Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln

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Einführung in die Einführung in die Sprachvermittlung Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln 2. Wörter und Regeln Ulrich Mehlem Ulrich Mehlem Uni Bielefeld Uni Bielefeld WS 2006 / 07 WS 2006 / 07

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Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln. Ulrich Mehlem Uni Bielefeld WS 2006 / 07. Bitte um Mitarbeit. Das Projekt: Atlas der Schriftsysteme sucht - PowerPoint PPT Presentation

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Einführung in die Einführung in die SprachvermittlungSprachvermittlung

2. Wörter und Regeln2. Wörter und RegelnUlrich MehlemUlrich MehlemUni BielefeldUni BielefeldWS 2006 / 07WS 2006 / 07

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Bitte um MitarbeitBitte um Mitarbeit Das Projekt: Das Projekt: Atlas der Schriftsysteme Atlas der Schriftsysteme sucht sucht Sprecher möglichst vieler verschiedener Sprecher möglichst vieler verschiedener

Sprachen, die bereit sind:Sprachen, die bereit sind:- eine Fabel (der Nordwind und die Sonne) in - eine Fabel (der Nordwind und die Sonne) in ihre Sprache zu übersetzen (bzw. eine ihre Sprache zu übersetzen (bzw. eine Übersetzung aus dem Internet zu beschaffen)Übersetzung aus dem Internet zu beschaffen)- den mündlichen Text der Fabel im Tonstudio - den mündlichen Text der Fabel im Tonstudio aufnehmen zu lassenaufnehmen zu lassen

Alle weiteren Informationen bei mir (Ulrich Alle weiteren Informationen bei mir (Ulrich Mehlem) oder Rüdiger Weingarten!Mehlem) oder Rüdiger Weingarten!

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Liste der bisher aufgenommenen Liste der bisher aufgenommenen Sprachen:Sprachen:

ArabischArabisch AserbaidschanischAserbaidschanisch GeorgischGeorgisch JapanischJapanisch KoreanischKoreanisch KurdischKurdisch LitauischLitauisch RumänischRumänisch SinhalaSinhala ThaiThai UkrainischUkrainisch Vietnamesisch Vietnamesisch

Wenn Sie - Muttersprachler einer anderen als der genannten Sprachen sind, - diese Sprache auch schreiben können,

Melden Sie sich bitte!

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S.9: „Was S.9: „Was muss man muss man jeweils unter jeweils unter Sprache Sprache verstehen, verstehen, dass man dass man diese Frage diese Frage mit „ja“ oder mit „ja“ oder „nein“ „nein“ beantworten beantworten kann?“kann?“

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2.1. Was ist eigentlich 2.1. Was ist eigentlich Sprache?Sprache?

ein Mittel zur Kommunikationein Mittel zur Kommunikation eine Menge von Symbolen, mit denen eine Menge von Symbolen, mit denen

Sachverhalte bezeichnet werdenSachverhalte bezeichnet werden eine Verbindung von Lauten, mit denen eine Verbindung von Lauten, mit denen

Gedanken ausgedrückt werden könnenGedanken ausgedrückt werden können ein System von Zeichenein System von Zeichen eine Möglichkeit, aktuell nicht eine Möglichkeit, aktuell nicht

Vorhandenes zu vergegenwärtigenVorhandenes zu vergegenwärtigen

Page 6: Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln

Hadumod Bußmann: Lexikon Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaftder Sprachwissenschaft

„„Auf kognitiven Prozessen beruhendes, Auf kognitiven Prozessen beruhendes, gesellschaftlich bedingtes, historischer gesellschaftlich bedingtes, historischer Entwicklung unterworfenes Mittel zum Entwicklung unterworfenes Mittel zum Ausdruck bzw. Austausch von Ausdruck bzw. Austausch von Gedanken, Vorstellungen, Erkenntnissen Gedanken, Vorstellungen, Erkenntnissen und Informationen sowie zur Fixierung und Informationen sowie zur Fixierung und Tradierung von Erfahrung und und Tradierung von Erfahrung und Wissen.“ (S. 616)Wissen.“ (S. 616)

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Metzler Lexikon Sprache (Hg. Metzler Lexikon Sprache (Hg. Helmut Glück)Helmut Glück)

„„Wichtigstes und artspezifisches Wichtigstes und artspezifisches Kommunikationsmittel der Menschen, Kommunikationsmittel der Menschen, das dem Austausch von Informationen das dem Austausch von Informationen dient sowie epistemische (die dient sowie epistemische (die Organisation des Denkens betreffende), Organisation des Denkens betreffende), kognitive und affektive Funktionen kognitive und affektive Funktionen erfüllt.“ S. 610erfüllt.“ S. 610

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2.2. Wörter als Zeichen 2.2. Wörter als Zeichen (S. 2)(S. 2)

Bedeutung: bildliche Vorstel-lung; Weltwissen über Zweck und Gebrauch (sprach- übergreifend)

Bedeutungsträger: Klang / Lautfolge (sprachspezifisch)

[gla:s]

[bardak]

Sprachliches Zeichen Realobjekt / „Referent“

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„„Die Beliebigkeit des Die Beliebigkeit des Zeichens“ Zeichens“ (S. 3)(S. 3)

Die Zuordnung von Klangfolge und Bedeu-tungsinhalt ist Die Zuordnung von Klangfolge und Bedeu-tungsinhalt ist beliebig. (de Saussure)beliebig. (de Saussure)

Platon: Dialog Kratylos (4. Jhdt. v. Chr.)Platon: Dialog Kratylos (4. Jhdt. v. Chr.)„Kein Name eines Dinges gehört ihm von Natur (phýsei), „Kein Name eines Dinges gehört ihm von Natur (phýsei), sondern durch Anordnung und Gewohnheit (thései).“ sondern durch Anordnung und Gewohnheit (thései).“ (These des Hermogenes)(These des Hermogenes)

zeigt sich in der unendlichen Vielfalt von Bezeichnungen zeigt sich in der unendlichen Vielfalt von Bezeichnungen für dasselbe Ding in den verschiedenen Sprachen der für dasselbe Ding in den verschiedenen Sprachen der WeltWelt

Lautsymbolik sind nur Randerscheinungen; auch Lautsymbolik sind nur Randerscheinungen; auch Tierlaute klingen in den unterschiedlichen Sprachen Tierlaute klingen in den unterschiedlichen Sprachen verschieden: kireriki – cock-a-doodle-do - cocorico – ü-verschieden: kireriki – cock-a-doodle-do - cocorico – ü-ürü-üüüürü-üüü

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2.3. Das „mentale Lexikon“ 2.3. Das „mentale Lexikon“ (S.4)(S.4)

Bestimmte sprachliche Ausdrücke werden in Bestimmte sprachliche Ausdrücke werden in einem Bereich des Gehirns, dem mentalen einem Bereich des Gehirns, dem mentalen Lexikon, fest gespeichert: Sie haben dort eine Lexikon, fest gespeichert: Sie haben dort eine "feste Adresse". "feste Adresse".

Mit dieser Adresse sind verschiedene Mit dieser Adresse sind verschiedene Informationen über diesen Ausdruck Informationen über diesen Ausdruck verbunden. Hierzu gehören (u.a.):verbunden. Hierzu gehören (u.a.):- die Lautfolge- die Lautfolge- die Bedeutung- die Bedeutung

Welche Ausdrücke sind fertig im Lexikon Welche Ausdrücke sind fertig im Lexikon gespeichert? gespeichert?

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Im Lexikon stehen:Im Lexikon stehen: alle Wörter, die keinen Formveränderungen alle Wörter, die keinen Formveränderungen

(Flexion, Derivation, Komposition) unterliegen: (Flexion, Derivation, Komposition) unterliegen: nein, bis, vor…nein, bis, vor…

von irregulär gebildeten Wörtern müssen alle von irregulär gebildeten Wörtern müssen alle Formen gespeichert werden: Formen gespeichert werden: bin, sind, war…bin, sind, war…

alle Simplizia (einfache Wörter, Wurzeln / alle Simplizia (einfache Wörter, Wurzeln / Stämme): Stämme): Buch, groß, lauf(en)…Buch, groß, lauf(en)…

komplexe Wörter, deren Bildungsprozess nicht komplexe Wörter, deren Bildungsprozess nicht mehr transparent ist: mehr transparent ist: DonnerstagDonnerstag < Donars < Donars Tag; aber: Urlaubstag = Tag; aber: Urlaubstag = Urlaub + s + TagUrlaub + s + Tag

Morpheme für die Derivation und Flexion; Morpheme für die Derivation und Flexion; -s -s (Genetiv, Fuge), -t (3.Pers.Sing)(Genetiv, Fuge), -t (3.Pers.Sing)

bestimmte Wortgruppen (s.u.)bestimmte Wortgruppen (s.u.)

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Nicht wortförmige Nicht wortförmige Einträge im Lexikon:Einträge im Lexikon:

Wortgruppen, die häufig zusammen auftreten:Wortgruppen, die häufig zusammen auftreten: Kollokationen:Kollokationen:

schallendes Gelächter, schallendes Gelächter, harmloses Vergnügenharmloses Vergnügen

Phraseologismen:Phraseologismen:Die Sache hat Hand und Fuß.Die Sache hat Hand und Fuß.

Redewendungen, Sprichwörter:Redewendungen, Sprichwörter:Morgenstund hat Gold im Mund.Morgenstund hat Gold im Mund.Aller Anfang ist schwer.Aller Anfang ist schwer.

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2.4. Sprachliche Regeln2.4. Sprachliche Regeln Regeln bilden aus den Elementen des mentalen Regeln bilden aus den Elementen des mentalen

Lexikons neue komplexere Ausdrücke. Lexikons neue komplexere Ausdrücke. Dieses System ist die (mentale) Grammatik einer Dieses System ist die (mentale) Grammatik einer

Sprache: Jeder muttersprachliche Sprecher Sprache: Jeder muttersprachliche Sprecher einer Sprache verfügt über sie, da er in seiner einer Sprache verfügt über sie, da er in seiner Sprache verständliche Äußerungen bzw. Sätze Sprache verständliche Äußerungen bzw. Sätze bilden kann.bilden kann.

Durch Regeln gebildete Ausdrücke können sein:Durch Regeln gebildete Ausdrücke können sein:- Wörter (Flexion, Derivation, Komposition) - Wörter (Flexion, Derivation, Komposition) - Phrasen (= Wortgruppen)- Phrasen (= Wortgruppen)- Sätze (Was noch?)- Sätze (Was noch?)

Page 14: Einführung in die Sprachvermittlung 2. Wörter und Regeln

2.5. Generative 2.5. Generative Grammatik Grammatik (S.5)(S.5)

Kognitive Struktur, mit deren Hilfe aus der Kognitive Struktur, mit deren Hilfe aus der Kombination von Lexikoneinträgen sinnvolle Kombination von Lexikoneinträgen sinnvolle Wörter und Sätze erzeugt (generiert) werden.Wörter und Sätze erzeugt (generiert) werden.

Andere Arten von Grammatik:Andere Arten von Grammatik: Deskriptive Grammatik: wissenschaftl. Deskriptive Grammatik: wissenschaftl.

Beschreibung der Strukturen einer SpracheBeschreibung der Strukturen einer Sprache Normative Grammatik: Festlegung des Normative Grammatik: Festlegung des

korrekten, guten Sprachgebrauchskorrekten, guten Sprachgebrauchs

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2.6. Regeln der Syntax 2.6. Regeln der Syntax (S.6ff.)(S.6ff.) greifen auf Wortartkategorien zurück (denen greifen auf Wortartkategorien zurück (denen

die Einzelworte im mentalen Lexikon die Einzelworte im mentalen Lexikon zugeordnet werden)zugeordnet werden)

bilden aus einzelnen Wörtern zunächst bilden aus einzelnen Wörtern zunächst Phrasen: Beispiel für eine Nominalphrase (NP)Phrasen: Beispiel für eine Nominalphrase (NP)

NP

Det N

eine Rose

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„„Phrasenstrukturregeln“Phrasenstrukturregeln“ Regeln sind Zuordnungsvorschriften, die einem Regeln sind Zuordnungsvorschriften, die einem

bestimmten Input einen Output zuweisen.bestimmten Input einen Output zuweisen. Z.B. einer Z.B. einer PhrasenkategoriePhrasenkategorie ( (InputInput, links vom , links vom

Pfeil) wird eine Abfolge von in ihr enthaltenen Pfeil) wird eine Abfolge von in ihr enthaltenen Phrasen- oder Phrasen- oder Wortartkategorien Wortartkategorien (Output, (Output, rechts vom Pfeil) zugeordnet:rechts vom Pfeil) zugeordnet:

NPNP Det, NDet, NIn Worten: Eine Nominalphrase wird aus der In Worten: Eine Nominalphrase wird aus der Abfolge eines Determinierers und eines Abfolge eines Determinierers und eines Nomens erzeugt.Nomens erzeugt.

SS NP, VPNP, VPIn Worten: Ein Satz wird aus der Abfolge einer In Worten: Ein Satz wird aus der Abfolge einer Nominalphrase und einer Verbalphrase Nominalphrase und einer Verbalphrase erzeugt.erzeugt.

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Weitere Phrasen-Weitere Phrasen-strukturregelnstrukturregeln

Welche Regeln brauchen wir für die Welche Regeln brauchen wir für die Analyse eines Satzes wie:Analyse eines Satzes wie:

1. Die alternde Sopranistin krächzt.1. Die alternde Sopranistin krächzt.2. Der Tenor und die alternde Sopranistin 2. Der Tenor und die alternde Sopranistin

singen.singen.Weitere Info zum Thema:Weitere Info zum Thema:http://www.uni-bielefeld.de/lili/projekte/el-http://www.uni-bielefeld.de/lili/projekte/el-

germling/veranstaltungen/gramm_repetgermling/veranstaltungen/gramm_repet

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2.7. Rekursivität 2.7. Rekursivität (S.11)(S.11) Eine Regel ist rekursiv, wenn in ihrem Output Eine Regel ist rekursiv, wenn in ihrem Output

ein Element erscheint, das bereits im Input ein Element erscheint, das bereits im Input enthalten war.enthalten war.

Input: Elemente, z.B. Input: Elemente, z.B. a, b, ca, b, c Zuordnungsvorschriften / Regeln: Zuordnungsvorschriften / Regeln:

1) a 1) a ab ab 2) a 2) a de de 3) b 3) b bc bc 4) c 4) c fg fg

Die Zuordnungsvorschrift weist einem Die Zuordnungsvorschrift weist einem bestimmten Input einen Output zu: a bestimmten Input einen Output zu: a ab . ab . In Worten: Der Kategorie In Worten: Der Kategorie aa (Input) wird die (Input) wird die Abfolge der Elemente Abfolge der Elemente abab (Output) zugeordnet. (Output) zugeordnet.

In welchen der vier Fälle liegt Rekursivität vor?In welchen der vier Fälle liegt Rekursivität vor?

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Beispiel für mehrfach Beispiel für mehrfach angewandte Regeln:angewandte Regeln:

Wie kann der Ausdruck abbbb aus der Regel Wie kann der Ausdruck abbbb aus der Regel (1): a (1): a ab abgeleitet werden? ab abgeleitet werden?

1. Schritt: Regel (1) führt von a 1. Schritt: Regel (1) führt von a ab ab 2. Schritt: Auf 2. Schritt: Auf a a in [ab] wird Regel (1) erneut in [ab] wird Regel (1) erneut

angewandt: es ergibt sich: angewandt: es ergibt sich: aab b ababb b 3. Schritt: auf [abb] wird Regel (1) erneut 3. Schritt: auf [abb] wird Regel (1) erneut

angewandt: es ergibt sich: angewandt: es ergibt sich: aabb bb ababbbbb 4. Schritt: auf [abbb] wird Regel (1) erneut 4. Schritt: auf [abbb] wird Regel (1) erneut

angewandt: es ergibt sich: angewandt: es ergibt sich: aabbb bbb ababbbb bbb

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Rekursivität in der Rekursivität in der Syntax Syntax (S. 11-12)(S. 11-12)

Eine VP (Verbalphrase) enthält selbst wieder einen Eine VP (Verbalphrase) enthält selbst wieder einen Satz: Ich behaupte, dass er lügt:Satz: Ich behaupte, dass er lügt:

S

NP VP

N V S

Konj NP VP

N V

Ich behaupte dass er lügt