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ibid altbau ag Zürcherstrasse 41 Gebäude 1002 CH-8400 Winterthur tel 052 213 35 71 fax 052 213 35 27 www.ibid.ch [email protected] Plausibilitäts-Gutachten Einschätzung der bau- und kunsthistorischen Be- deutung des Alten Rathauses und des Stadtthea- ters in Bielefeld Bautypus Rathaus und Stadttheater Bauherrschaft Stadt Bielefeld Architekten Ernst Ritscher, Stadtbaurat Max Fritsche, Architekt, Stadtbauamt Bielefeld Bernhard Sehring, Architekt Erstellungszeit Ende 1901 bis Ende August 1904 Bearbeitet von Heinz Pantli Winterthur, 27. April 2012

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ib id al tbau ag Zürcherstrasse 41

Gebäude 1002 CH-8400 Winter thur

te l 052 213 35 71

fax 052 213 35 27

www.ibid.ch ib [email protected]

Plausibilitäts-Gutachten

Einschätzung der bau- und kunsthistorischen Be-deutung des Alten Rathauses und des Stadtthea-ters in Bielefeld

Bautypus Rathaus und Stadttheater

Bauherrschaft Stadt Bielefeld

Architekten Ernst Ritscher, Stadtbaurat

Max Fritsche, Architekt, Stadtbauamt Bielefeld

Bernhard Sehring, Architekt

Erstellungszeit Ende 1901 bis Ende August 1904

Bearbeitet von Heinz Pantli

Winterthur, 27. April 2012

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Inhaltsverzeichnis

1. AUFTRAG ...................................................................................................................................... 3 Auftraggeber...................................................................................................................................... 3 Auftragsgegenstand ......................................................................................................................... 3 Auftragsgrundlagen.......................................................................................................................... 3 Abgrenzung ....................................................................................................................................... 4 Vorgehen............................................................................................................................................ 5 Literatur.............................................................................................................................................. 5

2. PLAUSIBILITÄT DER ARBEITEN VON HARTMUT MEICHSNER .............................................. 6 Das Alte Rathaus am Neumarkt in Literatur und Presse .............................................................. 6 Baugeschichte................................................................................................................................... 7 Architektonischer Typus und Stil.................................................................................................. 10 Symbolik .......................................................................................................................................... 11 Urheber............................................................................................................................................. 14 Plausibilität der Arbeiten von Hartmut Meichsner....................................................................... 15

3. SCHLÜSSE UND DENKMALPFLEGERISCHE EMPFEHLUNGEN........................................... 17 Schlüsse und Würdigung............................................................................................................... 17 Denkmalpflegerische Empfehlungen............................................................................................ 17

QUELLEN UND LITERATUR ............................................................................................................... 19 Quellen ............................................................................................................................................. 19 Planmaterial ..................................................................................................................................... 19 Fotomaterial..................................................................................................................................... 19 Literatur............................................................................................................................................ 19

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1. AUFTRAG

Auftraggeber

Mit Datum vom 15. September 2010 erfolgte die Anfrage, ob das Institut sich in der Lage sähe, eine Bewertung des Bielefelder „Alten Rathauses“ von 1904 unter denkmalpflegeri-schen Gesichtspunkten vornehmen zu können. Im März 2011 erteilte die Betriebsleitung des Immobilienbetriebs (ISB) der Stadt Bielefeld, vertreten durch die Herren Wolfgang Goldbeck und Carsten Boberg, in Abstimmung mit dem Beigeordneten und ersten Betriebsleiter, Herrn Gregor Moss, der ibid altbau ag Winterthur / CH den Auftrag zu einer Plausibilitätsprüfung zur Einschätzung des bau- und kunsthistorischen Wertes des Alten Rathauses unter Berück-sichtigung des Stadttheaters als Ensemble.

Auftragsgegenstand

Am 27. April 2011 fand in Bielefeld ein Vorgespräch mit dem Technischen Betriebsleiter des ISB, Herrn Carsten Boberg, dem Abteilungsleiter der Abteilung Planen, Bauen, Erhalten, Herrn Frank Otterbach, und dem Geschäftsleiter der ibid altbau ag Winterthur / CH statt, in dem der Auftragsgegenstand und -umfang vereinbart wurde. Angesichts der beschränkten Mittel wurde ein Umfang von vier bis fünf Seiten festgelegt.

An der Inaugenscheinnahme des Bauensembles am 27. und 28. April nahmen in wechseln-der Besetzung außer den Herren Boberg und Otterbach auch der Vorsitzende des Be-triebsausschusses des ISB, Herr Hartmut Meichsner, teil.

Auftragsgrundlagen

Mit der Anfrage vom 15. September 2010 wurde ein von Herrn Meichsner verfasstes Manu-skriptfragment, Stand August 2010, und der Nachdruck der Festschrift zur Rathauseinwei-hung von 1904 übersandt.

Über diese Grundlagen hinaus wurden vom Auftragnehmer umfangreiche Archivnach-forschungen zur Rathausgeschichte angeregt, die von Herrn Meichsner mit Unterstützung des Leiters des Bielefelder Stadtarchivs, Herrn Dr. Rath, durchgeführt wurden. Ohne die er-gänzende Zuarbeit der beiden Herren, die an dieser Stelle verdankt wird, wäre eine umfas-sende Beurteilung der Arbeiten Herrn Meichsners und des von ihm im Literaturnachweis aufgeführten Schrifttums zum Alten Rathaus kaum möglich gewesen.

Verteilt auf mehrere Sendungen trafen Fotografien ein und Kopien von Archivalien sowie der nicht greifbaren Literatur. Der Eingang der letzten Sendung erfolgte am 29. September 2011. Des Weiteren fügte Herr Meichsner eine Kurzübersicht und die inzwischen erfolgten Fort-schreibungen des Manuskriptfragments bei.

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Auf Seiten des Auftragnehmers stand eine umfangreiche, private Bibliothek zur Verfügung, die auch einen Teil der von Herrn Meichsner benutzten Literatur enthält. Darüber hinaus wurden die Bestände der Bibliothek des Freimaurers Oskar R. Schlag in Zürich konsultiert.1

Abgrenzung

Das Gutachten stellt keine Neubearbeitung des von Herrn Meichsner vorgelegten Materials zu den Symbolen und Bildprogrammen des Rathauses dar. Es äussert sich ausschliesslich zur Verlässlichkeit der Aussagen in seinem Manuskriptfragment. Die Verlässlichkeitsprüfung erforderte allerdings umfangreiche Recherchearbeiten in den Quellen zur Baugeschichte des Rathauses und zur Geschichte der preußischen Freimaurerei. Die Ergebnisse sind im An-hang dargestellt. Besonderes Augenmerk wurde auf die Prüfung der Schlüsse zur Urheber-schaft der Bildprogramme gelegt.

Der Umfang der Symbole am Rathaus (mehr als 900 bis dato bekannte Symboldarstellun-gen) und die sich zum Teil überlagernden Bildprogramme lassen nur eine summarische Be-urteilung zu. Für eine eingehendere bzw. abschliessende Betrachtung der Symbole und der Bildprogramme bleibt deshalb noch viel Forschungsarbeit zu leisten. In diesem Sinn kann die hier vorliegende Arbeit nur die belegbare Richtung weisen. Es bedarf der systematischen Beschreibung der Fassaden und des Inneren, der eingehenden Auseinandersetzung mit Vorlagen und Stil sowie weiterer, umfangreicher Quellenforschung in den Archiven. Zu die-sen gehören , neben dem Stadtarchiv Bielefeld, in erster Linie das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem (die Nutzung ist an eine schriftliche Genehmigung der jeweils zuständigen Loge oder der zuständigen Groβloge gebunden), das Archiv der Groβen National-Mutterloge zu den Drei Weltkugeln in Berlin-Charlottenburg und die Prä-senzbibliothek mit Ritual- und Instruktionsbüchern (Bibliothek) des deutschen Freimaurermu-seums in Bayreuth (Rituale und Instruktionen des I., II. und III. Grades, Ritual und Instruktion des Schottengrades, Rituale und Instruktionen des Inneren Orient, Erkenntnisstufen V, VI und VII der 3 WK des 19. Jahrhunderts bis 1935, sowie mehr als 20'000 Mitgliederlisten. Letztere sind leider nicht über eine Datenbank erschlossen, was Nachforschungen sehr zeit-aufwändig macht.).

1 Zentralbibliothek Zürich. Spezialbestände. Bibliothek Oskar R. Schlag. Der Bestand gelangte durch Schenkung

an die Zentralbibliothek. Die 26'000 Bände umfassende Bibliothek ist im ehemaligen Wohnhaus des Dona-tors eingerichtet. Oskar R. Schlag hat seit den 1930er Jahren bis zu seinem Tod 1990 Bücher und Dokumen-te aller geheimwissenschaftlichen Disziplinen zusammengetragen und so im Laufe der Zeit eine der bedeu-tendsten Bibliotheken auf dem Gebiet der Esoterik eingerichtet. Das Haus ist nach Bedarf für interessierte Forscher jeweils am Mittwochnachmittag geöffnet.

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Vorgehen

Die hier vorgelegten Schlussfolgerungen zu den Aussagen von Herrn Meichsner betreffend

den bau- und kunsthistorischen Wert des Alten Rathauses basieren auf der detaillierten Auf-

arbeitung der Planungs- und Baugeschichte des Alten Rathauses durch den Verfasser.

Darauf aufbauend erfolgt die Auswertung der Beobachtungen an der Baugruppe Rathaus /

Stadttheater selbst, die wiederum die Grundlage der Aussagen zum Baustil, zur Symbolik

am Bau und zu den daraus entstehenden Bildprogrammen bildet.

Vor dem so geschaffenen Wissenshintergrund wird der Frage nach dem Ursprung der Bild-

programme und deren Urheberschaft nachgegangen.

Die abgegebene Schrift setzt sich aus dem eigentlichen Gutachten und einem separaten

Anhang zusammen, der den Sachverhalt ausführlich darstellt und den Quellen- und Litera-

turnachweis enthält.

Literatur

Zur Plausibilitätsprüfung der vorliegenden Arbeiten über das Rathaus wurden neben den

Verwaltungsberichten der Stadt Bielefeld und der Presseberichterstattung im Zeitraum von

1900 und 1904 die einschlägige wissenschaftliche Fachliteratur zum Rathausbau in der Kai-

serzeit, zur Freimaurerei und zur Symbolik hinzugezogen.

In Sachen Freimaurerei stützt sich das Gutachten primär auf dem Internationalen Freimau-

rerlexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner aus dem Jahr 1932, überarbeitet und er-

weitert von Dieter A. Binder (Stand Februar 2000) ab. Dieses allgemein anerkannte Stan-

dardnachschlagewerk, verfasst von hochrangigen Freimaurern zur Freimaurerei im deutsch-

sprachigen Raum, baut auf dem Allgemeinen Handbuch der Freimaurerei (1. Auflage 1863

bis 1867 / 2. Auflage 1900 bis 1901, Leipzig) auf, das wiederum die Fortführung der Enzyc-

lopädie der Freimaurerei von C. Lenning, erschienen in den Jahren 1822 bis 1828 in Leipzig

darstellt.

Darüber hinaus sind an benutzten Primärwerken die Geschichte der deutschen Freimaurerei

des Freimaurers Dr. phil. Ferdinand Runkel aus den Jahren 1931/32 und das Vergleichende

Handbuch der Symbolik der Freimaurerei von Josef Schauberg, Jurist und Mitglied der Loge

Modestia cum libertate in Zürich, aus dem Jahr 1861 zu nennen. Wichtig für die lokale Mau-

rerei ist die Geschichte der Loge Armin zur deutschen Treue in Bielefeld von E. Nölle aus

dem Jahr 1932.

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2. PLAUSIBILITÄT DER ARBEITEN VON HARTMUT MEICHSNER

Das Alte Rathaus am Neumarkt in Literatur und Presse

Oberbürgermeister Bunnemann umschreibt in der Festschrift zur Rathauseinweihung 1904

und im Verwaltungsbericht des gleichen Jahres Architektur und Stil des neuen Rathauses

wie folgt: „Die Architektur zeigt eine Mischung deutscher Renaissanceformen mit spätgoti-

schen Motiven, wobei vielfach Anklänge an Bauformen aus der besten Zeit alter Bielefelder

Kunsttätigkeit zu finden sind“.2 Auf die gemeinsame Planung von Rathaus und Stadttheater

verweist die Presse am 12. Dezember 1901: „Die beiden Hand in Hand arbeitenden Bau-

künstler [Ritscher und Sehring] haben auch in Hinsicht auf den Stil eine so groβe Überein-

stimmung geschaffen, wie das mit Rücksicht auf die Zweckmäβigkeit überhaupt nur möglich

war.“3

Stadtbaurat Ritscher äussert sich seinerseits in der Ansprache zur Grundsteinlegung des

Rathauses am 14. Juni 1902 wie folgt: „Das Gebäude soll einerseits in neuzeitlicher Weise

allen Anforderungen entsprechen und alle Bequemlichkeiten bieten, andererseits in seiner

künstlerischen Erscheinung anklingen an die behagliche mittelalterliche Formensprache hie-

siger Gegend“.4

So weit bekannt haben sich bislang Reinhard Vogelsang 19885 und Rosa Schumacher 19926

in Publikationen mit dem Rathaus Bielefeld näher beschäftigt. Reinhard Vogelsang folgt der

Beschreibung Bunnemanns von 1904, hält aber fest, dass „… der figürliche Schmuck – aus-

sen wie innen – nur schwer eingeordnet werden kann“. Rosa Schumacher differenziert, sieht

auch barocke Formen und erkennt in der Durchfahrt Parallelen zu Bauten der Weserrenais-

sance. Wilfried Koch nahm das Rathaus 1988 mit Abbildung in den Abschnitt „Historismus /

Eklektizismus“ in seiner Baustikunde7 auf, zusammen mit Abbildungen des Justizpalastes in

Brüssel und der Wiener Oper an der Ringstraße. Er ordnet den Stil des Rathauses unter

dem Begriff der Neurenaissance der Deutschen Renaissance zu, „worunter vorwiegend

deren manieristische Phase verstanden wird (Bielefeld, Rathaus)“.

Alle diese Autorinnen und Autoren konnten oder wollten sich jedoch nicht näher mit dem

Rathaus auseinandersetzen. Obwohl der hohe Differenzierungsgrad der Bauskulptur – aus-

sen wie innen – beim aufmerksamen Betrachten sofort ins Auge springt, fehlt eine eingehen-

2 Stadtarchiv Bielefeld, Verw. Ber. 1904, S. 160. 3 Stadtarchiv Bielefeld. Wst. Slg. 400 1/ 340 Bd. 1. S. 21. 4 Stadtarchiv Bielefeld. Wst. Slg. 400 1/ 340 Bd. 1. S. 24. 5 Vogelsang, R; Geschichte der Stadt Bielefeld, Bd. II, Bielefeld 1988, S. 94. 6 Schumacher, Rosa; Neorenaissancearchitektur in Bielefeld, in: Renaissance der Renaissance, ein bürgerlicher

Kunststil im 19. Jahrhundert, München 1992, S. 362ff. 7 Koch, Wilfried; Baustilkunde, München 1988, S. 374f.

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de Darstellung, und es erstaunt, dass ebenso wenig die bauliche Einheit von Rathaus und

Stadttheater in der Literatur je aufgegriffen wurde. Bis dato blieb offensichtlich verkannt, dass

eine Betrachtung des von Architekturkritikern gelobten Stadttheaters nicht ohne das Rathaus

erfolgen kann und umgekehrt.

Baugeschichte

Vorbemerkung

Die Verwaltungsberichte der Stadt Bielefeld8, die Westermann-Sammlung9, die Festschrift

zur Rathauseinweihung und die Plansammlung des Immobilienservicebetriebs Bielefeld er-

wiesen sich bei der Konsultation für dieses Gutachten als sprudelnde, bisher kaum genutzte

Quellen zur Baugeschichte von Rathaus und Stadttheater. Ausgewertet wurde weitgehend

das Material für den Zeitraum zwischen Ende 1900 und Ende 1904, das die Baugeschichte

des Alten Rathauses von den ersten Studien bis zur Einweihung am 12. Oktober 1904 zu

rekonstruieren erlaubt. Die Quellen zu den nachträglichen baulichen Veränderungen an den

beiden Häusern wurden, da den Auftrag sprengend, nicht studiert, ebenso wenig die zur

Vorgeschichte des Rathausbaus ab Mitte der 1880er Jahre. Für das vertiefte Verständnis

des Rathausbaus am Neumarkt und dessen Veränderungen in der Zwischen- und Nach-

kriegszeit wäre dies aber wesentlich, ebenso das Quellenstudium zum Bau der Neuen Syn-

agoge und des Stadttheaters.

Vorgeschichte

Spätestens 1885 lässt sich der Wunsch nach einem Stadttheater in Bielefeld eindeutig fas-

sen. Das Interesse wird durch eine Geldsammlung unterstrichen, welche bis 1887 20'160

Mark erbringt.

Der Freimaurer und Ratsherr Droop10 stellt im September 1896 Antrag auf die Verlegung des

Krankenhauses am Neumarkt, am Ort des heutigen Alten Rathauses. Nach seiner Vorstel-

lung soll das Grundstück für ein künftiges Rathaus reserviert werden. Dem Antrag wird ent-

sprochen und so kann der Spitalneubau an der Oelmühlenstraße bereits am 19. November

1899 bezogen werden. Die Erwägung eines Rathausneubaus an Stelle des Historischen

Rathauses am Alten Markt, gemäss einem spätestens am 17. April 1899 mit einen Nachbarn

ausgefertigten Vertrag, muss vor der obigen Faktenlage wohl mehr als politische „Verschlei-

erung“ denn als ernsthafte Absicht interpretiert werden. Im gleichen Jahr bringt das Magist-

8 Stadtarchiv Bielefeld. 9 Stadtarchiv Bielefeld. Westermann-Sammlung. Sammlung von Zeitungsberichten. 10 Nölle, E.; Geschichte der Loge Armin zur deutschen Treue, Bielefeld 1932, S.98 und 100. Droop ist führendes

Mitglied der Bielefelder Loge Armin zur deutschen Treue und als solches vor 1904 Mitglied des Beam-tenkollegiums als 1. zugeordneter Meister der Loge. Um 1900 bekleidet er das Amt des Redners.

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ratsmitglied Toerner, wie Ratsherr Droop ein Freimaurer11, den Plan für einen Theaterneu-

bau wieder auf die Tagesordnung.

Am 22. Januar 1900 beschliesst der Magistrat den Bau eines Stadttheaters. Damit beginnen

intensive Vorbereitungsarbeiten für die Projektierung desselben. Etwa gleichzeitig wird am

Raumprogramm für ein neues Rathaus gearbeitet.12 Am 19. November werden dem Magist-

rat zwei Studien vorgelegt – die eine sieht eine Baugruppe mit Rathaus am Neumarkt vor,

die andere das Theater an der Hermannstraße. Der Magistrat bevorzugt die Baugruppe am

Neumarkt, was durch den Ankauf von zusätzlichen Grundstücken an der Brunnenstraße vor

diesem Termin belegt wird, dies obwohl das Raumprogramm für das neue Rathaus ohne

zusätzliche Landkäufe auf dem Grundstück des ehemaligen Krankenhauses verwirklicht

werden kann.

Vorentwürfe: Januar 1901, Februar 1901, März 1901

Am 12. Dezember 1900 beschliessen die Stadtverordneten den Termin für die Grundsteinle-

gung des Theaters am Neumarkt, weil sonst die zugesagten Spendengelder verfallen wür-

den. Gleichzeitig nehmen sie ein Raumprogramm für das Neue Rathaus zusammen mit ei-

nem Schaubild der beabsichtigten Baugruppe Rathaus / Stadttheater am Neumarkt zur

Kenntnis. In der Folge werden unter der Leitung von Stadtbaurat Ernst Ritscher, dessen

künstlerischer Mitarbeiter Architekt Max Fritsche ist, Vorentwürfe für den Rathausbau ange-

fertigt. Bereits der erste Vorentwurf vom Januar 1901 zeigt alle wesentlichen Elemente des

später ausgeführten Baus, Elemente, die zum Teil schon in der ersten bekannten Studie vom

11. Dezember 1900 erscheinen, wie zum Beispiel der mächtige Dachreiter über dem Saal-

trakt. Die Studie und der erste Vorentwurf belegen, dass die grundsätzlichen Anforderungen

an den Neubau nicht nur in Bezug auf das Raumprogramm bereits vor Ende 1900 feststan-

den.

Bereits vor dem 27. März 1901 entschied sich das Preisgericht des Wettbewerbs für den

Theaterbau für das Projekt von Bernhard Sehring. Alle drei Vorentwürfe bestätigen die enge

Koordination von Rathaus- und Theaterbau unter der Leitung von Ernst Ritscher. Es ist da-

von auszugehen, dass Bernhard Sehring nur in Abstimmung mit Ernst Ritscher planen konn-

te, bzw. letzterer die Entwürfe von Bernhard Sehring ab Januar in die Vorentwürfe einbezog.

11 Nölle 1932, S. 101. Toerner war von 1904 bis 1910 Meister vom Stuhl der Loge Armin zur Treue in Bielefeld.

Zuvor bekleidete er das Amt des 2. zugeordneten Meisters, der das Kassen- und Rechnungswesen innehat-te.

12 Stadtarchiv Bielefeld. Westermann Sammlung. Wst. Slg. 400 1/ 340 Bd. 1. S. 6.

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Ausführungsprojekt des Rathauses 1901

Die Stadtverordnetenversammlung vom 27. März 1901 beschliesst die Projektierung der

Baugruppe am Neumarkt auf der Basis des dritten Vorentwurfs vom März gleichen Jahres,

welcher Elemente aus dem ersten und zweiten Vorentwurf vereinigt. Unmittelbar danach

beginnen die Arbeiten am Ausführungsprojekt. Die Projektpläne werden von Stadtbaurat

Ernst Ritscher und Max Fritsche in gleichberechtigter Weise unterzeichnet. Beide dürfen so-

mit als die Architekten des Rathauses gelten, obwohl Fritsche noch während der Ausführung

im Sommer 1903 aus dem Team des Stadtbaurates ausschied. Obschon das Projekt alle

Elemente der Ausführung zeigt, gibt es keine nähere Auskunft zu den Details des Fassaden-

schmucks. Die Pläne lassen keine Rückschlüsse auf die Diskussionen über das Bildpro-

gramm zu.

Bauausführung ab Weihnachten 1901 bis Oktober 1904

Die Detailbearbeitung der Ausführungspläne des Rathauses setzt unmittelbar nach dem

Baubeschluss vom 11. Dezember 1901 in der Stadtverordnetenversammlung ein, und nach

Weihnachten starten die Erdarbeiten. Zwei Bildhauer kümmern sich um den figürlichen und

ornamentalen Gebäudeschmuck, von denen der eine, Seifert, ebenfalls ein bekanntes Mit-

glied der Loge „Armin zur deutschen Treue“ war. Die große Zahl von bis ins kleinste Detail

entworfenen Skulpturen und die in den Übersichtsplänen oft erkennbare mehrfache Überar-

beitung des Bauschmucks erklärt wohl die in der Presse öfter beklagte Bauverzögerung im

Jahr 1903. Im Planbestand des Immobilienservicebetriebs fehlen Detailpläne für den plasti-

schen Bauschmuck mit wenigen Ausnahmen. Kein überliefertes planerisches Detail ent-

spricht in der Ausführung exakt dem ausgeführten Bestand.

Grundsteinlegung

Das Ritual der Grundsteinlegung besass eindeutige Bezüge zur Freimaurerei. Achtzehn Per-

sonen führten je drei Hammerschläge aus, begleitet von Sprüchen auf den Bau, welche

meist dem Dreitakt der Schläge folgten. Von zwei Teilnehmenden ist die Zugehörigkeit zur

Loge „Armin zur deutschen Treue“ durch Nölle bekannt. Der spätere Meister vom Stuhl der

Bielefelder Loge, der Beigeordnete Toerner, sprach als Fünfter der Hammerschlagenden

exakt die Worte der traditionellen Eröffnung der Logenarbeiten: „Weisheit leite diesen Bau,

Schönheit ziere ihn, Stärke für ihn aus.“13 Es ist davon auszugehen, dass die Hammer-

sprüche den Rednern vorgeben wurden, denn an solch bedeutenden Anlässen wird kaum

etwas dem Zufall überlassen. Die Zahl Achtzehn und die bemerkenswerte Gesamtzahl von

13 Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.; Internationales Freimaurerlexikon, Überarbeitete und erwei-

terte Neuauflage (Stand Februar 2000) der Ausgabe von 1932, München 2000. Schönheit, S. 750, Stärke, S. 803, Weisheit, S. 892.

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54 Hammerschlägen, welche die Quersumme Neun bilden, ist ebenso wenig als Zufall zu

bewerten, besitzen diese Zahlen im System der 3 WK doch eine große Bedeutung.

Architektonischer Typus und Stil

Das Bielefelder Rathaus entspricht dem malerischen, asymmetrischen Typus des kaiserzeit-

lichen Rathauses, die bei kleinstädtischen Rathäusern seit 1862 auftritt bei gröβeren Rat-

hausbauen erstmals im Wettbewerb und 1891 in der Ausführung des Rathauses Gelsenkir-

chen fassbar ist und rasch zur Schablone wird. Die Besonderheit der Bielefelder Lösung

zeigt sich in der neuen städtebaulichen Schwerpunktbildung mit der Gruppierung von Rat-

haus und anderen öffentlichen Gebäuden und kulturellen Einrichtungen. Aus diesem Blick-

winkel besitzt die Baugruppe am Neumarkt einen besonderer Status bei der Entwicklung des

Rathausbaus, denn hier erfolgte erstmals die Verbindung von Theater mit Rathaus, was

1902 in Kiel und 1905 in Bückeburg aufgenommen wurde.14

Die Zuordnung des am Rathaus angewandten Neorenaissancestils zur Weserrenaissance

durch Rosa Schumacher ist kaum haltbar, wenn auch Zierelemente wie der Kerbschnitt-Bos-

senstein im Wesergebiet zu groβer Verbreitung gelangten.15 Heute wird im Kreis von ausge-

wiesenen Fachleuten kaum mehr von der Weserrenaissance als eigenständige Kunst-

entwicklung gesprochen.

Das Rathaus wird in seiner Gesamtheit von der Rezeption archaischer, romanischer16, goti-

scher, renaissancezeitlicher und frühbarocker Stilelemente geprägt während das Stadt-

theater nebst Barock und strengem deutschem Jugendstil an der Vorhalle mittelalterliche

Architektur mit orientalischen / islamischen Zitaten am Bühnenhaus aufweist. Die gesamte

Bautengruppe vereinigt somit sämtliche Architekturstile vom Mittelalter bis in die bauzeitliche

Gegenwart. Alle Stilelemente, ausser jene des Jugendstils, werden von den Erbauern direkt

oder indirekt zwischen 1902 und 1904 benannt.

Die mit der chronologischen Stilabfolge bewusst erreichte Darstellung eines scheinbar seit

archaischer Zeit bis in die Gegenwart kontinuierlichen Baufortschritts, schliesst die stilisti-

sche Zuordnung des Gebäudes zum Eklektizismus aus, bei dem verschiedene Kunststile

kombiniert werden, um ein neues Ganzes zu bilden.

14 Paul, Jürgen; Das „Neue Rathaus“ – eine Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts, in: Mai, Ekkehard, u.a. (Hrsg.);

Das Rathaus im Kaiserreich. Kunstpolitische Aspekte einer Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts, Berlin 1982, S. 70f.

15 Grossmann, G. Ulrich; Renaissance entlang der Weser. Kunst und Kultur in Nordwestdeutschland zwischen Reformation und Dreiβigjährigem Krieg, Köln 1989.

16 Einfassung des Abgangs in den Ratskeller von der Hofseite.

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Die hier erreichte Aussage von Baukontinuität durch Stilabfolgen lässt Parallelen zu Ander-

sons Chronik der Freimaurerei von 1723 ziehen.17 Das Gebäude wäre demnach eine Chro-

nik der Baukunst im Sinne der Freimaurerei. In einer solchen Deutung findet auch die „Büh-

nenburg“ des Stadttheaters ihren sinnfälligen Platz. Das Bühnenhaus im Stil einer mit-

telalterlichen, orientalischen Burganlage mit doppelter Umwallung und fünf Türmen lässt

sich mit der Herkunftstradition der freimaurerischen Hochgradsysteme des 18. Jahr-

hunderts vereinen.18 Diese sind eigentliche, spirituelle Ritterorden, welche ihre Wurzeln

im Orden der Tempelherren sahen, der am 13. Oktober 1307 zerschlagenen wurde.19

Das Bühnenhaus wäre demnach als Abbild einer Ordensburg im Heiligen Land zu ver-

stehen, und die Bautengruppe von Rathaus und Stadttheater als Fortentwicklung einer

Burganlage zum Schlossbau. Für diese These spricht auch das Datum der Einweihung

am 12. Oktober 1904.

Symbolik

Bei näherer Auseinandersetzung mit der Positionierung des Rathauses, dessen Fassaden-

sowie Innen- und Aussengestaltung wird deutlich, dass dem Bau eine komplexe Symbolik

innewohnt, und zwar in der Positionierung des Gesamtbaus und seiner Teile, in den Bild-

werken aus Stein und Holz sowie in den Zahlenwerten.

Die genaue Ausrichtung der Baugruppe am Neumarkt, exakt östlich der Nikolaikirche, mit

minimalster Abweichung zum geografischen Osten ist die erste Auffälligkeit. Die Verbindung

zwischen dem Kirchturm der Nikolaikirche und der Mittellängsachse des Rathausbinnenhofs

markiert die genaue geografische West-Ostlinie. Auf dieser Linie befindet sich auch der po-

lygonale Erker des ehemaligen Trauzimmers am Neumarkt. Ein vom Mittelpunkt dieses Er-

kers im Winkel von 45 Altgrad nach Nordosten gezogener Strahl weist genau auf die Kup-

pelspitze der Neuen Synagoge an der Turnerstraße, deren Planung ebenfalls 1901 mit ei-

nem eingeladenen Wettbewerb begann. Der Strahl geht durch die Nordostecke des Mass-

werkfensters im Haupttreppenhaus und durch die Mittelsäule des über Eck angeordneten

Erkers im zweiten Obergeschoss an der Victoriastraße. Diese Ausrichtungspräzision und der

Umstand, dass die gleichzeitig entworfene und in den Jahren 1904 bis 1905 ausgeführte

Synagoge exakt in die beschriebene, vom Rathaus ausgehende Nordostrichtung eingebun-

den wurde, ist kein Zufall. Bezogen auf das Nordatlantische Jahr markiert die Nordostecke

des Westabschnitts der Fassade an der Victoriastraße den Sonnenaufgangspunkt zur Mitt-

sommersonnwende. Dabei ist das Maβwerkfenster auf den Sonnenaufgangspunkt der Tag-

17 Lennhoff, Posner, Binder, 2000, Andersons Chronik der Freimaurerei, S. 35ff. 18 Lennhoff, Posner, Binder, 2000, Strikte Observanz, S. 812. 19 Demurger, Alain; Der letzte Templer. Deutsche Ausgabe, 2. Aufl. München 2005, S. 237f.

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und Nachtgleichen im Frühling und Herbst ausgerichtet. Der polygonale Erker des Trauzim-

mers wiederum markiert den Sonnenuntergangspunkt zum Zeitpunkt des Wintersonnen-

tiefststandes.

Ausgehend von dieser Faktenlage erschliesst sich ein Sonnen-Bildprogramm im Westab-

schnitt an der Victoriastraße, im Flügel an der Victoriastraße und im Saaltrakt am Neumarkt.

Das Licht wird in der Dunkelheit des Ratskellers geboren, vor dem ein achteckiger Brunnen

steht, der Quell des Lebens mit Fruchtbarkeitssymbolik. Der Sonnenaufgang über der Theke

des Ratskellers verschwand spätestens in der frühen NS-Zeit. Die Sonne steigt zur Zeit der

höchsten Kraft während der Sonnwendzeit im Sommer über den Eckerker im zweiten Ge-

schoss an der Victoriastraße auf, zieht über den Giebel des Standerkers und den Hauptgie-

bel an der Victoriastraβe in den Zenit, um danach über die westliche Giebelkante abzustei-

gen und im Westen unterzugehen. Dementsprechend sind der Eckerker, das Giebelfenster

und der Giebel des Standerkers sowie der Hauptgiebel mit Sonnensymbolik besetzt (siehe

Anhang zum Gutachten). Der Schlüssel zur Rathaussymbolik bildet die Ädikula mit Engel

und Rathausmodell im Bereich der Nordwestecke an der Victoriastraße. Aus dieser geht

hervor, dass das Rathaus eine Stiftung Gottes darstellt und dem irdischen Schutz der Jo-

hannisloge und der delegierten Altschottischen Loge der 3 WK anvertraut ist. Im Zentrum der

Symbolik steht Christus, der auferstandene Sohn des dreieinigen Gottes, Christos Helios als

der neue Lichtgott an Stelle der Lichtgötter der Alten. Sein Attribut als Überwinder des Todes

und Weltenherrscher ist die Fahne. Sie krönte mit dem Emblem der strahlenden Sonne, dem

Symbol Christi, die Spitze des heute verlorenen Rathausturms. Die eindeutig freimaurerische

Symbolik in der Ädikula verweist für Kenner mit Nachdruck auf eine freimaurerische Urhe-

berschaft, nicht im Sinn der internationalen Freimaurerei englischer Prägung, sondern der

mystisch-christlichen Maurerei deutscher und schwedischer Lehrart.

Die Befunde an der Victoriastraße finden am Hauptgiebel gegen den Neumarkt ihre Bestäti-

gung, wo eine eigentliche freimaurerische Tempelfassade gegeben ist, welche sich für jeden

Freimaurer mit Meistergrad in ihren wesentlichen Zusammenhängen erschliesst. Bedenkt

man die Inhalte der Grade der internationalen Johannismaurerei (Erster bis Dritter Grad, des

Lehrlings, des Gesellen und Meisters) und der Erkenntnisstufen der 3 WK, wird in der Fas-

sadengestaltung die Arbeit der Lehrlinge, der Gesellen und der Meister deutlich, die am rau-

en Stein, am Quader und an der Idee des Bauwerks arbeiten. Die Säulen des salomoni-

schen Tempels und damit verbundener Mythen finden sich in den den Haupteingang beglei-

tenden kugeltragenden Säulen und den nicht mehr vorhandenen Skulpturen von Schmied

und Weberin auf der Balustrade über der Vorhalle. Das Thema der freimaurerischen Lichtsu-

che war in Form einer Glasmalerei im Hauptfenster des Stadtverordnetensaals von innen

erkennbar. Selbst der nicht mehr existierende Hermann mit emporgerecktem Schwert auf

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Bielefeld, Altes Rathaus Plausibilitäts-Gutachten ibid 2011 13

dem Giebel ist als Teilhaber und Sendbote göttlichen Wissen, der „Lux Christiana“, nichts

anderes als die lichtgottgleiche Personifikation der Loge.

Die Stufen zur Vorhalle verweisen symbolisch explizit auf Inhalte des ersten bis dritten Gra-

des und Hiram, den Baumeister des Salomonischen Tempels, der beim Tempelbau stirbt. Er

wird ausgerichtet nach Westen (nach Sonnenuntergang) begraben. In der geplanten Grün-

anlage am Neumarkt von 1904 finden sich in der Tat Hinweise, die als monumentales Grab

gedeutet werden könnten.

Das Innere des Saaltraktes steht in engstem Zusammenhang mit den Gradinhalten der Er-

kenntnisstufen, was bereits in der nur im Ansatz zu leistenden Untersuchung der dortigen

Symbole deutlich wird. Dabei kommt den vier Granitsäulen der Haupthalle mit ihrer Christus-

und Lebenssymbolik zentrale Bedeutung im Sinne der kleinen Lichter der 3 WK zu, ebenso

dem Trinitätsfenster im Haupttreppenhaus sowie dem nicht mehr vorhandenen flammenden

Stern im Südwesten der Erdgeschosshalle. Auch den Formen, Farben und Maßen der Bo-

denfliesen im Saaltrakt sowie der dortigen Deckengestaltung ist dieselbe symbolische Be-

deutung zuzuordnen wie jener der Türeinfassungen.

Im gleichen symbolischen Zusammenhang steht die Gartenanlage im Binnenhof, die mit dem

Plan vom Juni 1903 und Fotografien aus dem Jahre 1904 belegt wird. Das hell bepflanzte

Beet im Zentrum der Rasenfläche wird von einer breiten, niedrigen Buchsbaumhecke ge-

fasst. Dem Beet eingeschrieben bilden vier halbhohe Palmen von Westen nach Osten ein

Rechteck, in dessen Diagonalenschnittpunkt sich eine höhere Palme, umgeben von einem

Pflanzbouquet, erhebt. Je eine Agave besetzt auf den Schmalseiten den Kreismittelpunkt der

Halbkreise. Die Palmen sind Symbole des Lebens, des Sieges und des Paradieses. Diese

alte Symbolik wird auch im Emblem der Fruchtbringenden Gesellschaft (Palmenorden)20 von

1617–1680 bewahrt. Zwei oder mehr Palmen, die den Baum des Lebens oder die Bäume

des Paradieses bedeuten, finden sich auf frühchristlichen Sarkophagen und in spätantiken

christlichen Mosaiken. Palmen begleiten auch den Einzug von Christus in Jerusalem.21 Die

Palmen versinnbildlichen die Zahl Fünf des menschgewordenen Sohnes Gottes und damit

das Zentrum des Initiationsweges der Brüder der 3 WK, in dem sie eins werden in Gott,

durch und zusammen mit Christus. Es ist die alchimistische Quintessenz, symbolisiert in

einem Weg in der Form eines „q“, welcher vom Rathausdurchgang um den Binnenhof führt

und 1904 als Fahrweg mit Asphaltplatten belegt wurde.

20 Lennhoff, Posner, Binder, 2000, Fruchtbringende Gesellschaft, S. 318. 21 Kirschbaum, Engelbert (Hrsg.); Lexikon der christlichen Ikonogaphie, Sonderausgabe 2004, Bd. 3, Sp. 365–

366.

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Bielefeld, Altes Rathaus Plausibilitäts-Gutachten ibid 2011 14

Urheber

Die Suche nach der freimaurerischen Urheberschaft führt über die zugängliche Literatur zu

eindeutigen Ergebnissen. Als verborgene Urheberschaft kommen während der Planung und

Erstellung des Bielefelder Rathauskomplexes und des Stadttheaters nur die Groβe National-

Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, ihre Johannisloge „Armin zur deutschen Treue“ und die

delegierte altschottischen Loge „Zur deutschen Treue in Ravensberg“, beide in Bielefeld, in

Frage. Die Symbolik weist jedoch über deren Lehrinhalte hinaus. Somit müssten auch der

innere Orient in Münster oder die Groβe National-Mutterloge in Berlin beteiligt gewesen sein.

Ohne Wissen und Zustimmung der Regierung in Berlin, das heisst des zuständigen Ministers

für Geistliche, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten des preuβischen Staats-

ministeriums, hätte das Bildprogramm wohl kaum zur Ausführung gelangen können.22 Auf-

schlussreich sind dazu die im Verwaltungsbericht von 1904 publizierten Worte von Regie-

rungspräsident Dr. Kruse zur Einweihung vom 12. Oktober 1904: „Meine Herren! Die Kgl.

Staatsregierung hat unmittelbar zu diesem Rathause weder die Anregung gegeben, noch hat

sie dabei der Stadt unmittelbar besondere Förderung zu Teil werden lassen können. Das

neue Rathaus ist das Werk einer opferwilligen Bürgerschaft,…“ Kruse brachte damit zum

Ausdruck, dass sich Berlin nicht veranlasst fühlte in den Rathausbau und dessen künstleri-

sche Ausstattung einzugreifen. Förderung bedeutet ja nicht nur materielle Mittel zuzuschies-

sen, sondern auch Mitsprache. Die Verleihung des Königlichen Kronenordens 4. Klasse an

Stadtbaurat Ernst Ritscher für dessen Verdienste um den Rathausbau bestätigt das Einver-

ständnis Berlins in eindrücklicher Weise.23 Der Oberbürgermeister äussert sich in der Fest-

schrift zur Rathauseinweihung kryptisch zum Rathaus: … wobei vielfach Anklänge an Bau-

formen aus der besten Zeit alter Bielefelder Kunsttätigkeit zu finden sind.“ Diese sind im Sinn

von rezipierten örtlichen Vorbildern nur schwer zu benennen,24 sind jedoch geistige Vorbilder

gemeint, kann der Spruch auf die alteingesessene Freimaurerei in Bielefeld anspielen.

Bedenkt man die Rahmenbedingungen der preuβischen Verwaltung und die oben genannten

Äuβerungen, ist es nicht vorstellbar, dass Oberbürgermeister Bunnemann und die Regierung

in Münster und Berlin nicht Bescheid wussten über das zur Ausführung gelangte Gesamt-

22 Weinstock, Carola; Das Aachener Rathaus, in: Mai, Ekkehard, u.a (Hrsg); Das Rathaus im Kaiserreich. Kunst-

politische Aspekte einer Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts, Berlin 1982, S.498f. Die Zuständigkeit Berlins hat sich im Streit um das Bildprogramm des Aachener Rathauses ausgebildet. Die Regierungsvertreter in Aachen äusserten die Ansicht, „dass die Wahl des Schmuckes der Façade eines durch kunst- und histori-schen Werth ausgezeichneten Gebäudes etwas sehr wesentliches ist, indem nicht allein die Art des Schmuckes im allgemeinen, sondern auch die Auswahl im Einzelnen, der Statuen, der darzustellenden Per-sönlichkeiten das Bauwerk im Styl und in seiner geschichtlichen und Kunstbedeutung sogar gänzlich verun-stalten oder doch sehr beeinträchtigen kann.“

23 Stadtarchiv Bielefeld, Verw. Ber. 1904, S. 161. 24 Klarhorst, L.; Die absolute Baukunst, die Baugeschichte des Bielefelder Wohnhauses und Abstraktion seiner

Raum und Körperform, Bielefeld 1919.

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Bielefeld, Altes Rathaus Plausibilitäts-Gutachten ibid 2011 15

bildprogramm des Rathauses. Die Idee für die Baugruppenbildung von Rathaus und Theater

kam, wie Bunnemann selbst in der Festschrift festhält, aus dem Stadtbauamt. Auch der Zu-

kauf von Grundstücken am Neumarkt und an der Brunnenstraße für diesen Zweck wird in

der Festschrift erwähnt, wodurch deutlich gesagt ist, dass der Magistrat bereits einige Zeit

vor dem 19. November 1900 mit der Bautengruppe am Neumarkt einverstanden war und für

diese auch horrende Summen für den Ankauf zusätzlicher Grundstücke auszugeben bereit

war. Dies konnte nicht ohne ausdrückliches Einverständnis des Oberbürgermeisters, der

Regierung in Münster und Berlin geschehen. Damit steht Bunnemann als die treibende Kraft

hinter dem geistig komplex materialisierten Rathausbau fest, der vom ebenfalls eingeweihten

Stadtbaurat Ernst Ritscher sowie dem Beigeordneten Toerner unterstützt wurde. Zu den

mindestens teilweise Eingeweihten zählten Max Fritsche, Bildhauer Seifert und wohl auch

der Architekt des Stadttheaters, Bernhard Sehring.

Plausibilität der Arbeiten von Hartmut Meichsner

Die eigenständigen Beobachtungen am Bau, die Nachforschungen in den Archiven und die

Prüfung der von Hartmut Meichsner benutzten Literatur bestätigen dessen Interpretationen

und Schlüsse zu den Bildprogrammen. Im Laufe der Plausibilitätsprüfung wurde die Bau-

gruppe von Rathaus und Stadttheater als integrales Gesamtkunstwerk erkannt. Dies ganz im

Gegensatz zur bisherigen Würdigung des Stadttheaters in der Literatur, welche das Rathaus

nicht oder nur in geringem Maβ mit einbezog.

Die Prüfung des umfangreichen Manuskriptfragments von Hartmut Meichsner mit dem Titel

„Das „Alte Rathaus“ zu Bielefeld von 1904 – Kommunalbau und freimaurerisches Lehrge-

bäude – Symbole und Bildprogramme“ bestätigt vollumfänglich die Plausibilität der vom Ver-

fasser beschriebenen Sachverhalte. Tatsächlich stellen die Bildprogramme des „Alten Rat-

hauses“ unter anderem den spirituellen Inhalt der Lehrart der Groβen National-Mutterloge

„Zu den drei Weltkugeln“ dar. Herr Meichsner benennt das Rathaus mit nachvollziehbarer

Begründung als ein freimaurerisches Lehrgebäude.

Dem Verfasser darf grösste Sorgfalt und Akribie bei der Erstellung seiner Arbeit attestiert

werden. Es bleibt noch viel Forschungsarbeit rund um die vor mehr als hundert Jahren er-

stellte Bautengruppe in Bielefeld zu leisten. Diese wird die Kenntnis und die Wertschätzung

derselben mehren und sicher die eine oder andere heutige Erkenntnis erweitern sowie das

eine oder andere Detail in einem anderen Licht erscheinen lassen. Es ist Herrn Meichsner zu

verdanken, dass ein äusserst interessantes, geistesgeschichtlich nicht hoch genug einzu-

schätzendes Zeitdokument der Bielefelder Öffentlichkeit bekannt gemacht wird. Die Bedeu-

tung des wieder entdeckten freimaurerischen Bildprogramms reicht indes nach derzeitigem

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Bielefeld, Altes Rathaus Plausibilitäts-Gutachten ibid 2011 16

Kenntnisstand weit über Bielefeld hinaus und wirft viele Fragen zum Verhältnis von Freimau-

rerei und preuβischem Staat auf. Darüber hinaus beleuchtet das Rathaus das wenig bekann-

te, offenbar engere Verhältnis von christlicher Freimaurerei und jüdischen Gemeinden in den

protestantischen Gebieten Preuβens. Die hier gewonnenen Erkenntnisse legen nun auch

Fragen nahe zur Verbreitung freimaurerischer ikonographischer Programme an Kommunal-

bauten und zur Rolle der Freimaurerei im preuβischen Staatswesen, zumal die Urheber des

Bildprogramms und die dieses genehmigenden Personen enge freimaurerische Verbindun-

gen über alle Stufen von der kommunalen Politik bis in die höchsten Kreise in Berlin offenle-

gen.

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Bielefeld, Altes Rathaus Plausibilitäts-Gutachten ibid 2011 17

3. SCHLÜSSE UND DENKMALPFLEGERISCHE EMPFEHLUNGEN

Schlüsse und Würdigung

Das „Alte Rathaus“ in Bielefeld stellt zusammen mit dem Stadttheater einen wichtigen geis-

tes- sozial-, staats- und kunstgeschichtlichen Zeugen für die Zeit um 1900 in den preußi-

schen Staaten dar. Wieweit seine Wichtigkeit allenfalls über Preuβen hinaus reicht, wird die

künftige Forschung zu klären haben. Die Bedeutung der Befunde am „Alten Rathaus“ kann

vor dem Hintergrund der wenigen integral erhalten gebliebenen grösseren Rathausbauten

der Kaiserzeit in den preuβischen Staaten nicht überschätzt werden und ist mutmasslich der

internationalen Bedeutung des Rathauses in Bremen gleichzustellen.

Denkmalpflegerische Empfehlungen

Die bislang bekannt gewordene Symbolik am und im Rathaus sowie am Stadttheater lässt

höchste Vorsicht bei baulichen Veränderungen angezeigt scheinen. Da sich der Bedeu-

tungsgehalt der Einzelsymbole nur aus der Gesamtheit der ikonographischen Programme

erschliessen lässt, ist den von Verwitterung zum Teil akut bedrohten Skulpturen an den Fas-

saden höchste Wachsamkeit zu schenken. Hier gilt es, so rasch als möglich wissenschaftlich

exakte Dokumentationen anzulegen, welche erschöpfend auch über kleinste Details der

Skulpturen Auskunft geben. Diese Empfehlung steht vor dem Hintergrund des Fehlens jegli-

cher Detailausführungspläne des skulpturalen Schmuckes, die den Feinheiten der Ausfüh-

rung entsprächen. Darüber hinaus können auch die wenigen vorhandenen Pläne nicht eins

zu eins als Abbildung des vorhandenen Baubestands genommen werden.

Im Inneren des Rathauses gilt besonders im Saaltrakt mit Haupttreppenhaus, Hallen und

Sälen grösste Sorgfalt bei der Planung und Ausführung von baulichen Veränderungen. Un-

sachgemässe Eingriffe können wesentliche Bezüge in den Bildprogrammen gänzlich verwi-

schen. Auch hier geniesst die wissenschaftliche Dokumentation höchste Bedeutung. Sym-

bolträger sind potentiell alle Raumoberflächen wie Böden, Wände und Decken, die Tür- und

Fenstereinfassungen usf.

Der Neuausstattung des Ratskellers steht nichts im Wege, doch ist auf alle Befunde zur Bau-

und Ausstattungsgeschichte Wert zu legen. Dies gilt nicht nur für die bauzeitlichen Befunde,

sondern auch für jene, welche die baulichen Veränderungen und deren zeitgeschichtliche

Stellung betreffen. Auch hier ist der exakten wissenschaftlichen Dokumentation höchste Be-

deutung beizumessen.

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Die schwache Belichtung der Erdgeschosshalle mit Haupttreppenhaus besitzt einen symbo-

lischen Hintergrund. Der Eintretende tritt aus der Dunkelheit in den Dämmerzustand, um zum

Licht empor zu steigen (Trinitätsfenster nach Osten). Aus diesem Grund würde eine dauern-

de Veränderung der Lichtführung ein wesentliches Moment der Symbolik zerstören. Hier sind

unbedingt denkmalverträgliche dynamische, reversible Lösungen zu empfehlen, falls eine

bessere Belichtung unumgänglich sein sollte.

Bei baulichen Veränderungen ist in allen Räumen im Flügel am Neumarkt und im westlichen

Abschnitt des Flügels an der Victoriastraße die bereits oben genannte Sorgfalt und Doku-

mentation zu empfehlen.

Die Durchfahrt vom Neumarkt zum Binnenhof ist, soweit derzeit zu erschliessen von hoher

Wichtigkeit. Auch sie besitzt mit dem Fahrweg im Innenhof, gemäss Bauplan von 1903, eine

hohe symbolische Bedeutung. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist die Offenhaltung der

Durchfahrt unbedingt zu empfehlen, einschliesslich einer möglichst weitgehenden Wieder-

herstellung der Anlage des Binnenhofs mit zentraler Rasenfläche und Bouquet.

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Bielefeld, Altes Rathaus Plausibilitäts-Gutachten ibid 2011 19

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Weitere Literatur

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Die Schrift, Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, mit Bildern von

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Schöpf, Hans; Fabeltiere, Graz 1988.

v. Naredi-Rainer, Paul; Architektur und Harmonie, Zahl, Maβ und Proportion in der abend-

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