Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

26
Entscheidungen am Entscheidungen am Lebensende Lebensende Ein Diskussionsbeitrag Ein Diskussionsbeitrag

Transcript of Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Page 1: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Entscheidungen am Entscheidungen am LebensendeLebensende

Ein DiskussionsbeitragEin Diskussionsbeitrag

Page 2: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

AllerheiligenlitaneiAllerheiligenlitanei

A morte subitanea, libera nos DomineA morte subitanea, libera nos Domine

Religiöser ParadigmenwechselReligiöser Paradigmenwechsel

Medizinische RevolutionMedizinische Revolution

Page 3: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Methoden zur Methoden zur BewältigungBewältigung

A) wissenschaftliche Erforschung (Phasen)A) wissenschaftliche Erforschung (Phasen)   B) Verdrängung (Spital, Aufbahrungshalle, B) Verdrängung (Spital, Aufbahrungshalle,

Gemeinschaftsgrab)Gemeinschaftsgrab)   C) Banalisierung (Medien: das tägliche Massensterben)C) Banalisierung (Medien: das tägliche Massensterben)   D) ExitD) Exit   E) Religiöse Bewältigung: Reinkarnation - NahtodE) Religiöse Bewältigung: Reinkarnation - Nahtod   F) christlich: „Wenn ich sterbe, holt mich nicht der Tod, F) christlich: „Wenn ich sterbe, holt mich nicht der Tod,

sondern Christus.“ (Theresia v. Avila)sondern Christus.“ (Theresia v. Avila)

Page 4: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Mögliche KonflikteMögliche Konflikte

   a) Selbstbestimmungsrecht des a) Selbstbestimmungsrecht des

PatientenPatienten

   b) Fürsorgepflicht des Arztesb) Fürsorgepflicht des Arztes

c) Heiligkeit (= Unverfügbarkeit) des c) Heiligkeit (= Unverfügbarkeit) des LebensLebens

Page 5: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Ausgaben je LandAusgaben je Land

Page 6: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Zunahmer der Zunahmer der GesundheitskostenGesundheitskosten

Page 7: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Kosten nach AlterKosten nach Alter

Page 8: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

ProblemstellungProblemstellung

Grundsatzdiskussion ist nötig: Grundsatzdiskussion ist nötig: Recht mancher auf alles vs Recht aller Recht mancher auf alles vs Recht aller

auf manches (sozialethisch)auf manches (sozialethisch) Was ist natürlich – angemessen – Was ist natürlich – angemessen –

suizidal (individual-ethisch)suizidal (individual-ethisch)

Page 9: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Grundsätzliche GedankenGrundsätzliche Gedanken

Die Endlichkeit des Lebens widerspricht Die Endlichkeit des Lebens widerspricht der Würde des Menschen nicht, sondern der Würde des Menschen nicht, sondern gehört dazu. Gerade weil das Leben gehört dazu. Gerade weil das Leben endlich und verletzlich ist, ist es so kostbar.endlich und verletzlich ist, ist es so kostbar.

Medizin und Gesellschaft müssen ihre Medizin und Gesellschaft müssen ihre Forderungen an das medizinisch Machbare Forderungen an das medizinisch Machbare auf ein menschliches Mass reduzieren.auf ein menschliches Mass reduzieren.

Page 10: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Aktive Aktive Sterbehilfe=EuthanasieSterbehilfe=Euthanasie

Aerztliches Handeln (nicht Aerztliches Handeln (nicht Grundkrankheit) ist hinreichende und Grundkrankheit) ist hinreichende und unmittelbare Todesursacheunmittelbare Todesursache

Page 11: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Indirekte SterbehilfeIndirekte Sterbehilfe

Schmerzbekämpfung/Schmerzbekämpfung/Symptomkontrolle mit Symptomkontrolle mit lebensverkürzendem Effekt (also lebensverkürzendem Effekt (also „Nebenwirkung“ einer Therapie)„Nebenwirkung“ einer Therapie)

Page 12: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Moraltheologische Moraltheologische GrundsätzeGrundsätze

Handlungen mit doppeltem Effekt Handlungen mit doppeltem Effekt (eine gute und eine schlechte)(eine gute und eine schlechte)

   Wesentlich: ist die gute Wirkung nur Wesentlich: ist die gute Wirkung nur

eine Folge der Schlechten?eine Folge der Schlechten?

Page 13: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Beispiel aus Beispiel aus MoraltheologieMoraltheologie

Bergleute in Grube verschüttetBergleute in Grube verschüttet   Rettung nur durch Sprengung möglich, wobei 1 Bergmann Rettung nur durch Sprengung möglich, wobei 1 Bergmann

wegen zu grosser Nähe getötet wird.wegen zu grosser Nähe getötet wird.   Handlung also 2 Wirkungen: 1. Tötung des Bergmannes. 2. Handlung also 2 Wirkungen: 1. Tötung des Bergmannes. 2.

Rettung der übrigen.Rettung der übrigen.   Güterabwägung hier erlaubtGüterabwägung hier erlaubt

Warum?Warum?

Gedankenexperiment: Wäre Handlung auch sinnvoll, wenn kein Gedankenexperiment: Wäre Handlung auch sinnvoll, wenn kein Todesopfer involviert.Todesopfer involviert.

  

Page 14: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

GegenbeispielGegenbeispiel

Menschengruppe in extremer HungersnotMenschengruppe in extremer Hungersnot    1 töten, um ihn kannibalisch zu fressen.1 töten, um ihn kannibalisch zu fressen.    Würde Leben der Gruppenmitglieder rettenWürde Leben der Gruppenmitglieder retten    Nein: Mord ist nie erlaubtNein: Mord ist nie erlaubt    Güterabwägung in solchen Fällen unerlaubtGüterabwägung in solchen Fällen unerlaubt

Page 15: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Zum KnobelnZum Knobeln

Terroristen entführen ein FlugzeugTerroristen entführen ein Flugzeug

   Als Waffe donnert es auf Grossstadt Als Waffe donnert es auf Grossstadt

zu zu

   Darf man es abschiessen?Darf man es abschiessen?

  

Page 16: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Antwort:Antwort:

Ja – das Abschiessen des Flugzeugs Ja – das Abschiessen des Flugzeugs wäre ja auch sinnvoll, wenn keine wäre ja auch sinnvoll, wenn keine Passagiere an Bord wären.Passagiere an Bord wären.

Page 17: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Faktoren der Faktoren der GüterabwägungGüterabwägung

Das zu erreichende Gut muss das zu Das zu erreichende Gut muss das zu zerstörende Gut deutlich überwiegen zerstörende Gut deutlich überwiegen

(Wenn Flugzeug z.B. schon über (Wenn Flugzeug z.B. schon über bewohntem Gebiet ist – es rast auf bewohntem Gebiet ist – es rast auf Fussballstadion zu – führte Abschuss Fussballstadion zu – führte Abschuss nicht zu ähnlich viel Opfern?)nicht zu ähnlich viel Opfern?)

2. Je grösser das zu zerstörende Gut, 2. Je grösser das zu zerstörende Gut, desto grösser die Gewissheit der desto grösser die Gewissheit der Gefährdung des zu rettenden.Gefährdung des zu rettenden.

Page 18: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Passive SterbehilfePassive Sterbehilfe

A) Unterlassen einer möglichen A) Unterlassen einer möglichen Intervention zur LebensverlängerungIntervention zur Lebensverlängerung

B) Grundkrankheit, der man ihren Lauf B) Grundkrankheit, der man ihren Lauf lässtlässt

   C) Arzt nur aktiv durch Beendigung C) Arzt nur aktiv durch Beendigung

einer zuvor bestehenden Interventioneiner zuvor bestehenden Intervention

Page 19: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Therapieverzicht?Therapieverzicht?

Falscher BegriffFalscher Begriff Unwort: „austherapiert“Unwort: „austherapiert“ Umfassender Therapiebegriff, der Umfassender Therapiebegriff, der

Uebergang von kurativer zu palliativer Uebergang von kurativer zu palliativer Therapie integriert.Therapie integriert.

Page 20: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Moralische KriterienMoralische Kriterien

- Wie nahe und wie sicher ist der Tod? - Wie nahe und wie sicher ist der Tod? - Ist der Sterbeprozess schon eingetreten? - Ist der Sterbeprozess schon eingetreten? - Welchen Nutzen haben mögliche medizinische - Welchen Nutzen haben mögliche medizinische

Interventionen für den Patienten unter Berücksichtigung Interventionen für den Patienten unter Berücksichtigung seines Gesamtwohls? (physische, psychische, soziale, seines Gesamtwohls? (physische, psychische, soziale, spirituelle Dimension!!)spirituelle Dimension!!)

- Welche Belastungen werden / würden dem Patienten - Welche Belastungen werden / würden dem Patienten dabei zugemutet? (zusätzliche Schmerzen? Soziale dabei zugemutet? (zusätzliche Schmerzen? Soziale Isolation? Isolation?

- Frage nach Qualität des noch zu lebenden Lebens: - Frage nach Qualität des noch zu lebenden Lebens: Schmerzfreiheit, Bewusstsein, Schmerzfreiheit, Bewusstsein, Kommunikationsmöglichkeit, MobilitätsfähigkeitKommunikationsmöglichkeit, Mobilitätsfähigkeit

- Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf die notwendigen - Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf die notwendigen Aufwendungen (Kosten …)Aufwendungen (Kosten …)

Page 21: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Der katholische Der katholische StandpunktStandpunkt

„„Wenn der Tod näher kommt und durch Wenn der Tod näher kommt und durch keine Therapie mehr verhindert werden keine Therapie mehr verhindert werden kann, […] ohne daß man jedoch die kann, […] ohne daß man jedoch die normalen Hilfen unterläßt, die man in normalen Hilfen unterläßt, die man in solchen Fällen einem Kranken schuldet. solchen Fällen einem Kranken schuldet. Dann liegt kein Grund vor, daß der Arzt Dann liegt kein Grund vor, daß der Arzt Bedenken haben müßte […].“ Bedenken haben müßte […].“

(Dokument der Glaubenskongregation)(Dokument der Glaubenskongregation)

Page 22: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Individual-ethischIndividual-ethisch

Von der Sicht des Arztes gerechtfertigt:Von der Sicht des Arztes gerechtfertigt:

A) Massnahme keinen Nutzen oder A) Massnahme keinen Nutzen oder insgesamt mehr Schaden als Nutzen insgesamt mehr Schaden als Nutzen bietetbietet

B) Patient Weiterbehandlung ablehntB) Patient Weiterbehandlung ablehnt

Page 23: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Therapieverzicht durch Therapieverzicht durch PatientPatient

• • Angesichts des nahen und sicheren Angesichts des nahen und sicheren Todes müssen nicht alle medizinischen Todes müssen nicht alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

• • Ethisch verpflichtend sind nur Ethisch verpflichtend sind nur „sinnvolle“ medizinische Interventionen.„sinnvolle“ medizinische Interventionen.

• • Die Grenzen zur direkten Tötung darf Die Grenzen zur direkten Tötung darf nicht überschritten werden.nicht überschritten werden.

Page 24: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

Ernährung durch Sonde?Ernährung durch Sonde?

Ist die Ernährung und Wasserversorgung (ob auf Ist die Ernährung und Wasserversorgung (ob auf natürlichen oder künstlichen Wegen) eines Patienten im natürlichen oder künstlichen Wegen) eines Patienten im „vegetativen Zustand“ moralisch verpflichtend, außer wenn „vegetativen Zustand“ moralisch verpflichtend, außer wenn Nahrung und Wasser vom Körper des Patienten nicht mehr Nahrung und Wasser vom Körper des Patienten nicht mehr aufgenommen oder ihm nicht verabreicht werden können, aufgenommen oder ihm nicht verabreicht werden können, ohne erhebliches physisches Unbehagen zu verursachen?ohne erhebliches physisches Unbehagen zu verursachen?

Antwort:Antwort: Ja. Die Verabreichung von Nahrung und Wasser, Ja. Die Verabreichung von Nahrung und Wasser, auch auf künstlichen Wegen, ist prinzipiell ein gewöhnliches auch auf künstlichen Wegen, ist prinzipiell ein gewöhnliches und verhältnismäßiges Mittel der Lebenserhaltung. Sie ist und verhältnismäßiges Mittel der Lebenserhaltung. Sie ist darum verpflichtend in dem Maß, in dem und solange sie darum verpflichtend in dem Maß, in dem und solange sie nachweislich ihre eigene Zielsetzung erreicht, die in der nachweislich ihre eigene Zielsetzung erreicht, die in der Wasser- und Nahrungsversorgung des Patienten besteht. Wasser- und Nahrungsversorgung des Patienten besteht. Auf diese Weise werden Leiden und Tod durch Verhungern Auf diese Weise werden Leiden und Tod durch Verhungern und Verdursten verhindert. und Verdursten verhindert.

Page 25: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

HirtenbriefHirtenbrief

Nach Auffassung der christlichen Ethik gibt es keine Verpflichtung Nach Auffassung der christlichen Ethik gibt es keine Verpflichtung des Menschen zur Lebensverlängerung um jeden Preis und auch des Menschen zur Lebensverlängerung um jeden Preis und auch kein ethisches Gebot, die therapeutischen Möglichkeiten der kein ethisches Gebot, die therapeutischen Möglichkeiten der Medizin auf ihrem jeweils neuesten Stand bis zum Letzten Medizin auf ihrem jeweils neuesten Stand bis zum Letzten auszuschöpfen. Zur Endlichkeit des Lebens gehört auch, dass auszuschöpfen. Zur Endlichkeit des Lebens gehört auch, dass man das Herannahen des Todes zulässt, wenn seine Zeit man das Herannahen des Todes zulässt, wenn seine Zeit gekommen ist. Der verstorbene Papst Johannes Paul II., dessen gekommen ist. Der verstorbene Papst Johannes Paul II., dessen Sterben unzählige Menschen mit tiefer Anteilnahme verfolgten, Sterben unzählige Menschen mit tiefer Anteilnahme verfolgten, sagte am Ende seiner langen Krankheit: „Mein Leben steht in sagte am Ende seiner langen Krankheit: „Mein Leben steht in Gottes Hand.” Er tröstete die Gläubigen, die auf dem Petersplatz Gottes Hand.” Er tröstete die Gläubigen, die auf dem Petersplatz für ihn beteten mit den Worten: „Ich bin froh, seid ihr es auch!”für ihn beteten mit den Worten: „Ich bin froh, seid ihr es auch!”

Im Juni 2006Im Juni 2006+ Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg/Breisgau+ Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg/Breisgau+ Joseph Doré, Erzbischof von Strasbourg+ Joseph Doré, Erzbischof von Strasbourg+ Kurt Koch, Bischof von Basel + Kurt Koch, Bischof von Basel

Page 26: Entscheidungen am Lebensende Ein Diskussionsbeitrag.

SchlussfolgerungSchlussfolgerung

Aktive Sterbehilfe: no wayAktive Sterbehilfe: no way Indirekte Sterbehilfe: moralisch erlaubtIndirekte Sterbehilfe: moralisch erlaubt Passive Sterbehilfe: moraltheologische Passive Sterbehilfe: moraltheologische

Grauzone. Grauzone.