverer Geschäfts-mann. Die Nutzungsrechte an der sprudelndenWasserquelle in den Bergen nahe der kirgisischenHauptstadt Bischkek hat er sich rechtzeitig gesichert.Nun vermarktet er das Wasser, in Petflaschen ab-gefüllt, auf dem einheimischen Markt. «Trink-wasser», sagt Egemberdiev, «brauchen die Menschenim Sommer wie im Winter. Die Nachfrage wird zu-nehmen, denn die Qualität unserer Wasserleitungenwird immer schlechter, und Wasserknappheit istdas Thema Nummer eins des neuen Jahrtausends.»Egemberdiev ist nicht der einzige, der auf Wassersetzt. Nestlé zum Beispiel kauft systematisch Trink-wasserquellen auf, auch der Grosskonzern witterthier das Geschäft der Zukunft. Und weitsichtigeInvestoren in den USA und in Europa setzen auf denWassersektor, der momentan vielerorts von derÖffentlichen Hand an Private übergeht. Wasser, soschätzen Experten heute, wird in Zukunft zum ent-scheidenden Faktor für Entwicklung und Wohl-stand.

Mehr als genugDass Wasser auch für die Menschheit ein Schlüs-selelement ist, hat man nicht erst kürzlich entdeckt.Schon früh wurden Wassergottheiten verehrt, seitjeher werden Kriege um Wasserressourcen geführtund riesige Bauwerke zur Sicherung der Wasser-versorgung errichtet. Neuer hingegen ist, dass wirheute offenbar das Limit der Wassernutzung über-schreiten. Das heisst, wir verbrauchen mehr Wasser,als aufgrund des natürlichen Kreislaufs zur Verfü-gung steht. Heute werden uralte Wasserreservenangezapft und ausgebeutet, der kostbare Rohstoff

wird weltweit knapp und über kurz oder lang drohtuns das Wasser auszugehen. Die riesigen Wasservorräte der Erde - Wissen-schafter schätzen das Gesamtvolumen auf rund 1,4Milliarden Kubik-Kilometer - sind zu 97,5 Prozentsalzhaltig, als ewiges Eis in den Polkappen undGletschern gebunden oder als tiefe Grundwässer dermenschlichen Nutzung kaum zugänglich. Gerade0,13 Prozent des gesamten Wasservolumens derErde können vom Menschen direkt genutzt werden.Bei einer gleichmässigen Verteilung ergäbe dies, beider heutigen Weltbevölkerung von 6 MilliardenMenschen, immer noch stattliche 1500 bis 2000Kubikmeter Wasser pro Kopf und Jahr. DieseMengen könnten weit reichen – wären sie gleich-mässig verteilt und würde Wasser effizient genutzt.Doch die Realität sieht anders aus. Trotz langjähri-ger Bemühungen der Entwicklungszusammen-arbeit, haben bis heute 1,2 Milliarden Menschenkeinen Zugang zu Trinkwasser in genügenderQualität und Quantität; bis ins Jahr 2025 werden es,bei gleichbleibender Entwicklung, gar deren 2,3Milliarden sein. Jährlich sterben schätzungsweise4 Millionen Menschen an Krankheiten, die in Zu-sammenhang mit schlechter Wasserversorgung undSiedlungshygiene stehen. Und bereits heute leidetdie Bevölkerung in 29 Ländern (praktisch alle inAfrika und Asien) unter ständiger Wasserknappheitoder gar unter Wassermangel – auch hier gilt: Ten-denz steigend. Der Wasserverbrauch nimmt ständig zu. Mit Indus-trialisierung und wachsendem Wohlstand steigt auchder Wasserbedarf: Wem das Wasser per Leitung indie Wohnung fliesst geht leichtfertiger damit um als

Wasser

Wasser wird immer mehr zum ent-scheidenden Faktor für Entwick-lung und Wohlstand. Heute ster-ben jährlich rund vier MillionenMenschen an Krankheiten wegenschlechter Wasserversorgung oderSiedlungshygiene.

Page 8: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

jene, die jeden Liter, oft über grosse Distanzen, he-rantragen müssen. Im Durchschnitt verbraucht eineAfrikanerin, ein Afrikaner 18 Kubikmeter Wasser imJahr, ein Westeuropäer mehr als das Vierfache undein US-Amerikaner mehr als das Zehnfache.

Verschwendung und VerschmutzungDer weitaus grösste Teil, rund 70 Prozent des ge-nutzten Wassers, wird für die Bewässerung in derLandwirtschaft, das heisst für die Nahrungsmittel-produktion gebraucht. Dort geschieht denn auch diegrösste Verschwendung: Ineffiziente Bewässerungs-anlagen, vor allem in den armen und trockenenLändern des Südens, führen dazu, dass ein Grossteildes zugeführten Wassers ungenutzt verdunstet undso noch die Böden zerstört. Will man der sich ab-zeichnenden globalen Wasserknappheit wirksamentgegentreten, müssen Bewässerungssysteme welt-weit effizienter gestaltet werden. Ein weiterer zunehmend kritischer Punkt ist dieWasserversorgung der grossen Agglomerationen:Eine Stadt mit einer Bevölkerung von einer MillionEinwohnern braucht täglich rund 400000 TonnenFrischwasser, inklusive Industrie und Gewerbe. Diesführt dazu, dass heute vielerorts ein Raubbau amGrundwasser betrieben wird, der längerfristig dieZerstörung wichtiger Wasserreserven zur Folge hat.So sinkt zum Beispiel der Grundwasserspiegel in derUmgebung von Peking infolge Übernutzung umein bis drei Meter pro Jahr – es ist nur eine Frageder Zeit, wann die Megastadt auf dem Trockenensitzt... Dazu kommen die Probleme mit der Ab-wasserentsorgung, die sich in Ballungszentren eben-falls zuspitzen. Prognosen zeigen: Soll die Ernährung der Mensch-heit mittelfristig sichergestellt werden, müssen drin-gend Massnahmen zum Schutz der vorhandenenRessourcen, insbesondere des Wassers, ergriffenwerden.

Visionen sind gefragtWasserknappheit ist längst nicht mehr nur einProblem des Südens, bereits heute und in Zukunftimmer mehr, wird der enorme Wasserverschleissvon Landwirtschaft, Industrie und Siedlungswasserauch in den Industrieländern zu Wasserknappheit

Eine Welt Nr.1/März 2000

führen. Ganz zu schweigen von der Verseuchungder Gewässer mit Zivilisationsabfällen aller Art. Inder Folge des Umweltgipfels von Rio wurden des-halb zwei internationale Netzwerke gegründet, de-ren Ziel es ist, den Wasserhaushalt weltweit undnachhaltig in den Griff zu bekommen und nachLösungen für ein globales Wassermanagement zu su-chen. Während der Welt-Wasserrat (World Water CouncilWWC) verschiedene Szenarien betreffend derzukünftigen Wassernutzung erarbeitet und sich fürein besseres Wassermanagement einsetzt, versuchtdie Organisation Global Water Partnership (GWP),Bestrebungen zur nachhaltigen Wasserwirtschaft indie Praxis umzusetzen. Um möglichst breit Kräftefür die grosse Aufgabe zu gewinnen, arbeiten dieinternationalen Organisationen auf verschiedenenEbenen: vom regionalen Aufbau bis zur globalen

WassergeschichtenGanz nach ihrem Vorsatz,durch Zusammenarbeitund Vernetzung aufverschiedensten Ebenen,sind die grossen undkleineren internationalenWasser-Organisationenauch auf dem Internet gutvernetzt.Ein paar Beispiele:

www.worldwatercouncil.orgheisst die Homepage desWWC, des «internationalenThink Tanks für Wasser-politik».

www.gwp.sida.se/Die Global Water Partner-ship hat zum Ziel, ein welt-umspannendes Netzwerkfür nachhaltiges Wasser-management aufzubauen.

www.wsscc.org/index.htmlDie Arbeitsgruppen des«Water Supply andSanitation CollaborativeCouncil» werden an dergrossen Wasserkonferenzzur «Weltwasservision2025» vom 17. bis zum22. März 2000 ihreProjekte in Den Haag ein-bringen.

John

Vin

k /

Mag

num

John

Vin

k /

Mag

num

Page 9: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Wasser

Strategie soll alles Platz haben. WWC und GWP werden ihre Resultate im Märzdieses Jahr anlässlich des 2. Weltwasserforums in DenHaag vorstellen und die in den verschiedenenRegionen erarbeiteten Aktionspläne für eine nach-haltige Nutzung und für den Schutz der Wasser-ressourcen unterbreiten. Innovative Ansätze sindgefragt, um die Entwicklung in eine bessere Rich-tung zu lenken. So zum Beispiel von der Promotioneffizienter Tröpfchenbewässerung, über wasserarmeKanalisationssysteme bis zur Gewinnung von Süss-wasser aus der Luft...Doch zumindest vorläufig sprechen die Realitäteneine andere Sprache: Sauberes Trinkwasser wirdimmer knapper, weiterhin gehen Ökosysteme in-folge Verschmutzung und Übernutzung zugrunde,und in manchen Regionen droht der Streit umsWasser zu eskalieren.

Key

ston

e

8

9

Page 10: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

sind. Ebenfalls in engem Zusammenhang mit demSiedlungswassermanagement steht der Bau neuerHaustoiletten. Hier unterstützt die DEZA Interes-sierte mit Darlehen und Beratung. Die neuen WC’sersetzen die bisher gebräuchlichen Latrinen mitFäkalientanks, die von Hand geleert werden muss-ten. Entsprechend gross ist das Interesse der Bevöl-kerung an der bequemeren und hygienischerenLösung.Wasser- und Abwassermanagement ist eine dergrössten Herausforderungen für Städte – nicht nurim Süden. In den Industrieländern hat man im Laufdes letzten Jahrhunderts die Schwemmkanalisationentwickelt. In Regionen, wo Wasser im Überflussvorhanden ist, wie zum Beispiel in Europa, meintman, sich den Luxus leisten zu können, Wasser alsTransportmittel für Urin, Fäkalien und Haushalt-abfälle zu benützen.

Erfahrungen im Süden für den NordennutzenDoch auch dies bringt Probleme – seit den sechzi-ger Jahren wird bei uns das Abwasser in Kläranlagengereinigt, die heute allerdings am Anschlag sind.Ganz anders sieht die Situation in den meistenLändern des Südens aus: Eine kostspielige Wieder-aufbereitung wie bei uns kommt für Entwicklungs-länder meist gar nicht in Frage. Zudem ist Wasservielerorts Mangelware und sollte deshalb nur äus-serst gezielt und sorgfältig genutzt werden. VieleStädte wachsen so rasant, dass der Aufbau eines zen-tralen Wasserver- und -entsorgungssystems, wie wires kennen, völlig unmöglich ist. Angesichts dieserRahmenbedingungen ist es dringend notwendig,dass neue Lösungen für den Siedlungswasser-Haus-halt gefunden werden.SANDEC, die Forschungsgruppe für «Siedlungs-hygiene in Entwicklungsländern» an der Eidgenös-sischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasser-

Wasser und Entwick-lungszusammenarbeitWeltweit gehört dieSchweizerischeFachgruppe SANDECzu den führendenInstitutionen in derWasser- und Abwasser-forschung vonEntwicklungsländern:www.eawag.ch/research/sandec/d_index.html

Die DEZA ist besondersaktiv beim UNDP-Weltbank-Programm fürWasser und Sanitationwww.wsp.org/

Ein weiterer wichtigerSchweizer Partner: das«Swiss Centre forDevelopment Cooperationin Technology andManagement SKAT»www.skat.ch/ws/ws.htm

www.fao.lorg/waicent/faoinfo/agricult/agl/aglw/aglw.htm gibt Einblick in dieProblematik von Wasser,Bewässerung undLebensmittelproduktion.

(gn) Nam Dinh ist eine mittelgrosse vietnamesischeStadt, ein Industrie- und Handelszentrum, in derDelta-Region des Roten Flusses gelegen. Nach hef-tigen Regenfällen, wie sie für diese Region typischsind, verwandelt sich die Stadt regelmässig in einenSee. Oft stehen die Strassen tagelang bis zu 80Zentimeter unter Wasser. Abfälle und Fäkalien wer-den überallhin geschwemmt, im feuchtwarmenKlima bilden sich Brutherde für Krankheitserregerund das wirtschaftliche Leben der Stadt steht still.Denn bei Hochwasser funktioniert auch die Strom-versorgung nicht mehr... Im vergangenen Oktober konnte nun, dank Unter-stützung aus der Schweiz, ein erstes Pumpwerk fürdie Stadtentwässerung eingeweiht werden, welchesdie anfallenden Hochwasserspitzen mit Schnecken-pumpen über den Damm in einen Seitenarm desRoten Flusses befördert. Die Pilotanlage wurde imRahmen des DEZA-Stadtentwicklungsprogrammsin Vietnam finanziert und ist ein erster Schritt fürdie Lösung der riesigen Wasserprobleme dieserStadt. «Die Sturmwasserabfuhr muss in einem nächs-ten Schritt noch weiter verbessert werden – durcheine Verfeinerung des Drainage-Systems und denBau einer weiteren Pumpstation im Norden derStadt», beschreibt Hubert Eisele, Verantwortlicherbei der DEZA in Bern, die weiteren Perspektivenfür das Hochwassermanagement von Nam Dinh.Während diese Entwicklung auf Beratungsebeneim Sinn der Kapazitätenbildung weiter von derDEZA betreut werden soll, müssen für die hohenInvestitionskosten der Anlagen neue Partner oderKredite gefunden werden.

Kampf um sauberes Wasser und HygieneUnterstützung aus der Schweiz erhält Nam Dinhauch für die dringende Sanierung und den Ausbauseiner Wasserversorgung, an die längst nicht alleQuartiere und Haushalte der Stadt angeschlossen

Eine Welt Nr.1/März 2000

Bis in 20 Jahren lebt rund die Hälfte der Weltbevölkerung instädtischen Agglomerationen. Für die wachsenden Megacitiesmüssen immer grössere Wassermengen auf engem Raumbereitgestellt und entsorgt werden. Aufgaben, die neueLösungsansätze erfordern.

Sauberes Wasser im Süden – Chancefür den Norden

Key

ston

e

Key

ston

e

Page 11: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

reinigung und Gewässerschutz (EAWAG), ist welt-weit eine der wenigen Institutionen, die auf demGebiet des Siedlungswasser-Managements nachneuen Wegen sucht. «Unser westliches System desAbwassermanagements hat klare Grenzen», sagtRoland Schertenleib, Leiter von SANDEC. «In denEntwicklungsländern haben wir die Chance, dassneue Konzepte möglich sind und leichter umgesetztwerden können als bei uns, wo bereits grosseSummen in konventionelle Entsorgungssysteme in-vestiert wurden.» Im Rahmen einer internationalen Arbeitsgruppe hatSANDEC die Vision einer neuen «integriertenSiedlungswasser- und Abfallwirtschaft im 21.Jahrhundert» erarbeitet. Dabei geht man von derkleinsten Zelle in der Stadtgemeinschaft aus: im in-nersten Kern ist der Haushalt, umgeben von

Eine Welt Nr.1/März 2000

Nachbarschaft/Quartier, dann Gemeinde/Stadt undschliesslich Region. Gerade die ärmsten Haushaltesind meist nicht ans städtische Wassersystem ange-schlossen. Sie müssen sich selber organisieren undwissen sich oft auch selber zu helfen. DieseSelbsthilfe, so das Konzept von SANDEC, müsstegenutzt und schrittweise in ein übergeordnetesWasserkonzept integriert werden können. Zentralist dabei, dass Kreisläufe geschlossen werden – unddies möglichst effizient. So sollten zum BeispielNährstoffe (Phosphor und Stickstoff) aus denSiedlungsabwässern direkt der Landwirtschaft zu-gute kommen, statt via Kanalisation die Flüsse zuverschmutzen... Solche Kreisläufe, so Schertenleib, müssten künf-tig auch bei uns wieder vermehrt berücksichtigtwerden.

CIR

IC

Net

wor

k /

Look

at

Stil

l Pic

ture

sWasser

10

11

Page 12: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Wasserversorgung gehört zu den ältesten Aufgaben in derEntwicklungszusammenarbeit. Einst stand der Bau von Dorf-brunnen im Zentrum. Heute geht der Einsatz weit überBasisprojekte hinaus; angestrebt wird ein globales Wasser-management.

(gn) Eine ganz gewöhnliche Petflasche, transpa-rent, zur Hälfte schwarz eingefärbt, mit Wassergefüllt. Innert kurzer Zeit heizt die Sonne denFlascheninhalt auf über 50 Grad Celsius auf – beidieser Temperatur, gepaart mit der Wirkung derSonneneinstrahlung, werden praktisch alle gefähr-lichen Krankheitskeime wie zum Beispiel Coli-bakterien oder der Choleraerreger (Vibro cholerae)abgetötet. Mit dieser Methode können sich Menschen imSüden ohne Brennholz oder Kerosen auf einfacheArt und Weise sauberes Trinkwasser aufbereiten.

Entwickelt und getestet wurde dieses System vonSANDEC, der Forschungsgruppe für «Siedlungs-hygiene in Entwicklungsländern» an der EAWAG,die sich unter anderem mit der Trinkwasser-aufbereitung in Entwicklungsländern befasst undeng mit Partnern im Süden zusammen arbeitet.Eingesetzt wird SODIS (Solar water desinfection)bereits in verschiedenen Ländern, so zum Beispielin Indonesien, Bangladesh, Kenya und Bolivien.Die Entwicklung angepasster Technologien isteiner von fünf Bereichen, die in der DEZA-Wasserpolitik und Siedlungshygiene eine zentrale

Viele Kanäle zum Schutz des Wassers

Eine Welt Nr.1/März 2000

Mag

num

/ J

ohn

Vin

k

Je nach Region, Rahmenbedingungen und Fragestellung stehen unterschiedlichste Strategien im Vordergrund,wenn es darum geht, Probleme in Zusammenhang mit Wasser und Entwicklung anzugehen.

Page 13: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Rolle spielen. Weiter engagiert sich die DEZAmit ihren Projekten im sozialen, institutionellenund wirtschaftlichen Bereich, und im Bereich von«Wissen und Normen». So wie Wasser in prak-tisch allen Programmen – in verschiedenstenFormen und auf unterschiedlichen Ebenen – eineRolle spielt, müssen für eine nachhaltige Wasser-politik auch die unterschiedlichsten Bereiche miteinbezogen und berücksichtigt werden. In den«sozialen Bereich» gehört zum Beispiel die Zu-sammenarbeit mit den Direktbetroffenen bei derPlanung und Durchführung von Projekten, wobei(aus dem Bereich «Normen und Wissen») traditio-nelle wasserrechtliche Regelungen gleichermassenberücksichtigt werden müssen wie die wichtigeRolle der Frauen im Bereich der Trinkwasser-beschaffung und Hygiene.Während man in der Entwicklungszusammen-arbeit früher davon ausging, dass der Zugang zuWasser einem Grundrecht gleichkomme unddaher unentgeldlich sein müsse, soll heute für denkostbaren Rohstoff Wasser bezahlt werden. Imwirtschaftlichen Bereich strebt die DEZA dennauch längerfristig einen realistischen Kosten-deckungsgrad an – sowohl für Trinkwasser, wieauch für die Entsorgung von Abwasser und Abfall.Im institutionellen Bereich geht es darum, eineoptimale Zusammenarbeit und Aufgabenteilungzwischen staatlichen Institutionen, privaten Un-ternehmern und NGO’s zu erreichen: Letzteresollten vermehrt die operationellen Aufgaben über-nehmen, während der Staat die nationale Wasser-politik und -strategie definiert und überwacht.

Erfahrungsaustausch und Zusammen-arbeitAngesichts der vielfältigen und unterschiedlichenProbleme, die im Zusammenhang mit «Wasserund Entwicklung» anzugehen sind, wird schnellklar, dass je nach Region, Rahmenbedingungenund Fragestellung unterschiedliche Strategien imVordergrund stehen. Der Sektor «Wasserversorgung und Siedlungs-hygiene» (W+S) ist ein Schwerpunkt in derDEZA-Arbeit. Dabei begnügt man sich nichtdamit, der Wasserversorgung in den einzelnenProjekten besondere Aufmerksamkeit zu schenken;vielmehr wird heute versucht, dem Thema aufbreiter Basis und in vernetzter Zusammenarbeitdas nötige Gewicht zu verleihen. Sektorleiter W+S Armon Hartmann versteht sichdenn auch in erster Linie als Vermittler und

Eine Welt Nr.1/März 2000

Water and SanitationProgram1984 wurde im Rahmender von der UNOpropagierten interna-tionalen Wasserdekade(1980 bis 1990) innerhalbder Weltbank und mitUnterstützung des UNDPund mehrerer bilateralerGeber (u.a. der Schweiz)das «Water and SanitationProgram (WSP)» gestartet.Ziel des Programms istes, angesichts derprekären Situation imBereich des Wassers,weltweit in allen Regionenund Ländern eigeneSektorpolitiken und-strategien für Wasser-versorgung und Sied-lungshygiene zu erar-beiten und diese ziel-gerichtet umzusetzen.Dies geschieht imRahmen eines globalenWassermanagements,welches letztlich zu einemnachhaltigeren Umgangmit den knappen Wasser-ressourcen auf unseremPlaneten führen sollte.

WasserS

till P

ictu

res

Mag

num

/ J

ohn

Vin

k

Oliv

ia H

euss

ler

Promoter. Seine Fäden zieht er auf ganz verschie-denen Ebenen: In der Fachgruppe Aguasantreffen sich Entwicklungs- und Wasserfachleuteaus der ganzen Schweiz viermal jährlich zumErfahrungsaustausch. Auf internationaler Ebeneist die Schweiz aktives Mitglied des UNDP-Weltbank-Programms für Wasser und Siedlungs-hygiene WSP (siehe Randspalte). Das Programmmit Hauptsitz bei der Weltbank in Washingtonoperiert in erster Linie über die fünf Regional-büros in Nairobi (zuständig für Ost- und dassüdliche Afrika), Abidjan (Zentral- und West-afrika), La Paz (Andenregion), Jakarta (Ostasienund Pazifik) und Dehli (Südasien). Eine besonders enge Zusammenarbeit mit diesenZentren strebt die Schweizerische Entwicklungs-zusammenarbeit dort an, wo Schwerpunktländerder DEZA beteiligt sind. So ergeben sich Syner-gien zwischen der Projektarbeit an der Basis undden regionalen oder gar globalen Bestrebungenfür ein nachhaltiges Wassermanagement. ZumBeispiel in Peru, wo nur ein Viertel der länd-lichen Bevölkerung Zugang zu sicherem Trink-wasser hat und gerade zehn Prozent über adäquateHygieneeinrichtungen verfügen. Hier unterstütztdie Schweiz bereits seit einiger Zeit bilateraleWasserprojekte, seit 1998 beteiligt sie sich nunfinanziell an den Arbeiten des regionalen WSP-Büros für die Andenregion, als auch desnationalen WSP-Büros für Peru. Auf nationalerEbene werden, für die Erarbeitung der Sektor-politik und -strategie Perus, zwei Wasserpro-gramme der DEZA als zentrale Pilotprojektebeigezogen.

12

13

Page 14: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Lebenswichtiges Gut, knappe Ressourcen und ungleicheVerteilung. Das Konfliktpotenzial von Wasser ist beängstigendgross – und nimmt zu.

(gn) «Der nächste Krieg im Nahen Osten wird nichtaus politischen Gründen geführt, sondern umWasser.» Dies prophezeihte der damalige UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali bereits 1991.Und Weltbank-Vizedirektor Ismail Serageldin stelltin Aussicht, dass nach den Kriegen ums Öl, die be-waffneten Konflikte im neuen Jahrtausend umWasser geführt werden. Das Konfliktpotenzial nimmt zu, weil Wasser infol-ge zunehmenden Bevölkerungsdrucks, grösseremPro-Kopf-Verbrauch und höheren Ansprüchen ansauberes Wasser ein stets knapperes Gut wird.Besonders prekär ist die Situation in Regionen, woverschiedene Interessensgruppen und Staaten daskostbare Nass miteinander teilen müssen, weil sievon den gleichen Wasserquellen abhängig sind.Bereits in den fünfziger und sechziger Jahren kames zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischenSyrien und Israel, die in der Folge aber auf demVerhandlungsweg beigelegt werden konnten.Trotzdem sind der Nahe Osten und Nordafrika inBezug auf einen möglichen Wasserkrieg die heikel-sten Regionen. Angesichts eines riesiges Stau- undBewässerungsprojekts der Türkei in Ost-Anatolien,

fürchten die weiter unten am Fluss liegenden Syrerund Iraker um ihr Wasser: Je intensiver die Bewoh-ner am Oberlauf eines Flusses ihre Gewässer nutzen,desto weniger und qualitativ schlechteres Wasserbleibt für jene weiter unten. Probleme gibt es nicht nur im Einzugsgebiet vonEuphrat und Tigris. Um das Wasser des Jordans strei-ten sich Israel, Jordanien, Syrien, Libanon undPalästina, und in der West Bank prallen die Interes-sen Israels auf jene der Palästinenser. Besondersbegehrt ist auch das Wasser des Nils. Bereits 1898verhinderten die Engländer im Kampf um dieKolonien mit einer militärischen Aktion, dassFranzosen die Kontrolle über die Quellgebiete desWeissen Nils an sich rissen. Die Hauptquellen deswasserreichsten Stroms Afrikas liegen in Ugandaund in Äthiopien, welche aufgrund eigener inter-ner Schwierigkeiten bis anhin wenig Wasser für dieLandwirtschaft oder Industrie abzweigten. Dieskönnte sich mittelfristig ändern. Besonders düstersieht dabei die Zukunft für Ägypten aus, dessenWasserbedarf zu 97 Prozent vom Nil abgedecktwird, das aber als letztes der acht Nil-Anrainerstaatenan dessen Mündung liegt. Ansprüche auf bestimmte

Kriegsgefahr Wasser

Eine Welt Nr.1/März 2000

Key

ston

e

Key

ston

e

Page 15: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

«Restwassermengen» sind auf internationaler Ebenebis heute rechtlich kaum durchzusetzen, entspre-chende Vereinbarungen scheitern in der Regel anden zu unterschiedlichen Interessen der verschiede-nen Staaten. Die internationale Wassergesetzgebungbeschränkte sich bis vor wenigen Jahren in ersterLinie auf die Nutzungsrechte im Bereich der Schiff-fahrt und des Fischfangs.

In Zentralasien tickt ZeitbombeEine weitere Region, in der sich die Wasserkonflikteprekär zugespitzt haben, ist Zentralasien. Hier ver-sucht die Schweizerische Entwicklungszusammen-arbeit, gemeinsam mit Partnern, in einem Programm«Wasser und Frieden» künftigen Konflikten vorzu-beugen. Die Probleme manifestieren sich auf ver-schiedenen Ebenen. Das Konfliktpotenzial derWasserknappheit wird verstärkt durch ethnischeAuseinandersetzungen sowie Rivalitäten unter denverschiedenen Staaten. Besonders heikel ist die Situation im fruchtbarenFerghana-Tal, dem landwirtschaftlichen ZentrumZentralasiens. Boden und Wasser waren hier schonimmer knapp, doch während der sowjetischenHerrschaft hatte man klare Nutzungsregelungen auf-gestellt, das Wassersystem funktionierte für die ganzeRegion. Seit dem Zusammenbruch des altenSystems zerschneiden nun plötzlich Landesgrenzendie Gegend, heute teilen sich Usbekistan, Tadschi-kistan und Kirgistan in die Wasservorkommen. Diemeisten Wasserspeicher werden von Quellen im

Nachbarland gespiesen, was immer wieder zugefährlichen Auseinandersetzungen führt. 1989 kam es im Streit um Wasser zu blutigenAuseinandersetzungen zwischen kirgisischen undtadschikischen Bauern. Bis heute ist die Situationäusserst angespannt. Es kommt immer wieder zuStreitereien um Nutzungsrechte und Wasserpreisein diesem Grenzgebiet, wo verschiedenste Interes-sensgruppen um die knappen Wasserressourcenkämpfen. Dazu kommen Probleme wie zum Beispiel im kir-gisischen Dorf Arka, wo das elektrisch angetriebe-ne Bewässerungssystem nicht mehr funktioniert,weil Kirgistan es sich nicht leisten kann, genügendStrom aus Tadschikistan zu importieren – zudemmuss die Bevölkerung ihr Trinkwasser über dieGrenze in Tadschikistan einkaufen, was immer wie-der zu Preisstreitigkeiten führt. Bereits in der Schulesollen die Jugendlichen nun lernen, mit diesenKonflikten umzugehen, über die neuen Landes-grenzen hinweg Toleranz zu üben und vor allem denWert des Wassers für alle anzuerkennen. Denn dieBasis, damit künftige Kriege um die knappenWasserressourcen verhindert werden können, ist –nebst internationalen Abkommen und überregiona-lem Management – in erster Linie die Bereitschaftder Bevölkerung, zum kostbaren Gut Sorge zu tra-gen, und es mit den anderen zu teilen.

Wasser

14

15

CIR

IC

Key

ston

e

Genau wie auf den strategisch wichtigen Golanhöhen, wo Syrien und Israel nicht zuletzt um Wasserrechte undden Zugang zum See Genezareth kämpfen, wird Wasser in vielen Weltgegenden zu einem Politikum.

Page 16: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

ND

ER

UN

DL

EU

TE

Eine Welt Nr.1/März 2000

S ü d a f r i k az w i s c h e n W i d e r s p r u c hu n d A n s p r u c h

Im Mai 1998 trat das Parlament in Kapstadt zusam-men, um über Versöhnung zu debattieren. Seit vierJahren war Südafrika ein demokratisches Land.Nelson Mandela hatte den ehemaligen weissenHerrschern grosszügig die Hand der Freundschaftgereicht. Waren die Risse der Apartheid in derGesellschaft verheilt? Wie stark war die neueGleichberechtigung in der Bevölkerung verwur-zelt? Thabo Mbeki, damals noch Vizepräsident imSchatten des weltberühmten Mandela, gab eineAntwort, die ihm bittere Kritik einbrachte: «Süd-afrika ist ein Land zweier Nationen. Eine ist weissund vergleichsweise wohlhabend. Die zweite, grös-sere ist schwarz und arm.»Tatsächlich bleibt Südafrika von tiefen Kluften ge-zeichnet. Auf den ersten Blick gilt es mit einem jähr-lichen Pro-Kopf-Einkommen von 2880 US-Dollarnicht als Entwicklungs- sondern als Schwellenland.Fast nirgendwo anders ist der Abstand zwischenWohlhabenden und Mittellosen so gross wie hier.Die Reichen geniessen einen Lebensstandard, dersich mit Europa messen kann. Aber der ländlichenschwarzen Bevölkerung geht es kaum besser als denMenschen von Lesotho, Mosambik oder Malawi.

Umgestaltung der GesellschaftEine gleichmässigere Verteilung des Reichtums, einEinsatz für die Ärmsten ist oberste Richtlinie derRegierungspartei Afrikanischer Nationalkongress

(ANC). Jüngste Untersuchungen zeigen, dass zwi-schen 1991 und 1996 zwar eine Umverteilung statt-fand und der Anteil der Schwarzen am Wohlstanddeutlich zunahm. Doch profitierten davon nur dieobersten zehn Prozent der schwarzen Bevölkerung.Für die Armen, egal welcher Hautfarbe, wurde dasElend noch schlimmer. 87 Prozent aller schwarzenKinder unter zwölf Jahren sind unterernährt. Neunder 40 Millionen Menschen des Landes leben indürftigen Hütten, in Slums oder auf dem Land. 65Prozent der erwachsenen Bevölkerung können nichtlesen und schreiben. Südafrika hat die wohl höchs-te HIV-Infektionsrate der Welt. Dutzende Stadt-verwaltungen sind praktisch bankrott. Gleichzeitighat Südafrika ein hochmodernes Finanzsystem, einTelekommunikationsnetz wie kein anderes in Afrikaund Unternehmen, die in der globalen Konkurrenzernstzunehmende Mitspieler sind. Der ANC musste in fünf Jahren Mandela-Regierungerkennen, dass soziale Gerechtigkeit ein schwer zu erreichendes Ziel ist. Dennoch trat Mbeki im Juniletzten Jahres die Nachfolge Mandelas mit demVersprechen an, die Umgestaltung der Gesellschaftzu beschleunigen. Er machte sich sofort ans Werk,ernannte ein loyales Kabinett, baute sein eigenesAmt als Kontrollzentrale aller Regierungsfunktionenaus und tauschte serienweise Staatssekretäre in denMinisterien aus.«Viktorianische Werte» der harten Arbeit und

In Südafrika wächst eine selbstbewusste Demokratie heran.Doch die Apartheid ist noch nicht überwunden. Ungleichheitund Spannungen zwischen den Rassen prägen die Gesell-schaft. Sie gefährden die Hoffnung, dass das wirtschaftlichstärkste Land in Afrika Katalysator für einen Aufschwung desKontinents sein könnte. Von Hans Brandt*.

Key

ston

e

Net

wor

k /

Look

at

Net

wor

k /

Look

at

Key

ston

eK

eyst

one

Page 17: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

16

17

Page 18: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt Nr.1/März 2000

Genügsamkeit bescheinigen Kommentatoren demneuen Staatschef. Von einem Hang zur Kungelei imHinterzimmer und autokratischen Zügen sprechenKritiker. Doch die grosse Mehrheit begrüsst dieharte Hand am Steuer. Denn Unsicherheit bestimmtdas Leben der Menschen. Weitverbreitete Morde,Raubüberfälle und Vergewaltigungen machen Süd-afrika zu einem der gewalttätigsten Länder der Welt.Hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter Jugend-lichen, bedeutet, dass viele ohne Hoffnung auf Bes-serung leben.

Eldorado für AusländerWeisse klagen, dass ihre Aufstiegsmöglichkeitenblockiert sind, weil Schwarze bevorzugt werden.

Schwarze beschweren sich, dass die von derApartheid privilegierte Minderheit die Hebel derWirtschaft immer noch in der Hand hat. DieStimmung zwischen den Rassen ist im Alltag oft ag-gressiv, beispielsweise im Strassenverkehr.Auch Mbeki moniert, dass die Weissen dieTransformation des Landes nicht unterstützen. DerPräsident fordert «nationale Einheit» , um das Erbeder Apartheid zu überwinden. Spannungen zwi-schen den Rassen sind Teil der zahlreichen wider-strebenden Kräfte, die Südafrika prägen. So setzt derANC im Interesse der Armen zwar auf eine sozial-demokratische Politik, in der die Gewerkschaftenenge Verbündete sein sollten. Doch gleichzeitigverfolgt Mbeki in der Wirtschaft eine liberale Linie,die Investitionen und Unternehmertum fördert.Strikte Haushaltsführung, restriktive Geldpolitik undÖffnung der Märkte sollen das Land wettbe-werbsfähiger machen. Das wird von der Geschäfts-welt begrüsst, hat aber seit 1994 zehntausendeArbeitsplätze gekostet.Fast alle Südafrikaner mögen unzufrieden sein. Dochfür die Bewohner der Nachbarländer ist das Land einEldorado. Millionen strömen aus dem gesamtenKontinent nach Süden. Jeder Zehnte ist ein illegaleingereister Ausländer, schätzen Experten. Fremden-feindlichkeit ist weit verbreitet. Doch wenn kaumein südafrikanischer Arzt bereit ist, in entlegenenBuschkliniken zu arbeiten, springen Kollegen ausUganda, Kongo oder Sambia gerne ein.Um der Migration entgegen zu wirken, setzt

Südafrika auf rasche wirtschaftliche Integration in derEntwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas(SADC), zu der 14 Staaten gehören. Doch dieNachbarn misstrauen Südafrika, dessen Konzerneeinen Siegeszug durch Afrika machen.

Afrikas «Yankees»Lebensmittel, Fahrzeuge, Kleidung und Baumate-rialien «Made in South Africa» füllen die Geschäftein Sambia, Simbabwe, Mosambik und sogar Kenia.Baufirmen, Minenkonzerne, Brauereien und Ban-ken mit Sitz in Johannesburg gründen Filialen inallen Teilen des Kontinents. Als «Yankees Afrikas»sind Südafrikaner in Ländern verrufen, die sich voneiner rücksichtlosen Wirtschaftsmacht überrollt füh-

len. Dennoch träumt Mbeki von der «RenaissanceAfrikas». Er fordert, dass Afrikaner ein neues Selbst-bewusstsein gewinnen, dass sie ihre Angelegenheitenselbst in die Hand nehmen: «Wir wollen nicht mehrals Kontinent betrachtet werden, der nur um Al-mosen fleht.» Der südafrikanische Präsident hält sich an die eige-nen Vorgaben. Das Land kann es sich leisten, Hilfeaus dem Ausland nur nach genauer Prüfung anzu-nehmen. Weltbank und Internationaler Währungs-fonds sind frustriert, weil ihre Darlehen von Pretoriameist abgelehnt, ihre Ratschläge angehört aber nichtimmer befolgt werden. Ebenso selbstsicher tritt dasdemokratische Südafrika als ein Führer der DrittenWelt in internationalen Gremien auf. Es rechnet sichsogar Chancen auf einen ständigen Sitz im Welt-sicherheitsrat aus.Internationales Ansehen nützt jedoch wenig, wennhochqualifizierte Weisse zu tausenden auswandern,Armut und Arbeitslosigkeit sich ausbreiten, Krimi-nalität ausufert. Südafrika will Lokomotive für denAufschwung des Kontinents werden. Eine besonne-ne Haushaltspolitik hat die wirtschaftliche Grundlagedafür gelegt. Doch die Hoffnungen können nur er-füllt werden, wenn es auch gelingt, die Kluften in dersüdafrikanischen Gesellschaft zu überbrücken.

* Hans Brandt ist Korrespondent des «Tages-Anzeiger»und der «Frankfurter Rundschau» im südlichen Afrika.Er lebt in Johannesburg.

Hen

ner

Fran

kenf

eld

Abb

as /

Mag

num

Key

ston

e

Net

wor

k /

Look

at

Das Ding im AlltagDer «Primus»Die anderswo in Afrikasehr beliebten Holz-kohlekocher gibt es inSüdafrika nur wenig.Statt dessen steht in denSlumverschlägen undLehmhütten, aber auchin den «Streichholz-schachtelhäusern» derTownships und sogar instädtischen Wohnungen,die seit dem Ende derApartheid für Schwarzezugänglich gewordensind, jedoch oft (noch)keinen Strom haben,am Kochplatz oft ein«Primus». Der Primus-Kocher ist sozusagen eineZwischenstufe zwischenHolzkohle und Strom. DasParaffin in dem Kocherwird unter Druck gesetzt,mit dem daraus entstan-denen Gas wird gekocht.Die Kocher sind klein undleicht zu transportieren,Paraffin ist nicht sehr teuerund überall erhältlich.

Südafrika

Page 19: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt Nr.1/März 2000

Vor ca. 3 Mio Jahren: Urmenschen leben im südlichenAfrika (1997 wurde bei Johannesburg das älteste Skelettder Spezies Australopithecus africanus entdeckt).

1488 Der portugiesische Kapitän Bartolomeu Dias landet in Südafrika und gibt dem Kap der guten Hoffung seinen Namen.

ab 1600 Holländer handeln am Kap und bringen Sklaven aus West- und Ostafrika, Indien und «Ostindien» (Indonesien) ans Kap.

1806 Das Kap wird britische Kolonie.1852 Gründung der burischen «Südafrikanischen

Republik» (Transvaal), Hauptstadt wird Pretoria.

1899- «Burenkrieg». Briten besetzen «Oranje. 1902 Freistaat» und «Südafrikanische Republik». 1910 Aus Kapkolonie, Natal, Orange River Kolonie

und Transvaal wird «Union Südafrika», eine unabhängige Kolonie im Britischen Empire. Der burische General Louis Botha wird erster Premierminister.

1912 Der «Südafrikanische Nationalkongress der Eingeborenen» (SA Native National Congress) – später in «Afrikanischer Nationalkongress» (ANC) umbenannt – wird gegründet.

1939- Südafrika nimmt auf Seiten der Alliierten am 1945 Zweiten Weltkrieg teil. 1948 Die burische «Wiedergegründete Nationale

Partei» gewinnt die Parlamentswahl. Beginn der Apartheid-Ära.

1961 Südafrika wird Republik, verlässt das britische Empire.

1961 Beginn des bewaffneten Widerstands gegen dieApartheid. Nelson Mandela wird oberster Leiter der ANC-Armee «Umkhonto we Sizwe» (Speer der Nation).

1962 Verhaftung Mandelas, der 1963 zu lebensläng-licher Haft verurteilt wird.

1969 Gründung von Organisationen des «SchwarzenBewusstseins» unter Steve Biko.

1976 Soweto-Aufstände, Hunderte Tote, Tausende gehen ins Exil.

1977 Steve Biko stirbt im Polizeigewahrsam. 17 Anti-Apartheidorganisationen und zwei Zeitungen werden verboten.

80er Ausnahmezustände, scharfe Pressezensur, lan-desweite gewalttätige Proteste gegen Apartheid. Tausende werden ohne Verfahren verhaftet.

1990 Aufhebung des Verbots von ANC und PAC durch Präsident Frederik de Klerk. Freilassung Mandelas. Verhandlungen über eine neue Verfassung.

1994 Freie Wahlen. Mandela wird erster schwarzer Präsident Südafrikas.

1999 Thabo Mbeki wird zweiter Präsident des demokratischen Südafrikas.

Die Schweiz und SüdafrikaHilfe beim Aufbau der Demokratie

18

19

Zahlen und FaktenHauptstadtPretoria

Fläche1219912 km2

Sprachen Elf offizielleLandessprachen inklusiveZulu, Xhosa, Afrikaans,Nordsotho, Englisch(Umgangssprache imöffentlichen Leben)

Bevölkerung 43,4 MillionenSchwarze 75,2 %Weisse 13,6 %Mischlinge 8,6 %Asiaten/Inder 2,6 %Urbevölkerung: Khoikhoiund San («Hottentotten»und «Buschmänner»)

Lebenserwartung Männer 53 JahreFrauen 59 Jahre

ReligionenChristen 68 %Animisten 28,5 %Muslime 2 %Hindus 1,5 %

WirtschaftEinkommen pro Kopf1998: 2880 US Dollar

Bruttoinlandprodukt1998: 119 Mrd Dollar

Haushaltsdefizit 2,8 % des BIP

Wirtschaftswachstum1998: 0,5 %

WirtschaftssektorenLandwirtschaft 4,3%Bergbau 7,9 %Industrie 30,4 %Dienstleistungen (inkl.öffentl. Sektor) 57,4 %

WichtigsteExportprodukteEdelsteine, Gold,Edelmetalle, Erze,Metallprodukte,chemische Produkte,Maschinen,landwirtschaftlicheProdukte

NamibiaMosambik

LesothoIndischerOzean

AtlantischerOzean

Botswana

Simbabwe

Das Kap

Johannesburg

Südafrika

Aus der Geschichte

(bf) Als Bundesrat Joseph Deiss im Oktober 1999Südafrika besuchte, unterzeichnete der schweize-rische Aussenminister unter anderem ein Ab-kommen über die Fortsetzung des Unterstüt-zungsprogramms für Südafrika zum Aufbau einerdemokratischen Gesellschaft. Damit setzte er einweiteres wichtiges Zeichen der schweizerischenEntwicklungszusammenarbeit, welche seit Endeder siebziger Jahre in Südafrika tätig ist. «ObwohlSüdafrika kein eigentliches Entwicklungsland ist,klafft dort die Schere zwischen Arm und Reichwegen der einstigen Apartheid besonders weitauseinander», sagt Anton Stadler, Länderverant-wortlicher für Südafrika bei der DEZA. Bis 1994, als Nelson Mandela und der AfricanNational Congress (ANC) die Wahlen gewannen,konzentrierte sich die Unterstützung auf Stipen-dien für Benachteiligte (Schwarze, Inder, Ge-mischtrassige), Menschenrechtstraining und dieOrganisation von Konferenzen zur gewaltlosenÜberwindung der Apartheid.

Seit 1994 geht es bei der Zusammenarbeit um diepraktische Integrierung eines friedlichen Süd-afrikas mit gleichen Rechten für alle, sei dies beimZugang zum Gesundheitssystem, der Schulbildungoder bei der Behandlung des Bürgers und derBürgerin durch den Staatsapparat. Das neue Fünfjahresprogramm – es läuft bis insJahr 2004 und beinhaltet einen jährlichen Betragvon rund 7 Millionen Franken – konzentriert sichvorab auf die Provinz «Eastern Cape Province»und hat folgende Schwerpunkte: - Landreform: Das Programm sieht eine gewisseUmverteilung des Landes an Schwarze, Inder undGemischtrassige vor. - Bildung: Verbesserung des Primarschulsystems,vorab in ländlichen Gebieten und Townships, woNichtweisse am meisten benachteiligt sind. - Gute Regierungsführung: Unter anderemSchulungs- und Bildungsprogramme für Verwal-tungsbeamte, um die Regierungsführung zu ver-bessern.

Page 20: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt Nr.1/März 2000

20

21

Jeden Morgen fahre ich von einem der stillstenVororte in den Trubel des Johannesburger Geschäfts-zentrums. Und bin erstaunt, dass mein Auto denTumult der Minibusse auf der Market Street bis jetztohne jeglichen Kratzer überlebt hat («Holz anlan-gen»). Wenn mich die Leute fragen, wo mein Büroliegt, trifft meine Antwort – Sauer Street in der In-nenstadt – oft auf Mitgefühl. Und auf Ungläubig-keit, wenn ich sage, dass Mitgefühl unnötig sei, weilich nämlich sehr gerne in der Innenstadt arbeite. Esist schicker und attraktiver, eine Adresse in Sandtonoder Rosebank zu haben, wohin die südafrikani-schen Grossunternehmen vor dem Vordringen«Afrikas» geflohen sind, weil sie sich einreden, diessei ein Satellit Europas. Sie tun Johannesburg als«afrikanische Stadt» ab. Was das bedeutet, hängtdavon ab, auf welcher Seite der Rassenabgrenzungman steht.Für viele Schwarze, die während der Apartheidwegen der Ausgangssperre abends um sechs Uhrdraussen sein mussten, ist die Stadt nun keinFeindesland mehr. Jetzt können sie da arbeiten undauch einkaufen, und zwar praktisch alles, Kohl eben-so wie ein Paar Turnschuhe von den fliegendenHändlern auf dem Trottoir, wo sie früher denWeissen Platz machen mussten.In den Köpfen vieler Weisser sieht die Stadt andersaus. Sie sehen eine von Abfall übersäte Stadt mitMassen dunkelhäutiger, furchteinflössender Men-schen. Vielleicht ist Johannesburg heute so. Aber des-halb lasse ich mich nicht zur Gefangenen meinerAngst machen. In den 15 Jahren, da ich hier lebeund arbeite, hatte ich mein Bankkonto in einerStadtfiliale, auch als ich noch in Rosebank undSandton arbeitete. In der Mittagspause gehe ich oftzu Fuss die acht Strassenzüge bis zur Bank. Das istungewöhnlich, einige meiner (weissen) Kollegenhaben sich jahrelang nicht aus unserem Gebäude ge-wagt.

Weiss, indisch, farbig und afrikanisch...Diese Angst der Weissen vor schwarzen Menschen-mengen erlebte ich auch an meiner früherenArbeitsstelle. Die Büros jener Zeitung lagen inBraamfontein, am Rand der Innenstadt. Da derMietvertrag auslief, musste die Zeitung umziehen.Die Geschäftsführung wollte «demokratisch» seinund liess die Angestellten entscheiden, wohin.Schliesslich gab es zwei Möglichkeiten: wunderbareBüros in einem Stadtgebäude, wo die Mieten wegender Flucht in die Vororte gesenkt werden mussten,oder ein schmuddeliges Lagerhaus in einem leblo-sen Teil eines Vorortes.Man würde meinen, die Wahl wäre klar – für eineZeitung ist ein Ort mitten im Geschehen, mittenunter den Menschen, sicher besser.Die Redaktionsassistenten und einige höhere An-

gestellte – alles Weisse – drohten mit der Kündigung,wenn die Zeitung in die Stadt zöge. Die niederenschwarzen Ränge – junge Reporter und Reporte-rinnen, Telephonistinnen und Bibliotheksange-stellte – waren sich einig: die Stadt war praktischer.Schon jetzt mussten viele von ihren Townships mitzwei Bussen oder Taxis zur Arbeit fahren. Bei einemBüro in einem Vorort käme ein dritter Bus dazu,die Läden, in denen sie einkauften, wären zu weitweg.Die Geschäftsleitung (weiss) richtete sich nach denweissen Angestellten, welche im Allgemeinen mitdem Auto zur Arbeit fahren, den ganzen Tag hin-ter ihrem Pult sitzen, und dann wieder heimfahren.Warum sollte die Idee einer «afrikanischen Stadt»Angst einflössen? Das ist eine der vielen Wider-sprüchlichkeiten in Südafrika.Ein Gesprächsthema beherrschte kürzlich wochen-lang die Zeitungen: wer ist Afrikaner? Es begann miteiner Kolumne in der Zeitung «The Star». DerAutor schrieb, er sei verletzt, wenn Südafrikaner alsweiss, indisch, farbig und afrikanisch bezeichnetwürden, denn er sei zwar weiss, aber trotzdem auchein Afrikaner.Ein Universitätsprofessor antwortete, dass sich nie-mand verletzt fühlen müsse, wenn die Afrikaner sichbei ihrem richtigen Namen nannten, nachdem siewährend Jahrhunderten von anderen definiert undals «Eingeborene», «Kaffer», «Mehrheit», «Bantu»,«Nichteuropäer» bezeichnet worden waren.

Eine Illusion und ein WiderspruchDer Kolumnist fand diese Antwort rassistisch, unddem stimmten viele Weisse zu, die an die Zeitungschrieben. Andere Zeitungen nahmen das Themaauf, ebenso Radio und Fernsehen. Wie üblich warendie Meinungen nach Rassen getrennt.Es ist verständlich, wenn Aussenstehende denken,dieses Land sei geeint in seinem Wunsch, denKontinent und alles, was dazu gehört, anzunehmen.Aber das ist eine Illusion. Die gleichen Leute, dieoffenbar so gern als «afrikanisch» gelten möchten,sind irritiert, wenn Präsident Thabo Mbeki demKontinent, und insbesondere unserer Region,Frieden und Wohlstand bringen will. Mit denenhaben wir nichts zu tun, sagen sie. Warum kümmertsich die Regierungen nicht um unsere eigenenAngelegenheiten?Und die Afrikaner, welche plötzlich so stolz sind,sich so zu nennen, zeigen eine extreme Fremden-feindlichkeit gegenüber anderen Afrikanern, die ausden Ländern nördlich von uns kommen.Was macht einen Afrikaner, eine Afrikanerin aus?Sie gehören zu den widersprüchlichsten Menschender Welt. Und das Leben in Südafrika? Es magvieles sein, niemals aber langweilig.(Aus dem Englischen)

Lizeka Mda ist ExecutiveEditor und Ressortleiterin«Features» bei «The Star»,einer der grössten Tages-zeitungen Johannesburgs.Die bestandene Journa-listin arbeitet seit 1984 beiverschiedenen Magazinenund Zeitungen Südafrikasund beschreibt mit spitzerFeder regelmässig die Zu-stände in ihrem Heimat-land.

Wer ist ein Afrikaner, eine Afrikanerin?

Stimme aus… SüdafrikaA

bbas

/ M

agnu

m (3

)

Page 21: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

DEZA-Standpunkt

«In ganz Afrika hat jede grössere Gemeinschaft ihreeigene, gesonderte Kultur, ein eigenständiges Systemvon Werten und Sitten, ihre eigene Sprache und ihreTabus, und das alles ist ungeheuer kompliziert, ver-wickelt und geheimnisvoll. Daher haben die gros-sen Anthropologen nie von einer ‘afrikanischenKultur’ oder einer ‘afrikanischen Religion’ gespro-chen, weil sie wussten, dass es so etwas nicht gibt,dass das Wesen Afrikas in seiner unendlichen Vielfaltliegt.» Das schreibt Ryszard Kapuscinski in seinemBuch «Afrikanisches Fieber». Wie recht Kapuscinskiwohl hat, der auf 40 Jahre Erfahrung als Afrika-Korrespondent zurückblickt, wird uns im täglichenUmgang mit unseren afrikanischen Partnern derEntwicklungszusammenarbeit immer wieder be-wusst.

Afrika war nie einfach gleich Afrika – und wird esauch nicht werden. Wenn wir unsere Partner ver-stehen wollen, müssen wir mit dieser immensenVielfalt umgehen können. Dies ist eine grundle-gende Voraussetzung, um mit unseren Entwick-lungsbeiträgen Wirkung zu erzielen. Nicht wir sindes, welche die Entwicklung bewerkstelligen. Wirunterstützen unsere afrikanischen Partner in ihrenEigenbemühungen. Dabei spielt das politische, wirt-schaftliche, soziale Umfeld im jeweiligen Kontexteine entscheidende Rolle. Und dieses Umfeld wan-delt sich stark – Afrika ist in grosser Veränderung.

«Afrika bietet heute den Anblick eines zerrissenenKontinents, regionale Wanderungsbewegungen,auseinanderbrechende Staaten, Religionen, die sichgeopolitisch neu formieren: Vor dem Hintergrundvon Bevölkerungsexplosion und massenhafterVerstädterung sieht sich Afrika in einen Strudel derVeränderungen hineingerissen, nicht zuletzt auf-grund wirtschaftlicher, militärischer und religiöserAmbitionen seiner grossen und kleinen Führer. Nurselten decken sich die Konfliktlinien mit den vor-handenen staatlichen Einheiten.» Diese Meinungäussert Achille Mbembe, Exekutivsekretär des

«Conseil pour le Développement de la Rechercheen Sciences Sociales en Afrique» (Dakar) in derMonatsausgabe von «Le monde diplomatique» vomNovember 1999. Solche Bilder werden noch ver-stärkt durch Meldungen über Kriege, Katastrophenund Not, welche uns die Medien täglich ins Hausliefern.

Bei all dieser Problemfülle dürfen wir aber nicht ver-gessen, dass Afrika auch viel Positives aufzuweisenhat. Zugegeben, dies aus Distanz zu entdecken, istweit schwieriger. Es sind bei aller Veränderung auchFortschritte festzustellen – nur hat es dieser Fort-schritt schwer, an Dynamik zu gewinnen und dieNegativbilder zu überstrahlen. Offenbar sind Me-dien und die Politik im Norden und Westen an denVeränderungen der geopolitischen Situation auf demschwarzen Kontinent interessiert, und an derenAuswirkungen auf die Neuorientierung politischer,wirtschaftlicher und militärischer Interessen. Dieswird weitaus stärker zur Geltung gebracht, als dieErfolge der Eigenentwicklung afrikanischer Länder.

Wir haben AFRIKA als Jahresthema 2000 gewählt,weil wir ein nuanciertes Bild vermitteln wollen. Mitverschiedenen Darstellungen und Aktionen will dieDEZA Einblick in die Vielfalt Afrikas gewähren,Fortschritte aufzeigen sowie den Nachweis erbrin-gen, dass die Lebensgestaltung mit viel positivemWillen angegangen wird. Den von den Medien ver-breiteten negativen Bildern Afrikas wollen wir be-wusst positive Bilder entgegenstellen. Viele LänderAfrikas haben Fortschritte in Richtung Demokratie,Rechtsgleichheit und wirtschaftliche Entwicklungvon Klein- und Mittelunternehmen gemacht, teil-weise werden die Rollen von Staat und Zivilgesell-schaft grundlegend geändert. Wir wollen Fürsprecherdieses «anderen, zukunftsträchtigen» Afrikas sein.

Walter FustDirektor der DEZA

Eine Welt Nr.1/März 2000

EN

TW

IC

KL

UN

G

UN

D

ZU

SA

MM

EN

AR

BE

IT

S

CH

WE

IZ

Iris

Kre

bs

Afrika war nie einfachgleich Afrika

Page 22: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Bolivien hat sich in den vergangenen Jahren grundlegendreformiert. Das ärmste Land Südamerikas hat insbesondereauf Gemeindeebene radikale Neuerungen eingeführt. DieDEZA spielt im komplexen Unterfangen eine zentrale Rolle.

(sbs) Schlicht eine Revolution. Eine von oben.Verena Münzenmeier, seit 1996 Koordinatorin derDEZA im südamerikanischen Andenland, sprichtvon der grundlegenden Umgestaltung Boliviens seit1994. Das Zauberwort hierzu heisst «Participaciónpopular», Einbezug der Bevölkerung. Das riesigeLand, 27 Mal so gross wie die Schweiz, ist in 311Gemeinden aufgeteilt worden (vorher 23). Diesehaben erstmals eigene Kompetenzen, z.B. imBereich Gesundheit, Erziehung oder Strassenbau,und vor allem auch Finanzen – 20 Prozent der na-tionalen Steuern werden direkt den Gemeindenüberwiesen. Ein weiterer zentraler Faktor für dasLand mit 65 Prozent Indio-Bevölkerung: Die tra-ditionellen indianischen Gemeinschaften sind offi-ziell anerkannt und in politische Entscheidungs-prozesse einbezogen. Die DEZA hat den Gesetz-gebungsprozess zu dieser Dezentralisierung vonAnfang an beratend begleitet.

Rechte wahrnehmenVersammlung im Dorf Santa Ana de Velasco,Gemeinde San Ignacio, in Boliviens tropischemTiefland. Vertreter der «Mancomunidad de la GranChiquitanía» sind zusammengekommen, eineVereinigung von elf Gemeinden mit 200000 Ein-wohnern. Planungsdirektor Adrián Leaños legtdar, wo im 210000 Quadratkilometer(!) grossen

Gemeindeverband Entwicklungsmöglichkeiten lie-gen. Im Tourismus, in der Waldwirtschaft, der Vieh-zucht, oder doch eher im Bergbau, im Kleinhand-werk? Wo und wie sollen Gemeinden aktiv wer-den, wo nicht?Viele Fragen sind neu für Bürgermeister, Vertretervon Bauernorganisationen, Präfektur, Kommissions-mitglieder, usw. Unterstützung bietet das Entwick-lungszusammenarbeitsprogramm der DEZA, dassich auf jährlich rund 14 Millionen Franken beläuftund im Bereich Dezentralisierung einen Schwer-punkt setzt. So auch das Projekt PADER, dasGemeinden und Regionen in Sachen Wirtschafts-förderung berät. Denn Dezentralisierung ist keinSelbstzweck: Sie bringt dann etwas, wenn sich aucharmen Menschen neue Perspektiven öffnen. Oderdas Projekt PADEM, das Bauernorganisationen in18 Gemeinden in der Ausübung ihrer neuen Rechteunterstützt. «Die Arbeit der DEZA soll dazu beitragen, dass dieReformen bei der Bevölkerung ‘ankommen’, vondieser getragen werden», sagt DEZA-KoordinatorinVerena Münzenmeier. Klar ist, dass dies ein weiterWeg ist, das Interesse der Zentralmacht bisweilennachlässt, aber auch, dass der Prozess inzwischen ge-rade wegen der bereits vorhandenen Verankerungunumkehrbar geworden ist.

Revo lu t ion von oben

Eine Welt Nr.1/März 2000

DE

ZA /

And

reas

Stu

ber

(3)

Page 23: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Philippe Dahinden (3)

Eine Welt Nr.1/März 2000

(jls) Die Übergangsmission der UNO im Kosovo(UNMIK), welche kurz nach dem Ende derBombardierungen geschaffen wurde, hatte eineklare Priorität: Die Aufnahme eines Dialogs mit derBevölkerung im Hinblick auf die diesjährigenWahlen. Sie wandte sich an die Stiftung Hirondellein Lausanne, welche unabhängige Medien inKonfliktzonen aufbaut und leitet. «Die UNO such-te eine Organisation, die fähig ist, sehr schnell einRadio auf die Beine zu stellen, das in journalisti-scher Weise informiert», erinnert sich PhilippeDahinden, Redaktionsverantwortlicher der Stif-tung. «Dieses Radio sollte nicht einfach die Stimmeder UNMIK sein, sondern auch die anderen hu-manitären Organisationen, die Zivilgesellschaft unddie politischen Gruppierungen zu Wort kommenlassen.»Das Projekt nahm konkrete Formen als Produk-tionsstudio an, dessen Programme von den lokalenRadiostationen im Kosovo ausgestrahlt werden.Die erste Sendung ging am 28. Juli über den Äther.Nach zwei Monaten erhielt das Studio eine eigeneAntenne und wurde zur Lokalstation «Blue Sky» inPristina. Ihre Programme werden gut zehn weite-ren lokalen Sendern angeboten. Diese erhielten

Satellitenschüsseln, damit sie die Sendungen, dieihnen gefallen, aufnehmen können.

UNMIK auf SendungBlue Sky sendet jeden Morgen und jeden Abendzehn Minuten Nachrichten unter dem Titel«UNMIK on air». Diese Sendung berichtet natür-lich über alle Aktivitäten der provisorischen Über-gangsregierung der Provinz. Aber sie behandeltauch andere aktuelle Themen wie die Kehricht-abfuhr in Pristina, die Wiedereröffnung vonSchulen, die Rekrutierung bei der lokalen Polizei,Wasser- und Stromprobleme oder Antipersonen-minen.Zu bestimmten Zeiten werden Nachrichtenbulle-tins in albanischer, serbischer oder türkischerSprache sowie eine internationale Presseschau aus-gestrahlt. Blue Sky bietet auch Features undGesellschaftsreportagen an. So geht eine Journalistinin die Schulen und bittet die Kinder, Wörter wie«Liebe» oder «NATO» zu definieren. In einer kur-zen Sequenz antworten Persönlichkeiten auf Fragenaus der Bevölkerung.

(Aus dem Französischen)

Seit Oktober 1999 hat die UNO eine eigene Radiostation imKosovo. Blue Sky wird von der DEZA finanziert, von einerSchweizer Stiftung geleitet und sendet täglich mindestenszwei Stunden Wortprogramme und über zwanzig StundenMusik.

E i n e A n t e n n e i m b l a u e n H i m m e l

22

23

Page 24: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

«Wi r geben Ango la n ich t au f »

«Brücken für den Frieden»heisst das Programm für Hu-manitäre Hilfe der Schweizin Angola, welches im An-schluss an den Friedensver-trag von Lusaka 1994 ein-geleitet wurde. Damit Brü-cken und Strassen wiederaufgebaut werden können,ist der Frieden unbedingteVoraussetzung. Die erbitter-ten Gefechte von 1997 zwi-schen den UNITA-Rebellenund den Regierungstruppen,die sich in den letzten Mona-ten verstärkt haben, machenzu einem grossen Teil jedenWiederaufbauversuch zu-nichte.

(mr) Seit über 30 Jahren wird dieses Land an derWestküste des afrikanischen Kontinents mit seinen12,5 Millionen Einwohnern vom Krieg erschüttert.Über eine Million Menschen sind in den Kampf-handlungen gefallen, und die Vertriebenen werdenauf zwei Millionen geschätzt. Am Anfang kämpften die marxistisch orientierteVolksbefreiungsarmee MPLA und die prowestlicheUNITA gemeinsam gegen die portugiesischeKolonialmacht. Nach der 1975 errungenen Unab-hängigkeit, entfachten die zwei von Kuba undSüdafrika unterstützten Parteien einen blutigenKampf, aus dem die MPLA siegreich hervorging.Die MPLA stellt heute den StaatspräsidentenEduardo dos Santos. Es folgten die Friedensverträgevon 1991 und 1994, doch gab die aufständischeArmee der UNITA von Jonas Savimbi die Waffennie wirklich ab. Heute kontrolliert sie fast 70 Prozentdes angolanischen Territoriums, einschliesslich derreichen, im Nordosten des Landes gelegenenDiamantenvorkommen, während sich die küsten-nahen Erdölvorkommen in den Händen derRegierung befinden.

Zehntausende suchen ZufluchtDie Schweizer Hilfe konzentriert sich seit 1995 aufdas Gebiet um Huambo, einer fruchtbaren Hoch-ebene in Zentralangola, die potenzielle «Korn-kammer» des Landes. Durch den Wiederaufbau vonNebenstrassen und Brücken sollte die Zufahrt zum

Gebiet gewährleistet und der Friedensprozess geför-dert werden. Doch bereits gegen Ende 1997 wurdedie Wiederaufbauarbeit mit der Wiederaufnahmeder Kämpfe zwischen den Regierungstruppen undden Aufständischen der UNITA ausgerechnet imGebiet um Huambo vor allem wegen der Minenimmer gefährlicher. «Seit dem Sommer 1998 haben wir deshalb unsereArbeit entsprechend modifiziert», erklärt HansScheidegger, Chef des Koordinationsbüros fürAngola und Luanda. «Innert weniger Monate habenZehntausende von Flüchtlingen Zuflucht in dengrossen Städten gesucht, 200000 allein in Huambo.Unsere Bauequipen sind zurzeit vor allem mit demWiederaufbau der Dächer alter Industriegebäudebeschäftigt, die als Flüchtlingsunterkünfte dienen,und mit Aufbauarbeiten am Zentralspital vonHuambo.Das Projekt «Brücken für den Frieden» zeigt exem-plarisch, wie wichtig es ist, flexibel zu sein und diehumanitären Hilfsprojekte laufend den neuenBedürfnissen anzupassen. Trotz der Schwierigkeitenund Gefahren hält die DEZA das Koordinationsbüroin Luanda auch in den nächsten Jahren aufrecht.«Wir geben Angola nicht auf», versichert PeterSteffen, Koordinator des Programms für das südlicheAfrika der Abteilung Humanitäre Hilfe der DEZA,zuversichtlich.

(Aus dem Italienischen)

Eine Welt Nr.1/März 2000

Key

ston

e

Page 25: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

24

25

Was eigentlich ist....Ownership?(bf) Gemäss Wörterbuch wird Ownership mit Eigentum, Besitzübersetzt. In der Entwicklungszusammenarbeit wird der Begriffjedoch nicht nur als rein materieller Besitz verstanden. EinEntwicklungsprojekt oder eine Massnahme soll vielmehr vonAnfang an so angelegt sein, dass die Direktbetroffenen sich dieMassnahme oder das Projekt zu ihrer eigenen Sache machen, sichaktiv und eigenverantwortlich daran beteiligen. Deshalb istOwnership immer auch mit Partizipation und mit Dezentrali-sierung verbunden und kann von der Regierung bis zum einzel-nen Mitglied der Zivilgesellschaft hinuntergebrochen werden.Denn nur wenn die Entscheidungsgewalt in die Regionen,Städte, Dörfer und schliesslich zu den Menschen delegiert wird,ist garantiert, dass die Betroffenen sich durch die Projekte nichtnur angesprochen fühlen, sondern diese auch selber an die Handnehmen und sich dafür verantwortlich fühlen. Dies wiederumbeinhaltet, dass die Prozesse, Projekte und Massnahmen für alleBeteiligten transparent sind und sie im Sinne einer guten Regie-

Einblick DEZAK

eyst

one

rungsführung (Good Governance) mit Beteiligung verschiede-ner Gruppierungen am Prozess durchgeführt werden. Es bedeutetaber auch, dass die Entwicklungszusammenarbeit auf dieErmächtigung (Empowerment) der Menschen und ihrer Institu-tionen hinwirken muss, um ihnen die eigenverantwortlicheBeteiligung am Entwicklungsprozess überhaupt erst zu ermögli-chen.

Page 26: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

In den letzten zwei Jahren hat die weltweite Armut wiederzugenommen. Rund 1,5 Milliarden Menschen haben das neueJahrtausend mit einem Tageseinkommen von weniger alseinem Dollar begonnen. Befindet sich die Armutsbekämpfungweltweit in einer Sackgasse? Ein Streitgespräch zwischenzwei ausgewiesenen Kennern der Materie. Paul Collier ist For-schungsdirektor bei der Weltbank, und Elliot Berg ist Uni-versitätsprofessor, Afrikakenner und Autor verschiedensterBücher zu Armutsstrategien. Gesprächsführung: Beat Felber.

Eine Welt: «Unser Traum ist eine Welt ohneArmut» hiess es auf dem letztjährigen Logo derWeltbank. In jüngerer Zeit ist dieser Traum in weiteFerne gerückt, wie der letzte «Welt-Entwicklungs-bericht» beweist. Die Armut hat weltweit zugenom-men. Was läuft falsch in der Armutsbekämpfung?

Paul Collier: Ich denke, die Entwicklungshilfe istviel wirksamer als viele glauben. Tatsache ist je-doch, dass in den letzten zehn Jahren die Entwick-lungsgelder aus politischen Gründen stark zurück-gegangen sind. Vielen kam es gelegen, diese politi-schen Gründe für gekürzte Hilfsbudgets mit demArgument zu verdecken, dass Hilfe nicht wirksamgenug sei. Zugegeben, es gibt Länder, in denen dieHilfe nicht wirksam genug ist. Doch es gibt vieleOrte und Länder, wo die eingesetzte Hilfe dieArmut wirksam und kosteneffizient mindert.

Elliot Berg: Auch ich bin überzeugt, dass Hilfe vielöfter und in vieler Hinsicht wirksamer funktioniertals wir denken. Doch wir tendieren dazu, die Hilfein einem Jahr zu geben und in drei Jahren gute Re-sultate daraus ernten zu können, obwohl dies oftnicht der Fall ist. Wir haben praktisch kein Wissendarüber, wie sich Hilfe auf längere Sicht, sieben oder15 Jahre danach, auswirkt. Diese längerfristige, indi-rekte Wirkung ist nicht zu unterschätzen und ist sehrwichtig. Doch praktisch niemand spricht darüber.

Eine Welt: Und warum spricht niemand davon?

Immerhin ist die Entwicklungszusammenarbeit invielen Ländern schon Jahrzehnte alt.

Berg: Gute Frage. Die Weltbank zum Beispiel eva-luiert ihre Projekt bei Halbzeit ihrer Durchführungund spätestens ein Jahr nach deren Abschluss.Niemand evaluiert fünf Jahre nach Abschluss, dafürfehlt schlicht das Geld. Dabei könnte uns diesesWissen viel darüber aussagen, warum beispielswei-se speziell in einer so wichtigen Weltregion wieAfrika, die Hilfe nicht das gebracht hat, was man sicherhoffte.

Collier: Klar finden sich in Afrika Regionen, wodie eingesetzte Hilfe nicht gerade wirksam war.Doch nochmal: In Afrika gibt es viele Orte, wo dieEntwicklungshilfe äusserst effizient gearbeitet hat.Uganda zum Beispiel hat es in den neunziger Jahrendank ziemlich vernünftigen Verhaltensregeln – so-genannten Policies – geschafft, die Armut wirksamzu vermindern. Dabei hat es nach dem Regime vonIdi Amin alles andere als gut für dieses Land ausge-sehen. Dies nur ein Beispiel, wo beträchtliche Hilfehineingeflossen und gleichzeitig die Armut auchbeträchtlich gesunken ist.

Berg: Was wir aber mit Entwicklungshilfe nicht tunkönnen, ist die Politik eines Landes drastisch zu beein-flussen. Was wir tun können, ist die Hilfe langfristigdorthin fliessen zu lassen, wo vernünftige institutio-nelle und demokratische Systeme aufgebaut werden.

FO

RU

M

Armut in der Sackgasse?

Eine Welt Nr.1/März 2000

Der Engländer PaulCollier war Harvard-Professor für Interna-tionale Entwicklung undspäter Wirtschafts-professor und Direktordes «Centre for the Studyof African Economies» derUniversität Oxford, bevorer im Frühling 1998als Forschungsdirektorzur Weltbank nachWashington wechselte.Er ist Gründer der Zeit-schrift «Journal of AfricanEconomies» und hat imLaufe seiner Professoren-karriere verschiedensteBücher und Publikationenzur afrikanischen Wirt-schaft, Landwirtschaft,Arbeitsmarktsituation,Finanz- und Entwick-lungspolitik veröffentlicht.

Der Amerikaner ElliotBerg teilt seine Zeit alsKonsulent, Universitäts-Professor und Buchautorauf. Er besitzt einenDoktortitel in Wirtschaftder Harvard-Universität,unterrichtet seit 1982 alsWirtschafts-Professor ander Universität vonAuvergne in Frankreichund lebte jahrelang inEntwicklungsländern alsBerater, Forscher undGast-Professor. Sein Buch«Accelerated Develop-ment in Sub-SaharanAfrica» wurde kürzlich vonder angesehen Zeitschrift«Foreign Affairs» als «einesder sechs einflussreich-sten Bücher über Afrikader vergangenen75 Jahre» bezeichnet.

Key

ston

e

Key

ston

e

Key

ston

e

Sci

ence

Pho

to L

ibra

ry

Stil

l Pic

ture

s

Page 27: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt: Das heisst, die Geberländer und -Insti-tutionen massen sich an, zwischen Gut und Böse zuunterscheiden. Den Guten gibt man, die Schlechtenlässt man weiter schmoren?

Collier: Wir müssen die Hilfe zielgerichtet auf eineUmgebung konzentrieren, wo sie auch wirksamsein kann. Das ist nicht überall aber doch an sehr vie-len Orten möglich. Das hat nichts mit westlich ge-prägten Standards und Wertvorstellungen zu tun.Das sind globale institutionelle, wirtschaftliche undso weiter Standards, über die kaum Uneinigkeitenbestehen.

Berg: Die Frage ist einfach, ob wir überhaupt fähigsind, vorsichtig genug zu unterscheiden zwischenLändern, die wirksame Policies zur Armutsbe-kämpfung aufgestellt haben und Ländern mit wenigwirksamen Policies. Bei einigen ist der Fall ganz klar.Doch bei vielen Ländern ist eine reine Beurteilungnach den Zielen und Wirkungen dieser Policiessehr schwierig und die Auswirkungen gross: Sie

Eine Welt Nr.1/März 2000

26

27

Paul Collier Elliot Berg

Stil

l Pic

ture

s

entscheidet, ob ein Geberland viel Geld investiertoder nicht.

Collier: Dieses Problem stellt sich jedoch bei jedemangewendeten Kriterium. Diese graue Zone wirdes immer geben, was allerdings kein Grund ist, keinUrteil zu fällen.

Berg: Nehmen wir zwei Länder. Beide schneidenweder sehr gut noch sehr schlecht ab. Vielleicht istdie offizielle Regierungspolitik in den Augen derer,die über Entwicklungshilfe entscheiden, sehrschlecht. Vielleicht hat es aber beispielsweise imPlanungsministerium ein paar Reformer, die aus-scheren. Sollten wir also nicht Geld geben um denDialog mit diesen Leuten zu unterstützen, obwohlder Präsident des Landes ganz anders handelt?

Collier: Der Vorteil von ganz klaren Voraus-setzungen für eine Hilfe ist die Optimierung derWirkung dieser Hilfe. Und kommt schliesslich denMenschen in den Ländern umso mehr und schnel-

Page 28: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

ler zugute, wo wir sicher sind, dass sie auch funk-tioniert. Wir müssen lernen, diesen Prozess zu dis-ziplinieren. Das hilft gleichzeitig Abwehrmechanis-men aufzubauen gegen die Vereinnahmung vonallem durch die Politik eines Land, welche diesemProzess entgegenläuft und alles beherrscht.

Eine Welt: Was kann eine relativ kleine Entwick-lungsagentur wie die schweizerische im Kampfgegen Armut bewirken?

Berg: Ein kleines Land mit vielen intelligentenKöpfen und hoher technischer Kompetenz solltesich darauf konzentrieren, herauszufinden, wie wirden ärmsten der armen Länder helfen können. Dasheisst sowohl Forschung zu betreiben, innovativePilotprojekte in Schlüsselregionen durchzuführen alsauch am allgemeinen Effort der Geberländer teilzu-nehmen.

Collier: Ich denke ganz im Sinne von «small is beau-tiful». Niemand möchte zuerst neues ausprobieren,Pilotprojekte durchführen. Doch klein sein, heisstauch, leichter und flexibler handeln zu können. DieSchweiz kann in vielen Projekten zur wirksamenBekämpfung von Armut die Vorreiter- und Lea-derrolle übernehmen und Änderungen herbeifüh-ren, die anschliessend von den grossen Agenturenübernommen werden.

Eine Welt: Das sind allerdings auch Hochrisiko-

Eine Welt Nr.1/März 2000

Stil

l Pic

ture

s

projekte, bei denen man ganz gehörig auf die Nasefallen kann...

Berg: Wir alle versagen oft und überall. Doch mitdiesen Projekten kann man auch sehr erfolgreichsein und einen grossen, zählbaren Nutzen erzielen.

Eine Welt: Sie beide forschen seit Jahren wissen-schaftlich nach der Lösung des Armutproblems.Wird die Welt eines Tages ein Rezept gegen dieArmut kennen?

Collier: Der Professor in mir sagt: Oh, das istwahrlich ein sehr komplexes Thema. Doch Spassbeiseite. Wir haben gute Gründe anzunehmen, dassin den nächsten 15 Jahren die Armut beträchtlichsinken wird. Natürlich müssen wir noch viel for-schen. Doch wir wissen bereits viel und befindenuns nicht in einem kompletten Vakuum derUnwissenheit.

Berg: Die Welt wird immer reicher und kleiner.Sogar die grössten Skeptiker der Entwicklungshilfegeben zu, dass die Ressourcen, welche heute in dieEntwicklungsländer fliessen, weit unter unserenMöglichkeiten liegen. Ich denke, dass heute vieler-orts zu viel über Armut diskutiert wird und zuwenig darüber, wie diese Länder in nützlicher Zeitwachsen können. Hilfe wird noch lange, in welcherForm auch immer, nötig und nützlich sein. DasProblem ist, diese Hilfe besser zu gestalten.

SchuldenerlassDie Schulden derärmsten Entwicklungs-länder belaufen sich aufgegenwärtig rund 90Milliarden Dollar,strangulieren dieBudgets dieser Länderund sind zum grossenTeil nicht rückzahlbar. An ihrer Jahrestagungim Herbst vergangenenJahres entschieden dieWeltbank und der Inter-nationale Währungs-fonds, die Schulden fürrund 33 arme Entwick-lungsländer zur Hälftezu erlassen, sofern siereformwillig sind. Diesogenannte «Siebner-gruppe» der wichtigstenIndustrieländer ver-sprach dabei, bilateraleBeiträge «in gutenTreuen» zu prüfen,sofern die «Lastenver-teilung» (burden sharing)gerecht sei.

Val

érie

Ché

tela

t (8)K

ey c

olor

/ A

FP

Key

col

or /

SC

AN

Page 29: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt Nr.1/März 2000

Fast fünfundzwanzig Jahre sind esher, dass ich hier war. Die Ein-fahrtsstrasse begrünt und mit Ampelausgestattet. Kreiselverkehr. Neuauch der Busbahnhof. Damals fuhrman mit dem Überlandbus in denOrt hinein. Endstation war irgend-eine Haltestelle an der Hauptstrasse.

Und nun wiederum auf dem Platzvor der Basilika. Das billige Hotelgibt es nicht mehr. Die Devotio-nalienhandlungen haben an Auslagendazugewonnen. Aber sonst – dieBettlerinnen und Bettler scheinendie gleichen zu sein. Alterslos dieausgestreckte Hand. Alterslos derAlte, der sich an Krücken über denPlatz schleppt. Noch der alteKamerakasten auf dem Dreibein,aber jetzt als Schaustück. Dergemalte Hintergrund für dieSouvenirbilder ist neu; das Sujet istgeblieben: der Heilige Franziskus,dank dem Canindé zumWallfahrtsort wurde.

In der Tat, es ist der Photograph, derdamals das Bild machte: um einenKindersarg die Eltern, Geschwister,Verwandte. Im Sarg ein Mädchen.Fatima, wie mir der Vater sagte, einEngelchen. Wer über den Tod einesso kleinen Kindes weint, macht ihmdie Flügel nass und erschwert seinenFlug in den Himmel.

Als ich das Kind sah, wusste ich, wiemein Buch über den brasilianischenNordosten sein wird, das ich schonlange mit mir als Projekt herumtrug:Da war ein Kind, das keine Chancehatte, seine eigene Welt kennen zulernen, und ich ein Fremder, der von

allen Möglichkeiten profitierte, indiesem Nordosten zu reisen. DasBuch sollte nichts anderes sein als einGespräch mit diesem Mädchen: wasseine Welt ausgemacht hätte, wennes in seinem Nordosten hätte grosswerden können.

Die Familie hatte sich vor derBasilika für ein Erinnerungsbildaufgestellt. Ich war nach derAufnahme der Gruppe gefolgt, dieGeschwister trugen den Sarg. Aufdem Friedhof halfen der Vater undder älteste Bruder das Grabschaufeln.

Auch dem Friedhof galt meinBesuch. Dies erst, nachdem ich denSaal der Wunder aufgesucht hatte,ein Gebäude neben der Kirche.Die Ex-Votos waren umgeordnetworden. Doch was an Bildern undPhotos an den Wänden hing, was anhölzernen und wächsernenGliedmassen von Gelübden undHoffnungen zeugte, hätte nochimmer ein Bilderbuch und einePuppenstube für Fatima abgegeben.

Der Auffahrtsweg zum Friedhof unddas Portal kaum verändert. Untereinem Baum hatten sie Fatimabegraben. Nach wie vor ein Baum.Ob es derselbe ist? Der Baum stehtnicht mehr ausserhalb derGräberreihen, dort, wo der Bodennichts kostet und wo Fatima zuGrabe kam.

Der Friedhof war erweitert worden.Ins Niemandsland hinaus eine neueMauer gezogen. Nein, die Stelle von Fatimas Grab ist nicht auszumachen.

Wenige Kinder kommen zu einemEinzelgrab. Die meisten liegenzwischen Grabsteinen und Kreuzenin einem Rechteck, das durch einEisengitter abgesteckt ist, nackteErde, ohne Blumen und keineNamenstafeln. Hier werden dieEngelchen begraben.

In «Wunderwelt» erzählte ich vonFatima, von einem Wunder, dasnicht stattfand. Weder dasWirtschaftswunder noch daskirchliche. Als das Buch auf Spanischherauskam und es in Mexikopräsentiert wurde, erfuhr ich: auchMexiko kennt die Tradition der«Engelchen». «Niña-muerte», derKind-Tod. Wer in den erstenLebensjahren stirbt, ist seinesVerstandes noch nicht mächtig undsomit unfähig zur Sünde. Fatimawar drei.

Allerdings werden die toten KinderMexikos wie Prinzessinnen undPrinzen hergerichtet. Sie gehen mitteurerer Ausstaffierung ins Grab alsim brasilianischen Nordosten. Ganzschmucklos war die Beerdigung vonFatima nicht. Das Sardinenkistchenvon einem Sarg war mit Krepppapiergeschmückt, und Fatima trug alsDiadem ein weisses Stoffband umdie Stirn.

Ich überbrachte dem EngelchenFatima, einem «Anjinho», die Grüsseeines «Angelito». Sie liegen in derErde weit auseinander aber untermgleichen Kinderhimmel.

Hugo Loetscher,Schriftsteller und Journa-list, ist ein Weltbürger mitfester Adresse in Zürich.Er wurde 1929 geborenund studierte politischeWissenschaften, Wirt-schaftsgeschichte,Soziologie und Literaturin Zürich und Paris. Erreist regelmässig nachLateinamerika, in denFernen Osten und nachSüdostasien. Hugo Loetscher plädiertfür ein «rundes Denkenund eine beweglichePerspektive». In seinemneuen Roman «Die Augendes Mandarin» (DiogenesVerlag) hat er zwei Augen-paare zusammengeführt,ein schwarzes und einblaugrünes.

28

29

Key

ston

eCarte blanche

Key

ston

e

Ein Angel i to grüsst e in Anj inho

Page 30: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Der Fussballmatch endet 2:1 fürWAR in den schwarzen Trikots.Verlierer ist die MannschaftAIDS in den weissen Leibchen.Dies ist nicht irgend ein Spiel,es läuft im Park des NationalenMuseums in Accra auf einemfrisch hergerichteten Platz.Dieses hoffnungslose Spiel derzwei grössten Plagen Afrikas isteine Kunstinszenierung desweissen Angolaners FernandoAlvim. Aktionskunst,Community-art, nennt er das.Accra – gesprochen tönt esAg’kraah –, Hauptstadt vonGhana, ist eine für denKontinent schon fast einmaligmit Autobahnen durch-schnittene, moderne unddadurch praktisch zentrumsloseDreimillionenmetropole.Im November 99 war sieherausgeputzt: Queen Elizabeth,das Oberhaupt des Common-wealth, besuchte das Land.Zeitgleich wurde Accra erstmalsSchauplatz einer verbindendenAusstellung zeitgenössischerKunst aus Süd- und Westafrika.«South meets West» nannte sichdie Begegnung zweier weit

Eine Welt Nr.1/März 2000

«South meets West» ist der doppelsinnige Titel einer Ausstellung zeit-genössischer Kunst, die in Afrika und in der Schweiz gängige Bilder sprengenwill. Werke von Künstlern, die in Afrika leb(t)en müssen nicht unbedingt«afrikanische Kunst» sein. Beni Güntert* berichtet aus Accra von derVernissage eines vielschichtigen und -dimensionalen Kulturprojekts, das vonder DEZA aktiv unterstützt wird.

auseinanderliegender Regionen.Moderne darstellende Kunst istsonst nur an den Biennalen vonJohannesburg und Dakar zusehen – für Ghana war sie einePremiere. Ziemlich erstaunteJournalisten zeigten, dass solcheAusdrucksformen in einemLand, wo Traditionspflege grossgeschrieben wird, wenig bekanntist. Die Initiative dazu ging von derSchweiz aus: Nawao, einZürcher Verein für Kulturaus-tausch, begnügt sich nicht damit,Kultur aus Afrika in die Schweizzu bringen. Nach Ansicht desGeschäftsführers Niggi Popp istes mindestens ebenso wichtig,die Kultur und deren Austauschin jenen Ländern selbst zurDiskussion zu stellen. In jahre-langer Vorarbeit hatte er dasNationalmuseum von Ghana fürdas Projekt gewonnen. Ebenfallskonnte Nawao den neuenKurator der Kunsthalle Bern fürdas Projekt begeistern. BernardFibicher hat zusammen mitYvonne Vera, der jungenDirektorin der NationalgalerieSimbabwes in Bulawayo, und

Yacouba Konaté, Kunst-philosoph aus Abidjan die Werkeausgewählt, die später auch inBern zu sehen sein werden (sieheRandspalte Seite 32). In Accra kamen sie erstmals mitden Künstlern zusammen. DieWorkshops für Kuratoren desKontinentes, von Künstlern mitStudenten, zwischen Künstlernaus West- und Südafrika, wurdenzu spannenden Begegnungen.Wenn auch böse Zungenanmerkten, «Switzerland meetsAfrica» wäre angesichts dervielen helvetischen Teilnehmernder bessere Titel.

Exorzismus auf der StrasseSzenenwechsel: Yaoundé,Hauptstadt von Kamerun,Herbst 98. Auf dem grossenMarkt von Mokolo legt GoddyLeye, gekleidet wie ein Mannaus Mali, einen bekleidetenTorso hin und beginnt, Nägelhineinzuschlagen. Wie einBesessener, immer wieder.Immer mehr Leute bleibenstehen, raunen, schwatzenimmer lauter um die klopfende«Kurzzeitskulptur». Sie rätseln.

Ein Verrückter? Ein Zauberer?Erstaunlicherweise lässt diePolizei Leye gewähren, die sonstjedem Aufruhr gleich mit Stockund Prügeln beikommt. Die diskutierende Zuschauer-menge aber, so der Künstler,verstand, dass dies ein«Exorzismus» war gegen einRegime, das kaum jemand mehrwollte. «Mit Kunst kann manmehr aussagen als mit Worten»,sagt der oft mit Video arbeitende34jährige Goddy Leye, «und dieBürokratie versteht davon nichts,lässt einen machen, ignoriert dasGeschehen. Ich wollte einstJournalist werden, doch in denbleiernen Jahren war damitnichts mehr zu erreichen. Ichbegann meine Ideen symbolischumzusetzen. Später konnte ichmich in Europas modernerKunstszene weiterbilden. Heutelebe ich in Douala und macheKunst.» Eine Galeristin aus derHafenstadt Douala, MarylinDoualabell, hat mittlerweileWeltruf erlangt, weil sie einemguten Dutzend junger,experimentierender Kunst-schaffenden Raum gibt. «Diese

Starke Botschaften – auch beim Fussballmatch

KU

LT

UR

Geo

rg R

ehst

eine

rG

eorg

Reh

stei

ner

Page 31: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt Nr.4/ Dezember 1999

30

31

DE

ZA /

B.G

ünte

rt (3

)

Page 32: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Künstler richten sich alle an dieRealitäten in meinem Land –dies wurde zum Markenzeichenund Grundlage dafür, dass sieinternationale Anerkennungfinden.»

Hitzige DiskussionenDie Fragen zur sozialen Rolleder bildenden Kunst blieben anden Workshops für junge Kuratoren Afrikas in Accra imHintergrund. Eher hitzigeDiskussionen entstanden umdie Bedeutung der afrikanischenIdentität in der darstellendenKunst. Vor allem interessiertedie Frage, ob Kunstschaffendeund Aussteller nicht einfach denglobalen Kunstmarkt im Augehätten, ihre Orientierung dortsuchten, wo das Geld und derTrend ist: an der Art in Basel,der Dokumenta in Kassel oderder Biennale von Lyon. DieWerke weisser südafrikanischerKünstler wie Minette Vari undKendell Gears rechtfertigen die

Fragen durchaus. Mit ihrenVideoinstallationen undSelbstdarstellungen rechnen siesich gerne und erfolgreich zudieser Szene. Am anderen Diskussionsendestanden jene, welche Afrikaszeitgenössischen Kunstausdruckzum Trend machen. Die Werkeschwarzer Künstler haben oftviel mehr Bezug zu Realitätendes Kontinentes wie das Beispielvon der Abkopplung vomweltweiten Informationsfluss inPascale Tayous Installation«Externet» zeigt. Viel zu redengab die Rolle wenigerausserafrikanischer Kuratoren,welche «ihre Künstler machen»und meist auch bessere Über-sicht über das Geschehen habenals die Kuratoren des Konti-nents, da zwischen den Regio-nen Afrikas noch wenig kom-muniziert wird. «South meets West» gelang es inAccra, dafür einen neuen Ansatzzu schaffen. Auch gab das Fehlen

«South meets West» in derSchweiz «South meets West» findet vom6. April bis 25. Juni 2000 in Bernstatt, und zwar in einer erst-maligen Koproduktion derKunsthalle Bern mit dem gleichgegenüberliegenden HistorischenMuseum Bern.Die DEZA hat das Projekt «Southmeets West» von Beginn anunterstützt, gerade wegen seinerverschiedenen Facetten vonBegegnung, Austausch undWeiterbildung. In der Schweizwerden Kunstschaffende ausAfrika an den Fachhochschulenfür Gestaltung von Bern undLuzern unterrichten. Ausserdemhat eine Zusammenarbeitzwischen den Kunstschulenvon Luzern und Kumasi, Ghanaszweitgrösster Stadt, begonnen.

Eine Welt Nr.1/März 2000

von Museen für zeitgenössischeKunst zu Klagen der KünstlerAnlass. Ein Problem, dasMeschac Gaba in Accra mitgrösster Ironie anging: vor demNationalmuseum stand ein Zelt,in welchem er für den «Fund forContemporary Art Gallery»Kunstobjekte verkaufte, die eraus Geldscheinen hergestellt hat:Money from Art – Art fromMoney.Im Museum von Accra – undbald hoffentlich auch in Bern –gaben indessen die Werke selbstreichlich Gesprächsstoff. Diestarken Botschaften vieler Werkeerreichen ihr Ziel, indem sie vielegängige Klischees über Afrikazur Diskussion stellen.

*Beni Güntert ist Mitarbeiter derSektion Medien undKommunikation der DEZA

Geo

rg R

ehst

eine

r

DE

ZA /

B.G

ünte

rt

DE

ZA /

B.G

ünte

rt

Page 33: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Büc

her

Lehr

mit

tel

schen in allen Kontinenten fürihre Entwicklung einsetzen.Arbeitsblätter, von der Schüler-umfrage bis zum Abschlusstest,führen zu Fragen und Themender internationalen Zusammen-arbeit. Die bekannte Broschüre«Wer arm ist, ist selber schuld»liefert Fakten und Thesen zurEntwicklungspolitik derSchweiz. Der Lehrerkommentarerleichtert den Umgang mit demumfangreichen Material, das inden Sekundarstufen I und IIbehandelt werden kann. Bezug/Bestellungen: Direkt mitHilfe der Prospekteinlage in diesemHeft. Oder Direktkauf am BLMV-Stand an der Worlddidac in Zürichvom 28. bis 31. März, oder viawww.blmv.ch, BLMV,Güterstrasse 13, 3008 BernTel: 031 380 52 52

End time city – Benares (bf) Der junge amerikanischeFotograf Michael Ackermanverbrachte seit 1991 immerwieder mehrere Monate inBenares, der heiligen Stadt desLichtes am Ufer des Ganges.«Wie im Fieber», sagt Ackerman,durchwanderte er die Stadt. Mitden dabei entstandenen Bildernschaffte er nun mit seinemFotobuch «End time city» einaussergewöhnliches und über-wältigendes Porträt von Benares.Die archaisch anmutendenFotografien verdichten sich inihrer Abfolge zu einemintensiven Traum von morbiderSinnlichkeit, die einenunwiderstehlich in Bann zieht:Ein Porträt von menschlichemLeben und Tod, frei vonreligiösen oder sonstigenEinflüssen. «End time city» von MichaelAckerman, Scalo Verlag Zürich

A guerra da agua – Kampf ums Wasser(bf) Am Beispiel einer Familie inder Region Chicomo inMosambik führt der von der

Eine Welt Nr.1/März 2000

32

33

Die «Kultur des Friedens»macht Schule (bf) Auf der Schwelle zum neuenJahrtausend haben die VereintenNationen das Jahr 2000 zum«Internationalen Jahr der Kulturdes Friedens» und die Jahre 2001bis 2010 zur Dekade der«Förderung einer Kultur desFriedens und der Gewaltlosigkeitzu Gunsten aller Kinder dieserWelt» erklärt. Vor diesem Hintergrund sindverschiedene Nichtregierungs-organisationen und Institutionen– darunter die DEZA – derÜberzeugung, dass das Anliegender Friedensförderung alleKinder in der Schweiz erreichensollte. Das dazu ins Lebengerufene Projekt besteht darin,im Frühjahr 2000 ein Plakat miteinem pädagogischen Dossier analle Klassenzimmer der Schweizzu verteilen. Die Lehrkräfteerhalten Unterlagen, welche dieAuseinandersetzung mit demThema anregen, die Suche nachLösungen für den Umgang mitnahen und fernen Konfliktenerleichtern und den Austauschkonstruktiver Vorschläge för-dern sollen. Weitere Informationen bei: FachstelleBildung und Entwicklung,Tel. 01 482 34 0, E-Mail:[email protected]

Gemeinsam in die Zukunft(gnt) Seit Jahren besteht beiUnterrichtenden das Bedürfnis,das Lehrplanthema Entwick-lungszusammenarbeit konkretvermitteln zu können. DieSchülerfragen nach Sinn,Wirkung und Umfang staatlicherEntwicklungshilfe sind ebensoaktuell wie die häufigenWünsche, auf diesem Gebiet zuarbeiten. Die DEZA gibt diesenMärz im Berner Lehrmittel- undMedienverlag (BLMV) einvielseitiges Unterrichtswerkzeugheraus, das folgende Elementeenthält: Sechs Videodokumen-tationen zeigen, wie sich Men-

Ser

vice

DEZA mitunterstützte Filmdrastisch vor Augen, wie sich derWassermangel auf den Alltag derMenschen auswirkt. Die Frauen,die im wahrsten Sinn des Wortesdie tragende Rolle bei derländlichen Wasserbeschaffunginnehaben, stehen jeden Tagstundenlang Schlange für einenEimer Wasser. Oft sind jedochdie Pumpen defekt, oder dieBrunnen sind übernutzt undhaben kaum mehr Wasser.Endlose Schlangen von leerenEimern sind stumme Zeugender Wasserknappheit. DieSchilderung der mühsamenStrapazen regt an zum Nach-denken über den Umgang mitTrinkwasser bei uns.«A guerra da agua» von LicinioAzevedo, Mosambik 1996/99,31 Min. Verleih/Verkauf: ZOOM,Tel. 01 432 46 60,[email protected] und Entwicklung,Tel. 031 389 20 21,[email protected] und Beratung:Fachstelle «Filme für eine Welt»,Tel. 031 398 20 88,[email protected],www.filmeeinewelt.ch

Entführung in mongolischeKlangwelten(er) Die World Music-Industriefindet sie (noch) zu weniglukrativ: die Musik aus derMongolei. Das gilt nicht für dasLabel «Heaven and Earth». Esproduzierte bereits zwei CDsdes Ensembles Egschiglen, aufDeutsch etwa «schöne Melodie»oder «Wohlklang». Eingespielt

Geo

rg R

ehst

eine

r

Film

Mus

ik

Page 34: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

Eine Welt Nr.1/März 2000

Ferrer, Rubén Gonzáles,«Puntillita» und, und, und ... undda spielen auch junge Musiker!Drei verschiedene Generationenbieten gepfefferten Sound, ganzim Stil der traditionellen Tanz-orchester auf der Zuckerrohr-insel. Scharfe Bläsersätze undbeschwingte Solis einer plau-dernden Trompete, einerschluchzenden Posaune odereiner jubelnden Flöte, wiegendePerkussions- und satte Bass-Rhythmen, quirlige Pianoläufeund einschmeichelnd raueSonores-(Sänger-)Stimmen vollpurer Emotion. Mit unerhörterLeichtigkeit spielt sich dieBigband querbeet durch Stilewie Son, Danzón, Bolero,Mambo, Charango, Guaracha,Guaguancó, Guajira oderneuerdings durch zeitgenössischeFormen wie The New TimbaSon, Son-Montuno – einberauschend exzellenter Mixafrokaribischer Musik vollerWehmut und Lebensfreudebeschwört die «GoldenenZeiten» der Casinos mit ihrenFiestas und Revuen derConjuntos (herumziehendeFestivalbands).Afro-Cuban All Stars, «Distinto,diferente» (World Circuit/RecRec)

Leserbriefe

Ausserordentlich fasziniertIch danke dem ganzen Re-daktionskomitee ganz herzlichfür die ausgezeichnete undattraktiv präsentierte Infor-mation. Ich lese die Publi-kation immer wieder mitInteresse und schöpfe darausimmer wieder neue Anre-gungen. Eine kleine Notiz des Heftes3/99 hat mich ausserordent-lich fasziniert. Es betrifft diekleine Botschaft «Geografieund Wirtschaft» in der RubrikPeriskop. Vielleicht ist es eineAlterserscheinung, dass ichmich mit diesem Thema zuWort melde, aber eigentlich istes eine Botschaft, die ich seit1980 in aller Öffentlichkeitvertreten habe.Eine Kleinigkeit aber müssteich richtig stellen: Siesprechen von der nördlichenHemisphäre, die erfolgreicherist als die südliche. So kannes natürlich nicht stimmen,weil Mexiko und die Karibik,der Sahelraum, Südostasienetc. ebenfalls auf der nörd-lichen Hemisphäre liegen.Der Unterschied liegt ganzwoanders, er liegt bei etwa30° Nord und 30° Süd,dazwischen liegen dietrockenen und die feuchtenTropen und das ist dereigentlich benachteiligteRaum. Bruno Messerli, Professor amGeographischen Institut derUniversität Bern

Gute AnalyseMein Kompliment zu IhrerNummer über den Sahel, diesehr gut konzipiert und klarist und die Komplexität derEntwicklung dieser riesigen,undankbaren Region aufzeigt.Besser kann man denverfügbaren Manövrierraumnicht analysieren.

Erlauben Sie mir aber, aufeinen einzigen Schwachpunkthinzuweisen. Am Ende desArtikels «Die eigene Verant-wortung stärken» schreibt derAutor, der «trickle downeffect» sei eine Annahmeneoliberaler Ökonomen. Er istaber eine elementare Realität,die so alt ist wie die Welt. SeitUrzeiten sind die Armen einerarmen Region fast überallärmer als die Armen einerreichen Region! 1930 schonzeigte Jawahrlal Nehru – denman sicher nicht des Neo-liberalismus verdächtigen kann– die riesigen Einkommens-unterschiede der landlosenBauern im halb stagnierendenBecken des mittleren Gangesund den canal irrigatedcolonies des Panjab auf, diesich seit Ende des 19. Jahr-hunderts stark entwickelten.Ihre Experten mussten in denletzten 30 Jahren die gleichenUnterschiede zwischen denZonen der grünen Revolutionund den trägen Regionenfeststellen. In ersteren nehmenLöhne und Arbeitsmöglich-keiten in der Landwirtschaftzu, während sich andernortswenig verändert, wie wir unteranderem in Bangladesh,Indien und Indonesien sehenkönnen.Gilbert Etienne,Honorarprofessor, UHEI undIUED, Genf

haben die Musiker aus Ulaan-baatar sozusagen Tonspurenzwischen Himmel und Hölle(der Labelname verpflichtet!):Ihre Musik ist schwebend underdig zugleich, mal kammer-musikalisch-fein transparent,dann wieder archaisch-kraftvolldicht. Virtuos gespielte Instru-mente wie Pferdekopfgeigen(Streichinstrumente mitPferdehaarsaiten), Schwanen-halslaute, Bassgeige und Hack-brett prägen die für westlicheOhren ungewohnt magischenKlänge. Dazu kommt faszinie-render Kehlkopfgesang, bei demauf einem Grundton gleichzeitigObertöne zu einer Melodiemoduliert werden. Die rautiefen, nahezu röchelnden unddie jubilierend hohen, fastpfeifenden oder flötenden Tönebilden für die Mongolen (wennüberrascht’s) die Brückezwischen der irdischen Welt unddem Reich der Geister. Diebeiden Egschligen-CDs sind eineerfolgreiche Entführung in dieKlangwelten der still kargenGobi-Dünen, der rauschendenWälder, der windumbraustenAltai-Eisgipfel und der endlosweiten Grassteppen, durch dieab und zu Hufschlag von kleinenzähen Nomadenpferdenschwingt.«Gobi»/»Egschiglen»; Bezug:Plateau Libre, Fax 032 725 68 68

Afro-Cuban All Stars:Zum ersten, zum zweiten!(er) Das zweite Kapitel derErfolgsstory «Afro-Cuban AllStars» ist geschrieben: Juan deMarcos Gonzáles versammeltewiederum die Vokal- undInstrumentalcracks der Kari-bikinsel in Havanna zurEinspielung des neuen Albums«Distinto, diferente», auf Deutsch«unterschiedlich, anders». Dercharismatische Vater des Kuba-Booms blieb sich allerdings treu– mit dabei ist wieder die Cremeder kubanischen Musik: Ibrahim

Page 35: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die

34

35

Eine Welt Nr.1/März 2000

«Eine Welt»

Bestellcoupon und Adressänderung

• Ich möchte «Eine Welt» abonnieren. Das Magazin der DEZA ist gratis und erscheint viermal jährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch. Ich möchte folgende Anzahl Exemplare: ....... in Deutsch, ....... in Französisch, ......in Italienisch.

• Ich wünsche weitere Gratisexemplare der Nummer 1/2000 von «Eine Welt» und zwar: ....... Ex. in Deutsch, ...... Ex. in Französisch, ..... Ex. in Italienisch.

• Meine neue Adresse lautet

(Bitte in Blockschrift)Name und Vorname:

Ev. Organisation/Institution:

Adresse:

Postleitzahl, Ort:

Bei Adressänderungen legen Sie bitte die alte Adressetikette bei!

Senden Sie den Coupon an: DEZA, Sektion Medien und Kommunikation, 3003 Bern

Impressum«Eine Welt» erscheint viermal jährlich in deutscher,französischer und italienischer Sprache.

HerausgeberinDirektion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)des Eidgenössischen Departementes für auswärtigeAngelegenheiten (EDA).

RedaktionskomiteeHarry Sivec (verantwortlich) Catherine Vuffray (vuc)Andreas Stuber (sbs) Sarah Grosjean (gjs)Reinhard Voegele (vor) Joachim Ahrens (ahj)Gabriella Spirli (sgb) Beat Felber (bf)

Redaktionelle MitarbeitBeat Felber (bf – Produktion) Gabriela Neuhaus (gn) Maria Roselli (mr)Jane-Lise Schneeberger (jls)

GestaltungLaurent Cocchi, Lausanne

Lithografie City Comp SA, Morges

Druck Vogt-Schild / Habegger AG, Solothurn

WiedergabeDie Wiedergabe von Artikeln, auch auszugsweise, istunter Angabe der Quelle erlaubt. Ein Belegsexemplaran die Herausgeberin ist erwünscht.

Abonnemente«Eine Welt» ist gratis erhältlich bei: DEZA, Sektion Medien und Kommunikation, 3003 Bern, Tel. 031 322 34 40Fax 031 324 13 48E-mail: [email protected]

26139Der Umwelt zuliebe gedruckt auf chlorfrei gebleichtemPapierGesamtauflage 45000

Umschlag Still Pictures / Mark Edwards

Internet: www.deza.admin.ch

«Schweiz global», das Magazin desDepartements für auswärtigeAngelegenheiten (EDA), stellt aktuelleThemen der schweizerischenAussenpolitik vor.Es erscheint vier Mal jährlich in Deutsch,Französisch und Italienisch.

Die nächste Ausgabe – sie erscheintAnfang April – setzt sich schwerpunkt-mässig mit dem Thema zivileFriedensförderung auseinander. Dieletzte, Anfang Januar erschienene

Nummer, befasste sich mit der Situationnach dem Krieg in Kosovo.

Gratisabonnemente können bestelltwerden bei:«Schweiz global»c/o Schaer Thun AGIndustriestrasse 123661 Uetendorf

oder über e-mail([email protected])

interessierten Publikum Kultur,Geschichte und Alltag der Länderdes Südens näher zu bringen undso einen interkulturellen Austauschzu ermöglichen: Zum einen miteinem Fokus «Wegweisende Filmeund Höhepunkte des arabischenFilmschaffens 1930-1998», dann miteinem «Panorama des BengalischenFilmes», und schliesslich mit einemspeziellen Blick auf Südkorea mitDokumentarfilmen des Widerstands.Zum ersten Mal präsentiert sich dieDEZA, welche seit Jahren eng mitdem Festival zusammen arbeitet,als offizieller Partner des FIFF. 12. bis 19. März in Freiburg

TirayattamDas Tirayattam ist ein ritueller Tanzaus Indien, der jedes Jahr imDorftempel von Malabar aufgeführtwird und die Wiedergeburt einesGottes oder einer Göttin, einerHeroin oder eines Vorfahren durcheinen Tänzer symbolisiert. Zumersten Mal wird nun das Tirayattamausserhalb der südindischen Regionvon Kerala aufgeführt. Zwölf Tänzerund Musiker präsentieren dabei einekonzentrierte Version der wichtigstenPhasen dieses spektakulären Rituals

und lassen die Zuschauer einebislang praktisch unbekannte Seiteder reichen artistischen Tradition vonKerala entdecken. 17. und 18. März in der Cité Bleue inGenf

Rencontres Médias Nord-SudBereits zum 16. Mal messen sicham Festival «Médias Nord-Sud» TV-Anstalten und unabhängigeFilmemacher aus der ganzen Weltmit entwicklungspolitischen Filmen ineinem Wettbewerb. Darüber hinausfinden Diskussionen undStreitgespräche unter dem Motto«Avoir 20 ans en l’an 2000» mitJugendlichen aus dem Süden statt,die ihre Ideen und Überzeugungenmit Regisseuren, Journalisten,Schweizer Jugendlichen und demPublikum austauschen. DiePodiumsdiskussion vom 6. und 7.April ist der Pressefreiheit und derRespektierung der Menschenrechtein Afrika gewidmet. 6. bis 7. und 10. bis 14. April in Genf

Von Benares bis JerezSowohl die Flamencotänzerin Ana laChina als auch der indische Kathak-Tänzer Ravi Shankar Mishra sind

beide unbestrittene Meister ihresFachs mit internationalemRenommée. Als sich die beidenin Genf begegneten, entschiedensie sich, ihr Wissen rund um denTanz zusammenzulegen und eingemeinsames Spektakel auf dieBühne zu zaubern. Entstanden istdaraus ein spannendes Zusammen-treffen unterschiedlichster Tanz-formen und Musikstile mit einergemeinsamen Sprache. 18. und 19. April im Forum Meyrin inGenf

AgendaCinfo-AngebotDas Zentrum für Information,Beratung und Bildung für Berufe inder internationalen Zusammenarbeitund humanitären Hilfe Cinfo führtfolgende Informationstage durch, andenen die Gelegenheit geboten wird,über die Möglichkeiten und Grenzeneines Engagements im Rahmen derschweizerischen internationalenZusammenarbeit nachzudenken undzu diskutieren: 11. März und 27. Mai auf Deutsch,und 8. April auf Französisch:Internationale Zusammenarbeit –Angebot und Nachfrage. Die Kurse finden jeweils in Biel stattund setzen die Kenntnisse desDossiers «Internationale Zusammen-arbeit I – Grundlagen, Umfeld,berufliche Anforderungen undMöglichkeiten» voraus. Bestellung,Information und Reservation: Cinfo,Zentralstrasse 121, 2500 Biel,www.cinfo.ch, Tel. 032 365 80 02, E-Mail: [email protected]

3 Höhepunkte in FreiburgDas Internationale FilmfestivalFreiburg (FIFF) wartet heuer gleichmit drei Höhepunkten auf, um einem

Page 36: Eine Welt 1/2000 - Federal Council...DOSSIER. Eine Welt Nr.1/März 2000 Ohne Wasser kein Leben - doch wenn es um die Zukunft des Wasserhaushalts auf unserem Planeten geht, sehen die