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Einen epischen Text analysieren

Kompetenzbereich

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Einen epischen Text analysierenZielsetzung

Die folgenden Seiten sind so konzipiert, dass sie einen Überblick darüber vermitteln, welche zentralen Aspekte beim Umgang mit epischen Texten und beim Schreiben durch die Kompetenzvorgaben der Lehrpläne zu berücksichtigen sind.

Der Lehrplan für die Berufsfachschule I Deutsch (Nr. 3024.22.150 vom August 2008) formuliert die Kompetenz der „kriteriengeleitetenTexterschließung“ (S. 16) auf der Grundlage der der KMK-Bildungsstandards.

Der Lehrplan für das Berufliche Gymnasium ebenfalls vom August 2008 fordert eine Ausdifferenzierung und Kontextualisierung der Textanalyse, indem er vorgibt: Die Schülerinnen und Schüler „…erschließen und bewerten Inhalte und Formen von Literatur (…) unterschiedlicher Epochen und Stile in ihrer medialen Repräsentanz.“ (S. 22)

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Einen epischen Text analysieren

VorbemerkungDie Komplexität der mit den Kompetenzen beschriebenen Anforderungen macht es

erforderlich, dass die Kompetenzen in Teilaufgaben erworben und gesichert werden müssen.

Diese Übersicht liefert der Lehrkraft Instrumente für die Entwicklung von Unterricht.Eher kontraproduktiv für das Lernen wäre es, den Schülerinnen und Schülern in oder

vor Überprüfungssituationen jeweils diese gesamte Übersicht zur Verfügung zu stellen, die die Komplexität der Anforderungen beschreibt und zugleich als Basis für eine Beurteilung der Leistungen für Lehrkräfte dient (im Sinne einer Drohung: Das alles müssen Sie können).

Die Aspektfülle würde die Schülerinnen und Schüler eher verunsichern.Die Übersicht ist differenziert und aspektreich, sie ist jedoch keine Anleitung zum

Verfassen Textinterpretationen. Jeder Text erfordert andere individuelle, intuitive Zugänge als auch Schwerpunktsetzungen.

Die Übersicht hilft der Lehrkraft bei der Vorbereitung, führt bei Lernenden jedoch eher zu einem schematischen Vorgehen.

Schülerinnen und Schüler haben in Überprüfungssituationen selten genug Zeit für solch umfängliche Be- und Überarbeitungen aller Aspekte der Aufgabe.

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Einen epischen Text analysierenI. Aufbau einer Textinterpretation: • Einleitung: Der Autor des Textes, Titel, Textsorte, das Erscheinungsjahr, Ort,

Zeit (, Hauptfiguren ) und die Kernthematik des Textes werden in einem Satz wiedergegeben.

• Inhaltsangabe: Der Inhalt des Textes wird verkürzt wiedergegeben. Dabei wird weniger auf Details geachtet, wichtiger sind der Verlauf der Erzählung, die wichtigsten Charaktere und die wesentlichen Ereignisse (Präsens, keine Zitate oder Sprache des Textes, Vermeiden von Charakterisierungen).

• Interpretationshypothese: Sie soll das eigene Textverständnis erklären und kurz skizzieren, welches Ziel die Interpretation hat (siehe Folie 5 ). (Evtl. Deutung des Titels)

• Formale Analyse: Der Text wird vor allem auf Besonderheiten der Wortwahl, Formen des Satzbaus (siehe Folie 10 ) und der Satzverknüpfungen und auf rhetorische Besonderheiten (siehe Folie 9 ) hin analysiert.

• Interpretation: Der Text wird entsprechend der Interpretationshypothese gedeutet. Wichtig sind dabei Zitate entscheidender Textstellen, die die Hypothese belegen. Auch auf sprachliche Stilmittel kann hingewiesen werden (verlaufs- oder aspektorientiert).

• Schluss: Der Schluss besteht meist aus einer zusammenfassenden Bewertung der eigenen Hypothese, um sie nochmals zu bekräftigen.

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Einen epischen Text analysierenII. Interpretationshypothese(n) :

Sie soll(en) das eigene Textverständnis erklären und kurz skizzieren, welches Ziel die Interpretation hat. Stellen Sie in diesem Zusammenhang folgende Fragen an den Text:

• Warum handeln die Personen so, wie sie handeln? Stellen Sie, von dieser Frage ausgehend, weitere Fragen, die die tiefere Bedeutung des Textes erschließen.

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Aspekte:-Rhetorische Figuren (Wort-, Satz-, Gedanken-und Klangfiguren-Satzbau-Schlüsselwörter, - stellen-Sprachebene (Erzähler / Personen)-Tempus

Aspekte:-Beschreibung des Äußeren

-Beschreibung der Eigenarten-Die sprachliche Form

-Entwicklung der Personen-Implizite / explizite Charakterisierung

-Figurenkonstellation

Kompetenzbereich : Einen epischen Text analysieren

Aspekte:

-Erzählperspektive

-Erzählsituation

-Textart

-Motive und deren Entwicklung

-Handlungsräume

-Darstellungsformen (z. B. Innerer

Monolog)

-....

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Die Handlungsstruktur beschreiben

Weitere strukturelle und kontextuelle Merkmale

Die Figuren beschreiben und

vergleichen

Sprachliche Mittel erkennen und

deren mögliche Wirkung erläutern

Die Kommunikationsstruktur des Textes analysieren

Aspekte:-Körpersprache-Dialogisches / monologisches Sprechen-Redeanteile-Kommunikationstheorie

-….

Aspekte:-Titel – Kontext – Literaturepoche - Aufbau

Teilaspekte:

Deckung Dehnung Raffung

Teilaspekte:Themenkreise der Zeit

Formales (Stil usw.)

Kompetenzaspekt : Die Handlungsstruktur beschreiben

Teilaspekte:

Gesellschaftliches und kulturelles

Umfeld zur Entstehungszeit des

Textes

Persönlichkeit des Autors

Absicht des Autors

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Aufbau der Geschichte: Linear, Rückblende, Vorausdeutung, z.B.:... die Handlung setzt unvermittelt ein..., den Mittelteil der Geschichte bildet ein Gespräch...;... Das offene Ende gibt einen Hinweis auf...

Teilaspekte:- Was will die Überschrift sagen ? Kann man, wenn man nur

die Überschrift liest schon den Textinhalt erfahren oder werden falsche Erwartungen gesetzt (Absicht? warum?).

Titel

Kontext

LiteraturepocheErzählzeit /

erzählte Zeit

Aufbau

Mögliche Fragen zur Handlungsstruktur

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Hinweis: Die nachstehenden Aspekte müssen immer im Hinblick auf ihre Funktion untersucht werden.

Es müssen die Fragestellungen ausgewählt werden, die für die konkrete Analyseaufgabe und den vorliegenden Text fruchtbar sind.

• Wie ist der Text/Textauszug aufgebaut?• Bei einem Textauszug: Welche Bedeutung hat der Auszug imKontext?• Bei einem Textauszug: Gibt es Rückverweise oder Vorausdeutungen?• Welchen Bezug hat der Titel zum Text(auszug)?

Kompetenzaspekt : Sprachliche Mittel erkennen und deren mögliche Wirkung auf den Leser erläutern

-Euphemismus

-Hyperbel

-Ironie

-Metapher

-Metonymie

-Periphrase

-Personifikation

-Symbol

-Vergleich

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Satzfiguren

Wortfiguren

KlangfigurenSchlüsselwörter /-

stellen

Gedankenfiguren

-Alliteration / Stabreim

- Antithese- Antithese- Ausruf- Klimax- Litotes- Oxymoron- Paradoxon- Synästhesie- Tautologie

- Anapher, - Ellipse, - Inversion, -Parallelismus, - rhetorische Frage, -

Zeugma

-Bruch-, Leer-Konfliktstellen

Kompetenzaspekt : Sprachliche Mittel erkennen und deren mögliche Wirkung auf den Leser erläutern : Der Satzbau

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Ein einfacher Hauptsatz besteht aus Subjekt und Prädikat. Beispiel: Sie lacht.Hypotaxe – Parataxe: Stilprinzipien, die Anordnung der einzelnen Satzglieder betreffend: Hypotaxe: syntaktisch-hierarchische Unterordnung von Satzgliedern Parataxe: syntaktisch-hierarchielose Reihung von SatzgliedernDie Hypotaxe ist vor allem durch die (kunstvolle) Einbindung oder Verschachtelung von Nebensätzen (und deren Konjunktionen wie ‚weil’, ‚obwohl’ usw.) in den Gesamtsatz erkennbar. Sie dient somit vornehmlich dem Ausdruck komplexer, oft argumentativer Gedankengänge und gilt gerne als Indiz für Ausdrucksstärke und Stilwille.Die Parataxe ist hingegen eher durch verbindende Satzpartikel wie ‚und’, ‚oder’ usw. oder das Fehlen von Konjunktionen überhaupt zu erkennen, so dass der ungegliederte Hauptsatz dominiert. Sie dient vornehmlich dem Tatsachenbericht oder der Thesenformulierung und gibt sich schmuck- und kunstlos.Beispiel: Parataxe: Ich backe Kekse UND esse sie danach. Hypotaxe: Ich esse Kekse, WEIL ich sie gebacken habe. Bei der Parataxe gibt es zwei Hauptsätze - sie sind sich sozusagen ebenbürtig und auf einer Stufe. Bei der Hypotaxe gibt es einen Hauptsatz und beliebig viele Nebensätze, wobei die Nebensätze dem Hauptsatz eig immer untergeordnet sind.

Fragen an den Text: Aus welchen Sätzen ist der Text aufgebaut und wie ist deren Wirkung auf den Leser ?

Mögliche Fragen zu den sprachlichen Gestaltung

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Hinweis: Die nachstehenden Aspekte müssen immer im Hinblick auf ihre Funktion untersucht werden.

Es müssen die Fragestellungen ausgewählt werden, die für die konkrete Analyseaufgabe und den vorliegenden Text fruchtbar sind.

• Wie ist die Sprachebene der Erzählerin bzw. des Erzählers?• Wie ist die Sprachebene der Personen in Dialogen?• Welches Tempus wird verwendet?• Welche Wörter/Schlüsselwörter werden verwendet?• Welche Auffälligkeiten im Satzbau gibt es?• Welche rhetorischen Figuren fallen auf?

FiguralstilFigurencharakterisierung durch die Figuren selbst in Form ihrer eigenen charakteristischen Redeweise

Beziehungsstil.. durch die Figuren selbst in Form charakterisierender Redeweise anderer Figuren

Die Figurenkonstellation ist das soziale, psychologische, mentale Beziehungsgeflecht, in

dem die Figuren eines epischen Werks zueinander stehen und das mit seinen

Kontrasten und Parallelen die Handlung mitbestimmt.

Kompetenzbereich : Die Figuren beschreiben und vergleichen

Teilaspekte:diecharakterisierende

Beschreibung der Eigenarten der

Person (Menschenbild,

Einstellungen, Beziehungen zu

anderen Menschen,

Wandlungen)

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Beschreibung des Äußeren

Beschreibung der Eigenarten

Die Figuren-konstellation

Implizite /explizite Charakterisierung

der Figuren

Die sprachliche Form

Teilaspekte:Präsens sprachlich eigenständig formuliert sachlich-distanzierter Stil einzelne Zitate sinnvoll

Teilaspekte: die sachlich-registrierende Beschreibung des Äußeren (Alter, Aussehen, Gestalt, Gang,

Gesichtszüge, Frisur usw.)

Mögliche Fragen zu den Figuren und zur Figurenkonstellation

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Hinweis: Die nachstehenden Aspekte müssen immer im Hinblick auf ihre Funktion untersucht werden.

Es müssen die Fragestellungen ausgewählt werden, die für die konkrete Analyseaufgabe und den vorliegenden Text fruchtbar sind.

• Welche typischen Charaktermerkmale gibt es?• Wie ist das Beziehungsgeflecht?• Zeigen die Personen eine Entwicklung? Welche?• In welcher Situation befinden sich die Figuren? Welche gesellschaftlicheRolle nehmen sie ein?• Verfolgen die Personen bestimmte Interessen, Absichten?Wenn ja, welche?

Teilaspekte:Faktoren, die Kommunikation in epischen Texten beeinflussen und behindern

Missverständnisse und ihre soziokulturellen Ursachen Verständigung als Thema von epischen Texten

Kompetenzbereich : Die Kommunikationsstruktur des Textes analysieren

Teilaspekte:

-Gespräche untersuchen

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Körpersprache

Dialogisches/

monologisches Sprechen

Kommunikations-theorie

Redeanteile

Teilaspekte:-Die Redeanteile in literarischen Texten untersuchen

Teilaspekte:Körpersprache entschlüsseln

Teilaspekte:Sphäre, Atmosphäre, Raumelemente, Symbolbedeutung, Mittel zur indirekten Charakterisierung einer Figur

Innerer Monolog

Kompetenzbereich : Weitere strukturelle und kontextuelle Merkmale untersuchen

Teilaspekte:

-Erzählperspektive

-auktoriale Erzählhaltung

-personale Erzählhaltung

-Ich- und Er-Erzählhaltung

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Textart

Erzählstruktur

DarstellungsformenHandlungsräume

Motive und deren Entwicklung

Teilaspekte:Rahmenhandlung, Haupt- und Nebenhandlungäußere und innere Handlung: Gefühle, Gedanken, Träumekontinuierliche oder diskontinuierliche Darstellung (s.o.)Spannungsaufbau: Anstieg, Verzögerung, Spannungsabfall

Teilaspekte:-Titel – Kontext – Literaturepoche - Aufbau

-Rückverweise / Vorausschau

Mögliche Fragen zu den strukturellen und kontextuellen Merkmale

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Hinweis: Die nachstehenden Aspekte müssen immer im Hinblick auf ihre Funktion untersucht werden.

Es müssen die Fragestellungen ausgewählt werden, die für die konkrete Analyseaufgabe und den vorliegenden Text fruchtbar sind.

• Welche Textart liegt vor? Gibt es Signale für diese Textart?• Wie ist das Erzählverhalten/die Erzählperspektive?• Welche Darbietungsformen (z. B. innerer Monolog, Beschreibungen,Erzählbericht) gibt es?• Welche Handlungsräume gibt es?• Welche Motive gibt es? Wie entwickeln sich die Motive?• Wie ist das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit? Welche typischen Charaktermerkmale gibt es?• Wie ist das Beziehungsgeflecht?• Zeigen die Personen eine Entwicklung? Welche?• In welcher Situation befinden sich die Figuren? Welche gesellschaftlicheRolle nehmen sie ein?• Verfolgen die Personen bestimmte Interessen, Absichten?Wenn ja, welche?