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Sportstätten als Identitätsstifter von Zwarts & Jansma Die Ära der Arenen Das moderne Stadion – ein Hochleistungskomplex Der Audi Sportpark Yas – spektakulärer Rennparcours von Asymptote architecture MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 03 | 2010 puls 03 | 2010 Sportstätten

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Sportstätten alsIdentitätsstiftervon Zwarts & Jansma

Die Ära der Arenen

Das moderne Stadion –ein Hochleistungskomplex

Der Audi Sportpark

Yas – spektakulärer Rennparcours von Asymptote architecture

MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 03 | 2010

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» Editorial

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Wir gehen mal davon aus, dass Sie die WM inSüdafrika im Fernsehen verfolgt haben. Wiehaben Ihnen die Stadien gefallen?Das Green Point Stadium in Kapstadt hat michdurch seine Eleganz und Leichtigkeit über-zeugt. Beim Soccer City Stadium in Johannes-burg ist mir die interessante Hülle aufgefal-len, die aber leider nicht leicht wirkt. Generellmuss ich sagen, dass Südafrika gerade auchdurch die Architektur der Stadien positiv undsympathisch in die Welt gestrahlt hat.

Wie kaum eine Architektur werden Sportstät-ten heute medial verbreitet. Welche Chancenund Risiken birgt dies?Sport ist heute ein enormer Wirtschaftsfaktor.Der Sport ist deshalb darauf angewiesen, inden Medien präsent zu sein. Dafür werdenspektakuläre Bilder benötigt, die sich beimZuschauer einprägen, wie z.B. das Olympia-

Zur Sache: sportlich bauenpuls im Gespräch mit Ernst Ulrich Tillmanns, 4a Architekten

stadion von Günter Behnisch in München oderdas „Vogelnest“ in Peking. Durch die Vermark-tung des Sports steht auch für diese Bauaufga-ben mehr Geld zur Verfügung. Die Chancebesteht darin, mit diesem Geld einen architek-tonischen Mehrwert zu generieren. Dabei be-steht die Gefahr, dass Architektur auf medien-gerechte Bilder reduziert und die Detail- undFunktionsplanung vernachlässigt wird.

Welche besonderen Herausforderungen stelltder Sport an die Architektur?Sport ist Emotion. Die Architektur muss dazubeitragen, dass sich diese Emotionen entfaltenkönnen. Das gilt besonders für die Atmosphäreim Gebäude. Aber auch die Außenwirkung desGebäudes muss diese Emotionen als Bild nachaußen tragen. Die neue Arena in München z.B.leistet dies hervorragend nachts durch seinestarke, außergewöhnliche Beleuchtung.

Sport und die dazugehörigen Gebäude kön-nen für eine Region oder Stadt identitätsstif-tend sein. Wie kann Architektur hier unter-stützend wirken? Wir selbst versuchen immer, unsere Gebäudesowohl aus ihrer Funktion als auch aus ihrerUmgebung zu entwickeln. Bei der Spreewald-therme haben wir zum Beispiel mit ortstypi-schen Materialien wie Reet oder Wandschei-ben aus Ziegel gearbeitet. Bei der Bodensee-Therme haben wir einerseits die traumhafteLage am Ufer des Sees inszeniert, andererseitsweiße Segel als prägendes Thema für die Be-malung der Decke in der Badehalle gewählt.

Gibt es eine Chance, dass Sportstätten auch inSachen Energieeffizienz Fortschritte machen?Was für alle sonstigen Gebäude gilt, gilt auchfür Sportstätten. Energieeffizienz und Nach-haltigkeit stehen ganz oben auf der Agenda.

Meister der Thermen und Bäder: Ernst Ulrich

Tillmanns gründete 1990 gemeinsam mit Part-

nern das Büro 4a Architekten in Stuttgart.

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Titelbild: Katrien Franken

Bildbearbeitung:

Raphael Pohland / stilradar

VisionenSchöne Aussichten

Zu BesuchInterview mit Rein Jansma,

Zwarts & Jansma Architekten, Amsterdam

Materialecdm architects über Beton

EinblickeInformationen über Produkte aus

dem Hause Busch-Jaeger

DenkanstoßDie Preisfrage zum aktuellen Thema

Impressum

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MacroDie Ära der Arenen

Von Hubertus Adam

MicroHöchstleistungskomplex Stadion

Von Holger Wallmeier und Britta Tomaske

Praxis IFunkelnde Rennbahn – über den Blickfang

der Rennstrecke von Abu Dhabi

Praxis IIWiedersehen mit der Festung – Aachen Tivoli

Praxis IIIViel Luft nach oben – der Audi-Sportpark

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Die Ära der Arenen – die architektonische Königs-disziplin Stadionbau > S. 4 Rennbahn mit Glitzer-faktor > S. 14 Ein Wiedersehen mit der Festung> S. 20 Viel Luft nach oben > S. 24 SchöneAussichten > S. 28 „Mit unseren Entwürfen wollenwir immer Identität schaffen.“ > S. 32 Beton – einzeitloser und demokratischer Baustoff > S. 38

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Die Ära der Arenen

Als vergleichsweise junge Bauaufgabe hat der Stadienbau durch die Medien-präsenz von sportlichen Großereignissen enorm an Bedeutung gewonnen.Seitdem konkurrieren moderne Sportstätten nicht nur um die Gunst derFernsehzuschauer, sie können dazu den Tourismus in ansonsten wenigbeachteten Regionen anfeuern und sich als wirksames Tool des in die Modegekommenen City Brandings erweisen.

Von Hubertus Adam

Ohne Zweifel gelten Stadien als die eigentliche Königsdis-ziplin der zeitgenössischen Sportarchitektur. Auch wennsie typologisch an die Amphitheater der römischen Antikeanknüpfen, handelt es sich um eine vergleichsweise jungeBauaufgabe, die eigentlich erst mit den Olympiabauten1964 von Kenzo Tange in Tokio und dem Olympiageländevon Günter Behnisch und Frei Otto für München 1972 zueiner revolutionären Neuformulierung gefunden hat.Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Niko-laus Pevsner, der Doyen der englischen Architekturge-schichte, in seiner 1976 erstmals editierten „History of Buil-ding Types“ zwar Theater, Bibliotheken, Krankenhäuseroder selbst Gefängnisse thematisiert, den Sportstätten aber– und das im europäischen Mutterland des Fußballs – kei-ne Beachtung schenkt. Tatsächlich bedurfte es bei denmeisten Sportarten auch zunächst außer dem Spielfeld inForm eines Rasenplatzes keiner besonderen Baulichkeiten;auch bei den Ballsporthallen des Barocks handelte es sichum simple Zweckbauten ohne eigenen Ausdruck. Erst mitwachsender Zuschauerzahl wurden zunächst temporäre,dann permanente Tribünen nötig, wobei man sich entwe-der an den langgestreckten griechischen Stadien oder denzu einem Oval geschlossenen römischen Amphitheatern

orientieren konnte. Erst während des Spiels selbst, bei demeine kleine Zahl von Akteuren auf eine große Zahl vonBeobachtern trifft, erfährt das Stadion seine Erfüllung;unübertroffen sind noch immer Goethes Bemerkungen, derangesichts der Arena von Verona in seiner ItalienischenReise schrieb, er sehe „etwas Großes und doch eigentlichnichts“. Der Architekt „bereitet einen solchen Krater durchKunst, so einfach als nur möglich, damit dessen Zierrat dasVolk selbst werde (…) Die Simplizität des Ovals ist jedemAuge auf die angenehmste Weise fühlbar, und jeder Kopfdient zum Maß, wie ungeheuer das Ganze sei. Jetzt, wennman es leer sieht, hat man keinen Maßstab, man weißnicht, ob es groß oder klein ist.“

Antike Thermen und ein KlötzchenspielNach einer ersten Blüte in den sechziger und siebziger Jah-ren des 20. Jahrhunderts ist die Stadionarchitektur in denvergangenen 20 Jahren als architektonische Bauaufgabeverstärkt in den Fokus gerückt – den Anfang machte 1990Renzo Pianos San-Nicola. Neben Museen („Bilbao-Effekt“)oder auch Opernhäusern fungieren Stadien als Elementedes City Branding. Ausschlaggebend für diese Entwicklungist dabei nicht der oft auf wenige Veranstaltungen

Bauliche Unverwechselbarkeit

eint die drei WM-Stadien von

gmp: Im Moses Mabhida Sta-

dium in Durban hält ein über

100 Meter hoher Bogen die

Dachlasten. Eine Seilbahn

fährt bis zum als Aussichts-

punkt dienenden Scheitel-

punkt.

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Sorgsam eingesetzte Farbef-

fekte, die mit bewusst roh be-

lassenem Beton korrespondie-

ren: Die Schwimmhalle Bibe-

rach von 4a Architekten (l.).

Über 8.000 Solarpaneele ver-

sorgen das von Toyo Ito ent-

worfene und 2009 im taiwane-

sischen Kaohsiung eröffnete

Stadion mit Energie (r.).

begrenzte Live-Event, sondern dessen mediale Distribution.Großveranstaltungen wie Olympische Spiele oder Fußball-Europa- oder Weltmeisterschaften erfreuen sich zuneh-mender Beliebtheit selbst bei einem bislang sportabstinen-ten Publikum. Kurioserweise führt das ubiquitäre MediumFernsehen dazu, dass der Ort selbst baulicher Unverwech-selbarkeit bedarf. Wer an die Olympischen Spiele 2008 inPeking denkt, dem gerät unweigerlich das als „Vogelnest“titulierte Stadion von Herzog & de Meuron vor das geistigeAuge. Sportbauten sind für die führenden internationalenArchitekten attraktiv: So bauten Toyo Ito ein in ökologi-scher Hinsicht bemerkenswertes Solarstadion in Taiwan,während Zaha Hadid derzeit im Nordosten von London dasAquatics Centre für die Olympischen Spiele 2012 realisiert,das von einer gewaltigen, dynamisch geformten Stahltrag-werks-Konstruktion überspannt wird.

Das Vogelnest ist die ReferenzSüdafrika, das diesjährige Austragungsland der Fußball-Weltmeisterschaft, konnte gleich mit einer Anzahl vonzehn erneuerten oder neu errichteten Arenen auftrumpfen.Die drei wichtigsten neuen Stadien stammen vom Ham-burger Büro gmp, das sich seit 40 Jahren mit dieser Bauauf-gabe befasst. Für die WM 2006 verwandelten von GerkanMarg und Partner das historisch belastete Berliner Olympia-stadion von Werner March in ein modernen funktionalen

Erfordernissen genügendes Stadion, das mit einem stützen-freien Dach imponiert; auch in Frankfurt und Köln wurdendie Hamburger Routiniers zu dieser Zeit tätig. Architekto-nisch noch bemerkenswerter aber sind die drei gemeinsammit schlaich bergermann und partner realisierten südafri-kanischen Neubauten in Port Elizabeth, Durban und Kap-stadt für die diesjährige WM. Die Planer haben dabei aufleichte Konstruktionen gesetzt und wollten damit bewusstein Zeichen setzen gegen das Olympiastadion von Herzog& de Meuron in Peking, das zwar als grandioses zeichen-haftes Bauwerk seinen Platz in der Architekturgeschichtedes 21. Jahrhunderts gefunden hat, mit einem Verbrauchvon 45.000 Tonnen Stahl aber kaum als vorbildlich einzu-stufen ist. Wie ein großer, weißer Korb mit sanft schwin-gendem Rand wirkt das Cape Town Stadium, das auf erhöh-tem Podium in einem öffentlichen Park zwischen demTafelberg Signal Hill und dem Atlantik Platz gefunden hat.Die im Schnitt parabolische Tribünenanlage wird von einerhorizontal gegliederten PTFE-Membranfassade umgeben;für das Dach wurde eine hybride Kombination aus Seilhän-gedach und Fachwerkbinderkonstruktion verwendet. Nachtsleuchtet das Stadion weiß und wird zur stadtbeherrschen-den Großskulptur – die Orientierung an der Allianz Arenavon Herzog und de Meuron ist unverkennbar. Eine andereArt der Fassadenhülle wählten die Architekten und Ingeni-eure beim Nelson Mandela Bay Stadium in Port Elizabeth.

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einem Café ausgestattet, das ganzjährig genutzt wird, wäh-rend die Schanze selbst nur an einem Tag während derVierschanzentournee internationale Aufmerksamkeitgenießt. Auch die neue Sprungschanze in Garmisch-Par-tenkirchen von dem Münchner Büro terrain: loehnhart &mayr kann betreten worden. Ziel war hier eine skulpturalwirkende Architektur, welche auf die Topographie reagiert,dennoch aber als Sportmaschine verstanden werden kann.Im Bereich der Sportarchitektur stellen Bauten für Großan-lässe allerdings nur die Spitze des Eisbergs dar. Sport istzunächst einmal ein Breitenphänomen, aus dem sich ein-zelne Spitzenleistungen heraus entwickeln. Schwimmen,Leichtathletik, Fußball sind die beliebtesten Sportarten,und Orte für ihre Ausübung gehören gleichsam zur Grund-versorgung der Bevölkerung. Gerade Schwimmbäder wer-den von den Gemeinden eher als Belastung angesehen –man spricht eher von Schließung oder Umbau zu einemSpaßbad durch einen privaten Träger als von einem Neu-bau. Eines der seltenen Beispiele für ein neues Hallenbadist die von 4a architekten aus Stuttgart geplante Schwimm-halle in Biberach, ein expressives Gebäude, bei dem die tra-gende, bewusst roh belassene Betonstruktur wirkungsvollin Kontrast zu den einzelnen Farbakzenten tritt. Zur glei-chen Zeit entstand in Le Havre eines der spektakulärstenBäder der jüngsten Zeit: Mitten in die der Konversion har-renden Dockanlagen pflanzte Jean Nouvel seine „Les bains

Die Ringformation des Tribünendachs besteht alternierendaus mit Blech verkleideten Trägern und dazwischengespannten Membranfeldern, sodass sich eine plastischeStruktur aus Rippen und Kehlen ergibt. Vielleicht trägt dasMoses Mabhida Stadium in Durban bei der Konkurrenz derdrei gmp-Bauten den Sieg davon. Ein 104 Meter hoherBogen, der sich stadtseitig gabelt, hält die Dachlasten,wobei der die Fassade abschließende Druckring als Wider-lager fungiert. Ein eingespannter Zugring schnürt die Hän-geseile ein und begrenzt die Membranhaut des Dachs.

Grundversorgung der BevölkerungDie Nachnutzung von Bauten für Großveranstaltungen isteine wichtige Frage auch beim Bau von Stadien mit ihrenhorrenden Baukosten. Fußball, Rugby, Konzerte lautet dasKonzept für die Stadien in Südafrika, deren oberen Rängesich demontieren lassen. Eine besondere touristische Nach-nutzung erlaubt das Stadion von Durban: Eine Seilbahnfährt bis zu dem als Aussichtspunkt dienenden Scheitel-punkt des großen, das Bauwerk überspannenden Bogens.Die Logik ist klar: Wenn Sportbauten schon als urbaneGeneratoren und Motoren des City Branding dienen, sosind sie auch für viele Besucher attraktiv, die durch Ein-trittsgelder zum Unterhalt beitragen. Der Kopf der elegantgeschwungenen Skischanze von Zaha Hadid auf dem Bergisel bei Innsbruck wurde aus dem gleichen Grund mit

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City-Branding à la Jean Nou-

vel: Mit „Les bains des docks“

zitiert der Architekt in Le

Havre antike Thermen und

sorgt für ein faszinierendes

Spiel aus Quadern, Würfeln

und Kuben.

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In Bale, einem Dorf in Istrien, realisierte das kroatische Architekturbüro 3lhd

2007 eine neue Sporthalle, die mit ihrer etwas schroffen Außenfassade an die

traditionellen Schäferhütten der Region erinnert. Die multifunktionale Halle ist

nach der Kirche das größte Gebäude des Ortes (oben) Die leuchtenden, 60

Meter hohen Stahltürme prägen den Charakter des konsequent rechtwinklig

gehaltenen RheinEnergiestadion von gmp, das die Architekten für die Fußball

WM 2006 umbauten (unten).

des docks“, eine 5.000 Quadratmeter messende Badeanla-ge, die mit verschiedenen Becken, Anwendungsbereichenund Ruhezonen an antike Thermen anknüpfen will.Schwarz lasierte Betonfertigteile bilden die äußere Hülledes flachen Gebäudes, im Inneren ist alles in Schneeweißgehalten. Die Umhüllungen der einzelnen Badebereichebestehen aus Quadern, Würfeln und Kuben, als handele essich um ein überdimensionales Klötzchenspiel. Zugegeben,bei „Les bains des docks“ geht es sich nicht kaum darum, dieGrundversorgung der Bevölkerung mit Schwimmbädern zuverbessern. Hier soll Architektur das ramponierte Imageder Hafenstadt aufpolieren. „Perret, Niemeyer, Nouvel –drei Meister der Architektur“ wirbt das lokale Tourismus-büro.

Das vertikale SportzentrumNicht immer indes sollen Sportbauten mit ihren großenVolumina ihre Umgebung beherrschen. Dem kroatischenArchitekturbüro 3LHD ist es gelungen, eine zum Teil ver-senkte Handballhalle durch eine topographisch geformte,von bandartigen Strukturen übergriffene Struktur in einenVorort von Rijeka zu implantieren. Die vertikale Stapelungvon Sporteinrichtungen wird in zwei ganz unterschiedlichgearteten Konzepten in Caracas und Marseille erprobt. ImBarrio La Cruz der venezolanischen Hauptstadt hat UrbanThink Tank ein vertikales Sportzentrum errichtet. Da dereinstige Fußballplatz von der dichten Häusermasse derSlums umbaut ist, entschied man sich, in die Höhe zuerweitern und das Fußballfeld auf dem Dach neu zu instal-lieren; andere Sportangebote finden auf den Ebenen dar-unter Platz. Ziel ist es nicht zuletzt, den Kindern und Jugend-lichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten.Bizarr schließlich mutet das Fußball-Etagenhaus „Le Bloc“nach dem Entwurf von MOA architecture aus Marseille an.Gegenüber von einem Multiplexkino in der Agglomerationder südfranzösischen Metropole haben die Architekteneine roh wirkende viergeschossige Struktur errichtet, derenErdgeschoss als Einstellhalle für Autos dient. Darüberbefinden sich ein angesagtes Restaurant und schließlich,auf zwei Etagen angeordnet, Boxen für „Etagen-Fußball“samt Tribünen. „Etagen-Fußball“ ist eine Schrumpfformdes Fußballs: Gespielt wird mit vier Spielern auf einem Feldvon 10 x 3 Metern, und es gibt inzwischen sogar eine Ligadafür. Ob sich dieser Sport durchsetzt, bleibt ungewiss.Doch an Squashhallen oder Halfpipe-Parcours hätte voreinigen Jahrzehnten auch noch niemand gedacht.

Hubertus Adam ist Redakteur der Fachzeitschrift „archithese“ und arbeitet für

diverse Tageszeitungen und Magazine. Zahlreiche Buchpublikationen, Buchbei-

träge, Katalogaufsätze und Zeitschriftentexte über die Architektur des

20. Jarhhunderts. Vor kurzem wurde Hubertus Adam zum neuen Leiter des

Schweizerischen Architekturmuseums in Basel ernannt.

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» Micro

Das Stadion – ein technischer Hochleistungsbetrieb

Auch wenn „eco sells“, grüne Label und Zertifikate envogue sind und Journalisten und Laien wohlklingendenund möglichst komplexen technischen Lösungen a prioriAnerkennung zollen, sind die besten, wirtschaftlichstenund effizientesten Lösungen meist unspektakulär. Oft istes das Zusammenspiel vieler kleiner Maßnahmen, z. B. aufallen Stufen der Energieversorgung (Primärenergiebezug,Umwandlung und Nutzung) und ihre Benutzer- und War-tungsfreundlichkeit, die ein technisches Konzept langfris-tig erfolgreich machen. Denn was nützt die beste Technik,wenn es niemanden gibt, der sie bedienen, optimieren undwarten kann, Ersatzteile teuer sind oder die Benutzer sienicht anwenden? Die Bedeutung von Sicherheits-, Medien-und Elektrotechnik für ein semi-öffentliches Großgebäudelässt sich am Beispiel der Rhein-Neckar-Arena belegen, die2009 fertiggestellt wurde. Zunächst einmal kommen beieinem Stadion besondere Faktoren ins Spiel: Flutlicht undBeschallung des Großraums, große Medienwände, digitaleWerbebanden oder die Videoüberwachung der Zuschauer.DFL- und UEFA-Vorschriften spielen eine ganz wesentlicheRolle. So müssen eine leistungsstarke Flutlichtanlage, eineausfallsichere Stromversorgung, ein modernes und effi-zientes öffentliches Kommunikationssystem, ein Überwa-

chungssystem inklusive Kontrollzentrum, moderneMedientechnik oder Arbeitsplätze für Journalisten undFernsehstudios vorhanden und permanent gewährleistetsein. Mit effizienten Materialien, Bauteilen und Technolo-gien sowie einer optimierten Gebäudeautomation undeinem optimal eingestellten Anlagebetrieb können trotz-dem Ressourcen gespart werden.

Störungsfreie SicherheitVideo-Überwachungstechnik ist ein wichtiger Bestandteilder DFL-Statuten zur Früherkennung von Störungspotenzi-alen. In der Rhein-Neckar-Arena werden Tribünenrängeder Heim- und Gästefans sowie die Eingangsbereiche undParkplätze mit Farbbildkameras in Schwenk-Neige-Technikvideoüberwacht. Eine zusätzliche Kamera im Stadionin-nenbereich kann flexibel definierte Bereiche individuelleinfangen. Alle Kameras werden in der Sicherheitszentraleaufgeschaltet und lassen sich über insgesamt neun TFT-Monitore einzeln kontrollieren. Dank Standbilderaufzeich-nung und hochwertigem Ausdruck können Personenerkannt und abgeglichen werden. Sicherheitstechnik heißtnatürlich auch Brandschutz. Bei einem öffentlichkeitsin-tensiven Gebäude wie einem Stadion muss die Brandmel-

Sportstadien sind hoch emotionale Orte der Identifikation und Hingabe. Gleichzei-tig handelt es sich um moderne „locations“, die auf den Punkt genau und höchsteffizient zu funktionieren haben. Wie sich all diese Faktoren unter einen Hut brin-gen lassen, schildert unser Autor anhand eines Beispiels aus der eigenen Praxis,der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim.

Von Holger Wallmeier und Britta Tomaske Fotos Christian Richters

Moderne Stadien sollen auch

visuell in den Bann ziehen. So

sorgen in der Rhein-Neckar-

Arena mit dem Einsetzen der

Dämmerung die 400 unter

dem Dach platzierten Leucht-

stoffleuchten für eine Portion

Schwerelosigkeit.

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Funktionen wie Überwachung

und Medientechnik müssen

exakt funktionieren. Mit effi-

zienten Materialien, Bauteilen,

Technologien sowie einer

Gebäudeautomation lassen

sich Ressourcen sparen.

Auch die Wechselwirkungen zwischen den Gewerkenkonnten so genutzt werden. Das integrierte System derGebäudeleittechnik (GLT) schaffte eine effiziente und zen-tralisierte Parametrierung, Bedienung und Programmie-rung. Die Aufgaben der GLT, an die der überwiegende Teilder sicherheitstechnischen und haustechnischen Anlagensowie die Kommunikationsanlagen angeschlossen wur-den, umfassen die Überwachung, Alarmierung undZustandsabfragen der angeschlossenen Untersysteme wieHeizung, Lüftung, Elektro- und Energiemanagementsys-tem. Die GLT erlaubt eine einheitliche Alarmbearbeitungaller Meldungen nach Prioritäten.

MedientechnikDank einem intelligenten GA-Konzept lassen sichMedientechnik und Gebäudeautomation (Beleuchtung,Sonnenschutz, Regulierung der Luftzirkulation usw.) ein-zeln oder kombiniert bedienen. Sogar individuelle Szenenund Stimmungen können erzeugt, gespeichert, hinterlegtund mit einem Knopfdruck aufgerufen werden. Beispiel:Zum Ende eines Spiels können die Lichter gedimmt, derSonnenschutz ausgefahren und „Chill-out-Musik“ miteinem Zusammenschnitt des Spiels eingespielt werden.

detechnik lückenlos sämtliche Bereiche des Stadions ein-schließlich der Zwischendecken überwachen. NebenDimension, Maßen und Komplexität der Anlagen stellte inSinsheim die Erstellung der Brandfallmatrix, d. h. Chronolo-gie und Zusammenspiel aller Maßnahmen im Falle einesBrandes, die Planer vor eine weitere Herausforderung: Indiesem Fall greifen nahezu zehn Gewerke der Brandfall-steuerung ineinander und agieren parallel.

Schaltstelle GebäudeautomationGebäudeautomation (GA), also die Gesamtheit von Über-wachungs-, Steuer-, Regel- und Optimierungseinrichtun-gen in Gebäuden, führt ganz besonders in den technikin-tensiven Sportstätten zu Effizienz und gesteigertem Kom-fort. Beim Bau der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim etwawaren die Anforderungen u. a. eine einfache Bedienbar-keit der technischen Systeme, die konsistente Datenhal-tung von Betriebsdaten, eine hohe Betriebssicherheit undAnlagenverfügbarkeit und Energieeffizienz. Diese Anfor-derungen konnten erfüllt werden, indem man die techni-schen Gewerke konsequent zusammenführte. So wareneine zentrale Visualisierung mit Alarmmanagement undein jederzeit nachvollziehbarer Anlagenbetrieb möglich.

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chert geplant, sämtliche Elektroverteilungen für Catering,Beleuchtung, allgemeine Verbraucher, Flutlicht undsicherheitsrelevante Stromkreise sind getrennt. Diegesamte Beleuchtung wurde energiesparend geplant, eswurden vorwiegend energiesparende Downlights einge-setzt, die in den öffentlichen Bereichen auch dimmbarsind.

Ein Stadion ist in vieler Hinsicht kompromisslos. Sicher-heit, Übertragungsqualität, internationale Wettkampf-richtlinien, Führen und Versorgen der Zuschauer usw.erfordern hohen baulichen und energetischen Aufwand,bieten aber gleichzeitig die Chance zur Ausschöpfung vonerheblichen Spar- und Effizienzpotenzialen. Dazu mussein Gebäude keine Zertifizierung tragen, eine lebenszy-klus- und effizienzorientierte Planung mit einfachen, pra-xisnahen und wirtschaftlichen Technikkonzepten kannhier einiges an Energien und Ressourcen sparen. Und diesnachhaltig.

Eine weitere Forderung der UEFA/DFL betrifft die Wer-bung per digitaler LED-Bande, die Spots und digitale Wer-bebanner per Computer einspielt: in Sinsheim realisiert,bislang aber noch immer eine Ausnahme.

Intelligent und zukunftsfähigImmer wichtiger in Großgebäuden von Wirtschaft, Ver-waltung und Unterhaltung ist das elektronische Zutritts-kontrollsystem. Es sorgt nicht nur für ein bedienfreundli-ches und wartungsfreies Schließ- und Zugangssystem,sondern ermöglicht auch individuelle Schließberechti-gungen der einzelnen Schlüssel und Kontrolle allerSchließvorgänge – jeder Schließvorgang wird mit Datum,Uhrzeit und Schlüsselinhaber gespeichert. Ein Stadion istein Großgebäude. Entsprechende Dimensionen und Ver-bräuche sind üblich. Bei einem Spiel beträgt der Strom-verbrauch beispielsweise je Stunde ca. 2.500 Kilowatt-stunden, was dem jährlichen Verbrauch eines Zweiperso-nenhaushaltes entspricht. Es gibt über 1.400 Datenan-schlüsse im gesamten Gebäude und getrennte Datennet-ze (intern/Verein, Catering, Presse, Sicherheitsträger/Poli-zei). Um eine maximale Betiebssicherheit zu gewährleis-ten, ist in Sinsheim das gesamte Stromnetz weit gefä-

Dipl.-Ing. Holger Wallmeier ist Geschäftsführer der siganet GmbH,einer hundertprozentigen Tochter der agn Niederberghaus & PartnerGmbH.

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» Praxis

Funkelnde Rennbahn

Es waren Bilder wie aus einem Traum, die im November2009 um die Welt gingen: Die hochgezüchtesten Rennwa-gen der Gegenwart rasen in dunkler Nacht durch eine hellerleuchtete, funkelnde Glitzerlandschaft. Sie passiereneinen Tunnel, streifen die Ausläufer einer mondänen Hafen-anlage, um dann – den visuellen Reiz auf die Spitze trei-bend – unter einer Brücke durchzutauchen, die zwei ver-führerisch, in den Farben Rot und Blau funkelnde, unge-wöhnlich geschwungene Gebäudeflügel verbindet. Mitdem ersten Grand Prix von Abu Dhabi auf Yas Island sindnun auch die Vereinigten Arabischen Emirate Teil des For-mel-1-Zirkus. Die Strecke, die von dem Deutschen HermannTilke entworfen wurde, ist in jedem Fall spektakulärer alsdie des Nachbarn Bahrain, der bereits 2003 bewiesen hat,dass man durchaus Formel-1-Rennen in der Wüste fahrenkann. Wegen der Temperaturen bedarf es in Abu Dhabi hit-zebeständigen Spezialasphalts, gestartet werden kann da-her erst am frühen Abend. Das Finale des Rennens fällt da-mit in die Nacht, es ist aber weniger das Flutlicht, das dasRennen zu einem visuellen Erlebnis macht, sondern Gebäu-de wie das Fünf-Sterne-Hotel Yas Island, das zwei Tage vorder Rennpremiere auf der Halbinsel Yas eröffnet wurde.

Mit der Rennstrecke Yas Marina im EmiratAbu Dhabi ist die Formel 1 um eine Attraktionreicher. Die New Yorker Architekten Asymptotesteuerten für das luxuriöse neue Areal auf derHalbinsel Yas eine Landmarke bei: das YasMarina Hotel.

Von Lasse Ole Hempel

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Exklusivität trifft Formel 1: Die

ungewöhnliche Gitterstruktur,

die aus 5.800 schwenkbaren

Glaspaneelen besteht, prägt

das Verbindungselement, das

die Rennstrecke überragt (r.).

In den Innenräumen wird das

gestalterische Element wieder

aufgenommen (links).

Einen Schleier ums Gebäude gelegtDas von dem New Yorker Büro Asymptote architecture ent-worfene Hotel bildet mit seinen beiden zwölfgeschossigen,futuristisch geschwungenen Volumen die ultimative Kulis-se für den Großen Preis von Abu Dhabi. Das Hotel ist dasarchitektonische Herzstück des ambitionierten 36 Milliar-den Dollar schweren Masterplans für die Halbinsel Yas.Rund um die 5,5 Kilometer lange Strecke befinden sichsechs weitere Luxushotels, eine 60 Meter hohe VIP-Tribüneund ein Ferrari-Themenpark. Das Yas Hotel wurde von denNew Yorker Architekten in eine leicht gewellte zweite Hautgehüllt, die sich wie ein locker gelegter Schleier um denGebäudekern legt. Zum Areal gehören zwei Hoteltürmeund jene für unzählige Medien abgelichtete Brücke, die inGanzschalenbauweise konstruiert wurde und die beidenKomplexe miteinander verbindet. Die Gebäudehüllebasiert auf einer Gitterstruktur, die wiederum aus 5.800

schwenkbaren Glaspaneelen besteht, die in ihrer Formge-bung an Diamanten erinnern. Die ungewöhnliche Hüllen-struktur wirkt als optisch verbindendes Element, verleihtdem Komplex eine Portion Leichtigkeit und sorgt durch dieGlaspaneele für interessant-schillernde Lichtreflexe, die inihr Zusammenspiel sowohl die Meeresoberfläche, denHimmel und die umgebene Wüstenlandschaft mit einbe-ziehen. Die Architekten Hani Rashid und Lise Anne Coutu-re, die das Büro Asymptote 1989 gründeten und sichzunächst durch kühne, am Computer generierte urbaneVisionen einen Namen gemacht haben, wollten in AbuDhabi eine moderne Landmarke schaffen. Eine Kulisse mitabsolutem Wiedererkennungswert, die auf das Medien-spektakel Formel 1 reagiert und gleichzeitig in mehrerenvisuellen Rückgriffen auf die arabische Kultur Harmonieund Eleganz ausstrahlt. Die Architekten rekurrieren dabeiauch auf die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene

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Marina – etwa indem sie sich für ein wellenförmiges Dachentschieden oder dafür sorgten, dass sich die beiden Gebäu-deflügel im Grundriss die Silhouette eines Fisches ergeben.In der maritimen Umgebung bleibt das Hotel Yas jederzeitFixpunkt des neuen Ensembles am Arabischen Golf.

Neuer SuperlativMit dem Bau des Yas Hotels versammelte sich einmal mehrinternationales bautechnisches Know-how am ArabischenGolf: Für die Gitterstruktur sind unter anderem die Stutt-garter Bauingenieure Schlaich Bergermann verantwortlich,die als technischer Partner nahezu alle Stadienbauten vongmp Architekten begleiten. Auf die aufwendige Beleuch-tungstechnik des Hotels hat das internationale Ingenieur-büro ARUP maßgeblichen Einfluss gehabt. Im Inneren kom-men moderne Anwendungen für mehr Komfort und Ener-gieeffizienz zum Einsatz. In jedem Zimmer kann der Gast

bequem zwischen speziellen Lichtszenarien wählen –mittels im Raum verteilter Schalterelemente oder per Fern-bedienung, mit der sich auch die Raumtemperatur regelnund die Vorhänge steuern lassen. In den Suiten leistenBusch-ComfortPanels® eine allumfassende Steuerung derRaumfunktionen, auch die Musikauswahl kann der Gastüber das Bedienelement vornehmen. Das Hotel verfügtüber 13 behindertengerechte Einheiten, in denen KNX-Technik in einer akuten Notsituation das entsprechendeSignal von mehreren Orten im Zimmer an die Rezeptionsendet. Das gesamte Raum-Management-System des Hotelsist mit 14 KNX-Routern und einer Software zur Visualisie-rung ausgestattet, die dafür sorgt, dass das Hotel-Manage-ment jederzeit den Status eines jeden Zimmers abfragenkann. Ob ein Zimmer nun gerade besetzt ist, gereinigt wird,oder der Gast gerade nicht gestört werden will – alle diese In-formationen lassen sich bequem an zentraler Stelle ablesen.

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Obere vertikale Stützstrebe

Horizontale Stützstrebe

Knotenpunkt Glaspanele

Glaspanel

Ringankerverbindung

Untere Stütze

DetailGrundriss

BauherrAldar Properties PJSC, Abu Dhabi

ArchitektenAsymptote Architecture, New York

BautechnikDewan Architects & Engineers, Abu Dhabi ARUP, New York

Integrierte Produkte von Busch-JaegerKNX-Sensoren, KNX-Dimmer, KNX-Raum-temperaturregler, Busch-ComfortPanel® sowie Busch-Infoline als Notrufsystem in den behinderten-gerechten Zimmern

Höhepunkt des Großen Prei-

ses von Abu Dhabi ist die

Durchfahrt durch die ge-

schwungene, in ganzschalen-

bauweise konstruierte Brücke,

die die zwei Gebäudeflügel

des Fünf-Sterne-Hotels Yas

Island verbindet (links).

» Praxis

Die Zukunft der Formel 1Insgesamt ist das Areal um die neue Rennstrecke – wiesollte es in dem mit Rohölvorkommen verwöhnten Emiratanders sein – ein Projekt der Superlative: Die 5,5, Kilome-ter lange Strecke des Großen Preis von Dubai ist die teuer-ste in der Geschichte der Formel 1. Wenn die Herrscher immittlerweile von der Finanzkrise angeschlagenen Dubaivoller Stolz mit dem Burj Kalifa den höchsten Turm ihrEigen nennen dürfen, wird Abu Dhabi zukünftig jährlichdie Welt an den luxuriösen Renn-Parcours Yas Marineladen. Kritiker der neuen Strecke, die zunächst siebenJahre lang zum Formel-1-Zirkus gehören soll, bemängeln,dass trotz spektakulärer Effekte, Yas niemals zu denmythenbeladenen Rennen wie Le Mans oder Monte Carlowird aufschließen können. Formel-1-Funktionär BernieEcclestone sieht die Sache allerdings ganz anders. „Sosieht die Formel 1 der Zukunft aus“, rief er begeistert alsZeuge des Nachtrennens von Yas Island aus. Am 14.November wird auf der Halbinsel Yas das letzte Rennender Formel-1-Saison 2010 ausgetragen.

Projektbeteiligte

Die Glaspanele der zweiten Gebäudehülle sorgen für interessant-schillernde

Lichtreflexe, die auf dem Dach das Blau von Himmel und Pool mit einbeziehen.

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Ein repräsentatives Aushängeschild, ein effizientes Raum-nutzungskonzept, zeitgemäßer Komfort für Spieler undZuschauer und nicht zuletzt deutlich erweiterte Kapazitätenfür Fans und Geldgeber: Das sind gemeinhin die Faktoren,die einen Fußballverein zum Neubau eines Stadionsmotivieren. Vor allem für die eingefleischtesten Fans abergehen dafür meist ein Stück Geschichte und viel Identitätverloren. Zudem hat sich so manches ehrwürdige Stadionals eine Art Festung etabliert: Die Alemannia aus Aachenetwa konnte in den Jahren 2004 bis 2007 auf ihrem altenTivoli den großen FC Bayern drei Mal in die Knie zwingen.

Alemannia-BrandingIm Falle des Tivoli fiel der Abschied aber auch deshalbbesonders emotional aus, weil die Arena der Alemannia seitdem 3. Juni 1928 in Betrieb war. Baufällige Treppen und Zäu-ne, den Gegnern kaum noch zumutbare Umkleidekabinen,der generelle Eindruck von Baufälligkeit und das Fehlen derheutzutage für die Umsätze so wichtigen Business-Loungeszwangen den Verein jedoch zum Handeln. Im Jahr 2007, alsdie Grenzstädter nach einer scheinbar ewigen Durststreckemal wieder eine Saison in der Bundesliga verbringen durf-

Wiedersehen mit der Festung TivoliDas alt-ehrwürdige Tivoli Stadion, in dem die Alemannia aus Aachenseinen Zuschauern mitreißende Spiele bieten konnte, war in die Jahregekommen. Der 2009 eröffnete Neubau braucht aber den Vergleichmit seinem berühmten Vorgänger nicht zu fürchten. Den Charme derKult-Arena Tivoli haben die Architekten gekonnt in die Neuzeit übersetzt.

Von Ralf Johnen

» Praxis

In Schwarz-Gelb gehüllt: Die

Vereinsfarben dominieren so-

wohl die Fassade des Stadions

als auch die Tribünenbereiche.

Ein hoher Wiedererkennungs-

wert ist damit garantiert.

ten, erhielt das Büro „agn“ aus Ibbenbüren den Zuschlag fürdie Konzeption des neuen Tivoli. Projektleiter war seinerzeitStefan Nixdorf, für dessen Entwurf im Rahmen einer inter-nen Prüfung auch 58 Prozent der befragten Alemannia-Fansstimmten. Realisiert wurde die Arena für 32.900 Zuschauervon der Hellmich-Gruppe, die neben zahlreichen anderenStadien auch für die Veltins Arena von Schalke 04 verant-wortlich zeichnet. Die Interessen des Vereins vertrat Ste-phan van der Kooi. In der Spielzeit 2009/10 konnte das 50Millionen Euro teure Stadion schließlich in Betrieb genom-men werden. Nur einen Steinwurf vom alten Tivoli entfernt,fällt es heute schon von weitem durch sein Alemannia-Branding auf: Die Vereinsfarben Schwarz und Gelb finden inder Konstruktion der Außenhülle großzügig Verwendung.Von Sichtbeton über zwei Glasgürtel bis hin zum Wellblechder Dachkonstruktion ist die Fassade zudem eine Kombina-tion aus den gängigen Materialien sachlicher Stadionarchi-tektur. Trotz aller gebotenen Funktionalität mochten dieStadionschöpfer nicht darauf verzichten, ein Charakteristi-kum des von den Fans so geliebten Vorgängers aufzugrei-fen: Der neue Tivoli versucht nicht den Eindruck zu erwe-cken, in einer Metropole zu stehen. Stattdessen setzt er auf

» Praxis

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» Praxis

puls 03 | 2010

die bewährte Beschränkung auf nur einen Rang. Dadurchsind Intimität und Kompaktheit der Spielstätte gewährleis-tet. Um den Fans eine möglichst große Nähe zum Spielfeldzu ermöglichen, geht die Konstruktion zudem bis an dieGrenzen des deutschen Baurechts. Die Sitze sind in einemWinkel von mehr als 30 Grad übereinander gereiht,wodurch laut Geschäftsführer Frithjof Kraemer ein Spagatgelingt, der den Fußball-Manager glücklich stimmt: Die Are-na kombiniert typische Alemannia-Stimmung mit optima-ler Wertschöpfung.

Pure Emotion und englische VerhältnisseGelbe und schwarze Sitzschalen akzentuieren die Farbenlo-gik des westdeutschen Traditionsclubs auch im Innenraumund garantieren so einen hohen Wiedererkennungswert,der bei der medialen Verbreitung von Fotos und Filmen ausdem Stadioninneren eklatant wichtig ist. In der konsequenteckigen Arena allerdings sind die Vereinsfarben auf einerauffällig großen Fläche ausgespart: Der Tivoli verfügt in der

neuen Südkurve über eine ungewöhnlich große Stehplatz-tribüne, die Platz für knapp 10.600 Fans bietet. Ein Garantfür geballte verbale Kraft, die auch in Zukunft einen jedenGegner einschüchtern soll. Hoch liegende Tribünenzugängeermöglichen den Fans zudem einen fast hautnahen Kontaktzu den Akteuren: Die erste Reihe befindet sich nur 80 Zenti-meter über dem Spielfeldniveau. Der Abstand von den Tri-bünen zur Torlinie beträgt jeweils 7,50 Meter, entlang derSeitenlinien sind es 6 Meter: Das Fundament für „40 Reihenpure Emotion“, wie es die Verantwortlichen der Alemanniaausdrücken. Auf die „englischen Verhältnisse“, also die überJahrzehnte hinweg lieb gewonnene Nähe zum Spielgesche-hen, muss das Publikum auch im neuen Tivoli nicht verzich-ten. Was die Zuschauergunst angeht, blieb in der vergange-nen Saison allerdings noch Spielraum nach oben. Ausver-kauft nämlich war nur das erste Heimspiel gegen den FC St.Pauli. Dennoch aber konnte sich die Alemannia in einersportlich nur mäßig erfolgreichen Saison 2009/10 übereinen Zuschauerschnitt von 22.252 freuen. Nach den Fuß-

Der neue Tivoli ist in seinem

ganzen Erscheinungsbild

nicht nur eleganter als sein

Vorgänger, er fasst auch

mehr Zuschauer. Die konse-

quent eckige Formgebung

macht ihn unverwechselbar.

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Alemannia-Branding bis ins letzte Detail: Bei dem

Schalterprogramm entschied man sich für Busch-

Jaeger und die Programmserie future® linear“ – in

einer Sonderausführung mit dem Alemannia-Wappen

auf der Schalterwippe.Grundriss

ballhochburgen Kaiserslautern und Düsseldorf der drittbes-te Wert der Liga – und eine Zahl, die um 1.000 über der letz-ten Kapazität des alten Tivoli liegt. Die Wertschöpfung alsohat sich tatsächlich bereits positiv entwickelt – mit Spiel-raum nach oben, wenn der Verein denn wieder ins Fußball-oberhaus einziehen sollte. Hierfür kann das ebenfalls neukonzipierte Trainingsareal den Grundstein legen: Die Trai-ningsinfrastruktur für Lizenzspieler und Nachwuchsbereichwurde verbessert. Die Alemannia verfügt nun über fünfGroßspielfelder, dazu gehören zwei Kunstrasenfelder, dieauf dem Dach des angrenzenden Parkhauses angelegt wur-den. Eine Rückkehr zum alten Tivoli ist ausgeschlossen.Zwar wurden noch keine endgültigen Fakten geschaffen,doch es sieht danach aus, als würde die geschichtsträchtigeArena Anfang 2011 abgerissen. Auch für diesen Fall habendie Architekten vorgesorgt: Um Nostalgikern eine Stätte derMeditation zu bieten, wurde zum Beispiel die – zuletzt oftdefekte – Stadionuhr des alten Tivoli in die neue Arenaimplantiert. Als eine Art Reliquie.

Projektbeteiligte

BauherrProjektgesellschaft Stadionbau,Alemannia Aachen GmbH

Architektagn Niederberghaus & Partner (Entwurf, Konzept und Genehmigungsplanung)

HaustechnikIntegrierte Produkte von Busch-Jaeger:Bedienelemente der Schalterserie future® linear(Sonderausführung mit dem Alemannia-Wappenauf der Schalterwippe)

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Mit einem starken Sponsor an der Seite und großen Ambi-tionen im Gepäck, beschloss der Vorstand des FC Ingol-stadt 04 Ende 2008, auf Konversionsflächen einer Raffine-rieanlage ein neues Stadion zu errichten. Da die Sonderge-nehmigung des DFB für das bisherige, jedoch baulich maro-de Tuja-Stadion auslief, blieb keine Zeit für ein aufwendigesWettbewerbsverfahren. Vier Planungsteams reichten imFrühjahr 2009 ihre Entwürfe ein, wovon ar.te plan aus Dort-mund in Zusammenarbeit mit dem GeneralunternehmerHellmich aus Dinslaken den Zuschlag bekam.

Reibungslose Abläufe im StadionDie Tribünen für 9.000 Sitz- und 6.000 Stehplätze, dieZugänge sowie die Serviceeinrichtungen im Umlauf wur-den im Audio Sportpark aus Fertigbetonteilen errichtet, nurso konnte der strenge Kosten- und Zeitplan eingehaltenwerden. Die vollständige Überdachung der Ränge realisier-ten die Architekten in einer einfachen Stahlkonstruktionmit Trapezblecheindeckung. Trotz der extrem kurzen Pla-nungszeit, legten Verein und Stadionsbetreiber viel Wertauf funktionale Abläufe und einen großen Komfort fürFans, Sponsoren und Spieler. Insbesondere die große Anzahl

an relativ kleinen „Mundlöchern“, den Zugängen ins Sta-dion, garantiert kurze Wege über maximal zehn Plätze zumeigenen Sitz und erzeugt auch ein kompaktes Tribünenbild.Der Lärm und die Stimmung werden dadurch, so hofft man,im Sportpark verbleiben und den Stadionkessel zum Kochenbringen. Ein vollflächig verglaster Funktions- und Verwal-tungsblock empfängt die ankommenden Besucher. Nebender Rezeption befindet sich die Geschäftsstelle des Vereinsund der Fanshop, auch die Kabinen der Mannschaften undein großzügiger Pressebereich sind im barrierefrei zugäng-lichen Erdgeschoss untergebracht. Die beiden oberenGeschosse beherbergen das VIP-Restaurant und die insge-samt 19 Businesslogen , die von Unternehmen für mindes-tens drei Jahre angemietet und dann auch nach ihren Vor-stellungen ausgestattet werden können. Für die Gestaltungder Hauptloge für Audi und der Restaurantzone zeichnetThorsten Wagner von Raumwerk Frankfurt verantwortlich,der bereits mehrere Autohäuser und Präsentationsräumeder Audi AG entworfen hat. Edle Holzoberflächen für Tischeund Böden lockern die ansonsten schwarz-weiße Einrich-tung auf. Der VIP-Bereich ist mit roten und cremefarbenenStühlen des italienischen Herstellers Arper eingerichtet.

Viel Luft nach oben

Dass ein potenter Sponsor einen kleinen Fußballverein nach oben katapultierenkann, hat das Beispiel der TSG Hoffenheim gezeigt. Der FC Ingolstadt 04spielt noch in der 2. Liga, hat mit dem Audi-Sportpark aber gerade einnagelneues, modernes Stadion bekommen. Selbstverständlich weckt das beiden Verantwortlichen die Hoffnung, sportlich in andere Gefilde vorzustoßen.

Von Franziska Bettac Fotos Stefan Bösl

» Praxis

Farbkontraste in Rot und sat-

tem Grün bestimmen den

Blick in den neuen Audi Sport-

park des FC Ingolstadt 04.

Steile, vollüberdachte Ränge

und ein großes Stehplatzkon-

tingent sorgen für gute Stim-

mung bei Heimspielen.

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Flachbildschirme, integrierte Hochleistungsboxen sowieein modernes Gebäudesteuerungssystem mit Touchpanel,das Licht, Jalousien und Klimatisierung kontrolliert, lassenauch technisch keine Wünsche offen.

Open-Air-Konzerte und nagelneue KarosserienNeben Fußballevents soll vor allem die in mehrere Berei-che unterteilbare VIP-Zone für Business-Veranstaltungengenutzt werden. In Ingolstadt gibt es bisher kein Kongress-zentrum, das Veranstaltungen mit Catering von 10 bis 1500Personen ermöglicht, somit hoffen die Betreiber auf regenZuspruch. Eine große Öffnung in der Fassade des 1. OG mitanfahrbarer Hebebühne ermöglicht es insbesondere demHauptsponsor, mitten im großzügigen Restaurant seineProduktneuheiten zu präsentieren: An Spieltagen wird dasjeweils aktuelle Audi-Modell zwischen Stehtischen undBuffet glänzen. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit stellenOpen-Air-Veranstaltungen dar, das Stadion kann Konzertefür bis zu 12.000 Personen ausrichten. Zwei der ebenerdi-gen Spielfeldzugänge erlauben selbst einem großen LKW,

direkt auf den Rasen zu fahren, um Bühnenelemente vorOrt zu transportieren.

Regenerative Energie und WassernutzungStolz präsentiert das Stadionmanagement den Bau als„eines der ökologischsten Stadien Europas“. Die Solaranla-ge auf dem Tribünendach erzeugt 400.000kWh pro Jahr,auch an eine Grundwassernutzung zur Rasenbewässerungder Spiel- und Trainingsplätze und wasserlose Urinale wur-de gedacht. Die Fans können mit Bus oder Fahrrad bequemzum Spiel gelangen, Fahrradstellplätze und Busshuttle sindeingerichtet. Dafür leistet man sich eine Flutlichtanlagemit 1.200 Lux statt der vom DFB geforderten 800 Lux, dievon zwölf hoch aufragenden Fluchtlichtrahmen aus dasSpielfeld in gleißendes Licht tauchen. Die Stärken des AudiSportpark liegen sicherlich in der guten Organisation, dertechnischen Ausstattung und den durchdachten Grundris-sen. Dieses Stadion hält, was es verspricht: kurze Wege,optimierte Abläufe und klare schlichte Formen, die sich imeinheitlichen Design der Verkaufskioske und Toiletten

Eine großzügige Glasfassade

empfängt die Besucher und

erlaubt Einblicke in den VIP-

Bereich (oben). Zu diesem

gehören 19 Business-Logen,

die für mindestens drei Jah-

re gemietet werden (rechts).

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Schnitt

Grundriss

ebenso niederschlagen wie in Handläufen, Mülleimernund Drehkreuzen, den oftmals vernachlässigten Ausstat-tungselementen der Architektur.

Große ZukunftspläneLangfristig plant der Verein, seine Gesamtaktivitäten mitVereinsheim und zusätzlichen Trainingsplätzen an derScheelestraße zu bündeln. Nun heißt es jedoch erst einmal,den Ligenplatz zu halten und im neuen Stadion heimischzu werden. Sollte dem Verein gar der Aufstieg in die 1. Bundes-liga gelingen, ist in der aktuellen Konzeption bereits dieErweiterung mitgedacht: Auf die bestehenden Tribünenlassen sich zusätzliche Ränge aufstocken, und die Infra-struktur ist bereits für größere Zuschauerzahlen ausgelegt.So bleibt nur, dem FC Ingolstadt 04 zu seinem sportlichenEhrgeiz für einen Erweiterungsbau auch verstärkte archi-tektonische Ambitionen zu wünschen, – eine etwas spekta-kulärere Dachkonstruktion könnte man sich vorstellen, umin Zukunft nicht nur Fußball-, sondern auch Architektur-fans in die oberbayrische Donaustadt zu locken.

Projektbeteiligte

BauherrFC Ingolstadt 04 Stadionbetreiber GmbH, Ingolstadt

Architektenar.te plan, Dortmund

GeneralunternehmerHellmich-Gruppe, Dinslaken

Integrierte Produkte von Busch-Jaeger Bedienelemente der Schalterserie future® linear,teilweise mit rotem Rahmen der SchalterserieBusch-axcent.

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gmp

Arch

itekt

en

Schöne Aussichten

gmp: Stadion Manaus, Brasilien

Der brasilianische Fußballbund feiert 2014 sein 100-jähriges Bestehen, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das Land des Rekord-

Turniersiegers den Zuschlag für die Weltmeisterschaft von 2014 erhielt. Im Nordwesten des Landes, mitten im tropischen Regenwald am

Amazonas, liegt die Stadt Manaus, hier soll ein ehrgeiziger, weil besonders nachhaltiger Stadionentwurf verwirklicht werden. Die ehema-

lige Kautschukmetropole ist heute vor allem ein Anziehungspunkt für Ökotouristen und Ausgangspunkt vieler Dschungeltouren. Auf-

grund des feucht-tropischen Klimas ist täglich mit starken Regenschauern zu rechnen. Inspiriert von der Formenvielfalt des Urwaldes

besteht die Dachkonstruktion aus einem Netz sich gegenseitig stützender Kragarme, die gleichzeitig als große Wasserrinnen fungieren,

um das Dach selbst bei enormer Wassermenge effektiv zu entwässern. Die Dachhaut aus transluzentem Glasfasergewebe hat eine speziel-

le Beschichtung, die die Wärme reflektiert und ein Aufheizen der Tribünen verhindert. Die Architekten streben für das Stadion eine

Umwelt-Zertifizierung nach dem strengen amerikanischen LEED-System an, welches nicht nur die Energiebilanz des Gebäudes bewertet,

sondern auch Herstellung, Transport und Entsorgung des Baumaterials sowie den Betrieb der Baustelle in die Beurteilung mit einbezieht.

Selbstverständlich überlassen Planer bei den prestigeträchtigen sportlichen Großereig-nissen der Zukunft wenig dem Zufall. Ganze Städte und Regionen werden umfassend neugeplant und mit originellen Ideen für die Infrastruktur verknüpft. Die überzeugendstenSportstätten der Zukunft strahlen positiv auf ihre Umgebung ab und liefern viele Impulse.

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AS &

P

AS-P: Bewerbung zur Fußball-WM 2022, Katar

In der Geschichte der FIFA Fußballweltmeisterschaft hat

das Event bislang noch niemals in einen Land des Mittleren

Ostens stattgefunden. Daher wurde die Präsentation der Sta-

dienentwürfe zur Bewerbung des Wüstenstaats Katar für die

FIFA-Weltmeisterschaft 2022 mit großer Spannung erwartet.

Die neuen Stadien können, als besonderes Detail, mit einer

Weltneuheit aufwarten: Eine CO2-neutrale Technologie wird die

Kühlung der Sportstätten, Fanfeste und Ausbildungszentren

sicherstellen. Drei neu geplante und zwei zu sanierende Stadien

wurden vorgestellt. Das Al Shamal-Stadion im Norden Katars

mit 45.120 Plätzen ist der traditionellen Form der lokalen

Fischerboote nachempfunden. Die Form des Al Khor-Stadions,

im Nordosten des Emirats gelegen, wurde nach einem asymme-

trischen Muschelmotiv entwickelt. 45.330 Zuschauer sollen in

diesem Stadion Platz finden. In der Nähe der Hauptstadt Doha

soll das existierende Al Gharafa-Stadion erweitert werden,

sodass die Zuschauerzahl bei 44.740 liegen wird. Aus den Lan-

desfarben aller qualifizierten Turnierteilnehmer soll die bunte

Fassade des Stadions gewoben werden und so Freundschaft,

Toleranz und Fairplay symbolisieren. Das renommierte Stadt-

planungsbüro Albert Speer & Partner aus Frankfurt hat den

Masterplan inklusive aller notwendigen Infrastruktur entwi-

ckelt und wird den weiteren Projektverlauf steuern. Ein neues

Metro-Netz mit einer Gesamtlänge von 320 Kilometern soll 2021

fertiggestellt sein, was dem sehr kompakten Austragungskon-

zept zusätzlich zu Gute kommt: Da alle Stadien innerhalb einer

Stunde Fahrt von der Hauptstadt Doha erreichbar sind, kann

der Fan mehr als ein Spiel pro Tag zu besuchen. Die Stadien sind

an das Schnellstraßennetz Katars angebunden; einige Stadien

könnten sogar mit Wassertaxis angefahren werden.

» Visionen

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Njir

ic+

Wes

t 8

West 8:Berliner Spielwiesen,Deutschland

Auf der Suche nach einer sinnvollen Nachnutzung des 420 Hektar großen Flughafenareals Tegel in Berlin haben sich die niederländischen Landschaftsarchitekten West8

mit einem besonders attraktiven Konzept hervorgetan. Ihre Idee der „Berliner Spielwiesen“ schlägt einen großen Freizeit-, Event- und Sportpark vor. West8 regen auch

eine Olympia-Bewerbung der Stadt mit den vorhandenen Flächen an. Die Spielwiesen sollen naturnahe Freizeit- und Sportnutzungen ermöglichen. Auf das aufwendige

Mähens der Flughafenwiesen will man verzichten, vielmehr wird zukünftig eine Herde halbwilder Weidetiere für einen kurzen Rasen sorgen. Der vorhandene Flugha-

fensee wird erweitert und an das Berliner Wassersystem angeschlossen und kann so Ruderern, Kanufahrern und Tretbootfreunden Trainingsmöglichkeiten bieten. Der

Mountainbike-Parcours, die BMX-Bahn, der künstliche Rodelhügel (errichtet aus den Trümmern der entfernten Start- und Landebahn) und ein großer Campingplatz sind

weitere Attraktionen des Entwurfs für das frei werdende Gelände.

Njiric +: Za(breg) 2012, Kroatien

Den Bilbao-Effekt provozieren und Zagreb zu einer archi-

tektonischen Ikone verhelfen, war Leitidee von Njiric +

Architekten für ihren Entwurf des neuen Stadions

Za(breg) 2012. Kaum waren die Ergebnisse des Wettbe-

werbs veröffentlicht, hatte der Siegerentwurf den Spitz-

namen „Blauer Vulkan“ weg – ein erstes Indiz dafür,

dass die Rechnung der Architekten, eine symbolhafte

Architektur zu schaffen, aufgehen dürfte. Das neue Sta-

dion ist in einen künstlichen Berg aus recycelten Auto-

reifen eingegraben und bildet – ähnlich dem griechi-

schen Amphitheater – einen Hügel. Damit passt das Sta-

dion gut in das Stadtentwicklungskonzept Zagrebs, wel-

ches drei Erhebungen für den Sport vorsieht: Medvedni-

ca heißt der Hausberg zum Skifahren, die ehemalige

Deponie Jakuševac soll zum zentrumsnahen Freizeithü-

gel werden – und nun eben ein Vulkan für den Fußball.

Die äußere Form, die Topographie des Stadions, soll wei-

tere Sportarten wie Skateboarden oder Klettern ermög-

lichen. Ein Heliumballon schwebt derweil über dem Sta-

dion und zeigt den aktuellen Spielstand an.

puls 03 | 2010

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NBB

J

NBBJ: Dalian Fußballstadion, China

Dalian ist mit etwa sechs Millionen Einwohnern

eine wichtige Hafenstadt, sie liegt direkt an der

Südspitze der Halbinsel Liaodong im Nordosten

Chinas. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat die Stadt

– wie so viele in China – ein umfangreiches

Stadterneuerungsprogramm begonnen, in des-

sen Zuge insbesondere die Uferbereiche der

Stadt revitalisiert werden sollen: weniger Indus-

trie, mehr Freizeit. Im Rahmen dieser Erneue-

rung wurde ein internationaler Wettbewerb aus-

geschrieben, der dem örtlichen Fußballverein

Dalian Shide ein neues Stadion bringen soll – der

Klub gilt mit acht nationalen Meistertiteln seit

1994 als Chinas erfolgreichster Fußballverein,

und der Stadionneubau soll diesen Ruhm ange-

messen mehren. Innerhalb des Wettbewerbs hat

das US-amerikanische Büro NBBJ mit einem

spektakulären Stadionentwurf auf sich auf-

merksam gemacht: Die Stadionschüssel er-

scheint an ihrer zum Meer gewandten Seite wie

aufgeschnitten. Von den begrünten, hoch aufra-

genden Tribünen können die Zuschauer sowohl

gespannt das Spiel verfolgen als auch gelassen

übers Meer blicken. Die Beschattung erfolgt

über ein Kabel- und Seilsystem, das flatternde

Stoffbahnen über den Fans aufspannen soll.

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Katr

ien

Fran

ken

Identität und Intimität

Gegründet wurde das Büro 1990 von Professor MoshéZwarts und Rein Jansma. Zum Portfolio gehören Großpro-jekte wie Sport- und Freizeitgebäude sowie umfangreicheModernisierungen von Infrastrukturen. Das Büro hat bis-lang unter anderem mehrere Designpreise, den MIPIMFuture Projects Award und den niederländischen Sport &Freizeit Preis erhalten. Zwarts & Jansma wird heute vonRein Jansma, Reinald Top und Rob Torsing geleitet.

Der Bau von Stadien ist ein spezieller Bereich. Wie sindSie dazu gekommen? Im Grunde hat sich das eher zufällig ergeben: Vor ungefähr20 Jahren haben wir das Büro gegründet und arbeitetengerade an einer Metro-Station in Rotterdam. Es handeltesich um ein sehr komplexes Modernisierungsprojekt, beidem wir um eine bestehende Untergrundlinie herum bau-en mussten. Zu jener Zeit plante die Stadt Rotterdamgemeinsam mit dem Fußballclub Feyenoord Rotterdam dieSanierung des Feyenoord Stadions. Es ist ein sehr schönesGebäude, das die bekannten niederländischen ArchitektenJohannes Brinkman und Leendert van der Vlugt gebauthaben – eine sehr leichte Stahl- und Betonkonstruktionund ein sehr frühes Beispiel für moderne Architektur.

Seit dem Umbau des traditionsreichen Feyen-oord Fußballstadions in Rotterdam gilt dasAmsterdamer Büro Zwarts & Jansma in Hollandals führend im Bereich der Sportbauten. ImGespräch mit puls erzählt Rein Jansma, dassdas Büro mittlerweile sogar an der Bewerbungfür die Olympischen Spiele 2028 beteiligt ist.

Von Lasse Ole Hempel

» Zu Besuch

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Und es gehört zu einem berühmten Fußballclub … Ja, ein sehr bekannter Club, mit einem Stadion für 50.000Zuschauer, das mit einer gewissen Ehrfurcht betrachtetwird. Es wurde auch sehr intensiv genutzt, daher wurdenerhebliche Sanierungsmaßnahmen fällig, um es aufzuwer-ten. Da es unter Denkmalschutz steht, konnten wir dieGrundkonstruktion nicht ändern, die ebenfalls sehr leichtund flexibel ist. Wir haben sowohl die Überdachung alsauch die Sitzbezüge als eigenständige Elemente entworfen,zudem haben wir alle Einrichtungen, zwei Business-Loun-ges und ein großes Gebäude davor aufgewertet. Es waroffensichtlich ein Erfolg. Wir haben daraufhin viele andereStadien für die erste Liga in Rotterdam, Den Haag und Alk-maar entworfen.

Mittlerweile ist Ihr Büro auch im Ausland aktiv und zumBeispiel an der Planung für die Europameisterschaft 2012beteiligt, die in Polen und der Ukraine ausgetragen wird.Derzeit arbeiten wir an einem Masterplan für ein Gebiet inPolen und bereiten verschiedene Studien für Belgien unddie Slowakei vor. Überdies entwickeln wir ein Konzept füreine riesige Indoor-Golfarena und andere Indoor-Sportein-richtungen in den Niederlanden. Sehr spannend ist auchunsere Arbeit für die niederländische Regierung im Rah-

Rein Jansma, 51, gründete 1990 in Amster-

dam das Architekturbüro Zwarts & Jansma.

Sein erstes Großprojekt: Die Planung des

niederländischen Pavillons für die Weltaus-

stellung 1992 in Sevilla.

Rein Jansma, 51, gründete 1990 in Amster-

dam das Architekturbüro Zwarts & Jansma.

Sein erstes Großprojekt: Die Planung des

niederländischen Pavillons für die Weltaus-

stellung 1992 in Sevilla.

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men der Entwicklung des Masterplans für Olympia. DieNiederlande wollen die Olympischen Spiele 2028 ausrich-ten. Wir sind der Meinung, dass es viel zu spät ist, mit denVorbereitungen für ein solches Projekt nur sieben Jahrevorher zu beginnen, denn die Infrastruktur stellt einenwesentlichen Teil der Planung dar. Wir entwickeln im Prin-zip ein Konzept für die Zeit danach. Was bleibt, wenn diebeiden Wochen in 2028 vorbei sind? Aber wir wollen fürden Fall vorbereitet sein, dass das IOC 2021 sich nicht fürdie Niederlande entscheidet. Dann werden wir sagen: Dasist wirklich schade, aber man muss auch schauen, wo wirbegonnen und was wir erreicht haben.

Welche niederländische Stadt wird sich für die Austra-gung von Olympia bewerben? Amsterdam und Rotterdam würden beide gerne Gastgebersein. Ein Teil unserer Recherche besteht auch darin, heraus-zufinden, welche Möglichkeiten sich für beide Städte durchOlympia eröffnen. Welche Vorteile würden sich für diejeweilige Stadt ergeben? Könnten sie gemeinsam als Gast-geber auftreten? Wäre dies angesichts der Reisezeiten zwi-schen den Veranstaltungsorten möglich? In Amsterdam,das bekannter ist, geht man davon aus, dass die Stadt auf-grund der bereits vorhandenen Sportanlagen genügend

Keine Blocks, sondern ein

sanft geschwungenes Rund

prägen den Entwurf für das

EM-Stadion im oberschle-

sischen Sosnowitz (l.). Mit

der Renovierung des Feyen-

oord Stadions (r.) etablierten

sich Zwarts & Jansma im

Stadienbau.

Potenzial als Austragungsort hat. Rotterdam auf der ande-ren Seite könnte Olympia sehr gut für seine Stadtentwick-lung nutzen. Es gibt also für jede der beiden Städte über-zeugende Argumente. Am Ende werden andere entschei-den, wir machen die Recherche.

… und legen dabei offenbar Ihren Schwerpunkt auf Multi-funktionalität und Infrastruktur… Wir haben festgestellt, dass die Herstellung der Infrastruk-tur in den Gebieten um die Sportanlagen, wie zum BeispielStraßen und öffentlicher Nahverkehr, genauso kostenin-tensiv ist wie die Veranstaltungsorte an sich. Kostet diejeweilige Sportanlage also etwa 100 Millionen Euro, mussman noch mal die gleiche Summe für die Infrastrukturrechnen.

Welche anderen Ereignisse können im Hinblick auf Mul-tifunktionalität in einem Fußballstadion stattfinden? Wir meinen, dass der Bau von Stadien im Prinzip völlig unsinnig ist. Wer will schon etwas bauen, das unterUmständen mehrere Hundert Millionen Euro kostet undnur einmal alle zwei Wochen genutzt wird? Das kann jakein gutes Gestaltungskonzept sein. Ein Stadion sollte einGebäude sein, das 24 Stunden am Tag nutzbar ist und in

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Mit einer Trainingsfläche von

14.000 Quadratmetern wäre

die von Zwarts & Jansma ent-

wickelte Indoor-Golfarena die

weltweit größte ihrer Art (l.).

Die Vereinsfarbe Rot domi-

niert das neue Stadion des

AZ Alkmaar (r., siehe auch

Seite 33). Die Beleuchtung

steuert ein Busch-Installa-

tionsbus® EIB/KNX System.

Zukunft entsprechend anpassungsfähiger. Es gibt in denNiederlanden bereits ein Stadion, bei dem das ganze Spiel-feld einfach herausgerollt werden kann, sodass man es fürandere Events nutzen kann. Zudem kann das Spielfeldangehoben werden, wodurch ein zusätzlicher funktionalerRaum darunter zur Verfügung steht. Wir entwickeln imMoment auch versenkbare Dächer, die je nach Bedarfgeöffnet oder geschlossen werden können. Wenn das Sta-dion nicht für Fußball genutzt wird, kann es als Kino die-nen, denn es bietet sehr viele Sitzplätze, und man kann dieProjektionsfläche einfach herunterziehen. Und wenn mandie Halle unterteilt, hat man viele kleinere Kinos.

Konzepte für Stadien werden oft an ihrer atmosphäri-schen Qualität gemessen. Wie stellt man diese her? In einem Stadion geht es nicht nur darum, das Spiel zusehen. Das Erlebnis ist entscheidend. Es gibt diesen emotio-nalen Aspekt, dass man das Spiel mit vielen anderen Men-schen verfolgt und wirklich miterleben kann. Die Atmo-sphäre entsteht durch das Miteinander. Daher planen wirdie Sitzreihen immer so, dass sie im Kreis um das Spielfeldführen, anstatt vier unabhängige Blocks, bei denen die Eck-plätze jeweils nicht so gut sind und man sich an den Rand

gedrängt fühlt. Und außerdem versuchen wir, die Sitze sonah wie möglich am Spielfeld zu platzieren. Daher sind wireigentlich gegen eine Erweiterung von Stadien. Warumsollten wir zum Beispiel für 22.000 Menschen Sitze einrich-ten anstatt für 20.000? Es ist viel besser, das Stadion istausverkauft und jeder Platz besetzt, denn so bekommt mandieses Gemeinschaftsgefühl, das weitaus mehr wert ist alsein paar freie Plätze mehr.

Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang immer wiedererwähnt wird, ist der sogenannte C-Wert… Wenn man auf einer der Tribünen sitzt und auf das Spiel-feld schauen möchte, behindert die Person vor einem dieSicht. Es gibt einen bestimmten numerischen Wert, denman daraus ableiten kann: den C-Wert, der die Sichtlinien-qualität bestimmt. Entscheidend ist die Scheitelhöhe, alsoder Abstand der Augen zur Stirn des Vordermanns. Ein Sta-dion mit 30.000 Sitzplätzen hat die optimale Größe. Sicher-lich kann man auch Stadien für 80.000 Zuschauer planen,das vermittelt auch einen gewissen Kick, aber es gilt trotz-dem: Je größer, desto weniger intim sind sie. Ein Stadionentfaltet seine ganze Aura erst, wenn es ausverkauft ist.

Aber Stadien für Großereignisse wie die Weltmeister-schaft müssen eine gewisse Anzahl an Sitzen bieten… Ich liebe das Stadion in Peking von Herzog & de Meuron,aber ich habe gehört, dass es kaum noch voll ausgelastetwird. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit machen wir keineDinge, die wir nicht die nächsten 20 Jahre auch nutzen.Eines der Schlüsselkonzepte könnte zum Beispiel dieOption sein, dass man die höheren Teile des Gebäudes alsWohnungen oder Büros nutzt. Man könnte die Sitze als her-ausnehmbare Elemente anlegen und so einen ganz ande-ren Bereich schaffen: Die meiste Zeit gleicht das Spielfeldeinem Park. Es ist eine grüne offene Freifläche, und nurmanchmal wird darauf Fußball gespielt.

Und die Bewohner müssten keinen Eintritt zahlen… Genau, und vielleicht könnten sie ihre Freunde für ein Spielzu sich einladen. Dies wäre ein wirklich soziales Ereignis.

Viele Sporthallen sollen auch das Image der jeweiligenStadt befördern. Wo kann hier der Architekt ansetzen? Die Städte werden immer größer, und gleichzeitig ver-sucht man, für ihre Identität zu fördern. Da die Spielerhäufig von einem Verein zum nächsten wechseln, benöti-gen auch die Clubs auch eine eigene Identität. Das ist fürdie Architekten eine große Herausforderung. Und amEnde zählt eben nicht nur der Bau des besten Stadions, dasdann überall in der Welt nachgebaut wird. Nein, es gehtvielmehr darum, Identität zu schaffen.

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» Material

Beno

ît Fo

ugei

rol

Centre de bus RATP

Beton

Materialien sind die Seele der Architektur. Sie gebenGebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Dochwas denken Architekten über „Material-Klassiker“heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.

Antworten von Dominique Marrec, ecdm Architekten, Paris

Im Volksmund hat Beton keinen guten Ruf, da ist etwa die Redevon „Betonbunkern“. Architekten aber, so scheint es, schätzendieses Material von Jahr zu Jahr mehr. Wie kommt das?Beton ist ein zeitloser Baustoff. Neben den ästhetischen Vorzügenhat er außergewöhnliche Eigenschaften und wird höchsten Anfor-derungen gerecht. Wer von Betonbunker spricht, vergisst, welcheAnforderungen an Bauwerke gestellt werden. Die Schwierigkeit istallerdings, zu vermitteln, worin der Nutzen für die städtischeWeiterentwicklung besteht.

Im Centre de Bus in Thias verwenden Sie Sichtbeton in ganzungewöhnlich filigraner Weise. Sind die gestalterischen Poten-ziale des Betons einfach noch nicht ausgeschöpft?Der Beton ist der Technik weit voraus. Er ist ein universeller, viel-seitiger Baustoff, der den Erwartungen und Ambitionen unsererZeit entspricht. Auch im Hinblick auf die Umweltverträglichkeitbietet Beton vielfältige neue Experimentierfelder.

Mit den digital gesteuerten Fertigungsprozessen – auch von Schal-elementen – können aus dem Beton noch mehr bauliche Möglich-keiten herausgekitzelt werden. Stehen also goldene Zeiten bevor?Beton ist der demokratischste Baustoff überhaupt, da er überalllokal verfügbar ist. Das Know-how ist weit verbreitet und ermög-licht Entwicklungen, die der Mehrheit der Menschen zugute kom-men. Ich bin überzeugt, dass er noch viele Jahre einer der entschei-denden Baustoffe sein wird.

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40 puls 03 | 2010

Mittels der stetig weiter verbesserten Speichertechnik wird Musik immer mobiler. Gleichwohlentfaltet sich der audiophile Reiz erst vollends im Zusammenspiel mit der räumlichen Umge-bung und den akustischen Bedingungen vor Ort. Musik kann die Atmosphäre in den eigenenvier Wänden entscheidend beeinflussen und bereichern und ist aus unserem Lebensraum undsomit auch aus unserem Zuhause nicht wegzudenken. Das Busch-iDock von Busch-Jaeger istein Produkt, das auf die geänderten technischen Voraussetzungen reagiert, dabei aber dochMusik in den eigenen vier Wänden zelebriert. Die neue Lösung bietet die Möglichkeit, iPod*oder iPhone* direkt und problemlos in der Unterputzdose aufzuladen. Bereits während derdiesjährigen light+building avancierte das Busch-iDock zum Hingucker, so mancher Messebe-sucher testete die Ladefunktion direkt am Busch-Jaeger Stand. Besonders angetan waren vielevom Zusammenspiel des Busch-iDock mit dem Busch-DigitalRadio oder der Einbindung inBusch-AudioWorld®, denn so kann die Musik z. B. vom iPod in wenigen Augenblicken im gan-zen Haus übertragen werden.

Zuhause Kraft tanken und Musik genießen – das Busch-iDock

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» Einblicke

Die heimische Musikanlage

im Format einer Schalter-

Steckdosen-Kombination ver-

eint: Digitalradio mit Busch-

iDock und Einbaulautsprecher.

Die Elemente können auch

getrennt installiert werden.

Mit Busch-iDock bekommen iPod und iPhone ihren „Stammplatz“ im Haus und werden auf kabellose unddamit intelligente und attraktive Art und Weise in die vorhandene Elektroinstallation integriert. Inschlichtem Design passt der Busch-iDock zu jedem Ambiente. Mit der Apple-Fernbedienung lassen sichder iPod oder das iPhone bequem aus der Distanz dirigieren. Auch MP3-Player anderer Hersteller könnenan eine 3,5-mm-Klinkenbuchse angeschlossen werden. Exzellentes Zusammenspiel bietet das Busch-iDock mit dem Busch-DigitalRadio: Hier integriert sich die elegante Kombination perfekt in die Schalter-welt von Busch-Jaeger. In abgeschaltetem Zustand zeigt das UP-DigitalRadio die Uhrzeit an, auch eineWeckfunktion ist wählbar. Pro Zimmer lassen sich ein oder zwei der speziell entwickelten Lautsprecheranschließen. So kann wahlweise Mono- oder Stereosound bester Qualität die Räume beschallen. DasBusch-AudioWorld® System bietet zusätzlich maßgeschneiderte Lösungen für den Privatbereich und auchfür Ladenlokale, Büros, Arztpraxen, Kanzleien oder größere Wohnanlagen, bei denen sowohl musikalischeUntermalung als auch Ruf- und Wechselsprechfunktionen gefragt sind.

Eine starke Kombination

* Apple, das Apple-Logo, iPod, iPod classic, iPod nano und iPod touch sind Markenzeichen der Apple Inc., die in den USA und anderen Ländern eingetragen sind.

iPhone ist ein Markenzeichen der Apple inc. Apple ist nicht verantwortlich für die Funktion dieses Gerätes oder dessen Übereinstimmung mit Sicherheitsstan-

dards und regulativen Normen.

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puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage. Die Gewinner erhalten eine Belohnung in Form eines Buchpreises.

Auf wie vielen Kilometernerstreckt sich der Renn-Parcours von Abu Dhabi?

» Denkanstoß

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Jörg

Hem

pel

Antwort

Ausfüllen, kopieren und faxen an: +49 (0)1805-66 99 09 E-Mail an: [email protected]

Zu gewinnen:

Unter allen richtigen Einsendun-gen verlost Busch-Jaeger je einExemplar der Bücher 3 Stadia 2010,Architektur für einen afrikani-schen Traum, herausgegeben vonFalk Jaeger, sowie African Arenas,Fotoband von Thomas Hoeffgen.Einsendeschluss: 31. November2010. Der/die Gewinner/in wird inder nächsten Ausgabe veröffent-licht. Gewinner des letzten Preis-rätsels: Frank Keneder, Rösrath,und Daniel Daubner, Hildesheim

Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftigregelmäßig frei Haus zu.

pulsZeitschrift für Bewegung in der Architektur

Herausgeber:Busch-Jaeger Elektro GmbHFreisenbergstr. 258513 Lüdenscheidwww.busch-jaeger.de

Verlag:Gesellschaft für Knowhow-Transferin Architektur und Bauwesen mbH70771 Leinfelden-Echterdingenwww.gkt-publishing.de

Redaktionsteam Busch-Jaeger: Dieter Lautz, Tobias Schlitzer, Christiane Schulte, Mirko Simon

Redakteur Gesellschaft für Knowhow-Transfer: Lasse Ole Hempel

Printed in Germany – Imprimé en Allemagne

Shopping Mallspuls 01/2011 widmet sich der Kunst des schö-nen Scheins, die nunmal zu einem modernenEinkaufserlebnis dazu gehört.

Vorschau puls 01/2011:

Impressum

© by Busch-JaegerAlle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Ver-breitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung inFremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durchFotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alleveröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

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Die Rennstrecke von Abu Dhabi geht über eine Distanz von Kilometern.

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Sportstätten alsIdentitätsstiftervon Zwarts & Jansma

Die Ära der Arenen

Das moderne Stadion –ein Hochleistungskomplex

Der Audi Sportpark

Yas – spektakulärer Rennparcours von Asymptote architecture

MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 03 | 2010

Living Space®

www.BUSCH-JAEGER.de

Busch-iDock

Ein fester Platz. Für Musik im Leben. Mit dem neuen Busch-iDock – der Ladestation ohne Kabelgewirr. Für iPod und iPhone. Für eine Wand aus Klang. Entdecken Sie mehr Funktion auf // www.BUSCH-JAEGER.de

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2010

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