Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte....

221
Einmischen Mitmischen. Informationsbroschüre für behinderte Mädchen und Frauen in leichter Sprache

Transcript of Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte....

Page 1: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Einmischen Mitmischen.

Informationsbroschürefür behinderte Mädchen und Frauenin leichter Sprache

Page 2: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch
Page 3: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Einmischen Mitmischen.

Informationsbroschürefür behinderte Mädchen und Frauenin leichter Sprache

Page 4: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Europäisches Leicht-Lese Logo: Inclusion Europe.

Mehr Informationen darüber finden Sie hier:

www.inclusion-europe.org/etr

Verantwortlich für die Übersetzung und Prüfung der Texte:

Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland e.V.

www.menschzuerst.de

Page 5: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Inhaltsverzeichnis

Seite 6 Vielen Dank

8 Was Sie sonst noch über dieses Buch wissen sollten

10 Wie leben behinderte Frauenin Deutschland?

11 Eine Geschichte über Hannelore F. und ihre Arbeit

16 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

24 Gemeinsam sind behinderte Frauen starkWas sind Netzwerke?Was sind Interessenvertretungen?

25 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

32 Kindergarten, Vorschule und SchuleWie ist das für behinderte Mädchen?

33 Eine Geschichte über Annemarie P. und ihre Schulzeit

37 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

Page 6: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Seite 48 Frauen mit Behinderung lernen einenBeruf oder studieren

49 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

60 Behinderte Frauen und Arbeit

61 Eine Geschichte über Anna S.und wie sie schwerhörig wurde

49 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

80 Wichtige Gesetze für behinderte Frauenund Männer

81 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

92 Sex haben,mit einem Partner zusammenleben,Mutter sein, Kinder kriegen –für behinderte Frauen ganz normal?

93 Eine Geschichte über Martha S. und ihre Kinder

97 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

Page 7: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Seite 106 Anders anders

107 Eine Geschichte über Brigitte F. und ihre Liebezu einer Frau

111 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

116 Alte und ältere behinderte Frauen

117 Eine Geschichte über Frieda L.und wie sie als ältere Frau mit Behinderung lebt.

122 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

128 Leben mit Pflege

129 Eine Geschichte über Elke Bartz und ihre Helferinnen

134 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

142 Was ist sexuelle Gewalt?Gibt es oft sexuelle Gewalt bei behindertenFrauen?

143 Eine Geschichte über Saskia T.und ihre traurige Geschichte

148 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

Page 8: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Seite 158 Behinderte Frauen haben die gleichenRechte wie alle anderen Frauen und Männer!

159 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

170 Behinderte Frauen haben ein Recht zu leben

171 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

184 Behinderte Frauen in der Weltdürfen nicht vergessen werden!

185 Eine Geschichte über Dinah Radtkeund wie sie für behinderte Frauen kämpft

190 Die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches

203 Wörterbuch

210 Die Schreiberinnen

212 Wer sind die Übersetzerinnenund Prüferinnen und Prüfer?

Page 9: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

6

Vielen Dank!

In der Bundesrepublik Deutschland leben sehr viele

behinderte Mädchen und Frauen. Sie haben es nicht

leicht. Sie werden oft schlechter behandelt, weil sie

Frauen sind. Und sie werden auch schlechter behandelt,

weil sie behindert sind.

Aber behinderte Mädchen und Frauen werden

noch oft vergessen:

Frauengruppen denken oft nicht an

behinderte Mädchen und Frauen.

Und Behindertengruppen werden oft von Männern

gemacht. Und dabei wird oft vergessen,

was behinderte Frauen brauchen.

Deshalb ist dieses Buch wichtig.

Das Buch ist für Leserinnen, die mehr über behinderte

Mädchen und Frauen wissen wollen.

Diese Infos bekommen Sie in dem Buch:

Wie leben andere Mädchen und Frauen mit

Behinderungen?

Was ist für ihr Leben wichtig?

Welche Tipps und Ideen gibt es für behinderte

Mädchen und Frauen?

Page 10: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

7

Wir, die Schreiberinnen, danken dem Bundesministerium

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Das Ministerium hat uns das Geld gegeben, damit wir dieses

Buch machen konnten. Das Ministerium hat uns auch Ideen

gegeben, was für es in dem Buch wichtig ist.

Das ist aber auch noch wichtig: Die Texte sind nicht

unbedingt die Meinung des Ministeriums.

Jede Schreiberin ist für ihren eigenen Text verantwortlich.

Die Schreiberinnen

Page 11: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was Sie sonst noch über dieses Buch wissen sollten

1. In diesem Buch werden Sie immer wieder diesen

Begriff lesen: „Menschen mit Lernschwierigkeiten“.

Dieser Begriff kommt von den Betroffenen selbst.

Die Mitglieder von Mensch zuerst – Netzwerk People

First Deutschland e. V. finden, dass die Wörter

„geistig behindert“ schlecht sind. Sie passen nicht.

Denn bei den Worten „geistig behindert“ denken viele

Menschen, dass diese Personen dumm sind und nichts

lernen können.

Deshalb wird in diesem Buch fast immer von

Menschen mit Lernschwierigkeiten gesprochen.

2. Worte, die in orange geschrieben sind.

Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast

immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte

durch die orange Farbe leichter lesen können.

3. Worte, die auf einen Balken in orange

geschrieben sind.

Das sind auch

Diese Worte werden am Ende des Buches erklärt.

Dort finden Sie ein kleines Wörterbuch.

Das Wörterbuch finden Sie ab Seite 203.

schwere Worte.

8

Page 12: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

9

4. Sie finden in diesem Buch auch einige Infos zu

Adressen, Internetseiten und Lesetipps. Wir haben nur

die wichtigsten Infos für Sie aufgeschrieben.

Aber es gibt dieses Buch auch in schwerer Sprache. Es

heißt: „Einmischen Mitmischen. Informationsbroschüre

für behinderte Mädchen und Frauen“.

Dort finden Sie viele Adressen, Internetseiten und

Lesetipps. Die allermeisten Sachen sind in schwerer

Sprache geschrieben.

Deshalb finden Sie diese vielen Infos hier nicht.

Hier bekommen Sie das Buch in schwerer Sprache:

Publikationsversand der Bundesregierung

Postfach 48 10 09

18132 Rostock

Telefon: 01805/77 80 90

Fax: 01805/77 80 94

E-Mail: [email protected]

Internet: www.bmfsfj.de

Sie können auch im Internet suchen. Dort wird das

Buch auch sein. Die Internetadresse ist:

www.einmischen-mitmischen.de

Noch eine wichtige Info zu den Fotos in diesem Buch:

Die Mädchen und Frauen auf den Fotos sind nicht die

Mädchen und Frauen, über die in den Geschichten

erzählt wird.

Page 13: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

10

Wie leben behinderte Frauen in Deutschland?

Page 14: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Sigrid Arnade hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt „Ich habe ein ganz klasse Leben“.

In der Geschichte erzählt sie von Hannelore F.

Es geht um ihre Arbeit.

Viele Menschen denken, dass behinderte Frauen

zufrieden und dankbar sein müssen. Wenn sie das nicht

sind, haben sie es oft schwer. Behinderte Frauen müssen

oft um viele Dinge kämpfen. Das findet Hannelore F.*

Sie ist 38 Jahre alt. Sie arbeitet als Staatsanwältin.

Das heißt, sie kennt sich gut mit Gesetzen aus.

Sie arbeitet am Gericht.

Hannelore F. wurde mit einer Sehbehinderung geboren.

Die Behinderung wurde immer stärker.

Seit 8 Jahren ist sie blind. Aber auch davor waren viele

Dinge für sie schon schwierig.

Hannelore F. wurde in einem kleinen Dorf in der

Lüneburger Heide geboren. Das ist in Norddeutschland.

Ihr Bruder ist 2 Jahre älter.

Er hat die gleiche Sehbehinderung wie sie.

Erst als Hannelore 3 Jahre alt war, lernten die Eltern mehr

über die Sehbehinderung ihrer Kinder.

„Ich kann mich noch genau an die Verzweiflung meiner

Eltern erinnern“, erzählt Hannelore F. Die Familie saß

nach einem Besuch in der Augenklinik im Auto.

Und die Eltern versuchten, die Behinderung ihrer Kinder

zu begreifen.

* Hannelore F. heißt anders. Aber ihr Name soll nicht verraten werden.

11

Eine Geschichte über Hannelore F. und ihre Arbeit

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt

Page 15: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

12

Hannelore F. selbst spürte ihre Sehbehinderung erst in

der ersten Klasse. Sie konnte Dinge an der Tafel nicht

lesen. Die Familie lebte jetzt in Hannover.

Ab der 2. Klasse musste sie eine Sonderschule für

Sehbehinderte besuchen. Damals wurde sie zum ersten

Mal schlecht behandelt: Ein Nachbarjunge durfte nicht

mit ihr spielen, weil sie auf eine Sonderschule ging.

In einer Kindergruppe wurde sie geärgert.

„Die anderen behandelten mich als etwas Besonderes.

Das war sehr bedrückend für mich“, erzählt Hannelore F.

Sie war sehr gut in der Schule. Und ihre Mutter schaffte

es, dass Hannelore später in eine Schule mit nicht

behinderten Kindern kam. Trotzdem war es schwierig.

Manche Lehrer und Lehrerinnen nahmen keine Rücksicht

auf Hannelores Sehbehinderung.

Sie hatte Schwierigkeiten beim Zeichnen und beim

Handarbeiten. In der 10. Klasse bekam Hannelore eine 6.

Sie konnte die Dinge auf einem Bild nicht genau

erkennen. Sie wollte nicht mehr in diese Schule gehen.

Dann durfte Hannelore auf eine Gesamtschule für

behinderte und nicht behinderte Kinder gehen.

Das fand sie super. Die anderen mochten sie so, wie sie

war. Und die Lehrer und Lehrerinnen achteten auf ihre

Behinderung.

Zum ersten Mal fand Hannelore die Schule schön.

Nach der Schule begann die junge Frau eine Ausbildung.

Aber sie konnte immer schlechter sehen. Deshalb konnte

Hannelore F. die Ausbildung nicht weitermachen.

Sie war 19 Jahre alt. Damals dachte sie zum ersten Mal,

dass sie blind werden kann.

Page 16: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Im Jahr 1984 fing Hannelore F. an zu studieren.

Von der Universität bekam sie kaum Unterstützung.

Freunde und Freundinnen oder ihre Mutter lasen ihr vor.

Sie arbeitete, damit sie Helferinnen und Helfer bezahlen

konnte. Später bekam sie Blindengeld.

Deshalb wollte ihr Vater ihr kein Geld mehr geben.

Der Vater wollte nicht, dass seine Tochter studiert.

Bei Hannelore F.s Bruder fand er es aber gut.

Obwohl der auch behindert ist. Behinderte Frauen haben

es immer noch schwerer als behinderte Männer, sagt

Hannelore F. Aber sie gab nicht auf. Sie arbeitete weiter.

Und am Ende schaffte sie ihre Prüfung an der

Universität.

Später ging Hannelore F. mit ihrem Freund in das

Rheinland-Pfalz.

1991 haben die beiden geheiratet.

Mit den meisten Männern hat sie gute Erfahrungen

gemacht. Aber es gibt auch Dinge, die sie an Männern

nicht mag: Fremde Männer sehen Hannelore F. zuerst als

die Blinde. Und erst dann sehen sie, dass sie eine Frau ist.

Das ist bei fast allen Männern so.

Ein Mann war nur mit ihr zusammen, weil er einmal mit

einer blinden Frau zusammen sein wollte.

Sie warf den Mann sofort aus ihrer Wohnung.

Ein anderer Mann wollte nur ins Bett mir ihr.

Als Frau wollte er sie nicht. Er hatte Angst, behinderte

Kinder mit ihr zu bekommen.

Sie glaubt aber, dass er einfach keine behinderte Frau

haben wollte.

Bundesland

13

Page 17: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

14

Hannelore F. und ihr Mann wollen keine Kinder. Ihr Beruf

ist ihr so wichtig, dass Kinder keinen Platz haben.

Für sie war es schwierig, Arbeit zu finden.

Sie bekam kaum Unterstützung. Viele sagten, dass ihre

Noten zu schlecht sind. Sie weiß aber: Sie wurde nicht

genommen, weil sie blind ist.

Sie suchte in ganz Deutschland nach einer Stelle.

Dann bekam sie eine Stelle in Hannover.

Dort arbeitete sie fast 10 Jahre lang.

Die meisten Menschen glaubten nicht, dass sie ihre

Arbeit schaffen kann. Sie musste es immer wieder zeigen.

Hannelore F. glaubt, dass behinderte Frauen oft mehr tun

müssen als andere.

Nur dann glaubt man ihnen, dass sie eine Sache gut

können.

Sie freut sich, dass es nun leichter geworden ist.

Die Leute vertrauen ihr. Und sie behandeln sie gut.

Hannelore F. bekommt bei ihrer Arbeit den ganzen Tag

Unterstützung von einer Assistentin.

Ein Amt hat ihr einen besonderen Computer und andere

Hilfsmittel für blinde Menschen bezahlt.

Hannelore F. war das Vorbild für eine andere junge

blinde Frau. Die Kollegin fand nach der Ausbildung

Arbeit in Frankfurt am Main. Nun gibt es schon zwei

blinde Staatsanwältinnen in Deutschland.

Page 18: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

15

Hannelore F. und ihr Mann konnten sich 9 Jahre lang nur

am Wochenende sehen. Sie suchte immer wieder nach

Arbeit in Rheinland-Pfalz. Aber sie hatte kein Glück.

Sie glaubt, dass ihre Behinderung der Grund dafür war.

Doch dann geschah das Wunder: Im Sommer 2002

bekam Hannelore F. einen Brief. Darin stand, dass sie

einen Arbeitsplatz in Rheinland-Pfalz bekommen kann.

Auch der von Rheinland-Pfalz

hat ihr dabei geholfen.

In 8 Wochen musste sie alles erledigen: Die Arbeit in

Hannover zu Ende bringen. Die Wohnung auflösen.

Es war ein sehr anstrengender Sommer.

An viele Dinge musste sie sich neu gewöhnen:

An einen neuen Arbeitsplatz, an neue Menschen

und an eine neue Stadt.

Fast alles in ihrem Leben hat sich verändert, sagt sie.

Sie geht aber gerne auf Menschen zu. Und sie hat keine

Angst, einsam zu sein. Sie ist mit ihrem Leben sehr

zufrieden. Manchmal findet sie es nicht gut, dass sie

nichts sehen kann. Aber sie leidet nicht.

Sie sagt: „Ich habe ein ganz klasse Leben!“

Behindertenbeauftragte

Page 19: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wie leben behinderte Frauenin Deutschland?

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

16

Es gibt ungefähr 4 Millionen behinderte Frauen in

Deutschland. Das ist eine große Zahl.

Meistens bekommen die Menschen ihre Behinderung

durch eine Krankheit oder einen Unfall.

Behinderte Frauen werden oft schlecht behandelt:

Einmal, weil sie Frauen sind. Und einmal, weil sie

behindert sind.

Behinderte Frauen haben zum Beispiel viel öfter

keine Arbeit als behinderte Männer.

Und deshalb haben sie wenig Geld.

Viele Männer wollen keine behinderte Frau als

Partnerin.

Mütter mit Lernschwierigkeiten bekommen oft nicht

die Hilfe und Unterstützung, die sie brauchen.

Viele Menschen denken, behinderte Frauen sind

keine guten Ehefrauen und Mütter.

Behinderte Frauen erleben oft Gewalt.

Behinderte Frauen können aber für ihre Rechte

kämpfen.

Viele Dinge sind schon besser geworden als früher.

Behinderte Frauen und Mädchen konnten noch nie

so viel wie heute über ihr Leben selbst bestimmen.

Behinderte Menschen haben mehr Rechte beim

Arbeiten.

Page 20: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wie viele behinderte Frauen gibt es in Deutschland?

17

Ganz genau kann das keiner sagen.

Es gibt verschiedene Zahlen.

Es gibt Zahlen über Menschen mit Behinderungen auf

der ganzen Welt.

Diese Zahlen hat die herausgefunden.

Die meint, es gibt ungefähr 4 Millionen

behinderte Frauen in Deutschland.

Auch ein großes Amt in Deutschland zählt Menschen

mit Behinderungen.

Das Amt heißt

Im Jahr 2003 wurde das letzte Mal gezählt.

Das Amt zählt alle Männer und Frauen mit einem

Schwerbehindertenausweis zusammen.

Aber nicht alle Männer und Frauen mit Behinderungen

haben einen Ausweis. Dafür gibt es viele Gründe:

Einige wollen keinen Ausweis.

Andere bekommen keinen Ausweis, da sie nicht so

stark behindert sind.

Viele Frauen besorgen sich keinen Ausweis, weil sie

über diesen Ausweis nicht so gut Bescheid wissen.

Viele Frauen ohne Arbeitsplatz haben keinen

Ausweis. Sie denken, dass der Ausweis

sowieso nichts nutzt.

Deshalb kommt bei diesem Amt

eine kleinere Zahl heraus.

Es gibt noch eine andere Zahl. Dort werden auch die

Menschen mit einer leichteren Behinderung gezählt.

Diese Zahl ist wieder etwas anders.

UNO

UNO

Statistisches Bundesamt.

Page 21: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

18

Es gibt also verschiedene Zahlen.

Trotzdem kann man sagen:

Es gibt etwa 4 Millionen behinderte Frauen in

Deutschland.

Das ist eine große Zahl. Das sind fast so viele

behinderte Menschen wie alle Einwohner und

Einwohnerinnen aus Berlin und Frankfurt am Main

zusammen.

Es gibt fast so viele behinderte Frauen wie behinderte

Männer in Deutschland.

Das hat noch mehr Dinge

herausgefunden:

Behinderungen sind nur ganz ganz selten angeboren.

Die meisten Behinderungen bekommt man erst später

im Leben.

Zum Beispiel durch Krankheiten und Unfälle.

Alte Menschen haben öfter eine Behinderung als junge

Menschen.

Frauen werden oft älter als Männer.

Deshalb gibt es mehr alte Frauen mit Behinderung als

alte Männer mit Behinderung.

Ausländische Frauen und Männer sind nicht so oft

behindert wie deutsche Frauen und Männer. Warum?

Die Ausländer und Ausländerinnen, die bei uns leben,

sind meistens nicht alt.

Statistische Bundesamt

Page 22: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte und nicht behinderte Frauen können ihr

Leben ganz verschieden leben. Viele Möglichkeiten sind

gleich. Viele Benachteiligungen sind ähnlich.

Eine Benachteiligung ist eine schlechte Behandlung.

Auch nicht behinderte Frauen werden oft schlechter

behandelt. Aber es gibt auch Unterschiede.

Frauen mit Behinderung werden nämlich oft auf 2 Arten

schlecht behandelt:

1. Behinderte Frauen werden schlecht behandelt,

weil sie Frauen sind.

Viele behinderte Frauen haben keine Arbeit. Sie sind

viel häufiger arbeitslos als behinderte Männer.

Wer keine Arbeit hat, hat oft wenig Geld.

Deshalb gibt es viele behinderte Frauen, die nur wenig

Geld haben.

Auch vielen Frauen ohne Behinderung geht es so:

Sie bekommen keine Arbeit und müssen mit wenig

Geld auskommen.

Das ist ein Beispiel für eine Benachteiligung als Frau.

2. Behinderte Frauen werden schlecht behandelt,

weil sie behindert sind.

Viele Männer wollen keine behinderte Frau als

Partnerin. Sie trauen behinderten Frauen nicht zu

Ehefrau und Mutter zu sein.

Sie sehen nur die Behinderung.

Das ist ein Beispiel für eine Benachteiligung wegen der

Behinderung.

Diese 2 Arten behinderte Frauen schlecht zu behandeln

nennt man doppelte Benachteiligung.

19

Wann und wie werden behinderte Frauenschlechter behandelt?

Page 23: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

20

Es gibt noch viele andere Beispiele für diese

doppelte Benachteiligung:

Wenn eine behinderte Frau Mutter wird, gibt es für

diese Mutter viele Schwierigkeiten.

Viele Ärzte und Ärztinnen kennen sich mit behinderten

Schwangeren nicht gut aus.

Kindergärten und Schulen haben oft Stufen vor den

Türen. Mütter in Rollstühlen können dort nicht hinein.

Mütter mit Lernschwierigkeiten bekommen nicht die

Hilfe und Unterstützung, die sie brauchen.

Behinderte Frauen mit einem Arbeitsplatz haben

manchmal Vorteile. Zum Beispiel: Sie brauchen ein

Auto, um zur Arbeit zu kommen.

Sie bekommen Geld vom Staat, um ein Auto zu kaufen.

Behinderte Mütter, die keine Arbeitsstelle haben,

bekommen das Geld nicht.

Sie bekommen kein Geld vom Staat für ein Auto.

Aber vielleicht brauchen sie ja auch ein Auto.

Um ihre Kinder in den Kindergarten zu bringen.

Behinderten Frauen wird oft nicht zugetraut, Ehefrau

und Mutter zu sein.

Trotzdem erleben sie immer wieder Gewalt.

Besonders behinderte Frauen, die in Einrichtungen

leben, sind vor Gewalt nicht genug geschützt.

Sie erleben sogar viel öfter Gewalt.

Page 24: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Seit etwa 25 Jahren haben sich behinderte Frauen

in Netzwerken und verschiedenen Gruppen

zusammengeschlossen. Sie kämpfen zusammen

gegen die doppelte Benachteiligung.

Zuerst gab es in verschiedenen

einzelne Netzwerke.

1998 haben sich die Netzwerke und

verschiedenen Gruppen zusammengetan.

Jetzt gibt es das Weibernetz e.V.

Das Weibernetz arbeitet für ganz Deutschland.

Alle Frauen im Weibernetz setzen sich für die

Rechte behinderter Frauen und Mädchen in ganz

Deutschland ein.

Politikerinnen unterstützen die Netzwerke und Gruppen

behinderter Frauen. Besonders die

unterstützen die Frauen mit Behinderungen. So haben

alle daran gearbeitet, dass die Gesetze besser werden.

Sie haben erreicht, dass einige Rechte behinderter

Frauen in einem sehr wichtigen Gesetz extra

aufgeschrieben wurden.

Dieses neue Gesetz gibt es seit dem 1. Juli 2001.

Es ist das

Es wird auch kurz genannt.

Es wird aber noch eine Weile dauern, bis das

behinderten Frauen wirklich hilft. Bis jetzt gibt es im

Alltag viel zu oft noch die doppelte Benachteiligung.

Außerdem haben viele behinderte Frauen wenig Geld.

Viele haben Angst, dass behinderte Frauen immer

schlechter Arbeit finden.

SGB 9

SGB 9

Neunte Buch Sozialgesetzbuch.

Frauenministerien

Bundesländern

21

Was können behinderte Frauen gegen schlechte Behandlung tun?

Weibernetz

Deutschland

Page 25: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

22

Früher hatte der viele Aufgaben.

Jetzt haben die einzelnen diese Aufgaben

bekommen.

In vielen Bundesgesetzen steht, was für behinderte

Menschen wichtig ist.

Behinderte Frauen haben Angst, dass die

die Gesetze nicht so gut nutzen.

Das sind viele Ängste.

Niemand darf aber das hier vergessen:

Behinderte Frauen und Mädchen konnten noch nie so

viel über ihr Leben selbst bestimmen.

Sie können selbst bestimmen, wie sie leben wollen.

Es gibt viele Gesetze, die mit Arbeit zu tun haben.

Jetzt haben behinderte Menschen mehr Rechte

beim Arbeiten.

Viele Politikerinnen und Politiker kennen die Probleme

behinderter Menschen.

Viele Politikerinnen und Politiker wollen sich für die

Rechte behinderter Menschen einsetzen.

Bundesländer

Bundesländer

Bund

Page 26: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

23

Page 27: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

24

Gemeinsam sind behinderte Frauen stark

Page 28: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

25

Gemeinsam sind behinderte Frauen stark: Was sind Netzwerke? Was sind Interessenvertretungen?Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Behinderte Frauen wollen und brauchen oft andere

Dinge als behinderte Männer.

Gemeinsam sind behinderte Frauen stärker.

Deshalb gibt es seit einigen Jahren extra Gruppen für

behinderte Frauen.

In Kassel gibt es ein Büro.

Dort gibt es viele Bücher und Hefte.

Darin geht es immer um behinderte Frauen.

In einigen gibt es Netzwerke

behinderter Frauen. In diesen Netzwerken arbeiten

viele behinderte Frauen und Gruppen zusammen.

In Kassel ist auch der Verein Weibernetz e.V. .

Im Weibernetz haben sich die Netzwerke und

Gruppen der behinderten Frauen

zusammengeschlossen.

Sie alle kämpfen gemeinsam für die Rechte von

behinderten Frauen und Mädchen.

Das Weibernetz arbeitet für Frauen und Mädchen in

ganz Deutschland.

Noch mehr behinderte Frauen müssen sich selbst

stärker fühlen.

Dann können sie auch den Politikern und

Politikerinnen gut sagen, was sie wollen und was sie

brauchen.

Bundesländern

Page 29: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

26

Gruppen von nicht behinderten Frauen haben oft andere

Wünsche und Ziele als Gruppen von und mit behinderten

Frauen.

In Gruppen von und mit behinderten Menschen haben

oft die behinderten Männer das Sagen.

Deshalb haben behinderte Frauen vor etwa 30 Jahren

angefangen, sich selbst zu helfen.

Schon 1978 gab es einen Volkshochschulkurs in Berlin.

In diesem Kurs ging es darum, wie behinderte und nicht

behinderte Frauen leben.

In den nächsten Jahren gründeten behinderte Frauen

eigene Gruppen. In diesen Gruppen konnten behinderte

Frauen mit anderen behinderten Frauen reden.

Zum Beispiel darüber, wo sie schlechter

behandelt werden.

Sie überlegten zusammen, was sie selbst dagegen

tun könnten.

Leider hörten die Politiker und Politikerinnen nicht so

richtig auf diese Gruppen.

Trotzdem: Für einzelne Frauen waren diese Gruppen

sehr wichtig: Sie lernten, dass es anderen behinderten

Frauen ähnlich ging wie ihnen.

Sie lernten, dass viele Frauen mehr erreichen können,

als eine Frau allein.

Page 30: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Weibernetz

27

1992 gab es in Hessen eine erste Gruppe behinderter

Frauen. Die Gruppe hat einen schweren Namen.

Die Gruppe nannte sich „Hessisches Netzwerk

behinderter Frauen“. In einem Netzwerk kämpfen alle

zusammen für ihre Wünsche und Ziele.

Wünsche und Ziele werden auch Interessen genannt.

Netzwerke behinderter Frauen vertreten ihre Interessen

bei Politikern und Politikerinnen.

Ein Netzwerk ist also eine Interessenvertretung.

Es arbeiten Personen mit, die die gleichen Ziele haben.

Damals war Frau Heide Pfarr Frauenministerin in Hessen.

Sie und ihre Mitarbeiterinnen haben die Gruppe

unterstützt. Heide Pfarr hat auch dabei geholfen, dass es

ein Büro für und von Frauen mit Behinderungen in

Hessen gibt. Das Büro gibt es heute noch. Es ist in Kassel.

Dort gibt es auch eine große Sammlung von Büchern

und Heften. In diesen Büchern und Heften geht es immer

um behinderte Frauen.

Heide Pfarr hat sich sehr für das Netzwerk behinderter

Frauen eingesetzt.

Danach gründeten behinderte Frauen auch in anderen

Netzwerke und verschiedene Gruppen.

1998 haben sich alle diese Netzwerke und diese

verschiedenen Gruppen behinderter Frauen

zusammengetan. Sie gründeten einen Verein.

Der Name ist Weibernetz e.V. Dieser Verein setzt sich für

die Rechte behinderter Frauen und Mädchen in ganz

Deutschland ein.

Weibernetz e.V. bekommt Geld vom

und Jugend.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen

Bundesländern

Page 31: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was macht Weibernetz e.V. für behinderte Mädchen und Frauen?

Weibernetz e.V. vertritt die Interessen von behinderten

Mädchen und Frauen bei Politikern und Politikerinnen.

Weibernetz e.V. mischt sich in der Politik ein.

Immer dann, wenn es um behinderte Frauen geht.

Weibernetz e.V. ist Mitglied im Deutschen

Behindertenrat. Das ist eine wichtige Arbeitsgruppe.

Dort geht es nur um behinderte Menschen.

Weibernetz e.V. hat viele gute Vorschläge für

verschiedene Gesetze gemacht.

Zum Beispiel für das

Und für das

Weibernetz e.V. gibt 4-mal im Jahr eine Zeitschrift

heraus. In dieser Zeitschrift gibt es viele Berichte über

das, was gerade in der Politik für Frauen mit

Behinderung wichtig ist. Ein Teil der Zeitschrift ist auch

in leichter Sprache. Die Zeitschrift heißt Weiberzeit.

1999 hat das

eine Umfrage gemacht. Dafür hat es

sehr sehr vielen behinderten Frauen Fragen gestellt.

Darum ging es zum Beispiel in den Fragen:

Wollen behinderte Frauen Kinder haben?

Sind die behinderten Frauen mit ihrem Leben zufrieden?

Es gab viele Antworten. Das weiß man jetzt:

Es ist wichtig, dass behinderte Frauen erst einmal

selbst stärker werden. Dann können sie sich selbst gut

in der Politik vertreten. Dazu muss es aber gute

Gesetze geben. In diesen Gesetzen muss stehen, dass

behinderte Frauen die gleichen Rechte haben wie jede

andere Person auch.

Frauen und Jugend

Bundesministerium für Familie, Senioren,

Behindertengleichstellungsgesetz.

SGB 9.

28

Page 32: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

29

Es muss mehr Berichte im Fernsehen und in Zeitungen

über behinderte Frauen geben. Damit viele Menschen

davon erfahren, wie es behinderten Frauen in

Deutschland geht.

Das Ministerium hat dann Geld an ein Büro gegeben.

In diesem Büro haben behinderte und nichtbehinderte

Frauen gearbeitet.

Das Büro hatte einen sehr schweren Namen.

Das war der Name des Büros: bundesorganisationsstelle

behinderte frauen.

Die Frauen in diesem Büro haben behinderten Frauen

noch mehr Fragen gestellt. Zum Beispiel:

1. Wie geht es behinderten Mädchen und Frauen in

Berufsbildungswerken und Berufsförderungswerken?

2. Wie geht es behinderten Müttern?

3. Wie geht es behinderten Frauen, die mit Assistenz

leben?

4. Wie ist das mit Selbstbehauptungskursen?

Die Frauen in diesem Büro haben auch

viele gute Vorschläge für das und

das gemacht.

Sie haben insgesamt 11 Zeitschriften gemacht. In jeder

Zeitschrift ging es um ein anderes wichtiges Thema.

Es ging immer um Frauen und Mädchen

mit Behinderungen.

Dieses Büro gibt es heute nicht mehr.

Heute gibt das Ministerium Geld an Weibernetz e.V.

Behindertengleichstellungsgesetz

SGB 9

Page 33: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

30

Ein paar wichtige Adressen

Weibernetz e.V. – Bundesnetzwerk von FrauenLesbenund Mädchen mit BeeinträchtigungKölnische Str. 9934119 KasselTelefon: (05 61) 7 28 85-85Fax: (05 61) 7 28 85-53E-Mail: [email protected]: www.weibernetz.de

Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V.Raiffeisenstr. 1835043 MarburgTelefon: (0 64 21) 4 91-0Fax: (0 64 21) 4 91-167E-Mail: [email protected]: www.lebenshilfe.de

(Frauen-)Referentin Christine Karches (Leiterin des Instituts inForm –Fortbildung für Selbsthilfe, Fachpraxis und Management)Telefon: (0 64 21) 4 91-173Fax: (0 64 21) 4 91-673E-Mail: [email protected]

Aufgabe: Betreuung des Fachgebietes „Frauen mitgeistiger Behinderung“

Angebote: Seminare für Frauen mit Lernschwierigkeitenzu Themen wie Lebensgeschichte, Sexualität,Partnerschaft, Selbstbehauptung und Selbstbestimmung

Page 34: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland e.V.Kölnische Str. 9934119 KasselTelefon: (05 61) 7 28 85-55Fax: (05 61) 7 28 85-58E-Mail: [email protected]: www.menschzuerst.de

Frauenbeauftragte Petra GroßTelefon: (05 61) 7 28 85-54

(montags bis donnerstags 9.00 –14.30 Uhr)

Aufgaben: Ansprechpartnerin für Frauen mitLernschwierigkeiten; Themen sammeln und bearbeiten

31

Page 35: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

32

Kindergarten, Vorschule und Schule

Wie ist das für behinderte Mädchen?

Page 36: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Eine Geschichte über Annemarie P.und ihre Schulzeit

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt in schwerer Sprache „Alles gleich,

nur etwas anders“. In der Geschichte erzählt sie von

Annemarie P. Es geht um ihre Schulzeit.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

„Hast du auch eine Katze?“, fragt Annemarie P.*

„Nein, ich habe einen Hund“, antwortet Irene Bazinger.

„Und wie schaut der aus?“ fragt Annemarie P.

„Na, schwarz und weiß“, sagt Irene Bazinger.

Annemarie P. hat noch viele Fragen. Sie lacht und gluckst.

Und dabei denkt sie wohl gerade an den Hund. Oder

Annemarie P. träumt davon, selbst einen Hund zu haben.

Niemand kann genau sagen, wie Annemarie P. denkt.

Und niemand kann genau sagen, was sie denkt.

Annemarie wurde 1988 in einer kleinen Stadt in dem

Brandenburg geboren.

Früher gehörte Brandenburg zur DDR.

Als sie 3 Monate alt war, bekam Annemarie eine Spritze.

Aber die Spritze war nicht gut für sie. Annemarie wurde

sehr krank. Deshalb bekam sie Medizin.

Sie musste 6 Wochen schlafen – Tag und Nacht.

Dann wurde sie wieder wach. Die Krankheit war für

Annemarie nicht gut gewesen. Sie war danach geistig

behindert. Sie konnte sich fast nicht mehr bewegen. Sie

konnte zum Beispiel ihre Augen nicht mehr öffnen.

* Annemarie P. heißt anders. Aber ihr Name soll nicht verraten werden.

Bundesland

33

Page 37: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

34

Man sagte den Eltern, dass Annemarie in ein Heim soll.

Das wollten die Eltern nicht. Annemarie blieb in der

Familie. Die Mutter betreute ihre Tochter.

Die Mutter sprach mit ihr und sang Annemarie vor.

Sie bewegte stundenlang ihre Arme und Beine.

Annemarie sollte sie wieder selbst bewegen können.

Das war eine schwere Zeit. Es gab viele Tränen.

Aber es war gut für Annemarie: Sie fing langsam

wieder an, mit den Füßen und den Fingern zu wackeln.

Mit 3 Jahren lernte sie laufen.

Heute ist Annemarie 19 Jahre. Sie läuft wieder alleine.

Aber Annemarie hat immer noch Probleme:

Sie kann manche Bewegungen nicht so gut machen.

Und sie kann nicht so gut lernen oder Sachen verstehen.

Annemarie P. und ihre Familie leben noch in dem

Brandenburg. Das ist gut. Denn in

Brandenburg gibt es ein ganz gutes Gesetz für Schulen.

Wenn es geht, sollen behinderte Kinder und nicht

behinderte Kinder zusammen in die Schule gehen.*

Annemaries Eltern wollten nicht, dass ihre Tochter in eine

Schule für geistig Behinderte geht.

Sie haben 3 Jahre gegen das Schulamt gekämpft.

Dann kam Annemarie endlich in die Grundschule in

ihrem Heimatort. In der Grundschule war sie

das 1. geistig behinderte Kind.

Später kam sie dann in die Gesamtschule in ihrem

Heimatort. Dort ist sie noch immer die einzige geistig

behinderte Schülerin.

* Das steht in dem Gesetz über die Schulen im Bundesland Brandenburg.

Bundesland

Page 38: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

35

Damals war es ganz neu, dass behinderte und nicht

behinderte Kinder zusammen in die Schule gehen.

Heute finden das die meisten Lehrerinnen und Lehrer

und Eltern an der Gesamtschule gut.

Für Annemarie ist es sehr wichtig, mit den anderen

Kindern zusammen zu sein. Sie will auch so lernen wie

sie. Sie macht nicht die gleichen Sachen im Unterricht

wie die nicht behinderten Schüler. Aber ihr Tag ist genau

so wie für alle Jugendlichen in ihrer Klasse.

Sie wird gefordert. Und sie gehört fest zur Klasse dazu.

Sie ist glücklich.

Annemaries Lehrerin sagt:

„Wir machen alles mit, bloß etwas anders.“

Die Lehrerin sitzt im Unterricht oft neben Annemarie.

Sie übt mit ihr. Zum Beispiel:

Wenn die anderen Jugendlichen ein Buch öffnen,

macht es Annemarie auch. Oder: Wenn die anderen

etwas in Physik lernen, macht Annemarie das hier:

Sie malt Vierecke oder Dreiecke aus. Sie lernt etwas über

Vierecke oder Dreiecke. Ihre Lehrerin unterstützt sie.

Manche Dinge können die nicht behinderten

Jugendlichen besser als Annemarie. Zum Beispiel Mathe.

Andere Dinge kann Annemarie viel besser mitmachen.

Zum Beispiel Musik oder Erdkunde.

Annemarie kann jetzt besser sprechen.

Und sie kann besser über Dinge nachdenken.

Fast alle Schüler in Annemaries Klasse sind freundlich zu

Annemarie. Sie haben nichts gegen Annemarie.

Annemarie ist auch nett zu ihnen. Viele Kinder und Eltern

aus Annemaries Klasse haben etwas gelernt. Jetzt wissen

sie, wie das ist, wenn behinderte und nicht behinderte

Kinder zusammen in eine Klasse gehen.

Page 39: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

36

Nachmittags sitzt Annemarie gerne vor dem Fernseher.

Sie schaut sich Wunschkonzerte an. Die Musik macht ihr

sehr viel Spaß. Außerdem geht Annemarie gerne

draußen laufen. Da wird sie richtig wach.

Meistens hat Annemarie ein Handy umgehängt. Auch in

der Schule. Dann kann sie schnell ihre Eltern anrufen.

Wenn Annemarie ihr Telefon zeigt, strahlt sie vor

Vergnügen.

Diese Dinge liebt sie auch: Harry Potter, ihren CD-Player

und gemischtes Eis. Sie weiß, was sie will. Aber wenn

man sie fragt, sagt sie es nicht. Deshalb braucht man viel

Geduld, um es herauszubekommen.

Annemarie P. ist nett. Aber manchmal schwer zu

verstehen. Sie wird nie allein leben können. Sie wird es

schwer haben, Arbeit zu finden. Sie wird wahrscheinlich

in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten.

Und im Betreuten Wohnen leben. Oder: Vielleicht kann

sie später auch bei ihrem Bruder und seiner Familie

wohnen.

Wir sind fast am Ende der Geschichte über Annemarie P.

Am Anfang der Geschichte hat Annemarie P. Irene

Bazinger viel über ihren Hund gefragt.

Annemarie hat immer noch Fragen.

„Warum hast du keine Katze?“, fragt Annemarie P.

wieder.

„Weil ich einen Hund habe.“

Annemarie P. hat eine Idee:

„Vielleicht mögen sie sich aber.“

Irene Bazinger findet, dass das gut klingt.

Page 40: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Kindergarten, Vorschule und Schule Wie ist das für behinderte Mädchen?

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

An behinderte Mädchen wird leider oft nicht

gedacht. Deshalb können sie bei Mädchengruppen

und Mädchenkursen oft nicht mitmachen.

Viele behinderte Kinder bekommen Frühförderung,

bevor sie in die Schule kommen.

Dort lernen sie zum Beispiel sprechen.

Oder laufen. Oder essen.

Behinderte und nicht behinderte Kinder sollen

aber auch zusammen lernen.

Zum Beispiel im Kindergarten.

Alle Kinder können etwas.

Und sie können voneinander lernen.

Seit ungefähr 50 Jahren gibt es Sonderschulen für

behinderte Kinder. Dort können behinderte Mädchen

und Jungen lernen.

Immer mehr Eltern sind gegen Sonderschulen.

Sie wollen, dass behinderte und nicht behinderte

Kinder zusammen in die Schule gehen.

In anderen Ländern ist es so: In Italien gibt es zum

Beispiel gar keine Sonderschulen mehr.

In Spanien und Portugal werden auch immer mehr

Sonderschulen zu gemacht.

Und in Schweden und Norwegen dürfen die Eltern

bestimmen, auf was für eine Schule ihr Kind

gehen soll.

37

Page 41: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

100

sch

wer

beh

ind

erte

Men

sch

en u

nte

r 18

58

Ju

ng

en4

2 M

ädch

en

38

Mädchen mit Behinderungen in Deutschland

In Deutschland gibt es weniger behinderte Mädchen

als behinderte Jungen.

Das hat für Deutschland Zahlen

gesammelt:

Von 100 schwerbehinderten Menschen unter 18 Jahren

sind 42 Mädchen, aber 58 Jungen.

Behinderte Mädchen haben oft das gleiche Problem wie

behinderte Frauen: Es wird nur ihre Behinderung

gesehen. Dass sie auch Mädchen sind, wird oft vergessen.

Das ist ein Problem. Warum?

Es gibt viele Dinge, die nur für Mädchen sind.

Zum Beispiel:

Mädchen-Gruppen

besondere Kurse nur für Mädchen

Mädchen-Treffs

Dort wird aber meistens nur an Mädchen ohne

Behinderung gedacht. Mädchen mit Behinderung

werden vergessen. Deshalb können die meisten

behinderten Mädchen bei solchen Mädchengruppen

nicht mitmachen. Warum?

Hier ein paar Beispiele:

Mädchen im Rollstuhl kommen nicht in die Räume

hinein.

Die Sprache ist für Mädchen mit Lernschwierigkeiten

zu schwer.

Es gibt keine Hilfsmittel.

Zum Beispiel für blinde oder sehbehinderte Mädchen.

Statistische Bundesamt

Page 42: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

39

Das finden viele behinderte Mädchen nicht gut.

Und auch Gruppen für Menschen mit Behinderungen

finden das nicht gut.

Sie versuchen mehr für behinderte Mädchen zu tun.

Zum Beispiel der Bundesverband für Körper- und

Mehrfachbehinderte. Das ist eine Gruppe, die in ganz

Deutschland für behinderte Menschen arbeitet.

Diese Gruppe macht seit ungefähr 8 Jahren etwas für

behinderte Mädchen.

Sie schreibt die Zeitschrift Mitmach-Mädchenmagazin-

Mittendrin. Diese Zeitschrift heißt kurz MiMMi.

Sie macht eine Tagung für behinderte Mädchen. Diese

Tagung heißt in schwerer Sprache Mädchenkonferenz.

Die Tagung ist alle 2 Jahre.

Was gibt es für behinderte Mädchenund Jungen vor der Schule?

Für Kinder ist lernen wichtig. Lernen geht aber nicht erst

mit der Schule los.

Kinder lernen besonders viel bis sie 6 Jahre alt sind.

Das ist auch bei behinderten Kindern so. Für behinderte

Kinder ist es besonders wichtig, dass sie viel lernen bevor

sie in die Schule kommen.

Sie werden dafür besonders unterstützt. Diese besondere

Unterstützung für ganz junge behinderte Mädchen und

Jungen heißt in schwerer Sprache Frühförderung.

Page 43: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

In der Frühförderung lernen behinderte Mädchen und

Jungen wichtige Dinge: Sie lernen Dinge, die sie noch

nicht alleine können. Oder sie lernen Dinge, die sie noch

nicht so gut können.

Das lernen die Kinder zum Beispiel: Laufen, sprechen,

etwas in die Hand nehmen, spielen oder essen.

Zuerst wird immer geschaut, was ein behindertes Kind

schon kann. Und dann wird geschaut, was das

behinderte Kind noch lernen kann. Dann bekommt es

Hilfe, um noch mehr zu lernen.

Es gibt viele Fachleute, mit denen behinderte Mädchen

und Jungen lernen. Die Berufe haben manchmal schwere

Namen. Zum Beispiel:

Arzt / Ärztin.

Krankengymnast / Krankengymnastin.

Diese Personen helfen, damit man sich besser

bewegen kann.

Logopäde / Logopädin. Diese Personen helfen,

damit man besser sprechen kann.

Die Fachleute und die Eltern sollen gut

zusammenarbeiten. Sie sollen zusammen überlegen,

was das behinderte Kind am besten lernen kann.

Und sie sollen überlegen, wie das behinderte Kind am

besten lernen kann.

Aber das wird leider noch nicht immer so gemacht. Oft

arbeiten die Fachleute noch nicht richtig gut zusammen.

Ganz junge behinderte Mädchen und Jungen sollen aber

nicht nur Frühförderung bekommen. Sie sollen auch mit

nicht behinderten Kindern zusammen sein und spielen.

40

Page 44: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

41

Hier können behinderte und nicht behinderte kleine

Kinder zum Beispiel zusammen sein:

in der Krabbelgruppe

im Kindergarten

in der Vorschule

Es ist gut, wenn behinderte und nicht behinderte Kinder

schon von Anfang an zusammen sind.

Sie lernen voneinander.

Die nicht behinderten Kinder lernen zum Beispiel das

hier: Mit behinderten Kindern kann man gut spielen.

Oder: Man muss vor behinderten Kindern keine Angst

haben.

Die behinderten Mädchen und Jungen lernen zum

Beispiel das hier: Wie spielt man mit Bausteinen.

Sie lernen, dass auch nicht behinderte Kinder nicht alles

schon von Anfang an können.

Wo gehen behinderte Mädchen undJungen in die Schule?

Früher war das mit der Schule für behinderte Kinder

ganz anders als heute. Dazu müssen wir erzählen,

wie es früher war.

Bis 1990 gab es 2 Länder, die Deutschland hießen:

1. Es gab die Bundesrepublik Deutschland.

2. Es gab die DDR. Ausgeschrieben heißt das

Deutsche Demokratische Republik.

Page 45: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Die Regeln in der früheren Bundesrepublik Deutschland

Das ist ein Bild der früheren

Bundesrepublik Deutschland

Das ist ein Bild der

früheren DDR

Beide Länder hatten verschiedene Regeln für behinderte

Kinder und Schule.

Vor über 50 Jahren sind behinderte Mädchen und Jungen

dort kaum in die Schule gegangen.

Damals hat man gedacht, dass sie nichts lernen können.

Das hat sich dann geändert.

Seit ungefähr 50 Jahren gibt es auch Schulen für

behinderte Mädchen und Jungen. Damals wurden

überall in der Bundesrepublik Deutschland besondere

Schulen für behinderte Kinder gebaut.

Diese Schulen hießen Sonderschulen.

Damals glaubte man, dass jede Gruppe von behinderten

Kindern ihre eigene Schule braucht. Zum Beispiel:

Kinder mit Körperbehinderung mussten in eine

Schule für Körperbehinderte.

Kinder mit Lernschwierigkeiten mussten in eine

Schule für geistig Behinderte.

Schwer mehrfach behinderte Kinder mussten in eine

Schule für Schwer-Mehrfachbehinderte.42

Page 46: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

43

Diese Sonderschulen waren wichtig.

Denn endlich konnten behinderte Kinder in der

Bundesrepublik Deutschland auch lernen.

Aber diese Sonderschulen waren nicht nur gut. Viele

Eltern und Kinder mochten die Sonderschulen nicht.

Sie fanden es nicht gut, dass nur behinderte Kinder

zusammen waren.

Sie fanden es nicht gut, dass behinderte Kinder jeden

Tag lange mit Bussen zu den Sonderschulen fahren

mussten.

Sie fanden die Internate für behinderte Kinder nicht

gut. Internate sind Schulen, in denen die Kinder auch

wohnen. Die meisten Internate waren weit weg von

der Familie.

Deshalb kämpften die Eltern behinderter Kinder dafür,

dass sich etwas änderte. Die Eltern wollten, dass ihre

behinderten Töchter und Söhne zusammen mit nicht

behinderten Kindern in die Schule gehen.

Und dass ihre behinderten Töchter und Söhne dort in die

Schule gehen, wo ihre Familie wohnt.

Das war vor ungefähr 30 Jahren.

Die Regeln in der DDR

In der DDR war das mit der Schule für behinderte

Mädchen und Jungen etwas anders.

Es gab auch Sonderschulen und Internate für behinderte

Kinder. Es gab zum Beispiel Internate für Kinder mit

Körperbehinderungen. Und es gab Internate für blinde

und hörbehinderte Kinder.

Page 47: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wie ist das seit 1990 – seit es wieder ein Deutschland gibt?

44

Für Mädchen und Jungen mit so genannter geistiger

Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen

gab es aber keine Schulen. Man glaubte, dass diese

behinderten Mädchen und Jungen überhaupt nicht in

Schulen gehen können. Man nannte diese behinderten

Kinder in schwerer Sprache schulbildungsunfähig.

Und sie lebten oft in Heimen oder Krankenhäusern.

Dort, wo früher die DDR war, wurden nach 1990 viele

Sonderschulen neu eröffnet. Das war für manche erst

einmal gut. Denn endlich konnten auch Mädchen und

Jungen mit so genannter geistiger Behinderung oder

schweren Mehrfachbehinderungen in die Schule gehen.

Sie durften lernen. Viele Eltern waren sehr froh darüber.

Aber Sonderschulen sind nicht immer die beste Lösung.

Viele viele behinderte Kinder haben nach der

Sonderschule keinen Schulabschluss, der ihnen hilft.

Mit dem Schulabschluss von der Sonderschule können sie

fast nie eine Ausbildung machen.

Deshalb kämpfen heute noch immer viele Eltern gegen

Sonderschulen. Sie wollen, dass behinderte und nicht

behinderte Mädchen und Jungen zusammen in die

Schule gehen können.

Page 48: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

45

Aber das ist nicht so einfach. Warum?

In Deutschland gibt es noch immer sehr sehr viele

Sonderschulen. Dort gehen die meisten behinderten

Kinder hin. Es gehen sogar immer mehr Kinder in

Sonderschulen.

Die Politik entscheidet über Schulen.

Es gibt noch immer viele Politiker und Politikerinnen,

die Sonderschulen richtig finden.

Und: Manche aus der Politik haben Angst, dass es zu

teuer ist, wenn behinderte Kinder in die gleichen

Schulen gehen wie nicht behinderte Kinder.

Deshalb unterstützen sie lieber Sonderschulen.

Warum dürfen die Politiker und Politikerinnen das?

Die Politiker und Politikerinnen entscheiden über

Gesetze. In Deutschland macht jedes sein

eigenes Schulgesetz. Deutschland hat 16

Das sind ein paar davon: Bayern, Sachsen-Anhalt,

Niedersachsen, Brandenburg oder Bremen.

Es gibt 16 verschiedene Schulgesetze in Deutschland.

Die Schulgesetze bestimmen zum Beispiel, ob

behinderte und nicht behinderte Mädchen und Jungen

zusammen in die Schule gehen.

In manchen dürfen die Eltern sagen, ob

sie ihr behindertes Kind lieber in eine Sonderschule oder

in eine Schule mit nicht behinderten Kindern zusammen

schicken wollen. Leider muss nicht das gemacht werden,

was sich die Eltern wünschen.

In anderen dürfen die Eltern gar nichts

auswählen. Da bestimmt ein Amt, in welche Schule das

behinderte Kind kommt.

Bundesländern

Bundesländern

Bundesländer.

Bundesland

Page 49: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

46

Wie ist das in anderen Ländern in Europa?

In Italien gibt es schon seit 30 Jahren keine

Sonderschulen mehr.

In Spanien und Portugal werden auch immer mehr

Sonderschulen zu gemacht. Die Hälfte aller behinderten

Mädchen und Jungen gehen schon mit nicht behinderten

Kindern zusammen in die Schule.

In Schweden, Norwegen oder Finnland dürfen die Eltern

bestimmen, in was für eine Schule ihr behindertes Kind

gehen soll: Soll es zusammen mit nicht behinderten

Kindern auf eine Schule gehen? Oder soll es nur mit

behinderten Kindern auf eine Sonderschule gehen?

Page 50: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

47

Ein paar wichtige Adressen

Der Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V.macht 2 Dinge für behinderte Mädchen:

die Zeitschrift MiMMi – das ist das Mitmach-Mädchenmagazin-MittendrinTagungen für Mädchen

Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V.Brehmstr. 5–740239 DüsseldorfTelefon: (02 11) 64 004-16Fax: (02 11) 64 004-20E-Mail: [email protected]: www.bvkm.de

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben –gemeinsam lernen e.V. kämpft für diese Dinge:

Menschen mit und ohne Behinderungen sollenzusammen leben, lernen, wohnen und arbeiten können.Eltern müssen selbst bestimmen dürfen, auf was für eine Schule ihr behindertes Kind geht.

Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben –gemeinsam lernen e.V.c/o Projektbüro FrankfurtBeratung Information KoordinationFalkstr. 106 HH60487 Frankfurt/MainTelefon: (0 69) 77 01 57 58E-Mail: [email protected]: www.gemeinsamleben-gemeinsamlernen.de

Page 51: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

48

Frauen mit Behinderung lernen einen Beruf oder studieren

Page 52: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

49

Frauen mit Behinderung lernen einen Beruf oder studieren

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Jugendliche brauchen nach der Schule einen

Ausbildungsplatz. Oder eine Arbeit.

Vor allem behinderte Frauen brauchen

Unterstützung, damit sie einen Platz finden.

Wo können behinderte Frauen einen Beruf lernen?

Sie können in einem Betrieb lernen. Zum Beispiel

bei einem Bäcker. Oder in einer Gärtnerei.

Sie können in einem Berufsbildungswerk lernen.

Berufsbildungswerke sind nur für behinderte

Jugendliche. Die Berufsbildungswerke wollen,

dass auch behinderte Frauen gut bei ihnen

lernen können.

Behinderte Frauen können in einer

Reha-Einrichtung lernen.

Behinderte Frauen können studieren.

Wenn eine Frau erst später behindert wird, kann

sie in einem Berufsförderungswerk einen neuen

Beruf lernen.

Page 53: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

von 100 behinderten Mädchen und Jungen

61Hauptschulabschluss

34 Abitur + Mittlere Reife

5 ohne Abschluss

Was machen behinderte Mädchenund Jungen nach der Schule?

In Deutschland müssen alle Kinder und Jugendlichen in

die Schule. Es gibt viele verschiedene Schulen.

Zum Beispiel:

Sonderschule

Hauptschule

Realschule

Gymnasium

Am Ende der Schule macht man oft eine Prüfung.

Und man bekommt ein Zeugnis.

Das nennt man einen Schulabschluss.

Was für Schulabschlüsse machen behinderte Mädchen

und Jungen in Deutschland? Haben behinderte Mädchen

bessere Abschlüsse? Oder behinderte Jungen?

Dafür hat das Zahlen gesammelt.

Von 100 behinderten Mädchen und Jungen haben

61 ihr Zeugnis von einer Hauptschule.

Es sind gleich viele Mädchen und Jungen.

5 haben gar keinen Schulabschluss.

Es sind auch gleich viele Mädchen und Jungen.

Die anderen behinderten Mädchen und Jungen teilen

sich so auf:

Behinderte Mädchen machen öfter die Mittlere Reife.

Damit können sie eine Ausbildung machen.

Behinderte Jungen machen öfter das Abitur.

Damit können sie studieren.

Statistische Bundesamt

50

Page 54: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

ohne Berufsabschluss

junge Männer junge Frauen

51

Wie ist das mit der Berufsausbildung: Haben behinderte

junge Frauen und behinderte junge Männer gleich oft

einen Beruf mit Zeugnis?

Nein!

Auch dafür hat das Zahlen

gesammelt.

Von 100 behinderten jungen Männern haben 17 keinen

Berufsabschluss.

Aber: Von 100 behinderten jungen Frauen haben

36 keinen Berufsabschluss.

Das sind doppelt so viele Frauen!

Deshalb müssen vor allem junge behinderte Frauen

unterstützt werden.

Sie brauchen Hilfe, wenn sie aus der Schule kommen.

Sie brauchen vor allem bei diesen Dingen Hilfe:

einen Ausbildungsplatz finden

einen Arbeitsplatz finden

Viele behinderte Frauen lernen noch immer so genannte

Frauenberufe. Zum Beispiel:

Putzfrau, Küchenhilfe, Friseurin oder Verkäuferin sind

Frauenberufe.

Diese Berufe machen oft Frauen ohne Behinderung.

Deshalb finden behinderte Frauen nicht so leicht einen

Arbeitsplatz. Und oft verdienen sie weniger Geld.

Deshalb ist es wichtig, dass behinderte Mädchen auch

andere Berufe kennen lernen.

Statistische Bundesamt

Page 55: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Weibernetz

52

Es gibt 2 Gruppen. Sie unterstützen Mädchen dabei,

andere Berufe kennen zu lernen.

Das Weibernetz e.V. ist ein Verein für Frauen und

Mädchen mit Behinderungen.

Der Verein will, dass behinderte Mädchen viele Berufe

kennen. Deshalb sollen behinderte Mädchen beim

Mädchen-Tag mitmachen. In Deutschland hat der

Mädchen-Tag einen englischen Namen.

Er heißt Girls Day. Der Mädchen-Tag ist jedes Jahr Ende

April. Am Mädchen-Tag können Mädchen viele Berufe

kennen lernen. Sie können sich für einen Tag eine

Arbeitsstelle anschauen und mitarbeiten.

Für behinderte Mädchen ist der Mädchen-Tag sehr

wichtig. So lernen sie mehr über verschiedene Berufe.

Und die Betriebe lernen behinderte Mädchen kennen.

Vielleicht stellen sie dann später einmal ein Mädchen

mit Behinderung ein.

Das Jenaer Zentrum für selbstbestimmtes Leben e.V.

ist ein Beratungszentrum. Dort beraten behinderte

Menschen andere behinderte Menschen.

Das Zentrum in Jena hilft Mädchen mit

Lernschwierigkeiten nach der Schule Arbeit zu finden.

Sie suchen mit den behinderten Mädchen Arbeit.

Sie suchen auch Arbeit, die Mädchen und Frauen sonst

nicht so oft machen. Aber das ist gar nicht so einfach.

Viele behinderte Mädchen, ihre Eltern und auch Lehrer

und Lehrerinnen wollen das noch nicht so richtig.

Sie wollen lieber bei den Frauenberufen bleiben.

Page 56: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Junge Frauen mit Behinderung machen eine Ausbildung

53

Die Schule ist vorbei. Jetzt müssen alle Schülerinnen und

Schüler überlegen, was sie arbeiten wollen.

Das ist für behinderte Jugendliche auch so.

Zum Beispiel:

Behinderte Jugendliche können nach der Schule eine

Ausbildung machen. Das heißt, sie lernen einen Beruf.

Es gibt sehr sehr viele Ausbildungen.

Hier ein paar Beispiele:

Man kann ein Handwerk lernen.

Und später dann in einer Tischlerei, einer Bäckerei oder

auf einer Baustelle arbeiten.

Man kann Büroarbeiten lernen.

Und später dann in einem Büro arbeiten.

Wo kann man zum Beispiel eine Ausbildung machen?

Man kann in einem Betrieb lernen. Zum Beispiel bei

einem Bäcker oder in einer Gärtnerei.

Dort arbeitet man mehrere Tage in der Woche in dem

Beruf. So lernt man. Man geht auch noch in die

Berufsschule. Dort lernt man die Dinge, die man für

den Beruf auch noch wissen muss.

Alle Jugendlichen mit und ohne Behinderung lernen

zusammen.

Von 100 behinderten Jugendlichen lernt die Hälfte in

einem Betrieb. Das sind 50.

Es gibt einen besonderen Namen für eine Ausbildung

in einem Betrieb.

Das schwere Wort ist betriebliche Ausbildung.

Page 57: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

54

Man kann in einem Berufsbildungswerk lernen.

In Deutschland gibt es 52 Berufsbildungswerke.

Ihr kurzer Name ist BBWs.

Ein Berufsbildungswerk ist so etwas wie ein Betrieb

und eine Schule in einem.

Dort kann man Berufe erst einmal kennen lernen.

Und dann entscheidet man sich, was man lernen will.

Die Berufsbildungswerke sind nur für behinderte

Jugendliche.

Man kann in einer überbetrieblichen Einrichtung

oder einer sonstigen Reha-Einrichtung lernen.

Sie sind so ähnlich wie Berufsbildungswerke.

Man lernt an einem Ort und muss nicht extra in eine

Schule gehen.

Es gibt einen besonderen Namen für die Ausbildungen

in einem Berufsbildungswerk, einer

überbetrieblichen Einrichtung oder einer

Reha-Einrichtung. Der schwere Namen ist

außerbetriebliche Ausbildung.

Von 100 behinderten Jugendlichen lernt die Hälfte in

einer außerbetrieblichen Ausbildung. Das sind 50.

Page 58: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Lernen junge behinderte Frauen auch in

Berufsbildungswerken?

Ja. Aber es gibt viel mehr behinderte Jungen in

Berufsbildungswerken.

Von 100 behinderten Jugendlichen sind

nur 37 junge Frauen.

Es sind aber doppelt so viele junge Männer.

Die Berufsbildungswerke versuchen besser zu werden.

Sie wollen, dass auch junge behinderte Frauen gut bei

ihnen lernen können.

Das ist für behinderte Mädchen in den

Berufsbildungswerken zum Beispiel wichtig:

getrennte Zimmer von den jungen Männern

Unterstützung für behinderte Frauen

Selbstbehauptungskurse. Dort können behinderte

Frauen zum Beispiel lernen, für sich selbst zu sprechen.

neue Berufe für Frauen. Es soll nicht nur Frauenberufe

geben.

Der letzte Punkt ist besonders wichtig. Junge Frauen mit

Behinderungen wollen nicht nur dort arbeiten, wo

Frauen schon immer gearbeitet haben. Zum Beispiel im

Büro. Oder in der Küche und beim Putzen. Sie wollen

auch andere Berufe lernen können.

Wer bezahlt die Ausbildung in einem

Berufsbildungswerk oder einer Reha-Einrichtung?

Die muss die Ausbildung bezahlen.Agentur für Arbeit

55

Page 59: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

56

Behinderte Frauen lernen einen neuen Beruf

Junge Frauen mit Behinderung können auch studieren.

Dazu müssen sie das Abitur haben.

Hier kann man zum Beispiel studieren:

an einer Fachhochschule

an einer Universität

Behinderte Frauen und Männer müssen dort unterstützt

werden. Damit sie gut studieren können.

Manchmal werden Frauen auch erst später im Leben

behindert oder krank. Dann können sie vielleicht nicht

mehr in ihrem Beruf arbeiten. Sie können einen anderen

Beruf lernen. Das nennt man in schwerer Sprache

berufliche Weiterbildung.

Wo kann man eine berufliche Weiterbildung machen?

In einem Berufsförderungswerk.

In Deutschland gibt es 28 Berufsförderungswerke.

Es gibt 6 besondere Berufsförderungswerke:

Es gibt 4 Berufsförderungswerke

für blinde und sehbehinderte Menschen.

Es gibt 2 Berufsförderungswerke

für schwerstbehinderte Menschen.

Junge Frauen mit Behinderung studieren

Page 60: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Lernen viele Frauen in Berufsförderungswerken neue

Berufe?

Nein.

Von 100 Personen in einem Berufsförderungswerk sind

72 Männer, aber

nur 28 Frauen.

Warum gibt es so wenige behinderte Frauen in

Berufsförderungswerken?

Behinderte Frauen werden nicht gut beraten.

Sie wissen oft nicht genug über die

Berufsförderungswerke.

Viele Berufsförderungswerke sind für Frauen mit

Kindern nicht so gut. Dann müssen die Kinder nämlich

mit den Müttern an einen anderen Ort ziehen.

Und das wollen viele Mütter nicht machen.

Es ist anstrengend in einem Berufsförderungswerk zu

lernen. Man muss den ganzen Tag lernen.

Und das an 5 Tagen in der Woche.

Das ist für Frauen mit Familie schwer.

Sie können nicht den ganzen Tag weg sein.

In den Berufsförderungswerken können Frauen nicht

viele interessante Berufe lernen.

Oft können sie nur Büroberufe lernen.

Aber viele Frauen wollen lieber Berufe lernen, die mit

Menschen zu tun haben.

Oder Berufe, die mit Computern zu tun haben.

57

Page 61: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Ein paar wichtige Adressen

In der Arbeitsgemeinschaft DeutscherBerufsförderungswerke arbeiten die 28Berufsförderungswerke aus Deutschland zusammen.

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Berufsförderungswerkec/o Berufsförderungswerk FrankfurtHuizener Str. 6061118 Bad VilbelTelefon: (0 61 01) 40 0-0Fax: (0 61 01) 40 0-170E-Mail: [email protected]: www.arge-bfw.de

Die Arbeitsgruppe „Berufliche Rehabilitation vonFrauen“ ist besonders für Frauen da. Sie hilft zumBeispiel Frauen, die in Berufsförderungswerke gehen.

Arbeitsgruppe „Berufliche Rehabilitation von Frauen“c/o Berufsförderungswerk DortmundHacheneyer Str. 18044265 DortmundTelefon: (02 31) 71 09-2 34Fax: (02 31) 71 09-4 32E-Mail: [email protected]

In der Bundesarbeitsgemeinschaft derBerufsbildungswerke (BAG BBW) arbeiten die 52Berufsbildungswerke zusammen.

Bundesarbeitsgemeinschaft der BerufsbildungswerkeGeschäftsstelleKurfürstenstr. 13110785 BerlinTelefon: (0 30) 23 00 34 33Fax: (0 30) 23 00 38 99E-Mail: [email protected]: www.bagbbw.de

58

Page 62: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

59

In der Bundesarbeitsgemeinschaft für Unterstützte

Beschäftigung e.V. (BAG UB) arbeiten die

Integrationsfachdienste zusammen.

Die Integrationsfachdienste unterstützen Menschen mit

schweren Behinderungen.

Sie helfen ihnen Arbeit zu finden.

Bundesarbeitsgemeinschaft für UnterstützteBeschäftigung e.V.Schulterblatt 3620357 HamburgTelefon: (0 40) 43 25 31 23Fax: (0 40) 43 25 31 25E-Mail: [email protected]: www.bag-ub.de

Das Weibernetz e.V. macht viel für behinderte Mädchenund Frauen.

Weibernetz e.V. – Bundesnetzwerk von FrauenLesbenund Mädchen mit BeeinträchtigungKölnische Str. 9934119 KasselTelefon: (05 61) 7 28 85-85Fax: (05 61) 7 28 85-53E-Mail: [email protected]: www.weibernetz.de

Page 63: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

60

Behinderte Frauen und Arbeit

Page 64: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Eine Geschichte über Anna S. und wie sie schwerhörig wurde

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt in schwerer Sprache

„Es war die Lerche“.

In der Geschichte erzählt sie von Anna S. Es geht darum,

wie Anna S. merkt, dass sie hörbehindert ist.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

Einmal radelte Anna S.* mit Freunden zwischen Feldern.

Die Sonne schien. Der Himmel war klar.

Alles war ganz wunderbar. Dann fragte sie jemand:

„Hörst du, wie herrlich die Lerchen singen?“ Anna S.

nickte. Aber in Wirklichkeit hörte sie die Vögel nicht.

Anne S. hörte schon seit Jahren immer weniger.

Sie verstand vieles nicht mehr, wenn jemand etwas sagte.

Deshalb musste sie den Menschen auf den Mund

schauen. Dann konnte sie die Menschen verstehen.

Das klappte auch ganz gut.

Aber im Straßenverkehr, in der Natur oder im Theater

konnte sie das nicht so machen. Anna S. wollte aber nicht

glauben, dass sie schlechter hörte. Über 10 Jahre lang tat

sie so, als ob sich nichts verändert hatte.

Dazu brauchte sie viele Ideen. Und viel Kraft.

Als sie bei dem Ausflug mit dem Fahrrad die Vögel nicht

mehr hören konnte, war das schlimm für sie.

Deshalb wollte sie dann doch zu einem Arzt gehen.

Sie hatte Angst davor. Und es war auch schlimm: Der Arzt

sagte ihr, dass sie wirklich nicht mehr gut hören konnte.

* Anna S. heißt in Wirklichkeit anders. Aber ihr Name soll nicht verraten werden.

61

Page 65: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Er sagte Anna S., dass sie schwerhörig ist. Aber der Arzt

konnte ihr nicht sagen, wie es weiter gehen würde.

Vielleicht würde sie bald noch weniger hören können.

Vielleicht aber auch nicht.

Wer ist Anna S.?

Sie ist 50 Jahre alt. Aber sie sieht jünger aus.

Sie ist Journalistin. Sie schreibt für eine große

Tageszeitung Berichte. Anna S. weiß, was sie will.

Das war schon immer so. Sie spricht gerne.

Sie will immer viel wissen. Und sie will es genau wissen.

Das ist für ihren Beruf sehr wichtig.

Sie arbeitet bei einer großen Tageszeitung.

Anna S. ist eine Frau, die weiß, was sie will. Aber sie hat

viele Jahre niemandem erzählt, dass sie schwerhörig ist.

Sie dachte, dass Schwerhörigkeit etwas ist, was nur alte

Menschen haben. Und Menschen, die krank und

behindert sind. Das alles wollte sie nicht sein.

Sie wollte keine Hörgeräte. Mit ihrer Brille hatte sie nicht

so viele Probleme. Sie fand, Brillen sind nichts Schlimmes.

Aber Hörgeräte schon.

In der Familie von Anna S. sind noch mehr Personen

schwerhörig. Ihr Vater war zum Beispiel schwerhörig.

Aber auch er wollte das nicht glauben.

Und er hat nie etwas dagegen gemacht.

Warum Anna S. schwerhörig ist, weiß sie nicht genau.

Als sie 35 Jahre alt war, merkte sie zum ersten Mal,

dass ihre Ohren nicht mehr das machten, was sie sollten:

gut hören. Anna S. tat so, als ob nichts wäre.

Aber ihre guten Freunde merkten es. Sie sagten es ihr.

62

Page 66: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Aber Anna S. tat weiter so, als ob sie immer noch gut

hören konnte. Deshalb wurde ihr Leben immer schwerer.

Sie war unsicher. Sie musste bei der Arbeit und auch

sonst sehr aufpassen. Sie musste Tricks finden, wie sie

trotzdem wusste, was andere gesagt hatten.

Das machte ihr Druck und viel Arbeit.

Dann wollte sie doch Hilfe. Sie wollte Hörgeräte.

Sie brauchte sie zum Beispiel für ihre Arbeit.

Sie konnte nur eine gute Journalistin sein, wenn sie auch

gut hörte.

Anna S. ging zum Arzt. Er zeigte ihr verschiedene

Hörgeräte. Sie fand auch welche, die sehr gut für sie

waren. Aber diese Hörgeräte waren sehr teuer.

Die Krankenkasse bezahlte fast nichts davon.

Und auch sonst bekam sie keine Hilfen, diese teuren

Hörgeräte zu kaufen. Also kaufte sie sich erst einmal

keine. Es ging ihr nicht gut. Denn sie hörte ja immer noch

nicht besser. Aber sie musste weiter arbeiten und Geld

verdienen. Das wurde immer schwieriger.

Nach einer ganzen Weile kaufte sich Anna S.

dann doch endlich Hörgeräte.

Heute erzählt sie auch, dass sie schwerhörig ist.

Ihr macht es nichts mehr aus, behindert zu sein.

Zum Beispiel: Wenn sie in einer lauten Gaststätte ist.

Dann fragt sie, ob die Musik leiser gedreht werden kann.

Wenn die Musik nicht leiser gemacht wird,

geht sie einfach. Und sie erzählt anderen Leuten davon,

dass es in der Gaststätte für sie nicht gut war.

Oder sie spricht mit dem Kellner darüber.

Sie erzählt ihm, dass er durch die laute Musik

auch schwerhörig werden kann. 63

Page 67: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

64

Inzwischen hört Anna S. wieder alles.

Sie kann wieder Musik von Mozart, Autos und Vögel –

Lerchen oder Nachtigallen – hören.

Das hat ihr Leben einfacher gemacht.

Ihr machen auch die Hörgeräte nicht mehr so viel aus.

Sie sagt, das ist so. Sie wird ja auch älter.

Was wünscht sich Anna S. noch?

Sie möchte, dass schwerhörige Menschen mehr Geld für

Hörgeräte bekommen. Gute Hörgeräte sind sehr teuer.

Aber schwerhörige Menschen brauchen gute Hörgeräte.

Denn: Nur wenn man gut hört, kann man auch das alles

machen, was alle Menschen machen.

Das ist für Anna S. wichtig.

Und das ist für alle schwerhörigen Menschen wichtig.

Page 68: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte Frauen und Arbeit

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Viele behinderte Frauen haben keine Arbeit.

Deshalb haben sie auch oft wenig Geld.

Größere Firmen müssen behinderte Menschen

einstellen. Aber leider machen das noch nicht

alle Firmen.

Behinderte Frauen arbeiten oft in Kindergärten.

Oder sie arbeiten in Krankenhäusern.

Behinderte Männer arbeiten oft auf Baustellen.

Oder sie arbeiten in Fabriken.

Viele Frauen und Männer mit Lernschwierigkeiten

arbeiten in Werkstätten für behinderte Menschen.

Manche behinderte Menschen möchten nicht in

Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten.

Ein Integrationsfachdienst kann dabei helfen,

eine andere Arbeit zu finden.

Nach 20 Jahren in einer Werkstatt können behinderte

Menschen eine besondere Rente bekommen.

In dem Gesetz steht, welche arbeitslosen

Menschen wie viel Geld bekommen.

Hartz 4

65

Page 69: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

66

Wie viele behinderte Frauen arbeiten?Bekommen sie genug Geld für ihre Arbeit?

Behinderte Frauen und Männer sind öfter arbeitslos als

nicht behinderte Frauen und Männer.

Dafür gibt es Zahlen für Deutschland*:

Haben behinderte Frauen und behinderte Männer gleich

oft Arbeit?

Das kann man nicht genau sagen. Aber das weiß man:

Viele behinderte Frauen arbeiten nicht. Zum Beispiel weil

sie Kinder haben. Oder weil sie gar nicht versuchen,

Arbeit zu finden. Denn: Sie wissen, dass es für behinderte

Frauen schwer ist, Arbeit zu finden.

Bekommen behinderte Frauen und Männer genug Geld

für ihre Arbeit? Können sie von dem Geld leben?

Nein.

Die meisten behinderten Frauen und Männer verdienen

nicht genug Geld.

Behinderte Frauen verdienen noch weniger Geld als

behinderte Männer.

Viele behinderte Menschen leben von anderem Geld.

Zum Beispiel von Rente.

Auch bei der Rente bekommen behinderte Frauen oft

weniger Geld als behinderte Männer.

Behinderte Frauen haben also oft zu wenig Geld zum

Leben. Viele behinderte Frauen sind arm.

* Diese Zahlen sind vom Statistischen Bundesamt. Das ist ein Büro.

Das Büro sammelt Zahlen für ganz Deutschland.

Von 100 nicht behinderten Menschen haben 11 keine Arbeit.

Aber: Von 100 behinderten Menschen haben 17 keine Arbeit.

11

17

Page 70: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

67

Jede Firma muss behinderte Menschen einstellen

Es gibt ein wichtiges Gesetz für behinderte Menschen.

Das Gesetz heißt

Oder kurz

In diesem Gesetz steht auch etwas über Arbeit und

behinderte Menschen.

Da steht das zum Beispiel:

Größere Firmen müssen behinderte Menschen einstellen.

Von 100 Menschen müssen 5 Menschen behindert sein.

Es muss sein. Das ist Pflicht.

Leider machen das noch nicht alle Firmen.

In vielen Firmen arbeiten oft noch zu wenige

behinderte Frauen und Männer.

Das ist nicht einfach. Aber es gibt immer wieder Ideen.

Behinderte Frauen und Männer sollen bei der Suche nach

Arbeit Hilfe bekommen. Dafür überlegen sich

Politikerinnen und Politiker etwas.

Die Ideen haben oft schwere Namen. Zum Beispiel:

„50.000 Jobs für Schwerbehinderte“

Damit sollten 50 Tausend behinderte Menschen eine

Arbeit finden. Das sind so viele Menschen, wie in einer

Kleinstadt leben.

SGB 9.

Neuntes Buch Sozialgesetzbuch.

Wie können behinderte Menschen besser Arbeit finden?

Page 71: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

68

Zuerst haben viele behinderte Menschen mehr Arbeit

gefunden. Dann gab es kein Geld mehr für die Idee.

Und dann waren wieder mehr behinderte Menschen

ohne Arbeit.

Vor allem behinderte Frauen waren arbeitslos.

„Job – Jobs ohne Barrieren“

Hier arbeiten viele Gruppen zusammen. Sie wollen

zeigen, dass behinderte Menschen arbeiten können.

Und sie wollen zeigen, dass es dafür Unterstützung

gibt.

„Job 4000“

Das ist eine neue Idee. Seit Januar 2007 gibt es dafür

Geld. Dafür ist das Geld:

Es soll neue Arbeitsstellen für behinderte Menschen

geben.

Mehr behinderte Menschen sollen ausgebildet

werden.

Behinderte Menschen arbeiten jetzt schon in allen

möglichen Berufen.

Zum Beispiel:

Sie arbeiten in Fabriken.

Sie sind Arbeiter und Arbeiterinnen.

Sie arbeiten in Büros.

Sie sind vielleicht Beamtinnen oder Bürokaufmänner.

Sie arbeiten in Krankenhäusern.

Sie sind vielleicht Ärztinnen oder Krankenpfleger.

Sie arbeiten im Handwerk.

Sie sind vielleicht Schreiner oder Blumenbinderinnen.

Wo arbeiten behinderte Frauen und Männer?

Page 72: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

69

Behinderte Frauen arbeiten oft in anderen Berufen als

behinderte Männer.

Diese Arbeit machen behinderte Frauen oft:

Sie arbeiten in Kindergärten oder Schulen.

Sie arbeiten in Krankenhäusern oder Altenheimen.

Sie arbeiten in Gaststätten oder Hotels.

Sie sind Verkäuferinnen.

Diese Arbeit machen behinderte Männer oft:

Sie arbeiten in Bergwerken.

Sie arbeiten auf Baustellen.

Sie arbeiten in Fabriken an Maschinen.

Aber es gibt nicht nur diese Arbeit. Wo arbeiten

behinderte Frauen und Männer noch?

In Deutschland arbeiten viele behinderte Frauen und

Männer in Werkstätten für behinderte Menschen.

Man sagt auch kurz WfbM dazu.

Welche Behinderungen haben sie?

Viele Menschen haben Lernschwierigkeiten.

Manche Menschen haben psychische Behinderungen

und Krankheiten.

Und ein paar wenige Menschen haben körperliche

Behinderungen.

In Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten viele

behinderte Frauen. Es sind fast so viele behinderte

Frauen wie behinderte Männer.

Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)

Page 73: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

70

Manche behinderten Menschen haben ein Recht auf

einen Arbeitsplatz in einer Werkstatt.

Bevor man in einer Werkstatt arbeiten kann, muss man

viele Fragen beantworten. Und man wird untersucht.

Dann wird entschieden, ob man einen Platz in einer

Werkstatt bekommt. So ein Arbeitsplatz kann gut sein.

Was ist an Werkstätten nicht so gut?

Dort verdient man nicht viel. Oft bekommt man nur 160

Euro im Monat. Und das, obwohl man jeden Tag arbeitet.

Was sollen die Werkstätten für behinderte Menschen

machen?

Alle behinderten Menschen sollen in Werkstätten

arbeiten lernen. Sie sollen so gut werden, dass sie wieder

aus der Werkstatt raus können.

Sie sollen auch außerhalb der Werkstätten Arbeit finden.

Manche behinderte Menschen möchten nicht in

Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten.

Sie möchten eine Arbeitsstelle wie nicht behinderte

Menschen auch. Für manche behinderte Menschen ist

das besonders schwer.

Zum Beispiel für diese:

Schwerbehinderte Jugendliche nach der Schule

Behinderte Menschen, die schon in Werkstätten

arbeiten

Menschen mit psychischer Behinderung

Menschen mit Lernschwierigkeiten

Arbeitsplätze außerhalb der Werkstatt für behinderte Menschen

Page 74: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Aber sie können Hilfe bekommen. Dafür gibt es Büros.

Diese Büros heißen in schwerer Sprache

Integrationsfachdienste.

Dort hilft man behinderten Menschen Arbeit zu finden.

Trotzdem: Viele glauben, dass Werkstätten für

behinderte Menschen wichtig sind.

Sie sind wichtig, weil es so wenige Arbeitsplätze für

behinderte Menschen gibt.

Warum arbeiten manche behinderte Frauen und Männer

gerne in Werkstätten für behinderte Menschen?

Nach 20 Jahren in einer Werkstatt bekommt man eine

besondere Rente.

Die Rente ist viel mehr Geld als der Lohn in der

Werkstatt.

Man kann besonderes Geld vom Staat bekommen.

Dieses Geld heißt in schwerer Sprache

Mit dem Geld kann man zum Beispiel seine Miete, Essen

oder Kleider bezahlen.

Manche ältere Menschen oder behinderte Menschen

können dieses Geld bekommen.

Grundsicherung.

71

Page 75: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

72

Arbeitsplätze in Integrationsprojektenoder Integrationsfirmen

Manche behinderte Frauen und Männer arbeiten in

besonderen Firmen. Solche Firmen heißen zum Beispiel

Integrationsfirma. Oder Integrationsprojekt.

Warum darf eine Firma Integrationsfirma heißen?

Eine Integrationsfirma gibt behinderten Menschen

Arbeit. Dort müssen auf jeden Fall viele behinderte

Menschen arbeiten. Hier ein Beispiel:

In einer Firma arbeiten 20 Frauen und Männer.

Alle haben einen Arbeitsvertrag.

Von den 20 Frauen und Männern haben mehr als 5

Frauen oder Männer eine Behinderung.

Dann darf sich die Firma Integrationsfirma nennen.

Eine Integrationsfirma bekommt für jede behinderte

Person etwas Geld.

In Deutschland gibt es über 700 Integrationsfirmen.

Was für Firmen sind das zum Beispiel?

Es gibt Supermärkte. Sie heißen CAP-Märkte.

Es gibt Cafés und kleine Gaststätten.

In Integrationsfirmen arbeiten besonders viele

behinderte Frauen.

Page 76: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

73

Wo bekommen behinderte Frauen Hilfe, wenn sie Arbeit suchen?

Es gibt verschiedene Stellen, wo sie Hilfe bekommen.

Eine Frau hat keine Arbeit.

Sie bekommt Arbeitslosengeld.

Oder sie bekommt gar keine Unterstützung.

Dann muss die behinderte Frau zur

Eine Frau hat keine Arbeit.

Sie bekommt Arbeitslosengeld 2.

Man schreibt das auch so: Arbeitslosengeld II.

Dann muss die behinderte Frau zu einem anderen

Amt. Es ist das Amt, das die bezahlt.

Es gibt verschiedene Namen für dieses Amt.

Zum Beispiel:

Oder kurz

Job-Center

Am besten fragt man in der

wo man hin muss.

An vielen Orten gibt es außerdem besondere

Unterstützung für behinderte Menschen,

die Arbeit suchen.

Agentur für Arbeit,

ARGE.Arbeitsgemeinschaften.

Grundsicherung

Agentur für Arbeit.

Page 77: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

74

Behinderte Frauen und die Hartz-Reformen

Vor 5 Jahren gab es eine besondere Gruppe.

Ihr schwerer Name war Hartz-Kommission.

Diese Gruppe hat überlegt, was die Politik für arbeitslose

Menschen machen kann. Oder was sich ändern muss.

Bei der Gruppe haben 15 Personen mitgemacht.

Der Chef der Gruppe war Dr. Peter Hartz.

In der Gruppe war nur eine Frau dabei.

Die Gruppe hat Ideen gesammelt. Aus den Ideen haben

die Politiker und Politikerinnen in Berlin 4 neue Gesetze

gemacht. Das Gesetz ist am bekanntesten.

Was ist das Gesetz ?

In dem Gesetz geht es um Arbeitslosengeld 2 und

Sozialgeld. Das Arbeitslosengeld 2 und das Sozialgeld

sind Geld, das man vom Staat bekommt.

Das Gesetz bestimmt, welche arbeitslosen Menschen

wie viel Geld bekommen.

Arbeitslosengeld 2 bekommen Menschen,

die arbeiten können, die aber keine Arbeit finden.

Dieses Geld bekommen nur Menschen, die zu wenig

Geld zum Leben haben.

Sozialgeld bekommen Menschen, die mit jemandem

zusammen wohnen, der Arbeitslosengeld 2 bekommt.

Hartz 4

Hartz 4

Page 78: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Aber es ist nicht so einfach, dieses Geld zu bekommen.

Das Gesetz zu Hartz 4 ist schwer zu verstehen.

Die Regeln stehen in dem Gesetz

Zweites Buch Sozialgesetzbuch (kurz SGB 2).

Dort stehen sehr sehr viele einzelne Regeln.

Zum Beispiel:

Frauen und Männer müssen gleich behandelt werden.

Behinderte Menschen dürfen nicht schlechter

behandelt werden.

Wenn man arbeitslos ist, muss man versuchen wieder

Arbeit zu finden.

Man muss jede Arbeit machen, die man kann.

Es gibt ein paar wenige Ausnahmen. Zum Beispiel:

Wenn man krank oder behindert ist, muss man

bestimmte Arbeiten nicht machen.

Frauen sollen besonders unterstützt werden, damit sie

wieder Arbeit finden.

Es gibt aber auch Regeln, die für Frauen

und besonders für behinderte Frauen schlecht sind.

Damit haben diese Regeln zum Beispiel zu tun:

Wie viel Geld hat die Frau?

Wohnt sie mit einem Partner zusammen?

Dann wird das Geld von dieser Person auch mitgezählt.

Der Partner muss für einen mit bezahlen.

Viele Frauen wohnen mit einem Partner zusammen.

Oft verdienen Männer viel besser als Frauen.

Deshalb bekommen viele Frauen oft kein Geld von

Hartz 4.

75

Page 79: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

76

In was für einer Wohnung wohnt die behinderte Frau?

Ist die Wohnung größer als das, was das Amt erlaubt?

Behinderte Frauen, die einen Rollstuhl benutzen,

brauchen aber oft größere Wohnungen.

Das wollen die Ämter manchmal nicht.

Es gibt noch viel viel mehr Regeln.

Weil die Regeln so schwierig sind, können wir gar nicht

alles erklären.

Wer mehr über die Regeln von wissen will,

kann hier nachfragen:

Agentur für Arbeit

Job-Center

Hartz 4

Page 80: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

77

Ein paar wichtige Adressen und Tipps

In jeder größeren Stadt gibt es eineFrüher hat man dazu Arbeitsamt gesagt. Dort bekommtman viele wichtige Informationen über Arbeit.

Die hat eine Internetseite:www.arbeitsagentur.deDort stehen die Adressen der Agenturen für Arbeit in allen Städten. Und es gibt Informationen über Förderprogramme.

Bundesarbeitsgemeinschaft Integrationsfirmen e.V.(BAG Integrationsfirmen)Hedemannstr. 1410969 BerlinTelefon: 030 / 251 20 82Fax: 030 / 251 93 82E-Mail: [email protected]: www.bag-integrationsfirmen.de

Bundesarbeitsgemeinschaft für UnterstützteBeschäftigung e.V. (BAG-UB)Schulterblatt 3620357 HamburgTelefon: 040 / 432 53 123Fax: 040 / 432 53 125E-Mail: [email protected]: www.bag-ub.de

Agentur für Arbeit

Agentur für Arbeit.

Page 81: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten fürbehinderte Menschen e.V. (BAG WfbM)Sonnemannstr. 560314 Frankfurt am MainTelefon: 069 / 9433 94-0Fax: 069 / 9433 94-25E-Mail: [email protected]: www.bagwfbm.de

Der Bundesverband für Körper- undMehrfachbehinderte e.V. verschickt ein Merkblatt zur„Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung“.Es kostet nichts. Aber man muss einen Umschlag mit dereigenen Adresse mit schicken. Man muss schon eine 55 Cent Briefmarke darauf geklebthaben. Und man muss als Stichwort „Merkblatt zurGrundsicherung“ dazu schreiben.

Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V.Stichwort „Merkblatt zur Grundsicherung“Brehmstr. 5–740239 DüsseldorfTelefon: 0211 / 640 04-0Fax: 0211 / 640 04-20E-Mail: [email protected]: www.bvkm.de

78

Page 82: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

79

Page 83: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

80

Wichtige Gesetze für behinderte Frauen und Männer

Page 84: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

81

Wichtige Gesetze für behinderte Frauen und Männer

Diesen Teil des Buches hat Eva Ullrich geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Behinderte Menschen wollen selbst bestimmen

können. Sie wollen ganz normal leben können.

So wie alle anderen Menschen in Deutschland auch.

In den letzten 10 Jahren wurden wichtige Gesetze

für behinderte Frauen und Männer gemacht:

Das

Oder kurz

Das

Oder kurz

Im stehen wichtige Regeln.

Es gibt ein paar Regeln nur für behinderte Frauen.

Die Regeln sollen das Leben mit Behinderung

leichter machen.

SGB 9.

BGG.

Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen.

SGB 9.Neunte Buch Sozialgesetzbuch.

Page 85: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Früher dachte man das über behinderte

Frauen und Männer:

Behinderte Menschen brauchen immer Hilfe.

Deshalb müssen sie immer betreut werden.

Behinderte Menschen können nicht selbst bestimmen.

Das war vor über 25 Jahren so.

Behinderte Frauen und Männer wollten das hier:

Behinderte Menschen wollten selbst über ihr Leben

bestimmen.

Behinderte Menschen wollten nicht nur betreut

werden.

Behinderte Menschen wollten die gleichen Rechte wie

nicht behinderte Menschen auch.

Sie wollten ganz normal leben können.

So wie alle anderen Menschen in Deutschland auch.

Behinderte Menschen wollten mitbestimmen,

wenn es um sie geht.

Behinderte Menschen wollten, dass man sieht, was sie

alles können. Und nicht nur die Dinge, die sie vielleicht

nicht können.

Viele behinderte Männer und Frauen sagten laut,

was sie wollten.

Es gab zum Beispiel viele behinderte Frauen, die etwas

machten. Sie machten Vorträge. Sie schrieben Berichte.

Dort sagten sie immer, was sie als behinderte Frauen

wollten. Und was sie brauchten.

Es gibt einen wichtigen Satz dazu. Der Satz heißt:

Nichts über uns ohne uns. Das bedeutet:

Es soll nichts für behinderte Menschen gemacht werden.

Ohne dass behinderte Menschen selbst mitmachen.82

Page 86: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

83

Die Politikerinnen und Politiker merkten das.

Und andere Fachleute merkten es auch.

Deshalb änderte sich die Politik für behinderte Menschen

langsam.

Die Politik machte nicht mehr einfach Gesetze für

behinderte Frauen und Männer. Sie fragten behinderte

Frauen und Männer. Und Gruppen von behinderten

Menschen. Sie machten immer mehr Politik mit

behinderten Frauen und Männern und ihren Gruppen

zusammen. Das ist auch heute noch so.

In den letzten 10 Jahren wurden wichtige Gesetze für

behinderte Frauen und Männer gemacht:

Ein neues Gesetz für behinderte Frauen und Männer ist

das Mit schwerem

und langem Namen heißt dieses wichtige Gesetz:

Das Neunte Buch Sozialgesetzbuch – Rehabilitation

und Teilhabe behinderter Menschen.

Kurz sagt man auch

Das andere neue Gesetz für behinderte Frauen und

Männer ist das Gesetz zur Gleichstellung behinderter

Menschen. Das ist ein langer und schwerer Name.

Deshalb heißt das Gesetz auch

Oder kurz

Es gibt einen extra Teil in diesem Buch. Dort steht

mehr über das

Blättern Sie zur Seite 158.

Auf den nächsten Seiten werden einige wichtige Dinge

aus dem erklärt.

Aus dem SGB 9.

Neunten Buch Sozialgesetzbuch

Behindertengleichstellungsgesetz.

BGG.Behindertengleichstellungsgesetz.

SGB 9.

Neunte Buch Sozialgesetzbuch.

158

Page 87: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

84

Das Neunte Buch Sozialgesetzbuch – SGB 9

Das macht es behinderten Menschen etwas

leichter. Viele wichtige alte und neue Regeln stehen jetzt

zusammen in einem Gesetz.

Im stehen viele viele Regeln.

Warum sind diese Regeln so wichtig?

Behinderte Frauen und Männer haben das Recht,

selbst über ihr Leben zu bestimmen. Das Gesetz

soll behinderten Frauen und Männern dabei helfen.

Die meisten Regeln in dem Gesetz sind für

behinderte Frauen und für behinderte Männer. Es gibt

ein paar Regeln, die nur für behinderte Frauen sind.

Die Regeln stehen in Paragraphen. Das ist ein schweres

Wort. Ein Paragraph ist ein Teil von einem Gesetz.

Das Zeichen für Paragraph ist §.

Diese Regeln helfen besonders behinderten Frauen:

§ 1In diesem Teil geht es zum Beispiel um

Selbstbestimmung.

In dieser Regel stehen 2 Ziele des Gesetzes:

Behinderte Frauen und Männer dürfen ihr Leben selbst

bestimmen.

Behinderte Frauen und Männer müssen unterstützt

werden. Damit sie alle Dinge mitmachen können,

die nicht behinderte Menschen auch machen können.

Das nennt man in schwerer Sprache

Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.

SGB 9

SGB 9

SGB 9

SGB 9

Page 88: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Das ist zum Beispiel Teilhabe:

Dort wohnen, wo man will.

In der Freizeit das zu machen, was man will.

In der Regel steht auch: Es muss genau geschaut werden,

was behinderte Frauen brauchen.

§ 9In diesem Teil geht es zum Beispiel um die Wünsche

behinderter Menschen.

In diesem Teil steht, dass behinderte Frauen und Männer

sagen dürfen, welche Hilfen sie sich wünschen.

Und welche Hilfe sie für ihr Leben brauchen.

Es gibt Einrichtungen für behinderte Menschen und

Ämter, die behinderte Frauen und Männer unterstützen.

Diese Einrichtungen für behinderte Menschen oder

Ämter müssen genau zuhören.

Sie müssen immer versuchen, das zu machen, was sich

eine behinderte Frau oder ein behinderter Mann

wünscht.

Oder was die behinderte Person braucht.

Das ist für behinderte Frauen wichtig.

Zum Beispiel, wenn sie Kinder haben.

Dann brauchen sie oft besondere Unterstützung.

85

Page 89: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

86

§ 17In diesem Teil geht es um das Persönliche Budget.

Das ist ein schweres Wort. In leichter Sprache

kann man auch Persönliches Geld sagen.

Das Persönliche Geld ist Geld vom Staat.

Mit diesem Geld kaufen sich behinderte Menschen die

Hilfe und Unterstützung, die sie brauchen.

Behinderte Menschen bekommen das Persönliche Geld

aber nur dann, wenn sie Hilfe und Unterstützung

brauchen. Im Gesetz steht drin, welche

behinderten Menschen das sind.

Mit dem Persönlichen Geld können behinderte Frauen

und Männer viel mehr Sachen in ihrem Leben selbst

bestimmen. Zum Beispiel:

Sie können bestimmen, was für Hilfe sie bekommen.

Sie können bestimmen, von wem sie die Hilfe

bekommen.

Ab Anfang 2008 hat jede behinderte Frau und jeder

behinderte Mann, die nach dem Gesetz Hilfen

bekommen, das Recht auf Persönliches Geld.

verschiedene § In verschiedenen § geht es auch um das hier:

Mitwirkung und Mitsprache behinderter Frauen.

Das Gesetz bestimmt: Behinderte Frauen und Gruppen

für behinderte Frauen dürfen mitreden.

Sie dürfen sagen, was für behinderte Frauen besonders

wichtig ist. Alle anderen, die auch mit dem Gesetz zu tun

haben, müssen zuhören.

Und sie müssen die Ideen beachten.

Ob das auch gemacht wird?

Darüber steht nichts in dem Gesetz.

SGB 9

SGB 9

Page 90: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

§ 22 und die nächsten §In diesen Teilen geht es um die Servicestellen.

Das ist ein schweres Wort.

Servicestellen sind so etwas wie Büros.

In diesen Büros wird behinderten Frauen und Männern

geholfen. Sie bekommen Infos. Und Tipps.

Diese Infos und Tipps haben alle mit dem Gesetz

zu tun. Behinderten Frauen und Männern wird gesagt:

Was für Rechte stehen für behinderte Frauen und

Männer im Gesetz

Welche Hilfen können behinderte Frauen und Männer

deshalb bekommen.

Wo können behinderte Frauen und Männer diese

Hilfen bekommen.

Wie können behinderte Frauen und Männer diese

Hilfen bekommen.

In Deutschland gibt es viele Servicestellen.

Jede größere Stadt muss eine Servicestelle haben.

Leider wissen viele behinderten Frauen und Männer noch

nichts über die Servicestellen.

Das ist schade. Die Servicestellen sind besonders für

behinderte Frauen eine gute Sache.

Denn dort bekommen sie in einem Büro alle wichtigen

Infos über ihre Rechte in dem Gesetz SGB 9.

SGB 9.

SGB 9

87

Page 91: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

88

§ 33In diesem Teil des Gesetzes geht es um Arbeit.

Dort steht, dass behinderte Frauen die gleichen Rechte

beim Arbeiten haben müssen, wie nicht behinderte

Menschen. Oder wie behinderte Männer.

Dort steht auch, dass behinderte Frauen besonders dort

unterstützt werden müssen, wo sie schon wohnen.

Und dass behinderte Frauen auch nur ein paar Stunden

am Tag arbeiten dürfen.

Das ist für behinderte Frauen wichtig.

Denn sie haben oft Kinder.

Und dann ist es schwer, den ganzen Tag zu arbeiten.

§ 109 und die nächsten §In diesen Teilen geht es um Integrationsfachdienste.

Das ist ein schweres Wort.

Was sind Integrationsfachdienste?

Manche behinderte Frauen und Männer möchten nicht in

Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten.

Sie möchten eine Arbeitsstelle wie nicht behinderte

Menschen auch.

Für manche behinderte Menschen ist das besonders

schwer. Zum Beispiel für diese:

Behinderte Mädchen und Jungen nach der Schule

Behinderte Frauen und Männer, die schon in

Werkstätten arbeiten

Frauen und Männer mit Lernschwierigkeiten

Page 92: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

89

Aber diese behinderten Frauen und Männer können Hilfe

bekommen. Dafür gibt es Büros.

Diese Büros heißen in schwerer Sprache

Integrationsfachdienste.

Dort hilft man behinderten Menschen, Arbeit zu finden.

Aber noch etwas ist bei Integrationsfachdiensten

wichtig.

Sie sollen selbst behinderte Frauen und Männer

einstellen.

Und sie sollen ganz besonders behinderte Frauen

einstellen.

§ 44In diesem Teil geht es um Sport.

Nämlich um Sport für behinderte Frauen und Männer.

In dem Gesetz steht, dass bestimmter Sport für

behinderte Frauen und Männer wichtig ist.

Deshalb sollen behinderte Menschen diesen Sport

machen. Und dafür gibt es Geld.

Für behinderte Mädchen und Frauen gibt es zum Beispiel

besondere Sportgruppen. Sie heißen in schwerer Sprache

Selbstbehauptungskurse.

Oder Selbstverteidigungskurse.

Dort lernen behinderte Mädchen und Frauen, stark zu

sein. Und sie lernen, sich zu wehren.

Damit ihnen niemand wehtun kann.

SGB 9

Page 93: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

90

§ 54In diesem Teil geht es um Kinder.

Und um Haushaltshilfe.

Wenn eine behinderte Frau Kinder hat, kann sie viele

Dinge nicht so leicht machen wie eine behinderte Frau

ohne Kinder.

Zum Beispiel kann sie nicht so einfach arbeiten gehen.

Oder in einer Sportgruppe mitmachen.

In dem Gesetz steht, dass deshalb behinderte

Mütter Haushaltshilfen bekommen können.

Das sind zum Beispiel Personen, die auf die Kinder

aufpassen.

In der Zeit kann die behinderte Mutter weg sein.

Und zum Beispiel arbeiten.

Diese Hilfen sind auch für behinderte Väter wichtig.

Aber sie sind besonders für behinderte Mütter wichtig.

Sie haben es oft noch viel schwerer.

Diese Hilfen sind besonders für behinderte Mütter

wichtig, die keinen Partner haben.

Dann ist es noch schwerer, alles gut machen zu können.

Zum Beispiel: genug Zeit zum Arbeiten zu haben, genug

Zeit für die Kinder zu haben, und genug Zeit für sich

selbst zu haben.

SGB 9

Page 94: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

91

Ein paar wichtige Adressen

Es gibt ein Beratungstelefon zum Persönlichen Budget.Dort bekommt man viele Infos über das Persönliche Geld.

Die Telefonnummer ist (01 80) 2 21 66 21

Die Beratung kostet nichts. Ein Anruf kostet so viel wie ein Gespräch im Ort. Mit dem Handy ist es teurer.

Es gibt das Kompetenz-Netzwerk von Menschen mit Persönlichem Budget.Dort bekommt man auch Infos über das PersönlicheGeld.

Kompetenz-Netzwerk von Menschen mit Persönlichem Budgetc/o ISL e.V.Hermann-Pistor-Str. 107745 JenaTelefon: (0 36 41) 23 47 95Fax: (0 36 41) 39 62 52E-mail: [email protected] oder [email protected]: www.isl-ev.de

Page 95: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

92

Sex haben, mit einem Partner zusammenleben,Mutter sein, Kinder kriegen

für behinderte Frauen ganz normal?

Page 96: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wenn Martha S.* vom Tanzen erzählt, strahlen ihre

Augen. Sie lebt sehr gerne in der Großstadt.

Sie wurde 1961 in West-Berlin geboren.

Martha S. geht sehr gerne tanzen. Sie hat gerade einen

Tanzkurs gemacht. Dort hat sie Tango tanzen gelernt.

Das hat ihr großen Spaß gemacht.

Martha S. hat 2 Kinder. Sie hat sich vor 8 Jahren von

ihrem Mann scheiden lassen. Jetzt wohnt Martha S. mit

ihrer Lebenspartnerin und ihrem älteren Sohn

zusammen. Der jüngere Sohn ist beim Vater geblieben.

Martha S. und ihre Freundin haben sich bei einem Fest

kennen gelernt.

Martha S. tanzt lieber mit Frauen als mit Männern.

Sie hat keine Arme. Ihre Hände sind an den Schultern

angewachsen. Und ihr fehlen ein paar Finger.

Ihre Behinderung heißt in schwerer Sprache

Conterganbehinderung.

Ohne Arme kann Martha S. nicht so tanzen wie andere

Menschen. Sie hat aber Beine. Und deshalb kann sie nicht

beim Rollstuhltanz mitmachen. Sie würde gerne bei

Wettkämpfen mittanzen. Aber das ist für sie schwer.

Wegen ihrer Behinderung.

* Martha S. heißt anders. Aber ihr Name soll nicht verraten werden.

93

Eine Geschichte über Martha S. und ihre Kinder

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt „Ich bin keine-Arme-Mutter“.

In der Geschichte erzählt sie von Martha S. und ihren Kindern.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

Page 97: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Martha S. ist trotzdem sehr stolz. Sie weiß, was sie will.

Und sie findet immer einen Weg, alles zu schaffen.

Martha S. lebte im Krankenhaus, bis sie 5 Jahre alt war.

Dort hat sie gelernt, sich alleine anzuziehen und

auszuziehen. Mit 3 Jahren konnte sie schwimmen.

Später lernte sie auch Kochen und Nähen.

Martha S. kann ihre Füße sehr gut bewegen.

Sie kann die Zehen einzeln bewegen.

Und sie kann damit Dinge tun, die andere Menschen mit

den Händen machen.

Ein Lehrer sagte zu den Eltern, dass Martha in eine

Sonderschule gehen soll.

Aber die Schule war für sie zu leicht.

Sie kam dann auf eine Realschule.

Danach machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin.

Die Schulleitung glaubte nicht, dass sie das schaffen

kann. Doch sie konnte gut mit Kindern umgehen.

Auch ohne Arme.

Das hat sie auch bei ihren eigenen Kindern gezeigt.

Mit 23 Jahren lernte Martha S. ihren Mann kennen.

Bald bekam sie ihren ersten Sohn.

Und 4 Jahre später kam der zweite Sohn.

Martha S. wollte immer Kinder haben.

Manche Freunde und Verwandte fanden das nicht gut.

Sie glaubten, dass Martha S. wegen ihrer Behinderung

keine Kinder erziehen kann. Sie ist aber sehr stolz mit

ihrem dicken Bauch durch die Stadt gelaufen.

Und ihre Frauenärztin hat ihr Mut gemacht.

94

Page 98: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Die Schwangerschaft und die Babyzeit waren für Martha

S. sehr schwer. Sie bekam Schmerzen im Rücken.

Aber sie hat alles gut geschafft.

Ihr Baby wickelte sie mit den Füßen.

Sie wollte mit den Kindern ohne Hilfe klar kommen.

Sie hat in den Händen kaum Kraft.

Deshalb konnte Martha S. die Kinder nicht tragen.

Aber die Kinder konnten sich an ihr festhalten.

Martha S. bückte sich. Dann legten die Jungs die Arme

um ihren Hals. Und das schon mit 6 Monaten.

Als die Kinder laufen lernten, klammerten sie sich an

ihrer Hose fest. Sie zog ihnen oft Strampelanzüge oder

Latzhosen an. An den Hosenträgern konnte sie die Kinder

mit den Zähnen tragen.

Die Jungs mussten immer an der Hauswand entlang

gehen. Martha S. ging auf der Seite der Straße.

So schützte sie die Kinder vor den Autos. Einmal kam ein

schweres Auto um die Kurve. Ihr Sohn lief ihr davon.

Martha S. konnte ihn aber nicht festhalten.

Sie konnte ihn nur so retten: Sie stellte ihm ein Bein.

Der Junge fiel hin. Er blutete aus der Nase.

Sonst hatte er nichts.

2 alte Damen regten sich sehr darüber auf.

Sie merkten nicht, dass Martha S. ihr Kind nur retten

wollte.

Martha S. denkt oft darüber nach, wie sie Dinge mit ihrer

Behinderung tun kann. Hier ein Beispiel:

Sie kommt in einen neuen Raum. Dort schaut sie sich erst

einmal um. Sie überlegt, wie sie die Dinge im Raum

benutzen kann. In Kneipen sind die Toiletten oft zu klein.

Zum Anziehen und Ausziehen braucht Martha S. nämlich

viel Platz. Manchmal sind die Messer und Gabeln für ihre

Hände zu schwer. 95

Page 99: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

96

Für Martha S. ist es wichtig, dass sie in Kneipen

freundlich bedient wird.

Wenn sie nicht freundlich bedient wird, geht Martha S.

dort nicht mehr hin.

Martha S. hat studiert. Sie hat dafür an einer Universität

gelernt. Sie will mit Menschen zusammenarbeiten.

Sie will ihnen helfen. Zurzeit macht sie Kurse für

behinderte und nicht behinderte Frauen.

Sie zeigt ihnen, was man gegen Gewalt tun kann.

Martha S. hat nur wenig Kontakt zu ihrem früheren

Mann. Ein paar Jahre nach der Trennung hat sie gemerkt,

dass sie Frauen liebt. Seitdem will sie nur noch mit

Frauen in einer Partnerschaft zusammenleben.

Für ihre Kinder war das nicht leicht:

Ihre Mutter war nicht nur behindert.

Auf einmal war sie auch noch lesbisch!

Und wieder kam die Frage: Was tust du deinen Kindern

an? Die Freundin von Martha S. versteht sich gut mit den

Kindern. Trotzdem hat sich Martha S. manchmal schuldig

gefühlt. Die Freude ist aber größer.

Sie ist glücklich mit der neuen Freundin.

Und mit den Kindern.

Und sie ist glücklich mit dem Reisen und dem Tanzen.

Page 100: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Sex haben, mit einem Partner zusammenleben,Mutter sein, Kinder kriegen –für behinderte Frauen ganz normal?

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Früher haben alle gedacht, behinderte Frauen wollen

und brauchen keinen Sex.

Sie finden sowieso keinen Mann.

Und sie können keine Kinder großziehen.

Heute wird viel über Sex gesprochen.

Auch Menschen mit Lernschwierigkeiten in Heimen

müssen über Sex und Partnerschaft erzählt

bekommen.

Frauen können sich operieren lassen, wenn sie keine

Kinder bekommen wollen.

Diese Operation heißt Sterilisation.

Die Frau muss die Sterilisation selbst wollen.

Es gibt viele Mütter mit Lernschwierigkeiten.

Viele Menschen denken, dass Frauen mit

Lernschwierigkeiten keine guten Mütter sind.

Das stimmt aber nicht.

Es gibt gute und schlechte Mütter.

Mütter mit Lernschwierigkeiten müssen mehr Hilfe

und Unterstützung bekommen.

Es gibt Kinder, die keine Familie haben.

Eine Frau und ein Mann können so ein Kind bei sich

zu Hause aufnehmen. Das nennt man Adoption.

Für behinderte Frauen und Männer ist es sehr

schwierig, ein Kind zu adoptieren.

97

Page 101: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

98

Wie war es früher?

Früher haben alle gedacht, behinderte Frauen wollen

und brauchen keinen Sex.

Sie kriegen sowieso keinen Mann.

Behinderte Frauen können auch keine guten Mütter sein.

Sie können auch keine Kinder kriegen.

Und ihre Kinder großziehen.

Vor etwa 60 Jahren gab es den Nationalsozialismus.

Sehr sehr viele behinderte Frauen wurden damals

operiert, damit sie keine Kinder bekommen.

Die Frauen wurden zu diesen Operationen gezwungen.

Im Nationalsozialismus war es besonders schlimm für

behinderte Frauen und behinderte Männer.

Sie wurden sehr sehr schlecht behandelt und sogar

getötet.

Auch danach war es für behinderte Frauen schwierig:

Sie konnten nicht einfach Sex haben.

Oder mit einem Partner zusammenleben.

Oder eine eigene Familie haben.

Meistens haben nicht behinderte Menschen entschieden,

wie behinderte Frauen leben sollten.

Viele dachten:

Ein behinderter Mann kann eine Frau finden.

Viele dachten aber auch: Eine behinderte Frau findet

keinen Mann.

Page 102: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Sex und Selbstbestimmung – und wie ist das heute?

Männer und Frauen mit einer Körperbehinderung haben

es heute oft leichter. Es ist klar: Sie haben alle ein Recht

auf Sex und Selbstbestimmung.

Aber Sex haben ist dann gar nicht so einfach:

Wie kann eine körperbehinderte Person Sex haben,

die in einem Heim in einem Mehrbettzimmer wohnt

und nie allein ist?

Was ist, wenn man im Heim das eigene Zimmer

nicht abschließen kann?

Und: Eine körperbehinderte Person will mit sich selbst

Sex haben. Aber es geht nicht wegen der Behinderung.

Was kann sie machen?

Heute wird viel mehr über Sex gesprochen als früher.

Aber leider noch nicht in allen Heimen und Einrichtungen.

Es gibt viele behinderte Personen, die sich für Sex und

Selbstbestimmung einsetzen.

Meistens sind es aber immer noch behinderte Männer.

Sie kämpfen besonders für diese Sache: Wie kann man

eine Person finden, die beim Sex hilft und begleitet.

Bei Menschen mit Lernschwierigkeiten sieht Sex und

Selbstbestimmung auch heute noch oft anders aus.

Deshalb fordern viele Menschen mit Lernschwierigkeiten

mehr Informationen über Sex und Liebe. In Heimen und

Einrichtungen muss es mehr Informationen über Liebe,

Partnerschaft und Sexualität geben.

Denn: Jeder Erwachsene hat ein Recht, Sex so zu haben,

wie er sich Sex wünscht. Eltern, Mitarbeiter und

Mitarbeiterinnen und gesetzliche Betreuer und

Betreuerinnen wissen das oft nicht.

Verbote sind nicht in Ordnung. 99

Page 103: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

100

Wichtig ist: Sex ist natürlich nur in Ordnung, wenn der

andere oder die andere einverstanden ist.

Niemand darf zu Sex gezwungen werden.

Im Internet gibt es eine Seite der Lebenshilfe mit

Informationen über Sex und Liebe. Die Adresse der

Internet-Seite ist: www.lebenshilfe-angesagt-extra.de

Alle Texte auf dieser Internetseite sind in leichter Sprache

geschrieben. Schwierige Wörter werden erklärt.

Man kann sich die Texte auch vorlesen lassen.

Was ist mit den behinderten Frauen,die keine Kinder bekommen wollen?Was ist eine Sterilisation?

Frauen, die keine eigenen Kinder bekommen wollen,

können sich operieren lassen. Nach der Operation

können Frauen nicht mehr schwanger werden. Diese

Operation heißt Sterilisation.

Niemand darf heute eine Frau zu einer Sterilisation

zwingen. Die Frauen müssen diese Operation wollen.

Sie müssen vorher alle Informationen über diese

Operation bekommen. Alle Frauen müssen auf jeden Fall

18 Jahre alt sein. Vorher ist eine Sterilisation verboten.

Manchmal wollen Eltern von Töchtern mit

Lernschwierigkeiten, dass ihre Tochter diese Operation

machen lässt. Die Eltern dürfen aber nicht für ihre

Tochter entscheiden!

Frauen, die selbst nicht für sich sprechen können, werden

durch einen besonderen Betreuer oder eine besondere

Betreuerin unterstützt.

Der Betreuer oder die Betreuerin wird extra bestimmt.

Page 104: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

101

Gibt es heute viele behinderte Mütter?

Ein besonderes Gericht muss dann über die Operation

entscheiden.

Genau kann das keiner sagen. Viele schwangere

behinderte Frauen glauben, sie sind die einzige

schwangere behinderte Frau. Eine Gruppe von

Forscherinnen hat Zahlen über behinderte Mütter

herausgefunden. Sie haben herausgefunden, dass es sehr

viele behinderte Mütter gibt.

Sie haben aber vergessen zu fragen, ob die Mütter schon

behindert waren, bevor sie ihre Kinder bekommen

haben. Vielleicht hatten die Mütter da noch keine

Behinderung. Vielleicht waren sie schon Mütter und

haben dann erst ihre Behinderung durch einen Unfall

oder eine Krankheit bekommen.

Ein großes Ministerium in Deutschland hat der

Universität in Bremen den Auftrag gegeben, Mütter mit

Lernschwierigkeiten zu zählen.

Sie haben herausgefunden, dass es viele Mütter mit

Lernschwierigkeiten gibt.

Viele dieser Mütter sagen, dass sie sich vorher gut

überlegt haben, ob sie ein Kind haben wollen.

Viele Menschen denken, dass Frauen mit

Lernschwierigkeiten keine guten Mütter sind. Das stimmt

nicht. Es gibt „gute“ und „schlechte“ Mütter und Väter.

Ganz egal, ob eine Mutter oder eine Vater eine

Behinderung hat oder keine Behinderung hat.

Gibt es auch Mütter mit Lernschwierigkeiten?

Page 105: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Die Forscherinnen aus Bremen sagen, dass es mehr

Hilfen, Angebote und Unterstützung für Mütter mit

Lernschwierigkeiten geben muss.

Es muss zum Beispiel mehr Wohnungen geben.

In Deutschland gibt es eine Frau, die sich gut mit den

Gesetzen auskennt. Sie sagt, dass die Jugendämter den

Eltern mit Lernschwierigkeiten helfen müssen.

Die Jugendämter sollen den Eltern helfen, ihre Kinder zu

erziehen. Die Jugendämter sollen dafür sorgen, dass es

den Eltern und den Kindern gut geht.

Ist es heute normal, als behinderte Frau Kinder zu haben?

Das Leben jeder Mutter ist immer mal anstrengend.

Behinderte Frauen haben in der Schwangerschaft und

später als Mutter aber noch viel mehr Probleme zu lösen:

Behinderten schwangeren Frauen wird oft gesagt, sie

sollten besser kein Kind bekommen.

Sie könnten sowieso keine gute Mutter sein.

In vielen Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen und

Beratungsstellen können Mütter mit Rollstühlen nicht

hinein. Zum Beispiel, weil es Treppen gibt.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wissen zu wenig

über die Sorgen von behinderten Eltern.

Sie können behinderte Eltern nicht so gut beraten.

Manchmal brauchen behinderte Mütter besondere

Hilfsmittel. Mit den Hilfsmitteln wird es für sie leichter.

Sie brauchen zum Beispiel besondere Babytragen,

Wickeltische oder Kinderstühle.

Es gibt aber nur ganz wenige Hilfsmittel, die gut sind

für behinderte Mütter.

Viele Eltern bauen sich deshalb eigene Hilfsmittel.102

Page 106: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

103

Besonders wenn die Kinder sehr klein sind, brauchen

behinderte Mütter Hilfe und Unterstützung.

Leider bekommen behinderte Mütter vom Staat oft

kein Geld für eine Person, die ihnen mit dem Kind und

im Haushalt hilft.

Behinderte Mütter bekommen auch oft kein Geld für

andere Dinge.

Zum Beispiel, um die Wohnung oder das Auto

umzubauen.

Behinderte Frauen mit einem Arbeitsplatz bekommen

dieses Geld. Das ist nicht in Ordnung.

Kinder zu erziehen und eine Familie zu haben, ist auch

sehr viel Arbeit.

Manchmal wünschen sich ein Mann und eine Frau sehr

ein Kind zu bekommen.

Manchmal können ein Mann und eine Frau aber keine

Kinder zusammen bekommen.

Sie können dann versuchen, eine Adoption zu machen.

Eine Adoption ist, wenn eine Frau und ein Mann ein

Kind, das keine Familie hat, zu sich nehmen.

Das Kind bekommt dann den Namen von der Frau oder

von dem Mann. Das Kind gehört dann zur Familie.

Das geht nur, wenn beide es sich sehr wünschen und für

ein Kind gut sorgen wollen.

Leider ist eine Adoption für behinderte Männer und

Frauen sehr schwierig.

Oft traut man ihnen nicht zu, gut für ein Kind sorgen zu

können.

Page 107: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

104

Ein paar wichtige Adressen und Tipps

Der Bundesverband behinderter und chronischkranker Eltern – bbE e.V. ist ein Verein. Der Verein wurde von behinderten Eltern gegründet. Der Verein unterstützt behinderte und chronisch krankeMenschen, die Eltern sind. Oder die Eltern werden. Oder die Eltern werden wollen. Der Verein hilft, damit behinderte Eltern gut Eltern seinkönnen.

Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern– bbE e.V.Lerchenweg 1632584 LöhneTelefon: (0 57 32) 63 07Fax: (0 57 32) 68 95 72E-Mail: [email protected]: www.behinderte-eltern.com

www.lebenshilfe-angesagt-extra.deDas ist eine Internetseite. Dort gibt es Infos zu Liebe, Partnerschaft, Gesundheitund Sexualität.

Page 108: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

105

Von Mixed pickles e.V. gibt es einige Hefte zu denThemen Liebe und Sexualität. Die Hefte sind in leichter Sprache.

Mixed pickles e.V. (Hg.): Liebe, Lust und Stress.Eine Broschüre für Mädchen und junge Frauen in leichterSprache. Teil 1: Mein Körper.

Bezug: mixed pickles e.V.Schartauer Allee 1023554 LübeckTelefon: (04 51) 7 02 16 40E-Mail: [email protected]

Von der pro familia – Landesverband Hessen gibt es aucheinige Hefte zum Thema Liebe, Lust und Sexualität. Die Hefte sind in einfacher Sprache.

Pro familia – Landesverband Hessen: JULIA ist eine FRAU – PETER ist ein MANN / JULIA und PETER werden ein PAAR / JULIA und PETER entdecken ihre LUST.

Bezug: Projektberatung u. Fundraising, Pro FamiliaLandesverband HessenPalmengartenstr. 1460325 Frankfurt am Main Telefon: (0 69) 44 70 62Fax: (0 69) 49 36 12 E-Mail: [email protected]

Page 109: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Anders anders

106

Page 110: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

107

Eine Geschichte über Brigitte F. und ihre Liebe zu einer Frau

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt in schwerer Sprache

„Liebe geht nicht nur durch den Magen“.

Sie erzählt von Brigitte F. Und wie es gekommen ist,

dass sie eine Frau liebt.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

Brigitte F.* ist lesbisch. Lesbisch sein heißt,

dass sich 2 Frauen lieben.

Wenn sich 2 Männer lieben, sagt man: Sie sind schwul.

Zum ersten Mal küsste Brigitte F. eine andere Frau mitten

auf der Straße. Sie schloss die Augen und war verliebt.

Die andere Frau hatte Angst, dass ihnen jemand etwas

Böses tut. Sie waren in einem Stadtteil in Berlin.

Dort wurden Lesben und Schwule schon öfter von

anderen Menschen schlecht behandelt.

Lesben und Schwule werden oft ausgegrenzt.

Weil sie anders leben als andere.

Brigitte F. war seit 5 Jahren behindert.

Auch behinderte Menschen werden oft ausgegrenzt.

Deshalb wusste sie, wie es ist, wenn man ausgegrenzt

wird.

Als sie die Frau küsste, hat sie als erstes daran gedacht:

Was ist, wenn die andere Frau mein künstliches Bein

spürt? Ist dann das ganze Glück vorbei?

* Brigitte F. heißt anders. Aber ihr Name soll nicht verraten werden.

Page 111: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

108

Brigitte F. hatte Krebs. Durch die Krankheit verlor sie ein

Bein. Danach bekam sie ein künstliches Bein.

Man sagt dazu auch Prothese. Manchmal hatte sie keine

Lust, die Prothese zu tragen. Aber an ihrem Arbeitsplatz

brauchte sie freie Hände. Dort konnte sie ihre Gehhilfen

nicht benutzen. Sie musste deshalb die Prothese tragen.

Ohne Prothese kann sich Brigitte F. besser bewegen.

Sie fühlt sich freier. Aber viele Menschen können es nicht

ertragen, sie nur mit einem Bein zu sehen.

Sie regen sich auf. Und sie starren Brigitte F. an.

Das ist schlimm für sie. Deshalb benutzt Brigitte F. dann

doch lieber die Prothese.

Brigitte F. mag Frauen schon lange. Und nicht erst, seit

sie behindert ist. Sie wurde in der DDR geboren.

Dort gab es auch Lesben und Schwule.

Man sah sie dort aber nicht so oft auf der Straße.

Brigitte F. hörte auch von Lokalen für Lesben und

Schwule. Sie kannte sie aber nicht. Und sie kannte auch

keine lesbischen Frauen oder schwule Männer.

Später verliebte sich Brigitte F. sehr in eine Frau.

Sie vergaß ihre Schüchternheit. Die DDR gab es damals

schon nicht mehr. Ihre erste Freundin zeigte ihr, wo man

in Berlin andere Lesben und Schwule kennen lernen

konnte. Für Brigitte F. war das aber schwierig,

weil sie behindert war.

In Frauenlokalen wurde sie oft angestarrt. Oder sie

wurde gar nicht angeschaut. Die Frauen sahen immer

zuerst ihre Behinderung. Sie sahen sie aber nicht als Frau.

Bei der Arbeit oder beim Einkaufen oder beim

Autofahren konnte sie den Menschen zeigen, dass auch

behinderte Menschen viele Dinge tun können.

Page 112: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

109

Aber: Wie sollte sie einer Frau zeigen, dass sie trotz ihrer

Behinderung Sex haben konnte?

Das war eine schwierige Zeit für Brigitte F.

Sie und die anderen lesbischen Frauen waren alle gleich.

Sie waren ja alle lesbisch. Aber mit ihrer Behinderung

hatte sie es auch bei den lesbischen Frauen schwer.

Sie hatte kein Glück. Sie lernte keine Partnerin kennen.

Aber sie suchte weiter.

Jetzt hat Brigitte F. eine Freundin. Sie lernte sie an der

Kasse in der Oper kennen. Sie fanden sich gleich nett.

Sie gingen nach der Oper etwas trinken.

Und sie landeten kurz danach im Bett von Brigitte F. .

Ihre Freundin ist nicht behindert.

Die beiden haben sich aber sofort wunderbar

verstanden.

Brigitte F. schämte sich nicht, ihre Prothese vor ihrer

Freundin auszuziehen. Sie schämte sich auch nicht für

die Druckstellen und blauen Flecke an ihrem Körper.

Früher war das anders. Bei anderen Männern und Frauen

hat sie sich geschämt. Aber ab jetzt war Brigitte F. klar:

Wer mich nicht lieben kann, wie ich bin, hat eben Pech

gehabt!

Brigitte F. arbeitet viel mit behinderten Frauen und

lesbischen Frauen. Das macht sie in ihrer Freizeit.

Für sie ist wichtig, dass lesbische Frauen behinderte

Menschen gut behandeln. Aber für sie ist auch wichtig,

dass behinderte Menschen lesbische Frauen gut

behandeln. Alle sind gleich viel wert. Niemand ist besser.

Und niemand ist schlechter.

Page 113: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

110

Brigitte F. möchte nicht nur als behinderte Frau gesehen

werden. Und sie möchte nicht nur als lesbische Frau

gesehen werden.

Sie liebt das Leben. Und sie möchte auf viele Dinge nicht

verzichten.

Einmal stieg sie mit ihren Gehhilfen allein auf einen Berg.

Und als sie fast oben war, traf sie 2 Wanderfreunde.

Die Wanderfreunde fragten Brigitte F., was sie denn hier

sucht? Und ob sie denn verrückt ist?

Und wie sie wieder runter kommen will?

Brigitte F. hat sich darüber geärgert.

Sie hat sich nicht mehr zu den beiden umgedreht.

Page 114: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Anders anders

Diesen Teil des Buches hat Gesa Teichert geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Es gibt Frauen, die Frauen lieben.

Diese Frauen nennt man Lesben. Sie sind lesbisch.

Es gibt auch behinderte Frauen, die lesbisch sind.

Manche von ihnen sagen zu sich selbst auch

Krüppel-Lesben.

Sie wollen sich nicht verstecken.

Sie wollen zeigen, was sie sind.

Menschen mit Behinderungen müssen oft um ihre

Rechte kämpfen. Wenn eine Frau behindert und

lesbisch ist, muss sie noch viel stärker kämpfen.

Alle Frauen müssen ausprobieren dürfen, wie sie

leben wollen.

Lesbische Frauen treffen sich oft in Discos für Lesben.

Lesben mit Behinderungen haben es dort oft schwer.

Krüppel-Lesben brauchen kein Mitleid. Und sie

wollen kein Mitleid. Sie wollen ihr Leben so leben,

wie sie es wollen.

Treffen für Lesben müssen so sein, dass auch

behinderte Lesben sich dort wohl fühlen.

Auch in Heimen und Wohngruppen müssen lesbische

Frauen über sich sprechen können. Sie müssen die

Möglichkeit haben, zu Lesben-Gruppen zu gehen.

111

Page 115: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

112

Es gibt Frauen, die Frauen lieben. Diese Frauen nennt

man Lesben. Sie sind lesbisch.

Lesbische Frauen schmusen und kuscheln gern mit

Frauen und haben gern Sex mit Frauen.

Überhaupt machen sie vieles gern mit Frauen: reden,

ausgehen und zusammen wohnen.

Es gibt auch behinderte Frauen, die lesbisch sind.

Einige behinderte lesbische Frauen sagen zu sich selbst

auch Krüppel-Lesben.

Sie wollen damit zeigen, dass sie sich nicht verstecken.

Dass sie Mut haben und alle wissen können, was sie sind:

Eine Frau mit einer Behinderung, die Frauen liebt.

Krüppel-Lesben gibt es überall, in Schulen und Heimen,

als Nachbarin, als Lehrerin und Rentnerin, in der

Werkstatt für behinderte Menschen und auch ohne

Arbeit.

Nicht behinderte Menschen haben oft Schwierigkeiten,

wenn sie behinderte Menschen kennen lernen.

Behinderung ist für sie nichts „Normales“.

Viele Menschen können sich nicht vorstellen, dass Frauen

Frauen lieben. Sie finden das nicht „normal“.

Eine behinderte Frau braucht sehr viel Mut und Stärke,

um für die eigenen Rechte zu kämpfen.

Noch mehr Mut und Stärke braucht eine behinderte Frau,

die Frauen liebt.

Jede Frau hat Wünsche und Bedürfnisse.

Zum Beispiel den Wunsch nach Liebe und Glück.

Jede Frau muss für sich herausfinden, wie sie Liebe und

Glück findet. Das müssen Frauen versuchen dürfen.

Page 116: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

113

Bei jeder Frau ist das anders. Es hängt von vielen Dingen

ab: Lebt die Frau in der Stadt oder auf dem Land?

Ist die Frau eher still und sagt nicht viel?

Oder ist die Frau eher laut und lustig?

Gibt es Menschen, die ihr helfen, glücklich zu werden.

Bei behinderten Frauen kommt das noch hinzu:

Sind sie schon immer behindert? Oder haben sie ihre

Behinderung als Kind oder als Erwachsene bekommen?

Nicht behinderte lesbische Frauen treffen sich zum

Beispiel in einem Zentrum für Lesben oder in einer Disco

für Lesben.

Dort können sie sich kennen lernen und verlieben.

Viele Frauen trauen sich lange nicht, sich mit anderen

Lesben zu treffen.

Krüppel-Lesben trauen sich noch viel weniger dorthin.

Sie werden von den anderen nicht behinderten Lesben

nämlich auch erst einmal wieder als „Behinderte“

gesehen. Auch hier werden sie oft nicht als Frau gesehen,

in die sich eine andere Frau verlieben könnte.

Oft wissen Krüppel-Lesben auch nichts von diesen

Treffen. Zum Beispiel gibt es die Einladungen selten in

Blindenschrift oder auf Kassette.

Oder Rollstuhlfahrerinnen kommen nicht in die Disco,

weil es Treppen gibt.

Oder gehörlose Frauen können sich nicht mit anderen

Frauen unterhalten, weil es im Lesben-Café keine

Übersetzerin gibt.

Page 117: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

114

Gruppen mit behinderten Männern und behinderten

Frauen kommen oft nicht gut mit Krüppel-Lesben

zurecht. Sie finden, dass sie schon als „Behinderte“

genug auffallen. Oft gibt es in diesen Gruppen viel Streit

um das Thema lesbisch sein.

Besonders die behinderten Männer haben immer

wieder Probleme damit, wenn eine Frau sagt,

dass sie lesbisch ist.

Krüppel-Lesben brauchen und wollen kein Mitleid.

Sie wollen ihr Leben so leben, wie sie es wollen.

Heute gibt es in einigen größeren Städten Krüppel-

Lesben-Gruppen. In den Gruppen können Frauen sich

unterhalten, unterstützen und sich informieren.

Das fordern behinderte lesbische Frauen:

Veranstaltungen für Lesben müssen barrierefrei sein.

Informationen über Veranstaltungen muss es auch in

Blindenschrift oder auf Kassette geben.

Nicht behinderte Lesben sollen zu Seminaren gehen.

In diesen Seminaren können sie von Krüppel-Lesben

lernen.

In Heimen und Wohngruppen muss es Angebote

geben. Zum Beispiel Treffen, in denen über Sex und

über lesbisch sein geredet werden kann.

Lesbische Bewohnerinnen müssen die Möglichkeit

bekommen, zu Lesben-Gruppen zu gehen.

Krüppel-Lesben sind Frauen mit vielen Stärken und

Fähigkeiten. Sie gehören zusammen.

Sie gehören aber auch zur Behindertenbewegung:

Sie können andere an ihrer Stärke und ihrem Mut

teilhaben lassen. Genau wie sie an der Stärke und dem

Mut behinderter Männer und Frauen teilhaben können.

Page 118: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

115

Ein paar wichtige Adressen

Das Jugendnetzwerk Lambda ist eine schwul-lesbischeGruppe für Jugendliche in Deutschland. Dort gibt es auch eine extra Gruppe für Lesben undSchwule mit Behinderung.

Jugendnetzwerk LambdaReferat für Jugendliche mit BehinderungenBerliner Ring 1223843 Bad OldesloeTelefon: (0 45 31) 88 58-13Fax: (0 45 31) 88 58-59E-Mail: [email protected]: www.lambda-online.de

Das Weibernetz e.V. – Bundesnetzwerk vonFrauenLesben und Mädchen mit Beeinträchtigung hatauch Infos für Lesben mit Behinderungen.

Weibernetz e.V. – Bundesnetzwerk von FrauenLesbenund Mädchen mit BeeinträchtigungKölnische Str. 9934119 KasselTelefon: (05 61) 7 28 85-85E-Mail: [email protected]: (05 61) 7 28 85-53Internet: www.weibernetz.de/lesben.html

Page 119: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Alte und ältere behinderte Frauen

116

Page 120: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

117

In Dresden gibt es viele Hochhäuser mit vielen

Wohnungen drin. Die Wohnungen sehen fast alle gleich

aus. Manchmal sind die Wohnungen doch verschieden.

Zum Beispiel stehen verschiedene Blumenkästen auf

dem Fensterbrett.

Oder es gibt verschiedene Aufkleber an den Türen.

Aber manche Menschen fallen in dieser Gegend

trotzdem auf. Frieda L.* sagt von sich:

„Ich bin bekannt wie ein bunter Hund.“ Sie lebt schon

lange hier. Sie ist ein fröhlicher Mensch. Und sie benutzt

einen Gehstock. Und manchmal auch einen Rollstuhl.

Frieda L. lässt sich aber nicht zur Seite schieben. Sie zeigt

allen, dass sie da ist. In manche Läden kommt sie wegen

der Stufen nicht rein. Dann klopft sie mit ihrem Stock

laut an die Scheiben. Und sie ruft: „Hier ist ein

Einbrecher, der etwas kaufen möchte!“ Manchmal fragt

sie sogar Menschen auf der Straße um Rat.

Frieda L. interessiert sich für viele Dinge. Und sie schämt

sich nicht. Sie hat gelernt, für sich selber zu sprechen. Sie

weiß, was gut für sie ist. Sie will sich nicht von anderen

sagen lassen, was für sie gut ist.

* Frieda L. heißt anders. Aber ihr Name soll nicht verraten werden.

Eine Geschichte über Frieda L. und wie sie als ältere Frau mit Behinderung lebt.

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt in schwerer Sprache „Sie ist ihre eigene Frau“.

In der Geschichte erzählt sie von Frieda L.

Sie ist eine ältere Frau mit Behinderung.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

Page 121: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

118

Frieda L. ist eine alte Dame. Aber sie wusste schon immer,

was sie wollte. Sie wurde vor vielen vielen Jahren

geboren. Sie ist über 70 Jahre alt. Früher haben noch

nicht viele behinderte Menschen für ihre Rechte

gekämpft. Aber Frieda L. hat trotzdem immer für ihre

Rechte gekämpft.

Frieda L. wurde in Radeberg geboren. Das ist eine Stadt

in Sachsen. Mit 3 Jahren bekam sie Kinderlähmung.

Sie war fast 1 Jahr im Krankenhaus. Danach ging es ihr

viel besser. Trotzdem spürt sie die Kinderlähmung

immer noch. Sie hat Schwierigkeiten mit ihren Beinen.

Frieda L. benutzt Gehhilfen. Das ist sehr anstrengend für

die Arme. Und für die Ellbogen. Und der Rücken tut ihr

oft weh. Sie musste 25 Mal operiert werden.

An der Hüfte und an den Beinen.

Schon als Kind hat Frieda L. Gymnastik gemacht. Und sie

ist massiert worden. Sie hat auch Schienen für die Beine

bekommen. Die Schienen hat Frieda manchmal zornig

weggeschmissen. Sie hat sich lange nicht daran

gewöhnen können. Jetzt machen ihr die Schienen nicht

mehr so viel aus. Das Leben ist damit viel leichter. Aber

am Anfang wollte sie das einfach nicht glauben.

Frieda L. hat eben ihren eigenen Kopf.

Und sie will die Dinge selbst ausprobieren.

Erst dann will sie sich entscheiden.

Frieda L. war mit nicht behinderten Kindern in einer

Schule. Sie kam mit den nicht behinderten Kindern gut

zurecht. Manchmal war sie mit ihren Gehhilfen nicht so

schnell wie die anderen.

Dann warf sie die Krücken einfach weg.

Und lief den anderen Kindern auf allen vieren nach.

Page 122: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

119

Die Mutter war Hausfrau. Der Vater war Arbeiter.

Die Eltern haben Frieda wegen ihrer Krankheit aber nicht

besonders verwöhnt.

Sie bekam einen Stuhl ans Spülbecken gestellt.

Und sie musste abwaschen.

Oder sie musste die Schuhe für die Familie putzen.

Die Nazi-Zeit war eine schlimme Zeit. Damals dachten

viele Menschen, dass behinderte Menschen nichts wert

sind. Frieda L. hat in dieser Zeit auch schon gelebt.

Ihr hat aber niemand etwas Böses getan.

Sie bekam Medizin. Und sie wurde von Ärzten behandelt.

Sie ging zur Schule. Die Lehrer und die Mitschüler halfen

ihr auch. Sie hatte damals keine Angst.

Nach dem Krieg wollte sie als Schneiderin arbeiten.

Sie wollte eine eigene Näherei aufmachen.

Das hat aber leider wegen ihrer kaputten Hüfte nicht

geklappt. Dann machte sie eine Ausbildung im Büro.

Sie zog nach Dresden. Hier arbeitete sie an

verschiedenen Stellen. Seit 1972 bekam sie wegen ihrer

Behinderung eine Rente.

Sie hat aber trotzdem noch gearbeitet.

Sie machte die Büroarbeit für eine Arztpraxis.

Manchmal fuhr sie mit ihrem kleinen Moped in die Klinik.

Und manchmal wurde ihr die Arbeit nach Hause

gebracht.

In der DDR gab es einen Blindenverein.

Es gab auch einen Verein für Gehörlose.

Aber Vereine für Körperbehinderte gab es nicht.

Frieda L. ging deshalb immer zu den Treffen der

Rollstuhlfahrer. Bei diesen Treffen wurde über diese

Dinge gesprochen: Schwierigkeiten im Straßenverkehr.

Oder über Hilfsmittel. Oder über die Suche nach einem

Arbeitsplatz.

Page 123: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

120

Zu den Treffen wurden manchmal wichtige Leute

eingeladen. Zum Beispiel jemand von der Polizei.

Oder Politiker. Nicht alles wurde für Menschen mit

Behinderungen besser.

Aber ein paar Schwierigkeiten verschwanden doch.

Und oft hat es gar nicht so lange gedauert.

Heute bekommt man erst gar keine Antwort, wenn man

Politiker zu so einem Treffen einlädt, sagt Frieda L.

Viele Politiker und Politikerinnen wissen nicht, wie es ist,

behindert zu sein.

Zum Beispiel: Sie entscheiden, dass behinderte

Menschen weniger Geld bekommen.

Oder sie schaffen manche Dinge für behinderte

Menschen einfach ab.

Frieda L. hat einen Wunsch: Politiker und Politikerinnen

müssten für 1 Tag mit verbundenen Augen herumlaufen.

Sie müssten für 1 Tag mit Stöpseln in den Ohren leben.

Und sie müssten für 1 Tag im Rollstuhl sitzen oder auf

einem Bein gehen.

Dann würden sie sich auch einmal wie ein behinderter

Mensch fühlen.

„Es ist ja ein schweres Leben, das wir führen“, sagt Frieda.

Behinderte Menschen bekommen oft nicht die Medizin,

die sie brauchen. Früher war das anders.

Der Arzt hat aufgeschrieben, was behinderte Menschen

brauchen. Und dann haben sie diese Dinge auch

bekommen. Jetzt schreibt der Arzt etwas auf.

Und dann kommt der Medizinische Dienst und prüft das.

Und dann streicht er manche Dinge einfach wieder weg.

Politiker und Politikerinnen wollen zurzeit viel Geld

sparen. Sie wollen weniger Geld für Menschen ausgeben,

die Hilfe brauchen.

Page 124: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

121

Davor hat Frieda L. zum ersten Mal richtige Angst.

Sie ist eine alte Dame. Und sie hat nicht mehr viel Kraft.

Sie hat Angst. Vielleicht bekommt sie das, was sie als

behinderte Frau dringend braucht, nicht mehr. Sie sagt:

„So wie jetzt wurden wir Behinderten noch nicht

behandelt (…)!“

Frieda L. ist verärgert. Sie hat aber immer auch an andere

gedacht. Sie hat sich immer mit anderen behinderten

Menschen zusammengeschlossen.

Gemeinsam ist man stärker.

Als es die DDR nicht mehr gab, hörten auch die Treffen

der Rollstuhlfahrer auf.

Dann trat sie in einen Selbsthilfeverein ein.

Der Verein hat zurzeit 80 Mitglieder. Auf ihrem

Schreibtisch steht eine elektrische Schreibmaschine.

Daneben liegen viele Papiere. Hier schreibt sie viele

Briefe. Sie beschwert sich zum Beispiel bei Ämtern.

Oder sie schreibt auf, was für behinderte Menschen

besser werden soll.

Das ist wichtig, damit das Leben leichter wird.

Frieda L. steht um 7 Uhr auf. Dafür braucht sie eine

Weile. Danach geht sie an die Arbeit.

Wenn das Wetter schön ist, fährt sie gern mit ihrem

elektrischen Rollstuhl durch die Stadt.

Sie hat nie geheiratet. Sie muss sich oft ärgern.

Und sie muss für die Rechte von behinderten Menschen

kämpfen. Aber sie will lieber freundlich bleiben und

nicht böse werden.

Sie mag Teddybären und gute Witze.

Und sie weiß, wie man sich wehrt. Sie lacht und sagt:

„Ich bin ein stures Luder“.

Page 125: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

122

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Es gibt immer mehr alte Menschen.

Es gibt mehr alte Frauen als alte Männer.

In manchen Pflegeheimen werden alte Menschen

nicht gut behandelt. Es gibt aber Stellen, die dann

helfen können.

Menschen mit sehr wenig Geld können vom Staat

Grundsicherung bekommen.

Alte Menschen mit Lernschwierigkeiten müssen

selbst bestimmen dürfen, wo sie leben wollen. Und

wie sie leben wollen. Sie müssen gefragt werden.

Alte behinderte Frauen leben oft ganz allein in ihrer

Wohnung. Viele sind sehr traurig.

Alte behinderte Menschen müssen aber nicht in

einem Heim leben. Wohnungen können so gebaut

werden, dass auch alte Menschen gut darin leben

können.

Ältere und alte Menschen sind wichtig. Sie haben in

ihrem Leben viel gelernt. Sie können oft viele Dinge.

Wahrscheinlich gibt es viele alte behinderte Frauen.

Sie sind oft arm und einsam. Aber niemand weiß das

so genau. Deshalb müssen alte Frauen mit

Behinderungen gefragt werden. Sie müssen sagen,

was sie wollen und was sie brauchen.

Alte und ältere behinderte Frauen

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Page 126: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Die hat viele Zahlen sammeln lassen.

Deshalb weiß man heute:

In Deutschland leben viele viele Menschen.

Die Hälfte dieser Menschen sind Frauen.

Die Menschen werden immer älter.

Es gibt immer weniger Kinder.

In 50 Jahren gibt es deshalb sehr viele alte Menschen

und sehr wenig junge Menschen in Deutschland.

Frauen werden oft älter als Männer.

Sie leben meistens länger.

Deshalb gibt es mehr alte Frauen als alte Männer.

Das Leben in einem Pflegeheim

Immer wieder gibt es Nachrichten in der Zeitung und im

Fernsehen, dass es den Menschen in einigen

Pflegeheimen nicht gut geht. Zum Beispiel bekommen

sie nicht genug zu essen, werden nicht gut gepflegt oder

sie werden sogar geschlagen.

Das ist nicht in Ordnung. Alte und behinderte Menschen

müssen gute Hilfe bekommen.

Dafür setzen sich viele ein.

Zum Beispiel:

In 10 gibt es Notruftelefone.

Dort kann man anrufen, wenn man schlechte Hilfe

bekommt.

Mehrere Selbsthilfegruppen. In diesen Gruppen

helfen alte Menschen anderen alten Menschen.

Das

Das

Ein sehr hohes Gericht in Deutschland, der

Bundesgerichtshof.

Bundesministerium für Gesundheit.

und Jugend.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen

Bundesländern

Bundesregierung

123

Page 127: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Haben alte und ältere Frauen genug Geld zum Leben?

Alte und ältere Frauen haben oft nur wenig Geld zum

Leben. Sie konnten meist nicht soviel für ihre Rente

einbezahlen. Zum Beispiel weil sie ihre Kinder erzogen

haben, weil sie nur wenig Lohn bekommen haben.

Oder weil sie andere aus der Familie gepflegt haben.

Schon heute sind viele alte und ältere Frauen arm.

Es werden noch mehr werden.

Das soll durch die anders werden.

Die ist Geld, das der Staat gibt.

Dieses Geld können ältere Menschen ab 65 Jahren und

Menschen, die wegen einer Behinderung nicht arbeiten

können, bekommen.

Dieses Geld soll helfen, dass Menschen nicht in Armut

leben müssen. Es soll genug Geld da sein, um zum

Beispiel Heizung, Miete und Essen bezahlen zu können.

Personen, die sehr viel Geld haben, können keine

bekommen.

Ältere und alte Menschen mit Behinderung

Die Hälfte der Personen mit einem

Schwerbehindertenausweis sind ältere Menschen.

Sie sind über 65 Jahre alt.

Es gibt mehr ältere behinderte Frauen als Männer.

Bei den Personen, die über 80 Jahre alt sind, gibt es noch

mehr behinderte Menschen.

Grundsicherung

Grundsicherung

Grundsicherung

124

Page 128: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

125

Auch das Leben von alten und älteren behinderten

Menschen ist sehr verschieden.

Auch darüber gibt es Zahlen. Diese Zahlen hat das

herausgefunden:

Menschen mit einer Körperbehinderung bekommen

im Alter meist mehr Krankheiten.

Sie brauchen dann mehr Hilfe und Pflege.

Sie können aber trotzdem oft ein selbstbestimmtes

Leben leben.

Menschen mit einer seelischen Behinderung kommen

im Alter meist schlechter mit ihrem Alltag zurecht. Sie

brauchen dann Unterstützung, damit sie weiterhin ein

gutes Leben leben können.

Menschen mit Lernschwierigkeiten haben im Alter

mehr Probleme Dinge zu verstehen oder sie nicht

zu vergessen.

Sie werden oft in Altenheimen untergebracht.

Doch ältere Menschen mit Lernschwierigkeiten müssen

gefragt werden, wie und wo sie im Alter leben wollen.

Alte Frauen mit Behinderung

Das weiß man heute über alte Menschen mit

Behinderung:

Behinderte Frauen, die über 80 Jahre alt sind, leben oft

ganz allein in einer Wohnung.

Behinderte Männer, die über 80 Jahre alt sind, leben

oft mit einer anderen Person zusammen.

Es gibt mehr sehr sehr traurige behinderte alte Frauen

als behinderte alte Männer. Oft sind sie so sehr traurig,

dass sie nicht mehr leben wollen.

und Jugend.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen

Page 129: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wie können ältere und alte Menschenmit Behinderung auch noch wohnen?

Alte behinderte Menschen müssen nicht

in einem Heim leben.

Leider gibt es noch nicht genug Wohnungen, die so sind,

dass behinderte Menschen dort gut leben können.

Zum Beispiel, weil eine Person im Rollstuhl das

Badezimmer nicht benutzen kann.

Leider gibt es auch noch nicht überall gute Hilfen und

gute Unterstützung für ältere Menschen mit Behinderung.

Aber: Wohnungen können umgebaut werden.

Und: Es gibt Beratungsstellen. Dort kann man sich über

Hilfen informieren.

Und: Neue Häuser können so gebaut werden, dass alle

dort gut leben können.

Es gibt noch viel zu tun

Viele verschiedene Menschen machen unsere Welt erst

schön. Ältere und alte Menschen sind wichtig.

Ältere und alte Menschen gehören dazu. Sie haben in

ihrem Leben viel gelernt. Sie können oft viele Dinge.

Wahrscheinlich gibt es viele arme einsame behinderte

alte Frauen. Genau weiß niemand, wie es behinderten

älteren und alten Frauen geht. Behinderte und alte

Frauen werden nämlich nicht gefragt, wie es ihnen geht.

Es ist wichtig herauszufinden, wie es ihnen geht.

Denn ältere und alte Frauen mit Behinderung müssen

wählen dürfen. Sie müssen genug Geld haben.

Sie müssen so leben können, wie sie es sich wünschen.126

Page 130: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Ein paar wichtige Adressen

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassunge.V. ist ein Verein. Sie setzen sich dafür ein, dass ältererund behinderter Menschen selbständig wohnen können.Sie haben eine Liste mit 230 Beratungsstellenzusammengestellt. Diese Stellen beraten, wenn es umsWohnen geht. Die Liste kann man bei derBundesarbeitsgemeinschaft bestellen.

Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V.c/o Koordinierungsstelle rund ums AlterMühlenstr. 4813187 BerlinTelefon: (0 30) 47 53-17 19Fax: (0 30) 47 53-18 92E-Mail: [email protected]: www.wohnungsanpassung.de

Es gibt eine Notrufstelle Handeln statt Misshandeln.Dort kann man anrufen, wenn man Hilfe braucht. Sie helfen, wenn es um Gewalt bei älteren und altenMenschen geht.

Handeln statt Misshandeln ( HsM )Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter e.V.Goetheallee 51 53225 BonnTelefon: (02 28) 63 63 22Fax: (02 28) 63 63 31Notruf-Telefonnummer: (02 28) 69 68 68E-Mail: [email protected]: www.hsm-bonn.de

127

Page 131: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Leben mit Pflege

128

Page 132: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Eine Geschichte über Elke Bartz und ihre Helferinnen

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt in schwerer Sprache:

„Die Regie führe ich allein“. In der Geschichte erzählt sie

von Elke Bartz. Und wie sie mit Assistenz lebt.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

Elke Bartz mag es nicht, wenn ihr jemand sagt, was sie zu

tun hat. „Da ist mit mir wirklich nicht mehr gut Kirschen

essen“, sagt sie. Sie sitzt ruhig in ihrem Elektro-Rollstuhl.

Aber die dunklen Augen funkeln lebendig und wütend:

Ihre Eltern haben ihr sehr früh gezeigt, wie sie

selbstständig werden kann.

Sie durfte schon mit 2 Jahren alleine einkaufen gehen.

Und mit 3 Jahren durfte sie sogar in den Laden auf der

anderen Seite der Straße.

Freiheit ist Elke Bartz auch heute noch sehr wichtig.

Und sie tut alles dafür.

Das ist nicht immer so einfach. Elke Bartz ist seit 30

Jahren gelähmt. Sie hatte vor über 30 Jahren einen

Autounfall. Dabei hat sie sich 2 Halswirbel gebrochen.

Sie musste fast 9 Monate ins Krankenhaus.

Danach kam sie in ein Pflegeheim.

Dort war sie der einzige junge Mensch.

Sie versuchte, das Gute daran zu sehen. Sie musste nicht

mehr putzen. Sie musste nicht mehr waschen.

Sie musste nicht mehr kochen.

Und sie musste nicht mehr bügeln.

Das war für Elke Bartz sehr leicht.

129

Page 133: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

130

Sie merkte aber bald, dass sie fast nichts mehr selber

bestimmen durfte. Sie war damals erst 20 Jahre alt.

Sie musste essen, was auf den Tisch kam.

Sie musste damit zufrieden sein, wie andere Menschen

für sie sauber gemacht haben.

Für jeden Einkauf musste sie um eine Begleitperson

bitten. Und sie musste immer um Erlaubnis fragen.

Sie musste um Hilfe bitten, wenn sie zur Toilette musste.

Sie musste um Hilfe bitten, wenn sie nachts im Bett

umgedreht werden wollte. Und sogar zwischendurch,

wenn sie am Kopf gekratzt werden wollte.

Die Betreuerinnen und Betreuer nahmen kaum Rücksicht

auf ihre Wünsche.

Das hielt Elke Bartz 6 Monate aus. Danach hatte sie nur

einen Wunsch: Nichts wie weg hier!

Trotzdem blieb sie noch über 4 Jahre dort.

Sie wusste nicht, wie sie ohne das Heim allein überleben

sollte. Von ihrem Mann hatte sie sich scheiden lassen.

Er sah sie jetzt nicht mehr als Mensch. Er sah sie bloß

noch als Pflegefall.

Er verlangte von ihr, dass sie dankbar sein sollte.

Sie sollte froh sein, dass sie mit einem nicht behinderten

Mann verheiratet ist.

In dieser Zeit lernte sie ihren 2. Mann kennen.

Sie ist heute noch mit ihm verheiratet.

Ihr 2. Mann ist auch behindert. Er hatte als kleiner Junge

Kinderlähmung. Er braucht aber keine Hilfe.

Zusammen haben sie es geschafft, dass Elke aus dem

Heim ausziehen konnte.

Page 134: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

131

Heute wohnt sie in einem kleinen Dorf in

Süddeutschland. Sie lebt mit ihrem Mann gemeinsam in

ihrem eigenen Haus. Das Haus ist so gebaut, dass Elke

Bartz mit ihrem Rollstuhl gut darin leben kann.

Und sie bekommt die Hilfe, die sie haben will.

Sie bekommt Tag und Nacht Unterstützung von ihren

Helferinnen. Sie ist die Chefin. Sie bestimmt, welche Hilfe

sie braucht. Sie bestimmt, wie die Hilfe sein soll.

Und sie kann sich ihre Helferinnen selber aussuchen.

Bei der Pflege dürfen ihr nur Frauen helfen.

Das ist Elke Bartz sehr wichtig.

Diese Dinge erwartet Elke Bartz auf jeden Fall von ihren

Helferinnen:

Sie dürfen kein Mitleid haben! Sie dürfen Elke Bartz nicht

erziehen wie ein kleines Kind.

Sie sollen einfach das machen, was sie wegen ihrer

Behinderung mit ihren Händen nicht mehr tun kann.

Sie sollen Elke Bartz keine Vorschriften machen.

Denn die Entscheidungen trifft sie allein!

Sie ist die Chefin.

Elke Bartz hat 2 oder 3 Helferinnen bei sich angestellt.

Die Helferinnen wechseln sich nach ein paar Tagen ab.

Die Helferin, die gerade Dienst hat, wohnt mit im Haus.

Sie hat ein eigenes Zimmer. Und wenn Elke Bartz sie

braucht, ist sie auch nachts für sie da.

Elke Bartz schreibt oft Briefe am Computer.

Sie hilft damit anderen behinderten Menschen.

Sie benutzt zum Tippen ein Hilfsmittel.

Am Computer ist sie am liebsten für sich allein.

Aber sonst ist immer eine Helferin in ihrer Nähe.

Page 135: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

132

Die Helferinnen bekommen nur Aufgaben, die Elke Bartz

auch selbst tun würde, wenn sie keine Behinderung

hätte. Sie will ihre Helferinnen gut behandeln.

Sie weiß, dass auch Menschen ohne Behinderung

manchmal keine Kraft mehr haben.

Das wichtigste ist, dass Elke Bartz und die Helferinnen

gut miteinander umgehen. Dann fällt es ihr auch leichter

zu sagen, was sie möchte und was sie braucht.

Die Helferinnen kochen das, was Elke möchte.

Die Helferinnen tüten Briefe ein. Oder sie kümmern sich

um den Garten. Elke Bartz verreist sehr oft.

Die Helferinnen begleiten sie. Und sie tragen das Gepäck.

Sie verschieben die Möbel im Hotelzimmer, damit Elke

Bartz mit ihrem Rollstuhl mehr Platz hat.

Oder sie ziehen ihr die Jacke aus.

Ihre Chefin ist viel unterwegs. Elke hat einen Verein

gegründet. Das ist schon viele Jahre her. Sie hilft anderen

behinderten Menschen. Sie erzählt ihnen, wie sie in ihrer

eigenen Wohnung leben können. Und wie sie ihre

Helferinnen und Helfer selbst aussuchen können.

Und Elke Bartz erzählt ihnen, was man als Chef oder

Chefin machen muss.

Elke Bartz hat sehr lange vor Gericht gekämpft.

Sie musste um Geld kämpfen, damit sie ihre Helferinnen

bezahlen kann. Aber sie hat dabei viel gelernt.

Und sie will anderen behinderten Menschen helfen.

Denn viele behinderte Menschen wissen nicht, dass sie

auch in einer eigenen Wohnung leben können.

Und dass sie auch zu Hause Hilfe bekommen können.

Elke Bartz hat schon sehr vielen behinderten Menschen

geholfen. Sie hat mit ihnen telefoniert. Sie hat ihnen

geschrieben. Oder sie hat sich mit ihnen getroffen.

Page 136: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Elke ist oft bei Tagungen. Und sie macht viele Vorträge.

Sie war sogar schon im Bundestag. Dort treffen

Politikerinnen und Politiker wichtige Entscheidungen.

Elke Bartz lacht gern. Und sie macht jeden Spaß mit.

Sie liest gerne Harry Potter. Oder sie geht gerne zu

Volksfesten. Am liebsten würde sie in einem Haus auf

dem Land leben. Und daneben müsste gleich eine große

Stadt sein. Dann könnte sie in 5 Minuten mit dem

Rollstuhl in die Stadt fahren.

Aber auf das Leben auf dem Land will sie nicht

verzichten. Trotzdem will sie immer wieder unter

Menschen sein. Sonst fehlt ihr etwas. Elke Bartz kann

viele Dinge wegen ihrer Behinderung nicht tun.

Wenn sie irgendwo hin möchte, muss sie sich vorher

immer diese Dinge überlegen:

Gibt es einen Aufzug?

Kann sie dort mit dem Rollstuhl fahren?

Oder gibt es dort eine Toilette für Menschen im

Rollstuhl?

Elke Bartz hat oft Schmerzen. Die wäre sie gerne los.

Aber sie findet ihr Leben toll. Sie ist sehr neugierig.

Sie hat sehr viel Freude. Und sie packt die Dinge mit

großer Kraft an. Außerdem hat sie viele tolle Leute mit

Behinderungen kennen gelernt.

Wenn sie Dinge ändern kann, dann tut sie das.

Und wenn sie etwas nicht ändern kann, verschwendet sie

damit keine Zeit. Elke Bartz kann zwar nicht laufen.

Aber wenn sie einen Wunsch frei hätte, würde sie sich

nicht wünschen, wieder laufen zu können.

Sie würde sich für ihren Rollstuhl ein paar neue Reifen

wünschen.

133

Page 137: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

134

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Leben mit Pflege

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Viele behinderte Menschen brauchen Hilfe und

Pflege.

Die Pflege wird von der Pflegeversicherung bezahlt.

Die Person, die Pflege braucht, hat verschiedene

Möglichkeiten.

Sie lebt zuhause und bekommt Hilfe von der

Familie

Sie lebt zuhause und bekommt Hilfe von einem

Pflegedienst.

Sie lebt in einem Heim und wird dort gepflegt.

Die Person lebt zuhause und stellt ihre Helfer und

Helferinnen selbst an.

Die Person lebt in einem Servicehaus.

Sie hat dort eine eigene Wohnung. Wenn sie Hilfe

braucht, kann sie klingeln.

Wenn eine Person sehr viel Geld hat, muss sie einen

Teil der Pflege selbst bezahlen.

Viele behinderte Frauen wollen, dass Frauen sie

waschen und pflegen. Sie müssen bestimmen dürfen,

ob eine Frau oder ein Mann sie pflegt.

Ab 2008 können behinderte Menschen in ganz

Deutschland das Persönliche Budget bekommen.

Mit dem Geld können sich die Menschen ihre Hilfen

selbst einkaufen.

Page 138: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Viele behinderte und alte Menschen brauchen Hilfe und

Pflege.

Zum Beispiel beim Aufstehen, beim Waschen, beim

Essen, beim Einkaufen, beim Sauber machen.

Manche Menschen brauchen nur ab und zu Hilfe.

Andere brauchen bei fast allem immer Hilfe.

Die Hilfe und die Pflege muss die Person nicht selbst

bezahlen. Das Geld für die Pflege bezahlt die

Pflegeversicherung. Vorher wird genau geguckt, wie viel

Hilfe und Pflege eine Person braucht.

So kann eine Person leben, die Hilfe braucht:

Die Person, die Pflege und Hilfe braucht, lebt zu Hause.

Die eigene Familie macht die Pflege. Das ist für die

Familie manchmal eine schwere Aufgabe. Manchmal

gibt es deshalb viel Ärger in der Familie. Es kann dann

auch sein, dass die Person nicht so gut gepflegt wird.

Die Person, die Pflege und Hilfe braucht, lebt zu Hause.

Ein Pflegedienst macht die Pflege. Diese Dienste

machen oft gute Arbeit. Die Person, die Pflege und

Hilfe braucht, kann bestimmen, wer helfen soll und

wann geholfen werden soll. In kleinen Dörfern und auf

dem Land ist das oft anders. Hier bestimmen die

Dienste. So kommt es vor, dass einer Person erst am

Mittag beim Aufstehen geholfen wird.

Oder es kommt vor, dass der Dienst schon am

Nachmittag die Person ins Bett bringt.

Die Person, die Pflege und Hilfe braucht, lebt im Heim.

Vor allem alte und behinderte Menschen, die sehr viel

Hilfe und Pflege brauchen, leben in Heimen.

Viele Heime machen eine gute Pflege.

Einige Heime machen eine schlechte Pflege. 135

Page 139: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Zum Beispiel bekommen in schlechten Heimen die

Bewohner und Bewohnerinnen nicht genug zu essen

und zu trinken. Das tut dem Körper nicht gut.

Die Person, die Hilfe und Pflege braucht, lebt zu Hause.

Ein Assistent oder eine Assistentin macht die Pflege.

Assistenten oder Assistentinnen sind Helfer oder

Helferinnen. Diese Helfer oder Helferinnen sucht die

Person, die Pflege braucht, selbst aus.

Die Person, die Hilfe und Pflege braucht,

sagt wann, wie und welche Helfer oder Helferin

die Hilfe geben soll.

Es kann sein, dass die Person, die Pflege braucht,

auch alles mit dem Lohn für die Helferin oder den

Helfer macht.

Das nennt man dann Arbeitgebermodell.

Da das sehr viel Arbeit ist, lassen sich viele auch von

einem Dienst dabei helfen.

Was gibt es noch?

In einigen Städten gibt es Servicehäuser.

Service spricht man so aus: sörwiss.

Das mit diesen Häusern geht so:

Die Person, die Hilfe und Pflege braucht, lebt in der

eigenen Wohnung. Die Person, die Hilfe und Pflege

braucht, muss sich melden, wenn sie etwas will.

Andere behinderte Menschen wohnen in

Wohngemeinschaften.

Sie teilen sich die Hilfen und die Pflege.

Manchmal sind die Hilfen sehr gut.

Manchmal klappt das auch nicht so gut.

136

Page 140: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was genau ist die Pflegeversicherung?

Die Pflegeversicherung gibt es noch nicht sehr lange.

In Gesetzen steht genau, was die Pflegeversicherung

alles ist.

In der Pflegeversicherung geht es zum Beispiel um diese

Dinge:

Viele alte Menschen und ihre Familien bekommen jetzt

mehr Hilfen und mehr Geld für die Pflege.

Pflegedienste passen auf, dass die Familien die Pflege

auch gut machen.

Die Heimaufsicht passt jetzt besser auf, dass es den

Bewohnern und Bewohnerinnen in Heimen gut geht.

Hilfe und Pflege durch einen Assistenten oder eine

Assistentin wird nicht so oft erlaubt. Manche Ämter

sagen, dass das bei Personen, die den ganzen Tag

Pflege und Hilfe brauchen, zu teuer ist. Personen, die

Hilfe und Pflege brauchen, sollen deshalb in ein Heim.

Dort ist die Pflege billiger. Die Person darf dann nicht

selbst bestimmen. Manchmal entscheidet dann ein

Gericht, ob die Person in ein Heim muss.

Personen, die Hilfe brauchen und sehr viel Geld haben,

müssen einen Teil ihrer Pflege selbst bezahlen.

Personen, die Hilfe brauchen und nur wenig Geld haben,

bekommen jetzt bessere Hilfen.

Wo man überall fragen kann, wer alles Geld bekommt,

steht am Ende dieses Textes.

Wie viel Geld oder Hilfen eine Person bekommt, hängt

davon ab, wie viel Pflege und Unterstützung sie braucht.

Das können ein paar 100 Euro sein.

Das können aber auch über 1000 Euro im Monat sein.

Bevor eine Person Hilfen oder Geld bekommt, wird

geprüft, was und wie viel die Person braucht.137

Page 141: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wer hilft und pflegt behinderte Frauen?

Hilfe und Pflegefür Frauen von …

Frauen

Männern

Frauen undMännern

138

Im Jahr 2002 haben 100 behinderte Frauen einen

Fragebogen bekommen.

In diesem Fragebogen gab es viele Fragen.

Zum Beispiel die Frage, wann Frauen Hilfe brauchen.

Die Antworten wurden gesammelt.

Das ist dabei herausgekommen:

Diese Hilfen brauchen behinderte Frauen am häufigsten:

Eine Begleitperson außerhalb der Wohnung zum

Beispiel beim Einkaufen oder beim Arztbesuch

Unterstützung beim Essen und Trinken

Unterstützung beim Waschen und bei der

Körperpflege

45 der 100 behinderten Frauen

lassen sich von Frauen helfen.

13 der 100 behinderten Frauen

lassen sich von Männern helfen.

Die übrigen behinderten Frauen lassen sich von Männern

und Frauen helfen und pflegen.

Die behinderten Frauen waren mit ihren Hilfen

zufrieden, wenn sie selbst über vieles bestimmen

konnten.

Die behinderten Frauen haben oft zu wenig Geld, um

ihre Hilfen zu bezahlen. Manchmal müssen sie Zivis

nehmen, obwohl sie lieber von Frauen gepflegt werden.

Page 142: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Viele behinderte Frauen wollen gern, dass Frauen sie

waschen und pflegen.

Sie haben Angst, dass Männer nicht gut pflegen können

oder ihnen wehtun.

Das alles haben die 100 Frauen auf die Fragen

geantwortet.

Frauen mit Behinderung müssen das Recht haben,

selbst über die Hilfen zu bestimmen.

Sie müssen bestimmen können, ob eine Frau oder ein

Mann sie wäscht und pflegt.

Einige Personen, die sich mit den Gesetzen gut

auskennen, sagen, dass es dieses Recht schon gibt.

Es ist aber noch zu versteckt und muss klarer

aufgeschrieben werden.

Wie geht es weiter mit der Pflege und der Assistenz?

Ab 2008 können behinderte Menschen in ganz

Deutschland das Persönliche Budget wählen.

Das Persönliche Budget ist Geld vom Staat.

Budget spricht man so aus: büdjeh.

Menschen mit Lernschwierigkeiten sagen auch

Persönliches Geld.

Behinderte Menschen können ihre Hilfen dann selbst

einkaufen.

Sie können sich den Dienst und die Person aussuchen,

die ihnen helfen soll.

Dabei muss niemand mehr mit vielen, sondern nur noch

mit einem Amt sprechen, von dem das Geld kommt.

Dieses Amt kann sich die behinderte Person aussuchen.

139

Page 143: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

140

Dann reden alle zusammen über die Hilfe:

Wie viel Geld kostet die Hilfe?

Was sind die Ziele der behinderten Person?

Für was will die behinderte Person das Geld nehmen?

Wer bestimmt, ob die Hilfe wirklich gut ist?

Die behinderte Person muss nicht allein zu diesem

Gespräch gehen.

Sie kann noch eine Person mitbringen, der sie vertraut.

Viele Männer und Frauen mit Behinderungen,

viele Politiker und Politikerinnen setzen sich für

gute Hilfen ein.

Hier 2 Beispiele:

Im April 2005 haben Männer und Frauen mit

Behinderung eine Gruppe gegründet. Diese Gruppe

heißt Kompetenznetzwerk von Menschen mit

Persönlichem Budget.

Dort gibt es Informationen zum Persönlichen Budget.

Es gibt in der Bundesregierung eine Frau.

Sie ist die Behindertenbeauftragte.

Sie macht Politik für behinderte Menschen.

Diese Frau heißt Karin Evers-Meyer. Sie hat im Mai

2006 einen Arbeitskreis angefangen. Zu diesem

Arbeitskreis gehören viele verschiedene Gruppen.

Sie alle wollen, dass behinderte Menschen selbst

bestimmen können, wie ihre Hilfen aussehen.

Page 144: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

141

Ein paar wichtige Adressen

Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben inDeutschland e.V. (ISL) hat ein Beratungstelefon zumPersönlichen Budget eingerichtet. Dort bekommt manviele Infos über das Persönliche Geld.

Die Beratung ist kostenlos. Aber ein Anruf kostet so vielwie ein Gespräch im Ort. Mit dem Handy ist es teurer.

Die Telefonnummer ist die: (01 80) 2 21 66 21

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) macht einBürgertelefon zur Pflegeversicherung.Dort kann man montags bis donnerstags von 8.00 – 20.00 Uhr anrufen.

Die Beratung ist kostenlos. Aber ein Anruft kostet 12 Cent in der Minute. Wenn man von Deutschland aus anruft. Und wenn man nicht vom einem Handy aus anruft.

Die Telefonnummer ist die: (0 18 05) 99 66 03

Das Forum selbstbestimmter Assistenz behinderterMenschen – ForseA e.V. hat viele gute Tipps und Ideenzum Thema Pflege und Assistenz.

Forum selbstbestimmter Assistenz behinderter Menschen– ForseA e.V.Nelkenweg 574673 MulfingenTelefon: (0 79 38) 5 15Fax: (0 18 05) 0 60 34 79 85 45E-Mail: [email protected]: www.forsea.de

Page 145: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was ist sexuelle Gewalt?Gibt es oft sexuelle Gewalt bei behinderten Frauen?

142

Page 146: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

143

Eine Geschichte über Saskia T. und ihre traurige Geschichte

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt in schwerer Sprache:

„Schatten auf der Seele“.

In der Geschichte erzählt sie von Saskia T.

Und was sie schon alles Schlimmes erlebt hat.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

Saskia T.* sieht wie eine russische Gräfin aus.

Sie trägt einen langen schwarzen Mantel.

Sie hat lange blonde Haare. Sie geht sehr aufrecht.

Sie hält den Kopf hoch. In der einen Hand hält sie einen

Stock. Denn Saskia T. ist seit 10 Jahren blind.

Sie wurde vor 35 Jahren geboren.

Sie hatte schon als Baby eine starke Sehbehinderung.

Ihre Eltern sind nicht behindert.

Aber ihre Schwester hat auch eine Sehbehinderung.

Irene Bazinger und Saskia T. sitzen in einem Café.

Saskia T. fühlt und hört die Dinge.

Sie weiß, wann Autos stehen bleiben.

Sie merkt, ob vor ihr eine Treppe kommt.

Und sie weiß, welchen Zug sie nehmen muss.

Früher konnte sie große Dinge noch ganz gut sehen.

Wenn die Sonne scheint, hat sie Schwierigkeiten.

Ihre Augen vertragen kein Licht.

Jetzt kann sie nur noch hell und dunkel sehen.

* Saskia T. heißt anders. Aber ihr Name soll nicht verraten werden.

Page 147: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

144

Im Sommer haben ihre Kleider andere Farben als im

Winter. Im Sommer trägt sie grün, orange und weiß.

Im Winter rot, grau und schwarz.

Beim Einkaufen fragt sie andere Leute, wo die Kasse ist.

Eine Verkäuferin sagt ihr, wie die Kleider aussehen.

Saskia T. kann alle ihre Kleider auseinander halten.

Sie erkennt die Kleider durchs Anfassen.

Die junge Frau ist ernst. Und sie wirkt sicher.

Sie weiß, dass sie nach außen stark ist. Sie will anderen

nämlich überhaupt nie zeigen, dass sie ziemliche

Probleme hat. Das hat sie selbst so erzählt.

Ihre Behinderung ist für sie nicht schlimm.

Schlimm ist nur, wie andere Menschen mit der

Behinderung umgehen. Denn Saskia T. kommt mit ihrer

Blindheit ganz gut zurecht.

Sie lebt alleine. Sie geht alleine durch die Stadt.

Sie liest. Sie schreibt. Wenn sie Hilfe braucht,

kümmert sie sich selbst darum.

Aber natürlich ist es auch manchmal gefährlich.

Sie kann einfach nicht sehen, wer auf sie zukommt.

Und sie kann nicht sehen, was ein Mensch tut.

Oder was er will. Deshalb ist sie wütend, wenn ein

Mensch sie plötzlich anfasst.

Manchmal wollen ihr Leute über die Straße helfen.

Dabei möchte sie gar nicht über die Straße.

Sie schlägt um sich, wenn ein Mensch sie einfach von

hinten anfasst und ihr helfen will.

Sie mag es nicht, wenn man sie vorher nicht fragt.

Sie will nicht, dass andere Menschen über sie bestimmen.

Außerdem hat sie schon schlimme Dinge erlebt.

Page 148: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

145

Als Kind und als Jugendliche wurde Saskia T. zum Sex

gezwungen. Das ist für sie bis heute sehr schlimm.

Wenn sie darüber erzählt, zittern ihre Hände. Und ihr

Lächeln verschwindet. Ihre Stimme wird schwach.

Und sie muss beim Erzählen immer wieder Pausen

machen. Und tief Luft holen.

Ein Bekannter ihrer Eltern zwang sie zum Sex. Das ging

6 Monate lang so. Da war sie erst 7 oder 8 Jahre alt.

Mit 14 hatte sie ihren ersten Freund. Er war 19.

Sie wollte nach 4 Wochen noch nicht mit ihm schlafen.

Dann hat er sie dazu gezwungen.

Sie trennte sich von ihm.

Seither hat Saskia T. Angst, jemandem zu vertrauen.

Wenn ihr jemand näher kommt, hat sie Angst. Und wenn

ihr jemand noch näher kommt, hat sie noch mehr Angst.

Sie hat vor allem Angst vor Sex.

Das hat sie auch ihrem nächsten Freund erzählt.

Damals war sie 16. Er war 22. Nach einer Party kam er ihr

trotzdem zu nahe. Er war betrunken.

Danach hatte sie keinen Freund mehr.

Einmal wollte ein fremder Mann sie zum Sex zwingen.

Damals hat sie in einem Studentenwohnheim gewohnt.

Sie hat ihn in die Hand gebissen. Und sie brüllte so laut,

dass er davon rannte. Sie schrie durch den ganzen Flur.

Aber niemand schaute nach, was los war.

Saskia T. war froh darüber. Denn sie schämte sich.

Aber sie fand das auch schlimm. Was wäre gewesen,

wenn der Mann nicht abgehauen wäre?

Page 149: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

146

Dann brach Saskia T. zusammen.

Auf einmal fiel ihr wieder ein, dass sie auch als Kind zum

Sex gezwungen wurde. Sie wurde krank.

Sie wollte nicht mehr essen. Und sie verletzte sich selbst.

Sie kratzte sich. Und sie schnitt sich mit dem Messer.

Sie war fast nur noch zu Hause. Und sie ging nicht ans

Telefon. Keiner wusste genau, was sie eigentlich hatte.

Sie wollte niemandem diese schlimmen Dinge erzählen.

Auch nicht ihren Eltern. Oder ihrer Schwester.

Und auch nicht ihren Freundinnen und Freunden.

Sie war sehr traurig. Und sie war sehr einsam.

Sie wollte sich umbringen.

Das hat sie bis jetzt schon 4 Mal versucht.

Sie kam ins Krankenhaus. Sie wog nur noch 31 Kilo.

Und war viel zu dünn. Deshalb musste sie über 1 Jahr

lang aufhören zu studieren.

Sie musste erst wieder gesund werden.

Saskia T. hat verschiedene Behandlungen gemacht.

Sie hat viel darüber gesprochen, was sie erlebt hat.

Das hat ihr zum Teil geholfen.

Sie wollte aber nicht zu viel über alles reden.

Deshalb hörte sie mit den Behandlungen wieder auf.

Manchmal hat sie genug davon, immer über sich selber

nachzudenken.

Sie weiß aber, dass sie noch viel machen muss.

Jetzt kennen schon 3 gute Freundinnen ihre Probleme.

Und jetzt übt sie, nicht die starke Frau zu spielen.

Sie will anderen zeigen, wenn es ihr schlecht geht.

Und sie will sich nicht immer selbst die Schuld geben,

wenn etwas nicht klappt.

Page 150: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

147

Sie will lernen, dass sie ein wertvoller Mensch ist.

Sie ist zwar schlecht behandelt worden.

Aber deshalb ist sie kein schlechter Mensch.

Mit ihren Eltern trifft sie sich nur selten.

Zurzeit arbeitet sie mit anderen behinderten Menschen

in einem Verein. Dort hilft sie Menschen, die auch Gewalt

erlebt haben. Dafür bekommt sie kein Geld.

Nebenher sucht sie aber nach einer Arbeit mit Geld.

In ihrer Wohnung hat sie alle Türen aushängen lassen.

In den eigenen 4 Wänden fühlt sie sich sicher und frei.

Aber sie ist auch immer wieder sehr traurig.

Und sie hat das Gefühl, gar nicht richtig zu leben.

Dann ist das Leben sehr schwer für sie.

Aber sie will mit sich selbst Frieden schließen.

Sie wünscht sich einen lieben Mann und Kinder.

Sie glaubt, dass niemand ihre schlimmen Erlebnisse

heilen kann.

Sie will sich aber nicht von ihren Erinnerungen

kaputt machen lassen.

Page 151: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was ist sexuelle Gewalt?Gibt es oft sexuelle Gewalt bei behinderten Frauen?

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Behinderte Frauen und Mädchen erleben sehr oft

sexuelle Gewalt. Sexuelle Gewalt ist zum Beispiel,

wenn eine Frau einen Mann anfassen muss.

Die Frau will das aber gar nicht.

Wenn ein Mann eine Frau dazu zwingt, mit ihm zu

schlafen, nennt man das eine Vergewaltigung.

Behinderte Menschen haben oft nicht gelernt, wie

sie sich wehren können. Oft wird ihnen nicht

geglaubt.

Gegen sexuelle Gewalt kann man sich wehren.

Dafür gibt es Gesetze.

Behinderte Frauen können sich wehren. Sie müssen

gesagt bekommen, was sexuelle Gewalt ist.

Es muss Kurse geben.

Hier lernen Frauen, sich zu wehren.

Es muss mehr Beratungsstellen für behinderte Frauen

geben.

Es gibt Frauenhäuser. Dort können Frauen eine Weile

wohnen, wenn sie Gewalt erlebt haben.

Es gibt eine Liste mit Frauennotrufen. Hier können

Frauen anrufen, wenn sie dringend Hilfe brauchen.

148

Page 152: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

149

Die UNO hat herausgefunden, dass behinderte Frauen

und Mädchen sehr sehr oft sexuelle Gewalt erleben.

Es gibt auch noch andere Zahlen. Es gibt Zahlen aus

Österreich. Dort hat man herausgefunden, dass es oft in

Heimen sexuelle Gewalt gibt.

Auch in Deutschland wurden behinderte Frauen gefragt.

Viele behinderte Frauen haben gesagt, dass sie sexuelle

Gewalt schon erlebt haben.

Was ist alles sexuelle Gewalt?

Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen:

Für manche ist schon ein Witz über die Brüste einer Frau

sexuelle Gewalt. Andere finden das lustig.

Aber alle haben diese Meinung: Es ist immer Gewalt,

wenn eine Person etwas mit einer anderen Person tut,

was diese andere Person nicht will.

Das hier ist auf jeden Fall sexuelle Gewalt:

Wenn ein Mann eine Frau oder ein Mädchen mit Gewalt

dazu zwingt, mit ihm sexuelle Dinge zu tun, heißt das

sexueller Missbrauch.

Zum Beispiel, wenn die Frau oder das Mädchen

den Mann anfassen muss und sie will das nicht.

Auch Männer können sexuellen Missbrauch erleben.

Zum Beispiel durch andere Männer.

Wenn ein Mann eine Frau zwingt, mit ihm zu schlafen,

nennt man das eine Vergewaltigung.

Auch wenn ein Mann ein Kind zwingt oder ein Mann

einen anderen Mann zwingt, mit ihm zu schlafen.

Auch das ist eine Art des sexuellen Missbrauchs.

Page 153: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte Kinder lernen oft nicht, „nein“ zu sagen.

Als Erwachsene wissen sie dann nicht, wann und wie sie

sich wehren können.

Besonders schlimm kann das Leben in einem Heim sein,

wenn eine behinderte Frau oder ein behinderter Mann

sexuelle Gewalt durch einen Mitarbeiter erlebt.

Sie trauen sich dann nicht, mit jemanden zu reden.

Viele glauben ihnen auch nicht.

Manchmal bekommen sie auch noch andere Krankheiten

dazu und sie werden sehr sehr traurig.

Diese Gesetze gibt es:

Das Sexualstrafrecht

Das Sexualstrafrecht ist ein Gesetz. Darin stehen Strafen

für Vergewaltigung und sexuellen Mißbrauch.

Zum Beispiel, wie viele Jahre eine Person wegen

sexuellen Missbrauchs in das Gefängnis muss.

Niemand darf eine andere Person zu Sex zwingen.

Menschen, die anderen sexuelle Gewalt antun, werden

dafür bestraft. Dafür gibt es das Sexualstrafrecht.

Das Gesetz zum Sexualstrafrecht gibt es schon lange.

Seit Dezember 2003 stehen in diesem Gesetz viele neue

Regeln, die für behinderte Frauen wichtig sind.

Was für Rechte gibt es bei sexueller Gewalt?Welche Gesetze gibt es?

150

Page 154: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Für dieses Gesetz haben viele Menschen und viele

Gruppen gekämpft. Vieles ist gut und anders für

behinderte Frauen in dem neuen Gesetz.

Das Gewaltschutzgesetz

Dieses Gesetz schützt Frauen. Das Gesetz gibt den

Frauen viele Rechte. Frauen können zu einem Gericht

gehen. Das Gericht hilft den Frauen.

Zum Beispiel sieht die Hilfe so aus: Das Gericht verbietet

Männern, die ihre Frauen schlagen, in die Nähe der Frau

zu kommen.

Zum Beispiel dürfen die Männer nicht mehr in die

Wohnung oder an den Arbeitsplatz.

Die Männer müssen die Wohnung verlassen, wenn die

Frau das will.

Wenn ein Mitarbeiter in einem Heim eine behinderte

Frau schlägt oder ihr anders weh tut, muss die

Heimleitung sich darum kümmern.

Einen Mitarbeiter kann man nicht einfach wegschicken.

Der Mitarbeiter hat einen Arbeitsvertrag.

Die Heimleitung muss aber dafür sorgen, dass der

Mitarbeiter nicht mehr in die Nähe der Frau kommt.

151

Page 155: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

152

Arbeitsrecht und Sozialrecht

Manchmal ist ein Assistent oder eine Assistentin die

Person, die der behinderten Person weh tut.

Oder der Assistent oder die Assistentin macht etwas,

was die behinderte Person nicht will.

Dann muss zum Beispiel das Sozialamt sich um eine

andere Assistentin kümmern.

Viele behinderte Frauen, müssen erst lernen, wie sie

sich wehren können.

Dafür gibt es besondere Kurse.

Diese Kurse müssen die Frauen nicht selbst bezahlen.

Dienste und Ämter müssen behinderten Frauen und

Mädchen helfen, die schlecht von einem Assistenten

behandelt werden.

Die Dienste und Ämter müssen den behinderten

Frauen sagen, dass sie Rechte haben.

Zum Beispiel haben behinderte Frauen ein Recht auf

Pflege durch eine andere Frau.

Page 156: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was können behinderte Frauen tun? Wie können sich Frauen wehren?

Behinderte Frauen können sich wehren. Sie müssen nur wissen wie.

Überall dort, wo behinderte Frauen leben, ist es wichtig,

ihnen zu sagen, was sexuelle Gewalt ist und was sie

dagegen tun können.

Zum Beispiel können überall Kurse angeboten werden, in

denen behinderte Frauen lernen, sich zu wehren.

Die Kurse müssen so sein, dass alle behinderten Frauen

daran teilnehmen können.

Zum Beispiel:

In den Kursen muss es leichte Sprache für Frauen mit

Lernschwierigkeiten geben.

Es muss eine Übersetzerin für gehörlose Frauen geben.

Es dürfen keine Stufen da sein.

Frauen, die diese Kurse leiten, müssen eine Ausbildung

für diese Kurse machen.

Nur Frauen sollen diese Kurse leiten dürfen.

Es muss genug Zeit da sein.

Frauen, die eine Assistentin brauchen, müssen diese

Assistentin bekommen.

Für blinde Frauen muss alles in Blindenschrift

aufgeschrieben werden.

153

Page 157: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Es muss mehr Beratungsstellen geben, die für behinderte Frauen da sind.

Dort müssen behinderte Frauen über ihre Probleme

sprechen können.

Zum Beispiel auch über sexuellen Missbrauch.

Alle behinderten Frauen müssen dort gut hinkommen.

Zum Beispiel darf es keine Treppen vor den Türen geben.

Gehörlose Frauen müssen eine Übersetzerin bekommen

können. Frauen mit Lernschwierigkeiten brauchen oft

eine leichtere Sprache.

Dort, wo behinderte Frauen Hilfe bekommen, müssen

auch Frauen arbeiten.

Die Frauen müssen selbst behindert sein.

Zum Beispiel können behinderte Frauen anderen

behinderten Frauen Mut machen, sich zu wehren.

Wichtig ist:

Alle, die Menschen beraten und ihnen helfen, dürfen

nicht auch für Wohnheime und Werkstätten arbeiten.

Sonst trauen sich viele behinderte Frauen nicht offen

über Probleme zu sprechen.

Sie haben dann Angst, dass alle davon hören, was ihnen

passiert ist.

154

Page 158: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

155

Es gibt Häuser, in denen Frauen eine Weile wohnen können.Diese Häuser heißen Frauenhäuser.

Dort können alle Frauen hinkommen, die Gewalt erlebt

haben. Zum Beispiel, weil ihre Partner sie schlagen.

Die Frauen können auch ihre Kinder mitbringen.

Leider gibt es noch viele Häuser, in die Frauen mit einem

Rollstuhl nicht kommen können.

Was gibt es noch?

Weibernetz e.V. hat eine Liste gemacht. Auf dieser Liste

gibt es Telefonnummern von Frauennotrufen in ganz

Deutschland. Dort können Frauen anrufen, die

niemanden haben, der ihnen hilft. Diese Liste gibt es

aber nur im Internet: www.weibernetz.de/links.html. Weibernetz

Page 159: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

156

Ein paar wichtige Adressen

Weibernetz e.V. – Bundesnetzwerk von FrauenLesbenund Mädchen mit BeeinträchtigungKölnische Str. 9934119 KasselTelefon: (05 61) 7 28 85-85Fax: (05 61) 7 28 85-53E-Mail: [email protected]: www.weibernetz.de

Auf dieser Seite können Sie Hilfen in Ihrer Nähe finden,wenn Sie Gewalt erlebt haben.

Internet: www.frauennotrufe.de

Page 160: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

157

Page 161: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte Frauen haben die gleichen Rechte wiealle anderen Frauen und Männer!

158

Page 162: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

159

Behinderte Frauen haben die gleichen Rechte wie alle anderen Frauen und Männer!

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Das wichtigste Gesetz für Deutschland heißt

Hier steht zum Beispiel:

„Frauen und Männer sind gleichberechtigt“. Und:

„Niemand darf wegen seiner Behinderung

benachteiligt werden“.

Ein wichtiges Gesetz für behinderte Menschen heißt

Oder kurz

Im steht zum Beispiel, dass behinderte Frauen

nicht benachteiligt werden dürfen.

Es gibt noch ein wichtiges Gesetz für behinderte

Frauen und Männer:

Das

Hier steht zum Beispiel, dass behinderte Frauen und

Männer in Gaststätten nicht schlechter behandelt

werden dürfen als andere Gäste.

In Deutschland gibt es 16

Fast alle Bundesländer haben eigene Gesetze für

behinderte Frauen und Männer.

Sie heißen oft

Behinderte Frauen müssen weiter dafür kämpfen,

dass sie ihre Rechte aus den Gesetzen auch

bekommen.

Bundesländer.

Landesgleichstellungsgesetze.

Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.

BGG

BGG.Behindertengleichstellungsgesetz.

Grundgesetz.

Page 163: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

160

Im Mai 2002 konnten behinderte Frauen in Deutschland

feiern: Ein wichtiges Gesetz war fertig.

Dieses wichtige Gesetz hat einen schweren und langen

Namen.

Es heißt Gesetz zur Gleichstellung behinderter

Menschen. Das Gesetz wird kurz oder

genannt.

In dem Gesetz stehen wichtige Regeln für behinderte

Männer und Frauen. Das ist an dem Gesetz besonders:

Es stehen auch einige wichtige Regeln für behinderte

Frauen drin.

Diese Regeln sind nur für behinderte Frauen.

Das ist das erste

der Welt, in dem es für

behinderte Frauen eigene Regeln gibt.

Deshalb ist das Gesetz für behinderte Frauen wichtig.

Aber durch ein gutes Gesetz verändert sich nicht gleich

alles. Das wissen auch behinderte Frauen in Deutschland.

Es muss noch viel gemacht werden.

Die Regeln stehen ja nur auf Papier.

Jetzt müssen auch alle etwas machen.

Denn nur dann bekommen behinderte Frauen in

Deutschland die gleichen Rechte wie alle anderen Frauen

und Männer.

Warum gibt es das

überhaupt?

Was haben behinderte Frauen und Männer dafür

gemacht?

Behindertengleichstellungsgesetz

Gleichstellungsgesetz

Behindertengleichstellungsgesetz

BGG

Behindertengleichstellungsgesetz

Page 164: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Der Anfang

Früher dachte man das über behinderte Frauen und

Männer:

Behinderte Menschen müssen immer betreut werden.

Behinderte Menschen können nicht selbst bestimmen.

Behinderte Menschen haben nicht die gleichen Rechte

wie nicht behinderte Menschen.

Das war vor über 25 Jahren so.

Das fanden immer mehr behinderte Frauen und Männer

nicht gut.

Sie wollten das hier:

Behinderte Menschen wollten selbst über ihr Leben

bestimmen.

Behinderte Menschen wollten nicht mehr betreut

werden.

Behinderte Menschen wollten die gleichen Rechte wie

nicht behinderte Menschen auch.

Behinderte Menschen wollten vor Gericht gehen

können. Um ihre Rechte zu bekommen.

Die Politikerinnen und Politiker merkten,

dass behinderte Menschen eine neue Politik wollten.

Und andere Fachleute merkten es auch.

Deshalb änderte sich die Politik für behinderte Menschen

langsam.

Das war eine Idee: Es sollte ein extra Gesetz nur für

behinderte Menschen geben.

In dem Gesetz sollte stehen, dass behinderte Frauen und

Männer die gleichen Rechte haben wie nicht behinderte

Frauen und Männer.

161

Page 165: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

162

Manche Menschen meinten, dass man dazu kein extra

Gesetz braucht. Nicht behinderte Menschen würden

behinderten Menschen schon helfen.

Man müsste nicht behinderte Menschen nur fragen.

Dann würden sie behinderten Menschen schon die

gleichen Rechte geben.

Andere Menschen meinten, dass so ein extra Gesetz aber

sehr sehr wichtig ist. Denn ohne Gesetze ändert sich oft

nichts. Und viele behinderte Frauen und Männer wollten

endlich die gleichen Rechte wie nicht behinderte Frauen

und Männer. Sie wollten so ein extra Gesetz für

behinderte Menschen wie in den USA.

Damals gab es in den USA ein neues Gesetz für

behinderte Menschen. Das war vor über 15 Jahren.

Das Gesetz heißt kurz

Es ist ein sehr wichtiges Gesetz.

Diese Dinge stehen zum Beispiel in dem Gesetz:

Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer müssen in alle

Gaststätten oder Geschäfte rein kommen.

Oder auch zu Ärzten und Ärztinnen.

Eltern dürfen selbst sagen, auf was für eine Schule ihr

behindertes Kind soll: In die gleiche Schule mit nicht

behinderten Kindern. Oder auf eine Sonderschule.

Alle Busse, Züge oder auch Flugzeuge müssen so sein,

dass behinderte Menschen sie auch gut nutzen können.

Leider gibt es in dem Gesetz keine eigenen Regeln

für behinderte Frauen.

Das wollten behinderte Frauen in Deutschland anders

haben. In dem deutschen Gesetz für behinderte

Menschen sollte es eigene Regeln für behinderte Frauen

geben. Dafür kämpften behinderte Frauen.

ADA

ADA.

Page 166: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Der erste Erfolg kam 1994!

Das wichtigste Gesetz für Deutschland heißt in schwerer

Sprache

Man sagt auch zum

Im stehen die aller wichtigsten Regeln für

Deutschland.

Vor 13 Jahren wurde das geändert.

Das war so, weil die DDR und die

Bundesrepublik Deutschland wieder ein Land wurden.

Seitdem stehen im auch diese Dinge:

Männer und Frauen sind gleichberechtigt.

Das heißt, dass alle Frauen und alle Männer in

Deutschland die gleichen Rechte haben. Dafür müssen

die Politikerinnen und Politiker etwas machen.

Sie müssen zum Beispiel aufpassen, dass Frauen nicht

weniger Rechte haben.

Niemand darf wegen seiner Behinderung

benachteiligt werden.

Das heißt, dass behinderte Menschen nicht schlechter

behandelt werden dürfen. Nur weil sie behindert sind.

Leider stehen diese Dinge oft nur auf dem Papier.

Im wirklichen Leben ist es noch immer so:

Behinderte Menschen haben noch immer nicht die

gleichen Rechte wie nicht behinderte Menschen.

Behinderte Frauen haben noch immer nicht die

gleichen Rechte wie nicht behinderte Frauen.

Und: Behinderte Frauen haben noch immer nicht die

gleichen Rechte wie behinderte Männer.

Deshalb kämpften behinderte Frauen und Männer

damals weiter.

Grundgesetz

Grundgesetz

Grundgesetz

Grundgesetz.Verfassung

Grundgesetz.

163

Page 167: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

164

Der nächste Schritt kam 2002: Das Behindertengleichstellungsgesetz(BGG)

Behinderte Frauen und Männer mussten viel für dieses

Gesetz kämpfen. Und die Politiker und Politikerinnen

mussten auch viel für das Gesetz machen.

Es dauerte viele Jahre, bis das Gesetz endlich da war.

Behinderte Frauen hatten viele Ideen, was in dem Gesetz

über behinderte Frauen stehen sollte.

Sie sagten ihre Ideen laut. Dabei wurden sie von einigen

Politikerinnen unterstützt. Diesen Politikerinnen waren

die Rechte von Frauen besonders wichtig.

Die Frauen hatten Erfolg. Es gibt einige Dinge im

, die für behinderte

Frauen besonders gut sind. Zum Beispiel:

Es ist das erste auf der Welt, in

dem es einige Regeln nur für behinderte Frauen gibt.

In dem Gesetz steht, dass behinderte Frauen nicht

benachteiligt werden dürfen.

Die Sprache in dem Gesetz ist gut. Es wird immer wieder

von behinderten Frauen und behinderten Männer

gesprochen. Und nicht nur von behinderten Menschen.

In dem Gesetz gibt es aber auch einige Dinge, die für

Frauen nicht so gut sind. Zum Beispiel:

Es wurde nicht deutlich aufgeschrieben, dass behinderte

Frauen das Recht haben, selbst zu bestimmen, wer sie

pflegt: Eine Frau oder ein Mann.

Seit dem wurden

noch mehr gute Gesetze und Regeln für behinderte

Frauen und Männer gemacht.

Gleichstellungsgesetz

Behindertengleichstellungsgesetz

Behindertengleichstellungsgesetz

Page 168: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Der nächste wichtige Schritt: Seit 2006 gibt es dasAllgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)

Es gibt zum Beispiel ein Gesetz, das besonders für Frauen

und Männer mit Lernschwierigkeiten wichtig ist.

Dieses Gesetz heißt in schwerer Sprache

OLG-Vertretungsänderungsgesetz.

In dem Gesetz stehen zum Beispiel Regeln für Menschen,

die eine für Geld haben. Und die

wegen ihrer Behinderung kein Geld ausgeben dürfen.

Das OLG-Vertretungsänderungsgesetz sagt:

Diese Menschen mit Lernschwierigkeiten dürfen doch

etwas Geld ausgeben.

Sie dürfen zum Beispiel Geld für Seife, eine CD oder für

Kekse ausgeben. Das sind alles Dinge, die jeder Mensch

immer wieder braucht.

Und es sind Dinge, die nicht viel kosten.

Dafür müssen sie nicht die fragen.

ist ein schwerer

Name. Es ist aber ein wichtiges Gesetz für behinderte

Frauen und Männer. Deshalb ist es wichtig, dass alle

behinderten Menschen diesen schweren Namen kennen.

Das Gesetz heißt kurz auch AGG.

Was steht in dem Gesetz?

In dem Gesetz stehen viele viele Regeln.

Das hier sind ein paar davon:

Behinderten Frauen und Männern darf es bei der

Arbeit nicht schlechter gehen als nicht behinderten

Frauen und Männern. Sie müssen die gleichen Rechte

haben. Zum Beispiel: Einer behinderten Frau darf nicht

gekündigt werden, nur weil sie behindert ist.

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz

gesetzliche Betreuung

gesetzliche Betreuung

165

Page 169: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte Frauen und Männer dürfen in Gaststätten

nicht schlechter behandelt werden als nicht

behinderte Frauen und Männer. Zum Beispiel:

Ein Wirt darf einen behinderten Mann nicht aus der

Gaststätte werfen, nur weil er behindert ist.

Behinderte Frauen und Männer müssen auch

Versicherungen bekommen. Zum Beispiel:

Eine Versicherung darf zu einer behinderten Frau nicht

sagen „Wir versichern Sie nicht“.

Nur weil die Frau behindert ist.

Was ist, wenn eine behinderte Frau oder ein behinderter

Mann doch schlechter behandelt wird?

Dann hat die behinderte Frau oder der behinderte Mann

Rechte. Zum Beispiel:

Man kann sich beschweren. Dafür gibt es ein

besonderes Büro. Das Büro heißt in schwerer Sprache

Man kann sagen, dass man nicht schlechter behandelt

werden will. Und dass die andere Person das nicht

machen soll.

Man kann sagen, dass man Geld will, weil man

schlechter behandelt wurde. Das nennt man in

schwerer Sprache zum Beispiel Entschädigung.

Für wen ist das Gesetz?

Nur für behinderte Frauen und Männer?

Nein. Das Gesetz gilt auch für andere Gruppen.

Zum Beispiel für

Frauen

ältere und alte Menschen

Menschen, die dunkle Haut haben

Frauen, die Frauen lieben.

Das heißt in schwerer Sprache lesbisch sein.

Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

166

Page 170: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

167

Gibt es noch andere Gleichstellungsgesetze in Deutschland?

Männer, die Männer lieben.

Das heißt in schwerer Sprache schwul sein.

Das gilt für ganz

Deutschland.

Ja.

In Deutschland gibt es 16

Das sind zum Beispiel Sachsen,

Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein oder Thüringen.

Es gibt viele Gesetze, die für ganz Deutschland sind.

Zum Beispiel das

Und es gibt aber auch viele Gesetze, die für jedes

extra gemacht werden.

Diese Gesetze gelten dann immer nur für das

für das sie gemacht werden.

Das ist zum Beispiel bei allen Gesetzen so, die mit Schule

zu tun haben.

Fast alle 16 haben schon eigene Gesetze

für behinderte Menschen. Diese Gesetze heißen in

schwerer Sprache oft

In fast allen gibt es auch

eigene Regeln für behinderte Frauen.

Landesgleichstellungsgesetzen

Landesgleichstellungsgesetz.

Bundesländer

Bundesland,

Bundesland

Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.

Bundesländer:

Bundesländer.

Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz

Page 171: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

168

Die meisten dieser Gesetze sind gut für behinderte

Frauen.

Manche dieser Gesetze sind für behinderte Frauen nicht

ganz so gut. Zum Beispiel in Thüringen, Sachsen und

Schleswig-Holstein.

Was müssen behinderte Frauen in Deutschland jetzt noch machen?

Es gibt noch viel zu tun. Behinderte Frauen müssen auch

weiter für ihre Rechte kämpfen.

Das ist jetzt zum Beispiel wichtig:

Es gibt schon viele wichtige Gesetze für behinderte

Frauen und Männer.

Dort stehen oft eigene Regeln für behinderte Frauen.

Aber diese Regeln dürfen nicht nur auf dem Papier

stehen.

Behinderte Frauen müssen ihre Rechte auch wirklich

bekommen.

Es gibt noch viele Dinge, die behinderte Frauen

brauchen.

Dafür müssen noch neue Gesetze gemacht werden.

Oder alte Gesetze müssen geändert werden.

Page 172: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

169

Ein paar wichtige Adressen

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gibt es seit2006. Imsteht, dass es dieses Büro geben muss. In dem Gesetz steht auch, wann behinderte Menschennicht schlechter behandelt werden dürfen.

Wenn ein behinderter Mensch trotzdem schlechterbehandelt wurde, kann er sich bei dem Büro melden.

Antidiskriminierungsstelle des Bundes – BMFSFJAlexanderstr. 310178 BerlinTelefon: 03 01 85 55-18 65Fax: 03 01 85 55-4 18 65E-Mail: [email protected]

Das NETZWERK ARTIKEL 3 ist ein Verein. Er kämpft fürdie Menschenrechte und Gleichstellung behinderterFrauen und Männer.

NETZWERK ARTIKEL 3Verein für Menschenrechte und GleichstellungBehinderter e.V.Krantorweg 113503 BerlinTelefon: (0 30) 4 36 44 41Fax: (0 30) 4 36 44 42E-Mail: [email protected]: www.netzwerk-artikel-3.de

Das NETZWERK ARTIKEL 3 hat ein Buch in leichterSprache über dasBehindertengleichstellungsgesetz geschrieben.

NETZWERK ARTIKEL 3 e.V. (Hg.):Gleichstellungsregelungen leicht gemacht!Eigenverlag, Berlin, 2003

Behindertengleichstellungsgesetz

Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG)

Page 173: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte Frauen haben ein Recht zu leben

170

Page 174: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

171

Behinderte Frauen haben ein Recht zu leben

Diesen Teil des Buches haben Brigitte Faber und

Martina Puschke geschrieben.

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Früher war das so: Viele Menschen dachten, dass es

ganz schlimm ist, eine Behinderung zu haben.

Deshalb sollte es keine Menschen mit Behinderung

geben.

Damals wollten die Politiker, dass Frauen und Männer

nur gesunde Kinder bekommen. Es sollte in einem

Land keine behinderten Kinder geben.

Damals wurde auch viel geforscht. Auch an

Menschen, die sich nicht dagegen wehren konnten.

Heute gibt es Gesetze, die das verhindern sollen.

Auch heute noch finden viele Menschen Behinderung

ganz schlimm. Viele Paare wollen keine behinderten

Kinder.

Viele schwangere Frauen haben Angst, dass ihr Baby

behindert ist.

Sie lassen deshalb viele Untersuchungen machen.

Viele Menschen finden diese Untersuchungen in

Ordnung.

Aber viele Frauengruppen und behinderte Menschen

finden: Behinderte Kinder haben das Recht zu leben.

Sie wollen diese Untersuchungen nicht.

Page 175: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Viele Menschen haben Angst vor Behinderung.

Sie denken, dass Behinderung etwas ganz Schlimmes ist.

Sie wollen selbst nicht behindert sein.

Früher war das noch viel viel schlimmer.

Früher hatten es behinderte Frauen und Männer oft sehr

sehr schwer. Die meisten Menschen wollten nichts mit

behinderten Menschen zu tun haben.

Und es sollten auch keine behinderten Kinder zur Welt

kommen.

Wieso sollten keine behinderten Kinder geboren werden?

Vor fast 100 Jahren wurde viel untersucht.

Die Menschen, die alles untersuchen, nennt man

Forscher und Forscherinnen.

Die Forscher und Forscherinnen wollten mehr darüber

wissen, wie Menschen, Tiere und Pflanzen sind.

Zum Beispiel: Wie arbeitet ein Herz?

Wie arbeitet der Körper eines Menschen?

Manche Forscher und Forscherinnen wollten aber noch

mehr können: Sie wollten die Menschen, Tiere und

Pflanzen besser machen. Sie wollten auch, dass alle

Menschen in einem Land gesund sind. Zum Beispiel:

Es sollte keine behinderten Menschen mehr geben.

Die Forscher und Forscherinnen nannten ihre Ideen

Eugenik. Diese Idee gab es in vielen Ländern.

Zum Beispiel in England, den USA und in Deutschland.

172

Page 176: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Vielen Menschen in diesen Ländern fanden die Ideen der

Eugenik gut.

Manche Politiker und Politikerinnen fanden diese Ideen

auch sehr gut. Sie machten auch mit.

Zum Beispiel Adolf Hitler und seine Partei, die

Nationalsozialisten. Das war vor mehr als 60 Jahren.

Zwischen 1933 und 1945. Damals bestimmte Hitler.

Und es gab den 2. Weltkrieg.

Das wurde in diesen Jahren gemacht, damit es weniger

behinderte Menschen gab:

Es gab besondere Büros. Dort wurden Ehepaare

gefragt, ob es in ihren Familien schon behinderte

Menschen gibt.

Es wurde geschaut, ob die Eltern und ihre Familien

gesund sind. Und den Eltern wurde dann gesagt, ob sie

vielleicht ein krankes oder behindertes Kind

bekommen konnten.

Damals sollten Eltern nur gesunde Kinder bekommen.

Diese Büros hatten einen schweren Namen:

eugenische Beratungsstellen.

Den Menschen in Deutschland wurde gesagt, dass

behinderte Kinder für ihre Familien und alle Menschen

nicht gut sind.

Ihnen wurde gesagt, dass behinderte Kinder das Leben

schwer machen. Die Menschen sollten glauben, dass

behinderte Kinder etwas Schlimmes sind.

Die Menschen sollten glauben, dass behinderte Kinder

und Menschen viel Geld kosten. Und dass behinderte

Menschen nicht richtig arbeiten können.

Es sollte immer weniger behinderte Menschen geben.

173

Page 177: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte Frauen und behinderte Männer sollten

selbst keine Kinder bekommen können.

Deshalb wurden sie operiert.

Danach konnten sie keine Kinder mehr bekommen.

Die behinderten Frauen und Männer wurden aber

vorher nicht gefragt. Sie wurden gezwungen.

Was da gemacht wurde, hatte einen schweren Namen:

Zwangssterilisation.

Behinderte Frauen sollten keine Kinder bekommen.

Wenn sie doch schwanger waren, wurden die Babys im

Bauch getötet.

Die Babys durften nicht geboren werden.

Die behinderten Frauen konnten nicht ‚Nein’ sagen.

Sie mussten das machen. Es gibt ein schweres Wort

dafür: Zwangsabtreibungen.

Sehr sehr viele behinderte Kinder, Frauen und Männer

wurden getötet.

Das wurde an besonderen Orten gemacht.

Die Orte hießen Vernichtungslager.

Das Töten hatte einen schweren Namen: Euthanasie.

Euthanasie heißt übersetzt „schöner Tod“.

Viele Menschen dachten damals, dass es für Menschen

mit Behinderung doch besser sei, tot zu sein.

1945 war der 2. Weltkrieg vorbei. Hitler und die

Nationalsozialisten konnten nicht mehr bestimmen.

Viele dieser schlimmen Dinge, die man mit behinderten

Menschen gemacht hatte, wurden verboten.

Niemand durfte mehr behinderte Menschen einfach

töten.

174

Page 178: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was war nach dem 2. Weltkrieg? Was war seit 1945?

175

Es wurde weiter geforscht. Die Forscher und

Forscherinnen wollten noch immer viel über den

Menschen und seinen Körper lernen.

Sie wollten zum Beispiel wissen, warum es bestimmte

Krankheiten gibt. Und warum nur manche Menschen

diese Krankheiten bekommen.

Und was man dagegen tun kann.

Den Forschern und Forscherinnen war das hier ganz

wichtig: Sie sagten, dass sie forschen, um Menschen zu

helfen. Sie wollten nichts mit den Ideen von Hitler und

den Nationalsozialisten zu tun haben.

Diese neue Forschung hat einen eigenen schweren

Namen bekommen: Humangenetik.

Seit über 30 Jahren gibt es besondere Büros für

Ehepaare oder schwangere Frauen.

Sie werden dort untersucht.

Man versucht ihnen zu sagen, ob sie vielleicht ein

krankes oder behindertes Kind bekommen können.

Sie sollen dann entscheiden, ob sie glauben, dass sie mit

einem behinderten Kind leben können.

Der schwere Name für diese Büros ist:

Humangenetische Beratungsstellen.

Es gibt Menschen, die diese Büros gut finden.

Diese Menschen sagen: Behinderung ist schlimm.

Niemand soll behindert sein müssen.

Frauen sollen selbst bestimmen, ob sie ein behindertes

Kind wollen oder ob sie es nicht wollen.

Page 179: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

176

Dürfen behinderte Frauen und Männer Kinder bekommen?

Es gibt Menschen, die diese Büros nicht gut finden.

Diese Menschen sagen: Behinderte Babys haben ein

Recht zu leben! Deshalb braucht man diese Büros nicht.

Man muss vorher nicht nachschauen, ob ein Kind

vielleicht gesund oder krank ist.

Oder ob es behindert ist. Weil: Alle Menschen haben das

Recht zu leben!

Seit 1945 wurden viele viele Gesetze geändert.

Das war, nachdem Hitler und die Nationalsozialisten

nicht mehr bestimmen konnten.

Behinderte Frauen und behinderte Männer sollten zum

Beispiel wieder Kinder bekommen können.

Sie durften nicht mehr einfach operiert werden.

Sie durften selbst entscheiden.

Das war aber nur für behinderte Frauen und Männer so,

die älter als 18 Jahre waren.

Viele junge Mädchen mit Lernschwierigkeiten wurden

trotzdem operiert. Sie sollten keine Kinder bekommen.

Sie wurden meistens nicht gefragt.

Es gab lange kein Gesetz, in dem etwas darüber stand.

Deshalb konnten behinderte Mädchen, die noch nicht 18

Jahre alt waren, einfach operiert werden.

Es gibt erst seit 15 Jahren ein gutes Gesetz dazu in

Deutschland.

Heute darf kein behindertes Mädchen, keine behinderte

Frau und auch kein behinderter Junge und Mann einfach

sterilisiert werden.

Sie müssen ‚Ja’ dazu sagen.

Oder ein Gericht muss es erlauben.

Page 180: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Manche Forscher und Forscherinnen forschen mit

Menschen. Sie wollen zum Beispiel wissen, ob ein neues

Medikament gut ist.

Dafür müssen verschiedene Menschen das Medikament

schlucken.

Oder sie wollen wissen, warum es eine bestimmte

Behinderung gibt. Dafür wird Menschen mit dieser

Behinderung vielleicht immer wieder Blut abgenommen.

Und es werden andere Dinge mit ihnen gemacht.

Manchmal wollen die Forscher und Forscherinnen das

alles mit behinderten Menschen machen.

Diese behinderten Menschen können aber vielleicht

nicht selbst sagen, ob sie das wollen.

Oder ob sie das nicht wollen.

Solche Menschen, die nicht selbst entscheiden können,

heißen in schwerer Sprache nicht einwilligungsfähige

Menschen. Oder einwilligungsunfähige Menschen.

In Europa und auf der Welt gibt es einige Regeln dazu.

Meistens werden einwilligungsunfähige Personen

geschützt. Mit ihnen darf nicht geforscht werden.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Manchmal ist diese

Forschung doch erlaubt.

Dafür gibt es dann strenge Regeln.

177

Darf die Medizin mit behinderten Menschen forschen?

Page 181: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Was sagen behinderte Frauen über dieUntersuchungen bei schwangeren Frauen?

Es gibt Menschen, die für solche Forschung sind.

Sie glauben, dass diese Forschung den Menschen

helfen kann.

Es gibt aber auch Menschen, die gegen solche Forschung

sind. Sie glauben, dass diese Forschung den Menschen

nicht hilft.

Sie haben Angst, dass zum Beispiel behinderte Menschen

wieder schlechter behandelt werden.

Viele Behindertengruppen sind gegen diese Forschung.

Das schwere Wort Pränataldiagnostik

Frauen können Kinder bekommen.

Es ist keine Krankheit ein Kind zu bekommen.

Deshalb waren schwangere Frauen früher auch meistens

nicht beim Arzt. Früher haben Frauen oft erst bei der

Geburt das erste Mal Hilfe von Ärzten oder

Krankenschwestern bekommen.

Das ist heute anders. Heute gehen die meisten Frauen

schon während der Schwangerschaft zu einer

Frauenärztin. Oder zu einem Frauenarzt.

Sie lassen sich und das ungeborene Kind immer wieder

untersuchen. Es gibt viele einzelne Untersuchungen.

Dabei wird zum Beispiel geschaut, ob das ungeborene

Kind behindert ist. Oder ob es krank ist.

Dafür gibt es viele verschiedene Untersuchungen.

Das schwere Wort dafür ist Pränataldiagnostik.

178

Page 182: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

97 Babysgesund

3 Babysbehindert

179

Diese Untersuchungen werden immer in der

Schwangerschaft gemacht.

Bei diesen Untersuchungen werden immer die Kinder im

Bauch der Mutter untersucht.

Wie viele Frauen wollen vor der Geburt wissen, ob ihr

Kind krank oder behindert ist?

Die meisten Frauen wollen es wissen:

Von 100 Frauen lassen sich 85 Frauen untersuchen.

Sie wollen wissen, ob ihr Kind krank oder behindert ist.

Und wie viele Kinder werden behindert geboren?

Von 100 Kindern sind 97 Babys gesund.

3 Babys sind behindert.

Aber ganz selten kann man durch die Untersuchungen

vorher herausfinden, dass es behindert ist.

Viele Frauengruppen und behinderte Menschen sind

gegen diese Untersuchungen. Warum sind sie dagegen?

Die allermeisten Behinderungen kann man durch die

Untersuchungen nicht finden.

Die meisten Krankheiten oder Behinderungen kann

man bei dem Kind vor der Geburt nicht heilen.

Die Krankheit oder Behinderung bleibt.

Durch die Untersuchungen weiß man nicht, wie

schwer krank oder behindert ein Kind wirklich ist.

Jede Krankheit und jede Behinderung ist bei jedem

Menschen anders.

Jedes Kind mit Behinderung hat das Recht zu leben.

Viele Frauen oder Paare wollen aber keine behinderten

Kinder. Wenn sie schon vor der Geburt wissen, dass ihr

Kind behindert ist, wollen sie es oft nicht. Das Kind

wird abgetrieben. Das heißt, dass es nicht leben darf.

Page 183: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

180

Wann darf eine Frau ihr krankes oder behindertes Kind

abtreiben?

Es gibt ein besonderes Gesetz dafür.

Dort steht: Kinder können bis zum 3. Monat der

Schwangerschaft abgetrieben werden.

Danach ist das nur erlaubt, wenn die schwangere Frau

durch ein krankes oder behindertes Kind in Gefahr ist.

Die Frau muss entweder selbst sehr krank werden.

Oder die Frau muss sagen, dass sie auf keinen Fall ein

behindertes Kind haben kann.

Weil es ihr sonst sehr schlecht gehen würde.

Aber viele Frauenärztinnen und Frauenärzte machen

noch aus einem anderen Grund immer mehr

Untersuchungen. Sie haben Angst.

Daran sind einige Richter schuld.

Sie haben zum Beispiel eine Frauenärztin verurteilt.

Die Ärztin hatte eine schwangere Frau untersucht.

Und ihr gesagt, dass das Kind gesund ist. Die Frau hat

dann aber doch ein behindertes Kind bekommen.

Die Frau wollte aber kein behindertes Kind.

Die Richter nennen dieses behinderte Kind „einen

Schaden“.

Jetzt muss die Frauenärztin eine Geldstrafe an die

Familie bezahlen.

Viele behinderte Frauen und Behindertengruppen finden

das nicht gut.

Sie haben Angst, dass deshalb viele behinderte oder

kranke Kinder nicht leben dürfen.

Page 184: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

181

Das schwere Wort Präimplantationsdiagnostik

Viele Menschen wünschen sich Kinder.

Wie können sie Eltern werden? Viele Paare haben einfach

Sex miteinander. Dann können sie ein Kind bekommen.

Bei manchen Paaren geht das nicht.

Vielleicht weil die Frau keine Kinder bekommen kann.

Oder weil der Mann keine Kinder machen kann.

Solche Paare können dann zum Beispiel künstlich ein

Kind zeugen.

Das heißt, das Kind entsteht in einem Labor.

Es gibt die Eizelle der Frau.

Und die Samenzelle des Mannes.

Sie werden in einer Schale zusammengebracht.

Das nennt man künstliche Befruchtung.

Danach wartet man ein paar Tage.

Man schaut, ob aus der Eizelle und der Samenzelle auch

wirklich ein Kind wächst.

Wenn die Eizelle befruchtet ist und in der Schale wächst,

kommt sie wieder in den Bauch der Mutter.

Das Kind wächst dann im Bauch der Mutter.

Das dauert 9 Monate.

Viele Frauen und Paare wollen wissen, ob ihr Kind gesund

oder behindert. Deshalb wird die befruchtete Eizelle im

Labor untersucht. Sie wird untersucht, bevor sie wieder

in den Bauch der Mutter zurückkommt.

Nach der Untersuchung sagen die Eltern, ob sie dieses

Kind wollen. Oder ob sie es nicht wollen.

Das schwere Wort für diese Untersuchung im Labor ist

Präimplantationsdiagnostik.

Page 185: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

182

Viele Ärzte und Ärztinnen sagen:

Paare, die keine Kinder bekommen können, leiden.

Eltern von behinderten Kindern leiden.

Behinderte Menschen leiden.

Sie sagen, dass diese Untersuchungen im Labor wichtig

sind. Dann müssen Eltern und Kinder nicht leiden.

Viele Menschen finden es zum Beispiel in Ordnung, wenn

behinderte Kinder nicht geboren werden.

Viele behinderte Frauen und Behindertengruppen sagen:

Jedes Kind hat das Recht zu leben. Auch Kinder mit

Behinderungen.

Sie fragen: Was ist überhaupt mit Leid gemeint?

Eltern dürfen nicht dafür bestraft werden, wenn sie ein

behindertes Kind bekommen.

Zurzeit sind diese Untersuchungen im Labor in

Deutschland verboten.

Viele Menschen hoffen, dass das auch so bleibt.

Es ist sehr wichtig, dass alle in Deutschland aufpassen,

was die Medizin macht.

Damals, als Hitler und die Nationalsozialisten

bestimmen durften, haben viele Menschen nicht genug

aufgepasst.

Deshalb wurden viele behinderte Menschen getötet.

Alle haben das Recht zu sagen, dass sie Angst vor diesen

neuen Untersuchungen in der Medizin haben.

Page 186: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

183

Page 187: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Behinderte Frauen in der Weltdürfen nicht vergessen werden!

184

Page 188: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

185

Eine Geschichte über Dinah Radtke und wie sie für behinderte Frauen kämpft

Irene Bazinger hat eine schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte heißt in schwerer Sprache

„Gegen die globale Unsichtbarkeit“.

In der Geschichte erzählt sie von Dinah Radtke.

Es geht um behinderte Frauen in der Welt.

Und darum, dass sie nicht vergessen werden.

Hier die Geschichte, in leichter Sprache erzählt.

Seit es Computer gibt, weiß man viel schneller, was in

der Welt los ist. Man kann sich ganz einfach Nachrichten

hin und her schicken.

Mit dem Computer geht das schnell.

Es ist nicht sehr schwer. Ist das nicht schön?

Eigentlich ist das schon schön. Sagt Dinah Radtke.

Dinah Radtke sagt aber auch: „Aber“.

Warum sagt sie „aber“? Dazu gleich mehr.

Dinah Radtke ist 1947 geboren.

Sie hat eine Ausbildung gemacht.

Sie kann sehr gut Englisch und Französisch.

Sie arbeitet oft in Berlin.

Aber warum sagt sie: „Ja, Computer sind schön, aber?“

Sie findet gut, dass man heute sehr viel über die ganze

Welt weiß. Sie findet es aber nicht gut, dass behinderte

Menschen ganz oft vergessen werden.

Behinderte Menschen müssen oft selbst für ihre Rechte

kämpfen. Sonst wird ganz oft nichts für sie gemacht.

Page 189: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Dinah Radtke musste immer für sich kämpfen.

So wie behinderte Menschen in Afrika, Amerika oder

Asien auch für sich kämpfen müssen.

Dinah Radtke kämpft auch heute noch.

Sie kämpft vor allem für behinderte Frauen.

Behinderte Frauen sollen nicht vergessen werden.

Deshalb war Dinah Radtke im März 2005 in New York.

Dort war eine sehr wichtige Tagung.

Es war eine Tagung der

Bei den machen alle Länder der

Welt mit. Sie sprechen über Politik.

Und was für die Welt und die einzelnen Länder wichtig

ist.

Es waren sehr viele Menschen bei der Tagung in New

York. Sie haben 2 Wochen lang besprochen, was für

Frauen in der Welt gemacht werden muss.

Dinah Radtke hat in New York zum Beispiel auch mit

Frauen aus den USA gesprochen.

Diese Frauen waren überrascht, dass Dinah Radtke bei

dieser sehr wichtigen Tagung war.

Dinah Radtke ist Rollstuhlfahrerin.

Und die Frauen aus den USA hatten wohl noch nie eine

Rollstuhlfahrerin bei so einer wichtigen Tagung gesehen.

Es waren nur 10 andere Frauen mit

Körperbehinderungen da. Das war nicht gut.

Denn die schreiben sehr viele

wichtige Papiere.

In den Papieren steht selten etwas über behinderte

Menschen. Und über behinderte Frauen steht noch viel

weniger drin.

Vielleicht sind deshalb so wenige behinderte Frauen zu

dieser Tagung gekommen.

Vereinten Nationen

Vereinten Nationen

Vereinten Nationen.

186

Page 190: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

187

Dinah Radtke findet, dass die Welt falsch über

behinderte Menschen denkt. Zum Beispiel:

Viele Menschen denken, dass es bei Behinderung

immer nur um Medizin geht.

Das ist in armen und reichen Ländern so.

Viele Menschen glauben, dass behinderte Menschen

nicht in der Politik mitmachen können.

Oder mitmachen wollen.

Viele Menschen glauben, dass behinderte Menschen

nichts selbst machen können.

Oder selbst entscheiden können.

Dinah Radtke will das ändern.

Sie reist durch die ganze Welt. Sie will anderen erzählen,

wie es ist, behindert zu sein.

Dinah Radtke benutzt schon seit fast 50 Jahren einen

Rollstuhl. Dinah Radtke musste nicht in die Schule.

Aber das fand sie nicht so gut. Sie wollte lernen.

Das machte sie dann auch. Sie lernte Sprachen.

Sie kämpfte für sich.

Zum Beispiel: Sie kämpfte für Wohnungen für

Rollstuhlfahrerinnen in Erlangen.

Dafür ging Dinah Radtke zum Oberbürgermeister ihrer

Stadt. Dinah Radtke fand dann auch wirklich eine

Wohnung. Dort konnte sie gut leben.

Die Wohnung war so, wie sie es sich gewünscht hatte.

Dinah Radtke merkte, dass es hilft, wenn man für sich

kämpft. Sie kämpfte weiter. Aber sie merkte auch:

Behinderte und nicht behinderte Menschen haben oft

nicht die gleichen Rechte. Oder Aufgaben.

Page 191: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

188

Deshalb wollte Dinah Radtke weiter lernen.

Zum Beispiel das hier:

Wie spricht man mit wichtigen Menschen.

Wie bekommt man das, was man will.

Wie schreibt man Briefe und andere wichtige Papiere

richtig.

Wie arbeitet man mit anderen Gruppen gut

zusammen.

Sie findet: „Wir behinderte Menschen wissen am besten,

was wir brauchen. Und wie wir es brauchen.

Nicht Behinderte können uns beraten.

Aber entscheiden wollen wir selbst.“

Deshalb startete Dinah Radtke das Erlanger Zentrum für

selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V. .

Sie machte das mit anderen behinderten Menschen

zusammen. In dem Zentrum unterstützen behinderte

Menschen andere behinderte Menschen.

Damals hat sie auch angefangen zu reisen.

Das war vor über 15 Jahren. Sie war zum Beispiel bei

einer Tagung in Kanada.

Die Tagung wurde von einer Gruppe gemacht.

Die Gruppe heißt in englischer Sprache

Disabled Peoples International. Das heißt übersetzt:

Behinderte Menschen International.

Die Gruppe nennt sich kurz DPI.

In der Gruppe können nur behinderte Menschen

mitmachen.

Page 192: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

189

Aber leider machten bei DPI früher fast nur behinderte

Männer mit. Es gab kaum behinderte Frauen.

Und diese Frauen hatten nicht viel zu sagen.

Dinah Radtke wollte das ändern.

Sie kämpfte wieder.

Deshalb machte sie bei der Frauengruppe von DPI mit.

Seit 1997 leitet sie die Frauengruppe.

Die Frauengruppe kämpft für behinderte Frauen in der

ganzen Welt. Zum Beispiel:

Die meisten behinderten Frauen auf der Welt haben sehr

wenig Geld. Das ist in reichen Ländern so.

Das ist in armen Ländern so. Das ist nicht in Ordnung.

Behinderte Frauen dürfen nicht ärmer sein.

Nur weil sie behindert sind.

Nur weil sie Frauen sind.

Dinah Radtke wird noch viel reisen müssen.

Sie wird noch vielen Menschen erzählen müssen, dass

behinderte Frauen noch immer schlecht behandelt

werden.

Sie will, dass sich das ändert.

Dinah Radtke will weiter kämpfen.

Page 193: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Das sind die wichtigsten Infos aus diesem Teil des Buches!

Auf der Erde leben sehr sehr viele Menschen.

Viele haben eine Behinderung.

Die meisten behinderten Menschen leben in armen

Ländern.

Behinderte Frauen in armen Ländern haben es noch

viel schwerer als behinderte Frauen in reichen

Ländern.

Es gibt wichtige Papiere auf der Welt.

Darin steht etwas über behinderte Frauen.

Trotzdem haben viele behinderte Frauen in der Welt

noch immer kein gutes Leben.

Es gibt wichtige Gruppen in Europa.

Sie sind für behinderte Frauen wichtig.

Sie haben schwere Namen:

Der

Die

Das

Trotzdem haben viele behinderte Frauen in Europa

noch immer kein gutes Leben.

Behindertengruppen und Frauengruppen müssen

noch mehr dafür kämpfen, dass es behinderten

Frauen besser geht. Das ist für alle behinderten

Frauen sehr wichtig. In Europa und auf der ganzen

Welt.

Europarat

Europäische Union (kurz EU)

Europäische Behindertenforum

Behinderte Frauen in der Welt dürfen nicht vergessen werden!

Diesen Teil des Buches hat Sigrid Arnade geschrieben.

190

Page 194: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

behinderteMänner

behinderteFrauen

191

Ein paar wichtige Zahlen

Auf der Erde leben sehr sehr sehr viele Menschen.

Die Zahl ist so groß, dass man sie sich kaum vorstellen

kann.

Von diesen sehr sehr sehr vielen Menschen haben viele

viele Menschen eine Behinderung.

Die meisten behinderten Menschen leben in armen

Ländern.

Es gibt leider keine ganz genauen Zahlen, wie viele

behinderte Menschen es auf der Welt gibt.

Aber das hier glaubt man:

Von 100 Menschen sind 10 Menschen behindert.

Von den 10 behinderten Menschen sind

5 Frauen behindert.

5 Männer behindert.

Für die gibt es auch keine

genauen Zahlen.

Niemand weiß genau, wie viele behinderte Menschen es

in der gibt. Und deshalb weiß auch niemand genau,

wie viele behinderte Frauen es in der gibt.

Aber das hier denkt man:

In der gibt es so viele behinderte Frauen wie in den

Ländern Belgien und Niederlanden (Holland)

zusammen wohnen. Das sind ganz schön viele.

Es ist nicht gut, dass es kaum Zahlen über behinderte

Frauen in der gibt.

Deshalb wissen wir viel zu wenig darüber, wie es

behinderten Frauen in der geht.

Und deshalb werden diese behinderten Frauen auch

„unsichtbar“ genannt.

Weil sie einfach oft vergessen werden.

EU

EU

EU

EU

EU

Europäische Union (kurz EU)

Page 195: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

192

Warum gibt es so wenige Zahlen über behinderte Frauen

und auch behinderte Männer?

In der gibt es ein Büro, das wichtige Zahlen aus allen

Ländern der EU sammelt.

Dieses Büro heißt in schwerer Sprache EUROSTAT.

Sie haben vor einigen Jahren Zahlen über behinderte

Menschen in der EU gesammelt.

Das hier war damals ein großes Problem:

Jedes Land meint mit dem Wort Behinderung etwas

anderes. In manchen Ländern gibt es besondere Regeln,

wer behindert ist.

In anderen Ländern sind die Regeln nicht so einfach.

Oft sind die Regeln ganz verschieden.

Als EUROSTAT dann Zahlen über behinderte Frauen und

Männer gesammelt hat, haben sie es so gemacht:

Die Frauen und Männer konnten sagen:

„Ja, ich bin behindert.“ Oder sie konnten sagen:

„Nein, ich bin nicht behindert.“

Aber nicht jeder Mensch sagt einfach „Ja, ich bin

behindert.“ Vielleicht will er ja nicht, dass jemand weiß,

dass er behindert ist.

Also stimmen die Zahlen, die EUROSTAT gesammelt hat,

vielleicht nicht ganz.

Deshalb kann man die Länder nicht so gut vergleichen.

Außerdem wird oft wird nicht gefragt, ob der behinderte

Mensch ein Mann oder eine Frau ist.

Es wird nur gefragt, ob die Person behindert ist.

Es ist aber auch sehr wichtig zu wissen, ob jemand eine

Frau oder ein Mann ist.

Frauen und Männer brauchen oft verschiedene Dinge.

EU

Page 196: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

193

Deshalb: Behinderte Frauen wollen, dass es auch Zahlen

über behinderte Frauen gibt. Dafür soll immer gefragt

werden, ob jemand eine Frau oder ein Mann ist.

Und es soll natürlich gefragt werden, ob man

behindert ist.

Behinderte Frauen sind oft arm

Es gibt reiche Länder.

Dort geht es Frauen oft nicht so gut wie Männern.

Es gibt arme Länder.

Dort haben es behinderte Frauen noch viel schwerer.

Sie sind Frauen. Deshalb werden sie oft schlecht

behandelt.

Sie haben eine Behinderung. In armen Ländern ist

behindert sein oft noch viel schlimmer als in reichen

Ländern. Und behinderte Frauen sind oft arm.

Deshalb geht es ihnen auch nicht gut!

Wie ist das in armen Ländern?

Viele behinderte Frauen haben keine bezahlte Arbeit.

Sie arbeiten zu Hause. Sie kochen. Sie waschen.

Sie sind bei den Kindern. Aber dafür gibt es kein Geld.

Viele behinderte Frauen bekommen keine Unterstützung.

In manchen Ländern, in denen einmal Krieg war,

bekommen nur behinderte Männer Hilfe. Sie waren

Soldaten. Deshalb wird ihnen dann geholfen.

Aber oft werden Frauen und Kinder im Krieg auch

verletzt. Diese Frauen und Kinder bekommen dann oft

nicht die gleichen Hilfen wie Männer.

Page 197: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

194

Viele behinderte Frauen können nicht lesen und nicht

schreiben. Sie waren nie in der Schule.

Viele behinderte Frauen werden sehr schlecht behandelt.

Andere Menschen tun diesen Frauen weh.

Es sind oft Männer, die den Frauen wehtun.

Sie verletzen sie. Zum Beispiel mit Worten.

Oder mit Schlägen. Oder sie vergewaltigen sie.

Und es gibt Fachleute, die sagen, dass Frauen öfter eine

Behinderung bekommen als Männer.

Warum glauben die Fachleute das?

Hier ein paar Beispiele:

Frauen in armen Ländern bekommen oft nicht genug

zu essen. Oder das Essen ist nicht gut. Deshalb werden

Frauen schneller krank oder behindert.

Frauen in armen Ländern bekommen nicht so viel Hilfe

von Ärzten oder Ärztinnen. Deshalb werden Frauen

öfter schwer krank oder behindert.

Frauen in armen Ländern arbeiten oft zu Hause.

Dort gibt es oft kein sauberes Wasser oder Toiletten.

Deshalb kann eine Frau leichter krank oder behindert

werden.

Oder die Frauen haben schlechte Arbeit.

Zum Beispiel in Fabriken für Blumen.

Dort wird oft viel Gift benutzt, damit die Blumen gut

wachsen.

Aber das Gift kann die Frauen krank und behindert

machen.

Page 198: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

195

In welchen wichtigen Papieren auf der Welt steht etwas über behinderte Frauen?

Frauen in reichen Ländern geht es oft nicht gut.

Sie glauben, sie sind keine guten Menschen.

Das schwere Wort dafür ist Depression. Durch

Depressionen können Frauen schwer krank oder

behindert werden.

Es gibt viele Länder mit Krieg.

Frauen und Kinder werden dort auch verletzt.

Aber sie werden dann nicht so gut versorgt.

Die Männer werden oft besser versorgt.

Deshalb werden Frauen öfter richtig krank oder

behindert.

Auf der Welt gibt es einige sehr wichtige Papiere.

In diesen Papieren geht es oft um Menschenrechte.

Das heißt, dass in den Papieren aufgeschrieben wird,

welche wichtigen Rechte jeder Mensch auf der Welt hat.

Aber: In welchen wichtigen Papieren steht auch etwas

über behinderte Frauen?

Leider steht nur in sehr wenigen Papieren etwas über

behinderte Frauen. Ganz oft werden behinderte

Menschen in den Papieren überhaupt nicht genannt.

In diesen wichtigen Papieren steht aber etwas über

behinderte Frauen:

Die Das ist ein schwerer Name.

In diesem Papier stehen Regeln.

Die Regeln sollen helfen.

Behinderte Frauen und Männer sollen die gleichen

Rechte bekommen wie nicht behinderte Frauen und

Männer.

UN-Standardregeln.

Page 199: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

In den steht ganz am Anfang

etwas über behinderte Frauen.

Sie sollen nicht vergessen werden.

In dem Rest der Regeln steht fast nichts mehr, was für

behinderte Frauen und Mädchen wichtig ist.

In den Regeln wird dann nur noch von behinderten

Menschen gesprochen.

Die Pekinger Erklärung und der Text der

Aktionsplattform. Das sind schwere Namen.

Es sind die Namen von 2 wichtigen Papieren.

In den Papieren geht es nur um Frauen.

Die Papiere wurden auf einer sehr wichtigen Tagung

1995 geschrieben. Es war eine Tagung nur für Frauen.

Der schwere Name der Tagung war:

2. Weltfrauenkonferenz.

In beiden Papiere stehen auch viele wichtige Dinge

über behinderten Frauen.

Die Konvention über die Rechte behinderter

Menschen. Das ist ein schwerer Name.

In diesem Papier stehen wichtige Rechte.

Es sind Rechte, die behinderte Menschen haben

müssen. Alle behinderten Menschen auf der ganzen

Welt müssen diese Rechte haben.

Am Anfang stand nichts über die Rechte von Frauen

mit Behinderungen in diesem Papier.

Deshalb haben auch 2 Gruppen in Deutschland etwas

getan. Sie haben dafür gekämpft, dass behinderte

Frauen bei diesen wichtigen Rechten nicht wieder

vergessen werden.

Jetzt steht mehr über behinderte Frauen in diesem

wichtigen Papier.

UN-Standardregeln

196

Page 200: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

197

In welchen wichtigen Papieren in Europa steht etwas über behinderte Frauen?

Zu Europa gehören viele viele Länder. Zum Beispiel:

Deutschland

Frankreich

Italien

Ungarn

Polen

Schweden

Viele Länder in Europa arbeiten zusammen.

Es gibt verschiedene Gruppen, in denen diese Länder

zusammen arbeiten.

Zum Beispiel:

Der

Hier arbeiten 46 verschiedene Länder aus Europa mit.

Die

Hier arbeiten 27 verschiedene Länder aus Europa mit.

Jede Gruppe muss immer wieder wichtige Papiere

schreiben. Manchmal denken sie dabei an behinderte

Frauen. Manchmal aber auch nicht.

Was haben diese beiden Gruppen schon für behinderte

Frauen gemacht?

Der macht schon länger etwas für behinderte

Menschen. Sie haben sogar ein extra Büro.

Dort wird nur überlegt, wie behinderte Menschen in

Europa besser leben können.

In diesem Büro wird auch überlegt, wie es behinderten

Frauen besser gehen kann.

Europarat

Europäische Union (kurz EU).

Europarat.

Page 201: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

198

2003 war das

Damals haben behinderte Frauen einen Bericht

geschrieben.

Sie haben gesagt, wie es behinderten Frauen in Europa

geht. Und sie haben gesagt, was behinderte Frauen in

Europa noch brauchen.

Denn: Behinderte Frauen sollen nicht vergessen werden.

Die hat 4 wichtige Gesetze

gemacht. Diese 4 Gesetze heißen in schwerer Sprache

Richtlinien. In den Richtlinien steht, dass alle Menschen

die gleichen Rechte haben müssen.

Frauen und Männer, nicht behinderte und behinderte

Menschen, Menschen mit heller Haut und Menschen mit

dunkler Haut, Menschen, die an Gott glauben und

Menschen, die nicht an Gott glauben, müssen die

gleichen Rechte haben.

In den Richtlinien geht es auch um Behinderung.

Und um Frauen.

Deutschland musste wegen dieser Richtlinien ein neues

Gesetz schreiben. Das Gesetz heißt in schwerer Sprache

Dieses Gesetz ist für behinderte Frauen wichtig.

Darüber steht in dem Teil ab Seite 158 mehr.

Es sind also schon ein paar Dinge für behinderte Frauen

in Europa gemacht worden.

Aber es ist noch nicht genug gemacht worden.

Behinderte Menschen werden noch ganz oft vergessen.

Aber besonders behinderte Frauen werden noch ganz oft

vergessen.

Europäische Union (kurz EU)

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz.

Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen.

158

Page 202: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

199

In der gibt es das

Das ist ein schwerer Name.

Es ist eine Gruppe, die für die ganze da ist.

In der Gruppe arbeiten viele viele Behindertengruppen

mit. Sie alle wollen, dass es behinderten Menschen in der

besser geht. Das hat

auch eine Frauengruppe.

Sie schauen besonders, dass es behinderten Frauen in

der besser geht.

In den letzten 10 Jahren hat es 4 große und wichtige

Tagungen für behinderte Frauen in Europa gegeben.

Dort wurde besprochen, was sich behinderte Frauen

wünschen. Und was gemacht werden muss, damit das

Leben für behinderte Frauen in Europa einfacher wird.

Aber leider hat sich noch nicht viel geändert.

Viele behinderte Frauen in Europa haben noch immer

kein gutes Leben.

Trotzdem kämpfen noch nicht genug

Behindertengruppen oder Frauengruppen für behinderte

Frauen. Viele Frauengruppen denken nur an nicht

behinderte Frauen.

Viele Behindertengruppen vergessen behinderte Frauen.

Es gibt zum Beispiel auch noch keine eigene Gruppe, die

nur für behinderte Frauen in der ganzen Welt arbeitet.

Die Gruppe soll auch nur von behinderten Frauen

gemacht werden.

EU

EU

EU

Europäischen Union (kurz EU)

Europäische Behindertenforum.

Europäische Behindertenforum

Wer kämpft für die Rechte behinderter Frauen in der Welt?

Page 203: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Ein wichtiger Tipp zum Lesen

Es gibt ein Buch über Europa und die Politik in Europa.

Das Buch heißt: Einfach Europa!? Einführung in die

europäische und internationale Behindertenpolitik.

Das Buch ist auch in leichter Sprache geschrieben.

NETZWERK ARTIKEL 3 e.V. (Hg.):

Einfach Europa!? Einführung in die europäische und

internationale Behindertenpolitik.

Berlin, 2006

Bezug:

NETZWERK ARTIKEL 3 e.V.

Krantorweg 1,

13503 Berlin

oder übers Internet: www.nw3.de

200

Page 204: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

201

Page 205: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

202

Page 206: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wörterbuch

203

Damals gab es in den USA ein neues Gesetz für behinderte Menschen.

Das war vor über 15 Jahren.

Das Gesetz heißt kurz ADA.

Es ist ein sehr wichtiges Gesetz.

Die Agentur für Arbeit wurde früher Arbeitsamt genannt.

Dort können arbeitslose Menschen sich beraten lassen.

Dort müssen arbeitslose Menschen sich melden,

damit sie Arbeitslosengeld bekommen.

Dort wird versucht, für arbeitslose Menschen wieder Arbeit zu finden.

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz ist ein schwerer Name.

Es ist ein wichtiges Gesetz für behinderte Frauen und Männer.

Deshalb ist es wichtig, dass alle behinderten Menschen diesen

schweren Namen kennen.

Wenn eine behinderte Frau oder ein behinderter Mann

schlechter behandelt wird, können sie sich beschweren.

Dafür gibt es ein besonderes Büro.

Das Büro heißt in schwerer Sprache Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

ADA

Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (oder AGG)

Agentur für Arbeit

Page 207: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

ARGE ist eine Abkürzung.

Das Wort heißt ausgeschrieben Arbeitsgemeinschaften.

ARGE ist der schwere Namen für ein Büro.

Meistens sind diese Büros in der Agentur für Arbeit.

In diesen Büros kann man Geld beantragen.

Es ist das Arbeitslosengeld 2.

Das bekommt man, wenn man schon länger arbeitslos ist.

Behindertenbeauftragte setzen sich für behinderte Menschen ein.

Ihre Aufgabe ist es, Politik für behinderte Menschen zu machen.

Das Behindertengleichstellungsgesetz hat einen schweren Namen.

Es heißt: Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen.

Das Behindertengleichstellungsgesetz ist das erste Gleichstellungsgesetz

in der Welt, in dem es für behinderte Frauen eigene Regeln gibt.

Deshalb ist es ein wichtiges Gesetz für behinderte Frauen.

Das Gesetz gibt es seit Mai 2002

Das meint man, wenn man vom Bund spricht:

Ganz Deutschland.

Bund

Behindertengleichstellungsgesetz (oder BGG)

Behindertenbeauftragte

ARGE (oder Arbeitsgemeinschaften)

204

Page 208: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Deutschland besteht aus 16 kleinen Ländern.

Diese Länder heißen Bundesländer.

Zum Beispiel: Hessen, Niedersachsen, Bayern und Thüringen

sind Bundesländer.

Dieses Ministerium kümmert sich um Familien, alte Menschen,

Frauen und Jugendliche.

Der oberste Chef oder die oberste Chefin heißt:

Familienminister oder Familienministerin.

Dieses Ministerium kümmert sich um alles, was mit Gesundheit zu tun hat.

Der oberste Chef oder die oberste Chefin heißt:

Gesundheitsminister oder Gesundheitsministerin.

Das sind ganz wichtige Politikerinnen und Politiker von Deutschland.

Zur Regierung gehören der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin.

Und viele Minister und Ministerinnen.

Zusammen sind sie die Regierung.

Bundesländer, Bundesland

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Bundesministerium für Gesundheit

Bundesregierung

205

Page 209: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

206

Eine wichtige Gruppe für behinderte Menschen in Europa.

In dieser Gruppe arbeiten 100 Gruppen für behinderte Menschen mit.

Die Gruppen kommen aus vielen Ländern in Europa.

Es gab 2003 dieses Jahr.

In diesem Jahr gab es viele Projekte für Menschen mit Behinderungen.

Und es gab viele neue Ideen für Menschen mit Behinderungen.

Viele Länder in Europa arbeiten zusammen.

Es gibt verschiedene Gruppen, in denen diese Länder zusammenarbeiten.

Eine Gruppe ist die Europäische Union.

Hier arbeiten 27 Länder aus Europa mit.

Viele Länder in Europa arbeiten zusammen.

Es gibt verschiedene Gruppen, in denen diese Länder zusammen arbeiten.

Eine Gruppe ist der Europarat.

Hier arbeiten 46 Länder aus Europa mit.

Diese Ministerien kümmern sich um Frauen.

Sie machen Politik für Frauen.

Der oberste Chef oder die oberste Chefin heißt:

Familienminister oder Familienministerin.

Frauenministerien

Europarat

Europäisches Behindertenforum

Europäisches Jahr der Menschen mit Behinderungen

Europäische Union (kurz EU)

Page 210: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

207

Gesetzliche Betreuung ist, wenn man von einer Person unterstützt wird.

Die Person wird vom Gericht bestimmt.

Man kann vorschlagen, wen man als gesetzliche Betreuerin oder

Betreuer möchte.

Diese Person unterstützt einen bei bestimmten Aufgaben.

Zum Beispiel: Man bekommt Hilfe bei Gelddingen.

Wenn alle Menschen die gleichen Rechte haben,

nennt man das Gleichstellung.

In diesem Gesetz stehen viele Regeln für die Gleichstellung

behinderter Menschen.

Das ist das wichtigste Gesetz für Deutschland.

Man sagt auch Verfassung zum Grundgesetz.

Im Grundgesetz stehen die aller wichtigsten Regeln für Deutschland.

Dieses Gesetz gilt für alle Menschen in Deutschland.

Die Grundsicherung ist Geld vom Staat.

Dieses Geld können ältere Menschen ab 65 Jahren bekommen.

Und Menschen, die wegen einer Behinderung nicht arbeiten können.

Personen, die sehr viel Geld haben, können keine Grundsicherung

bekommen.

Gesetzliche Betreuung

Grundsicherung

Grundgesetz

Gleichstellungsgesetz

Page 211: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Damit ist Geld von der Agentur für Arbeit gemeint.

Dieses Geld bekommen nur bestimmte arbeitslose Menschen.

Das schreibt man so: Hartz IV.

Fast alle 16 Bundesländer haben schon eigene Gesetze für behinderte

Menschen.

Diese Gesetze heißen in schwerer Sprache oft Landesgleichstellungsgesetze.

In fast allen Landesgleichstellungsgesetzen gibt es auch eigene Regeln

für behinderte Frauen.

Das ist ein sehr wichtiges neues Gesetz für behinderte Frauen und Männer.

Mit schwerem und langem Namen heißt dieses wichtige Gesetz:

Das Neunte Buch Sozialgesetzbuch – Rehabilitation und Teilhabe

behinderter Menschen.

Kurz sagt man auch SGB 9.

Das schreibt man so: SGB IX.

Hartz 4

Neuntes Buch Sozialgesetzbuch (kurz SGB 9)

Landesgleichstellungsgesetze

208

Page 212: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Das ist ein großes Amt in Deutschland.

Es zählt zum Beispiel Menschen mit Behinderungen.

Das ist das wichtigste Gesetz für Deutschland.

Man sagt auch Grundgesetz zur Verfassung.

In der Verfassung stehen die aller wichtigsten Regeln für Deutschland.

Dieses Gesetz gilt für alle Menschen in Deutschland.

Die UNO ist eine der größten Gruppen in der Welt, die Politik macht.

Bei der Gruppe machen 191 Länder mit.

In diesem Papier stehen Regeln.

Die Regeln sollen helfen.

Behinderte Frauen und Männer sollen die gleichen Rechte bekommen

wie nicht behinderte Frauen und Männer.

In den UN-Standardregeln steht ganz am Anfang etwas über

behinderte Frauen.

Statistisches Bundesamt

Verfassung

UN-Standardregeln

UNO oder Vereinte Nationen

209

Page 213: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch
Page 214: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Gesa Teichert Jahrgang 1975, studierte Kulturwissenschaft in Marburg

und lebt in Darmstadt.

Seit fast 20 Jahren benutzt sie zur Fortbewegung

Stützen, den Rollstuhl oder das Auto.

Politisch aktiv ist sie besonders im Hessischen Netzwerk

behinderter Frauen und im Krüppel-Lesben-Netzwerk.

Eva Ullrich Jahrgang 1945, Diplomökonom, lebt und arbeitet in

Berlin. Sie ist Referentin im Referat Prävention,

Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen im

Bundes ministerium für Arbeit und Soziales.

Sigrid Arnade Jahrgang 1956, ist Journalistin im Medienbüro

„Journalismus ohne Barrieren“ und lebt in Berlin. Die

promovierte Tierärztin ist seit 1986 zur Fortbewegung

auf einen Rollstuhl angewiesen. Seitdem arbeitet sie als

Journalistin für Fernsehen und Printmedien mit den

Schwerpunkten „Behinderung“ und „behinderte Frauen“.

Ehrenamtlich engagiert sie sich unter anderem in

verschiedenen Netzwerken behinderter Frauen.

211

Page 215: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Wer sind die Übersetzerinnen und Prüferinnen und Prüfer?

Susanne Göbel Jahrgang 1964, ist Unterstützerin bei Mensch zuerst –

Netzwerk People First Deutschland e.V.

Sie übersetzt seit 1991 Texte in leichte Sprache.

Petra Groß Jahrgang 1966, hat über 10 Jahre in verschiedenen

Werkstätten für behinderte Menschen gearbeitet.

Seit 2000 arbeitet sie bei Mensch zuerst – Netzwerk

People First Deutschland e.V..

Sie setzt sich besonders für die Rechte behinderter

Frauen ein.

Anita Kühnel Jahrgang 1957, hat über 20 Jahre in einer Werkstatt für

behinderte Menschen gearbeitet.

Seit 2004 arbeitet sie als Prüferin für leichte Sprache.

Zurzeit hat sie einen Außenarbeitsplatz bei Mensch

zuerst – Netzwerk People First Deutschland e.V.

Angelika Reitz Jahrgang 1962, arbeitet unter anderem als

Unterstützerin bei Mensch zuerst – Netzwerk People First

Deutschland e.V.

Sie übersetzt seit 5 Jahren Texte in leichte Sprache.

212

Page 216: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Josef Ströbl Jahrgang 1954, ist einer der Mitbegründer der deutschen

People First Bewegung. Er arbeitet seit 1998 für diese

Selbstvertretungsbewegung und ist dort der Experte für

leichte Sprache.

Rainer Werner Jahrgang 1965, hat fast 22 Jahre in eine Werkstatt für

behinderte Menschen gearbeitet. Seit Anfang 2006

arbeitet er auf einem Außenarbeitsplatz bei Mensch

zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V.

Er ist einer der Prüfer für leichte Sprache.

213

Page 217: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

214

Fotos

Christoffel-Blindenmission: 184

Enno Hurlin: Titel u. S. 10, 24, 32, 48, 60, 80, 92, 116, 128, 142, 158 li, 170

Annemarie Kühnen: S. 158 re

Ines de Nil: S. 106

Page 218: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

215

Page 219: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch
Page 220: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch
Page 221: Einmischen Mitmischen - BMFSFJ · Worte, die in orange geschrieben sind. Das sind schwere Worte. Diese Worte werden fast immer im Text erklärt. Wir hoffen, dass Sie diese Worte durch

Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeitder Bundesregierung; sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt.

Impressum

HerausgeberBundesministeriumfür Familie, Senioren, Frauenund Jugend11018 Berlinwww.bmfsfj.de

BezugsstellePublikationsversand der BundesregierungPostfach 48 10 0918132 RostockTel.: 0 18 05/77 80 90*Fax: 0 18 05/77 80 94*E-Mail: [email protected]: www.bmfsfj.de

Für weitere Fragen nutzen Sie unserServicetelefon: 0 18 01/90 70 50**Montag–Donnerstag 7–19 UhrFax: 0 30 18/5 55 44 00E-Mail: [email protected]

* jeder Anruf kostet 12 Cent pro Minute** nur Anrufe aus dem Festnetz, 3,9 Cent pro

angefangene Minute

Redaktion Dr. Sigrid Arnade.

GestaltungEnno Hurlin

FotosChristoffel-Blindenmission: 188/189Enno Hurlin: Titel u. S. 18/19, 34/35, 44/45,58/59, 84/85, 96/97, 120/121, 134/135, 148/149,162/163, 174/175 Annemarie Kühnen: S. 8/9Ines de Nil: S. 112/113

DruckOktoberdruck AG (Berlin)auf 100% Recyclingpapier

Auflage Februar 2007

Stand August 2006