Enfield-Zeitschrift · 2005-10-12 · Erstellt von Michael Meyer mit OpenOffice 1.1 auf SuSE Linux...

10
Erstellt von Michael Meyer mit OpenOffice 1.1 auf SuSE Linux 8.2 1 Enfield-Zeitschrift Ausgabe 2 (Oktober 2003) Lastengespann Lastengespann Seite 5 Seite 5 Schraubenmaße Schraubenmaße Seite 2 Seite 2 Sicherheits- und Sicherheits- und Renntraining mit Renntraining mit einer Enfield einer Enfield Seite 7 Seite 7 In eigener Sache Dies ist nun die 2. Ausgabe der „ez“. Wieder einmal Dank an die, die zu ihrer Entstehung beigetragen haben. Ich habe viele Mails von Leuten bekommen, denen die 1. Ausgabe gefallen hat. Es wurden auch Anfragen zu folgenden Themen gestellt: - Langzeit und Reiseerfahrungen, - Kofferanbauten, - Kaltstart(hilfe) v.a. bei den Dieseln, - Anbau von „Ochsenaugenblinkern“, - Erfahrungen mit (Personen)beiwagen. Wer bei o.g. Themen weiterhelfen kann, möge doch bitte entsprechenden Text und evtl. Fotos an: [email protected] mailen. Aufruf an ALLE! Um möglichst eine lückenlose und aktuelle Händler- und Werkstattübersicht zu erhalten, bitte ich alle Enfield- fahrer, die ihnen bekannten Enfieldhändler und -werkstätten mit postalischer Adresse, Telefonnummer und evtl. E-Mail-Adresse zu erfassen. Diese Daten bitte ebenfalls an: [email protected]

Transcript of Enfield-Zeitschrift · 2005-10-12 · Erstellt von Michael Meyer mit OpenOffice 1.1 auf SuSE Linux...

Erstellt von Michael Meyer mit OpenOffice 1.1 auf SuSE Linux 8.2

1

Enfield-ZeitschriftAusgabe 2 (Oktober 2003)

LastengespannLastengespannSeite 5Seite 5

SchraubenmaßeSchraubenmaßeSeite 2Seite 2

Sicherheits- und Sicherheits- und Renntraining mit Renntraining mit einer Enfieldeiner EnfieldSeite 7Seite 7

In eigener SacheDies ist nun die 2. Ausgabe der „ez“. Wieder einmal Dank an die, die zu ihrer Entstehung beigetragen haben.Ich habe viele Mails von Leuten bekommen, denen die 1. Ausgabe gefallen hat.Es wurden auch Anfragen zu folgenden Themen gestellt: - Langzeit und Reiseerfahrungen, - Kofferanbauten, - Kaltstart(hilfe) v.a. bei den Dieseln, - Anbau von „Ochsenaugenblinkern“, - Erfahrungen mit (Personen)beiwagen.Wer bei o.g. Themen weiterhelfen kann, möge doch bitte entsprechenden Text und evtl. Fotos an: [email protected] mailen.

Aufruf an ALLE!

Um möglichst eine lückenlose und aktuelle Händler- und Werkstattübersicht zu erhalten, bitte ich alle Enfield-fahrer, die ihnen bekannten Enfieldhändler und -werkstätten mit postalischer Adresse, Telefonnummer und evtl. E-Mail-Adresse zu erfassen. Diese Daten bitte ebenfalls an: [email protected]

Schraubenmaße

Das Schrauben an der Enfield soll ja angeblichauch nicht schwieriger sein als an anderenMotorrädern.Sollte.Denn welche Sammlung von Schrauben kannder geneigte Selbermacher finden? Und sollteman doch mal in eine artfremde Werkstattmüssen, geht es schon los:„Was ist das denn? Das müßte doch passen!“Und schon ist so mancher Schraubenkopf nichtmehr zu retten.Noch schlimmer ist es, wenn die vermeintlichtotal unpassende (Zoll)schraube durch eineneue Metrische ersetzt wird. Nichts dagegenzu sagen. Nur sollte bitte vorher erst einpassendes Gewinde geschnitten werden. Wasdas Werkzeug angeht, habe ich mir mal einen

kleinen Kasten von Metrinch(http://www.metrinch.de) schicken lassen.Das läuft als Markenwerkzeug und ist deshalbauch nicht so ganz billig. Ich schraube auch abund an mal nicht nur an meiner Taurus undhabe bis jetzt weder die Ratsche, geschweigedenn eine Nuß hinüber gekriegt.Also wirklich empfehlenswert. Wer von o.g.Seite bestellt, hat auch die Möglichkeiteinzelne Werkzeuge zu bekommen. So mußman nur das kaufen, was man wirklichbenötigt. Um noch einmal darauf zurück-zukommen: Wenn wirklich eine Fremdwerk-statt aufgesucht werden muß, eigenesWerkzeug mitnehmen (Siehe oben aufgeführteBeispiele. Alles schon selbst erlebt.)!

2

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Mein kleines Werkzeugkästchen von Metrinch

Nachdem ich dann auf der Seite von Michael Eichelbeck (http://home.arcor.de/eichy) folgendeTabellen gefunden habe, geht das Schrauben etwas schneller von der Hand.

Umrechnung lt. Enfield

Zollbezeichnung

Workshop

Dezimal

Manual

SW (in mm)

1/4 0,25 6,35

5/16 0,31 7,94

3/8 0,38 9,53

7/16 0,44 11,11

1/2 0,5 12,7

9/16 0,56 14,29

5/8 0,63 15,88

11/16 0.69 17,46

3/4 0,75 19,05

13/16 0,81 20,64

1 1 25,4

7/8 0,88 22,23

2 2 50,8

3 3 76,2

Bauteile Schlüsselweiten

Achsklaue vorne 1/4W

Auspuff (am Rahmen vo.) Kerzenschlüssel , 2 St.

Auspuff (mittl. Schelle) 5/16W

Auspuffbolzen linke Seite 5/16W

Auspuffbolzenhalter, linke Seite 5/16W

Auspufftopf hinten 13

Auspufftopf hinten, Rahmenseite 13

Batteriekasten, oben Schraubendreher

Batteriekasten, unten 13

Benzinhahn 14, Maul

Benzinhahn, am Tank 3/8W

Bremsplatte (Gegenlager) 3/8W

Federbein, oben 5/16W

Federbein, unten 5/16W

Fußbremse einstellen (Hinterrad) 1/4W

Fußbremse (Hinterrad, Nockenbef.) 18

3

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Bauteile Schlüsselweiten

Fußbremse einstellen (Pedal) 10 , Maul

Fußbremspedal (Achse) 5/16W

Fußraste hinten (Rahmen) 18,5???

Fußraste vorn 17, Ring u. Maul

Gabelbrücke oben 13 , 2 St.???

Gabelbrücke, unten 13

Getriebeablaßöffnung 3/8W

Getriebeöleinfüllöffnung 3/8W

Getriebeölkontrollöffnung 5/16W

Hinterradachse Sicherung 24,3???

Kettenschutz 12,8???

Kickstarterwelle 13

Leerlauffinder 18

Lenkerbrücke (hinten-unten) 1/4W

Lenkerbrücke oben 17

Lenkkopf 30,1

Nummernschild 8, Maul

Ölablaß Motor 18, Ring/Nuß

Ölfilter (vorne, Deckel) 5/16W

Ölfilter (hinten) 5/16W

Motorbolzen 13, 2 St.

Ölpumpe (Mitte) Kerzenschlüssel

Ölsteigleitungen (Hohlschrauben) 12

Zündkerze 21 Rohrsteck

Primärdeckel 3/8W

Schalthebelwelle 11, Ring

Schutzblechhalterung vorne 13, Ring

Sitzbank 1/4W

Spiegel 13, Maul

Ventile 1/4 W 2St.

Ventile, kontern 7/16W

Ventildeckel 3/16W

Ventileinstelldeckel 1/4W

Tank 5/16W

Vergaserflansch 1/4W

Vorderradfederung (Ölablaß) 18

Zylinderabstützung 13, Maul

Zylinderabstützung 15, Maul

Zündunterbrecher Grundplatte 8

Zylinderkopf 1/4W

4

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Lasten-Diesel im Einsatz

Schon immer geisterte in meinem Hirn dasBild eines Lastengespannes herum, das ich fürkleine Transporte hier bei uns im be-schaulichen Wendland benutzen kann. Essollte preiswert in Anschaffung und Unterhaltsein, sollte aber auch ein wenig ein"Hingucker" sein. Es sollte nämlich nebenseinem praktischen Nutzen auch gleichzeitigals rollende Werbung für unseren kleinenLaden dienen.

Die Vorbilder aus den zwanziger, dreißigerund vierziger Jahren prägten so ungefähr dasBild, das ich von so einem Gerät im Kopfhatte. Ein MZ-Lasten-Gespann kam daherkaum in Frage. Die kurzfristige Überlegungmein damaliges Chang-Jiang-Gespannumzubauen, scheiterte am entschiedenenProtest meines 4-jährigen Sohnes, der umseine gelegentlichen Ausfahrten fürchtete.

Dann fand ich plötzlich in der "Motorrad-Gespanne" den Hinweis, daß das Zweirad-museum in Berlin(http://www.zweiradmuseum.de), den seiner-zeit sehr gebräuchlichen LastenbeiwagenSTEIB LT 200 als Replika herstellt. Dieserwurde seinerzeit an Motorrädern bis ca. 250ccm angeschraubt.

Der LT 200 begeisterte mich sofort.

5

originaler Steib LT 200

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Bei der Suche nach einer dem Steib-Lasten-boot entsprechenden Zugmaschine, fiel meineWahl schnell auf eine Enfield. Paßt sie dochoptisch und gewichtsmäßig hervorragend zudem Boot.

Beim Absuchen des Gebrauchtmarktes stießich auf eine gute Taurus, die meinenVorstellungen voll und ganz entsprach. Da ichwußte, daß der Gespannschrauber Iwan-Bikesin Allershausen (http://www.iwan-bikes.de)bereits schon einmal eine Taurus zu einemGespann umgebaut hatte, nahm ich Kontaktauf. Wir wurden uns schnell einig.

Angeschraubt wurde an die Taurus einBeiwagenfahrgestell aus Indien (Indy),welches sonst ein Personenboot trägt. Ergänztwurde das Ganze durch eine Beiwagenbremsevon der MZ, die mechanisch mit demFußbremspedal verbunden wurde. AusTraktionsgründen wurde das Hinterrad auf 18Zoll umgespeicht. Ein Lenkungsdämpfer sorgtfür ruhigen Gerade-auslauf. Da das Gespannohnehin zu"schwachbrüstig" für zwei Personen ist, er-setzte ich die Sitzbank durch einen Einzelsitz.Weitere Veränderungen waren zunächst nichtnötig.

Etwas schwierig war die Lackierung desBootes und des Beiwagenkotflügels. Da dieInder ja nunmal keine RAL-Farben verwenden,

mußte der Lackierer etwas experimentieren,bevor er den Farbton des Motorrades fand. Esgelang aber letztendlich recht gut.

Der Eintrag im Kfz-Brief läßt das Umrüsten aufeinen Personenbeiwagen zu.

Nach 1500 km entschloß ich mich dann dochdas von Sommer(http://www.royal-enfield.de) angebotene"Kipphebel-Tuning" zu realisieren. Es bringtzwar in der Endgeschindigkeit nichts, sorgtaber dafür, daß man etwas zügiger anfahrenkann.

Die Erfahrungen, die ich hier bei uns imnorddeutschen Flachland mit dem Gespannhabe, sind zufriedenstellend. Na klar bin ichlangsam, an einem Traktor mit zweiAnhängern, der mit 50-60 km/h über dieLandstraßen rast, komme ich nicht vorbei,weil der Überholweg zu lang wäre. Bei 70km/h ist ohnehin das Ende der Fahnenstangeerreicht. Stärkerer Gegenwind läßt mich auchzum Verkehrshindernis werde.

Der beabsichtigte Effekt ist aber voll und ganzeingetreten: Unser Laden ist mittlerweile imganzen Landkreis bekannt. Und ich kommebillig zu den Lieferanten. Der Verbrauch liegtnach dem Umbau bei ca. 2 Liter auf 100 Km.

Eberhard Walde aus Trebel im Wendland

6

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Der „Werbeträger“ vor dem LadenBeschriftung im passenden Stil

Special Event Weekend - Sicherheits- und Renntraining mit

einer EnfieldCarsten Rossow

Vorgeschichte

Nachdem ich bereits 1989 einen Sicher-heitskurs des TÜV mitgemacht hatte, ent-deckte ich auf den Berliner Motorradtagendieses Jahr zum ersten Mal einen Veranstaltervon Sicherheitstrainings

(http://www.zitzewitz.de/). Die detaillierteÜbersicht über die Inhalte der Kurse und derprofessionelle Eindruck erinnerten mich daran,daß es höchste Zeit war, für die Situationen zuüben, in die ich eigentlich nie geraten möchte.

Programm

Die Veranstaltung bot Gelegenheit, denVeranstalter zu testen und die eigenen Talentezu erkunden. Für das mit 50 Euro äußerstgünstige Wochenendticket konnten fast sämt-liche Arten des Motorradfahrens ausprobiert,sowie alle Lehrgänge und Instruktorenkennengelernt werden. Aus den angebotenenStraßen- und Gelände-Lehrgängen (Straßen-sicherheitstraining, Renntraining, SuperMoto,Moto Cross und Enduro) wurden knapp 20verschiedene Lehrgangsmodule aufgebaut:

� Bremsen (Gefahrbremsung aus 50 km/h,Ausweichen aus 50 km/h, Ausweichen ineiner Kurve nach innen/außen).

� Große Acht (Übung mit Landstraßentempo.Vorbereitung/Timing vor einer Kurve,Bremsen, Schalten, Blickführung,Auswirkung von Einlenkpunkten).

� "Die Wurst" (Gleiche Übung wie die Acht,nur mit drei Kurven, C-förmig).

� Autobahnabfahrt (Eine sich extrem zu-

ziehende Kurve, drei Übungsabläufe:a) Flucht ins Gelände ohne Bremsen,b) Flucht ins Gelände mit vorherigerBremsung,c) die Kurve nach maximaler Bremsung ausder Schräglage heraus meistern).

� "Stilfzer Joch" (1,5 km Kurvenparcours.Einlenkpunkte, Linienwahl).

� Handlingparcours (Fahren am Lenkan-schlag im instabilen Bereich).

� Instruktorengeführtes Fahren auf einerRennstrecke, (Sektionstraining SuperMotoFunSchool).Fahren mit einer SuperMoto Enduro/MX-Lehrgang(Grundhaltung und Basics – Einsteiger:Kurve – Einsteiger, Kurve – Fortgeschrittene,Sprung, Auf- und Abfahrt)

� Enduro-Tour (Sportenduro – Einsteiger,Sportenduro – Fortgeschrittene,Großenduro – EinsteigerGroßenduro – Fortgeschrittene)

7

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Das Trainingsgelände

Startbahnen eines alten Russen-Flugplatzes ca.60 km nördlich von Berlin, jetzt Europasgrößte Fahrtrainingsanlage mit 3,4 km Renn-strecke, über 50 km Enduro-Runde, 3 kmSicherheitstrainingsparcours, 1,8 kmSuperMoto und 2,2 km Moto Cross Strecke.Für die Straßenfahrer standen mindestens 20verschiedene Motorräder von Suzuki, für dieGeländefans ca.15 KTM-Enduros kostenlos zurVerfügung. Für mich war das keine Option, ichbin natürlich mit meiner Enfield gefahren.

Die offensichtlich zum Selbstkostenpreisangebotene und von Sponsoren geförderteVeranstaltung nur als Werbung zu sehen, wirdihr nicht gerecht, denn in den jeweils ein-stündigen Übungsabschnitten wurden kleineTrainings mit allem drum und dran geboten.Die Teilnehmerzahl je Übung war stetsbegrenzt. Die Organisation hat perfekt ge-klappt; jeder konnte an den Übungen teil-nehmen, die ihn interessierten.

Teilnehmer

Mit 200 angemeldeten Teilnehmern waren alleArten von Motorrädern vertreten: Tourer,Sportler, Supersportler, Cruiser, Enduros undauch einige ältere Motorräder (Guzzi,Laverda).Motorradtechnisch war in den Siebzigernallerdings Schluß; meine Enfield war

konstruktiv das älteste Gerät. Zwar habenmich "Sportfahrer" mit ihren japanischenSuperbikes eher ignoriert, viele andere warenjedoch interessiert.Zwei Ducati-Fahrer waren sogar richtigbegeistert und haben sich meine Maschinegenau angesehen und erklären lassen.

Das Training

Das Training begann mit Ausweichmanövern.Die Betonpiste ist um einiges griffiger alsnormale Straßenbeläge, so daß Ausrutscherziemlich unwahrscheinlich sind. Aus einemvorherigen Sicherheitstraining kannte ich dieGrenzen der Reifen und des Fahrwerks.

Bevor die Haftgrenze der Avon-Reifen(Speedmaster/SM II) erreicht wird, begrenzendie festen Fußrasten die mögliche Schräglage.Während die maximale Schräglage an mo-dernen Maschinen durch harmloses "auf derStraße kratzen" der Fußrasten, die dabei nachoben nachgeben, angezeigt wird, können dieFußrasten der Enfield das Moped ganz schnellaushebeln.

Bei allen Kursen wird mit steigenderGeschwindigkeit geübt, bis die Grenzen des

Fahrers oder der Maschine erreicht sind.Ein Transalp-Fahrer hat den Lenkimpuls gleichin der ersten Runde übertrieben und ist bei ca.35 km/h unplanmäßig abgestiegen. DieSchrammen am Motorrad hatte er schon ein-kalkuliert. Ich wollte am Montag wieder mitder Enfield zur Arbeit fahren, die Ochsen-augen hätten so eine Aktion sicherlich übelgenommen, also: Piano!

Die große Acht und "die Wurst" warenKurventraining pur. Blickführung und Einlenk-punkte, Anbremsen und Schalten zu übenbzw. zu verfeinern ist auch für Vielfahrerlohnend. Die Möglichkeit, flotter zu fahren, istdabei sekundär - im Vordergrund stehen dieBeherrschung des Motorrads und das Gefühlfür die Grenzen, bis zu denen man sicherfährt.

8

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Einer der Instruktoren ist diese Übung mitseiner alten Guzzi mitgefahren. Er hatte so vielSchräglage, daß er mit dem Auspufftopf (!)aufsetzte. Was dabei passierte, war mir imHinblick auf meine Fußrasten eine Warnung:Es hat ihn ausgehebelt, und das Motorrad istweggerutscht. Dank guter Schutzkleidung istihm nichts passiert.

Die Übung "Ausweichen im Kreis" führte mirwieder sehr anschaulich vor Augen, daß beisehr flotter bis maximaler Fahrweise für dasAusweichen in der Kurve kein Spielraum mehrbleibt. Welche Reserve erforderlich ist, umunerwartete Hindernisse in Kurven ohne Pro-bleme zu umfahren, wurde ausgiebig trainiert.

Hier zeigte sich wieder, daß die Enfield zwarsehr handlich, aber kein Leichtgewicht ist.

Im Winter werden Bremsen und Ausweichenwieder besonders anspruchsvoll – nachlängerer Fahrzeit, durchgefroren, mit ent-sprechend langsamerem Bewegungsablaufsind meine eigenen Grenzen bestimmt ehererreicht als die Haftgrenze warmgefahrenerReifen. Im Handlingparcours und beim "Stilfzer Joch"werden sehr enge Kurven geübt - fast inSchrittgeschwindigkeit und mit Stadtverkehrs-tempo aufwärts. Der Handling-Parcours warfür mich ein richtiger Spaß: Eng, mit Kehren,Wendungen und anderen Gemeinheiten ge-spickt. Auch in diesen Übungen hat sichdurchgängig gezeigt, wie wichtig die richtigeBlickführung ist. Die für mich interessantesteErfahrung war aber, daß es möglich ist, mitdem Motorrad einen engeren Kreis zu fahren,als die Maschine senkrecht mit voll ein-geschlagenem Lenker geschoben werden kann.

Das Renntraining wird üblicherweise vonStefan Nebel, der in der internationalen

deutschen Superbike-Meisterschaft ganz vornemitfährt, betreut. Da er am Wochenendeverhindert war, ist sein Vater Peter Nebel, derfrüher selbst Rennen gefahren ist und seinemSohn das Rennfahren beigebracht hat,eingesprungen.

Ich bin dieses Training zusammen mitwesentlich schnelleren Maschinen gefahren.Peter Nebel ist vorgefahren. Nach jeder Rundehaben sich die zwei Fahrer hinter ihm an dasEnde der Schlange sortiert, so daß jeder eineRunde direkt hinter ihm die Ideallinie fahrenkann. Das hat mit meiner Enfield natürlichmangels Motorleistung nicht funktioniert, sodaß Peter Nebel mir anbot, nach demSektionstraining beim "freien Fahren" mit mireine Extra-Runde zu drehen.Und so bin ich alleine hinter Peter Nebel aufder Ideallinie um den Kurs gefahren. Er hatdabei auf konstanten Abstand geachtet. EinRiesenspaß, obwohl wegen der ständigaufsetzenden Fußrasten sehr vielKonzentration und Fingerspitzengefühl nötigwaren.

Falsch angefahrene Kurven und zu frühes oderzu spätes Bremsen bzw. Schalten werdensofort bestraft. So fuhr eine ziemlich neuaussehenden Aprilia RSV Mille zu schnell ineine Kurve und schlitterte auf der Seite aus derKurve heraus: Das Absteigen bei ca. 80 km/hbescherte dem Fahrer zum Glück nur deutlicheBremsstreifen auf Verkleidung undLederkombi.

Abends sprach mich der Veranstalter an: "Dubist also der Enfield-Fahrer, der beimRenntraining ganz schön Kante gegeben hat!".Er erzählte mir, daß er plant, im nächsten JahrRenntrainings für Motorräder bis max. 80 PSund Klassiker anzubieten, eingeteilt nachLeistung.

9

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)

Zum Schluß habe ich die Autobahnabfahrtausprobiert, und zwar mit Gepäck. DieseÜbung ist ziemlich anspruchsvoll und daherBestandteil des Aufbautrainings. In der für die"Schnupperkurse" zur Verfügung stehendenZeit kann die normalerweise einen halben Tagdauernde Übung natürlich nicht vollständiggefahren werden. Trainiert wurde die Fluchtins Gelände nach vorherigem Bremsen -Schritt für Schritt und realistisch: Wir fuhrentatsächlich auf eine holperige Wiese.

Dabei zeigte die Enfield ihre Stärkengegenüber einer Suzuki GSX-R. Durch diegrößeren Räder und die schmaleren Reifenfährt die Enfield auf unbefestigtem Unter-grund wesentlich stabiler.Die aufrechte Sitzposition und der breiteLenker machen das Fahren dabei aucheinfacher und angenehmer. Diesen Vorteilkonnte ich auch auf grobem Schotter bzw.einem provisorischen Nebenweg aus Bauschuttausspielen.

Fazit

Das Wochenende hat mir sehr viel Spaß ge-macht, und ich konnte selbst in den"Schnupperkursen" mein Fahrkönnen weiterverbessern. Ein Sicherheitstraining lohnt sichauch für Vielfahrer.

Die Enfield kann wesentlich mehr, als diemeisten Leute ihr zutrauen - sie ist bei allen

Übungen bis an den Grenzbereich stetsgutmütig und gut beherrschbar geblieben.Interessant war die Erfahrung, daß dasFahrwerk der Enfield weniger antiquiert ist,als ich dachte. Es hat Reserven, die mir imAlltagsgebrauch viel Ärger ersparen können.Ein Arbeitstier ist zwar kein Rennpferd, aberetwas Trab schadet nicht?

10

Enfield – Zeitschrift Ausgabe 2 (2003)