Elternschaft, Erwerbsverläufe und sozialer...
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Elternschaft, Erwerbsverläufe und sozialer Ausgleich
13. Jahrestagung des FDZ-RV
Dr. Martin Brussig
Lina Zink
Dominik Postels
Berlin, 22.09.2016

Agenda
• Das Projekt
• Daten und Definitionen
• Veränderungen: Rentenhöhe und niedriger Renten
• Veränderungen: Risikofaktoren und Schutzmechanismen
• Kurzer Eindruck: Erwerbsverläufe
• Fazit
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DAS PROJEKT
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Ausgangslage
• Diskussion um Altersarmut
• Rentenreformen: Absenkung des Sicherungszieles und des Leistungsniveaus in der GRV
• Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt: Ausweitung von Niedriglohn-Beschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit, nicht versicherter Beschäftigung, steigende Frauenerwerbstätigkeit
• Legitimität der GRV
…hängt auch davon ab, inwieweit sie (unter bestimmten Bedingungen) eine Leistung oberhalb der Grundsicherung erreicht
…trotz der starken Orientierung am Versicherungsgedanken und Äquivalenzprinzip sind auch Elemente des Solidarprinzips von Bedeutung
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Fragen
• Projektfragen:
• Wer ist (nicht) vor niedrigen Renten geschützt?
• Was sind Determinanten von niedrigen Renten trotz
vieljähriger Versicherung?
• Welche Versicherungsverläufe führen in niedrige Renten?
• Heute:
• Welche Auswirkungen auf Risikofaktoren für und
Schutzmechanismen gegen eine niedrige Altersrente
ergeben sich durch die veränderte Anrechnung von
Kindererziehung?
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DATEN UND DEFINITIONEN
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Datengrundlage: BASiD
• „Biografiedaten ausgewählter Sozialversicherungsträger in
Deutschland“ (BASiD) (2007)
• Versichertenkontenstichprobe (VSKT) der GRV
• Stichprobe aller RV-Versichertenkonten zwischen 30 und 67 Jahren
• Variabler Datenteil: Versicherungsverläufe (Höhe und Grund
monatlicher Entgeltpunkte, rentenrechtliche Zeiten)
• Fixer Datenteil: Geschlecht, Alter, ggf. Art des Rentenbezugs,
Rentenberechnung, Gesamtleistungsbewertung
• Integrierte Erwerbsbiographien (IEB) der BA
• Erwerbsbiographie, Arbeitszeit
• Betriebs-Historik-Panel (BHP) der BA
• Wirtschaftszweig, Betriebsgröße, Beschäftigtenstruktur
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Alle Personen in BASiD-Daten60.809
Altersrentnerinnen
2.474
FRG-Zeiten
Ungeklärte Konten
Teilrenten
Knappschaftszeiten
Alle
Altersrentner*innen
6.850
Unverständliche Summen
Unplausible
Zustände nach
Renteneintritt
< 30 Jahre
rentenrechtliche
Zeiten
Männer
„Langjährige Versicherung“ und „Niedrige Rente“
• Langjährige Versicherung:
Mind. 30 Jahre rentenrechtliche Zeiten
• Niedrige Rente:
Orientierung an Existenzminimum,
Abstand 10%, für 2014:
766 €
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Quelle: BASiD 2007, eigene Darstellung.

Varianz der Rentenhöhe 2014
• Aktuelle rentenrechtliche Situation:
• Betrachtet Varianten:
a. Ohne Veränderung (1 EP pro Kind vor 1992)
b. Mit einem zusätzlichem EP pro Kind vor 1992
c. Mit zwei zusätzlichen EP pro Kind vor 1992
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VERÄNDERUNGEN:RENTENHÖHE UND NIEDRIGE RENTEN
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Veränderung der Rentenhöhe
11Quelle: BASiD 2007, eigene Berechnungen, gewichtet.
…West: 66%
…Ost/West: 58%
…Ost: 59%
Anteil der erhöhten Renten bei Frauen in…
n=1466 n=141 n=867

Veränderungen des Anteils niedriger Renten
12Quelle: BASiD 2007, eigene Berechnungen, gewichtet.

VERÄNDERUNGEN:RISIKOFAKTOREN UND SCHUTZMECHANISMEN
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Überlegungen zum Regressionsmodell
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Niedrige Renten
j/n
Soziodemographie
Betriebliche Faktoren
Rentenrechtliche Zeiten
Weitere Rentenrechtliche
Faktoren
Arbeitszeit
Einkommen
Geschlecht
Region
Ausbildung
Betriebsgröße
Wirtschafts-zweig
Zu- oder Abschläge je nach Renteneintrittsalter
Zu- oder Abschläge aus Versorgungsausgleich
Kinder/Pflege
Krankheit
ArbeitslosigkeitMinijob
Selbstständigkeit
Sonstige
EM-Renten-bezug
SvpBeschäftigung

Ohne EP Plus 1 EP Plus 2 EP
West/Ostdeutschl. (Ref. West) 1.490*** 1.076*** 0.920**
Ohne Berufsausbildung 0.679* 0.316 0.505*
Universität / FH -0.438 0.416 0.601
Kinderberücksichtigungszeiten 0.0503*** 0.0412*** 0.0371***
Kindererziehungszeiten -0.0400** -0.0496*** -0.0486***
Pflegezeiten -0.0273* -0.0265** -0.0275**
Krankheitszeiten -0.0101 -0.0139 -0.0326*
Minijobzeiten 0.000615 0.0116 0.00370
Arbeitslos: Alhi/Alg II 0.0725*** 0.0448*** 0.0463***
Arbeitslos: Alg -0.0101 -0.0132 -0.0263***
Arbeitslos (AZ) 0.0363*** 0.0261*** 0.0145*
Selbständigkeit -0.00431 -0.00948 -0.0148
Freiwillige Beiträge/ Sonst. AZ 0.00880 0.00336 -0.00593
EM-Rentenbezug -0.0211*** -0.0220*** -0.0229***
Svp Beschäftigung -0.0146* -0.0159** -0.0192***
Zeiten gesamt -0.0539*** -0.0431*** -0.0311***
Abschläge 0.0994*** 0.0808*** 0.0692***
Versorgungsausgleich -1.085*** -0.928*** -0.787***
Arbeitszeitskala (zentriert) -0.737* -0.489 -0.0717
Relative Einkommensposition -0.183*** -0.143*** -0.122***Konstante 42.62*** 35.86*** 30.45***
N 1955 1955 1955
Risiko niedriger Renten (Logit-Modelle)
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Anm.: *** p<0.001, ** p<0.01, * p<0.05. Kontrolliert wurde zudem auf Betriebsgröße und Wirtschaftszweig.

KURZER EINDRUCK:ERWERBSVERLÄUFE
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Erwerbstätigkeit: Niedrigrenten vermeidend?
18Quelle: BASiD 2007, eigene Berechnungen, ungewichtet.

Erwerbstätigkeit: Niedrigrenten vermeidend?
19Quelle: BASiD 2007, eigene Berechnungen, ungewichtet.

FAZIT
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Fazit
• In der von uns definierten Gruppe profitieren insgesamt ca. 63 Prozent der Frauen von den rechtlichen Veränderungen. Die Erhöhung der Anrechnung von Kindererziehung senkt den Anteil niedriger Renten deutlich ab (5%punkte). Er würde nochmals ebenso stark absinken, würden Kinder mit Geburt vor 1992 denen mit Geburt nach 1992 gleichgestellt.
• Veränderungen der Anrechnung von Kindererziehung haben nicht nur einen direkten Effekt auf die rentenrechtliche Wirkung der Kindererziehung selbst, sondern ebenso insgesamt positive Auswirkungen auf weitere Faktoren. Großzügige Anrechnung schwächt teilweise strukturelle Nachteile von Frauen ab.
• Die erweiterte Berücksichtigung von Kindererziehung ist wichtig. Die arbeitsmarktbezogenen Folgewirkungen von Kindererziehung sollten allerdings präventiv angegangen werden.
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Danke!
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Anhang: Verteilung der unabhängigen Variablen der Regressionsanalysen (Teil 1)
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VariableKein Niedrig-rentenbezug
Niedrigrenten-bezug
Gesamt
Weiblich 1.305 1.017 2.322West 664 740 1.404Ost 557 228 1.404Ohne Berufsausbildung 186 241 427Mit Berufsausbildung 929 656 1.585FH/Universität 105 14 119Betriebsgröße <=19 Beschäftigte 293 350 643Betriebsgröße 20-49 135 117 252Betriebsgröße 50-199 290 212 502Betriebsgröße 200-999 320 183 503Betriebsgröße >=1000 199 68 930Baugewerbe 33 30 63Handel, Gastgewerbe und Verkehr 194 228 422
Finanzierung, Vermietung und UnternehmensDL 61 11 72
Öffentl. und priv. DL 590 407 997Produzierendes Gewerbe 346 228 574

Anhang: Verteilung der unabhängigen Variablen der Regressionsanalysen (Teil 2)
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Bezieher höherer Renten Bezieher niedriger Renten
Variable Obs. MW Std. Dev. Min Max Obs. MWStd. Dev.
Min Max
Kinderberücksichtigungszeiten 1305 26,24 40,94 0,00 236,00 1017 78,48 60,89 0,00 297,00
Kindererziehungszeiten 1305 13,09 13,80 0,00 103,00 1017 20,89 15,27 0,00 108,00
Pflegezeiten 1305 1,57 10,12 0,00 125,00 1017 5,84 20,92 0,00 181,00
Krankheitszeiten 1305 6,74 9,45 0,00 79,00 1017 4,75 7,79 0,00 63,00
Minijobzeiten 1305 0,74 5,55 0,00 76,00 1017 3,96 13,93 0,00 103,00
Alhialgii 1305 1,50 6,47 0,00 77,00 1017 3,30 10,39 0,00 78,00
aloalg 1305 19,79 24,75 0,00 132,00 1017 21,64 24,31 0,00 116,00
aloaz 1305 4,15 12,06 0,00 109,00 1017 12,30 26,22 0,00 219,00
Zeiten in Selbstständigkeit 1305 1,02 14,81 0,00 348,00 1017 0,98 10,31 0,00 204,00
Sonstige Zeiten 1305 5,31 27,41 0,00 360,00 1017 13,95 49,33 0,00 421,00
Zeiten in EMRente 1305 13,05 42,00 0,00 438,00 1017 7,58 32,31 0,00 424,00
SVP Beschäftigung 1305 415,82 85,43 12,00 593,00 1017 289,09 101,32 3,00 556,00
Zu- und Abschläge 1305 15,39 19,10 0,00 60,00 1017 21,82 22,22 -12,00 60,00
Versorgungsausgleich 1305 1,14 3,81 -4,37 40,89 1017 0,27 1,52 -3,47 14,13
Arbeitszeitskala (zentriert) 1247 -0,01 0,38 -1,75 0,25 921 -0,35 0,55 -1,75 0,25
Rel. Einkommensposition 1305 86,37 25,64 16,28 198,94 1017 59,43 17,06 14,65 168,22

Arbeitszeitumfang und Einkommenshöhe
• Arbeitszeit-Skala:
Monatekurze TZ*1 + Monatelange TZ*2 + MonateVZ*3
(Monatekurze TZ + Monatelange TZ + MonateVZ)
• Relative Einkommensposition:
25
Monatl. EP svp Beschäftigung i
Monatl. EP Ø Bruttolohn VZ Westd.*100
n
i=1
n = Monate svp Beschäftigung
1
n