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Energieezienz & Rebound-Eekte im Kontext der Energiewende Abschlussbericht Frederik Haack, Manuel Nagel, Oliver Richters, Ernst Schäfer und Sebastian Wunderlich

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Energieeffizienz & Rebound-Effekte

im Kontext der Energiewende

Abschlussbericht

Frederik Haack, Manuel Nagel, Oliver Richters,

Ernst Schäfer und Sebastian Wunderlich

Frederik Haack, Manuel Nagel, Oliver Richters,

Ernst Schäfer und Sebastian Wunderlich

Energieeffizienz & Rebound-Effekte

im Kontext der Energiewende

Abschlussbericht der NachDenkstatt 2013

Energieeffizienz &

Rebound-Effekte

im Kontext der

Energiewende

Abschlussbericht der NachDenkstatt 2013

Autoren:

Frederik Haack, Manuel Nagel, Oliver Richters,

Ernst Schäfer und Sebastian Wunderlich

Oldenburg, Februar 2015

Die deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internetabrufbar unter http://portal.dnb.de.

Verlag: Vereinigung für Ökologische Ökonomie e.V.www.voeoe.deHeidelberg, 2015Copyright bei den Autoren. Alle Rechte vorbehalten.ISBN 978-3-9811006-3-1

Inhaltsverzeichnis

1 NachDenkstatt 71.1 Die Initiative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71.2 Der transdisziplinäre Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . 91.3 Veranstaltungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141.4 Die Workshop-Konferenz 2013 . . . . . . . . . . . . . . 17

2 Vorbereitung und Methodik 182.1 Zusammenfassung des Workshopinhalts . . . . . . . . 182.2 Hintergrundpapier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.3 Vorbereitungstreffen am 15. November 2013 . . . . . . 292.4 Konstellationsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352.5 Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372.6 Zeitplanung des Workshops . . . . . . . . . . . . . . . 43

3 Fallstudien 443.1 Fallstudie „Smarthouse“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 443.2 Fallstudie „Universität Oldenburg“ . . . . . . . . . . . 523.3 Fallstudie „EnEV“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

4 Nachbereitung 664.1 Nachbereitungstreffen am 7. März 2014 . . . . . . . . 66

5 Reflexion und Fazit 71

Abbildungs-, Tabellen- und Literaturverzeichnis 74

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Danksagung

Das Workshop-Team „Energieeffizienz & Rebound-Effekte im Kontextder Energiewende“ möchte sich für die finanzielle Unterstützung derDeutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) bedanken. Ohne diese wäredie Bearbeitung der Themen Energieeffizienz und Rebound-Effektendurch ein transdisziplinäres Projekt im Rahmen der NachDenkstatt2013 nicht möglich gewesen. Darüber hinaus gilt unser Dank denExpertInnen und TeilnehmerInnen, die sich auf dieses Experiment ein-gelassen haben und deren Beteiligung entscheidend für die erfolgreicheDurchführung des transdisziplinären Prozesses und Workshops war,sowie den Menschen, die als OrganisatorInnen und HelferInnen dieNachDenkstatt 2013 gestaltet haben. Wir danken der Vereinigung fürÖkologische Ökonomie, dass sie diese Publikation möglich gemachthat.

Frederik Haack, Manuel Nagel, Oliver Richters,Ernst Schäfer und Sebastian Wunderlich

1 NachDenkstatt

1.1 Die Initiative

Die studentische Initiative Nachhaltige Denkwerkstatt (NachDenk-statt) ist eine seit 2012 bestehende, transdisziplinäre Arbeitsplattforman der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die sich durch dieInitiierung und Begleitung von langfristigen, regionalen Transforma-tionsprozessen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Gesellschafteinsetzt. Die Studierenden wirken hierbei als Prozesspromotoren, diemit vielfältigem Engagement die Arbeitsplattform und die Transfor-mationsprozesse organisieren. Die Aufgaben umfassen sowohl Fragender Organisation und Finanzierung der Konferenz, als auch die metho-dische Ausgestaltung der Workshops und inhaltliche Zusammenarbeitmit den ExpertInnen und AkteurInnen.

Ausgangspunkt der Initiative ist, dass der Lebensstandard der west-lichen Industriegesellschaften nicht globalisierbar ist: Bereits heutewerden die Grenzen der ökologischen Tragfähigkeit der Erde deutlichüberschritten. Im Hinblick auf die globale Ungleichheit ist auch inDeutschland ein Wandel zu einer nachhaltigeren Gesellschaft nötig.Dabei können Individuen eine ebenso wichtige Rolle übernehmen wieUnternehmen, Universitäten und andere Organisationen. Eine nach-haltigere Gesellschaft wird auch von großen Institutionen gefordertund gefördert: Der Wissenschaftliche Beirat für globale Umweltver-änderungen (WBGU) forderte 2011 eine „große Transformation“ zurnachhaltigen Gesellschaft. 2012 war das BMBF-Forschungsjahr „Zu-kunftsprojekt Erde“.

Die Initiierung und Durchführung von Transformationsprozessenfür eine zukunftsfähige und nachhaltige Gesellschaft ist eine großeHerausforderung. Dies liegt vor allem an den Charakteristika von Um-welt- und Nachhaltigkeitsproblemen. Diese sind komplex, mit großenUnsicherheiten behaftet und weisen lange Zeithorizonte auf. Sie sind

8 1 NachDenkstatt

von großer gesellschaftlicher Relevanz und erfordern deshalb die Erar-beitung von Lösungen. Für die Erreichung einer zukunftsfähigen undnachhaltigen Gesellschaft müssen die sozialen, ökologischen und öko-nomischen Dimensionen berücksichtigt werden. Allerdings ist zumeistunklar, welche Maßnahmen für die Erreichung welcher Ziele notwendigsind und welche Kompetenzen hierfür benötigt werden.

Der transdisziplinäre Ansatz – die Methode der Nachhaltigkeits-wissenschaften – kann als eine methodische Antwort auf diese Her-ausforderungen gesehen werden, vgl. [1], [9], [16]. Er ist durch einestarke Problem-, Ziel- und Lösungsorientierung gekennzeichnet, wo-bei Akteure aus Wissenschaft und Praxis zusammenarbeiten. Dastransdisziplinäre Vorgehen der NachDenkstatt ist durch drei Phasengekennzeichnet. Im Rahmen des Vorbereitungsprozesses soll es zur Fin-dung, Abgrenzung und Definition des Problems kommen. Herzstückder NachDenkstatt und der Transformationsprozesse ist die gleich-namige Workshop-Konferenz, auf der ExpertInnen aus Wissenschaftund Praxis (Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft) ge-meinsam mit KonferenzteilnehmerInnen intensiv an praxistauglichenLösungen für Fragestellungen des Nachhaltigkeitskontextes arbeiten,um neues Wissen zu integrieren und zu generieren. Schließlich solles im Nachbereitungsprozess um die Reintegration der Ergebnisse inWissenschaft und Praxis gehen.

Probleme des Nachhaltigkeitskontexts erfordern oftmals Verände-rungen und Weiterentwicklungen gerade auf regionaler und lokalerEbene. Wie genau jedoch Veränderungen vor Ort aussehen können,welche Herausforderungen und Problemlagen sich dabei ergeben undwelche Ressourcen dazu benötigt werden oder schon vorhanden sind,ist häufig unklar. Daher ermöglicht die NachDenkstatt, sich auf einenkleinteiligen Prozess und intensiven Austausch zwischen verschiedens-ten Akteuren einzulassen.

1.2 Der transdisziplinäre Ansatz 9

1.2 Der transdisziplinäre Ansatz

Autor: Johannes Kruse

1.2.1 Ausgangslage: Nachhaltigkeitsprobleme

Ausgangspunkte transdisziplinärer Transformationsprozesse und damitauch der NachDenkstatt sind Nachhaltigkeitsprobleme. Diese Problemelassen sich durch eine Reihe von Charakteristika beschreiben. Hierzugehören unter anderem

• ihr notwendigerweise wertgeladener Charakter (Nachhaltigkeitspro-bleme können nicht ohne Werte und Normen gedacht werden),

• ihr langfristiger Charakter,

• ihre soziale Relevanz und Dringlichkeit, die schon heute Handlungs-bedarf auslösen,

• die Vielfältigkeit ihrer Zieldimensionen (u. a. soziales, ökologisches,ökonomisches etc.) und dadurch Steigerung der Komplexität und

• ihre fundamentalen Unsicherheiten, die sowohl die Ausgangssituationder Probleme betreffen, als auch den gewünschten Zielzustand undden Prozess der Transformation selbst.

Nachhaltigkeitsprobleme sind kurz gesagt vielschichtige, komplexe undlebensweltliche Probleme. Die methodische Antwort auf Problemedieser Art ist der transdisziplinäre Ansatz. Ihre Relevanz speist dieTransdisziplinarität dabei aus der limitierten Problemlösungskompe-tenz disziplinärer, multi- und interdisziplinärer Wissenschaft.

Auf ein Merkmal des transdisziplinären Ansatzes sollte bereits hierhingewiesen werden: Transdisziplinarität ist notwendigerweise immerlösungsorientiert, denn Nachhaltigkeitsprobleme lösen aufgrund ihrersozialen Relevanz und Dringlichkeit Handlungsbedarf aus. Ziel ist esdeshalb, Wissen zu generieren, dass eine Transformation der bisheri-gen Zustände und somit möglichst optimale Lösung von Problemenermöglicht. Dieses Wissen lässt sich kategorisieren in: Systemwissen,Zielwissen, Transformationswissen.

10 1 NachDenkstatt

1.2.2 Prozessperspektive: Phasenmodell derTransdisziplinarität

Die Prinzipien, nach denen transdisziplinäre Prozesse organisiert sind,sind als Antwort auf die Herausforderungen durch Nachhaltigkeits-probleme zu verstehen. Bevor die Prinzipien erläutert werden, lohntes, sich einen Überblick über einen idealtypischen transdisziplinärenProzess zu verschaffen. Für einen ersten Zugang zu den Phasen eignetsich besonders das Modell des Instituts für sozial-ökologische Forschung(ISOE), vgl. Abbildung 1.

1

2

3

prozesseIntegrations-

Abbildung 1: Transdisziplinäre Prozesse – Modell des ISOE (Quelle:Jahn 2013: 69, dort mit Verweis auf Jahn et al. 2012: 4,eigene Ergänzungen in orange.)

1.2 Der transdisziplinäre Ansatz 11

(1) Ausgangspunkt sind (wie oben beschrieben) Probleme mit ge-sellschaftlicher und wissenschaftlicher Relevanz. Die erste Phasetransdisziplinärer Prozesse befasst sich also zunächst mit dergemeinsamen Findung, Abgrenzung und Definition dieser Aus-gangsprobleme.

(2) In der zweiten Phase geht es dann vor allem darum, integrativneues Wissen zu generieren. Dieses Wissen soll eine Lösungder Problemstellung, die sich aus der ersten Phase ergeben hat,ermöglichen.

(3) Um aber tatsächlich effektiv Probleme lösen zu können, mussdas produzierte Wissen in der dritten Phase sowohl in die Praxis,als auch in die Wissenschaft zurückwirken.

1.2.3 Erstes Prinzip: Kollaboration – Zusammenarbeitvon Akteursgruppen über alle Phasen hinweg

Fundamentales Prinzip der Transdisziplina-rität ist die gleichberechtigte Zusammenar-beit von drei Akteursgruppen: Wissenschaft-ler, Entscheidungsträger und Stakeholder.Diese Zusammenarbeit läuft über die gesam-te Laufzeit der Prozesse hinweg.

Die Zivilgesellschaft (oder in organisierterForm Stakeholder) ist insofern involviert, als sie kulturelle und sozialeBelange und Interessen repräsentiert und über diese einen öffentlichenDiskurs führt. Die Wissenschaft verantwortet die Forschungsaktivi-täten während eines transdisziplinären Prozesses (Lehre, Training,Forschung). Entscheidungsprozesse hingegen werden von legitimiertenEntscheidungsträgern umgesetzt. Diese können nationale oder lokalePolitiker und Regierungen sein, Verwaltungen (zum Beispiel Umwelt-behörden) aber auch Entscheidungsbefugte aus der Wirtschaft odersonstigen Organisationen und Institutionen sein.

12 1 NachDenkstatt

1.2.4 Zweites Prinzip: Integration – Vier Modi derWissensintegration

Das nächste fundamentale Prinzip der Transdisziplinarität ist die Inte-gration von Wissen. Scholz (2011) stellt wie in Abbildung 2 dargestelltvier mögliche Modi der Wissensintegration fest: wissenschaftliche Dis-ziplinen (Disciplines), Systeme und Problemfacetten (Systems), Modides Denkens von Praxis und Wissenschaft (Modes of thought) undInteressen und Werten (Interests).

Systems Modes of

thought

Interests

α

β

γ

The four types of knowledge integration

Disciplines

Abbildung 2: Die vier Typen der Wissensintegration (Quelle: Scholz2011: 381)

Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis erwirkt in trans-disziplinären Prozessen zunächst die Integration von zwei Arten vonWissen (Modes of thought): die theoretischen und abstrakten Er-kenntnisse der Wissenschaften und das konkrete, lebensweltliche undempirische Wissen der Praxis. Außerdem stellt die gemeinsame undgleichberechtigte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis sicher,dass sowohl Praxisentscheidungen (z. B. politische Entscheidungen) mitwissenschaftlichem Wissen und Erkenntnissen hinterlegt sind, als auchFragestellungen der Wissenschaft auf entscheidungsrelevante Aspekteder Praxis gelenkt werden. Insbesondere in Hinblick auf die funda-mentalen Unsicherheiten, die sich durch den gesamten Kontext vonNachhaltigkeitsproblemen hindurch ziehen, ist die Initiierung gegensei-tigen Lernens durch Kollaboration interessant.

Der zweite wichtige Modus der Integration zwischen Wissenschaftund Praxis bezieht sich auf die Berücksichtigung von Interessen undWerten (Interests). Eben weil Nachhaltigkeitsprobleme immer Werte

1.2 Der transdisziplinäre Ansatz 13

und Normen berühren, ist es wichtig, diese Tatsache anzuerkennen unddie verschiedenen Interessen offen zu problematisieren. Interessenkon-flikte entstehen vor allem dann, wenn Lösungen zu lebensweltlichen Pro-blemen erarbeitet werden, die verschiedene Stakeholder direkt betreffenund von diesen zum Beispiel Veränderungen und Umstellungen ihrerGewohnheiten einfordern. Aber auch schon auf vorgelagerter Ebenesind Interessen insofern von Bedeutung, als verschiedene Lösungsmög-lichkeiten von verschiedenen Entscheidungsträgern und Stakeholderndurchaus unterschiedlich bevorzugt als auch aufgrund der jeweiligenProfession unterschiedliche Aspekte an einem Problem relevant werdenkönnen. Hier unterstützt die Zusammenarbeit verschiedener Akteurs-gruppen die Legitimierung solcher Prozesse.

Nachhaltigkeitsprobleme sind häufig multidisziplinäre Probleme, diedadurch gekennzeichnet sind, dass sie keiner disziplinären Struktur fol-gen. Von daher kommt es bei der Lösung dieser Probleme entscheidenddarauf an, verschiedene Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen(Disciplines) (sowohl Sozial- als auch Naturwissenschaften) zu inte-grieren. Dabei erfolgt die disziplinäre Zusammenarbeit – anders als beimulti- oder interdisziplinären Projekten – über die gesamte Laufzeitder Prozesse hinweg. Insofern ist die Integration von Disziplinen intransdisziplinären Prozessen auch mehr als nur additive Verknüpfungvon Erkenntnissen verschiedener Disziplinen.

Integration unterschiedlicher Systeme (Systems): Probleme glie-dern sich normalerweise in mehrere Problemfacetten. Diese Facettenkönnen als eigene (Sub-)Systeme der Probleme verstanden werden. ImUmweltbereich sind beispielsweise die Systeme Wasser, Luft, Bodenvon Bedeutung, im Unternehmenskontext unter anderem der Ma-nagementstil, Bilanzen und Kennzahlen, Organisationsstruktur. Beitransdisziplinären Projekten kommt es darauf an, diese verschiedenenProblemperspektiven zu integrieren und in Relation zum größerenProblemkontext und die Prozessziele zu setzen.

1.2.5 Resultate: Feedbacks für Praxis undWissenschaft

Das Feedback für die Praxis aus transdisziplinären Prozessen folgt ausder oben gezeigten Lösungsorientierung des transdisziplinären Ansatzes.

14 1 NachDenkstatt

Es sollen Lösungsvorschläge zu Problemen insbesondere im Kontextnachhaltiger Entwicklung generiert werden. Diese sollen dann über dieEntscheidungsträger, die an dem jeweiligen Prozess beteiligt waren, indie Praxis getragen werden. Daneben sollen die Ergebnisse der Prozessejedoch auch die Wissenschaft zu weiterer Forschung anstoßen. Insofernspeisen die Ergebnisse aus transdisziplinären Prozessen sowohl diePraxis als auch die Wissenschaft mit Feedback.

Scholz spricht in diesem Zusammenhang von der Produktion sozialrobusten Wissens (socially robust knowledge) (vgl. Scholz 2011: 379);also Wissen, das in transdisziplinären Prozessen erarbeitet wurde. Die-ses liegt vor wenn folgende Kriterien erfüllt sind: „Generating sociallyrobust knowledge . . . involves a form of epistemics, which: (i) meetsstate-of-the-art scientific knowledge; (ii) has the potential to attractconsensus, and thus must be understandable by all stakeholder groups;(iii) acknowledges the uncertainties and incompleteness inherent inany type of knowledge about processes of the universe; (iv) generatesprocesses of knowledge integration of different types of epistemics (e.g.scientific and experiential knowledge, utilizing and relating disciplinaryknowledge from the social, natural, and engineering sciences); and (v)considers the constraints given by the context both of generating andutilizing knowledge.“ (Scholz 2011: 379) Damit sind auch die Prinzipientransdisziplinärer Prozesse nochmals auf den Punkt gebracht.

1.3 Veranstaltungskonzept

Für die NachDenkstatt ergibt sich analog zum ISOE-Modell das Pha-senmodell in Abbildung 3.

1. Vorbereitung / Kick-Off-Treffen: Den Auftakt bilden dezentraleKick-Off-Treffen der einzelnen Workshops, bei denen erste Kontaktezwischen und mit den Kooperationspartnern aus Wissenschaft undPraxis hergestellt werden. Ziel der Treffen ist eine gemeinsame Problem-definition des jeweiligen Themengebiets. Im Zuge der Problemdefinitionmüssen sich die Beteiligten zunächst auf ein Problemfeld einigen undPerspektiven und Ziele des Projektes abstecken. Im Idealfall wird diegemeinsame Problemdefinition schriftlich oder graphisch fixiert, daalle späteren Prozessschritte darauf aufbauen.

1.3 Veranstaltungskonzept 15

3

2

1

Vorbereitung

Konferenz

Nachbereitung

Abbildung 3: Phasenmodell der Nachdenkstatt (linker Teil nach Jahn2013: 69, dort mit Verweis auf Jahn et al. 2012: 4, rechterTeil eigene Darstellung.)

2. Konferenz: Die dreitägige Konferenz ist der Kern des Prozesses.Sie dient der konkreten Bearbeitung der vorher definierten Problemstel-lungen. In den einzelnen Workshop-Gruppen wird mit den Kooperati-onspartnern und Konferenzteilnehmern der Problemkontext analysiert,mögliche Lösungsszenarien entworfen und hieraus Lösungsoptionenabgeleitet. Die Konferenz wird begleitet von einem öffentlichen Abend-vortrag und einer Einführung in die transdisziplinäre Methode.

3. Nachbereitung: Den Prozessabschluss bilden eine Ergebnisdoku-mentation der Workshops der NachDenkstatt, die allen Teilnehmern zurVerfügung gestellt wird und eine inhaltliche und methodische Evalua-tion des Gesamtprozesses. Gegebenenfalls wird hierfür ein Nachtreffenorganisiert.

16 1 NachDenkstatt

Aus der systematischen Aufarbeitung des transdisziplinären An-satzes werden die folgenden Prinzipien hergeleitet, an denen sich dieNachDenkstatt orientiert:

Das methodische Vorgehen anhand des transdisziplinären Ansat-zes soll eine möglichst effektive und effiziente Steuerung der Transforma-tionsprozesse ermöglichen. Die Mitglieder der Initiative fungieren dabeials methodisch geschulte Moderatoren der Prozesse und Workshops.

Transformationsprozesse im Nachhaltigkeitskontext erfordern einebreite gesellschaftliche Mitwirkung. Darum versteht sich die NachDenk-statt als eine Plattform, in der viele verschiedene Sichtweisen undPerspektiven aus Wissenschaft und Praxis einen Platz und eine Stim-me haben können – und das über den gesamten Prozess und alle Phasendes Arbeitens hinweg.

Zentrales Prinzip bei der Zusammenarbeit verschiedener Akteure istdie Gleichberechtigung. Transdisziplinäre Prozesse unterscheidensich unter anderem von Consulting und Auftragsforschung dadurch,dass Machtstrukturen soweit wie möglich ausgeglichen werden. Ausdiesem Grund ist es auch Ziel die Workshops und im Idealfall dieTransformationsprozesse insgesamt durch eine Ko-Leitung zu organi-sieren. Diese besteht aus einem studentischen Methodenexperten oder-expertin des NachDenkstatt-Teams und mindestens einem Kooperati-onspartner oder -partnerin aus Wissenschaft oder Praxis.

Die NachDenkstatt als Plattform besteht aus mehr als nur einerKonferenz. Die Arbeit an Nachhaltigkeitsthemen erfordert zeitlicheKonstanz und längerfristiges Engagement. Darum ist die NachDenk-statt mit Prozesscharacter angelegt. Die Workshop-Konferenz istdabei nur eine (wenn auch eine entscheidende) Phase der Arbeit. EineBesonderheit transdisziplinärer Prozesse ist die ausführliche Vorbe-reitung, in deren Zuge sich die beteiligten Akteure gemeinsam undgleichberechtigt auf ein Problemfeld und eine genaue Problemdefinitioneinigen. Dies mag zunächst trivial klingen, ist aber ein vitaler Schrittin Transformationsprozessen, der sich in der Praxis häufig als sehr kom-plex und gewinnbringend herausstellt. Begründet wird dieses Vorgehenunter anderem durch den Umstand, dass Missstände und Barrierenbei der Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen sich oftmals ergeben,weil verschiedene Akteure ein Problem unterschiedlich wahrnehmen.Die gemeinsame Verständigung auf eine Problemdefinition hilft den

1.4 Die Workshop-Konferenz 2013 17

Anfangsschwierigkeiten beizukommen und die Kommunikation zwi-schen den Akteuren zu stärken. Alle folgenden Prozessschritte bauenauf dieser Problemdefinition auf.

Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis erwirktdie Integration von zwei Arten von Wissen: die theoretischen, abstrak-ten Erkenntnisse und das Methodenwissen der Wissenschaften und daskonkrete, lebensweltliche und empirische Wissen der Praxis. Die ge-meinsame und gleichberechtigte Zusammenarbeit von Wissenschaft undPraxis stellt sicher, dass sowohl Praxisentscheidungen (z. B. politischeEntscheidungen) mit wissenschaftlichem Wissen und Erkenntnissenhinterlegt sind, als auch Fragestellungen der Wissenschaft auf ent-scheidungsrelevante Aspekte der Praxis gelenkt werden. Insbesonderein Hinblick auf Unsicherheiten, die sich durch den gesamten Kon-text von Nachhaltigkeitsproblemen hindurch ziehen, ist die Initiierunggegenseitigen Lernens zwischen Wissenschaft und Praxis interessant.

1.4 Die Workshop-Konferenz 2013

Die NachDenkstatt 2013 fand nach einjähriger Vorbereitungszeit vom29. November bis 1. Dezember 2013 statt. Dabei arbeiteten 65 Konfe-renzteilnehmerInnen zusammen mit 41 ExpertInnen in insgesamt fünfWorkshops intensiv an Problemen nachhaltiger Entwicklung.

Eröffnet wurde die NachDenkstatt 2013 von Professor Dr. BerndSiebenhüner, Vizepräsident der Universität Oldenburg. Für den Key-notevortrag konnten Professor Dr. Roland Scholz (ehem. ETH Zü-rich, Fraunhofer IWKS) und Stefan Frischknecht (GemeindepräsidentUrnäsch in der Schweiz) gewonnen werden, die im Rahmen einesöffentlichen Abendvortrags von Erfahrungen mit transdisziplinärenTransformationsprozessen aus praktischer und wissenschaftlicher Sichtberichteten.

Partner waren u. a. die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), dieVereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW), die Univer-sitätsgesellschaft Oldenburg, CENTOS, die Memo AG und der oekomVerlag. Der Allgemeine Studierendenausschuss und das Präsiduum derUniversität Oldenburg unterstützten die Veranstaltung.

2 Vorbereitung und Methodik

2.1 Zusammenfassung des Workshopinhalts

Zur Erreichung der Klimaziele wurden auf internationaler, europäischerund nationaler Ebene CO2-Obergrenzen festgelegt. Ziel der Transfor-mation des deutschen Energiesystems ist die Reduktion der CO2-Emissionen, wodurch schwerwiegende klimatische Folgen abgewen-det werden sollen. Bei erfolgreicher Umsetzung kann die deutscheEnergiewende eine weltweite Vorbildfunktion einnehmen. Neben derUmstellung der Energieproduktion sieht die Bundesregierung in ihremEnergiekonzept auch Energieeffizienzmaßnahmen als entscheidend fürden Erfolg der Energiewende an. Jedoch stellt sich vor dem Hintergrundder Zusammenhänge von Energieverbrauch, Energieeffizienzmaßnah-men und Rebound-Effekten die Frage, ob diesen Themen und ihrenWechselwirkungen mehr Aufmerksamkeit zukommen sollte.

Energieeffizienzmaßnahmen bezwecken eine Reduktion des Ener-gieverbrauchs unter anderem von technischen Geräten, Beleuchtungund Wärme pro entsprechende Verbrauchseinheit. Gleichzeitig führenEffizienzmaßnahmen unter anderem zu einer Kostenreduktion, weilweniger Energie für die gleiche Energieanwendung benötigt wird. Wieviele wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, führt dies jedoch in derRegel zu einem Energiemehrverbrauch und zu zusätzlichen Energie-anwendungen. Solche Kompensierungen werden durch das Phänomender Rebound-Effekte beschrieben. Obwohl diese schon lange in derForschung bekannt sind, bestehen noch viele Fragen hinsichtlich ih-rer Quantifizierung und Ausmaße sowie ihrer Berücksichtigung durchVerbraucher und Unternehmen. Das Phänomen der Rebound-Effektestellt daher die Effektivität von Energieeffizienzmaßnahmen in Frage.

Es scheint, dass eine effektive Energiewende nur durch eine Ener-gieverbrauchsobergrenze und eine Reorganisation des Energiekonsumserreicht werden kann, da diese eine wirkliche Entlastung der globa-

2.1 Zusammenfassung des Workshopinhalts 19

len Ökosysteme versprechen. Es stellt sich daher die Frage, ob esnicht zweckmäßiger ist, bestehende CO2-Obergrenzen in Energiever-brauchsgrenzen zu übersetzen. Diesbezüglich unterbreiteten bereits dieFachstelle 2000-Watt-Gesellschaft [2] in der Schweiz als auch der Sach-verständigenrat für Umweltfragen [14] in Deutschland verschiedeneVorschläge.

Das Energiewende-Team der NachDenkstatt wollte mit der Durch-führung eines transdisziplinären Prozesses zu einer differenziertenBetrachtung der Energiewende beigetragen. Hierbei sollte der Fokusauf der Region Weser-Ems und auf bisher in Forschung und Praxisnicht sehr stark berücksichtigten Frage- und Problemstellungen liegen.Zur Identifizierung dieser Frage- und Problemstellungen begann dasEnergiewende-Team im März 2013 Gespräche mit Professoren sowiewissenschaftlichen MitarbeiterInnen an der Universität Oldenburg zuführen.

Dieses explorative Vorgehen und weitere Recherchen ergaben, dassfür die Bundesregierung nicht nur die Umstellung der Energiepro-duktion auf erneuerbare Energien, sondern auch die Durchführungvon Energieeffizienzmaßnahmen entscheidend für das Gelingen derEnergiewende ist. Allerdings führen Energieeffizienzmaßnahmen auf-grund von Kompensationen bzw. Rebound-Effekten oftmals nicht zurgewünschten Energiereduktion und stellen folglich die Effektivitätdieser Maßnahmen in Frage. Deshalb sollte sich im Rahmen des trans-disziplinären Prozesses genauer mit den Zusammenhängen zwischenEnergieverbrauch, Energieeffizienzmaßnahmen und Rebound-Effektenauseinandergesetzt werden.

Auf Grundlage dieser Vorbereitungen beantragte das Team der Nach-Denkstatt Gelder bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)für die Durchführung des Workshops „Energiewende in der RegionWeser-Ems“, welcher schließlich nach der weiteren thematischen Aus-differenzierung in „Energieeffizienz & Rebound-Effekte im Kontext derEnergiewende“ umbenannt wurde, wobei weiterhin der Fokus auf derRegion Weser-Ems lag.

Durch die Versendung von Einladungen via Email an verschiedeneInstitutionen konnten schließlich Simon Koesler (Zentrum für Euro-päische Wirtschaftsforschung, ZEW), Jessica Schröter (UniversitätMagdeburg; Institut für Psychologie), Susanne Korhammer (TARA In-genieurbüro in Varel), Gerd Bahlo (Universität Oldenburg; Technisches

20 2 Vorbereitung und Methodik

Gebäudemanagement insb. Energiemanagement), Manfred Meinen undGitta Heitmann (Friesenenergie GmbH im Wangerland), Ulrich Schee-le und Isabelle Gawenat (Oldenburger Energiecluster, OLEC) sowieRay Kodali (Business Technology Consulting Oldenburg, BTC) alsWorkshop-ExpertInnen gewonnen werden.

Im Rahmen der weiteren Durchführung des transdisziplinären Pro-zesses nahm das Energiewende-Team am 18. Oktober 2013 an derAbschlusskonferenz des Forschungsprojekts „REBOUND“ in Mann-heim teil, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschungfinanziert und u. a. vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung(ZEW) durchgeführt wurde. Hier konnten sich Manuel Nagel, ErnstSchäfer und Sebastian Wunderlich über den Forschungsstand zu Re-bound-Effekten in Deutschland informieren und mit einigen Workshop-ExpertInnen erste Gespräche führen.

Im Anschluss erarbeitete das Energiewende-Team ein Thesenpapiermit Definitionen wichtiger Konzepte, ausgewählten Fragestellungenund Annahmen zur inhaltlichen Rahmung des Workshops. Dieses The-senpapier wurde den ExpertInnen mit der Bitte zugesandt, die Fragenzu beantworten und zu den gemachten Annahmen Stellung zu beziehen.Am 15. November 2013 fanden schließlich zwei Vorbereitungstreffenan der Universität Oldenburg statt. Hierdurch wurde das gemeinsameKennenlernen ermöglicht. Darüber hinaus stellte das Energiewende-Team den transdisziplinären Ansatz, die Grundprinzipien der Nach-Denkstatt 2013 sowie die aufbereiteten Antworten der ExpertInnenbzgl. der Fragestellungen und Annahmen des Thesenpapiers vor. AufGrundlage dessen arbeiteten die Beteiligten an einem gemeinsamenProblemverständnis sowie an der Auswahl von drei Fallstudien, diewährend der Workshop-Konferenz bearbeitet werden sollten.

Im Rahmen des Workshops „Energieeffizienz & Rebound-Effekteim Kontext der Energiewende“ während der Workshop-Konferenz derNachDenkstatt 2013 kamen die ExpertInnen mit zwölf Studierendenunterschiedlicher Fachrichtungen zusammen. Das Vorgehen bestand auseinem theoretischen und einem praktischen Teil. Am ersten Workshop-Tag stellte das Energiewende-Team die Ergebnisse des Vorbereitungs-treffens vor. Gerd Bahlo und Simon Koesler hielten zwei Einführungs-vorträge zu Energieeffizienzmaßnahmen an der Universität Oldenburgund zur ökonomischen Dimension des Rebound-Effekts. Daran an-schließend stellten die verantwortlichen Experten die drei Fallstudien

2.2 Hintergrundpapier 21

(Smarthouse, Universität Oldenburg, Bedeutung staatlicher Regulie-rung und Standardisierung bei der Entstehung von Rebound-Effektenam Beispiel der Energieeinsparverordnung (EnEV)) vor. Schließlichgaben Oliver Richters und Sebastian Wunderlich eine Einführung indie Methode der Konstellationsanalyse, die zur Bearbeitung der Fall-studien genutzt werden sollte. Mit Hilfe der Konstellationsanalysekönnen verschiedene Perspektiven integriert und die Charakteristikavon Systemen verdeutlicht werden. Dafür müssen die einzelnen Sys-temelemente (technische und natürliche Elemente, Akteure, Zeichen)und die zwischen diesen bestehenden Beziehungen, Wechselwirkungenund Rückkopplungen identifiziert werden.

2.2 Hintergrundpapier

2.2.1 Einleitung

Das Projekt „Energiewende in der Region Weser-Ems“, welches Teilder NachDenkstatt 2013 ist und von der Deutschen BundesstiftungUmwelt (DBU) gefördert wird, besteht aus einem dreistufigen trans-disziplinären Prozess. In dessen Rahmen wird ein VorbereitungstreffenAnfang bzw. Mitte November 2013 stattfinden. Dieses dient dem ge-meinsamen Kennenlernen und der Vorbereitung der Zusammenarbeit.An diesem Treffen in Oldenburg werden die eingeladenen ExpertIn-nen sowie das Projektteam teilnehmen. Darauf folgt der Workshop,der unter Beteiligung von Studierenden verschiedener Fachrichtungenwährend der Workshopkonferenz (29. November bis 1. Dezember 2013)durchgeführt wird. Schließlich ist ein Nachtreffen Anfang 2014 geplant,in dessen Rahmen die Ergebnisse des Prozesses aufbereitet werden unddie Möglichkeit besteht, Ideen für die Weiterführung des Prozesseszu entwickeln. Dieses Nachtreffen steht allen teilnehmenden ExpertIn-nen, Studierenden und weiteren Interessierten offen. Ein gemeinsamerTermin kann am Ende der Workshopkonferenz vereinbart werden.

Das Vorbereitungstreffen soll einen ersten Austausch zu den un-terschiedlichen Perspektiven über die Energiewende in Deutschlandim Allgemeinen und über Energieeffizienz sowie Rebound-Effekte imSpeziellen ermöglichen und zu einem gemeinsamen Problemverständnisder ExpertInnen führen. Für einen transdisziplinären Prozess ist es

22 2 Vorbereitung und Methodik

entscheidend, diese Unterschiede als auch die verschiedenen Wissens-hintergründe zu Beginn herauszuarbeiten. Eine Diskussion hierüberhilft dabei, Übereinstimmungen, Meinungsverschiedenheiten und Wis-senslücken zu verdeutlichen.

Eine Grundlage für diesen ersten Austausch stellt das vorliegen-de Hintergrundpapier dar. Das Projektteam hat hierfür Definitionen,Annahmen und Fragestellungen zusammengetragen. Mit Hilfe des Fra-gebogens möchte das Projektteam die unterschiedlichen Perspektivender ExpertInnen erfassen, damit das Vorbereitungstreffen entsprechendgeplant werden kann.

2.2.2 Definitionen

Planetarische Grenzen & Nachhaltigkeit

Mit den ersten beiden Definitionen möchten wir den Nachhaltigkeits-bezug zum Workshopthema „Energieeffizienz und Rebound-Effekte“aufzeigen. Diesbezüglich gehen wir von den folgenden Annahmen aus:

• Annahme 1: Die natürlichen Prozesse der Erde sind durch Kreis-läufe bestimmt, die durch kritische Werte bzw. Schwellenwerte cha-rakterisiert sind. Seit der Industrialisierung hat die Menschheit diesenatürlichen Prozesse enorm beeinflusst. Es besteht die Gefahr, dasskritische Werte bzw. Schwellenwerte mehrheitlich und unumkehrbarüberschritten werden, was zu einer veränderten Dynamik der natür-lichen Prozesse führen wird. Dies wird mit negativen Auswirkungenfür die Menschheit verbunden sein.

• Annahme 2: Damit die Menschheit diese Herausforderungen be-wältigen kann, muss sie das Konzept der starken Nachhaltigkeit alsnormative Handlungsgrundlage anerkennen.

Planetarische Grenzen: Das System Erde besteht aus dem Kli-masystem, der Plattentektonik sowie aus geologischen Prozessen imErdinnern. Für die Auseinandersetzung mit der Energiewende ist vorallem das Klimasystem entscheidend, welches durch biogeochemischeProzesse bzw. Kreisläufe der Atmo-, Bio-, Hydro- und Kryosphäre be-stimmt wird. Die Kryosphäre bezeichnet die von Eis bedeckten Gebieteder Erde (vgl. Press et al. 2011). Kritische Werte bzw. Schwellenwer-

2.2 Hintergrundpapier 23

te charakterisieren diese biogeochemischen Prozesse bzw. Kreisläufe.Folgende Abbildung verdeutlicht beispielhaft deren Bedeutung.

Kontrollvariable (hier: CO2-Konzentration)

vgl. Rockström et al. 2009b

Kritischer Wert

bzw.

Schwellenwert

Erwartungsbereich

planetarische Grenze

Re

akti

on

sva

ria

ble

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ier:

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sde

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ise

s)

Bandbreite der

Dynamik der

Atmosphäre

km2

Parts per million

(ppm)

Abbildung 4: Planetarische Grenzen

Neben anderen Kreisläufen werden das Klimasystem im Allgemeinenund die Atmosphäre im Speziellen durch den Kohlenstoffkreislauf beein-flusst. Eine wichtige Kontrollvariable ist in diesem Zusammenhang dieCO2-Konzentration. Schwankt die CO2-Konzentration nur geringfügig,verbleibt die Dynamik der Atmosphäre in der bestehenden Bandbreite.Dies ändert sich sobald die CO2-Konzentration über einen bestimm-ten kritischen Wert bzw. Schwellenwert steigt. Es wird angenommen,dass eine solch erhöhte CO2-Konzentration zu nicht vorhersehbarenund unumkehrbaren Änderungsprozessen innerhalb der Atmosphäreführt. Rockström und Kollegen gehen davon aus, dass dies zumeistnegative Folgen für die Menschheit haben wird (u. a. erhöhte Wahr-scheinlichkeit von Naturkatastrophen). Darüber hinaus beeinflussensich biogeochemische Prozesse gegenseitig und das Überschreiten eineskritischen Wertes bzw. Schwellenwertes kann ebenfalls die Dynamikanderer Prozesse beeinflussen (u. a. führt eine erhöhte CO2-Konzentra-

24 2 Vorbereitung und Methodik

tion zu einem globalen Temperaturanstieg, welcher zu einer Reduktionvon Gletschereis in Arktis und Antarktis führt). Aufgrund erheblicherMessschwierigkeiten besteht ein großes Maß an Unsicherheit und Wis-senslücken hinsichtlich der exakten Verortung dieser kritischen Wertebzw. Schwellenwerte, weshalb nur ein Erwartungsbereich angegebenwerden kann, innerhalb dessen sich diese befinden. Nur mit Hilfe vonKontrollvariablen, wie der CO2-Konzentration, ist es möglich, sich die-sen Werten und deren Erwartungsbereich anzunähern. Die Menschheitkann weder über die Existenz dieser kritischen Werte bzw. Schwellen-werte entscheiden, noch ist sie in der Lage diese zu verändern. Nebenverbesserten Messverfahren bedarf es somit eines Aushandlungsprozes-ses bezüglich der Risikobereitschaft einer Gesellschaft, Schwellenwertezu überschreiten, obwohl die bisherige Dynamik des Systems Erdeförderlich für ihre Entwicklung war (vgl. Rockström et al. 2009a, b).

Im Rahmen der Diskussion über den Klimawandel wird angenommen,dass der menschliche Einfluss auf die Atmosphäre bereits so starkwar, dass ein Verbleib in der bisherigen Dynamik als nicht möglicherscheint, weil bereits kritische Punkte überschritten wurden undanzunehmen ist, dass auch dies weiterhin geschieht. Deshalb müssenGegenmaßnahmen zu einer Vermeidung menschlicher CO2-Emissionen(u. a. europäisches Emissionshandelssystem, Energiewende) beitragenund Anpassungsmaßnahmen zu einer Adaptierung der Infrastruktur(u. a. Deichbau) führen.

Nachhaltigkeit: In den Nachhaltigkeitswissenschaften lassen sich u. a.zwei grundlegende Konzepte hervorheben: das Konzept der schwachenund der starken Nachhaltigkeit. Die beiden unterscheiden sich durchihre theoretische Rahmung sowie in Hinblick auf Fragen der Substitu-ierbarkeit von Natur- durch Sachkapital, welche wie folgt formuliertwerden können:

• Inwiefern kann Naturkapital (Gesamtheit aller Ressourcen und Öko-systeme) durch Sachkapital (Maschinen, Fabriken, Infrastruktur,etc.) ersetzt werden?

• Inwiefern ist es durch den technologischen Fortschritt möglich, Lö-sungen bezüglich der Substitution knapper werdender Energieträgerund der begrenzten Aufnahmefähigkeit von Schadstoffen durch Öko-systeme zu finden?

2.2 Hintergrundpapier 25

Das Konzept der starken Nachhaltigkeit dient dem Workshopteamals Ausgangspunkt seiner Überlegungen. In diesem Konzept kann dasNaturkapital nur sehr begrenzt durch Sachkapital substituiert werden,größtenteils sind diese Kapitalformen als komplementär anzusehen.Eine wichtige Annahme starker Nachhaltigkeit ist, dass ein kritischesNiveau an Naturkapital (CNCR – Constant Natural Capital Rule;vgl. Ott & Döring 2008) besteht, welches nicht unterschritten wer-den darf. Dieses kritische Niveau muss gehalten werden, damit dieLebensbedingungen auf der Erde in den bestehenden Bandbreitenverbleiben.

Das menschliche Wirtschaften ist somit durch begrenzte natürlicheRessourcen und durch eine begrenzte Aufnahmefähigkeit der Ökosys-teme – Senkenfunktion der Ökosysteme – von menschlichen Abfall-produkten (u. a. CO2-Emissionen, atomare Abfälle) in bestehendenBandbreiten gekennzeichnet.

Energieeffizienz & Rebound-Effekte

Mit den folgenden Definitionen möchten wir unser Verständnis vonEnergieeffizienz und Rebound-Effekten verdeutlichen. Diesbezüglichgehen wir von folgenden Annahmen aus:

• Annahme 3: Rebound-Effekte sind ein Tatbestand und besitzenein solches Ausmaß, dass sie bei der Durchführung von Energieeffi-zienzmaßnahmen berücksichtigt und eingedämmt werden müssen.

• Annahme 4: Die einzige Möglichkeit Rebound-Effekte absoluteinzudämmen und absolute Energieeinsparungen zu erreichen, istdie Etablierung von Energieverbrauchsobergrenzen (vgl. SRU 2011;2000-Watt-Gesellschaft).

Energieeffizienz: Effizienz bezeichnet das Verhältnis zwischenNutzen und Aufwand eines Prozesses. Dabei grenzt sich Effizienzklar von Effektivität ab, die auf den Grad der Zielerreichung einer Ak-tivität (Wirksamkeit) abzielt. Somit ergibt sich für die Energieeffizienzdas Verhältnis zwischen dem erbrachten Nutzen und der aufgewandtenEnergie. Aus praktischen Gründen wird die Energieeffizienz oft nichtdirekt ermittelt, sondern als prozentuale Steigerung oder als absoluterreichbare Energieeinsparung betrachtet. Die Erhöhung der Energieef-fizienz wird als eine Möglichkeit des Energiesparens angesehen.

26 2 Vorbereitung und Methodik

Energieeffizienz kann in vier weitere Ebenen und Perspektiven unter-schieden werden (vgl. Irrek et al. 2008):

• Volkswirtschaftliche Perspektive: Verhältnis von Energiever-brauch zu einer monetären Größe (z. B.: Primärenergieverbrauch jeEinheit BIP = Energieintensität).

• Energieeffizienz in der Energieumwandlung: Verhältnis dererzeugten nutzbaren Endenergie (u. a. Strom, Heizöl) zum Primär-energieeinsatz.

• Endenergieeffizienz: Verhältnis von eingesetzter Energie zur Be-friedigung eines persönlichen Bedürfnisses auf der Energienachfrage-seite (z. B.: Mobilitätsbedürfnisse, Heizen, Warenerzeugung, Infor-mationsvermittlung).

• Endenergie- und Nutzenergieeffizienz aus versorgungsöko-nomischer Sicht: Steigerung der Energieeffizienz im Verhältniszu einem veränderten menschlichen Arbeitsaufwand (z. B.: NeueModelle elektrischer Mixer, die weniger Strom verbrauchen sowienotwendige Hand- und Armbewegungen reduzieren).

Rebound-Effekt: Im Kontext des Workshops wird unter dem Re-bound-Effekt (auch Rückkopplungs-, Bumerang- oder Kompensations-effekt) ein gesteigerter Ressourcenverbrauch in Folge von Maßnahmenzur Effizienssteigerung verstanden. Das hat i. d. R. zur Folge, dassRessourceneinsparungen unter den theoretisch berechneten Wertenbleiben oder sogar vollständig kompensiert und im schlimmsten Fallsogar überkompensiert werden. Grundsätzlich wird zwischen drei Artenvon Rebound-Effekten unterschieden:

• Direkter Rebound-Effekt: Erhöhung der Nachfrage nach demgleichen Gut oder Dienstleistung;

• Indirekter Rebound-Effekt: Erhöhung der Nachfrage nach einemanderen Gut oder Dienstleistung;

• Makro-ökonomischer Rebound-Effekt: Verlagerung der Nach-frage nach einem Gut oder Dienstleistung auf andere Märkte (vgl.Sorrell 2007).

Diese drei Arten von Rebound-Effekten können in Form von finan-ziellen Rebound-Effekten (u. a. zusätzliche Konsummöglichkeiten

2.2 Hintergrundpapier 27

durch Einkommensgewinn in Folge von Effizienzmaßnahmen), materi-ellen Rebound-Effekten (u. a. Zunahme des Energie- und Ressour-cenverbrauchs für die Herstellung effizienter Produkte oder den Bauvon Infrastrukturen), psychologischen Rebound-Effekten (u. a.Ich fahre ein ökologisches Auto, also kann ich häufiger fahren undlängere Strecken zurücklegen.) und schließlich als Cross-Factor-Re-bound-Effekte (höherer Energie- und Ressourcenverbrauch als Folgeder Steigerung von Arbeitsproduktivität; z. B. Substituierung mensch-licher Arbeit durch Mechanisierung und Automatisierung oder dieschnellere Aufgabenbewältigung, die nicht in reduzierter Arbeitszeitresultiert, sondern umfangreichere Aufgaben und längere Arbeitszeitenzur Folge hat) auftreten (vgl. Santarius 2012).

Über die Existenz von Rebound-Effekten und darüber, dass Energie-effizienzmaßnahmen unterschiedliche Formen von Rebound-Effektenverursachen, herrscht ein breiter Konsens. Eine rege Diskussion findetvielmehr hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Rebound-Effektenund Energieeffizienzmaßnahmen statt. Hier gibt es erhebliche Diskre-panzen in Bezug auf Erhebungsmethoden, Herkunft, Aggregationsni-veaus sowie Identifikation der Effekte. Folglich fallen Untersuchungenüber das Ausmaß von Rebound-Effekten unterschiedlich aus (vgl. Fron-del 2013). So sind nach Sorell (2007) belastbare Zahlen überhauptnur zu direkten Rebound-Effekten vorhanden, die sich zudem auf In-dustrieländer und die Bereiche Verkehr und Haushalt beschränken.Dennoch kommt Sorell (2007) zu dem Schluss, dass Rebound-Effektekeineswegs zu vernachlässigen sind. Gillingham und Kollegen (2013)sehen dagegen keine Notwendigkeit zur Berücksichtigung von Rebound-Effekten, da Rebound-Effekte nach ihren Berechnungen nur 5 − 30%der Effizienzmaßnahmen kompensieren, sodass ein Großteil der durchEffizienzmaßnahmen erreichten Einsparungen erhalten bleibt. Aller-dings ist die Untersuchung von Gillingham und Kollegen (2013) aufdie bereits erwähnten Länder und Sektoren beschränkt.

2.2.3 Fragen an ExpertInnen aus der Wissenschaft

1. Welche Vision hat Ihr Institut und welche konkreten Ziele verfolgtes?

2. Bitte beschreiben Sie Ihre Tätigkeits- und Forschungsfelder.

28 2 Vorbereitung und Methodik

3. Inwiefern stimmen Sie mit den vier aufgeführten Annahmen über-ein?

4. Werden aus Ihrer Sicht die Themen Energieeffizienz und Rebound-Effekte in Ihren Tätigkeits- und Forschungsfeldern ausreichendbehandelt? Inwiefern besteht hier weiterer Forschungsbedarf? Fallsein solcher besteht, welches sind aus Ihrer Sicht die entscheidendenFragen?

5. Inwiefern bestehen zwischen Ihrem Institut und anderen Forschungs-einrichtungen wissenschaftliche Kooperationsprojekte bezüglich Ener-gieeffizienz und Rebound-Effekten? Können Sie diese nennen undbeschreiben?

6. Inwiefern bestehen zwischen Ihrem Institut und Praxispartnern ausPolitik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wissenschaft-liche Kooperationsprojekte bzgl. Energieeffizienz und Rebound-Effekten? Können Sie diese nennen und beschreiben?

7. Inwiefern bestehen von Ihrer Seite weitere Unklarheiten bzgl. desWorkshopthemas? Sind Sie ausreichend informiert oder benötigensie weitere Informationen?

8. Welche Erwartungen haben Sie an das Vorbereitungstreffen, denWorkshop während der NachDenkstatt-Konferenz und das Nach-bereitungstreffen? Bitte nennen und beschreiben Sie diese? WelchePersonen sollten aus Ihrer Perspektive in diesen Prozess einbezogenwerden?

2.2.4 Fragen an ExpertInnen aus der Praxis

1. Welche Vision hat Ihr Unternehmen? Welche konkreten Ziele ver-folgt es? Welche Werte vertritt Ihr Unternehmen nach außen?

2. Bitte beschreiben Sie Ihr persönliches Tätigkeitsfeld.

3. Inwiefern stimmen Sie mit den vier aufgeführten Annahmen über-ein?

4. Inwiefern werden aus Ihrer Sicht die Themen Energieeffizienz undRebound-Effekte in Ihrem Tätigkeitsfeld berücksichtigt? Bestehtweiterer Handlungsbedarf? Falls ein solcher besteht, welches sindaus Ihrer Sicht die entscheidenden Fragen?

2.3 Vorbereitungstreffen am 15. November 2013 29

5. Welche Barrieren bestehen bezüglich der Berücksichtigung von Re-bound-Effekten bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmenin Ihrem Tätigkeitsfeld?

6. Inwiefern ist es möglich, Rebound-Effekte im Zuge der Durchführungvon Energieeffizienzmaßnahmen zu messen? Welche Barrieren tretenhier auf?

7. Inwiefern bestehen zwischen Ihrem Unternehmen sowie anderenwissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Einrichtungen Ko-operationsprojekte bezüglich Energieeffizienz und Rebound-Effek-ten? Können Sie diese nennen und beschreiben? Falls dies nicht derFall ist, kennen Sie andere nationale bzw. internationale Koopera-tionsprojekte, die sich mit Energieeffizienz und Rebound-Effektenauseinandersetzen?

8. Inwiefern bestehen von Ihrer Seite weitere Unklarheiten bzgl. desWorkshopthemas? Sind Sie ausreichend informiert oder benötigensie weitere Informationen?

9. Welche Erwartungen haben Sie an das Vorbereitungstreffen, denWorkshop während der NachDenkstatt-Konferenz und das Nach-bereitungstreffen? Bitte nennen und beschreiben Sie diese? WelchePersonen sollten aus Ihrer Perspektive in diesen Prozess einbezogenwerden?

2.3 Vorbereitungstreffen am 15. November2013

2.3.1 TeilnehmerInnen

• Jessica Schröter (Universität Magdeburg, Umweltpsychologie; Pro-movierende)

• Manfred Meinen (Friesenenergie GmbH Wangerland; Geschäftsfüh-rung)

• Gerd Bahlo (Universität Oldenburg, Technisches Gebäudemanage-ment insb. Energiemanagement; stellv. Dezernent)

• Colin Bien (Teilnehmer der NachDenkstatt 2013)

30 2 Vorbereitung und Methodik

• Susanne Korhammer (TARA Ingenieurbüro Varel; Geschäftsfüh-rung)

• Isabelle Gawenat (Oldenburger Energiecluster (OLEC), Clusterma-nagerin)

• Ulrich Scheele (Oldenburger Energiecluster (OLEC), Vorstandsmit-glied)

• Simon Koesler (ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung,Umwelt- und Ressourcenökonomik; wissenschaftlicher Mitarbeiter)

• Ray Kodali (Business Technology Consulting (BTC); Junior Con-sultant)

• Team NachDenkstatt: Frederik Haack, Manuel Nagel, Oliver Rich-ters, Ernst Schäfer, Sebastian Wunderlich

2.3.2 Präsentation

Das Vorbereitungstreffen begann mit einer Begrüßung und Vorstel-lung der TeilnehmerInnen. In der anschließenden Präsentation stellteSebastian Wunderlich die wichtigsten Aspekte des transdisziplinärenAnsatzes, welcher im Rahmen der NachDenkstatt zur Anwendungkommt, die Grundprinzipien des NachDenkstatt-Konzepts sowie denVorbereitungsprozess des Workshops „Energieeffizienz & Rebound-Effekte im Kontext der Energiewende“ vor. Im Anschluss daran präsen-tierten Manuel Nagel und Ernst Schäfer eine Clusterung der Antwortender ExpertInnen auf die Fragen bzgl. des versendeten Hintergrund-papiers. Diese wurde als Ausgangspunkt für die Erarbeitung einesgemeinsamen Problemverständnisses und der weiteren Vorbereitungder Workshopkonferenz genutzt.

2.3.3 Gemeinsames Problemverständnis

Auf Grundlage der Präsentation erarbeiteten die TeilnehmerInnendes Vorbereitungstreffens ein gemeinsames Problemverständnis undstellten Effizienzmaßnahmen aus ihrem Tätigkeitsfeld vor, die sichals mögliche Fallstudie eignen und im Rahmen des Workshops be-arbeitet werden können. Die TeilnehmerInnen diskutierten möglicheWirtschaftszweige, Personengruppen sowie Rebound-Effekte, die inBezug auf die betreffenden Energieeffizienzmaßnahmen relevant sind.

2.3 Vorbereitungstreffen am 15. November 2013 31

2.3.4 Diskussion der aufgeführtenEnergieeffizienzmaßnahmen (Vormittag)

Der obere Teil der Tabelle 2.3.4 fasst die Ergebnisse der Diskussion amVormittag zusammen. Im Rahmen der Diskussion der aufgeführten En-ergieeffizienzmaßnahmen wurden folgende Punkte von den Beteiligtenbetont.

Jessica Schröter betonte, dass es im Rahmen der Untersuchungvon Energieeffizienzmaßnahmen und Rebound-Effekten wichtig ist,die Ursachen von Rebound-Effekten zu betrachten. Hier ist vor allemzu betonen, dass es nicht nur monetäre Ursachen gibt, sondern auchsolche, die auf Verhaltensänderungen beruhen. Wissen über möglicheVerhaltensänderungen ist wichtig, um gezielt Interventionen planenzu können. Allerdings steht die sozialwissenschaftliche Forschung hiererst am Anfang, weshalb weitere Forschungsanstrengungen in diesemBereich sehr wichtig sind.

Manfred Meinen von der friesenenergie Gmbh erläutert, dasssein Unternehmen in Kooperation mit Herstellern, dem Großhandelund dem Handwerk ein Geschäftsmodell für Smarthouses erarbeitenmöchte. Dieses knüpft an der Problematik an, dass nach einer ener-getischen Gebäudesanierung es oftmals zu Schwierigkeiten bei derBelüftung der sanierten Gebäude kommt. Jedoch sind durchführen-den Handwerker durch die Energieeinsparverordnung verpflichtet, einLüftungskonzept im Rahmen einer energetischen Gebäudesanierungvorzulegen. Mit dem Smarthouse-Geschäftsmodell der friesenenergiesoll erreicht werden, dass eine optimale Belüftung energetisch sanierterGebäude gewährleistet werden kann. Dies soll zum einen zu einergesunden Raumluft in den betreffenden Gebäuden und zum anderenzur Verwirklichung der vorgesehenen Energieeinsparungen (u. a. Re-duktion der Heizkosten) führen. Somit ist dieses Geschäftsmodell einProblemlösungsangebot für Eigentümer, Mieter und Vermieter sowiedas Handwerk. Dieses Geschäftsmodell ermöglicht dem Handwerk,seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen. Im Rahmen derDiskussion wurde allerdings auch deutlich, dass es wichtig ist, dieEinsparpotenziale einer Gebäudesanierung zunächst zu erfassen unddie Unterschiede zwischen einer Gebäudesanierung mit und ohne Im-plementierung eines Smarthouses zu untersuchen. Wichtig ist hier dieFestlegung einer Baseline, um mögliche Rebound-Effekte identifizieren

32 2 Vorbereitung und Methodik

EffizienzmaßnahmenWirtschaftszweig /Personengruppen

Smarthouse: Energetische Gebäudesanie-rung, Lüftung, Heizung, Smart Meter,Photovoltaik

Haushalte, Vermieter

Umstieg auf LED Haushalte, Unternehmen

Anpassung Heizung / Licht an Nutzung(Uni)

Förderung energetischeGebäudesanierung

Einführung Energiemanagementsystem Universitäten

Gebäudespezifische Verbrauchsbaselines

Verzicht auf Klimatisierung von Räumen

E-Mobilität (E-Bike) Tatsächliche Nutzergruppen

Regelwerke, Normen, Bau GB Stadt Oldenburg

Europäisches Energieeffizienzgesetz, Aus-breitungskanäle für Rebounds

Erkennung von Ausgangssituationen fürglobale Rebound-Effekte durch effiziente-re Produktionsweisen

Förderungen, Anreize

Maßnahmen im Bereich Querschnitts-technologien

Privat, öffentliche Hand,Gewerbe / Industrie

Verbrauchsverhalten Industrie/Endkunde

Contracting

Tabelle 1: Mögliche Wirtschaftszweige, Personengruppen und Rebound-Ef-fekte. Oben Vormittags-, unten Nachmittagsdiskussion.

2.3 Vorbereitungstreffen am 15. November 2013 33

Rebound-Effekt Fallstudie

Finanzielle Rebound-Effekte (mehrUrlaub etc.), Psychologische Re-bound-Effekte

Friesenenergie

Technischer Rebound, Beleuchtungnach neuen Vorschriften = erhöhterEnergieverbrauch

Nachfrage / Nutzung steigt beiqualitativer Verbesserung

Beleuchtung und KälteUni Oldenburg

Nicht sparsames Verhalten außer-halb des Bezugsraums

Sanierung Gebäude,Wärmekennwert verbessern(z. B. Gebäude A6 Uni)

Räumliche und zeitliche Verlagerung Krankenhaus

34 2 Vorbereitung und Methodik

zu können.Gerd Bahlo beschreibt, dass an der Universität Oldenburg ein Ener-

giemanagementsystem und Beispiele für positiv und negativ verlaufeneEnergieeffizienzmaßnahmen existieren. Zu den positiven Beispielengehört die energetische Sanierung des Gebäudes A6 auf dem CampusHaarentor. Im Gegensatz dazu war die Erneuerung der Beleuchtungin einigen Gebäuden der Universität Oldenburg mit Schwierigkeitenbehaftet und mit einem erhöhten Energieverbrauch verbunden. Diesebeiden Maßnahmen als auch durchgeführte Effizienzmaßnahmen im Be-reich der Klimatisierung der Gebäude der Universität Oldenburg eignensich als Fallstudien für den Workshop während der NachDenkstatt.

Colin Bien betonte, dass es möglich ist, neben investiven auch nicht-investive Energieeffizienzmaßnahmen durchzuführen. Ein Beispiel füreine nicht-investive Maßnahme ist das Energieeinsparmodell an derFU Berlin, welches dadurch charakterisiert ist, dass der Energiever-brauch ab einem bestimmten Schwellenwert teurer für die betreffendenUniversitätsangehörigen wird.

2.3.5 Diskussion der aufgeführtenEnergieeffizienzmaßnahmen (Nachmittag)

Der untere Teil der Tabelle 2.3.4 fasst die Ergebnisse dieser Diskussionzusammen. Im Rahmen der Diskussion der aufgeführten Energieeffi-zienzmaßnahmen wurden folgende Punkte von den Beteiligten betont.

Ulrich Scheele, Isabelle Gawenat und Ray Kodali schlugenvor sich genauer mit den durch gesetzliche Effizienzstandards und-normen ausgelösten Rebound-Effekten im Rahmen der NachDenk-statt zu beschäftigen. Die Schwierigkeit besteht hier herauszufinden,wie und wo Rebound-Effekte durch gesetzliche Vorgaben entstehenund wie diese identifiziert werden können. Die Überlegung ist, einegesetzliche Energieeffizienzvorschrift in Bezug auf ihre Förder- undAnreizstrukturen sowie auf potenziell auftretende Rebound-Effekte zuuntersuchen.

Simon Koesler beschäftigt sich im Rahmen seiner Forschung mitSpillover-Effekten. Die untersuchte Problematik ist hier, dass auf Grundvon Effizienzmaßnahmen Rebound-Effekte zeitlich und räumlich ver-setzt auftreten können. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu un-

2.4 Konstellationsanalyse 35

tersuchen, welche Ursachen zu solchen Verlagerungseffekten führen undob Möglichkeiten bestehen, Energieeffizienzregulierungen entsprechendzu ändern, damit solche Verlagerungseffekte unterbunden werden.

Susanne Korhammer betonte, dass zwischen verschiedenen En-ergieeffizienzmaßnahmen differenziert werden muss, zum einen sindProduktionsprozesse betroffen, zum anderen Querschnittstechnologienwie Beleuchtung, Heizung, die eher den Verbrauchsprozessen zuzuord-nen sind. Während im letzten Fall die Rebound-Effekte unerwünschteNebenwirkungen der Energieeffizienzmaßnahmen sind, ist der Wunschnach Produktionssteigerung häufig Grund für Effizienzmaßnahmenund die Investition in neue oder verbesserte Produktionsanlagen – derRebound-Effekt der Mehrproduktion ist sozusagen der erhoffte Effekteiner Effizienzsteigerung.

Ulrich Scheele schlug schließlich vor, sich im Rahmen der Nach-Denkstatt genauer mit Contracting zu beschäftigen, da die Betrei-ber eines solchen Geschäftsmodells prinzipiell kein Interesse an derEntstehung von Rebound-Effekten haben und versuchen sollten, dieEntstehung dieser zu unterbinden.

2.4 Konstellationsanalyse

Die Beschreibung der Konstellationsanalyse basiert auf den Veröffent-lichungen des Zentrums Technik und Gesellschaft der TechnischenUniversität Berlin ([8], [18]).

2.4.1 Einführung

Die Konstellationsanalyse ist eine Methode, mit deren Hilfe Problem-perspektiven, Wissensbestände und Lösungsansätze aus Wissenschaftund Praxis aufeinander bezogen werden können. Sie dient dazu, Sys-teme mit ihren technischen (z. B.: Stromleitungen, Messgeräte) undnatürlichen Elementen (z. B.: Ökosystem, Meer, Luft) zu konzeptuali-sieren und die vorhandenen Beziehungen und Wechselwirkungen zuverdeutlichen. Dies gilt auch für die in den betrachteten Systemenagierenden Akteure (Personen(-gruppen)) sowie für die relevantenZeichensysteme (z. B.: Gesetze, Konzepte, Verordnungen, Normen).Zwischen diesen Elementen können unterschiedliche Beziehungen sowie

36 2 Vorbereitung und Methodik

positive und negative Rückkopplungen bestehen. Von der Problemstel-lung und den einzelnen Elementen ausgehend wird die Konstellations-analyse erstellt, wobei der Fokus auf den Beziehungen zwischen denElementen liegt. Die einzelnen Elemente werden hierbei als gleichwertigangesehen. Allerdings bestehen zumeist unterschiedliche Sichtweisenauf ein System bzw. eine Konstellation. Aus diesem Grund soll dieKonstellationsanalyse in einem gemeinsamen und problembezogenenDiskurs erstellt werden. Ziel ist die Erstellung einer Konstellation, dievon allen TeilnehmerInnen getragen wird.

2.4.2 Leitfragen & Ziele

Generell orientiert sich die Arbeit im Workshop an folgender Leitfrage:Welche Frage- und Problemstellungen ergeben sich für Wissenschaftund Praxis, wenn Rebound-Effekte bei der Erforschung und Umsetzungvon Energieeffizienzmaßnahmen in privaten Haushalten und mittel-ständischen Unternehmen berücksichtigt werden? Hieraus leiten sichdie Leitfragen und Zielstellungen der einzelnen Fallstudien ab.

2.4.3 Rollen

Im Rahmen des Workshops „Energieeffizienz & Rebound-Effekte imKontext der Energiewende“ werden in drei Kleingruppen Fallstudienzu Energieeffizienzmaßnahmen und Rebound-Effekten in den Bereichen„Smarthouse“, „Universität Oldenburg“ und „Bedeutung staatlicherRegulierung und Standardisierung bei der Entstehung von Rebound-Effekten am Beispiel der Energieeinsparverordnung (EnEV)“ bearbei-tet. Jede Fallstudie wird von einem bzw. zwei ExpertInnen zusammenmit zwei Mitgliedern des Teams der NachDenkstatt vorbereitet undwährend des Workshops angeleitet. Die ExpertInnen stellen für dieBearbeitung der Fallstudie ihr Expertenwissen zur Verfügung, um dieErstellung der Konstellationsanalyse anzuleiten. Die Mitglieder desNachDenkstatt-Teams übernehmen die Moderation und Protokollie-rung der Diskussion. Die Studierenden können sich für eine der Fall-studien entscheiden und haben die Möglichkeit, von den ExpertInnenzu lernen und sich mit ihrem Wissen in die Diskussion einzubringen.

2.5 Dokumentation 37

2.5 Dokumentation

Die Bearbeitung der Fallstudien sollte von allen Kleingruppen doku-mentiert werden, damit die einzelnen Bearbeitungsstufen innerhalbund zwischen den einzelnen Fallstudien miteinander verglichen undinterpretiert werden können.

2.5.1 Bearbeitung der Fallstudien & Erstellung derKonstellationsanalysen

Phase 1: Verstehen der Fallstudie

• Vortrag der ExpertInnen am Freitag (29.11.) und Klärung vonRückfragen

• Vorstellung der Ausgangssituation

• Vorstellung und Präzisierung der Leitfragen und Ziele

• Festlegung der Systemgrenzen

Die Erarbeitung der Konstellationsanalysen geschieht in mehrerenSchritten. Zunächst muss die Fallstudie vorgestellt und verstandenwerden sowie die Möglichkeit bestehen, Fragen zu klären (u. a. Aus-gangssituation, Leitfrage, Ziele, Festlegung der Systemgrenzen). Dieswird insbesondere am ersten Workshop-Tag geschehen.

Phase 2: Vorbereitung der Konstellationsanalyse

• Sammlung der relevanten Elemente in der vorgegebenen Tabelle

• Klärung der Bedeutung der einzelnen Elemente

• Klärung, ob die Elemente relevant für die Konstellationsanalyse sind

Ausgehend von der Leitfrage und dem Ziel der Fallstudie werden die fürdie Fallstudie relevanten Elemente zunächst in einem Brainstorminggesammelt. Hierbei soll auch die Bedeutung und die Relevanz dereinzelnen Elemente für die Konstellationsanalyse geklärt werden. Diesgeschieht mit Hilfe der folgenden Tabelle:

38 2 Vorbereitung und Methodik

Akteure TechnischeElemente

NatürlicheElemente

Zeichen

• • • •

• • • •

Phase 3: Erstellung der Konstellationsanalyse (Systemwissen)

Die für die Erstellung der Konstellationsanalyse wichtigen Symbolewerden in Abbildung 5 erläutert.

• Orientierung an Leitfragen und Zielen des Workshops sowie dereinzelnen Fallstudien

• Beginn mit für die Konstellationsanalyse unverzichtbaren Elementen

• Identifizierung der Relationen zwischen den Elementen

• Identifizierung von Systembesonderheiten

• Protokoll (Beschreibung/Charakterisierung der Elemente/Relatio-nen)

2.5.2 Phase 4: Identifizierung von Rebound-Effekten

• Identifizierung anhand der Konstellationsanalyse und Eintragung indie Tabelle

• Protokoll (Beschreibung/Charakterisierung der Rebound-Effekte)

In einem nächsten Schritt wird damit begonnen, die Konstellationsana-lyse in den einzelnen Gruppen zu erstellen. Hierbei wird zunächst einKernelement identifiziert, welches den Ausgangspunkt der Konstella-tionsanalyse bildet. Die weiteren Elemente werden um das betreffendeKernelement angeordnet. Mit dieser ersten Konstellationsanalyse sollzunächst das System der betreffenden Fallstudie mit seinen einzelnenElementen sowie Relationen erfasst und somit zur Generierung vonSystemwissen beigetragen werden. Dabei symbolisieren verschieden-farbige Moderationskarten die unterschiedlichen Elemente und Pfeiledie unterschiedlichen Relationen zwischen diesen. Allerdings bestehtnicht die Notwendigkeit, alle Elemente miteinander zu verbinden, falls

2.5 Dokumentation 39

Abbildung 5: Symbole der Konstellationsanalyse nach [8]

deren Relationen noch nicht geklärt werden konnten. Bei der Erstel-lung dieser Konstellationsanalyse sollte auf die Besonderheiten desjeweiligen Systems geachtet werden. Wichtig bei diesem Schritt ist,dass durch eine gemeinsame Diskussion und Interpretation der Kon-stellation die Möglichkeiten für die Entstehung von Rebound-Effektenherausgearbeitet werden. Es wird sicherlich notwendig sein, sich dies-bezüglich auf einzelne Teilaspekte der Konstellation zu konzentrieren.Die identifizierten Rebound-Effekte sollen mit Hilfe folgender Tabelledokumentiert werden:

40 2 Vorbereitung und Methodik

Rebound-Effekt

BeteiligteAkteure

BeteiligtetechnischeElemente

BeteiligtenatürlicheElemente

BeteiligteZeichen

Frage- und Pro-blemstellungen beiBerücksichtigungund Vermeidung

• • • • • •

• • • • • •

Über die Erstellung, Diskussion und Interpretation dieser Konstella-tionsanalyse soll ein Ergebnisprotokoll erstellt werden. Dieses soll aucheine Beschreibung und Fragestellungen bzgl. der einzelnen Elemente,deren Relationen und der auftretenden Rebound-Effekte enthalten. Diefolgenden Fragen sollen Orientierung für die Erstellung dieser erstenKonstellationsanalyse bieten.

Leitfragen Konstellationsanalyse (Systemwissen)

• Welches System wird betrachtet und welche Systemgrenzen werdenangenommen?

• Inwiefern wird das System durch Besonderheiten charakterisiert?Bitte nennt und beschreibt diese kurz.

• Aus welchen Akteuren besteht das System?

– Welche Akteure tragen Verantwortung und haben Entscheidungs-befugnisse innerhalb des Systems?

– Inwiefern bestehen Unterschiede zwischen diesen Akteuren bzgl.Autorität und wirtschaftlicher Ressourcen? Führt dies zu Unter-schieden bzgl. der Einflussmöglichkeiten innerhalb des Systems?

– Inwiefern werden die Akteure durch unterschiedliche zeitlichePlanungshorizonte charakterisiert?

– Inwiefern besteht innerhalb der Systemgrenzen ein Bewusstseinfür Rebound-Effekte?

• Aus welchen technischen und natürlichen Elemente sowie Zeichenbesteht das System?

– Inwiefern bestehen Unterschiede zwischen den technischen undnatürlichen Elementen sowie den Zeichen bzgl. ihrer Relevanz fürEnergieeffizienzmaßnahmen? Kann hier eine Rangfolge innerhalbund zwischen den Elementkategorien vorgenommen werden?

2.5 Dokumentation 41

– Inwiefern bestehen essenzielle Elemente, die als „Stellschrauben“verstanden werden können?

• Welche Beziehungen bestehen zwischen den einzelnen Elementen(siehe unterschiedliche Pfeile in Abbildung 5)?

• Inwiefern besteht die Möglichkeit, dass Rebound-Effekte innerhalbdes Systems auftreten?

Phase 5: Erweiterung auf Ziel- & Transformationswissen

• Wie kann die Effektivität der Effizienzmaßnahmen sichergestelltwerden?

– Prüfung anhand bestehender Konstellationsanalyse

– Ideensammlung

– Ergänzung der bestehenden Konstellationsanalyse durch Modera-tionskarten

• Kommt es zu grundlegenden Systemveränderungen?

• Protokoll (Beschreibung/Charakterisierung der Veränderungen)

In einem nächsten Schritt soll überlegt werden, wie es bei den betrach-teten Energieeffizienzmaßnahmen zu einer Reduktion bzw. Vermeidungvon Rebound-Effekten kommen kann. Zunächst sollen hier einige Ideengesammelt werden, bevor die bestehende Konstellationsanalyse durchentsprechende Moderationskarten ergänzt wird. Die Ideensammlungkann auf einer Flipchart vorgenommen werden. Hierfür bieten folgendeFragen eine Orientierung:

Leitfragen Konstellationsanalyse (Zielwissen)

• Wie müssten die Energieeffizienzmaßnahmen ausgestaltet werden,damit das Auftreten von Rebound-Effekten begrenzt bzw. verhindertwerden kann?

• Inwiefern würde es dann zu einer Änderung der Systemgrenzen undder beteiligten Elemente kommen?

Für die Generierung von Transformationswissen sollten noch folgendeFragen diskutiert werden:

42 2 Vorbereitung und Methodik

Leitfragen Konstellationsanalyse (Transformationswissen)

• Welche Frage- und Problemstellungen ergeben sich für Wissenschaftund Praxis, wenn Rebound-Effekte bei der Erforschung und Umset-zung von Energieeffizienzmaßnahmen in privaten Haushalten undmittelständischen Unternehmen berücksichtigt werden?

• Welche Barrieren existieren, die eine Vermeidung von Rebound-Effekten erschweren?

• Inwiefern müssten Monitoring- und Evaluationssysteme etabliertwerden, damit Transformationsprozesse im Energieeffizienzbereichnachvollzogen werden können?

Auch die Diskussion im Rahmen dieser beiden letzten Schritte sollteprotokolliert werden, um im folgenden Schritt eine Integration der dreierarbeiteten Konstellationsanalysen vornehmen zu können.

Phase 6: Vergleich & Integration

In der Integrationsphase sollen die Ergebnisse der einzelnen Work-shops kombiniert werden, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede derFallstudien herauszuarbeiten. Hierfür werden zunächst die Ergebnisseder einzelnen Fallstudiengruppen anhand der erstellten Konstellations-analysen und Protokolle kurz vorgestellt. Daran anschließend soll eszu einem Vergleich der Ergebnisse der Fallstudiengruppen kommen.Hierfür bieten folgende Fragen eine Orientierung:

• Auf welche Wissensebenen (System-, Ziel- und Transformationswis-sen) soll sich im Rahmen der Integration konzentriert werden?

• Welche Teilbereiche der drei Konstellationsanalysen sollen miteinan-der verglichen werden?

• Wurden die Leitfragen durch die Fallstudien gleich, ähnlich oderanders beantwortet?

• Kann es zwischen den einzelnen Fallstudien zu gegenseitigen Abhän-gigkeiten/Verflechtungen kommen?

2.6 Zeitplanung des Workshops 43

2.6 Zeitplanung des Workshops

Der Workshop war eingebunden in das Gesamtprogramm der Nach-Denkstatt.

Freitag, 29. November 2013, 13:30 – 18:00

• Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmer

• Ergebnisse des Vorbereitungstreffens und Diskussion

• Vorstellung des Workshopablaufs

• Vortrag Gerd Bahlo „Nachhaltiges Energiemanagement an der Uni-versität Oldenburg“

• Vortrag Simon Koesler „Die ökonomische Dimension des Rebound-Effekts“

• Vorstellung der drei Fallstudien

• Besprechung der Methode & Konstellationsanalyse

Samstag, 30. November 2013, 9:00 – 13:00: 1. Workshopphase

• Systemwissen gelegt und protokolliert

• Leitfragen & Moderationsmethoden: Grenzen des Systems festlegen

• Zielwissen erarbeiten

Samstag, 30. November 2013, 14:00 – 18:00: 2. Workshopphase

• Transformationswissen erarbeiten

• Diskussion über weitere Schritte in Einzelgruppen

• Integration der Ergebnisse: Diskussion von Gemeinsamkeiten, Un-terschiede und gegenseitige Abhängigkeiten der Szenarien

• Erstellung der Präsentation

Sonntag, 1. Dezember 2013, 9:30 – 13:00: Präsentationsrunde

• Vorstellung der Workshopergebnisse im Plenum der NachDenkstatt

3 Fallstudien

3.1 Fallstudie „Smarthouse“

3.1.1 Ausgangslage

Wesentlicher Bestandteil der Energiewende ist die Reduktion des Ener-gieverbrauchs. Große Einsparpotenziale können bei der energetischenGebäudesanierung erzielt werden, da ein Viertel des Energieverbrauchsauf Raumwärme entfallen. Bei der Sanierung (Heizung, Wärmepumpe,Dämmung, Fenster) muss die veränderte Belüftung berücksichtigt wer-den. Laut DIN 1946-6 der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind dieausführenden Handwerksbetriebe verpflichtet, bei größeren Sanierun-gen ein Lüftungskonzept zu erstellen. Derzeit werden allerdings ca. 95%der Gebäudesanierungen ohne Einhaltung der vorgenannten Vorschriftdurchgeführt und die Handwerksbetriebe haben Regressansprüche zubefürchten, falls beispielsweise Schimmel auftritt. Eine falsche Lüftungsorgt entweder für schlechte Raumluft oder macht Energieeinsparun-gen zunichte. Es sind derzeit verschiedene Lüftungskonzepte auf demMarkt, aber kein System erfüllt die bedarfsgerechten Ansprüche. DasSmarthouse-Konzept wurde entwickelt, um diesen Bedarf zu decken,und ein Lüftungskonzept mit optimierten Heizzyklen anzubieten, daszusätzlich die Kontrolle der Raumluftqualität bietet.

3.1.2 Praxispartner der NachDenkstatt 2013

Manfred Meinen & Gitta Heitmann (Friesenenergie GmbH, Geschäfts-führung)

3.1.3 Leitfrage des Workshops

Welche Frage- und Problemstellungen ergeben sich für Wis-senschaft und Praxis, wenn Rebound-Effekte bei der Erfor-

3.1 Fallstudie „Smarthouse“ 45

schung und Umsetzung von Energieeffzienzmaßnahmen inprivaten Haushalten und mittelständischen Unternehmenberücksichtigt werden?

3.1.4 Leitfrage der Fallstudie

Welche Rebound-Effekte können beim Smarthouse-Kon-zept, das Energieeinsparungen und Raumluftverbesserunganstrebt, auftreten und wie können sie vermieden werden?

3.1.5 Workshop-Ziel

Erarbeitung von Rebound-Effekten und Darstellung dieser Effekte inder Gebrauchsanleitung des Smarthouse-Paketes.

3.1.6 Hintergrundinformationen

• Inhalte der EnEV und der DIN 1946-6

• Konzept des Smarthouse

3.1.7 Protokoll des Workshops

Einführung in die Leitfrage

Durch die Einführung und Erklärung des Begriffes Smart House ist derEinstieg in die Thematik gegeben. Gebäudesanierung soll für Energie-einsparungen von bis zu 30% sorgen. Allerdings sind Handwerker durchdie DIN 1946-6 dazu verpflichtet, bei größeren Sanierungen Lüftungs-konzepte für die sanierten Gebäude bereitzustellen. Das Smarthouse-Konzept soll dieses Bedürfnis bedienen und verbindet nicht nur einLüftungskonzept mit optimierten Heizzyklen, sondern ermöglicht zu-sätzlich die Kontrolle der Raumluftqualität.

Neben der gesetzlichen Verpflichtung ist es ein gesundheitlichesProblem, dass wenige Leute richtig lüften. Dies liegt an der abge-schlossenen Hülle moderner Gebäude, hohen Energiekosten und derTatsache, dass keine natürlichen oder technischen Warnhinweise fürhohe Belastung an Kohlendioxid oder anderen organischen Verbindun-gen existieren. Dies dient außerdem, zu hohe Feuchtigkeit und damit

46 3 Fallstudien

das Risiko von Schimmel und davon ausgelösten Erkrankungen zuvermeiden und die Bausubstanz zu schützen. Außerdem soll es dieHeizenergie optimal nutzen. Die Geschlossenheit der Hülle sollte mitdem Differenzdruck-Messverfahren (Blower-Door-Test) bei Neubautenund Umbauten überprüft werden.

Das Smarthouse-Konzept soll sicherstellen, dass die Lüftung unterBerücksichtigung der Raumluftqualität, insbesondere des Kohlendi-oxidgehalts geschieht. Gleichzeitig werden die Heizkörper geregelt, umdie Energieeffizienz zu optimieren. Optionen sind Sicherheitsmodulewie Brandmelder und Alarmanlage und Komfortfunktionen wie dieStörungsmeldung bei defekter Heizung. Dadurch geht es über beste-hende Konzepte wie den „Klimagriff“ hinaus, der nur die Feuchtigkeitund Temperatur, nicht aber die Luftzusammensetzung misst.

Dieses Konzept soll nun auf mögliche Rebound-Effekte untersuchtwerden. Für die dafür genutzte Konstellationsanalyse werden zunächstAkteure, Technische Elemente und Zeichen in Tabelle 2 identifiziert.Diese Elemente werden nun in der eigentlichen Konstellationsana-lyse platziert und analysiert, die grafische Zusammenstellung ist inAbbildung 6 ersichtlich.

Diskussion

Es wird betont, dass das Smarthouse-Konzept letztlich bereits dieAntwort auf einen Rebound-Effekt ist: Nämlich der, dass nach der Ge-bäudesanierung durch die Undurchlässigkeit der Gebäudehülle erstensmehr gelüftet werden muss, was die Energieeinsparung reduziert, undzweitens die Gefahr einer Verschlechterung der Raumluft und darausresultierenden Schäden besteht, die gesundheitsgefährdend sein könnenoder kosten- und ressourcenintensiv zu beheben sind.

Natürlich ist bei der Bestimmung der Effizienzsteigerung die An-fangsinvestition zu berücksichtigen, indem eine Lebenszyklusanalysedurchgeführt wird. Dies betrifft Dämmung, Fenstererneuerung, aberauch die Installationen des Smarthouse-Konzeptes.

Je nach den Umständen sind unterschiedliche Verhaltensänderungender Nutzer möglich, die für Rebound-Effekte sorgen können. Hierbeimüssen die unterschiedlichen technischen Ausstattungen des Systemsunterschieden werden. Es ergibt sich automatisch eine Kostenfragedurch die Verwendung von unterschiedlichen Smarthouse-Paketen.

3.1 Fallstudie „Smarthouse“ 47

Akteure gelb

• Hauseigentümer, Vermieter • Bewohner (Mieter)• Handwerksbetrieb • Planer• Friesenenergie • Unternehmensnetzwerk• Büronutzer

Technische Elemente blau

• Heizung • Fenster• Protokollierung Lüftungsdaten • Lüftung• Hardware / Software • Sensoren• ‘Klimagriff’ am Fenster• Automatische Benachrichtungen (Defekt, Feuer, Lüftung)• Benachrichtungen übers Handy, Display• Rolladensteuerung, Alarmmelder etc.

Natürliche Elemente grün

• Raumluftqualität (Feuchte, Trockenheit, Temperatur, CO2)• Referenzraum • Wetter• Schimmelbildung

Zeichen rot

• Anwesenheit der Bewohner • Lastgang• DIN 1946-6, EnEV • Energetisches Konzept• Vertrieb Strom & Gas • Blower-Door-Test• Investitionskosten Smarthouse• Regresspflicht, Rauchmelderpflicht, schlechte Luft• Energ. Sanierung, Bedienung, Gesundheit• Schulung der Handwerker, Marketing• Lüftungskonzept, Lüftungsverhalten

Tabelle 2: Elemente der Konstellationsanalyse,Fallstudie „Smarthouse“

48 3 Fallstudien

Abbildung 6: Konstellationsanalyse der Fallstudie „Smarthouse“

Der gesundheitliche Aspekt tritt besonders in Gebäuden hervor,wo sich besonders viele Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten.Gerade in Schulen oder großen Büroräumen ist eine konsequente häufigeLüftung wichtig für die Arbeitsfähigkeit oder die Lernfähigkeit.

Mittels der Sensoren und des Computermoduls kann die Raumluft-qualität sowie die Lüftungszeiten bestimmt und protokolliert werden.Dadurch kann der Vermieter nachweisen, wenn die von dem Systemgeforderten Lüftungsintervalle nicht eingehalten werden und eventuelleSanierungskosten bei Schimmelbefall einklagen. Dadurch ist jedocheine umfassende Kontrolle des Anwesenheits- und Nutzungsverhaltensder Bewohner möglich, was von den Studierenden kritisiert wurde.Ein Konzept der Datenerfassung, was die Privatsphäre berücksichtigt,ist von Nöten. Allerdings wird angemerkt, dass sich das Smarthouse-

3.1 Fallstudie „Smarthouse“ 49

Angebot insbesondere an Bauherren, also Vermieter oder Wohnungs-baugenossenschaften richtet, die evtl. Interesse an der Nutzung undzentralisierten Auswertung der Daten haben und es offen ist, wie derBewohner davor technisch geschützt werden kann. Dies gilt insbeson-dere, wenn die Auslesung durch vom Eigentümer bezahlte Handwerkerstattfinden kann.

Szenario 1

Zunächst wird ein Szenario durchgegangen, in dem eine Bestandssa-nierung vorgenommen wird. Sobald bei einem unsanierten Haus derWunsch nach Sanierung besteht, kann ein Handwerker Sanierungsmaß-nahmen vorschlagen, in diesem Fall inklusive eines Lüftungskonzeptsmittels Smart House.

Das Smarthouse-Modul misst die Parameter über die Raumluftqua-lität und gibt Lüftungsimpulse & Heizimpulse über Benachrichtungenin Abhängigkeit der Anwesenheit der Bewohner.

Die Steigerung der Energieeffizienz wird in diesem Szenario durchdie energetische Sanierung erreicht, die durch das Smarthouse-Modulergänzt wird. Das Heizverhalten wird an das Lüftungsverhalten an-gepasst und daher optimiert. Der Energieverbrauch der Anlage alsmöglicher Rebound-Effekt wird als vernachlässigbar im Gesamtver-brauch einer Heizungs- und Lüftungsanlage beurteilt. Allerdings darfdie Sekundärtechnik wie Smartphone o.ä. nicht unbeachtet bleiben.

Die Anwesenden hinterfragen, in wie weit der Bewohner dauerhafteLüftungsbenachrichtungen akzeptiert.

Es wird bemängelt, dass durch die Beschränkung auf einen Refe-renzraum in den anderen Räumen keine adäquaten Aussagen getroffenwerden können, beispielsweise bei einer Wohngemeinschaft oder länge-ren Aufenthaltszeiten in einem Arbeitszimmer. Bei Verwendung vonnur einem Referenzraum ergeben sich Probleme mit Heizsystemen, dienur für das komplette Haus regelbar sind.

Hierbei gilt es zu hinterfragen, in wie weit die Verwendung desSystems zu psychologischen Verhaltungsänderungen führt. Es ist denk-bar, dass eine Sensibilisierung für die Raumluftqualität eintritt, dieauch auf andere Räumlichkeiten wie Büro oder Freunde übertragenwird. Dies hätte einerseits positive Effekte für die Gesundheit, kannandererseits zu gesteigertem Energieverbrauch führen, insbesondere,

50 3 Fallstudien

wenn an diesen Orten keine automatische Senkung der Heizung beiLüftung vorgenommen wird.

Rebound-Effekte

Anhand der Konstellationsanalyse können folgende mögliche Rebound-Effekte identifiziert werden:

monetäre Effekte: Als unmittelbare monetäre Effekte treten die In-vestitionskosten auf. Im Laufe der Zeit können Einsparungen durchgeringeren Schimmelbefall und daraus resultierenden Sanierungsbedarfsowie geringere Gesundheitsausgaben anfallen, außerdem Einsparun-gen durch geringeren Energieverbrauch (aus den Sanierungen, durchintelligenters auf lüftungszyklen abgestimmtes Heizkonzept). ZwischenHandwerker und Eigentümer sollen weniger Regressforderungen durchgeeigneters Lüftungskonzept entstehen.

Die Relevanz der monetären Rebound-Effekte kann innerhalb derKonstellationsanalyse nicht geklärt werden, weil die Verwendung desGeldes außerhalb der angenommenen Systemgrenzen liegt. Entschei-dend für die Frage, ob dem Bewohner letztlich mehr oder wenigerGeld zur Verfügung steht, ist eine Frage von Amortisationszeiten undDiskontierung.

psychologische Effekte: Es kann eine Sensibilisierung der Nutzerfür Luftqualität in Räumen auftreten, worauf dsa Lüftungsverhaltenauf andere Gebäude angewandt wird, bei denen die Heizungssteue-rung nicht auf die Lüftung reagiert und „zum Fenster rausgeheiztwird“. Beim Mieterwechsel besteht zusätzlicher Informationsbedarf,um Fehlbedienung auszuschließen. Umfassende Bildungsmaßnahmenund Bewußtsein für richtige Lüftung und Heizzyklen notwendig umEnergieeffizienz zu erreichen

Neue Märkte-Effekt: Die Nachfrage nach Smart Houses kann dieProduktionskette und die Verwendung von Rohstoffen verändern. Diesliegt allerdings außerhalb des des betrachteten Systems.

3.1 Fallstudie „Smarthouse“ 51

3.1.8 Protokoll der zweiten Workshopphase

Szenario 2

Als zweites Szenario wird ein vollständig automatisiertes Lüftungskon-zept untersucht, bei dem das komplette Haus mit Sensoren ausgestattetwird und die Lüftung bedarfsgerecht durch Sensortechnik vorgenom-men wird.

Energieeffizienzeffekte treten zum einen durch die vorgenommeneDämmung/Sanierung auf, außerdem können Heizverhalten und Lüf-tungsverhalten optimal aufeinander angepasst werden.

Dieses Konzept zeichnet sich durch höhere Investitionskosten aus,außerdem besteht Energie- und Ressourcenbedarf für die Produktionund Installation der Steuerung und ihren Betrieb sowohl durch dieSystemwartung.

Rebound-Effekte

Die monetäre und psychologischen Rebound-Effekte sind vergleich-bar mit jenen aus dem ersten Szenario, können allerdings wegen desveränderten Konzepts in ihrer Stärke abweichen.

Neue Märkte-Effekte: Durch die bereits installierte Haustechniksteigt potentiell das Interesse an weiterer Komforttechnik, was fürdie Installation weiterer Helferlein oder technischen Spielereien sorgenkann. Hier ist besonders kritisch anzumerken, dass deren Wartung mög-licherweise nicht mehr von einem Heizungsinstallateur vorgenommenwerden kann.

52 3 Fallstudien

3.2 Fallstudie „Universität Oldenburg“

3.2.1 Ausgangslage

In den letzten acht Jahren wurden verschiedene Energieeffizienzmaß-nahmen an der Universität Oldenburg durchgeführt. Im Rahmen desWorkshops werden nur die sogenannten ESIP Maßnahmen (Energieein-sparinvestitionsprogramm des Landes Niedersachsen) betrachtet. Diesewerden im Sinne der Nachhaltigkeit laufend durch das Dezernat 4 aufihren Energieeinspareffekt hin bewertet. An Beispielen wird dargestellt,welche Maßnahmen ausgeführt wurden und zu welchen Ergebnissendiese führten.

3.2.2 Praxispartner der NachDenkstatt 2013

• Gerd Bahlo (Universität Oldenburg, Technisches Gebäudemanage-ment insb. Energiemanagement, stellv. Dezernent)

• Susanne Korhammer (TARA Ingenieurbüro Varel, Geschäftsfüh-rung)

3.2.3 Institutionen

Die Universität Oldenburg, das Staatliche Baumanagement und dieOberfinanzdirektion Niedersachsen haben Entscheidungsbefugnis hin-sichtlich des Managements des universitären Energieverbrauchs.

3.2.4 Leitfrage des Workshops

Welche Frage- und Problemstellungen ergeben sich für Wis-senschaft und Praxis, wenn Rebound-Effekte bei der Erfor-schung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen inprivaten Haushalten und mittelständischen Unternehmenberücksichtigt werden?

3.2.5 Leitfrage der Fallstudie

Welche Rebound-Effekte lassen sich einzelnen Energieeffi-zienzmaßnahmen an der Universität Oldenburg zuordnen?

3.2 Fallstudie „Universität Oldenburg“ 53

Ist es möglich diese zu bewerten und zu beherrschen?

3.2.6 Hintergrundinformationen

• Energiekennzahlen und Energieverbrauchsdaten der Universität Ol-denburg 2008 bis 2012

• Benchmarkingergebnisse des Gebäudemanagements Niedersächsi-scher Hochschulen

• Liste der ESIP I + II Maßnahmen an der Universität Oldenburg

3.2.7 Benötigte Materialen für den Workshop

• Rechner mit Zugriff auf das Energiedatenerfassungssystem der Uni-versität Oldenburg

• Ausschreibungs- und Planungsunterlagen der zu bewertenden Maß-nahmen

• Die Daten zu den Hintergrundinformationen stehen den Workshop-teilnehmerInnen in Papierform zur Verfügung.

3.2.8 Ziel der Universitätsverwaltung

• Mit der Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen soll es zueiner tatsächlichen Einsparung der Energiekosten an der UniversitätOldenburg kommen.

3.2.9 Protokoll des Workshops

Verstehen der Fallstudie

Aufbauend auf der Präsentation von Gerd Bahlo, die eine grundlegendeEinführung in das Energiemanagement der Universität Oldenburg inBezug auf das bisher erreichte und die noch bestehenden Herausforde-rungen gab, diskutierten die TeilnehmerInnen die Leitfrage, System-grenzen und Ziele der Fallstudie. Im Rahmen der Diskussion einigtensich die TeilnehmerInnen auf die Zentralbibliothek der UniversitätOldenburg als das zu betrachtende System. Hierbei berücksichtigtendie Beteiligten, dass die Zentralbibliothek von allen TeilnehmerInnen

54 3 Fallstudien

genutzt wird, ein klar abgegrenztes System ist und darüber hinausnutzungsabhängig gesteuert werden kann. Schließlich prüften die Teil-nehmerInnen, ob die Zentralbibliothek bzgl. des Energieverbrauchsein relevantes Subsystem der Universität Oldenburg ist. Dies konnteklar bejaht werden, da die Energie- und Wärmeverbräuche der Zentral-bibliothek 20 Prozent des Energieverbrauchs am Campus Haarentorausmachen (siehe Energie- und Wärmekennzahlen der UniversitätOldenburg). Aufgrund dessen kam es zu einer Umformulierung derLeitfrage, die wie folgt konkretisiert wurde:

Welche Rebound-Effekte lassen sich einzelnen Energieeffi-zienzmaßnahmen in der Zentralbibliothek der UniversitätOldenburg zuordnen? Ist es möglich diese zu bewerten undzu beherrschen?

Als physische Grenzen der Zentralbibliothek wurden die tatsächlichenGebäudegrenzen (inkl. Foyer abgegrenzt durch die beiden Eingangs-drehtüren) und der innerhalb dieser Grenzen vorkommende Energie-verbrauch angenommen.

Vorbereitung der Konstellationsanalyse

Zunächst sammelten die TeilnehmerInnen potenziell wichtige Elementeund klärten deren Bedeutung sowie Relevanz für die Konstellations-analyse. Diese sind in Tabelle 3 wiedergegeben.

Erstellung der Konstellationsanalyse (Systemwissen)

Für die Erstellung der Konstellationsanalyse wählte das Fallstudien-Team „Energieeinsparung“ als Kernelement. Das Ergebnis ist in Abbil-dung 7 festgehalten. In die Konstellationsanalyse wurden sogenanntePortale eingezeichnet, damit alle Beziehungen zwischen den Elementenaufgezeigt werden konnten. „⇒ A/B/C“ kennzeichnet den Ausgangs-punkt des Portals bzw. der Beziehung und damit das beeinflussendeElemente. „A/B/C ⇒“ kennzeichnet den Zielpunkt des Portals bzw.der Beziehung und damit das zu beeinflussende Elemente. Die Ele-mente „Gesetzgebung“ und „Kostendruck/ökologischer Druck“ stehenaußerhalb der Konstellation, da sie sogenannte Rahmenelemente sind,die einen Einfluss auf das gesamte System haben.

3.2 Fallstudie „Universität Oldenburg“ 55

Akteure gelb

• Dezernat 4 • Senat, n.b.

• Reinigungspersonal (extern) • Bund, n.b.

• Präsidium • Energieversorger, n.b.

• Verfasste Studierendenschaft • Studentenwerk, n.b.

• IT-Dienste • Wartungsfirmen, n.b.

• Öffentliche Verwaltung (Land Niedersachsen)• Nutzer (Gäste, Studierende, Mitarbeiter des Betriebs)• Bibliotheksmitarbeiter, festangestellt & studentisch

Technische Elemente blau

• Fläche der Bibliothek • Heizungsanlage• Lüftung, Klima, Kälte • Gebäudeleittechnik• Energiemonitoring • Sanitäranlage, n.b.

• IT-Infrastruktur (PCs, Netzwerk) • Beleuchtung• Druck- und Kopiergeräte • Dämmung• Sozialräume (u. a. Küche) • Büroräume• Mitgebrachte elektrische Geräte, n.b.

• räumliche Gegebenheiten (Fläche der Gegebenheiten)

Natürliche Elemente grün

• Luft • Wasser, n.b. • Pflanzen, n.b.

• Licht • Wetter, Klima, Witterung

Zeichen rot

• Öffnungszeiten • Budget• Energiepreisentwicklung • Energieversorger• Nutzung der Bibliothek • Energiebezug n.b.

• Semesterzyklus • Studierendenzahl• Bauordnung (Land Niedersachsen)• Kostensenkungsdruck, ökologischer & psychologischer Druck• Versammlungsstättenverordnung (Land Niedersachsen)• Ausschreibungskriterien von EU, Bund & Land, n.b.

• Dienstleistungsangebot und -nachfrage

Tabelle 3: Elemente der Konstellationsanalyse, Fallstudie „UniversitätOldenburg“. n.b. = nicht berücksichtigt

56 3 Fallstudien

Abbildung 7: Konstellationsanalyse der Fallstudie„Universität Oldenburg“

Maßnahmen zur Zielerreichung

Nach der Erstellung der Konstellationsanalyse identifizierte das Fall-studien-Team zunächst Nutzungsansprüche bzgl. der Zentralbibliothekund Maßnahmen, die zu potenziellen Energieeinsparungen führen kön-nen. Hierbei unterschied das Team zwischen investiven und nicht-investiven Maßnahmen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 festgehalten.

3.2 Fallstudie „Universität Oldenburg“ 57

Nutzungsansprüche

• Kopieren, scannen, drucken • Büchernutzung• Katalogsnutzung • Gruppenarbeit• Selbststudium • Entspannen• PC-Nutzung • Beratung

Investive Maßnahmen

• Umstellung auf E-Books • Teilnutzungskonzept• studentische Stellen • Kommunikationskonzept• erweiterte Tageslichtnutzung • Optimierung des PC-Pools• Visualisierung von Verbräuchen• Umschaltung Klima → Lüftung (Sommer)• Verringerung des Freihandbestands• Bestandsaufnahme / Energieanalyse• Dachnutzung (u. a. Photovoltaik)

Nicht-investive Maßnahmen

• Veränderung der Öffnungszeiten• Verlagerung der Gruppenarbeitsräume• Verkürzung der Reinigungszeiten• Sensibilisierung der Mitarbeiter• Budgetierung• Änderung des Nutzungsverhaltens

Tabelle 4: Maßnahmen zur Zielerreichung, Fallstudie „Universität Ol-denburg“.Anmerkung 1: Bestimmte Vorgaben (u. a. Amortisierungs-zeit, Einsparpotenziale) sowie nicht alle aufgeführten Maß-nahmen liegen im Befugnisbereich des Dezernats 4 undmüssen mit weiteren zuständigen Stellen der UniversitätOldenburg und auf Landesebene besprochen werden.Anmerkung 2: Die Durchführung der beiden investivenMaßnahmen „Umstellung auf E-Books“ und „Verringerungdes Freihandbestands“ würde zu einem neuen Nutzungskon-zept der Zentralbibliothek führen.

58 3 Fallstudien

Identifizierung von Rebound-Effekten

Schließlich führte das Fallstudien-Team eine Bewertung der investivenund nicht-investiven Maßnahmen bzgl. möglicher Konsequenzen undRebound-Effekte durch. Dies ist in Tabelle 5 festgehalten.

Mögliche Weiterführung

Die Ergebnisse der Fallstudie werden im Rahmen des Nachbereitungs-treffens aufgegriffen und die Möglichkeiten einer Weiterführung disku-tiert.

Weiterführungsmöglichkeiten:

• Veröffentlichung der Ergebnisse im Abschlussbericht des Workshops„Energieeffizienz & Rebound-Effekte im Kontext der Energiewende“und der NachDenkstatt 2013 sowie universitätsweite Bekanntma-chung

• Fortführung der erarbeiteten Ideen im Rahmen der Umsetzung desNachhaltigkeitsberichts der Universität Oldenburg

• Weiterführung der Fallstudien im Rahmen von Seminaren bzw. derNachDenkstatt 2014 und Erstellung einer Empfehlung mit mögli-chen Maßnahmen, deren Auswirkungen / Rebound-Effekten undEinsparpotenzialen

Mögliche Prozessergebnisse:

• Ein mögliches Prozessergebnis könnte die Erarbeitung einer Hand-lungsanweisung bzw. eines Berechnungsvorschlags für energiespa-rende Maßnahmen mit dem Ziel sein, Rebound-Effekte bei derKalkulation von Energiesparmaßnahmen in der Amortisation zuberücksichtigen. Anhand dessen soll es zu einer Neubewertung dergeplanten Energieeinsparmaßnahmen kommen.1

1 Wir danken herzlich Dennis Philipp für die Protokollführung am Workshoptag.

3.2 Fallstudie „Universität Oldenburg“ 59

Maßnahmen Konsequenzen / Rebound-Effekt

Umstellung aufE-Books und Erwei-terung des PC-Pools

Mögliche Folgen sind die Schaffung vonmehr PC-Arbeitsplätzen und eine ver-stärkte PC-Nutzung (eventuell durchsinkendes Knappheitsbewusstsein), waszu einem erhöhten Energieverbrauch füh-ren könnte. Darüber hinaus müsste einalternatives Raumnutzungskonzept für diefrei werdenden Flächen in der Bibliothekerarbeitet werden.

Erhöhung/Reduktionder Funktionen desPC-Pools

Möglich ist die verstärkte/reduzierte Mit-nahme eigener Laptops und folglich derAnstieg/die Reduktion des Energiever-brauchs.

Veränderung derÖffnungszeiten

Eine mögliche Folge könnte die verstärkteNutzung anderer Gebäude sein und damitdas Konstantbleiben des gesamten univer-sitären Energieverbrauchs. Weiterhin wärehier eine potenzielle Kapazitätssteigerungu. a. bzgl. der Anzahl der Schränke, desPC-Pools und des Foyers notwendig, umder gesteigerten Nutzung während der„Stoßzeiten“ gerecht zu werden.

Verlagerung vonGruppenarbeits-räumen

Es müsste zur Schaffung von neuen Grup-penarbeitsräumen in anderen Gebäudenkommen.

Tabelle 5: Analyse der möglichen Rebound-Effekte, Fallstudie „Uni-versität Oldenburg“

60 3 Fallstudien

3.3 Fallstudie „EnEV“

3.3.1 Ausgangslage

Staatliche Regulierungen haben eine zentrale Bedeutung bei der Anreiz-schaffung für die Entwicklung und Umsetzung von Energieeffizienzmaß-nahmen. Gleichzeitig beeinflussen solche Regulierungen, Normierungenund Standardisierungen aber auch die Art und das Ausmaß, sowiedie Wirkungsverläufe von Rebound-Effekten. Regulierende Maßnah-men unterliegen damit einer sog. Mehrebenenproblematik. An einemBeispiel soll diese Problematik im Folgenden kurz dargestellt werden:Staatliche Vorgaben im Baurecht, wie bspw. die Energieeinsparverord-nung (EnEV) haben über die Steuerung beim Neubau von Gebäudenoder bei der Gebäudesanierung direkte oder indirekte Auswirkungenauf den Energieverbrauch. Diese Auswirkungen können dabei überunterschiedliche Kanäle sowie räumlich entzerrt entstehen (z. B. durchAnpassungsreaktionen der Bewohner/Hauseigentümer oder anderestaatliche Regeln und Normen). Folglich kann es dazu kommen, dasspotentielle Energieeinsparungen nicht ausgeschöpft oder sogar verhin-dert werden.

3.3.2 ExpertInnen der NachDenkstatt 2013

• Prof. Dr. Ulrich Scheele (Vorstandsmitglied OLEC & GeschäftsführerARSU)

• Isabelle Gawenat (Clustermanagerin OLEC)

• Ray Kodali (BTC AG, Softwareentwicklung im Bereich Windenergie;Geschäftsprozessanalyse in der Energiewirtschaft)

• Simon Koesler (ZEW, Rebound-Effekte, Ökonomische Bewertungvon Umwelt- und Klimapolitiken)

3.3.3 Leitfrage des Workshops

Welche Frage- und Problemstellungen ergeben sich für Wis-senschaft und Praxis, wenn Rebound-Effekte bei der Erfor-schung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen inprivaten Haushalten und mittelständischen Unternehmenberücksichtigt werden?

3.3 Fallstudie „EnEV“ 61

3.3.4 Leitfragen der Fallstudie

Im Rahmen der Fallstudienbearbeitung sollen daher die folgendenPunkte am Beispiel einer solchen staatlichen Vorgabe untersucht wer-den:

• Welche Akteure sind von der Umsetzung einer solchen Vorgabebetroffen (z. B. öffentliche Hand; Planungsbüros / Projektträger;Bewohner / Hauseigentümer; angrenzende Regionen / Gemeindenusw.)?

• Welche Kanäle tragen zur Entstehung der identifizierten Rebound-Effekte bei?

• Welche Rebound-Effekte lassen sich durch die Umsetzung der Maß-nahme identifizieren?

• Wie und an welcher Stelle kann möglicherweise die Effektivität vonEffizienzmaßnahmen verbessert oder sichergestellt werden (müssenund können bspw. Regulierungen verändert und angepasst werden?)

3.3.5 Hintergrundinformationen

Hintergrundmaterial zur Fallstudie

• Bebauungsplan, Niedersächsische Initiative für Klimaschutz in derSiedlungsentwicklung, http://www.nikis-niedersachsen.de/index.php?id=132

• Auswirkungen des Reboundeffekts bei der Sanierung von Bestands-gebäuden, EnEff:Stadt - Forschung für die energieeffiziente Stadt,http://www.eneff-stadt.info/de/pilotprojekte/projekt/details/auswirkungen-des-reboundeffekts-bei-der-sanierung-von-bestandsgebaeuden/

• Dem Rebound-Effekt auf der Spur – Warum berechnete Einsparpo-tenziale in der Altbausanierung nicht erreicht werden. EnEff:Stadt- Forschung für die energieeffiziente Stadt, 13. Aug 2012, http://www.eneff-stadt.info/de/news/news/details/dem-rebound-effekt-auf-der-spur-warum-berechnete-einsparpotenziale-in-der-altbausanierung-nicht-er/.

62 3 Fallstudien

3.3.6 Ziele des Workshops

• Aufdecken möglicher Rebound-Effekte bei der Umsetzung von Effi-zienzmaßnahmen im Rahmen von EnEV.

• Verortung der Rebound-Effekte in der Konstellationsanalyse

3.3.7 Protokoll des Workshops

Verstehen der Fallstudie

Am Freitag gab Prof. Dr. Scheele einen Überblick über das ThemaEnergieeffizienz auf europäischer und nationaler Ebene. Dabei wurdendie energiepolitischen Ziele auf europäischer und nationaler Ebene unddie Energieeinsparverordnung vorgestellt. Eine Übersicht wesentlicherEffizienzpotenziale verdeutlichte, dass der Gebäudesektor (privateHaushalte sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor) großesEffizienzpotenzial bietet, welches jedoch sehr maßnahmenspezifisch ist.Daran schloss sich eine Darstellung der Probleme an, die sich durchgängige Energieeffizienzmaßnahmen ergeben. Ausgehend von dieserPräsentation wurde die Fallstudie durch die Moderatoren am Samstagkonkretisiert und das geplante Vorgehen erläutert. Die TeilnehmerInnendiskutierten daraufhin die Leitfrage und die Implikationen für das zubetrachtende System. Die vorgesehene Abgrenzung des betrachtetenSystems als auch der unterschiedlichen Wirkebenen erwiesen sich alsschwierig. Die TeilnehmerInnen beschlossen daher zunächst, beideAspekte offen zu lassen, um nicht wesentliche Elemente zu übersehen.

Vorbereitung der Konstellationsanalyse

Vor der Durchführung der Konstellationsanalyse identifizierten die Teil-nehmerInnen wichtige Elemente des Systems und ordneten diese denverschiedenen Systemkomponenten zu. Dies ist in Tabelle 6 dargestellt.

Erstellung der Konstellationsanalyse

• Beginn mit unverzichtbaren Elementen des Systems

• Identifizierung der Relationen zwischen den Elementen

• Systembesonderheiten identifizieren

3.3 Fallstudie „EnEV“ 63

Akteure gelb

• Staat • Individuen • NGOs• Kommunen • Städte • Bürger• Medien • Wirtschaft • Haushalte• Industrieverbände • Investoren • Handwerk• Parteien • Vermieter • Mieter• Wissenschaft • Energieversorger• private Vereine • Verbraucherverbände• Industriezweige • Bildungseinrichtungen

Technische Elemente blau

• Produktion EE • Energienetze • Software• Elektromobilität • Haushaltsgeräte • Beleuchung• Kühlanlagen • Lüftung • Heizung• IKT • Architektur von Gebäuden• Dämmung • Externe Wärmeproduktion

Natürliche Elemente grün

• Atmosphäre • Boden • Wasser• Wind • Sonne • Fauna• Wälder • Rohstoffe und Materialien• Gesundheit • Emissionen von Gas und Feinstaub

Zeichen rot

• Güteklasse • Staatliche Förderung• ländlich / urban • demografischer Wandel• Steuern • Wille zum Verändern, Innovation• EEG • Emissionshandelssystem• Eigentum • sozio-kulturelle Aspekte• Bewusstsein • psychologische Aspekte• Kommunikation • berufliche Bildung• Technologiestand • finanzielle Mittel• EEWärmeG • EnEV

Tabelle 6: Elemente der Konstellationsanalyse, Fallstudie „EnEV“

64 3 Fallstudien

Im Laufe der Konstellationsanalyse hat sich die Frage nach dem Kern-element – von dem das relationale Gefüge ausgeht – mehrfach gestellt.Dabei standen einzelne Effizienzmaßnahmen, die im Rahmen von EnEVumgesetzt werden und die EnEV selbst zur Debatte. Nach mehrfachemWechsel des Kernelements entschied sich die Gruppe schlussendlich fürEnEV als Kernelement. Die grafische Zusammenstellung ist in Abbil-dung 8 ersichtlich. Die identifizierten Rebound-Effekte und passendeMaßnahmen zur Zielverfolgung sind in Tabelle 7 dargestellt.

Diese Elemente werden nun in der eigentlichen Konstellationsanalyseplatziert und analysiert.

Abbildung 8: Konstellationsanalyse der Fallstudie „EnEV“

3.3 Fallstudie „EnEV“ 65

Rebound-Effekt Maßnahmen undderen Problemfelder

Materialmehrverbrauch beiGebäuden (Embodied EnergyEffect)

Ein Life-Cycle-Assessment sollte ver-pflichtend bei Energie-Effizienz Maß-nahmen eingeführt werden. Die konsis-tente Umsetzbarkeit dürfte eine Heraus-forderung darstellen.

Mehrverbrauch durch Geld-einsparung

Durch zweckgebundene Reinvestitionenkönnte ein Mehrverbrauch durch Geld-einsparungen begegnet werden. Frageist, ob dies nicht ein zu starker Eingriffin die individuelle Entscheidungsfreiheitdarstellt.

Positive Bewusstseinsände-rung über den Kontakt bzw.die Auseinandersetzung mitder EnEV

Diese Bewusstseinsänderung könntesich positiv in einer Vorbildfunktionniederschlagen.

Nicht optimale Ausschöpfungder Potentiale durch Verwir-rung (Unübersichtlichkeit derGesetze und Maßnahmen)

Der Instrumentenmix müsste im Vor-feld besser abgestimmt sein. Herausfor-derung sind hier u. a. auftretende Ziel-und/oder Interessenkonflikte

Investitionszwang durchEnEV verhindert anderemöglicherweise effizientereInvestitionen

Die Instrumente könnten ohne konkre-te Maßnahmenbindung ausgestaltetwerden.

Pfadabhängigkeit Vermeidung von sich konfligierendenInteressen

Suboptimale Installation derAnlagen (durch Unwissenheitoder bewusst)

Beeinträchtigung andererEnergieeinsparmaßnahmen

Tabelle 7: Rebound-Effekte und Maßnahmen zur Zielverfolgung, Fall-studie „EnEV“

4 Nachbereitung

Am 7. März 2014 fand das Nachbereitungstreffen in der UniversitätOldenburg statt.

4.1 Nachbereitungstreffen am 7. März 2014

4.1.1 TeilnehmerInnen

• Gitta Heitmann (Friesenenergie GmbH Wangerland; Geschäftsfüh-rung)

• Manfred Meinen (Friesenenergie GmbH Wangerland; Geschäftsfüh-rung)

• Sven Klusmann (Teilnehmer der NachDenkstatt 2013)

• Simon Koesler (ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung,Umwelt- und Ressourcenökonomik; wissenschaftlicher Mitarbeiter)

• Team NachDenkstatt: Manuel Nagel, Oliver Richters, Ernst Schäfer(Protokoll), Sebastian Wunderlich

4.1.2 Präsentation der Fallstudien

Smarthouse

Oliver Richters fasst die wesentlichen Ergebnisse aus dem Workshop„Smarthouse-Konzept“ zusammen. Als Probleme konnten insbesonderedie Nutzung eines Referenzraumes, der Datenschutz und die mögli-cherweise fehlende Kompetenz der Heizungsinstallateure identifiziertwerden. Als monetäre Rebound-Effekte wurden Anfangsinvestitionen,Energiekosten, Regressforderungen und Kosten durch Schäden anGesundheit und Bausubstanz durch Schimmelbefall erkannt. Psycholo-gische Rebound-Effekte können bei der Adaption auf Gebäude ohneSteuermodul entstehen, hier ist das Lernverhalten der Handelnden zu

4.1 Nachbereitungstreffen am 7. März 2014 67

beachten. Es besteht zusätzlicher Informationsbedarf, beispielsweisebeim Mieter- oder Eigentümerwechsel. Zudem wird die Möglichkeit er-kannt, dass neue Märkte entstehen, beispielsweise für Komforttechnik,die ebenfalls mit Ressourcenverbrauch verbunden sind.

Universität Oldenburg

Sebastian Wunderlich fasst die wesentlichen Ergebnisse aus dem Work-shop „Universität Oldenburg“ zusammen:

• Umstellung auf E-Books und Erweiterung des PC Pools:Mögliche Folgen sind die Schaffung von mehr PC-Arbeitsplätzenund eine verstärkte PC-Nutzung (eventuell durch sinkendes Knapp-heitsbewusstsein), was zu einem erhöhten Energieverbrauch führenkönnte. Darüber hinaus müsste ein alternatives Raumnutzungskon-zept für die frei werdenden Flächen in der Bibliothek erarbeitetwerden.

• Erhöhung/Reduktion des Funktionen des PC-Pools: Mög-lich ist die verstärkte/reduzierte Mitnahme eigener Laptops undfolglich der Anstieg/die Reduktion des Energieverbrauchs.

• Veränderung der Öffnungszeiten: Eine mögliche Folge könntedie verstärkte Nutzung anderer Gebäude sein und damit das Kon-stantbleiben des gesamten universitären Energieverbrauchs. Wei-terhin wäre hier eine potenzielle Kapazitätssteigerung u. a. bzgl.der Anzahl der Schränke, des PC-Pools und des Foyers notwendig,um der gesteigerten Nutzung während der „Stoßzeiten“ gerecht zuwerden.

• Verlagerung von Gruppenarbeitsräumen: Es müsste zur Schaf-fung von neuen Gruppenarbeitsräumen in anderen Gebäuden kom-men.

Im Workshop „Universität Oldenburg“ wurde zudem viel über eineWeiterführung der Erkenntnisse nachgedacht und diskutiert. Die Arbeitkönnte in Form von Abschlussarbeiten oder im Rahmen der Umsetzungdes Nachhaltigkeitsberichts, in Seminaren bzw. der NachDenkstatt2014 fortgeführt werden. Als Prozessergebnis wäre eine Neubewertungvon geplanten Energieeinsparmaßnahmen unter Berücksichtigung vonRebound-Effekten möglich.

68 4 Nachbereitung

EnEV

Manuel Nagel fasst die wesentlichen Ergebnisse aus dem Workshop„EnEV“ zusammen. Hierbei werden die Rebound-Effekte und mögli-che Gegenmaßnahmen mit den dazugehörigen Problemfeldern wie inTabelle 7 dargestellt.

Diskussion

Die Workshopteilnehmer berichten über die Entwicklung seit demWorkshop. Die Geschäftsführung der Friesenenergie berichtet, dassderzeit Gremienbeschlüsse anstehen und ein Prototyp des Systems beieiner Wohnungsgesellschaft installiert wurde. Simon Kösler (ZEW)erklärt, das Rebound-Projekt sei inzwischen ausgelaufen, am ZEWsei jedoch mit der Akquise für ein neues Rebound-Projekt im EU-Kontext begonnen worden, in dem Unterschiede zwischen den Ländernuntersucht werden sollen. Im Fokus stehen dabei die soziale Dimensionsowie aus Infrastrukturmaßnahmen resultierende neue Konstellationenvon Rebound-Effekten, zugleich sollen Psychologen positive Rebound-Effekte untersuchen.

4.1.3 Evaluation

Sebastian Wunderlich leitet zum Evaluationsteil über und gibt Anre-gungen für die Evaluation und Diskussion des Workshops insgesamt:

• Was haben Sie durch die Beteiligung an der NachDenkstatt 2013gelernt?

• Konnten Sie die erarbeiteten Ergebnisse für Ihre Tätigkeiten nutzen?

• Haben Sie Interesse an einer weiteren Kooperation?

• Welche Veränderungsvorschläge am Format haben Sie?

Gitta Heitmann (friesenenergie GmbH) fand die NachDenkstattsehr interessant und verspürt seitdem den Wunsch, Geschäftsange-legenheiten „anders anzugehen“, sie möchte „starre Strukturen“ imWangerland aufbrechen und die Dinge anders betrachten. Sie findetdas Vorgehen durchaus als erfolgsversprechend, hatte auf „unkonven-tionellen“ Input von Studenten gehofft und diesen auch mitgenommen.

4.1 Nachbereitungstreffen am 7. März 2014 69

Die Gruppengröße von 6–8 Leuten habe sich bewährt, es sei angenehmzur Zusammenarbeit gewesen. Dabei seien viele wenig berücksichtigteFragestellungen offenkundig geworden, die in der Forschung und Ent-wicklung nicht aufgekommen sind. Die Debatte über Rebound-Effektehabe zum Nachdenken über mögliche negative Effekte sensibilisiert,die kritische Hinterfragung habe an Bedeutung gewonnen. Es bestehtgroßes Interesse an einer zukünftigen Zusammenarbeit.

Manfred Meinen (friesenenergie GmbH) erklärt, er habe viel neuesgelernt und fand die unabhängigen Meinungen der Studierenden sehrgut. Rebound-Effekte seien vorher kein Thema gewesen, spielen jetztaber in allen Überlegungen eine Rolle, beispielsweise beim Thermostat.Die Friesenenergie hat das Thema und die Workshopergebnisse ihrenPartnern vorgestellt, die dies ebenfalls interessant fanden und Interessebekundet haben, möglicherweise mitzumachen. Es sei denkbar, dass einkonkretes Projekt aus der Zusammenarbeit entstehen könnte. Bei denim Projekt der Friesenenergie involvierten Ingenieuren seien Rebound-Effekte jedoch kein Thema, alle konzentrierten sich auf ihre einzelnenBereiche, während das Große und Ganze vernachlässigt würde.

Simon Kösler (ZEW) fand besonders das Interdisziplinäre interessant,ihm sei deutlicher geworden, dass es wichtig ist den Rebound-Effekt inden Kontext zu stellen und sich zu überlegen, in welchem Rahmen mansich bewegt. Dies sei auch wissenschaftlich gesehen sehr wichtig. DasVorgehen bei der NachDenkstatt fließe in den Projektantrag für dasneue Projekt mit ein, es besteht Interesse an einer weiteren Kooperation.Er fand die kleinen Gruppen sehr gut, weil man besser ins Detail gehenkonnte.

Sven Klusmann (Universität Oldenburg) bedauert, dass Gerd Bahlonicht da ist und deshalb kein Feedback geben kann. Er würde gernewissen, ob Teile der Ergebnisse umgesetzt oder weitergeführt werden. Ergibt an, den Workshop rückblickend als methodisches Training zu sehen,denn er habe wenig konkrete Handlungsanweisungen mitgenommen.

4.1.4 Diskussion von Zukunftsideen

Für das Team der NachDenkstatt erläutert Sebastian Wunderlich, dasseine neue Gruppe sich für die NachDenkstatt 2014 gefunden habe, dar-unter seien auch Workshopteilnehmer. Energie als Schwerpunkt würdeweitergeführt, mögliche Themen seien regionale Energieversorgung oder

70 4 Nachbereitung

das Energiebudget der Universität Oldenburg. Prof. Siebenhühner undGerd Bahlo hätten bereits großes Interesse gezeigt. Oliver Richtersergänzt, dass die Möglichkeit zur Integration in das Practical Projectim Rahmen des Masters Sustainability, Economics and Managementbereits diskutiert wurde.

Simon Kösler (ZEW) äußert keine konkreten Ideen, er und dasZEW stehen Projektideen seitens der NachDenkstatt jedoch auch inZukunft offen gegenüber. Das ZEW könnte beispielsweise Bachelor-und Masterarbeiten im Rahmen von Praktika begleiten.

5 Reflexion und Fazit

Im Workshop gelang es, anhand der drei Fallstudien „Smarthouse”,„Universität Oldenburg” und „EnEV” Rebound-Effekte im Kontextder Energiewende zu untersuchen.

Bei der Fallstudie „Smarthouse” stellte die Geschäftsführung derfriesenenergie GmbH ihr Projekt zur Diskussion, die energetische Ge-bäudesanierung mit einem Lüftungskonzept zu koppeln. Im Vorfeldstellte sich heraus, dass die Existenz von Rebound-Effekten bei denExpertInnen kaum bekannt sind und daher nicht berücksichtigt werden.Gewöhnt sich beispielsweise ein Nutzer an die automatisierte Heizungs-steuerung, kann dies an anderen Orten dazu führen, dass zum Fensterhinausgeheizt wird. Zusätzlich zu diesem psychologischen Rebound-Ef-fekt können Kosteneinsparungen durch die Sanierung an anderer Stelleeingesetzt werden, diese monetären Effekte konnten jedoch innerhalbder Systemgrenzen nicht weiter analysiert werden. Diskutiert wurdeebenfalls, welche Auswirkungen die steigende Nachfrage nach demSmarthouse-Konzept auf die Produktionskette und die Verwendungvon Rohstoffen haben könnte, und ob durch die Installation weitererTechnik nicht neue Märkte mit zusätzlichem Ressourcenverbraucherschlossen werden. Laut eigener Aussage wurden die ExpertInnendurch den Workshop sensibilisiert und beziehen Rebound-Effekte nunin ihrer Planung ein.

Innerhalb der Fallstudie „Universität Oldenburg“ wurden Energie-sparkonzepte für die Oldenburger Universitätsbibliothek erarbeitetund diskutiert. Dies beinhaltete Verhaltungsänderungen wie die ver-mehrte Nutzung von elektronischen Medien oder eine Verringerung desFreihandbestandes, aber auch investive Maßnahmen. Als Ergebnis derAnalyse und der Identifizierung möglicher Rebound-Effekte wird dieUniversität Oldenburg die geplanten Maßnahmen neu bewerten unddies auch bei zukünftigen Energieeinsparmaßnahmen auch außerhalbder Bibliothek berücksichtigen.

Die Fallstudie „EnEV” untersuchte die Energieeinsparverordnung

72 5 Reflexion und Fazit

auf mögliche Rebound-Effekte. Um zu verhindern, dass mit Rohstoffver-brauch verbundene Mehrinvestitionen letztlich nicht zu Einsparungenführen, wird die Durchführung eines Life-Cycle-Assessments vorgeschla-gen. Relevant für die Betrachtung, aber außerhalb der Systemgrenzen,liegt die Nutzung der durch Geldeinsparung beim Verbrauch freiwerden-den Gelder. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass eine Steuerungweit in die individuelle Entscheidungsfreiheit eingreifen würde. DieseGefahr besteht ebenfalls bereits bei der Umsetzung der EnEV, weilder Investitionszwang andere möglicherweise effizientere Investitionenverhindern könnte. Insgesamt zeigten sich in dieser Fallstudie auch dieBedeutung und der Zusammenhang von abgestecktem Untersuchungs-raum und Konkretisierungstiefe der qualitativen Analyse.

Ergebnisse und Rückmeldungen zeigen, dass das durchaus komplexeThema, welches auch für das Vorbereitungsteam umfangreiche Ein-arbeitung erforderte, gut aufbereitet und den TeilnehmerInnen undExpertInnen eine Arbeitsgrundlage für das Treffen gegeben werdenkonnte. Als wesentlich erscheint uns, gemeinsam einen klaren Rah-men für die eigentliche Konferenz festzulegen, wie dies durch dasHintergrundpapier geschehen ist. Selbst wenn möglicherweise nichtalle Teilnehmenden die Prämissen und Schlussfolgerungen dieses Pa-piers teilten, konnte auf dieser Basis diskutiert werden, ohne sich inGrundsatzdiskussionen zu verlieren. Die Vorstellung des Rahmens undeine Einführung in das Thema Rebound-Effekte und die Vorstellungder Fallstudien nahm innerhalb der Workshop-Konferenz dadurch miteinem Drittel der Zeit einen relativ großen Raum ein, was die freie Ar-beitszeit und die gegenseitige Vorstellung der Ergebnisse einschränkte.

Der Einsatz transdisziplinärer Methodik, hier mittels der Konstella-tionsanalyse, hat sich bewährt. Dadurch, das fast alle Teilnehmendenweder bisher mit transdisziplinären Methoden gearbeitet hatten, bliebihre Mitwirkung an der konzeptionellen Struktur des Workshops al-lerdings eingeschränkt. Leider konnte beim Nachbereitungstreffen nurein kleiner Teil der ExpertInnen anwesend sein.

Als äußerst fruchtbar erwies sich die Zusammenarbeit unterschiedli-cher Studiengänge (Physik, Engineering Physics, Sustainability Eco-nomics and Management) innerhalb des Workshops-Teams. Dadurchkonnten viele Missverständnisse, die möglicherweise auch bei den Ex-pertInnen oder Studierenden aufgetreten wären, bereits im Vorfeldidentifiziert und geklärt werden. Hierfür waren auch die beiden Vorbe-

73

reitungstreffen hilfreich.Anders als angedacht, unmittelbar aus dem Workshop kein eigenes,

langfristiges Projekt entstanden. Dies lag insbesondere an anderenVerpflichtungen des Vorbereitungsteams, was auch der Grund fürdie lange Nachbereitungsdauer war. Allerdings haben Erkenntnissedes Workshops wie vorgesehen Eingang gefunden in die reguläre Ar-beit der Mitwirkenden, und die veröffentlichten Workshopergebnissekönnen als Anregung für Abschlussarbeiten dienen. Außerdem ent-standen als Konsequenz des Prozesses weitere Aktivitäten: In denNachhaltigkeitsbericht2 soll das Thema Rebound-Effekte aufgenom-men werden. Zudem entstand aus der erfolgreichen Zusammenarbeitdes Vorbereitungsteams die Idee, das Wochenendseminar „Physik trifftVolkswirtschaftslehre“ zu organisieren, das im März 2014 an der Uni-versität Oldenburg durchgeführt wurde.3 Für die NachDenkstatt 2014wurde das Thema Energiewende nicht erneut in das Themenspektrumaufgenommen, was jedoch insbesondere an den persönlichen Interessendes jährlich wechselnden Vorbereitungsteams liegt.

Das Konzept, PraxispartnerInnen, WissenschaftlerInnen und Bür-gerInnen/Studierende im Rahmen der Workshop-Konferenz zu ver-sammeln, kann mittels der Rückmeldung von Studierenden und Ex-pertInnen als erfolgreich bewertet werden. Die gute Atmosphäre undOrganisation der Gesamtveranstaltung „NachDenkstatt” hat sehr zumGelingen des Workshops beigetragen.

2 uni-oldenburg.de/im-profil/nachhaltigkeitsbericht/3 Das Wochenendseminar wurde organisiert als Kooperation der jungen Deut-

schen Physikalischen Gesellschaft (jDPG), der Lehrstühle „Theoretische Physik/ Komplexe Systeme” von Prof. Dr. Ulrike Feudel (Institut für Chemie undBiologie des Meeres, Universität Oldenburg) sowie „Produktion und Umwelt”von apl. Prof. Dr. Niko Paech (Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirt-schaftspädagogik, Universität Oldenburg), der Wissenschaftlichen Arbeitsgrup-pe nachhaltiges Geld, der Vereinigung für Ökologische Ökonomie und demFachverband Sozio-Ökonomische Systeme der DPG. Das Treffen mit über 50Studierenden, DoktorandInnen und WissenschaftlerInnen diente dazu, den Aus-tausch und gegenseitiges Verständnis von Ökonomie und Physik zu fördern undzu erarbeiten, wie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in Bezug auf Energie-themen aussehen kann. Ein weiterer Fokus lag in der kritischen Reflexion, obund wie physikalische Modelle in die Volkswirtschaftslehre übernommen werdenkönnen. Vgl: Physik Journal 13 (2014) Nr. 7, S. 64; voeoe.de/seminar-2014.

74

Abbildungsverzeichnis

1 Transdisziplinäre Prozesse – Modell des ISOE . . . . . 102 Die vier Typen der Wissensintegration . . . . . . . . . 123 Phasenmodell der Nachdenkstatt . . . . . . . . . . . . 154 Planetarische Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Symbole der Konstellationsanalyse . . . . . . . . . . . 396 Konstellationsanalyse der Fallstudie „Smarthouse“ . . 487 Konstellationsanalyse der Fallstudie „Uni Oldenburg“ 568 Konstellationsanalyse der Fallstudie „EnEV“ . . . . . 64

Tabellenverzeichnis

1 Mögliche Wirtschaftszweige, Personengruppen und Re-bound-Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

2 Elemente der Konstellationsanalyse „Smarthouse“ . . 473 Elemente der Konstellationsanalyse „Universität Olden-

burg“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 554 Maßnahmen zur Zielerreichung, Fallstudie „Universität

Oldenburg“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 575 Analyse der möglichen Rebound-Effekte, Fallstudie „Uni-

versität Oldenburg“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596 Elemente der Konstellationsanalyse „EnEV“ . . . . . . 637 Rebound-Effekte und Maßnahmen zur Zielverfolgung,

Fallstudie „EnEV“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

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Alle Internetquellen zuletzt abgerufen am 17. Februar 2015.

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