Energiepolitische Leitlinien

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Beiträge und Schriften: Energie konzept Eckpunkte zur Energiestra- tegie der LINKEN Sachsen – für ein zukunftsfähiges Ener- gieprogramm Sachsen 2020

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Beschluss des 5. landesparteitages der sächsischen LINKEN, 13.November 2010, Schkeuditz

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: Energie konzeptEckpunkte zur Energiestra-tegie der LINKEN Sachsen – für ein zukunftsfähiges Ener-gieprogramm Sachsen 2020

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Herausgegeben vom Landesvorstand der Partei DIE LINKE. Sachsen

Redaktion und Satz: Rico Schubert

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Eckpunkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen – für ein zukunftsfähiges Energieprogramm Sachsen 2020 4

I. Sozial-ökologischer Umbau der Gesellschaft 6 II. Ziele linker Energiepolitik 9

Änderungsantrag (Ergänzungsantrag) zum Leitantrag »Eckpunkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen – für ein zukunftsfähi-ges Energieprogramm Sachsen 2020« (ÄA 1.2) 19

Änderungsantrag (Ergänzungsantrag) zum Leitantrag »Eckpunkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen – für ein zukunftsfähi-ges Energieprogramm Sachsen 2020« (1.3) 24

Inhaltsverzeichnis

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5Eckpunkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen

Eckpunkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen Für ein zukunftsfähiges Energieprogramm Sachsen 2020Beschluss des 5. Landesparteitages der Partei DIE LINKE. Sach-sen vom 13. November 2010

Beschlüsse:Der Landesparteitag beschließt die »Eckpunkte zur Energiestra-tegie der LINKEN Sachsen – für ein zukunftsfähiges Sachsen 2020«.

1. Die LINKE Sachsen wird aufbauend auf den Eckpunkten zur Energiestrategie im Zuge der Projektarbeit »Für ein sozial-ökologisches Sachsen« weitere ergänzende Konzepte erarbeiten, die unter anderem Fragen der Energieeffizienz, der Energiesuffi-zienz (Frage nach dem Rechten Maß bei Ressourceneinsatz und -verbrauch, des Umstiegs in der Mobilität und der energetischen Sanierung der Gebäude näher beleuchten.«

Der 5. Landesparteitag fordert den Landesvorstand und die Strukturen des Landesverbandes der LINKEN Sachsen auf, im Zuge der Diskussion zum Projekt »sozial-ökologisches Sachsen« in enger Zusammenarbeit mit dem Projekt »100.000 Arbeitsplät-ze« auch konzeptionelle Vorschläge zur wirtschaftlichen Trans-formation in den Braunkohleregionen zu erarbeiten.

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6 Sozial-ökologischer Umbau der Gesellschaft

I. Sozial-ökologischer Umbau der GesellschaftDie Gesellschaft sozial-ökologisch umzubauen, ist ein zent-rales programmatisches Reformprojekt der Partei DIE LINKE. Sachsen. Dieser Umbau betrifft nicht nur die energetische Basis der industriellen Produktion oder die Netzinfrastruktur. Er betrifft sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, u. a. eine umweltgerechte Entwicklung von Mobilität, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft, die Ressourcenwirtschaft, darüber hinaus die Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung, die Kommunikationsmöglichkeiten, die Wärmedämmung und Wärmeversorgung von Wohnungen und Gebäuden. Ohne Zugang zu Energie würde die Lebensweise in den entwickelten Industrie-staaten nicht funktionieren. Die Energieversorgung auf atomar-fossiler Basis verbietet sich aus Gründen der Endlichkeit fossiler Ressourcen auch von Uran und des beschleunigten Klimawan-dels. Heutige politische Entscheidungen sollen so getroffen werden, dass die Lebensbedürfnisse und Perspektiven auch zukünftiger Generationen berücksichtigt werden. Deshalb ist die Transformation des bisherigen atomar-fossilen Energiesystems zu einer Energiewirtschaft auf Basis erneuerbarer Energien, kurz Energiewende genannt, die grundlegende und zentrale Frage beim sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft. Das Erreichen dieses Ziels setzt verstärkte Maßnahmen zum Energiesparen und Investitionen in Energieeffizienz in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen voraus. Die vorliegenden Eckpunkte konzent-rieren sich daher auf die entscheidende Fragestellung nach der Transformation des Energiesystems.

DIE LINKE. Sachsen, wird aufbauend auf den Eckpunkten zur Energiestrategie (Umbau Energiewirtschaft), eine Konzeption zur Energieeffizienz, Energiesuffizienz, für einen Umstieg in der Mobilität und bei der CO2-Sanierung der Gebäude folgen lassen.

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7Sozial-ökologischer Umbau der Gesellschaft

1. Umbau der Energieerzeugung und Versorgung als sozial-ökologische Herausforderung der Zukunft – der Energiepreis als Brotpreis im 21. JahrhundertDer bezahlbare Zugang zu einer sicheren, klimaverträglichen Strom- und Wärmeversorgung für alle Menschen in Gegenwart und Zukunft ist die elementare Voraussetzung für ein gutes Leben und für eine funktionierende Wirtschaft. Weltweit sind mehr als 1 Milliarde Menschen vom Zugang zur Energieversor-gung ausgeschlossen. Aber auch in Deutschland können immer mehr Menschen ihre Heiz- und Stromkosten nicht mehr bezah-len. Sie werden durch Abschaltungen vom Zugang zur Energie-versorgung ausgeschlossen. Das ist nicht hinnehmbar.

Die weltweite Verknappung fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas aber auch Uran wird die Kosten für Rohstoffpreise rasant ansteigen lassen, so dass die Energieversorgung als soziale Frage in den Mittelpunkt rückt.

Zugleich nehmen die Häufigkeit und die Intensität von wetter-bedingten Naturkatastrophen weltweit und auch in Sachsen zu. Zu den regionalen Schwerpunkten gehören Ostdeutschland und Osteuropa.

Extreme Wettereignisse wie im Fall des Sommerhochwassers 2010 in der Lausitz und Sächsischen Schweiz treiben die volks-wirtschaftlichen Schäden in die Höhe und übersteigen dauerhaft die Leistungsfähigkeit der Landes- und Kommunalhaushalte. Versicherungskonzerne ziehen sich vielfach aus der Regulierung von Elementarschäden zurück oder versichern gar nicht mehr. Deshalb sind die Ärmsten von solchen Katastrophen weltweit und auch bei uns am härtesten betroffen. Der Klimawandel mit seinen Folgen wird damit zu einer gravierenden sozialen Frage.

2. Leitbild für ein zukunftsfähiges Energieprogramm Sach-sen –Historisches Zeitfenster für Zeitalter erneuerbarer Energien Das für Sachsen immer noch gültige Energieprogramm aus dem Jahre 2004 wird weder den damals noch heute geltenden inter-nationalen, EU-weiten noch bundesdeutschen Rahmenbedingun-gen gerecht. Der Versuch des sächsischen Wirtschaftsministers 2007, ein neues Energieprogramm zu beschließen, ist am Veto des damaligen Ministerpräsidenten der CDU gescheitert. DIE

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8 Sozial-ökologischer Umbau der Gesellschaft

LINKE. Sachsen legt mit ihrer Energiestrategie 2020 für Sachsen Eckpunkte für ein zukunftsfähiges Energieprogramm vor. Der sich bereits vollziehende Transformationsprozess in der Ener-giewirtschaft als Umbau des Energiesystems macht um Sachsen keinen Bogen. Denn die Art und Weise der Energieerzeugung und Versorgung wie z.B. der Mix der Energieträger, die Strukturen in der Energiewirtschaft sowie die Versorgungsstrukturen beein-flussen die gesamte Wirtschafts- und Lebensweise.

Die Energiestrategie der LINKEN in Sachsen orientiert sich am Leitbild der Nachhaltigkeit. Sie ist vorrangig dem Klimaschutz, der Umweltverträglichkeit, der sicheren und einer bezahlbaren Energieversorgung verpflichtet. Der langfristige Umstieg zu einem auf Basis erneuerbarer Energien funktionierenden Energie-system setzt allerdings große Anstrengungen zum Energiesparen und zur Energieeffizienz in allen Lebensbereichen voraus. Vor allem aber hat Politik die Aufgabe, die ordnungsrechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen langfristig für die Energiewirt-schaft so zu setzen, dass dieser Umbau bis Mitte des Jahrhun-derts gelingt.

Nach dem Sachverständigenrat für Umweltfragen bei der Bun-desregierung ist es realistisch, die Stromgewinnung zu 100% auf erneuerbaren Energien bis 2050 umzustellen. Dafür stehen aber schon heute wichtige Weichenstellungen und Investitionsent-scheidungen für die nächsten 10 Jahre auf der Tagesordnung, die die Emissionssituation und die Strukturen in der Stromwirtschaft bis weit in dieses Jahrhundert bestimmen werden. Das histori-sche Zeitfenster bis 2020 soll nach dem Willen der LINKEN für Sachsen genutzt werden, politische Entscheidungen zugunsten eines Entwicklungspfades zu treffen, der auf den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien mit einer entsprechenden nachhaltigen Netzinfrastruktur und Speicherkapazitäten sowie auf die konsequente Reduktion von CO2

setzt. Nach Ansicht des Sachverständigenrates für Umweltfragen sind hohe Anteile von Grundlastkraftwerken aber mit dem Ausbau erneuerbarer Energi-en auf Dauer nicht vereinbar. Deshalb werden der beschleunigte Ausstieg aus der Atomenergie und der langfristige Ausstieg aus der Braunkohleverstromung mit ihren Grundlastkraftwerken zur notwendigen Voraussetzung für den Umbau der Energiewirt-schaft. Eine Systementscheidung zugunsten eines zukunftsfähi-gen, Energiesystems ist deshalb heute geboten.

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9Ziele linker Energiepolitik

Wichtige politische Rahmenbedingungen für diesen Transfor-mationsprozess sind die Gesetze zur Förderung der Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien (EEG und EWG), der Ausstieg aus der Atomenergie und Steinkohleverstromung, die Energieeinsparverordnung, zum Teil die Energiesteuer sowie der CO2

-Emissionshandel. Die Verlängerung der Restlaufzeiten von Atomkraftwerken lehnt DIE LINKE deshalb ab, weil die nun zwischen den Atomkonzernen und der schwarz-gelben Bundes-regierung vertraglich ausgehandelte durchschnittliche Laufzeit-verlängerung der Atomkraftwerke um 12 Jahre das bestehende Oligopol in der Energiewirtschaft zementiert, die kommunalen Stadtwerke in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit einschränkt sowie das Wachstum der erneuerbaren Energien im Energiemix behin-dert und nicht zu sinkenden Strompreisen führen wird.

II. Ziele linker Energiepolitik1. Zukunftsfähige Energiepolitik ist KlimaschutzpolitikDer globale Klimawandel mit regional sehr unterschiedlichen Wirkungen wird naturbedingt verursacht durch Sonnenaktivität, Windströmungen und Meeresströmungen, aber vor allem mit Beginn der Industrialisierung auf Basis von Kohle, Erdöl und Gas durch Menschen enorm beschleunigt mit existenziellen Folgen für das eigene Leben. Daher hat der Weltklimarat der Vereinten Nationen (UN) vorgeschlagen, die globale Erderwärmung auf 2°C im 21. Jahrhundert gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, sollen sämt-liche Industriestaaten ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80% im Vergleich zum Basisjahr 1990 absenken. Deutschland hat sich gemeinsam mit der Europäischen Union auf dieses Ziel verbindlich geeinigt.

Die für Sachsen 2008 wissenschaftlich erstellte Klimaanalyse hält im Zeitraum von 1901 bis 2005 einen Anstieg der mittleren Jahrestemperatur in Sachsen um 0,63°C fest. Der deutlichste Temperaturanstieg über einen Zeitraum von 50 Jahren ist dabei im Winter mit 1,4 °C bis 2,6°C festzustellen. Auffallend ist eine markante Niederschlagsabnahme in Nordsachsen mit 10 bis 30%.

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10 Ziele linker Energiepolitik

2. Sächsische Energiepolitik als eigenständiger Beitrag für Ziele der Europäischen Union (EU) und des BundesDie sächsische Energiepolitik muss die von der Europäischen Union und vom Bund festgelegten Zielvorgaben mindestens berücksichtigen und einen angemessenen eigenständigen Beitrag leisten. Das beschlossene Klimaschutz- und Energiepaket der Europäischen Union von 2009 nimmt alle Mitgliedsländer in die Pflicht und gibt verbindliche Ziele vor. Bis 2020 sollen 20% weniger CO2

emittiert, der Energieverbrauch um 20% gesenkt und der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch auf 20% im Vergleich zu 1990 gesteigert werden. Deutschland hat im Klimaschutzpaket I bis 2020 folgende Ziele festgeschrieben: 18% Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, 30% beim Stromanteil und 40% CO2-Emissionsminderung.

Ein Kabinettsbeschluss der Landesregierung vom 3.3.2009 zum Aktionsplan »Klima und Energie« gibt folgende Ziele für Sachsen vor: Erneuerbare Energien sollen von einem heutigen Anteil von rund 14 % auf einen Anteil von 24 % am Bruttostromverbrauch bis 2020 ausgebaut und CO

2 bis dahin im Vergleich zum

Basisjahr 1990 um 52 % reduziert werden. Sie sollen zugleich von regionalen Energie- und Klimaschutzkonzepten untersetzt werden.

Mit diesen Zielvorgaben weicht die Landesregierung einer Vergleichbarkeit mit bundesdeutschen Zielstellungen aus und bleibt beim Anteil der erneuerbaren Energien am Stromver-brauch deutlich hinter den Vorgaben zurück. Das Reduktionsziel von 52 % liegt zwar anscheinend über den Bundeszielen. Bei genauerer Betrachtung ist das aber die Folge der Deindustriali-sierung. Noch immer verharrt die sächsische Staatsregierung auf dem Standpunkt, bei der Reduktion von CO2 seit 1990 das Gros mit der weitgehenden Deindustrialisierung und dem Neubau von Braunkohlekraftwerken bereits erbracht zu haben und nimmt den wieder wachsenden Anstieg der CO

2-Emissionen billigend in

Kauf.

Das passive Verhalten der Staatsregierung zeigt sich ebenso in der Klimaschutzpolitik, die vorrangig auf Anpassungsstrate-gien an den Klimawandel wie Hochwasserschutzmaßnahmen, Waldumbau und Trinkwasserversorgung und weniger auf tatsächliche CO2-Reduktion gerichtet ist.

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11Ziele linker Energiepolitik

3. Senkung der CO2-Emission pro Kopf der Bevölkerung als politische Handlungsstrategie Um das von Deutschland verbindliche Reduktionsziel von 40% des CO

2 bis 2020 zu erreichen, darf sich Sachsen nicht ver-

weigern, sondern muss einen eigenständigen Beitrag leisten. Vergleicht man aber die jährlichen Treibhausgasemissionen pro Kopf in Sachsen mit dem Bundesdurchschnitt von 11,7 t pro Einwohner, dann liegen wir heute schon mit 12,5 t pro Einwohner deutlich darüber, ohne dass der im Bau befindliche neue Kraftwerksblock Boxberg schon in Betrieb wäre. Bevölke-rungsrückgang in Sachsen und die Inbetriebnahme des neuen Kraftwerksblockes werden den Durchschnitt des CO2-Ausstoßes pro Kopf in Sachsen weiter erhöhen statt abzusenken. DIE LINKE fordert daher die sächsische Staatsregierung auf, sich endlich die Handlungsstrategie zur Reduktion und Annäherung der Pro-Kopf-Emissionen auf deutlich niedrigerem Niveau zu Eigen zu machen und ein Klimaschutzgesetz für Sachsen vorzulegen.

Hauptursache für diese über dem Bundesdurchschnitt liegenden Pro-Kopf-Emissionen von CO2 ist die mit 80% dominierende Strom- und Wärmeerzeugung aus Braunkohle in Sachsen. Deshalb will DIE LINKE. Sachsen, dass die Braunkohleenergiewirtschaft von einer tatsächlichen Reduktionsstrategie nicht verschont bleibt.

Die sächsische Staatsregierung und Vattenfall wollen durch die Abscheidung und -verpressung von CO² (CCS) das Problem des Kohledioxidausstoßes lösen. In einem Gutachten durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie kommen die Experten jedoch zum Fazit, dass die in Sachsen vorkom-menden geologischen Formationen für eine CO2

-Speicherung überwiegend nicht geeignet sind.

DIE LINKE hält diesen Entwicklungspfad für einen Weg in die Sackgasse. Wir lehnen daher die Subventionierung der Entwick-lung dieser CCS -Technologie mit öffentlichen Steuergeldern und deren praktische Anwendung aus Gründen der Energieeffizienz durch Verschlechterung des Wirkungsgrades der Kraftwerke um 10% gegenüber herkömmlichen Braunkohlekraftwerken, aus Gründen von Risiken bei der Lagerung und damit auch aus Kostengründen und Bezahlbarkeit von Strom für Verbraucherin-nen und Verbraucher ab. Zudem würde die Anwendung dieser

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12 Ziele linker Energiepolitik

Technologie weiterhin zentral in Großkraftwerken erfolgen, was den Umstieg in ein Energiesystem auf Basis erneuerbarer Energien bis 2050 als bundesweite Zielvorgabe konterkariert.

4. Geregelter langfristiger Ausstieg aus Braunkohleener-giewirtschaft - kein Neuaufschluss von TagebauenFür einen geregelten Ausstieg aus der Braunkohleverstromung stehen in den bisher aufgeschlossenen Tagebauen »Vereinigtes Schleenhain« im Süden Leipzigs, mit dem Tagebau Reichwalde in der Oberlausitz und weiteren Tagebauen in Brandenburg und in Sachsen-Anhalt ausreichende Mengen an Braunkohle zur Verfügung. Den Neuaufschluss der Vorranggebiete für einen künftigen Tagebau Nochten in Sachsen hält DIE LINKE daher für überflüssig.

Die ausstehende Überarbeitung des Landesentwicklungsplanes und die betreffenden Regionalpläne sollen das berücksichtigen. Die weitere Umsiedlung von Einwohnerinnen und Einwohner im sorbischen Siedlungsgebiet sowie die weitere landschaftliche Zerstörung einer Kulturlandschaft lehnt DIE LINKE in Sachsen daher ab.

DIE LINKE. Sachsen fordert einen gesetzlich geregelten Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis spätestens 2040. Die Energieunternehmen sowie die Beschäftigten brauchen langfris-tig Klarheit über die politischen Rahmenbedingungen. DIE LINKE fordert daher zugleich einen Sozialplan für den Ausstieg.

5. Ehrgeizige Ziele für Ausbau erneuerbarer Energien und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK)Im Jahr 2007 hatten die erneuerbaren Energien an der Brutto-stromerzeugung in Sachsen nach dem Landesamt für Statistik einen Anteil von 7,6 %. Die größten Anteile hierzu trugen die Windkraft, die feste Biomasse, die Wasserkraft und Biogas bei. Für die Nutzung fossiler Energieträger wird als Brückentechnolo-gie die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) favorisiert. Sie weist einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als konventionelle Kraftwerke durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme auf. KWK-Anlagen trugen im Jahr 2007 mit 11,1 % zur Stromerzeu-gung bei.

Auf dem Weg zu einer 100%-igen Stromerzeugung aus erneu-

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13Ziele linker Energiepolitik

erbaren Energien bis 2050 strebt DIE LINKE bis 2020 das realistische Ziel an, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 40 % zu erhöhen. Hierfür sind die gesetzlichen Regelungen im Landesentwicklungsplan zu ver-ändern, die fehlende fachliche Kompetenz in den Regionalen Planungsverbänden und die restriktive Genehmigungspraxis der zuständigen Behörden beim anlagentechnischen Ausbau für Windkraft-, Solar-, Biomasse- und Geothermieanlagen in Sachsen zu überwinden. Das Ersetzen alter durch neue Windkraftanlagen (Repowering) birgt enormes Potenzial. DIE LINKE. Sachsen wirbt in der öffentlichen Meinungsbildung in der Bevölkerung für den notwendigen Transformationsprozess des bisherigen Energiesystems. Zugleich soll der Ausbau von kleineren Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen forciert werden, wofür Sachsen gute Voraussetzungen hat und zu den führenden Ländern Dänemark, Finnland und den Niederlanden aufschließen kann. Ein größerer Anteil erneuerbarer Energien an der Strom- und Wärmeerzeu-gung muss mit dem Ausbau flexibler Speicher verbunden sein.

6. Industrie der erneuerbaren Energien und Strukturwan-del der Wirtschaft für zukunftsfähige Arbeitsplätze Mit dem Umbau des Energiesystems hat sich bereits eine ganz neue Industriebranche im Bereich erneuerbarer Energien in Sachsen etabliert. Sie wird vor allem von Zulieferern und Dienst-leistern geprägt. Rund die Hälfte der Unternehmen ist in der Teilbranche Biomasseenergie tätig. Als eine Ausnahme gilt dabei die Photovoltaikindustrie, die mit der gesamten Wertschöpfungs-kette – vom Rohstoff über die Fertigung von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) bis zum Recycling – in Sachsen vertreten ist. Allein 19 Unternehmen sind in der Herstellung von PV-Anlagen enga-giert und 10 Unternehmen als Zulieferer. In der Windanlagenpro-duktion gibt es leider keinen finalen Produzenten. Dafür sind 13 Unternehmen Zulieferer für wichtige Baugruppen und Kompo-nenten sowie 24 Dienstleister tätig. In allen diesen Unternehmen wurde ein erstaunlicher Zuwachs an Arbeitsplätzen generiert. Al-lein in der Photovoltaikindustrie entstanden mit Datenerhebung 2008 insgesamt 4 230 Arbeitsplätze und im Bereich Biomasse 1 550 Arbeitsplätze. Insgesamt sind bis 2009 in der Branche der erneuerbaren Energien 8 990 Arbeitsplätze direkt entstanden, also weit mehr als die vorhandenen 2 500 Beschäftigten in der Braunkohleenergiewirtschaft Sachsen.

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14 Ziele linker Energiepolitik

Der sozial-ökologische Umbau der Energiewirtschaft erfordert deshalb die Umschulung und Vermittlung der Beschäftigten in andere Arbeitsplätze. Dies ist vor allem Aufgabe der Unterneh-men und staatlichen Institutionen.

7. Förderung EnergietechnologienIm Rahmen der sächsischen Energiepolitik muss ein Programm zur Energie-Forschung in Sachsen aufgelegt werden. Dies ist längst überfällig, damit Sachsen in diesem Hochtechnologiebe-reich nicht zurück fällt.

Forschungsschwerpunkte sollten in Sachsen in enger Verbin-dung mit einer schnellen praktischen Umsetzung sein:

n Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungn Werkstoffe für Leichtbau (nachwachsende Rohstoffe, Verbun-de, Hochleistungskunststoffe) und Dämmstoffe im Bau n Beschichtungsstoffe und -technologien (»Lotuseffekt«)n Wasserstofftechnologie, effiziente Antriebe (Hybrid-, Wasser-stoff,-) und verbesserte Kraftstoffe n intelligente Verkehrskonzepten OLEDs für Beleuchtung, Displays, organische Photovoltaik«n Biotechnologie (»Zelle als Schaltkreis«)n Mikrowellentechnologienn Nanotechnologie n Ressourceneffizienz

Darüber hinaus muss in der Aus-, Fort- und Weiterbildung die Motivationen und Fähigkeiten vermitteln werden, neue ener-gieeffiziente Technologien, Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, um sie dann auch anwenden und nutzen zu können. Deshalb sollte das Forschungsprogramm mit einem Programm zur Aus-, Fort- und Weiterbildung verbunden werden, damit eine Innovations- und Bildungs-Offensive im Freistaat Sachsen zur Gestaltung einer Energieeffizienz-Kultur eingeleitet wird.

8. Transformation zentraler Energieerzeugung und -ver-sorgung in dezentrale Strukturen und Übertragungsnetze in öffentliche HandDIE LINKE. Sachsen verfolgt mit dem Ausbau dezentraler Er-zeugungs- und Versorgungsstrukturen zugleich die Entflechtung der Monopolstrukturen als Voraussetzung für den langfristigen

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Umbau des Energiesystems. In diesem Transformationsprozess sollen kommunale Energieunternehmen in öffentlicher Hand und Kraftwerksbetreiber von einzelnen Bürgern, von Bürgergemein-schaften und Genossenschaften eine strategische Funktion übernehmen. Lokale und regionale Energieversorgungsstrukturen sollen besonders gefördert werden. Im Annaberger Land und Osterzgebirge/Sächsische Schweiz werden bereits zwei regiona-le Energiekonzepte umgesetzt.

Für den Umbau der Stromwirtschaft ist das Netz das Nadelöhr. Daher muss der Umbau des Energiesystems von Investitionen in eine nachhaltige Netzinfrastruktur, in ein intelligentes Netzma-nagement und in den Ausbau von Speicherkapazitäten begleitet sein. Hierzu gehören die Übertragungsnetze in öffentlich-rechtliche Hand, um allen Anbietern einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Netzen zu garantieren.

9. Die Funktion der Kommunen beim Klimaschutz und beim Umbau des EnergiesystemsDie Kommunen sind wichtige Akteure beim Klimaschutz, in der Energieerzeugung und -versorgung, beim Energieverbrauch und bei der Verbesserung der Energieeffizienz. Die kommunalen Stadtwerke haben im Vertrauen auf den gesetzlich geregelten Ausstieg aus der Atomenergie in den letzten Jahren Milliarden in den Ausbau von hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Erdgasbasis investiert, um die Grundlastversorgung mit diesen flexiblen kleineren Kraftwerken zu garantieren. Deshalb ist der beschleunigte Ausstieg aus der Atomenergie für deren Geschäftstätigkeit notwendig.

Die kommunalen Energieunternehmen in Städten und Gemein-den haben die Aufgabe, die Kommunen zur Einsparung von Energie in Gebäuden und Einrichtungen, bei der Beschaffung von Material und bei der Gestaltung von Satzungsrechten sowie die Bürgerinnen und Bürgern zu beraten. Im Rahmen des »Aktions-planes Klima und Energie des Feistaates Sachsen« können die Kommunen in dieser Angelegenheit von der Sächsischen Ener-gieagentur (SAENA) Dienstleistungen abrufen und Investitionen in Klimaschutz und Energieeffizienz von der Sächsischen Aufbau-bank im Rahmen eines speziellen Förderprogramms gefördert werden.

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Vertreterinnen und Vertreter der LINKEN in Stadt- und Gemein-deräten sowie Kreistagen ergreifen politische Initiativen, um Kli-maschutz und Energieeffizienzkonzepte vor Ort voran zu bringen. Hierfür sind die Einführung des Qualitätsmanagementsystems und Zertifizierungsinstrumentes – der European Energy Award geeignet. In Sachsen wurden bereits 9 Städte und Gemeinden damit ausgezeichnet, 25 weitere Kommunen sind im Verfahren. Darunter die Großstädte Leipzig und Chemnitz.

Die sich in kommunaler Hand befindenden Stadtwerke sollen beim langfristigen Umbau des Energiesystems eine tragende Rolle übernehmen. Indem sie selbst in erneuerbare Energien inves-tieren, verstärkt Energie aus erneuerbaren Energien einkaufen, Kooperationen mit anderen Kommunen eingehen und lokale bzw. regionale Energieversorgungskonzepte verfolgen.

10. Mittelfristige Kostensenkung für Energiegewinnung und -versorgung auf Basis erneuerbarer Energien Die Unternehmen in der Braunkohleenergiewirtschaft unterliegen dem CO

2-Emissionshandel. Ab 2013 müssen die Energieunter-

nehmen die CO2-Verschmutzungsrechte zu 100% ersteigern, was

enorme zusätzliche Kosten in der Braunkohleenergiewirtschaft verursacht. Nach Berechnungen verschiedener Institute werden auch die Kosten für Investitionen in den Umbau des Energie-systems bis 2020 ansteigen. Dadurch werden aber zugleich Klimafolgekosten oder Kosten für eine teure ineffiziente CCS –Technologie, sowie Folgekosten für von Tagebauen zerstörte Landschaften und Kosten für die Endlagerung von CO2 unter der Erde in Milliardenhöhe für die Allgemeinheit volkswirtschaftlich eingespart.

Experten gehen davon aus, dass ab 2020 die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien preiswerter als sämtlicher Strom aus herkömmlichen fossilen Energieträgern sein wird.

11. Bezahlbare und sichere Versorgung mit Energie für alle MenschenDas Verbrauchsverhalten von Menschen orientiert sich sowohl am Angebot, vor allem aber am Strom- und Gaspreis. Nicht aber die erneuerbaren Energien sind die Preistreiber für Strom wie manche Lobbyisten der atomar-fossilen Energiewirtschaft und Medien der Bevölkerung vortäuschen. Die Einspeisevergütungen

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17Ziele linker Energiepolitik

für erneuerbare Energien werden heute nur zu einem geringen Teil nach einem Ausgleichsmechanismus mit rund 2 Cent pro kWh auf die Verbraucherpreise mit degressiver Tendenz umge-legt.

Hauptsächliche Preistreiber für Strom sind nach Auffassung der Monopolkommission und des Kartellamtes bei der Bundesregie-rung die Marktmacht der vier großen Energiekonzerne wie E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall sowie Spekulationen an der Energie-börse Leipzig.

Deshalb fordert DIE LINKE für einen unbefristeten Übergangspro-zess Maßnahmen zur Stabilisierung und Kontrolle der Energie-preise:

n die kartellrechtliche Entflechtung dieser Konzerne von ihren regionalen und städtischen Beteiligungen,

n den Zwang zum Verkauf von Kraftwerkskapazitäten,

n die Schaffung einer öffentlich-rechtlichen Netzgesellschaft zwischen Bund, Länder und Kommunen, - die Verschärfung der Transparenz und Aufsichtskontrolle an der Leipziger Energiebörse,

n die sofortige Wiedereinführung der staatlichen Preisgenehmi-gungspflicht für Energie zur Versorgung der privaten Verbrauche-rinnen und Verbraucher und

n die Einführung eines Sozialtarifs für einkommensschwache Bürgerinnen und Bürger.

Der Sozialtarif soll mit einem Bonus von 500 Euro pro Jahr und Haushalt ausgestattet sein und der darüber liegende Verbrauch muss bezahlt werden, um einen Anreiz zum Energiesparen zu signalisieren.

DIE LINKE. Sachsen fordert:

n 40 Prozent Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien bis 2020

n 100 Prozent Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien bis

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18 Ziele linker Energiepolitik

2050

n Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis spätestens 2040

n Kein Neuaufschluss, keine Erweiterung von Braunkohletage-bauen

n Ablehnung der CCS-Technologie

n Ausbau der Netzinfrastruktur

n Entflechtung des Energiemonopols

n Übergabe der Netze in öffentliche Hand

n Keine Stromabschaltung aus sozialen Gründen – sozialverträg-liche Strompreise

Im Rahmen des Strukturwandels Umschulung und Schaffung anderer Arbeitsplätze für die Beschäftigten der konventionellen Energiewirtschaft

Entscheidung des Parteitages

Angenommen: X

Bei wenigen Gegenstimmen und wenigen Enthaltungen mit über-großer Mehrheit beschlossen.

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19Ergänzungsantrag ÄA 1.2

Änderungsantrag (Ergänzungs-antrag) zum Leitantrag »Eck-punkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen – für ein zu-kunftsfähiges Energieprogramm Sachsen 2020« (ÄA 1.2)Beschluss des 5. Landesparteitages der Partei DIE LINKE. Sach-sen am 13. November 2010

Beschluss:Der Leitantrag A.1 an den 5. Landesparteitag der LINKEN. Sach-sen soll durch den folgenden dritten Beschlusspunkt ergänzt werden:

»3. Der 5. Landesparteitag fordert den Landesvorstand und die Strukturen des Landesverbandes der LINKEN Sachsen auf, im Zuge der Diskussion zum Projekt »sozial-ökologisches Sachsen« in enger Zusammenarbeit mit dem Projekt »100.000 Arbeitsplätze« auch konzeptionelle Vorschläge zur wirtschaftlichen Transformati-on in den Braunkohleregionen zu erarbeiten.«

Begründung:Chancen eines Sozialökologischen UmbausDiskussionspapier von Mitgliedern des Kreisverbands Westsachsen von DIE LINKE.

»Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.« - Albert Einstein

DIE LINKE in Sachsen will auf ihrem Parteitag am 13. Novem-ber 2010 in Schkeuditz nun ein eigenes Energiekonzept auf den Weg bringen. Als Ergebnis einer Arbeitsgruppe hat der Landesvorstand zu diesem Zweck den Antrag »Eckpunkte zur

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Energiestrategie der Linken. Sachsen – für ein zukunftsfähiges Energieprogramm Sachsen 2020« eingebracht. Dabei geht es, so der Landesvorsitzende Rico Gebhardt, »um Angebote zum sozial-ökologischen Umbau unserer Gesellschaft. Dies betrifft sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens und umfasst Themen wie eine umweltgerechte Mobilität, die energe-tische Basis der Industrie und Unternehmen, die Umorientierung des Tourismus, den Umbau der Land- und Forstwirtschaft, die Abfallwirtschaft, die Trinkwasserversorgung und Abwasserbesei-tigung, die Beschaffenheit der Haushaltgeräte, die Kommunika-tionsmöglichkeiten, die Wärmedämmung und Wärmeversorgung von Wohnungen und Gebäuden und vieles mehr.«

Auf Grund der Debatten rund um die programmatische Aus-richtung unserer Partei im Wahljahr 2009 war ersichtlich, dass, insbesondere dann, wenn es um die Frage der Braunkohle geht, große Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen Mitgliedern zu erwarten sind. Dies kulminiert nun in einem Erset-zungsantrag zum vorliegenden Entwurf durch Dietmar Braune, Michael Friedrich, Bernd-Uwe Haase und andere.

Als Mitglieder eines Kreisverbandes, welcher in einer durch den Braunkohleabbau stark geprägten Region agiert, sehen wir uns daher in der Pflicht, einen eigenen Standpunkt in und zu dieser Debatte zu formulieren. Viele der Diskussionen, die nun geführt werden, sind so oder ähnlich auch schon bei uns geführt worden.

Fossile Brennstoffe als bisheriger Träger industrieller Veränderung Die Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft ist untrennbar verbunden mit dem Zugang zu Energie. Durch die Industrielle Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts wandelte sich Deutsch-land von einer agrarisch geprägten zu einer industriellen und nunmehr postindustriellen Gesellschaft. Moderne Arbeitspro-zesse, Arbeitsteilung, Spezialisierung und damit verbunden das Ende der Abhängigkeit von der Substitutionswirtschaft sind mit den Industrialisierungsprozessen untrennbar verbunden. Die technischen und wirtschaftlichen Veränderungsprozesse waren ebenso Basis für soziale und gesellschaftliche Entwicklungen. Grundlage der Industrialisierung bildete dabei der Rückgriff auf fossile Energieträger zur Energiegewinnung. Ohne diesen wäre die Entwicklung einer industrialisierten Gesellschaft zu dieser Zeit undenkbar gewesen.

Ergänzungsantrag ÄA 1.2.

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Dem gesellschaftlich-technologischen Fortschritt in industriali-sierten Gesellschaften stehen jedoch die negativen Folgen dieser Entwicklung entgegen:

Seit Beginn der Industriellen Revolution hat ein kleiner Teil der Menschheit ein Vielfaches an fossilen Energieträgern verbraucht als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor. Die Abhän-gigkeit von endlichen Energieträgern zum Aufrechterhalten des gesellschaftlichen und technischen Standards hat somit langfris-tig keine Perspektive. Gleichzeitig konnte in den vergangenen Jahrzehnten ein Anstieg der Durchschnittstemperatur der erdna-hen Atmosphäre und der Meere beobachtet werden. Zwischen 1906 und 2005 hat sich die durchschnittliche Lufttemperatur in Bodennähe um 0,74 °C erhöht. Hierfür ist nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Verständnis sehr wahrscheinlich die Ver-stärkung des natürlichen Treibhauseffektes durch menschliches Einwirken verantwortlich zu machen. Die menschengemachte Erwärmung entsteht dabei nicht nur durch eine weltumfassende Entwaldung sowie Land- und Viehwirtschaft, sondern insbeson-dere durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe. Dadurch werden CO2

und weitere Treibhausgase wie Methan und Lachgas in der Erdatmosphäre angereichert, so dass weniger Wärmestrahlung von der Erdoberfläche in das Weltall abgestrahlt werden kann.

Seit Beginn des vorigen Jahrhunderts und insbesondere nach 1945 ist der Ausstoß von durch den Menschen emittierten CO

2

als direkte Folge der Industrialisierung rasant angestiegen.

Der anthropogene Anteil an der weltweiten Klimaveränderung ist daher nicht zu leugnen.

Nachhaltige Energiekonzeption – Ökologisch und sozialVor dem Hintergrund der Endlichkeit von Ressourcen, im Bewusstsein der ökologischen Folgen der bisherigen Energiekon-zeption und in Verantwortung vor den zukünftigen Generationen ist der Schritt zu einer Unabhängigkeit von endlichen fossilen Brennstoffen zur Deckung des menschlichen Energiebedarfs alternativlos. Dies trifft auch und vor allem auf die Braunkohle zu, die auf Grund ihres gegenüber anderen fossilen Brennstoffen geringen erdgeschichtlichen Alters und des damit noch nicht abgeschlossenen Inkohlungsprozesses einen eher geringen Heizwert aufweist.

Ergänzungsantrag ÄA 1.2

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Die Braunkohle war und ist ein wichtiger Faktor zur Sicherung der Energieversorgung in Sachsen und Deutschland. Dennoch ist aus unserer Sicht die mittelfristige Überwindung der Braunkohle als Energielieferant alternativlos. Insbesondere im Hinblick auf den notwendigen starken Eingriff in die Natur zur Gewinnung dieser fossilen Ressource, vor dem Hintergrund der starken Schadstoffbelastung und der Endlichkeit der Braunkohle ist ein perspektivischer Ausstieg zu forcieren. Die Nutzung der Kohlen-dioxidabscheidung und – Speicherung ist auch als technische Zwischenlösung zur Verbesserung der Umweltbilanz fossiler Brennstoffe abzulehnen. Dieses Verfahren löst das Problem der Erzeugung und Emittierung von CO2

nicht. Die Risiken der CCS-Technologie sind noch unerforscht. Ähnlich wie bei der Endlagerfrage für Atommüll kann ein dauerhafter Verschluss des CO

2 nicht garantiert werden. Auch ist die Einlagerung irrever-

sibel, was wiederum zu Nutzungskonflikten mit Techniken wie Geothermie oder Druckluftspeichern für die Windkraft in den begrenzten Ressourcen geeigneter Speicherkapazitäten führt. Durch zu erwartende hohe direkte Subventionen für CCS würden darüber hinaus Ressourcen zu Lasten der Entwicklung dauerhaf-ter Alternativen in den erneuerbaren Energien gebunden.

Mit dem Verweis auf die soziale Komponente der Entwicklung des Strompreises den Ausbau Erneuerbarer Energien zu ver-schleppen halten wir für fatal. Die Strompreissteigerung allein auf die Einspeisevergütung Erneuerbarer Energien zurückzufüh-ren wäre eine falsche Argumentation. Zwischen 2000 und 2008 stiegen beispielsweise die Preise pro Kilowattstunde in Leipzig von 11 Cent auf 21 Cent, bundesweit zwischen 2005 und 2008 um insgesamt 38 Prozent. Ausgehend davon, dass die eigent-liche Energieerzeugung lediglich 20 Prozent des Strompreises ausmacht, ist eine solche Entwicklung allein durch den Ausbau Erneuerbarer Energien nicht zu erklären. Sie ist letztlich dadurch gekennzeichnet, dass der Verbraucher seinen Strom nach der Liberalisierung des Strommarktes in der Anbieterebene zwar von unterschiedlichen Versorgern bezieht, jene aber im Markt-geschehen nicht autonom agieren, sondern mit den vier großen Stromkonzernen interagieren, welche direkt oder indirekt über Drittfirmen Anteile an den Quellen, nämlich den Ortsversorgern erwirtschaften, und insofern über den Strompreis bestimmen können, indem sie beispielsweise die Bezugspreise für die Ortsversorger oder Entgelte für die Netznutzung erhöhen. Nicht

Ergänzungsantrag ÄA 1.2.

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allein Erneuerbare Energien, sondern ein regelrechtes Marktver-sagen hat in den letzten Jahren zu massiven Preissprüngen in den Strompreisen geführt. Der Ausbau Erneuerbarer Energien in dezentralen Strukturen schafft deshalb auch eine Möglichkeit einer breiteren bürgerschaftlichen Beteiligung und damit die Zerschlagung semioligarchischer Strukturen in der Energieerzeu-gung und -versorgung.

Wenn DIE LINKE in Sachsen ihrer Energiepolitischen Konzeption sozialökologische Gesichtspunkte zugrunde legt, ist es jedoch mit einem bloßen Nein zur Braunkohle nicht getan. Für einen gesetzlichen Ausstieg aus der Braunkohle um 2040 sind nicht nur Willensbekundungen zur Transformation von Beschäftigung in den von der Braunkohlewirtschaft abhängigen Regionen not-wendig, sondern tragfähige konzeptionelle Vorschläge, welche den Beschäftigten, den Einwohnern aber auch den Kommunen in diesen Regionen eine Perspektive bieten. Insofern fordern wir die Partei nachdrücklich auf, im Zuge der Diskussion um die Energiepolitischen Leitlinien auch konzeptionelle Vorschläge zur wirtschaftlichen Transformation in diesen Regionen zu erarbei-ten.

Die Überwindung fossiler Energieträger für die Deckung des menschlichen Energiebedarfs ist aus unserer Sicht keine Zukunftsaufgabe, die mit dem Ende der fossilen Ressourcen er-reicht sein muss, sondern vor dem Hintergrund der ökologischen Folgen eine Aufgabe mit Tagesaktualität. In diesem Sinne stehen wir für eine sozialökologische Erneuerung mit klaren Transforma-tionsperspektiven nicht nur für die betroffenen Regionen.

Entscheidung des Parteitages

Angenommen: X Bemerkungen: vom Einreicher des Leitantrages A.1 übernommen

Ergänzungsantrag ÄA 1.2

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Änderungsantrag (Ergänzungs-antrag) zum Leitantrag »Eck-punkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen – für ein zu-kunftsfähiges Energieprogramm Sachsen 2020« (1.3)Beschluss des 5. Landesparteitages der Partei DIE LINKE. Sach-sen vom 13. November 2010

Beschluss:In den Zeilen: »Auf dem Weg zu einer hundertprozentigen Strom-erzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2050 strebt DIE LINKE bis 2020 das realistische Ziel an, den Anteil der erneuerbaren Energien und KWK-Anlagen an der Stromerzeugung auf 40 % zu erhöhen.«

Streichung in Zeile 214/215 der Wörter »und KWK-Anlagen«.Begründung:

Wir wollen natürlich den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern. Mit der Formulierung, so wie sie momentan in den Leitlinien steht, ist eine Erhöhung der Erneuerbaren zusam-men mit den KWK-Anlagen auf 40 Prozent bis 2020 vorgese-hen. Theoretisch würde das heißen, dass wenn die KWK-Anlagen bis 2020 Beispielsweise auf 35 Prozent wachsen, bräuchten wir nur noch einen Anteil von 5 Prozent erneuerbaren, um unser Ziel zu erreichen. Wir wollen aber, dass wir besonders auf den Ausbau der erneuerbaren Energien setzen. Klare Zahlen sind da gefragt.

Entscheidung des Parteitages Angenommen: X Übernahme durch den Antragsteller

Ergänzungsantrag ÄA 1.3.

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Änderungsantrag (Ergänzungs-antrag) zum Leitantrag »Eck-punkte zur Energiestrategie der LINKEN Sachsen – für ein zu-kunftsfähiges Energieprogramm Sachsen 2020« (1.3)Beschluss des 5. Landesparteitages der Partei DIE LINKE. Sach-sen vom 13. November 2010

Beschluss:In den Zeilen: »Auf dem Weg zu einer hundertprozentigen Strom-erzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2050 strebt DIE LINKE bis 2020 das realistische Ziel an, den Anteil der erneuerbaren Energien und KWK-Anlagen an der Stromerzeugung auf 40 % zu erhöhen.«

Streichung in Zeile 214/215 der Wörter »und KWK-Anlagen«.Begründung:

Wir wollen natürlich den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern. Mit der Formulierung, so wie sie momentan in den Leitlinien steht, ist eine Erhöhung der Erneuerbaren zusam-men mit den KWK-Anlagen auf 40 Prozent bis 2020 vorgese-hen. Theoretisch würde das heißen, dass wenn die KWK-Anlagen bis 2020 Beispielsweise auf 35 Prozent wachsen, bräuchten wir nur noch einen Anteil von 5 Prozent erneuerbaren, um unser Ziel zu erreichen. Wir wollen aber, dass wir besonders auf den Ausbau der erneuerbaren Energien setzen. Klare Zahlen sind da gefragt.

Entscheidung des Parteitages Angenommen: X Übernahme durch den Antragsteller

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Landesvorstand DIE LINKE. Sachsen Großenhainer Straße 101 01127 Dresden Telefon: 0351 / 85 32 70

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