EINFÜHRUNG IN DIE PHONOLOGIE (I...

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F.J.VEJSÄLLI E E I I N N F F Ü Ü H H R R U U N N G G I I N N D D I I E E P P H H O O N N O O L L O O G G I I E E ( ( I I . . T T E E I I L L ) ) BAKU - 2004

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F.J.VEJSÄLLI

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BAKU - 2004

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Prof. Dr. F.J.Vejsälli (Vejsälov). EINFÜHRUNG IN DIE PHONOLOGIE (I .Teil). - Baku, Mütärdshim, 2004, 172 p.

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© F.J.Vejsälli (Vejsälov), 2004.

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort ...……………………………………….......... 1. Einleitung……………………………………………… 2. Die Phonetik des Sprechenden (Artikulatorische Phonetik) .............................. 3. Die Vermittlungsphonetik (Akustische Phonetik)………………………..…. 4. Die Phonetik des Hörenden (Perzeptive Phonetik) ………………………… 5. Die funktionelle Phonetik (Phonologie).……………….……………………. 6. Die Varianz- und Invarianzprobleme in der Phonologie ...…………………………….. 7. Die segmentelle Phonologie (Vokalismus) …………..................................... 8. Die paradigmatische Phonologie (Das Phonemsystem der Sprache) ……………… 9. Die syntagmatische Phonologie (Phonemkombinatorik)………………………… 10. Die supersegmentelle Phonologie (Intonation) ...... 11. Anmerkungen………………………………………… 12. Ausgewählte Literatur……………………………….. 13. Namenregister………………………………………... 14. Sachregister…………………………………………... 15. Nachwort: über das Buch und den Verfasser ……

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VORWORT

Dieses Buch setzt sich als Ziel, einen Blick in die Grundlagen der Wissenschaft über die lautliche Seite der Sprache zu werfen, durch Exkurse mögliche Zusammen-hänge zwischen den Fächern zu zeigen, wobei jedes von ihnen einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Phonologie geleistet hat: das sind vor allem Sprachwis-senschaft, Semiotik, Physiologie, Physik, Psychologie und vor allem der Strukturalismus, der all den obenerwähnten Disziplinen zugrundeliegt. Im weiteren will sich dieses Buch mit der Frage über die Segmentierbarkeit des Rede-stroms und dem Begriff „Phonem“, womit dann die infol-ge der Segmentation des Redestroms gewonnenen Seg-mente bezeichnet werden, beschäftigen. Nicht zuletzt ist festzustellen, dass in diesem Buch die Systemverhältnisse auf der Phonemebene einer bestimmten Einzelsprache aufgrund der angesehenen Forschungsmethoden einer tiefgreifenden Analyse unterzogen werden. Die weiteren Kapitel des Buches enthalten unsere Forschungsergeb-nisse über die Anordnungsprinzipien der Phoneme, ihre fonotaktischen Regeln und Wechselwirkungen in Silben und Silbenfolgen, so wie auch in Wörtern und Sätzen, in-dem das alles unter Heranziehung suprasegmenteller Ei-genschaften (Prosodie, Akzent, Intonation) dargelegt wird.

Dieses Buch wäre nicht erschienen, hätte der

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DAAD-Vorstand meinen Forschungsaufenthalt in Deutschland nicht zweimal unterstützen und finanzieren können. Ich bin für diese Förderung herzlich dankbar.

Mein besonderer Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. G. Lindner, der durch seine Anregung beim Verfassen dieses Buches geholfen hat.

Zum Schluss ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. Dr. H.G. Tillmann herzlich dafür zu danken, dass er mir Anregung für dieses Buch gab und im Institut für Phonetik und Sprachliche Kommunikation in Mün-chen günstige Möglichkeiten zur Verfügung stellte.

Besonders dankbar bin ich Frau Susen Rabold, der Mitarbeiterin dieses Instituts, und Frau Stephie Rudl(Wien), die das Manuskript gelesen und viele wert-volle Gedanken beigetragen haben.

Baku-München- Baku, 2000-2004

Prof. Dr. F.J.Vejsälli(Vejsälov)

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1. EINLEITUNG Die Phonologie ist nicht einfach eine Lautlehre, wie das

aus der Ableitung „phō+nē+logos“ zu verstehen wäre, sondern sie ist viel breiter und hat eine lange Geschichte. Sie umfasst alle Sprachebenen und untersucht die Gesetzmäßigkeiten der lautlichen Ausgestaltung aller Kommunikationseinheiten im ganzen Sprachkörper, einschließlich der Diskurse. Aus diesem Grunde ist es unmöglich die Phonologie als die Wissenschaft zu definieren, die sich nur mit den Lauten beschäftigt. Die Phonologie geht anfänglich auf die Phonetik zurück. Tätsäch-lich kann sie auch heutzutage allein, ohne Phonetik, ihre Ziele und Aufgaben-Untersuchung und Feststellung der funktionellen Belastung einzelner lautlicher Erscheinungen, nicht erfolgreich erfüllen. Deswegen können wir vorerst keine scharfe Trennung der Phonologie von der Phonetik vornehmen.

Die westlichen Sprachforscher, die sich als Nachfolger von N.S.Trubetzkoy sehen, wollen immer wieder dem aus Russland stammenden Linguisten treu bleiben und schreiben ihm die scharfe Trennung der Phonologie von der Phonetik zu.1 Aber in Wahrheit geht diese Trennung auf I.A.Baudouin de Courtenay zurück. Er schrieb schon im Jahre 1895 im Zu-sammenhang damit Folgendes: „Die Phonetik als ein Ganzes, umfasst alle phonetischen Tatsachen, ebenso anthropofonische Tatsachen, d.h. die auf den Gefühlssinn (bei den physiolo-gischen Arbeiten) und auf den Gehörsinn (bei den durch diese Arbeit hervorgerufenen Lauten) wirkenden Tatsachen, wie auch psychophonetische Tatsachen, in welchen sich anthro-

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pofonische, sinnliche Tatsachen reflektieren. Daher zerfällt die Phonetik in zwei Teile, in einen anthropofonischen und einen psychophonetischen.“2

J.Mugdan, einem ausführlichen Bibliographienschreiber von I.A.Baudouin de Courtenay, gelang es aufgrund allseitiger und umfassender Untersuchungen des linguistischen Nachlas-ses vom Letzteren festzustellen, I.A.Baudouin de Courtenay habe auf die Unterscheidung der beiden Aspekte schon in sei-ner Arbeit über die polnische Sprache hingewiesen.3 In seinem Artikel über die polnische Sprache im Jahre 1927 schrieb er Folgendes: „[…] wir müssen zwei Wissenschaften unters-cheiden: 1) eine Naturwissenschaft, die Phonetik (Phonologie), Anthropofonik, die eng mit der Mechanik (Dynamik, Kinetik) und Physik (Akustik, Optik) verbunden ist; 2) die Psycho-phonetik als eine mit der Psychologie und der Soziologie ver-bundene Humanwissenschaft. Offensichtlich trennt sie keine Wand, sie gehen ineinander über.“4

L.V.Schtscherba, der treueste Schüler und Nachfolger von I.A.Baudouin de Courtenay, war gegen die Trennung der Phonetik von der Phonologie. „Wogegen muss auf jede Weise gekämpft werden, - so bei L.V.Schtscherba, - gegen die Tren-nung der Phonologie von der Phonetik im engeren Sinne des Wortes, von der, die Baudouin eigentlich die Anthropofonik’ nannte. Es scheint manchen möglich zu sein, sich mit der Pho-nologie getrennt von der Phonetik zu befassen. Das ist genauso wenig möglich, wie wir uns mit der Funktion irgendeiner Form getrennt von den konkreten Fällen ihres Gebrauchs in der Rede beschäftigen können.“5

Der schwedische Sprachwissenschaftler B.Malmberg trat auch gegen die Trennung der Phonetik von der Phonologie auf: „Theoretische Überlegungen und praktische Erfahrung haben erwiesen, dass die Spaltung in eine auf die Ausdrucksform

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ausgerichtete Phonologie und eine Phonetik, die sich mit der Lautsubstanz befasst – wie es sich eine Reihe von Forschern in den 1920-er und 30-er Jahren dachten und woran einige immer noch festhalten – nicht zweckmäßig ist. Die Form bestimmt die Substanz und die Variationsmöglichkeiten der Substanz bedin-gen die Form. Eine Analyse des einen Faktors lässt sich ohne gleichzeitige Betrachtung des anderen kaum durchführen … ei-ne Analyse der „Laute“ einer Sprache ohne Kenntnisse ihres Systems und ohne Rücksicht darauf ist nicht möglich. Da es al-so theoretisch schwierig zu motivieren sowie praktisch äußerst schwierig ist, in Forschung und Lehre die Aufteilung in Pho-nologie (Formenanalyse) und Phonetik (Substanz-analyse) durchzuführen, die von gewissen Forschern emp-fohlen wird, hat der Verfasser dieser Schrift beschlossen, in Anlehnung an den eingebürgerten Sprachgebrauch die gesamte Wissenschaft vom sprachlichen Ausdruck (jedoch nur in seiner gesprochenen Form) Phonetik zu nennen.“6

Manchmal haben es Laien schwer zu entscheiden, wo sich die Grenzen zwischen diesen zwei Aspekten eines Sach-verhaltes – Phonetik und Phonologie voneinander unter-scheiden und wo sie sich einander nähern, und sogar zusam-menfallen. Die Nachfolger F.de Saussures versuchten die von ihm verwendete Gliederung in langue und parole auch auf die lautliche Beschaffenheit zu übertragen. Logisch wäre dann, ih-nen zufolge, dass man langue der Phonologie und parole der Phonetik überlassen hätte. Der russischen Sprachforscherin L.V.Bondarko gehört der wichtige Kontrovers, dass der Sprechakt mehr in phonologischen und Sprache in phone-tischen Auseinandersetzungen interessiert ist.7

Die Phonetik untersucht die lautliche Seite der Sprache, richtiger gesagt, das Gesprochene, und stellt bestimmte Regu-laritäten fest, die dann der Phonologie zur Verfügung gestellt

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werden können. Die Untersuchungen der lautlichen Substanz als physi-

kalische Erscheinungen an und für sich haben für die Sprach- wissenschaft geringere Bedeutung, so wie auch die grundle- gende Untersuchung der Sprechbewegungsabläufe für die Sprachforschung von nicht entscheidender Bedeutung ist. Ers-tere gehört vollkommen zum Bereich der Akustik, Letztere aber zum Bereich der Physiologie. Z.B. die Art des Vokalein- satzes hat im Russischen keine linguistische Funktion, darüber hinaus wäre ihre allseitige Forschung für diese Sprache sinnlos. Im Gegensatz dazu hat die Art des Vokaleinsatzes im Deut-schen eine linguistische Bedeutung. Ist er fest, dann weist er auf den Morphemanfang hin, ist er los, so hat er keine Ab-grenzungsfunktion. Dieser in der Phonetik als Knacklaut />/ bezeichnete Vokaleinsatz wird phonetisch in dem Falle unter-sucht, falls seine abgrenzende Funktion, d.h. also das phono- logische Wesen, für die gegebene Sprache erforderlich ist. Z.B. vereisen /fR'>æzяn/ und verreisen / fR'Ræzяn /. Hier sieht man das Übereinstimmen der Interessengebiete der Phonetik und der Phonologie.

Nehmen wir ein anderes Beispiel. Wir können die Pala- talisierung von /l/ vor den deutschen Vokalen unendlich phone- tisch untersuchen, uns in die artikulatorischen und akustischen Eigenschaften vertiefen, die Zungenlage und die Lage aller Sprechorgane, so wie auch die daraus gewonnenen akustischen Effekte ausführlich beschreiben.Das könnte dann ein guter Bei- trag zur Physiologie und Akustik der Stimmbildung im Allge- meinen sein. Die einzige phonologische Schlussfolgerung aus diesen Bemühungen ist, dass der deutsche Konsonant vor allen Vokalen bei ihrer Aussprache zu erweichen ist, was insbeson- dere wichtig und sinnvoll beim Erlernen des Deutschen als Fremdsprache so wie auch beim Lösen informations-

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theoretischer Aufgaben und bei der Verwendung dieser Ergeb-nisse in der maschinellen Verarbeitung ist. Das ist eigentlich auf der Normebene relevant. Vgl.:

/l'ant/, /٭bal't/, /l'achяn/, /fal'яn/ /''ma:l'яn/, />al't/, /kal't/, /l' x/ usw.

Im Gegensatz dazu ist die Erweichung der Konsonanten

im Russischen systembedingt, auf der Systemebene phonolo-gisch relevant. Vgl: lok(o) – l'ok (vom – лечь), gol-gol' usw. Darüber hinaus muss dieses Oppositionsverhältnis im Russi-schen auch phonetisch allseitig erforscht werden. Oder nehmen wir ein Beispiel aus dem Aserbaidshanischen, einer der Turksprachen, wo das Wort phonologisch durch Zweigipfelig-keit gekennzeichnet wird: der eine Gipfel befindet sich auf dem ersten Stammvokal, der die Klangfarbe des ganzen Wortes auf 2 Arten – hart oder weich - vorherbestimmt, der zweite Gipfel aber hängt mit dem betonten Vokal zusammen, der in der Re-gel am Endvokal des Wortes liegt, der eigentlich die prosodi-sche Ausgestaltung des gegebenen Wortes übernimmt und ent-scheidet. Vgl.:

1) /ă t á/; /ă t ă l á r/; /ă t ă l ă r d á n/

˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ ˔ 2) /b''r''/; /b''r''n'ž''/; /b''r''n' ž ''n''/ 8 In (1), so wie auch in (2) sind die von der betonten Silbe

entfernten Vokale stark reduziert. Die Abschwächung der der betonten Silbe vorangehenden Vokale sind vollkommen von der Stelle der Betonung abhängig. Aber (1) unterscheidet sich von (2) vor allem dadurch, dass (1) die ganze Phonemfolge

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auf harte Klangfarbe gestimmt ist. In beiden Fällen ist dieser Sachverhalt durch die Qualität des Anfangsvokals zu erklären, den R.Jakobson Sondervokal nannte. 9

Das oben Ausgeführte zeugt nachdrücklich davon, dass die Phonetik und die Phonologie zwei Aspekte eines Sachver-halts sind. Jedesmal, wenn dieser oder jener Aspekt bevorzugt wird, wird der zweite Aspekt implizit vor Augen gehalten. Wir haben oben von der langen Geschichte der Phonologie gespro-chen. Die Erfindung des phonographischen Schrifttums, insbe-sondere bei den Phöniziern im XII.Jh. v. Ch., oder die Erstel-lung des phonographischen Alphabets durch die Runenschriften bei den uralten Turken setzte eine intuitive phonologische Be-handlung voraus. Die meisten Schriftentechniken von vielen Völkern beruhen mit Ausnahme einiger Fälle (z.B. „s+c+h“ im Deutschen für die Bezeichnung des /∫/-Phonems oder Beispiele aus der englischen Schrifttechnik) auf phonologischen Grundsätzen.10

Kurzgefasst, jeder Phonetiker ist intuitiv betrachtet ein Phonologe, wenn er das auch explizit nicht anerkennt, und umgekehrt ist jeder Phonologe ohne phonetische Ausrüstung, ein schlechter Forscher, wenn er das auch nicht eingestehen will. Selbst N.S.Trubetzkoy war zunächst ein hervorragender Phonetiker, dann aber wurde er zum unerreichbarsten Phono-logen aller Zeiten.

Diese Überlegungen können unter Umständen als über-flüssig eingeschätzt werden, da die Streitfragen über die Scheidung der Phonetik und der Phonologie im letzten Jahr-zehnt nachzugeben scheinen. Aber das Lesen und Überlesen mancher Veröffentlichungen und in der allgemeinen einzel-sprachlichen Linguistik zeigen das Umgekehrte, weil in diesen Werken die Akzente so vermeintlich gestellt sind, dass ein Be-dürfnis besteht, sich dieser Frage erneut zuzuwenden.

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Um aber der Phonologie unter zahlreichen linguistischen Disziplinen ihre eigene Stelle einzuräumen, muss man noch- mals verdeutlichen, was die Phonetik von der Phonologie unterscheidet und was diese Aspekte miteinander verknüpft. Diese sind anschließend mit K.Bühler wie folgt zu verdeut-lichen (Siehe Abb.1)

Sprachsystem

__

Der Sprechende Kanal der Information Der Hörende

Abb.1. Das Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation

Dieses Schema gibt nicht alle Details des Informations-

austauschs wahrheitsgetreu wieder. Denn es ist normalerweise so, dass der Sprechende und der Hörende sich in der sprachli-chen Kommunikation als Informationsquellen abwechseln. Das heißt: ein Sprachträger will seinem Gesprächspartner (also dem Hörenden) etwas übermitteln, zugleich nimmt er von seinem Gesprächspartner das Gleiche an. Die Phonetik untersucht also sowohl den Sprechenden als auch den Hörenden, insofern sie einerseits Informationsquelle sind und andererseits aber als In-

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formationsempfänger gelten. Der physiologische, d.h. artikula-torische Aspekt, als ein Teilgebiet der Phonetik, muss auf die Frage antworten, wie die Sprache in der Rede eines Individi-ums zur Verlautung kommt und wie sie von seinem Gesprächs-partner wahrgenommen wird. Wenn man sich mit der Sprache beschäftigen will oder bevor man feststellen will, wie eigent-lich die System- und Strukturverhältnisse in der gegebenen Einzelsprache hiearchiert sind, muss man sich bewusst sein, wie diese Sprache zur Verlautung kommt. Anders gesagt, wie die sozial bedingten Laute und ihre Kombinationen, die proso-dischen und intonatorischen Mittel erzeugt werden, was da passiert, ob der Mensch mit seinem gesamten Körper am Spre-chen beteiligt ist, oder ob es Körperteile gibt, die nur bei der Stimmbildung oder nur bei der Stimmwahrnehmung aktiv sind.

Dementsprechend unterscheidet man artikulatorische und perzeptive Phonetik. Im oben gegebenen Schema gibt es noch einen Aspekt, der sich auf den Weg der Information vom Spre-chenden zum Hörenden bezieht, den sie zu überwinden hat, wenn sie den Empfänger erreichen will, d.h. wenn sich die Gesprächspartner miteinander verständigen wollen. Diesen Aspekt nennt man die akustische Phonetik. Wenn wir davon absehen wollen, welchem von diesen Aspekten das Primat ge-hört, was lange eine Streitfrage zwischen artikulatorischer und akustischer Phonetik war11, sind alle drei Bestandteile für die phonologische Beschreibung der Sprache von ungeheurer Be-deutung, weil wir infolge dieser Forschungen einen tiefgreifenden Blick in die Lautbildung, Lautwahrnehmung und ihre akustische Beschaffenheit einwerfen können. Dank ihrer allseitigen Untersuchung bewaffnen wir uns mit Fachaus-drücken, die wir dann bei der Beschreibung des phonolo-gischen Systems einwandfrei benutzen können.

Unser Schema ist nicht vollständig, weil der wichtigste

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Aspekt in ihm nicht berücksichtigt worden ist. Das ist das ei-gentliche Sprachsystem, über welches sowohl der Sprechen-de, als auch der Hörende verfügen sollten, denn dieses Sys-tem, das Sprachvermögen (сompetenсe bei N.Chomsky) ge-stattet es dem Sprechenden, sich situationsbedingt zu äußern und dem Hörenden das Vernommene zu enträtseln und wahrzunehmen, als Gesprächspartner ihre Performanz (performance bei N.Chomsky) zu verwirklichen (wir werden später ausführlich darauf eingehen). Hier aber wollen wir diese Überlegungen ab-brechen und jeden von diesen drei Aspekten ein bisschen näher betrachten, um dann die Phonologie begründen und beschrei-ben zu können.

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2. DIE PHONETIK DES SPRECHENDEN

(Artikulatorische Phonetik) Jeder, der eine Sprache spricht, erzeugt oder produziert

seine Äußerungen auf Grund der Artikulationsbasis, der von ihm gesprochenen Sprache. Einen Fremden erkennt man an seiner Artikulationsbasis. Der fremde Akzent ist dadurch zu begründen, dass die betreffende Sprechweise von der Artiku-lationsbasis der zu realisierenden Sprache abweicht, was vom Standpunkt des muttersprachlichen Hörers aus als unangenehm interpretiert und aus diesem Grunde als fehlerhafte Aussprache bewertet wird.

Worin besteht diese Artikulationsbasis eigentlich? Sie ist die Gesamtheit aller Sprechbewegungsabläufe, die der Spre-chende durch seine Sprechorgane vollzieht, die aber alle Mit-glieder der gegebenen Sprachgemeinschaft mit Ausnahme ihrer individuellen und dialektalen Besonderheiten aufrechterhalten müssen, wenn sie sich mit ihren Kosprachteilnehmern verstän-digen wollen.

Selbstverständlich hat jedes Körperglied im menschlichen Körper seine erste anatomische Funktion. Die Lungen dienen zum Gasaustausch, sie machen das durch die Vergrößerung und Verkleinerung des Brustkorbs. Die Lippen behalten das Es-sen im Munde, der das Essen zerkleinert usw. Seitdem die Menschheit zu sprechen begann, haben die oben erwähnten Körperteile eine neuere Funktion erworben, die Funktion der Artikulation, d.h. Hervorbringung einzelner Laute oder ihrer Kombinationen. Die artikulatorische Phonetik hat ausschlag-gebende Ergebnisse hervorgebracht. Auf einige davon wollen wir hier aufgrund der bestehenden Literaturquellen1 eingehen .

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Beim Sprechenden hebt man gewöhnlich den überglotta-len Teil hervor, den man als Ansatzrohr bezeichnet. Was unter dem Kehlkopf liegt, scheint auf den ersten Blick für eine lingu-istisch orientierte Phonetik von nicht großer Bedeutung zu sein, obwohl die physiologischen Eigenschaften der Ein- und Aus-atmung, sowie die Tätigkeit der Luftröhre, des Zwerchfells, des Brustkorbs oder die Arbeit der ganzen Brust-muskulatur für diese oder jene Lautbildung wichtige Informationen liefern können. Z.B. die Herausbildung des Schnalzlautes vollzieht sich bei der Einatmung.2 Oder die Art des Einsatzes der Stimmbänder im Kehlkopf verursacht die Entstehung eines subglottalen Lautes, der im Dänischen als Abgrenzungssignal bestimmt werden kann. Die überhalb des Kehlkopfes liegenden Körperteile fasst man in der Phonetik unter dem allgemeinen Namen Ansatzrohr oder Sprechapparat zusammen (Siehe Abb. 2). Der Sprechapparat wird in drei Räume unterteilt, die auch Resonanzräume genannt werden, weil die herausströmenden Luftwellen sich als klare Klangfarben modullieren (Siehe dazu die akustische Phonetik). Aber der ganze Sprechapparat sitzt auf dem Kehlkopf, der als Quelle der Stimme betrachtet wer-den kann . Durch die Tätigkeit der Knorpel im Kehlkopf lässt sich die Arbeit der Stimmlippen regeln (Siehe Abb.3). Man un-terscheidet 2 Arten von Stimmbändern: echte und unechte. Ech-te Stimmbänder vibrieren infolge der Arbeit von Knorpeln, so-lange der Mensch normgerecht spricht. Wenn er aber krank ist, dann schließen sich „unechte Stimmlippen“ ein, die dann ei-gentlich die Funktion der Stimmbildung übernehmen.

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Abb. 2. Der Sprechapparat: 1. Der Nasenraum; 2. Der Mundraum; 3. Der Rachenraum;

4. Die Oberlippe; 5. Die Unterlippe; 6. Die Zunge; 7. Die Oberzähne; 8. Die Unterzähne; 9. Der harte Gaumen; 10. Der weiche Gaumen;

11. Das Gaumensegel /Zäpfchen; 12. Die Zungenspitze; 13.Die Vorderzunge; 14. Die Mittelzunge; 15. Die Hinterzunge;

16. Die Zungenwurzel; 17. Der Aryknorpel; 18. Der Ringknorpel; 19. Der Schildknorpel; 20. Die Stimmbänder; 21. Die Stimmritze; 22. Der Pharynx;

23. Der Kehldeckel. Die Stimmbänder sind bei Männern im Winkel von 900

verknüpft, deswegen sind sie lang, aber weniger elastisch. Ei-ne Verknüpfung dieser Art bildet etwa in der Halsmitte bei Männern einen gut spürbaren senkrechten Grad aus, dessen oberer Einschnitt im Volksmund Adamsapfel heißt. Bei Frauen dagegen liegt der Winkel unter 1200 , deswegen sind sie kurz, aber elastischer.

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Abb.3. Der Kehlkopf von hinten: a) Luftröhre; b) Ringknorpel; c) Aryknorpel; d) Schildknorpel; e) Kehldeckel

Den Spalt zwischen den Stimmlippen nennt man die

Stimmritze. Man unterscheidet 5 Arten der Stimmritzenlage (Siehe Abb.4).

Abb. 4. Die Lage der Stimmritze: a) tiefe Inspiration; b) Phonationsstellung; c) harter Einsatz;

d) Flüsterstellung; e) Atmungsstellung Die Stimme wird bei der Fonationsstellung gebildet. A-

e)

d)

c)

b)

a)

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ber fürs Deutsche ist auch ein harter Einsatz der verschlossenen Stimmlippen wichtig, da der Knacklaut bei dieser Lage ent-steht. Dementsprechend ist die Verknüpfungsecke von Stimm-bändern bei Männern zu scharf, was den sogenannten Adams-apfel sichtbar macht (der Vorsprung des Schildknorpels. Diese Bauart dient dazu, dass der Schildknorpel in der Halsmitte der Männer einen Vorsprung hat), bei Frauen aber vereinigen sie sich bogenförmig, deswegen ist der Schildknorpel nicht so deutlich sichtbar. Diese Physiologie hat zur Folge, dass die Männerstimmen tief, die Frauenstimmen aber hoch gestimmt sind.

Die Stimmbänder vibrieren konsequent, in Folge entste-hen periodische Schwingungen, die einen Grundton bilden, der den Vokalen zugrunde liegt. Durch die Vibration der Stimmbänder entstehen die Obertöne, was für die expressive Sprechweise, d.h. prosodische Ausgestaltung des Gesproche-nen, von entscheidender Bedeutung ist.

Die Stimmlippen schwingen beim Sprechen pro Sekunde zwischen 42 Hz und 1708 Hz. Beim Singen ist dieses Verhält-nis so: von 80 (der niedrigste Ton der Bassstimme) bis 1303 Hz (der höchste Ton der Sopranstimme). Das entspricht 4 Ok-taven. Bass-, Bariton- und Tenorstimmen sind für die Männer, Alt-, Mezzosopran- und Sopranstimmen sind für die Frauen typisch.

Die erste Höhle überhalb des Kehlfkopfs ist der Rachen-raum, wo im Deutschen, Aserbaidshanischen, Englischen u.a. ein einziger Laut, und zwar „h“ gebildet wird. Die russische Sprache hat so etwas nicht. Manche kaukasische Sprachen ha-ben einen unterpharyngalen Laut, wie z.B. /ɦ/. Vgl. die Aser-baidshanischer sagen /hæmzæ/, die Tabasaraner aber /ɦæmzæ/. Vom Rachenraum gehen noch zwei Räume aus: Mund- und Nasenraum. Bei der Einschließung des Mund-

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sprechtakts geht der hinausströmende Luftdruck in den Mund-raum, wenn das Gaumensegel gehoben ist und indem der Weg in den Nasenraum völlig versperrt wird. Dort entstehen die so-genannten Orallaute, die sich dann in Abhängigkeit der Zun-genaktivität in Hinter-, Mittel- und Vorderzungenlaute eintei-len (Siehe Abb. 5-9). Nach dem Rachenraum ist das Zäpfchen beim deutschen „r“-Laut und beim aserbaidshanischen „γ“ sehr aktiv. Es ist so aktiv, dass manchmal schwer zu unterscheiden ist, welcher Laut sich hier bildet.

h R

Abb. 5. Artikulation der pharingalen und uvularen Laute Bei Hinterzungenlauten wölbt sich der hintere Teil des

Zungenrückens zum weichen Gaumen auf, wobei sich entwe-der ein Verschluss (z.B. „g“, „k“, „ŋ“) oder eine Enge (z.B. „x“) bilden (Siehe Abb.6).

R

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Abb.6. Artikulation der Hinterzungenlaute

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Der nächste aktivste Teil bei der Lautbildung ist der Mit-telzungenrücken, mit deren Aufwölbung zum harten Gaumen sich die Mittelzungenlaute bilden, deren Zahl im Deutschen zwei („ç“, „j“), im Aserbaidshanischen aber drei „ђ“, „k“, „j“ ist (Siehe Abb. 7).

Abb.7. Artikulation der Mittelzungenlaute

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Hier muss noch die Zungenseite unterstrichen werden, bei der gewöhnlich das laterale „l“, d.h. der Seitenlaut entsteht (Siehe Abb.8).

Abb.8. Artikulation des Seitenlautes Danach kommt die Vorderzunge in Frage, weil sich hier

„d“, „t“, „z“, „s“, „∫“, „ts“, „tʃ“, „“, und „n“ bilden. Wölbt sich die Vorderzunge stark zum Alveolen der oberen Vorderzähne, so bilden sich die sogenannten Verschlussspren-glaute „d“, „t“ und „n“. Bildet sich zwischen dem Zungen-rücken und den Alveolen eine Enge, so entstehen die sogenann-ten Engelaute „s“, „z“, „∫“, „ts“, „ tʃ “, „“ (Siehe Abb.9).

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Abb.9. Artikulation der Vorderzungenlaute

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Damit kommen wir zu den Lippenlauten „b“, „p“, „v“, „f“, „m“, „pf“, bei deren Hervorbringung entweder die bei-den Lippen zusammengepreßt sind, die dann unter dem Druck des Luftstroms auseinander gehen, oder mit den Rändern der Oberzähne eine Enge bilden (Siehe Abb.10).

„ b“, „p“ „v“, „ f“

„m“

Abb.10. Artikulation der Lippenlaute Bei „m“, „n“, „ŋ“ verschließen sich entsprechender-

weise der Hinterzungenrücken („ŋ“), der Vorderzungenrücken („n“) und die Lippen („m“), die dann mit Durchgang des Luft-

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druckteils in den Nasenraum explodieren. Deswegen heißen diese Konsonanten Nasallaute.

In der artikulatorischen Phonetik ist es Tradition, die Sprechorgane nach ihrer Aktivität in aktive und passive Organe einzuteilen. Die beweglichen Organe nennt man aktive Sprechor-gane (das sind die Stimmbänder [sind die Stimmbänder bei der Stimmbildung aktiv, so entstehen stimmhafte Konsonanten, im Gegenteil dazu sind die hervorzubringenden Konsonanten stimm-los], das Gaumensegel, das Zäpfchen, die Zunge, die beding-lich in fünf Teile geteilt wird: Zungenwurzel, Hinter-zungenrücken, Mittelzungenrücken, Vorderzungenrücken, Zun-genspitze, Lippen und Kieferwinkel). Die unbeweglichen Sprech-organe aber heißen passive (Zähne, Zahnalveolen, harter Gau-men). Manche Phonetiker, besonders die, die sich an der Phy-siologie orientieren, ziehen zu ihrer Klassifikation auch die passi-ven Organe heran, was unseres Erachtens nicht gerechtfertigt ist, weil wir die Laute ohne Zähne sehr gut sprechen können. Außer-dem wird manchmal grundlos diese oder jene Sprechor-gantätigkeit sehr übertrieben beschrieben. Z.B. bei der artikula-torischen Beschreibung der deutschen Vorderzungenlaute wird die dorsale und apikale Bildungsweise sehr gründlich diskutiert. Unseres Erachtens spielt das keine entscheidende Rolle, weil es im Deutschen keine Konsonanten gibt, die nicht dorsal sind, die den dorsalen gegenübergestellt werden könnten. Demen-tsprechend sind alle deutschen und aserbaidshanischen Kon-sonanten dorsal, im Englischen aber sind die Vorderzungen-konsonanten apikal, das „r“ aber ist kakuminal. Es gibt dort keine dorsalen Laute.

Schließlich kann man die deutschen Konsonanten tabella-risch wie folgt darstellen (Siehe Tabelle 1):

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Sprechorgane Lippenlaute Vorderzun-genlaute

Mittelzungen- laute

Hinterzun-genlaute

Pharyn-gallaut

Zäpf-chenlaut

Beteiligung der Stimmbänder

Sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl.

Oral b; v p; f; pf

d; z t;s;ʃ; ts; tʃ

J ç g k; x h R

Nasal m n ŋ

Lateral l

Tabelle 1. Artikulatorische Klassifikation der deutschen Konsonanten

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An einem Sprechapparat könnte man diese Konsonanten folgendermaßen anordnen (Siehe Schema 1):

d, t, z, s, ts, t∫, ∫, n, l, j, ç g, k, x, ŋ,

b, p, m, R v, f, pf

h

Schema 1. Anordnung der deutschen Konsonanten am Sprechapparat Da die Vokale artikulatorisch keine lokalisierten Laute

sind (das ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal für die Vokale3), so hat es keinen Sinn, von ihrer Artikulationsstelle zu reden. Eine solche Klassifikation scheint für die Konsonan-ten gerechtfertigt zu sein. Im Gegensatz zu Konsonanten sind die Vokale sinnvoller nach der Reihe, Hebung der Zunge und Labialität zu klassifizieren. Auf diese Weise kommen wir zu dem Schluss, die Konsonanten seien dann nach diesem Merk-mal als Laute mit lokalisierter Artikulation zu bestimmen.

Artikulatorisch betrachtet sind die Vokale reine Stimm-tonlaute, bei ihrer Entstehung vibrieren die Stimm-bänder kon-sequent. Die Vokale sind entweder labial „o:“, „ “, „u:“, „“, „ø:“, „œ“, „y:“, „y“, oder nicht labial „a:“, „a“, „e:“, „“, „i:“, „ı“. Die Diphthonge sind halb labial („ao“ ist im End-element labial), oder nicht halb labial („ ø “ ist im Endele-ment nicht labial).

Die artikulatorischen Verhältnisse der deutschen Vokale werden in Form eines Drei- oder Vierecks im Hintergrund des Sprechapparats wie folgt dargestellt (Siehe Abb.11):

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y: i: u: Y ı ø: e: œ ε o: a: a

i:

u:

y:

Y

e o:

a a:

Abb.11. Vokaldreieck und Vokalviereck Der senkrechten Zungenbewegung nach unterscheidet

man Vokale der hohen („i:“, „ı“, „u:“, „“, „y:“, „Y“), mitt-leren („o:“, „ “, „e:“, „“, „ø:“, „œ“) und tiefen („a:“, „a“) Hebung. Der waagerechten Zungenbewegung nach unterschei-det man Vokale der vorderen („i:“, „ı“, „y:“, „y“), mittleren („e:“, „“, „ø:“, „œ“) und hinteren („a:“, „a“, „o:“, „ “, „u:“, „“) Reihe. (Siehe Abb.12, 13, 14)

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Abb. 12. Röntgenogramme und Palatogramme der deutschen Vokale:

/i:/, /ı/, /y:/, /y/.

y:

y: y:

y

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Abb. 13. Röntgenogramme und Palatogramme der deutschen Vokale: /e:/, / /, /ø:/, /œ/

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Abb. 14. Röntgenogramme und Palatogramme der deutschen Vokale: /a:/, /a/, /u:/, //, /o:/, / /

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Neben diesen Merkmalen könnte man bei der artikulato-rischen Beschreibung auch die Gespanntheit / Nichtgespannt-heit der artikulierenden Organe hervorheben, die einerseits bei den betonten und unbetonten Vokalen, andererseits bei den stimmlosen / stimmhaften Konsonanten zu beobachten ist. Im Sprechvorgang ist die Tätigkeit der Sprechorgane simultan, und tatsächlich gehen die Sprechbewegungsabläufe ineinander über, so dass manche Phonetiker jede Einelzelheit beschreiben.4 Z.B. bei den Vorderzungenlauten spricht man von prädosalen, post-dorsalen, postalveolaren usw. Bildungsstellen einzelner Kon-sonanten. Es lässt sich verstehen, es handele sich in jedem Sprechakt um die große Variation der Sprechbewegungsabläu-fe, die mit Verwendung von verschiedenen Geräten erforscht werden.5 Es ist kaum festzustellen, wo eigentlich die Grenzen der artikulatorischen Variation liegen, wenn neben den in-nersprach-lichen (Position, Kombination usw.) auch die au-ßersprachlichen Faktoren (individuelle, soziolekte, regionale, dialektale Besonderheiten) berücksichtigt werden. Das ist in Wahrheit fast unmöglich, oder wir müssen dann auf die Durch-schnitts-dimensionen E.Zwirners eingehen. L.V.Schtscherba hat durch sein Gehör 6 Bestandteile des russischen Vokals /a/ im Wort /at/ «ад» (Paradies) feststellen können.6 Die For-schung des artikulatorischen Varierungsdiaposons kann nur dann sinnvoll sein, wenn bestimmte Kriterien ihrer Feststel-lung durchgearbeitet sind, die die linguistische Funktion in Be-tracht ziehen. Im allgemeinen kann hier die Einhaltung folgen-der Grundsätze wertvoll sein: wer spricht; was spricht man; zu welchem Zweck spricht man; worüber spricht man, und wie spricht man. Spricht z.B. ein Geschäftsmann, und zwar sehr aufgeregt übers Misslingen seines Unternehmens, oder ein Arzt nach einem erfolgreich durchgeführten chirurgischen Ein-griff beim Patienten, so sind sie artikulatorisch nicht gleichzu-

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stellen. Oder spricht ein kranker Mann oder eine Frau mit erho-bener Stimmung, so unterscheiden sie sich völlig. All diese Aspekte können extra zum Objekt der einzelnen Forschungen sein. Aber das hängt stark von der konkreten Fragestellung oder Zielsetzung ab.

Die artikulatorische Phonetik hat einen wesentlichen Bei-trag zum Sprachunterricht geliefert und entwickelt sich unter anderem, weil die didaktischen Bedürfnisse des Fremdspra-chenunterrichts diese fordern.

Die artikulatorische Phonetik ist immer als unent-behrlicher Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts zu sehen. Der Sprachlehrer ist ein Muster durch seine aufrichtige Aus-sprache und seine Sprechorgane sind im Unterricht leicht nach-zuahmen. Der Lehrer kann seinerseits die falsche Stellung der Sprechorgane bei seinen Schülern verbessern und sich an der normgerechten Artikulationsbasis der zu erlernenden Sprache orientieren. Einige Merkmale der hervorzubringenden Laute kann der Lehrer auch anschaulich zeigen: die Arbeit der Sprechorgane kann er an sich selbst zeigen. Oder die Arbeit der Stimmbänder, durch das Zulegen des Fingers auf den Schild-knorpel kann sich der Studierende leicht überzeugenob der hervorzubringende Laut stimmlos oder stimmhaft ist. Hört man ein Summen im Ohr, so ist der erzeugte Laut stimmhaft.

Hier sei auf einige musterhafte Werke in der artikulatori-schen Phonetik verwiesen: E. Sievers, W.Vietor, O.Jespersen, D.Jones, M.Grammont, N.S.Trubetzkoy, L.V.Schtscherba, C.Panconcelli-Calzia, H.H.Wängler, L.R.Zinder, H.G.Tillmann u.a.

Im Jahre 1857 hat Merkel in seinem 1000 Seiten umfas-senden Buch unter dem Titel „Anatomie und Physiologie des menschlichen Stimm- und Sprachorgans“ alle bekannten Anga-ben über den Sprechapparat und sein schallproduzierendes

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Verhalten gegeben. Der größte Teil dieses Buches ist dem At-mungsmechanismus, Singen, Schreien und Pfeifen gewidmet. Nur das letzte Kapitel erörtert die Probleme der Sprechbildung, mehr aber in der Physiologie. Für ihn ist der Laut nur ein Na-turphänomen wie jedes andere. Sein Wiener Zeitgenosse Ritter von Brücke aber bezog die Phonetik auf den Sprachlaut. Sein Buch „Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprach-laute“ ist für Linguisten und Taubstummenlehrer ein Versuch, die deutsche Orthographie mit der Aussprache in Übereinstim-mung zu bringen. Sein Motiv erklärte Brücke so: durch eine di-rekte Beobachtung kann der Phonetiker einerseits die Wechsel-beziehung der Sprachlaute erforschen, d.h. er kann den Weg des Sprachforschers gehen, andererseits kann er durch die di-rekte Beobachtung die Natur und Eigenschaften des Lautes er-forschen, also den Weg des Physiologen gehen.

Seine Vorschläge ergriffen Techmer, Sievers, Sweet, Jespersen und gelangten zum glänzenden Höhepunkt. Nach E.Sievers sind subjektive Gehöreindrücke nicht hinreichend , man müsse die objektive Hervorbringung beschreiben, dann könne man nicht nur die einzelnen Lautsegmente, sondern auch Lautübergänge beschreiben. Das war eine Begründung.

Die artikulatorischen Sprechbewegungsabläufe werden heute aufgrund der hochentwickelten somatischen Forschungs-methoden vielseitig untersucht. Früher war Palatographie, durch die man die Tätigkeit des Sprechapparats und die Teil-nahme der einzelnen Sprechorgane an der Lautbildung erhalten konnte, weltweit verbreitet. Heute ist das veraltet. An Stelle der Palatographie, die nur statische Aufzeichnungen ermög-lichte, sind heute elektronische Forschungsmethoden getreten, wie z.B. Röntgengraphie, Labiographie oder die Verwendung neuer physiologo-psychologischen Messgeräte, die von der Bewegung der Glottis bis hinauf zur Tätigkeit des Nerven-

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systems alles registriert und analysiert. Hier sind die schwe-dischen Forscher Sven Öhman und Björn Lindbloom besonders zu betonen. „Die artikulatorischen Forschungen der Gegenwart werden auf zwei Hauptlinien durchgeführt, die oft zusammen-fallen, sich kreuzen und keineswegs im Gegensatz zueinander stehen. Zum ersten sucht man die neuro-physiologischen Ei-gentümlichkeiten, die hinter der Artikula-tion stehen, wobei die Elektromiographie in den Vordergrund tritt. Zum zweiten versucht man durch die formalisierte Beschreibung der Lautbil-dung auf der akustisch-artkulatori-schen Ebene, Kenntnisse über die konstanten Teile der Variationen zu erhalten.“7

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3. DIE VERMITTLUNGSPHONETIK (Akustische Phonetik)

Der akustische Aspekt als Bestandteil des Kommu-

nikationsmodells befasst sich mit der Herausstellung und Analyse physikalischer Besonderheiten des Gesprochenen, das über bestimmte Schallcharakteristik verfügt, um vom Sprechenden zum Empfänger vermittelt zu werden, damit der Gesprächspartner das Gesprochene wahrnimmt. Die vom Sprechenden erzeugten Lautsegmente und ihre physikalischen Eigenschaften müssen den Kanal – die Strecke vom Sprechenden bis zum Empfänger überwältigen und dadurch das Gehör des Hörenden erreichen. „Dabei gebraucht man verschiedene registrierende Apparaturen, die das Sein der Sprache vor Augen halten und die früher erworbenen Angaben über die akustische Struktur der sprachlichen Einheiten zu vergleichen gestatten.“1 Heute kann man dazu hinzufügen, dass die neueren Generationen von Computern über so viel Analysemög-lichkeiten verfügen, dass das Sprechsignal sehr schnell, allumfassend und zeitlich detailliert erforscht werden kann.

Die materielle Substanz enthält alle akustischen Merkma-le, die für Empfang und Wahrnehmung vom Hörenden erfor-derlich sind, deren physiologische Grundlage die Vibration der Stimmbänder im Kehlkopf ist und deren Ausgestaltung sich in entsprechenden Resonanzräumen vollzieht. Man kann das Gesprochene in seinem akustischen Bild grob so darstellen:

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/> e.R >ist nıt maen "'fr ønt/

In dieser Abbildung haben wir vier Ar-

ten von Schalleigenschaften zu unterscheiden: 1. Es gibt hier periodische Schwingungen, die als Tätigkeitsergebnis der im Kehlkopf liegenden Stimmbänder zu bezeichnen sind und die den Vokallauten zu- grunde liegen. 2. Dann haben wir teils periodische, teils nicht-periodische oder unregelmäßige Schwingun-gen, die den sogenannten Sonanten zugrunde liegen. 3. Danach sind in der Abbildung Schwingungen zu sehen, die sich aus der un-periodischen Vibration ergeben, die auf ih-rem Wege bestimmte Hindernisse überwälti-gen, so dass das Geräusch hervorgerufen wird, das den stimmhaften Konsonanten zugrunde liegt. 4. Wir sehen in der Abbil-dung eine Null-Schwingung, die den stimm-losen Konsonanten entspricht, weil bei ihrer Hervorbringung die Stimmbänder nicht vib-rieren. In der Abbildung haben also /e./, /э/, / ae/ und / o/ periodische Kurven (a), dann /n/ und /m/ mit gemischten Schwingungen, d.h.eine halbperiodische Kurve (b). /t/ hat ei-nen Verschluss und seine Lösung in Form ei-ner Sprengung (c). /s/, // und /f/ haben eine

Abb.15 .Oszillogram des Satzes /> e.R >ist nıt maen "'frכønt/

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Enge (d). Aber wenn wir die gegebenen Signale in Teilsegmen-te auf verschiedenen Frequenzhöhen zerlegen, so erhalten wir etwa das folgende Bild. Vgl.:

a) 600 ة Hz b) 500 Hz

c) 400 Hz d) 200 Hz

Die Schwingung der Stimmbänder zeigt sich als Vibrati-

on der Luftwellen im Ansatzrohr. Die Luftwellen verengen o-der verbreiten sich, das gilt eigentlich als Quelle des Luft-drucks. Die Sprachlaute werden mit einem Luftdruck von 0, 02 bis 20 bar gebildet. Durch die Übermittlung der Schwingungen verbreiten sich die Schallwellen entweder geradelinig ( → ) oder radial

Die Verbreitung der Stimme hängt vom Luftdruck ab.

Die meteorologischen und klimatischen Bedingungen können auch den Luftdruck beeinflussen. Es ist festgestellt worden, dass sich die Stimme in der Luft von +1 in einer Sekunde mit der Geschwindigkeit von 331 m verbreitet. Die Frequenz und die Amplitude sind vom Luftdruck und von der Ein- und Aus-atmungsstärke abhängig.

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Jetzt wollen wir uns klarmachen, wie eigentlich Schall gebildet wird. Der von Lungen herausströmende Luftstrom stößt in seinem Wege auf verschiedene Hindernisse. Versetzt der Luftstrom die Stimmbänder in Bewegung, so entstehen stimmhafte Laute, die sich in drei Gruppen einteilen: 1. Reine Stimmtonlaute, die sich Vokale nennen und bei deren Bildung die Stimmbänder fortwährend vibrieren, wie z.B. ein Körper in Bewegung gesetzt wird (Siehe Abb.16).

С

A B

D Abb.16. Schwingung des Körpers

Eine volle Schwingung (von AB bis C, von dort zurück

zu D und dann wieder zurück zu AB) ist eine Periode und wird durch die Meßeinheit Hz (nach dem Namen des deutschen Phy-sikers Herz) gemessen. Die ½ Schwingung in einer Sekunde ist ein Hz(in der Akustik auch als Frequenz, perzeptiv aber als Tonhöhe bezeichnet). Die Entfernung jeder Schwingung hängt von der Stärke der Quelle (also beim Menschen des Luftdrucks) ab und wird als Intensität oder Amplitude, perzeptiv Lautstärke bezeichnet, in der Sprachwissenschaft mit Betonung gleichge-stellt und mit dB gemessen. Auf dem Spektro- und Sonagramm wird sie durch den Grad der Schwärzung, auf dem Oszil-logramm aber durch die Entfernung von der Nullachse be-stimmt. Endlich wird jeder Schallvorgang im bestimmten Zeit-

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abschnitt physikalisch als Tempo, perzeptiv als Dauer bezeich-net und wird durch Millisekunden (ms) gemessen und auf der tx – Achse von links nach rechts gelesen (Siehe Abb.17). Von der Schwingung des ganzen Körpers kriegen wir Grundtöne, von der Schwingung der einzelnen Körperteile – die Obertöne. Ein Laut mit dem Eigenton von 100 Hz bedeutet, dass die Schwingungenzahl in einer Sekunde 100 Doppelschwingungen gleich ist. Je größer die Masse des Körpers ist, desto schwä-cher ist die Frequenz. Und umgekehrt, je gespannter der Kör-per ist, desto höher ist der Ton. Die dünnen und gespannten Körper erzeugen höhere Töne. Die Intensität des Lautes, also die Stärke der Laute, ist entscheidend bei ihrer Wahrnehmung, bei der Übermittlung der sinnwichtigen aktuellen Information im Satz.

Die Obertöne (auch Partialtöne genannt) sind umso hö-her, als in wieviele Teile der schwingende Körper (beim Men-schen – die Stimmbänder) eingeteilt ist. Ist z.B. der Körper in zwei Teile geteilt, so ist die Frequenz jedes der Teile bei der Grundfrequenzhöhe von 100 Hz, 200 Hz, ein Dritel ist dann 300 Hz usw.Z.B., ein Körper von 100 Hz Schwingungen eines ½ = 200 Hz .

————————————————————————→ t 100 Hz 200 Hz 200 Hz 300 Hz 300 Hz 300 Hz

Abb. 17: Grundton mit Obertönen

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Dieser Sachverhalt gibt eine klare Vorstellung über das Wesen von Obertönen. Laute mit reichen Obertönen sind har-monisch, gut zu hören und angenehm für die Hörer. Manche Schauspieler und Sänger erobern das Publikum durch ihre Stimme, die gewöhnlich reich an Obertönen ist.

Im Folgenden gehen wir auf die Details der Schallanalyse ein. Für die Klangfarbe des erzeugten Tones spielt die Reso-nanz, die sich infolge der Schwingungen der Luftwellen im Ansatzrohr vollzieht, eine wichtige Rolle. Die Luftwellen schwingen im Ansatzrohr zugleich mit der Tonfrequenz des hervorgebrachten Lautes. Der Ton wird dadurch verstärkt. Die Tonhöhe ist durch Größe und Form des Resonanzraums (Mund-, Nase- und Rachenhöhle), Lippenteilnahme, Zungen-lage bedingt, so dass die kleine Mundöffnung tiefere, die grö-ßere aber höhere Töne erzeugen. Die nach der Stärke gleichen Laute können nach der Klangfarbe verschieden sein. Da die Resonanzwände bei den Menschen weich sind, kennzeichnen sich die vom Menschen erzeugten Laute durch eine tiefere Klangfarbe.

Im Resonanzraum gestalten sich resonatorische Eigenschaf-ten aus, die nach dem deutschen Physiker Helmholz Formanten genannt werden und die dank den Forschungen der letzten zwei Jahrzehnte erheblich präzisiert wurden, 2 aufgrund deren Ende der 60-er Jahre R.Jakobson und seine Kollegen eine dichotomische Theorie der Lautklassifikation vorgeschlagen haben.

Im Sonagramm (Spektrogramm) sind waagrechte Fre-quenzbänder zu sehen, die als Formanten bezeichnet werden. Der Verlauf der Obertöne, d.h. der Harmonischen sieht man im Frequenzbereich von etwa 50 Hz. Bei einem Analysefenster von 320 Hz entsteht ein Breitband-Sonagramm (Siehe Abb.18). Es bestehen andere Möglichkeiten. Alles hängt von der Wahl des Filters und der Zielsetzung ab.

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Abb.18. A. Spektrogramme aserbaidshanischer Vokallaute /a/, /o/, /u/, /э/, /æ

˘e/, /e/, /ø/, /y/, /i/;

B. Sonagramm des deutschen Satzes / ٭das> ist maen "'n ø "haos//

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Die Obertöne sind als schmale „Bänder“ zu erkennen und verlaufen grundsätzlich parallel in gleichgrößen Abständen. Im Frequenzbereich der Formanten sind sie durch ihren hohen Schwärzungsgrad gut zu erkennen.

Die stimmhaften Laute haben im Sonagramm deutliche Glottisschläge, die als vertikale Linie ausgedrückt sind. Bei den Vokalen sind sie über dem gesamten Frequenzbereich sichtbar. Aber unterhalb von etwa 500 Hz sieht man sie auch bei stimmhaften Verschlusssprengelauten. Im Falle ihres Feh-lens geht es dann um die stimmlosen Laute. Nur bei den Über-gängen sieht man den untersten Frequenzbereich. Die Explosi-on oder Lösung erhebt die F11 –Struktur bei der Nachbarschaft (Siehe Abb 19).

A

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Abb.19. A. Sonagramme der deutschen Wörter /Pflaster, Adel, Koffer, Ofen, öde, öffnen, Ufer, Iktus, über, üppig, Ebbe, Igel/; B. Spektrogramme der aserbaidshanischen Wörter /ot (Gras), eʃk (Liebe),

æks (gegen), arx (Bach), elxan (Name), eldar (Name)/ Und wie ist die Grundfrequenz im Sonagramm zu bestim-

men? Liegt die Grundfrequenz F0 bei der Höhe von 100 Hz, so beträgt der Abstand der sichtbaren Glottisschläge 10 ms, die Dauer im Zeitsignal erkennbarer Schwingungsperiode beträgt 10 ms. Die Periodendauer T errechnet sich aus dem Kehrwert der Grundfrequenz F0, also nach der Formel T= 1/ F0.

Praktisch wird das wie folgt gemacht: man zählt die An-zahl der Harmonischen im Frequenzbereich: z.B. im Bereich von 0-1000 Hz sind 6 Harmonische (Siehe durch Punkte mar-

B

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kiertes Schmalband – und Breitband von „Baum“ mit Fragein-tonation). Also nach der Formel 1000 Hz : 6 = 167 Hz kriegen wir eine Grundfrequenz. Gäbe es zwei Punkte, so hätten wir 500 Hz Grundfrequenz.

Bei der mittleren Silbenfrequenz von 3 Hz, d.h. 3 Silben pro Sekunde beträgt die Silbendauer cirka 330 ms. Die Dauer des Sprachlautes liegt in der Regel zwischen 3 ms und 150 Hz.3

Der Frequenzbereich geht gewöhnlich von 0-8000 Hz, die Frequenzachse erfolgt in 1000 Hz, selten in 500-Hz Schrit-ten. Für die Vokale genügt der Frequenzbereich von 0-4000 Hz, d.h. FII-FIII -Bereiche, da die Vokalformanten bei den Er-wachsenen darunter liegen.4

Auch die Sonagrammanalyse zeigt, dass es akustisch konstante Laute nicht gibt5, d.h. dass die Laute in einem Laut-strom ineinander übergehen.6 Das folgende Sonagramm zeigt die Richtigkeit des Gesagten (Siehe Abb 20).

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Abb.20. Sonagramm der Wörter / /z/o/n/a und zona//

Der durch die Glottisimpulse angeregte Luftstrom wird im

Ansatzrohr moduliert. Da die Laute nicht isoliert vorkommen, müssen bei ihrer Untersuchung die Umgebungs- und Positions-einflüsse betrachtet werden. Für die Formanten FI - FII sind maßgebend einflussreich der Kehlkopf, die Rachenenge, die Zungenlage und die Lippenstellung. Aus dem Vergleich unserer Angaben7 mit denen, die von K.Machelett und H.G.Tillmann im erwähnten Lehrwerk angeführt sind, ergibt sich, dass sie äh-nlich sind, obwohl sie durch verschiedene Rechnungsmittel erreicht worden sind (Siehe Tabelle 2). Die weiteren FIII und FIV dienen zur Identifikation der Sprecherstimmen. Deswegen kön-nen wir uns bei der akustischen Analyse mit den ersten zwei Formanten begnügen, wobei FI mit der Zungenhöhe, FII aber mit der Zungenlage zusammenfallen. Je höher die Zungenhöhe ist, desto niedriger ist FI. Je stärker das Zungenvolum nach vorne gezogen ist, desto höher ist FII und umgekehrt. Die Lip-penteilnahme und Hinterzunge erniedrigen den FII , die Vor-derzunge aber hebt ihn.

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Tabelle 2

Angaben F. Vejsalovs Angaben nach K.Machelett, H.G.Tillmann Vokale i: a: a o: u: i: a u

Durch-

schnittlich 300

350

520

600

700

720

450

420

400

360 M 270

390

530

730

570

440

300

640

Nach Lip-penk. 37

0 35

0

460

520

580

585

480

400

415

365 F1 F 310

430

610

850

590

470

370

760

Nach Vor-derzk. 31

0 37

0

490

520

610

570

355

370

310

330 K 370

530

690

1030

680

560

430

850 FI

Nach Hin-terzk. 35

0 36

5

450

500

680

705

450

410

400

375

Durchschnit-tlich 21

40

1980

1920

1800

1300

1400

1100

920

1050

910 M

2290

1990

1840

1090

840

1020

870

1190

Nach Lip-penk. 11

70

1700

1620

1540

1120

1800

1020

900

980

915 FII F

2790

2480

2330

1220

920

1160

950

1400

Nach Vor-derzk. 22

25

1670

2175

1950

1430

1540

1240

1270

1220

1150

K

3200

2730

2610

1370

1060

1410

1170

1590

FII

Nach Hin-terzk. 22

60

2100

1600

1560

1300

1360

1160

1030

1020

1055

M. – Männer F.- Frauen K.- Kinder

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Schema 2. Veränderung in Vokalübergängen bei Kombinationen: KV – o – nach Lippenkonsonanten; - nach Vorderzungenkonsonanten; + - nach Hinterzungen-

konsonanten; - durchschittliche Werte (nach F.Vejsalov, 1990, Nr. 3).

Die Nasale und Laterale unterscheiden sich von Vokalen

hauptsächlich dadurch, dass bei den Ersteren FI sehr niedrig ist.

Die Diphthonge haben einen gleitenden Übergang vom ersten zum zweiten Bestandteil. Dasselbe ist auch bei Realisa-tion von «r» im Auslaut zu beobachten. Vgl. Sonagramm des Satzes /٭das

> ist ma en "'n ø

''haos// (Siehe Abb.18). Die Konsonanten „b, p, m, d, t, n, k, g, ŋ“ sind Ver-

schlusssprenglaute, bei denen das aktive Organ (Lippen, Vor-derzungenrücken und Hinterzungenrücken) mit entsprechenden Organen (Ränder der Oberzähne, Alveolen, Gaumen) einen Verschluss bildet (eine akustische Null im Spektrogramm) und dann wird dieser Verschluss durch den Luftdruck gelöst. Diese

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Lösung hat einen sprunghaften Anstieg der Energie in einem Frequenzbereich zur Folge. Das Verschlusslösungsgeräusch stimmhafter Verschlusslaute erreicht 10-20 ms Dauer. Danach folgt ein Übergang von ca 50 ms. Bei stimmlosen Konsonanten kann das mehr sein (etwa 40-50 ms). Die Aspiration ist da ent-scheidend (Siehe Abb. 21). Die Verschlussphasen der stimm-haften Konsonanten sind meist kürzer als die der stimmlosen. Die stimmlosen Konsonanten haben auch höhere Intensität.

Bei „l“ und „m, n, ŋ“ lässt sich der Verschluss durchs Senken der Zungenseite in den Lateral bzw. durchs Senken des Volumens lösen. Vgl. Sonagramme /'>a:bцnt/ und /'btцlt/. Der Verschluss wird langsamer gelöst als bei Verschlussspren-ge-lauten. Der Knacklaut wird durch einen vollständigen Ver-schluss der Stimmlippen gekennzeichnet, wobei die Stimmlip-penschwingung aussetzt. Das kann bis zu 100 ms dauern. Die Verschlusslösung geschieht durch den harten Einsatz der Stimmlippenschwingungen bereits am Anfang des Vokals (Sie-he Abb.21).

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Abb.21. Sonagramme von /'>a:bцnt/, /'btцlt/ und /faxʃaft/. Das deutsche „r“ ist manchmal entstimmt. Es hat eine of-

fene Phase und eine Verschlussphase. Bei der 1. Phase hat die Uvula die weiteste Auslenkung. Bei der 2. Phase ist die uvulare Passage maximum verkleinert und dämpft den Fonationsstrom kurz auf ein Minimum.

Die Engelaute „v, f, z, s, ∫, j, , x, h“ bilden sich

durch eine Enge. Zeitlich sind sie den Verschlusssprenglauten und Nasalen ähnlich. Es bildet sich bei den Engelauten eine Verengung des Mundraums, vorne oder hinten. Der Luftstrom geht hinaus. Die dabei entstehende Turbulenz ist die typische Schallquelle der Engelaute.

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Die Engelaute haben eine stochastische Schwärzung im oberen Frequenzbereich, d.h. mehr Intensität in höheren Fre-quenzbereichen oberhalb von 500 Hz. Am Sonagramm /´fax, ∫aft/ kann man „x“ leicht erkennen, oder beim „f“ ist das Ge-räusch gleichmäßig verteilt. Bei „∫“ ist die Intensität in mittle-ren und oberen Bereichen konzentriert. Der stimmhafte Enge-laut ist weniger intensiv, er wird entstimmt produziert. Geringe Intensität ist das einzige Erkennungsmerkmal.

Die Affrikaten haben einen kürzeren Engeteil als die En-gelaute. Im Sonagramm beobachtet man schräg nach unten ver-laufende des Energieschwerpunktes (Siehe Abb.21).

Selbstverständlich kann das hier beschriebene Sona-grammbild der einzelnen Segmente einer starken Flexibilität unterzogen werden, abhängig davon, wo und unter welchen phonetischen Bedingungen es realisiert wird. Wir haben die Vokalvarierung unter Berücksichtigung verschiedener Nach-barkonsonanten erforscht und sind zu recht unterschiedlichen Ergebnissen gekommen (Siehe Tabelle 2).

Die akustischen Ergebnisse bestätigen im Großen und Ganzen die Forschungsergebnisse der artikulatorischen Phone-tik, die alle Vokale in einem Drei- oder Viereck darzustellen glaubten. Das folgende Schema, die von uns zusammengefasst sind, zeigt die Richtigkeit der Angaben am Sprachmaterial des Deutschen. Hier sei das Schema aus unserem in der russischen Sprache veröffentlichten Artikel im Jahre 19907 mit dem des von K.Machelett und H.G.Tillmann angeführten Buches, zu vergleichen.

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Fn 2500 2000 1500 1000 100

i: 200

u: 400

y:

Y 600

e o: 1000

a a: a)

FII Akustik

hoch tief

i y u

y

Zungenhöhe e ø: o:

a

b) a: a

tief hoch

vorn Zungenposition hinten

Artikulation Schema 3. Tabellarischer Vergleich der Vokalangaben des Verfassers (a) mit de-

nen von K.Machelett und H.G.Tillmann (b)

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Im Jahre 1952 hat R.O.Jakobson zusammen mit G.M.Fant und M.Halle eine Arbeit veröffentlicht, in der sie die Widersprü-che, die seit Jahrhunderten ungelöst geblieben sind, und zwar die Widersprüche zwischen akustischen und artikulatorischen Be-schreibungsweisen, aufzuheben glaubten.8 Diese Widersprüche beziehen sich auf die sogenannten Sonanten, die sich eindeutig weder den Vokalen noch den Konsonanten zurechnen lassen. Diese Beschreibungsweise ist in die Wissenschaftsgeschichte als binäre oder dichotomische Klassifikation eingetreten, weil sie auf logischem Zweierleigrad beruht. Die Fachausdrücke sind haupt-sächlich akustisch, aber gleichzeitig kriegen diese Ausdrücke eine artikulatorische Benennung. Da die letzten Jahrhunderte von die-ser Methodik beherrscht sind, halten wir es für sinnvoll, die Klassifikation nach dieser Methodik hier kurz darzulegen.

Es werden insgesamt 12 Merkmale unterschieden: 9 So-normerkmale, 3 Tonmerkmale. Bei den ersten Merkmalen be-findet sich die Modulationsstelle im Mundraum, bei den letz-ten aber im Kehlkopf. Die Sonoritätsmerkmale sind:

1. Vokalisch / nichtvokalisch. Bei den vokalischen sieht man konsequente Glottisschläge, die dann durch den Sprech-trakt frei hinausströmen. Akustisch zeichnen sie sich durch das Vorhandensein / Nichtvorhandensein von deutlich erkennbaren Formantstrukturen aus. Selbstverständlich sind die Vokale vo-kalisch, andere Laute aber nichtvokalisch (Siehe Abb.22)

2. Konsonantisch / nichtkonsonantisch. Artikulatorisch zeichnen sie sich durch das Vorhandensein / Nichtvorhan-densein des Hindernisses im Sprechtrakt aus. Akustisch aber unterscheiden sie sich durch tiefere und höhere Frequenz-bereiche. Hier sind die Konsonanten konsonantisch, Vokale und Sonore nichtkonsonantisch (Siehe Abb.22)

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Abb. 22. Spektrogramme der deutschen Wörter:

/stottern, statt, Physik, Koffer, Oma, Sessel, Mechaniker/ 3. Dauernd / nichtdauernd. Die Nichtdauernden weisen

akustisch auf die Energiekonzentration hin, die hauptsächlich von den nachfolgenden Vokalen abhängig ist. Der Anfang des Glottischlags ist immer stimmlos. Bei den stimmhaften Ver-schlusslauten und Affrikaten beobachtet man einen Abstand zwischen Verschlusslösung und Vokalbeginn. Die Dauernden sind an den Formantstrukturen zu erkennen. Die stimmhaften Engelaute haben eine geringere Intensität und kürzere Dauer als die Stimmlosen. Artikulatorisch haben die Nichtdauernden ei-nen Verschluss, der dann schnell in die Enge übergeht. Bei den Dauernden aber ist eine Enge im Ansatzrohr zu beobachten. Die Dauernden haben einen weichen Einsatz, die Nichtdauern-den aber haben einen scharfen Absatz. „r“ hat einen dauernden Charakter und steht dem Linquiden „l“ als nichtdauerndem ge-genüber (Siehe Abb.22).

4. Glottalisiert / nichtglottalisiert. Die Glottalisierten haben einen scharfen Absatz, die Nichtglottalisierten aber sind durch einen allmählich gleitenden Absatz charakterisiert (Siehe Abb.23).

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Abb. 23. Spektrogramme der deutschen Wörter: /bliesen, Leutnant, Mathematik, Ozean, Duden, Opa/

5. Scharf / nicht scharf. Bei scharfen Lauten beobachtet

man im Spektrogramm eine geringere Unregelmäßigkeit in der Form der Schallwellen. Lippenzahnlaute und Hinterzungen-konsonanten sind scharf, Lippenlaute, interdentale und frika-tive Hinterzungenkonsonanten sind nicht scharf (Siehe Abb.23).

6. Gespannt / nicht gespannt. Die Gespannten sind län-ger und haben eine größere Energiekonzentration. Gespannte sind fortis, stimmlos. Die Nichtgespannten sind stimmhaft, haben geringere Energie(Siehe Abb.23).

7. Stimmhaft / stimmlos. Vorhandensein oder Fehlen der Klangquelle, Überlagerung des Obertons (Siehe Abb.23).

8. Kompakt / diffus. Vorhandensein / Fehlen einer kon-zentrierten Energie in der zentralen Zone des Spektrums. Offe-ne Vokale, Hinter- und Mittelzungenkonsonanten sind kom-pakt. Geschlossene Vokale, Vorderzungen- und Lippenkonso-nanten sind diffus (Siehe Abb.22-23).

9. Nasal / oral. Akustisch ist auf den Spektrogrammen der Nasallaute eine Verdichtung der Formantstrukturen zu se-hen, was artikulatorisch durch Einschließung des zusätzlichen Resonanzraums zu erklären ist. Außerdem entsteht schon im Moment des Verschlusses ein nasaler Beilaut, der sich in be-

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weglichen waagrechten Formantenstrukturen ausdrückt (Siehe Abb.22-23).

Die nächsten drei Merkmale nennt man Tonmerkmale, sie sind durch Ergänzungsquelle bedingt.

10. Hoch / tief=hell / dunkel. Bei den hohen Lauten lie-gen F1 und FII aneinander. Wenn F1 und FII aneinanderliegen, so heißen diese Laute tief, anders gesagt, bei den hellen kon-zentriert sich die Energie auf den hohen Frequenz-bereichen, bei den dunklen aber auf den tiefen Frequenz-bereichen. Arti-kulatorisch ist das durch die hohe Aufwölbung oder flache La-ge des Zungenrückens im Mundraum zu verdeutlichen. Im All-gemeinen sind die Hinterzungen- und Lippenlaute dunkel (pe-ripher), die Vorder- und Mittelzungen-laute sind hell (medial) (Siehe Abb. 22-23).

11. Einfach / bemol. Wenn die Formantenstrukturen ge-senkt sind, so sind solche Laute bemol, z.B. laterale und labiale Laute. Im umgekehrten Fall haben wir mit einem einfachen Laut zu tun. Artikulatorisch heißt das, dass es bei den einfachen an Palatalisierung, Velarisierung, Pharingalisierung, Labialisie-rung, Retroflexion fehlt (Siehe Abb.22-23).

12. Einfach / dies. Dieses Merkmal ist dem F1 entgegen-gesetzt, so dass auf den Frequenzbereichen von F1 und F11 eine Erhöhung zu beobachten ist. Z.B. russische weiche Konsonan-ten, bei deren Aussprache eine starke Erhöhung der F11 und der oberen F-Strukturen als Ergebnis der starken Aufwölbung des Mittelzungenrückens zum harten Gaumen zu bezeichnen ist (Siehe Abb. 22-23).

Aufgrund dieser 12 Merkmale baut man eine Tabelle, wobei das anwesende Merkmal durch plus (+), das abwesende durch minus (-) oder durch Null (0), falls die Opposition nicht aufgeklärt ist, zu bezeichnen ist.9 Danach aber bestimmt man ein Phonem als Bündel von Differenzmerkmalen, was

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N.S.Trubetzkoy als Phonemgehalt definiert hatte. Die Bina-risten behaupten, diese 12 Merkmale seien für die phonologi-sche Beschreibung einer beliebigen Sprache notwendig und ausreichend. Die Gründer lassen zu, dass nicht alle Sprachen unbedingt all diese Merkmale aufweisen müssen, aber aus die-ser Liste könne man solche wählen, die für jede beliebige Sprache Gültigkeit hätten.

Außerdem stimmt diese Theorie mit der überein, die R.O. Jakobson in 40-er Jahren in Bezug auf die Kindersprache entwickelt hatte, nämlich dass sich in diesem universellen phonologischen Muster /p/ und /a/ optimal unterscheiden. Durch die Einführung von /t/, /u/, /i/ und /k/ kriegt man ein Dreieck, indem nach R.O.Jakobson die Phoneme angebracht sind, die in der Kindheit zuerst erworben werden, bei aphasi-schen Verletzungen aber zuletzt verlorengehen.

a

kompakt u i k p t dunkel hell

diffus Es gibt hier viele Streitfragen. Erstens sind hier über-

haupt Phoneme im Allgemeinen angegeben. Außerdem ist in einer Sprache auf der Phonemebene viel wichtiger, wodurch

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die Phoneme sich voneinander unterscheiden, als welche Ge-meinsamkeiten sie haben. Man kann noch hinzufügen, dass diese Merkmale relativ behandelt werden müssen, denn /e/ ist in Bezug auf /a/ diffus, aber auf /i/ kompakt. Die Merkmale sind in der Realität nicht als Fragebogen gegeben. Und wie die Fragen zusamengestellt sind, interessiert den Sprechenden nicht.10

Zur Entwicklung der akustischen Phonetik. Der fran-zösische Dialektologe Abbe Rousselot11 hat um die Jahrhun-dertwende in Paris ein experimentell-phonetisches Labora-torium eingerichtet, wo er sein Buch „Principes de fonetique experimentale“ (in zwei Teilen – 1907, 1908) schrieb. Die Ki-mogramme von M.Grammont und seinen Kollegen dienten zur Demonstration der Laute. Aber es hat sich herausgestellt, dass es sogenannte Stellungslaute und zwischen ihnen Übergänge (Anglitt und Abglitt) gibt.12

Durch seine experimentell-phonetischen Arbeiten hat E.W.Scripture festgestellt, das es keine klaren Lautsegmente gibt, deswegen ersetzte er den Begriff des Lautsegments 13 durch die Sprachkurven.

G.Panconcelli-Calzia erklärte die Lautsegmente für eine Fiktion. Für eine Fiktion hielt er auch die Silbe. H.G.Tillmann betont, dass das Gesprochene durch alphabetische Zeichen wiederzugeben ist.14 Und das scheint ein ernst zu nehmendes Problem zu sein und bedarf keiner weiteren Erklärung.

Der Experimentalpsychologe P.Menzerath hat in seinem gemeinsam mit A. de Lacerda herausgegebenen Buch „Koarti-kulation, Steuerung und Lautabgrenzung“ (1933) vor-geschlagen: da das Artikulationsverhalten keine klaren Seg-mentgrenzen aufweist, lassen sich die Laute akustisch vonein-ander nicht abgrenzen.15

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Die entwickelte Elektronik stellte den Phonetikern neue Analysemethoden und -mittel zur Verfügung. Die ameri-kanische Bell-Telefongesellschaft entwickelte ein Gerät, das die experimentelle Phonetik einen wichtigen Schritt in die Zu-kunft machen ließ. Es machte die Laute graphisch sichtbar, als Sonagramme, die auch „visible speech“ bezeichnet werden. Auf Sonagrammen ist die Zeit von links nach rechts zu lesen und man sieht, dass die Segmente akustisch klar aufeinander folgen. Durch Sonagramme können wir die Laute genauer stu-dieren.

F.S.Cooper leitete das Haskins Laboratory in New York und zuletzt in New Haven, wo Forschungen von F.S.Cooper und P.Delattre zur neuen Strategie „Analyse durch Synthese“ durchgeführt werden.

Hier ist ein Gerät rekonstruiert, das selbstgezeichnete Sonagramme in Sprachschall „rückverwandeln“ kann. Mit dem sog. „pattern play-back“ -Verfahren können wir seit den 50-er Jahren die akustische Struktur der Sprachlaute sehr gezielt un-tersuchen. Das akustische Signal zeigt eine koartikulierte und gesteuerte Struktur (Synkinese bei P.Menzerath). Im Unter-schied zu P.Menzerath darf das akustische Sprachsignal nicht aus einfach aneinandergereihten Segmenten bestehen, sondern muss, wenn wir regulären Sprachschall hören wollen, eben diese sehr komplizierte Struktur von koartikulierten und steu-ernden Komponenten aufweisen.

Einen wesentlichen Beitrag zur akustischen Phonetik lie-ferten die Forschungen von J.L.Flanagan, G.Ungeheuer, K.Kohler16, H.G.Tillmann und anderen.

Von besonderer Bedeutung sind natürlich die Arbeiten von R.O.Jakobson, G.Fant und M.Halle, obwohl sie einen all-gemeinen Charakter haben. Sie haben einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der akustischen Phonetik ausgeübt.

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4. DIE PHONETIK DES HÖRENDEN (Perzeptive Phonetik)

Die perzeptive Phonetik könnte man auch die Phonetik

des Hörenden nennen, weil sie die Wahrnehmungsmöglich-keiten des Empfängers, d.h. des Gesprächspartners des Spre-chenden erforscht. Zur Hauptaufgabe der perzeptiven Phonetik gehört die Untersuchung des Hörmechanismus des Menschen, anders gesagt, die Untersuchung dessen, wie der Mensch die auf ihn gerichtete Information dekodiert, wie er das Äquivalent des Mitgeteilten in seinem Gehirn findet und warum er ver-schiedene Realisierungsvarianten einer sprachlichen Einheit i-dentifiziert. Diese Untersuchungen haben einen wesentlichen Beitrag zur Phonemtheorie geliefert. Gleichsetzen des Abge-hörten mit der Urform geschieht in normaler sprachlicher Kommunikation automatisch, das heißt, dass die von Kindheit an erworbenen Sprachkenntnisse den Mitgliedern einer gege-benen Sprachgemeinschaft die übermittelte Information als sol-che wahrzunehmen gestatten.

Die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte auf dem Gebiet der perzeptiven Phonetik haben nachgewiesen, dass der Mensch für die Identifikation viel mehr Zeitdauer braucht als das in einem Laut aufgegeben ist. Jedenfalls haben wir uns fest davon überzeugt, dass unsere Perzepienten aufgrund der vorge-legten Formantwerte Angaben einzelner Phoneme nicht ein-deutig identifizieren. Sobald aber die Frequenzbereiche durch die Erweiterung der Übergangsgebiete erweitert wurden, hat

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sich die Identifikation erheblich verbessert.1 Das Hören ist eine Vorstufe im Wahrnehmungsvorgang.

Sehr oft beobachtete ich bei den Russen Folgendes. Ich sprach das Wort /gül/ (Blume) aus, meine russischen Kollegen ver-suchten es nachzusprechen, aber palatalisierten den anlauten-den Kosonanten sehr stark: /g'ül/. Der Grund ist, dass sie einen labialen Vokal der vorderen Reihe als selbständiges Phonem nicht kennen und das Merkmal des aserbaidschanischen /y/-Phonems auf den vorangehenden Konsonanten übertragen, wie das ihre eigene Sprache von ihnen verlangt. Daraus ergibt sich, dass das Erkennen sich auf höherem Niveau befindet als das Hören. Die Identifikation setzt zuerst eine Unterscheidung vor-aus, danach findet erst ein Vergleich statt.

„Zweifellos gebrauchen wir im Sprechen Formen von Wörtern, die wir nie gehört haben, bilden Wörter, die von keinen Wörterbüchern vorgesehen sind und die Hauptsache be-steht meiner Meinung nach zweifellos darin, dass wir die Wör-ter ungeachtet bestimmter Anordnungsprinzipien verbin-den, oft auf unerwartete Weise, jedenfalls gebrauchen wir nicht nur das Gehörte, sondern bilden auch neue Kombina-tionen. Eini-ge naive Experimente mit ausgedachten Wörtern überzeugen uns von der Richtigkeit des Gesagten mit voller Zuverlässig-keit. Dasselbe gilt für das Verstehen und das ist soweit offen-sichtlich, dass es keine Nachweise verlangt: wir lesen immer wieder uns unbekannte Dinge; oft erreichen wir das Verständ-nis eines schweren Textes mit bedeutenden Anstregungen, durch dieses oder jenes Verfahren.“2

Früher stützten sich die Phonetiker auf ihre eigenen Hör-eindrücke, und man kann sich an der recht großen Bega-bung der Klassiker begeistern, wie sie manchmal fast unhörbare Nu-ancen durch einfaches Hören erfasst haben.3 Der naive Mutter-

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sprachler aber macht alles automatisch, er wählt das notwendi-ge Äquivalent des Gesprochenen, sein Hör-mechanismus orien-tiert sich an den Systemverhältnissen. Seine Sprache nimmt de-ren perzeptive Regelmäßigkeiten wahr und überträgt beim Er-lernen einer Fremdsprache seinen mutter-sprachlichen Etalon auf die zu erlernende Sprache, wodurch eigentlich die Inter-ferenzfehler hervorgerufen werden.

Die gegenwärtige Phonetik stellt diese Hörbesonderheiten ins Zentrum ihrer Forschungen, die durch die Verwendung der neuen elektronischen Messgeräte zu gewinnen sind.

Der Sprechende beabsichtigt, den Gesprächspartner durch seine Aussagen direkt anzutreffen. Der Hörende aber ist seinerseits daran interessiert, alles zu verstehen, was ihm ge-sagt wird, in der Mehrheit sogar inhaltlich. Die Frage aber, wie und durch welche Mittel die Aussage übermittelt und wahrge-nommen wird, ist für beide Sprechaktteilnehmer fast bedeu-tungslos. Das ist die Sache der Großen Phonetik, wenn man sich auf die Tillmannische Weise äußern will.4 Die Mutter-sprachler sind also große Gelehrte, weil sie das, was der Sprachforscher durch bestimmte Methoden und Analysen macht, schnell und einwandfrei machen. Den komplizierten Kommunikationsprozess haben wir im Jahre 1989 durch ein Schema verdeutlicht, welches wir hier wiederholt anführen wollten, weil es die inneren Zusammenhänge in diesem sprachlichen Vorgang gut widerspiegelt.

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Schema 4. Das Bild des Kommunikationsvorgangs5

Kodierung Dekodierung

Hörer

Sprecher Produktion der Seg-ment- und Supraseg-ment Einheiten: Pho-neme, Töne, Mor-pheme, Lexeme u.a. dynamischer und temporaler Verhält-nisse

Sprechzone, inkl. Geräusche

Wahrnehmung von denselben Einheiten und Verhältnissen aufgrund der Erschlie-ßungsregeln

Kanal für die Übermittelung der Informa-

tion

Analyse Synthese

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In der realen zwischenmenschlichen Kommunikation wechseln sich die Sprechaktteilnehmer sehr intensiv ab, weil die Kommunikation in Form von Dialogen abläuft, wo der Sprecher bald zum Hörer wird und umgekehrt. Das wichtigste hier ist , dass sie beide über ein und dasselbe Sprachsystem und die gleiche Artikulationsbasis verfügen.

Das Ohr von sowohl Sprechenden als auch Hörenden ist an die Muttersprache angepasst, und die Kategorisierung von Ähnlichkeiten und Unterschieden läuft bei ihnen automatisch, und eine beliebige Schwankung führt zu Abweichungen von der normgerechten Kommunikation. Der kommunikativen Tä-tigkeit liegt das systembedingte Funktionieren der Sprache zugrunde.

Die Wahrnehmung ist durch den Reaktionsakt des Hö-renden (unterschiedlich bei verschiedenen Altersstufen, indivi-duellen Hörmöglichkeiten, Schwerhörigen, auditiv Behin-derten usw), durch innersprachliche Struktur der Aussage (Ausdruckskontext usw) und durch außersprachliche Tatsachen bedingt.

Junge Menschen haben eine viel schärfere Hörmög-lichkeit als alte Leute. Die einzelnen Sprechakte können neben relevanten auch redundante Ausdrucksmittel haben, die zur Wahrnehmung gewissermaßen beitragen. Die innersprachliche Struktur der deutschen Wörter unterscheidet sich von der des Aserbaidshanischen oder des Russischen. Deswegen können die Aserbaidshaner oder die Russen die deutschen Wörter nicht richtig realisieren. Z.B. die Russen hören anstatt des deutschen Hauchlautes /h/ ihren Hinterzungenkonsonanten /x/. Oder die Aserbaidshaner hören in der Phonemsequenz /mpfst, Rpst, Rnst/ in den Wörtern /'kmpfst, 'hRpst, 'Rnst/ einen vokal-artigen Laut, den wir hier Vokaloid nennen können. Vgl: /'kmpfst, 'hRpst, 'Rnst/. Zu den außersprachlichen Fak-toren können Inhaltskontext, lexikalische und grammatische Strukturen, Gesprächsablauf und –situation gezählt werden.

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Von nicht minderer Bedeutung ist für die Wahrnehmung die Redundanz. Z.B. um zu vermeiden, dass das Gesagte falsch verstanden wird, sagen die Deutschen öfters /tsvo:/ anstatt des hochsprachlichen /tsvae/, denn da besteht eine große Gefahr, sich mit /drae/ gemischt zu werden.

Um unterschiedlich verstanden zu werden, müssen die Äußerungen, einschließlich der Segmenteinheiten artikulato-risch-akustisch unterschiedlich sein. Die deutschen Wörter /'ta:t/ und /'tat/ enthalten quantitativ unterschiedliche Vokale, so dass diese Länge hinreichend ist, diese zwei Wörter vonein-ander zu unterscheiden. Aber nie darf das Risiko der Übertrei-bung außer Acht gelassen werden. Das bedeutet, dass nicht immer und nicht überall die artikulatorisch-akustischen Unter-schiede funktionell als Unterschiede wahrgenommen werden. Im Aserbaidshanischen haben wir z.B. ein hartes [ l ] und ein weiches [ l' ]. Vgl. /lal/ (stumm), /l'æl'/ (golden). Aber sie werden nie als zwei verschiedene Sprachwerte wahrgenommen. Ihre Verschiedenheit ist durch die Klangfarbe von nachfol-genden Vokalen bedingt. N.S.Trubetzkoy ging von einem Sieb aus, welches der Muttersprachler beim Erlernen einer fremden Sprache als Filter benutzt.6 In diesem Sieb bleiben, N.S. Trubetzkoy zufolge, die Systemverhältnisse haften, die der Muttersprache fremd sind, die quasi gleichen oder ähnlichen gelangen durch. Man kann wahrscheinlich sagen, im Gehirn des Hörenden seien fertige Etalone, mit denen die vernomme-nen Redeabschnitte zusammenfallen und aufgrund dieses Zusammenfallens eine Identifikation geschieht.7

In der perzeptiven Phonetik ist die Frage über die Wahr-nehmungseinheit eine der strittigsten. Die eine Theorie beruht auf den sinnlosen Lautkombinationen. Die Artikulationstabelle in der Telefonie spricht für die Annehmbarkeit dieser Theorie.

R.Jakobson und seine Kollegen glaubten die Grundlage

der Wahrnehmung auf die von ihnen verarbeiteten 12 Diffe-

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renzmerkmale zu reduzieren.8 Wie schon oben erwähnt wurde, können die Hörer ihre

Wahl nach den akustischen Merkmalen der Stationärgebiete nicht entscheiden. Hier aber geht es um die noch kleineren Ein-heiten, was sehr zu bezweifeln ist.

L.V.Bondarko ist der Meinung, der Perzeption liege ei-ne viel größere Einheit als das Phonem zugrunde, phonetisch könnte das die Silbe sein.9 H.G.Tillmann zufolge aber liege der Identifikation ein Wort zugrunde.10

Die Bernstein-Theorie geht von der wörtlichen Identifika-tion aus, das heißt, dass die materielle Beschaffenheit der sprachlichen Einheiten für die Wahrnehmung entscheidend ist.

Für die Analyse der auditiven Besonderheiten benutzt man sowohl die Sprachträger wie auch die Fachleute. Die erste-ren benehmen sich wie naive Sprachträger, die zweiteren aber stützen sich auf ihre fachwissenschaftlichen Erfahrungen, in-dem sie das Gehörte bis auf die Details eingehend analysieren können. Die Zahl der Versuchspersonen muss durch statistisch-mathematische Methoden bestimmt werden. Heute ist hier durch den Computer viel vorangeschritten. Der naive Sprach-träger verlässt sich in der Praxis auf sein eigenes Gehör. Des-wegen soll hier über das Gehörorgan - das Ohr - ein kurzer Ü-berblick gegeben werden (Siehe Abb.24).

Das Ohr, der Höranalysator oder Hörapparat, besteht aus 3 Teilen:

1. Innenohr 2. Mittelohr 3. Außenohr

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Abb. 24. Das Gehörorgan des Menschen – das Ohr I. Außenohr II. Mittelohr III. Innenohr

Das Außenohr empfängt die Schallwellen aus der Au-

ßenwelt und überträgt sie durch den Hörkorridor mittels der Gehörknöchelchen ins ovale Fenster, indem er den Luftdruck verstärkt und den Lauthammer in Bewegung versetzt. Das Ohr verwandelt die Schallwellen in Nervenimpulse, weil die Lautwelle in unterschiedlicher Frequenz und Amplitude das In-nenohr nicht passieren kann. Die 50-60 Mal verstärkten Schwingungen werden an die Hauptmembran übermittelt, und die auf diese Weise in Bewegung versetzten Hörnerven über-geben die Signale in die Hauptnerven. Die Schallwellen von 6 (untere Hörgrenze) bis 20 000 Hz (obere Hörgrenze des Men-schen) werden von der Ohrmuschel aufgefangen und auf das Trommelfell geleitet. Das Trommelfell wandelt sie in mechani-sche Schwingungen um, und diese wiederum werden von den Hörknöcheln (Hammer, Amboß und Steigbügel) über die Pau-kenhöhle hinweg ins Innenohr geleitet. Die Hörknöchel ver-stärken oder verkleinern die Schwingungsamplitude. Die Pau-

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kenhöhle ist über die Euchstachische Röhre mit der Rachen-höhle verbunden. Die euchstachische Röhre gleicht langsam die Luftveränderungen aus, stellt aber für die schnellen Luft-druckschwankungen der Schallschwingungen einen unendlich großen Widerstand dar, so dass die Energie dieser Schwingun-gen vom Trommelfell aufgenommen werden kann. Ist die Röh-re durch Schwellung der Schleimhäute verschlossen, so ent-steht Schwerhörigkeit.

Das mit Lymphflüsigkeit gefüllte Innenohr wandelt die mechanischen Schwingungen in Flüssigkeitsschwingungen um. Sie folgen den Gesetzen der Hydrodynamik. Außerdem zerlegt das Innenohr den Schall in seine spektralen Bestandtei-le, es bilden sich korrespondierende Wirbel aus, durch deren Wirken die Flüssigkeit der Basilarmembran in Schwingung versetzt wird. Jede Stelle der Basilarmembran wird bei der be-stimmten Frequenz aktiviert. Die rückläufigen Fasern liefern die auf beide Ohren wirkenden Impulse weiter, und zur glei-chen Zeit werden die Impulse unterdrückt. Das gewährleistet die Kommunikation trotz erheblichen Störlärms.

Nach H. von Helmholz ist jede Membran in einer be-stimmten Frequenzhöhle bestimmt. Sie spiegelt die Frequenzen wie ein Resonator wieder. Die Membran liegt bei alten Leuten bei 1500 Hz, bei Kindern um 22 000 Hz. Jeder Laut, um ge-hört zu werden, hat seine eigene Stärke: das Wahrnehmungs-skala liegt zwischen 0, 0000000001 Erg cm2 bis 10, 0000 Erg cm2. Unser Ohr empfängt Laute mit Tonhöhen von 1000 bis 3000 Hz. Die Tonhöhe ist also für die Wahrnehmung des Lau-tes entscheidend. Die zweitwichtige Komponente ist hier die Tonstärke, gemessen in Fon oder Dezibell (so zu Ehren von G.Bell).

Unser Empfänger (Ohr) hört das, was für das Verstehen relevant ist. Beim Überschreiten der Hörgrenze wirkt das Hören störend. Die Laute werden undeutlich, und die Kommunkition wird erschwert oder verunmöglicht.

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Faktisch geht eine Menge von physikalisch, gehörpsy-chologisch hörbaren Phänomenen an den Ohren vorbei, weil sie für die Wahrnehmung irrelevant sind. Das bedeutet, dass für die reale Aufnahmekapazität nur ein kleiner Teil der in Äu-ßerungen vom Gesprächspartner enthaltenen Informationen ausschlaggebend ist. Da wirken auch andere Geräusche störend. Daraus ergibt sich, dass die gesendete Information mit der Empfangenen nicht identisch ist.

Die wichtigste Schwierigkeit entsteht beim Erlernen einer Fremdsprache. Wir hören da nicht alles, was für die eindeutige Perzeption erforderlich ist. Unser Gehirn vermag 1 % der über-führten Information auszunutzen, die maximale Überführungs-geschwindigkeit beträgt 10 % pro Sekunde.11

H.H.Wängler drückt das Verhältnis der Lautstärke zum Hören wie folgt aus (in d B).

1:1 0-untere Hörgrenze 10:1 10-Flüstern aus 10 Meter, Lautge-

räusch mit Wind 100:1 20-Geräusch aus 1 Meter Entfernung 1000:1 30-Städte ohne Verkehr 10000:1 40-Maschinenbrüllen aus 10 Meter

weite 100000:1 50-Radiostimme im Zimmer 1000000:1 60-Geräusch mit Partner aus 1 Meter

weite 10000000:1 70-Kräftiger Stadtverkehr 100000000:1 80-Sehr kräftiger Stadtverkehr 1000000000:1 90-Geräusch der Klimaanlage aus drei

Meter 10000000000:1 100-Hammergeräusch aus 10 Meter

Entfernung 100000000000:1 110-Flugzeuggeräusch aus 10 Meter

Entfernung

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1000000000000:1 120-Geräusch des Hammers aus 30 cm Entfernung

10000000000000:1 130-Letzte Hörschwelle Wenn in einer Gesellschaft mehrere Menschen gleichzei-

tig sprechen, so wählen wir das aus, was wir hören wollen, das andere läuft an unseren Ohren vorbei.

Die Untersuchungen der perzeptiven Eigenschaften zei-gen, dass die Identifizierung und Unterscheidung durch die Kategorisierung, die Zuordnung des Sinneindrucks zu einer Klasse der Kategorie geht, mit der der Hörer vertraut ist.12

Die Annahme, dass es im Gehirn des Menschen be-stimmte Variationsfelder gibt, wo einzelne Kategorien oder Muster ihre Stellen finden, ist heute sehr aktuell. Jede sprachli-che Einheit sollte dann auf diesen Feldern ihre eigenen Zonen, die sich in Ähnlichkeits – und Identifikationszonen teilen13, haben, wo sich die entsprechenden Phonemvarianten wieder-spiegeln.

Das Variationsfeld betrachtet man als Ganzes, das in kleinere Teilfelder aufgeteilt wird, die den Phonemvarianten entsprechen. Vgl. die nach G.Lindner angeführte Abbildung.

ü i

a ö e

Abb. 25. Einordnung der synthetischen Vokale in die Perzeptionsfelder

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Die aserbaidshanische Sprache verfügt über 9 Vokale, dementsprechend müsste die Zahl der Phonemfelder in dieser Sprache 9 sein.

Beim Erlernen einer Fremdsprache hören die Mutter-sprachler die Laute dieser Sprache wie ihre eigenen, können aber an der Unterscheidung der Merkmale der zu hörenden Sprache nicht festhalten, d.h. die Grenzen in der Hörzone des Empfängers fallen mit denen seiner Muttersprache nicht zu-sammen.

Dadurch entstehen die Aussprachefehler, die durch inten-sive und bewusste Automatisierung und Vergleichsübungen zu vermeiden sind. Man unterscheidet die Übereinstimmung und Unterscheidungsfelder14. Beim Hören einer Fremdsprache wer-den die fremden Spracheinheiten entweder als ähnliche oder als identische Laute der Muttersprache empfangen. In beiden Fäl-len beobachten wir Aussprachefehler. Man muss sich nicht nur die einzelnen Phonemrealisationen aneignen, sondern auch die durch die Nachbarschaft und Position hervorgerufenen Merk-male berücksichtigen, denn die Umgebung der Phoneme ent-hält für die Perzeption sehr wichtige Informationen, ohne die eine fehlerfreie Aussprache nicht möglich ist.

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5. DIE FUNKTIONELLE PHONETIK (Phonologie)

Um zu verstehen, was Phonologie eigentlich ist, müs-

sen wir uns mit unserem Sprechen näher beschäftigen. Denn gerade im Sprechakt tauchen dutzende Laute auf, die sich untereinander unterscheiden. Aber trotzdem hat die Ortho-graphie diese Laute so klassifiziert, dass unterschiedlich klingende Segmente in einem Zeichen, heute sagt man „Gra-phem“, zusammengefasst sind. Es bestand schon am Anfang des Schrifttums ein Bestreben, ganz unterschiedlich geschrie-bene Schriftzeichen unter einem Ganzen zusammenzufassen „(mit den geschriebenen Realisierungen eines einzigen graphischen Zeichens) die zahllosen verschiedenen Realis-ierungen eines einzigen gesprochenen Elements darzustellen“.1

Die Sprachwissenschaft des XIX. Jahrhunderts stellte die Frage, wie der Text gebildet wird, in den Mittelpunkt ihrer Un-tersuchungen. Man versuchte sich alles Mögliche und Unmög-liche auszudenken, um sich klarzumachen, wie und aufgrund welcher grundsätzlichen Regeln der Text konstruiert wird. Dar-aus entwickelte sich eine Syntaxtheorie, die ausführlich be-schrieb, wie die Sätze als Bauelement des Textes gebildet wer-den. Dabei gaben die Junggrammatiker bekannt, dass die ge-schichtliche Betrachtungsweise des Gegenstandes der Sprach-wissenschaft die einzig mögliche ist. Auf dieser Grundlage ent-falteten sich Ethymologie und Sprachgeschichte, indem die einzelnen Zeitabschnitte in der Sprachgeschichte nur durch die Lautgesetze erklärt werden könnten. Die Analogie war hier ein entscheidendes Analyseverfahren. Die substan-tiellen Zusam-menhänge ließen sich nur auf der Lautebene herausfinden. Die

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abstrakten Kostruierungsbeziehungen unterlagen keiner unmit-telbaren Beobachtung. Man konnte nur Lautwechsel und ein-zelne Formen beobachten, deren Aus-drucksmittel selbst die materiell in Lauten ausgedrückten physikalischen Eigenschaf-ten sind.

Zur gleichen Zeit kann man die wertvollen junggram-matischen Ideen aus der Geschichte der neueren Sprachwissen-schaft nicht völlig ausschließen. Im Gegenteil, sie sind unmit-telbare Antriebskräfte der Neuorientierung der Wissenschaft über die Sprache. Ihr Verdienst besteht unseres Erachtens darin, dass sie reale Sprechakte und ihre Ergebnisse aktiv und intensiv einer Analyse unterzogen haben. Jedenfalls nimmt die neuere Wissenschaft ihren Anfang in der junggrammatischen Schule, wo die Bahnbrecher der gegenwärtigen Linguistik studiert hat-ten: Georg von der Gabelenz, E.Sievers, H.Paul, I.A.Baudouin de Courtenay, F.de Saussure, L.Bloomfield und mehrere andere, deren Namen hier wegen Platzmangel nicht genannt werden können, sind an der Neuorientierung der Sprachwissenschaft „schuldig“.

Im Streitkampf um das Primat in der Phonemtheorie wer-den bald I.A.Baudouin de Courtenay, bald F.de Saussure, bald N.Kruschewski erwähnt.2 Aber in den 70-er Jahren wird ein-deutig auf die Herkunft des Terminus „Phonem“ hingewiesen. Das ist das deutsche Wort „Sprachlaut“, welches E.Sievers in seinem ersten Buch über die Phonetik sehr deutlich definiert hat.3 Dass das Phonem die adäquate Übersetzung des deut-schen Sprachlautes ist, schreiben viele europäische Sprach-forscher. Andererseits stützen sie sich in ihren phonologischen Überlegungen auf R.Jakobsons Arbeit über die Kasaner Schu-le.4 Dadurch werden viele Fragen der geschichtlichen Wahrheit verwirrt, im Grunde genommen auf den Kopf gestellt.

Das deutsche Wort „Sprachlaut“ liegt dem Terminus Phonem zugrunde. Und wie hat man den Sprachlaut in der deutschen Sprachwissenschaft gebraucht? Um diese Frage zu

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beantworten, nehmen wir das folgende Zitat aus dem bahnbre-chenden Werk von E.Sievers: „Mit der angedeuteten Reduktion der Sprachlaute auf ein übersehbares Minimum von Typen sind indessen die Schwierigkeiten nicht erschöpft, welche sich der Aufstellung eines Sprachlautsystems hemmend in den Weg stellen, wenn man darunter eine Anordnung versteht, in der jedem Typus oder Sprachlaut ein für allemal seine festere Stelle angewiesen ist.“ 5

Der Begriff „Phonem“ ist in die Sprachwissenschaft von I.A.Baudouin de Courtenay im Jahre 1870 eingeführt worden. Damit kündigte er in der Sprachforschung eine neue Ära an, die mit der der Gliederung des Redestroms zusammenhängt. Er schaffte das, was die Junggrammatiker nicht lösen konnten. Ihm zufolge bestehe die Aufgabe der Sprachwissenschaft in der Auseinandersetzung mit den Fragen, wie die Sprache funktio-niere, worin der Mechanismus des Sprechens und Hörens be-stehe. Mit ihm begann eine neue Etappe, die Etappe der Analy-se, die fähig sein sollte, die Kriterien der Zerlegung des Ge-sprochenen in die Teilkomponenten herauszufinden. In diesem Zusammenhang sprach er von zweierlei Gliederung: Artikulati-ons- und Hörgliederung, und syntaktisch-morphologische. Nicht die bedeutungsunterscheidende Fähigkeit des zerlegten Elements war anfänglich wichtig, sondern das Herausfinden des Gliederungsmechanismus und die Benennung jedes Ele-ments in der komplizierten Gliederungsanalyse. Er machte das am russischen Sprichwort /sto napisana perom, / tavo nevyru-bis taparom// deutlich. Um das Endelement der Segmentation durch einen annehmbaren Begriff zu nennen, suchte er neue Fachausdrücke: Er war sich darüber im Klaren, dass das Wort „Laut“ hier nicht passt, deswegen kam er auf die Idee, dieses Endelement Phonem zu nennen. Aber den Widerspruch verstand er auf Anhieb. Denn auf der 2. Gliederungsebene, wo das Gesprochene sich in die bedeutungstragenden Einheiten zerlegte, und dementsprechend die Rede von Sätzen, Wort-

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verbindungen, Wörtern, Morphemen war, gab es kein fachli-ches Ausdrucksäquivalent für Laute der 1.Gliederung. Anderer-seits gliederte er das gegebene Beispiel auf der 1. Gliederungs-ebene: in die Phrasen, Syntagmen, Silben und Laute. Es lässt sich leicht sehen, dass der Begriff für ihn nur in dem Sinne von Bedeutung war, weil er für verschiedene Laute in diesem Satz einen zusammenfassenden Fachausdruck finden wollte. I.A. Baudouin de Courtenay kam zur bedeutungsunterscheidenden Funktion des Phonems viel später, als er im Jahre 1871 einen Vortrag hielt, wo er mit deutschen Beispielen /Mutter-Mütter/ auf die grammatische Funktion hinweisend diese Laute als Phoneme bezeichnete.

Das Bedürfnis, die Endsegmente der Gliederung ein-deutig zu bezeichnen, war von Anfang an die Antriebskraft der Phonologie. L.V.Schtscherba, ein Nachfolger von I.A.Baudo-uin de Courtenay, bekannte sich zur Tiefe dieser Idee und ent-wickelte in seiner Magisterdissertation die linguistischen Grundlagen des Phonems, seiner Aussonderung aus dem Re-destrom. Aus der Gegenüberstellung von Wortformen der rus-sischen /vda/ (Wasser) und /vódu/ (Akk. des Wassers) kam er zu dem für die gegenwärtige Phonologie wichtigen Gedanken, dass /a/ im 1.Fall und /u/ im zweiten sich durch die morpholo-gische Grenze aussondern lassen, dadurch, dass /a/ das Sub-jekt und /u/ das Objekt ausdrückt. Sie sind mit der Bedeutung insofern verbunden, als sie als Morpheme auftreten. Darin be-steht das morphemische Prinzip der Phonemtheorie von Bau-douin-Schtscherba-Zinder.6

Diese Idee wurde später von L.R.Zinder unter dem be-sonderen Gesichtspunkt der Theorie über die Autonomie der lautlichen Seite der Sprache entwickelt. Ihm zufolge gewinnen die ausgesonderten Laute durch ihre Verbindung mit dem Mor-phem eine Autonomie und benehmen sich wie selbständige Spracheinheiten. Deswegen sagen die Vertreter dieser Theorie, Phoneme seien mit der Bedeutung potentiell verbunden, ir-

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gendwo im System der Sprache können sie an Bedeutung ge-bunden sein. Aber die Phoneme setzen sich an und für sich keineswegs aus der Bedeutung der die phonetische Hülle dieses Wortes bildenden Laute zusammen. Wir wollen das alles an deutschen Beispielen verdeutlichen: 1. Nehmen wir die Endung der Verben in der III. Person Singular im Präsens: /ta:k|t/ von „tagen“, /fra:k|t/ von „fragen“, /pak|t/ von „packen“ usw. 2. Nehmen wir jetzt die Wörter /takt/, /nakt/, /pakt/ usw. Eine strukturelle Analyse zeigt, dass die Wörter in der 1. Reihe aus zwei bedeutungstragenden Elementen bestehen, im Gegensatz dazu sind die Wörter in der zweiten Reihe strukturell amorph.

Eine akustisch-artikulatorische Analyse der Wörter in beiden Reihen hat zur Folge, dass sie in den Endsegmenten fast gleich sind: in allen Fällen ist dieses Segment ein stimmlo-ser Verschlusssprengelaut, und zwar ist dieser Vorderzungen-laut mit Aspiration realisiert worden, obwohl nach der gegen-wärtigen akustischen Phonetik unter ihnen bestimmte Unter-schiede zu beobachten sind, da ein Laut nicht zweimal absolut identisch sein kann. In der ersten Reihe lässt sich das Segment „t“ durch die morphologische Grenze aussondern. In der zwei-ten Reihe ist aber eine solche Zerlegung unmöglich. Das wich-tigste ist im ersten Fall die Verbindung des Endsegments mit dem Morphem. Auf diese Weise ausgesonderte Segmente ge-winnen einen selbständigen Status, und es bewahrt diese Selb-ständigkeit auch in den Fällen, in denen sie nicht ausgesondert werden können. Andererseits wird die Zugehörigkeit verschie-dener Laute zu einem Phonem durch ihre Wechselbeziehung im Rahmen eines Morphems bestimmt. In der ersten Reihe sind al-le Endsegmente, auch in anderen Verben, ein und dasselbe Morphem, obwohl ihre Gebrauchsbedingungen unterschiedlich sein können. Was das erste „t“ im /'ta:kt/ und das letzte Seg-ment „t“ anbetrifft, so gehören sie auch zu einem Phonem.

Die nächste Analysestufe soll auf die Frage antworten, inwieweit diese Segmente ihre Selbständigkeit und Erkennbar-

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keit aufrechterhalten. Ausgehend davon, dass diese Segmente im Sprachsystem durch die morphologische Grenze hervorge-hoben werden können, egal, ob sie in einem einzigen Fall in dieser Funktion auftreten, gewinnen sie eine bestimmte Auto-nomie, und dank dieser Autonomie bewahren sie ihre Selbst-ständigkeit und können aus der Redekette auch in den Fällen isoliert werden, wenn sie unangebunden sind und durch mor-phologische Grenzen nicht abgetrennt werden können wie etwa in den Beispielen /'Rtael/, /'sba:R/, /'tant ц / usw. Auf die-se Weise beweisen wir, dass diese Segmente aus dem Rede-kontinuum nur durch die morphologische Grenze und anhand des Angebundenseins an eine Bedeutung ausgesondert werden können. Erst danach bekommen sie den Status einer selbständi-gen sprachlichen Einheit, die wir als Phonem bezeichnen und dementsprechend zwischen schräge Striche setzen können. Un-ter Phonem verstehen wir die durch die morphologische Grenze ausgesonderte, kleinste Spracheinheit (/a:/, /t/, /s/ usw.), die direkt oder potentiell mit der Bedeutung verbunden ist und de-ren Funktion die Wörter und die Wortformen unterscheidet.

Jetzt kommt es zur schwersten Analysestufe dieses For-schungsverfahrens, und zwar der Stufe, deren Aufgabe es ist, aufgrund bestimmter Kriterien die n-Anzahl /s/, /t/ oder /a:/- Realisierungen zur sprachlichen Einheit zuzuordnen. Da greifen wir die Analysemethode der Distribution und Klassifikation der Erscheinungsmöglichkeiten der herausgestellten Sprach-einheiten – Phoneme im ganzen Sprachkörper auf. Nehmen wir die Wörter /'t0y:R/, /t'i:R/, /'t0 l/, /'t0o:R/, /'ta:l/, /'t0u:x/, /'Rntц/, /'t0yt/, /'thantц/, /'tha:th/ usw, in denen das Pho-nem /t/ jedesmal eine neue Schattierung gewinnt, die mit der Klangfarbe des nachkommenden Vokals zusammenhängt. Das, was im Anlaut der Wörter zu beobachten ist, verschwindet im In- und Auslaut, und im Gegenteil, es erscheinen hier neue Schattierungen, wobei die Relevanzmerkmale unveränderlich bleiben. Hier haben wir schon mit der Herausstellung des Sys-

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tems und der Varianzebene zu tun, was eigentlich die Aufgabe weiterer Forschungen sein soll.

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6. DIE VARIANZ- UND INVARIANZPROBLEME

IN DER PHONOLOGIE Bevor hier auf die strittigen Probleme der allgemein-

theoretischen Grundsätze der gegenwärtigen Phonologie, zu denen Fragen über die Feststellung der Phonemhaftigkeit jedes Lautes und die Aufstellung des Phoneminventars und dann des Phonemsystems der gegebenen Sprache gehören, einge-gangenen wird, scheint es gerechtfertigt, zuerst einmal einige Aspekte der modernen Sprachbeschreibung, insbesondere hin-sichtlich ihrer Strukturgliederung aufzuwerfen und zu erörtern.

Für die hier vorgeschlagene Sprachbeschreibung ist die Präsumption entscheidend, dass eine allumfassende Analyse des phonologischen Systems einer Sprache unmittelbar die Auseinandersetzung mit einer wichtigen Frage voraussetzt, die nicht nur für die Phonologie einer gegebenen Sprache, sondern auch für die allgemeine Sprachtheorie von großer Bedeutung ist, und zwar der Frage, ob es überhaupt in der komplizierten Sprachhierarchie eine Stelle für die Varianzebene gibt; wenn ja, dann ist klarzustellen, wo ihre Grenzen liegen, welche Wech-selbeziehungen zwischen der Varianz- und Invarianzebene ei-nerseits, und zwischen einer jeden von beiden und der Laut-ebene andererseits, bestehen. Ohne diese Fragen zu beantwor-ten, kann man das Problem der Kontraste, insbesondere der Kontraste auf der Varianzebene, weder phonologisch noch phonetisch lösen.

Nach W.von Humboldt ist die Sprache kein Ergon son-dern Energeia1, das bedeutet, dass die Sprache ein ständig Fle-

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xibilitäten, Umwandlungen und Veränderungen unterliegendes Phänomen ist. Es muss aber eingestanden werden, dass bei der Betrachtung von mannigfaltigen außer- und innersprachlichen Varietäten – geschichtlicher, territorialer, sozialer, berufli-cher, mundartlicher, positioneller, kombinatorischer, aktuel-ler, stilistischer und vieler anderer- an der bekannten These von W. von Humboldt leider nicht festgehalten wurde. Den-noch kann man nicht bestreiten, dass die gegenwärtige Lingu-istik für die Entwicklung der Theorie über die Sprachgliede-rung große Verdienste geleistet hat. Die von F.de Saussure ein-geführte dichotomische Gliederung hat in der Linguistik unse-rer Zeit einen großen Widerhall gefunden. Zugleich muss aber betont werden, dass die Variante von Spracheinheiten ver-schiedener Ebenen in den meisten Fällen im Vorbeigehen oder oberflächlich behandelt werden. Aus diesem Anlass scheinen folgende Worte des bekannten deutschen Linguisten Otmar Werners vollkommen gerechtfertigt: „… verschiedene Linguis-ten kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, weil sie die Varianten der gemäßigten Hochlautung oder sonstige Varianten (kursiv von mir) entweder in das Phonemsystem einzubeziehen suchen, oder gesondert behandeln.“2 H.G.Tillmann unter-streicht die Bedeutung der phonematischen Ereignisse, be-trachtet sie für die Distinktivität der lautsprachlichen Zeichen als relevant, indem er die allofonischen Eigenschaften für re-dundant hält, insofern sie zur Distinktion nicht beitragen.3

Jeder, der sich mit der Gliederung der Sprache beschäf-tigt, kann daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass den Vari-anten bei der Sprachbeschreibung eine große Bedeutung zuge-wiesen werden muss. Die Feststellung der Varinazgrenzen ist nicht weniger wichtig als die Bestimmung der Phonem-haftigkeit eines jeden Sprachlautes. Die Differenzierung der Variantebene und die Bestimmung ihrer Stelle in der Sprach-hierarchie hängen damit zusammen, wie sich der Redestrom

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zerlegen lässt. Nichtsdestoweniger ist es außerordentlich wichtig klarzu-

stellen, wovon die linguistische Erfahrung unseres Jahr-hunderts bei der Gliederung der sprachlichen Aussage und bei der Feststellung der Phonemhaftigkeit eines Lautes ausgeht. Die dichotomisch-taxonomischen (F.de Saussure und seine Nachfolger bis auf die Binaristen – N.S.Trubetzkoy, R.O.Jakobson u.a.) sowie funktionell-strukturellen (die Prager Schule, der dänische und amerikanische Strukturalismus: L.Hjelmslev, L.Bloomfield u.a.) Richtungen in der Sprachwis-senschaft stellen das Phonemsystem der Sprache auf, indem sie Minimalpaare suchen. Die Analysemethode mit Quasiho-monymen antwortet leider auf die Frage nicht, ob beliebige Wortpaare an die Analyse herangezogen werden können. Die Hauptsache ist hier die, dass diese Analyse es ermöglicht die Minimalpaare zu finden, deren Ziel es sein muss, dem Pho-nem die bedeutungsunterscheidende Funktion zuzuschreiben, ohne darauf Wert zu legen, ob das überhaupt annehmbar ist. Die aserbaidshanischen Minimalpaare /‘sa:t/ (Uhr) und /‘sat/ (verkaufe) können zum Beispiel kaum als Minimalpaare ange-führt werden, da sie unterschiedlichen Paradigmenklassen zu-zurechnen sind. Das erste ist ein Substantiv, es verfügt über die paradigmatischen Beziehungen von Kasus, Numerus und Pos-sesivität, wie alle anderen Substantive. Im Gegensatz dazu handelt es sich im zweiten Fall um einen Satz, ausgedrückt im Präsens Imperativ in der 2. Person Singular wie alle anderen Verben. Das zeigt nochmals wie unplausibel diese Beschrei-bungsweise ist, weil sie paradig-matische und syntagmatische Beziehungen voneinander nicht trennt. „… paradigmatische Beziehung ist keine syntagmatische Beziehung in absentia (zwischen einem Kontext und dem, was an einer Leerstelle von ihm stehen könnte), - schreibt E.Coseriu, - sondern die Bezie-hung zwischen einem für eine bestimmte Bezeichnung gewähl-

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ten Ausdruck und der Klasse der sprachlichen Möglichkeiten, in der dieser Ausdruck gewählt wird. Und ein Paradigma ent-steht aus dem anwesenden Ausdruck und den Ausdrücken, die durch seine Anwesenheit unmittelbar ausgeschlossen werden.“4

Das auf den Minimalpaaren beruhende Gliederungs-prinzip sollte schon von Anfang an scheitern, weil es von vornherein als vorgegeben sieht, dass /a:/ und /a/ im Deutschen z.B. zwei verschiedene Sprachwerte darstellen, bevor man sie durch die Gegenüberstellung solcher Wörter wie „Staat“ und „Stadt“ und „Saat“ und „satt“ u.a. nachgewiesen hat. Der große Nachteil dieses Verfahrens besteht unter anderem auch darin, dass hier die Identifikation der Segmentation vorangeht. Nicht umsonst wurde dieses willkürliche Analyseverfahren in der deutschen Sprachwissenschaft die Hokuspokus–Analyse ge-nannt.5

Das hatte zur Folge, dass die auf der Betrachtungsweise ihres Objekts durch die Minimalpaare fußende Phonologie bis heute als Lehre über die Relevanz bleibt. Die Relevanz wurde aber anfänglich in die Sprachwissenschaft eingeführt, um die funktionelle Belastung einzelner Laute der gegebenen Sprache gesondert und ausführlich zu beschreiben. Die Hauptidee, die hier im Hintergrund steht, dass die Varianzebene als ein unmit-telbarer Bestandteil der Sprachhierarchie auftreten soll, wurde leider außer Acht gelassen. Außerdem beruht bei diesem Ana-lyseverfahren die Herausstellung von paradigmatischen Ver-hältnissen auch auf der Gegenüberstellung von durch die Ope-ration mit Minimalpaaren gewonnenen Spracheinheiten. Es sei hier an die Oppositionstheorie von N.S.Trubetzkoy erinnert,6 der in seinen weiteren Erläuterungen gezwungen war, sich neue Kriterien zu überlegen, die ihm ermöglichen sollten, die Fragen über die Phonemhaftigkeit von einzelnen Lauten zu klä-ren, weil diese Laute seine Relevanztheorie, die durch die Mi-nimalpaare nachgewiesen werden könnten, nicht befriedigten.

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Es handelt sich um den sogenannten „Ich-Laut“ und den „Ach-Laut“, sowie um verschiedene andere Laute des Deutschen. Wir sehen auf diese Weise, dass die Phonem-haftigkeit eines jeden Lautes bei N.S.Trubetzkoy letzten Endes durch die Mi-nimalpaare nachzuweisen ist. Es bleibt trotzdem ungeklärt, welcher Sprachebene bei seiner Analyse die Varianten zuzu-rechnen sind – dem Sprachgebilde (langage), der Sprache (langue) oder dem Sprechen (parole). Das einzige, was in die-sem Zusammenhang zu sagen ist, ist, dass weder bei den Bina-risten noch bei den Funktionalisten eine Ebene in der Sprach-hierarchie für die Allofone vorgesehen ist, obwohl beide Rich-tungen mit diesem Fachausdruck weitgehend operieren.7

Heute ist festzustellen, dass bei dem oben dargestellten Analyseverfahren die Varianzebene als eine innere Antriebs-kraft des Sprachfunktionierens völlig außerhalb der phonologi-schen Beschreibungen bleibt. Selbst die Behauptung von N.S.Trubetzkoy, das phonologische System der Mutter-sprache sei bei der Konfrontation mit der Zielsprache ein Sieb, wodurch nur relevante Merkmale gefiltert werden, bestätigt nochmals, dass die Varianzebene in seiner im Großen und Ganzen perfekt ausgearbeiteten Theorie ihre verdienstvolle Stelle nicht gefun-den hat. Und die Relevanzmerkmale bilden den Schwerpunkt seiner phonologischen Forschungen.

Daraus ergibt sich, dass eine wahre, die Elementarfor-schungen der widerspruchsfreien, vollständigen und objekt-nahen Beschreibung befriedigende Sprachtheorie ohne Einbe-ziehung von irrelevanten, nichtsystembedingten oder redun-danten Merkmalen unmöglich sein kann. An der Mitein-beziehung der Redundanzmerkmale, besser gesagt, der Integ-ralmerkmale, haben sowohl die angewandte Sprachwis-senschaft als auch die Spracherwerbsforschung großes Interes-se. Der schwedische Forscher G.Fant stellte fest, dass die von Binaristen erarbeitete Theorie über die Differenz-merkmale

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nicht hinreichend ist, die Probleme der maschinellen Überset-zung der Sprachzeichen zu lösen. Dieses wissenschaftliche Eingeständnis wurde von vielen Phonologen mit Erstaunen entgegengenommen, weil G.Fant selbst einer der Mitbegründer dieser dichotomischen Theorie war.8

Auch bei der Erforschung des gesteuerten Spracherwerbs hat sich erwiesen, dass ohne Berücksichtigung der Varianz-ebene das Ziel eines erfolgreichen Sprachlernens nicht zu errei-chen ist. Die Realisierung von /t/ z.B. im Wort /t0y:r/ ist ohne Bezugnahme auf Labialisierung und Palatalisierung nicht nur unzulässig, sondern unmöglich. Die Nichteinhaltung dieser In-tegralmerkmale wäre ein deutlicher Verstoß gegen die orthofo-nischen Regeln der gegenwärtigen deutschen Ausspra-chenorm.9

Diese Überlegungen führen zu dem Schluss, dass eine die Erwartungen der gegenwärtigen Linguistik befriedigende Theorie bei der Gliederung die Varianzebene mit einge-schlossen werden muss. Wir greifen dabei die Variantentheorie von L.V.Schtscherba10 und seinen Nachfolgern auf, genau wie die Dreiteilung von den Spracheinheiten bevorzugt und be-gründet wird.11 Folgende schematische Darstellung soll die Wechselbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Ebenen der Sprachstruktur verdeutlichen (Abb.26):

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Beschreibung der Sprachstruktur

Dichotomische (oder binäre) Trichotomische (oder ternäre) System (langue) Sprechen (parole) System (langue) Norm Sprechen (parole) Phoneme Laute Phoneme Varianten (oder Allofone) Laute /a:/ # /a/ »a:«, »a.«, »a«, »a« /a:/ # /a/ [a:], [a:], [a], [a] »a.«, »a:«, »a«, »a« /o:/ # / / »o:«, »o.«, » «, » « /o:/ # / / [o:], [o.], [ ], [ ] »o.«, »o:«, » «, » «

Abb. 26.Schematische Darstellung der Sprachstruktur

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Im Gegensatz zur binären Beschreibungsweise, in der es sich um die Gegenüberstellung von langue und parole handelt und dementsprechend nur zwei Ebenen auszusondern sind, ha-ben wir bei der ternären Betrachtung mit drei Ebenen zu tun, bei der die Normebene eine Zwischenstufe bildet, indem sie sich einerseits auf die Sprachebene, andererseits aber auf die Sprechebene bezieht.

Die Normebene kann ohne beides nicht existieren. Die Sprachebene haftet für die Existenz der phonemischen Selb-ständigkeitsgrenzen, die eine beliebige Variante nicht über-schreiten kann, sonst würde die Variante ihr eigenes phonemi-sches Zugehörigkeitsgebiet verlassen und in ein fremdes Gebiet eindringen (das ist öfters der Fall in der Diachronie). Die Sprechebene aber stellt einer jeden Variante einen tatsächlich unbeschreiblichen Spielraum zur Verfügung (kontextuell, situ-ativ oder andere inner- und außersprachlich bedingte Merkma-le). Die Varianzebene aber wird durch die innersprachlichen Rahmenbedingungen (Position, Kombination u.a. Faktoren, die eigentlich bei der Wahrnehmung eine wichtige Rolle spie-len, obwohl manchmal die physikalischen Eigenschaften stark abgeschwächt sind. Vgl: /*v lяn *vi.r ′f lgяndяs ′ma:хяn// für /Wollen wir Folgendes machen//) geregelt.

Nach diesen allgemeinen Überlegungen können wir uns damit beschäftigen, wie und unter welchen Bedingungen das Phonem aus dem Redestrom auszusondern ist, denn der Beg-riff „Phonem“ ist von I.A.Baudouin de Courtenay in die Sprach-wissenschaft eingeführt, um das kleinste weiter nicht zerlegbare Element der Sprachgliederung zu benennen. Unser Verzicht auf die Quasihomonyme als Forschungsverfahren setzt notwendigerweise voraus, dass wir dann unsere eigene Methode hier am konkreten Sprachkorpus klar machen, ob-wohl das Phoneminventar der deutschen Sprache aufgrund der oben ausgeführten Analysemethoden mehrmals dargestellt

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worden ist.12

Seitdem P.Menzerath und sein Kollege A. de Lacerda ex-perimentell-phonetisch festgestellt haben, dass sich der Rede-strom weder akustisch noch artikulatorisch in kleinere Dimen-sionen zerlegen lässt, haben die Linguisten auf diese Art von Analyse verzichtet und versucht, neue Segmentations-kriterien auszuarbeiten. Hier wird wegen Platzmangel auf die Details nicht eingegangen. Im Gegensatz dazu wollen wir hier aus-führlich das Verfahren besprechen, das uns gestattet, die kon-tinuierliche Redekette in die kleinsten Einheiten zu gliedern. Entscheidend ist dabei, dass die Aussonderung dieses oder je-nes Segments aus dem Redestrom dank seiner direkten oder po-tentiellen Verbindung mit der kleinsten bedeutungstragenden Einheit – dem Morphem möglich ist.

Nehmen wir deutsche Wörter /lant/, / zant/, /to:t/ und / ze:t/, im Auslaut deren ein stimmloser, explosisiver Vorder-zungenlaut „t“ mit Aspiration ausgesprochen wird. Die ersten drei Lexeme lassen sich nicht in kleinere bilaterale Einheiten – Lexeme und Morpheme gliedern. Ob sie phonetisch zerlegt werden können, wird hier außer Acht gelassen, insofern uns das vorläufig nicht interessiert. Im letzten Wort aber haben wir strukturell eine Segmentierbarkeit. Um sich davon zu überzeu-gen, nehmen wir das Paradigma dieses Verbs im Präsens: (ich)/٭ze:я/, (du) /٭zi:st/, (er, sie, es) /٭zi:t/, (wir) -ze:яn/. Wenn wir die Pa٭/ ze:t/, (sie, Sie)٭/ ze:яn/, (ihr)٭/radigmaklasse der Verben im Präsens Singular nehmen, wird das letzte Segment durch die morphologische Grenze abge-trennt. In />aRbaitstsæt/ ist das leicht zu sehen, obwohl wir im Deutschen /tsa:n/, /t se:n/ u.a. Wörter haben, wo eine Zerle-gung unmöglich ist. /ts/ im Anlaut der zweiten Komponente der Zusammensetzung ist ein Bestandteil des Stammes, des-wegen kann von der Aussonderung des Segments “t” keine Re-de sein. Um zerlegt werden zu können, muss die morpholo-

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gische Grenze als linguistisches Kriterium eingesetzt werden. Phonetisch betrachtet sind diese zwei [t'] und [t] nicht iden-tisch. Das erste wird mit Behauchung, das zweite aber mit der Tilgung der Endphase ausgesprochen. Um sich davon zu ver-gewissern, genügt es, dieses [t] in eine andere Position zu ver-setzen. Eine distributive Analyse zeigt, dass die Behauchung entweder im Anlaut vor betonten Vokalen oder im absoluten Auslaut in der präpausalen Position vorkommt. Die Verschmel-zung der Endphase mit dem Anfang des nachfolgenden Konso-nanten ist gemäß den koartikulatorischen Regeln zu bestimmen. Es muss betont werden, dass eine Gliederung dieses Segments sowohl auf der Ausdrucksebene als auch auf der Inhaltsebene möglich ist. Semantisch hat es drei Sememe, es drückt Präsens , 2. Person und Plural aus. Im Aserbaidschanischen z. B. hat jede von diesen grammatischen Bedeutungen ihr eigenes Aus-drucksmittel: /gäl-ir-sin-iz/ - /gäl/ ist Stamm des Verbs, /ir/ - Prädikatsendung im Präsens, /sin/ - zweite Person, /iz/ - Plu-ralendung. Geschichtlich betrachtet hat sich hier eine Amal-gierung vollzogen, anstatt /siz+siz/ entstand /siniz/, heute ist überhaupt einfach /siz/ zu gebrauchen. Auf der Ausdrucksebene stellt das [t] im Deutschen als Gesamtheit von simultan fungierenden artikulatorisch-akustischen Eigenschaften vor. In der Wortform /ze:t/ aber ist dasselbe [t] eine vom morpholo-gischen Standpunkt aus aussonderbare Einheit und es obliegt keinem Zweifel, dass es vom Stamm des Verbs durch mor-phologische Grenze getrennt wird.

Hier muss am Rande angemerkt werden, dass das Heran-ziehen des morphophonemischen Kriteriums beim deutschen Gelehrten O.Werner anzutreffen ist. Er spricht über die Gleichwertigkeit von Diphthongen mit einfachen kurzen und langen Vokalen aufgrund des Phonemwechsels in Wörtern lei-den – litt (en), saufen – gesoffen, laufen – lief (en) usw.

Jetzt besteht die Aufgabe darin, die Frage darüber zu

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klären, inwieweit dieses Segment seine Selbständigkeit und Erkennbarkeit in anderen Sprechsituationen, wo es nicht in-haltbezogen auftritt, bewahren kann. Dieses durch die mor-phologische Grenze ausgesonderte Segment gewinnt im Sprachsystem durch das Angebundensein an eine grammatische Bedeutung eine Autonomie, die ihm dann gestattet, seine Selbständigkeit in den Fällen zu bewahren, wo die Zerlegung unmöglich ist. Z. B./'fo:R- tæl/, /'ta:t´ ¸Rt/ usw. Die Sprach-träger sind sich dank den fast unveränderlich gebliebenen Dif-ferenzmerkmalen, die nur dem Phonem /t/ eigen sind, dessen bewusst, dass es mit der Bedeutung verbunden ist, und die Verknüpfung mit dem Morphem bleibt jede Zeit seine in-härente Besonderheit.13 Erst danach bekommt dieses Segment den Status einer selbständigen sprachlichen Einheit, die wir als Phonem bezeichnen und dementsprechend setzen wir es zwi-schen schräge Linien: /t/. Unter dem Phonem verstehen wir damit die vom Redestrom durch die morphologische Grenze aussonderbare kleinste sprachliche Einheit, die direkt oder po-tentiell mit der Bedeutung verbunden ist, deren Funktion darin besteht, Wörter und Wortformen zu unterscheiden.14 Um zu unterscheiden, müssen sich die Phoneme selbst voneinander unterscheiden. Die linguistische Unterscheidung einer beliebi-gen Spracheinheit setzt unmittelbar das Vorhandensein eines akustischen Unterschieds voraus. Aber nicht alle akustischen Unterschiede führen zu den linguistischen Unterschieden.15 Im Aserbaidshanischen gibt es in akustisch-artikulatorischer Hin-sicht zwei verschiedene „l-Laute“: es gibt einen harten „l“-Laut (z.B. /lal/ -stumm) und einen weichen „l“ – Laut (z.B. /l´æl´/ - Golden oder /l´il´/ - Schmutz). Aber die Unterschiede zwi-schen diesen zwei „l“ – Lauten sind durch die vokalische Nachbarschaft zu erklären. Die Härte bzw. Weiche der Konso-nanten im Aserbaidshanischen ist ein der Prosodie untergeord-netes Merkmal, was mit der synharmonischen Ausgestaltung

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der phonetischen Struktur des Wortes zusammenhängt. Aus dieser Analyse ist ersichtlich, dass es in der Tatsache eine Menge, manchmal sogar fast unzählbare Realisationen eines jeden Segments gibt. Jetzt muss die Frage geklärt werden, wo-durch oder durch welche Kriterien diese n – Anzahl von t – Re-alisierungen zu einer sprachlichen Einheit zugeordnet werden kann. Um diese Fragen zu beantworten, wenden wir uns der Analysemethode durch die Distribution und Klassifikation zu. Wir wissen jetzt, was für ein Phonem es ist, wir können im weiteren seine Erscheinungsmöglichkeiten im ganzen Sprach-körper einer tiefgreifenden Analyse unterziehen.

Nehmen wir die Wörter mit /t/ in drei Spalten: Anlaut, Inlaut, Auslaut.

Anlaut Inlaut Auslaut /t´i:r/ /mi:tя/ (er) /zi:th/ /t°y:r/ /ty:tя/ /zy:th/ /t°o:r/ /ro:tя/ /ro:th/ /ta:l/ /ra:tя/ /ra:t/h /t°u:n/ /tu:tя/ /tu:th/ usw.

Es ist auffällig, dass in diesen Wörtern das Phonem /t/

jedesmal mit einer neuen Schattierung auftritt, die einerseits durch seine Position, andererseits aber durch die Klangfarbe des vorangehenden oder nachkommenden Vokals bedingt ist. Das, was im Anlaut zu beobachten ist, verschwindet im In- oder Auslaut sofort. Im Gegenteil erscheinen hier neue Schat-tierungen, wobei die Relevanzmerkmale unveränderlich blei-ben. Das, was unveränderlich bleibt, ist systembedingt. Das, was aber durch die konkrete Realisation des Phonems bedingt ist, ist von der Norm abhängig. Diese einzelne t-Realisation nennen wir Varianten oder Allofone. Die Zahl der Varianten kann sich vermehren, indem neue Methoden und Mittel he-

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rausgefunden werden, mit deren Hilfe die Erschei-nungsmöglichkeiten der Varianten präzisiert werden. Außer-dem ist hier darauf hinzuweisen, dass die Variante viel reicher ist als das Phonem, dessen Vertreter sie in der gegebenen Sprechsituation ist. Bezüglich des /t/-Phonems könnte man z.B. labialisierte [t°], palatalisierte [t'], nasalierte, [t~] velarisierte [t_], behauchte [th] und andere Varianten hervorheben. Die la-bialisierte Variante von [t°] ist phonetisch betrachtet viel größer als das Phonem /t/ selbst, denn außer den Differenzmerkmalen, die wir oben aufgezählt haben, hat die Variante zusätzlich die labialisierte Eigenschaft, die palatalisierte Variante eine pala-talisierte Schattierung usw.

Wir haben oben von der Wichtigkeit des morpholo-gischen Kriteriums für die Gliederung des Redestroms und seiner Rolle bei der Aussonderung des Phonems gesprochen. An dieser Stelle sollte auf die morphophonemischen Prüfung-smöglichkeiten hingewiesen werden, deren Wesen darin be-steht, dass wir durch diese Methode überprüfen können, ob zwei gegebene Laute sich im Rahmen eines Morphems ab-wechseln können, wie etwa [e.] und [e:] in Wörtern leben und lebendig usw. Das hat zur Folge, dass die Varianten eines Pho-nems sprachlich miteinander, das heißt durch ihre Wechsel-barkeit im Rahmen ein und desselben Morphems, verbunden sind.

Der Weg vom Phonem zu jeder der angehörigen Varian-ten und zu den Lauten, in denen oder durch die beide realisiert werden, ist direkt so wie der Rückweg von Lauten zu den Va-rianten und von diesen zum Phonem. Jeder vom Sprecher er-zeugte Laut ist die Manifestation des Vertreters irgendeines Phonems in der gegebenen Sprechsituation. Darin drückt sich die Wechselbeziehung des Einzelnen, Besonderen und Allge-meinen aus. Das Besondere nimmt in dieser Wechsel-beziehung eine Zwischenstelle wie ein zweigesichtiger Janus

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ein, indem es mit einem Gesicht dem Laut zugewandt ist, mit dem anderen aber dem Phonem zublickt. All diese Dimensio-nen sind eng miteinander verbunden, wobei die eine ohne die zweite nicht bestehen kann. Schematisch könnte man das wie folgt darstellen:

Das Allgemeine Das Besondere Das Einzelne

Der Laut kann individuell, situativ, regional, stilistisch

und sozial bedingt sein. Die Variante aber umfasst all diese Schattierungen, außerdem gewinnt sie noch eine ausgeprägte Eigenschaft, die nur durch innersprachliche Realisationsbedin-gungen festgestellt werden kann. Z.B. der Laut „t“ wird vom Sprecher x im Wort /> rt/ heute um zwei Uhr am Nachmittag bei der Beschreibung des Tatorts nicht als Sachverständiger langsam in zehn Wörtern ausgesprochen. Man weiß ungefähr, der Sprechende sei aus Bayern und von Beruf Fahrer. Selbst-verständlich hätte das ein Sachse und Schweinehüter bei der Beschreibung eines anderen Ereignisses, und dann noch um Mitternacht vor den Polizisten ganz anders realisiert. In beiden Fällen kann man in der „t“-Realisation von beiden Sprechern das herausgreifen, was für einen „t"-Laut im Auslaut der Wör-ter nach dem /R/-Phonem charakteristisch ist, nämlich Vokali-sierung am Anfang und Aspiration in der Endphase seiner Ver-lautung. Diese von uns als integral bezeichneten Merkmale ge-winnt er gerade in dieser Position, die nicht überall mit ihm zu-

|/d/ [d] „d”

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sammen auftreten. Käme es nach einem /n/-Phonem, dann hät-ten wir anstatt dieser Vokali-sierung eine Nasalierung. Den Laut mit diesen Integral-merkmalen zusammen nennen wir Variante oder Allofon des Phonems. Diese Verallgemeinerung geschieht schon auf höherer Stufe der Abstraktion als die lautli-che Beschreibung dieses Segments, weil auf dieser Ebene in-nersprachliche Faktoren berücksichtigt sind. Auf der nächsten Abstraktions-ebene vollzieht sich die Identifikation aller [t]- Varianten mit ihren Lautexemplaren im Allgemeinen, das wir terminologisch als Phonem bezeichnen können. Das /t/-Phonem ist eine systembedingte Einheit, weil es im System anderen Phonemen des Deutschen durch Differenzmerkmale (Vorder-zungenlaut, weil es einerseits Lippenlaut -/p/ und andererseits Hinterzungenlaut /k/ gibt, Verschlusslaut, weil es Engelaut und Verschlussengelaut- /s/ und Affrikate /ts/ gibt, stimmlos, weil es ein stimmhaftes Gegenpaar - /d/ gibt, könnte man noch Orallaut hinzufügen, weil es einen Nasallaut - /n/ gibt) gege-nübersteht. All die obenangeführten Merkmale sind nur ihm ei-gen und sie konstruieren es als simultanfungierende Merkmale. Jedes von diesen Merkmalen unterscheidet dieses Phonem von der direkt ihm gegenüberstehenden Variante seines Oppositi-onspaars.

Wir veranschaulichen das durch folgendes Schema: „d“, „d“ „d“, „d“, „d“, „d“ „t“, „t“ „t“, „t“, „t“, „t“ „d“, „d“ [d] [d] „d“, „d“ „t“, „t“ [t] [t] „t“, „t“ „d“, „d“[d] /d/ [d] „d“, „d“ „t“, „t“[t] /t/ [t] „t“, „t“ „d“, „d“ [d] [d] , „d“, „d“ „t“, „t“ [t] [t] , „t“, „t“ „d“, „d“ „d“, „d“, „d“, „d“ „t“, „t“ „t“, „t“, „t“, „t“ Aus diesem Schema geht heraus, dass das Phonem als

Systemeinheit seinem Oppositionspaar bzw. allen anderen Pho-nemen des gegebenen Sprachsystems nicht nur durch sich

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selbst, sondern auch durch seine Varianten, deren Zahl viel mehr ist und durch die oder in denen das Phonem über seine Varianten realisiert wird und deren Zahl praktisch unzählbar ist, gegenübersteht.

In diesem Schema ist das Phonem von seinen Varianten, und diese ihrerseits von ihren Lautexemplaren umgeben. Das Phonem ist von seinen Begleitern gleichweit entfernt und ist zur gleichen Zeit in jedem Lautexemplar und in jeder Variante vertreten. Die eine Variante kann nur einen Vorzug haben ent-weder nach der Gebrauchsfrequenz oder nach der isoliert ge-brauchten Erscheinungsform. L.V.Schtscherba bezeichnete der Einfachheit halber gerade diese isoliert gebrauchte Variante als Phonem, was später heftige Diskussionen hervorrief, deren ausführliche Darstellung das Thema eines Artikels sein muss.

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7. DIE SEGMENTELLE PHONOLOGIE (VOKALISMUS)1

Probleme der aserbaidshanischen Phonologie, insbe-

sondere die der Segmenteinheiten, haben sich in den letzten Jahrzehnten in einer Reihe von Untersuchungen niederge- schlagen.2 In theoretischen als auch experimentell – phone-tischen Forschungen wurden jedoch sehr unterschiedliche Er-gebnisse erzielt. Die Meinungen der Sprachwissenschaftler ge-hen hauptsächlich wegen der unterschiedlichen Interpretation der Vokale, der phonematischen Bewertung der Laute der Morpheme auseinander. Manche Linguisten vertreten die An-sicht, die aserbaidshanische Sprache habe 18 Vokale: 16 Mo-nophthonge und 2 Diphthonge.3 Diese Stellungnahme wird von anderen bestritten. Sehr umstritten ist auch die Frage nach der Existenz der sogenannten Geminate im Aserbaid-shanischen.4 Diese und andere Fragen der aserbaidshanischen Phonologie warten auf ihre Lösung.

Die unterschiedlichen Ergebnisse, die die Linguisten aus der Analyse ein und desselben Sprachmaterials gewinnen, sind durch folgende Tatsachen zu erklären:

- a) Durch den Umfang des sprachlichen Materials, das einer phonologischen Analyse unterzogen wird. Eine Gruppe von Linguisten schließt die Entlehnungen und Fremdwörter völlig aus und gelangt durch einen solchen phonologischen „Purismus“ zum Ergebnis eines minimalen Phonembestandes. (Es geht hier darum, ob wir das Recht haben, solche Wörter wie z. B. kalxoz - „колхоз“, kalektiv - „коллектив“, kamsamol - „комсомол“, im Deutschen: urnalыstыk „Jour-

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nalistik“ u.a. bei der phonologischen Analyse ausschließen). Die Gegner des Purismus betonen, dass eine Analyse ohne Be-rücksichtigung dieses Wortbestandes nicht gültig sei, da die meisten Entlehnungen sich schon fest eingebürgert haben5 und oft keine Möglichkeit der Ersetzung durch eigenes Wortgut mehr besteht.

- b) Durch die Theorie, die zugrunde gelegt wird. Von der theoretischen Annahme bzw. vom Begriffsverständnis des Phonems hängt meistens das Ergebnis der Analyse ab. Fasst man das Phonem als ein bewegliches Element des Morphems auf, so ist die Prozedur der Aufstellung eines phonologischen Systems mit der Konstanz der Phonembestände von Morphe-men aufs engste verbunden.6 Im Gegensatz dazu ist die Selb-ständigkeit des Phonembestandes bei der Varianz der Morphe-me nicht zu fassen, wenn man das Phonem als eine selbständi-ge Einheit der Sprache begreift und wenn man den Phonemcha-rakter der einzelnen Laute durch ihre potentielle Verbindung mit dem Morphem feststellt.7

- c) Durch die anzuwendenden Kriterien und Metho-den.Geht man von der starken bzw. schwachen Position aus, so erhält man zwei Phonemsysteme: ein System der Phoneme, die nur in der starken Position realisiert werden und das andere der Phoneme, die nur in der schwachen Position erscheinen. In diesem Falle handelt es sich um die zentralen und peripheren Systeme der Phoneme.

Die vorherrschende Methode in der aserbaidshanishen Phonologie ist die der Gegenüberstellung von Quasihomony-men (Minimalpaaren), die auf I.A. Baudouin de Courtenay8 zurückgeht.

Einer der Begründer der Phonetik als sprachwissenschaft-licher Disziplin, E.Sievers, hat mit Recht darauf hingewiesen, dass die Aufstellung eines bloßen Lautsystems eine der elemen-tarsten Aufgaben des Phonetikers9 sei. Er betonte aber gleich-

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zeitig, welche Schwierigkeiten mit der Feststellung eines Lau-tes (heute des Phonems) verbunden sind: „Um überhaupt eine Übersicht über die zahllose Menge der Einzellaute, die durch jene Definition gegeben sind, zu ermöglichen, hat man stets Anzahl naheverwandter Laute zu einer Gruppe oder Kategorie zusammengefasst und als „Einzellaute“ betrachtet. So fasst man z.B. alle diejenigen Schälle unter der Kategorie des Lautes „a“ zusammen, welche bei einer gewissen Mundstellung und tö-nender Stimme hervorgebracht werden können, ohne Rück-sicht auf Tonhöhe, Stärke usw. oder einzelne Lautexemplare, aus deren Gesamtheit die Kategorie „a“ abstrahiert ist. Die Verallgemeinerung kann nur geschehen, wenn man gewisse Faktoren der Sprachbildung als nebensächlich für die Definiti-on ignoriert.“10

Nach E.Sievers befasste sich die Phonetik völlig mit der Systematisierung der Phoneme, wozu in jüngster Zeit die strukturelle Linguistik einen entscheidenden Beitrag geleistet hat. Den Problemen der Einzellaute – besonders in bezug auf ihre Aussonderung – wurde weniger Aufmerksamkeit ge-schenkt, - wenn wir von der Hokuspokusanalyse durch die Mi-nimalpaare absehen und die akustisch – artikulatorische Be-schreibung außer Acht lassen.

Die vorliegende Arbeit stellt sich das Ziel, den Status der einzelnen Vokalphoneme festzustellen, sie aus der kontinuier-lichen Redekette mit Hilfe linguistischer Kriterien auszuson-dern. Hier muss angemerkt werden, dass die vorge-schlagene Interpretation des aserbaidshanischen Phonem-bestandes der Vokale nur als eine der möglichen Varianten betrachtet werden kann und aus diesem Grunde keineswegs die einzig mögliche ist.

Eine Zerlegbarkeit des fließenden Redekontinuums, die sich auf akustische und artikulatorische Kriterien stützt, ist nicht stichhaltig. Schon H.Paul hielt sich an diese Tatsache. Er

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drückte sich in seinem bekannten Buch Prinzipien der Sprach-geschichte wie folgt aus: „Eine wirkliche Zerlegung des Wortes in seine Elemente ist nicht bloß sehr schwierig, sie ist geradezu unmöglich. Das Wort ist nicht bloß eine Aneinandersetzung ei-ner bestimmten Anzahl selbständiger Laute, von denen jeder durch Zeichen des Alphabets ausgedrückt könnte, sondern es ist im Grunde immer eine kontinuierliche Reihe von unendlich vielen …“11 Aus diesem Grunde ist die Methode der Aussonde-rung des Phonems aus dem Redestrom mittels der Quasihomo-nyme unannehmbar. Eine solche Gliederung setzt den Status des Phonems von vornherein voraus. Man geht bei der Segmen-tierung von /b/ und /d/ in Wörtern /baš/ - „баш“ (der Kopf) und /daš/-„даш“ (der Stein) durch die mechanische Gegenüberstel-lung von der Annahme aus, / b/ und /d/ seien zwei selbständi-ge, sprachlich verschiedene Sachverhalte, wobei eine der wichtigsten Stufen der phonologischen Analyse- das Beweisen der Selbständigkeit der einzelnen Phoneme – vernachlässigt wird. Aus einer Segmentierung, die auf akustisch-artikulatorischen Grundsätzen beruht, geht nicht hervor, was als Phonem definert werden kann: denn einem Phonem ent-spricht auf dem akustisch-artikulatorischen Niveau eine Ge-samtheit von akustischen Eindrücken und artikulatorischen Bewegungen. Daraus ergibt sich, dass die Formel, wonach eine akustische oder artikulatorische Dimension=1 Phonem sei, haltlos ist. In Wirklichkeit sieht die Formel folgendermaßen aus: einige akustische oder artikulato- rische Dimensionen sind 1 Phonem.

Nicht weniger wichtig ist auch die Erwähnung des Aus- gangspunktes unserer Analyse, wonach die syntagmatische Gliederung einer paradigmatischen Analyse immer voraus-gehen muss.

Unter dem Phonem verstehen wir ein lautliches, linear diskretes Element, strukturell betrachtet, mit simultan fun-

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gierenden Eigenschaften, dessen Aussonderung als solches durch morphologische Kriterien zu verwirklichen ist und des-sen Funktion darin besteht, die Wort – und Morphemformen zu konstruieren und zu differenzieren. Ein Phonem ist so abs-trakt wie ein Morphem oder ein Lexem, unterscheidet sich von ihnen jedoch durch seine Unilateralität und tritt in der realen Rede immer in seinen Varianten auf. Die Varianten der Pho-neme sind durch die Position und Kombination bedingt. Diese Varianten werden auf der höchsten Stufe der sprachli-chen Abstrahierung in einem Phonem zusammengefasst. Dagegen sind die Laute die Schallwellen, die von Sprechenden hervor-gebracht werden. Phoneme und Laute sind zwei Polarstufen, zwischen denen sich die Stufe der Varianz befindet. Ein Laut ist immer Repräsentant irgendeiner Variante und diese ist Ver-treter irgendeines Phonems. Dieser Gedanke kann auch umge-kehrt formuliert werden. Ein Phonem ist durch eine Variante, letztere aber durch einen Laut zu realisieren. Das Phonem ist das Allgemeine, welches in der Variante als im Besonderen e-xistiert, dieses Besondere aber findet seinen Ausdruck im Laut als im Einzelnen.

Um zu zeigen, wie die phonologische Analyse verläuft, wenden wir uns folgenden Beispielen aus dem Aserbaidshani-schen, Russischen und Deutschen zu.

I. Aserbaidshanisch Russisch Deutsch

/атá/ - (Vater) /бра/- (Wandleuch-ter) /бе:т/ - „Beet“

/at|á/ - (dem Pferde) /vad|á/ - (Wasser) /ze:t/ - „seht“ Ein oberflächlicher Blick auf diese Wörter zeigt, dass die

waagerecht angeordneten Belege sich von den senkrecht ange-ordneten der grammatischen Bedeutung nach unter-scheiden. Dieser Unterschied ist besonders deutlich im Auslaut der gege-

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benen Beispiele. Die Wörter in der zweiten Reihe sind morpho-logisch zerlegbar. Zwischen auslautendem Element aus dem vorhergehenden Teil liegt die morphologische Grenze. Im Rus-sischen /vada/ ist das auslautende /a/ ein Zeichen für Nominativ Singular Fem. Dasselbe /a/ mit gleicher Funktion lässt sich nicht nur in dieser Wortform erkennen, sondern in allen Femi-nina auf – a.

Aus der Analyse geht hervor, dass wir im Gegensatz zu den Strukturalisten vor der einfachen Gegenüberstellung, die an und für sich die Eindeutigkeit der Resultate nicht gewähr-leistet, eine allseitige paradigmatische und syntagmatische Ge-genüberstellung im System der Sprache vorneh-men. Erst da-nach kann auf die Frage, ob der gegebene Redeabschnitt zer-legbar ist, eine gültige Antwort gegeben werden.

Andererseits stehen die unter I gegebenen Beispiele ein-ander gegenüber vom Standpunkt ihres Gebrauchs in der Sprechsituation. Das aserb. atá (Dat. „des Pferds“) steht dem Substantiv atá im Nom. mit der Bedeutung „Vater“ in dem Sinn gegenüber, dass sie im gleichen Kontext einander nicht ersetzen können./ atá / steht außerdem noch seinem Nominativ at - „das Pferd“ gegenüber. Dadurch beweisen wir die Zwei-morphemigkeit des Wortes atá „dem Pferd“. Dort , wo / atá / /Dat. von at ) vorkommt, kommt nie die Wortform / atá / (Nom. von atá „Vater“) vor. Diese Bestätigung gilt auch für das Umgekehrte.Vgl.:

II. /биз ата´ йем веририк // - (wir füttern das Pferd) /ат чямянликдя отлайыр// - (das Pferd weidet auf der

Wiese) /hяr bir atа´ юvladыnыыn гaйьыsыnа гalmalыdыr// - (je-

der Vater soll für sein Kind sorgen) /oьul atasыna oxшайыр// - (der Sohn ist seinem Vater

ähnlich). Die Tatsache, dass zwischen /t / und /a / in atá (Dat.

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von at ) eine morphologische Grenze liegt, ist hinreichend zu behaupten, dass sie nicht als physikalische Substanz eines Phonems betrachtet werden können. Die Selbständigkeit von /a/ ist damit verbunden, dass es im System der aserbaid-shanischen Sprache eine bestimmte grammatische Funktion ha-ben kann. Hier ist die Koppelung des Phonems mit der Bedeu-tung sehr deutlich. In allen übrigen Fällen, auch wenn eine sol-che bedeutungsbezogene Verbindung nicht herzustellen ist, schließt sich die Möglichkeit der Aussonderung der Phoneme aus der Redekette nicht aus. /a/ wird auf Grund der Differenz-merkmale, die der akustische Schall beinhaltet, überall als sol-che identifiziert. „Wegen derselben Assoziation mit der Bedeu-tung gewinnen die Elemente unserer lautlichen Vorstellung ei-ne bestimmte Selbständigkeit.“12

Das bedeutet, dass in den Wörtern /baš/ - (Kopf) und /daš/ - (Stein) automatisch /a/ ausgesondert wird, obwohl hier die unmittelbare Verbindung von /a/ mit der Bedeutung voll-kommen ausgeschlossen ist.

Das ist machbar auf Grund der potentiellen Verbindung des Phonems /a/ mit der grammatischen Bedeutung. Zwischen /о/, /э/ und dem vorangehenden Teil des Wortes /ajэ/ (Akk. von ay (der Monat)) liegt die morphologische Grenze. /э/ ist ein selbständiges Morphem, es bezeichnet den Akkusativ des Sub-stantive mit hinteren Stammvokalen.Daher lässt sich die Selb-ständigkeit von /э/ nicht bestreiten. Kommt /э/ schon in der Wortform /ajэ / - (der Bär), /dajэ/ - (der Onkel) usw. vor, wo auf Grund der Bedeutungs-verhältnisse oder der morpholo-gischen Beziehungen die Aussonderung von /э/ völlig ausge-schlossen ist, lässt es sich doch als dasselbe /э/ erkennen wie das /э/ in /ajэ/ (Akk. von aн- Monat). Die Identität von [э] in /ajэ/ - (Akk. von aн- Monat), [э] in /ajэ/ - (Bär) und in /dajэ/ - (der Onkel) beweisen wir weder durch akustisch-artikulatorische Ähnlichkeit, noch durch ihre Verwandtschaft, sondern durch

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eine linguistische Analyse, wenn es auch wichtig ist zu beto-nen, dass die Sachverhalte nur dann linguistisch unterschied-lich sind, wenn akustisch-artikulato-rische Unterschiede vor-handen sind.

Die Aussonderung der Vokale /i/ , / э /, /я/, /o/, /u/ in Wörtern iti (Akk. von it – (Hund)), /gyly/ (Akk. von gül- (Blume)), /bel я /- (Dat. von bel- (der Rücken)), /o/-(Nom. von Personalpronomen (er)), /u/ in /duzu/- (Akk. von duz- (Salz)) stößt auf keine Schwierigkeiten, wenn die Analyse dem oben dargelegten Prinzip folgend durchgeführt wird. Proble-matisch ist nur die Aussonderung von /e/ und /ö/, da sie im A-serbaidshanischen nie als selbständige Morpheme auftreten. Um ihre Selbständigkeit zu beweisen, wenden wir uns der morphologischen Analyse der Wortform /užalmax/ (sich erhe-ben) zu.Aus der Analyse /už+á+l+maq/ geht deutlich hervor, dass vor und nach /l/ eine morphologische Grenze liegt. /l/ ist ein wortbildendes Element. Mit Hilfe von /l/ bilden wir von Adjektiven die 2.Person Imperativ der Verben. Vgl.;

/goža/ - (alt) - / gožal/ - (werde alt!) /uža/ - (hoch) - /užal/ - (erhebe dich!) Demzufolge kann festgestellt werden, dass /l/ im Aser-

baidshanischen ein selbständiges Phonem ist, was /e/ und /ö/ in der Wortform /el/ - (das Land) und /öl/ - (stirb) betrifft, so können sie beide nach dem Prinzip der restlichen Gliederung ohne jegliche Schwierigkeit bewiesen werden. Wenn /l/ auszu-sondern ist, so sind auch /e/ und /ö/ in oben gegebenen Belegen als zerlegbare Einheiten zu betrachten.

Aber die Frage, ob die Vokale /a, э, o, u, i, ü, ö, я/ diskre-te Einheiten sind, bleibt noch offen. Wenn in der Sprache in-nerhalb von Vokalen eine sprachliche Grenze möglich wäre, dann könnte man behaupten, dass sie noch weiter zerlegbar sind. Tatsächlich gibt es aber im Aserbaidshanischen keinen solchen Fall.

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Die Zerlegbarkeit des Redestroms in einzelne Laute durch die morphologische Grenze ist von großer Bedeutung für die Fundierung einer phonologischen Theorie. Der Sinn des dargebotenen Gliederungsprinzips, welches sich auf die fono-logische Theorie von L.V. Schtscherba und seinen Schülern stützt, besteht darin, dass die Aussonderung jedes Phonems aus dem lautlichen Kontinuum durch potentielle Verbindung des Phonems mit der Bedeutung verwirklicht wird. Die Ver-bindung des Phonems mit der Bedeutung in der Potenz ermög-licht, die Laute als Repräsentaten der entsprechenden Phoneme zu identifizieren, obgleich es in mehreren Fällen nicht möglich ist, von einer unmittelbaren Verbindung mit der morphologi-schen oder lexikalischen Bedeutung zu sprechen: „Die Selb-ständigkeit, von der L.V. Schtscherba spricht, darf man nicht in dem Sinne verstehen, dass das Phonem an und für sich au-ßerhalb des Wortes existieren kann, sondern in dem Sinne, dass es sich auch als einzelne Einheit in den Fällen aussondern lässt, wenn es kein Wort, kein Morphem ist oder keine mor-phologische Funktion hat, das heißt, wenn es weder eine lexi-kalische noch morphologische, sondern nur eine rein phoneti-sche Einheit darstellt“13

Infolge der syntagmatischen Gliederung sind folgende Vokalphoneme festgestellt: /a, e, i, o, u, ü, ö, ä, э /. Die Hauptaufgabe besteht jetzt darin, die Realisierungsmög-lichkeiten dieser Vokale zu verfolgen und ein System von Vari-anten aufzustellen, welches auf Grund der Identifikation-sprinzipien zusammengestellt werden kann: wann und unter welchen Bedingungen werden die Vokale als solche erhalten bleiben. Die Frage nach Invarianz und Varianz der Vokale ist eine der wichtigsten und schwierigsten Stufen in der phonolo-gischen Analyse.

Die aufgestellten Vokale haben in ihrer Realisierung eine bestimmte Beschränkung, so dass manche von ihnen außer in

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Fremdwörtern im Auslaut nie vorkommen, z.B.: /o/, /ö/, /e/. Die anderen werden in offenen unbetonten Silben gedehnt. Das ist der Fall insbesondere in Wörtern arabischer und persischer Herkunft. Vgl.: /a:dil / adil – (gnädig), /e:lản/- ẻlan (Be-kanntmachung) u.v.a. In vorbetonten Silben werden die aser-baidshanischen Vokale stark reduziert. Vgl.: /p′šik/ pišik –(Katze); /p・čax/ bэčaq – (Messer) usw.

Wenn wir also in unserer Analyse alle möglichen Positi-onen und Kombinationen mit einschließen, so vermehrt sich die Zahl der Realisierungsmöglichkeiten auf etwa das Zwölffa-che. Das lässt sich annährend am /a/ folgendermaßen verdeutli-chen:

[aˇ:], [aˇ.], [a′], [a′]… positionsbedingte Varianten [°a°], [a], [a], [a]… kombinationsbedingte Varianten Es muss nun die Frage erörtert werden, ob wir all diese

akustisch-artikulatorisch verschiedenen a-Realisierungen als selbständige Phoneme behandeln können. Wichtig sind hier Kriterien, die dafür oder dagegen sind, die sich aber auf sprachliche Prinzipien stützen müssen.

Die erste Antwort, die wir in der klassischen Phonologie finden, lautet, dass all die a-Realisierungen ein Phonem reprä-sentieren, weil sie akustisch-artikulatorisch ähnlich sind und einander ausschließen, das heißt, sie verteilen sich komple-mentär. Diese Ansicht könnte man akzeptieren, wenn es nicht folgenden Einwand gäbe: Die Vokale /a/, /я/ und /i/ in Wörtern /at/- (Pferd), /ят/- (Fleisch), /it/- (Hund) schließen in der pho-netischen Umgebung einander aus. Dort, wo ein /a/ vorkommt, kommt nie ein /i/ vor. Das lässt sich bei der phonetischen Transkription /at/-/it′/ erkennen, /a/ kommt vor hartem [t], /i/ dagegen kommt vor palatalisiertem [t′] vor.

Eine ausführliche phonetische Beschreibung registiert das alles. Phonetisch betrachtet, sind auch die Umgebungen von /i/ nicht identisch. Aus diesem Anlass könnte man sie als Varian-

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ten ein und desselben Phonems betrachten. Deswegen scheint es wichtig zu sein, den Begriff „Umgebung“ näher und stren-ger zu differenzieren. Wir unterscheiden phonologische und phonetische Bedingungen. In Wörtern /daš/ und /diš/ sind die Vokale /a/ und /i/ phonetisch in verchiedenen, phonologisch aber in gleichen Umgebungen. Unter phonemisch (oder phono-logisch) gleichen Umgebungen verstehen wir die Umgebung von gleichen Phonemen. Unter phonetischen Bedingungen ver-stehen wir die Umgebungen und Positionen, die als Resultat der koartikulatorischen oder suprasegmentalen Wirkungen auf-zufassen sind. Zusammenfassend können für die Feststellung der Invarianz und Varianz folgende Regeln aufgestellt werden:

1. Wenn zwei akustisch-artikulatorisch verschiedene Lau-te unter phonetisch gleichen oder quasigleichen Bedingungen vorkommen und dabei eine Wortdifferenzierung vorhanden ist, dann haben wir es mit zwei verschiedenen Phonemen zu tun. Vgl.: /daš/ - (Stein)- /diš/ -(Zahn); /bol/ - (reich)- /bil/ -(wisse). Die phonetischen Bedingungen sind hier verschieden, die phonemischen aber gleich. Außerdem ist die Wortdifferen-zierung vorhanden.

2. Wenn die Laute phonemisch und phonetisch gleich, aber in verschiedenen Situationen und Kontexten realiesiert sind, so sind diese Laute situative, kontextuelle oder individu-elle Varianten ein und desselben Phonems.

1. Sprechsituation - /o jazэ jazэr//; 2. Sprechsituation – /o jazэ jazэr …/ usw. Hier muss besonders hervorgehoben werden, dass die

sogenannten fakultativen Varianten, die die klassische Phono-logie als eine der Spielarten der Phoneme unterscheidet, im Rahmen eines Funktionssystems nicht existieren. Von der fa-kultativen Variante kann nur dann die Rede sein, wenn nicht weniger als zwei Idiolekte analysiert werden. Der native spea-ker realisiert entweder die eine, oder die andere. Beide sind bei

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einem Sprecher nicht möglich. Demzufolge ist die Beschrei-bung einer fakultativen Variante für die Hochlautung wenig in-teressant.

3. Wenn zwei oder mehrere akustisch-artikulatorisch ähn-liche Laute unter phonemisch gleichen, aber phonetisch ver-schiedenen Bedingungen erscheinen, so können sie als Varian-ten ein und desselben Phonems betrachtet werden.Vgl.: ad- (Name), ada – (Insel), adalár – (Inseln), adalardán – (aus In-seln) usw.

4. Wenn zwei akustisch-artikulatorisch ähnliche Laute unter phonemisch verschiedenen, dementsprechend auch pho-netisch verschiedenen Bedingungen vorkommen (phonetische Verschiedenheit ist durch die phonemische bedingt), so können sie als Varianten eines Phonems betrachtet werden. Vgl.:bir /eins), bar – (Frucht), nar- (Granatapfel), qar – (Schnee) usw.

Zusammenfassend kann man sagen: eine phonologische

Betrachtung der Sprache ist nur dann erfolgreich, wenn die syntagmatische Gliederung des lautlichen Kontinuums der paradigmatischen Analyse vorausgeht. Hier wird die Frage über die Aussonderung der aserbaidshanischen Vokale erörtert. Nach der Feststellung der Phonemhaftigkeit der einzelnen Vo-kale durch die morphologische Gliederung muss das Problem der Varianz und Invarianz näher betrachtet werden.

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8. DIE PARADIGMATISCHE PHONOLOGIE (DAS PHONEMSYSTEM DER SPRACHE)

Eine der Aufgaben, die sich die Phonologen stellen, be-

steht in der Aufstellung des Phonemsystems in der gegebenen Sprache. Unter dem System versteht man eine Gesamtheit von Einheiten, die sich voneinander nicht nur substantiell, sondern auch funktionell unterscheiden und dadurch dazu dienen, sprachliche Einheiten höherer Ebene zu differenzieren. /a:/ und /i:/ unterscheiden sich voneinander durch folgende Merkmale: /a:/ ist Vokal der hinteren Reihe, tiefen Hebung, /i:/ im Ge-gensatz ist Vokal der hohen Hebung und vorderen Reihe. An-dere Merkmale (nicht labial, lang) sind hier nicht relevant, weil sie unmittelbar nicht als Unterscheidungsmerkmale für dieses Phonempaar auftreten. Darüber hinaus können sie als Unter-scheidungselemente auf der Wortebene auftreten. Vgl.: /'*za:gn/ # /'*zi:gn/ usw.

Die Aufstellung des Phonemsystems hängt von der der phonologischen Analyse zugrundegelegten Theorie und dem Umfang des herangezogenen Sprachmaterials ab. Geht man von der Annahme aus, das Phonem sei eine bedeutungsunter-scheidende Spracheinheit, und dieser Bedeutungsunterschied solle durch das Vorhandensein von Minimalpaaren nachge-wiesen werden, so braucht man in diesem Falle nur sogenannte Quasihomonyme zu finden. Dann ist die Sache erledigt. Viel komplizierter ist die Aufstellung des Phonemsystems, wenn man die bedeutungsunterscheidende Funktion des Sprachlautes nicht in die Definition des Phonems einschließt. Wenn man von

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Entlehnungen und Fremdwörtern absieht, dann hat man einen ganz anderen Phonembestand, denn manche Phoneme treten ausschließlich in Entlehnungen und Fremdwörtern auf.Anderer- seits ist es heute nicht leicht, eine dem Wortbestand nach reine Sprache zu finden, die nur über ihr eigenes Wortgut verfügt.

Die Aufstellung des Phonemssystems muss, wie gesagt, nach der Feststellung des Phonemsbestandes folgen, denn an erster Stelle steht die Frage nach der Herausstellung des Pho-nemstatuses eines jeder Sprachlaute der Sprache.

Ausgehend von diesen grundsätzlichen Kriterien behaup-tete N.S. Trubetzkoy, die Zahl der deutschen Phoneme betrage 39 Phoneme:18 Vokale und 23 Konsonanten. Er hält “e” und “ä” für zwei verschiedene Phoneme (Vgl. /'>e:/ (Ehre) und /'>:/ (Ähre)1, indem er «i» und «j» für Varianten eines Phonems hält. Für Varianten eines Phonems hält er auch den Ich-Laut und Ach-Laut.2 Was den Unterschied zwischen Ehre und Ähre betriftt, so kann das nur auf die Schriftform zurück-gehen. In der Aussprache seien sie, nach unserer Beobachtung, Homonyme. Was «i» und «j» angeht, so bekräftigt N.S. Tru-betzkoy seine Entscheidung dadurch, dass «i» vor Vokalen nicht vorkommt, im Gegensatz dazu kommt «j» ausschlißlich vor Vokalen vor. Z.B. /'je:der/, /'j x/, /'ja:gn/ usw. Aber in Wörtern / bί·o· e·mi:/, /*bi·o·lo·´gi:/, / vi·'o:la/ usw. kommt /i:/ vor den Vokalen vor. Diese Wörter sind so hoch frequent, vielleicht frequenter als einige echt deutsche Wörter. Auʃerdem hat die deutsche Sprache heute keine Alternative für diese Wör-ter. Folgende Wortpaare /'taoчn/ „Tauchen“, /'taoxn/ „tau-chen“, /'> :чn/ „Achen“, /'> :хn/ „Aachen“ u.a. zeigen, dass /ч/ und /x/ in gleichen phonetischen Positionen vorkommen können. Dass die Argumente von N.S.Trubetzkoy nicht stich-haltig sind, wurde vom Verfasser nachgewiesen.3

Eine recht interessante Stellungnahme zum Phonem-

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bestand hat der polnische Germanist N. Morciniec.4 Ihm zufol-ge seien die deutschen Diphthonge und Affrikate Biphoneme, das heißt sie sind die Verbindungen von zwei selbständigen Phonemen. Er vermutet, dass in Wörtern /'haos/ und /'laet/ → /l øt/ usw die ersten Komponenten ersetzbar sind, so dass wir dadurch neue Wörter bekommen.Vgl.:/'haos/, /'haes/, /'laet/, /'l øt/ usw. Aber die erste Komponente in Di-phthongen in Wörtern /'haos/ und /'laet/ → /'l øt/ ist doch kein /a/ und kein /o/, denn /a/ und /o/ in Wörtern /'man/ „Mann“, /'hant/ „Hand“, /'t xtr/ „Tochter“ benehmen sich ganz anders. Bei der Pluralbildung gehen diese Vokale zum /ε/ und /oe/ über. Vgl.:

/'man/ # /'mεnR/, /'hant/ # /'hεnd/, /'t xtR/ # /'toeçtR/ Bei der Pluralbildung der Wörter /'haos/, /'maos/ wech-

seln sich die Stammvokale mit einem anderen Diphthong, oder mit einem anderen Vokal, nämlich /ao/ wechselt sich mit / ø/, / / mit /oe/ ab. Vgl.: /'haos/→/'h øzR/,/'maos/→/'m øz/, /'t xtR/→/'toeçtR /usw. Die Diphthonge /ae/ und / ø / aber bleiben unverändert. Vgl.:

/ 'vaet/ - / 'vaet R/, /'tr ø/ - /'tr øR/ usw. Diphthonge, so wie Affrikate sind unzerlegbare Einhei-

ten, ihre Komponenten lassen sich in kleinere Einheiten nicht zerlegen. Paradigmatisch verwandte Einheiten der Sprache las-sen sich untereinander abwechseln. Bei vielen Phonologen werden zuerst die Elemente bestimmt, erst danach werden ihre möglichen syntagmatischen Beziehungen festgestellt. „Die E-lemente werden bestimmt, indem man gleichzeitig ihre para-digmatischen und syntagmatischen Beziehungen berücksich-tigt“.5

Strittig ist auch der phonematische Status von [], /*/ und /R/.6 Heute werden einige Varianten des /R/ - Phonems fest-gelegt: [ʁ], /ʁ/, /ʌ/, [R]. Z.B. />u:ʁ/, /'>o: ʁ/, />e: ʁ/,

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/mi·ʌ/ usw. Ausgehend von der Autonomie der lautlichen Seite der

Sprache und aufgrund der Gliederung des Redestroms mithilfe morphologischer Kriterien (Siehe Kapitel 5) bestimmen wir den Phonembestand der deutschen Gegenwartssprache 40, von de-nen 17 Vokale (14 Monophthonge und 3 Diphthonge) und 23 Konsonaten, von denen 3 Affrikaten, 20 aber reine Konso-nanten sind.7

Wir führen Wörter an, in denen die Aussonderung der einzelnen Phoneme durch morphologische Grenzen verwirk-licht wird. Oder durch den Phonemwechsel kann man feststel-len, ob dieser oder jener Sprachlaut eine grammatische Funkti-on ausübt. /t/, /s/, /a:/, /ы/, /e:/, /a˘e/, /i:/, /υ/, /y/, /o:/, /ø:/, /b/, /p/, /a/,

/ε/, /*/, /x/, /ç/, /ao/, /s/, /R/, /oe/, /a/, /u:/, /n/, /z/, /g/, / ˘ø/, / /, /y:/, /k/, /m/, /t˘s/, /t˘ʃ/, /p˘f/, /n/, /j/, /ʃ/, /v/, /f/

/' za:kt/, />'aot s/; /' ga: b/ /' gft/ - /' ge: b/; /'ʃRaebn/ # /'ʃRi:p/; /'mυtR/ # /'mytR/; /' zo:n/ # /' zø:n/; /' valt/ # /' vεldR/; /' dε*kn/ - /' daxt/; /'fεçtn/ # /'f xtn/; /'haon/ # /'hi:p/; /'ki:sn/ # /'ko: R/; /'koenn/ # /'kan/; /'ʃnaedn/ # /'ʃnt/; /'tu:n/ # /'ta:t/; /'ʃte:n/ # /'ʃtant/; /' vaezn/ # /' vi:s/; /'mø:gn/ # /'m xt/; /' baom/- /' b øm/; /'ly:gn/ - /'lo:k/; /tsυm/, /tsυ·R/; /'nεRvn/ - /'nεRf/

Wenn wir das Wort /' bru:dRʃaft/ nehmen, so sehen wir, dass vor /ʃ/ eine Grenze durchgeht. Jetzt ist festzustellen, ob /ʃa/ ein untrennbares Segment ist. Wir überzeugen uns vom Umgekehrten, wenn wir das Wort /'tʃ>aRbaet/ nehmen, wo / ʃ/ von /a/ durch morphologische Grenze zu trennen ist. Das heißt, dass /ʃa/ nie als eine Substanz von einem Phonem zu be-trachten ist. In Wortformen /ne:mn/ und /na:mn/ sehen

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wir dasselbe. /n+e/ und /n+a/ wechseln sich miteinander ab, das zeugt von der Aussonderungsmöglichkeit von /n/ aus dem nachkommenden Vokal. / ja:/ im Wort “Jahr” ist auch nicht als untrennbare Substanz eines Phonems zu betrachten, weil /a:/ in />a·bR/ oder / >a: bnt/ ohne das Element /j/ vorkommen kann. Im Gegensatz dazu kommen /ts/, /tʃ/ und /pf/ immer und überall als unzerlegbare Einheiten vor. Wir kennen im Deutschen keinen Fall, in dem die Kompenenten von /ts/, /tʃ/ und /pf/ durch morphologische Grenze zu trennen sind. Im Deutschen gibt es solche Wörter wie z.B. / kυRts/, / d øtʃ/, / >apfl/, in denen diese Affrikate als einheitliche Sprachwer-te auftreten, zwischen den Komponenten dieser Einheiten geht keine Grenze durch. Im Gegensatz dazu sind in folgenden Fäl-len die Phoneme /t/ und /s/, /t/ und /ʃ/ oder /p/ und /f/ durch morphologische Grenzen getrennt und darüber hinaus kann man sie nicht als Affrikate bewerten. Vgl.

/'kυRts " bu:x/>st ze: R"'n ø// / di:z "'> Rtʃaftn/ zint "'gu:t tsu· b'zçtg n//

/>υnzR"fRma b'ʃεftçt zç mt de·m "'apfyl''vasR//

Diese Beispiele zeigen also, dass wir auf der phonologi-schen Ebene von Homonymie sprechen können.

Nachdem der Phonemstatus einzelner Sprachlaute des Deutschen nach unserem Gliederungskriterium festgestellt worden ist, können wir uns jetzt mit der Aufstellung des deut-schen Phonemsystems beschäftigen, das heißt, dass wir die Kontraste im System festlegen müssen. Ausgehend vom festge-legten Status jedes Sprachlautes können wir zwei Teilsysteme der deutschen Sprache unter Berücksichtigung des deutschen Phoneminventars wie folgt schematisch verdeutlichen:

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Vokale Konsonanten 8 Die deutschen Vokale können nach folgenden linguisti-

schen Relevanzmerkmalen näher bestimmt werden: 1. Einteilung der Vokale in Monophthonge und Diph-

thonge. Die Monophthonge können vorderer /i:, , y:, y, e:, ε, ø:, œ/ und hinterer /u:, υ, o:, , :, / Reihe sein.

2. Die deutschen Vokale sind in geschlossene /i:, y:, e:, ø:, u:, o:/ und offene /, y, ε, υ, , :, / unterteilt. Daraus er-gibt sich, dass das einzige Phonempaar, und zwar / :/ und / / nach diesem Merkmal außerhalb der Gegenüberstellung bleibt.

3. Die deutschen Vokale sind entweder lang /i:, y:, e:, ø:, u:, o:, :/ oder kurz /, y, ε, œ, υ, , /

4. Das nächste Merkmal beruht auf der Labialität: /y:/, /y/, /ø:/, /œ/, /u:/, /υ/, /o:/, / / sind labial, /i:/, //, /e:/, /ε/, / :/, / / sind nicht labial.

Diese Merkmale sind relevant und systembildend, wobei alle Vokale nach diesem oder jenem Merkmal entweder merk-maltragend oder merkmallos sind.

Das reduzierte [] erscheint nur in unbetonten Silben, da-her kann es als Variante vom /ε/ - Phonem bestimmt werden.

Die deutschen Diphthonge sind monophonematisch, weil ihre Komponenten durch morphologische Grenze nicht getrennt

/i:/ // /y:/ /y/ /e:/ /ε/ /ø:/ /œ/ /u:/ /υ/ /o:/ / / / :/ / / /ae/ /ao/ / ø/

/b/, /p/, /v/, /f/, /m/, /pf/, /d/, /t/, /z/, /s/, /ʃ/, /n/, /l/, /ts/, /tʃ/ /j/, /ç/, /g/, /k/, /x/, /*/, /R/, /h/,

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werden können. Vgl. /'h øt/, /'maos/, /'Raetn/ /hεb're·ʃ/, /> lge·'br ·ʃ/, /'n ·'i:f/ usw.

Neben diesen relevanten (distinktiven) Merkmalen kön-nen wir die deutschen Vokale in betonte/unbetonte und gespan-nte/ nichtgespannte unterteilen. Diese sind aber keine system-bildenden Merkmale, sondern integrale, d.h. sie sind die von ihnen im Redestrom gewonnenen Merkmale, weil sie im Sprechakt infolge der Betonheit/Unbetonheit der die Vokale en-thaltenen Silben gewonnen werden. Steht der Vokal unter der Betonung, so ist er betont, dementsprechend gespannt. In einer unbetonten Position ist der Vokal ungespannt. Das Merkmal Betonheit/Unbetonheit hängt nicht mit dem Vokal zusammen, das ist die Qualität der Silbe. Aber das Merkmal Gespanntheit/Nichtgespanntheit ist schon das, was der Vokal unter dem Einfluss der betonten oder unbetonten Silbe innehat. Diese können wir wie folgt darstellen:

/a:/ a':, ă· /i:/ i':, i · /a/ a', ă // ', ĭ /o:/ o':, ŏ /y:/ y':, y · / / ', /y/ y', y /u:/ u':, ŭ· /ø:/ ø':, ø · /υ/ υ', υ /œ/ œ', œ /e:/ e':, ě· /ε/ ε', ε , Wenn wir die Realisation der Vokale im Anlaut mit und

ohne Knacklaut berücksichtigen, so wird die Zahl ihrer Allo-fone verdoppelt. Z.B. /a:/ a':, ă· , >a':, ă· usw.

Bei der Analyse der Vokalrealisationen im Deutschen können wir die Nasalierung von Vokalen / a :, :, ø

: e

:, / (z.B. /Rεsto·'Ra:/ „Restourant“, / bal'k:/ „Balkon“, /paR'fø

:/ „Parfüm“, / ba'se

/ „Bassin“), j-artige Aussprache (z.B.

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/ʃpe·'tsjεl/ „Speziell”, />az'ja:tʃ/ „asiatisch“, />aos'tra:ljR/ „Australier“, /li·'no:ljυm/ „Linoleum“, /tRa·'g:dj/ „Tragödie“ und Reduktion von unbetonten [ل] und [υ] in Wörtern />e·vεn't εl/ „eventuell“, />n@e·'nلø: R/ „Ingeniuer“ usw nicht außer Acht lassen.

Das oben angeführte Diagramm zeigt die reale Stelle jedes Vokalphonems im Teilsystem der deutschen Vokale. (Siehe Schema 3.)

Nach unseren Untersuchungsergebnissen vom Jahre 1990 kann man sagen, dass alle Vokalphoneme im gesprochenen Deutsch eine Reduktion in Richtung zu [] aufweisen.9 Aus diesem Anlass könnte man dieses reduzierte [] im Zentrum des Diagramms setzen. Vgl.:

i: u: ı y: υ y o:

e:

ø: ε

a a: Konsonanten. Die Systemverhältnisse zwischen deut-

schen Konsonanten können nach folgenden relevanten Merk-malen festgestellt werden.

1. Nach der Art der Bildung. Hier werden die deutschen Engelaute (f, v, z, s, ʃ, j, x, ç, R, h) oder Verschlusssprenge-laute (b, p, d, t, m, g, k, l, n, *) oder Verschlussengelaute

[]

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/pf, ts, tʃ/ unterschieden. 2. Einteilung der deutschen Konsonanten nach dem ak-

tiven Organ: a) Lippenkonsonanten – /b, p, v, f, pf, m/; b) Vorderzungenkonsonanten - /d, t, z, s, ʃ, ts, tʃ, n, l/ ; c) Mittelzungenkonsonanten - /j, ç/; d) Hinterzungenkonsonanten – (g, k, x, */; e) uvularer Konsonant - /R/ und f) pharyngaler Konsonant -/h/. /l/ wird als lateral bezeichnet, weil die Zun-genseite bei seiner Bildung aktiv ist. /m/, /n/, /*/ werden als Nasale bezeichnet, weil bei ihrer Bildung ein Teil des Luft-drucks durch die Nase herausströmt.

3. Einteilung der Konsonanten nach der Teilnahme der Stimmbänder: a) stimmhafte Konsonanten /b, v, m, d, z, n, l, j, g, *, R/; b) stimmlose Konsonanten /p, f, pf, t, s, ʃ, ts, tʃ, ç, k, x, h/. Die Konsonanten /m/, /n/, /l/, /*/ und /R/ wer-den als Sonorlaute bezeichnet, weil sie eine ausgeprägte Form der Formantstruktur besitzen.

Die Systemverhältnisse der deutschen Konsonanten kön-nen auch N.S. Trubetzkoy zufolge nach der Klassifikation der Oppositionen festgelegt werden:

a) Verhältnis einer Opposition zum ganzen Oppositions- system. Hier werden eindimensionale /b#p, d#t, g#k, b#m/, /d#n/, /g#*/, /pf#*/, /k#x/, /ts#s/, /f#v/, /s#z/, /s#ʃ/, /R#l/ insgesamt 13 Oppositionen, die anderen sind mehrdimen-sional. Die Letzteren teilen sich in homogene und heterogene Oppositionen. /x//*/ ist eine mehrdimensionale Opposition, /u//e/ ist auch homogen, /p//t/ ist mehrdimensional, aber het-erogen. Weiter ist /x//*/ geradelinig, weil /x-k-g-*/ im Deutschen die einzige ist. Im Gegensatz dazu ist /u//e/ ungeradelinig, weil „der Weg von /u/ zu /e/ innerhalb des deutschen Phonensystems über mehrere „Ketten“ von eindi-mensionalen Oppositionen gedacht werden kann (/u-o-ö-e/ oder /u-ü-ö-e/ oder /u-ü-i-e/ oder /u-o-a-e/).10 /p/#/b/ ist proportio-

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nall, weil die Beziehung zwischen diesen gleich den Bezie-hungen zwischen /t/#/d/, /g/#/k/ ist. /p/ und /ʃ/ aber ist isoliert, weil das deutsche phonologische System kein anderes Phonempaar besitzt, dessen Glieder zueinander in demselben Verhältnis wie p zu sch stehen würden.11

Die nächste Stufe der Herausstellung der Oppositions-verhältnisse beruht auf den Beziehungen zwischen den Oppo-sitionsgliedern. Hier unterscheidet man privative, graduelle und äquipolente Oppositionen.

a) Die Opposition ist privativ, wenn eines von ihren Gliedern merkmaltragend, das andere aber merkmallos ist. Z.B. /d//t/, /g//k/.

Wenn wir das Vorhandensein der Stimmhaftigkeit neh-men, dann sind /b/, /d/, /g/ merkmaltragend, /p/, /t/, /k/ merkmallos.

b) graduelle Oppositionen. Ihre Glieder kennzeichnen sich durch verschiedene Grade eines Merkmals (z.B. ver-schiedene Öffnungsgrade des Kieferwinkels).Vgl.:

/u///o/, /ü//ö/, /i//e/ Die Endglieder bezeichnen die äußerste Stufe der betref-

fenden Eigenschaft (maximale oder minimale) c) äquipolente Oppositionen. Beide Glieder dieser Op-

positionen sind gleichberechtigt. Sie bilden weder den Grad des Merkmals, noch Verneinung und Bejahung einer Eigen-schaft.Z.B.

/p//t/, /f//k/ usw. Endlich teilt man die Oppositionen nach der distinktiven

Gültigkeit ihrer Glieder ein. Hier unterscheidet N.S. Trubetz-koy konstante /t//p/, /f//k/ und aufhebbare (oder neutralis-ierte) Oppositionen /b//p/, /d//t/. In der neutralisierten Posi-tion wird der Gegensatz aufgehoben und die Einheit, die in dieser Position auftritt, nennt man Archiphonem. Z.B.

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Band / bant/ - Bande / band/ bunt / bυnt/ - bunte / bυnt/ /d//t/ werden im Auslaut durch T bezeichnet, das heißt,

die Gesamtheit der distinktiven Eigenschaften, die den Glied-ern der privativen Opposition gemeinsam sind.12

Auf diese Weise kann das Netz der Systemverhältnisse festgestellt werden, welches das System vom Inneren her charakterisiert.

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9. DIE SYNTAGMATISCHE PHONOLOGIE (PHONEMKOMBINATORIK) 1

Eine der aktuellsten Aufgaben der Fonotaktik (syntag-

matischen Phonemik) ist die Erfassung der kombinatorischen Regeln der Phoneme einer Sprache. Analog zur syntaktischen Betrachtung der Valenz der Lexeme, d.h. der Wechselbe-ziehung zwischen Wörtern im Sprechakt, lässt sich auch inner-halb der Phonemik eine spezielle Untersuchung der kombinato-rischen Regeln aus einer abzählbaren Menge von Einheiten, die anhand von hunderttausenden von Wörtern und Wortfor-men gewonnen wird, ableiten. Die Untersuchungen zur Kom-binatorik der Phoneme muss in einer listenmäßigen Aufstellung der typischen und untypischen Lautverbindungen einerseits und der zulässigen und unzulässigen anderseits gipfeln. Daraus er-geben sich auch neue Perspektiven für eine allgemeine Typolo-gie der Sprachen.2

Die Phonemkombinatorik erhielt in der modernen Lingu-istik die Bezeichnung Fonotaktik3, was man in terminologi-scher Sicht nicht als ganz gelungen betrachten kann, weil die-ser Terminus auf Fone und nicht auf Phoneme hinweist. Man müsste dann eher von einer Laut-(Fon-)Kombinatorik sprechen als von einer Phonemkombinatorik. Um dies zu vermeiden, sprechen wir hier von Phonemkombinatorik und verstehen dar-unter die Eigenheit jedes Phonems, mit anderen Phonemen in Nachbarschaftsbeziehung (auf syntagmatischer Ebene) zu tre-ten.4

Das Studium der Phonemkombinatorik gestattet, ein

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Netz von Beziehungen aufzustellen, das für die jeweilige Struktur der Sprache typisch ist. N.S. Trubetzkoy äußerte den Gedanken, dass die Distributionsregeln eine Sprache nicht we-niger als der Phonembestand selbst charakterisieren.5

Mit der Darlegung der Kombinatorik jedes Phonems kann auch die Klassifikation der Allofone dieser Sprache aufgestellt sowie ihr Informationswert und der funktionale Gehalt der Phoneme in Abhängigkeit von ihrer Position innerhalb einer Äußerung bestimmt werden. Das ist eine aussichtsreiche Basis für eine ganze Reihe von technischen Problemen, so z. B. für das Problem der automatischen Zeichenerkennung. Die Kom-binatorik kann auch für die Lösung solcher Fragen wie die Ausarbeitung neuer Methoden der Stenographie, die Chiffrie-rung und Dechiffrierung von Texten, die Bildung von Neolo-gismen zur Bezeichnung von Waren und Marken eine Hilfe sein. Auch für den Fremdsprachenunterricht hat die Kombina-torik eine nicht unwesentliche Bedeutung, da die Kontraste zwischen Sprachen sich nicht nur auf die Unterschiede in den Phonemen, sondern auch auf die jeweiligen Kombinationsre-geln beziehen. Die Kombinatorik erlaubt zudem die Vorherbe-stimmung einer in bestimmten Sprechsituationen auftretenden Variante, die mit der einen oder anderen Position verbunden ist. Sie ist beispielweise im Russischen nach der Konsonanten-gruppe /fstr/ vor /č/ ein /e/ möglich, während im Deutschen ei-ne solche Kombination nicht vorkommt. Deutschen, die die russissche Sprache erlernen, können die kombinatorischen Va-rianten aller deutschen Vokale mit ihrer genauen akustisch-artikulatorischen Charakteristik geboten werden. Wenn wir die Variantenreihen jedes Vokals vorgeben, so schaffen wir selbst für die Lernenden optimale Bedingungen, um im Kommunika-tions-prozess die einschlägige Variante der zu erlernenden Sprache zu realisieren. Wenn man z. B. die kombinatorischen

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Varianten des Vokals /a:/ mit der Bildung des Phonems /a/ im Russischen vergleicht, so finden wir, dass im Deutschen das Phonem /a:/ zumindest durch 12 Varianten vertreten ist , für al-le jeweils entsprechende Varianten des russischen Vokals /a/ zu finden sind.

Trotz der offensichtlichen Aktualität ist das Problem der Kombinatorik deutscher Vokale noch kaum bearbeitet worden, wenn auch auf seine Bedeutung schon viele Wissenschaftler hingewiesen haben.6 Es gibt bereits Untersuchungen über die Kombinatorik deutscher Konsonanten im Anlaut und Auslaut einsilbiger Morpheme oder Wörter.7 Untersuchungen von Men-zerath zeigten jedoch, dass die Zahl einsilbiger Wörter einen unbedeutenden Teil des deutschen Wortschatzes ausmacht.8

Deshalb ist Feststellung von B.Narr und O.Werner, dass die Kombinatorik der deutschen Phoneme noch auf seine Lösung warte, voll verständlich.9

Es versteht sich, dass der Materialumfang letztlich vom Phoneminventar abhängt. Je kleiner die Einheit und das Materi-al, in dessen Grenzen die Analyse durchgeführt wird, umso kleiner ist die Liste der ermittelten Kombinationsregeln. Ander-seits ist bei einem kleineren Phoneminventar die Zahl der Kombinationsregeln größer. Dasselbe gilt umgekehrt. Deshalb ist für Kombinationsuntersuchungen die Frage nach dem Aus-gangsmaterial und dem Phonemsystem von prinzipieller Wich-tigkeit.

Die Frage des deutschen Phonemsystems wird immer häufiger zum Gegenstand der Diskussion, besonders im Zu-sammenhang mit der Kritik am sogenannten „Bühnendeutsch“ und „Hochdeutsch“ eine Fiktion, das Ergebnis eines indi-viduellen Urteils von Siebs selbst sei und deshalb soll die Norm, die von Th. Siebs festgelegt wurde, nicht der objekti-ven Sprechsituation entsprechen.10 Es ist bekannt, dass die

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Siebs, sche Norm auf der Aussprache der Bühnen beruht. Man kann aber heute kaum billigen, dass die gegenwärtige literari-sche Aussprachenorm des Deutschen auf der Bühnenausspra-che basiert. Das bestätigt schon die 19. Auflage des Buches Siebs, deren Herausgeber den Titel des Werkes wesentlich verändert haben.11

In den Arbeiten der Germanisten der letzten Jahre er-scheinen einige Varianten des Phonembestandes der deutschen Sprache. In der phonematischen Literatur der modernen deut-schen Sprache gibt es nicht wenig Meinungsverschiedenheiten, teilweise völlig diametral entgegensetzt, hinsichtlich des Mo-nophonem- bzw. Biphonemcharakters der Diphthonge und Af-frikate, ja sogar hinsichtlich der Selbständigkeit der Phoneme /ç, x, h, , *, j, /.12 Wir müssen hier auf die Wiedergabe der verschiedenen Ansichten verzichten. Bei der vorliegenden Un-tersuchung gehen wir von der Voraussetzung der Existenz von 17 Vokalphonemen und 23 Konsonantenphonemen im Deut-schen aus:

Vokale Konsonanten /i:/ /y:/ /e:/ /ø:/ /b/ /p/ /d/ /t/ /,/ // /y/ /ε/ /œ/ /g/ /k/ /f/ /s/ /x/ / / /o:/ /υ/ /u:/ /v/ /z/ /h/ /pf/ /ts/ /a:/ /a/ /ae/ /tʃ/ /m/ /n/ /*/ /ao/ / ø/ /l/ /r/ /j/ /ç/.13

Als Material unserer Untersuchung dienten Lexeme in

der Folge, wie sie im Duden-Wörterbuch aufgeführt sind.14 Für die Analyse der Kombinatorik der Vokale wurden folgende Umgebungskriterien angesetzt:

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I. Vokale im Anlaut 1. C 2. C V. CC CC CCC V : CCC CCCC CCCC C…Cn C…Cn

C C 3. CC 4. CC V CCC V CCC

CCCC CCCC C…Cn C…Cn

II. Vokale im Inlaut

1. C 2. C

CC V C CC V C

CCC CCC

3. C 4. C

CC V. C CC V : C

CCC CCC

5. C 6. C

CC V CC CC V CC

CCC CCC

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7.C 8. C

CC V. CC CC V : CC

CCC CCC

9. C 10. C

CC V CCC CC V CCC

CCC CCC

11. C 12. C

CC V. CCC CC V : CCC

CCC CCC

13.C 14.C

CC V CCCC CC V CCCC

CCC CCC

15.C 16. C

CC V. CCCC CC V :

CCCC

CCC CCC

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III. Vokale im Auslaut

1. C 2. C

CC V. CC V :

CCC CCC

An die Stelle von V können theoretisch alle 17 Vokale und an die Stelle von C die 23 Konsonanten gesetzt werden. Die Aufgabe bestand nun darin, festzustellen, welche der in diesem Modell angesetzten Kombinationen in der deutschen Sprache tatsächlich vertreten sind, d.h. welche Kombina-tionsmöglichkeiten jeder der deutschen Vokale in Bezug auf die Umgebungskonsonanten tatsächlich innerhalb der Lexeme besitzt. Unter Lexem verstehen wir eine lexische Einheit, die sowohl auf der Ausdruckseite als auch auf der Inhaltsseite einer anderen Einheit gegenübertritt. Bei der Analyse des Wörter-buchs wurden alle Formen der Wörter (Kasusformen, Personal-formen), die gewöhnlich nicht im Wörterbuch angegeben sind, mit berücksichtigt. Kombinationen gelten dann als zulässig, wenn sie mindestens in einem Wort vorkommen. Wenn sich bestimmte Phonemgruppen nur in Fremdwörtern, Eigennamen oder Ortsnamen finden lassen, wurden sie nicht in die Untersu-chung einbezogen. Die hier verwendete Methode war also be-sonders auf die Darstellung der strukturellen Eigenheiten des Phonembestandes der Lexeme ausgerichtet.

1. Es wurden die Phonemgruppierungen ermittelt, die mit den Strukturmodellen der deutschen Sprache übereinstim-men, aber bestimmte Einschränkungen erfahren. So ist z.B. die Gruppierung kurzer Vokale vor Konsonanten im Anlaut und In-laut möglich, aber sie kommen nicht im absoluten Auslaut von Wörtern, Morphemen und Silben nach Konsonanten vor. 2.

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Festgestellt wurden weiter Gruppierungen, die in der Sprache nicht möglich sind und somit auch nicht mit den Strukturmo-dellen der deutschen Sprache vereinbar sind. So sind z.B. zwei nebeneinanderstehende Vokale innerhalb ein und desselben Morphems unzulässig. 3. Festgestellt wurden auch Gruppierun-gen, die zwar vorkommen, aber nicht den Strukturmodellen des Deutschen entsprechen. Als Beispiel seien die in französi-schen Wörtern ausgesprochenen Nasalvokale angeführt. 4. Schließlich wurden natürlich alle in der Sprache vorkommen-den Gruppierungen ermittelt, die auch mit den Strukturmodel-len in Einklang stehen.

Alle Arten von Kombinationen kann man auch mit den Kriterien der distinktiven Merkmale beschreiben. Dann wird eine beliebige Phonemkombination in distinktive Merkmale zerlegt, so dass dadurch die Gruppierungsfähigkeit von Merk-malen und nicht von Phonemen ermittelt wird. Der Hauptman-gel eines solchen Herangehens besteht in der Aufzählung der vorgegebenen Merkmale, wodurch nicht die Variationseigen-schaften der Phoneme selbst aufgedeckt werden, die in ihrer Merkmalsganzheit gelten.

Im Folgenden wird die kombinatorische Charakteristik des deutschen Phonems /a:/ dargelegt, wie sie sich auf syntag-matischer Ebene abzeichnet.

Phonem /a:/ 1. [

a:] + Csth kommt im absoluten Anlaut von Wörtern mit Akzent vor einem, zwei oder drei Konsonanten vor, wobei der erste Konsonant stimmhaft bzw. ein Sonant ist. Z.B. Abend, Ader, Amen, ahnen, Aal, Aar, Agens, Asien usw. Hier be-gegnet /a:/ mit allen stimmhaften Phonemen außer //. Vor zwei Konsonanten kommt /a:/ vor, z.B. in: adrig, Adler, Art usw., vor drei Konsonanten: Arzt, Arznei usw.

2. [ a:] + Cstl oder [ a:] + Cstl+Cstl oder sth. Es kommt also

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im absoluten Anlaut vor stimmlosen Konsonanten oder vor ei-nem stimmlosen Konsonanten, dem ein stimmhafter folgt, vor: Atem, Aas, Ahorn, wobei festgestellt wird, dass Affrika-te und /ʃ/ nicht folgen können (Siehe. Abb.27).

Abb.27: /a:/ zwischen stimmhaften Konsonanten.

3. [ ،a.] + C, d.h. unbetonter Anlautsvokal. Er kann eine,

zwei oder drei Silben vor dem Akzent auftreten. Er kommt vor allem in Fremdwörten vor und ist nicht so stark reduziert wie etwa im Russischen oder Aserbaidshanischen, z.B. apart,

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Alarm, Agonie, Asyl, apatisch, Abitur, Agentur, analysieren usw.

4. Csth oder stl+[ a:] + Csth. Theoretisch könnte jeder Kon-sonant links und rechts stehen, jedoch /s/ und /ŋ/ kommen an-lautend nicht vor. Zwischen homogenen Konsonanten kommt /a:/ nur in den Umgebungen b-b, d-d, g-g, r-r, l-l vor: Babel, dadurch, rar, Laletik. Auslautend können die Sonanten /m/, /n/, /l/, /r/ folgen: Bahn, Wahn, Wahl, wahr, nahm. Auf Abb. 1 und 2 lassen sich deutlich alle Kombinationen des Vo-kals /a:/ innerhalb dieses Modells erkennen (Siehe. Abb.28).

Abb. 28: /a:/ zwischen stimmlosen und stimmhaften Konsonanten

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Bemerkenswert ist, dass /a:/ zwischen stimmhaften Kon-sonanten mehr Gruppierungen aufweist als zwischen stimmlo-sen und stimmhaften Konsonanten. Zu dieser Variante gehören offensichtlich auch die Vorkommen von /a:/ in den Kombinati-onen nach den Modellen CVCC, CCVC, CCVCC, CCCVC, CCCVCC, CVCCC und CCVCCC, in denen ein oder zwei Konsonanten, die hinter /a:/ stehen, entweder stimmhaft oder Sonanten sind. Diesen Modellen entsprechend sind im Deut-schen folgende Gruppierungen vertreten. CVCC CCVC b + /a:/ + rt, rk, r, , rv, br, lb, rt bl + /a:/ + g, r, z d + + lb, lm, lk, rb, rg, rl, rt, r, br + + m, v, d, z f + + rn, dr, lb, nd, rl, rr, rt gl + + d, m, n, z, r h + + rt, nr, rts, rb, gr, nv, dr gn + + d r + + bn, dl, gn, gr + + b, v, d ts + + rt, lb, nl dr + + g, r, v g + + bl, rs fl + + d, m, n j + + rr fr + + g, m, n k + + bl, lb, lk kl + + g, d, m, n l + + br, dn, rts kn + + b m + + gr, rb, lj, lm, l, , lts, lc, ln, rt kv + + d, l, z n + + rn, dl, gl, lb pr + + g, l, m, z p + + lts, dr, nf, rt pl + + g, m, n z + + lb, lh, rb, lf, rf, rg, rh, rl sk + + b, l rm, rpf, rv, rb, lm, lv, ml t + + lk, dl, lh, lr, lv, lb, kr + + l, n, m, z, g

rb, lf, lg, ln, nl , + + lz, lb, ml, mr, mv ,p+ + d, n, m, r, l v + + gr, lb, lf, lh, ,t + + d, g, b, l, n, m, r,

ll, lm, ln, lz, lt, l, z, v ,l + + g, n

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,v + + b, d, g, l, n, r ,m + + l ,n + + g, n ,r + +d, g, l, m tr + + b, g, n, v tsv + + r vr + + z, n sl + + v, l

+ + CCVCC kr + /a:/ + dl CVCCC kl + + br, rd, mv d +/a:/ + lʃt, rʃt br + + ms, mf, m, mz, lts b + + rts, rʃtr kv + + rts, dr, lb r + + lʃt, lsb, rʃt, rʃn ʃt + + rt, rg, rt z + + rbr, rʃt ʃm + + lt k + + rt, rst fl + + dr, ml m + + lʃt, lst, rʃt, rʃr gr + + bn ʃ + +rʃm ʃp + + nz v + + lʃh pl + + nz ts + + rtb ʃv + + nd, nh, nt, rt CCVCCC CCCVC ʃv + /a:/ + nsf ʃtr +/a:/ + b, d, l, m, n, z ʃt + + lbr skl + + v CCCVCC ʃtr +/a:/ + lz

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5. Cstl oder sth + [a:] + Cstl. Das Modell ist dadurch charak-terisiert, dass von allen Konsonanten nur /p/, /t/, /k/, /s/ und /f/ hinter dem Vokal als Wortauslaut vorkommen können, z.B. Staat, gab, Tag, Gras, Schaf. Zwischen den homogenen Konsonanten p-p, (f-f), t-t, k-k kann es vorkommen: Tat, Ka-ki, Papua. Vgl. Abb. 29-30.

Abb. 29: /a:/ zwischen stimmlosen Konsonanten

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Abb. 30: /a:/ zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten Aus Abb. 29-30 ist ersichtlich, dass die Variante des

Phonems /a:/ nach Modell CVC mit Folgenden stimmlosen Kon-sonanten weniger Gruppierungsmöglichkeiten besitzt als die 4. Variante. Zur 5. Variante kann man alle Vorkommen des /a:/ nach den Modellen CVCC, CCVCC, CCCVC, CCVC, CVCCC, CCCVCC, CCVCCC rechnen, wobei der postvoka-lische Konsonant jeweils stimmlos ist. Nach diesen Modellen ergeben sich folgende im Deutschen vertretene Gruppierungen: CVCC

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l + /a:/ + kt CVCC l + /a:/ + kt t + + kt, kh, ks, sk v + + kr, kt, kh, kn, tl j + + kt m + + kt, kl, sl, sn, st t + + tz f + + fn, th, tm h + + pg, pd, pt, pk, pl, pr, ps, sl, sn, tr, pz, tl, tv, fn b + + tg, sd, sk d + + pt g + + pt ts + + tsk, kt n + + tr, sl, st, xk, xl, xm, xn, xg, xh, fk, pb, ph, xd, xf, xr, xz, xt, xv, xk, xts k + + pr p + + t, tr z + + st, kr l + + tsf, pf, tr r + + ps, tb, tl, ft, kt, st, tg, th, tm, tp, tz ʃ + + fh, sn, pf, pz, pts, th, fb CCVC CCVCC br +/a:/ + t, f, x, k, tʃ ʃt +/a:/ + km, ps gl + + s, ts, p kl + + kt, kb, ks, sd gn + + t bl + + st bl + + s br + + xm, st, fh dr + + t, k, p, h, f, ʃ fl + + sh, sb fl + + ts, k, t fr + + kg, kl, kv, tr, fr + + t, s, p kt kn + + p gr + + pt, pf, pm, pʃ,

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pr + + k tm, fl, sh, sl, kl + + t sm, sb, tr, tk kv + + k, t ʃl + + kt, ks vr + + z ʃv + + pz pl + + ts, t, k tr + + kt sk + + t, ts CVCCC kr + + ts, t, k g +/a:/ + pst ʃp + + ts, t, k, s j + + ktl ʃl + + f, t, k d + + ksb ʃn + + k p + + pst, psb ʃt + + t, p, ts f + + rsh ʃr + + k, p, t t + + ktr ʃv + + f, t, p, ts m + + skr, sʃt tr + + f, p, k, t, ts n + + xdr, xtr gr + + t, f, h, ts r + + tbr, tʃt, tʃr, xsk CCCVC CCCVC ʃtr +/a:/ + sb, x, f, t, ts ʃtr +/a:/ + sb ʃpr + + x, k CCVCCC gr +/a:/ + str ʃl + + kbr, ksd

6. [

a.] kommt im Inlaut in zwischenkonsonantischer

Stellung vor und unterscheidet sich von den vorher genannten Varianten dadurch, dass es einerseits an eine offene und unbe-tonte Silbe gebunden ist und andererseits, dass es vor einem Konsonanten vorkommt, wie z.B. Papa, Tatarin, pathetisch, katholisch, Bagage, banal, Qualität, Mamachen, Bavaria, gulant, Laborant usw. Man könnte sebstverständlich hier zwei Varianten voneinander unterscheiden: a) Variante vor stimm-haften Konsonanten, b) Variante vor stimmlosen Konsonanten.

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Wir halten diese weitere Unterteilung jedoch nicht für erforder-lich.

7. [a:]. Die Variante des Vokals /a:/ finden wir im Aus-laut vor der Pause. Sie tritt am deutschen Wortende selten auf: da, sah, Papa, Mama, nah.

8. [

a.]. Sie kommt ebenfalls im absoluten Auslaut von Wörtern vor der Pause vor, jedoch in unbetonter Silbe. Es gibt dafür wenig Kombinationen, so z.B. na, ja, Gala, Anna usw.

Jede der oben angeführten Varianten des Vokals /a:/ kann 9. [˜a:] nasaliert werden, wenn er in der Umgebung eines

Nasals auftritt. 10. [

° a:] labilaisiert werden, wenn er in Kombinationen

mit labialen vorkommt. 11. [

a:] weiter vorne artikuliert werden, wenn er von Vorderzugenkonsonanten begleitet wird.

12. [

a:] weiter hinten artikuliert werden, wenn er von Hinterzungenkonsonanten begleitet wird.

Über die Kombinationen dieser Varianten s. Abb. 27-30. Nachdem man so alle kombinatorischen Charakteristiken

des deutschen Phonems /a:/ gefunden hat, muss untersucht werden, inwieweit sich diese Varianten akustisch und artikula-torisch unterscheiden, was dann der nächste Schritt in dieser Untersuchung sein wird.

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10. DIE SUPERSEGMENTELLE PHONOLOGIE1

(Intonation) Das Deutsche gehört zu den Sprachen, die weitgehend

erforscht sind. Aber ungeachtet dessen, dass die deutsche Satzintonation (SI) von verschiedenen Standpunkten aus unter-sucht worden ist, sind bis heute viele Probleme ihrer phonolo-gischen Intepretation noch ungelöst. Bevor aber in diesem Ka-pitel einige Fragen der deutschen SI beleuchtet werden, solle ein kurzer Blick auf den gegenwärtigen Stand der Forschungen in diesem Bereich geworfen werden.

Der bekannte deutsche Sprachwissenschaftler E. Sievers2, der durch seine Grundzüge der Phonetik die Lehre von der laut-lichen Seite der Sprache als Wissenschaft in Deutschland be-gründet hat, unterschied zwei Arten von Tonhöhenbe-wegungen im Satz. Aussagesätze haben nach Sievers am Satzende einen Tonabfall. Dagegen sind die Fragesätze ohne Fragewort durch einen Tonanstieg gekennzeichnet. Diese Fest-stellung wird heute noch weiter entwickelt. Anhand vieler Untersuchungen, teilweise theoretischer und teilweise experi-mentell-phonetischer Art, wurde diese Meinung bestätigt. Hier ist vor allem an die Untersuchungen von W. Kuhlmann3 zu er-innern. Später hat O. von Essen 4 durch seine Untersuchungen über die deutsche Satzintonation unsere intonarischen Kenntnisse bereichert. Durch die Differenzierung von 3 Arten der deutschen SI hat sich O. von Essen 4 Verdienste um die deutsche Sprachwissenschaft erworben. Es muss aber gesagt werden , dass die deskriptive Darlegung durch von Essen nicht alle Fragen beantwortet, die die deutsche SI angehen.

Von Bedeutung sind auch die Forschungen von G. Mein-

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hold5, der die Intonation von einem vollkommen neuen Stand-punkte aus betrachtet. Er versucht, mit der Verwendung der Statistik und der Theorie der Information eine Hierarchie der intonatorischen Einheiten aufzubauen.

Manche Verfasser6 sind bestrebet, die Intonation entspre- chend der privativen Opposition von N. S. Trubetzkoy7 zu in-terpretieren. Während die gegenwärtige deutsche Intonologie hauptsächlich von der Klassifikation von Essens ausgeht, fußt die ausländische Germanistik in ihren experimentell-phonetischen Untersuchungen der deutschen Intonation auf den syntaktischen Lehren von A. M. Peschkovskij8 und der Theorie über die syntagmatische Gliederung des Redestroms von L. V. Schtscherba9 und seinen Schülern L. R. Zinder und M. I. Ma-tusevitsch10.

Der gegenwärtige Stand der Untersuchungen der deut-schen SI wird durch die Interpretation der phonologischen Ei-gen-schaften der Intonation als sprachliche Einheit charakteris-iert. Im Folgenden werden einige Einzelfragen der deutschen SI erörtert, die Resultate der experimentellen Untersuchungen der deutschen terminalen SI dargestellen11. Bei der Behandlung von zwei Funktionen der deutschen SI geht der Verfasser von der Annahme aus, dass das phonologische System der deutschen Sprache eine geringere Zahl von Intonationskonturen besitzt als das eigentlich Phonemsystem und dass die emo-tionelle Seite des Sprechers von der intellektuellen nicht zu trennen ist.12 Unter der Intonationskontur versteht man die Ge-samtheit verschiedenartiger Elemente und ihre Konfiguration in bestimmter Aufeinanderfolge auf Segmenteinheiten. Daraus folgt, dass das linguistische Funktionieren einer beliebigen In-tontionskontur nicht auf die Aufeinanderfolge nur eines akus-tischen Parameters, also auf die Tonfolge, beschränkt werden kann.13 Das Funktionieren einer jeden Intonationskontur ist durch den kommunikativen Typ der Äußerungen bedingt. Sprachliche und expressive Funktionen der SI treten zusammen

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auf. Die Intonationskontur jedes Satzes trägt also zwei Haupt-belastungen, d.h., sie erfüllt zwei entgegensetzte Funktionen. Die eine besteht darin, dass sie den Satz integriert, ihn zu einer Einheit macht, mittels derer der Sprechende seine Intention verwirklicht. Hier muss aber vorausgesetzt werden, dass die Verwirklichung der Intention nicht nur in einer der sprachli-chen Funktionen stattfinden kann. Die andere Funktion gliedert den Satz in Syntagmen. Dementsprechend involviert jede Phrase neben der Kommunikationsrichtung – der sogenannten Hauptrichtung – noch eine Richtung , die implizit in jedem Satz vorhanden ist. Jeder Satz spiegelt nicht nur das Gesagte, sondern auch das Verhalten des Sprechenden zum Gesagten wider, seine Position zu dem von ihm Hervorgebrachten. In Anlehnung an das hier Dargelegte kann man das Intonieren jedes Satzes von zwei Standpunkten aus betrachten:

1. äußere Funktion der Intonationskontur, 2. innere Funktion der Intonationskontur Die Unterscheidung dieser zwei Funktionen der Into-

nationskontur ist von großem Nutzen, denn es kommen oft Fälle vor, wo der Hörer auf Grund ihres engen Zusammen-hangs große Schwierigkeiten zu bewältigen hat. Als aufschluss-reiches Beispiel hierfür kann der folgende Satz dienen.

(1) /Ich gab dieses Buch der Schwester meiner Freun-

din// Der hier belegte Satz kann auf zweierlei Weise interpre-

tiert werden. Im ersten Fall, wenn wir nach Buch eine Pause machen /Ich gab dieses Buch/ der Schwester meiner Freundin// ist der Inhalt des Satzes von dem desselben Satzes mit der inne-ren Gliederung nach Schwester gründlich unterschieden. Es er-gibt sich daraus, dass der Satz in beiden Fällen terminal bleibt. Die Terminalität äußert sich darin, dass der Ton zu Ende des Satzes absteigt, die Intensität des Vokals des am Satzende ste-henden Wortes, ganz gleichgültig, ob er betont oder nicht be-

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tont ist, sich vermindert und eine abgeschlossene Pause auf-trifft. Der Tonabfall zu Ende einer Redeeinheit zeugt davon, dass sie entweder eine selbständige sinnliche und syntagmati-sche Einheit ist, oder irgendeinen zusammengesetzten Satz ab-schließt14. Der oben angeführte Satz enthält also zwei Syntag-men: /Ich gab dieses Buch/ und /der Schwester meiner Freun-din//. Im zweiten Fall liegt die syntagmatische Grenze nach Schwester, wenn der Sprechende betonen will, dass hier die Handlung nicht auf die Schwester seiner Freundin gerichtet ist, sondern auf seine Freundin. Liegt die syntagmatische Grenze nach Buch, so tritt der Schwester meiner Freindin zusammen als Dativobjekt auf, umgekehrt liegt sie nach Schwester, so ha-ben wir hier Genitivus-possesivus, d.h., meiner Freundin tritt hier selbständig als Dativobjekt auf. Diese inhaltliche Differen-zierung ist nur durch phonetische Mittel unterstützt. Bei der Behandlung der syntagmatischen Gliederung schließt sich der Autor der Theorie an, dass das Syntagma kein fertiges Produkt in der Sprache ist, das heißt, dass es jedes Mal entsprechend der Situation im realen Sprechen gebildet wird, dass es eine li-near unzerlegbare, intonatorisch- syntaktisch –semantische Einheit ist.15

Die innere Funktion der terminalen Intonationskontur dient in diesen Sätzen zur syntagmatischen Gliederung. Infolge der Wirkung der inneren Funktion der terminalen Intonations-kontur bekommt der Satz eine entsprechende konnotative Ni-vellierung. Es ist unbestreitbar, dass die äußere Funktion in beiden phonologisch gleich ist, weil hin und wieder intonatori-sche und sinnliche Abgeschlossenheit als Markierungsmerkmal durch Kadenz, Tonabstieg, Verminderung der Intensität und Auftreten der abschließenden Pause bestimmt ist. Um sich da-von zu überzeugen, muss man noch eine Operation durchfüh-ren. Sprechen wir diesen Satz als Fragesatz aus, wobei die an-geführte Wortfolge nicht verletzt werden darf. Es muss aber vermerkt werden, dass ein Fragesatz ohne Fragewort nach der

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deutschen Wortstellungsregel16 das finite Verb in der Spitzen-stellung verlangt. Man kann jedoch die Fragesätze ohne Frage-wort mit direkter Wortfolge sehr oft antreffen, besonders in der Umgangssprache. Nehmen wir an, dass dieser Satz in der Form der Antwort – Frage folgendermaßen formuliert ist: Ich gab dieses Buch der Schwester meiner Freundin? Hier kann man sich sehr leicht vergewissern, dass die innere Funktion der in-terrogativen Intonationskontur gleich der terminalen Intonati-onskontur ist. Sie dient zur Abgrenzung der Syntagmen inmit-ten der Phrase. Nach ihrer allgemein phonologischen Bestim-mung ist die äußere Funktion der interrogativen Intonation gleich der terminalen. Sie versieht den vorliegenden Satz mit einer entsprechenden Intonationsgestalt, macht ihn zu einer Redeeinheit.

(2) Ich gab dieses Buch/der Schwester meiner

Freundin? (3) Ich gab dieses Buch der Schwester/meiner

Freundin? In (4) /Ich glaube dem Schriftsteller/die Geschichte.

und (5) /Ich schenke dieses Buch/dem Vater deiner Freun-

din/ usw, wo keine semantische Parallelität vorliegt, ist die in-nere Funktion der SI eindeutig syntagmatische Gliederung und innere Organisation der Satzstruktur. Die Gegenüber-stellung von (1), (2), (3) und (4), (5) zeigt die Vielfältigkeit der inne-ren Funktion der SI.

Die satzinnere Funktion der Intonationskontur ist streng durch Kontext und Situation (Konsituation) bedingt, während das Funktionieren der zweiten nur von dem kommunikativen Typ des Satzes abhängt. Diese Feststellung bezieht sich auf alle Wörter, die unter Bedingung der Konsituation eine Betonung auf der entsprechenden Silbe bekommen. Hier handelt es sich nicht um die einzelnen Wörter, sondern um ihre Realisierung

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beim Sprechen. Eine solche und ähnliche Lage der Akzentuie-rung im Rahmen des Satzes wird als Resultat der Wirkung der inneren Funktion der SI betrachtet. Daraus ergibt sich, dass der Versuch mancher Verfasser17, die Intonation des Satzes von der Akzentuierung einzelner Wörter abhängig zu machen, un-plausibel ist. Das Gesagte kann mit folgenden Beispielen belegt werden.

(6) a) /Hans/ hat Karl geschlagen// b) /Hans hat/Karl geschlagen// (7) a) /Er hat den kranken/ Pfleger untersucht// b) /Er hat den Krankenpfleger untersucht// (8) a) Wir sind zusammen gekommen// b) Wir sind zusammengekommen// (9) a) Ich sehe die Deutsche Straße (nicht

französische) b) Ich sehe die deutsche Straße

(nicht Gasse) usw. Man kann die Aufzählung derartiger Sätze fortsetzen, in

denen jeder der oben besprochenen Funktionen eine bestimmte sprachliche Belastung zufällt. Die angeführten Belege genügen jedoch. Es ist notwendig, auf den Zusammenhang der Intona-tion und des Wortakzents zurückzukommen. H. Pilch deutet darauf folgenderweise hin. „ Dass wir hier der an sich kumula-tiven deutschen Wortbetonung plötzlich eine distinktive Seite abgewinnen, liegt daran, dass wir es bei der Zusammen-setzung nicht nur mit Wörtern, sondern gleichzeitig mit einer besonderen Form syntaktischer Gruppen zu tun haben.“18 Und weiter heißt es bei ihm: „Damit gehen wir von der deutschen Wortbetonung zur Intonation, nämlich zur Intonation als pho-netischem Merkmal syntaktischer Gruppen. Die deutsche Into-nation ist aber im Gegensatz zum deutschen Wortakzent nicht kumulativ, sondern distinktiv.“19 Auch F. Trojan geht von der-

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selben Annahme aus: „Von der Satzbetonung, d.h. der Beto-nung von einzelnen Wörtern gegenüber minder oder unbetonten im Satzverbande ist die Wortbetonung streng zu sondern.“20

Die Klanggestalt jedes Satzes erwirbt eine bestimmte phonetische Form, wobei phonologisch die SI unverändert bleibt, d.h. der phonologische Inhalt der SI desselben Satzes, in dem ´steinreich auftreten kann, ohne Veränderung bleibt, obgleich der Wortakzent im Wort in Abhängigkeit von der Konsituation (Kontext und Situation) seine Stelle verändern kann.

(10) a) /Der Berg ist "stein'reich// b) /Der Berg ist 'stein"reich// Die äußere Funktion beider Sätze ist gleich, nämlich

terminal. Sobald sich also das Wort vom morphologischen Feld abtrennt und in die syntaktische Sphäre eintritt, hört der Funk-tionsbereich des Wortakzents auf, und das Wort obliegt dem Intonationsgebiet des Satzes. Dieser Gesichtspunkt wird in den Fällen gut geheißen, in denen semantische Parallelität vorliegt. So hat es z.B. beim Satz /Ich lese einen Roman// auf den ersten Blick hin keinen Sinn, über die innere Funktion der terminalen Intonation zu sprechen. Aber in Wirklichkeit tritt hier auch in der entsprechenden Konsituation die satzinnere Funktion auf. Sie dient zur inneren Unterstützung und Organisation des Aus-spruchs. Ein Experiment bestätigte die Richtigkeit dieses Ge-sichtspunktes. Die Vpn. wurden beauftragt, den aus 6 Wörtern bestehenden Satz (11) /Ich gab das Buch meinem Bruder// ins Mikrofon zu sprechen. Die Vpn. sprechen Deutsch als Mutter-sprache, es sind in Leningrad weilende Aspiranten. Der Satz sollte einmal ohne spezielle Hervorhebung, dann aber mit spe-zieller Hervorhebung jedes Wortes ausgesprochen werden. Als Ergebnis der Aufnahme sind 21 intonatorische Varianten ent-standen.

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Versuchspersonen: H., M., K.

1./Ich gab dieses Buch meinem Bruder// a) /"Ich gab dieses Buch meinem Bruder// b) /Ich "gab dieses Buch meinem Bruder// c) /Ich gab "dieses Buch meinem Bruder/ d) /Ich gab dieses "Buch meinem Bruder/ e) /Ich gab dieses Buch "meinem Bruder// f) /Ich gab dieses Buch meinem "Bruder// Die Abbildungen zeigen deutlich die innere und äußere

Funktion der terminalen SI im Deutschen.

Abb. 31. Tonhöhenkurve des Satzes /Ich gab dieses Buch meinem Bruder// - Frauenstimme

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Abb. 32. Tonhöhenkurve des Satzes /Ich gab dieses Buch meinem Bruder// - Männerstimme

Abb. 33 .Tonhöhenkurve des Satzes /Ich gab dieses Buch meinem Bruder// - Männerstimme

Die Unterscheidung von zwei Funktionen der deutschen

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SI stellt eine Möglichkeit dar, in den Funktionsbereich der SI eines beliebigen Satzes einzudringen. Es wird hier angenom-men, die innere Funktion der SI dient zur syntagmatischen Gliederung, aber in ihrer Abwesenheit nur zur inneren Organi-sation des Ausspruchs. Ihr linguistisches Funktionieren hängt von den extralinguistischen Tatsachen ab. Die satzäußere Funk-tion wird im Gegensatz zur ersten durch den kommunikativen Typ der Äußerung bedingt, und ihr Vorhandensein verwirk-licht die Intention des Sprechenden. Obgleich beide in ein und derselben sprachlichen Einheit- in der Phrase funktionieren, sind sie ihrer phonologischen Bestimmung nach einander ge-genübergestellt. Die Veränderung der inneren Funktion der SI führt nicht zur Veränderung der äußeren Funktion. Oder umge-kehrt, die Veränderung der äußeren Funktion führt nicht zur Veränderung der inneren.

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11. ANMERKUNGEN Zum 1. Kapitel 1 Trubetzkoy N.S. (1939). Grundzüge der Phonologie. TCLP, S. 8,

13, 14, 16, 17. „Eine saubere Scheidung von Phonologie und Phonetik ist grundsätz-

lich notwendig und praktisch durchführbar.“ N.S.Trubetzkoy. Ebda, S. 16. 2 Baudouin de Courtenay I.A. (1895). Versuch einer Theorie phone-

tischer Alternationen. Ein Kapitel aus der Psychophonetik. Straßburg, Trüb-ner, S.9.

3 Mugdan J. (1984). Jan Baudouin de Courtenay (1845-1929). Leben und Werk. München, S. 61.

4 Mugdan J. Ebda, S. 61. 5 Щерба Л.В. (1974). Языковая система и речевая деятельность.

Ленинград, S. 58. Übersetzt von mir und zitiert nach: Vejsalov F. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Baku, S. 40.

6 Malmberg B. (1976). Einführung in die Phonetik als Wissenschaft. Intern. Bibliothek für allgemeine Linguistik, Hrsg. von Coseriu E. Bd. 38. Wilhelm Fink Verlag, München, S. 10.

7 Бондарко Л.В. (1981). Фонологическое описание речи и фоне-тическое описание языка. Ленинград.

8 (˔) - Zeichen für harte Reihenfolge, (') – für weiche Reihenfolge. 9 Jakobson R., Halle M. (1956). Fundamentals of Language. The

Hague. 10 Manfred K. (1984). Phonetik, Phonologie und die Relativität der

Verhältnisse. Zur Stellung Wintelers J. in der Geschichte der Wissenschaft. Stuttgart (Zft für Dialektologie und Linguistik, Beiheft, 47).

11 Forchhammer G. (1951). Allgemeine Sprechkunde. Heidelberg. Zum 2.Kapitel 1 Hier müssen auf einige Standardwerke der deutschen Phonetik hin-

gewiesen werden. Sievers E. (1876) Grundzüge der Lautphysiologie (mit ei-ner Einführung in die Germanistik). Leipzig; Die fünfte Auflage dieses Bu-ches erschien im Jahre 1901 unter dem Titel „Grundzüge der Phonetik“; Siebs Th. (1898). Deutsche Bühnenaussprache. Die 19. Auflage dieses Bu-ches, erschienen im Jahre 1969, heißt: Deutsche Aussprache. Reine und ge-mäßigte Hochlautung mit Aussprachewörterbuch; Jespersen O. (1904).

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Lehrbuch der Phonetik. Leipzig und Berlin; Vietor W. (1915). Kleine Pho-netik des Deutschen, Englischen und Französischen. 10. Aufl., Leipzig; Panconcelli Calzia G. (1924) Die experimentelle Phonetik und ihre Anwen-dung auf die Sprachwissenschaft. Berlin; Wängler H.H. (19672). Grundriss einer Phonetik des Deutschen mit einer allgemeinen Einführung in die Pho-netik. Marburg; Lindner G. (1981). Grundlagen und Anwendung der Phone-tik. Berlin;

2 Eine ausführliche Information über die Arbeit der Atmungsorgane enthält unser Buch: Lehrbuch der deutschen Phonetik. (1989). Baku, S. 80-81

3 Бодуэн де Куртене И.А. (1963). Избранные труды по общему языкознанию. Т.1;2, Москва.

4 Lindner G. (1975). Der Sprechbewegungsablauf. Eine phonetische Studie des Deutschen. Berlin.

5 Das Institut für Phonetik und Sprachliche Kommunikation an der Münchener Ludwig Maximillian – Universität unter der Leitung von Till-mann H.G. hat beachtenswerte Forschungen auf dem Gebiet der artikulatori-schen Phonetik durchgeführt. Siehe: (1998).Forschungsberichte des Insti-tuts. 36.

6 Щерба Л.В. (1983). Русские гласные в качественном и количественном отношении. Ленинград.

7 Veysalov F.Y. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Baku, S. 94-95

Zum 3. Kapitel 1 Vejsalov F. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Baku, S. 64. 2 Johnson K. (1997). Acoustic and Auditory Fonetics. Cambridge. 3 Machelett K., Tillmann H.G. (1996). Dass Lesen von Sonagram-

men – Inhaltsbericht. München. 4 Вейсалов Ф. (1980). Варьирование гласных фонем

современного немецкого языка (теоретические проблемы и экспериментальные данные). АДД. Ленинград.

5 Machelett K., Tillmann H.G. Ebda. 6 Die klassische artikulatorische Phonetik unterschied in der Artiku-

lation jedes Konsonanten drei Phasen: 1) Exkursion; 2) Stellung; 3) Rekursion. Dementsprechend könnte

man im Schall jedes Konsonanten 3 Phasen hervorheben: 1) Ver-schlussbildung ; 2) Verschlussphase; 3) Verschlusslösung. Siehe darüber: Матусевич М. И. (1948). Введение в общую фонетику. Ленинград.

7 Вейсалов Ф. (1990). Проблемы варьирования фонем в совре-менной фонологии. Jn: „Вопросы языкознания“. Mосква, 3, S.72-80.

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8 Die Verfasser glauben dadurch das Problem der Sonanten gelöst zu haben.

9 Wegen Platzmangel wollen wir hier auf die tabellarische Darstel-lung verzichten. Interessierte können das in unserem Buch finden. Siehe: Vejsalov F. (1980). Alman dilinin fonetikasы. Baku.

10 Es gibt unzählbare Literatur über die dichotomische Klassifikati-on. Hier sollen einige angeführt werden: 1. Jakobson R., Fant C.G.M. and Halle M. (1964). Preliminaris to Speech Analysis. The Distinktive Features and the Correlates. Cambridge/Mass. MIT Acoustics Lab. Techn. Rep. N.-13; 2. Jakobson R. und Halle M. (1960). Grundlagen der Sprache. Berlin; 3. Ungeheuer G. (1959). Das logistische Fundament binärer Phonemklassifika-tionen. Studia Linguistica, 13, S. 69-97; 4. Vejsalov F.J. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Baku. Im Russischen: 5. Якобсон Р., Фант Т. и Халле М. (1960). Введение в анализ речи. «Новое в лингвистике», вып. II.

11 Rousselot R.J. (1897-1908). Principes de fonetique experimenta-le.1,2,Paris.

12 Sievers E. (1901). Grundzüge der Phonetik. 5.Aufl., Leipzig. 13 Scripture E.W. (1927). Anwendung der graphischen Methode auf

Sprache und Gesang. Leipzig. 14 Tillmann H.G. mit Mansel Phil. (1980). Phonetik.Lautsprachliche

Zeichen, Sprachsignale und lautsprachlicher Kommunikationsprozess. Stuttgart: Klett-Cotta.

15 Menzerath P. und Lacerda A. de. (1934). Koartikulation, Steue-rung und Lautabgrenzung. Bonn.

16 Kohler K.J. (19772). Einführung in die Phonetik des Deutschen. Berlin.

Zum 4. Kapitel 1 Vejsalov F. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Baku, S. 52. 2 Щерба Л.В. (1974). О трояком аспекте языковых явлений и об

эксперименте в языкознании. В кн.: Языковая система и речевая дея-тельность. Ленинград, S. 24

3 Schtscherba L.V. konnte z.B.durch sein scharfes Ohr feststellen, dass das russische /a/ im Wort /at/ - „ad“ (Hölle) aus sechs Elementen be-steht. Sieh: Щерба Л.В. (1983). Русские гласные в качественном и количественном отношении. Ленинград, S. 88-89

4 Tillmann H.G. (1995). Kleine Phonetik und Große Phonetik. „Fone-tica“, vol. 52, S. 144-159.

5 Vejsalov F. Ebda. S.54. 6 Trubetzkoy N.S. (1939). Grundzüge der Phonologie. TCLP.

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7 Зиндер Л.Р. (1979). Общая фонетика. Москва, S. 33. 8 Jakobson R.O, Fant C.G.M. and Halle M. (1952). Preliminaries to

Speech Analysis: the Distinctive Features and their Correlates. Cambridge Mass.: MIT Press. (MIT Acoustics Laboratory Technical Report), 13.

9 Бондарко Л.В. (1977). Фонологическое описание речи и фоне-тическое описание языка . Москва.

10 Tillmann H.G. mit Mansell Phil. (1980). Phonetik. Lautliche Zei-chen, Sprachsignale und Lautsprachlicher Kommunikationsprozeß. Stutt-gart: Klett –Cotta.

11 Lindner G. (1977). Hören und Verstehen. Berlin, S. 60. 12 Malmberg M (1976). Einführung in die Phonetik als Wissenschaft.

Fink Verlag, München, S. 94. 13 Vejsalov F.J. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Baku, S.

60. 14 Джапаридзе З.Н. (1985). Перцептивная фонетика. Тбилиси. Zum 5. Kapitel 1 Lepschy G. (1969). Die strukturale Sprachwissenschaft. Eine Ein-

führung. München, S.31. 2 Kramsky J. (1974). The Phoneme. Wilhelm Fink Verlag, München.

Bd.28; Coseriu E. (19882). Einführung in die allgemeine Sprachwissen-schaft. Tübingen. Auf der Seite 118 dieses Buches lesen wir: „Den Aus-druck Phonem (frz.. phoneme) führte 1873 der recht unbekannte französi-sche Phonetiker A.Dufriche-Desgenettes als Übersetzung des deutschen Wortes „Sprachlaut“ ein. Von diesem übernahm ihn der Romanist L.Havet, der phoneme ab 1874 in derselben Bedeutung gebraucht. Saussure über-nahm ihn wahrscheinlich von Havet und gebraucht ihn 1878 in einer der heutigen ähnlichen Bedeutung, d.h. für eine funktionelle lautliche Einheit (allerdings nur in einem idealen, verschiedenen Sprachen entsprechenden System). N.Kruschewski übernimmt denselben Terminus ausdrücklich von Saussure und verwendet ihn 1880 für einen Begriff, den Baudouin schon in den Jahren 1869-70 entwickelt hatte, und zwar um eine unteilbare lautliche Einheit zu bezeichnen, welche die Wörter in einer Sprache konstituiert. Und 1881 gebraucht Baudouin selbst den Ausdruck für denselben Begriff (später definiert er das Phonem allerdings ausschließlich als „Lautvorstellung“ oder als „psychisches Äquivalent des Lautes“)“. Hier entdeckt man schon die Irr-tumsquelle des Sachverhalts. Wieso entwickelte Baudouin den Begriff in den Jahren 1869-70, aber gebrauchte ihn für denselben Begriff im Jahre1881

3 Sievers E. (1901). Grundzüge der Phonetik. Leipzig, S.46. 4 Jakobson R. (1962). Phonological Studies. In: „Selected writ-

tings“. Bd.I. The Hague.

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5 Sievers E. Ebda, S.46 6 Dieses grundsätzliche Prinzip der Segmantation und Identifikation

beruht auf der Angebundenheit des Phonems mit der sinntragenden Einheit der Sprache – mit dem Morphem. Es unterscheidet sich von dem Morphe-matismus der Moskauer Phonologischen Schule, nach der die Laute im Rahmen eines Morphems immer als Varianten eines Phonems zusammen-gefaßt werden, obwohl sie ganz unterschiedliche akustisch-artikulatorische Eigenschaften aufweisen. Der Phonemstatus wird an jedem Wort extra be-stimmt, in dem die Beweglichkeit und Autonomie der lautlichen Seite der Sprache stark vernachlässigt werden.

Zum 6. Kapitel 1 Humboldt W. von. (1960). Über die Verschiedenheit des menschli-

chen Sprachbaus und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Men-schengeschlechts . Werke, Bd.III, Berlin.

2 Werner O. (1972). Phonemik des Deutschen. Sammlung. Metzler. Band,108. Stuttgart. S. 6.

3 Tillmann H.G. und Mansel Ph. (1980). Phonetik, Lautsprachliche Zeichen, Sprachsignale und lautsprachlicher Kommunikationsprozess. Stuttgart: Klett-Cotta. S.41

4 Coseriu E. (1992). Einführung in die allgemeine Sprachwissen-schaft. Tübingen. S. 145

5 Hintze F. (1948). Bemerkungen zur Methodik phonologischer Un-tersuchungen der Wortstruktur. „Studia Linguistica“. S. 37-48

6 Trubetzkoy N.S. (1939). Grundzüge der Phonologie. TCLP. 7 In den zu diesem Thema gehörenden Veröffentlichungen, die hier

leider wegen Platzmangel nicht alle erwähnt werden können, findet man ei-ne traditionell bekannte Beschreibung des deutschen Phonemsystems, die auf den Minimalpaaren beruht, wobei die Streitfragen der deutschen Phono-logie, wie z.B. die Phonemhaftigkeit von /ς/ und /x/, Diphthongen und Af-frikaten verschieden gelöst werden. Dort, wo es keine befriedigenden Mini-malpaare gibt, spricht man nicht von der Selbständigkeit. Das zu erwartende Ergebnis ist schon von vornherein bekannt. Das alles gibt uns das Recht, die Frage erneut zu stellen: wie lässt sich ein Laut aus dem Redestrom ausson-dern?

8 Fant G. (1960). Acoustic Theory of Speech Production. 's - Graven-hagen

9 Вейсалов Ф.Я. (1980). Варьирование гласных фонем совре-меннего немецкого языка (теоретические проблемы и эксперименталь-ные даннные). Автореферат диссертации на соискание ученой степени доктора филологических наук по специальности – 10 – 02 – 04 – Гер-

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манские языки. Ленинград. 10 Щерба Л.В. (1974). Языковая система и речевая

деятельность.Ленинград 11 Coseriu E. (1974). Synchronie, Diachronie und Geschichte. Mün-

chen. 12 Heike G. (1961). Das phonologische System des Deutschen als bi-

näres Distinktionsprinzip. Fonetica 6.; Adamus M. (1967). Phonemtheorie und das deutsche Phoneminventar. Zur Typologie der germanischen Spra-chen. Wroclaw; Zacher O.Ch. (1969). Deutsche Phonetik. Leningrad; Mein-hold G. & Stock E. (1980). Phonologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig; Werner O. Ebda S.34

13 Dieses als „Morphemismus“ bezeichnete Analyseverfahren unter-scheidet sich gründlich vom „Morphematismus“ der Moskauer Phonologi-schen Schule, die das Phonem aus dem Redestrom durch die Quasihomo-nyme aussondert, seine Phonemhaftigkeit aber nach dem Morphembestand des zu analyserenden Wortes bestimmt. Es handelt sich bei dieser Schule um den Isomorphismus, da die phonologische Zugehörigkeit des gegebenen Lautes nach der morphologischen Identität analysiert wird. Der Phonembe-stand des Morphems bleibt immer unverändert. In den Wörtern /dom/ - /dˆma/ z.B. tritt in der Stammsilbe immer der Vokal /o/ auf, weil dieser Schule zufolge in der starken Position (für die Vokale ist das die betonte Silbe zwischen den harten Konsonanten – F.V.) immer /o/ anzutreffen ist. Siehe dazu: Реформатский А.А. (1967). Введение в языковедение. Мо-сква.

14 Вейсалов Ф. (1990). Проблема варьирования фонем в современной фонологии. „Вопросы языкознания“ 3. Москва; Vejsalov F.J. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Baku.

15 Зиндер Л.Р. (1979). Общая фонетика. Москва. Zum 7. Kapitel 1 Dieser Artikel wurde zum ersten Mal unter dem Titel „Zum Pho-

nembestand des gegenwärtgen Aserbaidshanischen(Vokalismus)“ in der „Zeitschrift für Phonetik, allgemeine Sprachwissenschaft und Kommunika-tionsforschung“ (Bd 35, Ht 5, Berlin , 1982, S. 530-536.) veröffentlicht (Mitverfasserin Z.N.Verdijeva).

2 Казымов Ф. (1952). Система гласных фонем современного азербай- джанского языка, in: OLJ, t.1, vyp.4; Дямирчизадя А. (1973). Мцасир Азярбайcан дилинин фонетикасы. Бакы; Ахундов А. (1973). Мцасир Азярбайcан дилинин фонемляр системи, Бакы.

3 Axundov А.. Ebd. 4Алекперов А. (1971). Фонематическая система современного

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азербайджанского языка. Баку. 5 Зиндер Л.Р. (1973). К вопросу о составе фонем в современном

немецком языке. In: Philologica, Leningrad. 6 Реформатский А.А. (1970). Из истории отечественной фоноло-

гии. Москва. 7 Щерба Л.В. (1974). Языковая система и речевая деятельность,

Москва. 8 Die ersten weitreichenden Konsequenzen zugunsten der funktionel-

len Betrachtung der lautlichen Seite der Sprache vermochte I. A. Baudouin de Courtenay bereits anzusehen. Im Gegensatz zu denen, die die Sprache als ein Konglomerat von Strukturen, die den aktuellen Äuserungen zugrunde liegen, auffassen, sieht I.A. Baudouin de Courtenay die Hauptaufgabe in der Gegenüberstellung von Bezeichnetem und Bezeichnendem beim sprachli-chen Zeichen. Eine Konseguenz aus dieser bilateralen Zeichenauffassung war es, daß die Kommunikationseinheiten eine lautliche, substantielle Exis-tenzform voraussetzen, wobei die syntagmatischen und paradigmatischen Verhältnisse aufs engste miteinander verbunden sind. Die Zusammenset-zung der Einheiten zu den komplexen Formen, sowie auch die Beziehungen der Elemente untereinander müssen bei der Sprachanalyse deutlich gemacht werden. Mittels der anzuwendenden Verfahren muss der Mechanismus der Zusammensetzung von Einheiten einerseits, und der Mechanismus der Zu-ordnung der Einheiten zu dieser oder jener Klasse innerhalb des Sprachsys-tems andererseits verdeutlicht werden.

9 Sievers E. (1901). Grundzüge der Phonetik, Leipzig. 10 Sievers E. Ebd., S.43. 11 Paul H. (1920). Prinzipien der Sprachgeschichte, Halle/S., S. 51-

52. 12 Schtscherba L.V. Ebd., S.115. 13 Зиндер Л.Р. (1979). Общая фонетика, Ленинград, S. 36. Zum 8. Kapitel 1 K. Kohler schreibt dazu, dass die Unterscheidung zwischen /e:/ und

/:/ eine Schriftaussprache ist. Und es ist weitgehend „vor allem im Nord-deutschen, zugunsten von /e:/ aufgegeben“. Kohler K. (19772). Einführung in die Phonetik des Deutschen. Berlin, S. 173.

2 Trubetzkoy N.S. (2001). Фонолоэийанын ясаслары, S. 232, 378. Überstzung aus dem Deutschen „Grundzüge der Phonologie“. TCLP, 1939, mit Nachwort und Anmerkungen vom Prof. Dr. F.Jadigar(Vejsalov). Sieh auch: Kohler K. (19772). Einführung in die Phonetik des Deutschen. Berlin, S. 83.

3 Вейсалов Ф. (1976). Фонема // в современном немецком язы-

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ке. «Ученные записки» АПИРЯЛ им. М.Ф. Ахундов, Баку. 4 Morciniec N. (1958). Zur phonologischen Wertung der deutschen

Affrikaten und Diphthonge.In: Zeitschrift für Phonetik, Nr. 11, S. 49-46 5 J. Lyons (19958). Einführung in die moderne Linguistik. München . 6 Meinhold G. und Stock E. Phonologie der deutschen Gegenwarts-

sprache. Leipzig; Zacher O. Ch. (1969). Deutsche Phonetik. Leningrad 7 Зиндер Л.Р. (1973). К вопросу о составе фонем в современном

немецком языке. In:«Filologica». Исследование по языку и литературе. Памяти академиkа Виктора Максимовича Жирмунского. АН СССР, Ин-т яз-ия. Ленинградское отделение . Ленинград, S. 168-174 8 K. Kohler geht vom System mit Monohthongen /i, ı, y:, y, e, , ø, œ, :, u, , o, , :, a/ und 3 Diphthongen / ai, i, a u/aus. Außerdem schließt er das / ц / in seine Tabelle unter dem Namen des Reduktionsvokals in un-betonten Silben ein. Er nimmt nur 17 Konsonanten in seine Tabelle ein:. /p, b, f, v, m, t, d, s, z, ʃ, , n, l, k, g, x, ŋ /. Die folgenden drei Konsonanten /h, j, r/ setzt er außerhalb der Tabelle. Siehe Kohler K. Ebda , S. 152, 169

9 Вейсалов Ф. (1990). Проблема варьирования фонем в совре-менной фонологии. В журнале: «Вопросы языкознания». № 3. Москва, S. 72-81.

10 Trubetzkoy N.S. (1939). Grundzüge der Phonologie. TCZP, S. 62-63.

11 Trubetzkoy N.S. Ebda. 12 Trubetzkoy N.S. Ebda. S. 71. Zum 9. Kapitel 1 Dieser Artikel wurde zum ersten Mal unter dem Titel „Zur Kombi-

natorik der deutschen Vokalphoneme“ in der „Zeitschrift für Phonetik, all-gemeine Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung“ (Bd 34, Ht 6, Berlin , 1981, S. 724-733) veröffentlicht.

2 Трубетцкой Н.С. (1960). Основы фонологии. Москва. 3 Werner O. (1972). Phonemik des Deutschen. Stuttgart. 4 Вейсалов Ф.Е. (1977). Дистрибуция гласных фонем современ-

него немецкого языка. «Ученные записки» АПИРЯЛ им. М.Ф.Ахун-дова, Баку.

5 Трубетцкой Н. С. а.а. О. 6 Werner O. (1972). Probleme der Fonotaktik, diskutiert am Deut-

schen. In: Jahrbuch für intern. Germanistik, Jg. 4, H. 1, Frankfurt am Main; Narr B. (1975). Studien zu einer Fonotaktik des Deutschen. Akten der I. Salzburger Frühlingstagung für Linguistik, Salzburg.

7 Seiler H. (1970). Zur Struktur der deutschen Einsilbler, in : Steger

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H., Vorschläge für eine strukturelle Grammatik des Deutschen, Darmstadt; August G. (1971). Kombination von Phonemsequenzen bei Monemen, in: LB, 11; Scholz H. J. (1972). Untersuchungen zur Lautstruktur deutscher Wörter, München.

8 Menzerath P. (1954). Die Architektonik des deutschen Wortschatzes.Bonn.

9 Narr B., a. a. O.; Werner O., a. a. O. 10 Pilch H. (1966). Das Lautsystem der hochdeutschen Umgangsspra-

che. In : Zft. für Mundartforschung, Bd. 33. 11 Siebs Th. (1969). Deutsche Aussprache. Reine und gemäßigte Ho-

chlautung mit Aussprachewörterbuch, 19. Aufl., Leipzig. 12 Penzl H. (1972). Zum Problem der hochdeutschen Phonologie,. In:

Jahrbuch für intern. Germanistik, Jg. 4, H. 1, Frankfurt am Main. 13 Зиндер Л. Р., Строева Т. В. (1957). Современный немецкий

язык, Москва. 14 Вейсалов Ф. Е. (1975). Диференциальные и интегральные при-

знаки фонем. « Ученные записки» АПИРЯЛ им. М. Ф. Ахундов, Баку, № 2.

Zum 10. Kapitel 1 Dieser Artikel wurde zum ersten Mal unter dem Titel @Über satz-

äußere und satzinnere Funktion der deutschen Satzintonation“ in der „Zeit-schrift für Phonetik, allgemeine Sprachwissenschaft und Kommunikations-forschung“ (Bd 32, Ht 2, Berlin , 1979, S. 195-200) veröffentlicht.

2 Sievers E. (1901). Grundzüge der Phonetik. Leipzig, S. 233-253 3 Kuhlmann W. (1931). Tonhöhenbewegungen in Aussagesätzen,

Freiburg. 4 Essen O. von (1956). Grundzüge der hochdeutschen Satzintonation,

Rattinger/Düsseldorf; ders.: (1966). Allgemeine und angewandte Phonetik, Berlin; ders.: Hochdeutsche Satzmelodie (Gastvorlesung am phonetischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, gehalten am 3. Mai 1955). In: Zeitschrift für allgemeine Phonetik und Sprachwissenschaft, Bd. 9, (1956), H. 1/3.

5 Meinhold G. Zur Intonation des progredienten Syntagmas im Deut-schen. In: Wiss. Zft der Friedrich Schiller-Univ. Jena.

6 Isačenko A. und Schädlich H. J. (1966). Untersuchungen über deut-sche Satzintonation. In: Studia Grammatica, VII, Berlin.

7 Trubetzkoy N. S. (1939). Grundzüge der Phonologie, Prague. 8 Пешковский А. М. (1928). Интонация и грамматика. T.I,

Moсkвa; (1956).Русский синтаксис в научном освещении. 7.ое изд., Москва.

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9 Щерба Л. В. (1963). Фонетика французского языка. 7.ое изд., Москва.

10 Матусевич М. И. (1948). Введение в общую фонетику. Ленин-град; Зиндер Л. Р. (1960). Общая фонетика, Ленинград.

11 Вейсалов Ф.Е. (1970). Завершаюшая интонация в немецком языке (эксперементально-фонетическое исследование), Автореферат канд.-дисс., Ленинград.

12 Die emotionelle Seite des Sprechens bleibt hier unberücksichtigt. 13 Isačenko A. und Schädlich H. J. beharren darauf, dass die deutsche

SI eine Aufeinanderfolge der Tonbrüche ist. Siehe Isačenko A. und Schäd-lich H. J. Ebda.

14 Hierzu muss angemerkt werden, dass es beim Gebrauch des Ter-minus Syntagma in der modernen Sprachwissenschaft keinen consensus omnium gibt. Das Syntagma unterscheidet sich in der Bestimmung der Le-ningrader Phonologischen Schule grundsätzlich von der, die F. de Saussure gegeben hat, danach ist es eine Verbindung von zwei oder mehr aufeinan-derfolgenden Elementen. Vgl.: Соссюр Ф.де (1933). Курс общей лин-гвистики. Москва, S. 2.

15 Виноградов В. В. (1950). Понятие синтагмы в синтаксисе рус-ского языка, Москва; Зиндер Л. Р. Ebda.; Кравченко М. Г. (1963). Чле-нение простого повествовательного предложения в современном не-мецком языке. Москва. Матусевич М. И. Ebda; Щерба Л. В.Ebda.

16 Blümel R. (1909). Die Aufgaben der nhd. Wortstellungslehre. In: Beiträge zur Geschichte der dt. Sprache und Literatur, Bd. XXXV, H. 3, Halle.

17 Bierwisch M. (1966). Die Regeln für die deutsche Intonation. In: Studia Grammatica, VII, Berlin. Kaum glaubhaft ist auch die Behauptung der Forscher, die die Intonationskontur des Satzes als ein Morphem betrach-ten. Siehe : Antonson E. H. (1966). Suprasegmentals in German. In: Langu-age, vol. 42, N. 3, Baltimore.

18 Pilch H. (1966). Das Lautsystem der hochdeutschen Umgangsspra-che. In: Zeitschrift für Mundartforschung. H. 3/3, S. 265

19 Ebd. 20 Trojan F. (1961). Deutsche Satzbetonung. Wien-Stuttgart , S. 9.

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12. AUSGEWÄHLTE LITERATUR

1. Зиндер Л. Р. (1970). Материальная сторона языка и фонема. В кн. «Ленинизм и теоретические проблемы языкознания» АНССР. ОЛЯ, Институт языкознания. Москва, «Наука», S. 378-381.

2. Зиндер Л. Р. (1995). Теоретическая фонетика совре-менного немецкого языка. Ленинград.

3. Зиндер Л. Р., Бондарко Л. В., (1980). Академик Щер-ба. В: «Вестник Академии наук СССР», Москва, S.107-115.

4. Dietrich G. (1977). Was ist das Phonem (Eine Neube-stimmung). Diskussion. Zeitschrift für Phonetik, Sprach-wissenschaft und Kommunikationsforschung. Akademie – Verlag. Berlin, Bd. 30, Heft 1.

5. Werner O. (1972). Phonemik des Deutschen. Stuttgart. 6. Ungeheuer G. (1962). Elemente einer akustischen Theorie

der Vokalartikulation. Berlin, Göttingen, Heidelberg. 7. Schindler F. (1974). Beiträge zur deutschen Hochlautung.

Forum Foneticum, Band 9. Hamburg. 8. Duden (1962, 1974, 1990). Aussprachewörterbuch. (Der

Große Duden, Bd. 6). Mannheim , 2. Aufl., 3. Aufl. 9. Siebs (1969). Deutsche Aussprache. Reine und gemäßigte

Hochlautung mit Aussprachewörterbuch. Berlin, 19. Aufl. 10. Großes Wörterbuch der deutschen Aussprache (1982).

Leipzig. 11. Trubetzkoy N. S. (1939). Grundzüge der Phonologie.

TCLP. Das Buch wurde von mir übersetzt, mit Nachwort und Anmerkungen veröffentlicht unter dem Titel: Фоно-лоэийанын ясаслары. Бакы, 2001.

12. Kohler K. (1995). Einführung in die Phonetik des Deut-schen. 2. Aufl.

13. Pompino-Marschall B. (1995). Einführung in die Phone-tik. Berlin.

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14. Meinhold G. und Stock E. (1982). Phonologie der deut-schen Gegenwartssprache. Leipzig, 2. Aufl.

15. Coseriu E. (1992). Einführung in die allgemeine Sprach-wissenschaft. Tübingen.

16. Vejsalov F. (1989). Lehrbuch der deutschen Phonetik. Ba-ku.

17. Lindner G. (1981). Grundlagen und Anwendung der Pho-netik. Berlin, Akademie – Verlag, 36.

18. Vennemann Th. (1986). Neuere Entwicklungen der Pho-nologie. Berlin/New Jork/Amsterdam.

19. Ladefoged P. (1982). A Course in Phonetics. University of California, Los Angeles, 2. Cd.

20. Йадиэар Ф. (2003). Эерман дилъилийиня эириш. Бакы.

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13. NAMENREGISTER Bell G. – 72 Bloomfield L. – 76, 83 Boudouin de Courtenay J.A. – 6, 7, 76, 77, 78, 88, 98 Bondarko L.V. – 8, 69 Bühler K. – 12 Brücke R.von – 35 Chomsky N. – 14 Cooper F.S. – 61 Coseriu E. – 84 Delattre P. – 61 Fant G. – 53, 62, 86 Flanagan J.L. – 62 Essen O. von – 138, 139 Gabelnz G. von – 76 Grammont M. – 34, 60 Halle M. – 53, 62 Helmholz H. von – 71 Hjelmslev L. – 83 Humboldt W. von – 71 Jakobson R. – 11, 42, 53, 59, 62, 68, 83 Jespersen O. – 34, 35 Jones D. – 34 Kohler K. – 62 Kruschewski N. – 76 Kuhlmann W. – 138 Lacerda A.de – 61, 89 Lindbloom B. – 36 Lindner G.- 6, 73 Machelett K. – 47, 48, 53 Malmberg B. – 7 Matusevitsch M. I. – 139

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Menzerath P. – 61, 62, 89 Meinhold G. – 169 Morciniec N. – 112 Mugdan J.-7 Narr B. – 123 Öhman B. – 36 Panconcelli-Calzia C. – 34, 61 Paul H. – 76, 100 Peschkovskij A. M. – 139 Pilch H. – 143 Rousselot A.-60 Saussure F. de – 8, 76, 82, 83 Schtscherba L.V. – 7, 33, 34, 78, 86, 96, 105, 139 Scripture E.W. – 61 Sievers E. – 34, 35 , 76, 77, 98, 99, 138 Siebs Th. – 123, 124 Tillmann H.G. – 34, 47, 48, 53, 61, 62, 65, 69, 82 Trubetzkoy N.S. – 6, 11, 34, 59, 65, 69, 83, 85, 111, 118, 119, 121 Trojan F. – 143 Ungeheuer G. – 62 Vietor W. – 34 Wängler H.H. – 34, 72 Werner O. – 82, 90, 93, 123 Zinder L.R. – 34, 78, 139 Zwirner E. – 33, 78

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14. SACHREGISTER Adamsapfel – 19 Affrikat – 52, 112, 114, 124 äquipolent – 119 aktiv – 6 akustisch – 9, 37, 53, 89, 91 akustische Phonetik – 37 akustische Struktur – 37 Akzent – 129 Akzentuierung – 142, 143 Allofon – 85, 87,93, 95 Anlaut – 81, 92,128, 129 Ansatzrohr – 16, 39, 42 antropofonisch – 7 apikal - 26 Archiphonem – 120 Artikulationsbasis –15, 34 artikulatorisch – 9, 13, 16, 26 aserbaidshanisch – 10, 19, 21 Aspiration – 79, 89, 94 aufhebbar – 120 Außenohr – 69, 70 äußere – 140, 141, 143 Auslaut – 81, 92, 136 Aussonderung – 84, 93, 99 Autonomie – 78, 79, 80, 113 Betonung – 10, 40, 143 betont – 33, 116 Biphonem – 137 binär – 53, 87, 88

dauernd/nichtdauernd – 56 dänisch – 16 Deutsch – 9, 19, 21, 52, 67, 115 dichotomisch – 42, 53, 87 Differenzmerkmal – 59, 95, 103 Diphthong – 49, 90, 112, 113 Distinktion – 82 distinktiv – 116, 120, 128, 143 distributiv – 90 Distribution – 80,92 dorsal – 26 Dreieck – 29 eindimensionell – 118 einfach/bemol – 58 einfach / dies – 58 Einheit – 106, 114, 117 Einsatz – 9 Empfänger – 37, 63,72 Enge – 20, 24, 25, 39 Engelaut – 24,27 Englisch – 19 expressiv – 139 fakultativ – 108 Fon – 72, 121 Phonem – 59, 76, 80, 87, 91, 101 phonematisch – 82,97 Phonemfolge – 10 Phonembestand – 97, 98, 115, 124

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Phonemgehalt – 59 Phonemhaftigkeit – 81 Phonemik – 121 Phonemkombinatorik – 121 Phonempaar – 110, 115, 119 Phoneminventar – 81, 88, 97, 115 Phonemtheorie – 76, 78 Phonemsystem – 81, 110, 114, 118 Phonemwechsel – 90, 93 Phonetik – 6, 7, 8, 15, 37, 63, 75 phonetisch – 8, 82, 90, 92, 105 Phonologie – 6, 7, 11, 8, 75, 97, 110, 121 phonologisch – 8, 10, 13, 81, 97 Fonotaktik – 121 Formant – 42, 44, 47 Formenanalyse – 8 Frequenz – 39, 41, 70, 71 Frequenzbereih – 42, 50, 52, 54 Frequenzhöhe – 39 Fremdsprache – 9, 65, 72, 74 Funktion – 80, 83, 84, 100, 140 funktionell – 75 funktionelle Phonetik – 75 Gaumensegel – 17 Gegenüberstellung – 102, 142 Geminat – 97 gespannt / nicht gespannt – 58 Gesprächspartner – 12, 63, 65 Gesprochene – 8, 37, 65, 67 Gliederung –77, 100, 109, 140, glottalisiert / n.glottalisiert – 56 graduell – 147 grammatisch – 67 Grundfrequenz – 45, 46

Grundton – 19, 41 hell / dunkel – 58 Hierarchie – 138 heterogen – 118, 119 Hinterzungenlaut – 27,33 hoch / tief – 58 Hochdeutsch – 123, 124 homogen – 118, 119 Höranalysator –69 Hörapparat – 69 Höreindruck – 64 Hörer – 66 Hörende – 12, 14,63,65 Hörgrenze – 72, 82 Hörkorridor – 70 Identifikaton – 64, 69, 84 Innenohr – 69, 70 inner – 140, 141,144, 145 Inlaut – 81, 136 Integralmerkmal – 86 interrogativ – 141, 142,143 intellektuell – 139 Intonation – 138, 139, Intonationskontur – 139, 140 intonatorisch – 144, 154, 165 Invarianz – 81,106,107 Quasihomonym – 83, 88, 98, 100, 110 kakuminal – 26 Kehlkopf – 18 Kombination – 33,88, 119, 127 Konsonant – 9, 27, 28, 115, 124 Konsituation – 142 konstant – 119

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Klangfarbe – 11, 42, 68, 81 Knacklaut – 9, 19, 116 Kombinatorik – 121, 122, 123 kommunikativ – 130, 142, 147 kompakt / diffus – 58 komplementär – 107 konson./n.konsonantisch – 54 Kontrast – 114, 122 Labialität – 36 labial – 28 labialisiert – 93, 137 langue – 8, 85, 87 lateral – 27, 118 Laut – 8,87,93,94 Lautlehre – 6 Lautwelle – 39 Lexem – 66, 101, 121, 124, 127 lexikalisch – 65, 105, 106 linguistisch – 83, 91, 104, 139 Lippenlaut – 17, 25, 27 lokalisiert – 27 Luftdruck – 39, 40 Luftwelle – 39, 42 mehrdimensionell – 118 merkmallos – 115, 119 merkmaltragend – 115, 119 Minimalpaar – 83,84,85 Mittelohr – 69, 70 Mittelzungenlaut – 22, 27 Mittelzungenlaut – 26, 28, 33 Monophthong – 116, 139, 142 monophonematisch – 116 Morphem – 79, 80, 91,97,101 morphophonemisch – 93 morphologisch – 78, 79, 80, 89 Mundraum – 17, 19, 20

Muttersprachler – 65, 68, 85, 114 nasal / oral – 58 Nasalierung – 95 Nasallaut – 26, 95 Nasenraum – 17 neutralisiert – 119,120 Norm – 87, 92, 123 Normebene –10, 87, 88 Oberton – 19, 41, 42, 44 Ohrenphonetik – 63 Opposition – 118, 119, 120, 139 Oppositionssystem –118, 146 Oppositionsverhältnis –10, 119 Orallaut – 20, 58, 95 orthofonisch – 86 palatalisiert – 93 Palatalisierung – 9, 86 Palatographie – 41 Paradigma- 84 paradigmatisch – 84, 100, 102,109 parole – 8, 85 passiv – 26 Pause – 136, 140, 141 Performanz – 14 periodisch – 38 perzeptiv –13, 63 Perzeption – 69, 74 pharyngal – 20, 27 privativ – 119 physikalisch – 9, 37, 41, 76 Physiologie – 9, 26 physiologisch – 6,16 polnisch – 7

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Position – 24, 88, 90, 92, 95 positionsbedingt – 106 Potenz – 105 Prosodie – 91 prosodisch – 13 Psychophonetik- 7 psychophonetisch – 6 Rachenraum – 17 Realisierung – 80, 92, 107 Redekette – 103 Redestrom – 93, 113, 116, 139 Reduktion – 117 redundant – 67, 82, 86 Redundanz – 68 reduziert – 115 relevant – 67, 72, 82, 85, 115 Relevanzmerkmal – 81, 85, 115 Relevanz – 84 Relevanztheorie – 85 Resonanzraum – 37, 42 Russisch – 10, 59, 77, 101, 102, 122 Satz – 139, 140, 141, 142, 143 Satzintonation – 138, 139 Schallwelle – 39, 70 scharf / nicht scharf – 57 Schnalzlaut – 16 Seitenlaut – 23 Segment – 75, 79, 89, 90, 91 Selbständigkeit – 80, 100, Semiotik – 4 Sonant – 38 Sondervokal – 11 Sprache – 8,13, 82, 109, 121,122 Spracheinheit – 79,80, 82, 85 Spracherwerb – 86

Sprachhierarchie – 81, 83, 84 Sprachlaut – 35,76,77, 82 Sprachstruktur- 87 Sprachsystem – 14,67,91, 96 Sprachträger – 69, 91 Sprachwissenschaft – 4, 75 Sprachwert – 68, 84, 114 Sprechakt – 9, 76, 121 Sprechapparat –17, 18 Sprechbewegungsablauf – 9,15 Sprechen – 77, 87 Sprechende – 12, 37, 63, 65, 140 Sprechsituation – 91, 93 Stammvokal – 10 Stimmbänder – 16, 17 stmmhaft – 27, 33, 34, 58 Stimmlippe – 16, 19 stimmlos – 27, 33, 34, 58 Stimmritze – 18 Struktur – 67, 92 Strukturalismus – 4, 83 strukturell – 79, 89 Substanz – 8, 9, 37, 103 synharmonisch – 92 Syntagma – 140 syntagmatisch – 84, 100, 102 syntaktisch – 121 System – 13, 81, 87, 98, 102 systembildend – 115, 116 Systemverhältnisse – 13, 68, 117 Systemebene – 10 terminal – 140, 141, 142, 144 Terminalität – 140 Theorie – 59, 78, 79, 86, 139 ternär – 87, 88 Tonabfall – 138, 140 Tonanstieg – 138

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Tonfolge – 139 Tonhöhenbewegung – 138 Tonstärke – 72 trichotomisch – 87 typisch – 121 Umgebung – 107 unbetont – 38, 116 Unterschied – 91, 104 uvular – 118 Variante – 82, 87, 93, 100, 122 Varianz – 81,98, 106, 107, 109 Varianzebene – 81, 82, 83, 84 Variation – 37, 39 Variationsfeld – 73 Vermittlungsphonetik – 37 Verschluß – 20, 38

Verschlußsprengelaut – 49 Viereck – 29 Vokal –9, 10, 28, 29, 53, 54, 97, 124 vokalisch /nicht vokalisch – 54 Vokalismus – 97 Vokaleinsatz – 9 Vokaloid – 67 Vorderzungenlaut – 26, 27 Wahrnehmung – 67, 68, 69, 72 Wortakzent – 143, 144 Wortbetonung – 143 Zäpfchen – 17, 27 Zeichen – 75 zulässig/unzulässig – 127 Zweigipfeligkeit – 10

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15.NACHWORT: KITAB VƏ MÜƏLLIF HAQQINDA

BIR NEÇƏ SÖZ Bu kitabda dilin fonetik qurumu və fonoloji sistemi müasir

dilçilik baxımından tədqiq olunur, fonetika ilə fonologiyanın qarşılıqlı əlaqələri onların ayrı-ayrı aspektləri də daxil olmaqla qısa və yığcam şəkildə izah olunur. Dildə səslərin danışıq aktından ayrılıb götürülməsi, onların fonem statusunun müəyyənləşdirilməsi, dilin fo-nem tərkibi və fonem sistemi, seqment vahidlərin fonotaktikası və superseqment vahidlər və digər məsələlər geniş dil materialı əsasında şərh olunur. Kitabda əyani vəsaitdən geniş istifadə olunur. Hər fəslə dair qeydlər kitabın sonunda verilir. Orada qeydlərlə bərabər əsas el-mi ədəbiyyat da öz əksini tapıb.

Müəllif, AFR-in professoru G. Lindnerə kitabdakı bəzi fikir və mülahizələrin müzakirəsində yaxından iştirak edərək söylədiyi i-rad və qeydlərə görə xüsusi təşəkkür etməyi özünə borc bilir.

Sonda müəllif bu kitabın yazılmasında göstərdiyi köməyə və yardıma görə Münxen universitetinin professoru G.H.Tillmanna öz təşəkkürünü bildirmək istərdi.

Müəllif həmçinin əlyazmanı oxuyub dəyərli məsləhətlər verdiyinə görə Münxen universitetinin əməkdaşı frau Susen Rabolda öz təşəkkürünü bildirir.

Filologiya elmləri doktoru professor Fəxrəddin Yadigar oğlu Veysəlli (Veysəlov) Azərbaycan Dillər Universitetdə alman dilinin fonetikası, qrammatikası və tarixi kafedrasının müdiri vəzifəsində çalışır.

Beynəlxalq Fonetika Elmləri Assosiasiyasının üzvüdür və Y.Məmmədəliyev adına mükafata layiq görülüb.

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Fəxrəddin Yadigar oğlu Veysəlli (Veysəlov)

FONOLOGIYAYA GIRIŞ I hissə

Bakı – «Mütərcim» - 2004

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Фахраддин Ядигяр оглу Вейсалли (Вейсалов)

ВВЕДЕНИЕ В ФОНОЛОГИЮ часть I

Баку – «Мутарджим» - 2004

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Verlagsdirektor- Telmann Välichanly Redaktion – Älisch Mirzäli

Druck und Bindung - Mätanät Garachanova

Zur Auflage unterschrieben: 15.01.04. Format 60x84 1/16. Umfang 10, 75.

Exemplare: 500. Bestellung 12.

«Mütärdshim» ТC Aserbaidshan, Baku, Rasul Rzastr., 125

tеl./fax (99412) 99 21 44 e-mail: [email protected]

Die Druckerei «Гызыл Шярг» («Roten Osten») Aserbaidshan, Baku, Hasi Aslanovstr., 125

Tеl. (99412) 95 24 66

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