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Elektronen im Festkörper Experimentalphysik IV; SoSe2008; Petra Tegeder Inhalt 1. Modell des freien Elektronengases 1.1 Zustandsdichten 1.2 Fermi-Energie 1.3 Fermi-Gas bei endlicher Temperatur - Fermi-Dirac-Verteilung 1.4 Spezifische Wärme der Elektronen 2. Elektronen im periodischen Potential 2.1 Bloch-Wellen 2.2 Dispersionsrelation und Bandstruktur 2.3 Näherung fast freier Elektronen 2.1.3 Bandlücke 2.4 Bandstrukturen 3. Experimentelle Bestimmung von Bandstrukturen

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Elektronen im Festkörper

Experimentalphysik IV; SoSe2008; Petra Tegeder

Inhalt

1. Modell des freien Elektronengases1.1 Zustandsdichten1.2 Fermi-Energie1.3 Fermi-Gas bei endlicher Temperatur - Fermi-Dirac-Verteilung1.4 Spezifische Wärme der Elektronen

2. Elektronen im periodischen Potential2.1 Bloch-Wellen2.2 Dispersionsrelation und Bandstruktur2.3 Näherung fast freier Elektronen

2.1.3 Bandlücke2.4 Bandstrukturen

3. Experimentelle Bestimmung von Bandstrukturen

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Modell des freien Elektronengases

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• Elektronen wechselwirken nicht mit den Atomrümpfen• Elektronen wechselwirken nicht untereinander

Gas von nicht wechsel-wirkenden Teilchen

Zustandsdichten für 1-D, 2-D und 3-D Elektronengas:

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Die Fermi-Energie

EFE

Die Fermi-Energie EF ist die obere Energiegrenze, bis zu der bei T=0 alle tieferen Energieniveaus E<EF voll besetzt und alle höheren Niveaus E>EF unbesetzt sind.

Zustandsdichte für ein 3D-Elektronengas bei T = 0. Die besetzten und unbesetzten Zustände sind durch eine scharfe Fermi-Kante getrennt.

Fermi-Kugel 3D-Elektronengas bei T = 0

Kugel enthält alle besetzten ZuständeRadius: Fermi-Wellenvektor kF

Ihre Oberfläche wird als Fermi-Flächebezeichnet

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kF = (3π2n)1/3 Fermi-Wellenvektor

hängt nur von der Teilchendichte ab!

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Größenordnungen:

Mit Elektronendichte n (Metalle):n ~ 5 ·1022 cm-3

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300 K ≈

6000 K ≈

Das Fermi-Gas bei endlicher Temperatur

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Fermi-Dirac-Verteilung μ: chemische Potential

Fermi-Dirac-Verteilungsfunktion gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Zustand mit der Energie E bei der Temperatur T besetzt ist.

Grafische Darstellung der Fermi-Dirac-Verteilungsfunktion in Abhängigkeit von der reduzierten Energie E/μ für μ/kBT = 10 und 200.

EF

für Metalle ist μ ≈ EF

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Das Fermi-Gas bei endlicher Temperatur

Zustandsdichte mal Besetzungswahrscheinlichkeit als Funktion der reduzierten Energie E/μ für T = 0 und T > 0. Beim Übergang von T = 0 zu T > 0 ändert sich in der Besetzung der Zustände nur innerhalb eines Energieintervalls der Breite kBT um E/μ = 1. Das Insetzeigt die Fermi-Dirac-Verteilungsfunktionen für T = 0 und T > 0

Produkt aus Zustandsdichte und Fermi-Verteilungsfunktion für T = 0 und T > 0

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Chemisches Potential

Temperaturabhängigkeit des chemischen Potenzials eines Elektronen-gases. Bei Raumtemperatur ist für typische Metalle T/TF ≈ 10−2, so dass in guter Näherung μ ≈ EF

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Spezifische Wärme der Elektronen

Innere Energie: D(EF): Zustandsdichte

Wärmekapazität:

Nur ein kleiner Bruchteil aller Elektronen kann thermische Energie aufnehmen und damit zur spezifischen Wärme beitragen

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Gesamte Spezifische Wärme eines Metalls

Cv = Cv (Gitter) + Cv (Elektronen) = β · T3 + γ · T

Cv ~ T

Cv ~ T3

Elektronen

Gitter

Cv

Spezifische Wärme von Kalium bei tiefen Temperaturen

Geplottet ist Cv / T gegen T2

Steigung: βAchsenabschnitt: γ

Beispiel: Kalium

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Elektronen im periodischen Potential

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Blochfunktionen / Blochelektronen

Felix Bloch (1905 – 1983)Nobelpreis f. Physik 1952

• Elektronenwellen unterscheiden sich von ebenen Wellen durch eine gitterperiodische Modulation.

• Diese Bloch-Wellen werden in einem perfekt periodischen Fest-körper nicht gestreut.

• Nur Abweichungen von der strengen Periodizität führen zu Streu-prozessen

Bloch-Wellen: Modulationsfunktion: Besitzt die Periodizität des Gitters

Bloch-Theorem:Die Eigenfunktionen der Schrödinger-Gleichung für ein periodisches Potential sind durch das Produkt von ebenen Wellen eık·r mit einer gitterperiodischen Funktion uk(r) = uk(r + R) gegeben.

Bloch-Wellen, deren Wellenvektoren sich um einen reziproken Gittervektor G unterscheiden, sind identisch

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Bloch-WelleDie Konstruktion einer Bloch-Welle aus einer ebenen Welle, die durch eine gitter-periodische Funktion moduliert wird

Konstruktion einer Blochwelle Ψk(x) = uk(x) eıkx für ein eindimensionales Gitter aus einer ebenen Welle eıkx, die mit einer gitterperiodischen Funktion uk(x) moduliert ist.

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Energieeigenwerte

• Die Energieeigenwerte E(k) sind periodische Funktionen der Quantenzahlen k, also der Wellenvektoren der Bloch-Wellen.

• Die Funktion E(k) ist beschränkt. Die Energien eines Bandes überdecken also nureinen endlichen Bereich, man spricht von einer endlichen Bandbreite.

• Die verschiedenen Bänder sind durch verbotene Bereiche, die Bandlücken vonein-ander getrennt (es kann aber auch ein Überlapp der Energiebänder auftreten).

• Falls das Potential Inversionssymmetriebesitzt, d.h. V(r) = V(−r), so gilt:

E(k) = E(−k)

falls E(k) bei k=0 differenzier-bar ist

Es wird für jede Richtung von k ein Minimum oder Maximum erhalten

Dispersionsrelation und Bandstruktur

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Reduziertes Zonenschema

Parabolische Energiebänder für ein freies Elektron in einer Dimension. Die Gitterperiode im realen Raum ist a.

Reduziertes Zonenschema:

Die 1. Brillouin-Zoneist grau hinterlegt

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Zonenschema

freier Elektronen in einer Dimension

ausgedehntesZonenschema

reduziertesZonenschema

periodischesZonenschema

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Näherung fast freier Elektronen

Quantitative Form der potentiellen Energie V(x)eines Elektrons in einem 1-D Gitter

Wahrscheinlichkeitsdichte für zwei stehende Elektronenwellen:

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Zur Entstehung der Energielücke am Zonenrand durch stehende Elektronenwellen. (a) ausgedehntes Zonenschema, (b) reduziertes Zonenschema. Die E(k)-Beziehung für freie Elektronen ist gestrichelt eingezeichnet.

Energielücke am Zonenrand

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Energielücke am Zonenrand

• Die Energielücke ist eine Folge derGitterperiodizität. Je kleiner dieräumliche Periode ist, desto größerwird die Energielücke, die deshalb auch für verschiedene Richtungender Elektronenwelle im Kristall verschieden groß sein kann.

• An den Rändern k = mπ/a der Brillouinzonen im ausgedehnten Zonenschema wird dieSteigung dEn/dk der Energiekurven En(k) gleich Null, d.h. die Kurven verlaufen am Zonenrand horizontal.

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Energie der freien Elektronen:

VG: Fourierkomponente des Gitterpotentials

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Metalle, Halbmetalle, Halbleiter, Isolatoren

Lage des Fermi-Niveaus im Bänderschema für Isolatoren, Halbleiter, Metalle und Halbmetalle

Halbleiter Ladungsträgerkonzentration:Halbleiter, Halbmetalle, Metalle

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Anzahl der Zustände pro Band

Bei N Atomen im Kristall, gibt es für jedes Band N erlaubte Energieniveaus, die man maximal mit 2 N Elektronen besetzten kann.

Schlussfolgerung:

• Kristalle mit einer ungeraden Zahl von Elektronen pro Einheitszelle sind Metalle. In das oberste Band müssen N Elektronen in die 2N verfügbaren Zustände eingefüllt werden, so dass dieses nur halb gefüllt ist.

• Kristalle mit einer geraden Zahl von Elektronen pro Einheitszelle sind Isolatorenbzw. Halbleiter, falls eine Bandlücke zwischen dem obersten gefüllten und untersten nicht gefüllten Band existiert, oder Halbmetalle, falls in diesem Bereicheine Bandüberlappung existiert.

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R. Courths und S. Hüfner, Phys. Rep. 112, 55 (1984)

Bandstruktur von Kupfer

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Elektronenkonfiguration: [Ar] 3d104s1

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Bandstruktur von Germanium

nach F. Hermann, R.L. Kortum, C.D. Kuglin, J.L. Shay, in Semiconducting Compounds, D.G. Thomas ed., Benjamin, New York (1967).

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Elektronenkonfiguration: [Ar] 3d104s24p2

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Experimentelle Bestimmung von Bandstrukturen• Eine der wichtigsten Methoden zur Bestimmung der kompletten Bandstruktur stellt diePhotoelektronenspektroskopie (PES) dar.

• Informationen über die k-Abhängigkeit erhält man durch winkelaufgelösteExperimente: ARPES (Angle Resolved PhotoElectronSpectroscopy)

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ExperimentellerAufbau:

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PES-Untersuchung von Au(111)

R. Courths, H.-G. Zimmer, A. Goldmann, H. Saalfeld, Phys. Rev. B, 34 (1986) 3577

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Winkelaufgelöste-Photoemission

Dispersion von elektronischen Zuständen

Dispersion des Ag(111) Oberflächenzustandes

F. Reinert, G. Nicolay, S. Schmidt, D. Ehm, and S. Hüfner, Physical Review B, 63, (2001) 115415

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Zwei-Photonen-Photoemission

Unbesetzte elektronische Zustände

2νhEEE kinF −Φ+=−

Bildladungszustände von Cu(111)

J. Güdde, U. Höfer, Progress in Surface Science 80 (2005) 49–91• Inverse Photoemission

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