Entwicklung eines Ressourcen schonenden Verfahrens einer ...
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Abschlussbericht zum Stand des Vorhabens
Entwicklung eines Ressourcen schonenden Verfahrens einer Stabilschaumbeschichtung
auf elastischen Warenbahnen
StableFoamTextile
gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück Az 28638
22. Februar 2014
Koordinator:
Rökona Textilwerk GmbH Joachim Heerbaart
Schaffhausenstr. 101 72072 Tübingen www.roekona.de
Partner:
Bergische Universität Wuppertal Fb D, Abt. Sicherheitstechnik
Prof. Dr. Joachim M. Marzinkowski Gaußstr. 20, 42119 Wuppertal
www.uch.uni-wuppertal.de
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Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 3
KURZFASSUNG 4
VORSTELLUNG DER PROJEKTPARTNER 5
1 ZIELSETZUNG 6
2 ZUM STAND DER TECHNIK DER SCHAUMAPPRETUR UND SCHAUM-BESCHICHTUNG 7
3 ERGEBNISSE 12
3.1 INNOVATIVES IMPRÄGNIERVERFAHREN 12
3.2 ENTWICKLUNG EINER STABILSCHAUMBESCHICHTUNG 18
3.3 ENERGIEEFFIZIENTE TROCKNERTECHNIK 27
4 RESSOURCENEFFIZIENZ UND UMWELTENTLASTUNGSPOTENZIAL 29
5 WIRTSCHAFTLICHKEITSBETRACHTUNG 32
6 ZUSAMMENFASSENDE DISKUSSION 36
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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Vergleich des bestehenden, zweistufigen Verfahrens der Färbung und Aus-rüstung mit dem geplanten innovativen Verfahren. 11
Abbildung 2: Anordnung der Chromrasterwalze zusammen mit der gummierten Walze zur Imprägnierung von Warenbahnen. 15
Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der Wiedererho-lung nach einer Stunde Belastung bzw. einer und drei Stunden Entlastung in Abhängigkeit von der Füllstoffmenge in der Schaumrezeptur 19
Abbildung 4: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der Wiedererho-lung nach einer Stunde Belastung bzw. einer und drei Stunden Entlastung in Abhängigkeit von der Temperatur während der Trocknung im Spann-rahmen 19
Abbildung 5: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der Wiedererho-lung nach einer Stunde Belastung bzw. einer und drei Stunden Entlastung in Abhängigkeit vom Gehalt an Entschäumer 20
Abbildung 6: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der dem Gehalt an unter Wärmeeinwirkung expandierendem Füllstoff „Expancell“ 21
Abbildung 7: Abhängigkeit der Schaumhöhe (trocken) von dem Mischungsverhältnis „weicher“ zu „harter“ Polyurethane als wässrige Dispersion in der Paste 22
Abbildung 8: Foto eines Schaumes (Draufsicht), der im Mikrowellenofen getrocknet wurde 23
Tabelle 1: Gegenüberstellung des Foulardverfahrens zum innovativen Imprägnierver-fahren 13
Tabelle 2 : Ausrüstung von Polyesterwirkware und Baumwollgewebe mit einer Fluor-carbonausrüstung, mit einem Antistatikum und Flammschutz 14
Tabelle 3: Zusammenfassung der Ergebnisse aus praxiskonformen Versuchen zur An-wendung von Rasterwalzen zum Auftrag von Appreturflotten auf Polyes-termaschenwaren 17
Tabelle 4: Zusammenfassende Darstellung der Prozessbedingungen und Ergebnisse des Praxis-Beschichtungsversuches mit einer Stabilschaumpaste auf Ma-schenware 25
Tabelle 5: Gegenüberstellung von Prozess- und Energiedaten zu vergleichbaren Trocknungs- und Fixierprozessen eines Standardspannrahmens (Nr. 1) zum energieeffizienten System 28
Tabelle 6: Vergleichende Darstellung der Ressourcen- und Energieeinsparpotenziale am Beispiel der Ausrüstung von 1.000 m fertiger Autohimmelverkleidung 31
Tabelle 7: Wirtschaftlichkeitsberechnung anhand des Praxisversuches Nr. 4.1 33
Tabelle 8: Idealisierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung anhand des Praxisversuches 34
Tabelle 9: Vergleich der Gesamtbezugskosten einer Flammkaschierung zur Stabilschaumbeschichtung 34
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KURZFASSUNG
Ziel des Vorhabens ist die Herstellung stabiler, plastisch verformbarer Schäume auf dem Rü-
cken elastischer Flächengebilde mit multifunktionellen Eigenschaften. Diese neuartigen Ver-
bundstoffe sollen die bisher in mehreren Verfahrensschritten zusammengefügten, mehrschichti-
gen Verbünde ersetzen und in einem Ressourcen und Energie schonenden, neuartigen Herstell-
verfahren gebildet werden. Hierfür soll eine großtechnische Anlage eingerichtet werden, die
eine spannungsarme Behandlung der textilen Warenbahnen und Bildung der Verbundstoffe
sowie den Einsatz von Energie und chemischen Stoffen in höchst effizienter Weise in einem
Arbeitsgang ermöglicht.
Die Erwartungshaltung besteht darin, dass gegenüber dem bestehenden Verfahren sich pro Me-
ter Fertigware Einsparungen an Appreturchemikalien (Fleckschutz, Flammfestigkeit) von min-
destens 5 g/lfm (ca. 70%), an Erdgas von ca. 0,2 kWh/lfm (ca. 30%) und an VOC-Emissionen
bei der Trocknung und Fixierung der Polyurethanschäume von 15 g/lfm (100%) ergeben. Indi-
rekte Umwelteinwirkungen werden ebenfalls durch wegfallende Transporte der Vor- (Schaum-
stoff für die Kaschierung) und Zwischenprodukte (mit Schaumstoff kaschiertes Textil) zwischen
den bisher unterschiedlichen Fertigungsstätten reduziert.
Das Vorhaben wurde in zwei zeitlich getrennte Abschnitte unterteilt. Zunächst war eine Ent-
wicklung der innovativen Verbundstoffe im Labormaßstab vorzunehmen. Stabile PU-Schäume
waren zu entwickeln und hinsichtlich ihrer Eigenschaften, z.B. zur Rückerholbarkeit nach
Druckbelastung zu untersuchen. Im Hinblick auf den späteren Verfahrensablauf, der eine
„nass-in-nass“-Beschichtung mit der Ausbildung zweiseitiger unterschiedlicher Effekte vorsieht,
war der Einfluss einer der Schaumbeschichtung vorgeschalteten Hydrophobierung/Fleck-
schutzausrüstung bzw. Flammschutzausrüstung als Minimal-Additionsauftrag mit und ohne
Zwischentrocknung zu untersuchen. Außerdem war zu untersuchen, inwieweit im Spannrah-
men die Luftführung zur Schaumtrocknung von Bedeutung für die Struktur und Dicke der
Schaumschicht ist.
Für die Auslegung einer großtechnischen Anlage und zur Untersuchung der Übertragbarkeit der
Laborversuche in einen großtechnischen Maßstab wurde ein orientierender Vorversuch im
großtechnischen Maßstab durchgeführt. Es erwies sich hierbei, dass die im Laborversuch erziel-
ten Ergebnisse prinzipiell auf großtechnische Parameter übertragbar sind, dass aber für die Ent-
wicklung neuartiger Verbundstoffe und auch eines effizienten Verfahrens sowie für die Herstel-
lung von Gebrauchsmustern eine großtechnische Einrichtung erforderlich ist, die auf die spezi-
ellen Bedingungen eines in der Entwicklung gerade abgeschlossenen und damit neuesten Stan-
des der kontinuierlichen Verfahrenstechnik ausgelegt ist, der bei der Textilbeschichtung zum
Imprägnieren und sofortigen Beschichten mit neuer Lufttechnik besteht. Hier greifen die Vor-
gängerprojekte INNOimpräg [DBU 27110] und InTroFix [BMWi/AiF 0327 455 A] sowie Ener-
gyEFFdryer [DBU 30609], die von der Fa. Brückner Trockentechnik koordiniert wurden, in
sinnvoller Weise ineinander. Eine großtechnische Umsetzung wurde jedoch aus wirtschaftli-
chen Gründen vorerst nicht realisiert.
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VORSTELLUNG DER PROJEKTPARTNER
Bewilligungsempfänger: Rökona Textilwerk GmbH, Schaffhausenstr. 101, 72072 Tü-
bingen
www.roekona.de
Fa. Rökona stellt Wirkwaren als Technische Textilien für die Fahrzeuginnenausstattung, für
Medizintechnik, für funktionale Arbeits- und Sportbekleidung her. Das Unternehmen gliedert
sich in die Produktionsbereiche Wirkerei und Ausrüstung/Veredlung. Unternehmensgründung
war 1956. Fa. Rökona verfügt in der Veredlung über moderne Maschinen; die Färbung der Ma-
schenwaren erfolgt diskontinuierlich auf Jet-Färbemaschinen und HT-Baum-Färbeapparaten.
Vor dem Spannrahmen sind für die Vorwäsche oder für eine Nachreinigung der gefärbten Ware
kontinuierlich betriebene Waschmaschinen angeordnet. Die Spannmaschinen haben unter-
schiedliche Arbeitsbreiten. Fa. Rökona verfügt über eine Kaschierung mittels Klebeverfahren.
Die Flammkaschierung der bei Rökona hergestellten Maschenwaren erfolgt als Lohnauftrag in
einem anderen Textilunternehmen in Westdeutschland. Für die Rezepturentwicklung stehen
ein Veredlungslabor und ein Qualitätslabor zur Verfügung. Alle notwendigen Kleingeräte für
Laborfärbungen und Appretur stehen zur Verfügung.
Kooperationspartner/
Wissenschaftliche Betreuung: Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich D, Fachgebiet
Sicherheitstechnik/Umweltchemie, Gaußstr. 20, 42119
Wuppertal
www.uch.uni-wuppertal.de
Das Fachgebiet verfügt über eine inzwischen langjährige Erfahrung in der praxisorientierten
Forschung und Entwicklung insbesondere von Verfahren und Produkten zur umweltschonen-
den Textilherstellung. Mehrere laufende wissenschaftliche Projekte des Fachgebietes haben die
Entwicklung von ressourcen- und energieeffizienten Textilveredlungsverfahren, innovativen
textilen Produkten (Appretur, Beschichtung) und des prozessintegrierten Umweltschutzes zum
Ziel. Die Geräteausstattung beinhaltet u.a. auch Laborapparate für Färbung, Appretur und Be-
schichtung. Das reststofffreie Imprägnierverfahren wurde im Labor des Fachgebietes kleintech-
nisch entwickelt und erprobt. Das Fachgebiet war auch an der Entwicklung der energieeffizien-
ten Spannmaschinentechnik beteiligt [InTroFix, BMWi/AiF 0327 455 A] und betreut im Rahmen
des von der DBU geförderten Entwicklungsvorhabens EnergyEFFdryer [DBU 30609] die praxis-
orientierten Untersuchungen zur Textilausrüstung.
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1 ZIELSETZUNG
Verbundstoffe aus Textilien mit Schaumstoffen und Folien werden im Bereich der Technischen
Textilien und hier insbesondere für Automobiltextilien sowie Berufs- und Sporttextilien in viel-
fältiger Weise eingesetzt. Die Herstellung erfolgt zunächst getrennt für die Textil- und die
Schaumstoffbahnen. Textilbahn und Schaumstoff werden dann in einem speziellen Arbeits-
schritt zusammengefügt („kaschiert“). Bei Textilien für die Fahrzeuginnenausstattung handelt es
sich um elastische Maschenwaren, im Wesentlichen aus Polyestergarnen, die z.B. mit einer
Fleck- oder Flammschutzausrüstung behandelt und in einem separaten Schritt über eine
Flammkaschierung mit einem Polyurethanschaumstoff verbunden werden. Die Herstellung der
Schaumstoffe aus Polyurethan ist mit der Freisetzung von organischen Lösemitteln als Trenn-
und Treibmittel und der Kaschierprozess mit dem Verbrauch von Erdgas und der Freisetzung
von Verbrennungsgasen verbunden.
Ziel der Entwicklung eines Ressourcen schonenden Verfahrens zur Bildung stabiler Schaumbe-
schichtungen auf elastischen Textilbahnen ist das Zusammenführen der beiden Schritte einer-
seits zur Färbung und Ausrüstung einer Textilbahn und andererseits die Herstellung eines
Schaumrückens in einem einzigen Schritt mit gleichzeitigem Aufbau eines am Ende plastisch
verformbaren, in sich steifen Verbundstoffes, der sich als Inneneinrichtung für Fahrzeuge eignet.
Weiter ist es in einer über dieses Produkt hinausgehenden Entwicklung denkbar, dass sich der-
artig erzeugte Strukturen gegenüber heutigen Materialien durch ein geringeres Gewicht und
weitere funktionelle Eigenschaften auszeichnen. Die Herstellung des Verbundes soll durch Auf-
trag eines stabilen Schaumes aus Polyurethanvorprodukten aus wässriger Dispersion auf die
spannungsfrei/-arm geführte Warenbahn erfolgen, die gegebenenfalls intumeszierende Stoffe
enthält, um in der Wärmebehandlung im Spannrahmen eine Fertigentwicklung des stabilen
Schaumes in einer definierten Schichtdicke zu bewirken. Auf der anderen Seite des Textils soll
vor dem Schritt der Schaumbeschichtung ein einseitiger Auftrag der Fleckschutz- und auch
Flammschutzausrüstung vorgenommen werden. Das reststofffreie Imprägnierverfahren soll
hierbei erstmalig im industriellen Maßstab angewendet werden. Es erlaubt einen sehr geringen
Feuchteauftrag (10-50% bezogen auf das Warengewicht), so dass eine „nass-in-nass“-
Beschichtung ohne Zwischentrocknung erfolgen kann.
Darüber hinaus soll der Spannrahmen, in dem die Schaumtrocknung, Entwicklung und Fixie-
rung geschieht, der Notwendigkeit einer besonders angepassten Luftführung Rechnung tragen,
damit Rücksicht auf die Fertigentwicklung des stabilen Schaumes genommen und eine energie-
sparende Verfahrensweise ermöglicht wird. Ein neuartiges Luft-Wärme-System soll hierfür erst-
malig in einer innovativen Maschinen- und Technologiekombination untersucht werden.
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2 ZUM STAND DER TECHNIK DER SCHAUMAPPRETUR UND SCHAUMBE-
SCHICHTUNG
Eine Übersicht über Polyurethanschaumstoffe, deren Eigenschaften, die Ausgangsstoffe, die
Herstellverfahren und auch Umweltaspekte, die mit der Freisetzung von niedermolekularen
organischen Stoffen, z.B. der Treibstoffe, verbunden sind, ist zusammengefasst zu finden in:
[David Eaves: Polymer Foams – Trends in Use and Technology. A Rapra Industry Analysis Re-
port (2001) Rapra Technology Limited, Shawbury, Shrewsbury, Shropshire SHY 4 NR, UK]
sowie in [S. T. Lee, N. S. Ramesh: Polymeric Foams – Mechanisms and Materials. CRC Press,
Boca Raton, London, New York (2004), ISBN 0-8493-1728-2] und [Kaneyoshi Ashida: Polyure-
thane and Related Foams – Chemistry and Technology. CRC Press, Boca Raton, London, New
York (2007), ISBN 1-58716-159-1]. In dem Buch von Ashida sind viele Beispiele zu den Addi-
tiven enthalten, die üblicherweise in Polyurethanschaumstoffen und -beschichtungen Verwen-
dung finden, so beispielsweise zu Flammschutzmitteln, Antioxidantien, Farbpigmenten, Anti-
foulingmittel und anderen. Auch über das Rauchverhalten und die Freisetzung bzw. Bildung
von HCN bei thermischer Belastung der Polyurethanschäume wird berichtet. Die Herstellung
von Stabilschäumen aus Polyurethan über die mechanische oder physikalische Verschäumung
und die Beschichtung von Textilien mit solchen Stabilschäumen ist in der einschlägigen Litera-
tur jedoch nicht zielführend beschrieben.
Damit eine Schaumstoffmasse von 100 g/m2 (140 g/m Ware bei einer Warenbreite von 140 cm),
entsprechend einer Schaumstoffdicke von 3 mm gebildet wird, muss bei einem Wassergehalt
von 60% der zu verschäumenden Kunststoffdispersion (inklusive Schaumbildner und Schaum-
stabilisator) 250 g/m2 Schaum aufgetragen werden. Wenn dieser eine Schicht von 3 mm Dicke
bilden soll, die sich nicht im nachfolgenden thermischen Prozess während des Verdampfens
des Wasseranteils verändert, entspricht diese Schaumschicht einem Volumen von 3.000 cm3,
bei 250 g Schaumgewicht demnach einer Verschäumungszahl von 12:1 (Schaumlitergewicht:
81,5 g). Dieser Schaum muss während des gesamten Prozesses (Verschäumen, Auftragen,
Trocknen, Fixieren) stabil bleiben. Möglich erscheint auch, einen leichteren, stabileren (hohe
Schaumzerfallszeit) Schaum in einer höheren Schichtdicke aufzutragen, der dann gleichmäßig
auf die angestrebte Schichtdicke schrumpfen muss. Das erscheint jedoch aus der Sicht des We-
ges für das zu verdampfende Wasser weniger sinnvoll, da durch Wasserdampfblasen Lunker
gebildet werden, die letztlich unerwünscht sind. Eher ist eine niedrigere Schichtdicke und ein
geringerer Wassergehalt im Schaum anzustreben, da dies mit einer beschleunigten Trocknung
einhergehen sollte. Zudem fördert diese Vorgehensweise die Vermeidung einer vorzeitigen
Verhautung der Schaumschicht, die ein gleichmäßiges Abdampfen des im Textil und im
Schaum beinhalteten Wassers behindert. Dann jedoch sind zur Entwicklung eines stabilen
Schaumes Additive notwendig, die bei höherer Temperatur (noch während des Trocknungspro-
zesses) gasförmig zerfallen und damit eine thermische Schaumbildung hervorrufen (intumeszie-
rende Stoffe). Der mengenmäßige Anteil im Schaumrezept soll jedoch wegen der mit dem Zer-
fall einhergehenden Emissionen gering gehalten werden.
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Die Schaumapplikation auf Geweben, die sich durch ein höheres Flächengewicht von den bei
Rökona hergestellten Maschenwaren unterscheiden, ist seit der Entwicklung geeigneter Auf-
tragsaggregate (Gaston County/USA, Stork/NL, Zimmer/A und anderer in den achtziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts) bekannt, wird bisher aber nur vereinzelt angewandt. Beim her-
kömmlichen Imprägnierverfahren durch Tauchen in einem V-förmigen Trog (Foulardchassis),
der mit der meist wässrigen Appretlösung gefüllt ist, schließt sich die Entwässerung mittels Fou-
lardwalzenpaar auf einen gleichmäßigen Feuchtegehalt von mindestens 50% an. Dem gegen-
über bietet die Schaumapplikation als Additivauftrag einen genau dosierten Auftrag der Appre-
turchemikalien und einen definierten, meist deutlich unter 50% liegenden Feuchteauftrag. In
letzter Zeit wird das Verfahren des Schaumauftrages von Appreturmitteln auf Gewebe über die
Rakeltechnik wieder vermehrt eingesetzt, da hierbei nur geringe Restmengen am Ende der Ap-
pretur übrig bleiben und somit eine Eingrenzung des Entsorgungsproblems resultiert. Hierbei
sind allerdings die Systeminhalte (Vorratsbehälter, Schaummixkopf, Schlauchverbindungen) zu
beachten, die nicht unwesentlich in der Menge sind. Es liegen daher bereits einige Erfahrungen
zur Anwendung von chemischen Appreturen mittels Schaumapplikation auf Geweben vor.
Allerdings fehlt für einen weiten Einsatz der Schaumapplikation die notwendige breite Praxiser-
fahrung. Außerdem weisen die am Markt verfügbaren Beschichtungsmaschinen gravierende
Nachteile für elastische Maschenwaren auf. Eine Beeinträchtigung der Oberflächenstruktur der
Maschenwaren, wie sie beispielsweise durch Friktion hervorgerufen werden kann, eine Falten-
bildung und andere mechanische und auch thermische Einflüsse und Veränderungen der Ware
müssen vermieden werden, da es nach der Beschichtung keine Korrekturmöglichkeit mehr gibt.
Für deren spannungslose Appretur und Beschichtung steht aber bisher kein adäquates Aggregat
zur Verfügung.
Der Schaumauftrag erfolgt bei Geweben meist mittels Rakel (z.B. Luftrakel), seltener über einen
mit Schaum gefüllten, zur Warenbahn hin über einen definierten Schlitz geöffneten Kasten (z.B.
Parabolic Coater von Gaston Systems/USA) oder über eine rotierende Siebwalze (z.B. Fa.
Stork/NL, Fa. Zimmer/A). Das Prinzip beruht darauf, dass ein über einen Rotor- oder Statikmixer
durch Vermischen von Wasser und Luft hergestellter Schaum, der beispielsweise bei einem
Luft-Wasser-Verhältnis von 20:1 die Mengen von 50 g Wasser auf 1 Liter Schaum enthält und
eine hohe kinematische Viskosität (2.000 bis 8.000 mPa·s) aufweist, auf eine Seite der textilen
Warenbahn aufgebracht wird. Durch die hohe Viskosität und den geringen Feuchtegehalt er-
folgt nur ein geringfügiges Eindringen der Appretur in das Textil und bewirkt so eine einseitige
Applikation. Dies gilt allerdings nur für Stabilschäume und eventuell für spezielle metastabile
Schäume. Die meisten metastabilen Schäume und alle instabilen Schäume kollabieren bereits
im nassen Zustand, was erwünscht ist und was dazu führt, dass die Viskosität drastisch abfällt
und in Abhängigkeit von dem Wassergehalt des aufgetragenen Schaumes zu einem Durchdrin-
gen der Ware führt, ähnlich dem Effekt bei einem Auftrag der chemischen Appretur aus wässri-
ger Flotte mittels Pflatsche (einseitig die Warenbahn tangierende Walze). Dieses Verfahren
zählt ebenfalls zu den Minimalauftragsverfahren. Allerdings bleibt am Ende des Veredlungspro-
zesses der Inhalt des Tauchbeckens der Pflatschwalze übrig, meist 20 bis 50 L, die entsorgt
werden müssen.
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Einseitige Effekte mit instabilen und metastabilen Schäumen sind nur dann möglich, wenn die
Appreturflotte bereits trocken ist, bevor diese die Ware vollständig durchdringen konnte. Dies
lässt sich regeln entweder durch die Viskosität des Schaumes oder dadurch, dass der Schaum-
zerfall erst bei Wärmeeinwirkung im Spannrahmen beginnt. Im Gegensatz zum Foulardverfah-
ren bleibt der Schaum auf der Oberfläche des Textils „stehen“. Der technische Stand der
Schaumapplikation besteht in einer sehr genauen Dosierung von Wasser, Luft und Chemikalien
sowie Kontrolle von Schaumkonsistenz und Fluss.
Schaumbeschichtungen sind seit langer Zeit von der Teppichrückenbeschichtung her bekannt,
bei der Polyolefine (Latex) mit verschiedenen Füllstoffen als Schaum auf den Rücken der Tep-
pichware aufgestrichen werden und in einem nachfolgenden thermischen Gelierverfahren als
Teppichrückenschaum fixiert werden. Additive (intumeszierende Stoffe) zur chemischen
Schaumentwicklung werden bereits eingesetzt. Beispiele sind Strümpfe, die noppenartige
Schaumpolster an der Fußsohle aufweisen, die die Rutschfestigkeit verbessern sollen („rutschsi-
cherer Sohlendruck“). Für bahnenförmige Schaumbeschichtungen mit den Eigenschaften hoher
Elastizität und Offenporigkeit sowie einer gröberen Porigkeit reicht die rein chemische Ver-
schäumung aber nicht aus. Auch aus ökologischen Gründen ist wegen der Bildung siedender
Kohlenwasserstoffe, die als VOC an die Atmosphäre abgegeben werden, eine Anwendung im
größeren Umfang nicht angeraten.
Die Schaumbeschichtung soll anstelle der Schaumstoffkaschierung vorgenommen werden.
Schaumstoffe haben für den Anwendungsbereich Himmel/Automotive eine Dicke von 0,5 mm
bis 4 mm, eine gleiche Dicke sollen die stabilen Schäume haben, die über das Beschichtungs-
verfahren hergestellt werden. PUR-Schaumstoffe haben ein Raumgewicht von 28-75 kg/m3,
standardmäßig von 32 kg/m3. Sie werden in einem kontinuierlichen Verfahren durch Vermi-
schen von zwei Komponenten (Polyole und Isocyanate) hergestellt. Bei weichen, elastischen
Schaumstoffen wird von langkettigen Vorprodukten ausgegangen. Neben Heptan und Pentan
als Treibmittel wird auch CO2 eingesetzt, das in einer Nebenreaktion des Isocyanates mit Was-
ser, das in geringen Mengen dem Gemisch zugesetzt wird, freigesetzt wird. Alternativ werden
heute Penta-Fluor-Propan oder Penta-Fluor-Butan als ebenfalls nicht brennbare Treibmittel ein-
gesetzt werden. Diese Mittel stehen aber im Verdacht einer Wirkung als Treibhausgas. Bei der
Hartschaumbildung beträgt die Menge an Pentan 10 Gew.% bezogen auf die Gesamtmenge
der beiden Komponenten Polyol und Isocyanat. Weitere organische Lösemittel werden bei der
Formbildung freigesetzt. Nach dem Aushärten der Formen werden die quaderförmigen Teile an
den schmalen Seiten zusammengefügt, so dass eine Schaumstoffrolle entsteht. Dann werden
Schaumstoffbahnen in der festgelegten Dicke durch Abspalten aus der Schaumstoffrolle gebil-
det und für den Transport aufgewickelt. Es entsteht dadurch ein an der Oberfläche offenporiger
Schaumstoff.
Ein Vorteil einer Schaumbeschichtung besteht darin, dass der Schaumrücken erheblich besser
am Textil anhaftet (größere Haftfläche durch Benetzung anstelle der punktuellen Anhaftung je
nach Kaschierverfahren). Wenn die Polyesterwirkware mit einer Fleckschutzausrüstung verse-
hen wurde, wirken die Fluorcarbonharze der Haftung des Schaumstoffes unabhängig vom Ka-
10
schierverfahren entgegen. Das Schaumstoffkaschieren ist sehr weit verbreitet. Die Verfahren der
Kaschierung sind vielfältig (Schmelzkleber, Dispersionskleber, Art des Auftrages der Kleber,
Flammkaschierung). Die Festigkeit der Anhaftung, die Elastizität und das Rückerholungsvermö-
gen sowie das Schaumgewicht sind charakteristische Größen und dürfen durch eine Schaum-
beschichtung, wie sie jetzt entwickelt werden soll, nicht nachteilig verändert werden. Bei der
Flammkaschierung von Schaumstoffen auf textile Trägermaterialien erfolgt ein Anschmelzen
der Schaumstoffoberfläche, wobei durch die offene Gasflamme Verbrennungsprodukte sowie
noch im Schaumstoff vorhandene niedermolekulare Stoffe aus der Herstellung freigesetzt wer-
den. Die Abgase werden im Allgemeinen ohne Reinigung an die Umgebung abgegeben. Eine
Übersicht zu den Kaschierverfahren gibt: [Andreas Giessmann: Substrat- und Textilbeschich-
tung – Praxiswissen für Beschichtungs- und Kaschiertechnologien. Springer Heidelberg, ISBN
978-3-642-01416-1].
Das derzeit noch eingesetzte zweistufige Verfahren der Herstellung von Verbundstoffen aus
Textilgewebe oder Wirkware mit Schaumstoffbahnen wird im Automobil als dekorative und
funktionelle Textilien für den Autohimmel, für Säulen- und Seitenverkleidungen und auch für
Polsterstoffe eingesetzt. Nach dem Färben werden die Textilbahnen meist durch Tauchverfah-
ren mit einer chemischen Appretur versehen und im Spannrahmen getrocknet und fertig ge-
spannt. Anschließend erfolgt die Kaschierung einer Schaumstoffbahn auf die Unterseite der
textilen Warenbahn. Das zweistufige Verfahren ist für Maschenwaren mit einer hohen Zugbe-
lastung verbunden, die zu nachteiligen Qualitätseffekten führen kann. Außerdem wird der
Schaumstoff in einem anderen Unternehmen produziert und per LKW an das Unternehmen
geliefert, bei dem dann die Kaschierung erfolgt. Wegen des geringen Gewichtes sind Transport
und auch Zwischenlager wenig effizient einzusetzen. Im neuen, einstufigen Verfahren soll die
Warenbahn nach einer Kontinuewäsche durch Absaugen entwässert, dann im günstigsten Fall
nass-in-nass und einseitig mit der Appreturchemikalie imprägniert und anschließend mit einem
Schaum beschichtet werden, der bei der nachfolgenden Trocknung und Fixierung durch intu-
meszierende Bestandteile weiter aufgebaut und verfestigt wird. Nachfolgende Abbildung zeigt
einen Verfahrensvergleich des bestehenden zweistufigen Kaschierverfahrens mit der einstufigen
Schaumbeschichtung.
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Abbildung 1: Vergleich des bestehenden, zweistufigen Verfahrens der Färbung und Ausrüstung (1. Stufe) sowie Flammkaschierung (2. Stufe) mit dem geplanten innovativen Verfahren.
HerstellungPolyester-Wirkware
KontinuewäscheEntpräparierung
SpannrahmenTrocknung/Thermofixierung
HT-BaumfärbeapparatFärbung
KontinuewäscheNachreinigung
S
S
= Warenspannung
herkömmliches Verfahren innovatives Verfahren
schussgeradeNahtbildung
schussgeradeAusrichtung
KontinuewäscheNachreinigung
Vakuum-SaugbalkenEntwässerung
Additiv-ImprägnierungINNOimpräg-Technik
SchaumbeschichtungRakeltechnik
TrocknungSchaumstabilisierung
SVakuum-Saugbalken
Entwässerung
Tauch-ImprägnierungFoulard-Technik
schussgeradeAusrichtung
Trocknungmit Voreilung
S
S
S
EineProzess-
stufe
ZweiteProzess-
stufe
Kaschierung
AuslieferungTextil-Schaumstoffverbund
Herstellung/AnlieferungSchaumstoff
12
3 ERGEBNISSE
3.1 INNOVATIVES IMPRÄGNIERVERFAHREN
Zum Appretieren werden die Chemikalien üblicherweise aus wässriger Lösung oder Dispersion
auf die textilen Warenbahnen aufgetragen. Als Auftragsaggregat ist der Foulard am weitesten
verbreitet. Der Foulard besteht aus einem Chassis oder Netztrog und mindestens zwei gum-
mierten Walzen, zwischen denen die Warenbahn, die im Chassis mit einem Überschuss der
wässrigen Flotte benetzt bzw. imprägniert wird, auf einen definierten Wassergehalt abge-
quetscht wird. Die mit diesem Wassergehalt auf der Ware verbleibenden Chemikalien führen
beim nachfolgenden Trocken- und Fixierprozess zu den gewünschten Effekten. Zu beachten ist
die Füllung des Chassis, die am Ende des Imprägnierprozesses übrig bleibt. Diese als Systemfül-
lung bezeichnete Flottenmenge hängt ab vom Füllvolumen des Chassis sowie der Zuleitungen
und des Vorratstanks, in dem am Ende des Prozesses üblicherweise ein Überschuss an Impräg-
nierflotte in der Größenordnung von 10 bis 50 L vorliegt. Diese Flottenmengen entstehen im-
mer dann, wenn der Flottenansatz nur mit einer Genauigkeit von 10 L vorgenommen werden
kann und ein Sicherheitsausgleich für die nicht genau bekannte Flottenaufnahme (L Imprägnier-
flotte/kg Ware) zu berücksichtigen ist. Oft schleppt die textile Warenbahn aus vorhergehenden
Prozessstufen der Textilveredlung in Wasser lösliche oder dispergierbare Stoffe in das Impräg-
nierbad ein, weshalb das Restbad am Ende des Prozesses für eine nachfolgende Verwendung
unbrauchbar wird.
Die Zudosierung von flüssigen Chemikalien als Lösungen und Dispersionen ist heute bei hoher
Genauigkeit möglich. So ist vereinzelt in der Praxis die genau bemessene Bereitstellung der
Imprägnierbäder für die Appretur anzutreffen, bei der der Verbrauch an Imprägnierbad wäh-
rend des ersten Teils einer Partie gemessen und der Restbedarf sogleich berechnet und bereit-
gestellt wird. Am Ende bleibt dann nur noch die Chassisfüllung übrig. Diese Vorausberechnung
des Flottenverbrauches ist jedoch nur bei größeren Partien möglich, da mindestens 10 Minuten
Prozesszeit erforderlich sind, um eine genaue Flottenverbrauchsmessung durchzuführen und
die Zudosierung einzustellen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass insbesondere Maschenwaren oder zugempfindliche
Waren durch die Passage im Chassis und die bis zum Walzenpaar des Foulards mitgeschleppte
Flotte, die ein Mehrfaches des Warengewichtes ausmachen kann, unter eine hohe Längsspan-
nung kommen. Die damit verbundene „Längung“ der Ware muss im nachfolgenden Trock-
nungs- und Fixierprozess als „Schrumpfung“ wieder egalisiert werden. Eine spannungsarme
Passage während des Imprägniervorganges ist umgekehrt mit großen Qualitätsvorteilen verbun-
den, die derzeit oft nur durch Nachbesserungen zu erzielen sind. Bei einer Änderung des Im-
prägnierverfahrens darf es deshalb auch nicht zu nachteiligen Einflüssen auf die Qualität der
Ware kommen. Wenn sofort im Anschluss an die Imprägnierung der Warenbahn deren Be-
schichtung vorgenommen werden soll, muss jede Zugspannung vermieden werden. Außerdem
soll die Feuchtemenge, die zur Imprägnierung auf die Ware gebracht wird, aus energetischen
Gründen auf ein Minimum beschränkt werden.
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Das im Projekt INNOimpräg entwickelte Auftragsverfahren für die chemische Appretur sieht
einen gezielten Auftrag genau mit der benötigten Menge an Appreturchemikalien und Wasser
vor, einseitig oder die Ware durchdringend. Die Flottenauftragsmenge wird über eine Raster-
walze bemessen und in Kontakt zur Ware gebracht. Die wässrige Lösung bzw. Dispersion wird
in den Zwickel gebracht, der zwischen der Rasterwalze und einer an diese angelegten gum-
mierten Walze gebildet wird. Die Zudosierung der Imprägnierflotte erfolgt passgenau zur Wa-
renlänge, so dass keine Flottenreste am Ende des Prozesses übrig bleiben. Damit soll ein ver-
lustfreies und Ressourcen schonendes Imprägnieren der textilen Warenbahnen ermöglicht wer-
den.
Durch die Beschränkung der Appretur auf eine Warenseite soll erreicht werden, dass bei-
spielsweise bei einer Fluorcarbonausrüstung zur Fleckschutzausrüstung oder Hydrophobierung,
die nur einseitig appliziert wird, eine verbesserte Haftung des Schaumes an der nicht ausgerüs-
teten Seite besteht und es durch den einseitigen Auftrag nicht zu einer Haftverringerung des
Schaumes kommt. Gleichzeitig soll es durch die Beschränkung auf einen einseitigen Auftrag
zur Einsparung von hochwertigen chemischen Stoffen kommen (Ressourcenschonung). In der
nachfolgenden Tabelle sind das Foulardverfahren und das neue Imprägnierverfahren zusam-
menfassend gegenübergestellt.
Tabelle 1: Gegenüberstellung des Foulardverfahrens zum innovativen Imprägnierverfahren zur Im-prägnierung von textilen Warenbahnen bezogen auf eine Arbeitsbreite von 2 m und für eine „trocken-in-nass“-Ausrüstung
Eigenschaft Foulardverfahren Innovatives Imprägnierverfahren
Mindestflottenaufnahme (trockene Warenbahn)
50% (PET) 15%
Benetzungsart immer vollständiges Tauchen/ Netzen
wahlweise einseitiges bis voll-ständiges Benetzen
Anwendungsbreite alle Verfahren: Vorbehandeln, Färben, Appretieren, Tauchbe-schichten
nur Appretieren
Warenbahnspannung hoch niedrig
Foulardwalzen zur gleichmäßigen Entwässerung erforderlich
nicht erforderlich (dadurch auch keine mechanische Bean-spruchung des Textils)
Restflotte (ohne Zuführ-system)
mind. 20 L keine
Reinigungsaufwand bei Partiewechsel
hoch min. 50 L Wasser
gering max. 5 L Wasser
Investkosten ca. 80.000 € voraussichtlich > 100.000 €
Bei der Entwicklung des innovativen Imprägnierverfahrens kamen verschiedene Maschenwaren
der Fa. Rökona zum Einsatz. Versuche mit verschiedenen Einstellungen der Rasterwalze wur-
14
den zunächst immer nur mit farbigem Wasser durchgeführt, um eine gleichmäßige Benetzung
der Warenbahn zu untersuchen. Im Hinblick auf den späteren Einsatz dieser Verfahrenstechnik
zur Appretur von Textilien wurden aber auch drei Ausrüstungsarten gewählt: eine Hydropho-
bierung/Oleophobierung mit Fluorcarbonharzen, eine Flammschutzausrüstung mit organischen
Phosphorverbindungen und eine Antistatikausrüstung.
Tabelle 2 : Ausrüstung von Polyesterwirkware und Baumwollgewebe mit einer Fluorcarbonausrüs-tung, mit einem Antistatikum und Flammschutz. Positionierung 2; Beschreibung der Zu-sammensetzung und der Eigenschaften der Appreturen [Abschlussbericht INNOimpräg DBU 27110]
Art der Ausrüstung Fluorcarbon FC Antistatikum AS Flammschutz F
Konzentration 30 g/L 20 g/L 100 g/L
pH-Wert 5,8 4,6 3,6
Leitfähigkeit 26 µS/cm 22 µS/cm 26 µS/cm
Temperatur 20°C 20°C 20°C
CSB der Flotte 17.800 mg/L 5.700 mg/L 19.600 mg/L
Oberflächenspannung 45,4 - 46,4 mN/m
29,8 - 31,9 mN/m
52,0 - 52,6 mN/m
Viskosität (200 RPM, Messteil 61) 4,1 cP 3,9 cP 5,3 cP
Trocknungstemperatur 150°C 150°C 120°C
Als günstigste Rasterwalzenart hatte sich eine Chromrasterwalze mit einer ausschließlich linien-
förmigen Gravur (Winkel zur Achse 45°, Flankenwinkel 80°, Lineatur 100/cm, Volumen
20 mL/m2) erwiesen. Die Rasterwalze wurde so eingestellt, dass ein größerer Umschlingungs-
winkel der Ware um die Walze ermöglicht wurde.
Für die Laboreinrichtung wurden bei den Versuchen folgende Bedingungen zur „trocken-in-
nass“-Ausrüstung von Polyesterwirkwaren gewählt [Abschlussbericht INNOimpräg DBU
27110]:
Umfangsgeschwindigkeit der Rasterwalze 5,3 m/min; Drehrichtung der Rasterwalze und
gummierten Zwickelwalze jeweils mit der Warenrichtung
Warengeschwindigkeit: 8,4 m/min
Flottenaufnahme der Polyesterwirkware 006 (88 g/m2): ø 52%
Flottenaufnahme der Polyesterwirkware 402 (146 g/m2): ø 23%
Alle Werte der Flottenaufnahme sind Mittelwerte aus > 10 Versuchen.
Die von den in ihren Flächengewichten unterschiedlichen Wirkwaren aufgenommenen
Flottenvolumina waren entgegen der Erwartung nicht gleich. Die Flottenaufnahme von
schwereren Maschenwaren lag bei 34 g/m2, die der leichteren Ware bei 46 g/m2. Im La-
borversuch war über das Warengewicht, die Geschwindigkeit der Rasterwalze und die
Warengeschwindigkeit keine auf andere Warengewichte übertragbare Flottenaufnahme
zu berechnen. Da keine weiteren Rasterwalzen zur Verfügung standen, konnte der Zu-
sammenhang zwischen Flottenaufnahme, Warengewicht und Warenart nicht näher un-
tersucht werden. Es ist aber anzunehmen, dass bei einem Artikelwechsel und möglich-
erweise auch bei einem Wechsel der Veredlungsrezeptur in Abhängigkeit von der Vis-
kosität und möglicherweise auch von der Oberflächenspannung (Netzfähigkeit) der
15
Veredlungsflotte auch ein Wechsel der Rasterwalze (Lineatur, Näpfchenvolumen) erfor-
derlich sein wird. Das werden jedoch erst Versuche auf einer praxiskonformen Pilotan-
lage zeigen können.
Abbildung 2: Anordnung der Chromrasterwalze zusammen mit der gummierten Walze zur Imprägnie-rung von Warenbahnen. Die Stahlwalze hinter der Rasterwalze ist höhenverstellbar ein-gerichtet [Abschlussbericht INNOimpräg DBU 27110]. Zwischen Raster- und Gummi-walze bildet sich ein Zwickel zur Aufnahme der Behandlungsflotte.
Die Abhängigkeit von der Umfangsgeschwindigkeit der Rasterwalze (bei gleichbleibender Wa-
rengeschwindigkeit) konnte durch die Laborversuche nachgewiesen werden [Abschlussbericht
INNOimpräg DBU 27110].
Wird die Umfangsgeschwindigkeit der Rasterwalze auf 3,9 m/min reduziert, so werden auch
niedrigere Flottenaufnahmen festgestellt:
Flottenaufnahme der Polyesterwirkware 006 (88 g/m2): ø 35%
Flottenaufnahme der Polyesterwirkware 402 (146 g/m2): ø 19%
Alle Werte der Flottenaufnahme sind Mittelwerte aus > 10 Versuchen.
Wird die Umfangsgeschwindigkeit der Rasterwalze weiter auf 2,8 m/min reduziert, so gleicht
sich die Flottenaufnahme nicht in gleichem Maße an:
Flottenaufnahme der Polyesterwirkware 006 (88 g/m2): ø 28%
Flottenaufnahme der Polyesterwirkware 402 (146 g/m2): ø 18%
Alle Werte der Flottenaufnahme sind Mittelwerte aus > 10 Versuchen.
0 - 100 µ
Gummierte Walzeist mit der Rasterwalze verbunden.
Der Abstand zwischen beiden Walzen sollverstellbar sein (anliegend = 0 µm bis max.100 µm) und benötigt einen eigenständigen Antrieb.
Rasterwalzefeststehend; gegen und mit der Warenrichtung drehbarUmfangsgeschwindigkeit variabel
Schraubengewinde zur Einstallung des Abstandesder gummierten Walze zurVliesstoff- oder Rasterwalzefür eine Zwickelbildung
Ziel der Anordnung:Bildung eines Zwickels zwischenGummi- und Rasterwalze
INNOimpräg - definierter Auftrag von wässrigen Appreturmittel enthaltenen Lösungen und Dispersionen mittels Zweiwalzensystem
Saugtrommelzur Ausbreitung von Rollkanten
16
Auch zur „nass-in-nass“-Ausrüstung wurden Versuche mit Polyesterwirkwaren durchgeführt.
Umfangsgeschwindigkeit der Rasterwalze: 1,4 m/min; Drehrichtung der Rasterwalze
und gummierten Walze mit der Warenrichtung
Warengeschwindigkeit: 8,4 m/min
Die Ausrüstung erfolgte mit einem Hydrophobierungsmittel (30 g/L); der Flotte wurde
ein Netzmittel (1,5 g/L) zugegeben. Die Warenbahn war vorher nur mit einem Netzmit-
tel auf einen Feuchtegehalt von 20% eingestellt worden.
Flottenaufnahme additiv (nass-in-nass): ø 27%
Gesamtflottenaufnahme (1: trocken-in-nass; 2: nass-in-nass): ø 50%
Für eine gleichmäßige Imprägnierung erwies sich ein Zusatz eines Netzmittels als notwendig.
Dies hatte keine Auswirkungen auf den Effekt der Wasserabweisung bei einer Hydrophobierung.
Zusammenfassend konnte als Ergebnis der Laborversuche zum Einsatz von Rasterwalzen festge-
stellt werden [Abschlussbericht INNOimpräg, DBU 27110]:
Mit Rasterwalzen konnte im direkten Kontakt mit der Warenbahn ein gleichmäßiger Flottenauf-
trag erzielt werden, so weit dies die vorhandene technische Einrichtung der Labortechnik und
die damit verbundene Präzision zuließ. Durch die Anordnung einer gummierten Walze mit
kleinerem Walzendurchmesser parallel zur Rasterwalze konnte ein Zwickel für den Flottenvor-
rat gebildet werden. Die Zuführung der Flotte erfolgte über einen entlang des Zwickels chan-
gierenden Schlauches, die Zudosierung der Flotte mit einer Zahnrad- oder Schlauchpumpe.
Letztere ist wegen der einfacheren Reinigung zu bevorzugen.
Der Flottenauftrag war abhängig von der Drehrichtung Rasterwalze und der gummierten Walze
mit oder gegen die Richtung der Fortbewegung der Warenbahn. Die bei gegenläufiger Bewe-
gungsrichtung entstehende Friktion zwischen Rasterwalze und Warenoberfläche führte insbe-
sondere bei sehr leichten und offenen Maschenwarenstrukturen zu Verschiebungen und zur
Faltenbildung. Als optimale Anordnung erwies sich ein System mit zusätzlichen Leitwalzen, mit
dem eine definierte Umschlingung der Rasterwalze ermöglicht wurde.
Der Flottenauftrag konnte von 60% (durchdringende Benetzung) ausgehend bis 10% gleichmä-
ßig realisiert werden. Mit abnehmendem Flottenauftrag (< 20%) wird das Bild der benetzten
Oberfläche bei einer „trocken-in-nass“-Verfahrensweise allerdings unruhiger, trockene und
wenig benetzte Stellen nehmen zu. Auf die benetzte Seite beschränkte Ausrüstungseffekte
konnten im Laborversuch nicht beobachtet werden.
Die Näpfchen bzw. Linien der Rasterwalze werden beim Kontakt mit der Ware nicht vollstän-
dig entleert. Bei jedem Flottenwechsel muss daher eine gründliche Reinigung mit Wasser (und
Netzmittel) erfolgen, um die Rasterwalze in den Ausgangszustand zurückzuführen. Das System
mit der Zwickelanordnung erwies sich hierfür als robust und gut zugänglich. Die Wassermenge
kann bei gezielter Anwendung auf eine geringe Menge beschränkt werden.
Auf der Pilotanlage eines Maschinenbauunternehmens, die im Praxismaßstab zur Verfügung
stand und bei der eine Rasterwalze aus einem Flottenreservoir (Chassis mit ca. 8 L Füllvolumen)
17
Appreturflotte aufnimmt und direkt bzw. über ein Doppeldosierrakelsystem auf die Ware, die
um eine Transportwalze angeordnet ist, aufträgt, wurden Versuche mit verschiedenen Appretu-
ren durchgeführt [ZIMMER, Klagenfurt, November 2011]. Eine Auswahl der Ergebnisse ist in
der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst:
Tabelle 3: Zusammenfassung der Ergebnisse aus praxiskonformen Versuchen zur Anwendung von Rasterwalzen zum Auftrag von Appreturflotten auf Polyestermaschenwaren, Warenge-schwindigkeit: 25 m/min
Artikel der Ma-schenware
Rakelbezeichnung
Gewicht g/m2
Art der Ausrüstung
Summe Konzentration der Ausrüstchemikalien
Flotten- aufnahme
%
Bemerkungen
8-17
DR VR 2508 oben DR 2508 unten
125 Hydrophobierung/ Oleo-phobierung
120 g/L
31 Auftragsbild wirkt sofort nach der Benetzung leicht streifig, nach Luftgang i.O.
8-17
DR VS 2524 oben DR VS 2504 unten
125 Polyurethanausrüstung
950 g/L
4 gezielt einseitiger Auftrag, Unterseite bleibt trocken
3-47
DR VR 2508 oben DR 2504 unten
135 Hydrophobierung/ Oleo-phobierung (+ Netzmittel)
150 g/L
13,5 Auftragsbild i.O. deutlicher Unterschied zwi-schen ober- und Unterseite
3-47
DR VR 2510 oben DR VR 2510 unten
135 Hydrophobierung/ Oleo-phobierung (+ Netzmittel)
150 g/L
44 Auftragsbild i.O. Ware deutlich durchtränkt
Die Versuche sind insgesamt zufriedenstellend verlaufen. Als nachteilig an der Maschinenkon-
struktion wurden das Volumen des Flottenreservoirs, das zu einer Restflotte führen wird, und
die Anordnung des Flottenreservoirs unterhalb der Transportwalze angesehen. Das Maschinen-
bauunternehmen verfügte über eine große Auswahl von Rasterwalzen, die zielsicher zur An-
wendung kamen, was auf eine große Erfahrung schließen lässt. Dennoch wird dieser Maschi-
nentyp nicht häufig eingesetzt, was aus der bisher nur geringen Verbreitung zu schließen ist.
Für den Einsatz dieser Raster-Auftragstechnologie wird vom Maschinenbauunternehmen des
geplanten Gesamtsystems dieses Vorhabens und Koordinator des Vorhabens INNOimpräg
[DBU 27110] ein schrittweiser Umbau einer baugleichen Pilotanlage eines anderen Herstellers
erwogen. Die Anlage ist bei einem Textilveredlungsunternehmen an einem Spannrahmen ange-
schlossen worden, so dass demnächst die Erprobung anderer Anordnungen der Rasterwalze
und Fahrweisen vorgenommen werden können.
18
3.2 ENTWICKLUNG EINER STABILSCHAUMBESCHICHTUNG
Für den Beginn dieses Vorhabens waren Laborversuche zur Stabilschaumbildung vorgesehen,
die Hinweise zu grundsätzlichen Rezept- und Verfahrensbedingungen ergeben sollten. Im vor-
gesehenen Zeitraum blieben jedoch die Versuchsergebnisse hinter den Erwartungen zurück, so
dass erheblich mehr Zeit als ursprünglich geplant für diesen Teil des Vorhabens in Anspruch
genommen werden musste. Die Entwicklung konnte jedoch im Verlaufe des Jahres 2012 so
weit abgeschlossen werden, dass ein erster, orientierender Praxisversuch einige wesentliche
Unterschiede zwischen der Verfahrensweise im Labor und denen, die unter Praxisbedingungen
zu erwarten sind, aufzeigen konnte.
Im Labor erfolgt die Verschäumung von Polyurethandispersionen mit einem Küchenmixer, der
eine Regelung der Drehgeschwindigkeit des Schneebesens in mehreren Stufen ermöglicht. Die
Reihenfolge der Zugabe der Komponenten der Rezeptur und die dabei gewählte Drehge-
schwindigkeit des Schneebesens, der auch als Rührer fungierte, waren für die spätere Schaum-
entwicklung und Gleichmäßigkeit des Schaumes von ausschlaggebender Bedeutung. Insbeson-
dere die Zugabe der Füllstoffe, als solche wurden kurzstapelige Baumwollfasern („Baumwolle“)
und unter Temperatureinfluss expandierende Additive („chemischer Füllstoff“) eingesetzt, muss-
te langsam und bei den Baumwollfasern auch in vereinzelter Form erfolgen. Eine gleichmäßige
Verteilung der Füllstoffanteile erwies sich als ein wesentlicher Punkt zur Erzielung der ge-
wünschten Schaumstruktur. Die Zugabe der Füllstoffe hatte auch positive Auswirkungen auf
eine Steigerung der Stabilität und Elastizität des Schaumes.
Die Rezeptur hatte folgende Zusammensetzung (bis auf die Füllstoffe lagen alle Komponenten
als wässrige Dispersionen vor):
Polyurethan „weich“: 550 – 650 g/kg
Polyurethan „hart“: 80 – 160 g/kg
Verschäumer: 15 – 80 g/kg
Vernetzer: 30 – 40 g/kg
Stabilisator: 30 – 80 g/kg
Füllstoff: 0 – 65 g/kg
Summe: 1.000 g = 1 kg (entsprechend anteilige Erhöhung der Komponenten)
In der nachfolgenden Abbildung ist beispielsweise der Zusammenhang von Schaumhöhe (tro-
cken) und der Wiedererholung des Polyurethanschaumes nach einer Stunde Belasten sowie
nach einer und drei Stunden Entlastung für unterschiedliche Anteile am Füllstoff Baumwolle
dargestellt. Die Wiedererholung nach Belasten und Entlasten des Schaumes mit einem definier-
ten Gewicht entspricht der Prüfung, die mit einem auf Maschenware flammkaschierten
Schaumstoff von der Warenseite her durchgeführt wird, um bei einer – anwendungsorientierten
– Stoßbelastung die vollständige („100%“) Rückbildung einer glatten Oberfläche zu untersu-
chen. Mit ca. „2 g“ eingewogenem, entsprechend 30 g/kg Füllstoffanteil wird eine maximale
Schaumhöhe erreicht, jedoch ist die Wiedererholung auch beim höchsten Füllstoffanteil noch
nicht ausreichend.
19
Abbildung 3: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der Wiedererholung nach einer Stunde Belastung bzw. einer und drei Stunden Entlastung in Abhängigkeit von der Füllstoffmenge in der Schaumrezeptur (eingewogene Mengen, entsprechen 0 bis 65 g/kg Schaumbeschichtungspaste)
Abbildung 4: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der Wiedererholung nach einer Stunde Belastung bzw. einer und drei Stunden Entlastung in Abhängigkeit von der Temperatur während der Trocknung im Spannrahmen. (Füllstoffmenge in der Schaumre-zeptur: 4,5 g eingewogene Menge, entsprechend 65 g/kg Schaumbeschichtungspaste)
Als weiterer wesentlicher Parameter erwies sich die Trocknungstemperatur. Bei niedrigen Tem-
peraturen, ca. 130°C wird die höchste Schaumdicke erhalten, jedoch ist die Oberflächenstabili-
20
tät (Wiedererholung) nur gering. Bei einer Temperatur > 145°C besteht die Gefahr der Vergil-
bung des Polyurethanschaumes. Ein ähnlicher Zusammenhang besteht in Abhängigkeit vom
Gehalt an Stabilisator. Mit zunehmendem Anteil (> 40 g/kg) nimmt die Schaumdicke ab, die
Wiedererholung nach der Belastung verbleibt auf niedrigem Niveau (< 60%) und nach einer
bzw. drei Stunden Entlastung (< 90%).
Abbildung 5: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der Wiedererholung nach einer Stunde Belastung bzw. einer und drei Stunden Entlastung in Abhängigkeit vom Gehalt an Entschäumer (jeweils g eingewogene Menge, entsprechend 15-80 g/kg Schaumbeschichtungspaste)
Der Verschäumer (Alkylaminoxid) führt mit zunehmendem Anteil in der Schaumbeschich-
tungspaste erwartungsgemäß zu höheren Schaumdicken, obwohl beim Schaumlitergewicht (ca.
110 g/L) kein Unterschied festzustellen war. Ein zu hoher Gehalt an Verschäumer und auch an
Stabilisator (Ammoniumstearat) kann sich bei der späteren Verwendung der schaumbeschichte-
ten Textilien durch Thermomigration nachteilig bemerkbar machen („Fogging“). Beide Stoffe
sollen daher in möglichst geringer Konzentration eingesetzt werden.
Als Ergebnis aller Laborversuchsreihen wurde eine Rezeptur ausgewählt, die ein ausgewogenes
Mengenverhältnis von weichem und hartem Polyurethan (als Dispersion), Stabilisator, Ver-
schäumer und Vernetzer, ohne und mit Füllstoff aufweist. Während die Rezeptur ohne Faser-
füllstoff keine hohe Schaumdicke liefert, erhält man mit Baumwollfasern als Füllstoff ein deut-
lich höheres Schaumgewicht (bis + 50%) und kann auch eine Steigerung der Schaumhöhe er-
reichen. Mit chemisch expandierenden Additiven kann eine gleichbleibend hohe Schaumdicke
erzielt werden. Der Anteil des bei Erwärmung expandierenden Füllstoffes in der Schaumbe-
schichtungspaste kann auf weniger als 40 g/kg begrenzt werden. Diese Variation weist die
günstigste Wiedererholung nach Druckbelastung auf, die bei fast 95% liegt. Schaumflächenge-
wichte von 225-250 g/m2 können bei einer Schaumdicke von bis zu 4,6 mm erreicht werden.
21
Diese sind aber gewichtsmäßig immer noch doppelt so hoch wie die der kaschierten Schaum-
stoffe. Aus preislichen Gründen muss daher eine weitergehende Optimierung des Rezeptes
vorgenommen werden.
Nachfolgende Abbildung 6 zeigt den Einfluss der Menge des expandierenden Füllstoffes in Be-
zug auf die Schaumhöhe nach der Trocknung. Eine Menge von 8 bis 15 g/kg Paste erweist sich
als ausreichend zur Erzielung einer Schaumhöhe größer 5 mm.
Abbildung 6: Zusammenhang zwischen der Schaumhöhe (trocken) und der dem Gehalt an unter Wärmeeinwirkung expandierendem Füllstoff „Expancell“ (jeweils g eingewogene Menge bezogen auf 1 kg Schaumbeschichtungspaste)
Die Schaumbeschichtung war jeweils „weich“, nach einer Druckbelastung dauerte es eine Zeit,
bis eine Rückerholung auf max. 95% der Ausgangsschichtdicke („Schaumhöhe“) erreicht wurde.
Es wurde daher unterschiedliche Verhältnisse von „weichen“ zu „harten“ Polyurethanen ge-
wählt. Alle Rezepturen enthielten ca. 30 g/kg Paste expandierenden Füllstoff; auch die anderen
Komponenten (Stabilisator, Verschäumer, Vernetzer) wurden nicht wesentlich in ihren Anteilen
in der Rezeptur geändert. Die Verhältnisse der Polyurethandispersionen sind unter den Balken
der nachfolgenden Abbildung 7 festgehalten. Mit zunehmendem Anteil an „hartem“ Poly-
urethan nimmt die Schaumhöhe des getrockneten Polyurethanschaumes überraschend ab. Es
wurde nicht untersucht, ob geänderte Verhältnisse der Zusatzkomponenten oder ein höherer
Gehalt an expandierendem Füllstoff zu einer Verbesserung der Ergebnisse führen.
0
1
2
3
4
5
6
7
8
0 8 15 34
Gesamtdicke [m
m]
Füllstoffmenge Expancell [g/kg]
22
Abbildung 7: Abhängigkeit der Schaumhöhe (trocken) von dem Mischungsverhältnis „weicher“ zu „harter“ Polyurethane als wässrige Dispersion in der Paste. Der Gehalt an unter Wärme-einwirkung expandierendem Füllstoff, Stabilisator, Vernetzer und Verschäumer ist bei al-len drei Rezepturen gleichbleibend.
Weitere Laborversuche betrafen die hintereinander vorgenommene Imprägnierung und Be-
schichtung der Ware. Polyesterwirkware, die einen Feuchtegehalt von 20% hatte, wurde in
einem ersten Schritt mit einem Fluorcarbonharz (Fleckschutz und Hydrophobierung) oder mit
einem Flammschutzmittel mittels Rasterwalzenauftrag einseitig imprägniert und dann sofort
anschließend auf der anderen Seite mit dem Stabilschaum beschichtet. Auf die Trocknungsdau-
er hatte dies keinen Einfluss. Jedoch war bei der mit Fluorcarbon ausgerüsteten und schaumbe-
schichteten Ware im trockenen Zustand kein Effekt auf der mit Fleckschutz (Hydrophobierung)
ausgerüsteten Warenseite festzustellen. Erst eine Zwischentrocknung konnte den erwünschten
Effekt erbringen. Das lässt darauf schließen, dass die Fluorcarbonausrüstung erst „ausgerich-
tet“ und auf der gewünschten Seite fixiert sein muss, ehe der Schaum aufgetragen werden kann.
Bei einer Antistatic- und Flammschutzausrüstung ist dies offensichtlich nicht erforderlich.
In einer Versuchsreihe im Labor wurde das Gebläse des Labortrockners in zwei Stufen von der
niedrigen Stufe 1 zu Beginn des Trocknens (3 Minuten) auf die höhere Umluftleistung „Stu-
fe 2“ (1,5 Minuten) bei einer Trocknungstemperatur von 145°C verändert. Zum Beispiel enthielt
die Schaumbeschichtungspaste 8 g/kg chemisch-expandierenden Füllstoff. Das Schaumliterge-
wicht lag wie üblich bei den Laborversuchen bei 115 g/L. Als Flächengewicht des trockenen
Schaumes wurde 270 g/m2 bei einer Schaumdicke von 5,0 mm erreicht. Die geringere Luftbe-
wegung zu Beginn des Trocknungsprozesses erwies sich als günstig im Hinblick auf die Erzie-
lung einer höheren Schaumdicke. Wie alle vorhergehenden Laborversuche war jedoch die
Oberfläche der Schaumschicht als geschlossene Decke ausgebildet.
Wendet man dieselbe Schaumrezeptur an und trocknet die Schaumschicht im Mikrowellenofen
3 Minuten bei 600 Watt, so kann eine offenporige Oberfläche erzeugt werden. Das Flächen-
gewicht des Schaumes liegt bei 260 g/m2 und die Dicke des trockenen Schaumes bei 3,8 mm.
Wird anstelle des chemisch-expandierenden Füllstoffes Baumwollfasermaterial (30 g/kg) zur
Schaumbeschichtungspaste gegeben, so wird ein Schaumflächengewicht von 350 g/m2 und
0 0,5 1
1,5 2
2,5 3
3,5 4
4,5
690g "hart"; 150g "weich"
400g "hart"; 400g "weich"
150g "hart"; 650g "weich"
Gesam
tdicke [m
m]
pro Ansatz
23
eine Schaumdicke von 6 mm erreicht. Die Spaltbreite (Abstand des Rakels von der Warenober-
fläche) war bei allen Versuchen auf 5 mm eingestellt. Ohne Füllstoff werden ein Schaumflä-
chengewicht von 225 g/m2 und eine Schaumdicke von 3,4 mm erzielt. Nachfolgendes Foto
zeigt die Schaumoberfläche eines im Mikrowellenofen getrockneten Schaumes, dessen Paste
mit chemisch-expandierendem Füllstoff angereichert war.
Abbildung 8: Foto eines Schaumes (Draufsicht), der im Mikrowellenofen getrocknet wurde. Kein Füllstoff, Trocknungsleistung 600 Watt, 3 min. Schaumlitergewicht 95 g/L, Schaumflächengewicht 225 g/m2, Schaumdicke 3,4 mm
Auf einer Technikumsanlage des Maschinenherstellers wurden Versuche zur Frage durchge-
führt, ob eine gezielte Durchströmung des auf der Ware liegenden Schaumes mit Heißluft von
der Unterseite des Textils her zu einer Steigerung der Schaumdicke und Herabsetzung des
Schaumflächengewichtes führt. Diese spezielle Labor-Trocknungseinheit ermöglicht eine ge-
zielte Durchströmung der beschichteten Ware mit einer auf eine bestimmte Temperatur einge-
stellten Luft, lässt aber auch eine seitliche, begrenzbare Vorbeiführung der Luft zu, so dass
oberhalb der mit Schaum beschichteten Fläche ein Gegendruck mit Luft derselben Temperatur
eingestellt werden kann. Bei einer Beschichtung von trockener Ware mit einem Schaum, der
8 g/kg chemisch-expandierenden Füllstoff enthält und ein Schaumlitergewicht von 105 g/L hat-
te, konnte ein Schaumflächengewicht von 250 g/m2 und eine Schaumdicke von 5,2 mm er-
reicht werden. Die Trocknungsdauer betrug 4 Minuten bei 147°C und bei einer Anströmge-
schwindigkeit von 1 m/s. Die Oberfläche ist gleichmäßig geschlossen und zeigt einige wenige
Bläschenkrater.
Wird die Ware vor der Beschichtung mit der INNOimpräg-Labortechnik auf 30% Feuchtegehalt
angefeuchtet und dann mit gleicher Rezeptur und Verfahrensweise beschichtet und getrocknet,
geht die Schaumdicke auf 4,7 mm zurück und das Schaumflächengewicht steigt auf ca.
24
300 g/m2. Wenn zusätzlich zur Einstellung eines Feuchtegehaltes der Ware auf 30% ein Additi-
vauftrag mit 20% Feuchte als Flammschutzausrüstung erfolgt, ist die Schaumdicke 4,6 mm. Das
Schaumflächengewicht beträgt jedoch nur 240 g/m2.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine einseitige Beschickung der beschichteten Ware
mit heißer Luft von der Unterseite her (Gegenseite der Schaumschicht) keine Verbesserung zu
Schaumhöhe und -stabilität sowie zur Porigkeit erbringt. Vielmehr ist ein ausgewogenes Ver-
hältnis von Unter- und Oberluft anzustreben, wobei die Unterluft mit ca. 1 m/s gezielt auf die
Warenfläche gerichtet sein sollte und die Oberluft eher tangential an der Oberfläche des
Schaumes vorbeigeführt wird.
Die in der Labortechnik verwendeten Schaumaufbereitungswerkzeuge (Mixer) ergeben nur eine
bedingte Aufschäumung. Es soll daher untersucht werden, inwieweit sich das Schaumliterge-
wicht von viel mehr als 100 g/L nassem Schaum (Labor) auf weniger als 50 g/L durch einen
technischen Mixer senken lässt und welche Auswirkungen dies auf den Schaumauftrag auf die
Ware und das Trocknungsverhalten hat. Ziel ist hierbei ein Schaumflächengewicht um die 100
-120 g/m2 bei 3 mm Schaumendstärke zu erreichen. Die Versuche wurden im Praxismaßstab
auf einem Beschichtungsrahmen eines Unternehmens durchgeführt, dass Polyestergewebe aus-
rüstet und beschichtet.
Bei dem Großversuch wird ein 6-Felder-Spannrahmen verwendet. Die Temperatur sowie die
Umluft sind in jedem Halbfeld einzeln regelbar. Vor dem Spannrahmen wird auf die Waren-
bahn der stabile Schaum mittels eines Walzenrakels aufgetragen. Der Rakelspalt (Abstand zwi-
schen Rakel und Warenbahn) ist variabel einstellbar (Höhe in mm). Die Schaumerzeugung
erfolgt mittels eines Rotormixers. Dieser kann 8 bis 80 kg Schaum pro Stunde mit Schaumliter-
gewichten ab 50 g/L erzeugen.
Aus den unten aufgelisteten Komponenten wird die Schaumbeschichtungspaste hergestellt.
Zunächst werden die Polyurethan-Dispersionen vorgelegt; in der Reihenfolge der Zusätze folgt
dann der chemische Füllstoff, der portionsweise zugegeben wird. Gleichzeitig wird diese Mi-
schung mit einem Ultra-Turrax homogenisiert. Danach werden die restlichen Hilfsmittel unter
Rühren zugegeben. Der Schaumansatz wird in den Vorratsbehälter des Mixers gegeben. Durch
die Drehzahl des Mixerkopfes wird die gewünschte Fördermenge eingestellt. Die Umrechnung
der Fördermenge in die Drehzahl erfolgt durch eine bereits vorhandene Leistungskurve. Der
durch den Mixer erzeugte stabile Schaum wird durch einen Schlauch zur Auftragseinheit geför-
dert, dort vor das Rakelmesser so gelegt, dass eine geschlossene, etwa 10 cm dicke Wulst ge-
bildet wird, die den nötigen Druck für eine der Spaltbreite entsprechenden Schaumdicke auf
der Warenbahn erzeugt.
Parallel zu den Beschichtungsversuchen unter Praxisbedingungen auf der Spannmaschine wur-
de dieselbe Paste im Labormaßstab auf identische Ware (ca. 4 dm2 Musterfläche) von Hand mit
derselben Schichtdicke aufgestrichen und anschließend im Labortrockner bei der üblicherweise
eingestellten Temperatur von 145°C während 4,5 Minuten getrocknet. Hierbei fiel auf, dass –
möglicherweise bedingt durch die unterschiedliche Beschichtungsgeschwindigkeit (bei der
25
Handbeschichtung war keine Geschwindigkeit mess- und einstellbar) – in den ersten Praxisbe-
schichtungsversuchen die Beschichtungshöhe unter der eingestellten Spalthöhe blieb. Durch
eine verstärkte Vorlage von Schaumpaste konnte dieser Nachteil behoben werden.
Tabelle 4: Zusammenfassende Darstellung der Prozessbedingungen und Ergebnisse des Praxis-Beschichtungsversuches mit einer Stabilschaumpaste auf Maschenware mit folgenden In-haltsstoffen: Polyurethandispersion „hart“: 687 g
Polyurethandispersion „weich“: 153 g Verschäumer 76 g Vernetzer 30 g Stabilisator: 46 g Chemischer Expansionsfüllstoff: 8 g
Eigenschaften Versuch unter Laborbedingungen
Versuch 1 Spannmaschine
Versuch 2 Spannmaschine
Versuch 3 Spannmaschine
Wareneigenschaften Maschenware 111440: 152 g/m2, 1,53 m Breite, 0,58 mm Dicke
Mixereinstellungen:
Schaumlitergewicht 70 g/L 50 g/L 75 g/L 75 g/L
Fördermenge 80 kg/h 80 kg/h 80 kg/h 80 kg/h
Drehzahl Mixer 140 min-1 140 min-1 140 min-1 140 min-1
Einstellung Rakel:
Spalthöhe: 5 mm 5 mm 5 mm 7 mm
Warengeschwindigkeit: -/- 4 m/min 4 m/min 4 m/min
Auftragsbreite SOLL: 30 cm 82 cm 82 cm 82 cm
Auftragsbreite IST: 30 cm 75 cm 75 cm 75 cm
berechneter Verbrauch: -/- 1,6 L/min 1,6 L/min 2,3 L/min
Einstellung Spannrahmen:
Feld 1 Temperatur Umluft
145 °C 50%
4,5 min
100°C 30/30
100°C 30/30
100°C 30/30
Feld 2 Temperatur Umluft
110°C 30/30
110°C 30/30
110°C 30/30
Feld 3 Temperatur Umluft
130°C 40/50
130°C 40/50
130°C 40/50
Feld 4 Temperatur Umluft
150°C 60/70
150°C 60/70
150°C 60/70
Feld 5 Temperatur Umluft
150°C 70/80
150°C 70/80
150°C 70/80
Feld 6 Temperatur Umluft
150°C 70/80
150°C 70/80
150°C 70/80
Dicke der trockenen Schaumschicht
4,8 mm 1,1 mm 2,3 mm 3,9 mm
Schaumflächengewicht (ohne Textil)
205 g/m2 78 g/m2 106 g/m2 166 g/m2
Die Praxisversuche zeigten folgenden Zusammenhang:
Mit einem 6-Felder-Spannrahmen und mit einer üblichen Beschichtungseinrichtung eines
Streichsystems sind Stabilschäume aus Polyurethandispersionen in ausreichender Gleichmäßig-
keit zu realisieren. 4 m/min war die Mindestgeschwindigkeit. Die Aufenthaltsdauer der Ware
im beheizten Teil der Spannmaschine betrug dann 4,5 min (100-150°C).
26
Für den Auftrag des nassen Schaumes auf Maschenware reicht ein Walzenrakelsystem aus. Die
vor dem Rakelmesser vorgelegte Schaumpaste muss vom Umfang und von der Masse her auf
das Schaumlitergewicht, die Position und den Winkel des Rakels, den Abstand zwischen Rakel
und Warenbahn (Höhe) und die Warengeschwindigkeit eingestellt werden. Hierbei ist zu be-
achten, dass sich die Viskosität und die Fließeigenschaften der verschäumten Paste mit abneh-
mendem Schaumlitergewicht „exponentiell“ verändern. Schaumbeschichtungspasten mit nied-
rigem Schaumlitergewicht (< 50 g/L) sind kaum noch fließfähig und weisen eine eher „stei-
fe“ Struktur auf. Inwieweit Druckeinwirkung einen verbesserten (höherer Schaumauftrag) er-
möglicht, konnte nicht geklärt werden (Düsenrakel). In der zur Verfügung stehenden Zeit (eine
Schicht) waren nur grundsätzliche Bedingungen zur Herstellung von Stabilschaumbeschichtun-
gen unter Praxisbedingungen zu ermitteln. Ein Luftrakel scheidet wegen der dann notwendig
höheren Warenspannung bei Maschenwaren aus.
Um ein Schaumflächengewicht „trocken“ kleiner 100 g/m2 zu erzielen, muss das Schaumliter-
gewicht < 50 g/L sein. Im Praxisversuch musste wegen der technischen Gegebenheiten am Ra-
kel das Schaumlitergewicht auf mindestens 70 g/L eingestellt werden, damit eine genügend
hohe Schichtdicke der Schaumbeschichtung nach dem Rakel erreicht werden konnte.
Ohne chemische Hilfe zur Schaumbildung ist keine Schaumschichtdicke > 2 mm zu erzielen.
Die Luftführung im Spannrahmen muss insbesondere in der Eingangszone (Feld 1) eine kon-
struktive Änderung erfahren: stärkere Unterluft (Gegenseite der Beschichtung), tangentiale Luft-
führung oberhalb des Schaumes. Standardspannrahmen haben hierfür keine technischen Vor-
richtungen.
Eine direkte Übertragung der Ergebnisse vom Labor- auf den Praxismaßstab ist nicht gegeben.
Die Laborarbeit dient in erster Linie zur Ermittlung der Schaumrezeptur für die Erzielung be-
stimmter Schaumeigenschaften im getrockneten Zustand. Erst im großtechnischen Maßstab
können die technischen Rahmenbedingungen und auch das Eigenschaftsprofil erarbeitet wer-
den. Dazu wird eine Praxisanlage mit allen erforderlichen Einrichtungen zum spannungsarmen
Betrieb, zum ein- oder zweiseitigen Auftrag von Appreturchemikalien und zum „nass-in-nass“-
Auftrag von Stabilschäumen benötigt. Die Entwicklung neuer Polyester-Maschenwarenartikel
benötigt eine entsprechend eingerichtete Praxisanlage mit folgenden Aggregaten:
Wareneinlauf: fest eingerichtete Nähmaschine, schussgerade Naht
Siebtrommel-Waschmaschine: spannungsarme Nachreinigung der Warenbahn
Vakuumsauge: gleichmäßige Entwässerung der Warenbahn < 20% Restfeuchte
Rasterwalzen-Additionsauftrag: einseitiger Auftrag von Appreturen, < 20% Zusatzfeuchte
Schaumbeschichtung: friktionsfreier Auftrag mechanisch verschäumter Dispersionen
Transport der Ware: Tragband für einen spannungsfreien Transport
Trocknung/Entwicklung: spezielle Luftführung für die Stabilschaumbeschichtung
Kühlen, Laminieren: spannungsarme Kompaktierung der Schaumbeschichtung und
Möglichkeit zur zusätzlichen Folienkaschierung
Aufwickeln spannungsfreies Aufwickeln ohne Schaumdeformation
27
3.3 ENERGIEEFFIZIENTE TROCKNERTECHNIK
Die Luftführung im Trockner ist von großem Einfluss auf die Vollendung der Stabilschaumbe-
schichtung. Eine gerichtete Verdampfung des Wassers ist mit der bestehenden Trocknertechnik
kaum möglich. Das haben die Versuche im Technikum des Maschinenbauunternehmens, das
die Entwicklungsarbeiten maßgeblich unterstützt hat, und auch die Versuche im Labor und auf
einer Praxisanlage gezeigt.
Gleichzeitig muss aus Gründen der Energieeinsparung auch ein Paradigmenwechsel bei der
Beschichtung erfolgen. Die bisher ausschließlich auf trockener Warenbahn erfolgende Textilbe-
schichtung muss zukünftig auch auf noch feuchter Ware möglich sein, um die Energie für das
Zwischentrocknen einzusparen. Das setzt voraus, dass der Feuchtegehalt der Ware vor der Be-
schichtung auf ein Minimum begrenzt wird.
2012 wurde in einem baden-württembergischen Unternehmen der Textilveredlung eine neuar-
tige Spannmaschine in Betrieb genommen, die sich durch eine wesentlich verbesserte Luftfüh-
rung im Spannrahmen, ein integriertes Wärmerückgewinnungskonzept mit Luftdurchsaugtech-
nik und durch ein neuartiges Konzept zur Erzeugung und Verteilung von heißer Prozessluft
auszeichnet (Power Frame Eco/Fa. Brückner Trockentechnik, Leonberg). Das Konzept wurde im
Rahmen eines Forschungsvorhabens entwickelt und mit dieser Spannmaschine erstmals in den
Praxismaßstab umgesetzt [Projekt InTroFix; Fa. Brückner/Leonberg, ITV Denkendorf, Bergische
Universität Wuppertal, zwei Textilunternehmen; BMWi (2008-2010)]. Eine weitergehende Ent-
wicklung des Konzeptes wird derzeit an dieser Praxisanlage durchgeführt [Projekt EnergyEFF-
dryer; Fa. Brückner/Leonberg, CuTec, Clausthal-Zellerfeld, Bergische Universität Wuppertal, Fa.
Dolinschek/Burladingen; DBU Az 30609 (2012-2013)]. Im Unterschied zu dem in diesem Vor-
haben bevorzugten Luftführungssystem, das zumindest im ersten Feld (von mindestens sechs
Feldern) eines Trockners eine dominante Unterluft benötigt und eine tangentiale Oberluftfüh-
rung vorsehen sollte, wodurch eine Schaumstabilisierung bewirkt werden soll, wird bei dem
neuen Konzept der Fa. Brückner Trockentechnik die Trockenluft im ersten Feld heiße, mit
Feuchte beladene Prozessluft durch die Ware von oben nach unten gesaugt. Dass hierdurch
und durch die besondere Erzeugung und Führung der Prozessluft im System gegenüber her-
kömmlicher Spannmaschinentechnik erhebliche Energiemengen einzusparen sind, zeigen fol-
gende erste Untersuchungsergebnisse.
Es handelt sich um die Ergebnisse einer Messreihe, die Ende 2012 im Rahmen des Projektes
EnergyEFFdryer durchgeführt wurden. Alle Gasbrenner erhalten hierfür eigene Gasuhren, mit
deren Hilfe der prozessbezogene Gasverbrauch gemessen wird. Außerdem werden in allen
Feldern die Umlufttemperatur, der Druck, die Feuchte und vor und nach den Wärmetauschern
über FiD-Messung der Kohlenstoffgehalt in der Abluft ermittelt. Die Maschinen- und Prozessda-
ten wurden überprüft und aufgezeichnet (Temperatur und Volumenstrom zur Umluft un-
ten/oben, Temperatur und Volumenstrom für Frisch- und Abluft vor und nach Wärmeüberträ-
gern, Volumenströme der heißen Prozessluft zu jedem Abteil, Temperatur der Prozessluft in
den Brennerkammern, Kreislaufluft zu Temperatur und Volumenstrom u.a.). Die beschriebene
Anlage ist eine Spannmaschine mit 5 Thermozonen, jede Thermozone ist 3 m lang. Die Ergeb-
28
nisse der Messungen wurden wie folgt auf größere Anlagen mit 6 bzw. 8 Feldern hochgerech-
net. Es erfolgt ein Vergleich mit einem „Standardspannrahmen“ mit direkt vergleichbaren Pro-
zessbedingungen.
Tabelle 5: Gegenüberstellung von Prozess- und Energiedaten zu vergleichbaren Trocknungs- und Fi-xierprozessen eines Standardspannrahmens (Nr.1) zum energieeffizienten System Power-FrameEco der Fa. Brückner Trockentechnik, Leonberg. Ergebnisse aus Untersuchungen im Rahmen des Projektes EnergyEFFdryer bei der Fa. Dolinschek, Burladingen (10/2012).
Abkürzungen zu den Prozessarten: TR = Trocknen, TR+F = Trocknen und Fixieren in einem Arbeitsschritt; Kostenbezug (ø Deutschland): Gas: 0,046 €/kWh, elektr. Strom: 0,12 €/kWh; Quelle CO2-Äquivalente: [Berechnungen_CO2_Emissionen_Stamd_100715.xls; entnommen dem „Leitfaden für effiziente Energienutzung in Industrie und Gewerbe“ des LfU]; Prognose zu den Jahreseinsparungen bezieht sich auf den jeweiligen Prozess mit Nutzeffekt η = 80%
Eigenschaften Einheit Standardspannrahmen (1) PowerFrameEco
Prozess-Nr. 1 2 3 1 2 3
Prozessart TR TR TR+F TR TR TR+F
Anzahl der Thermozonen 8 8 8 8 8 8
Produktion kg Ware/h 2066 1533 694 2073 1501 690
Produktionsgeschwindigkeit m/min 88 65 29 88 64 29
Verdampfungsleistung kg Wasser/h 1694 1257 618 1700 1231 614
Energie thermisch kW 1935 1442 1182 1566 1104 727
Energie elektrisch kW 184 142 161 184 134 153
Spez. Energie ε Ware-thermisch kWhtherm/kgWare 0,937 0,941 1,703 0,755 0,736 1,054
Spez. Energie ε Wasser-thermisch kWhtherm/kgWasser 1,142 1,147 1,913 0,921 0,897 1,184
Spez. Energie ε Ware-elektrisch kWhelektr./kgWare 0,089 0,093 0,232 0,089 0,089 0,222
Spez. Energie ε Ware-thermisch Relativ (Bezug 1) 100% 100% 100% 81% 78% 62%
Spez. Energie ε Wasser-thermisch Relativ (Bezug 1) 100% 100% 100% 81% 78% 62%
Spez. Energie ε Ware-elektrisch Relativ (Bezug 1) 100% 100% 100% 100% 96% 96%
Einsparung Gas MWh/a 1.634 1.500 2.018
Einsparung Gaskosten €/a 75.276 68.952 92.820
Einsparung el. Strom kWh/a -/- 42.240 42.240
Einsparung Kosten el. Strom €/a -/- 5.280 5.280
Einsparung CO2 kg CO2/a 382.800 375.560 513.790
29
Je nach Prozessart und auch in Abhängigkeit vom Substrat betragen die Einsparungen an ther-
mischer Energie zwischen 20% und 40%. Die Einsparungen an elektrischer Energie fallen ge-
ringer aus, da sich die Antriebe für die Ketten, Ventilatoren und andere Motoren in Anzahl und
Leistung nur unwesentlich unterscheiden. Ein wesentlicher Beitrag in der Ersparnis der thermi-
schen Energie wird durch die Luftdurchsaugung der neuen Spannmaschinentechnik geleistet,
da hier die Abluft direkt und konzentriert genutzt wird. Bei der in diesem Vorhaben geplanten
Umkehrung würde die Abluft in der Spannmaschine so angesaugt, dass (mindestens) im ersten
Feld ein großer (noch zu ermittelnder) Teil der Abluft über ein Düsenfeld von unten auf die
Warenbahn gelenkt wird und gleichzeitig ein kleinerer Teil der Abluft tangential über die Ware
(„von oben“) in diesem strömen soll und dann nach oben abgesaugt wird. Die technische Aus-
führung dieses Systems ist noch nicht in Angriff genommen.
4 RESSOURCENEFFIZIENZ UND UMWELTENTLASTUNGSPOTENZIAL
In der Antragsbeschreibung waren die Ressourceneffizienz und das Umweltentlastungspotenzi-
al des neuen Schaumbeschichtungsverfahrens verglichen worden mit der herkömmlichen zwei-
stufigen Verfahrensweise der Tauchimprägnierung der Maschenware mit Trocknung und an-
schließender Flammkaschierung mit einer Schaumstoffbahn, die an anderer Stelle hergestellt
wurde. Dieser Vergleich soll nun ergänzt werden mit den Werten, die sich aus den Ergebnissen
des Vorhabens nach bisherigem Stand ableiten lassen („neues Verfahren – Stand Entwicklung“).
Als textile Ware wird jeweils eine identische Maschenware mit einem Quadratmetergewicht
von 140 g/m2 eingesetzt. Der durch die Beschichtung hergestellte Schaum entspricht nun nicht
mehr von Gewicht und Dichte her dem herkömmlichen aufkaschierten Schaum, sondern ist um
ca. 30% schwerer (bei 3 mm Höhe ca. 130 g/m2 als Durchschnittswert des Praxisversuches).
Hierbei bleibt zunächst noch unberücksichtigt, dass es durch die Entwicklung des Verfahrens
auf der geplanten Anlage erst möglich sein wird, wesentliche Fortschritte zu machen.
Bei der Berechnung der Einsparungen wird jetzt davon ausgegangen, dass eine Jahresprodukti-
onsmenge von 1.000.000 m beschichtete Ware mit der neuen Anlagenkonzeption zu realisie-
ren ist. Zum besseren Vergleich wird davon ausgegangen, dass gleiche Mengen pro Zeiteinheit
nach dem alten und neuen Verfahren zu produzieren sind. Um eine Verweildauer der be-
schichteten Ware im Spannrahmen (6 Felder x 3 m = 18 m Länge) von ca. 4-5 Minuten einhal-
ten zu können, muss dieser 4 m/min Warengeschwindigkeit einhalten. Bei einem Nutzeffekt
von 0,8 können während 5.760 Jahresstunden (3-schichtig, 48 Wochen/Jahr und
5 Tage/Woche) nur 1.100.000 m Ware produziert werden.
Die Einführung des INNOimpräg-Minimalauftragsverfahrens als einseitige Appretur führt zu
einer Einsparung von 5 t/a Fluorcarbonharzdispersion. Nicht mitgerechnet sind die Verluste an
Fluorcarbonharzdispersion, die am Ende der chemischen Appretur beim bisher üblichen Ver-
fahren im Foulardchassis als Flottenreste zurückbleiben. Bei einem Anteil von 50 g/L Fluorcar-
bonharzdispersion als dem wertvollsten Bestandteil der Appreturflotte gehen bei 2 Wechseln
am Tag, 240 Arbeitstagen im Jahr und 50 L Chassisvolumen 1.200 kg Fluorcarbonharzdispersi-
30
on verloren – ohne Berücksichtigung der Kosten für die Entsorgung entspricht dies einem Wert-
verlust von ca. 20.000 €/a.
Es wird von einer nass-in-nass-Beschichtung ausgegangen. Dadurch beträgt der Feuchtegehalt
(„Restfeuchte“) relativ bezogen auf das Gewicht der textilen Ware (Metergewicht 196 g/m) statt
der im Antrag angenommenen 130% eher 150%.
Nach den bisherigen Erfahrungen setzt sich der Feuchtegehalt aus 20% Feuchte nach Vakuum-
Entwässerung zuzüglich 20% Feuchte durch einseitigen Appreturauftrag und bis 110% Feuchte
als Anteil der Schaumbeschichtung zusammen. Bei 1,40 m Breite der Ware und einer Schaum-
schichtdicke von 4 mm beim Auftrag werden 5,6 L Schaum pro Meter Ware benötigt. Bei ei-
nem Schaumlitergewicht von 75 g/L entspricht dies dem Schaumgewicht „nass“ von 420 g/m
Ware. 50% davon sind der Wasseranteil der Dispersionen = 210 g/m Ware = 110%.
Beim Schaumkaschieren wird Erdgas als offene Flamme angewendet. Der Verbrauch liegt bei
6,7 m3/h, bezogen auf eine Verarbeitung von 1.200 m/h. Bei einer Warengeschwindigkeit von
20 m/min ist der spezifische Gasverbrauch 0,05 kWh/m Ware bzw. 0,17 kWh/kg Ware. Durch
das Anschmelzen des Polyurethanschaumes mit der offenen Gasflamme entstehen gasförmige
Verbrennungsprodukte. Zu Art und Konzentration im Abgas gibt es keine Informationen. Bei
der Herstellung der Schaumstoffbahnen wird das Treibgas freigesetzt. Es wird angenommen,
dass überwiegend CO2 verwendet bzw. freigesetzt wird und dass der Anteil organischer Löse-
mittel (als Pentan) nur max. 5 Gew.% ist, diese Menge jedoch vollständig an die Atmosphäre
abgegeben wird. Für das neue Verfahren der Schaumbeschichtung wird erwartet, dass neben
der mechanischen Verschäumung ausschließlich noch der beim Trocknen frei werdende Was-
serdampf als Treibgas ausreichend ist für die Bildung feinporiger Schaumbeschichtungen.
Nicht dargestellt ist der Energieverbrauch, der mit dem Transport des Schaumstoffes vom Her-
steller und von den Textilbahnen zum Kaschierbetrieb verbunden ist. Wegen des geringen
Raumgewichtes entsprechen die ca. 150 t/a Schaumstoff, die für die Herstellung von
1.000.000 m Verbundstoff benötigt werden, einem Transportvolumen von ca. 4.200 m3/Jahr,
entsprechend 45 Lkw-Ladungen. Beim Umstieg vom Kaschierverfahren auf die Direktbeschich-
tung, die beim Textilhersteller durchgeführt wird, werden ca. 7.500 L/a Dieselkraftstoff einge-
spart, verbunden mit einer Verringerung der CO2-Emissionen in Höhe von 23,4 t/a (3,12 kg
CO2/L).
Wenn in einem Verfahrensschritt der gesamte Verbund für die Inneneinrichtung an einem Ort
hergestellt wird, werden insgesamt 14.500 L/a Dieselkraftstoff eingespart, verbunden mit einer
Abnahme der CO2-Emissionen durch Transportvorgänge in Höhe von 45 t/a. Wenn nur die
Schaumstoffkaschierung an anderer Stelle durch die direkte Schaumrückenbeschichtung ersetzt
wird, werden Transporte zwischen dem Schaumstoffhersteller und dem Kaschierer sowie vom
Textilhersteller zum Kaschierer und damit mindestens 4.300 L Diesel bzw. 13,4 t CO2/a einge-
spart. Bezogen auf 1.000.000 m Textilware beträgt die Einsparung an Dieselkraftstoff 0,04 L/m.
Eine Einsparung an Gasverbrauch zur Trocknung und Stabilisierung des Schaumes ist nach der-
31
zeitigem Stand der Entwicklung nicht möglich. Wegen des hohen Wasseranteils ist eher von
einem Mehrverbrauch auszugehen.
Tabelle 6: Vergleichende Darstellung der Ressourcen- und Energieeinsparpotenziale am Beispiel der Ausrüstung von 1.000 m fertiger Autohimmelverkleidung
Verfahrens- bedingungen
2-stufig mit Flamm-kaschieren
neues Verfahren – Plan Antrag –
neues Verfahren Stand Entwicklung
Änderung für 1 Mio. m Jahresproduktion
textile Ware (Ma-schenware, unbe-schichtet) (140 g/m2, 1,40 m Breite, 17 m/min, 3,3 kg/min)
196 g/m
200 kg/h (1.020 m/h)
200 kg/h (1.020 m/h)
Prozesszeit: 1.960 h/a
ca. 40 kg/h 1.000.000 m/a
Prozesszeit: ca. 5.700 h/a
Bezug: 195 t/a 1.000.000 m/a gegenüber Antrag
chemische Appretur 50 g/L Fluorcarbonharz (FA = Flottenaufnahme)
zweiseitig, 60% FA 120 L Flotte/h 7,2 kg FC-Harz/h
einseitig, 20% FA 40 L Flotte/h 2 kg FC-Harz/h
einseitig, 20% FA 8 L Flotte/h 0,2 kg FC-Harz/h
–10,6 t/a Fluorcarbon-harzdispersion
Zwischentrocknen 160°C, Luft-Ware-Verhältnis: 20 kg/1 kg (ohne Wärmerückge-winnung)
1.900.000 kJ/h 530 kWh/h
entfällt entfällt 520 MWh/a Gasverbrauch (bei 1.000.000 m)
Schaumbeschichtung, 1,40 m Breite 105 g/m2 Schaumge-wicht 147 g/m Schaumge-wicht trocken 250 g/m Schaumge-wicht nass 2 mm Schaumhöhe 2,8 L Schaum/m Ware (intumeszierend: +50% Schaumhöhe durch Wärmebehandlung)
entfällt Rückenbeschichtung 250 g Schaum/m 17 m/min 4,25 kg Schaum/min 255 kg Schaum/h Feststoffgehalt: 147 g/m entspr. 590 k/kg Feststoffgehalt und 410 g/kg Wasseran-teil
Rückenbeschich-tung 420 g Schaum/m (75 g/L Literge-wicht) 4 m/min 1,68 kg Schaum/min 100 kg Schaum/h Feststoffgehalt: 210 g/m Wassergehalt: 210 g/m
570 t/a PU-Dispersion und Additive (PU-Dispersion mit 50% Feststoffanteil)
Trocknung und Fixie-rung der Schaumbe-schichtung und Appre-tur 150°C, Luft-Ware-Verhältnis 20 kg/1 kg, neu: mit Wärmerückgewin-nung (80%) energieef-fiziente Technik
entfällt Wasser aus chemi-scher Appretur: 57 kg/h Wasser aus Schaumbeschich-tung: 103 kg/h Summe Wasser: 160 kg/h 1.500.000 kJ/h 420 kWh/h thermi-sche Energie
Wasser aus Rest-feuchte, chemi-scher Appretur und Schaum: 150% 60 kg/h 565.000 kJ/h 160 kWh/h ther-mische Energie 912 MWh/a
800 MWh/a Gasver-brauch 20 g VOC/kg Paste entspricht 11,4 t/a VOC
Schaumkaschieren 3 mm Endhöhe 140 cm Breite Raumgewicht: 35 kg/m3 bei 3.000 cm3/m2 = 105 g/m2 bzw. 147 g/m Gasverbrauch
20 m/min 252 kg/h 6,7 m3/h
entfällt entfällt 150 t/a Schaumstoff 15 t/a VOC (als Pentan) aus der Schaumherstel-lung 50 MWh/a Gasver-brauch
Summe: –10,2 t/a FC-Harz +342 MWh/a Gas –150 t/a Schaumstoff –3,6 t/a VOC +570 t/a PU-Dispersion
32
Bei den Berechnungen wurde nicht berücksichtigt, dass ein großer Anteil der Autohimmelware
nicht mit Fluorcarbonharzen, sondern mit Flammschutzmitteln ausgerüstet wird. Die Einsatz-
konzentration der Flammschutzmittel liegt deutlich über der der Fluorcarbonharze. Auch blieb
unberücksichtigt, dass möglicherweise eine einseitige Fluorcarbonharzapplikation zur Erzielung
der Wirkung eine Zwischentrocknung (IR-Feld) erfordert. Das wird sich aber erst bei den tech-
nischen Versuchen herausstellen.
5 WIRTSCHAFTLICHKEITSBETRACHTUNG
Auf der Basis der Ergebnisse des Beschichtungsversuches im Praxismaßstab erfolgt eine Wirt-
schaftlichkeitsberechnung als Gegenüberstellung der Stabilschaumbeschichtung zu einer
Flammkaschierung mit einem Schaumstoff mit einem Schaumgewicht von 28 kg/m3 bzw. einem
Schaumflächengewicht bei 1 mm Schaumhöhe von 28 g/m2 entsprechend 84 g/m2 bei einer
Schaumstoffdicke von 3 mm. Die Daten des Versuches 4.1 wurden zugrunde gelegt, die Ein-
satzmengen im Pastenrezept gehen aus der nachfolgenden Tabelle hervor.
Schaumlitergewicht, nass: 75 g/L
Schaumhöhe, trocken: 2,3 mm
Schaumgewicht, trocken: 106 g/m2 bzw.
Schaumlitergewicht, trocken: 46,08 g/L , entsprechend einem
Feststoffgehalt des Schaumes: 61 %
Aus diesen Daten leitet sich die nachfolgende Berechnung ab (Tabelle 7).
Diese Kostensituation bedeutet, dass sich dieser Prozess im jetzigen Stadium und für einen di-
rekten Vergleich zu flammkaschierter Ware nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Zum einen be-
trägt der Preis für einen Flammkaschierschaum in der Raumgewichtsklasse RG 28 inkl.
Schneidlohn und Transport ca. 0,60 bis 0,70 €/lfm (je nach Type, Farbe und Eigenschaft), zum
anderen betragen die Fertigungskosten der zu fixierenden Oberware lediglich 1/10 bis 1/15 der
Verbundherstellung in diesem Projekt.
Neben der Problematik der Nachbildung der geforderten Eigenschaften, wie Stauchhärte bzw.
Wiedererholung, Verformungsvermögen, Dehnbarkeit und Rückerholung nach den entspre-
chenden Temperaturprozessen der Verformung, liegt die größte Herausforderung in der Dar-
stellung der Wirtschaftlichkeit des Verfahrens.
33
Tabelle 7: Wirtschaftlichkeitsberechnung anhand des Praxisversuches Nr. 4.1 bei der Firma Schmitz-Werke, Emsdetten
Die Tabelle 8 gibt eine idealisierte Berechnung des Verfahrens wieder unter der Voraussetzung
des gleichen Raumgewichtes bzw. Quadratmetergewichtes des im Großversuche hergestellten
Schaumes und der Annahme der identischen oder annähernd gleichen Eigenschaften im Ver-
gleich zum flammkaschierten Schaum.
34
Tabelle 8: Idealisierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung anhand des Praxisversuches Nr. 4.1 bei der Firma Schmitz-Werke, Emsdetten
Durch die idealisierte Annahme ergibt sich ein zu erwartender reduzierter Kostenaufwand der
kombinierten Verbundfertigung, der Vergleich der gesamten Bezugskosten kann jedoch erst
Aufschluss über die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung geben:
Tabelle 9: Vergleich der Gesamtbezugskosten einer Flammkaschierung zur Stabilschaumbeschichtung
€/lfm min. €/lfm max.
Flammkaschierung 1,35 1,5
Stabilschaumbeschichtung, Bezug m2-Gewicht 1,75 2,06
Stabilschaumbeschichtung, Bezug lfd-Metergewicht (Warenbreite: 150 cm)
2,62 3,09
entfallende Endfixierung 0,08 0,16
Differenz Flammkaschierung zu Stabilschaum-beschichtung, bezogen auf lfd-Meter-Gewicht
+ 1,19 + 1,43
Es zeigt sich, dass das Stabilschaum-Beschichtungsverfahren zum jetzigen Zeitpunkt mit erheb-
lichen Mehrkosten (ca. 90%) gegenüber der Flammkaschierung mit fertigen Schaumstoffbahnen
belegt ist. Begründet ist dies zum einen durch die Produktkosten der Ausgangsstoffe der PU-
Dispersionen, deren Wasseranteil zu verdampfen ist, und auch durch die geringe Geschwin-
35
digkeit zur Ausbildung des Schaumes beim Beschichtungsprozess. Die Kostenberechnung fällt
damit zu Gunsten des flammkaschierten Schaumes aus. Es müssen daher zusätzliche Produkt-
vorteile eines Beschichtungsverfahrens gegenüber der Flammkaschierung bestehen, wenn ein
Umstieg interessant sein soll. So könnte die Integration von Adsorbermaterialien z.B. zur Ge-
ruchsstoffeliminierung beim Gebrauch der schaumbeschichteten Waren ein Vorteil sein. Ver-
suche zur Einarbeitung von Blähgraphit in die Schaummatrix verliefen im Laborversuch vielver-
sprechend. Aktivkohle, die eine höhere Adsorptionskapazität aufweist, ließ sich jedoch nicht
im nassen Schaum gleichmäßig verteilen und verzögerte die Trocknung. Eine Aktivkohleschicht
ließ sich jedoch am Ende des Trocknungsprozesses auf der Schaumoberfläche fest auftragen.
Diese Versuche sind nicht über das Laborstadium hinausgelangt.
Als weitere Einschränkung ist zu bemerken, dass auch die Auswahl der Polyurethandispersio-
nen als Hauptstoff des Schaumschicht begrenzt war auf wenige Produkte eines Lieferanten, da
während der ersten Laborversuchsphase das Hauptaugenmerk auf das Erreichen hoher und
stabiler Schaumschichten durch die Beschichtung gelegt wurde. Der Spielraum bei der Rezept-
entwicklung müsste hinsichtlich der Schaumeigenschaften aber sehr viel höher sein. So muss
die weitergehende Rezeptentwicklung vernetzende und/oder härtere Polyurethane berücksich-
tigen, da insbesondere die Schaumelastizität und Rückerholung nach einer Druckbelastung
verbessert werden müssen. Eine Stunde „Wartezeit“ zur Beurteilung der Rückerholung der
Schaumhöhe, wie sie nach einer Druckbelastung in den Laborversuchen festgelegt war, ent-
spricht nicht dem Praxistest bei der Herstellung der Autohimmelteile, wo eine sofortige Rücker-
holung als Bedingung üblich ist.
Beim Praxisversuch zeigte sich, dass ein Schaumlitergewicht des nassen Schaumes durchaus
auf 50 g/L eingestellt werden kann. Die verfahrenstechnischen Gegebenheiten des Praxisbe-
schichtungsversuches (ein Schaumauftrag mit Überdruck war nicht möglich) erforderten jedoch
ein höheres Schaumlitergewicht von mindestens 75 g/L. Hier ist eine Steigerung um bis zu 50%
vorstellbar, was nicht nur einer entsprechenden Reduktion an Feststoff und damit Polyurethan-
dispersion, sondern auch an zu verdampfendem Wasser zur Folge hat. Unter Umständen kann
sich dies auch auf eine Erhöhung der Warengeschwindigkeit bei der Beschichtung und damit
Steigerung der Produktionsmenge auswirken.
Um ein ökonomisches Niveau zu erreichen, das auch im Bereich der Automobilzulieferer Be-
stand haben kann, ist es schlussendlich erforderlich, den Bereich der flammkaschierten Kosten
zu erreichen bzw. zu unterschreiten. In der obigen Betrachtung sind noch keine Verlustrech-
nungen durch Anfahr- und Auslaufmengen enthalten, die zum derzeitigen Stand des Projektes
noch nicht beurteilt werden können.
36
6 ZUSAMMENFASSENDE DISKUSSION
Zum Minimalauftragsverfahren:
Die Idealvorstellung des Minimalauftrages konnte nur bedingt erreicht werden. Erste Versuche
mit Rasterwalzentechnik in einem großtechnischen Maßstab (Fa. Kroenert, Hamburg) haben
gezeigt, dass das Konzept des Minimalauftrages nicht ohne Weiteres auf elastische Maschen-
waren übertragbar ist, wenn eine hohe Spannung an der Warenbahn nicht vermieden werden
kann (Die Praxisanlagen im Versuchstechnikum der Fa. Kroenert sind auf die Beschichtung von
Papierbahnen ausgelegt). Die Konstruktion des Artikels, die Textur des Garnes, die Kapillarität
und die Geschlossenheit eines Maschenwarenartikels machen einen Auftrag von wässrigen
Imprägnierlösungen in sehr geringer Auftragsmenge (< 30% bezogen auf das trockene Waren-
gewicht) schwierig hinsichtlich der Erzielung eines einheitlichen Auftragbildes. Zusätzlich zu
den Warenparametern beeinflusste auch eine Geschwindigkeitsänderung eine Änderung des
Auftragbildes. Insbesondere die Idee des einseitigen Auftrages auf Maschenwaren mit geringem
Flächengewicht stellte hierbei eine enorme Herausforderung dar.
Die Möglichkeit, die Auftragswalze sowohl im Warenlauf als auch gegen den Warenlauf dre-
hen zu lassen, gibt zwar eine gewisse Flexibilität, jedoch ist die Anwendung dieser Option je
nach Artikel nur begrenzt einsetzbar. Außerdem sind die am Markt befindlichen Systeme der
Rasterwalzentechnik noch mit einem relativ großen Restflottenvolumen verbunden, das nach
der Behandlung als Abfallmenge zu beachten ist.
Daher wurden intensive Versuchsreihen an der Universität Wuppertal notwendig, um ein Sys-
tem zu konstruieren, das es erlaubt, einen friktionsfreien Auftrag zu realisieren. Damit können
die Voraussetzungen erfüllt werden, um elastische Maschenwaren verzugsfrei zu behandeln.
Dies konnte letztlich durch eine Rasterwalze mit einer Liniengravur erfolgen (siehe Ausführun-
gen Seite 15). Leider kam es während der Projektlaufzeit nicht zu einer Umsetzung dieser Labo-
ranlage in eine industrielle Lösung, anhand der dann Durchbiegung der Walzen, Dichtigkeit
und Gleichmäßigkeit des Flottenauftrages sowie die Spannungsverhältnisse über die Waren-
bahn und auch über die Partielänge erprobt werden konnten. Dies blieb, neben dem technisch
abschätzbaren Risiko, das durch die entsprechenden Laborversuche soweit als möglich einge-
grenzt wurde, ein offener Punkt, der insbesondere in Bezug auf die Dauerzuverlässigkeit in
diesem Projekt nicht geklärt werden konnte.
Es zeigte sich in den Labor-Versuchen, dass keine Beziehung der Aufnahme im Verhältnis zum
Warengewicht ermittelt werden konnte. Ferner konnte durch die nicht zur Verfügung stehende
Praxisanlage auch nicht geklärt werden, welche Veränderungen hinsichtlich der Ausführung
der Rasterwalze notwendig sein werden, um Unterschiede in der Flottenaufnahme auszuglei-
chen, die beispielsweise durch die Viskosität, die Oberflächenspannung bzw. Netzfähigkeit der
wässrigen Lösungen beeinflusst werden können, hervorgerufen durch unterschiedliche Gehalte
verschiedenartiger Appreturchemikalien.
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Versuche bei einem Maschinenhersteller eines der Laboreinrichtung ähnlichen Systems (Fa.
Zimmer, Klagenfurt/A) konnten die Laborversuche mit der Rasterwalzentechnik vom Prinzip her
bestätigen, zeigten aber auch, dass unterschiedliche Rasterwalzeneinstellungen in Bezug zur
vorgewählten Ware und zum Flottenaufnahmeverhältnis für Standardapplikationen erforderlich
waren. Allerdings blieb die Frage offen, inwiefern ein Zusetzen der Rasterwalzen bei Serienpar-
tien und unter Dauerbelastung, insbesondere bei ausreagierenden Appreturen erfolgt. Auch
Variationen der Geschwindigkeit und die möglichen Auswirkungen auf das Auftragsbild konn-
ten bei diesen praxiskonformen Versuchen nicht untersucht werden.
Dennoch zeigen alle Versuche mit Rasterwalzensysteme eine positive Tendenz zur Entwick-
lung eines äußerst Ressourcen schonenden Verfahrens.
Die Idee eines zweiseitigen Auftrages konnte als Realisierungsoption durch entsprechend ange-
legte Laborversuche ebenfalls realisiert werden. Es gelten jedoch die Einschränkung der zuvor
genannten Parameter der Wareneigenschaften, wie Textur, Oberflächenspannung, Konstruktion
und Gewicht sowie der Rasterwalzen, wie Durchmesser, Oberfläche, Umfangsgeschwindigkeit,
Drehrichtung und Warengeschwindigkeit. Dies macht weitere Arbeiten und Untersuchungen
notwendig, um die Beziehungsrelationen zu untersuchen und damit ein geeignetes Auftragssys-
tem mit entsprechender Praxistauglichkeit zu entwickeln.
Bei einer Betrachtung anderer Minimalauftragsverfahren sind in der Praxis durchaus Alternati-
ven zu finden. Sprühanwendungen sind hinsichtlich ihres Gefahrenpotenzials einer Aerosolbil-
dung bei den vorgesehenen Applikationssubstanzen als kritisch einzustufen. Auch bezüglich
der sich durch die Sprühdüsen oder Schleuderteller ergebenden Überlappungen der aufge-
sprühten Flüssigkeiten haben derartige Systeme Nachteile in der Auftragsgleichmäßigkeit. Eben-
so müssen die Substanzen sprühfähig sein und dürfen keine Schaumneigung zeigen. Derartige
Applikationstechniken wurden aus diesen Gründen auch nicht betrachtet.
Die untersuchte Auftragstechnik der Rasterwalzentechnik zum Minimalauftrag zeigte insgesamt
gesehen einige interessante Ansatzpunkte für die Praxis, die jedoch weiterer Absicherungen
und Vorkehrungen bedürfen. Einerseits ist das Geschwindigkeitsspektrum der Produktion so
abzudecken, dass ein gleichmäßiger Auftrag der Appreturflotte in minimaler Menge über einen
weiten Variationsbereich ermöglicht wird und auch Anfahr- und Auslaufsituationen zu gewähr-
leisten sind. Andererseits ist die Variabilitätsbreite der Rasterwalzen zu ermitteln, die eine Be-
schränkung auf möglichst wenige Typen ermöglicht, jedoch die Produktionspalette mit unter-
schiedlichsten Maschenwaren und Appreturen abdecken muss.
Nicht zuletzt aus diesen Gründen und weil noch kein geeignetes Rasterwalzensystem verfügbar
ist, hat sich der Projektantragsteller dazu entschlossen, ein modernes, optimiertes Zwickel-
Foulardauftragsverfahren mit reduziertem Inhalt zu installieren, um die Vorteile einer sicheren
Auftragstechnik mit der Variabilität der in der Praxis verwendeten Artikel zu verbinden.
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Zur Schaumbeschichtung:
Eine vorhandene Technologie nachzuahmen, ist immer eine entsprechend hohe Herausforde-
rung. Im Falle der Flammkaschierschäume muss konstatiert werden, dass die Nachbildung der
Eigenschaften dieser Schäume über eine Beschichtung der Textilien mit verschäumten Po-
lyurethandispersionen nicht gelungen ist. Dehnung und Wiedererholung sind bei einem
Flammkaschierverfahren unerreicht, wenngleich die Wiedererholung nach der hier gewählten
Test-Methode je nach Schaumlitergewicht nahe an die des Flammkaschierschaumes herange-
führt werden konnte. Hohe Schaumlitergewichte bringen aber hohe Substanzeinsatzmengen
mit sich und belasten damit die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Die Elastizität des fertigen
Schaumes, der über eine Flammkaschierung an die Textilbahn angefügt und fest verbunden
wird, ist durch das Herstellverfahren festgelegt und damit in der Textilbeschichtung (Kaschie-
rung) nicht mehr flexibel. Der durch ein Beschichtungsverfahren applizierte Schaum kann in
seiner Elastizität jedoch an das Textilmaterial angepasst werden.
Über die Projektergebnisse hinausgehende Erfolge sind nur über eine chemische „Umformulie-
rung“ der Einsatzstoffe möglich, die zum einen die kurzfristige Widerstandsfähigkeit (Soforter-
holung nach Belastung) und zum anderen auch eine preisliche Optimierung ermöglichen.
Im Bereich der automobilen Zulieferkette ist die Abnahmesituation für das vom Antragsteller
belieferte Segment äußerst preisgetrieben. Ein neues Verfahren kann daher nur eine Akzeptanz
erreichen, wenn sowohl die technischen Spezifikationen als auch preisliche Vorteile erreicht
werden. Hohe Schaumlitergewichte bringen aber hohe Substanzeinsatzmengen mit sich und
schlagen sich damit auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens nieder. Bei geringen Schaumliter-
gewichten ist das Delta zwischen Soll-Erholung und Ist-Erholung zu hoch, um die preisliche
Lücke zwischen Flammkaschierschaum und Beschichtungsschaum zu schließen.
Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass die Wiedererholung nur mit beschränkten labortech-
nischen Mitteln durchgeführt werden konnte, daher auch nur „Handmuster“ oder DIN A4 Mus-
ter zur Verfügung gestellt werden konnten, um diese Näherungsdaten zu ermitteln. Da auf-
grund der produktionstechnischen Gegebenheiten des Maschinenherstellers keine Pilotanlage
während der Projektlaufzeit zur Verfügung stand, um Muster im großtechnischen Maßstab zu
erstellen, und die in Praxisversuchen hergestellten Muster entweder nur imprägniert oder nur
beschichtet waren sowie nach keinem optimierten Verfahren hergestellt waren, bleibt letztlich
auch die Frage offen, ob diese zuversichtlich stimmenden Daten aus getrennten Versuchen
auch tatsächlich im produktionstechnischen Maßstab in direkt hintereinander folgenden Schrit-
ten als „nass-in-nass“-Verfahren erreicht werden können.
Somit bleibt es denn auch fraglich ob die erforderliche kurzzeitige Rückerholung der Schaum-
beschichtung nach Belastung erreicht wird. Dies ist eine für die Akzeptanz des Verfahrens sehr
wichtige Frage, da der Weiterverarbeiter in der Verarbeitungsfolge immer ein Verfahren bevor-
zugen wird, dass ihm eine schnelle und zuverlässige Qualitätsbeurteilung erlaubt und damit
das Risiko einer möglichen Qualitätseinbuße minimiert.
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Abgesehen davon sind die Aufwendungen für die Freiprüfung neuer Verfahren mit zum Teil
hohen Kosten verbunden.
Die Versuche zur Ermittlung der verfahrenstechnischen Voraussetzungen haben gezeigt, dass
eine gezielte Luftführung für die Entwicklung der Schaumhöhe und der Schaumkonsistenz von
nicht unerheblicher Bedeutung ist. Der Praxisversuch auf einem konventionellen Spannrahmen
sowie die Untersuchungen auf einem kleintechnischen Versuchsstand des Maschinenherstellers
konnten dies, wenn auch mit eingeschränkten Mitteln, deutlich zeigen. Des Weiteren sind für
die Entwicklung der Widerstandsfähigkeit und der Schaumhöhe intumeszierende Substanzen
notwendig, die im Kostengefüge einen deutlichen Kostenfaktor darstellen. Die Entwicklung von
alternativen, intumeszierenden Substanzen ist notwendig, um das Kostengefüge positiv zu be-
einflussen.
Selbst wenn eine optimierte Energieausbeute der neuen Spannrahmengeneration angenommen
wird, bleiben die erzielbaren Geschwindigkeiten in einem geringen Geschwindigkeitsbereich
(ca. 3,5 bis 4 m/min) und führen zu einer Wirtschaftlichkeitsrechnung, die die Schaumerzeu-
gung auf dem Spannrahmen nachteilig darstellt.
Neben diesen Aspekten sind die Voraussetzungen für möglichst friktionsfreies Auftragen der
Beschichtungsmasse von hoher Bedeutung für die Beschichtung von Maschenwaren. Das
spannungsfreie Führen der Ware ist maschinentechnisch gelöst, wie erste Installationen der
neuen Spannrahmengeneration zeigen. Welche Anwendungsbreite dagegen erforderlich wird,
um das Spektrum der heute verwendeten Schaumraumgewichte abzubilden und welche Kon-
sistenzen hieraus entstehen im Hinblick auf Viskosität, Scherempfindlichkeit, Lufteinschluss-
thematiken etc., ist noch nicht ausreichend geklärt.
Es bedarf außerdem eines chemischen „Baukastens“, um den „individuellen Schaum“ nachzu-
bilden, der das Eigenschaftsprofil des Flammkaschierschaumes wiedergibt. Wie sich letztlich
die Kostensituationen über diese breite Varianz darstellt, ist noch nicht abzusehen.
Zur Wirtschaftlichkeit des innovativen Verfahrens:
Dadurch, dass die Trocknungs- und Stabilisierungszeit für die Stabilschaumbeschichtung mehr
als doppelt so lange ist, wie im Antrag angenommen, und deshalb erheblich mehr thermische
Energie erforderlich ist, ist die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens derzeit in Frage gestellt. Inwie-
weit eine Optimierung der Schaumrezeptur und auch des Verfahrens, die durchaus für möglich
gehalten werden, zu einer wesentlichen Verbesserung führen kann, konnte im Rahmen des
Vorhabens alleine anhand der Laboruntersuchungen nicht geklärt werden. Jedoch ergibt sich
auch bei einem Ansatz einer idealisierten Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit den heute zur
Verfügung stehenden Ausgangssubstanzen ein Nachteil der wässrigen Schaumerstellung zur
Flammkaschierung von 30 bis 40% zusätzlichen Kosten. Dies ist ein Nachteil, der am Markt
nicht durchsetzbar ist. Um diesen Nachteil zu eliminieren, müssten Alternativsubstanzen auf
einem niedrigeren Preisniveau zur Verfügung stehen und die Schaumentwicklung hinsichtlich
der benötigten Zeit optimiert sein, um das Verfahren einer Kostenakzeptanz zuzuführen, wobei
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der Prozesssicherheitsfaktor noch nicht beurteilt werden kann. Sicher ist aber, dass diese Tech-
nik einer weiteren Entwicklung und Betrachtung bedarf, um abschließend beurteilt werden zu
können.
Die hier getroffenen Aussagen können sich daher nur auf den derzeitigen Stand der Untersu-
chungen beziehen. Bei dieser „einfachen Beschichtung“ sind jedoch noch einige ungelöste
Aspekte unberücksichtigt geblieben. Geruchsbindung, Aufbringung weiterer Schichten und
andere zusätzliche Effekte erhöhen die Komplexität der Entwicklung eines neuartigen Fahr-
zeughimmels und setzen großtechnische Versuchseinrichtungen voraus, wie sie im Vorhaben
bisher nicht zur Verfügung standen. Auch die Ermittlung von Inhaltsstoffen in den Schäumen,
die rezeptbedingt und auch in Abhängigkeit von den Verfahrensbedingungen zu Emissionen
führen können, sowie gegebenenfalls deren Vermeidung bzw. Beseitigung ist im Labormaßstab
nicht durchzuführen und bedarf einer Simulation auf einer Praxisanlage, um zuverlässige Er-
gebnisse und Rückschlüsse zu ziehen.
Es kann zusammenfassend konstatiert werden, dass die Dimension der notwendigen Untersu-
chungen und der Entwicklungen zu Beginn des Vorhabens unterschätzt wurden. Dies muss
auch unter dem Gesichtspunkt einer sich kontinuierlich ändernden Marktentwicklung betrach-
tet werden; die europäische Marktschwäche bei Mittelklassefahrzeugen erlaubt keine Lösungen,
die das derzeitige Preistarget der OEM´s überschreiten.
Angesichts der noch zu klärenden Fragen ist aber ein noch weites Untersuchungsfeld offen, das
eine weitergehende intensive Beschäftigung mit dem Thema erfordert. Eine kurzfristige Ver-
marktung wird daher nicht in Aussicht stehen und die Vorleistungen sind mit enormen Kraft-
und Kostenanstrengungen verbunden, die der Mittelstand so nicht leisten kann, zumal sich eine
Return-of-Invest-Rechnung auch auf mittelfristige Sicht nicht darstellen lässt.
Die erforderliche Entwicklung der chemischen Ausgangsstoffe scheint hier ebenso ein Problem
für die – ebenfalls mittelständischen – Lieferanten zu sein. Offensichtlich wird das Potenzial für
derartige Entwicklungen nur als gering eingeschätzt, weswegen Entwicklungsvorleistungen im
Bereich der chemischen Produkte und Dienstleistungen nur zurückhaltend aufgebracht werden
können.
Auch für den Maschinenlieferanten sind umfangreichere Entwicklungen notwendig, die das
ursprünglich angenommene Maß deutlich überschreiten werden.
Aus Sicht des Antragstellers ist ein Erfolg nur dann erreichbar, wenn alle Partner eine Vision
verfolgen und auch beibehalten können, wie sie dem Vorhaben ursprünglich zugrunde lag.
Dies setzt aber voraus, dass diese Vision, die zugegebenermaßen weit vorausgegriffen ist, auch
als längerfristige Entwicklungsaufgabe betrachtet wird. Ein kurzfristiger Erfolg ist bei diesem
Anspruch nicht vorauszusetzen. Dies wurde anfänglich unterschätzt. Infolgedessen musste es
zwangsläufig zur Beendigung des Vorhabens zu einem Zeitpunkt kommen, bei dem die Inno-
vationen erkennbar waren, das Ziel jedoch bei einem Vergleich mit bestehenden Schaumver-
bundstoffen in jeglicher Hinsicht als nicht erreichbar erkannt wurde.