Einführung in die Berufspädagogik WS 2008/2009 Vom Fachunterricht zum Lernfeldkonzept Prof. Dr....

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Einführung in die Berufspädagogik WS 2008/2009 Vom Fachunterricht zum Lernfeldkonzept Prof. Dr. Sylvia Rahn, WWU (Institut für Erziehungswissenschaft) Prof. Dr. Irmhild Kettschau, FH MS (Institut für Berufliche Lehrerbildung)

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Einführung in die Berufspädagogik WS 2008/2009

Vom Fachunterricht zum Lernfeldkonzept

Prof. Dr. Sylvia Rahn, WWU (Institut für Erziehungswissenschaft)

Prof. Dr. Irmhild Kettschau, FH MS (Institut für Berufliche Lehrerbildung)

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Einführung in die Berufspädagogik 13.01.2009

Thema: Vom Fachunterricht zum Lernfeldkonzept

• Wurzeln des Lernfeldkonzeptes

• Handlungsorientierung als berufspädagogische Leitidee•Lernfelder und Lernsituationen; Prinzip der „Vollständigen Handlung“ • Diskussion und weiterer Entwicklungsbedarf

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Lernfelder - Definition

„Lernfelder sind thematische Einheiten, die an beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungsabläufen orientiert sind und in denen die beruflichen Tätigkeitsfelder didaktisch aufbereitet sind“ (KMK 1999).

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© Prof. Dr. I. Kettschau, 17.11.04

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Lernen anhand komplexer Aufgabenstellungen

AUFGABEZIEL

LÖSUNG

Fachkunde Fachrechnen

Fachtheorie Fachzeichnen

Quelle: ITB, U Bremen

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© Prof. Dr. I. Kettschau, 17.11.04Quelle: H.-Hugo Kremer (www.wiwi.uni-konstanz.de/kremer)

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Wurzeln des Lernfeldkonzeptes in (berufs-)bildungspolitischen Debatten

• Vorläufer: Arbeitsschulbewegung der 20er Jahre (Konzept der vollständigen Arbeitshandlung)

• Konzept der „Schlüsselqualifikationen“ von D. Mertens (1974)

• Industriesoziologie der 80er Jahre: Mikroelektronik erweitert Handlungs- und Gestaltungsspielräume der Fachkräfte

• Enquete-Kommission „Zukunft der Bildung – Bildung 2000“ (1990): Perspektivwechsel von der Anpassungsbildung zur aktiven Mitgestaltung von Gesellschaft und Arbeit

• KMK Rahmenvereinbarung über die Berufsschule (1991): Handlungskompetenz wird zentraler Bildungsauftrag

• KMK „Handreichungen über die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen für den berufsbezogenen Unterricht…“ (1999): Lernfelder werden als neue Struktur des Unterrichts eingeführt

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Pädagogische Leitideen

• Schlüsselqualifikationen Lernen lernen, Problemlösefähigkeit, Verringerung „trägen Wissens“, Sozialkompetenzen

• Handlungsorientierung als didaktisches Prinzip Motivation, Anschaulichkeit, Nachhaltigkeit, Transfer

• Regelkreis der vollständigen Handlung (arbeitspsychologische Handlungsregulationstheorie nach Hacker und Volpert) Befähigung zu selbstständigem beruflichem Handeln

• Handlungsorientierung als Leitlinie der Curriculumentwicklung Lernfeldkonzept

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Definition „Handlungskompetenz“

Berufliche Handlungskompetenz

ist die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen, in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sach- und fachgerecht, durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu handeln, d.h. anstehende Probleme zielorientiert auf der Basis von Wissen und Erfahrungen sowie durch eigene Ideen selbständig zu lösen, die gefundenen Lösungen zu bewerten und seine Handlungsfähig-keit weiterzuentwickeln.

Berufliche Handlungskompetenz umschließt die Dimensionen

Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Human-/ Personal-kompetenz und Sozialkompetenz.

Quelle: ergänzt nach KMK 1999

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Perspektiven der DefinitionHandlungskompetenz

Situation

• Beruflich

• Gesellschaftlich

• Privat

Verhalten

• Sachgerecht

• Durchdacht

• Individuell verantwortlich

• Sozial verantwortlich

Problemlösung

• Zielorientiert• Auf Basis von Wissen

und Erfahrungen• Auf Basis eigener Ideen

und Kreativität• Selbstständig• Ergebniskritisch• Lernend

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Handlungs-

kompetenz

Fachkompetenz

Sozialko

mpetenz

Hum

ankompetenz

Methoden-

Lern-

kommu-nikative Kompetenz

kompetenz

kompetenz

© LISA Halle, Dr. M. Müller/ K. SeidelHandlungskompetenz: Dimensionen und deren Akzentuierungen

Grafik: Hüser & Henneken (2007)

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Drei Ebenen der Curriculumentwicklung

Makroebene: Betriebliche Handlungsfelder (von berufstypischen Handlungsaufgaben bis zu umfassenden beruflichen, sozialen Handlungs- und Lebensräumen)

Mesoebene: Lernfelder (schul- und betriebsorganisatorische Konzeption und Umsetzung, Lernortkooperation, Organisationsentwicklung, Schule im regionalen Umfeld)

Mikroebene: Lernsituationen (Konkretisierung der Lernfelder, Umsetzung in Schule, Lernwerkstatt und am Arbeitsplatz)

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© Prof. Dr. I. Kettschau, 17.11.04

Quelle: R. Bader, Univ. Magdeburg

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Handlungsfelder, Lernfelder, Lernsituationen

Handlungsfeld

Lernfeld

Lernsituation 1

Lernsituation 2

Lernsituation n

Beruflich, persönlich und gesellschaftlich bedeutsame Aufgabenkomplexe

Im Rahmenlehrplan festgelegt, vom Handlungsfeld abgeleitet.

Vom Lehrerteam aus dem Lernfeld abgeleitet => Bildungsgang-konferenz

Ergänzt nach: www.lernfelder.schule-bw.de/metall/

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A

zit.n. KOLIBRI-Abschlussbericht 2004

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Handlungsorientierte Gestaltung des Lehr-Lern-Arrangements

Die Lernsituation

• ermöglicht eine vollständige Handlung• ist nach Handlungsphasen gegliedert• zielt auf ein konkretes Handlungsprodukt bzw. Lernergebnis• fördert zielorientiertes Handeln der Schülerinnen und Schüler, z. B. durch konkrete Zeitabsprachen• fördert selbst gesteuerte Lernprozesse• fördert individuelle Lernprozesse durch unterschiedliche Zugangs- und Lösungsniveaus• berücksichtigt für die Lerngruppe angemessene Anwendungs-, Übungs- und Vertiefungsphasen• fördert die Entwicklung von Theoriebildung auf der Grundlage der Praxiserfahrungen• …• …

Quelle: Didaktische Jahresplanung. Entwicklung. Dokumentation. Umsetzung. Lernsituationen im Mittelpunkt der Unterrichtsentwicklung in den Fachklassen des dualen Systems. Online unter: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/didaktischejahresplanung/download/didaktischejahresplanung.pdf

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Quelle: Arnold, Rolf (Hrsg.) (1999): Kompetenzentwicklung durch Schlüsselqualifizierung, Band 19 S. 60

Didaktische Grundstruktur handlungsorientierten Unterrichts

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Quelle: Tenberg, Ralf (2006): Didaktik lernfeldstrukturierten Unterrichts, S. 136, 137

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Quelle: Tenberg, Ralf (2006): Didaktik lernfeldstrukturierten Unterrichts, S. 136, 137

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Der Regelkreis der Vollständigen Handlung als zentrales Element der Unterrichtsgestaltung

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InformierenWelcher Zweck soll erreicht werden?

Was ist zu tun?

PlanenWie kann ich vorgehen?

Wie sieht mein Arbeitsplan aus?

EntscheidenFür welchen Weg entscheide

ich mich?

Welche Mittel benötige ich?Ausführen

Wie setze ich meinen Arbeitsplan

unter den gegebenen Umständen um?

KontrollierenIst der Auftrag sach-, fach- und

kundengerecht ausgeführt?

Ist das Ziel erreicht?

BewertenWas kann ich beim nächsten

Auftrag besser machen?

Lernen in vollständigen Handlungen

Quelle: Michael Sander, Forschungsgruppe praxisnahe Berufsbildung,Universität Bremen; online unter: www.fbp.uni-bremen.de

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Zusammenfassung: Merkmale handlungsorientierten Unterrichts (HoU)

• Ganzheitlichkeit des Lernens, bei dem Zielfindung, Orientierung, Planung und Entscheidung, Ausführung, Kontrolle und Bewertung eingeschlossen sind

• Kooperatives Lernen in Bezug auf Problemlösungs- und Transferkompetenz

• Lernerorientierung in Bezug auf Schülerorientierung und Individualisierung des Unterrichts

• Metakommunikation und –kognition, was die Thematisierung und den kognitiven Nachvollzug der Lernprozesse angeht

Quelle: Sloane, P.: Lernfelder und Unterrichtsgestaltung, in: Die berufsbildende Schule 52 (2000) 3

 

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Pro und Contra Lernfelddidaktik und HoU – oder „die Mühen der Ebenen“

• „Beharrungsvermögen“ des Systems Schule

• Defizitäre Umsetzungsbedingungen (z.B. räumlich, zeitlich, organisatorisch)

• Zweifel an verbesserten Lernerfolgen (empirische Studien belegen insbes. keine signifikante Verbesserung der Fähigkeiten im „Problemlösen“ )

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Offene Fragen und Entwicklungsbedarf

Keine Gründe für methodische Monokultur Unterschiedliche Akzeptanz und Unterstützung des

Konzeptes durch die Lehrkräfte (systematischeUnterschiede nach Bildungsgängen, Berufsfeldern,Einsatzbedingungen von Lehrkräften etc.?)

Mögliche Überforderung von Lehrkräften, die in vielenBildungsgängen unterrichten (Lehrereinsatz undStundenplangestaltung)

Spezialisierungsbedarf von Lehrkräften undentsprechender Lehrereinsatz im Berufskolleg?

Optimierung und Fortentwicklung der Teamarbeit