Einstieg Randbereiche Antidepressiva Neuroleptika · Vermutlich sind Schlafstörungen frühe...

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Einstieg Randbereiche Antidepressiva Neuroleptika Psychopharmaka Peter Willadt 1 2015-01-19 1 [email protected] Peter Willadt Psychopharmaka

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EinstiegRandbereiche

AntidepressivaNeuroleptika

Psychopharmaka

Peter Willadt1

2015-01-19

[email protected] Willadt Psychopharmaka

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AntidepressivaNeuroleptika

Psychopharmaka und Verwandte

Psychopharmaka

Bei Depressionen undZwangserkrankungen:Antidepressiva

Bei Schizophrenie:Neuroleptika

Bei Angsterkrankungen:Antidepressiva,Tranquilizer

Verwandte Mittel

Schlaf- undBeruhigungsmittel

Mittel gegen Demenz

Stimulantien

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AntidepressivaNeuroleptika

Psychopharmaka im Altenpflegeheim

Von 100 Bewohnernerhalten. . .

Neuroleptika 50Schlaf-/Beruhigungsmittel 39Antidepressiva 36

zum Vergleich:Mittel gegen Demenz 11

Von 100 Bewohnernerhalten. . .

mindestens einPsychopharmakon 82Neuroleptikaund Schlafmittel 19Neuroleptikaund Antidepressiva 17Antidepressivaund Schlafmittel 18Mittel ausallen drei Gruppen 10

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AntidepressivaNeuroleptika

Stürze und Psychopharmaka

Arzneimittelgruppe RisikoveränderungAntidepressiva 1,7-fachNeuroleptika 1,6-fachBenzodiazepine 1,5-fachandere Schlafmittel 1,4-fach

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Tranquilizer, Schlaf- und Beruhigungsmittel

Probleme

Sturzgefahr

erhöhtes Risiko fürLungenentzündungen

Amnesie

Wirkungsverlust beilängerer Behandlung

Abhängigkeit mitEntzugssymptomen

Abhilfen

nur kurzfristig einsetzen

jahrelang Abhängige nichtentwöhnen!

oft gebrauchte Alternative:Verordnung von müdemachenden Antidepressiva

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Beispiel Diazepam (Valium R©)

Anwendungsgebiete: Erregung, Angstzustände,Verspannungen, Krämpfe

Behandlungsdauer: maximal vier Wochen

Wirkungsdauer: Halbwertszeit beim jungen Menschen ca.20 Stunden, beim 80-jährigen etwa 3 Tage, es kommt zurKumulation

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Wechselwirkungen

Die Wirkung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln wird durchandere Stoffe, die müde machen können, verstärkt. Besondersriskant: Alkohol.

Sturzrisiko erhöht

Gedächtnislücken

unkontrollierte Handlungen

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Schlafmittel: Beispiele

Es hat sich schon länger herumgesprochen, dassBeonzodiazepine abhängig machen. Leider sind die alternativverschriebenenen Z-Substanzen nicht besser. Im Auslandwurde 2014 die Halbierung der Regeldosen von Zopiclon undZolpidem bei älteren Menschen angeordnet, umTagesmüdigkeit zu verringern.Benzodiazepine: Bromazepam, Diazepam, Lendormin,Lorazepam (Tavor), Lormetazepam, Oxazepam (Adumbran)Z-Substanzen: Zopiclon, Zolpidem, Zaleplon

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Schlafmittel als »Todesboten«

März 2012: Eine Studie zeigt, dass Personen, die einSchlafmittel verschrieben bekommen, ein um ein Vielfacheshöheres Risiko haben, in den nächsten Jahren zu sterben oderKrebs zu bekommen.

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Schlafmittel als »Todesboten«

Das Risiko steigt bereits bei einer einzigen PackungSchlafmittel pro Jahr um das dreifache an.

Das Risiko ist unabhängig von der Art des Schlafmittels.

Vorerkrankungen wurden in der Untersuchungberücksichtigt.

Vermutlich sind Schlafstörungen frühe Anzeichen oderVorboten ernster Erkrankungen und dieSchlafmittel-Verordnung ist nur eine Folge.

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Behandlung von Angsterkrankungen

Benzodiazepine, vor allem Lorazepam (Tavor R©)hohes Abhängigkeitspotential

Seit 2010: Kapseln mit Lavendelöl (Lasea R©)Die Wirksamkeit ist begrenzt. Lavendel eignet sichallenfalls bei leichten Beschwerden.

Einige Antidepressiva werden auch beiAngsterkrankungen eingesetzt.

Das Neuroleptikum Fluspirilen wurde beiAngsterkrankungen beworben.

Buspiron ähnelt Neuroleptika, soll aber speziell beiAngsterkrankungen wirken.

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Mittel gegen Demenz

Antidementiva

Nebenwirkungen

begrenzt wirksam

Therapiekosten: ab100 Euro/Monat

Beispiele: Aricept, Axura,Ebixa, Exelon, Reminyl

Ginkgo

gut verträglich

begrenzt wirksam

Therapiekosten: etwa30 Euro/Monat

Beispiele: Gingium,Ginkobil, Tebonin

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AntidepressivaNeuroleptika

Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz

Wirksamkeit von Antidementiva

Wirkung nur auf Symptome; der Krankheitsverlauf kannnicht aufgehalten werden

Herstellergesponserte Studien: Pflegeheim-Einweisungwird um bis zu zwölf Monate verzögert

Bewertung durch IQWIG2: 3 Punkte Besserung auf einer70-Punkte-Skala

2Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen –http://www.iqwig.de – nimmt Nutzenbewertungen im Auftrag des GBAvor.

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AntidepressivaNeuroleptika

GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva: Einteilung

»Klassische« AntidepressivaAmitryptilin: Saroten R©, Doxepin: Aponal R©, Opipramol:Insidon R©, Trimipramin: Stangyl R©»moderne« AntidepressivaCitalopram: Cipramil R©, Fluoxetin: Fluctin R©, Mitrazapin:Remergil R©, Paroxetin: Seroxat R©, Sertralin: Gladem R©,Zoloft R©MAO-HemmerMoclobemid: Aurorix R©Johanniskraut: Felis R©, Laif R©, Neuroplant R©

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva: Wirkungen

Nebenwirkungen kommen sofort

antidepressive Wirkung frühestens nach vier Wochen

Ansprechquote bei Depressionen bis zu 70 %, abhängigvom SchweregradPlacebo wirkt bei etwa 50 %

Antidepressiva sind keine »Glückspillen«, bei Gesundenhaben sie keine Effekte auf die Stimmung

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

»Klassische« Antidepressiva: Nebenwirkungen

Mundtrockenheit, Sehstörungen, Verstopfung,Harnverhalt

Herzrhythmusstörungen, vor allem bei Überdosierung

Überdosen können zum Tod führen,bereits eine Wochenration ist tödlich

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AntidepressivaNeuroleptika

GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Moderne Antidepressiva

besser verträglich als klassische Mittel

nicht besser wirksam als klassische Mittel

deutlich teurer

Nebenwirkung: sexuelle Störungen

Nebenwirkung: Aggressivität

Missbrauchsrisiko bei einzelnen Stoffen

»Absetzsymptome« beim schnellen Absetzen

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AntidepressivaNeuroleptika

GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva: Wechselwirkungen

herzschädigende Wirkung verstärkt durch andere Stoffe,die den Herzrhythmus verändern können

beruhigende Wirkung verstärkt durch Alkohol(Ausnahme: Citalopram)

vegetative Nebenwirkungen verstärkt durchkrampflösende Mittel und Blasen-Mittel

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

MAO-Hemmer

vielfältige Wechselwirkungen, erfordert strenge Diät

stark aktivierend, deswegen:

hohes Selbstmordrisiko bei Behandlungsanfang

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Agomelatin

Agomelatin (Valdoxan R©) neu seit 2009

Zusätzlich zur Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmungwirkt es Melatonin-artig

Bessert vor allem den Schlaf

Nur schwache antidepressive Wirkung

Leberschädlich

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Johanniskraut

Wirkungen

bei leichten Depressionen ähnlich wirksam wieAntidepressiva

macht nicht müde

führt zu erhöhter Licht-Empfindlichkeit

Wechselwirkungen unter anderem mit der »Pille« undMitteln gegen Aids

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Manie: Lithium

Lithium ist erste Wahl

Dauer-Anwendung bei bipolaren Erkrankungen(»manisch-depressives Irresein«)

Geringe therapeutische Breite

Nierenschädigend, Tremor

regelmäßige Blutspiegel-Kontrollen erforderlich

Produktbeispiel: Quilonum R©

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Manie: Alternativen zu Lithium

Valproat – Ergenyl R©, Orfiril R©(Haupteinsatzgebiet als Mittel gegen Epilepsie)

Olanzapin – Zyprexa R©(ein Neuroleptikum)

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva: Probleme

lange Zeitdauer bis zum Wirkungseintritt

Wirksamkeit ist nur mäßig

Nebenwirkungen

besonders bei jungen Patienten erhöhen Antidepressivadas Selbstmordrisiko

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva: Zweitvermarktung

Imipramin: gegen Bettnässen

Doxepin: Linderung von Entzugssymptomen

Amitryptilin: Co-Analgetikum bei Nervenschmerzen,Dauer-Kopfschmerz

Mirtazapin, Maprotilin: Schlafmittel

Fluoxetin: bei Bulimie, bei Zwangserkrankungen(Fluctin R©)

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva: Zweitvermarktung

Bupropion: Raucherentwöhnung: Zyban R©Bei Depression: Elontril R©Duloxetin: Bei Depression: Cymbalta R©gegen Inkontinenz: Yentreve R©gegen Schmerzen bei diabetischer Polyneuropathie:Ariclaim R©

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Vermarktung missglückter Antidepressiva

Sibutramin: Appetithemmer (Reductil R©)inzwischen verboten wegen kardialer Nebenwirkungen

Atomoxetin: bei ADHS (Strattera R©)

Dapoxetin: vorzeitiger Samenerguss (Priligy R©)

Flibanserin: sexuelle Unlust bei Frauen

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva: Wann nicht behandeln?

Trauer (zum Beispiel wegen der Umstände, die zumEinzug in’s Pflegeheim führen) ist ein normaler Vorgangund nicht behandlungsbedürftig

»Emotionale Inkontinenz« nach Schlaganfall istnormalerweise nicht behandlungsbedürftig

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Umgang mit depressiven Patienten

zum Durchhalten der Therapie ermutigen

nur so viel Arzneimittel zur Verfügung stellen, wiebenötigt wird

darauf achten, dass keine Tabletten gesammelt werden

auch sonst keine Suizid-Gelegenheiten geben

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GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang

Antidepressiva bei alten Patienten

trizyklische Antidepressiva werden nicht empfohlen

Mittel der Wahl ist Citalopram

falls müde machende Wirkung erwünscht: Mirtazapin

Antidepressiva erhöhen das Sturz-Risiko

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika: Einsatzgebiete

Schizophrenie, andere Erkrankungen mitWahn-Komponente

Ruhigstellung, Abstellen unerwünschten Verhaltens

Aggressivität

schweres Erbrechen

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika: Wirkungen und Nebenwirkungen

Wirkungen

Halluzinationen werdenabgestellt

Antrieb lässt nach (bis zurEinstellung vonSpontanhandlungen)

Wirkung gegen Übelkeitund Erbrechen

wichtigste Nebenwirkungen

Frühdyskinesie(Parkinsion-artigeBewegungsstörungen)

Spätdyskinesie, Akathisie(bleibende Schäden)

Demenz verschlechtertsich schneller

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika: Nebenwirkungen

Frühdyskinesie: Parkinson-artige Bewegungsstörungen(Rigor, Tremor, Akinesie), dosisabhängig

Spätdyskinesie: unbemerkte Bewegungen (z.B. Zunge),bleiben auch nach Absetzen erhalten

Risiko epileptischer Anfälle erhöht

Körpertemperatur-Regelung wird gestört

Kreislaufstörungen

selten: Malignes neuroleptisches Syndrom

Geriatrie: Sturzrisiko, Schlaganfallrisiko, Risiko vonLungenentzündungen und Sterblichkeit deutlich erhöht

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika: Einteilung

Typische Neuroleptikaniedrig potentBeispiel: Pipamperon (Dipiperon R©)ZwischenstufenBeispiel: Melperon (Eunerpan R©),hochpotentBeispiel: Haloperidol (Haldol R©)

Atypische NeuroleptikaBeispiel: Clozapin (Leponex R©)

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Typische Neuroleptika

Neuroleptische Potenz=Verhältnis zwischenneuroleptischer Wirkung und Beruhigungs-Wirkung

niedrig potente Mittel wirken vorrangig beruhigendhoch potente Mittel verursachen eherBewegungsstörungen

Wirkung nur auf Plus-Symptome der Schizophrenie

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Haloperidol (Haldol R©)

Vorzüge

Haloperidol ist dasStandard-Neuroleptikum

macht kaum müde

auch als Depotspritze mitvier WochenWirkungsdauer verfügbar

preisgünstig

Nachteile

häufigBewegungsstörungen

zu Behandlungsanfang istoft eine stärkereBeruhigung nötig

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Atypische Neuroleptika

erstes atypisches Neuroleptikum war Clozapin(Leponex R©)

atypische Neuroleptika sollen besser verträglich undzudem gegen Minussymptomatik wirksam sein

bei vielen nach Herstellerangaben »atypischen«Neuroleptika ist es fraglich, ob sie tatsächlich atypischwirken

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Clozapin (Leponex R©)

Vorzüge

wirkt auch gegenMinus-Symptomatik

wirkt auch, wenn andereNeuroleptika versagen

verursacht keineBewegungsstörungen

auch bei Parkinsongeeignet

Nachteile

massive Gewichtszunahme

relativ häufig (bis zu 1 %,vor allem beiBehandlungsbeginn)lebensbedrohlicheAgranulozytose

gelegentlichHerz-Erkrankungen

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Weitere atypische Neuroleptika

Olanzapin (Zyprexa R©) ähnlich Clozapin, Blutbildschädensind seltener

Risperidon (Risperdal R©) wird vor allem gegen Aggressivitätbeworben, ähnelt eher einem typischenNeuroleptikum

Amisulprid (Solian R©) nur mäßig wirksam

Aripiprazol (Abilify R©) nur mäßig wirksam

Ziprasidon (Zeldox R©) Stellenwert noch unklar

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika: Wechselwirkungen

gegenseitige Verstärkung der müde machenden Wirkungmit Alkohol

verstärkte Blutdrucksenkung zusammen mitblutdrucksenkenden Mitteln

Verstärkung der parkinson-artigen Nebenwirkungen mitMCP

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika: Zweitvermarktung

Sulpirid gegen Schwindel (Dogmatil R©, Vertigo-Meresa R©)

Fluspirilen (Imap R©, Fluspi) als Wochentranquilizer beiAngsterkrankungen

Pipamperon (Dipiperon R©) bei Schlafstörungen

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Vermarktung von Neuroleptika-Abkömmlingen

Metoclopramid (MCP R©, Paspertin R©) beiVerdauungsbeschwerden

Promethazin (Atosil R©) gegen Juckreiz, zur Beruhigung

Tisaprid (Tiapridex R©) und Tetrabenazin (Nitoman R©)gegen Dyskinesien

Asenapin (Sycrest R©) gegen Manie

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika: Wann nicht behandeln?

Neuroleptika sind nicht als Schmerzmittel geeignetAusnahme: Levomepromazin (Neurocil R©)

Neuroleptika sind nicht bei Angsterkrankungen geeignet

Bei Parkinson-Patienten eignet sich nur Clozapin

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Umgang mit Neuroleptika-Patienten

Voraussagbare Lebensumstände und Rituale bieten

Sicherstellen, dass der Patient seine Arznei einnimmt

Beobachten, ob die Arznei angemessen wirkt

Falls keine Schizophrenie zugrunde liegt: immer wiederDosisminderung versuchen

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Neuroleptika bei alten Menschen

die meisten Neuroleptika sind für alte Menschen nichtgeeignet.

Eingeschränkt empfohlen sind Melperon, Pipamperon undRisperidon, bei Parkinson-Patienten auch Clozapin

alle Neuroleptika erhöhen bei alten Menschen dieSterberate

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Ruhigstellung von gerontopsychiatrischen Patienten

verschlechterte Lebensqualität

schnellere Verschlechterung von Demenzen

erhöhtes Sturzrisiko

erhöhtes Schlaganfallrisiko

erhöhtes Risiko von Lungenentzündungen

Notwendigkeit der Behandlung und Höhe der Dosisregelmäßig überprüfen

Verordnung ohne medizinische Indikation erfordertrichterliche Einwilligung

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Britische Studien – 2005

fast die Hälfte der Alzheimer-Patienten bekommtNeuroleptika verschrieben

Neuroleptika verkürzen das Leben vonAlzheimer-Patienten im Schnitt um ein halbes Jahr

bereits nach zwei Jahren Behandlung versterben mehr alsdoppelt so viele Patienten wie Vergleichspersonen

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Amerikanische Studien – 2008

An über 20 000 älteren Demenzpatienten wurde dieAuswirkung von Neuroleptika-Behandlung geprüft:

Bereits nach 30 Tagen Einnahme von Neuroleptika steigtdas Todesrisiko auf das 1,7 fache

das Todes-Risiko bleibt dauerhaft erhöht

typische Todesursachen: Herz-/Kreislaufversagen,Lungenentzündung

»klassische« Neuroleptika sind nicht sicherer als»moderne«

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Maßnahmen in den USA

»Antipsychotics are not indicated for the treatment ofdementia-related psychosis«

jedes Neuroleptikum trägt einen auffälligen Warnhinweis

Demenzpatienten sollen nicht mit Neuroleptika behandeltwerden

falls Sie doch behandelt werden, ist das Todesrisikovorher mit den Patienten, Familien, Betreuern undPflegekräften zu besprechen

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

England September 08

über 6000 Schlaganfallpatienten werden untersucht

bei Demenzkranken steigt das Schlaganfallrisiko unterNeuroleptika-Behandlung auf das 3,3-fache

Folgerung der Autoren: Neuroleptika sind fürDemenz-Patienten nicht geeignet

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AntidepressivaNeuroleptika

GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Niederländische Studie – 2010 (I)

An 2560 älteren Patienten wurde die Auswirkung vonNeuroleptika-Behandlung geprüft:

im Untersuchungszeitraum erlitten 264 Patienten eineLungenentzündung. Davon mussten 56 in’s Krankenhausund 65 starben.

Inzidenzrate von Pneumonien 1,12 Fälle pro 100Patientenmonate unter Behandlung mit einem atypischenund 0,78 Fälle unter einem klassischen Neuroleptikum.

Weitere Risikoerhöhung bei immobilen Patienten undPatienten mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, COPDund Parkinson.

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GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie

Niederländische Studie – 2010 (II)

Klassische Neuroleptika erhöhen das Pneumonie-Risikoum das 1,7-fache.

Atypische Neuroleptika erhöhen das Pneumonie-Risiko umdas 2,6-fache, das Todesrisiko steigt auf das sechsfache.

Risperidon hat das höchste Risiko.

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Depression aus Patientensicht

Antriebslosigkeit

schlechte Stimmung

Schlaflosigkeit

körperliche Begleiterscheinungen

Unfähigkeit zur Bewältigung alltäglicher Aufgaben

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Plus- und Minussymptome

Schizophrene Symptome im Vergleich zur normalenPersönlichkeit

Plus-Symptome

Halluzinationen

Denkstörungen

Unruhe

Minus-Symptome

Gefühlsverflachung

sozialer Rückzug

Sprachverarmung

Plus-Symptome verlieren sich oft im Lauf der Jahre, bis ein vorallem von Minus-Symptomen geprägtes schizophrenesResidual-Syndrom zurück bleibt.

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Bipolare Erkrankungen

Krankheitsbild

»Manisch-depressivesIrresein« istvergleichsweise selten(Lebensrisiko etwa 1 %)

Manische Phasen,depressive Phasen und»normale« Zeiten wechselnab.

Behandlung

Phasenprophylaxe mitLithium

Prophylaxe mit denEpilepsiemittelnLamotrigin (Lamictal R©)oder Valproat (Ergenyl R©)

Behandlung manischerPhasen mit Neuroleptika

Behandlung depressiverPhasen mit Antidepressiva

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Psychopharmaka generell

Viele ältere Psychopharmaka sind dirty drugs, das heißt,sie greifen an vielen Stellen an und zeigen deswegen einbreites Wirk- und Nebenwirkungs-Spektrum

Neuere Psychopharmaka haben weniger Angriffspunkteund sind dadurch oft besser verträglich

Die Angriffspunkte der Psychopharmaka sind nichtunbedingt die Orte im Gehirn, die der Erkrankungzugrunde liegen

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Antidepressiva

Antidepressiva

Die meisten Antidepressivahemmen die Wiederaufnahmeeines oder mehrerer derfolgenden Neurotransmitteraus dem synaptischen Spalt:Noradrenalin, Serotonin.Dadurch steigt derenKonzentration und es kommtmittelfristig zuUmbauvorgängen im Gehirn.

MAO-Hemmer

MAO-Hemmer hemmen dieMonoaminoxidase und damitden Abbau vonNeurotransmittern wieNoradrenalin. MAO-Hemmerwerden bei Depressionen wieauch bei Parkinson-Krankheiteingesetzt.MAO-Hemmung kann unteranderem zu Blutdruckkrisenführen.

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Dopamin

Dopamin ist ein Botenstoff (Neurotransmitter), der an vielenSchlüsselfunktionen beteiligt ist:

Durchblutunglebenswichtiger Organe

Blutdruck

Darmbewegungen

Feinmotorik(Extrapyramidal-Motorik)

Belohnungssystem (Sucht)

Aktivität

Bewertung von Erlebnissen

Überschuss kann zuHalluzinationen führen

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Neuroleptika

Alle Neuroleptika antagonisieren die Wirkung von Dopamin. Jenach Wirkprofil werden einzelne Funktionen inunterschiedlichem Maß antagonisiert.Schizophrenie entsteht jedoch vermutlich nicht einfach auseinem Dopamin-Überschuss. Das stark wirksameNeuroleptikum Clozapin ist ein relativ schwacherDopamin-Antagonist.

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Neuroleptika-Ranglisten

Top Ten nach Wirkung

1 Clozapin 5 Paliperidon 9 Aripiprazol2 Amisulprid 6 Zotepin 10 Sertindol3 Olanzapin 7 Haloperidol4 Risperidon 8 Quetiapin

Therapieabbrüche

Problem schlechtestes bestesExtrapyramidale Effekte Haloperidol ClozapinSedierung Clozapin AmisulpridGewichtszunahme Olanzapin Haloperidol

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Tranquilizer

Wirkung auf den GABA-Rezeptor im limbischen System.Klassiker sind die Benzodiazepine (Adumbran, Halcion, Tavor,Valium). Stoffe wie Zolpidem und Zopiclon wirken gleichartig,obwohl sie chemisch anders aufgebaut sind.

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Antidementiva

Eine kausale Behandlung der Alzheimer Demenz ist bishernicht möglich.Aricept, Exelon, Reminyl wirken Acetylcholin-artig, um einenAcetylcholin-Mangel im Gehirn auszugleichen. DieNebenwirkungen entsprechen denen von Acetylcholin.Memantin (Axura/Ebixa) blockiert den NMDA-Rezeptor. Es istauch bei schwerer Demenz zugelassen. Relativ gut verträglich.

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KrankheitsbilderPharmakologie

Literatur

Literatur-Auswahl

Janssen-Cilag: Fachinformationen zu Dipiperon, Haldolund Risperdal. 2010/2011

Lilly Deutschland: Fachinformation zu Zyprexa. 2010

Sacks, Oliver: Eine Anthropologin auf dem Mars.Reinbek 1997

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