Entwaldung Klimawandel Biodiversität DiE WälDEr DEr WElt...

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2011 STUDIE Entwaldung Biodiversität Klimawandel DIE WäLDER DER WELT – EIN ZUSTANDSBERICHT Globale Waldzerstörung und ihre Auswirkungen auf Klima, Mensch und Natur

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2011

STUDIE

Entwaldung BiodiversitätKlimawandel

DiE WälDEr DEr WElt –Ein ZustanDsBErichtGlobale Waldzerstörung und ihre auswirkungen auf Klima, Mensch und natur

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ImpressumHerausgeber 1.Auflage2007,WWFSchweiz; 2.Auflage2011,WWFSchweiz,WWFDeutschlandStand Mai2011Autor PeterHirschberger,4conforestconsultingKoordination NinaGriesshammer,WWFDeutschland [email protected] ThomasKöberich,WWFDeutschlandGestaltung ThomasSchlembach,WWFDeutschlandInformationen wwf.ch/wwf.de

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inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung 5

1 Die Bedeutung der Wälder 81.1 FürdieBiodiversität 81.2 FürdenMensch 91.3 FürdasKlima 101.4 ImVergleichmitPlantagen 12

2 status und trends 142.1 DieEntwicklungderWälder 142.2 DieglobaleWaldinventur(ForestResourcesAssessment)derFAO 162.3 EntwicklungderWaldflächevon1948bis1990 172.4 EntwicklungderWälderseit1990 182.4.1 DieglobaleEntwicklung 182.4.2 LänderundKontinente 192.4.3 EntwicklungderPrimärwälder(Urwälder) 232.5 SchwerpunktregionenundLänder 272.5.1 Amazonas 272.5.2 Indonesien 312.5.3 Kongobecken 342.5.4 Europa 38

3 ursachen der Waldzerstörung 473.1 Holzeinschlag 473.2 ÄnderungderLandnutzung 493.3 Infrastrukturprojekte 493.4 ArmutundBrennholznutzung 523.5 Waldbrände 54

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4 Folgen der Waldzerstörung 58

4.1 Biodiversität 584.2 Mensch 594.3 Klima 60

5 lösungen 645.1 Schutzgebiete 645.2 WäldermithohemSchutzwert(HCVF) 665.3 NachhaltigeEntwicklung 675.3.1 VerantwortungsvolleWaldnutzungundFSC 675.3.2 VerantwortungsvollesSoja 685.3.3 RunderTischzuPalmöl 695.4 KontrolledesinternationalenHolzhandels 715.4.1 EuropäischeUnion(FLEGT) 715.4.2 USA(LaceyAct) 735.4.3 Schweiz(Deklarationspflicht) 745.4.4 CITES 755.5 WaldschutzalsKlimaschutz 765.6 WaldschutzdurchdieBiodiversitätskonvention 795.7 WaldschutzdurchverantwortungsvollenKonsum 82

6 Quellen 85

Glossar 92

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Die Bedeutung der WälderKnappeinDrittelderLandflächederErdeistmitWäldernbedeckt.Wäldersinddieartenreichsten

LebensräumederWelt.Vonden1,3MillionenbeschriebenenTier-undPflan-zenartenlebenetwazweiDrittelimWald.ZugleichsindWälderLebensraumundLebensgrundlagefür1,6MilliardenMenschen,daruntersindvieleindi-geneVölker.WälderbietenSchutzvorErosion,LawinenundÜberschwem-mungenundregulierenalsnatürlicheWasserspeicherdenWasserhaushalt.EinDrittelderweltgrößtenStädtebezieheneinenbedeutendenTeilihresTrinkwassersausWaldschutzgebieten.WälderspeichernetwadieHälftedesaufderErdegebundenenKohlenstoffs.Sieenthalten20bis50MalmehrKohlenstoffinihrerVegetationalsandereÖkosysteme.TropischeRegen-wäldersinddabeivonbesondererBedeutung.Siebedeckenzwarnur7%derErdoberfläche,beherbergenaber50%allerTier-undPflanzenartenweltweit.IhreBäumespeichernumdieHälftemehrKohlenstoffalsBäumeaußerhalbderTropen.ÜbernutzteWälderundPlantagenverlierendieseVorteile.

Globale WaldzerstörungDieglobaleWaldflächebeträgtheutemit4MilliardenHektarnurnoch65%derursprünglichenWaldbedeckungvor8000Jahren.GeradenocheinDritteldavonbestehtausUrwäldern.78%derUrwälderwurdenindenletzten8000Jahrenzerstört,undjedesJahrgehenweitere4,2MillionenHektarUrwaldverloren.EbensogehtdieFlächedernatürlichenWälderzurück,währenddieFlächederstarkverändertenWälderundPlantagenweltweitzunimmt.

Inden1980erund1990erJahrenwurdenjährlich16MillionenHektarWaldvernichtet.Inden2000erJahrenistdieEntwaldungzwarleichtzurückge-gangen,befindetsichabermit13MillionenHektarproJahrimmernochaufeinemerschreckendhohenNiveau.JedesJahrwerdendamitWälderineinerGrößenordnungvernichtet,diederFlächeGriechenlandsentspricht.

DerWaldverlustfindetnahezuausschließlichindenTropenstatt;inEuropa,NordamerikaundvorallemChinanimmtdieWaldflächedagegenzu.Netto betrugderRückgangderweltweitenWaldflächezwischen2005und2010daher5,6MillionenHektarproJahr–diesentsprichtderFlächeKroatiens.SpitzenreiterimWaldverlustsindBrasilienundIndonesien,gefolgtvonNige-ria,TansaniaundMyanmar.

Zusammenfassung

Wälder sind die artenreichsten

lebensräume der Welt. Von den 1,3

Millionen beschrie-benen tier- und

Pflanzenarten leben etwa zwei Drittel im

Wald.

78 % der urwälder wurden in den letzten 8000 Jahren zerstört, und jedes Jahr gehen weitere 4,2 Millionen

hektar urwald verloren.

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Ursachen des WaldverlustsDiedreiHauptursachenderEntwaldungsinddieExpansionvonLandwirt-schaftundInfrastruktursowiedieHolznutzung.DerAmazonas-RegenwaldwirdinSojaplantagenundRinderweidenumgewandelt.Knapp20%dieseseinmaligenLebensraumessindbereitsunwiederbringlichverloren.GeplanteStraßenbaumaßnahmendrohendieWaldzerstörungweitervoranzutreiben.InIndonesienwerdendieWälderdurchgroßflächigenHolzeinschlagfürdieZellstoff-undPapierindustriesowiedurchdieUmwandlunginZellstoff-undPalmölplantagenzerstört.DasLandverlorseit1990einFünftelseinerWald-fläche.DerKlimawandelwirddenDruckaufdieWälderweiterverschärfen.DieHäufigkeitunddasAusmaßvonDürren,InsektenbefallundWaldbrändenwerdendeutlichsteigen.SohatsichinPortugaldieZahlderWaldbrändevon1980bisheuteverzehnfacht.IndenTropen,woWaldbrändenatürlicherwei-sekaumauftreten,werdennunimZugederBrandrodungMillionenHektarjährlichdurchFeuervernichtet.

Folgen der WaldzerstörungDieZerstörungderWälderleisteteinenbedeutendenBeitragzumKlimawan-del.ÄnderungeninderLandnutzung,vorallemdieRodungundDegradie-rungtropischerRegenwälder,tragencirca15%zumweltweiten,vomMen-schenverursachtenAusstoßvonTreibhausgasenbei–mehralsdergesamteVerkehrssektor.EinbesondererKlimakilleristdieZerstörungKohlenstoffrei-cherTorfmoorwälder,dievoralleminIndonesienzufindensind,dennnochJahrenachderenRodungwerdenweiterhinTreibhausgaseausdenehemali-genWaldbödenfreigesetzt.

DierapidevoranschreitendeZerstörungderWälderisteinedergrößtenBedrohungenfürdieweltweiteBiodiversität.86%dergefährdetenSäuge-tier-undVogelartensinddadurchinihremFortbestandbedroht.AuchdieMenschenleidenunterdemWaldverlust:IndigeneVölkerverlierenihreLe-bensgrundlage.VieleNaturkatastrophenderletztenZeit,wieÜberschwem-mungenundErdrutsche,werdenaufAbholzungenzurückgeführt.

Die drei hauptursachen der

Entwaldung sind die Expansion von

landwirtschaft und infrastruktur sowie

die holznutzung.

Die rapide voranschreitende

Zerstörung der Wälder ist eine

der größten Bedrohungen für

die weltweite Biodiversität.

86 % der gefährdeten

säugetier- und Vogelarten sind

dadurch in ihrem Fortbestand

bedroht.

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Lösungen zum Erhalt der WälderUmdieletztenunberührtenNaturwälderderWeltzuerhalten,setztderWWFnebendemAufbaueffektiverNetzevonSchutzgebieten,dieunterEinbindungderBevölkerungentwickeltwerden,aufeinenachhaltigeBewirt-schaftungderbereitsgenutztenWälder.SogewährleistetdasFSC-Zertifikat(ForestStewardshipCouncil),dassHolzundandereWaldprodukteauseinerverantwortungsvollen,umwelt-undsozialverträglichenWaldbewirtschaftungstammen.UmdieUmwandlungderWälderinAgrarflächeneinzudämmen,wurdenmitdemRoundtableonResponsibleSoy(RTRS)unddemRoundtableonSustainablePalmOil(RSPO)ähnlicheZertifizierungssystemefürdiever-antwortungsbewussteProduktionvonSojabzw.Palmölentwickelt. Allerdingsmüssenwirunsauchbewusstsein,dassdienatürlichenRes-sourcenbegrenztsind.DamitdieEntwicklungs-undSchwellenländerihreEntwicklungsmöglichkeitenimSinneeinerglobalenGerechtigkeitwahrneh-menkönnen,ohnedassweiterhinWälderundanderewertvollenÖkosystemeverlorengehen,müssendieentwickeltenLänderihrenübermäßigenKon-sumeinschränkenunddievorhandenennatürlichenRessourceneffizienternutzen.BeispielehierfürsinddasRecyclingvonPapierundHolz,aberaucheineReduktiondesFleischkonsums,fürdeneineweitgrößereFlächebenötigtwirdalsfürdieProduktionandererNahrungsmittel.

InseinerpolitischenArbeitsetztsichderWWFdafürein,dassbedeutendeholzverbrauchendeLänderwiedieeuropäischenStaatenoderdieUSAihreinternationaleVerantwortungwahrnehmenunddieholzproduzierendenLänderaufihremWegzueinerverantwortungsvollenWaldbewirtschaftungunterstützenunddieEinfuhrvonillegaleingeschlagenemHolzgesetzlichver-bieten.

DieRollederWalderhaltungfürdenKlimaschutzistmittlerweileaucheinThemaindeninternationalenKlimaverhandlungen.2010wurdeaufderUN-KlimarahmenkonferenzinCancunbeschlossen,dieEntwaldungunddiedadurchentstehendenTreibhausgasemissionenzustoppen.ÜberdasFinan-zierungsinstrumentREDD+erhaltenwaldreicheEntwicklungsländervondenIndustrieländernfinanzielleUnterstützung,umdieEntwaldungaufzuhal-tenundentgangeneEntwicklungsmöglichkeitenzukompensieren.UmdenKlimawandelinsgesamtineinemerträglichenRahmenzuhalten,sindaller-dingseineSenkungdesEnergieverbrauchsindenIndustrieländernundeinehöhereEnergieeffizienzunabdingbar.

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WäldersindinvielfacherHinsichtunver-zichtbarfürdasLebenaufderErde.SiesinddieartenreichstenLebensräumeder

Welt,bietenaberaußerunzähligenPflanzenundTierenauch1,6MilliardenMenscheneineLebensgrundlage.SieregulierendenWasserhaushalt,dienenalsTrinkwasserspeicherundschüt-zenvorErosion,LawinenundÜberschwemmungen.AußerdemwirkensiealsgrößterKohlenstoffspeicherdemweltweitenTreib-hauseffektentgegen.

BesondersbedeutsamsinddabeidietropischenRegenwälder.Werdensiezerstört,übernutztoderzuPlantagenumgewandelt,verlierensieeinenGroßteilihrervorteilhaftenEigenschaften.

1.1 Für die BiodiversitätKnappeinDrittelderweltweitenLandfläche,4MilliardenHektar,sindvonWäldernbedeckt–vondenTropenüberdiegemäßigtenBreitenbiszudenkälteren,borealenRegionendesNordens.

AlldieseWäldersindHeimatfürunzähligeTier-undPflanzenarten.DieWeltnaturschutzunionIUCNvermutet,dassesinsgesamt9,5MillionenArtengibt,diezumTeiltiefindendenRegenwäldernverborgenleben.Vonden1,3MillionenbeschriebenenTier-undPflanzenartenaufderErdelebenetwazweiDrittelimWald.WäldersindalsodieartenreichstenLebensräume.Regenwälderbedeckenzwarnur7ProzentderErdoberfläche,beherbergenaber50ProzentallihrerTier-undPflanzenarten.AlleinimAmazonas-GebietfindetsicheinFünftelderweltweitenBiodiversität–beispielsweisezehntau-sendePflanzenarten,SäugetierewiederJaguar,undVogelartenwieTukane,ArasundKolibris,sowietausendeverschiedenerFischarten.AufBorneogibtesWaldgebietemitübertausendverschiedenenBaumarten(zumVergleich:inDeutschlandzählenwirnurrund40heimischeBaumarten).ZahlreicheAr-ten,dieinWäldernleben,sindendemisch,dasheißt,siekommenausschließ-lichineinemengbegrenztenGebietvorundsterbenbeidessenZerstörungaus.

FürdieBiodiversitätistnichtnurdieFlächederWäldervonBedeutung,sondernauchderenZustand.BiodiversitätdefiniertsicheinerseitsdurchArtenreichtum,aberauchdurchgenetischeVielfaltunddieVielfaltderÖko-systeme.DieseEbenenstehenuntereinanderinWechselwirkung1.SokönnensichgenetischvielfältigeArtenbesseranUmweltveränderungenanpassenundsindwenigervomAussterbenbedrohtalsgenetischarmeArten.MitderVielfaltinnerhalbderÖkosystemedurchverschiedeneStrukturen,Habitate,BiotopeundökologischeNischensteigtauchdieArtenvielfalt.Natürliche,strukturreicheWälderweiseneinehöhereBiodiversitätaufalsWälder,diedurchmenschlicheEingriffeverändertwurden.AußerdurchdenRückgang

1 Die Bedeutung der Wälder

natürliche, struk-turreiche Wälder

weisen eine höhere Biodiversität auf als

Wälder, die durch menschliche Eingriffe

verändert wurden.

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derWaldflächewirddieBiodiversitätdaherauchdurcheineVerschlechterungdesWaldzustands,diesogenannteDegradierung,beeinträchtigt.InmanchenWaldökosystemen,besondersindenTropen,könnenbereitsrelativkleineEingriffe,wieselektiverHolzeinschlag,zueinemRückgangderArtenvielfaltführen136.

1.2 Für den Menschen WäldersindLebensraumundLebensgrundlagefürMillionenvonMeschen.DieFAOschätzt,dass1,6MilliardenMenschen,knappeinViertelderWelt-bevölkerung,vonWäldernabhängigsind2.DaruntersindvieleindigeneVöl-ker,wiedieBaka-PygmäenimKongobecken,dieIndianervölkerdesAma-zonasoderdieUdegiimFernenOstenRusslands.MitderZerstörungderWäldergehenLebensgrundlageundKulturdieserVölkerverloren.

SelbstdiehochtechnologisiertenGesellschaftenEuropasundNordamerikaskönnennichtaufWälderundihrevielfältigenSchutzfunktionenverzichten.WaldschütztvorErosion,Muren,LawinenundÜberschwemmungen,isteinnatürlicherSpeicherfürRegenwasserundreinigtTrinkwasser.VieleMen-schensucheninWäldernErholungundEntspannung.

EinDrittelderweltgrößtenStädtebeziehteinenGroßteildesTrinkwassersausWaldschutzgebieten.VerantwortungsvollbewirtschaftetenatürlicheWäl-derbieteneinebessereWasserqualität.InsbesonderetropischeRegenwälderundAltwälderkönnendengesamtenWasserkreislaufeinerRegionverstärken3. AuchdiewirtschaftlicheBedeutungderWälderistgroß.2005wurdewelt-weitHolzimWertvonüber100MilliardenUS-Dollareingeschlagen.AndereWaldproduktewerdenvonderFAOfürdasJahr2005mitdemWertvon18,5MilliardenUS-Dollarbeziffert.IhrtatsächlicherWertdürfteaberweithöherliegen,daihreNutzungnurzumgeringenTeilstatistischerfasstwird27.

2006arbeitetenweltweitfast14MillionenMenschenimForstsektor,davonknappvierMillioneninderForstwirtschaftundweiterezehnMillioneninderHolz-undPapierindustrie4.AllerdingsnahmdieZahlderArbeitsplätzeimForstsektorzwischen1990und2006weltweitum15Prozentab.

WeltweiterzieltederForstsektor2006eineBruttowertschöpfungvon468MilliardenUS-Dollar.ErträgtimglobalenDurchschnittmiteinemProzentzumBruttoinlandsproduktbei,inmanchenLändernistseinAnteilaberweit-aushöher.AufdenSalomoninselnmachtereinenAnteilvon17ProzentdesBruttoinlandsproduktesaus,inFinnlandliegtseinBeitragbeisechsundinSchweden,LettlandundEstlandbeije4Prozent4.

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1.3 Für das KlimaWälderbeeinflussendasKlimanichtnurlokalundregional,sondernauchaufglobalerEbene,wasbeieinerBetrachtungdesKohlenstoffkreislaufsdeutlichwird(Abbildung1).KohlenstoffistelementarerBestandteilorganischenMate-rials,alsofürdasLebenansich.InVerbindungmitSauerstoffbildetKohlen-stoffjedochTreibhausgasewieCO2.AusdreiTonnenKohlenstoff(C)entste-hendabeielfTonnenCO2.AnLandistKohlenstoffinderVegetationunddenBödengespeichert.AberdieweitausgrößtenKohlenstoffmengensindindenWeltmeerengebunden.SowohlvondenOzeanenalsauchvomLandwirdKoh-lenstoff,voralleminFormvonCO2,mitderAtmosphäreausgetauscht.MeerundLandfungierendabeials„Kohlenstoff-Senken“,dasheißt,sienehmenmehrKohlenstoffauf,alssieabgeben.DadurchwirddervomMenschenverur-sachteCO2-AnstieginderAtmosphäre,derUrsachedesglobalenKlimawan-delsist,erheblichgesenkt.Zwischen2000und2008verursachtedieVerbren-nungfossilerEnergieträgerEmissionenvon7,7MilliardenTonnenKohlenstoffproJahr.DurchÄnderungenderLandnutzung,hauptsächlichdieZerstörungtropischerRegenwälder,wurdenweitere1,5MilliardenTonnenKohlenstofffreigesetzt.Davonreichertensich4,1MilliardenTonnenKohlenstoffproJahrinderAtmosphäreinFormvonTreibhausgasenan.GleichzeitigwurdenproJahr2,3MilliardenTonnenKohlenstoffvomMeerund2,8MilliardenTonnendurchVegetationundBödeninungestörtenÖkosystemenanLandaufgenom-men5.TropenwäldernehmenjährlicheineMilliardeTonnenKohlenstoffauf,alsofast40ProzentdergesamtenanLandabsorbiertenMenge6.

Wälderbedecken31ProzentderLandoberflächeundspeichernfastdieHälftedesterrestrischgebundenenKohlenstoffs.VondeminderVegetationgebun-denenKohlenstoffbefindensichmehralsdreiViertelinWäldern7.

Wälder bedecken 31 % der land-oberfläche und speichern fast die hälfte des

terrestrisch gebun-denen Kohlenstoffs.

Abbildung 1: Der globale

KohlenstoffkreislaufQuelle: IPCC141, WHRC5

1 Gt C = 1 Milliarde Tonnen Kohlenstoff

Atmosphäre

760 +4,1/J

~90 +2,3/J ~120 +2,8/J

~120/J~90/J

~9,2/J

7,7/J 1,5/JOzean

38.000

Mensch Land

2.300

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InsgesamtsindinWäldern1.146MilliardenTonnenKohlenstoffgebunden,davon359MilliardenTonneninderWaldvegetationund787MilliardenTon-nenimoberstenMeterdesWaldbodens7.AlsoenthältderWaldbodenderzeitmehrKohlenstoffalsdieAtmosphäre.

BeieinerZerstörungderWäldergehtnichtnurderenFunktionalsKohlen-stoffsenkeverloren.VielmehrwirderzurKohlenstoffquelle:DerKohlenstoff,derimWaldgespeichertwar,wirdfreigesetztundinFormvonCO2undande-renTreibhausgasenindieAtmosphäreentlassen.DieZerstörungundDegra-dationderWäldereinschließlichihrerBödenmachtca.15ProzentdesvomMenschenverursachtenAusstoßesvonTreibhausgasenaus8.

DieVegetationvonWäldernenthältproFlächeneinheit20bis50MalmehrKohlenstoffalsdiederÖkosysteme,durchdiesieersetztwerden.BeieinerUmwandlungderWälderwirddieserKohlenstoffalsTreibhausgaseindieAtmosphärefreigesetzt,wasbeieinerdauerhaftenRodungbiszu100ProzentdesgespeichertenKohlenstoffsumfassenkann.PlantagenbindeninderVe-getationimDurchschnittnureinDrittelbisdieHälftederKohlenstoffmenge,dieeinunberührterWaldspeichert.ZudemwirdbiszueinemVierteldesimBodengespeichertenKohlenstoffsfreigesetzt,denndiegerodetenWaldbödenmüssenbearbeitetwerden,umdiePlantagenbäumepflanzenzukönnen.BäumeintropischenWäldernspeichernetwa50ProzentmehrKohlenstoffproFlächeneinheitalsBäumeaußerhalbderTropen.BeiderZerstörungtro-pischerWälderwirddahermehrKohlenstofffreigesetzt,alswenndiegleicheFlächeborealerodergemäßigterWälderzerstörtwürde9.AlleindieBäumedesAmazonasbindenknapp120MilliardenTonnenKohlenstoff10.Freige-setztindieAtmosphäreentsprächediesdem14-fachenglobalenCO2-AusstoßdurchdieVerbrennungfossilerEnergieträgerimJahr2009*.

DurchVeränderungenderklimatischenBedingungenverändertsichderZustandderWälderdramatisch.DaBäumesehrlangeleben,sindWaldöko-systemevoneinerKlimaveränderungbesondersbetroffen.DerKlimawandelkannvielerortszumehrWaldbrändenundeinerstarkenVermehrungforst-schädlicherInsektenführen.TrockenheitsstressundStürmewerdendenWaldbäumenvermehrtzusetzen.

EingefährlicherKreislaufdroht,wennWälderaufgrunddesKlimawandelsgroßflächigabsterbenwürden.DiegewaltigenMengenanTreibhausgasen,diedabeiindieAtmosphärefreigesetztwerden,heizendenKlimawandelweiteran.BeschleunigtwirddieserKreislaufdurchillegalenundnichtnachhaltigenHolzeinschlag,BrandrodungunddieErschließungundZerschneidungderletztengroßflächigenunberührtenWaldgebiete.

*2009betrugderweltweiteCO2-Ausstoss31MilliardenTonnen.ZurBerechnungdesCO

2-Emissionspoten-

zialsmussdiegespeicherteKohlenstoffmengemitdemFaktor11/3multipliziertwerden,umdiezusätzlicheMassederbeidenSauerstoffatomezuberücksichtigen.DamitergibtsicheinCO

2-Emissionspotentialsvon

432MilliardenTonnen.

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1.4 Im Vergleich mit PlantagenPlantagenkönntendenNutzungsdruckaufdienatürlichenWälderverringernunddiewirtschaftlicheEntwicklungindensüdlichenLändernvorantreiben,wennsieangeeigneterStelleangelegtundverantwortungsvollbewirtschaftetwerden.DieRealitätsiehtjedochmeistandersaus.

InvielenLändernwerdenPlantagenangelegt,nachdemzuvordienatürlichenWälderdurchHolzeinschlagoderFeuerzerstörtwurden11.DastreibtdenVer-lustderBiodiversitätvoran.Dasselbegilt,wennbeispielsweiseeinnatürlichesSavannenökosystemdurcheinePlantageausfremdländischenBaumartenersetztwird,wiedieshäufiginSüdafrikaderFallist12.InIndonesien,wosichdieZellstoffproduktionindenletztenbeidenJahrzehnten(1990–2009)mehralsversechsfachthat13,wurdenbereits1,5MillionenHektarWalddurchPlan-tagenersetzt.WeiterevierMillionenHektarsindbereitsalsKonzessionenzurRodungfürZellstoffplantagenausgewiesen,gehenalsoebenfallsverloren14. Satellitendatenzeigen,dass80ProzentderverheerendenWaldbrände,die1997und1998inIndonesienüberzweiMillionenHektarRegenwaldvernich-tethaben,absichtlichgelegtwurden,umPlatzfürZellstoff-undPalmölplan-tagenzuschaffen15.

PlantagenverringerndenNutzungsdruckaufnatürlicheWälderallerdingsnureingeschränkt.PlantagenholzersetztkeinewertvollentropischenHart-hölzer,diefürunterschiedlicheZweckeverwendetwerden.PlantagenholzwirdhauptsächlichzurZellstoff-undPapierproduktionsowiefürgering-wertigeHolzprodukteverwendet,währendderGroßteilderHölzer,dieintropischenRegenwäldernselektiveingeschlagenwerden,zuhochwertigenHolzproduktenverarbeitetwird11.

DieFAOundvielenationaleRegierungsbehördenzieheninihrenStatistikenzumWaldverlustneuangelegtePlantagenflächenvonderzerstörtenWaldflä-cheab,sehenalsonatürlicheWälderundPlantagenalsgleichwertigan.FürdieTierweltsindPlantagenjedochnurgrüneWüstenohneFutterangebot,undeinGroßteilderTierartenverschwindet.NatürlicheWäldersindWas-serspeicher.DurchPlantagensinktjedochderGrundwasserspiegelvoralleminDürrezeiten,wasdieWasserknappheitverstärkt.ZudemwirddieWasser-qualitätdurchdenEinsatzvonDünge-undSpritzmittelnbeeinträchtigt11. DieBödensindinsbesonderewährendderHolzernteundderNeupflanzungerosionsgefährdet,unddieEntnahmegroßerHolzmengenentziehtihnenvie-leNährstoffeundbeeinträchtigtihreFruchtbarkeit.BodenorganismenhabengroßeSchwierigkeiten,dieStreufremdländischerBaumartenwieEukalyptusoderKieferzuzersetzen.DadurchwirdderNährstoffkreislaufverlangsamtundessammelnsichgroßeMengenunzersetzterBlätter,NadelnundÄstean11.DurchdenEinsatzgentechnischveränderterBaumarten,wieesz.B.inChinabereitsgroßflächiggeschieht29,könneninZukunftzusätzlicheRisikenfürMenschundNaturentstehen.

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PlantagenschaffenvorallemwährendderPflanzzeitundderErnteArbeits-plätze.NachderPflanzungsinktdieZahlderArbeitsplätzedrastisch.DieHolzerntewirdzudemimmerstärkermechanisiert,wodurchwenigerArbeits-kräftebenötigtwerden. InvielenLändernverlierendieMenschen,diedasPlantagengebietzuvorbewohnten,ihreLebensgrundlage.VerdrängendiePlantagenkleinbäuerlicheLandwirtschaft,führtdiesnettozueinemVerlustanArbeitsplätzen.WerdennatürlicheWälderinPlantagenumgewandelt,verliertdielokaleBevölkerung,oftmalsindigeneVölker,ihreRessourcenundErwerbsmöglichkeiten.DieMenschenwerdendadurchvertrieben,meistindieSlumsderGroßstädte.

TrotzdergeschildertenProblematikenkönnenverantwortungsvollangelegteundbewirtschaftetePlantagenhelfen,densteigendenHolzbedarffürZell-stoffproduktionundEnergieerzeugungzudeckenundsodenNutzungsdruckaufdienatürlichenWälderzuverringern.DasZertifikatdesForestSteward-shipCouncil*(FSC)stelltsicher,dassfürdieNeuanlagevonPlantagenkeineNaturwäldergerodetwurdenundsiemitRücksichtaufMenschundNaturbewirtschaftetwerden.Anfang2011warenweltweitüber13MillionenHektarPlantagenFSCzertifiziert67.

* www.fsc.org

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SeitderletztenEiszeithabenMenschenimmermehrWäldergerodetoderUrwäl-derzuWirtschaftswäldernumgewandelt.

EsgibtheuteweltweitnochvierMilliardenHektarWald,dassindwenigeralszweiDrittelderWaldflächevonvor8000Jahren. DavonbestehtnurknappeinDrittelausUrwäldern.

IndenletztenzweiJahrzehntendes20.Jahrhundertswurdenjährlich16MillionenHektarWaldaufderErdevernichtet.Zwi-schendenJahren2000und2010hatsichdieseEntwicklungetwasverlangsamt,dochnochimmergehen13MillionenHekt-arWaldjedesJahrverloren.DasbetrifftfastausschließlichdieLänderderTropenundhierauchstarkdieletztennochvorhande-nenUrwälder.HingegennimmtinEuropa,NordamerikaundvoralleminChinadieWaldflächeaufgrundvonAufforstungenzu.

2.1 Die Entwicklung der WälderVor8000Jahren,alsonachderletztenEiszeitundvordemBeginngroßflä-chigerLandnutzungdurchdenMenschen,gabesweltweitWälderaufeinerGesamtflächevon62.203.000km²105.HeutebeträgtdieWaldflächelautFAO1640.330.600km²oderrund4MilliardenHektar.Diesentspricht65ProzentderursprünglichenWaldbedeckung,darinsindallerdings7Prozentoder264MillionenHektarPlantagenenthalten16.DerGroßteilderheutigenWälderistinStrukturundZusammensetzungderBaumartenmehroderwe-nigerstarkvonMenschenbeeinflusst.ÜberdieHälftesindnatürliche,meisttropischeWälder,diedurchselektivenHolzeinschlagbereitssichtbarverän-dertwurden.Weitere7%sindhalbnatürlicheWälder,diewiedieTeakwälderinAsienoderdieeuropäischenWälderstarkgenutztwerden19. DietropischenWälderbliebenbisMittedes20.Jahrhundertsweitgehendintakt.Von1960bis1990wurdenaberetwa450MillionenHektarvonihnenzerstört,waseinemjährlichenWaldverlustvon15MillionenHektarent-spricht.Bis1990wareinFünftelderTropenwälderweltweitverschwunden,inAsiensogar30Prozent105.

NurnochguteinDrittelderglobalenWaldfläche–13,6MillionenQuadrat-kilometer16–bestehtausUrwäldern,alsoWäldern,diesichseitderletztenEiszeitunberührtvonmenschlichenEingriffenentwickelnkonnten.78Pro-zentderUrwälderwurdenindenletzten8000Jahrenzerstört,davonalleinzwischen2000und2010über40MillionenHektar16.DerrapideRückgangderUrwaldflächeistnichtnuraufdieEntwaldungzurückzuführen,sondernauchaufdieVeränderungderWälderdurchselektivenHolzeinschlagundan-deremenschlicheEingriffe,wodurchdieseWälderkeineunberührtenUrwäl-dermehrsind.AlleininBrasilienwurdenimletztenJahrzehnt25,4MillionenHektarUrwaldzerstört,dasentspricht60ProzentdesweltweitenRückgangsderUrwaldfläche16.

2 status und trends

Bis 1990 war ein Fünftel der

tropenwälder welt-weit verschwunden, in

asien sogar 30 Prozent.

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InanderenKontinentengingenbereitsnahezualleUrwälderverloren.InEuropa(ohneRussland)nehmendieUrwäldernurnoch0,3ProzentihrerursprünglichenFlächeein,waseinemProzentderjetzigenWaldflächeent-spricht105.IhreZerstörungbegannschoninderAntike.AuchinAfrikasindUrwäldernurnochauf8undinAsienauf6ProzentihrerursprünglichenFlächenvorhanden.IntakteUrwaldgebietesindnurnochinSüdamerikamit46Prozent,Nordamerikamit34ProzentundRusslandmit29Prozentderur-sprünglichenFlächeingrößerenAnteilenvorhanden.ZusammenentsprechendieUrwälderdieserKontinenteüber75ProzentallerverbliebenenUrwäl-der105.

EbensogehtauchdieFlächedernatürlichen,aberverändertenWälderzu-rück,währenddieFlächederstarkverändertenWälderundPlantagenzu-nimmt19. Neben dem weltweiten Flächenrückgang ist also auch eine Degradierung und Veränderung der Wälder durch menschliche Eingriffe zu beobachten, die ebenfalls erhebliche ökologische und soziale Auswirkungen hat.

Abbildung 2: Rückgang der (Ur-)Wald-

fläche seit 8000 Jahren bis heute. Quelle: WRI105

Ozeanien

Mittelamerika

Europa

Afrika

Südamerika

Nordamerika

Russland

Asien

121086Millionen km²

420

Gerodete WaldflächeSekundär-Waldfläche

Verbliebene Urwaldfläche

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2.2 Die globale Waldinventur (Forest Resources Assess-ment) der FAODieWelternährungsorganisationFAOerhebtseit1948imRahmeneinerglo-balenWaldinventurumfangreicheDatenzuFlächeundZustandderWälder.Bis1990wurdedieseglobaleWaldinventurinunregelmäßigenAbständendurchgeführt.SeitdemJahr2000veröffentlichtdieFAOdieseDatenallefünfJahreimRahmendesForestResourcesAssessment.DieaktuellstenZahlenwurden2010erhobenundimOktober2010veröffentlicht.

DasForestResourcesAssessmentisteinewichtigeQuelle,umeinenerstenÜberblicküberdieEntwicklungderWälderinallenLändernzugewinnen.DieQualitätderDatenistjedochkritischzusehen.Sohandeltessichbei-spielsweisebeidenZahlenzurWaldfläche2010umSchätzungenbzw.Prog-nosen.DieinfrüherenJahrenerfassteEntwicklungderWaldflächewurdeda-zubisindasJahr2010fortgeschrieben.DieDatensinddementsprechendmitUnsicherheitbehaftet.BesondersdeutlichwirddiesamBeispielIndonesiens.DieFAO-Zahlenvon2010zumWaldverlustinIndonesiensinddeutlichnied-rigeralsesdenAngabenimaktuellenBericht49 desindonesischenForstminis-teriumsentspricht(siehe2.5.2).DieFAOmachtimForestResourcesAssess-mentauchAngabenzudemindenWälderngespeichertenKohlenstoffvorratunddessenEntwicklung.DabeihandeltessichabernurumgrobeSchätzun-gen,fürdiedieWaldflächejedenLandesmiteinemvorJahrenerhobenenDurchschnittswertdesKohlenstoffvorratsproHektarfürdasjeweiligeLandmultipliziertwird.AlsoberücksichtigendieseDatenlediglichKohlenstoffe-missionenausderEntwaldungbzw.demvölligenVerlustanWaldfläche,nichtaberEmissionenausderDegradierungderWälder.Dieseentstehen,wennbeiderDegradierungdieDichtedesBaumbestandsverringertwird,obwohldieWaldflächealssolcheerhaltenbleibt.ZudemberücksichtigendieFAO-Schät-zungennicht,obbesonderskohlenstoffreicheWälder,wiebeispielsweiseTorf-moorwälder,verlorengingen.IndieserStudiewirddeshalbaufdiewesentlichgenauerenDatenzuKohlenstoffdioxidemissionenausWaldzerstörung143zu-rückgegriffen,diedasJointResearchCentrederEuropäischenKommissionzurVerfügungstellt.

DieErgebnissederverschiedenenWaldinventuren,diedieFAOseit1948veröffentlichte,lassensichuntereinandernichtvergleichen,dasowohldieMethodenderDatenerfassungalsauchdieDefinitionvonWaldimLaufederJahreverändertwurden.ImForestResourcesAssessmentvon1990wurdenbeispielsweisetemperierteundborealeWäldererstabeinemBeschirmungs-gradvon20ProzentalsWalddefiniert,imForestResourcesAssessment2000aberbereitsabeinemBeschirmungsgradvon10Prozent,wodurchdieFlächedieserWälderstatistischanstieg18.SolcheÄnderungenderDefinitionundDatenerfassunghabenzurFolge,dasseinVergleichderFlächenangabenindenverschiedenenWaldinventurenkeineRückschlüsseübereineVerän-derungderWaldflächezulässt.BeruhendochdieunterschiedlichenZahlennichtaufeinertatsächlichenÄnderungderFläche,sondernsindaufÄnderun-

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genderstatistischenMethodenzurückzuführen.TrotzdesunbestreitbarenRückgangsderWaldflächeistdurchdiesegeändertenstatistischenMethodendieglobaleWaldflächelautFAOvon3,4MilliardenHektarimJahr199017 aufüber3,869MilliardenHektarin200018und3,952MilliardenHektarin200519aufnunmehr4,033MilliardenHektarimJahr201016gestiegen.DievonderFAOimJahr2010angegebeneWaldflächeentsprichtdamitderaller-erstenSchätzungzurWaldflächeausdemJahr1948,obwohlrund740Millio-nenHektarTropenwaldindiesemZeitraumzerstörtwurden.

DasForestResourcesAssessment2010beinhaltetnebendenDatenfür2010auchkorrigierteDatenfür1990,2000und2005,sodassdieEntwicklungindenletzten20JahrenanhandeinereinheitlichenDatenbasisanalysiertwer-denkann.DieFAOkorrigiertedabeidieWaldflächevon1990imVergleichzurursprünglichenAngabeum23Prozent,dievon2000um6Prozentunddievon2005um3Prozentnachoben.

ImFolgendenwerdenzunächstdiehistorischenAngabenderFAOzurWaldflä-cheundderenRückgangzwischen1948und1990aufgeführt,zudenenkeinekorrigiertenWertevorliegen.InKapitel2.4wirdanhandderDatenvon2010dieEntwicklungderWälderzwischen1990und2010detailliertbetrachtet.

2.3 Entwicklung der Waldfläche von 1948 bis 1990IndererstenglobalenWaldinventur1948gabdieFAOeineweltweiteWald-flächevon4MilliardenHektaran.AngabenzueinemRückgangderWaldflä-chewurdennichtgemacht20.1958wurdedieWaldflächemit4,4MilliardenHektarangegeben21,imnächstenBericht1963mit3,8MilliardenHektar,hinzukommen334.000HektarunbestockteWaldfläche22.AuchdiesebeidenBerichtemachenkeineAngabenzumRückgangderWaldflächeimVergleichzudenvorherigenJahrzehnten.

Inden1970erJahrenwurdewederdieweltweiteWaldflächenochihrRück-gangvonderFAOerhoben.AndereQuellengehendavonaus,dassindiesemJahrzehntinsgesamt200MillionenHektarTropenwaldvernichtetwurden23,alsoimSchnitt20MillionenHektarTropenwaldproJahr.

DieweltweiteWaldflächeunddiesmalauchihrRückgang,wurdeerstwie-derimForestResourcesAssessment1990vonderFAOerwähnt.DieglobaleWaldflächewurde1990auf3,4MilliardenHektargeschätzt17,dochdieseZahlwurdeimForestResourcesAssessment2010aufknapp4,2MilliardenHekt-arkorrigiert.DieEntwaldungzwischenEnde1980undEnde1990wurdemit16,3MillionenHektarproJahrangegeben17,vondenen15,4MillionenHektaraufdietropischenEntwicklungsländerentfielen.Diesentspracheinemjähr-lichenVerlustvon0,8ProzentderWaldfläche24.InSüdamerikawurdenzwi-schen1980und1990proJahr6,2MillionenHektarWaldzerstört,inAfrika4,1MillionenHektarundinSüdostasien3,2MillionenHektar24.

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18

2.4 Entwicklung der Wälder seit 1990

2.4.1 Die globale EntwicklungNachdenneuenBerechnungendesForestResourcesAssessment2010betrugdieweltweiteWaldflächeimJahr1990noch4,17MilliardenHektar,imJahr2000warenes4,09MilliardenHektarund2005nurmehr4,06MilliardenHektar.FürdasJahr2010wirddieWaldflächederErdemit4,03Milliar-denHektarangegeben,diesentspricht31ProzentderLandfläche.Zwischen1990und2010istdieWaldflächeum135MillionenHektaroder3,2Prozentzurückgegangen,diesentsprichtetwadervierfachenLandesflächeDeutsch-lands.DerFlächenrückgangbetruginden1990erJahrenimSchnitt8,3Mil-lionenHektarproJahr.Ergingvon2000bis2005aufjährlich4,8MillionenHektarzurück,stiegaberzwischen2005und2010auf5,6MillionenHektarproJahran.

BeidenAngabenzurEntwicklungderWaldflächehandeltessichumeineNetto-Rechnung.Dasbedeutet,dassdieEntwaldung,alsoderRückgangderWaldflächedurchRodung,mitderZunahmederWaldflächedurchAuffors-tungenundneuangelegtePlantagenverrechnetwird.DieEntwaldungfindetaberzumGroßteilindentropischenLändernstatt,währenddieWaldflächevoralleminEuropa,NordamerikaundChinazunimmt(Abbildung3).ZudemkannderVerlustvontropischenRegenwäldernmitihrenvielfältigenFunkti-onen,etwafürdieArtenvielfaltoderalsKohlenstoffspeicher,nichtdurcheineVergrößerungderPlantagenflächeausgeglichenwerden.

Zwischen 1990 und 2010 ist die

Waldfläche um 135 Millionen

hektar oder 3,2 % zurückgegangen,

dies entspricht etwa der vier-

fachen landesfläche Deutschlands.

Abbildung 3: Veränderung der Wald-fläche in den einzelnen

Ländern zwischen 2005 und 2010.

Quelle: FAO; 2010

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DieNetto-Rechnungtäuschtdarüberhinweg,dassdieEntwaldungdeutlichgrößerist,alsderangegebeneNetto-RückgangderWaldfläche.ImForestResourcesAssessment2010nenntdieFAOfürdie1990erJahreeineEntwal-dungsratevon16MillionenHektarproJahr25.AufgrundgeänderterBerech-nungsmethodenistdieseAngabegenauer,liegtaberauchhöheralsdieZahlvon13MillionenHektar,welchedieFAO2005veröffentlichte26.Von2000bis2010gibtdieFAOeineweltweiteEntwaldungvon13MillionenHektarproJahran25.GegenüberdemrevidiertenWertfürdie1990erJahrebedeutetdieseinenRückgangderEntwaldung.AllerdingsliegtdieseEntwaldungsrateim-mernochaufdemerschreckendhohenNiveau,dasmanzuvorfürdie1990erJahreangenommenhat,sodassmankaumvoneinemFortschrittsprechenmag.DerjährlicheWaldverlustvon13MillionenHektaristgrößeralsdieWaldflächeDeutschlands(elfMillionenHektar)undentsprichtderFlächeGriechenlands.ProMinuteverschwindendamitrundumdieWelt35Fuß-ballfelder*wertvollerWälder.

2.4.2 Länder und KontinenteFüreinzelneLänderundKontinentemachtdieFAOkeineAn-gabenzurEntwaldung,sondernnurzumNetto-RückgangderWaldfläche.

DiebeidenLändermitdemgrößtenRückgangderWaldflächezwischen1990und2010sindBrasilienundIndonesien(Tabelle1).InBrasiliengingdieWaldflächeindiesen20Jahrenum10Prozent,nämlich55MillionenHektarzurück;dasentsprichtderFlächeFrankreichs.DerRückgangderWaldflächehatsichzwischen2005und2010aufdurchschnittlich2,2MillionenHektarproJahrverlangsamt,nachdemerzwischen2000und2005aufüber3Milli-onenHektarjährlichangestiegenwar16.

InIndonesiengingnachFAO-AngabendieWaldflächezwischen1990und2010um20Prozentbzw.24MillionenHektarzurück;dasentsprichtderFlä-cheGroßbritanniens16.BesondershochwardieWaldzerstörunginden1990erJahren,alsdieindonesischeWaldflächeproJahrum1,9MillionenHektarabnahm.ImVergleichdazugingderWaldverlustinden2000erJahrenetwaszurück,allerdingswohllängstnichtsostarkwievonderFAOangenommen,denndiezahlenmäßigenAngabenzurEntwaldungsindbeiderFAOdeut-lichniedrigeralsinderStatistikdesindonesischenForstministeriums(siehe2.5.2).

* NachFifa-StandardhateinFußballfelddieMaße105mx68munddamiteineFlächevon0,714Hektar.

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InsgesamtschrumpftendieWaldflächeninSüd-undSüdostasienzwischen1990und2010um31MillionenHektar.DerGroßteildavonistIndonesienzuzurechnen.DochauchinvielenanderenLändernderRegiongingendieWaldflächenindiesemZeitraumerheblichzurück,zumBeispielinMyan-mar(Burma)um7,4MillionenHektarbzw.19Prozent,undinKambodschaum2,8MillionenHektarund22Prozent.AuchLaosundMalaysiabüßtenindiesen20Jahrenjeweils9ProzentihrerWaldflächeein.InVietnamhingegennahmdieWaldflächedurchAufforstungenseit1990umfastdieHälftezu16.

InsgesamtginginAsiendieWaldflächeinden1990erJahrennochzurück,nahmdannaberzwischen2000und2010trotzderWaldverlusteinSüdost-asienum2,2MillionenHektarjährlichzu(Abbildung4).DerGrunddafürsindgroßflächigeAufforstungeninChina,wodieWaldflächeseit1990umeinDrittelgewachsenist.Inden1990erJahrenwuchsdieWaldflächeChi-nasumdurchschnittlichzweiMillionenHektarproJahr,zwischen2000und2010sogarumjährlichdreiMillionenHektar27.ChinahatdasZiel,bis2020denWaldanteilauf23ProzentseinerLandesflächezuerhöhen28.DieAuffors-tungensollenvorallemdieWüstenbildungeindämmen.AllerdingskommendabeioftgeklonteundteilweiseauchgentechnischveränderteBäumezumEinsatz29,übereinViertelsindnichtheimischeBaumarten27.HinsichtlichderBiodiversitätkönnendieAufforstungeninChinaalsonichtdieRegenwälderersetzen,dieinanderenLändernAsiensgerodetwerden.AußerChinahabenauchIndienundVietnamzwischen1990und2010großflächigaufgeforstet,wodurchihreWaldflächeindiesemZeitraumumjeweilsknapp4,5MillionenHektarzunahm16. Dennoch ist ohne die chinesischen Aufforstungen im übrigen Asien ein Rückgang der Waldfläche zu verzeichnen (Ab-bildung4).

Land

Waldfläche Waldverlust

1990 2010 1990-2010

1000 ha 1000 ha % der Lan-desfläche

1000 ha %

Brasilien 574.839 519.522 -55.317 -10 % -75 %

Indonesien 118.545 94.432 -24.113 -20 % -58 %

Nigeria 17.234 9.041 -8.193 -48 % -48 %

Tansania 41.495 33.428 -8.067 -19 % -42 %

Myanmar (Burma)

39.218 31.773 -7.445 -19 % -40 %

Simbabwe 22.164 15.624 -6.540 -30 % -38 %

Sudan 76.381 69.949 -6.432 -8 % -37 %

Dem. Rep. Kongo

160.363 154.135 -6.228 -4 % -36 %

Venezuela 52.026 46.275 -5.751 -11 % -34 %

Bolivien 62.795 57.196 -5.599 -9 % -33 %

Tabelle 1: Die 10 Staaten mit den

weltweit größten Verlusten an Waldfläche zwischen

1990 und 2010. Quelle: FAO16

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EinAnstiegderWaldflächewarindenletztenzweiJahrzehnteninEuropaundNordamerikazuverzeichnen.InEuropaeinschließlichRusslandnahmdieWaldflächeinden1990erJahrenumdurchschnittlich877.000HektarproJahrundinden2000erJahrenumjährlich676.000Hektarzu.DieEuropäi-scheWaldflächewuchsdamitseit1990um2Prozent16.

InNordamerikalässtsichderZuwachsanWaldflächedenUSAzurechnen,wodieWaldflächezwischen1990und2010durchschnittlichum384.000HektarproJahrwuchs.DemstehtinMexikoeinVerlustvonjährlich274.000HektarimgleichenZeitraumgegenüber.Mexikobüßtedadurchseit1990 8ProzentseinerWaldflächeein.AllerdingsistderWaldflächenverlustin MexikoimletztenJahrzehntdeutlichzurückgegangenundlagzwischen 2005und2010bei155.000HektarproJahr16.

InMittelamerikagingdieWaldflächeinallenLändernaußerinCostaRicadramatischzurück.Seit1990verringertesichdiemittelamerikanischeWaldflächeumeinViertel.TraurigerSpitzenreiteristHonduras,daszwischen1990und20102,9MillionenHektaroder36ProzentseinerWaldflächeverlor,gefolgtvonNicaraguamit1,4MillionenHektaroder31ProzentundGuate-malamit1,1MillionenHektarbzw.23ProzentderWaldfläche.InHondurasgingderjährlicheWaldverlustinden2000erJahrenetwaszurück,inNicara-guabliebergleichundinGuatemalastiegerzwischen2005und2010sogarleichtan16.

SüdamerikaistderKontinentmitdemhöchstenVerlustanWaldfläche.DerRückgangstiegvon4,2MillionenHektarjährlichinden1990erJahrenaufsogar4,4MillionenHektarproJahrimZeitraumvon2000bis2005,gingaberzwischen2005und2010auf3,6MillionenHektarproJahrzurück27.

DiesspiegeltimWesentlichendieEntwicklunginBrasilienwider,aufdas60ProzentderWaldflächeund67ProzentdesFlächenverlustsinSüdamerikaentfallen.DahinterfolgenVenezuela,BolivienundArgentinien,dieinden20Jahrenseit1990jeweilsüberfünfMillionenHektarWaldflächeverloren,sowieEcuadorundParaguaymitjeweilsüberdreiMillionenHektarundPeruundKo-lumbienmitjeüberzweiMillionenHektarjährlicherFlächenverluste.LediglichinChileundUruguayhatdieWaldflächeindiesemZeitraumzugenommen.Ins-gesamtverlorSüdamerikavon1990bis201082MillionenHektarWald16.

In AfrikaistderRückgangderWaldflächefastsogroßwieinSüdamerika.Zwischen1990und2010gingen74MillionenHektar,beziehungsweise10Pro-zentderWälderverloren16.FünfderzehnStaatenmitdemweltweithöchstenVerlustanWaldflächebefindensichinAfrika(Tabelle1).Nigeriaistimwelt-weitenVergleichdasLandmitdemdrittgrößtenWaldverlustnachBrasilienundIndonesien,nämlichüberachtMillionenHektarseit1990,wasfastderHälftederWaldflächedesLandesentspricht16.GleichzeitigistNigeriahinterArgentinienderzweitgrößteExporteurfürHolzkohlenachDeutschland30.

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Tansania,dasLandmitdemvierthöchstenRückganganWaldflächeweltweit,verlormitachtMillionenHektarseit1990nurunwesentlichwenigerWaldflä-chealsNigeria.DahinterfolgenSimbabwe,derSudanunddieDemokratischeRepublikKongomitjeweilsübersechsMillionenHektarsowieKamerunundMozambiquemitjeweilsübervierMillionenHektarVerlustanWaldflächezwischen1990und201016.

InvielenafrikanischenStaatenistderWaldanteilohnehinsehrniedrig.HierdrohtbeieinemweiterenRückgang,auchwennerinHektarzahlenvergleichs-weisegeringist,dievölligeEntwaldung.SoverlorbeispielsweiseTogoseit1990überdieHälfteseinerWaldfläche,wenigerals6ProzentderLandesflä-chesindnochbewaldet(Tabelle2).InMauretanien,dessenWaldanteilweni-gerals1ProzentderLandesflächeausmacht,gingdieserzwischen1990und2010nochumknappdieHälftezurück.FürdenkleinenInselstaatderKo-morenbedeuteteinRückgangvon9.000Hektarseit1990schondenVerlustvondreiViertelderWaldfläche.ZudembestehteinDrittelderverbleibenden3.000HektarimJahr2010ausPlantagenmitnichtheimischenBaumarten16.

InOzeaniennahmdieWaldflächeseit1990um7,4MillionenHektarab,davonsiebenMillionenHektarzwischen2000und2010.Mit5,6MillionenHektargingvon2000bis2010einGroßteildieserFlächeinAustralienalsFolgevonDürrenundWaldbrändenverloren.HolzeinschlagundWaldrodungzuguns-tenderLandwirtschaftsindhingegeninPapua-NeuguineadieUrsachenfürdenRückgangderWälder31.Seit1990gingdieWaldflächePapua-Neuguineasum2,8MillionenHektarzurück.IndenJahrenzwischen2005und2010stiegdortdieWaldzerstörungsogarauf142.000HektarproJahran16.

1990-20002000-2010

Europa inkl. Russland

Nordamerika

Mittelamerika

Südamerika

Afrika

Ganz Asien

China

Übriges Asien

Millionen Hektar pro Jahr-5 -4 -3 -2 -1 0 2 3 41

Abbildung 4: Nettoveränderung der

Waldfläche zwischen 1990 und 2000 nach Region

(Millionen Hektar pro Jahr). Quelle: FAO16

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2.4.3 Entwicklung der Primärwälder (Urwälder)PrimärwäldersindvonmenschlicherEinflussnahmeunberührteWälder,alsoUrwälder.SiesindfürdiebiologischeVielfaltbesonderswichtig,daihrenatürlicheDynamikungestörtvonmenschlichenEingriffenbleibt.DieFAOgibtdieweltweiteFlächederPrimärwälderimJahr2010mit1,4Milli-ardenHektaran.VoneinigenLändernwieKamerun,derDemokratischenRepublikKongoundVenezuelafehlenjedochInformationenzuPrimärwald-flächen.DaheristdietatsächlicheglobalePrimärwaldflächewahrscheinlichetwasgrößer27.DieFlächenangabederFAOschließtnebendennochbeste-hendenUrwäldernauchandere,vormenschlicherEinflussnahmegeschützteWaldflächenmitein,diesichwiederzuPrimärwäldernhinentwickelnsollen,wieessiez.B.inNationalparksgibt.DadurchkamesinmanchenLändern,beispielsweiseinderTürkeiundBulgarien,zueinemstatistischenZuwachsderPrimärwaldfläche.

Primärwäldergehennichtnurverloren,wennsiekomplettgerodetwerden,sondernbereitsdurchEingriffewiedieEntnahmeeinzelnerkommerziellwertvollerBäume.DurchdiemenschlicheEinflussnahmeverlierendieseWälderihrenPrimärwaldcharakterundwerdenzuWirtschaftswäldern. EinesolcheVerschlechterungdesÖkosystemsWaldwirdalsDegradie-rung bezeichnet.

DieFlächederPrimärwäldergingweltweitinden1990erJahrenum4,7MillionenHektarproJahrundinden2000erJahrenumjährlich4,2Milli-onenHektarzurück27,inderSummevon1990bis2010alsoeinVerlustvon89MillionenHektarUrwald.DasentsprichtderzweieinhalbfachenFlächeDeutschlands.

Land

Waldfläche Waldverlust

1990 2010 1990-2010

1000 ha 1000 ha % der Lan-desfläche

1000 ha %

Komoren 12 3 1,6 % -9 -75 %

Togo 685 287 5,3 % -398 -58 %

Nigeria 17.234 9.041 9,9 % -8.193 -48 %

Mauretanien 415 242 0,2 % -173 -42 %

Burundi 289 172 6,7 % -117 -40 %

Niger 1.945 1.204 1,0 % -741 -38 %

Uganda 4.751 2.988 15,2 % -1.763 -37 %

Honduras 8.136 5.192 46,4 % -2.944 -36 %

Ghana 7.448 4.940 21,7 % -2.508 -34 %

Pakistan 2.527 1.687 2,2 % -840 -33 %

Tabelle 2: Die 10 Staaten mit den weltweit höchsten pro-

zentualem Rückgang an Waldfläche zwischen 1990

und 2010.Quelle: FAO16

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Brasilienhältmit35ProzentdengrößtenAnteilanderweltweitenPrimär-waldfläche,esfolgtRusslandmiteinemAnteilvon19Prozent,Kanadamit12unddenUSAmit6Prozent.ErstdahinterfolgenmitPeru,Indonesien,Bolivi-en,MexikoundPapuaNeuGuineaweiteresüdlicheLänder,derenUrwälderje-weilszwischen2und4ProzentderweltweitenPrimärwaldflächeausmachen.

60ProzentdesweltweitenVerlustsanPrimärwaldflächedurchRodungoderDegradierungsindBrasilienzuzurechnen,wozwischen2000und201025MillionenHektarunberührtenRegenwaldesverlorengingen(Tabelle3).DasentsprichtetwasmehralsderFlächeGroßbritanniens.DerjährlicheVerlustanUrwaldflächeginginBrasilienleichtzurück,von2,8MillionenHektarinden1990erJahrenund2,7MillionenHektarzwischen2000und2005,auf2,3MillionenHektarzwischen2005und201027.ImNachbarlandBolivi-enhingegenwurdezwischen2005und2010mitjährlich200.000HektarmehrUrwaldflächezerstörtalswährenddervorangegangenen15Jahre.DemgegenüberhatsichinPeru,demdrittensüdamerikanischenLandmiteinemdeutlichenVerlustanUrwäldern,derRückgangderPrimärwälderindenletz-tenfünfJahrenverlangsamt.

Papua-NeuguineaistdasLandmitdemzweitgrößtenVerlustanPrimär-waldflächeweltweit.Esbüßtemit3,3MillionenHektarzwischen2000und2010über10ProzentseinerUrwälderein.EinGroßteildieserPrimärwäldergingoffenbardurchDegradierungundnichtdurchRodungverloren,denndiegesamteWaldflächeverringertesichimgleichenZeitraumnurum1,4Milli-onenHektar.DieZerstörungderPrimärwälderinPapua-NeuguineastiegindenletztenJahrenmassivan,nämlichvonjährlich180.000Hektarinden1990erJahren,über238.000HektarproJahrzwischen2000und2005,aufknapp427.000Hektarzwischen2005und2010.ImNachbarlandIndone-sienhatsichzwarderVerlustanPrimärwäldernzwischen2005und2010imVergleichzudenvorherigenfünfJahrenumfastzweiDrittelverlangsamt,aberhiermachenunberührteRegenwäldernurnochdieHälftederWald-flächeaus.InVietnamliegtderAnteilderPrimärwälderanderWaldflächebereitsuntereinemProzent.DiePrimärwaldflächeistdorterschreckendge-schrumpft:Von384.000HektarimJahr1990aufnur80.000HektarimJahr2010.

InAfrikahatGabunzwischen2000und2010über18ProzentseinerPri-märwälderverloren,dieZentralafrikanische RepubliksogarknappeinViertelundSierra Leone28Prozent.NigeriavernichteteindenletztenJahrenseineletztenPrimärwälder,wodurchdiejährlicheVerlustratezwi-schen2005und2010imVergleichzudenvorherigenfünfJahrensank.DieSituationundEntwicklungderafrikanischenPrimärwälderkannnichtins-gesamtbeurteiltwerden,dakeineInformationenzuPrimärwaldflächeninKamerunundderDemokratischen Republik Kongovorliegen.BeideLänderzusammenverfügenaberübermehralsdieHälftederWaldflächeWest-undZentralafrikasundübereinVierteldergesamtenafrikanischen

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Waldfläche.EinGroßteildieserWälder,voralleminderDemokratischenRepublikKongo,istvermutlichalsPrimärwäldereinzustufen.Eswärealsomöglich,dassPrimärwälderaucheinenbeträchtlichenTeilderüberzehnMillionenHektarWaldausmachten,dieinbeidenLändernzusammenseit1990vernichtetwurden.IndiesemFallwürdenKamerununddieDemokra-tischenRepublikKongomitzudenzehnLändernmitdemgrößtenVerlustanPrimärwaldflächegehören.AngesichtsderBedeutungdieserbeidenLänderfürdenRegenwaldimKongobecken,demzweitgrößtenzusammenhängendenRegenwaldkomplexderWelt,wäreeswünschenswert,wenndieFAOinihrernächstenglobalenWaldinventurauchInformationenzudenPrimärwälderninKamerunundderDemokratischenRepublikKongoerhebenwürde.

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Land

Primärwaldfläche Jährliche Veränderung

2000 2005 2010 2000-2005 2005-2010

1000 ha 1000 ha 1000 ha % der Wald-fläche

ha/Jahr ha/Jahr

Brasilien 501.926 488.254 476.573 91,7 % -2.734.400 -2.336.200

Papua Neu Guinea

29.534 28.344 26.210 91,2 % -238.000 -426.800

Gabun 17.634 15.984 14.334 65,2 % -330.000 -330.000

Bolivien 39.046 38.164 37.164 65,0 % -176.400 -200.000

Peru 62.188 61.065 60.178 88,5 % -224.600 -177.400

Südkorea 4.277 3.617 2.957 47,5 % -132.000 -132.000

Indonesien 49.270 47.750 47.236 50,0 % -304.000 -102.800

Zentralafrik. Republik

3.135 2.752 2.370 10,5 % -76.600 -76.400

Guatemala 2.091 1.957 1.619 44,3 % -26.800 -67.600

Nigeria 736 326 0 0,0 % -82.000 -65.000

Mexiko 35.469 34.531 34.310 52,9 % -187.600 -44.200

Malawi 1.330 1.132 934 28,9 % -39.600 -39.600

Mongolei 5.539 5.346 5.152 47,3 % -38.600 -38.800

Australien - 5.233 5.039 3,4 % - -38.800

Nicaragua - 1.315 1.179 37,9 % - -27.200

Madagascar 3.214 3.137 3.036 24,2 % -15.400 -20.200

Surinam 14.137 14.093 14.001 94,9 % -8.800 -18.400

Nordkorea 954 867 780 13,8 % -17.400 -17.400

Kolombien 8.685 8.614 8.543 14,1 % -14.200 -14.200

Sudan 14.098 14.044 13.990 20,0 % -10.800 -10.800

Chile 4.536 4.488 4.439 27,3 % -9.600 -9.800

Franz. Gua-yana

7.816 7.738 7.690 95,1 % -15.600 -9.600

Senegal 1.653 1.598 1.553 18,3 % -11.000 -9.000

Kongo 7.492 7.464 7.436 33,2 % -5.600 -5.600

Sierra Leone 157 133 113 4,1 % -4.800 -4.000

Estland 976 980 964 43,5 % 800 -3.200

Brunei Darus-salam

288 275 263 69,2 % -2.600 -2.400

Kenia 674 664 654 18,9 % -2.000 -2.000

Tschad 196 190 184 1,6 % -1.200 -1.200

Vietnam 187 85 80 0,6 % -20.400 -1.000

Tabelle 3: Verlust von Primärwäldern

zwischen 1990 und 2010 (Staaten mit einem Flä-

chenverlust von über 1000 Hektar pro Jahr).

Quelle: FAO16

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2.5. Schwerpunktregionen und Länder

2.5.1 AmazonasDasAmazonas-BeckenbedeckteineFläche,derenAusdehnungdervonEu-ropazwischenLissabonundWarschausowievonPalermobisKopenhagenentspricht.Hierbefindetsichdermit5,4MillionenQuadratkilometerngrößteverbliebeneRegenwaldblockderErde.60ProzentderFlächebefindetsichaufbrasilianischemStaatsgebiet;kleinereTeilegehörenzudenangrenzendenStaatenBolivien,Peru,Kolumbien,Ecuador,Guyana,Surinam,VenezuelaundFranzösisch-Guayana.

DasAmazonas-GebietisteinewahreSchatzkammerderArtenvielfalt:Etwa10ProzentallerArtenderErdesindhierzufinden.Bisherkonntenrund40.000Pflanzenarten,427Säugetierarten(darunterJaguar,Ozelot,Riesen-otterundFlussdelfin),1.294Vogelarten(darunterKaiseradler,Tukane,ArasundKolibris)sowierund3.000verschiedeneFischartenidentifiziertwerden.VieledieserArtensindendemisch,kommenalsonurimAmazonas-Gebietvor.DochweiteBereichesindnochnahezuunerforscht.Alleinzwischen1999und2009konntenimAmazonasgebiet1.200neuePflanzen-undWirbel-tierartenbestimmtwerden,dazutausendevonwirbellosenTierarten.DamitwurdendortmehrArtenentdeckt,alsimgleichenZeitrauminallenanderenartenreichenGebietenzusammengenommen.Dieszeigt,wievielfältigdasAmazonasgebietist,undwiewenigwirnochdarüberwissen32. DerAmazonas-RegenwaldbedecktealleininBrasilienursprünglichetwa4,1MillionenQuadratkilometer;mittlerweileisterauf3,4MillionenQuadratki-lometergeschrumpft.Damitsindfast20ProzentdieseseinmaligenLebens-raumesunwiederbringlichverloren33.Zwischen2000und2010wurdenjähr-lichimDurchschnitt1,65MillionenHektarAmazonas-Regenwaldvernichtet–dasentspricht3,14Hektaroder4,4FußballfeldernproMinute!

VonAugust2003bisAugust2004wurdemit2,72MillionenHektar,wasfastderFlächeBelgiensentspricht–derzweithöchsteWaldverlustnachdembisherigenRekordwertvon1995verzeichnet.SeitdemistdieEntwaldungimbrasilianischenAmazonasgebietmitAusnahmevon2007/2008stetigzurück-gegangen(Abbildung5).ZwischenAugust2009undAugust2010sankdieEntwaldungmit0,65MillionenHektaraufdenniedrigstenStandseitBeginnderMessungeninden1980erJahren34.DieEntwaldunggingdamitinnerhalbvon2JahrenumdieHälftezurück.DiebrasilianischeRaumfahrtbehördeINPEstelltjährlicheDatenzurEntwaldungbereit,dieesderzeitabernurbiszumAugust2010gibt.ImSommerundHerbst2010kamesimAmazonasge-biet,ähnlichwiebereits2005,zueinerextremenDürre,derenAuswirkungenaufdieEntwaldungindiesenDatennochnichtenthaltensind.

Zwischen 2000 und 2010 wurden jährlich

im Durchschnitt 1,65 Millionen

hektar amazonas-regenwald vernich-tet – das entspricht

3,14 hektar oder 4,4 Fußballfeldern pro

Minute!

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NichtnurderSüdwestendesAmazonasbeckens,derbereitsvonderDürrepe-riode2005betroffenwar,sondernauchderSüdendesGebietsinNordboli-vienundderSüdostenimbrasilianischenBundesstaatMatoGrossolitt2010untereinerextremenTrockenheit35.ImAugustundSeptember2010wurdenausdembrasilianischenAmazonasgebietundausNordboliviengroßflächi-geWaldbrändegemeldet.InBolivienzerstörtendieWaldbrändemindestens1,5MillionenHektarWald36undhülltendenNordenBoliviensindichtenRauch.DiebolivianischeRegierungerklärtewegenderaußerKontrollege-ratenenBrändeam18.AugustdennationalenNotstand37.InBrasiliengabesimAugustundSeptember2010drei-bisviermalsovielWaldbrandherdewieindenentsprechendenVorjahresmonaten.AlleinimSeptember2010zähltdiebrasilianischeWeltraumbehörde56.543Brandherde38.Satellitenaufnah-menzeigen,dassdieBrändemeistinWäldernwüten,dieanbereitsgerodeteFlächenangrenzen.Diesweistdaraufhin,dassdieFeuerihrenUrsprunginBrandrodungenhatten,diesichaufgrundderTrockenheitzuunkontrollierba-renFlächenbrändenausweiteten37.

DieEntwaldungimAmazonasisteinschrittweiseverlaufenderProzess.Weg-bereiteristderselektiveHolzeinschlag,beidemgezieltaufdennationalenundinternationalenMärktennachgefragteHolzartenbishinzurÜbernut-zunggefälltwerden.VondenoffiziellenStraßenausschlagenHolzfirmenaufderSuchenachwertvollenBäumenweitere,meistillegalerrichteteStraßenimmertieferindenintaktenRegenwald39.AufdiesenStraßenziehenSiedlernach–sowohllandloseKleinbauernalsauchLandspekulanten,diesichwi-derrechtlichgroßeLandflächenaneignen40.MitderDegradierungderWäl-derdurchdenHolzeinschlagsteigtauchderenAnfälligkeitfürBrände.BeimHolzeinschlagbleibenÄsteundnichtverwertbaresHolzzurück.Durchdie

3

2

1

01994

1,49

0,65

95

2,91

0,75

96

1,82

1,29

97

1,32

1,15

98

1,74

1,41

99

1,731,88

2000

1,82

2,74

01

1,82

02

2,14

03

2,52

04 05 06 07 08 09 2010

Abbildung 5: Waldverlust im brasiliani-

schen Amazonasgebiet von 1994 bis 2009.

Quelle: INPE

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LückenimKronendachdringtdasSonnenlichtbisaufdenBoden,trocknetdasverbliebeneHolzunddierestlicheVegetationausundbringtdenSchat-tengewohntenUnterwuchszumAbsterben.DieabgestorbeneBiomasseistbesondersinTrockenperiodenidealerBrennstoffundbietetdamitdiebesteVoraussetzungfürBrandrodung.InnaturbelassenenFeuchtregenwäldernwieimAmazonaskönnennormalerweisekaumWaldbrändeentstehen144.DieaufSatellitenaufnahmenerkennbarenBrändesindeinIndikatorfürdenNut-zungsdruckdurchMenschen41undbefindensichdort,wogeradeRegenwaldgerodetwird.DiestärkstenWaldverlusteerfolgenentlangeinerbogenförmi-gen„Entwaldungsfront“amsüdlichenundsüdöstlichenRanddesAmazonas-regenwalds,indenBundesstaatenMaranhao,MatoGrosso,ParaundRondo-nia.RinderweidenundSojaplantagenwerdenvonhierausimmerweiterindasintakteHerzdesAmazonasvorangetrieben.BesondersdieRinderzüch-terundSojaproduzenten,diehauptsächlichfürdiesüdlichenLandesteileBrasiliensundfürinternationaleMärkteproduzieren,sindfürgroßflächigeRodungenverantwortlich.BrasilienisthinterdenUSAsowohlderweltweitzweitgrößteProduzentvonSojaalsauchvonRindfleisch,gleichzeitigaberdergrößteExporteurvonRindfleischundderzweitgrößtevonSoja42.InMatoGrosso,demBundesstaatmitderhöchstenSojaproduktion,wurdebeobach-tet,dassmitsteigendenPreisenfürSojaauchdieEntwaldungsrateanstieg43.

DieBrandrodungdesRegenwaldsimAmazonasträgtspürbarzumglobalenCO2-Ausstoßbei,wieDatendesJointResearchCentre(JRC)derEuropä-ischenKommissionzeigen143,dievon1970bis2005reichen.Von2000bis2005betrugendiedurchschnittlichenCO2-EmissionendurchBrandrodungunddienachfolgendeOxidationderehemaligenWaldbödeninBrasilien911MillionenTonnenproJahr.DiesistmehralsdiegesamtenjährlichenCO2-EmissionenDeutschlands44.In2005,alsimAmazonasgebieteineextremeDürreperiodeherrschte,kamesnochimselbenJahrinBrasilienzueinemstarkenAnstiegderCO2-Emissionenaufüber1,4MilliardenTonnen

143.DielangfristigenCO2-EmissionendurchdieTrockenheit2005werdenfürdasge-samteAmazonasbeckenaufknapp6MilliardenTonnengeschätzt35.Damalswaren37ProzentdesAmazonasgebietsvonderDürrebetroffen.DieTrocken-heit2010überstiegaberinihremAusmaßnochdievon2005undsuchte57ProzentdesAmazonasbeckensheim.DielangfristigenCO2-EmissionendurchdieDürre2010werdendeshalbauf8MilliardenTonnengeschätzt35.DiesentsprichtmehralsdemDoppeltenderCO2-Emissionen,die2008inderEUdurchdenVerbrauchfossilerEnergieträgerentstanden44.

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1,6Jährliche

EmissionenDeutschland

Jährliche Emissionen durch Entwaldung am Amazonas Regenwald

Menge an Kohlenstoff ge-bunden in den Pflanzen des

Amazonas Regenwaldes

30

DieextremenTrockenperiodenimAmazonasgebietsindnachdemaktuellenwissenschaftlichenKenntnisstandalseineFolgedesKlimawandelsanzuse-hen.DieTrockenzeitimAmazonasbecken,dienormalerweisevonJunibisNovemberandauert,hatihreUrsacheindergroßräumigenjahreszeitlichenÄnderungderLuftströmungen.ImWinterundFrühlingsteigtwarmeLuftüberdemAmazonasbeckenauf.FeuchteLuftausdemtropischenNordat-lantikströmtnachundkühltbeimAufsteigenab.EsbildensichWolkenundRegenfällt.ImSommererwärmtsichdertropischeNordatlantik,woraufhinsichdieLuftströmeumkehren.DieLuftsteigtnunüberdemwarmenMeeraufundregnetdortab,währendüberdemAmazonasbeckentrockeneLuft-massenabsinken.DieDauerunddasAusmaßderTrockenzeitimAmazonas-beckenwerdensomitvonderTemperaturderMeeresoberflächebeeinflusst45. Diesehatsichseit1970umdurchschnittlich0,5°Cerhöht.ImtropischenAtlantiksteigtsieseit2004imSommersogarauf28bis30°C.Gleichzeitigistzubeobachten,dassdieTrockenperiodeamAmazonasfrüherbeginntundlängerdauert.DieglobaleKlimaveränderungistalsoeinwesentlicherAus-löserderDürreamAmazonas46.EineStudiederUniversityofBristolgehtdavonaus,dassbeieinemTemperaturanstiegvonbiszu2°C30ProzentderWälderimAmazonasbeckenverlorengehenwerden,undbeieinemTempera-turanstiegüber3°Csogarmehrals60Prozent47.

HierdrohteinTeufelskreiszuentstehen,beidemalsFolgedesKlimawandelsgroßeTeiledesAmazonasregenwaldesverlorengehen,waseinenerhöhtenCO2-Ausstoßverursacht,derwiederumdieglobaleKlimaerwärmungantreibt.

Abbildung 6: CO2-Emissionen durch

Waldzerstörung in Brasilen zwischen 1970 und 2005.

Quelle: EC-JRC/PBL143

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

01970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

Waldbrände (Brandrodung)

Zersetzung nach dem Feuer

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2.5.2 Indonesien InAsienistIndonesiendasLandmitdergrößtenFlächeanRegenwald.Indo-nesienbestehtaus17.000InselnunderstrecktsichübereineLängevonmehrals5.000KilometernentlangbeiderSeitendesÄquators.Über80ProzentderindonesischenRegenwälderbefindensichaufdendreiHauptinselnSu-matra,Borneo(Kalimantan)undPapua-Neuguinea(West-Papua).WährendaufSumatraundKalimantandieWälderindenletztenJahrzehntenintensivabgeholztundumgewandeltwurden,bliebendieRegenwälderinWest-Papuabishernochweitgehendverschont.

DieRegenwälderIndonesiensgehörenzudenältestenundartenreichstenderErde;siesindLebensraumfürNashörner,Tiger,ElefantenundOrang-Utan.DerInselstaatbeheimatet10ProzentallerBlütenpflanzen,12ProzentallerSäugetier-und17ProzentallerVogelartenderWeltundistdamiteinesderwichtigstenglobalenZentrenderArtenvielfalt.StändigwerdenneueArtenentdeckt,davonallein50aufBorneoindenJahren2005und200648. BisindieMittedes20.JahrhundertsbliebderGroßteilderindonesischenRegenwäldererhalten.DieEntwaldungwurdeabden1970erJahrenbesorg-niserregend,alsdieerstengroßflächigenHolzeinschlagskonzessionenverge-benwurden.DerDegradierungderWälderdurchdenHolzeinschlagfolgtenRodungundUmwandlunginandereLandnutzungsformen.1990warennochzweiDrittelderindonesischenLandflächemitWaldbedeckt,aberinden1990erJahrenbüßteIndonesienjedesJahrfastzweiMillionenHektarWaldein.2010warnurnochgutdieHälfteIndonesiensmitWaldbewachsen.Vondenverbleibenden94MillionenHektarWaldbestehtlediglichdieHälfteausunberührtenPrimärwäldern,dieandereHälfteistbereitsdurchHolzein-schlagundandereEingriffedegradiert16.

ÜberdenWaldverlustabdemJahr2000gibteswidersprüchlicheAngaben,denndieFAOgehtvoneinemdeutlichgeringerenVerlustausalsdieDa-tendesindonesischenForstministeriums.NachAngabenderFAOgingdieWaldflächeinganzIndonesienvon2000bis2010umknappfünfMillionenHektarzurück.Von2000bis2005beträgtderjährlicheWaldverlustlautFAO310.000Hektar,imZeitraumvon2005bis2010deutlichmehr,nämlich685.000Hektar16.DieaktuellsteStatistikdesindonesischenForstministe-riumsgehtdagegenbereitsfürdiefünfJahrevon2000bis2005voneinergerodetenWaldflächevonknapp5,5MillionenHektaraus49,dasentsprichteinerjährlichenEntwaldungsratevon1,1MillionenHektarproJahr–unddemmehralsDreifachenderAngabederFAOfürdengleichenZeitraum.DieDatendesindonesischenForstministeriumsentsprechendenErgebnissenaktuellerStudiendesWWF,welchedieEntwaldungaufSumatra52undKali-mantan53analysieren.

Die regenwälder indonesiens gehören

zu den ältesten und artenreichsten

der Erde; sie sind lebensraum für

nashörner, tiger, Elefanten und

Orang-utan.

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FürdieniedrigerenZahlenderFAOgibtesmehreremöglicheErklärun-gen.ZumeinenverrechnetdieFAObeiihrenZahlenzurWaldentwicklungderVerlustannatürlichemRegenwaldmitderFlächeneuangelegterZell-stoffplantagen.EineUmwandlungvonRegenwaldinPlantagenhatsomitrechnerischkeinenegativenAuswirkungenaufdievonderFAOangegebeneWaldfläche.ZumanderenbasierendieFAO-ZahlennichtaufeinerjährlichenErfassungderWaldfläche,sondernaufeinerSchätzungderweiterenEntwick-lungbis2010anhandvonAuswertungenderJahre2002/03und2005/0650. MitwelchenUnsicherheiteneinederartigeAbschätzungbehaftetist,zeigendieerheblichenKorrekturenderindonesischenZahlenimVergleichzumvor-herigenForestResourcesAssessment2005.SowurdedieindonesischeWald-flächefürdasJahr2005imForestResourcesAssessment2010nachträglichumneunMillionenHektar(diesentsprichtfast10ProzentderindonesischenWaldfläche)nachobenkorrigiert27.AlsErgebnisdiesesVergleichslässtsichfesthalten,dassdieEntwaldungIndonesienszwarimVergleichzudemmas-sivenWaldverlustinden1990erJahrenzurückgegangenist,aberwohlkei-nesfallssodeutlichwievonderFAOangegeben.

DieInselnSumatraundBorneo(bzw.Kalimantan,derindonesischeTeilBor-neos),sinddieBrennpunktederWaldzerstörunginIndonesien51.AufSumatragingenvon1985bis200812,5MillionenHektarWaldunddamitdieHälftederWaldflächeverloren.DasentsprichteinemdurchschnittlichenWaldver-lustvon550.000HektarproJahr52.HeuteistdieInselnurnochzueinemDrittelbewaldet.SchwerpunktderEntwaldungaufSumatraistdieProvinzRiau,woknappdieHälftedesWaldverlustesimZeitraumvon2000bis2008stattfand52.Indenletzten25JahrenverlorRiauzweiDrittelseinerWaldflä-che.DieEntwaldungwirddortvorallemvonindustriellenPlantagenunter-nehmenvorangetrieben.Auf29ProzentdergerodetenWaldflächewurdenindustrielleÖlpalmplantagenangelegt,aufweiteren24ProzentHolzplanta-genfürdieZellstoff-undPapierindustrie14.

DieInselBorneo,diezwischendendreiStaatenIndonesien,MalaysiaundBruneiDarussalamaufgeteiltist,verlorzwischen2003und2008jährlichdurchschnittlich1,1MillionenHektarWald.Davonentfielenaufdenindo-nesischenTeil,Kalimantan,661.600HektarproJahr.ImmalaysischenTeilBorneosistdieEntwaldungebenfallserschreckend.LediglichimkleinenSul-tanatBruneiDarussalam,dasrund60ProzentseinerWaldflächealsTeildes„HeartofBorneo“-Schutzgebietesdeklarierte,bliebendieWälderindiesemZeitraumweitgehendbestehen53. DieErhaltungderindonesischenRegenwälderistangesichtsihrerBedeutungfürdenKlimaschutzvoninternationalemInteresse.NirgendwosonstaufderWeltgibtessoausgedehntetropischeTorfmoorwälderwieaufdendreiIn-selnSumatra,BorneoundNeuguinea.DieseTorfmoorwäldersindnichtnurbedeutendeZentrenderbiologischenVielfalt,sondernzählenzudenwich-tigstennatürlichenKohlenstoffspeichernderErde51.IndenTorfbödenIndo-

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nesienssindschätzungsweise55bis61MilliardenTonnenKohlenstoffgespei-chert54,diesichdortüberTausendevonJahrenangesammelthaben.DurchTrockenlegungundTorfbrändealsFolgevonBrandrodungwirdderges-peicherteKohlenstoffinFormvonKohlenstoffdioxidundanderenTreibhaus-gasenfreigesetzt.InsgesamtentsprichtdieseMengeetwadem250-fachenderdeutschenKohlenstoffdioxidemissionenausfossilenBrennstoffenimJahr2008.

BereitsjetztsinddieCO2-EmissionenIndonesiensdurchWaldzerstörungundOxidationderTorfbödenbeträchtlich.Zwischen2000und2005betrugensieimDurchschnittknapp800MillionenTonnenproJahrundentsprechendamitfastdenjährlichenKohlenstoffdioxidemissionenDeutschlands.WieausAbbildung7ersichtlichist,schwanktdieMengederCO2-Emissionen,diedirektdurchWaldbrändebzw.Brandrodungentstehen,stark.InJahrenmitgeringenNiederschlägenwerdenSpitzenwerteerreicht,wennsichBrand-rodungenaufgrundderTrockenheitzunichtmehrkontrollierbarenFlächen-brändenausweiten.DiebishergrößtenWaldbrändegabes1997/1998,alsdieTrockenheitdurchdieAuswirkungeneinesstarkenEl Niñoverschärftwur-de144.AlleindurchdieBrändewurden1997knapp2,2MilliardenTonnenCO2

freigesetzt143. DieCO2-Emissionen,dienachdenBrändendurchOxidationderentwaldetenTorfbödenentstehen,steigenhingegenkontinuierlichundimmerstärkeran(Abbildung7).SieliegenmittlerweiledeutlichüberdendirektbeiderBrandrodungentstehendenEmissionen.ImDurchschnittderJahre2000bis2005entstanden22ProzentderCO2-EmissionendurchBrändeund78ProzentalsFolgederBrandrodungdurchdieZersetzungderBödennachdemFeuer143.DieCO2-EmissionendurchOxidationderentwaldetenBödenstiegenvon2000bis2005um57Prozentvon478.000Tonnenaufüber750.000Ton-nenproJahr.

Durch trockenlegung und torfbrände als

Folge von Brand-rodung wird der ge-speicherte Kohlen-

stoff in Form von Kohlenstoffdioxid

und anderen treibhausgasen

freigesetzt.

insgesamt entspricht diese Menge etwa

dem 250-fachen der deutschen

Kohlenstoff-dioxidemissionen

aus fossilen Brennstoffen im

Jahr 2008.

Abbildung 7: CO2-Emissionen durch

Waldzerstörung in Indonesien zwischen

1970 und 2005. Quelle: EC-JRC/PBL143

Waldbrände (Brandrodung)

Zersetzung nach dem Feuer

3.000

Mill

ione

n To

nnen

CO

2 pro

Jah

r 2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

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IndiesemZeitraumwurdenaufSumatraundKalimantanjährlichweitereknapp100.000HektarTorfmoorwäldergerodet,davon71.000HektarproJahralleininderProvinzRiauaufSumatra55.HierinRiaugingenvon1990bis2007durchdieZerstörungundDegradierungderRegenwälderunddiefolgendeZersetzungderTorfböden3,66MilliardenTonnenCO2indieAtmo-sphäre.DieseeineindonesischeProvinzproduziertdamitproJahrmehrCO2,alsinDeutschlandeingespartwird,umdasKyoto-Zielzuerreichen14.FürdenGroßteilderWaldzerstörunginRiausindmitSinarMasundRajaGaru-daMaszweimultinationaleUnternehmensgruppenverantwortlich,zudenennebenHolzeinschlagsunternehmenundÖlpalmplantagenbetreibernauchdieZellstoff-undPapierproduzentenAsiaPulpandPaper(APP)undAsiaPacificResourcesInternationalHoldingsLimited(APRIL)gehören.DieUnterneh-mensteilearbeitenbeiderZerstörungderRegenwälderHandinHand.DieHolzeinschlagsfirmenbelieferndieZellstoffwerkeundausdemVerkaufserlöswirddieEntwicklungneuerÖlpalmplantagenfinanziert14.InRiauerstreckensichdieKonzessionenvonAPPundseinemKonkurrentenAPRILbereitsübereinViertelderLandesflächederProvinz.WennRegenwaldfürPlantagenge-rodetwird,gehtdasHolzmeistindieZellstoffproduktionderbeidenKonzer-ne14.NachdemnurnochwenigtrockeneTieflandregenwäldervorhandensind,konzentrierendieZellstoffkonzernemittlerweileihreRodungsaktivitätenaufdieTorfmoorwälder.NachdemLandnutzungsplanfürRiauwürdebis2015eineweitereMillionHektarRegenwaldgerodetwerden,85ProzentdavonTorfmoorwälder14.DerZellstoffausindonesischemRegenwaldgelangt,meistinFormvonPapierundBüchern,auchnachDeutschland.SofandensichimPapiervon19vonimJahr2009vomWWFuntersuchten51KinderbüchernnennenswerteAnteileanTropenholz,dasausdenNaturwäldernSüdostasi-ens,vermutlichIndonesiens,stammt56.DerKonsumvonHolz-,Papier-undPalmölprodukteninIndustrieländernwieDeutschlandtreibtalsodieRegen-waldzerstörunginIndonesienunddiedarausresultierendenTreibhausgas-emissionenweiteran.

2.5.3 KongobeckenDieWälderdesKongobeckenssindmit1,8Millionenkm²daszweitgröß-tezusammenhängendeRegenwaldgebietderWeltnachdemAmazonas.SieerstreckensichübersechsLänder:Kamerun,Gabun,Äquatorialguinea,dieRepublikKongo,dieDemokratischeRepublikKongounddieZentralafrikani-scheRepublik.IndemdichtenTropenwaldistdiegrößteArtenvielfaltAfrikaszufindenmitüber400Säugetierarten,mehrals1.000Vogelartenundwahr-scheinlichüber10.000Pflanzenarten,vondenen3.000nirgendwoandersvorkommen57.ImKongobeckenkommenbeideGorilla-Artenvor.DanebensinddieKongo-RegenwälderLebensraumfürSchimpansenundBonobos,WaldelefantenundWaldbüffel,BongoantilopenundWaldgiraffen58.

in dem dichten tropenwald ist die

größte artenvielfalt afrikas zu fin-

den mit über 400 säugetierarten, mehr als 1.000 Vogelarten und wahrscheinlich

über 10.000 Pflanzenarten,

von denen 3.000 nirgendwo anders

vorkommen.

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IndenRegenwälderndesKongobeckenslebenmehrals50MillionenMen-schenausüber250ethnischenGruppen,denenderWaldNahrung,ZufluchtundLebensgrundlagebietet59.DieBevölkerunglebtgrößtenteilsandenÜber-gängenzwischenWaldundSavannesowieentlangdergrößerenFlussläufewiedemKongounddemUbangi.

DieWälderdesKongobeckensundderenArtenvielfaltsindzunehmendvonderErschließungfürdenkommerziellenHolzeinschlagbedroht,dieoftWil-dereiundBrandrodungnachsichzieht.DerindustrielleHolzeinschlagwurdenachdemzweitenWeltkriegdeutlichverstärktundkonzentriertesichzu-nächstaufWaldgebieteentlangderKüsteundderFlussläufe.Durchzuneh-mendeErschließunggeltenheute60ProzentderWälderdesKongobeckensalsnutzbarfürdenindustriellenHolzeinschlag60.DiefürdenHolzeinschlagausgewieseneWaldflächenahmindenletztenJahrzehntendeutlichzuundbetrug2006bereits51,2MillionenHektar.Damitsind32ProzentderRegen-waldflächeimKongobeckenvonHolzeinschlagbedroht65.DaeszuwenigeKontrollengibtunddasgeltendeRechtnichtausreichenddurchgesetztwird,werdenEinschlagskonzessionenoftunterfragwürdigenUmständenvergebenundgesetzlicheVorgabenbeimHolzeinschlagnichteingehalten,wodurchdenLänderndringendbenötigteEinnahmenverlorengehenunddieNaturschwergeschädigtwird61.ImJahr2009wurdeninderDemokratischenRepublikKongodieKonzessionenzumHolzeinschlagüberprüft,undanschließend60Prozentdavon,aufeinerGesamtflächevonfast13MillionenHektar,wider-rufen,dasieunterfragwürdigenUmständenvergebenwordenwaren.KnappzehnMillionenHektarRegenwaldsindjedochweiterhinzumEinschlagfrei-gegeben62.

DieKonzessionenzumHolzeinschlagsindmeistinderHandvontransnatio-nalenFirmenmiteuropäischenundasiatischenEigentümern61.DieselassengezieltdiewenigenBaumartenfällen,diesichinternationalvermarktenlas-sen.DievermarktungsfähigenBaumartensindrelativseltenundeherver-streutimRegenwaldzufinden.InderDemokratischenRepublikKongoz.B.wachsenaufeinemHektarRegenwaldgeradeeinmaleinbisdreiKubikmetervermarktbarerHolzarten65.FürdenHolzeinschlagmüssendeshalbgroßeFlächendesRegenwaldserschlossenwerden.DieKonzessionenerstreckensichoftüberHunderttausendevonHektar.IndensechsStaatendesKongo-beckenswurden2007offiziellknapp8,4Millionenm³Holzeingeschlagen.DerAnteildesForstsektorsamBruttoinlandsproduktliegtzwischen0,2Pro-zent(inÄquatorialguinea)und6,3Prozent(inderZentralafrikanischenRe-publik).DerGroßteilderWertschöpfungerfolgtaberaußerhalbderafrikani-schenLänder,denndasHolzwirdhauptsächlichunverarbeitetalsRundholzexportiert.NochistdieEuropäischeUnionHauptabnehmer,dochdieExportenachChinasteigenrapidean.

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DieHolzfirmenschaffenArbeitsplätzeundInfrastrukturwieSchulenundKrankenhäuser,wodurchSiedlerausanderenLandesteilenindenRegenwaldziehen,diedurchJagdundBrandrodungfürdieLandwirtschaftdenNut-zungsdruckaufdieWäldererhöhen.DieUrbevölkerungdesKongo-Regenwal-deswirdhingegendurchHolzeinschlagundBesiedelungihrerLebensgrund-lageberaubtundkannihretraditionelleLebensweisealsJägerundSammleroftnichtmehrfortführen.FürdenHolzeinschlagmüssendaherdringendökologische,sozialeundsozioökonomischeNachhaltigkeitsstandardsimple-mentiertunddienichtnachhaltigeNutzungsukzessiveunterbundenwerden. MitdemHolzeinschlaghatauchdieJagdnachWildtierenrapidezugenom-men.FürHolzfällerundSiedleristdieJagdeinlukrativerNebenerwerb.Holztransportewerdengenutzt,umdasfrischgewilderteBuschfleischzudenMärktendergrößerenStädtezuliefern.AusgerechnetdiegefährdetenPrima-tenartengeltenalsbesonderekulinarischeSpezialität,weshalbdieZahlderSchimpansenwährenddeszwanzigstenJahrhundertsum85Prozentzurück-ging.AberauchEpidemien,z.B.diedesEbolafiebers,werdenaufdenVerzehrvonBuschfleischzurückgeführt.

DerHandelmitBuschfleischhat,auchdurchdensteigendenBedarfderraschwachsendenGroßstädte,solcheAusmaßeangenommen,dassnahezualleArtenvongroßenundmittlerenSäugetierenundVögelbedrohtsind.InvielenRegi-onenwurdendieTierpopulationensostarkreduziert,dasssiesichnichtmehrerholenwerden.InweitenTeilenZentralafrikasistdieFaunabereitsgroßflächigverschwunden.DavieleBaumartendurchTiereverbreitetwerden,kanndasVerschwindenderFaunadieVerjüngungdesWaldesernsthaftgefährden63.

DieimWaldlebendeBevölkerungdesKongobeckensdecktallerdingszwi-schen30und80ProzentihresProteinbedarfsdurchBuschfleisch.DeshalbmussnachÜberzeugungdesWWFzwardieJagdinSchutzgebietenundaufgefährdeteTierartenunterbunden,gleichzeitigaberdienachhaltigeNutzungnichtgefährdeterWildtierederBevölkerunggestattetwerden.DieserLö-sungsansatzvonSchutzundnachhaltigerNutzungsollteindieLandespla-nungeingebundenwerden,umnebenSchutzgebietenZonenauszuweisen,indenenwenigergefährdeteArtenkontrolliertgenutztwerdenkönnen64. DieBevölkerungimKongobeckenistzumGroßteilvonderLandwirtschaftabhängig,dieimWanderfeldbaubetriebenwird.DadasBevölkerungswachs-tummit2,87ProzentproJahrsehrhochist65,wächstderBedarfanLand-wirtschaftsflächen.VorallemWälder,diebereitsfürdenHolzeinschlagoderdurchInfrastrukturmaßnahmenerschlossenwurden,werdendurchBrandro-dunginAgrarflächenumgewandelt.AusdichtemRegenwaldentstehtsoeinMosaikausAckerflächen,SavanneundWaldresten.InderDemokratischenRepublikKongosindbeispielsweisevoninsgesamt154MillionenHektarWaldflächenurnoch99MillionenHektardichterRegenwald.DieserliegtvorallemimdünnbesiedeltenzentralenKongobecken65.

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IndensechsStaatendesKongobeckensgingdieWaldflächezwischen1990und2010um11,8MillionenHektarzurück16.DasentsprichtderSummederFlächenvonSchleswig-Holstein,Niedersachsen,Nordrhein-WestfalenundRheinland-Pfalz.InabsolutenZahlengingindiesen20JahrenammeistenWaldmit6,2MillionenHektarinderDemokratischenRepublikKongover-loren,gefolgtvonKamerunmit4,4MillionenHektar16.InKamerunwurdeseit1990fasteinFünftelderWaldflächevernichtet.InÄquatorialguineaschrumpftedieWaldflächeindenletzten20Jahrenum234.000Hektar,diessind12,6ProzentderWälderdesLandes.

TrotzderBedrohungenbliebenweiteTeiledesKongoregenwaldsbishererhal-tenundvonRodungenundDegradationverschont.DieskönntesichjedochaufgrunddesrasantenBevölkerungswachstumsundderwirtschaftlichenEnt-wicklungraschändern.AngesichtsseinerBedeutungfürWeltklima,Artenviel-faltundBevölkerungwurdenindenletztenJahrenverschiedeneInitiativeninsLebengerufen,diedieLänderdesKongobeckensbeiderErhaltungdesRe-genwaldsunterstützenundeinenachhaltigeEntwicklungfördernsollen.2002wurdedieCongoBasinForestPartnership(CBFP)gegründet,eininformellerZusammenschlussausüber40Regierungen,internationalenOrganisationenundNichtregierungsorganisationenwiedemWWF.Ersolldenzentralafri-kanischenLänderdabeihelfen,dieregionaleBiodiversitätzuerhalten,eineverantwortungsbewussteWaldpolitikzufördernunddenLebensstandardderBevölkerungzuverbessern66.ImJuni2008hobendieRegierungenGroßbri-tanniensundNorwegensmiteinerAnfangsfinanzierungvon118Millionen EurodenCongoBasinForestFund(CBFF)ausderTaufe,derProjektezuWaldschutzundArmutsbekämpfungimKongobeckenunterstützt59.

ErsteErfolgesindbereitssichtbar.SowurdenetwainKamerun,GabunundderRepublikKongomitHilfederFSC-Zertifizierungauf5MillionenHektar(StandMärz2011)nachhaltigeWaldbewirtschaftungsmethodeneingeführt67,wodurchsichauchderSchutzgefährdeterTierartenverbesserthat65.InderDemokratischenRepublikKongowerdenwichtigeGrundlagenfürdieFSC-Zertifizierunggeschaffen.AllerelevantengesellschaftlichenGruppenwerdenindasWaldmanagementeingebunden,damitdieEinkünftedarausgerech-terverteiltwerden65.DieseEntwicklungbieteteinerealistischeChance,dieWäldernachhaltigaufzuwerten,und–inKombinationmitdemAusbaudesSchutzgebietsnetzes–möglichstweitgehendinihrerBiodiversitätundFunk-tionsfähigkeitzuerhalten.

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2.5.4 EuropaAndersalsindenTropennahminEuropadieWaldflächeindenletztenJahr-zehntenkontinuierlichzu,mitknapp700.000HektarproJahrimZeitraumvon2000bis201068.DieskannallerdingsdenVerlustanWaldflächeinan-derenErdteilen,vorallemindenTropen,nichtwettmachen.ZudemistdereuropäischeKonsumvonHolzundPapiersowielandwirtschaftlichenPro-dukten,dieaustropischenLändernimportiertwerden,einedertreibendenKräftefürdiedortigeEntwaldung.

NachAngabenderFAObesitztEuropaeineWaldflächevoneinerMilliardeHektar,einemViertelderglobalenWaldfläche.Davonentfallenallerdings80ProzentaufdieRussischeFöderation,dienachpolitischerZuordnungzuEu-ropagezähltwird68.UntergeographischenGesichtspunktenwärederGroßteilderrussischenWaldflächeAsienzuzurechnen.DieFAO-DatenunterscheidenjedochnichtzwischendemeuropäischenunddemasiatischenTeilRusslands.ImFolgendenwirddeshalbdieEntwicklungderWälderinEuropaundinRusslandgetrenntbetrachtet.

OhneRusslandbetrugdieeuropäischeWaldflächeimJahr2010195.911Hek-tar68.DiesentsprichteinemWaldanteilvon34%derLandfläche.DiegrößtenWaldflächenliegeninSchwedenundFinnland,gefolgtvonSpanien,Frank-reichundDeutschland.ProzentualhatFinnlanddenhöchstenWaldanteilmit73ProzentseinerLandesfläche,gefolgtvonSchwedenmit69undSlowenienmit62ProzentunddenbaltischenStaatenLettlandundEstlandmitjeweilsetwasüber50Prozent16.

Zwischen2000und2005istdieeuropäischeWaldfläche(ohneRussland)um3,5MillionenHektargewachsen.DasentsprichtderWaldflächevonBaden-Württemberg.DieserZuwachsistnurwenigenLändernzuverdanken,allenvoranSpanien,aufdaseinViertelderneugeschaffenenWaldflächeentfällt.DeutlichgewachsenistdieWaldflächeauchinItalien,Norwegen,Bulgarien,FrankreichundSerbien,wogegensieindenmeistenandereneuropäischenLändernwieDeutschlandnahezuunverändertblieb,undinEstlandseit2005sogarum7.000Hektarjährlichzurückging16.

Forstwirtschaft und BiodiversitätDerpositiveTrendzunehmenderWaldflächensagtnichtsüberdenZustandderWälderundderenBiodiversitätaus.DerGroßteildereuropäischenWäl-derwirdverglichenmitanderenKontinentenintensivbewirtschaftet.InderEUsindnur5ProzentderWäldernatürlichundunbeeinflusstvomMen-schen69.DieAusrichtungderWälderaufeineeffizienteHolzproduktionhat,auchdurchdieMechanisierungderForstwirtschaft,zutiefgreifendenVer-änderungeninAltersstrukturundBaumartenzusammensetzunggeführt.87ProzentderWälderEuropas(ohneRussland)sindgleichaltrigeBestände70. 30ProzentdereuropäischenWälderbestehennurauseinereinzigenHaupt-baumartundweitere50ProzentauszweibisdreiBaumarten.Aufüberacht

Der Großteil der europäischen

Wälder wird vergli-chen mit anderen

Kontinenten intensiv bewirtschaftet. in

der Eu sind nur 5 Prozent der

Wälder natürlich und unbeeinflusst vom

Menschen

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MillionenHektarWaldsindzudemfremdländischeBaumartenangebaut,da-runterauf10ProzentdieserFlächeinvasiveBaumartenwiedieRobinie,dieandereArtenverdrängenundzueinerVeränderungderÖkosystemeführenkönnen.Dagegensindnurnoch3ProzentdereuropäischenWälderartenrei-cheMischwäldermitmehralssechsBaumarten69.

DerVerlustanVielfaltinBaumartenzusammensetzungundAltersstrukturbeeinträchtigtauchdieVielfaltanLebensräumenimWald,wodurchsichdasgesamteArtenspektrumverringert.BesondersbetroffensinddieArten,dieaufalteBäumeundTotholzangewiesensind.DurchdieintensiveNutzungfindensichkaumnochWälderinspätenEntwicklungsstadienmitaltenBäu-menundausreichendTotholz.DiedurchschnittlicheTotholzmengeimWaldbeträgtnureinZehnteldessen,wasineinemnatürlichenWaldzuerwartenwäre69.AberbiszueinemDrittelderimWaldlebendenArtensindaufTotholzangewiesen,daruntervielegefährdeteArten71.EineweitereUrsachefürdenVerlustanBiodiversitätistdiezunehmendeFragmentierung,alsoZerstücke-lungderWälder.AlleinimletztenJahrzehntgingdieZahlderüber500Hek-targroßenWälderum30Prozentzurück72.NichtnurBär,ElchundAuerhahnsindaufgroße,zusammenhängendeWaldgebieteangewiesen73,auchderLe-bensraumanderergefährdeterArtenwirdzerschnitten,sodasssienurnochinisoliertenTeilpopulationenleben,wodurchsichdasRisikodesAussterbenserhöht72.

Primärwälderfindensichnochaufwenigerals3ProzentderWaldflächedereuropäischenWaldfläche,vonRusslandabgesehen68.Mitüber250MillionenHektarhatRusslanddiezweitgrößtePrimärwaldflächeweltweit(nachBra-silien).Dassindfast50malsovielPrimärwälder16wieimRestEuropas,derüber5,4MillionenHektarPrimärwaldverfügt.Davonbefindetsichmit2,6MillionenHektarfastdieHälfteinSchwedenundeineweitereknappeMil-lionHektarinEstland.AndereeuropäischeLändermitPrimärwaldflächenüber100.000HektarsindWeißrussland,Bulgarien,Rumänien,NorwegenundSlowenien.IndreieuropäischenLänderngingdieFlächederPrimärwäl-derzwischen2005und2010zurück,nämlichinEstlandum16.000Hektar,inSlowenienum2.000HektarundinLettlandum1.000Hektar16.

SchutzgebieteEtwa10ProzentderWaldflächeEuropas(ohneRussland)sindalsSchutzge-bietezurErhaltungderBiodiversitätausgewiesen,wasunterhalbdesglobalenDurchschnittsvon12Prozentliegt68.ManchedieserSchutzgebietebestehenjedochnuraufdemPapier.DennfüreineneffektivenSchutzfehlengeeigne-teGesetzgebung,Managementplänesowiedienötigepersonelleundtechni-scheAusstattung74.Nur1,3ProzentdereuropäischenWaldflächesindindiehöchsteSchutzkategorieeingestuft,beiderdieNatursichselbstüberlassenundvonaktivenEingriffenverschontbleibt70.

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DieEffektivitätdesSchutzgebietsmanagementswirdnurseltenüberprüft.LediglicheinDritteldereuropäischenStaatenerreichtendasinderBiodiver-sitätskonvention(CBD)vorgegebeneZiel,bis2010beimindestens30ProzentderSchutzgebietedieEffektivitätdesManagementszuevaluieren75.WoEva-luierungendurchgeführtwurden,wiesensieaufeinenhohenGradanGefähr-dungenfürSchutzgebietehin.AnersterStellestehtdabeiderTourismus.FüreineökologischverträglicheBesucherlenkungfehlenvoralleminosteuropäi-schenLändernhäufigpersonelleKapazitäten,dieentsprechendePlanungundfinanzielleRessourcen.VieleSchutzgebietesindzudemvonderErschließungmitSkigebietenundBebauungmitFerienhäusernundHotelsbedroht.EinesolchetouristischeEntwicklung,diemitweiterenInfrastrukturmaßnahmenwieStraßen,ParkplätzenundSchneekanonenverbundenist,kanndieBiodi-versitätdauerhaftschwerbeeinträchtigen75.

InknappderHälftederevaluiertenSchutzgebietewurdezudemeineGefähr-dungsowohldurchlegalenwiedurchillegalenHolzeinschlagerkannt.EsfehltanPersonal,umdieEinhaltungdergesetzlichenBestimmungenzukontrol-lierenunddieWaldbewirtschaftungzuüberwachen75.

AndereProblemestelleninvieleneuropäischenSchutzgebietensowohldiele-galeJagdalsauchWildereidar,außerdemDammbautenundandereEingriffederWasserwirtschaftundWasserverschmutzung.DerKlimawandel,dessenAuswirkungenbereitsjetztineinigenSchutzgebietenmessbarsind,wirdsichinnaherZukunftzueinerdergrößtenBedrohungenfürSchutzgebieteentwi-ckeln75.

Illegaler HolzeinschlagIllegalerHolzeinschlagistnichtnurauftropischeLänderbeschränkt,son-dernauchinTeilenEuropasverbreitet.BesondersbetroffensinddieLän-derdesehemaligenOstblocks,woderÜbergangzurfreienMarktwirtschaftauchRaumfürzahlreicheillegaleMachenschaftenschuf.IneinigenStaatenderBalkanregionführtenKriegezeitweisezumZusammenbruchderstaat-lichenInstitutionenundKontrollorgane.2005musstenEUFOR-TruppeninBosnien-HerzegowinagegenorganisiertekriminelleBandeneinschreiten,diedortmassivillegalHolzeinschlugen76.2006folgteeineweiteresechsmonati-geOperationzurBekämpfungdesillegalenHolzeinschlags,dessenAnteilaufüber80ProzentdesgesamtenEinschlagsgeschätztwird77.InAlbanienistdasProblemnochimmerakut;hierwerdenzehnmalmehrBäumeillegalalslegalgefällt78.

DieoffiziellenStatistikenderstaatlichenBehördenerfassennuraufgedeck-tebzw.gemeldeteFälleunddamitnureinenBruchteildesillegalenHolz-einschlag:nämlichdenklassischenHolzdiebstahl.DieserbetrifftdielokaleBevölkerung,oftmalssozialbenachteiligteethnischeMinderheiten,dieausArmutfürdenEigenverbrauchBäumefällen.FüreinenweitausgrößerenTeildesillegalenHolzeinschlags,derindiesenStatistikennichterfasstwird,

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sindjedochkommerzielleUnternehmenverantwortlich,diesichEinschlags-genehmigungenz.B.durchBestechungerschleichenoderdiegenehmigtenEinschlagsmengenüberschreiten.DasimVergleichzumHolzwertniedrigeGehaltsniveauindenForstverwaltungenbildetdabeidenNährbodenfürKor-ruption30.Russland,dieUkraineundWeißrusslandwerdenzudenLändernmitderhöchstenKorruptionweltweitgezählt,vergleichbarmitafrikanischenStaatenwieSimbabweundNigeria79.

ZudemistdieGesetzgebunginmanchenLändernunklarundwidersprüch-lich,wasesselbstverantwortungsvollenUnternehmenschwermacht,legalzuwirtschaften.Eskannbeispielsweisevorkommen,dassdasForstgesetzdenHolzeinschlaginSchutzgebietenausWaldschutzgründenbeiSturmschä-denoderBorkenkäferbefallvorschreibt,währenddasNaturschutzgesetzdiesverbietet.InRusslandtrat2007dasneueForstgesetzbuchsoüberstürztinKraft,dasseszunächstimWiderspruchzuanderengesetzlichenBestimmun-genstandundkaumumgesetztwerdenkonnte.NachEinschätzungdesWWFRusslandwurdesomit2007nahezudasgesamteHolzinRusslandgesetzes-widrigeingeschlagen80.

SelbstinEU-StaatenwieRumänien81undBulgarien82istderillegaleHolz-einschlageinmassivesProblemundverursachtschwereSchädenanNaturundUmwelt.InBulgarienwerdengeschätztevierMillionenFestmeterproJahrillegalgefällt83.InRumänienwurdenseitdemEndederCeausescu-Ära1989schätzungsweiseüber180.000HektarWaldillegalgefällt78.JedesJahrwerdendortmehrals170.000FestmeterillegaleingeschlagenesHolzbe-schlagnahmt.Von25.000ErmittlungsverfahrenzuillegalemHolzeinschlagendetenindenletztendreiJahrenjedochnurzweimiteinerVerurteilung78. DieEntwaldungdurchgroßflächigenillegalenHolzeinschlaghatinRumänienbereitssolcheAusmaßeangenommen,dasssichNachbarländerwieUngarneinererhöhtenHochwassergefahrgegenübersehen,wieauseinerAnfragedesEuropaparlamentsandieEU-Kommissionhervorgeht.EsgiltalsFolgederKorruption,dasseskeineeffektivenMaßnahmenzurBekämpfungdesillega-lenHolzeinschlagsinRumäniengibt84.

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2.5.4.1 DeutschlandDeutschlandwarursprünglichfastzurGänzemitWaldbedeckt.Heuteneh-menWäldermit11,1MillionenHektarwenigeralseinDrittelderdeutschenLandflächeein85.DavonsindfastdieHälftePrivatwald,einDrittelStaatswaldundeinFünftelKörperschaftswald87.Mit31ProzentWaldanteilistderWald-anteilinDeutschlandetwasgeringeralsimEU-Durchschnittvon36Prozent16.

NahezudergesamtedeutscheWaldwirdintensivbewirtschaftet.AlsFolgeeinerüber200-jährigenreinertragsorientiertenForstwirtschaftsindzweiDritteldesdeutschenWaldesnichtineinemnaturnahenZustand86.VondenWäldern,diejüngerals60Jahresind,geltendreiViertelalsnichtnaturnah,wogegendieüber140JahrealtenWälderzudreiViertelnalsnaturnahbzw.sehrnaturnaheingestuftwerden87.AllerdingssinddieausökologischerSichtbesonderswertvollenaltenWälderkaummehrvorhanden,dennnur2Pro-zentderdeutschenWäldersindüber160Jahrealt87.InderAltersklassenver-teilungderdeutschenWälderzeigtsichdeutlichdieintensiveNutzungdurchdieForstwirtschaft.Wäldersindnach80bis100Jahrenerntereif.ÄltereWäldergibteskaum85.DerEinsatzimmergrößererundschwerererHolzern-temaschinenhatzudemzueinerVereinheitlichungdesWaldbildeshinzumaschinengerechtenForstengeführt88.DerGroßteilderWäldersindgleich-förmige,einschichtigeForste.MehrschichtigeundplenterartigeBeständema-chennur9ProzentderWaldflächeaus87.AlsFolgesindTier-,Pflanzen-undPilzarten,dieauftypischeStrukturennaturnaherWälderspezialisiertsind,überproportionalstarkgefährdet86,sowieauchArten,dieaufgroßräumigeundunzerschnitteneWaldgebieteangewiesensind.Diesbelegtderbundes-weithoheAnteilderaufAlt-undTotholzangewiesenenArtenindenRotenListen89. UmdenVerlustderBiodiversitätaufzuhaltenundumzukehren,müssendieNaturschutzaspekteimRahmeneinernaturnahenWaldbewirtschaftungstärkereinbezogenwerden.DaeinigeökologischeFunktionenvoneinembewirtschaftetenWaldnichtodernurunzureichendgeleistetwerden,istesausNaturschutzsichtunerlässlich,dassderWaldsichaufeinemkleinenTeilderFlächeungelenktentwickelnkann.Die2007vonderBundesregierungverabschiedeteNationale Strategie zur biologischen VielfaltenthältdeshalbdasZiel,bis20205ProzentderWaldflächeeinernatürlichenEntwicklungzuüberlassen186.DerzeitgibtessolcheWäldernuraufhöchstens2ProzentderWaldfläche,nämlichinNaturwaldreservatenunddenKernzonenvonNationalparksundBiosphärenreservaten.AusSichtderUmweltorganisatio-nenmüssenjedochmittel-bislangfristig10ProzentderinöffentlicherHandbefindlichenWaldflächeeinernatürlichenEntwicklungüberlassenwerden,umRückzugsräumefürbedrohteTier-undPflanzenartenzuschaffen90.Nut-zungsfreieSchutzgebietegewinnenangesichtsdesKlimawandelsanBedeu-tung,umdieAuswirkungendesKlimawandelsaufWälderundderennatürli-cheAnpassungsprozessezustudieren86unddarauswertvolleLehrenfüreinenaturnaheWaldbewirtschaftungziehenzukönnen90.

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FürdieErhaltungalterBuchenwälderträgtDeutschland,daseinVierteldesnatürlichenVerbreitungsgebietsderRotbuchebeherbergt,einegloba-leVerantwortung.BuchenwälderbedecktenursprünglichüberzweiDrittelDeutschlands.MittlerweilezählensiezudenweltweitstarkbedrohtenLe-bensräumen90.Auf7,8MillionenHektarderdeutschenWaldflächebildetenBuchendienatürlicheWaldgesellschaft,hättemansienichtaufüber60Pro-zentdieserFlächedurchNadelwälderersetzt87.BesonderseinhöhererAnteilältererBuchenwälderwäreausNaturschutzsichterforderlich.NuraufeinemProzentderWaldflächefindensichnochüber160-jährigeBuchenwälder85. SelbstdieseletztenRestesindzumTeilnichtvorHolzeinschlaggeschützt.Über160JahrealteRotbuchenwälderohneforstlicheBewirtschaftunggibtesnurauf0,1ProzentderLandfläche90.

FastdergesamteWald(95Prozent)wirdweiterhinbewirtschaftet,auchwenndasZielderNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltverwirklichtwird, 5ProzentderWaldflächeeinernatürlichenEntwicklungzuüberlassen.Natur-schutzmussdannimRahmeneinernaturnahenWaldbewirtschaftungauchaufderbewirtschaftetenFlächestattfinden.NursokanndieinderStrategieformulierteVisionverwirklichtwerden,dassdieWälderinDeutschlandinZu-kunfteinehohenatürlicheVielfaltundDynamikhinsichtlichStrukturundAr-tenzusammensetzungaufweisensollen,überdies,dassesmehrnatürlicheundnaturnaheWaldgesellschaftengebensollunddienachhaltigeBewirtschaftungderWälderimEinklangmitihrenökologischenundsozialenFunktionener-folgt186.Damitsichstruktur-undartenreicherMischbeständedurchNaturver-jüngungentwickelnkönnen,isteinmodernesWildtiermanagementnötig,dassdievielerortsüberhöhtenSchalenwildbeständeverringertundeinenaturnaheWaldbewirtschaftungermöglicht86,90.DemWaldinöffentlicherHandkommteineVorbildfunktionbeiderökologischverantwortlichenWaldbewirtschaf-tungzu,dieerdurcheineZertifizierungnachhochwertigenökologischenStandardswieFSCoderNaturlanddokumentierensollte90.

DerHolzverbrauchinDeutschlandstiegvon2003bis2007umfast40Milli-onenKubikmeterbzw.44Prozent.AufgrundderWeltwirtschaftskrisegingerzwar2008und2009wiederleichtzurück,dochmitderwirtschaftlichenEr-holungwirdeinweitererAnstiegdesHolzverbrauchsprognostiziert91.GrunddafüristvorallemdieverstärkteNutzungvonHolzalsEnergieträgerunddersteigendeVerbrauchvonHolz-undPapierprodukteninunsererIndustriege-sellschaft91.SohatsichdieenergetischeVerwertungvonHolzseit2000mehralsverdoppelt90.MitderNachfragesteigtauchderNutzungsdruckaufdenWald.DieInventurstudie2008zeigt,dasszwischen2002und2008jährlich70,5MillionenKubikmeterHolzgenutztwurden92.IndenaltenBundeslän-dernnahmderHolzeinschlagimVergleichzurvorherigenPeriode1987–2002umeinViertelzu.ImDurchschnittwurden93ProzentdesZuwachsesdurchHolzeinschlagundnatürlichenAbgang(ZuwachsanTotholz)abgeschöpft.DieStudiekommtzudemSchluss,dassbeiBuchenwäldernangesichtsihrerbesonderennaturschutzfachlichenBedeutungdieGrenzedesmöglichenEin-

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schlagsbereitserreichtist.BeiderFichtewurdesogareinDrittelmehrHolzgenutztalsimgleichenZeitraumnachwuchs.Ursachensinddiegroßeindus-trielleNachfrage,aberauchSturmschäden92.DietatsächlicheHolznutzung,wiesieinderInventurstudiefestgestelltwurde,liegtauchdeutlichüberdenZahlenderamtlichenHolzeinschlagsstatistik.DieHolzeinschlagsstatistiker-fasstdenHolzeinschlagnichtvollständig,zumBeispielfehlenAngabenüberdenEigenverbrauchderPrivatwaldbesitzer93.DieamtlicheEinschlagsstatistikunterschätztdamitdentatsächlichenHolzeinschlaginDeutschland94.Diesistbedenklich,daangesichtsderstarkgestiegenenNachfragenachHolzzuver-lässigeDatenzurEntwicklungdesHolzeinschlagesfürdieBeurteilungderNachhaltigkeitunerlässlichsind93.

DernachhaltigenNutzungdesnachwachsendenRohstoffsHolzsindGrenzendesWachstumsgesetzt.UmdenSchutzunddienaturverträglicheBewirt-schaftungderWälderinDeutschlandundweltweitzuermöglichen,musssichderVerbrauchandienachhaltigverfügbarenHolzressourcenanpassen.UmnachhaltigeProduktions-undKonsumstrukturenzuetablieren,müssenwertvolleRohstoffewieHolzeffizienterundsparsamergenutztwerden.ImSinneeinereffizientenKreislaufwirtschaftistderstofflichenNutzungunddemHolzrecyclingdaherderVorrangvorderenergetischenNutzungzuge-ben89.DanebenistjederVerbraucherangesprochen,denindividuellenHolz-undPapierverbrauchvonderzeitdurchschnittlich230kgPapierund1,2m³HolzproPersonundJahrzusenken90.

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2.5.4.2 SchweizDieSchweizistaufeinerFlächevon1.255.141Hektarbewaldet,wasrund30ProzentderLandesflächeentspricht95.AllerdingsvariiertderWaldanteiljenachRegionundHöhenlage.InLagenunter600m.ü.M.beträgtderWald-anteilnur20,5Prozent,inLagenzwischen1.201und1.400mhingegen60,5Prozent96.InderamdichtestenbesiedeltenRegionderSchweiz,demMit-telland,liegtderWaldanteilmit23ProzentunterdemlandesweitenDurch-schnitt.ÜberdurchschnittlichbewaldetsindhingegenJura,VoralpenunddieAlpensüdseite.

Rodungen und WiederaufforstungspflichtDieWaldflächeinderSchweiznahmindenletztenJahrzehntenkontinuier-lichzu,vorallemimZeitraumzwischen1965und1985.Zuletztwuchssiejedochnurnochlangsam,von2008zu2009etwaumrund1.000Hektar95. DerZuwachsanWaldflächeistdemSchweizerWaldgesetzzuverdanken,dasseitüber100JahreneinenstriktenSchutzdesWaldesgarantiert.SodürfenWaldflächennurdanngerodetwerden,wenninderselbenGegendalsEr-satzmaßnahmeeinegleichgroßeFlächewiederaufgeforstetwird.ZurzeitversuchenPolitikernundBauernverbandallerdings,denWaldschutzaufzu-weichenunddiePflichtzurWiederaufforstungauszuhebeln.DerWWFundandereSchweizerUmweltverbändebefürchten,dassdadurchinRegionenmitohnehingeringemWaldanteilwiedemMittellandweitereWaldflächendemSiedlungsbauzumOpferfallen97.EinerepräsentativeUmfragezeigt,dassdieüberwiegendeMehrheitderSchweizerBevölkerungdagegenist,denWald-schutzaufzuweichen:88ProzentderBevölkerungwollenanderPflichtzurWiederaufforstungfesthaltenund89ProzentsprechensichgegenWaldro-dungenfürdenSiedlungsbauaus.KnappdreiViertelderSchweizersindderMeinung,dassderWaldanteilinderUmgebungihresWohnortsgenaurichtigist,und21Prozentfindensogar,dassesnochzuwenigWaldsei98. Verantwortungsvolle WaldbewirtschaftungUmdievielfältigenFunktionendesWaldeszuerhalten,isteineverantwor-tungsvolleBewirtschaftungderWaldflächenotwendig,wiesiedurcheineFSC-Zertifizierunggarantiertwird.561.545Hektar99derSchweizerWaldflä-chebesitzendasFSC-Zertifikat,dassind45Prozent.DabeigibtesabergroßeUnterschiedezwischendeneinzelnenKantonen.ImKantonThurgausind100ProzentderWaldflächeFSC-zertifiziert,inSt.Gallen,ObwaldensowieAppen-zellInnerrhodenundAusserrhodenimmerhinüber90Prozent.IndenKanto-nenUriundTicinoistdagegenkeineinzigerHektarWaldFSC-zertifiziert.

2009konntenindenSchweizerWäldernfast3,5Millionenm³FSC-zertifi-ziertesHolzgeerntetwerden,wasüber70ProzentdesSchweizerHolzein-schlagsentspricht.

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Biodiversität, Waldreservate und TotholzVerantwortungsvollbewirtschafteteWäldersindzwarwertvolleLebens-räumefürTiereundPflanzen,abervielebedrohteArtenkönnenineinemWirtschaftswaldgrundsätzlichnichtüberleben.SiebenötigengeschützteWälder,indenennatürlicheProzesseungestörtablaufenkönnenunddiebio-logischeVielfaltVorranghat.DieSchweizhatsichdeshalbdasZielgesetzt,biszumJahr203010ProzentderWaldflächezuWaldschutzgebieten(auchWaldreservategenannt)zuerklären95.BishererreichenerstdievierKantoneBasel-Landschaft,Basel-Stadt,SolothurnundZürichdiesesZiel100.DamitnatürlicheProzesseungestörtablaufenkönnen,kommtgroßenundzusam-menhängendenWaldreservateneinbesondererStellenwertzu.DaherhatsichdieSchweizdasZielgesetzt,dass30derReservatemindestens500Hektargroßseinsollen95.VondenbisherausgewiesenenNaturwaldreservatenliegenjedochknapp70Prozentunter20Hektar,wasfüreinenumfassendenProzess-schutzzukleinist95.

AuchAltholzinselnundTotholzsindwichtig–zumeinenalsverbindendeEle-mentezwischendenWaldreservatenundzumanderenfürgesundeWaldöko-systemeinWirtschaftswäldern100.DeshalbistdieEinführungeinessystema-tischenTotholzmanagementsimWirtschaftswaldausSichtderWissenschafteinederwichtigstenMassnahmenzurErhaltungderökologisch-biologischenVielfaltdesWaldes95.ImSchweizerWaldfindetsicheinTotholzvorratvondurchschnittlich21,5m³proHektar,docheristungleichmäßigverteilt.IndenWäldernvonJuraundMittellandgibtesweitauswenigerTotholzalsindenWäldernderAlpen.ZudemhatdasmeisteTotholzDurchmesservonun-ter30cm,istalsoeherschwachdimensioniert96,undreichtfürvielegefähr-deteArtennichtaus.

FazitInsgesamtistfestzustellen,dassdieSchweizerWälderwiedernaturnäherwerden.AllerdingsgibtesbeimNaturschutzimWalderheblicheUnter-schiedezwischendenKantonen.JederKantonsolltebeiseinenjeweiligenSchwachstellenVerbesserungsmaßnahmentreffen.BesondersdieKantoneimMittellandsolltenangesichtsdesZielkonfliktszurintensivenHolznutzungindenkommendenJahrenunbedingtStrategien,ZieleundMaßnahmenzurFörderungundErhaltungeinernaturnahenundnachhaltigenWaldbewirt-schaftungentwickeln100.

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WaldzerstörunghatvieleUrsachen,dieoftzusammenwirken.MeistbeginntmitdermenschlichenNutzungderWäldereine

KettederZerstörung.UmBäumefällenzukönnen,werdenz.B.StraßenindieUrwäldergeschlagen,diezuAnsiedlungenmoti-vierenunddenWaldfürlandwirtschaftlicheBetriebezugänglichmachen.DerenBrandrodunggibtdemWalddanndenRest,underwirdzuFeldernumgewandeltoderdurchWaldbrändezerstört.

DieseProzesseverlaufennichtüberallgleich.InverschiedenenErdteilenspie-lenverschiedeneUrsachendieHauptrollebeiderWaldzerstörung.VomAma-zonas-Regenwaldgingenbereits20ProzentanSojaplantagenundRinderwei-denverloren,undinIndonesiensindderHolzeinschlagfürdieZellstoff-undPapierindustrieunddieUmwandlunginZellstoff-undPalmölplantagendasHauptproblem.

WaldzerstörunglässtsichseltenaufnureineUrsachezurückführen,sondernistdasErgebnisvielerFaktoren,diegleichzeitigaufdieWäldereinwirken.BeieinerAnalyse101vonFallstudienzurWaldzerstörungkonntendreiHauptursa-chenfestgestelltwerden,welchedieEntwaldungvorantreiben.DieExpansionderLandwirtschaftunddiedamiteinhergehendeUmwandlungvonWälderninAcker-undWeideflächenistdiegrößteTriebkraftbeiderZerstörungtro-pischerWälder,undspieltin96ProzentderweltweituntersuchtenFällevonEntwaldungeineRolle.DasVordringenvonInfrastrukturwieStraßenundmenschlichenSiedlungenistin72ProzentderFälleeinetreibendeKraftbeiderWaldzerstörung.BesondersinLateinamerikaspieltsiemiteinemAnteilvon83ProzenteinebedeutendeRolle.Holznutzungistin67ProzentderFälleeineUrsachederWaldzerstörung.WährendinAsienderindustrielleHolzein-schlagdasHauptproblemist,kommtinAfrikademBrennholzverbrauchderlokalenBevölkerungwachsendeBedeutungzu101.HäufigtretendieseUrsa-chengemeinsamauf,z.B.,wennesdurchdenBauvonStraßenerstmöglichwird,landwirtschaftlicheProduktezutransportierenundzuvermarkten,wasdanndieUmwandlungvonWaldinlandwirtschaftlicheFlächenvorantreibt.DurchdieseZusammenwirkungenliegtdieSummederobengenanntenProzentzahlenbeiüber100.

3.1 Holzeinschlag DerGroßteilderWälderwirdweltweitfürdieProduktionvonHolzundan-derenWaldproduktengenutzt27.Einenachhaltigeundverantwortungsvol-leNutzung,wiesiedurchdasFSC-Zertifikatgewährleistetwird,spieltalsoeineSchlüsselrollebeiderErhaltungderWälder.VielerortswirdderHolz-einschlagjedochnichtverantwortungsvollundinvielzuvielenFällensogarillegalausgeführt.

3 ursachen der Waldzerstörung

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Illegaler Holzeinschlag DerillegaleHolzeinschlagisteinProblemvongroßerTragweiteundbeschäf-tigtmittlerweilenationaleundinternationaleKonferenzen.UnterdemBegriffdesillegalenHolzeinschlagsverstehtmandengesamtenProzessvonEinschlag,Transport,undVerkaufbzw.EinkaufvonHolz,wenndabeigegennationaleGesetzeverstoßenwird.DerillegaleHolzeinschlagfindethauptsächlichinLän-dernmitdenletztenverbliebenengroßenWaldflächenstatt,wiedentropischenRegionenAfrikas,AsiensundSüdamerikassowiedenStaatendesehemaligenOstblocks30.ImbrasilianischenAmazonasgebietwerdenbiszu72ProzentundinIndonesienbiszu61ProzentdesHolzesillegaleingeschlagen102.

IndenHerkunftsländerndesHolzeshatderillegaleEinschlagverheerendeFolgenfürNaturundMenschen.ErgefährdetzahlreicheTier-undPflanzen-artenundraubtderlokalenBevölkerungdieLebensgrundlage30.

Legalität und NachhaltigkeitHolzauslegalerHerkunftmussjedochnichtausökologischundsozialver-antwortungsvollbewirtschaftetenWäldernstammen.Holzeinschlagistalsillegaldefiniert,wennergegennationaleoderinternationaleGesetzever-stößt103.InvielenLändernsindWalderhaltungundeinenachhaltigeWaldbe-wirtschaftungabernichtgesetzlichfestgeschrieben.

BewirtschaftungsformenwiederselektiveHolzeinschlag,wieerintropischenLändernpraktiziertwird,erweisensichbeinähererBetrachtungoftalsnichtnachhaltig.InMitteleuropaistderselektiveHolzeinschlageinMerkmaldesökologischenWaldbaus,dahierbeiaufKahlschlägeverzichtetwirdundnureinzelne,hiebsreifeBäumegefälltwerden.IndenTropenbedeutetselektiverHolzeinschlagdagegenoft,dassallevermarktungsfähigenExemplareeinerBaumartübereinegroßeWaldflächehinwegeingeschlagenwerden.DaineinemRegenwaldeineBaumartvielfachnurmiteinoderzweiIndividuenproHektarvertretenist,kannmandieseFormdesHolzeinschlagszwaralsselek-tivbezeichnen,aberkeinesfallsalsnachhaltig,dahierbeiinweitenGebietenallevermehrungsfähigenVertretereinerBaumartausgerottetwerden.Man-cheBäume,wiedieverschiedenenMahagoniarten,wurdenaufdieseWeisesostarkdezimiert,dasssieaufdieListedergefährdetenTierenundPflanzendesWashingtonerArtenschutzabkommens(CITES)aufgenommenwurdenundineinigenTeilenLateinamerikasschonnichtmehranzutreffensind104.

FürdieletztenverbleibendengroßflächigenUrwaldgebieteistkommerziellerHolzeinschlagdiebeiweitemgrößteBedrohung.72ProzentderbedrohtenUr-wäldersinddurchHolzeinschlaggefährdet105,denndurchdieNutzungverlierenUrwälderihrenCharakterunwiederbringlich.StrukturundZusammensetzungderWälderwirddurchdieHolznutzungsignifikantverändertwodurchsiede-gradiertwerden.UmdenHolzeinschlagzuermöglichen,werdenStraßengebaut,wasdieWälderfürJagd,BrennholznutzungundBesiedelungzugänglichmachtunddieUmwandlungderWälderinLandwirtschaftsflächenbeschleunigt105.

holz aus legaler herkunft muss

jedoch nicht aus ökologisch und sozial

verantwortungsvoll bewirt-schafteten

Wäldern stammen. holzeinschlag ist

als illegal definiert, wenn er gegen natio-

nale oder interna-tionale Gesetze

verstößt.

in vielen ländern sind Walderhaltung

und eine nach-haltige Wald-

bewirtschaftung gesetzlich nicht

festgeschrieben.

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HinzukommenoftmalssozialeProblemewiedieMissachtungderRechtevonUreinwohnernundLandnutzungskonfliktemitderlokalenBevölkerung.DieErlöseausdemHolzeinschlagfinanzierenKonfliktparteienwiedieMili-tärdiktaturinMyanmar(Burma)oderKriegsherreninAfrika106.

3.2 Änderung der LandnutzungDieEntwaldungistfastimmer(zu96Prozent)mitderUmwandlunginlandwirtschaftlicheFlächenverbunden101.Wälder,diebereitsdurchStraßenzerschnittenunddamitleichtzugänglichsind,sindvonderUmwandlungweitausstärkerbedrohtalsgroßezusammenhängendeUrwaldgebiete,beide-nendieExpansionderLandwirtschaftnurineinemFünftelderFälledirekteGefährdungsursacheist105.DerWaldwirdoftnichtdeshalbgerodet,weileszuwenigAgrarflächengibt,sondern,weilesdiebilligsteLösungist.Schließ-lichkostetdieBrandrodungimGegensatzzurPflegeausgelaugterLandwirt-schaftsbödennichtmehralseinStreichholz.AlleininIndonesiengibtesschätzungsweiserund20MillionenHektarBrachflächen,dielandwirtschaft-lichgenutztwerdenkönnten107.TrotzdemaberwerdenjedesJahrweitere685.000HektarWaldgerodet.

DerwachsendeBedarfanBiokraftstoffenwiePalmöldrohtdieWaldumwand-lungweiteranzutreiben.Biokraftstoffe,fürderenAnbauflächeWaldgero-detwird,könnenjedochnichtalsCO2-neutralbezeichnetwerden,dennbeiderUmwandlunggehensowohlderindenBäumengebundeneKohlenstoffwieaucheinbeträchtlicherTeildesimBodengespeichertenKohlenstoffsalsTreibhausgaseindieAtmosphäre.OpfertmanRegenwaldfürÖlpalmplanta-gen,fälltdieKlimabilanzfürJahrzehntenegativaus107,vorallem,wennwieinSüdostasienTorfwälderdurchPlantagenersetztwerden,inderenTorf-schichtenweitausmehrKohlenstoffgespeichertistalsindenBäumenselbst.SowohlbeiderBrandrodungalsauchbeiderEntwässerungwerdendannimmenseMengenanzuvortorfgebundenemKohlenstoffdioxidfrei.

3.3 InfrastrukturprojekteInfrastrukturprojektekönnenWälderentwederunmittelbarvernichten,wennbeispielsweiseStauseenganzeLandstrichefluten,oderalsFolgederErschließung,wennStraßeninzuvorunberührteNaturwäldergetriebenwer-den,wasdenHolzeinschlagermöglichtunddieWaldbrandgefahrerhöht(s.Kapitel3.5)144.AmbestensinddieWäldervorWaldbrändengeschützt,diefürMenschennichtzugänglichsind.DeshalbistdasinEuropaundNordamerikagernefürdieErschließungderletztennochintaktenNaturwälderverwendeteArgumentdesWaldbrandschutzesunsinnig.

ImtropischenRegenwaldermöglichtdieErschließungdieBesiedelungundBrandrodungderangrenzendenWaldgebietedurchKleinbauern.DerStra-ßenbauziehtauchdieindustrielleLandwirtschaftnach,diefürihreProdukte

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wieSojabohnenundRindfleischeinenTransportwegzudennationalenundinternationalenAbsatzmärktenbraucht.

Fallbeispiel AmazonasEsbestehtkeinZweifeldaran,dassStraßendieZerstörungdesAmazonasre-genwaldesforcieren.ImbrasilianischenAmazonasgebietliegen80ProzentderentwaldetenFlächewenigerals30kmvonoffiziellenStraßenentfernt41. ImJahr2007gabesimAmazonasgebietbereits144.250kmoffizielleStra-ßen,vondenenbishernurgut17.000kmasphaltiertsind108.Hinzukommteinüber170.000kmlangesNetzvonillegalenStraßen109,dievonHolzfällern,aberauchBergbauunternehmen,FarmernundViehzüchterngebautwurden.FürdieüberwiegendeMehrheitderBevölkerungimAmazonasgebietbrachtederAusbauderVerkehrswegejedochnichtdieerhofftensozioökonomischenVerbesserungen,wieeineStudiezurVerwirklichungderMillenniumszieleimbrasilianischenAmazonasgebietzeigt110.

A m a z o n a s

BR 364

BR 364

BR 319

BR 230

BR 163

© WWF Deutschland

Boa Vista

Rio Branco

Porto Velho

Manaus Santarem

Cuiabá

Alta Floresta

BelémS

üdam

erik

a

0 km 700 km

Regenwaldbereits entwaldetdrohende Ent-waldung bis 2050waldfrei

befestigte StraßenBefestigung geplantBundesstraßeBR

Abbildung 8: Straßenbau und Entwal-dung im brasilianischen

Amazonasgebiet

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DernationaleLogistik-undVerkehrsplanBrasilienssiehtvor,alleininderPlanungsregionAmazonas(dienichtdasgesamtebrasilianischeAmazonas-gebietumfasst)knappfünfMilliardenEuro*indenStraßenbauzuinvestie-ren.DiesschließtsowohldenBauneuerStraßenalsauchdenAusbauunddieAsphaltierungbestehenderStraßenmitein.BesonderskritischsindausökologischerSichtunteranderemdieAsphaltierungderTransamazônica(BR230),derBR163vonCuiabánachSantarémundderBR319vonManausnachPortoVelho.DieseStraßenbaumaßnahmenwerdendieEntwaldungnichtnurentlangderStraßenforcieren,sonderndurchdieverbessertenAbsatz-möglichkeitenauchdieUmwandlungdesRegenwaldszulandwirtschaftli-chenFlächenamöstlichenundsüdlichenRanddesAmazonasbeckens–demBogenderEntwaldung(siehe2.5.1)–vorantreiben.Esistzubefürchten,dasszusätzlichebzw.bessereStraßenmehrSiedlerindenWaldziehen,sodassdieausdiesemGebietbekanntenökologischenundsozialenProbleme,wieLandrechtskonflikte,moderneSklavereiundEntwaldung,indasHerzdesAmazonasregenwaldesgetragenwerden111.AlsTeildesGesamtkonzep-tes„IntegrationderregionalenInfrastrukturinSüdamerika“(IIRSA)sollendieBaumaßnahmendurchgehendasphaltierteStraßenverbindungenvonderAtlantik-biszurPazifikküsteermöglichen,wasauchAuswirkungenaufdieNachbarstaatenhat.VonPortoVelhoauswerdendreiTransportroutennachLimaundCuzcoinPeruundLaPazinBoliviengebaut,vonManausüberBoaVistazweiweiterenachCaracasinVenezuelaundGeorgetowninGuyana112. DerStraßenachCuzcowerdennachEinschätzungdesWWF113alleinaufderperuanischenSeitebiszu2,6MillionenHektarAmazonasregenwaldzumOp-ferfallen.

FührtdiebrasilianischeRegierungdieStraßenbaumaßnahmenwiegeplantdurch,ohneausreichendeSchutzmaßnahmenzuergreifen,kanndiesnachdenBerechnungenrenommierterWissenschaftler114langfristigdieZerstö-rungvon170MillionenHektarAmazonasregenwaldalleinaufbrasilianischerSeitezurFolgehaben–diesentsprichtderHälfteseinerjetzigenFläche.DieEntwaldungsratewürdewiederansteigenunderstinden2040erJahrenab-nehmen,wennkaumnochWaldflächevorhandenwäre,diezerstörtwerdenkann.DieshätteglobaleAuswirkungenaufdieBiodiversitätunddasKlima.Denndabeiwerdenetwa32MilliardenTonnenKohlenstoff,derindenBäu-mengebundenist,indieAtmosphärefreigesetzt–diesentsprichtdemKoh-lenstoffdioxidausstoßallerNationenweltweitvonvierJahren114.

AlsweitereInfrastrukturmaßnahmeplantBrasiliendenAusbauderWas-serkraftimAmazonasgebiet,umdenwachsendenEnergiebedarfzudecken.DasAmazonasgebietistzwarreichanWasser,aberauchausgesprochenflach.Das1.700FlusskilometervomMeerentfernteManausbefindetsichnur92MeterüberdemMeeresspiegel.UmuntersolchenUmständenEnergieaus

* 11,5MilliardenReais;Wechselkursvom12.03.2011:1Real=0,4322Euro

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Wasserkraftzugewinnen,müssenHunderttausendeHektarRegenwaldgeflutetwerden.DieWasserkraftwerkehabeneineäußerstgeringeEffizienz,verur-sachenaberhoheUmweltkosten115.AlleinderStauseedesWasserkraftwerksTucuruíüberschwemmte287.500HektarRegenwaldundvernichtetedieLebensgrundlagevonindigenenVölkern–40.000Menschenwurdenvertrie-ben.DerStauseeistBrutplatzfürMalariaüberträgerundträgtlautINPA*zueinemSechstelderbrasilianischenTreibhausgasemissionenbei,dasichdieüberfluteteVegetationdarinallmählichzersetzt116.

DennochplantBrasilienweitere20WasserkraftwerkeimAmazonasgebiet,vondeneneinigebereitsgebautwerden117.BesondersumstrittenistdasWas-serkraftwerkBeloMonteamRioXinguimBundesstaatPará.DerStauseewird66.800Hektarüberfluten,davon40.000HektarRegenwald118.Über20.000Menschenmüssenumgesiedeltwerden.FürdieWasserversorgungdesKraftwerksmüssenbiszu80ProzentdesRioXinguumgeleitetwerden,wodurchTeiledesFlussesaustrocknen.AuchdiedortlebendenindigenenVölker,wieJurunaundArara,werdendarunterleiden,damitWasserknapp-heit,derDezimierungderFischbeständeundeinemAnsteigenderMalaria-erkrankungenzurechnenist119.BeloMontewirdlangfristignur2.000Arbeitsplätzeschaffen,abergeschätzte100.000SiedlerausanderenLan-desteilenanziehen,wasinderRegionzueinemAnstiegdesillegalenHolz-einschlagsundeinerExpansionderLandwirtschaftführenwird,alsodenHauptursachenderEntwaldungimAmazonas.BeloMontewirdeinesderin-effizientestenWasserkraftwerkeinBrasilienwerden.DennwährendderdreibisfünfMonatelangenTrockenzeiterzeugtesnur10ProzentderinstalliertenLeistung.ImJahresdurchschnittproduziertesdamitnur39ProzentseinernominellenLeistung118.Deshalbwirdbefürchtet,dassinderFolgeflussauf-wärtsweitereStaudämmegebautwerden,umdenWasserstanddesRioXinguzuregulieren.Dadurchwürdenzusätzlichüber600.000HektarRegenwaldüberschwemmt120.WennsichdieüberfluteteVegetationunterWasserzer-setzt,werdengewaltigeMengenanTreibhausgasen,vorallemMethan,freige-setzt121.DadurchwirddasGesamtprojektindenerstenzehnJahrenviermalsovielEmissionenverursachenwieeinvergleichbaresfossilesKraftwerk.Selbstnach20JahrenwerdendieEmissionennochzweieinhalbmalsohochsein119.

3.4 Armut und BrennholznutzungNichtnurwirtschaftlicheInteressenkönneneineUrsachefürWaldzerstö-rungsein.InvielenLändernistdieArmutderBevölkerungeineUrsachefürdieZerstörungderoftschonstarkgeschrumpftenWälder,wennnämlichdieMenschenihrenexistentiellenEnergiebedarfzumKochenundHeizennurdurchBrennholzdeckenkönnen.BrennholznutzungistderGrundfür

* NationalesAmazonasforschungsinstitut(InstitutoNacionaldePesquisasdaAmazônia)

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dieHälftedesweltweitenHolzeinschlags.InderKaribikundMittelameri-kamachtdieBrennholznutzungüber80ProzentdesHolzeinschlagsaus,inAsienknappdreiViertel68.InAfrikaistHolzdiebeiweitemwichtigsteEner-giequelle122.Dortwerdensogar90ProzentdesHolzeinschlagsalsBrenn-holzgenutzt68.NigeriaistnachBrasilienundIndonesiendasLandmitderdritthöchstenWaldzerstörungweltweit.Esverlorzwischen1990und2010knappdieHälfteseinerWaldfläche,überachtMillionenHektar.87ProzentdesHolzeinschlagsentfallendortaufBrennholz16.DasBrennholzwirdabernichtnurvondernigerianischenBevölkerunggenutzt.EinTeildavonwirdvielmehrzuHolzkohleweiterverarbeitetundexportiert.SoistNigeriaderzweitgrößteHolzkohle-ExporteurnachDeutschlandundbeliefertauchBel-gienunddieNiederlandemitgroßenMengenvonHolzkohle30.AuchindenanderenafrikanischenStaatenmithohemWaldverlust(sieheTabelle1)wirddergrößteTeildesEinschlagsalsBrennholzgenutzt.InTansania,SimbabweunddemSudanhatBrennholzeinenAnteilvon90ProzentanderHolznut-zung.InderDemokratischenRepublikKongowird,nachdemderindustriel-leHolzeinschlagdurchdenBürgerkriegfastvollständigzumErliegenkam,nahezuausschließlichBrennholzeingeschlagen16.UmdieWaldzerstörungindiesenLändernaufzuhalten,müssendieLebensbedingungenderBevölke-rungverbessert,undihrAlternativenzurBrennholznutzunggebotenwerden.

Fallbeispiel Virunga Nationalpark, AfrikaMittenimHerzenAfrikasliegendieVirunga-VulkaneindreiNationalparks.DasGebietgehörtzueinerderwichtigstenÖkoregionenderWeltunder-strecktsichvomOstenderDemokratischenRepublikKongoüberRuandabisnachUganda.Bereits1925wurdeseineVielfalterkannt,dennderdamalsgegründeteVirunga-NationalparkistderältesteAfrikas.EristHeimateinzig-artigerPflanzen-undTierartenwiedemseltenstenMenschenaffenderWelt,demscheuenBerggorilla.DankseinerspektakulärenLandschaftausaktivenVulkanenundtropischenBergregenwäldernwurdeVirungaindieUnesco-ListealsWeltnaturerbeaufgenommen123.

DerVirunga-Nationalparkliegtjedochineinerkrisengeplagtenundpolitischin-stabilenRegion.AuchwennsichdieSituationinderDemokratischenRepublikKongoseitdenUnruhenimJahr2008verbesserthat,bleibtsievoralleminderRegionumdenSüdendesVirungaNationalparksweiterhinangespannt.Flücht-lingsströmehabendieBevölkerungsdichteunddamitauchdenDruckaufdienatürlichenRessourceninderRegiondramatischerhöht.EswirddeutlichmehrFeuerholzundHolzkohlebenötigtalsaufnatürlicheWeisenachwachsenkann,dennfürüber96ProzentderBevölkerungistHolzdieeinzigeEnergiequelle.DieflächendeckendeEntwaldungundderillegaleHolzeinschlagmachenauchvordenGrenzendesVirungaNationalparkskeinenHalt124.DerimmenseBedarfanBrennholzisteinedergrößtenBedrohungenfürdenRegenwaldunddamitfürdenLebensraumdervomAussterbenbedrohtenBerggorillas.IstderWaldabge-holzt,kannerkeinenKohlenstoffmehrspeichern,dieGefahrvonBodenerosio-nensteigt,undderGrundwasserspiegelsacktab113.

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DieLösungdesEnergieproblemsistdahereinederwichtigstenHerausforde-rungenfürdenWWF,derbereitsseitüber20JahrenindieserRegionaktivist124.UmderAbholzungdesNationalparksentgegenzuwirken,sollderBedarfanHolzundHolzkohlezukünftigauseigensdafürangelegtenEnergiewäl-derngedecktwerden.DazuforstetderWWFimAuftragderEuropäischenUnionundinKooperationmitlokalenBauerneineFlächevon4.000Hekt-armitschnellwachsendenBaumartenauf.EswirdjedochnochmindestenszehnJahredauern,umdieinderRegionderzeitbenötigteMengeanHolzausEnergiewäldernbereitstellenzukönnen.Deshalbsollgleichzeitigmitspe-ziellenÖfenderVerbrauchvonBrennholzundHolzkohledeutlichreduziertwerden.GemeinsammitderBevölkerung,vorallemmitlokalenFrauenor-ganisationen,entwickeltederWWFverbesserte,energiesparendeOfenmo-delle,dievonlokalenHandwerkernhergestelltwerden.SiesparengegenübertraditionellenKochstellenbiszu30ProzentBrennmaterialein.DerWWFunterstütztdieProduzentenderÖfenmitderVergabevonMikrokrediten.DieverbessertenÖfenwerdenzudemvomWWFzurHälftesubventioniert,sodasssiezueinemkonkurrenzfähigenundmarktüblichenPreisangebotenwerdenkönnen.MitverstärkterÖffentlichkeitsarbeitwirddieBevölkerungaufdieVorteilederEnergiesparkocheraufmerksamgemacht.DennwenigerBrennmaterialbedeutetauchgeringereAusgabenfürdenKaufvonFeuerholzoderHolzkohle.DieKombinationdieserMaßnahmenverringertdenDruckdurchBrennholznutzungaufdenVirunga-NationalparkundträgtsomitzumErhaltderWälderunddemSchutzdesLebensraumsdervomAussterbenbe-drohtenBerggorillasbei123.

3.5 WaldbrändeWeltweitverbrennenjedesJahrmindestens20MillionenHektarWald27. Dochnur4ProzentallerWaldbrändehabennatürlicheUrsachen,wiezumBeispieleinenBlitzeinschlag125.InallenanderenFällensindMenschendirektoderindirekt,fahrlässigodervorsätzlichfürdieBrändeverantwortlich.Zahl,AusmaßundHäufigkeitderBrändesindindenletztenJahrenstarkgestiegen.SohatsichinSpanienseitden1960erJahrenundinPortugalseit1980bisheutedieZahlderWaldbrändeverzehnfacht144.Brennteszuhäufig,kannsichderWaldselbstdortnichtmehrerholen,woBrändeeinnatürlicherProzessdesÖkosystemssind.InfeuerempfindlichenÖkosystemenwiedentropischenFeuchtregenwäldernimAmazonas-undKongobeckenundinSüdostasiensinddiePflanzenundTierennichtanBrändeangepasst,könnenalsodiepositivenEffektedesFeuersnichtnutzenundsichnacheinemBrandnichtschnellerholen.SelbstkleineFeuerkönnenhierweitreichendeFolgenhaben,wennsieeinenProzessvonimmerhäufigerenundstärkerenBrändenauslö-sen,derdasÖkosystemverändertundökologischeBedingungenschafft,dieeinefeueranfälligeVegetation(z.B.jungeBäume,Gräser)fördern144.

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EsgibtweltweiteineReihevonÖkoregionen,diefürdieErhaltungdergloba-lenArtenvielfaltentscheidendsind.Diesesindauf84ProzentihrerFlächege-fährdet,wenndieIntensitätundHäufigkeitvonFeuernzunimmt.Feueremp-findlicheÖkosystemewiedietropischenFeuchtregenwälder,derenPflanzenundTierenichtannatürlicheBrändeangepasstsind,sindsogarauf93Pro-zentihrerFlächegefährdet126.GeradehierindenTropenwäldernwirdFeuerzurBrandrodungeingesetzt,sodasssichinDürreperiodenundTrockenzeitengroßflächigeWaldbrändeentwickelnkönnen.Der„ElNino-Effekt“,1997/98,brachteinSüdostasieneinesoextremeDürrephasemitsich,dasshierdiegrößteWaldbrandsaisonallerZeitenzuverzeichnenwar,diezumTeilerhebli-cheAuswirkungenaufdieUmweltunddieGesundheitderMenschenhatte.

InRusslandführteeineHitzewelleimSommer2010ebenfallszuverheeren-denWaldbränden,diebisMitteAugustknappsechsMillionenHektarFlächevernichteten127,darunterganzeOrtschaften.DieFeuerbedrohtensogarAtom-anlagen.NachEinschätzungdesWWFwarendieÜbernutzungderWälderundgroßflächigerKahlschlagmaßgeblichfürdasverheerendenAusmaßderBrändeverantwortlich128.AußerdemwurdenvorallemimeuropäischenTeilRusslandsinderVergangenheitimgroßenStilMooretrockengelegt,sodassdasFeuerindiesenGebietenaufdieausgetrocknetenTorfschichtenübergriff.SolcheTorfbrändesindnursehrschwerzulöschen.DerRauchderWald-undTorfbrändezogbisindieHauptstadtMoskau,woderSmogdieGesundheitderBevölkerunggefährdete.AußerderverantwortungsvollenWaldbewirt-schaftungwäreinsolchenGebietenauchdieRenaturierungundFlutungdertrockengelegtenMoorflächennötig,umMenschenundUmweltvorBrändenzuschützenundzugleichwertvolleLebensräumezurückzugewinnen128.

VerschiedeneStudiengehendavonaus,dassderKlimawandeldiejährlicheBrandsaisonverlängertundsowohldieAnzahlderTagemithohemWald-brandrisikowieauchdieHäufigkeitvonBlitzenerhöht.DadurchkommteszuimmerhäufigerenundgrößerenWaldbränden129.GleichzeitigwerdennochmehrTreibhausgasedurchWaldbrändefreigesetzt,waserheblichzurKlima-erwärmungbeiträgt.

Fallbeispiel Mittelmeerraum:ImLaufederJahrtausendewurdendieWälderimMittelmeerraumdurchWaldbrände,übermäßigenHolzeinschlagundBeweidungauf(nachSchät-zungendesWWF)nuretwa17ProzentderursprünglichenWaldflächede-zimiert130.AufgrundseinerArtenvielfaltzähltderMittelmeerraumzudenwichtigstenRegionenderWelt,daeralsÜbergangszonezwischendreiKonti-nentenArtenausEuropa,AfrikaundAsienbeherbergt.Hierfindensichbei-spielsweise10ProzentallerblühendenPflanzen,obwohlderMittelmeerraumnur1,6ProzentderErdoberflächeeinnimmt.

DiemediterranenWäldersinddurchWaldbrändeextremgefährdet.JedesJahrgibtesdortmindestens50.000Brände,denenlautFAOdurchschnitt-

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lich700.000bis1.000.000HektarWaldzumOpferfallen131.DiesentsprichtderFlächeKretasoderKorsikas,beziehungsweise1,3bis1,7ProzentdergesamtenWaldflächedesMittelmeerraums.KleinflächigeBrändetretenimMittelmeerraumderAntikeauf;siesindTeildernatürlichenDynamikoderwerdenalsInstrumentzurBewirtschaftungderNaturressourceneingesetzt.IndenletztenJahrzehntenhatjedochdieZahlundFlächederBrändeimMittelmeerraumbesorgniserregendzugenommen.DasisteineFolgederso-zioökonomischenEntwicklung.DenntraditionelleFormenderLandnutzungwurdenaufgegeben,undsomitbrennbareBiomassewietrockenesGrasoderBrennholz,nichtmehrdemÖkosystementnommenundgenutzt;siekannsichalsoansammelnunddieBrändenähren.HeutewirddieLandschaftver-mehrtfürFreizeit-undErholungszweckegenutzt,wodurchsichdasRisikoerhöht,dassausFahrlässigkeiteinWaldbrandentzündetwird.MitderZersie-delungderLandschaftentstehenaußerdemfinanzielleAnreize,WaldgebietedurchBrandstiftunginBaulandumzuwandeln144.

BesondersvonWaldbrändenbetroffensinddie„alten“EU-MitgliedsstaatenimMittelmeerraum:Spanien,Portugal,ItalienundGriechenland.DieUr-sachenfürdieBrändeliegennahezuausschließlichinFahrlässigkeitundbewussterBrandstiftung;maximaleinProzentderBrändeistaufBlitzschlagzurückzuführen132. SeitdemJahrtausendwechselhabendieMittelmeerländermiteinemneuenPhänomenzukämpfen,densogenanntenMega-Waldbränden.Beiextre-menWetterbedingungen,wiesiealsFolgedesKlimawandelshäufigerwerden,entstehenwahreFeuerstürme,diemitsolcheinerIntensitätwütenundsichsoraschausbreiten,dasssienichtmehrunterKontrollegebrachtwerdenkön-nen.Sieendenerst,wennsichdieWetterbedingungenändernoderdemFeuerdieNahrungausgeht133.DiezunehmendeZersiedelungderLandschaftführtdazu,dassdieseMega-BrändeindenÜbergangszonenzwischenSiedlungundWalderheblicheSchädenanrichtenundzahlreicheMenschenlebenfor-dern144.Mega-WaldbrändekönnenauchindurchschnittlichenWaldbrandjah-renauftreten.ImJahr2009wardieWaldbrandflächewederinItaliennochinGriechenlandaußergewöhnlichgroß.AbervondergesamtenBrandflächeItaliensentfielüberdieHälfteaufdieInselSardinien,woEndeJulischwereWaldbrändewüteten.InGriechenlandmachtendieWaldbrändeimUmlandAthensinderzweitenAugusthälfterunddieHälftedergriechischenWald-brandfläche2009aus.

DiemeistenWaldbrändewerdenvorsätzlichgelegt.ImmobilienspekulationundBaulandgewinnungistvoralleminGriechenlandundTeilenItaliensdasMotivfürvorsätzlicheBrandstiftung.DanebenstehenJagdundWeidewirt-schaftinItalien,abervoralleminSpanienundPortugalinZusammenhangmitvorsätzlichgelegtenWaldbränden.DieWaldbrände,derenUrsachesichermittelnließ,wurdeninPortugalzuübereinemDrittel,inSpanienzuüber50ProzentundinItaliensogarzuüber80Prozentabsichtlichgelegt.

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DieMittelmeerregionistzwareinetypischeFeuerlandschaft,indersichdieBaumartenandasAuftretenvonWaldbrändenangepassthaben.DerSchutzdurchdieseAnpassungversagtallerdingsbeihäufigenundwiederholtenWaldbränden.AusdenursprünglichenHartlaubwäldernentstehtdanndieMacchie,einbiszufünfMeterhohesGestrüppmitlichtenStellen.DerKli-mawandelverschärftdasWaldbrandrisikoimMittelmeerraumzusätzlich.AlsAuswirkungenwerdenlängereTrockenperiodenimSommersowiedasAuftretenvonDürrenwährendderanderenJahreszeitenerwartet.DadurchwirdsichdieWaldbrandsaisonaufderiberischenHalbinselundinNordita-lienerheblichverlängern,undimsüdlichenMittelmeerraumdasganzeJahrübereinhohesWaldbrandrisikobestehen.DurchdenKlimawandelwerdensichextremeWetterereignissehäufen,wielangeHitzeperiodenmitgeringerLuftfeuchtigkeitundstarkenWinden,aberauchplötzlicheStürmemitstar-kenRegenfällen,diebinnenwenigerStundendasNiveaudesdurchschnitt-lichenJahresniederschlagserreichenkönnen134.DerStarkregenschwemmtaufWaldbrandflächendenungeschütztenBodenwegunddieBodenerosionführtzuWüstenbildung.BereitsheutesindimeuropäischenMittelmeerraum300.000km²vonWüstenbildungbetroffen,wodurchdieLebensgrundlagevon16,5MillionenMenschenbedrohtist135.

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WennWaldzerstörtwird,hatdasfataleFolgenfürUmweltundMenschen.VielegefährdeteTiereundPflanzenkönnenaus-

sterben,wennsieihrenLebensraumimWaldverlieren.AuchMen-schen,dieauftraditionelleWeiseimodervomWaldleben,wer-denheimatlos.NaturkatastrophenwieÜberschwemmungenundErdrutschesindhäufigerundheftigerinGebieten,indenendieWälderabgeholztwurden,dasiedortdenWasserhaushaltnichtmehrregulierenunddenBodennichtmehrfesthalten.

BesondersfolgenschweristdieWaldzerstörungfürdasWeltklima.DurchdiefortgesetzteRodungundDegradierungtropischerRegenwälderentste-henrund15ProzentderweltweitvonMenschenfreigesetztenTreibhausgase.BeiderZerstörungvonkohlenstoffreichenTorfmoorwälderninIndonesienentweichensogarJahrenachderRodungnochTreibhausgaseausdenehema-ligenWaldböden.

4.1 BiodiversitätSeitderletztenEiszeitwurden80ProzentderWäldergerodetoderdegra-diert.Esistdahernichtverwunderlich,dass86ProzentallergefährdetenundvomAussterbenbedrohtenSäugetier-undVogelartendeswegengefährdetsind,weilihremLebensraumdienatürlichenWälderverlorengehen136. DierapidevoranschreitendeZerstörungderWälderunddamitderVerlustvonLebensräumenisteinedergrößtenBedrohungenfürdieweltweiteBio-diversität.DieZerstörungundDegradierungdesLebensraumsgefährdetweltweit86ProzentallerbedrohtenVogelarten,88ProzentderbedrohtenAmphibienund86ProzentallerbedrohtenSäugetiere136.DieMehrzahldiesergefährdetenTierartenlebtintropischenWäldern,indenendieWaldzerstö-rungamschnellstenvoranschreitet.Regenwälderbedeckenzwarnur7Pro-zentderErdoberfläche,beherbergenaber50ProzentallerTier-undPflanzen-arten.

NichtnurderVerlustanWaldfläche,sondernauchdieDegradierungdesLebensraumsdurchselektivenHolzeinschlag(beidemeinzelnehochwertigeBäumeentnommenwerden)oderRodungvonangrenzendenFlächenistfürvieleTiereundPflanzenfatal.VieleArtenintropischenWäldernsindvon(zumindestweitgehend)unberührtenUrwäldernabhängigundzeigengegen-überselektivemHolzeinschlagwenigToleranz.BaumartenmiteinemhohenHandelswertwieMahagonisinddurchselektivenHolzeinschlagvomAusster-benbedroht,wenndabeiallevermehrungsfähigenExemplaredieserBaumartaufeinergroßenFlächegefälltwerden.SelbstdieWaldbewirtschaftungnacheuropäischenStandardshaterheblicheAuswirkungenaufdieArtenvielfalt,dainMitteleuropaknappeinDrittelderimWaldvorkommendenArtentotes

4 Folgen der Waldzerstörung

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oderabsterbendesHolzzumÜberlebenbraucht.Davonfindensichineuro-päischenUrwäldernbiszu200KubikmeterTotholzproHektar,imSchweizerWaldsindesnochdurchschnittlich21,5KubikmeterproHektar,undindenNachbarländernsogarweitausweniger.DurchdenMangelanTotholzsindzahlreicheArtengefährdetundeinigestehenbereitsaufderRotenListe137.

DieFragmentierungundZerschneidungderWälderverschärftdasProblemnoch.Denndadurchentstehenimmerkleinere,voneinanderisoliertePopu-lationenunddasRisikoeineslokalenundletztendlichglobalenAussterbenssteigt.

4.2 MenschMitdenWäldernverschwindenauchihrezahlreichenökologischen,sozialenundwirtschaftlichenFunktionen,diefürdieMenschenunverzichtbarsind.VieleindigeneVölkerundandasLebenimWaldangepassteGemeinschaftenverlierenmitdemWaldihreLebensgrundlage.DieFolgensindHunger,Ar-beits-undHeimatlosigkeitsowiesozialeProblemewieAlkoholismus,Prosti-tutionundAbwanderungindieSlumsderGroßstädte.

DochnichtnurindigeneVölkersindbetroffen.VieleNaturkatastrophenderletztenZeitsindsehrwahrscheinlichzumindestteilweisedieFolgevonAbholzungen.EinBeispielsinddieverheerendenÜberflutungendeschine-sischenFlussesYangtse,diedurchdenWaldverluststromaufwärtserheblichverschlimmertwurden2. AlsheftigeMonsunregenWeihnachten2006dieindonesischeHauptstadtJakartaüberfluteten,wurden200.000Menschenobdachlosundmindestens80Menschenstarben.DerindonesischeVizepräsidentJusufKallamachtedieZerstörungderWälderfürdieverheerendenFolgenderRegenzeitverant-wortlich138.DurchdasillegaleKahlschlagenriesigerGebieteinallenTeilenIndonesienswirddasWasserbeistarkenNiederschlägennichtmehrgespei-chert.EineweitereFolgesindmassiveErdrutsche.DennohneBaumwurzelnhatderBodenkeineHaftungmehr.Anfang2006kamenaufderindonesi-schenInselJava120MenschendurchErdrutscheundÜberschwemmungenumsLeben.

InTeilenSüdamerikasistdieLandwirtschaftunddamitdieNahrungsversor-gungvonMillionenvonMenscheninGefahr,wenndurchdiefortschreitendeEntwaldungdesAmazonasbeckensdasregionaleKlimakippt,wasextremeDürrezeitenzurFolgehabenkann.UndimMittelmeerraumbrennendieWäl-derimmerhäufigerundheftiger,wasdieWüstenbildungbeschleunigtundebenfallsLandwirtschaftundNahrungsversorgungfürMillionenMenschengefährdet.

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4.3 KlimaWennWälderdurchUmwandlunginAgrarflächenzerstörtoderdurchnichtnachhaltigenHolzeinschlagdegradiertwerden,steigtdieKonzentrationvonTreibhausgaseninderAtmosphäreunddamitdieUrsachefürdenglobalenKlimawandel.DieEmissionenausWaldzerstörungundDegradierungderWäldereinschließlichihrerBödenmachenrund15ProzentdesgesamtendurchMenschenverursachtenAusstoßesvonTreibhausgasenaus8.DieÄn-derungvonLandnutzung,undhiervorallemdieRodungundDegradierungderWälder,istdamitdiedrittgrößteQuellevonTreibhausgasennachEner-gieerzeugungundIndustrieundverursachtmehrEmissionenalsderVer-kehrssektor139.

Von1850bis2000gingendurchveränderteLandnutzunginsgesamt156MilliardenTonnenKohlenstoffindieAtmosphäre,60ProzentdavonindenTropen140.DiesentsprichtetwaeinemDritteldergesamtendurchdenMenschenverursachtenKohlenstoffemissionenindiesemZeitraum7.IndenletztenJahrzehntenwardieZerstörungtropischerRegenwälderfürnahezudengesamtenKohlenstoffausstoßdurchLandnutzungsänderungverantwort-lich140.Inden1990erJahrenkamdieHälftedieserKohlenstoffemissionenausdentropischenLändernAsiens,weitere34ProzentausSüdamerikaund16ProzentausdemtropischenAfrika140.GehtdiederzeitigeEntwaldungdurchLandnutzungsänderungungebremstweiter,werdenindennächsten100Jahrenweitere85bis130MilliardenTonnenKohlenstofffreigesetzt9. EinTeufelskreis,dennauchdieKlimaerwärmungkönnteindiesen100Jah-rendieWaldzerstörungnocherheblichbeschleunigen.

NachSchätzungdesWeltklimaratsIPCCbetrugderwurdendurchÄnderun-geninderLandnutzunginden1990erJahren1,6MilliardenTonnenKohlen-stoffproJahrfreigesetzt141.DabeihandeltessichumeinenMittelwert,denndiegenaueMengedesKohlenstoffs,dieaufdieseWeiseindieAtmosphäreausgestoßenwird,istnochimmernichtgenaubekanntundGegenstandwissenschaftlicherForschung6.EsgibtdaherverschiedeneSchätzungenfürdie1990erJahre,aufdenendieserMittelwertbasiert,dieweitauseinanderliegen–von0,5bis2,7MilliardenTonnenproJahr141.

FürdieJahre2000bis2008werdendieweltweitenEmissionendurchLandnutzungsänderungenauf1,5MilliardenTonnenKohlenstoffproJahrgeschätzt5,wasinetwadenEmissionenderEuropäischenUnionentspricht.AngesichtsderUnsicherheitenderSchätzungenkannmannichtvoneinemRückganggegenüberden1990erJahrensprechen142. EntwaldungundDegradierungderWälderverursachtlautdieserSchätzungeinenjährlichenKohlenstoffausstoßvon1,2MilliardenTonnen.Weitere0,3MilliardenTonnenKohlenstoffproJahrwerdendurchBrändeundOxidationderentwaldetenundtrockengelegtenTorfbödeninSüdostasienfreigesetzt8. Inetwa30Entwicklungsländern,darunterBrasilien,Bolivien,Indonesien,

Die Emissionen aus Waldzerstörung

und Degradierung der Wälder ein-schließlich ihrer

Böden machen rund 15 Prozent des

gesamten durch Menschen verursa-

chten ausstoßes von treibhausgasen aus.

Die änderung von

landnutzung, und hier vor al-lem die rodung

und Degradierung der Wälder, ist damit die dritt-

größte Quelle von treibhausgasen nach

Energieerzeugung und industrie und verursacht mehr

Emissionen als der Verkehrssektor.

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MyanmarundSambia,istdieZerstörungundDegradierungderWälderdiegrößteQuellederCO2-Emissionen

8.

DieEuropäischeKommissionstelltmitderDatenbankEDGAR143desJointResearchCentredetaillierteländerspezifischeDatenzuCO2-EmissionenundihrenEmissionsquellenfürdieJahre1970bis2000zurVerfügung.FürdenBereichderLandnutzungsänderungwerdendabeidieCO2-EmissionendurchWaldbrändeeinschließlichBrandrodungundTorfbrände,unddieCO2-EmissionenausderOxidationundZersetzungabgebrannterWaldbödeneinschließlichtrockengelegterTorfwaldbödenangegeben.

DieCO2-EmissionensindfastausschließlichaufdieBrandrodungtropischerRegenwälderzurückzuführen.DennneunderzehnLändermitdenhöchs-tenCO2-EmissioneninderKategorie„Wald“liegenindenTropen,woWald-brändesogutwienieaufnatürlicheWeise(z.B.durchBlitzschlag)entstehen.WaldökosystemeindenTropensinddeshalbnichtandasAuftretenvonBrän-denangepasstunderholensichnacheinemFeuernurschwer.Hiernutztviel-mehrderMenschdasFeueralsbilligesMittel,umRegenwaldzurodenundinlandwirtschaftlicheFlächenumzuwandeln144.DementsprechendentstehenauchnachdenBrändennochhoheCO2-Emissionen,wennderKohlenstoffindenBödenderabgebranntenWälderzuCO2oxidiertundindieAtmosphäreentweicht.Inetwa30Entwicklungs-undSchwellenländern,darunterBrasi-lien,Indonesien,Bolivien,SambiaundMyanmar,übersteigendieCO2-Emis-sionen,diedurchdieZerstörungundDegradierungderWälderverursachtwerden,denCO2-AusstoßdurchdieVerbrennungfossilerEnergieträger

8.

Abbildung 9: Globale CO2-Emissionen

durch Waldzerstörung zwischen 1970 und 2005.

Quelle: EC-JRC/PBL143

6

Mill

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en T

onne

n C

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ro J

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5

4

3

2

1

0

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

Waldbrände (Brandrodung)

Zersetzung nach dem Feuer

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DieCO2-EmissionendurchWaldbrändeundBrandrodungschwankenvonJahrzuJahrsehrstark(Abbildung9).UrsachenfürdieSpitzenwerteinbe-stimmtenJahrensindTrockenheitundDürreperiodenineinzelnen,wald-reichenRegionen,wodurchgünstigeVoraussetzungenfürBrandrodunggeschaffenwerden.DerSpitzenwertindenJahren1997/1998waraufeineDürreperiodeinSüdostasienzurückzuführen,diederElNiño-Effektausge-lösthatte.DieWald-undTorfbrändeinIndonesienverursachten1997einenCO2-Ausstoßvonknapp2,2MilliardenTonnen

143,wasindiesemJahrüberderHälfteallerweltweitenCO2-EmissionendurchWaldbrändeentsprach.ZusätzlichstiegenindenFolgejahrendieCO2-EmissionenausderZerset-zungabgebrannterWaldbödenundtrockengelegterTorfwaldbödenstarkanundverdoppeltensichbis2005.Seit1999sindinIndonesiendiejährlichenCO2-EmissionendurchdienachfolgendeOxidationderBödengrößeralsdiedirektenEmissionenausWald-undTorfbränden.ImJahr2005entstandeinViertelderglobalenCO2-EmissionenausderZersetzungabgebrannterWald-bödenundtrockengelegterTorfwaldbödenalleininIndonesien.

Von1970bis2005nahmendieCO2-EmissionenausderOxidationdesKohlen-stoffsinverbranntenWaldbödenundtrockengelegtenehemaligenTorfwald-bödenweltweitkontinuierlichzu.Seit2000(mitAusnahmevon2004)über-steigensiedieEmissionenausBrandrodungundnatürlichenWaldbränden(Abbildung9).WieinAbbildung9deutlichzuerkennenist,gingendiedurch-schnittlichenjährlichenCO2-EmissionendurchWaldzerstörungindenJahren2000bis2005gegenüberden1990erJahrenleichtzurück.Daslagdaran,dassesindieserPeriodekeineExtremwertegab,wiesiedurchDürreperiodeninwaldreichentropischenRegioneninden1990erJahrenentstanden.DerleichteRückgangdieserCO2-EmissionennachdemJahr2000istdeshalbkeinGrundzurEntwarnung.BereitseinstarkerElNiñomiteinerextremenTrockenperiodekönnteinSüdostasiendieCO2-EmissionenausBrandrodungundTorfbrändensoansteigenlassenwie1997/98,unddenTrendumkehren.

Abbildung 10: Entwicklung der globalen

CO2-Emissionen durch den Verbrauch fossiler

Energieträger und durch Waldzerstörung zwischen

1970 und 2005. Quelle: EC-JRC/PBL143

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FossilWald

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DadieCO2-EmissionendurchdieVerbrennungfossilerEnergieträgerzwi-schen1970und2005weitausstärkerzunahmenalsdieCO2-EmissionenausWaldzerstörung(Abbildung10),gingderprozentualeAnteilderCO2-Emissio-nenausWaldzerstörungamgesamtenvomMenschenverursachtenCO2-Aus-stoßetwaszurück.Inden1990erJahrenlagerbeiknapp20Prozent,inden2000erJahrenbeietwa15Prozent.

Alleinzwischen1995und2005nahmendiejährlichenglobalenCO2-Emissi-onendurchVerbrennungfossilerEnergieträgerum5,6MilliardenTonnenzu.DiedurchschnittlichenCO2-EmissionenausWaldbrändenunddernachfol-gendenOxidationderBödenbetrugenindiesemZeitraum5,3MilliardenTonnenproJahr143.Diesmachtdeutlich,dassderSchutzunddieErhaltungderWälderzwareinenbedeutendenBeitragdazuleistenkönnen,denglo-balenAusstoßvonTreibhausgasenzuverringern.Waldschutzalleinereichtjedochnichtaus,umdenKlimawandelaufzuhalten.UmdenglobalenTem-peraturanstiegaufunterzweiGradCelsiuszuhaltenunddamitdramatischeFolgendesKlimawandelsabzuwenden,istvorallemderweiterAnstiegderCO2-EmissionendurchdenVerbrauchfossilerEnergieträgeraufzuhalten.

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Umnochzuretten,wasanUrwäldernübrigist,undumauchdiebereitsbewirt-schaftetenWälderinihrenökologischen

undsozialenFunktionenzuerhalten,sindeineganzeReihever-schiedenerMaßnahmennötig.WertvolleWälderzuSchutzgebie-tenzuerklären,istnureinedavon.

DameistwirtschaftlicherDruckzurZerstörungvonWäldernführt,sindaußerpolitischen(wiederKontrollevonHandelswe-gen),zusätzlichemarktwirtschaftlicheMaßnahmennötig,umdenWaldzuschützen.DasmussininternationalerZusammen-arbeitgeschehen.DieLänder,indenenderWaldsteht,brauchenHilfevondenLändern,dieletztlichdieProduktekonsumieren,fürdiederWaldzerstörtwird.Esistauchsinnvoll,NGOsundWirtschaftsverbändemiteinzubinden.DasZertifizierungssystemFSC,„RundeTische“fürSojaundPalmölunddiverseinternatio-naleÜbereinkommenbietenguteAnsätzefürdenSchutzunddienachhaltigeNutzungvonWäldern;letzteremüssensichz.T.abernochdurchsetzen.

5.1 Schutzgebiete SchutzgebietesindeinederwichtigstenWerkzeuge,umdieletztenintaktenNaturwälderzuerhalten.DadieÜbernutzungoderZerstörungnatürlicherRessourceneinwesentlicherGrundfürdenSchwundderbiologischenVielfaltist,könnenSchutzgebietediesemTrendentgegenwirken.SiemacheneineungestörteEntwicklungvonTier-undPflanzenartenmöglichundbegrenzenzugleichdiemenschlichenEingriffeindiesenGebietenso,dasssiederArten-vielfaltnichtschaden.

Weltweitsind463MillionenHektarWaldunddamit11,5Prozentdergesam-tenWaldflächealsSchutzgebieteausgewiesen.DiegeschützteFlächeistinSüdamerikamit116MillionenHektaramgrößten,undinMittelamerikaistmit47,2ProzentderhöchsteAnteilderWaldflächegeschützt27.

DieQualitätderSchutzgebieteistallerdingssehrunterschiedlich.Weltweitexistierenmindestens140unterschiedlicheSchutzgebiets-Kategorien,davonallein90inEuropa.Füreinige,wieBiosphärenreservateundNationalparks,gelteninternationaleRichtlinien.Anderewerdennationalgeregelt.SiealleunterscheidensichnachderStrengedesSchutzesundderinihnenerlaubtenEingriffe145.

DieWeltnaturschutzunionIUCNstellteaufdemletzten„WorldParksCon-gress“inDurbanfest,dasszwarrund12ProzentderweltweitenLandflächeunterSchutzstehen,abervielewichtigeLebensräumenichtindiesemSchutz-

5 lösungen

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systemrepräsentiertsind146.DiemeistenSchutzgebietewerdeninRegionenausgewiesen,indenenesamwenigstenWiderstandvonanderenInteres-sengruppengibt(wiez.B.Land-undForstwirtschaft,TourismusindustrieoderBergbauunternehmen).DaherwerdennichtallewichtigenLebensräu-megleichermaßengeschützt.DenmeistenStaatenfehltesauchanGeldundpolitischemWillen,diebestehendenSchutzgebieteeffektivzubetreuen,vonderEinrichtungneuerSchutzgebieteganzzuschweigen.VieledieserGebietebestehendeshalbnuraufdemPapier,sindalsosogenannte„PaperParks“145.

EineffektivesNetzvonSchutzgebieten,derenLagestrategischgeplantwurde,kanneineweitausgrößereWaldflächeschützen,alsdieSchutzgebieteansichumfassen.EinBeispieldafüristdasaufInitiativedesWWFvonderbrasi-lianischenRegierunggestartete„AmazonRegionProtectedAreas“(ARPA)Programm–einesderambitioniertestenNaturschutz-ProgrammederWelt.DadurchsolleinNetzwerkvonSchutzgebietendauerhaftetabliertwerden,dasmiteinerFlächevon60MillionenHektarsogroßistwieDeutschlandundEnglandzusammen147.DieLagederSchutzgebietewirddabeistrategischsogewählt,dasssieeinBollwerkgegendieEntwaldungsfrontbilden,welchevonSüdenundOstenimmerweiterindasintakteHerzdesAmazonaseindringt.Dadurchwerdenauchweite,dahinterliegendeRegenwaldflächenlangfristiggeschützt,dieaufgrundihrerAbgeschiedenheitnochnichtakutgefährdetsind.DerAmazonasregenwaldkannsoübereinerbestimmtenkritischenGrößegehaltenwerden.WürdeerunterdieseMindestgrößeschrumpfen,könnteeinsichverstärkenderRückkopplungseffektzwischenWaldbrändenundregionalemundglobalemKlimawandeleinsetzen.DielangfristigeFi-nanzierungderSchutzgebietewirdausderRenditeeinesFondsausprivatenSpendenundGelderninternationalerGeberorganisationenwiederUNGlobalEnvironmentalFacilityoderderdeutschenKFWBanksichergestellt148.

InZusammenarbeitmitderSchweizerMAVA-FoundationunterstütztderWWFimRahmendes„ProtectedAreasforaLivingPlanet“-Projektsinsge-samt27RegierungeninfünfverschiedenenÖkoregionenAfrikas,AsiensundEuropasdabei,ihrNetzanSchutzgebietenauszubauen.HierwirdbesondererWertaufdenAufbaustarkerPartnerschaftenzwischenRegierungen,Zivil-gesellschaft,internationalenOrganisationenundderlokalenBevölkerunggelegt149.DankdieserUnterstützungkonntendie27RegierungendieSchutz-gebietszielederKonventionzurbiologischenVielfalt(CBD)erreichen.Aufder10.VertragsstaatenkonferenzderCBDimOktober2010wurdedeshalbdis-kutiert,dasProjektauf20Regionenauszuweiten150.Die192Vertragsstaaten,derKonferenzverpflichtetensichaußerdem,biszumJahr2020dasNetzanSchutzgebietenauf17ProzentderLandflächeund10ProzentderWeltmeereauszuweiten(siehe5.6).

LangfristigkönnendieletztenNaturwälderderErdenurgemeinsammitderlokalenBevölkerunggeschütztwerden.DerenInteressenwahrzunehmen,istdemWWFsehrwichtig,weshalbersichnichtnurumdieAusweisungvon

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Schutzgebietenbemüht,sondernauchdienachhaltigeEntwicklungfördert,umdieWäldergroßflächigzuschützen.

5.2 Wälder mit hohem Schutzwert (HCVF)InvielenwaldreichenLändernherrschtArmut.DieRegierungensteckenineinemInteressenkonfliktzwischenArmutsbekämpfungundwirtschaftlicherEntwicklungeinerseitsundderErhaltungderWälderandererseits.AuchwennderNaturschutzimWaldeinenhohenStellenwertfürsiehat,sinddieNutzungderWälderunddamitdieSchaffungvonArbeitundEinkommenebenfallsvongroßerBedeutung.DeshalbmüssenErhaltungundNutzungderWälderHandinHandgehen151. VordiesemHintergrundwurdedasKonzeptderWäldermithohemSchutz-wert,englischHighConservationValueForests(HCVF),entwickelt.ImRah-mendiesesKonzeptswerdenWälderidentifiziert,derenEigenschaftensiefürdieBiodiversitätoderdielokaleBevölkerungbesondersbedeutsammachen151.

DasKonzeptunterscheidetsechsKategorienvonWäldernmithohemSchutz-wert,diesowohlökologischealsauchsozialeWertemiteinschließen.DiesereichenvonWäldernmitbesondersbedeutsamerArtenvielfalt(„global,regi-onalodernationalbedeutendeKonzentrationderBiodiversität“inKategorieeins)überbesondersgroßeunddaherbedeutsameWälder(Kategoriezwei),WäldermitseltenenodergefährdetenÖkosystemen(drei),solchemitbeson-derenSchutzfunktionenz.B.fürdasTrinkwasser(vier),bishinzuWäldern,diedieLebensgrundlagefürdielokaleBevölkerungsichern(fünf)odergroßekulturelleBedeutungfürdielokaleBevölkerunghaben(Kategoriesechs)151.

DasHCVF-KonzeptwurdeursprünglichimZusammenhangmitderFSC-Zer-tifizierung(siehe5.3.1)entwickelt.DieRichtliniendesFSCverlangen,dassalleindiesenWälderngetroffenenMaßnahmen,derenbesondereundschüt-zenswerteEigenschaftenerhaltenundverbessernmüssen,unddassEntschei-dungennachdemPrinzipderVorbeugunggetroffenwerden151.

DerWWFunterstütztedieEntwicklungdesKonzeptsunderweiterteesspäterüberdieZertifizierunghinaus,sodassesfürandereFragestellungenwieLan-desplanungoderverantwortungsvolleInvestitionenverwendetwerdenkann151. EswurdeanschließendaufanderebesondersschützenswerteGebiete,wiebeispielsweiseSavannen,ausgeweitetundinHCVA(HighConservationValueAreas)umbenannt.DasHCVA-KonzeptbietetRegierungenundWirtschaftUnterstützungdabei,ausgewogeneEntscheidungenimKonfliktzwischenWaldnutzungundWalderhaltungzutreffen.

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5.3 Nachhaltige Entwicklung

5.3.1 Verantwortungsvolle Waldnutzung und FSCDaderGroßteilderWälderweltweitinirgendeinerFormvonMenschenge-nutztwird,istdienachhaltigeundverantwortungsvolleNutzungbesonderswichtigfürdieErhaltungderWälder.Nachhaltigkeitbedeutetdabeiweitmehr,alsfüreinengefälltenBaumeinenneuenBaumnachzupflanzen.Viel-mehrsollenbeieinernachhaltigenWaldnutzungalleökologischen,sozialenundwirtschaftlichenFunktioneneinesWaldeserhaltenbleiben.Diesistje-dochoftnichtderFall,z.B.wennartenreicheNaturwälderdurchdieForst-wirtschaftinMonokulturenverwandeltwerden.

DieZertifizierungderWälderhatindenletzten15JahrenalserfolgreichesmarktwirtschaftlichesInstrumentdieverantwortungsvolleNutzungderWäl-derweltweitmassivgefördert.EsgibtinzwischenvieleverschiedeneZerti-fizierungssysteme,vondenendiemeistenaberkeineverantwortungsvolle–undeinigenochnichteinmaleinelegale–NutzungderWäldersicherstellen.NachAnsichtdesWWFundvielerweitererUmweltorganisationengarantiertderzeitnurdasZertifikatdesForestStewardshipCouncil(FSC),dassdasHolzauseinerökologischundsozialverantwortungsvollenWaldbewirtschaf-tungstammt.

ImApril2011warenweltweit142MillionenHektarWaldin80LändernnachdenRichtliniendesForestStewardshipCouncilzertifiziert152.VondieserFlächehabenborealeWäldereinenAnteilvon48Prozent,Wälderdergemä-ßigtenBreiten39Prozent,Tropenwälderdagegennur13Prozent67.EinGrunddafürist,dassWälder,diebereitsmehroderwenigerverantwortungsvollbewirtschaftetwerden,wesentlicheinfacherundkostengünstigerzertifi-ziertwerdenkönnen.IndenTropenstößtdieZertifizierungdagegenhäufigauferheblicheSchwierigkeiten.Da,wiein2.4dargestellt,derWaldverlusthauptsächlichindenTropenstattfindet,mussaußerderAusweisungvonun-berührtenWäldernalsSchutzgebieteauchdieverantwortungsvolleBewirt-schaftungderbereitsgenutztenWäldergefördertwerden.DienachhaltigeNutzungintropischenRegenwäldernbetrifftnichtnurHolz,sondernvieleweitereProduktedesWaldeswieKautschuk,GuaranaoderParanüsse.DieKayapó-Indianerließenihr1,5MillionenHektargroßesStammesgebietimAmazonasregenwaldFSC-zertifizieren.IhrHauptproduktsindParanüsse,diesieverstärktaufdeninternationalenMärktenanbietenwollen153.InLaoswirdderzeitimRahmeneinesWWF-ProjektserstmalseinWaldzurnachhaltigenRattan-NutzungFSC-zertifiziert.VoraussichtlichimFrühsommer2011wer-dendieerstenFSC-zertifiziertenRattanprodukteerhältlichsein154.

DasWWF Global Forest and Trade Network (GFTN)[1]isteinePlatt-formfürWaldbesitzer,ProduzentenundUnternehmenderHolz-undPapier-industrie,dieihreLeistungenimBereichderverantwortungsvollenWald-bewirtschaftungundHolz-undPapiereinkaufspolitikstetigverbessernund

[1]http://gftn.panda.org/

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gemeinsammitdemWWFkommunizierenwollen.DasGFTNleisteteinenwichtigenBeitragfürdieZertifizierungderWälderwieauchfürdieTranspa-renzderLiefer-undHandelskettenvonWaldprodukten.Zurzeitsindknapp300FirmenimGFTNengagiert,diemitmehrals200MillionenKubikmeterHolzhandelnundmehrals27MillionenHektarWaldbewirtschaften.DerWWFbeurteiltdieBeeinflussungvonMarktteilnehmernalswichtigeStra-tegie,FSC-zertifizierteWaldflächenu.a.indenprioritärenÖkoregionenzuimplementieren.

5.3.2 Verantwortungsvolles Soja FürSojaplantagenmussnichtzwangsläufigimmermehrWaldundSavannezerstörtwerden.HöhereErträgekönntendenDruckvondenWäldernnehmen,undungenutztesLandkönntefürdenAnbauvonSojaundPalmölgenutztwer-den.EinevorausblickendePlanungwürdewertvolleLebensräumeschonenundneueAnbauflächeninGebietenvorsehen,diebereitsgenutztwerden.EsgibtbodenschonendeBewirtschaftungsmethoden,dieverhindern,dassdieBödenbereitsnachwenigenJahrenausgelaugtsindundweitereWälderundSavannenfürneueAnbauflächenvernichtetwerdenmüssen.Paraguayzeigtbereits,dasseineSteigerungdesSojaanbausauchohneWaldzerstörungmög-lichist:Seit2004bestehtdorteinRodungsverbotfürdenöstlichenLandes-teil,wodurchdieEntwaldungsrateum85Prozentzurückging.DennochistdieProduktionvonSojaweitergestiegen155. ImMärz2005organisiertederWWFgemeinsammitderSchweizerEinzel-handelsketteCoop,demLebensmittelherstellerUnileversowieweiterenFirmenundNichtregierungsorganisationen(NGOs)erstmalseineinternati-onaleKonferenzinBrasilien:denRundenTischfürverantwortungsbewuss-teSojaproduktion(RoundTableonResponsibleSoyRTRS).Dieetwa200Teilnehmerentschiedengemeinsam,weltweitanwendbareKriterienfüreineverantwortungsvolleSojaproduktionzuentwickeln.

DerRTRSwurdeimNovember2006alsinternationalerVerbandnachSchweizerRechteingetragen.UnterdenMitgliedernbefindensicheinigederwichtigstenAkteureimglobalenSojamarkt,wiederbrasilianischeProduzentundHändlerGrupoMaggi.AufeinerGeneralversammlungwurdeimJuni2010derRTRS-Standardbeschlossen.ErverbietetdieUmwandlungvonPri-märwäldernundanderenGebietenmitbesondershohemSchutzwert(HCVA),förderteinebessereBewirtschaftung,sichertdieRechtederArbeitnehmerunderfordertdieBeachtungvonLandbesitzansprüchen.DerRTRS-StandardumfasstbewusstdiegesamteSojaproduktion.

WennderUrwaldzerstörungdurchSojaproduktionEinhaltgebotenwer-densoll,könnenProduzentenvongentechnischverändertemSoja,das70ProzentderWeltproduktionausmacht,nichtmehrignoriertwerden156.EinAusschlussgentechnischverändertenSojaswürdeesdemRTRS-Standard

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sehrvielschwerermachen,dieUmwandlungvonRegenwäldernzustoppenundfürökologischeundsozialeVerbesserungenzusorgen.DerWWFkonntejedochimRTRSerwirken,dasseinegentechnikfreieVersorgungskettemitRTRS-Sojaetabliertwurde156.ImporteureundVerarbeitervonSojaproduktenkönnenalsoauchgentechnikfreiesRTRS-Sojanachfragen.AußerdemkannSojaverwendetwerden,dasnachdenvonCoopundWWFerstellten„BaslerKriterien“produziertwurde.DenndieseenthaltennebenhohenökologischenundsozialenKriterienaucheinVerbotvongentechnischverändertemSoja157. DerWWFDeutschlandundderWWFSchweizempfehlengrundsätzlichkeingentechnischverändertesSoja,auchkeinesmiteinemZertifikatdesRundenTisches.

InderSchweizgründetenimJanuar2011aufInitiativedesWWFzwölfSchweizerVerbände,Soja-ImporteureundEinzelhandelskettendasSoja-NetzwerkSchweizmitdemZiel,denAnteilimportiertenSojasausverant-wortungsbewussterProduktionbisinsJahr2014aufmindestens90Prozentzusteigern.BereitsEnde2011sollderAnteilbei60Prozentliegen.AußerderGentechnikfreiheitmussSojakünftigdemRTRS-Standard,denBaslerKrite-rienoderdemProTerraStandardbzw.denRichtlinienderBioSuisseentspre-chen.Die250.000TonnenSoja,diedieSchweizjährlichimportiert,sindzwarglobalgeseheneinsehrgeringerAnteil.ZieldesSoja-NetzwerksSchweizistesjedoch,mitseinerVerpflichtungeineModellfunktionzuübernehmenunddamitweltweiteinNachahmeffektauszulösen158.

5.3.3 Runder Tisch zu PalmölKaumeinpflanzlicherRohstoffstehtsostarkinderKritikwiePalmöl.AusdenFrüchtenderÖlpalmewerdendieProduktePalmölundPalmkernölge-wonnen.SiesindRohstoffefürdieLebensmittel-,Reinigungs-undKosmetik-industrie,vorallemaberfürStrom-undWärmeproduktionundBiotreibstoff(Biodiesel).DieweltweitrasantsteigendeNachfrageführteindenletztenJah-rendazu,dassmeistinIndonesienundMalaysiariesigeRegenwaldflächenfürÖlpalmenplantagengerodetwurden.DieSchädenfürUmwelt,MenschundKlimasindgigantisch159.AuchandereTropenländerwiePapua-Neugui-neaoderKolumbienwollenvomPalmöl-BoomprofitierenundlegenneuePlantagenan.WürdenbessereProduktionsmethodenangewendetundbeste-hendeBrachflächengenutzt,ließesichdieUmwandlungökologischwertvollerRegenwäldervermeiden155.DerWWFsiehtinderVerwendungvonPalmölzwareineChancezurklimafreundlichenEnergieproduktion,fordertabergleichzeitigstrengeStandardsfüreinennachhaltigenAnbauderÖlpalme159.

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DasEntwickelnvonKriterien,diealleInteressengruppenundihreBedürfnis-seangemessenundgleichrangigberücksichtigenundindieEntscheidungs-findungeinbinden,isteinlangerProzess,wiedieimFolgendengeschilderteEntstehungdesRunden Tisches für nachhaltiges Palmöl(RoundtableonSustainablePalmOilRSPO)zeigt: 2001wurdedieIdeegeboren,alleimPalmölsektorrelevantenInteressens-gruppenaneinenTischzubringen,umKriterienfüreineökologisch,sozialundwirtschaftlichnachhaltigePalmölproduktionzudefinieren.NachSon-dierungderMöglichkeitenbereitetederWWFab2002inZusammenarbeitmitdemPflanzenölproduzentenAarhusUnitedUKLtd,demPlantagenbe-treiberGoldenHopePlantationsBerhad,demmalaysischenPalmölverband,demNahrungsmittelproduzentenUnileversowiedenHandelskettenMigrosundSainsbury’sdieersteVollversammlungunddieGründungdesRunden Tisches für nachhaltiges Palmöl(RSPO)vor.

BeidiesemGründungstreffen,dasam21.und22.August2003immalaysi-schenKualaLumpurstattfand,kamen200Teilnehmeraus16Ländernzu-sammenundverabschiedetenamEndeeinegemeinsameAbsichtserklärungmitdemZiel,weltweitanwendbareKriterienfüreinenachhaltigePalmölpro-duktionzuentwickeln160.

Der„RoundtableonSustainablePalmOil(RSPO)“wurdeimApril2004for-mellnachSchweizerRechtgegründet.DieStrukturderOrganisationgaran-tierteinefaireEinbindungallerInteressensgruppenentlangdergesamtenLieferkette.Nacheinem18-monatigenEntwicklungs-undBeratungsprozessnahmdieVollversammlungdenEntwurfderStandardsfürdienachhalti-geProduktionvonPalmölimNovember2005an161.DaraufhinbeganneinezweijährigeTestperiode,inderdieAnwendbarkeitderKriteriengeprüftundNachweisverfahrenentwickeltwurden.ImSommer2008konnteninMa-laysiadieerstenPlantagennachRSPOKriterienzertifiziertwerden.SeitNovember2008istRSPO-zertifiziertesPalmölauchaufdemeuropäischenMarkterhältlich.Inzwischentragenüber3,5Mio.TonnenPalmölundeinePlantagenflächevon690.000HektardasZertifikatdesRSPO162.Anfang2011hatderRSPO431Mitglieder;darunterPalmölproduzenten,VerarbeiterundHändler,NichtregierungsorganisationenausdemökologischenundsozialenBereichsowieBankenundInvestoren.

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5.4 Kontrolle des internationalen Holzhandels

5.4.1 Europäische Union (FLEGT)WieinKapitel3.1beschrieben,sindillegalerHolzeinschlagbzw.derHandelmitHolzausillegalenQuellennebendemlegalenRaubbaueinederweltwei-tenHauptursachenfürdieZerstörungvonWäldern.Schätzungenzufolgestammenzwischen16und19ProzentderHolz-undPapierimporteindieEuropäischeUnionausillegalenQuellen30.DieeuropäischenStaatenspielenalswichtigeAbsatzmärkteeineentscheidendeRollebeiderEindämmungdesillegalenHolzeinschlags.SolangeEuropaillegaleHolzeinfuhrenakzeptiert,habenReforminitiativenindenHerkunftsländernkaumChancen.

DieEuropäischeKommissionstellte2003einenAktionsplanzumThema„Rechtsdurchsetzung,PolitikgestaltungundHandelimForstsektor(FLEGT)“vor,derinsbesondereeineReihefreiwilliger,aberverbindlicherPartner-schaftsvereinbarungen(VPA–VoluntaryPartnershipAgreements)mitholz-produzierendenLändernundRegionenvorsieht.TeildieserPartnerschaftisteineLizenzregelung(FLEGTLicensingScheme)zwischenderEUunddenPartnerländern.Sieschreibtvor,nurlegaleHolzeinfuhrenbestimmterPro-duktenachEuropazuzulassen.DerLizenzregelungliegteineDefinitionvonLegalitätzugrunde,diegemeinsamvonallenbeteiligtenAkteuren(Regie-rung,Industrie,Zivilgesellschaft)entwickeltwird.

DurchdiebilateralenAbkommenwerdenReformenimForstsektorderholz-produzierendenLänderunterstützt,dieeinerseitsdenillegalenHolzeinschlagvorOrteindämmenundandererseitsdieUrsachenfürillegalenHolzeinschlag(z.B.KorruptionoderunklareGesetzeslage)bekämpfensollen.DiesschließtdenAuf-undAusbauvonKapazitätenaufVerwaltungs-undUmsetzungs-ebeneundinderZivilgesellschaftmitein,dieSystemezurÜberprüfungderLegalitätdesHolzeinschlagsundzurDurchsetzunggeltendenRechtsentwi-ckelnundkontrollierensollen.DurchdieFörderungpolitischerReformenimForstsektorsollendieMethodendesHolzeinschlagesnachhaltigerwerden,dieTransparenzbeiKonzessionsvergabeunddemEinschlagselbsterhöhtwerdenundeineeinheitlicheBasisbzw.einevonallenBeteiligtenakzeptierteDefinitionvon„legalemHolz“entwickeltwerden.

DaserstePartnerschaftsabkommenwurde2009mitGhanaunterzeichnet.WeitereVereinbarungenmitKamerunundderRepublikKongobefindensichimRatifizierungsprozess,undesgibtVerhandlungenmitderDemokratischenRepublikKongo,derZentralafrikanischenRepublik,GabunundLiberiasowieIndonesien,MalaysiaundVietnam163.AusverschiedenenGründenwer-denzahlreicheStaaten,dieHolzprodukteindieEUimportieren,zumindestinabsehbarerZukunftkeinePartnerschaftsabkommenmitderEUabschlie-ßen.EinanderesProblemist,dassimmermehr,auchillegaleingeschlagenesHolz,zunächstvonDrittstaatenwieChinaimportiert,dortweiterverarbeitetunddannalsfertigesHolz-oderPapierproduktvonderEUimportiertwird.

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Schonder2003beschlosseneFLEGT-AktionsplanbeinhaltetdieOption,einezusätzlicheEU-Gesetzgebungeinzuführen,umillegalesHolzvomeuropäi-schenMarktauszuschließen.

NachjahrelangenDiskussionenundpolitischenVerhandlungenwurde2010,nichtzuletztaufDruckdesWWFundandererUmweltorganisationen,eineVerordnungerlassen,dieverbietet,illegalgeschlagenesHolzoderProduk-tedarausaufdemMarktderEUinVerkehrzubringen164.DieVerordnungwirdimMärz2013inKrafttretenundumfasstnebenRund-undSchnittholznahezualleProdukte,dieausHolzhergestelltwerden,wieMöbel,ZellstoffundPapier,aberkeineDruckerzeugnisse.Dakaumnachweisbarist,obeinHolzproduktausillegalemEinschlagstammt,siehtdieVerordnungeineBe-weislastumkehrvor:HändlerundImporteuremüssennachweisen,dassdieHolz-undPapierprodukte,diesieinderEUverkaufen,auslegalemEinschlagstammen,indemsieRückverfolgbarkeitentlangdergesamtenLieferkettegewährleisten.DazumüssensienichtnurzahlreicheInformationenbereit-stellen,wieüberdieBaumart,dasHerkunftslandundgegebenenfallsdieLan-desregionoderdieKonzession,inderdasHolzeingeschlagenwurde,sondernsiemüssenauchnachweisenkönnen,dassgeltendeRechtsvorschrifteneinge-haltenwurden.DanebenmussderHändlerineinemsogenanntenSorgfalts-pflichtsystemdasRisiko,illegaleHolzprodukteinVerkehrzubringen,ana-lysierenundbewerten.SorgfaltspflichtsystemundLegalitätsnachweiskannaußerderobengenanntenFLEGT-LizenzregelungundeinerCITES-Geneh-migung(siehe5.4.4)voraussichtlichauchdiefreiwilligeProduktkettenzerti-fizierung,beispielsweiseunterFSC(siehe5.3.1),sein.DieMitgliedstaatenderEUmüssenmitallendazunötigenMaßnahmensicherstellen,dassdieseBe-stimmungendurchgeführtwerden,undfürVerstößewirksameundabschre-ckendeSanktionenfestlegen,dievonGeldstrafenüberBeschlagnahmungderillegalenGüterbishinzumEntzugderHandelsgenehmigungreichen164.

DieneueVerordnungistsehrumfassendundkannpotenzielldenAnteilanillegaleingeschlagenemHolzunddaraushergestelltenProduktenaufdemeuropäischenBinnenmarktwirksamreduzieren.Kritikpunktesind,dassdieVerordnungerst2013inKrafttrittundsowohlDruckerzeugnissewieauchandereWaldproduktewieHolzkohleoderRattanausschließt,dieebenfallsausillegalerNutzungstammenkönnen.Eskommtjetztdaraufan,dassdieVerordnungvondenEU-Mitgliedsstaatenkonsequentumgesetztwird,undnursolcheZertifizierungssystemealsLegalitätsnachweisanerkanntwerden,dieillegaleingeschlagenesHolzwirksamausschließen.DesWeiterenmusslangfristigsichergestelltwerden,dassdiepolitischeundmarktwirtschaftlicheEntwicklungfortgesetztwirdundHolz-undPapierprodukteausnachhaltigerBewirtschaftunggestärktwerden.DenndiederzeitigenGesetzeumfassennurdieLegalität,nochnichtaberdieNachhaltigkeitderHolzherkunft.

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5.4.2. USA (Lacey Act)DerLaceyActisteinUS-amerikanischesGesetz,dasbereits1900inKrafttratundursprünglichdenTransportillegalgefangenerWildtiereineinenanderenBundesstaatverbietensollte.SeitherwurdedasGesetzmehrfachergänztundseinWirkungsbereicherweitert.DiejüngsteNovellierungfand2008statt,undderLaceyActschließtnunauchillegaleingeschlagenesHolzunddarausher-gestellteProduktemitein.DasGesetzverbietetdenHandel,Import,ExportundTransportvonPflanzenunddaraushergestellteProdukteneinschließlichHolz,wenndieseunterVerletzunggeltenderGesetzegeerntetwurden.DieskönnensowohlUS-amerikanischeGesetzealsauchGesetzeandererStaatenoderindigenerStämmesein165.DabeispielteskeineRolleobdieseGesetzeindenHerkunftsländerntatsächlichdurchgesetztwerden.BeiVerstößengegendenLaceyActdrohennichtnurGeldstrafenunddieBeschlagnahmungderderillegalenProdukte,sondernbiszu5JahrenGefängnis166.

UmeinenVerstoßgegendenLaceyActzuvermeiden,müssenHändlerundImporteureihreZulieferkettesowieallerelevantenGesetzekennenundaufderenEinhaltungachten.Gegebenenfallsmüssensiebeweisenkönnen,dasssieihreSorgfaltspflichtausgeübthaben165.

AußerdemerfordertderLaceyActeineEinfuhrdeklaration,damitderame-rikanischeZollimportierteProduktefreigibt,diedieunterdenSchutzbe-reichdesGesetzesfallen.DarinmüssenunteranderemderwissenschaftlicheNamederPflanzebzw.BaumartunddasHerkunftslandgenanntwerden.DerKreisdererfasstenProduktewurdevonApril2009bisApril2010indreiSchrittenerweitert,undumfasstnunnebenRund-undSchnittholzeineRei-heHolzproduktevonHolzkohleüberKüchenwarenbiszumanchenMusikin-strumenten.ZurzeitwirdderZeitpunktdernächstenErweiterungderDekla-rationspflichtaufandereHolz-undWaldproduktewieZellstoff,Papier,oderMöbelausHolz,RattanundBambusgeprüft167.

WegendesVerstoßesgegendenLaceyActwirdbereitsgegeneinUnterneh-menermittelt–denamerikanischenGitarrenherstellerGibson,derRosen-undEbenholzumstrittenerHerkunftausMadagaskarimportierte168.DieserprominenteFalldürftedazubeitragen,dasProblembewusstseinimamerika-nischenHolzsektorfürdieAnforderungendesLaceyActszuschärfen.

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5.4.3 Schweiz (Deklarationspflicht)InderSchweizbeschlossderBundesratimJuni2010dieEinführungeinerDeklarationspflichtfürHolzundHolzprodukteimRahmendesKonsumen-teninformationsgesetzes.DieentsprechendeVerordnungtratam1.Oktober2010miteinerÜbergangsfristbisEnde2011inKraftundverpflichtetjedenVerkäufervonHolzoderHolzproduktenzurAngabevonHolzartundHolz-herkunft.DieEinhaltungderDeklarationspflichtwirddurchStichprobenodergezieltePrüfungen(beiHinweisenaufVerstöße)kontrolliert.DieHänd-lermüssenbeiKontrollenanhandentsprechenderDokumentenachweisenkönnen,dassdieDeklarationdenVorschriftenentspricht169.

ImerstenSchrittwerdenRund-undSchnittholz,Holzkohle,Parkett,Mas-sivholzmöbelundandereHolzprodukteausMassivholz,derenHerkunftundHolzartrelativleichtermitteltwerdenkönnen,einerDeklarationspflichtunterstellt170.Später,wennKlarheitüberdieUmsetzungderEU-Verordnung(siehe5.4.1)besteht,wirddieDeklarationspflichtimzweitenSchrittaufan-dereHolzprodukteerweitert.UmdieHändlerbeiihrerDeklarationspflichtzuunterstützen,wurdeeineDatenbank*eingerichtet,mitderenHilfesowohlderwissenschaftlicheNamealsauchderfürdieDeklarationnötigeHandelsnamederHolzartsowiederenVerbreitungsgebietermitteltwerdenkann,undausderhervorgeht,obdieHolzartunterdieBestimmungendesArtenschutzüber-einkommensCITES(siehe5.4.4)fällt171.

DieDeklarationspflichtzwingtdenHolzhandelzumehrTransparenz.Ver-braucherkönnenanhandderHerkunftsbezeichnungselbstentscheiden,obsieHolzundHolzprodukteerwerbenwollen,dieauskritischenLändernundRegionenstammen.DieAngabevonHerkunftslandundHolzartweistabernochnichtdielegaleHerkunftnach.Holzprodukteauseinerlegalenundzu-demumwelt-undsozialverträglichenProduktionkönnenamFSC-Zertifikaterkanntwerden.Schätzungsweisestammenzwischen6und8ProzentderHolz-undPapierprodukte,dieindieSchweizimportiertwerden,ausillegalenQuellen172.DerGroßteildavonwirdallerdingsnichtdirekt,sondernüberEU-Staateneingeführt.DieEU-VerordnungzumVerbotvonillegalemHolzaufdemEU-Binnenmarktkannsomit,wennsie2013inKrafttritt,auchdenAn-teildesillegaleingeschlagenenHolzesundderdaraushergestelltenProdukteamSchweizerMarktverringern.

* https://www.konsum.admin.ch/holzdeklaration/suche/index.html?lang=de

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5.4.4 CITESDasalsinternationalesWashingtonerArtenschutzübereinkommenbekannteCITEStrat1975inKraft.Essollsicherstellen,dassderHandelmitwildle-bendenTierenundPflanzenundderenProduktennurinnachhaltigerWeisegeschiehtundimEinklangmitnationalenundinternationalenSchutzbestim-mungenundGesetzensteht.MittlerweilestehenauchbedrohteBaumartenwieMahagoniaufderListevonCITES,damitderHandelmitdiesenHölzernbesserkontrolliertwerdenkann173.

InderCITES-KonventionwerdenSchutzundNutzungvonArtenmiteinanderverknüpft.DanurnachhaltiggenutztesHolzauchinZukunftfürdenHandelzurVerfügungsteht,trägtderErhaltökonomischerWerteimHolzhandelzumÜberlebenderbetreffendenBaumartenbei.FürdeninternationalenHandelmitCITES-ArtenbenötigtderHändlereineGenehmigung,welchedielegaleundnachhaltigeHerkunftnachweist.

EinigeBaumartenaufderCITES-Liste,wieetwaMahagoni,sindnichtnurselbstbedroht,sondernauchSchlüsselfaktorenbeiderWaldzerstörung.FürdenEinschlagdieseräußerstwertvollenBäumelohntessichwirtschaftlich,diebetreffendenWaldgebietemitillegalenundmanchmalhundertevonKi-lometernlangenStraßenzuerschließen41,wasdieweitereZerstörungdieserWälderzurFolgehat(s.Kapitel3.3)40.MittlerweilestehenauchBaumartenwieRaminundMerbauaufderListevonCITES,diezwarnichtselbstbedrohtsind,derenNutzungaberdasÖkosysteminsgesamtgefährdetundwieinSüdostasiendieRegenwaldzerstörungvorantreibt.

CITESistdieeinzigeinternationaleVereinbarung,diedenHandelmitHolzzwischenallenVertragsstaatenregeltunddurcheineAusweitungdenillega-lenHolzhandelwirksambekämpfenkönnte174.SiemachtschonbishereineBeschlagnahmungvonillegaleingeschlagenemHolzsowiedieStrafverfol-gungdesHändlersauchaußerhalbdesHerkunftslandesmöglich,wenndieHolzartunterdenSchutzvonCITESfällt.InderKontrolleundDurchsetzungvonCITESgibtesjedochgeradeimHolzbereichnochstarkenVerbesserungs-bedarf.WenndieneueEU-Verordnung2013inKrafttritt,undesdannKon-trollorganemitdennötigenpersonellenKapazitätenundfachlichenKom-petenzengibt,kanndiesauchdieUmsetzungderCITES-BestimmungenfürbedrohteHolzartenverbessern.

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5.5 Waldschutz als KlimaschutzImKampfgegendenKlimawandelmüssendieEmissioneninallenSektoren(Energie,Transport,Gebäude,Industrie,Landwirtschaft,etc.)unbedingtreduziertwerden,damitderglobaleTemperaturanstiegnichtüberzweiGradCelsiussteigt,waseinedramatischeKlimaveränderungundvieleweiterUmweltproblemezurFolgehätte.DerSchutzinsbesonderetropischerWäl-derkannwesentlichdazubeitragen.Dennrund15ProzentallerTreibhaus-gasemissionenhabenihreUrsacheinderVernichtungvonWäldern.WieinKapitel4.3beschrieben,tragenZerstörungundDegradierungderWäldererheblichzudemdurchMenschenverursachtenKlimawandelbei.DerWWFfordertdeshalb,dieEntwaldungweltweitbiszumJahr2020aufzuhalten175.

WälderwerdenüberwiegendauswirtschaftlichenGründenvernichtet.IhreZerstörungdurchHolzeinschlagoderUmwandlunginlandwirtschaftlicheFlächenistbisherökonomischinteressanteralsihrErhalt.Bereits2006zeig-teder„Stern-Review“aber,dassderSchutzdertropischenWäldereinedereffizientestenundkostengünstigstenMöglichkeitenist,denrasantenAnstiegderKohlenstoffdioxidemissionenzubremsen176.SchonmiteinerHalbierungderEntwaldungsrateunddendadurchentstehendenTreibhausgasemissionenkönnenbis2030durchdenKlimawandelverursachteSchädeninHöhevonmehrals3,7BillionenUS-Dollarvermiedenwerden177.DieVereintenNationenschätzen,dass20bis33MilliardenUS-DollarproJahrnötigwären,umdiegegenwärtigenEmissionenausWaldvernichtungzuhalbieren178.DerSchutzvonWäldernwirdalsoökonomischweitvorteilhafteralsihreZerstörung,sobalddemindenWälderngespeichertenKohlenstoffeinmonetärerWertgegebenwird.

AufdiesemAnsatzberuhtREDD+(ReducedEmissionsfromDeforestationandForestDegradation),eininnovativesFinanzierungsinstrument,dasdiedurchZerstörungundDegradierungderWälderentstehendenTreibhausga-semissionenreduzierensoll.DabeifinanzierenIndustrieländerMaßnahmenzumErhaltderWälderinEntwicklungsländern,umdenAusstoßvonTreib-hausgasenzuverringern.DieWaldländersollenfinanzielleKompensationenfürentgangeneEntwicklungsmöglichkeitenerhalten,sodasszumBeispieldieverhinderteAusweitungvonAgrarflächenoderTransportwegenkompen-siertunddieEinrichtungundlangfristigeVerwaltungvonSchutzgebietenfinanziertwird.ZugleichwillmandenMenschenalternativeEinnahmequel-lenanbieten,damitsieihrenLebensunterhaltnichtmitderVernichtungvonWäldernbestreitenmüssen.

REDD+umfasstnebenderVerminderungvonKohlenstoffdioxidemissio-nenausderWaldvernichtung(„Quellen“)auchdenSchutzderWälderalsKohlenstoff-„Senken“und-„Speicher“,dankihrerFähigkeit,KohlenstoffausderAtmosphärezubinden.DeshalbzieltREDD+außeraufdenSchutzderWälderauchaufihrenachhaltigeNutzungsowiedieErhöhungihrerKohlen-stoffvorräte.FürdieseErweiterungdesGeltungsbereichsvonREDDstehtdas

schon mit einer halbierung der

Entwaldungsrate und den dadurch

entstehenden treibhausgas-

emissionen können bis 2030 durch den Klimawandel verur-

sachte schäden in höhe von mehr als

3,7 Billionen us-Dollar vermieden

werden.

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Pluszeichen.DierichtigeAusgestaltungvonREDD+bringtzusätzlichVorteilefürdiebiologischeVielfalt,dieindigeneWaldbevölkerung,dasregionaleKli-ma,dieSüßwasservorräteeinerRegion,denErosionsschutzundvieleweitereBereiche.DamitREDD+alszentralesInstrumentzurBekämpfungvonWald-vernichtungetabliertwerdenkann,müssengroßeGeldsummenbereitgestelltwerden.HierstehendieentwickeltenLänderfinanziellinderPflicht,dadieseeinebesondereVerantwortungfürdenKlimawandeltragen175.

AufInitiativeeinerkleinenGruppevonRegenwaldländernwurdedieFunkti-onderWälderalsKohlenstoffspeicherimJahr2007vonderUN-Klimakonfe-renzinBaliaufgegriffenundindieinternationaleKlimadebatteeingebracht.Derverabschiedete„BaliAktionsplan“beinhaltetu.a.dieEntwicklungvonREDD+-PilotprojektenimTropenwaldbereich.BeidenUN-Klimaverhand-lungen2009inKopenhagenfandREDD+einesobreiteAkzeptanz,dassbeschlossenwurde,einenTeilderGelderfürSofortmaßnahmenindieFinan-zierungvonREDD+zuinvestieren175.

LangfristigesZieldesUN-Prozessesistes,REDD+ineinvölkerrechtlichver-bindlichesKlimanachfolgeabkommenzuintegrieren,dassnach2012unddemAuslaufendesKyoto-ProtokollsinKrafttretensoll.EinwesentlicherSchrittdazuwurdeimDezember2010beiderUN-Klimarahmenkonferenzimmexi-kanischenCancungemacht,alsbeschlossenwurde,dieEntwaldungunddendadurchentstehendenKohlenstoffverlustaufzuhaltenundrückgängigzuma-chen179.AllerdingswurdekeinquantifiziertesZielfestgesetzt,dasdieMengederdurchREDD+erzieltenEmissionsminderungdefiniert,undfestlegt,biswannderWaldverlustgestopptwerdensoll.AlleLänderwerdenermutigt,denDruckaufdieWälderunddiedarausresultierendenTreibhausgasemissio-nenzuverringern,indemsiedieUrsachenderEntwaldungidentifizierenundangehen.DamitsindauchdieentwickeltenLänderundihrKonsumverhaltengemeint.DennsiebestimmendieNachfragenachProdukten,dieaufillegalerodernichtnachhaltigerAbholzunginEntwicklungsländernbasieren.DieEnt-wicklungsländersindaufgefordert,aufnationalerEbeneStrategienundAkti-onsplänezuentwickeln,ReferenzwertefestzulegenundzuverlässigeKontroll-systemezuetablieren.Füreine(leidernichtgenaubestimmte)Übergangszeitistesmöglich,ReferenzwerteundKontrollsystemeaufsub-nationalerBasiszuentwickeln,wobeiaberVerlagerungseffekteaufnationalerEbeneberück-sichtigtwerdenmüssen.DarüberhinausenthältderAnhangdesAbkommensSchutzbestimmungen,diesowohlRechteundMitbestimmungderindigenenundlokalenBevölkerungalsauchdieErhaltungderArtenvielfaltundderNaturwäldergewährleistensollen.DieLändersollenVerfahrenentwickeln,dieüberdieEinhaltungdieserSchutzbestimmungenbeiderUmsetzungvonREDD+Auskunftgeben179.

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BeiderweiterenAusarbeitungeinesREDD+-SystemsmüssennochwichtigeEckpfeilerdefiniertwerden:

DasistzunächsteinverbindlichesundambitioniertesglobalesKlimaziel,dasdurchREDD+erreichtwerdensoll.DerWWFfordert,dieNetto-Emissionen*ausWaldzerstörungundDegradierungbis2020zustoppen175.

DieReferenzwerte,aufderenBasisdieZielezurVerringerungvonWald-vernichtungfestgelegtwerden,müssennationaleUnterschiedebeiEntwal-dungsratenundCO2-Emissionenberücksichtigen.SiedürfennichtnuraufdendurchschnittlichenEntwaldungsratenderVergangenheitberuhen,son-dernmüssenauchdiesozio-ökonomischenEntwicklungeneinesLandesein-beziehen,damitdieEntwicklungsländer,diebisherdenGroßteilihrerWäl-dererhaltenhaben,nichtbenachteiligtwerden.AnsonstenkönntenAnreizeentstehen,dieEntwaldungsratevorderFestlegungderReferenzwertenochzusteigern.

DieimAnhangdesAbkommensaufgeführtenSchutzbestimmungenzurErhaltungderBiodiversität,derWahrungderRechteindigenerVölkerundderEinbindungderBevölkerungmüssenaufnationaler,regionalerundloka-lerEbenewirksamumgesetztwerden,damitKlimaschutz,Armutsbekämp-fungunddieErhaltungnatürlicherRessourcenHandinHandgehen.

ZuverlässigeKontrollsysteme (MRV)sindnötig,umsowohldieReduzie-rungderdurchEntwaldungundDegradierungverursachtenEmissionenalsauchdieEinhaltungderSchutzbestimmungenzumessen,zuüberwachenundzudokumentieren.Esmusssichergestelltwerden,dasssichbeieinemSchutzderWälderineinemGebietdieEntwaldungnichtineinanderesGebietverla-gert.EinelangfristigeSicherungderWäldermussvorallemdanngarantiertwerden,wennbereitsAusgleichszahlungenfürEmissionsreduktionengeleis-tetwurden175.

DieIndustrieländermüssenausreichendFinanzmittelbereitstellen,umdieEntwaldungindenEntwicklungsländernreduzierenbzw.aufhaltenzuhelfen.DieFinanzierungmusslangfristigangelegtsein,aberkurzfristigbereitge-stelltundeingesetztwerdenkönnen.AlsbesondersgeeigneterscheinendafürErlöseausderVersteigerungvonEmissionsrechteninIndustrieländernoderdiebereitsvonderWeltbankundverschiedenenIndustrienationeneingerich-tetenFonds175.

BereitsimMai2010habenaufInitiativevonFrankreichundNorwegen50Industrie-undTropenländerinOslodiefreiwillige„REDD+-Partnerschaft“

Es ist zunächst ein verbindliches

und ambitioniertes globales Klimaziel,

das durch rEDD+ erreicht werden

soll. Der WWF fordert, die netto-

Emissionen aus Waldzerstörung und

Degradierung bis 2020 zu stoppen.

* Netto-EmissionensindEmissionsmengen,vondenendieSenkenwirkungvongleichzeitigemWaldzuwachsanandererStelleabgezogenwurde.DasbetrifftsowohldennatürlichenZuwachsalsauchden,dersichdurchForstwirtschaft(Aufforstung,WiederaufforstungundnachhaltigeWaldbewirtschaftung)ergibt.

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insLebengerufen,diemittlerweile71Länderumfasst180.DiesePartnerschaftwillREDD+inderÜbergangsphasebiszueinemneueninternationalenKli-maabkommenweiterentwickelnundfördern,unddabeidieVerhandlungenderUN-Klimarahmenkonventionunterstützen,indemsiedieEffektivität,Effizienz,TransparenzundKoordinationvonREDD+-Aktivitätenundde-renFinanzierungverbessertunddurchLänderpartnerschaftenundregio-naleNetzwerkedenWissenstransferfördert181.FürdenZeitraumvon2010bis2012wurdenvierMilliardenUS-DollarfürMaßnahmenzugesichert,dieTreibhausgasemissionendurchEntwaldungundDegradierunginEntwick-lungsländernzureduzieren180.

DerWWFunterstütztpolitischeEntscheidungsprozessemitdemZiel,am-bitionierteREDD+-SystemeinTropenländernaufzubauen.DazubringtderWWFseineExpertiseundseineStandpunkteindienationaleundinternatio-nalePolitikein.AufglobalerEbeneengagiertsichderWWFu.a.beidenUN-KlimaverhandlungenundderREDDPlus-Partnerschaft.InseinerpolitischenArbeitzuREDD+kommendemWWFdabeiseinejahrzehntelangeErfahrungausderArbeitinTropenwaldregionensowiedieausREDD+-PilotprojektengewonnenenErkenntnissezugute.ErunterstützttropischeWaldländerdabei,RahmenbedingungenfüreinkünftigesREDD+-Systemzuschaffen.DazugehörendieKlärungvonLandrechten;derAufbauvonSatellitensystemenzurMessungderimWaldgespeichertenKohlenstoffvorräteundvonEnt-waldungsraten;derAufbauadministrativerKapazitäten;dieEinbeziehungindigenerBevölkerungsgruppenundvielesmehr.AmBeispielverschiedenerPilotprojektezeigtderWWF,wieKohlenstoffbeständeundEmissionsre-duktionenwissenschaftlichquantifiziert,überwachtundzertifiziertwerdenkönnen,undbringtdieseErkenntnisseindienationaleundinternationaleKlimapolitikdebatteein.SeineQualitätskriterienfürglaubwürdigeWald-undKlima-ProjektehatderWWFimGreen Carbon Guidebook* unddemForest Carbon Standards Assessment Guide** festgelegt175.

5.6 Waldschutz durch die BiodiversitätskonventionDas1992aufderUN-WeltkonferenzinRiodeJaneiroverabschiedeteÜber-einkommenüberdiebiologischenVielfalt(ConventiononBiologicalDiversity–CBD)182istdasersteinternationaleRegelwerk,dasdenSchutzallerElemen-tederbelebtenUmweltumfasstunddiesenmitdernachhaltigenNutzungbiologischerRessourcendurchdenMenschenverbindet.DieCBDgehtweitüberdenreinenArtenschutzhinaus,dasieunterbiologischerVielfaltauchdieVielfaltgenetischerRessourcenunddieDiversitätvonLebensräumenundÖkosystemenversteht.DieKonventiongehtdabeidavonaus,dassdieErhal-tungdernatürlichenRessourcennurerfolgreichdurchgesetztwerdenkann,wenndiewirtschaftlicheundsozialeEntwicklungdurcheinenachhaltige

* http://assets.panda.org/downloads/green_carbon_guidebook.pdf** http://assets.panda.org/downloads/forest_carbon_assessment_guide.pdf

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Nutzungberücksichtigtwird.DieCBDbekräftigtdasvölkerrechtlichePrin-zip,dassdieStaatensouveräneRechteüberihrebiologischenRessourcenbesitzen,betontjedochauchdasgemeinsameAnliegenderMenschheitanderErhaltungundNutzungdieserRessourcen183.

DiedreiHauptzielederCBDgebenauchdenHandlungsrahmenfürdenwelt-weitenWaldschutzvor:

» DerErhaltderVielfaltvonTier-undPflanzenarten,LebensräumenundgenetischerDiversität.DiesumfasstauchalleArtenundLebensgemein-schaftenderWälder.EinesderwichtigstenUnterzieleistdabeidieVervoll-ständigungundFinanzierungeinesweltweitrepräsentativenSchutzgebiets-netzwerkes,indemdieWäldereinebedeutendeRollespielen(siehe5.1).

» DienachhaltigeNutzungnatürlicherRessourcen.DarunterfälltauchdienachhaltigeNutzungderWälder(siehe5.3.1).

DiegerechteAufteilungdersichausderNutzungnatürlicherRessourcenergebendenGewinneundVorteile.Esgehtdarum,einenfairenAusgleichzuschaffenzwischendenNutzerngenetischerRessourcen,diemeistinindus-trialisiertenLändernbeheimatetsind,unddenjenigen,diedieseRessour-ceninEntwicklungsländernzurVerfügungstellen183.DiesesZielkannauchWaldproduktebetreffen,diefürverschiedeneZweckevermarktetwerdenundderenGewinnemitderlokalenBevölkerungindenEntwicklungsländernzuteilensind.

Seit1992traten192StaatendemÜbereinkommenalsVertragsparteienbei,darunterDeutschlandunddieEuropäischeUnion,.Vonder2.Vertragsstaa-tenkonferenzderCBD1995inIndonesienbiszur10.Konferenz2010inJapanwurdenzahlreicheBeschlüssezurBiodiversitätvonWälderngefasst*.DieCBDerkannteschonfrüh,dassWälderzudenvielfältigstenÖkosystemenderErdezählen,unddiebestehendenGefahrendurchEntwaldung,Degradie-rung,Fragmentierung,KlimawandelundandereFaktoreneineglobaleHer-ausforderungdarstellen,dienurgemeinsamvonderWeltgemeinschaftgelöstwerdenkann.

InderCBDhabensichdieIndustrienationennichtnurzumSchutzderBio-diversitätimeigenenLandverpflichtet,sondernsiemüssenauchdenEnt-wicklungsländernbeiderErfüllungihrerVerpflichtungenhelfen,dasichdortderüberwiegendeTeilderbiologischenVielfaltderErdefindet.DiehöchsteBiodiversitätweltweitgibtesin17sogenanntenmegadiversenStaaten,indenenüberzweiDrittelderterrestrischenTier-undPflanzenartenlebenunddiebesonderswaldreichsind.ZuihnenzählenauchBrasilien,IndonesienunddieDemokratischeRepublikKongo.

* http://www.cbd.int/forest/

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DieKonventionerkenntan,dassbesondereMaßnahmennotwendigseinwerden,umdenBedürfnissenvonEntwicklungsländerngerechtzuwerden.DasziehtsichdurchdengesamtenTextdesÜbereinkommens,undesbetrifftaußereinemfinanziellenAusgleichauchdenZugangzuTechnologien.Arti-kel20desKonventionstextesfordert„neueundzusätzlichefinanzielleMittelbereitzustellen,umesEntwicklungsländernzuermöglichen,dieMehrkostenzutragen,dieausdenVerpflichtungendesÜbereinkommensentstehen“183. UmdieseFinanzierungdurchIndustrieländersicherzustellen,werdenGelderdurchdieGlobalEnvironmentFacility(GEF),demglobalenFinanzierungs-instrumentderCBD,u.a.fürdenSchutzderWälderundihrerBiodiversitätsowiefürnachhaltigeWaldwirtschaftzurVerfügunggestellt.

ImOktober2010fanddie10. VertragsstaatenkonferenzderKonventi-onzurbiologischenVielfalt(COP10)inNagoya,Japan,statt,dieeinenneuenStrategischen Plan184 fürdenZeitraum2011–2020verabschiedete.DieVertragsstaatensollenumgehendwirksameMaßnahmenergreifen,umdenVerlustderbiologischenVielfaltzustoppen,sodassdieÖkosystemebis2020widerstandsfähigbleibenundwesentlicheÖkosystemdienstleistungenerbrin-genkönnen185.Ökosystemdienstleistungenumfassenu.a.dieVersorgungmitNahrungundTrinkwasser,dieRegulationvonKlimaundHochwassersowiedenGrundwasserschutz,aberauchkulturelleLeistungenwiediespirituelleBedeutungoderdieErholungsfunktion186.Umdieszuerreichen,formuliertderneueStrategischePlanerstmals20konkreteundmessbareZielefürsechsStrategiefelder.InBezugaufdenSchutzderWäldersinddiewichtigstenZiele:

Ziel 5: Bis2020sollderVerlustanNaturgebieteneinschließlichderWälderzumindesthalbiertundihreDegradierungundFragmentierungsignifikantverringertwerden.(DerWWFundandereUmweltorganisationenfordernhiereinehrgeizigeresZiel,umdieEntwaldungundZerstörungvonNaturgebietenbis2020endgültigzustoppen.)

Ziel 7: ForstwirtschaftlichgenutzteGebietesollenbis2020nachhaltigbe-wirtschaftetwerden,umdieErhaltungderBiodiversitätsicherzustellen.(Die-sesZielwirdvonWWFsehrunterstützt,dennessetzteineklareZeitmarke,umdienachhaltigeBewirtschaftungvonWäldernzuerreichen.)

Ziel 11: Bis2020solldasNetzanSchutzgebietenanLandauf17ProzentderFlächeundaufdenMeerenauf10Prozentausgeweitetwerden.(DerWWFundandereUmweltorganisationenfordern,sowohlanLandalsauchaufSeejeweils20ProzentderFlächealsSchutzgebieteauszuweiten.DieWaldschutz-gebietesollendabeieinegroßeRollespielen.)

Ziel 14: Ökosysteme,diewesentlicheÖkosystemdienstleistungenerbringen,wiezumBeispielWälderoderMoore,sollenbis2020wiederhergestelltunddauerhaftgeschütztwerden.

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Ziel 15: DieBelastbarkeitderÖkosystemeundderBeitragderBiodiversitätzurKohlenstoffspeicherungsollendurchSchutzundWiederherstellungbis2020erhöhtwerden.Mindestens15ProzentderdegradiertenÖkosystemesollenwiederhergestelltwerden,umzumKlimaschutzundderAnpassungandenKlimawandelbeizutragen,sowieumdieWüstenbildungzubekämpfen.DiesesZielverknüpftdieCBDmitderKlimarahmenkonventionundREDD+. DieBundesrepublikDeutschlandhattedasvölkerrechtlichverbindlicheAbkommenbereits1992unterzeichnet.SiekamihrerPflichtzurnationalenUmsetzungimNovember2007nach,alsdasBundeskabinettdieNationale Strategie zur biologischen Vielfalt186beschloss,dieeinenKatalogvonrund330konkretenZielenundrund430Maßnahmenumfasst,diesichaufdieverschiedeneBereichedesNaturschutzes,dernachhaltigenNutzungundderEntwicklungszusammenarbeitbeziehen.ZuihrenZielenzähltdabeiauch,dieBedingungenfürdieinWälderntypischenLebensgemeinschaftensowieeinenaturnaheBewirtschaftungzuverbessern,standortheimischeBaumar-tenüberwiegendausnatürlicherVerjüngungzuverwendenundAlt-undTotholzinausreichenderMengeundQualitätimWaldzubelassen.Bis2020sollenauf5ProzentderdeutschenWaldflächewiederWäldermitnatürlicherWaldentwicklungstehenundsichdieNaturaufmindestens2ProzentderLandesflächeDeutschlandsnachihreneigenenGesetzmäßigkeitenentwi-ckelnkönnen.UmseinerVerantwortungfürdieweltweiteErhaltungderbiologischenVielfaltgerechtzuwerden,verpflichtetesichDeutschlandindernationalenStrategiezurBiologischenVielfaltauch,denAnteil„derMittelfürEntwicklungsprojekte,diedenSchutzunddienachhaltigeNutzungderbiolo-gischenVielfaltsowiedengerechtenVorteilsausgleichzumZielhaben,andergesamtendeutschenEntwicklungshilfeum50Prozentbis2015“zuerhöhen186.

5.7 Waldschutz durch verantwortungsvollen KonsumDerLebensstilindenIndustrieländernundderdamitverbundeneübermä-ßigeKonsumtreibtdieglobaleWaldzerstörungwesentlichmitan.Wieder Living Planet Report187desWWFzeigt,hatderVerbrauchnatürlicherRes-sourcendurchdieentwickeltenLänderdieGrenzenderNachhaltigkeitbeiweitemüberschritten.WürdenalleMenschenaufderWeltsolebenwieinDeutschlandoderinderSchweiz,wärenzweieinhalbPlanetenErdenötig,umdieNachfragenachnatürlichenRessourcenzudecken.DieserLebensstilgehtaufKostenderSchwellen-undEntwicklungsländer.WürdebeispielsweisejedersolebenwieeinindischerDurchschnittsbürger,kämedieMenschheitmitwenigeralsderHälftederBiokapazitätunseresPlanetenaus187.Deröko-logischeFußabdruck(derdiefürdenjährlichenVerbrauchnatürlicherRes-sourcenbenötigteFlächeangibt)DeutschlandsoderderSchweizistumeinVielfacheshöheralsdiejeweiligeLandesfläche.DeshalbmüsseninanderenLändernFlächenbereitgestelltwerden,umdenhiesigenKonsumzuermögli-chen.

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UmbeispielsweiseunserenFleischbedarfzudecken,wirdsowohlRindfleischausSüdamerikaimportiert,wieauchSoja,dasindereuropäischenMassen-tierhaltungverfüttertwird.GleichzeitigwerdenimAmazonasgebietimmermehrRegenwaldflächeninRinderweidenundSojafelderumgewandelt.InIndonesienundMalaysiawirdderTropenwaldgerodet,umÖlpalmplantagenanzulegen.MitPalmölwerdeninEuropaBlockheizkraftwerkebetriebenoderFahrzeugemitdemdarauserzeugtenBiodieselbetankt.

AuchunserHolz-undPapierverbrauchkannlängstnichtmehrvonheimi-schenWälderngedecktwerden.FürseinenHolz-undPapierkonsumbrauchteinDeutscherimDurchschnitt0,61HektarWald,einSchweizerdurch-schnittlich0,54187.DieWaldfläche,dieDeutschlandfürseinenKonsumbe-nötigt,istsomitviereinhalbMalsogroßwiedierealexistierendendeutschenWälder.InderSchweizistimmerhinnochdasDreifachederSchweizerWald-flächenötig,umdenBedarfdesLandeszudecken.

WiegroßdieserÜberkonsumist,wirdbesondersamBeispielPapierdeut-lich.2008verbrauchtejederDeutscheimDurchschnitt251kg188undjederSchweizer215kgPapier189.DasliegtdeutlichüberdemEU-Durchschnittvon179kgPapierproKopfundJahr190.LautUNEPbeträgtderGrundbedarfanPapierproPersonlediglich40kg.Bereitsheutewirdfastjederzweiteindus-trielleingeschlageneBaumzuPapierverarbeitet.VoralleminSchwellenlän-derwieChina,woderPro-Kopf-Verbrauchderzeitbeirund45kg191liegt,wirdderPapierverbrauchmitwachsendemWohlstandstarkansteigen.Weltweitwerden400MillionenTonnenPapierproJahrverbraucht,dieHälftedavoninNordamerikaundEuropa.Bis2020wirdeinAnstiegum25Prozentauf500MillionenTonnenproJahrprognostiziert192.WürdenjederChinesesovielPa-pierverbrauchenwieeinDeutscher,stiegederjährlichePapierverbrauchum270MillionenTonnenan.AngesichtsderbegrenztenRessourcenstelltsichdieFrage,wielangeeinsolchesWachstumnochmöglichist.

DeutschlandistdergrößtePapierproduzentderEU,undmussdafürgroßeMengenanZellstoffimportieren189.FürdiePapierproduktionderSchweizmusssogardergesamteZellstoffimportiertwerden,nachdemdieletzteschweizerischeZellstofffabrikEnde2008dieProduktioneinstellte189.DerZellstoffwirdausderganzenWeltimportiert.WoherdasHolzfürdenZell-stoffunddasdarausproduziertePapierursprünglichkam,lässtsichauf-grundderkomplexen,globalenHandelsströmekaummehrnachvollziehen.EskannausdenborealenWäldernRusslandsstammen,ausindonesischenTropenwäldern,odervonPlantagen,fürdieRegenwaldundanderewertvol-leÖkosystemeweichenmussten.ImmermehrProduktionsschrittewerdenaußerdeminz.B.asiatischeBilliglohnländermitniedrigerenSozial-undUm-weltstandardsausgelagertunddiefertigverarbeitetenHolz-undPapierpro-duktewieBücherausdiesenLändernimportiert.AnalysendesWWFzeigten,dasseinerheblicherTeilderKinderbücher,dieinAsienfürdendeutschspra-chigenMarktproduziertwurden,Tropenholzenthielt,fürdasmitgrößterWahrscheinlichkeitRegenwälderzerstörtwordenwaren.

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DieZellstoff-undPapierindustriezähltweltweitzudenBranchenmitdemgrößtenEnergieverbrauchunddemhöchstenAusstoßanTreibhausgasen,undsieverschmutzteinegroßeMengeanWasser193.JedeTonneeingespartesPa-pieristsomiteinBeitragzuWald-,Wasser-undKlimaschutz.DazukannjederEinzelnebeitragen,indemerbeispielsweise:

» Papiersparsamnutzt,

» möglichstRecyclingpapierverwendet,

» beiPapierenausfrischenFasernProduktemitdemFSC-Zertifikatwählt,

» Papierkonsequentrecycelt. ÄhnlichesgiltfürdenwertvollenRohstoffHolzansich.ImSinneeinereffizi-enten,kaskadierendenKreislaufwirtschaftsollteHolzzunächstfürlanglebigeProdukteverwendetunddanachmöglichstrecyceltwerden,sodasseserstamEndedesLebenszyklusverbranntbzw.energetischgenutztwird.BeimEinsatzvonHolzzurEnergieerzeugunglässtsichdurcheineSteigerungderEffizienzvielBrennstoffeinsparen,beispielsweisedurchKraft-Wärme-Kopp-lung,guteWärmedämmungbeiGebäudenoderdieVerwendungsparsamerGeräte,MaschinenundFahrzeuge.DenIndustriestaatenkommthiereineVorreiterrollezu.ImSinneeinernachhaltigenEntwicklungsolltenauchdenEntwicklungsländernenergieeffiziente,andieörtlichenGegebenheitenange-passteGeräteundVerfahrenzurVerfügunggestelltwerden,damitdiewün-schenswerteVerbesserungdesLebensstandardsindiesenLändernwederdenVerbrauchnatürlicherRessourcennochdieglobalenEmissionenvonTreib-hausgasenübermäßigerhöht.EinBeispieldafüristdiein3.4beschriebeneEinführungenergiesparenderHolzöfenimVirunga-NationalparkdurchdenWWF,diedenVerbrauchvonBrennholzundHolzkohledeutlichreduzieren.

AuchdieErnährungsweiseindenIndustrieländernmusskritischhinterfragtwerden,damitangesichtswachsenderBevölkerungszahlenundsteigendemLebensstandardindenEntwicklungs-undSchwellenländerndievorhande-nenFlächenfürdieNahrungsmittelproduktionausreichenundnichtweitereWälderinlandwirtschaftlicheFlächenumgewandeltwerdenmüssen.VorallemderAnbauvonFuttermittelnfürdieindustrielleFleischproduktionistmiteinemgroßenFlächenbedarfverbunden.DerFleischkonsumistfüreinDrittelderUmweltbelastungenimBereichErnährungverantwortlich.Des-halbsollteFleischetwasBesonderesseinundnichttäglichaufdemSpeise-planstehen.Wer–anstatttäglichFleischzukonsumieren–nichtmehralsdreiMalproWocheFleischisst,spartbereits20ProzentseinesErnährungs-Fußabdrucksein194.

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172 Hirschberger, P.; 2005: Illegaler Holzeinschlag und die Schweiz. http://assets.wwf.ch/downloads/wwfillegalerholz-einschlagunddieschweiz.pdf

173 WWF Deutschland; 2010: CITES und bedrohte Baumarten – Hintergrundinformation http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/CITES %20und %20bedrohte %20Baumarten.pdf

174 Traffic; 2006: THE ROLE OF CITES IN COMBATING ILLEGAL LOGGING ~ CURRENT AND PO-TENTIAL175 WWF Deutschland; 2010: Grünes Licht für REDD+ - Hintergrund http://www.wwf.de/downloads/publikationsdaten-

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178 STERN, N.: Key Elements of a Global Deal on Climate Change; STRASSBURG et al., 2008, An Empirically-Deri-ved Mechanism of Combined Incentives to Reduce Emissions from Deforestation; UNFCCC, 2007, Investment and Financial Flows to Address Climate change.

179 UNFCC; 2010: Outcome of the work of the Ad Hoc Working Group on long-term Cooperative Ac-tion under the Convention. Draft decision -/CP.16. Advance unedited version http://unfccc.int/files/meetings/cop_16/application/pdf/cop16_lca.pdf

180 REDD+ Partnership; Website vom 15.3.2011: About the REDD+ Partnership http://reddpluspartnership.org/65226/en/

181 REDD+ Partnership; 2010: REDD+Partnership Document http://www.oslocfc2010.no/pop.cfm?FuseAction=Doc&pAction=View&pDocumentId=25019

182 United Nations; 1992: Convention on Biological Diversity http://www.cbd.int/doc/legal/cbd-en.pdf 183 WWF Deutschland; 2010: Hintergrundinformation UN-Übereinkommen zur biologischen Vielfalt (CBD) - Instrument

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188 VDP; 2010: Papierkompass 2010189 ZPK; 2010: Jahresbericht 2009190 WWF Deutschland; 2011: Papierverbrauch in Deutschland – Hintergrundinformation http://www.wwf.de/fileadmin/

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192 WWF; Website vom 30.3.2011: About pulp & paper production and use. http://wwf.panda.org/what_we_do/footprint/forestry/sustainablepulppaper/aboutpulppaperproductionuse/

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194 WWF Schweiz; Umweltgerecht essen – der Erde zuliebe. WWF Faktenblatt http://assets.wwf.ch/downloads/wwf_faktenblatt_ernaehrung.pdf

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Glossar

Degradierung: EinAuflichtenderWälder,wobeidieKronendesverblei-bendenBaumbestandsüber10%derFlächebeschirmen.

Entwaldung: EineVerringerungderBaumkronenbeschirmungaufunter10%.InderPraxisistdieEntwaldungverbundenmiteinerUmwandlungvonWaldflächenzuanderenLandnutzungsformen(sieheLandnutzungsände-rung)

Invasive Arten: EingeführteodereingewandertegebietsfremdeTier-oderPflanzenarten,diesichraschetablierenundunerwünschteökologischeAus-wirkungenverursachen.

Landnutzungsänderung:EineÄnderunginNutzungoderBewirtschaf-tungdesLandesdurchMenschen,diezuÄnderungeninderBodenbedeckungführenkann.

Naturverjüngung:EindurchangeflogeneoderaufgeschlageneSaatumste-henderBäumeodervegetativeVermehrungentstehenderNachwuchs-Wald-bestandoderTeilbestand.

Naturwälder: DiessindnatürlicheWaldgesellschaften,indiederMenschnichtodernuringeringemMasseeingreift,sodassnocheineweitgehendnatürlicheEntwicklungstattfindenkann.HierzuzählenbeispielsweisenichterschlosseneWälderindenAlpen.

Primärwälder: AlsPrimärwaldwirdvonmenschlicherEinflussnahmeunberührterWaldbezeichnet,alsoeineökologischeKlimaxgesellschaft.DieEinstufungals„unberührt“istvonderungestörtenEntwicklungsdauerabhängig.DieBezeichnungschließtalsoauchWälderein,dieseitderletztenEiszeitdurchMenschenverändertwurden.

Regenwälder: AlsRegenwaldbezeichnetmaneinweitgehendnaturbelas-senesWald-Ökosystem,dasdurcheinbesondersfeuchtesKlimamitmehrals2000mmNiederschlagimJahresmittelgekennzeichnetist.Dabeiunterschei-detmanzwischentropischenRegenwäldernundRegenwälderndergemäßig-tenBreiten.

Tropenwälder: AlstropischenRegenwaldbezeichnetmaneineVegetati-onsform,dienurindenimmerfeuchtentropischenKlimazonenanzutreffenist.TropischeRegenwälderexistiereninSüd-undMittelamerika,AfrikaundSüdasiensowieAustralienbeidseitsdesÄquatorsbisungefährzum10.Brei-tengrad,stellenweiseaberauchdeutlichdarüberhinaus.AusnahmenbildendieAndenregionSüdamerikasunddiePassat-Monsun-ZoneinOstafrika.

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Urwälder: AlsUrwaldwirdeinWaldbezeichnet,dersichseitderletztenEiszeitohneforstwirtschaftlicheoderandere,dasökologischeGleichgewichtberührendemenschlicheEingriffeentwickelnkonnte.

Wanderfeldbau: VerschiedeneFormenderLandnutzung,beiwelchenFel-derfüreinenbestimmtenZeitraumintensivgenutztundanschließendaufge-gebenwerden,oftengverknüpftmitBrandrodung.

Washingtoner Artenschutzübereinkommen(WA)/CITES:DasWAvon1973heißtinternationalCITES:„ConventiononInternationalTradeinEndangeredSpeciesofWildFaunaandFlora“.EsregeltindreiSchutzkatego-rien,jenachGefährdungsgrad,deninternationalenHandelvonüber5.200Tier-und28.400Pflanzenarten(lebend,derenTeileoderausihnengewonne-nenErzeugnissen).169Nationen–darunterauchDeutschland–sindmittler-weilebeigetreten.

Bildnachweise©KonstantinMikhailov/WWF,KevinSchafer,LeannevanderWyde/WWF,RogerLeguen/WWF-Canon,AntonVorauer/WWF-Canon,MauriRautkari/WWF-Canon(2x),ZigKoch/WWF,WWF,ChloéCipolletta/WWF,WWF,AlainCompost/WWF,ZigKoch/WWF,AxelGebauer/WWF,FrankMörschel/WWF,V.Masterov/WWF,ChloéCipolletta/WWF,ZigKoch/WWF,JimmySyahirsyah/WWF-Indonesia,FletcherBaylis/WWF,T.Ban-gun/WWF,P.Prokosch/WWF,Florian/weitclick/WWF,G.Merz/WWF,Flo-rian/weitclick/WWF,G.Merz/WWF,RalfBäcker/WWF,P.Prokosch/WWF,G.Merz/WWF,PavelFomenko/WWF-Russia,DmitryKuchma/WWF-Russia,HartmutJungius/WWF-Canon,VladimirFilonov/WWF-Russia,FritzPölk-ing/WWF,B.Lammel/WWF,FritzPölking/WWF,BrunoPambour/WWF-Canon,WildWondersofEurope/Popp-Hackner/WWF,FletcherBaylis/WWF-Indonesia,Agung/WWF-Indonesia,KokoYulianto/WWF-Indonesia,AntonVorauer/WWF,MastIrham/WWF-Indonesia,Siegert/WWF,RalfBäcker/WWF,FrankMörschel/WWF,EdwardParker/WWF-Canon,ThomasStephan/WWF,RichardStonehouse/WWF-Canon,KarmilaParikasi/WWF-Indonesia,VolkerKess/WWF,EP2007,WWF,EdwardParker/WWF-Canon,Ella/Fotolia,ZigKoch/WWF,EdwardParker/WWF-Canon,Istockphoto.com/WWF-Canada,KurtPrinz/WWF,WWF,MarkEdwards/WWF-Canon

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