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36 Modell 9/2005 D erlei Modelle kommen heutzutage aus dem Osten, so auch dieser Semi- Scale-Segler. Bausatz Viel ist nicht drin, die Hauptbestandteile sind aber extrem sauber gefertigt, der Hit ist dann gar der Vorfertigungsgrad des Rumpfs. Das Einziehfahrwerk ist fix und fertig drin, eine klasse gemachte Cockpit- wanne und der Instrumentenpilz sind ebenfalls fertig. Im Rumpfinneren sind sauber gefräste Sperrholzspanten und Servobretter zu bestaunen, der Rumpf ist hinten fertig verschlossen. Alles fach- männisch und sehr sauber erledigt. Im Rumpf sind Kohleeinlagen in der Rumpf- röhre und im Seitenflossen-Übergang zu sehen, das ist gut, weil steif und leicht. Allerdings war an unserem Testmodell ein Transportschaden zu beklagen, das untere Seitenruder-Lager in der Dämp- fungsflosse war abgebrochen und musste ausgetauscht werden. Eine passabel pas- sende Hauben-Rahmeneinheit, fertig mit- einander verklebt und mit weiß lackiertem Rand, der vordere Arretierungsbolzen und der hintere Haubenverschluss sind bereits fachgerecht eingebaut, vervollständigen den ersten rundherum positiven Eindruck. Dieser Eindruck setzt sich dann bei den Tragflächen fort. Als Stützstoff wird offen- sichtlich Conticell verwendet, ein Sperr- holzholm mit Kohlerovings wird durch die Servoschächte sichtbar. Besagte Schächte lassen dann auch nur den Einbau entsprechend dünner Servos zu, an den Querrudern arbeiten Futaba S 3150 Digi, die sind 10,8 mm dick, im Fall der Störklappen sind es zwei S 3101, das Höhenruder wird von einem MPX-Tiny MG bedient, der Rest ist dann in Stan- dard-Größe. Die Flächen werden über eine 12er- Rundstahlsteckung an den Rumpf ange- flanscht, doch werden nicht etwa schnöde Messingrohre in den Flächen- wurzelrippen sichtbar, nein, hier ist leich- tes GfK verbaut worden. Klasse gemacht auch die Winglets aus GfK, sie werden über zwei Stahldrähte an die Flächen angesteckt. Besagte Drähte sind aber noch lose vorhanden, anschlei- fen und ein paar Tropfen Sekundenkleber sorgen für festen Halt in den Winglets. Bau Viel bleibt bei dem Vorfertigungsgrad natürlich nicht mehr zu tun, man be- schränkt sich eigentlich auf den Anlagen- einbau und die Anlenkung aller Ruder. Ernüchterung bei den Servobrettern, Standard-Servos gehen nur rein, wenn sie so weit wie möglich von der Rumpfseiten- wand weg zum Fahrwerk hin platziert werden, sonst stoßen sie an der Rumpf- wand an. Eleganz in Weiß Eleganz in Weiß 4 Meter und 9 Zentimeter Spannweite, Schalentechnik, Einziehfahrwerk eingebaut, Cockpit ausgebaut. Preis: 599,– Euro. Diese Eckpfeiler machen neugierig, wie gut ist Staufenbiels »ASW 28-18« aus dem Hause royal-modell? Modell SEGELFLUG TEST: »ASW 28-18« von Staufenbiel Ralph Müller

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Derlei Modelle kommen heutzutageaus dem Osten, so auch dieser Semi-

Scale-Segler.

Bausatz

Viel ist nicht drin, die Hauptbestandteilesind aber extrem sauber gefertigt, der Hitist dann gar der Vorfertigungsgrad desRumpfs. Das Einziehfahrwerk ist fix undfertig drin, eine klasse gemachte Cockpit-wanne und der Instrumentenpilz sindebenfalls fertig. Im Rumpfinneren sindsauber gefräste Sperrholzspanten undServobretter zu bestaunen, der Rumpf isthinten fertig verschlossen. Alles fach-männisch und sehr sauber erledigt. ImRumpf sind Kohleeinlagen in der Rumpf-röhre und im Seitenflossen-Übergang zusehen, das ist gut, weil steif und leicht.

Allerdings war an unserem Testmodellein Transportschaden zu beklagen, dasuntere Seitenruder-Lager in der Dämp-

fungsflosse war abgebrochen und mussteausgetauscht werden. Eine passabel pas-sende Hauben-Rahmeneinheit, fertig mit-einander verklebt und mit weiß lackiertemRand, der vordere Arretierungsbolzen undder hintere Haubenverschluss sind bereitsfachgerecht eingebaut, vervollständigenden ersten rundherum positiven Eindruck.Dieser Eindruck setzt sich dann bei denTragflächen fort. Als Stützstoff wird offen-sichtlich Conticell verwendet, ein Sperr-holzholm mit Kohlerovings wird durch die Servoschächte sichtbar. BesagteSchächte lassen dann auch nur denEinbau entsprechend dünner Servos zu, an den Querrudern arbeiten FutabaS 3150 Digi, die sind 10,8 mm dick, im Fallder Störklappen sind es zwei S 3101, dasHöhenruder wird von einem MPX-TinyMG bedient, der Rest ist dann in Stan-dard-Größe.

Die Flächen werden über eine 12er-Rundstahlsteckung an den Rumpf ange-

flanscht, doch werden nicht etwaschnöde Messingrohre in den Flächen-wurzelrippen sichtbar, nein, hier ist leich-tes GfK verbaut worden.

Klasse gemacht auch die Winglets ausGfK, sie werden über zwei Stahldrähte andie Flächen angesteckt. Besagte Drähtesind aber noch lose vorhanden, anschlei-fen und ein paar Tropfen Sekundenklebersorgen für festen Halt in den Winglets.

Bau

Viel bleibt bei dem Vorfertigungsgradnatürlich nicht mehr zu tun, man be-schränkt sich eigentlich auf den Anlagen-einbau und die Anlenkung aller Ruder.

Ernüchterung bei den Servobrettern,Standard-Servos gehen nur rein, wenn sieso weit wie möglich von der Rumpfseiten-wand weg zum Fahrwerk hin platziertwerden, sonst stoßen sie an der Rumpf-wand an.

Eleganz in WeißEleganz in Weiß

4 Meter und 9 Zentimeter Spannweite,Schalentechnik, Einziehfahrwerk eingebaut,Cockpit ausgebaut. Preis: 599,– Euro. DieseEckpfeiler machen neugierig, wie gut istStaufenbiels »ASW 28-18« aus dem Hauseroyal-modell?

Modell SEGELFLUG

TEST: »ASW 28-18« von Staufenbiel

Ralph Müller

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Irritation dann beim Lesen der Bau-anleitung, die einem glatt den Verstandrauben könnte. Von einer Bauanleitungkann man da nicht mehr reden, dasSchriftstück ist blass bis nicht vorhandenund lässt viele Fragen offen. Beispiels-weise wird für das Höhenruder-Servo eineZeichnung offeriert, auf der ein Rahmen,in den das Servo zu verschrauben ist, zusehen ist. Besagter Rahmen fehlte beimTestmodell aber. Nicht weiter schlimm,aber verwirrend. Auch zeigt eine derZeichnungen gänzlich andere Servoab-deckungen, solche mit Ausbuchtungnämlich, das sind dann aber im richtigen(Bausatz-)Leben klasse gemachte, flacheGfK-Abdeckungen. Das beigepackteZubehör gehört, bis auf das Ruderhornfür das Höhenruder, nicht an ein solchesModell, musste sich die sofortige Kom-plett-Auswechslung gefallen lassen undist am Testmodell durch hochwertigeresMaterial ersetzt worden.

Auch ist der Bau trotz hohem Vorferti-gungsgrad keineswegs an zwei Abendenzu bewältigen, weil das Herstellen der Ver-kabelungen eine Zeit raubende Angele-genheit ist, das war aber schon immer so.

Zur Anlenkung des Seitenruders istentsprechende Litze beigefügt, die sichaber nicht löten lässt. Quetschhülsen erle-digen das dann. Nicht zu realisieren hin-gegen ist ob der extrem eng am Drehpunktliegenden Anlenkung ein hartes und umdie Nulllage stellgenaues Ruder. Das istdann aber die einzige Schrulligkeit andiesem Modell. Es funktioniert ja trotz-dem.

Nicht ganz verständlich ist auch,warum der Ausschnitt im vorderen Servo-brett lediglich einen vierzelligen Akku auf-nehmen kann. Und dann stellte sich nochdie Frage, ob man ein so klasse gemach-tes Cockpit überhaupt mit einer Piloten-puppe ausfüllt. Man hätte es auch lockermit ein paar Hebelchen und Gurten schönverzieren können, dann aber Zeit seinesLebens ein Geistermodell durch die Luftkutschiert. Das wollten wir nicht. Deshalbnahm eine Pilotenpuppe im Maßstab 1:4Platz (DENU-Pilotenpuppen, Nico Dürr,Steige 25, 72218 Wildberg, Tel. 07054/2282, E-Mail: [email protected]).Ein Schwabe im Tschechen-Cockpit also.

Ach ja, zur Betätigung des Einzieh-fahrwerks genügt ein herkömmlichesStandard-Servo, es ist keinesfalls nötig,hier ein Exemplar mit 170 Grad Weg zuverbauen.

Kommt so ausgebaut beim Kunden an:Staufenbiels Rumpf der »ASW 28-18«

Ebenfalls Lieferzustand: Der hinten ver-schlossene Rumpf, unten ist der Transport-schaden, das abgebrochene SR-Ruderlager,zu sehen, ebenso der Holzkasten, in den dasHR-Servo hinein muss

Gehört nicht an ein solches Modell: dasZubehör

Futabas fantastisches S 3150 Digi mit 10,8 mm Dicke ist mit der Schale verklebt,daneben der bereits zugerichtete GfK-Deckel und der als Ruderhorn fungierendeAugbolzen, er ist am Drucksteg des Rudersordentlich verharzt

Schrulligkeit: Das ist die Seitenruderanlen-kung, die zwar prinzipiell funktioniert, aberum die Nullstellung ein recht weiches Ruderergibt

Undercover: das Servo zur Anlenkung derStörklappen

Kaum zu fassen, aber auch das ist derLieferzustand

Schön gemacht: Kabinenrahmen undHaube sind fertig verklebt, der Instrumen-tenpilz präsentiert sich so, wie hier auf demBild zu sehen. Da bleibt für den Erbauernichts mehr zu tun!

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Was die Platzierung des Empfängersangeht, wurde geändert. Der Herstellerwill, dass er vorne unter dem Sitz in einemSperrholzkästchen seinen Platz erhält.Das ist prinzipiell in Ordnung, nur führt daszu einer äußerst kuriosen Verlegung derEmpfängerantenne, was Störanfälligkeitbedeutet. Drum sitzt unser Empfängerjetzt hinten unter dem Sitz, was die Füh-rung der Antenne oben im Rumpf in einemBowdenzugröhrchen gestattet, ohne dasssie auf großer Länge an diversen Kabelnvorbeigeführt werden muss. Diese Aktionbedingte aber auch das höher Legen desSitzes im vorderen Bereich, was aber

durch zwei 10-mm-Sperrholzklötze, aufsvorhandene Servobrett einfach aufge-klebt, schnell erledigt ist.

Schnell erledigt ist auch das Abklebender Ruderspalte mit speziellem Klebe-band. Weil nämlich das herkömmlicheTesa-Hohlkehlen-Scharnier an diesemModell nicht funktioniert, weil der Druck-steg im fest stehenden Teil des Flügels sonah am Ruderdrehpunkt sitzt, dass derTesa sofort auflaufen würde. Es bleibt alsonichts übrig, als zähneknirschend dasBudget der Hobbykasse arg zu strapa-zieren. Graupners Spaltabklebeband istteuer, aber gut. Im schon angesprochenen

Holzkästchen, in dem ursprünglich derEmpfänger sitzen sollte, ist nun unserTrimmblei eingeklebt worden. 350 gsind’s, für ein Modell dieser Größe nichtviel. Klar, das hätte man auch ganz vornebei der Schleppkupplung einharzen undso etwa 100 g einsparen können. Beisolchen Aktionen sollen aber schonSchleppkupplungen funktionsuntauglichgemacht worden sein!?

Und wie funktioniert die Arretierungder Flächen am Rumpf? Ganz einfach,durch abkleben. Bei einem Voll-GfK-Modellist das auch erlaubt, verhindert Druck-ausgleich und ist nichts anderes als scale.

Spannweite 4090 mmLänge 1505 mmGewicht (Testmodell) 4700 gFlächeninhalt 58,8 dm2

Flächenbelastung ca. 80 g/dm2

Tragflächenprofil HQ 3/12RudereinstellungenQuerruder +/– 15/5 mm (25% Expo)Höhenruder +/– 8/8 mm Seitenruder beids. 40 mm ( 30% Expo)

Technische Daten

So sieht das Ganze aus, wenn das kom-plette elektrische und elektronische Equip-ment an seinem Platz ist

In ein solches Cockpit gehört ein Pilot

Das ist ihre Stärke: gleiten, glei-ten, gleitenDas ist ihre Stärke: gleiten, glei-ten, gleiten

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Modell 9/2005

Fliegen

4,7 kg stehen auf dem einziehbaren Radund erheben sich im F-Schlepp und ohneProbleme in die Luft. Die Schwerpunkt-angabe passt, die Querruderausschlägedürften für meinen Geschmack etwasgrößer sein, das Höhenruder kommt zugriffig. Das ist aber heutzutage über denComputersender schnell zu machen. Wiehätte das alles, über den Daumen einge-stellt, auch auf Anhieb passen können?Besagte Bauanleitung schweigt sich hier-über nämlich gänzlich aus.

Weg vom Seil und im freien Fluggenießen wir zunächst einmal diesesmajestätische Flugbild. Eine Tragflächemit Winglets hat einfach was. Etwas ande-res hat sie dafür nicht: AußerordentlicheBiegesteifigkeit, sie zeigt dem Pilotendeutlich an, wann sie genug hat. Auchhätte ihr etwas mehr V-Stellung gut getan,zumindest hätte das die Kreisflugeigen-schaften noch einmal verbessert. Sie sindaber auch so ganz gut. Und es ist, wiees ist, wie es schon immer war und auchimmer sein wird, ein solches Modell ver-langt zum sauberen Kreisen nach wohldosiertem Seitenrudereinsatz.

Und unsere weiße Schönheit im Semi-Scale-Layout entpuppt sich schnell alsdas, was sie sein soll, als Gleitmaschine.Zu langsame Grundgeschwindigkeit magsie gar nicht, sie will vielmehr laufen. Undsomit ist klar: Großräumiges und elegan-tes Fliegen ist angesagt, Mini-Bärtchen,auf dem Teller drehend, sind mit ihr nichtauszukurbeln, dafür wurde sie aber auchnicht geschaffen. Mit den von uns erflo-genen Ruderausschlägen hängt sie sattund direkt am Knüppel, ohne dabei wiedergleich nervös zu wirken. Schräglagen-wechsel gelingen schneller, als das Ori-ginal das je können wird, und durch eineRolle lässt sie sich auch prima dirigieren.

Die Wirkung der Bremsklappen istbrachial, die Fahrt ist schlagartig heraus– und unser Prüfling plumpst ins Gras. Nixpassiert. Also flugs die Klappenwegereduziert, nicht ganz ausfahren, langsamherantasten, um vorbildgetreue Landun-gen fliegen zu können. Auf beengteren

Platzverhältnissen, am Hang oder imHochgebirge, ist diese enorme Brems-klappenwirkung aber hin und wieder wün-schenswert. Man kann das Ganze ja auchmit dem Knüppel steuern. Auch ist auf dieFunktion Störklappe ein Höhenruder-Mischer (10%) gesetzt, schlagartiges Ein-und Ausfahren der Störklappen verbie-tet sich sowieso von selbst, das ist nichtvorbildgetreu.

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Will man auf der völlig missratenenSeitenruder-Anlenkung und derfragwürdigen Verwendung nur einesVierzellers zur Versorgung derkompletten Empfangseinheit nichtlänger herumhauen, ignoriert manjenes Papier, das sich Bauanleitungnennt und stellt die von uns erflo-genen Rudereinstell-Werte ein, bleibtein kaum zu schlagendes Preis-Leis-tungs-Verhältnis im Vordergrund. Zuloben ist auch die Bauausführungund die Konstruktion – und dasModell als solches in dieser Größeund Ausstattung mit deutlich unter5 kg Fluggewicht.

Und auch die Biegesteifigkeit derTragflächen geht für einen Semi-Scaler durchaus in Ordnung, dennnur, wenn gnadenlos geheizt wird,biegen sich die Flächen negativdurch. Das dürfen sie auch, denn dashier ist kein F3B-Wettkampfgerät!

Mein Fazit

Aber auch Kurven kann sie ganz gut, dieThermik sollte aber schon etwas großflä-chiger sein

Aber auch Kurven kann sie ganz gut, dieThermik sollte aber schon etwas großflä-chiger sein

www.neckar-verlag.de www.modellbauportal.de