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448 TRUPPENDIENST 5/2008 Einsatz Der Einsatz von Jagdkomman- dokräften in der EU-Mission EUFOR TCHAD/RCA stellt seit Februar 2008 auch die Bewäh- rungsprobe für ein neues Fahr- zeug der österreichischen Spezi- aleinsatzkräfte dar: den Puch G SOF „Sandviper“. Der Puch G SOF „Sandviper“ ist der im Österreichischen Bundesheer einge- führte geländegängige LKW Puch G 290GD, angepasst an die Erfordernis- se und Bedürfnisse der österreichi- schen Spezialeinsatzkräfte im Einsatz- raum Zentralafrika. Der Umbau und die Adaptierung des Fahrzeuges erfolg- ten dabei - von der Planung über die Durchführung bis hin zum Einsatz - in Rekordzeit. Die Verwirklichung des Projekts „Sandviper“ ist ein hervorra- gendes Beispiel für die Leistungsfähig- keit und den Ideenreichtum von Kräf- ten des Österreichischen Bundesheeres. Als sich im Herbst 2007 die Beteili- gung eines Kontingentes des Jagd- kommandos an der EU-Mission in Zentralafrika im Raum Tschad/Zentral- afrikanische Republik abzeichnete, er- gaben erste Beurteilungen des Jagd- kommandos rasch den Bedarf an einem leichten, hochbeweglichen, bewaffneten Fahrzeug. Das Jagdkommando bildete eine Projektgruppe, die prüfen sollte, ob eine Adaptierung des seit Jahren be- währten geländegängigen LKW Puch G 290GD möglich und sinnvoll wäre. Auf Antrag des Jagdkommandos gab die Rüstungsdirektion - Amt für Rüs- tung und Wehrtechnik, Abteilung Fahr- zeuge, Geräte und Persönliche Ausrüs- tung (RD-ARWT/FGP) grünes Licht für die ersten Planungen. In einem Arbeitstreffen der Projektgruppe des Jagdkommandos mit der Abteilung Fahrzeug- und Gerätetechnik (RD- ARWT/FGT) am 4. Oktober 2007 wurden die Leistungsmerkmale eines so genannten „Light Reconnaissance Vehicles“ (LRV) bzw. des Puch G SOF (Special Operations Forces) definiert. Diese basieren vor allem auf Erfahrun- gen des Jagdkommandos aus den Ein- sätzen in Afghanistan 2002, 2005 und 2006/07. Aufgrund dieser Einsatz- erfahrungen existierte bereits ein mili- tärisches Pflichtenheft für ein Gefechts- fahrzeug Spezialeinsatzkräfte (SEK). Eine Erstbeurteilung der Feindlage und der Umfeldbedingungen im Ein- satzraum Zentralafrika hatte darüber hinaus zu mehreren Mindestanforde- rungen an einen möglichen Umbau geführt. Im Arbeitstreffen mit der Ab- teilung Fahrzeug- und Gerätetechnik Autor: Hauptmann Mag. (FH) Markus Reisner; Jahrgang 1978; 1997 EF-Ausbil- dung im Stabsbataillon 3 in Amstetten. Nach Absolvierung der Theresianischen Militär- akademie 2002 zum Aufklärungsbataillon 2 in Salzburg ausgemustert (Waffengattung Aufklärung). Verwendung als Zugskom- mandant, Ausbildungsoffizier und stellver- tretender Kompaniekommandant einer Auf- klärungskompanie (gep); 2003 Absol- vierung des 34. Jagdkommandogrundkurses; ab 2004 Verwendung als Ausbildungs- offizier, stellvertretender Kompaniekom- mandant und Kompaniekommandant der Ausbildungskompanie beim Jagdkomman- do. Auslandseinsätze und Entsendungen: Bosnien, Kosovo und Afghanistan; seit 2007 Verwendung in einer Taskgroup des Jagd- kommandos. Seit 2007 Leiter der Projekt- gruppe des Jagdkommandos Puch G SOF „Sandviper“.

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448 TRUPPENDIENST 5/2008

Einsatz

Der Einsatz von Jagdkomman-dokräften in der EU-MissionEUFOR TCHAD/RCA stellt seitFebruar 2008 auch die Bewäh-rungsprobe für ein neues Fahr-zeug der österreichischen Spezi-aleinsatzkräfte dar: den Puch GSOF „Sandviper“.

Der Puch G SOF „Sandviper“ ist derim Österreichischen Bundesheer einge-führte geländegängige LKW Puch G290GD, angepasst an die Erfordernis-se und Bedürfnisse der österreichi-schen Spezialeinsatzkräfte im Einsatz-raum Zentralafrika. Der Umbau unddie Adaptierung des Fahrzeuges erfolg-ten dabei - von der Planung über dieDurchführung bis hin zum Einsatz - inRekordzeit. Die Verwirklichung desProjekts „Sandviper“ ist ein hervorra-gendes Beispiel für die Leistungsfähig-keit und den Ideenreichtum von Kräf-ten des Österreichischen Bundesheeres.

Als sich im Herbst 2007 die Beteili-gung eines Kontingentes des Jagd-kommandos an der EU-Mission inZentralafrika im Raum Tschad/Zentral-afrikanische Republik abzeichnete, er-gaben erste Beurteilungen des Jagd-kommandos rasch den Bedarf an einemleichten, hochbeweglichen, bewaffnetenFahrzeug. Das Jagdkommando bildeteeine Projektgruppe, die prüfen sollte, obeine Adaptierung des seit Jahren be-währten geländegängigen LKW Puch G290GD möglich und sinnvoll wäre.

Auf Antrag des Jagdkommandos gabdie Rüstungsdirektion - Amt für Rüs-tung und Wehrtechnik, Abteilung Fahr-zeuge, Geräte und Persönliche Ausrüs-tung (RD-ARWT/FGP) grünes Lichtfür die ersten Planungen. In einemArbeitstreffen der Projektgruppe desJagdkommandos mit der AbteilungFahrzeug- und Gerätetechnik (RD-ARWT/FGT) am 4. Oktober 2007wurden die Leistungsmerkmale einesso genannten „Light ReconnaissanceVehicles“ (LRV) bzw. des Puch G SOF(Special Operations Forces) definiert.Diese basieren vor allem auf Erfahrun-gen des Jagdkommandos aus den Ein-sätzen in Afghanistan 2002, 2005 und2006/07. Aufgrund dieser Einsatz-erfahrungen existierte bereits ein mili-tärisches Pflichtenheft für ein Gefechts-fahrzeug Spezialeinsatzkräfte (SEK).

Eine Erstbeurteilung der Feindlageund der Umfeldbedingungen im Ein-satzraum Zentralafrika hatte darüberhinaus zu mehreren Mindestanforde-rungen an einen möglichen Umbaugeführt. Im Arbeitstreffen mit der Ab-teilung Fahrzeug- und Gerätetechnik

Autor: Hauptmann Mag. (FH) MarkusReisner; Jahrgang 1978; 1997 EF-Ausbil-dung im Stabsbataillon 3 in Amstetten. NachAbsolvierung der Theresianischen Militär-akademie 2002 zum Aufklärungsbataillon 2in Salzburg ausgemustert (WaffengattungAufklärung). Verwendung als Zugskom-mandant, Ausbildungsoffizier und stellver-tretender Kompaniekommandant einer Auf-klärungskompanie (gep); 2003 Absol-vierung des 34. Jagdkommandogrundkurses;ab 2004 Verwendung als Ausbildungs-offizier, stellvertretender Kompaniekom-mandant und Kompaniekommandant derAusbildungskompanie beim Jagdkomman-do. Auslandseinsätze und Entsendungen:Bosnien, Kosovo und Afghanistan; seit 2007Verwendung in einer Taskgroup des Jagd-kommandos. Seit 2007 Leiter der Projekt-gruppe des Jagdkommandos Puch G SOF„Sandviper“.

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wurde man sich bald über eine Vielzahlder Forderungen des Jagdkommandoseinig. Unmittelbar nach der Schaffungder organisatorischen Rahmenbedin-gungen begann unter dem Namen PuchG SOF „Sandviper“ der Bau einesPrototyps in der Außenstelle der Abtei-lung Fahrzeug- und Gerätetechnik inZwölfaxing. Dabei wurden innerhalbweniger Wochen folgende Parameterverwirklicht:- die Adaptierung des geländegängi-

gen LKW Puch G 290GD;- die Fahrzeugüberholung und die An-

passung an die Klimazone Zentralafrika;

- die Modifikation und die Anbringungvon Zusatzausrüstung;

- die Bewaffnung (Primär- und Sekun-därbewaffnung);

- die Informations- und Kommunika-tionstechnologie- (IKT-) sowie dieFunkausstattung.

AdaptierungAls Basis diente der im Österrei-

chischen Bundesheer eingeführte gelän-degängige LKW Puch G in der Version290GD. Zur Verringerung des Gewichtswurden beide Seitentüren, die Hecktüre,

die Rückbänke sowie die Plane und derPlanenaufbau entfernt. Der Reserverei-fen wanderte ins Fahrzeuginnere.

Anschließend erhielt das Fahrzeugeinen Lafettenträger vom Fahrer/Beifahrerraum bis zum Heck. An die-sem Lafettenträger erfolgten Modifi-kationen zur Aufnahme der Primär-und Sekundärbewaffnung sowie ver-schiedener Module (z. B. Funkgeräte)bzw. von Ausrüstung.

Nicht einsatznotwendige Bestandtei-le des Fahrzeuges wurden demontiertund neue Module angebracht, dazuzählt u. a. der Sitz für den Bord-schützen. Für diesen Sitz wurde dasKlappsitzsystem des Schützenpanzers„Ulan“ verwendet.

Die grundsätzliche Konfigurationdes Fahrzeuges ist nun auf eine Besat-zung von drei Mann und deren Aus-rüstung (einschließlich Versorgungs-güter) ausgerichtet.

Diese Arbeiten am Prototyp erfolg-ten in Zwölfaxing durch die AbteilungFahrzeug- und Gerätetechnik sowiedurch Angehörige der Projektgruppedes Jagdkommandos.

Die Basis desPuch G SOF„Sandviper“ist dergeländegängigeLKW Puch G290GD.

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Foto: Bundesheer, Montage: Rizzardi

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Fahrzeugüberholung,Anpassung an die Klimazone

Gemeinsam mit der Firma Magna/Steyr prüfte die Abteilung Fahrzeug-und Gerätetechnik die Möglichkeitender Überholung und Modifikation desFahrzeugtyps Puch G 290GD. MitMagna/Steyr wurde dabei eine Gene-ralüberholung des Fahrzeuges sowieeine technische Leistungssteigerungvereinbart, u. a. wurden zur Erhöhungder Nutzlast die Achsschenkel ver-stärkt. Das höchstzulässige Gesamtge-wicht stieg dadurch auf 3 150 kg.

Magna/Steyr zeichnete nach Vorga-ben der Abteilung Fahrzeug- undGerätetechnik und des Jagdkommandosauch verantwortlich für die Neukon-struktion einer Heckklappe, den Einbaueines Spannungswandlers und einesLuftkompressors sowie die Lackierungdes Fahrzeuges in seinem typischen,dem Einsatzraum angepassten Tarn-schema. Magna/Steyr adaptierte auchdie Fahrzeugelektrik (Tarnschalter fürGefechtsbetrieb) so, dass ein Fahr-betrieb im Gefecht ohne Abstrahlungvon sichtbarem Licht möglich ist.

Als zusätzliche Tarnmöglichkeit kon-struierte die Firma Habernig (Öster-reichvertretung der Firma Saab) nachEntwürfen des Jagdkommandos zwei amFahrzeug montierbare Schnelltarnnetze.

Modifikation, Anbringungvon Zusatzausrüstung

Das Jagdkommando als Bedarfsträgerbrachte in den Prototypenbau eine Viel-zahl von Wünschen ein. Viele davonkonnten aufgrund der langjährigen tech-

nischen Erfahrung der Abteilung Fahr-zeug- und Gerätetechnik sowie destechnischen Fachpersonals des Jagd-kommandos verwirklicht werden.

Der neu konstruierte Rahmen erhielteine einschiebbare Scheibe zum Schutzdes Fahrers.

An der Fahrzeugvorderseite wurdenzwei Infrarotscheinwerfer zum Ein-satzfahrbetrieb mit der NachtsichtbrilleLUCIE angebracht. Das ermöglicht

Wasserkanister, dienen verschiedeneHalterungen und Staukörbe.

Zur Erleichterung bzw. Ermöglichungeiner (gefechtsmäßigen) Bergung ange-passt an die speziellen Umfeldbedin-gungen, erhielt das Fahrzeug Berge-schlaufen, Sandschaufeln, Sandblecheund einen High-Lift-Wagenheber.

Sinnvolles Zubehör wie Schneeket-ten (die auch in Schlamm und Sandnützlich sein können) und Schanzzeugwurden am Fahrzeug belassen oderergänzt, z. B. durch einen drehbaren,fahrzeuglichtunabhängigen Weißlicht-scheinwerfer sowie fahrer- und beifah-rerseitige Regenplanen.

Für das Fahren auf Wüstentrassenund im Wüstenklima wurden „Good-rich Mud Terrain“-Reifen beschafftund mit dem Dichtmittel „Air Seal“befüllt. Dies macht die Reifen beiGeschoßtreffern bis zu Kaliber 7,62 mm(und eventuell sogar darüber) notlauf-fähig. Der im Vorkapitel genannteLuftkompressor dient der raschenBefüllung der Reifen z. B. nach Sand-fahrbetrieb mit niedrigem Reifendruck.

EinsatztauglichDas Projekt Puch G SOF „Sandviper“ zeigt geradezu beispielhaft, wieWünsche eines Bedarfsträgers im Österreichischen Bundesheer (in diesemFalle des Jagdkommandos) rasch und zielgerichtet von den damit betrautenFachabteilungen erfüllt werden können.

Sowohl die Rückmeldungen der Angehörigen des Jagdkommandos aus demEinsatzraum als auch Debriefings nach ihrer Rückkehr ergaben durchwegs einüberaus positives Bild der Einsatztauglichkeit des Puch G SOF „Sandviper“.

Daher sei hier allen beteiligten Dienststellen, Fachabteilungen und Einzel-personen des Österreichischen Bundesheeres gedankt, die dieses Projektverwirklicht haben. Sie können auf ihre Leistung zu Recht stolz sein!

Bewaffnung

Zur Aufnahme der Primärbewaff-nung - eines 7,62-mm-Maschinenge-wehrs 74 (MG 74) - erhielt das Fahr-zeug einen Drehring, der hinter den

gemeinsam mit dem Tarnschalter einenFahrbetrieb bei Nacht ohne die Ab-strahlung sichtbaren Lichtes.

Zum Transport unterschiedlicherVersorgungsgüter und der persönlichenAusrüstung, z. B. Betriebsmittel- und

Erste Arbeiten am Prototyp.

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Sitzen des Fahrers und des Beifahrersin Fahrzeugmitte am Lafettenträger an-gebracht ist. Unter Verwendung der La-fette des Fliegerabwehr-Maschinenge-wehrs des bereits ausgeschiedenen Jagd-panzers „Jaguar“ gelang es, innerhalbkurzer Zeit eine praktikable Lösung zufinden, die das Schwenken der Primär-waffe horizontal um 360 Grad und ver-tikal von -20 bis +50 Grad ermöglicht.

on, Angehörige der Abteilung Fahr-zeug- und Gerätetechnik und die Pro-jektgruppe des Jagdkommandos.

Reflexvisiere vom Typ „Aimpoint“und taktische Laser-Licht-Module(Zielhilfen für Infanteriewaffen, dieauch über Infrarot-Laser verfügen)machen den Puch G SOF „Sandviper“nachtkampffähig.

Gurtkastenhalterungen zur Aufnah-me der Munitionserstausstattung von1 750 Schuss (sieben Gurtkästen à 250Schuss) für die Primärwaffe und 440Schuss (vier Gurtkästen à 110 Schuss)für die Sekundärwaffe wurden eben-falls montiert.

Zur Aufnahme der Sturmgewehre77A2 „Kommando“ der Besatzungwährend der Fahrt gibt es drei spezi-elle Halterungen. Weitere Halterungenfür die Reserveläufe der Maschinenge-wehre sowie Kampfmitteltaschen fürBlendmittel bzw. Rauchkörper sindzwischen Fahrer- und Beifahrersitzsowie beim Bordschützen angebracht.

Am 15. November 2007, nach knappeinem Monat Fertigungszeit für denPrototyp, fand in Felixdorf/Großmitteldas Funktionsscharfschießen mit die-sem Prototyp des Puch G SOF „Sand-viper“ statt. Dabei erfolgte neben demFunktionalitätstest der Lafetten derPrimär- und Sekundärbewaffnung auchein Beschuss der Reifen zur Erprobungder Notlaufeigenschaften. Alle Testsverliefen erfolgreich.

IKT- und FunkausstattungAufgrund der zu erwartenden Entfer-

nungen zwischen den Elementen im Ein-satzraum wurde auf die Qualität derFunkausstattung besonderer Wert gelegt.

Das Fahrzeug erhielt ein digitalesUKW-Handfunkgerät TFF-41 sowieeinen digitalen UKW-FunkgerätesatzKFF-46 einschließlich Geräte- und An-tennenhalterungen. Eine weitere Halte-rung erlaubt die Verwendung einerzusätzlichen UKW-Antenne.

Rückansicht des Puch G „Sandviper“. Die Antennen sowie die Zusatzausrüstung einschließlich deren Halterungen sind deutlich erkennbar.

Auch nacht-kampffähig.

Als Sekundärbewaffnung wurde aufder Beifahrer/Kommandantenseite einweiteres abnehmbares 7,62-mm-MG 74(Hauptwirkungsbereich in Fahrzeug-richtung) eingebaut.

Diese Konstruktionen entwarfenMitarbeiter der Rüstungsdirektion -Amt für Rüstung und Wehrtechnik,Abteilung Waffensysteme und Muniti-

Foto: Autor

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Für den Betrieb über große Entfer-nungen befindet sich im Heckbereichdes Fahrzeuges ein tragbares Kurzwel-lensystem TFF1-0 in einer Halterung.Die Kurzwellenantenne wurde dabei soangebracht, dass bei Fahrzeugstillstandnach Abspannen der Antenne derFunkbetrieb ohne Zeitverzug möglichist. Aber auch während der Fahrt istder Kurzwellenbetrieb möglich.

Jedes Fahrzeug wurde mit einemGlobal Positioning System (GPS) aus-gerüstet, das sich zwischen Fahrer undBeifahrer befindet.

Ein zusätzliches Voltmeter am Ar-maturenbrett ermöglicht die perma-nente Kontrolle der Spannung derFahrzeugbatterien.

Der Weg zurSerienfertigung

Unmittelbar nach der Güteprüfungund der Abnahme des Prototyps durchdie Abteilung Fahrzeug- und Geräte-technik begann die Serienfertigung.Nach Beurteilung des Bedarfs des Jagd-kommandos wurden vorerst zwanzig

Fahrzeuge gefertigt. Die Heereszeug-anstalt Wien war für die Serienfertigungder einzelnen Module verantwortlich,die Endmontage der Fahrzeuge erfolg-te wiederum in Zwölfaxing bei derAbteilung Fahrzeug- und Gerätetechnik.

Monaten war es somit gelungen, einenbewährten Fahrzeugtyp des Österrei-chischen Bundesheeres erfolgreich aufdie Einsatzerfordernisse in Zentral-afrika umzurüsten.

Taktischer Einsatzund Lessons Learned

Die ersten Fahrzeuge erreichten denEinsatzraum im Lufttransport mit derVerlegung des Jagdkommandos. Damitstanden sie dort zeitgerecht zur Verfü-gung und konnten bei der Erstverlegungdes Kontingents von N´Djamena nachAbeche bereits das Schwergewicht derVorwärtsaufklärung, Wegeerkundungund Konvoisicherung übernehmen.

Der Puch G SOF „Sandviper“ I führt ein 7,62-mm-MG 74 als Primärbewaffnung und ein zweites neben dem Beifahrer als Sekundärbewaffnung.

Vorerst 20Fahrzeuge.

Die Aufnahme der Serienproduktionwar allerdings erst nach der Endabnah-me des Fahrzeuges durch Experten desBundesministeriums für Verkehr, Inno-vation und Technik möglich. Die Defi-nition des Puch G SOF „Sandviper“ alsGefechtsfahrzeug und die Erstellung derfahrbetrieblichen Regelungen für denEinsatz im Inland sowie im Einsatzraumdurch die Quartiermeisterabteilung wa-ren Voraussetzungen für den rechts-konformen Betrieb des Fahrzeuges.

Am 21. Dezember 2007 erhielt dasJagdkommando in Zwölfaxing die ers-ten sechs fertigen Puch G SOF „Sand-viper“. In einer Rekordzeit von drei

Leistungsfähige„Arbeitstiere“.

In weiterer Folge erwiesen sich diePuch G SOF „Sandviper“ als leis-tungsfähige „Arbeitstiere“ der österrei-chischen Spezialeinsatzkräfte. Bei den

Foto: Bundesheer

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Einsätzen des Jagdkommandos stelltendie „Sandviper“ wiederholt ihre Fähig-keiten unter Beweis.

Dabei zeigte sich, dass sie den Ver-gleich mit den im Einsatzraum ver-wendeten Gefechts- und Aufklä -rungsfahrzeugen anderer Spezialein-satzkräfte nicht scheuen mussten. Im

Gegenteil: Es erwies sich z. B. als ab-solut richtig, ein Fahrzeug gewählt zuhaben, das keiner optimierten Fahr-zeugelektronik bedarf.

Jedoch wurde (spätestens) jetzt er-kannt, dass ein Bedarf an schwererenWaffen als dem 7,62-mm-MG 74 be-stand. Auch zeigte sich in der heran-nahenden Regenzeit, dass der Schutzdurch die eingeführte Planenkon-struktion nicht ausreichte.

„Sandviper“ IIDie laufende Lagebeurteilung in Ös-

terreich und die Rückmeldungen desKontingents aus dem Einsatzraum bil-deten die Grundlage für eine weitereModifikation des Fahrzeuges.

Ein Drehkranz wie im Schützen-panzer A1 Saurer trägt nun eine Lafettefür ein 12,7-mm-überschweres Ma-schinengewehr (üsMG) als Primär-waffe. Nach ersten Erprobungsschie-ßen wurde diese Waffenhalterung nochetwas verbessert. Der horizontaleSchwenkbereich beträgt 360 Grad dervertikale nun ca. -20 bis +45 Grad.

Die Munitionshalterungen ermögli-chen ein Mitführen von 500 Schuss(fünf Gurtkästen à 100 Schuss) für das12,7-mm-üsMG als Primärwaffe, und440 Schuss (vier Gurtkästen à 110Schuss) für das 7,62-mm-MG 74 alsSekundärwaffe.

Nicht alle Puch G SOF erhieltenLafettenhalterungen für das 12,7-mm-üsMG. Die Fahrzeuge, die weiterhinnur ein 7,62-mm-MG 74 als Primär-waffe führen können, wurden zurleichteren Unterscheidung in „Sand-viper“ I umbenannt. Die Puch G SOF,die ein 12,7-mm-üsMG als Primär-waffe führen können, heißen nun„Sandviper“ II.

Die modifizierten Fahrzeuge erhieltenauch einen verbesserten Witterungs-schutz für die Fahrzeugbesatzungen(Stichwort: Regenzeit). In naher Zu-kunft ist die Umrüstung der Funkgerä-te auf modernere Multibandgeräte vor-gesehen. Weiters wird der Einbau einerIntercom-Anlage VIC-3 geprüft.

Mit 10. Juli 2008 verlegten die ers-ten Puch G SOF „Sandviper“ II in denEinsatz nach Afrika.

Der Puch G SOF „Sandviper“ II verfügt als Primärbewaffnung über ein 12,7-mm-üsMG und als Sekundärbewaffnung über ein 7,62-mm-MG 74.

Puch G SOF „Sandviper“ - das „Arbeitstier“der österreichischen Spezialeinsatzkräfte imSand und Staub Zentralafrikas.

Foto: Autor

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