Entwicklung und Applikation von optischen ... · the in-situ monitored optical signals by ex-situ...
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Entwicklung und Applikation von optischen Prozesssteuerungen
und -kontrollen zur Herstellung von Chalkopyritschichten
vorgelegt von
Diplom Ingenieur Raik Hesse
aus Berlin
von der Fakultät IV – Elektrotechnik und Informatik
der Technischen Universität
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der Ingenieurwissenschaften
- Dr.-Ing. -
genehmigte Dissertation
Promotionsausschuss:
Vorsitzender: Prof. Dr.-Ing Bernd Rech – Technische Universität Berlin
Berichter: Prof. Dr.-Ing. Christian Boit – Technische Universität Berlin
Berichterin: Prof. Dr. rer. nat. Susan Schoor – Freie Universität Berlin
Berichter: Prof. Dr.-Ing. Hans-Werner Schock – Technische Universität Berlin
Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 12. Februar 2010
Berlin 2010
D83
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Kurzfassung
Für die industrielle Herstellung von chalkopyritbasierten Absorbern ist für die Einhaltung von
Qualitätsstandards eine reproduzierbare Prozesskontrolle notwendig. Die benötigte
Prozesskontrolle ist in der Lage die Bildung von Phasen während des Prozesses zu detektieren.
In dieser Arbeit ist ein optisches Konzept dargelegt, welches während des
Abscheidungsprozesses Aussagen über die strukturelle Zusammensetzung erlaubt. Dazu sind für
zwei Prozessarten (die Herstellung von Cu(In,Ga)Se2 mittels des Drei-Stufen-Prozesses, sowie
die Herstellung von Cu(In,Ga)S2 mittels des RTP Prozesses) die Anwendung von optischen
Methoden gezeigt. Die beschriebenen Methoden basieren auf der Streuung und der Messung der
direkten Reflektion. Zur Korrelation der strukturellen und optischen Informationen sind für die
beiden Prozessarten zwei verschiedene Vorgehensweisen dargelegt.
Bei der Entwicklung einer Prozesssteuerung für die Herstellung von Cu(In,Ga)Se2 durch den
Drei-Stufen-Prozess ist eine Vielzahl von Abbruchexperimenten in Abhängigkeit der ersten
beiden Stufen durchgeführt werden. Dabei wurden beide Stufen separiert voneinander
untersucht. Für die erste Stufe wurde eine temperaturabhängige Analyse des Precursors
durchgeführt, um die Phasenbildung der ersten Stufe zu verstehen. In der zweiten Stufe wurde
eine Serie aus Abbruchexperimenten gewählt, um durch ex-situ bestimmte Phaseninformationen
die Korrelation mit der in-situ gemessenen optischen Information auszuführen. Aus dieser
Korrelation ist eine sinnvolle Beschreibung der optischen Signale für die ersten zwei Stufen
gewonnen worden.
Für die Entwicklung der Prozesskontrolle für Cu(In,Ga)S2 wurden die Erkenntnisse aus der
Untersuchung des Drei-Stufen-Prozesses auf die RTP Herstellung des Cu(In,Ga)S2 transformiert.
Dabei wurde ebenfalls die Korrelation zwischen optischen und strukturellen Messungen
durchgeführt. Allerdings wurden die Phaseninformationen während des Prozesses in-situ
bestimmt, wodurch eine genaue Korrelation möglich ist. Dabei wurde eine aufwendige
Simulation der optischen Signale durchgeführt, die anhand der strukturellen Informationen den
Bildungsprozess beschreibt.
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Abstract
Industrial fabrication of chalkopyrite absorbers to comply with international quality standards
recommends a reliable process control. The required process control has to detect phase changes
during the process. This thesis presents an optical concept which allows investigations about the
structural status of the depositing layers. Therefore two different process types (the three stage
process for manufacturing of Cu(In,Ga)Se2 and the rapid thermal processing of Cu(In,Ga)S2)
were monitored by optical methods. The described methods based upon the measurements of
scattering and direct reflection. Therefore two different optical models were formed, which
describes the optical measurements by structural formation of the layers during the process.
The developing of a reliable process control for the deposition of Cu(In,Ga)Se2 by the three-stage
process a huge number of break-off experiments were prepared to investigate the first two stages.
Both stages were investigated separately. The first stage was investigated by a temperature
variation of the precursor to understand the formation of these layers. For investigations of the
second stage a series of break-off experiments with varied copper content was done to correlate
the in-situ monitored optical signals by ex-situ measured structure information. By use of this
correlation a senseful result was gained and presented in this thesis.
The development of a process control for Cu(In,Ga)S2 was done by use of the acquired
knowledge of the deposition of Cu(In,Ga)Se2 were transformed to the RTP deposition of
Cu(In,Ga)S2. Also for these investigation the correlation between optical and structural was done.
In difference the measuring of the structural properties was done by an in-situ method, therefore
an exact correlation was possible. An experienced simulation of the structural formation and
phase changes was applied to simulate the optical measurements during the process.
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Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung 7
II. Lichtstreumethoden zur Untersuchung von dünnen Schichten 10
II.A. Grundlagen der Wechselwirkungen 11
II.A.1. Zeigerdarstellung elektromagnetischer Felder 12
II.A.2. Definition des Wellenwiderstands 13
II.B. Reflektion von Wellen 14
II.B.1. Direkte Reflektion 14
II.B.2. Mehrfachreflektionen an homogenen Schichtstapeln 15
II.B.3. Diffuse Reflektion – Streuung 16
II.B.4. Absorption optischer Strahlung in Halbleitern 18
II.C. Effektive Medientheorie 18
II.D. Anwendung der Theorien 20
II.D.1. Beispielhafte Simulation eines homogenen Schichtstapels 21
III. Experimentelle Grundlagen und Methoden 24
III.A. Herstellung von chalkopyritbasierten Absorberschichten 24
III.A.1. Verbindungen der Chalkopyritfamilie 24
III.A.2. Drei-Stufen-Prozess 25
III.A.3. Rapid Thermal Processing 27
III.B. Konzepte für optische Prozesskontrollen 28
III.B.1. Laserlicht-Streuung 28
III.B.2. Weißlichtstreuung 32
III.B.3. Pyrometrie 35
III.B.4. Vergleich der Prozesskontrollen 36
III.C. Weitere Messmethoden 38
III.C.1. Phasenidentifikation durch Röntgenbeugung 39
III.C.2. Oberflächenmorphologie und Mikrostruktur 40
III.C.3. Bestimmung der chemischen Zusammensetzung 41
III.C.4. Optische Charakterisierung 42
IV. Drei-Stufen-Prozess 45
IV.A. Optisches Modell der ersten Stufe 45
IV.A.1. Strukturelle Analyse von Indium-Selen Schichten 45
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IV.A.2. Optische Untersuchung der Indium-Selen-Schichten 51
IV.A.3. Strukturelle Untersuchung der Gallium-Indium-Selen Schichten 55
IV.A.4. Optische Untersuchung der Precursorschichten 66
IV.A.5. Erklärung der WLS- bzw. LLS-Signale mittels struktureller und optischer
Eigenschaften der Precursorschichten 69
IV.B. Modellierung der zweiten Stufe 75
IV.B.1. Strukturelle Untersuchung der Schichten 78
IV.B.2. Optische Untersuchung der Abbruchexperimente 89
IV.B.3. Erklärung der WLS- bzw. LLS-Signale mittels struktureller und optischer
Eigenschaften der Precursorschichten 90
IV.C. Leistungsfähigkeit der optischen Prozesskontrolle 93
V. Rapid Thermal Process (RTP) 94
V.A. Modell zur Beschreibung des optischen Signale der Prozesskontrolle beim
Wachstums von CuInS2-Dünnschichten 94
V.A.1. Vorbetrachtungen 94
V.A.2. Strukturelle Analyse von sulfurisierten kupferreichen metallischen
Precursorschichten 97
V.A.3. Abbruchexperiment zur Reproduzierbarkeit der Prozesskontrolle 105
V.A.4. Optisches Modell der RTP-Sulfurisierung von CuIn2/Cu-Schichten 107
V.B. Optisches Modell für das Wachstums von Cu-Ga-In-S 108
V.B.1. Anwendungen der WLS für Variationen im RTP-Prozess 118
VI. Zusammenfassung und Ausblick 120
I. Wellentheorie zur Anwendung in optischen Modellen 127
I.A. Ursprung der Wellenwiderstände 127
I.B. Kramers-Kronig-Relation 130
II. Funktionsweise der Weißlichtstreuung 131
II.A. Rohmessungen der WLS 131
II.A.1. Region of Interest 131
II.A.2. Drei-Stufen-Prozess 132
II.A.3. RTP-Sulfurisierung 134
III. Veröffentlichungen und Patent 136
III.A. Patent 136
III.B. Veröffentlichungen als Erstautor 136
III.C. Veröffentlichungen als Koautor 136
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IV. Literaturverzeichnis 137
V. Andere Referenzen 140
VI. Danksagung 141
VII. Eidesstattliche Erklärung 143
VIII. Lebenslauf 144
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I. Einleitung
Aufgrund steigender Energiekosten und dem wachsenden Problem der Nachhaltigkeit von
fossilen Brennstoffen wurde schon vor einigen Jahren die Notwendigkeit deutlich, alternative
Wege der Energieerzeugung einzuschlagen. Seit einigen Jahren sind Anstrengungen von
Politik und Wirtschaft merklich angestiegen, die regenerativen Energien als
Zukunftstechnologie zur Energieerzeugung zu fördern. Im Jahre 2007 erreichten die
erneuerbaren Energien einen Anteil von 14.2% am Bruttostromverbrauch der Bundesrepublik
Deutschland [BMU08]. Insbesondere in der Photovoltaik konnten große Fortschritte erzielt
werden. Die Energieerzeugung durch photovoltaische Anlagen betrug im Jahre 2007 in der
Bundesrepublik Deutschland ca. 3.5TWh [BMU08]. Diese Energieleistung wird größtenteils
mit siliziumbasierten Solarzellen realisiert. Allerdings sind siliziumbasierte Solarzellen mit
einem großen Kostenfaktor behaftet, deshalb ist für die Wirtschaftlichkeit die Hilfe von
staatlichen Subventionen notwendig. Allerdings benötigt die Silizium-basierte Photovoltaik-
Industrie hochreine Wafer, die in sehr kosten- und energieintensiven Prozessen hergestellt
werden. Als alternatives Konzept zu den material- und kostenintensiven Silizium-
Wafersolarzellen, werden Dünnschicht-Konzepte als ein viel versprechender Ansatz verfolgt.
Dabei wird eine dünne Schicht eines Verbindungshalbleiters als Absorber verwendet, was zu
einer deutlichen Reduzierung der Herstellungskosten der Solarzelle führt. Geeignete
Absorbermaterialien sind z. B. Cu(In,Ga)Se2 (CIGSe) und Cu(In,Ga)S2 (CIGS). Diese
quaternären Verbindungen kristallisieren in der Chalkopyritstruktur und gehören deshalb zur
Familie der Chalkopyrite. CIGSe-Dünnschichtsolarzellen erreichen im Labormaßstab eine
Effizienz von 20% [Rep08].
Die Halbleiterschicht kann durch verschiedene Prozesse, die z. T. auch schon in eine
industrielle Produktion überführt wurden (Sulfurcell, Solarion, Global Solar), auf einem
relativ variablen Substrat (Glas, Metall- bzw. Polyimidfolie) abgeschieden werden. Eine
industrielle Herstellung verlangt nicht nur einen reproduzierbaren, stabilen
Herstellungsprozess, sondern auch eine verlässliche in-situ Prozesskontrolle, die
zerstörungsfrei Aussagen über den Zustand der abgeschiedenen Schicht ermöglicht. Ohne
diese Prozesskontrollen wären keine Produkt- und Prozess-Zertifizierungen nach
internationalen Qualitätsstandards möglich.
Einleitung
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Die Entwicklung von verlässlichen in-situ Prozesskontrollen wurde bereits in der Literatur
behandelt [Rep05]. Dabei wurden die Konzepte grundlegend danach eingeteilt, ob der Prozess
oder die wachsende Schicht kontrolliert wird. Repin et al. diskutieren verschiedene
Prozesskontrollen für die Herstellung von Cu(In,Ga)Se2-Dünnschichten, wobei die
Charakterisierung der wachsenden Dünnschicht durch strukturelle oder optische Messungen
reproduzierbar realisiert wird.
(1) Bei den strukturellen Methoden kann die Röntgenfluoreszenz zur zerstörungsfreien
chemischen und die Röntgenbeugung zur kristallographischen Untersuchung
angewandt werden. Solche Messungen sind bereits realisiert und werden in der
Industrie bereits angewandt[Rep05].
(2) Eine zweite Möglichkeit, das Wachstum der Dünnschicht zu beobachten, ist die
Verwendung von optischen Methoden. Da die Rauhigkeit eine entscheidende Rolle
beim Schichtwachstum spielt, sind rauhigkeitsabhängige Methoden, wie die
Ellipsometrie, ungeeignet.
Somit bleiben aus der Aufstellung von Repins et al. nur zwei geeignete Methoden übrig: die
Laserlicht-Streuung (LLS) und die Pyrometrie. Beide basieren auf der Messung von an der
Oberfläche der wachsenden Dünnschicht reflektierten Strahlung, der Unterschied liegt in der
Strahlungsart. Das Konzept der LLS beruht auf der Streuung von einfallendem sichtbaren
Laserlicht an der Schichtoberfläche, wogegen bei der Pyrometrie die thermische Strahlung
gemessen wird. Beide Messmethoden hängen sehr stark von Störgrößen ab, wodurch die
Reproduzierbarkeit nur in bestimmten Bereichen gewährleistet ist.
In der vorliegenden Arbeit werden Konzepte für eine kosteneffiziente in-situ Prozesskontrolle
für die Abscheidung von Chalkopyrit-Absorberschichten entwickelt. Dabei wird auf zwei
verschiedenen Arten der Herstellung eingegangen, den CIGSe Drei-Stufen-Prozess und den
Rapid Thermal Process (RTP) für CuInS2 (CIS) bzw. CIGS. Es wurde die kostengünstigere
Variante der Prozesskontrolle mittels optischen Methoden gewählt. Ebenso wird der Prozess
anhand der wachsenden Schicht charakterisiert, allerdings sind dafür keine kommerziellen
Konzepte verfügbar. Den Ausgangspunkt der Untersuchungen bildet die oben erwähnte
Laserlicht-Streuung. Der Anspruch dieser Arbeit ist es, die Reproduzierbarkeit einer
optischen Prozesskontrolle deutlich zu verbessern, deshalb wurde die Weißlicht-Streuung
(WLS) als ein weiteres Konzept der in-situ Prozesskontrolle entwickelt. Ein ähnliches
Konzept wurde bereits durch Scheer, et. al. [Sch04] in Form einer spektralen Lichtstreuung
realisiert, die Weißlichtstrahlung mittels eines Spektrometers vermisst. Da in diesen beiden
Einleitung
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optische Methoden die Rauhigkeit der Schicht eine unterschiedliche Rolle spielt, liefern die
gemessenen Signale unterschiedliche Informationen, die sich ergänzend zu einem Gesamtbild
zusammenfügen. Insbesondere wird in der vorliegenden Arbeit gezeigt, dass
charakteristischen Änderungen des gemessenen WLS-Signals mit Phasenbildungen und
Phasenumwandlungen in der wachsenden Dünnschicht korreliert werden können. Es können
also aus der WLS-Messung direkt phasenrelevante Informationen über den Zustand des
Absorbers gewonnen werden.
Die hier entwickelten Konzepte der Prozesskontrolle sind prinzipiell für die Herstellung
verschiedenster dünner Schichten anwendbar. Es wird gezeigt, dass beide Konzepte, die in-
situ LLS als auch die in-situ WLS, als optische Prozesskontrolle genutzt werden können,
obwohl das Parameterfeld des Herstellungsprozesses sehr komplex ist. Die
Reproduzierbarkeit der gemessenen LLS- und WLS-Signale wird mehrfach nachgewiesen.
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II. Lichtstreumethoden zur Untersuchung von dünnen Schichten
Die Untersuchungen in der vorliegenden Arbeit basieren auf der Wechselwirkung zwischen
dielektrischen Medien und elektromagnetischen Wellen. Dazu sollen in diesem Kapitel die
theoretischen Grundlagen der Wechselwirkung beschrieben werden, um die Ergebnisse in den
späteren Kapiteln mit physikalischen Gesetzen zu verbinden. Ausgangspunkt der
theoretischen Betrachtungen sind die Maxwell’schen Gleichungen, mit denen die
Wechselwirkungen beschreibbar sind.
Wechselwirkung zwischen Materie und elektromagnetischen Wellen
Wellendefinition(II.A)
Reflektion(II.B)
Beschreibung vonoptischen Medien
(II.C)
direkt(II.B.1/II.B.2)
Streuung(II.B.3)
II-1: Konzeptionelle Darstellung der optischen Wechselwirkung zwischen elektromagnetischen
Wellen und dielektrischen Medien. Jede Art der Wechselwirkung ist mit dem Abschnitt im
Kapitel bezeichnet.
In der Abbildung II-1 ist der Aufbau der theoretischen Herleitungen gezeigt. Die
Untersuchungen in den späteren Kapiteln dienen der Entwicklung einer optischen
Prozesskontrolle. Die physikalischen Grundlagen der Messungen von Reflektion und
Streuung während des Wachstums von optisch-dünnen Schichten sollen daher in diesem
Kapitel eingeführt werden. Dazu wird zunächst die optische Welle mit den Maxwell’schen
Gleichungen beschrieben. Im Anschluss daran werden die Wechselwirkungen der optischen
Welle mit einem homogenen, dielektrischen Medium in Form der Reflektion und Streuung
beschrieben. In den vorliegenden Untersuchungen sollen Medien beschrieben werden, die
nicht homogen sind. Um diese Art der Medien beschrieben zu können, wird die effektive
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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Medientheorie verwendet. Durch die Darstellung dieser theoretischen Grundlagen werden die
Ergebnisse in den späteren Kapiteln theoretisch begründet.
II.A. Grundlagen der Wechselwirkungen
Die Maxwellschen Gleichungen werden zu der Beschreibung von Wechselwirkungen von
elektromagnetischen Feldern mit Medien herangezogen.
ED 0r
(2.1)
0HB 0r
(2.2)
Die Gleichung 2.1 beschreibt die Quellen der elektrischen Verschiebungsdichte D. Aus der
Gleichung lässt sich ableiten, dass ein elektrisches Feld E durch die im betrachteten Volumen
befindliche Ladung ρ erzeugt wird. Als weiterer Zusammenhang ist in der dargestellten
Gleichung 2.1 die Verbindung zwischen dem elektrischen Feld und der Verschiebungsdichte
in Form der Permittivität ε, der Fähigkeit von Medien Ladungen zu speichern, gegeben. Die
Permittivität ε ist ein Produkt aus der Dielektrizitätskonstante ε und der relativen Permittivität
εr. Analog zu der Beschreibung des elektrischen Feldes ist in Gleichung 2.2 das magnetische
Feld beschrieben. Diese Gleichung beschreibt die Quellen des magnetischen Feldes, die nicht
auf Teilchen zurückzuführen sind, wodurch die Gleichung gleich Null ergibt. Des Weiteren
ist in der Gleichung 2.2 der Zusammenhang zwischen der magnetischen Feldstärke H und der
magnetischen Induktion H mittels der Permeabilität μ gegeben. Die Permeabilität setzt sich
aus der Naturkonstante μ0 und dem materialspezifischen Faktor μr zusammen. Neben den
Quellen des elektrischen und magnetischen Feldes enthalten die Maxwell’schen Gleichungen
eine Beschreibung der Ursachen für eine zeitliche Änderung des jeweiligen Feldes.
Ht
E 0r
(2.3)
B0r JEt
H
(2.4)
Die Gleichung 2.3 beschreibt, dass die örtliche Änderung des elektrischen Feldes eine
zeitliche Änderung des magnetischen Feldes bzw. der magnetischen Induktion erzeugt. Dieser
Zusammenhang ist auch als das Oerstedt’sche Gesetz bekannt. Analog dazu stellte Faraday
eine ähnliche Beziehung für die örtliche Änderung des magnetischen Feldes auf. Diese
örtliche Änderung führt zu einer zeitlichen Änderung des elektrischen Feldes bzw. der
elektrischen Verschiebungsdichte und zu einer Induktion eines Verschiebungsstroms JB.
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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II.A.1. Zeigerdarstellung elektromagnetischer Felder
Zur Beschreibung von elektromagnetischen Feldern ist das Zusammenführen der Gleichungen
2.3 und 2.4 notwendig. Zur besseren Übersicht werden hierzu die zeitabhängigen Lösungen
der Differentialgleichungen in der Zeigerdarstellung angegeben.
tjtj HeRetHEeRetE
(2.5)
Durch die Definitionen nach Gleichung 2.5 ist die Zusammenführung der beiden Gleichungen
2.3 und 2.4 unter der Betrachtung der Randbedingungen leicht möglich. Dazu gehört, dass
innerhalb einer elektromagnetischen Welle keine Ladungen existieren, wodurch die
Gleichung 2.1 gleich Null ist.
EEE 0r0r2
(2.6)
Durch die Anwendung der Gleichung 2.6 lässt sich die Wellenzahl k0 im Vakuum definieren.
000k (2.7)
Für die Betrachtung einer optischen Welle in beliebigen, nicht-permeablen Medien genügt die
Annahme μr=1. Weiterhin wird die Definition eines homogenen, dielektrischen Mediums
angenommen, wodurch die relative Dielektrizität εr durch die Brechzahl n ersetzt werden
kann.
2r n (2.8)
Mit den getroffenen Definitionen lassen sich die Wellengleichungen für optische Strahlung
getrennt nach elektrischem und magnetischem Feld aufstellen.
0H,EnkH,E 220
(2.9)
Zur Lösung der Wellengleichung aus 2.9 soll die linear polarisierte, transversal
elektromagnetische Welle (TEM-Welle) dienen. Üblicherweise stehen die elektrische und
magnetische Feldkomponente bei Wellen senkrecht aufeinander. Als Betrachtungsgrundlage
soll das kartesische Koordinatensystem angenommen werden, wobei die elektrische
Feldstärke nur eine Komponente in x-Richtung, die magnetische Feldstärke nur eine
Komponente in y-Richtung besitzt. In Bezug auf Gleichung 2.10 lassen sich die Felder
vereinfacht skalar definieren, da sie keine Vektoren mehr darstellen. Durch die
Zeigerdarstellung sind die Feldkomponenten als komplexe Größen zu definieren. Die
Ausbreitungsrichtung einer TEM-Welle wird über den Poynting-Vektor S definiert.
zHzEzSHES yxz
(2.10)
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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In der Gleichung 2.10 ist die örtliche Abhängigkeit der enthaltenen Leistung einer Welle in
Abhängigkeit der ortsabhängigen Feldkomponenten dargestellt. Mit den bis hier definierten
Zusammenhängen ist ein Lösungsansatz für die Gleichung 2.9 aufstellbar.
nzjkexpH,EH,E 000yx (2.11)
II.A.2. Definition des Wellenwiderstands
Durch die Gleichung 2.10 konnte gezeigt werden, dass die in einer Welle enthaltene Leistung
durch das Produkt beider Komponenten beschreibbar ist. Daher ist es ersichtlich, dass ein
linearer Zusammenhang zwischen beiden Feldkomponenten existiert, der durch den Quotient
beider Komponenten definiert wird.
120Z
H
E
H
E0F
0
0
0
0
y
x (2.12)
Dieser Quotient (dargestellt in 2.12) wird als Feldwellenwiderstand ZF0 bezeichnet und ist im
Vakuum als Naturkonstante festgelegt, da er ausschließlich aus Naturkonstanten gebildet
wird. Durch die Definition des Wellenwiderstands lassen sich beliebige dielektrische Medien
in der Wechselwirkung mit einer Welle beschreiben. Dazu genügt es zunächst die Medien
durch den Wellenwiderstand zu beschreiben, ohne Kenntnis über die Welle zu haben. Die
Überführung der Gleichung 2.12 in ein willkürliches, dielektrisches Medium wird durch die
Verwendung des komplexen Brechungsindex n-jκ realisiert. Der komplexe Brechungsindex
setzt sich aus dem Realteil n und einem Imaginärteil κ zusammen. Der Realteil n beschreibt
die Reflektionsfähigkeit des Mediums und der Imaginärteil κ, der als Extinktionskoeffizient
bezeichnet wird, stellt die Absorptionsfähigkeit des Mediums dar. Somit lässt sich der
Wellenwiderstand für jedes Medium definieren (Gleichung 2.13).
0FF Z
sinjn
1Z
(2.13)
Die Gleichung 2.13 und der darin enthaltene Wellenwiderstand sind für die Beschreibung von
optisch aktiven Ein- oder Mehrschichtsystemen geeignet. Dazu werden ein letztes Mal die
Maxwell’schen Gleichungen herangezogen, damit das Verhalten einer Welle an einer
dielektrischen Grenzfläche zu beschreiben. In der Abbildung II.2 ist die Wechselwirkung
einer TEM-Welle an einer dielektrischen Grenzfläche dargestellt. Die Welle fällt unter einem
definierten Winkel φ1 auf die Grenzfläche ein. Die Wechselwirkung mit der Grenzfläche
erfolgt durch das Auftreten eines reflektierten Anteils der Welle (Indizierung durch r) und
eines transmittierten Teils (Indizierung durch t) in die Grenzfläche.
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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Medium 1 Medium 2
E(z)+
H(z)
k
+ z
y
x
Hr(z)
Er(z)kr kt+
Ht(z)
Et(z)
II-2: Reflektion und Brechung einer transversalen, elektromagnetischen Welle an einer
dielektrischen Grenzfläche.
Die Abbildung II-2 beschreibt das Verhalten einer optischen Welle beim Durchgang durch ein
dielektrisches Medium durch das Auftreten der Reflektion (Index r) und der Transmission
(Index t) unter dem Effekt der Beugung.
Nach dieser kurzen Einführung in die Wechselwirkungen von Wellen und Medien soll die
Reflektion von Wellen ausführlich beschrieben werden.
II.B. Reflektion von Wellen
Unter der Reflektion einer Welle versteht man, dass die Leistung der Welle nicht vollständig
in das Medium eindringen kann, sondern an der Oberfläche des Mediums reflektiert wird.
Reflektionen können durch zwei grundlegende Arten verursacht werden. Bei einer absolut
planaren Oberfläche eines Mediums tritt ausschließlich die direkte Reflektion auf. Im
Gegensatz dazu wird bei rauen (nicht-planaren) Oberflächen, die Welle beliebig reflektiert,
welches als Streuung bezeichnet wird. In diesem Abschnitt sollen beide Arten getrennt und
vertieft beschrieben werden.
II.B.1. Direkte Reflektion
In der Abbildung 2.2 ist die direkte Reflektion an einer planaren Oberfläche dargestellt. Unter
Verwendung der eingeführten Wellenwiderstände lässt sich die direkte Reflektion an einer
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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Grenzfläche einfach beschreiben. Das Ziel dieser Annahme ist die Bestimmung des
Reflektionsfaktors rE, der als Quotient aus dem reflektierten elektrischen Feld Er und dem
gesamten einfallenden elektrischen Feld E gebildet wird.
zHzHzH
zEzEzE
rt
rt
(2.14)
Aufgrund des Energieerhaltungssatzes und der Stetigkeit der Tangentialkomponenten gilt die
Beziehung der beiden Feldkomponenten dargestellt in Gleichung 2.14. Mit der Definition der
Wellenwiderstände in Gleichung 2.12 lassen sich die magnetischen Feldkomponenten durch
die elektrischen Feldkomponenten darstellen.
zEZ
ZzE
Z
ZzE t
E,1
E,2
r
E,1
E,2 (2.15)
In der Gleichung 2.15 sind die Wellenwiderstände mit dem zugehörigen Medium und der
betrachteten Feldkomponente indiziert. Durch Einsetzen der Gleichung 2.15 in die Gleichung
2.14 ist der Reflektionsfaktor rE allein durch die Wellenwiderstände bestimmt.
E,1E,2
E,1E,2
EZZ
ZZr
(2.16)
Analog zu der Betrachtung der elektrischen Feldkomponenten lässt sich der Reflektionsfaktor
der magnetischen Feldkomponenten aufstellen.
H,1H,2
H,1H,2
HZZ
ZZr
(2.17)
Die beiden Gleichungen 2.16 und 2.17 stellen das Snellius’sche Brechungsgesetz dar, welches
durch Einsetzen der Gleichung 2.13 in die beiden Gleichungen in der gewohnten Form
entstehen wird. Um die Reflektivität R zu berechnen, werden beide Reflektionsfaktoren der
Feldkomponenten multipliziert, wobei der magnetische Reflektionsfaktor konjugiert komplex
verwendet wird.
II.B.2. Mehrfachreflektionen an homogenen Schichtstapeln
Die bisherigen Betrachtungen der Reflektion gingen von einer Grenzfläche zwischen zwei
Medien aus. In dieser Arbeit werden jedoch Medien betrachtet, die mehrere Grenzflächen
einschließen. Um ein solches System beschreiben zu können, wird die Leitungstheorie
verwendet. Bei der Leitungstheorie wird für jedes Stück einer Leitung ein Widerstand
definiert, und dieser zu einem resultierenden Gesamtwiderstand transformiert. Bei dieser
Transformation werden die Längen der einzelnen Leitungskomponenten und die
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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dielektrischen Eigenschaften in einer Gleichung zusammengefasst. Die vollständige
Herleitung dieser Gleichung befindet sich im Anhang dieser Arbeit.
d2
ZF,1
ZF,2
Abbildung II-3: Konzept der Wellenwiderstandstransformation aus der Leitungstheorie.
Um eine Widerstandstransformation gemäß der Abbildung II-3 vollziehen zu können, ist eine
Gleichung anzuwenden, die der Leitungstheorie entstammt. Die Größe γ stellt die komplexe
Dämpfungskonstante dar, die aus der Wellenzahl k0 und den komplexen Brechungsindex
zusammengesetzt ist.
21,F2,F
22,F1,F
2,FG,FdtanhZZ
dtanhZZZZ
(2.18)
Die Herleitung der Gleichung 2.18 aus der Leitungstheorie befindet sich im Anhang A. Durch
Mehrfachanwendung der Gleichung 2.18 lassen sich Systeme mit komplexeren Schichtstapeln
berechnen. Dazu beschreibt der resultierenden Widerstand ZF,G mit der Gleichung 2.13 einen
effektiven, komplexen Brechungsindex, der auf die einfallende optische Strahlung wirkt.
II.B.3. Diffuse Reflektion – Streuung
Das Auftreten von Wechselwirkungen zwischen Strahlung und Oberflächen wurde zwar
eingehend für planare Oberflächen im vorigen Abschnitt beschrieben, jedoch zeigt die Natur
kaum absolut planare Oberflächen. Normalerweise zeigen Oberflächen eine Morphologie die
nicht planar ist. Bei solchen Oberflächen treten Streuungen auf, die in diesem Abschnitt
beschrieben werden sollen. Hierbei sollen nur grundlegend die Einflüsse der Streuung in
Abhängigkeit der Größe der betrachten Partikel dargestellt werden. Die Abbildung II-4 zeigt
die physikalische Abhängigkeit der Streumechanismen mit dem Mie-Parameter [Mie08]. Der
Mie-Parameter x ist die Relation zwischen der einfallenden Wellenlänge λ und der
Partikelgröße d.
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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d
x (2.20)
Die Definition der Mie-Streuung ist für kugelförmige Partikel bestimmt worden, wobei der
Begriff der Streueffizienz QSca eingeführt wurde.
N
1l
21
212sca ba1l
x
2Q (2.21)
Die Streuparameter a1 und b1 enthalten den komplexen Brechungsindex als Parameter
[Hul81]. Die Streueffizienz entspricht bei genügend großen Partikeln (x>100) der
Reflektivität von dielektrischen Medien, wodurch der Einfluss der Streuung vernachlässigt
werden kann. Für sehr kleine Teilchen (x<1) ist die Streueffizienz sehr klein und die
Bestimmung der Reflektivität muss mit der Rayleigh-Streuung [Ray00] durchgeführt werden.
In dem Bereich 1<x<100 ist die Mie-Streuung der dominierende Einfluss auf die Reflektivität
und zeigt eine Schwingung auf der gemessenen Reflektivität. Bei der Betrachtung von rauen
Oberflächen müssen die Streueinflüsse beachtet werden, da die Reflektivität mit den
Streuungen überlagert ist.
10-4
10-3
10-2
10-1
100
QS
CA
0.1 1 10 100 1000
Mie parameter x
Parameter: einfallende Wellenlänge =650nmBrechungsindex der Kugel n=1.34 Brechungsindex der Umgebung n=1.0 (Vakuum)Routine: BHMIE nach [Hul81]
RayleighStreuung
x<1
MieStreuung1<x<100
geometrischeOptikx>100
Abbildung II-4: Darstellung der Streueffizienz QSCA über dem Mie Parameter x. Die einzelnen
Bereiche gültigen Theorien sind eingezeichnet. Der Verlauf ist mit dem BHMIE-Algorithmus
[Hul81] berechnet.
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
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II.B.4. Absorption optischer Strahlung in Halbleitern
Optische Wellen können in Medien gedämpft werden, wenn die imaginäre Komponente (κ)
des komplexen Brechungsindexes von Null verschieden ist. Diese Dämpfung wird
üblicherweise als Absorption bezeichnet. In einem Halbleiter wird in zwei unterschiedliche
Arten aufgrund des Absorptionsmechanismus unterschieden. Diese Unterscheidung entsteht
durch die Auftragung der energetischen Lage des Valenz- und Leitungsbandes gegen den
Wellenvektor k. Aus der Quantenmechanik ist bekannt, dass der Wellenvektor k mit dem
Planckschen Wirkungsquantum den Impuls von Teilchen bzw. Wellen beschreibt. Das
Valenzband besitzt in dem Energie-Impuls-Raum ein globales Maximum, wogegen das
Leitungsband ein globales Minimum besitzt. Die Impulslage der beiden Extrema ist das
Kriterium, wonach zwischen direktem und indirektem Halbleiter unterschieden wird. Ist die
Impulslage zwischen den beiden Extrema identisch, wird der Halbleiter als direkter Halbleiter
bezeichnet, da der energetische Übergang zwischen beiden Bändern ohne Impulszugabe
möglich ist. Im Gegensatz dazu, zeichnet sich der indirekte Halbleiter dadurch aus, dass die
Impulslage beider Extrema nicht identisch ist und der energetische Übergang von
Ladungsträgern zwischen den Bändern nur unter Impulseinwirkung möglich ist. Somit muss
die Absorption in ihrer Charakteristik für direkte und indirekte Halbleiter getrennt
beschreiben werden. In der vorliegenden Arbeit wird ausschließlich von direkten Halbleitern
ausgegangen, wodurch die indirekte Absorption vernachlässigt werden kann. Die Absorption
eines direkten Halbleiters lässt sich durch die Proportionalität der Energie E des einfallenden
Photons und dem energetischen Abstands zwischen Valenz- und Leitungsband abschätzen.
Diese Abschätzung gilt für Energien, die in der Nähe der Bandkante liegen.
EEE G (2.24)
Übersteigt die einfallende Energie E den Wert des Bandabstandes EG, tritt in dem Halbleiter
Absorption auf. Die überschüssige Energie führt zu einem Übergang von Ladungsträgern zu
höheren Energien im Leitungsband.
II.C. Effektive Medientheorie
Die bisherigen Betrachtungen von optischen Wechselwirkungen gingen von einem
homogenen Medium aus. Allerdings ist diese Betrachtung nur selten richtig, da Medien
meistens aus einer Mischung von verschiedenen Komponenten bestehen. Zur Beschreibung
von willkürlichen Medien wurde die effektive Medientheorie (EMT) entwickelt, mit der die
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
19 von 144
relativen Dielektrizitätskonstanten dieser Medien berechnet werden können. Mit der EMT ist
auch die Mie-Streuung in einer sehr guten Näherung zu beschreiben.
Die EMT löst in einer Näherung die allgemeinste Form der Wellengleichung. Aufgrund der
mehrdimensionalen und zeitabhängigen Struktur dieser Gleichung ist eine analytisch-
geschlossene Lösung in den seltensten Fällen aufstellbar. Zum Lösen dieser theoretischen
Konstrukte sind Approximationen vonnöten die Einschränkungen auf die Lösungen haben,
die meist den Geltungsbereich einschränken. Die bekannteste Approximation wurde von Max
Born vorgeschlagen und führt zu einer ähnlichen Darstellung, die bereits in Abbildung II-4
dargestellt ist. Der Ausgangspunkt der Berechnung eines beliebigen Mediums sind die
Maxwell’schen Gleichungen (Gleichung 2.1 – 2.4).
Ausgangspunkt der hier dargestellten Berechnungen sind die Arbeiten von Maxwell-Garnett
[Max06] und Bruggemann [Bru35], die als Begründer der effektiven Medientheorie gelten.
Maxwell-Garnett hat aus der Betrachtung kleiner Metallkugeln, statistisch verteilt in einem
homogenen, nichtmetallischem Medium, die Verbindung zwischen der Anzahl NM der
Metallkugeln im Einheitsvolumen zu der Dipolmomentdichte p hergestellt.
ENNtp MMMAAA
(2.25)
Die polarisierende Wirkung einer kleinen Metallkugel mit dem Radius r0 in einem
homogenen Medium ist bekannt [Wol93]. Im Fernfeld zu der kleinen Kugel lässt sich die
resultierende Polarisation in Abhängigkeit der effektiven Atomanzahl der Mischung μANA im
gesamten Medium aufstellen.
3AAA rN
3
4p (2.26)
Der lineare Zusammenhang zwischen dem elektrischen Feld und der Polarisation ist die
Suszeptibilität χ und die Permittivität ε. Das Produkt beider Größen ist in Gleichung 2.25 als
Θ bezeichnet. Die Polarisation eines gemischten Mediums lässt sich, um der atomaren bzw.
molekularen Betrachtung zu genügen, auch als Dipolmoment bezeichnen. Die Möglichkeit
ein elektrisches Feld zu berechnen, führt zur Verwendung der Maxwell’schen Gleichungen,
wobei das gesamte auf den Detektor wirkende elektrische Feld bestimmt wird.
E
NN3
41
NNtp
MMMAAA
MMMAAA
(2.27)
Durch Einsetzen der Gleichung 2.27 unter Berücksichtigung der Polarisation in die Gleichung
2.25 wird die Verbindung zwischen der molekularen Dichte der kleinen Kugeln und deren
Einfluss auf die elektrischen und magnetischen Eigenschaften des Gemischs deutlich. Das
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
20 von 144
Ziel sind insbesondere die optischen Eigenschaften des Gemischs in Abhängigkeit der
Konzentration der Metallkugeln.
H1
dt
Ed
dt
pd4
(2.28)
Die Gleichung 2.28 soll als Grundlage zur Bestimmung von optischen Konstanten dienen.
Dazu wird der gesamte Term aus dieser Gleichung zu einem resultierenden ε zusammenfasst
und als N2 bezeichnet. Die Bezeichnung N
2 entspricht dem quadrierten komplexen
Brechungsindex. Mit Hilfe der Gleichung 2.27 wird die resultierende Gleichung aufgestellt.
MMMAAA2
2
NN3
4
2N
1N
(2.29)
Mit der Gleichung 2.29 ist die Herleitung der effektiven Medientheorie, wie sie in dieser
Arbeit Anwendung findet, abgeschlossen. Durch Quotientenbildung der Mischung zu den
einzelnen Metallkugeln und dem umgebenen Medium unter Einführung eines Volumenanteils
q, kann die verwendete Gleichung als Abschluss aufgestellt werden.
2A
2M
2A
2M
2A
2
2A
2
N2N
NNq
N2N
NN
(2.30)
Mit Hilfe der Gleichung 2.30 können für Mischungen aus willkürlich, verteilten Objekten mit
dem Index M in einem Medium mit dem Index A die optischen Eigenschaften beschrieben
werden. Eine weitere Anwendung dieses Formalismus ist die Beschreibung von rauen
Oberflächen, bei denen der Volumenanteil als Anteil des Mediums in der Luft betrachtet
wird.
II.D. Anwendung der Theorien
Mit den gezeigten Theorien lassen sich die optischen Messungen in den späteren Kapiteln
beschreiben. Die Beschreibung der elektromagnetischen Wellen in Wechselwirkung mit
optischen Medien ist die Grundlage der Messung von reflektierter bzw. gestreuter Strahlung.
Durch die Anwendung der effektiven Medientheorie können nicht homogene Medien
beschrieben werden und dadurch die Reflektion eines solchen Mediums berechnet werden.
Die effektive Medientheorie wird in Verbindung mit der definierten Reflektivität verwendet,
um eventuelle Ausscheidungen von anderen Materialien in homogenen Schichten theoretisch
beschreiben zu können (vgl. Kapitel 4). Eine weitere Anwendung der EMT in den
nachfolgenden Untersuchungen ist die beginnende chemische Reaktion an der Oberfläche und
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
21 von 144
die damit einhergehende Phasenumwandlung in einer Schicht beschreiben zu können (vgl.
Kapitel 5).
II.D.1. Beispielhafte Simulation eines homogenen Schichtstapels
Die dargestellten Theorien dienen in den nachfolgenden Kapiteln als Grundlage für eine
Vielzahl von selbstständig entworfenen Simulationsroutinen. Als Beispiel soll in diesem
Abschnitt gezeigt werden, wie aus den theoretischen Vorbetrachtungen die Reflektivität eines
homogenen Schichtstapels durchgeführt werden kann. Im Folgenden wird gezeigt werden,
wie die Reflektivität in Abhängigkeit der Wellenlänge für eine Siliziumschicht mit einer
dünnen Schicht aus SiNx unter Anwendung der Wellenwiderstände bestimmt werden kann.
Rgesamt
ZF,SiNx
ZF,Si
Abbildung II-5: Beispielhafter Schichtstapel für die Anwendung der Theorien.
Zur Bestimmung der gesuchten Größe Rgesamt müssen die optischen Konstanten n und κ beider
Schichten (Si und SiNx) bekannt sein. Aus diesen Konstanten lassen sich die zugehörigen
Wellenwiderstände (ZF,Si und ZF,SiNx) mit der Gleichung 2.13 bestimmen. Diese Rechnung
wird für alle Wellenlängen durchgeführt und soll an dieser Stelle für eine Wellenlänge
(700nm) gezeigt werden. Dazu werden zunächst die optischen Konstanten der einzelnen
Materialien benötigt.
Tabelle II-1: Optische Konstanten der einzelnen Schichten für eine Wellenlänge von 700nm. Die
Werte sind einer Datenbank entnommen[LB-Si, LB-SiNx]
Material Optische Konstanten (700nm) Wellenwiderstand mit Gleichung 2.13
Silizium Si 3.796-j0.013 99.24+j0.34 Ω
Siliziumnitrid SiNx 1.95 192.21 Ω
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
22 von 144
Zur Bestimmung des resultierenden Wellenwiderstands aus beiden Schichten muss die Dicke
der oberen Schicht (SiNx) bekannt sein. In diesem Beispiel soll die Reflektivität für die
Wellenlänge von 700nm optimiert, d.h. minimiert, werden. Dazu kann die Gleichung 2.18
verwendet werden, um die optimale Dicke für diese Wellenlänge zu bestimmen. Als
Vorbetrachtung zu dieser Bestimmung müssen die beiden Reflektionsfaktoren rE und rH Null
betragen. Aus der Gleichung 2.16 und 2.17 ist erkennbar, dass der resultierende
Wellenwiderstand aus der Gleichung 2.18 identisch dem Wert der reinen unteren Schicht
(ZF,G=ZF,Si) sein muss. Somit muss die Dicke d in der Gleichung 2.18 so bestimmt werden,
dass die Identität zwischen den Wellenwiderständen erreicht wird. Der Tangens Hyperbolicus
in der Gleichung muss somit Null ergeben, um die Identität zu erreichen.
nm29.8996.14
nm700
n4d
2dn
2
2d0dtanh
SiNxSiNx
SiNxSiNxSiNxSiNx
(2.31)
Mit der Anwendung der Gleichungen für die Wellenwiderstände ist eine Gleichung bestimmt
worden, mit der die Dicke einer Entspiegelungsschicht für Reflektionsminimierung aufgestellt
worden. Unter Kenntnis der Dicke der Entspiegelungsschicht kann mit der Gleichung 2.18 die
wellenlängenabhängige Reflektivität berechnet werden.
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
Re
fle
ktivitä
t
1.41.21.00.80.60.4
Wellenlänge (µm)
Abbildung II-6: Simulation der wellenabhängigen Reflektivität des Schichtstapels aus
Abbildung II-5.
Lichtstreumethoden zur Untersuchung dünner Schichten
23 von 144
Die errechnete Reflektivität zeigt ein Minimum bei der Wellenlänge von 700nm, da die
bestimmte Dicke aus Gleichung 2.31 für 700nm optimiert wurde. Mit diesem Beispiel ist
gezeigt worden, wie die in den nachfolgenden Kapiteln durchgeführten Simulationen mit
Hilfe dieses Kapitels angesetzt wurden. Die meisten Simulationen zeigen die Transformation
von wellenlängenabhängigen in dickenabhängige Reflektivitäten. In der Gleichung 2.31
wurde gezeigt, wie eine Dicke aus den genannten Gleichungen die Reflektivität beeinflusst.
Um die Dicke ebenfalls ändern zu können, wird in der Gleichung 2.18 die Dicke d ebenfalls
variabel angenommen. Die so berechnete Reflektivität ist somit ein zweidimensionaler Plot.
1000
800
600
400
200
0
Dic
ke
(nm
)
1.41.21.00.80.60.4
Wellenlänge (µm)
Abbildung II-7: Kontourenplot der errechneten Reflektivität des Schichtstapels in Abbildung II-
5 unter Variation der Wellenlänge und der Dicke. Die Intensität der Reflektivität ist mit einer
Grauskala dargestellt (Weiß – R=0, Schwarz – R=1).
In der Abbildung II-7 ist der Kontourenplot für die Variation der Wellenlänge und der Dicke
der SiNx-Schicht dargestellt. Bei einer Dicke von 89nm (abgelesen an der y-Achse der Abb.
II-7) ergibt sich der Verlauf aus Abb. II-6. Mit dem Kontourenplot kann für eine Wellenlänge
(700nm) der Verlauf der Reflektivität in Abhängigkeit der Dicke d dargestellt werden.
24 von 144
III. Experimentelle Grundlagen und Methoden
Im folgenden Kapitel werden die in dieser Arbeit angewendeten Methoden der Herstellung
von Chalkopyrit-Dünnschichten sowie entsprechende analytische Methoden erläutert.
Zunächst werden die beiden Prozessvarianten (Drei-Stufen-Prozess und Rapid-Thermal-
Processing), für die Herstellung von Solarzellenabsorbertypen Cu(In,Ga)Se2 und Cu(In,Ga)S2
beschrieben und kurz auf die Prozesstechnik und –parameter eingegangen. Bei der
Beschreibung der verwendeten Prozesskontrollen wird ein besonderes Augenmerk auf die
optischen Prozesskontrollen Laserlicht-Streuung und Weißlicht-Streuung gelegt. Die
ergänzenden Prozesskontrolle Pyrometrie wird ebenfalls beschrieben. Abschließend werden
in diesem Kapitel andere, prozessunabhängige analytische Methoden kurz erläutert. Diese
sind aufgeteilt nach strukturellen Methoden, wie Röntgenbeugung, und nach optisch-
morphologischen Untersuchungen, wie die Messungen zur Bestimmung von Transmission
und Reflektion.
III.A. Herstellung von chalkopyritbasierten Absorberschichten
III.A.1. Verbindungen der Chalkopyritfamilie
Das Mineral mit der chemischen Formel CuFeS2 wird als Chalkopyrit bezeichnet. Es
kristallisiert in einer tetragonalen Struktur (Raumgruppe dI 24 ), in der die Anionen
tetraedrisch von den Kationen (jeweils zwei Fe3+ und zwei Cu+) sowie die Kationen
tetraedrisch von vier Anionen umgeben sind. Die ternären Verbindungen mit der allgemeinen
Formel VIIIII XBA 2 (A=Ag, Cu; B=Al, Ga, In und X=S, Se, Te) gehören zu den
Chalkopyriten.
Die Verbindung charakterisiert sich zusätzlich durch die Atomverhältnisse der Metalle zu
dem Element der sechsten Hauptgruppe, welches in dem Verhältnis 1:1 vorliegt. Für
photovoltaische Anwendungen sind die Chalkopyrite Cu(In,Ga)S2 und Cu(In,Ga)S2 besonders
interessant, da sich diese direkten Halbleiter durch einen hohen Absorptionskoeffizienten und
eine für die Absorption von Sonnenstrahlung passende optische Bandlücke auszeichnen.
Deshalb können sie als Absorbermaterials in Dünnschicht-Solarzellen verwendet werden. Bei
Cu(In,Ga)Se2 und Cu(In,Ga)S2 handelt es sich jeweils um Mischkristalle der ternären
Verbindungen CuInSe2 und CuGaSe2 bzw. CuInS2 und CuGaS2.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
25 von 144
Der Reaktionspfad für die Bildung der Chalkopyrite hängt von dem gewählten
Herstellungsverfahren ab. Bei einer Ko-Verdampfung (z.B. im Drei-Stufen-Prozess) bildet
sich der Chalkopyrit aus einer Mischung von Indium-Gallium-Selenid und dem Chalkogenid
Kupfer-Selenid.
2xx1y1y232xx1 SeGaInCu2SeCuSeGaIn (3.1)
Werden dagegen metallische Precursorschichten mit Schwefel oder Selen zur Reaktion
gebracht (z. B. beim Rapid Thermal Annealing, RTP-Prozess), bildet sich der Chalkopyrit
nach folgendem Reaktionspfad.
SCuSGaInCuSCuGaIn yxxyyxx 2221111 33 (3.2)
Die beiden Formeln sollen als Einleitung der Beschreibung beider Prozessvarianten dienen.
III.A.2. Drei-Stufen-Prozess
In diesem Abschnitt wird der Herstellungsprozess von 2SeGa,InCu beschrieben, wie er für
diese Arbeit durchgeführt wurde. Der 3-Stufen-Prozess basiert auf einer
Gasphasenabscheidung (kurz: PVD-physical vapour deposition), bei der die Elemente Kupfer,
Indium, Gallium und Selen separat verdampft werden. Die verwendete Kammer ist in
Abbildung III-1 schematisch dargestellt. Die Kammer wird während des Prozesses auf einen
Druck unterhalb von 10-5
mbar evakuiert.
Cu
Ga
In
Se
rotierendesSubstrat
Blende
Laser CCD Pyrometer Photodiode
PVDKammer
Abbildung III-1: Konzeptskizze der verwendeten PVD-Kammer. Die einzelnen Quellen, sowie
die Substrataufhängung sind einzeln dargestellt. Zusätzlich sind in der Konzeptskizze die
optischen Prozesskontrollen Laserlicht-Streuung und Weißlichtstreuung dargestellt.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
26 von 144
Die Aufdampfraten der Metalle werden durch präzise Temperaturregelung eingestellt. Die
Temperaturen der Metallverdampfungsquellen sind ca. 900°C (Indium, Gallium) und ca.
1300°C (Kupfer). Die Selenquelle wird auf 342°C erhitzt, mit dem Ziel den Selendruck
konstant zu halten. Die Temperaturen werden durch entsprechende Regler kontrolliert und
über die Leistungseinstellung der einzelnen Quellen konstant gehalten. Das zu bedampfende
Substrat befindet sich an der Oberseite der Kammer und ist an einem rotierenden
Substrathalter befestigt. Die Rotation des Substrats verbessert die Homogenität der
Abscheidung. Alle Metallquellen und das Substrat sind zusätzlich mit einem Shutter
ausgestattet, um die Verdampfung zu blockieren. Zur Veranschaulichung des Drei-Stufen-
Prozesses dient die Abbildung III-2.
In-Se
In-Se
Ga-Se
Ga-Se
Substrat
Cu(In,Ga)Se2
Cu2-xSe
Cu(In,Ga)Se2
Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3
TS
ubstr
ate
(°C
)
330°C
525°C
Abbildung III-2: Konzept des Drei-Stufen-Prozesses (Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien
und Energie). Die am Ende jeder einzelnen Stufe erhaltenen Schichten sind dargestellt.
Zusätzlich ist das Temperaturprofil des Standard-Prozesses über den Stufen angegeben.
1. Stufe: Abscheidung eines Schichtstapel aus Indium-Selenid und Gallium-Selenid auf ein
mit Molybdän beschichtetem Substrat (Glas, Folie, etc.) bei einer nominellen
Substrattemperatur von 330°C. Dieser Schichtstapel weist am Ende der ersten Stufe eine
Struktur wie in der Abbildung III-2 dargestellt, auf.
2. Stufe: Einbau von Kupfer in die Schicht und Bildung von Cu(In,Ga)Se2. Am Ende dieser
Stufe ist bis die gebildete Chalkopyrit-Schicht kupferreich und die Oberfläche der Schicht ist
Experimentelle Grundlagen und Methoden
27 von 144
mit dem Chalkogenid Cu2-xSe bedeckt. In dieser und der nachfolgenden Stufe werden die
Substrate auf eine Temperatur von 525°C aufgeheizt.
3. Stufe: erneutes Verdampfen von Indium und Gallium, um den Kupferreichtum der Schicht
und die dadurch entstehenden Kupfer-Selenide abzubauen.
III.A.3. Rapid Thermal Processing
Die zweite Herstellungsart für Chalkopyrite ist der RTP-Prozess. In diesem Prozess werden
Cu(In,Ga)S2-Schichten aus metallischen Vorläufer-Schichten (Precursor) durch die Reaktion
mit elementarem, gasförmigen Schwefel gebildet. Die Schichtbildung wird durch chemische
Reaktion und Diffusion während der Erhöhung der Temperatur bestimmt. Quarzlampen
erhitzen die in einer kleinen Reaktionskammer positionierten Substrate binnen Sekunden von
Raumtemperatur auf über 500°C. Die Reaktionskammer ist eine Vakuumkammer, in der sich
drei Substrate mit den metallischen Precursorschichten (5cm lang, 1cm breit) sowie
elementarer Schwefel befinden. Durch die sehr schnelle Erhöhung der Temperatur in der
Kammer werden verschiedenste Reaktionen des Precursors mit dem elementaren Schwefels
ausgelöst. In der Abbildung III-3 ist das Konzept des RTP-Prozesses für die Herstellung von
CuInS2 aus einem kupferreichen metallischen Precursor dargestellt.
Cu
CuIn2CuInS2
Cu2-xS
Substrat
S(g), T~500°C
Abbildung III-3: Konzeptdarstellung des RTP-Prozesses für CuInS2.
Für beide Prozessvarianten wurde eine Prozesskontrolle entwickelt, die auf optischen
Methoden basiert. Im folgenden Abschnitt werden die entsprechenden Konzepte für die
optischen Prozesskontrollen erläutert.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
28 von 144
III.B. Konzepte für optische Prozesskontrollen
Die Kontrolle der Abscheidung von Chalkopyriten bzw. seiner Vorläuferschichten kann auf
vielfältige Weise realisiert werden. Verschiedene Konzepte sind in der Übersichtsarbeit von I.
Repins [Rep05] gegenübergestellt. In diesem Abschnitt werden unterschiedliche Verfahren
miteinander verglichen und in ihrer Realisierbarkeit bewertet. Ein besonderes Augenmerk gilt
in dieser Arbeit den optischen Prozesskontrollen. Der Ausgangspunkt der Untersuchungen ist
die Laserlicht-Streuung (LLS) entsprechend der Arbeit von R. Scheer [Sch01]. Neben der
Laserlicht-Streuung wird die Pyrometrie als zusätzliche optische Prozesskontrolle
beschrieben, da bei dieser Methode Infrarot-Strahlung vom Substrat gemessen wird. Als dritte
optische Prozesskontrolle wird die Weißlicht-Streuung (WLS) beschrieben, die im Rahmen
dieser Arbeit von dem Autor entwickelt wurde.
Laser Detektor Weißlicht CCD Detektor
Pyrometer
Abbildung III-4: Konzepte für optische Prozesskontrollen.
III.B.1. Laserlicht-Streuung
Die LLS basiert auf der Streuung von kohärentem, monochromatischem Laserlicht von einer
rauen Oberfläche. Geometrisch befinden sich der Laser und der Detektor nicht auf einer
Strahllinie, deshalb wird im Detektor nicht die direkte Reflektion sondern die diffuse
Reflexion (Streuung) gemessen (Abbildung III-4). Um diese Art der Prozesskontrolle
anwenden zu können, muss die Schicht eine gewisse Rauhigkeit aufweisen, um die Streuung
messen zu können. Die Änderung der chemischen Zusammensetzung der Schicht, sowie der
Experimentelle Grundlagen und Methoden
29 von 144
Schichtdicke während des Prozesses führen zu einer charakteristischen Änderung des
gestreuten Laserlichtes.
Bei dieser Prozesskontrolle wird ein Laser mit einer Wellenlänge von 635 nm (in dem für
diese Arbeit verwendeten Aufbau) verwendet. Als Detektor dient eine Silizium-Photodiode
mit Filter, die mittels Lock-In Technologie rauschunterdrückt ausgelesen wird.
In der ersten Stufe des Prozesses wächst die Schicht durch die Abscheidung der Indium- bzw.
Gallium-Selenide an. Das gemessen Signal des gestreuten Laserlichtes spiegelt die Rauhigkeit
und die Dicke der gebildeten Schicht wieder. Die Streuung des Laserlichtes wird zwar durch
die raue Oberfläche verursacht, jedoch enthält das Signal Informationen über das
Schichtwachstum, da das an verschiedenen Grenzflächen gestreute Laserlicht miteinander
wechselwirken kann. Dadurch sind in der zeitabhängigen Aufnahme der Laserlicht-Streuung
Interferenzen während der Abscheidung einer Schicht erkennbar. Interferenzen entstehen
durch eine Überlagerung des von einer dielektrischen Schicht reflektierten Lichtes.
Abbildung III-5: Verlauf der Laserlicht-Streuung für die erste Stufe des Drei-Stufen-Prozesses.
Die einzelnen Sequenzen der ersten Stufe sind mit A-D gekennzeichnet. Zusätzlich ist der Begriff
einer gemessenen Welle an einem Beispiel definiert. Während des Prozesses nimmt die
Schichtdicke entsprechend der Aufdampfrate zu. Die Dickenzunahme lässt sich mit der
angegeben Gleichung unter Kenntnis der einfallenden Wellenlänge und des Brechungsindex n
berechnen.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
30 von 144
Dabei überlagern sich die direkt an der Oberfläche reflektierten Strahlen des Laserlichts mit
den an der Grenzfläche Schicht-Substrat reflektierten Strahlen, die einen Strahlengang durch
die dielektrische Schicht vollzogen haben.
Die beschriebene Entstehung von Interferenzen ist in der Abbildung II-3 als Skizze
dargestellt. Diese Modulation des Signals (Interferenzen) ermöglichen während des Prozesses
die Dicke der aufgewachsenen Schicht abzuschätzen.
Diese Interferenzen sind in der Abbildung III-5 für einen Standard Drei-Stufen-Prozess von
Cu(In,Ga)Se2 auf einem mit Molybdän bedecktem Glas dargestellt. Aus der
Prozessbeschreibung im vorigen Abschnitt wurde die Sequenz der ersten Stufe bereits
erwähnt. In den Messsignalen der LLS (Abbildung III-5) ist diese Sequenz eingezeichnet. Die
Bereiche A und C stellen die Abscheidung von Gallium-Selenid dar, im Gegensatz dazu sind
die Bereich B und D mit der Abscheidung von Indium-Selenid verbunden. Bei der
Überwachung des Prozesses werden die auftretenden Intensitätsmaxima, die durch
Interferenzerscheinungen gebildet werden, gezählt. Dabei werden zwei aufeinander folgende
Intensitätsmaxima als Welle bezeichnet. Eine beispielhafte Welle ist in der Abbildung III-5
dargestellt. Die Struktur der ersten Phase wird mit 1-2-2-6 bezeichnet, welches die Anzahl der
Interferenzen der sequentiellen ersten Stufe beschreibt. Mit dieser Angabe ist gemeint, dass
die Schicht nach der ersten Stufe mit 1 Welle Ga-Se, 2 Wellen In-Se, 2 Wellen Ga-Se und 6
Wellen In-Se gebildet wird. Mit dem Zählen der Wellen kann das Schichtwachstum verfolgt
werden.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
31 von 144
Abbildung III-6: Darstellung des LLS-Signals für die zweite Stufe des Drei-Stufen-Prozesses.
Die zweite Stufe wird in zwei Abschnitte unterteilt, wobei die Stufe 2 kupferarm und die Stufe
2a kupferreich (Kupferüberschuß) ist.
Das LLS-Signal für die zweite Stufe des Drei-Stufen-Prozesses ist in Abbildung III-6
dargestellt. Während der Verdampfung von Kupfer zeigt das Signal ein interferenzähnliches
Verhalten, das jedoch nicht mit dem Wachstum der Schicht korreliert werden kann. Die
Besonderheit dieser Messung, ein schwacher Abfall des Signals, ist in der Abbildung
markiert. Dieser Punkt wird als Wechsel vom kupferarmen zum kupferreichen Regime in der
abgeschiedenen Cu(In,Ga)Se2-Schicht interpretiert und als Stöchiometriepunkt bezeichnet. Er
ist in dem LLS-Signal gut erkennbar. Damit teilt er die 2. Stufe des Prozesses in zwei
Abschnitte (2 und 2a), der Letztere ist mit 15% der Länge der Stufe 2 standardmäßig definiert
Die Stufe 2a dient dazu sicherzustellen, dass die abgeschiedene Cu(In,Ga)Se2-Schicht am
Ende der zweiten Stufe kupferreich ist.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
32 von 144
Abbildung III-7: Darstellung des LLS-Signals der dritten Stufe des Drei-Stufen-Prozesses.
Zusätzlich ist nach Abschluss des Prozesses die Abkühlphase unter konstantem Selendruck
eingezeichnet.
In der letzten Stufe des Drei-Stufen-Prozesses zeigt das LLS-Signal ein wellenartiges
Verhalten, welches nicht auf die Zunahme der Schichtdicke zurückzuführen ist. Die Länge
der dritten Stufe ist über die erste Stufe definiert, da sie 25% der gemittelten Länge der ersten
Stufe darstellt. Die Mittelung der ersten Stufe erfolgt über die anteilige Verrechnung der
Länge der einzelnen Wellen. Durch die Definition dieser Länge wird sichergestellt, dass die
abgeschiedene Schicht am Ende des Prozesses wieder kupferarm ist. In der Abbildung III-7
ist neben der dritten Stufe ein weiterer Bereich eingezeichnet, der mit Abkühlphase
bezeichnet ist. In dieser Nachbehandlung wird das Substrat von der Temperatur 525°C auf
330°C heruntergekühlt. Damit die gerade abgeschiedene Cu(In,Ga)Se2-Schicht nicht als
Selenquelle fungiert, wird in der Kammer ein konstanter Selendruck aufrechterhalten. Die
Gesamtdauer dieser Abkühlphase ist mit 20min standardisiert.
III.B.2. Weißlichtstreuung
Die im Rahmen dieser Arbeit entwickelte neue Art der optischen Prozesskontrolle beruht auf
dem Konzept der Weißlichtstreuung (WLS). Dazu wurde senkrecht unter dem Substrat
außerhalb der Kammer ein ortsauflösender Detektor installiert. Dieser Detektor ist eine Farb-
Experimentelle Grundlagen und Methoden
33 von 144
CCD-Kamera mit abbildender Optik. Dadurch kann die von der gebildeten Schicht
reflektierte Strahlung einer Weißlichtquelle in Abhängigkeit des Ortes dargestellt werden. Die
Weißlichtquelle strahlt ein definiertes Weißlichtspektrum auf die sich bildende Schicht. Bei
der Installation der Weißlichtquelle wurde darauf geachtet, dass der Detektor geometrisch die
direkte Reflektion dieses Lichtes erfasst. Durch die abbildende Optik ist diese
Prozesskontrolle in der Lage, die globale Reflektion (direkte Reflektion und Streuanteile)
aufzuzeichnen.
Der verwendete Detektor nimmt Farbbilder auf, die computergestützt verarbeitet werden
müssen. Ein solches Farbbild setzt sich aus drei Farbkomponenten (Rot, Grün und Blau)
zusammen. Diese drei Farben sind mit jeweils einer Wellenlänge verknüpft, die durch den
Standard CIE S-014-1/E:2006 definiert sind.
Tabelle III-1: Definition der Wellenlänge und der Intensitäten der drei Grundfarben Rot, Grün
und Blau. Der Standard ist durch Fa. Adobe und der CIE festgelegt.
Rot Grün Blau
Wellenlänge 700 nm 548 nm 435 nm
normierte Intensität 37.0 1.4 1.0
Deshalb ist es möglich, durch die Farbkamera drei unterschiedliche Wellenlängen
aufzunehmen. Da die Farbintensitäten einer Kamera nur normiert vorliegen, wird die
jeweilige gegebene normierte Intensität wird mit aufgeführt. Zu beachten sind auch die
Messwerte der einzelnen Farbinformationen. Kameras wandeln die gemessenen Signale in
eine 8-bit Auflösung um, wodurch die Dynamik der Kamera auf 255 Werte beschränkt ist.
Zur Erweiterung dieses Dynamikbereichs werden die Belichtungszeit und die Verstärkung der
Kamera auf Über- oder Untersteuerung geregelt und mitgeloggt. Im Anhang A dieser Arbeit
sind die technischen Details der Weißlichtstreuung gezeigt.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
34 von 144
Abbildung III-8: Darstellung der Weißlichtstreuung für die erste Stufe des Drei-Stufen-
Prozesses. Die Sequenz (Schichtfolge) der ersten Stufe ist identisch zu dem LLS-Signal
(Abbildung III-5).
In der Abbildung III-9 ist die gemessene Intensität des reflektierten Weißlichtes für jede der
drei Wellenlängen einzeln dargestellt. Insbesondere im Bereich C der ersten Stufe ist der
Informationsgewinn durch die Betrachtung von drei Wellenlängen erkennbar. Da es sich um
drei verschiedene Wellenlängen handelt, ist die Interferenzbildung der einzelnen
Wellenlängen zueinander verschoben. Dadurch sind für die verschiedenen Wellenlängen die
Anzahl der zu zählenden Wellen (Intensitätsmaxima) unterschiedlich. Der Unterschied
entsteht durch die Interferenzausbildung gemäß Abbildung III-5.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
35 von 144
Abbildung III-9: Darstellung der Weißlichtstreuung während der zweiten Stufe. Die Erklärung
für dieses Verhalten der Weißlichtstreuung wird im Kapitel IV dargestellt.
Die Intensität des gestreuten Weißlichtes separiert nach den drei Wellenlängen ist für Stufe 2
in Abbildung III-10 dargestellt.
Im Vergleich zu dem beispielhaften Verlauf des LLS-Signals in Stufe 2 (Abb. III-6) sind
starke Unterschiede zu erkennen. Das WLS-Signal zeigt am Anfang der zweiten Stufe eine
starke Abnahme der reflektierten Intensität. Im weiteren Verlauf bleibt das Signal bei einer
niedrigen Intensität, bevor es beim Wechsel vom kupferarmen zum kupferreichen Regime
wieder stark ansteigt. Dieser Unterschied wird in dem Kapitel vier untersucht und begründet.
Das LLS-Signal der dritten Stufe sieht sehr ähnlich zum WLS-Signal aus, daher wird an
dieser Stelle auf die entsprechende Darstellung verzichtet.
III.B.3. Pyrometrie
Neben der LLS wird bei dem Drei-Stufen-Prozess ein Pyrometer zur Prozesskontrolle
eingesetzt. Das verwendete Pyrometer misst eine Wellenlänge von 2.8µm und ist senkrecht
unter dem Substrat außerhalb der Kammer angebracht. Diese Prozesskontrolle wird nur für
die zweite Stufe verwendet, da dieses Pyrometer bei der betrachteten Wellenlänge nur
Experimentelle Grundlagen und Methoden
36 von 144
Temperaturen über 450°C messen kann. In der zweiten Stufe liegt die nominelle
Substrattemperatur bei 525°C, allerdings führt die geöffnete heiße Kupferquelle zu einer
weiteren Temperaturerhöhung.
900
850
800
750
700
Pyro
mete
r-T
em
pera
tur
(°C
)
850080007500700065006000
Prozessdauer (s)
Stufe 2 Stufe 2a
Abbildung III-10: Darstellung des gemessenen Pyrometersignals in der zweiten Stufe. Die
Aufteilung der zweiten Stufe ist in den Verlauf eingezeichnet.
Der Verlauf der Pyrometermessung in Abbildung III-8 zeigt die aufgezeichneten Temperatur-
und Emissivitätsänderungen in der abgeschiedenen Schicht während des Einbaus von Kupfer.
Die Messwerte an der Temperaturachse sind nicht absolut, da die Wärmestrahlung das
Pyrometer durch ein spezielles Glas hindurch erreicht. In der Messung ist ähnlich zu der
Messung der LLS der Punkt detektierbar, der als Stöchiometriepunkt bezeichnet wird. Der
Wechsel vom kupferarmen zum kupferreichen Regime im Wachstum der Cu(In,Ga)Se2-
Schicht führt zu einem plötzlichen Abfall der thermischen Strahlung vom Substrat. Im
Vergleich zu der LLS tritt dieser Effekt in der Pyrometermessung einige Sekunden später auf.
III.B.4. Vergleich der Prozesskontrollen
Die dargelegten optischen in-situ Prozesskontrollen sollen zunächst vergleichend gegenüber
gestellt werden. Die Prozesskontrollen sollen in ihren Messungen durch diese Arbeit
beschrieben und auf strukturelle Eigenschaften der abgeschiedenen Schicht zurückgeführt
werden. Zusätzlich sollen die Unterschiede zwischen der LLS und WLS durch strukturelle
Experimentelle Grundlagen und Methoden
37 von 144
bzw. morphologische Unterschiede begründet werden. Für beide optische Prozesskontrollen
soll ein Modell erstellt werden, mit denen die Messsignale beschreibbar werden.
Tabelle III-2: Gegenüberstellung der optischen Prozesskontrollen, wie sie in dieser Arbeit
verwendet wurden. Es werden die zugrunde gelegten Messgrößen, die beeinflussenden
physikalischen Eigenschaftenn, die messbaren Größen und die Art des Detektors werden
verglichen.
Prozess-
kontrolle
Messgröße Eigenschaften Messungen Detektorart
Laserlicht Diffuse
Reflektion
Rauhigkeit
(Schicht, Grenzfläche)
Optische
Eigenschaften
Punkt, eine
Wellenlänge
(635nm)
Integrierender
Detektor
Pyrometrie Thermische
Emission
Thermische Emission
Optische
Eigenschaften
Punkt,
Wellenlängen-
bereich
(2.8-3.5µm)
Integrierender
Detektor
WLS Direkte+diffuse
Reflektion
Optische
Eigenschaften
Rauhigkeit
Ortsaufgelöst, 3
Wellenlängen-
bereiche
(435nm, 548nm,
700nm)
Ortsauflösender
Detektor
Als Startpunkt der Untersuchung soll ein Vergleich zwischen den Messmethoden
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der optischen Prozesskontrollen zeigen. Die WLS und
LLS unterscheiden sich in der Anordnung (wie sie in dieser Arbeit verwendet sind), wodurch
die Empfindlichkeit beider Methoden auf verschiedenen physikalischen Einflüssen basiert.
Die LLS misst die Streuung, wodurch diese Messung durch die Rauhigkeit verursacht wird.
Dadurch ist die LLS in der hier verwendeten Anordnung nur bei hinreichend rauen Schichten
überhaupt verwendbar. Allerdings ist es prinzipiell möglich, die LLS auch zur Messung der
direkten Reflektion zu verwenden. Die WLS ist im Gegensatz dazu in der Lage die direkte
und die diffuse Reflektion des Lichtes gleichzeitig zu messen. Um die allgemeine
Verwendbarkeit beider Messmethoden zu zeigen, ist mit dem ortsauflösenden Detektor die
diffuse Reflektion des Lasers gemessen worden. Die vergleichende Messung ist in Abbildung
Experimentelle Grundlagen und Methoden
38 von 144
III-11 dargestellt und bestätigt die Anwendbarkeit der WLS für diffuse Messungen. Beide
Messungen der diffusen Reflektion des Lasers ergeben einen identischen Verlauf.
Abbildung III-11: Vergleich der Messung der diffusen Reflektion der Laserstrahlung durch den
Photodetektor und den WLS-Detektor.
Durch die hohe Intensität der direkten Reflektion bei glatten Schichten ist die WLS stark von
Rauhigkeitsänderung beeinflusst, da die direkte Reflektion unter Zunahme der Rauhigkeit
stark abnimmt. Die Änderung der optischen Konstanten ist der vorherrschende Einfluss auf
die WLS, sofern die Rauhigkeit konstant ist. Daher ist die WLS auch bei glatten Schichten
anwendbar, welches den Hauptvorteil gegenüber der LLS (wie sie in dieser Arbeit verwendet
wird) darstellt. Dadurch ergänzen sich beide Messmethoden, da die Rauhigkeitsänderung und
die Einflüsse der Änderung der optischen Konstanten getrennt voneinander in-situ gemessen
werden kann. Diese unterschiedlichen Einflüsse werden in dem Kapitel 4 für den Drei-Stufen-
Prozess untersucht und beschrieben.
III.C. Weitere Messmethoden
Neben den in-situ Prozesskontrollen wurden weitere analytische Methoden zur
Charakterisierung der Dünnschichten bzgl. ihrer Struktur und Morphologie sowie ihrer
Zusammensetzung verwendet. Zu den im Folgenden beschriebenen Methoden gehören
strukturelle Untersuchungen mittels der Röntgenbeugung, wobei zwei verschiedene
Experimentelle Grundlagen und Methoden
39 von 144
Methoden angewandt wurden. Des Weiteren werden Methoden beschrieben, die Aussagen
über die Oberflächenmorphologie und die Mikrostruktur liefern. Abschließend werden die
optischen Messmethoden beschrieben, die bei der Entwicklung der optischen Modelle zum
Einsatz kamen.
III.C.1. Phasenidentifikation durch Röntgenbeugung
Als wichtiges Hilfsmittel zur Untersuchung der gebildeten Dünnschichten wird in dieser
Arbeit die Röntgenbeugung verwendet. Röntgenstrahlung ist eine hochenergetische Strahlung
mit einem Energiebereich von 100eV bis zu mehreren MeV. Daher liegt der
Wellenlängenbereich der Röntgenstrahlung zwischen 10nm und 10pm. Die Werte der
Netzebenenabstände von Kristallen liegt üblicherweise im Bereich einiger Angström (0.1
nm), wodurch die Röntgenstrahlung an Netzebenen, die üblicherweise einen Abstand von
einigen Angström aufweisen, gebeugt wird. Die gebeugten Strahlen interferieren und können
sich dabei gesetzmäßig verstärken bzw. auslöschen (vgl. Gleichung 3.1). Dieser Effekt wird
mit der Bragg’schen Gleichung beschrieben [Spi05].
sind2n (3.1)
In der Bragg’schen Gleichung stellt die Wellenlänge der einfallenden Strahlung und den
Winkel zwischen der Netzebene und der einfallenden Welle dar. Die Variable d stellt den
Netzebenenabstand dar. Als weitere Variable ist n eine natürliche Zahl, die die Ordnung der
Beugung darstellt.
Netzebenen werden mit Millerschen Indizes hkl bezeichnet. Die Millerschen Indizes
beschreiben die Lage einer Netzebene in Bezug zu einem dreidimensionalen
Koordinatensystem (Kristallsystem), wobei sie die reziproken Achsenabschnitte darstellen.
222
hkl
c
l
b
k
a
h
1d
(3.2)
In der Gleichung 3.2 ist der Zusammenhang zwischen Miller’schen Indizes und dem
Netzebenenabstand d für ein orthogonales Kristallsystem dargestellt[Spi05]. Die Variablen a,
b und c sind die Gitterkonstanten.
Die Netzebenenabstände in einem Kristall können durch zwei Messmethoden bestimmt
werden. Beide Methoden nutzen die Bragg-Reflektion, die in Abbildung III-11 dargestellt ist.
Der Unterschied liegt in der Art der einfallenden Strahlung und der Art des Detektors.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
40 von 144
Bei der GIXRD (grazing incidence X-ray diffraction) wird eine monochromatische
Röntgenstrahlung verwendet. Dabei wird der Einfallswinkel der Strahlung während einer
Messung konstant gehalten. Die Intensität der gebeugten Strahlung wird in Abhängigkeit des
Beugungswinkels, d. h. winkeldispersiv, gemessen (Detektorscan). Aus dem 2Θ-Wert der
Bragg-Reflexe lässt sich mit der Gleichung 3.1 der Netzebenenabstand errechnen. Im
Gegensatz dazu liefert die Strahlungsquelle der EDXRD (energy dispersive X-ray diffraction)
ein gesamtes Spektrum (ca. 8keV bis 100keV). Eine solche Strahlung mit der benötigten
Intensität kann nur durch einen Elektronenspeicherring erzeugt werden. Die weiße
Röntgenstrahlung wird in dem verwendeten Aufbau unter einem definierten Winkel von 3.7°
auf die zu untersuchende Schicht gelenkt [Bur89]. Die Intensität der gebeugten Strahlung
wird mit einem energiedispersiven Detektor gemessen. Der Detektor wird dazu unter dem
identischen Winkel von 3.7° positioniert. Der Vorteil dieser Messung ist, dass durch die
gleichzeitige Detektion aller Bragg-Reflexe eine in-situ Messung von Phasenumwandlungen
in der Schicht möglich ist. Allerdings ist bei der winkeldispersiven Methode die Auflösung
wesentlich besser als bei der energiedispersiven Methode.
III.C.2. Oberflächenmorphologie und Mikrostruktur
Die Oberflächenmorphologie der hergestellten Dünnschichten wurde mittels eines
Rasterkraftmikroskops (atomic force microscope - AFM) untersucht.
Dabei wird eine Spitze in die Nähe des Kontakts mit der zu untersuchenden Oberfläche
gebracht (non-contact mode) und in einem Bereich gerastert. Durch die auftretenden Kräfte
zwischen der .Spitze und der Oberfläche wird die Spitze ausgelenkt. Die Auslenkungen
werden über dem Ort als zweidimensionale Matrix gespeichert. Aus den gemessenen Bildern
kann die Rauhigkeit aR (definiert durch Standard ISO 4287/1-1997) der Schichten bestimmt
werden. Die maximale Auflösung einer solchen Messung ist durch die verwendete Spitze
beschränkt.
N
1j
ja zzN
1R (3.3)
Die Rauhigkeit einer Oberfläche wird durch die Gleichung 3.3 bestimmt. Dabei stellt N die
Anzahl der vermessenden Stellen dar. Die Auslenkung der Meßspitze, beschrieben durch die
Differenz zwischen der gemessenen Höhe jz und der mittleren Höhe z , wird für jeden
Messwert j aufsummiert und durch die Anzahl der gemessenen Stellen (N) dividiert.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
41 von 144
Für eine mikroskopische Untersuchung der Morphologie der abgeschiedenen Schichten wird
ein Rasterelektronenmikroskop (REM) verwendet. Bei der Rasterelektronenmikroskopie wird
ein Elektronenstrahl (Durchmesser 0.1 – 100 nm) rasterförmig über die Probe geführt. Die
dabei zurückgestreuten Elektronen werden detektiert und in elektronische Daten
umgewandelt. Die so gewonnenen Bilder zeigen die Oberflächenmorphologie der Probe.
III.C.3. Bestimmung der chemischen Zusammensetzung
Das Ziel der chemischen Charakterisierung ist die Bestimmung der chemischen
Zusammensetzung der Schicht. Dazu werden zwei Methoden verwendet.
(1) Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) – Anregung mit Röntgenstrahlung:
Bei der Röntgenfluoreszenzanalyse wird die Probe mit Röntgenstrahlung bestrahlt. Dabei
werden in den Elementen Elektronen aus der inneren Schale (K-Schale) herausgelöst.
Elektronen von den höheren Schalen füllen die so entstandenen Löcher wieder auf und
emittieren dabei eine Röntgenstrahlung, die der Energiedifferenz entspricht. Dabei wird die
abgegebene Strahlung beim Wechsel der Elektronen von der L-Schale auf die innere K-
Schale als K und beim Wechsel von der M-Schale auf die innere K-Schale als K Strahlung
bezeichnet. Diese abgegeben Röntgenstrahlung (Fluoreszenzstrahlung) ist für jedes Element
charakteristisch. Damit kann die chemische Zusammensetzung der Probe bestimmt werden.
Die Messmethode ist für fast jedes Element anwendbar, mit der Ausnahme von Wasserstoff
und Helium, da diese Atome nur über eine Atomschale verfügen.
Wegen der hohen Eindringtiefe der Röntgenstrahlung wird in Dünnschichten mittels RFA
bestimmt die integrale chemische Zusammensetzung einer Schicht bestimmt. Ist die
Verteilung der Elemente innerhalb der Schicht von Interesse, wird eine andere Methode
verwendet.
(2) energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX) – Anregung durch Elektronenstrahlung
Bei der energiedispersiven Röntgenspektroskopie werden, ähnlich zu dem Konzept der RFA,
die Elemente in der Probe durch Bestrahlung mit Elektronen zur Abgabe charakteristischer
Röntgenstrahlung angeregt. Die EDX-Analyseeinheit an einem Rasterelektronenmikroskop
(REM) ermöglicht Punktanalysen an der Bruchkante einer Dünnschicht bzgl. ihrer
chemischen Zusammensetzung. Damit kann die Elementeverteilung im Querschnitt der
Dünnschicht ortsaufgelöst bestimmt werden. Die Auflösung wird dabei durch das
Generationsvolumen des Anregungsstrahls begrenzt.
Experimentelle Grundlagen und Methoden
42 von 144
.
III.C.4. Optische Charakterisierung
Die Bestimmung der optischen Transmission und Reflektion wird mit einem Spektrographen
realisiert. Ein Spektrograph zerlegt optische Strahlung in einzelne Wellenlängen, so dass die
wellenlängenabhängige Transmission bzw. Reflektion im Vergleich zu einer Standardschicht
bestimmt werden kann. Der Wellenlängenbereich des verwendeten Spektrometers liegt
zwischen 200nm und 4000nm. Die spektral zerlegte Strahlung fällt in eine Ulbricht-Kugel.
Eine Ulbrichtkugel ist ein optisches Messinstrument in dem einfallende Strahlung nahezu
ideal reflektiert wird bis die durch die Probe transmittierte bzw. die von der Probe reflektierte
Strahlung vom Detektor absorbiert wurde.
Detektor
Position 1 Position 2
einfallendespektrale Intensität
Abbildung III-12: Schematische Darstellung der Funktionsweise einer Ulbrichtkugel. Position 1
und 2 beschreiben die Lage der zu messenden Probe.
Die Ulbrichtkugel ist mit zwei Haltern am Eingang und am Ausgang ausgestattet. Bei der
Messung der Transmission ist die Probe in der Position 1 zu befestigen und die Position 2 mit
einem Standard zu verschließen. Wenn die Reflektion gemessen wird ist Position 1 offen zu
lassen und die zu vermessende Probe in Position 2 zu befestigen.
Mit Hilfe von spektroskopischen Messungen von (teil-)transparenten Proben können aus den
Transmissions- und Reflektionsmessungen die optischen Konstanten (Brechungsindex n und
Extinktionskoeffizient ) bestimmt werden. Dazu ist in dieser Arbeit eine rechnergestützte
Simulation verwendet worden, die im Folgenden beschrieben wird [His91].
(1) numerische Bestimmung
Zunächst wird die Absorption aus der interferenzunterdrückten Darstellung der
Reflektions- bzw. Transmissionsmessung bestimmt. Dazu wird ein vorläufiger Wert für den
Experimentelle Grundlagen und Methoden
43 von 144
Brechungsindex n aus dem langwelligen Bereich der Messung bestimmt, der nicht der
Absorption unterliegt. Diese Bestimmung ist möglich, wenn die Dicke der optisch
vermessenen Schicht bekannt ist. Der Brechungsindex n wird mit Hilfe der Gleichung 3.4
bestimmt [His91].
N
1N
1N
1d2
n (3.4)
Dazu werden zwei benachbarte, absorptionsfreie Maxima N und N+1 der Reflektionsmessung
bestimmt und in die Gleichung 3.4 eingesetzt. Diese einfache Bestimmung des
Brechungsindex dient als Startwert für die eine numerische Bestimmung der Konstanten.
n0
n1,k1
n2,k2
n3
Dünnschicht
Substrat
I0
I1
Abbildung III-13: Modell zur Beschreibung von interferenzunterdrückten Auswertung der
optischen Konstanten einer unbekannten Dünnschicht (nach [His91]).
Um die optischen Konstanten bestimmen zu können, wird ein Modell (Abbildung III-13)
angesetzt. Die mathematischen Zusammenhänge werden über die Fresnelschen Koeffizienten
klr und klt definiert. Die Indizierung der Fresnelschen Koeffizienten entspricht dem Modell
in Abbildung III-15 [His91].
2
23
2
12
2
013
2
12
2
010
tttn
dexprdexpr1n
T
R1
(3.5)
Die Gleichung 3.5 wird numerisch unter der Verwendung des vorher bestimmten
Brechungsindex n (Gleichung 3.4) als Startwert gelöst. Als Ergebnis wird eine gute Näherung
für den Absorptionskoeffizienten α erhalten. Dieser Koeffizient bildet eine Identität mit dem
Extinktionskoeffizienten κ, (der Absorptionskoeffizient ist über die Wellenzahl mit dem
Extinktionskoeffizienten verknüpft) wodurch die Bestimmung des komplexen
Experimentelle Grundlagen und Methoden
44 von 144
Brechungsindex möglich wird. Mit den durchgeführten Messungen von Reflektion und
Transmission kann unter Verwendung des bestimmten Extinktionskoeffizienten der komplexe
Brechungsindex n auf zwei Arten bestimmt werden. Dazu kann zunächst die
Reflektionsberechnung (Gleichung 2.16 und 2.17) mit den Wellenwiderständen aus
Gleichung 2.18 oder die Fresnelschen Koeffizienten aus diesem Abschnitt genutzt werden, in
dem die Konstanten n und κ mittels numerischer Verfahren angepasst werden.
Da die Bestimmung des komplexen Brechungsindex auf einem numerischen Verfahren
basiert, muss die Berechnung dieses Wertes mehrmals durchlaufen werden, bis sich die
errechneten Werte nicht mehr ändern. Insbesondere da als Startwert der numerischen
Anpassung ein konstanter Brechungsindex für den kompletten Wellenlängenbereich der
Messung angesetzt wurde. Daher sollte die gesamte Simulationsroutine für die Bestimmung
des Absorptionskoeffizienten mit dem errechneten wellenlängenabhängigen Brechungsindex
aus der numerischen angepassten Reflektion durchgeführt werden.
(2) Kramers-Kronig-Relation
Eine andere Methode der Berechnung des Brechungsindex beruht auf der Kramers-Kronig-
Relation, die im Anhang A hergeleitet wird. Sie sollte als Kontrolle des gesamten iterativen
Verfahrens dienen, die den mathematischen Zusammenhang zwischen reellen und imaginären
Teil einer komplexen Funktion beschreibt (vgl. Anhang A). Die gesamte Iteration kann mit
computerbasierten Programmen realisiert werden, da das Lösen von impliziten Gleichungen
nur auf diesem Wege möglich ist.
45 von 144
IV. Drei-Stufen-Prozess
Der Drei-Stufen-Prozess ist ein bekanntes Konzept für die Herstellung von Chalkopyrit-
Absorbern für Dünnschicht-Solarzellen. In diesem Kapitel wird das Absorbermaterial
Cu(In,Ga)Se2 in den Vordergrund gestellt. Die hergestellten Dünnschichten werden mit
strukturellen und optischen Methoden umfassend charakterisiert. Mit Hilfe der während der
Schichtherstellung gemessenen LLS- und WLS-Signale kann der Wachstumsprozess genau
verfolgt werden. Auf der Grundlage der so gewonnenen Daten wird ein optisches Modell für
die abgeschiedenen Dünnschichten aufgestellt.
IV.A. Optisches Modell der ersten Stufe
In diesem Abschnitt wird ein Modell zum Beschreiben der optischen Messungen während der
ersten Stufe des Aufdampfprozesses entwickelt, welches die gemessenen Signale der
verwendeten Prozesskontrollen auf die Struktur der Schichten zurückführen soll. Zur
Entwicklung des Modells werden zunächst strukturelle und optische Messungen an
temperaturvariierten Abbruchexperimenten durchgeführt, um die entsprechenden
Eigenschaften der entstandenen Schichten zu charakterisieren.
Dazu wurden zunächst Indium-Selen Schichten bei verschiedenen Temperaturen gewachsen,
die den Ausgangspunkt für die Untersuchungen darstellen. Anhand dieser Ergebnisse wurden
die optischen Eigenschaften der Indium-Selen Schichten bestimmt. Zur Beschreibung des
sequentiellen abgeschiedenen Precursors wird im Anschluss der Einfluss von Gallium-Selenid
auf die Indium-Selenid-Schicht untersucht. Dazu werden die Precursorschichten unter der
gleichen Temperaturvariation abgeschieden, mit der die Indium-Selen Schichten hergestellt
wurden und anschließend Gallium-Selenid aufgedampft. Durch dieses Vorgehen wird neben
der Beschreibung des Standardprozesses bei 330°C auch der Einfluss der Substrattemperatur
untersucht.
IV.A.1. Strukturelle Analyse von Indium-Selen Schichten
Zur Analyse des Aufdampfprozesses in Stufe 1 werden zunächst reine Indium-Selen-
Schichten (7 Wellen im LLS-Signal) hergestellt. Um die Zusammensetzung der Schichten
konstant zu halten, wurde während des Abscheidungsprozess der Selendruck konstant
Drei-Stufen-Prozess
46 von 144
gehalten. Die Substrattemperatur wurde ausgehend von der Standardtemperatur von 330°C
variiert und zwei weitere Proben bei 250°C und 450°C hergestellt. Die chemische
Zusammensetzung sowie die Dicke der so erhaltenen In-Se-Dünnschichten wurden mittels
RFA bestimmt.
Tabelle IV-1: Chemische Zusammensetzung und Schichtdicke der bei verschiedenen
Substrattemperaturen hergestellten Indium-Selen-Schichten .
Substrattemperatur [In] (at.%) [Se](at.%) Dicke (nm)
250°C 39.0±1.0 60.1±1.0 697.7±30.0
330°C 38.8±1.0 60.9±1.0 598.5±30.0
450°C 38.3±1.0 61.3±1.0 574.5±30.0
Die gemessenen Zusammensetzungen (vgl. Tabelle IV-1) zeigen, dass die chemische
Zusammensetzung unabhängig von der Temperaturvariation ist. Die Abweichungen in den
Messungen liegen im Rahmen des Messfehlers der Röntgenfluoreszenzanalyse. Der
gemessene Wert der Schichtdicke dient als Orientierung und wird in der folgenden
Untersuchung durch andere Messungen überprüft. Aus der gemessenen chemischen
Zusammensetzung ist erkennbar, dass sich auf dem Substrat eine 32SeIn -Schicht abscheidet.
Dieses Ergebnis bildet die Grundlage für die Phasenanalyse mittels des In-Se
Gleichgewichtsphasendiagramms [Oka92] Dieses dient allerdings nur als Orientierungshilfe,
da es für Gleichgewichtsbedingungen gilt und die Schichten im Drei-Stufen-Prozess unter
Nicht-Gleichgewichtsbedingungen hergestellt werden.
Aus dem Phasendiagramm (Abbildung IV-1) ist abzulesen, dass eine Vielzahl von In-Se
Verbindung existieren. Durch die chemische Analyse der Schicht wird die Zusammensetzung
der gebildeten Phasen ermittelt. In Kombination mit der Annahme der verwendeten
Substrattemperatur kann aus dem Phasendiagramm abgelesen werden, dass sich entweder die
32SeIn oder die 32SeIn Phase gebildet hat.
Drei-Stufen-Prozess
47 von 144
Abbildung IV-1: Gleichgewichtsphasendiagramm für Indium-Selen nach [Oka92].
Um die Struktur der gebildeten Phasen zu bestimmen, wurden die Schichten mittels GIXRD
untersucht. Die gemessenen Diffraktogramme wurden mit simulierten Beugungsbildern, die
auf 32SeIn [Osa66] bzw. 32SeIn [Pfi96] Strukturdaten basieren, verglichen.
In der Abbildung IV-2 sind die gemessenen Diffraktogramme sowie die simulierten Bragg-
Reflexe für γ-In2Se3 dargestellt. Auf Grund der Übereinstimmung kann festgestellt werden,
dass γ-In2Se3 vorliegt. Die γ-In2Se3 entsprechenden Bragg-Peaks treten in allen drei Schichten
auf, d. h. selbst bei der geringsten Temperatur von 250°C wird diese Phase gebildet.
Drei-Stufen-Prozess
48 von 144
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
Cou
nts
(a
.u.)
605040302010Winkel 2
25x103
20
15
10
5
sim
ulie
rte c
oun
ts (a
.u.)
102
101
110
006
202
116
300
306
In-Se 250°C
In-Se 450°C
In-Se 330°C
In2Se3
Mo
Mo
Abbildung IV-2: GIXRD-Daten für In-Se-Schichten (Variation der Substrattemperatur) im 2Θ-
Bereich von 10° bis 60° unter einem Einfallswinkel von 5° gemessen. Die entsprechenden Bragg-
Peaks für γ-In2Se3 sind gegeben und mit den zugehörigen hkl bezeichnet. Zusätzlich sind die
Bragg-Reflexe von Molybdän in der Abbildung markiert.
Aus dem Phasendiagramm wird bei dieser Temperatur allerdings 32SeIn (Abbildung IV-
1) erwartet. Die γ-In2Se3 - Phase liegt anhand des Phasendiagramms erst bei einer Temperatur
von über 500°C (800 K) vor. Wie schon erwähnt, werden die In-Se-Schichten nicht im
Gleichgewicht hergestellt, deshalb ist das Phasendiagramm nur bedingt gültig. Eine weitere
Auffälligkeit der Diffraktogramme in Abbildung IV-2 ist in der Abbildung IV-3 verdeutlicht.
Drei-Stufen-Prozess
49 von 144
Cou
nts
(a
.u.)
2019181716151413Winkel 2
Sim
ulie
rte c
oun
ts (a
.u.)
102
101
In-Se 250°C
In-Se 450°C
In-Se 330°C
In2Se3
Abbildung IV-3: GIXRD-Daten (5°) für In2Se3-Schichten (Variation der Substrattemperatur)
im 2Θ-Bereich von 13°-20°.
In der Darstellung des kleineren 2Θ-Bereiches zeigt sich deutlich die Verbreitung der γ-In2Se3
Bragg-Peaks bei einer Substrattemperatur von 250°C. Es kann daraus geschlossen werden,
dass bei dieser Substrattemperatur das γ-In2Se3 sehr feinkristallin vorliegt. Darüber hinaus
ändert sich das Intensitätsverhältnis von 101- und 102-Reflex (vgl. Tabelle IV-2) der bei
330°C und 450°C hergestellten Schichten.
Tabelle IV-2: Berechnetes Intensitätsverhältnis und Halbwertsbreiten der in Abbildung IV-
dargestellten Reflexe. Der 101 Reflex der 250°C Probe ist nicht auswertbar.
In-Se Probe Intensitätsverhältnis
102/101
FWHM 102 (°) FWHM 101 (°)
250°C - - 0.337±0.02
330°C 3.27±0.18 0.24±0.01 0.21±0.01
450°C 1.26±0.08 0.17±0.01 0.16±0.01
Aus den beschriebenen Änderungen in der FWHM der Röntgenreflexe, ist eine
Kristallinitätszunahme mit steigender Temperatur anzunehmen. Auffällig ist die starke
Abnahme des Intensitätsverhältnis der beiden betrachten Bragg-Reflexe 101 und 102, welches
wahrscheinlich auf eine Orientierungsänderung des Wachstums zurückzuführen ist. Die
Drei-Stufen-Prozess
50 von 144
Zunahme der Kristallinität mit steigender Substrattemperatur ist auch in der REM-
Mikrostrukturanalyse in Form von Bruchkantenaufnahmen (vgl. Abb. IV-4) erkennbar.
Darüber hinaus bestätigt sich die mittels RFA bestimmte Schichtdicke. 5
00
40
03
00
20
0 720680640600560520480440400360
60
05
00
40
03
00 720680640600560520480440400360
50
04
00
30
02
00 720680640600560520480440400360
250°C 330°C
450°C
500nm
Mo
In-Se In-Se
Mo
In-Se
Mo
Abbildung IV-4: REM-Abbildung der Bruchkante von Indium-Selen-Schichten (Variation der
Substrattemperatur) auf molybdänbedecktem Glas.
Die Änderung der Kristallinität der γ-In2Se3-Schichten ist in der Abbildung IV-4 deutlich
sichtbar. Die Bruchkante der bei 250°C hergestellten Schicht zeigt eine feinkristalline
Morphologie. Durch diese feinkristalline Struktur werden die gemessenen Bragg-Reflexe
deutlich verbreitert. Mit zunehmender Substrattemperatur werden die γ-In2Se3-Kristallite
größer.
Die Oberfläche der Schichten wurde mittels eines AFM untersucht. Auch hier zeigt sich ein
ähnliches Ergebnis wie in der Analyse der Mikrostruktur der Schichten. Die Oberflächen
weisen eine höhere Kristallinität mit zunehmender Substrattemperatur auf. Allerdings nimmt
auch die Rauhigkeit der Schichten mit steigender Substrattemperatur zu. Die statistisch
bestimmte mittleren Höhe und mittlere Rauhigkeit sind in der Tabelle IV-3 zusammengestellt.
Drei-Stufen-Prozess
51 von 144
30
02
50
20
01
50
10
05
00
350300250200150100500
30
02
50
20
01
50
10
05
00
350300250200150100500
30
02
50
20
01
50
10
05
00
350300250200150100500
In-Se 250°C In-Se 330°C
In-Se 450°C
Abbildung IV-5: AFM-Untersuchung der Oberfläche der Indium-Selen Schichten. Alle Graphen
sind auf eine einheitliche Nullebene normiert.
Tabelle IV-3: Statistisch bestimmte mittlere Rauhigkeit Ra und der mittleren Höhe zmittel der In-
Se-Schichten.
In-Se Probe )nm(Ra )nm(zmittel
250°C 3.50±0.07 25.90±3.0
330°C 4.20±0.08 23.67±3.0
450°C 4.17±0.08 49.74±6.0
IV.A.2. Optische Untersuchung der Indium-Selen-Schichten
Mit den gezeigten strukturellen Analysen der in Abhängigkeit von der Substrattemperatur
gebildeten γ-In2Se3-Schicht lassen sich die im Folgenden dargestellten optischen
Untersuchungen analysieren. Insbesondere sollen die optischen Konstanten (Brechungsindex
n und des Extinktionskoeffizienten ) der γ-In2Se3-Schicht bestimmt werden. Dazu wurden
Transmission- und Reflektionsmessung an den abgeschiedenen Schichten durchgeführt.
Drei-Stufen-Prozess
52 von 144
100
80
60
40
20
0
Reflektion (
%)
120011001000900800700600500
Wellenlänge (nm)
In-Se 250°C In-Se 330°C In-Se 450°C
100
80
60
40
20
0
Tra
nsm
issio
n (
%)
120011001000900800700600500
Wellenlänge (nm)
In-Se 250°C In-Se 330°C In-Se 450°C
Abbildung IV-6: Transmissions- und Reflektionsmessung von auf Glas abgeschiedenen γ-In2Se3-
Schichten. Die Transmission und Reflektion dieser Schicht ist in einem Wellenlängenbereich von
500nm bis 1200nm dargestellt.
In der Abbildung IV-6 sind die Transmissionsmessungen (links) und die
Reflektionsmessungen (rechts) der auf unbeschichtetem Glas abgeschiedenen Indium-Selen-
Schichten dargestellt. Die erwartete Ausbildung eines Interferenzsignals für höhere
Wellenlängen (>800 nm) kann beobachtet werden. Bei der mit der höchsten
Substrattemperatur hergestellten Schicht sind die gemessenen Interferenzen aufgrund der
hohen Rauhigkeit und der damit einhergehenden erhöhten Streuung gedämpft. Anhand dieser
Messungen wurden mittels einer interferenzunterdrückten Untersuchung (vgl. Kapitel 3) die
optischen Konstanten der Schicht berechnet. Dazu wird die Schichtdicke aus der RFA-
Messung, die durch die REM-Messungen an den Bruchkanten bestätigt wurde, verwendet.
Wie in Abschnitt III.C.4. beschrieben, wird aus dem nichtabsorbierenden (langwelligen)
Bereich der Messung ein Startwert für den Brechungsindex n (Realteil) ermittelt. Für die drei
Schichten ergibt sich, unabhängig von der Substrattemperatur, jeweils der gleiche Wert von
n=3.5. Mit diesem Wert kann dann der wellenlängenabhängige Extinktionskoeffizient κ
numerisch bestimmt werden (vgl. Kapitel 2). Für die Berechung wurde der Algorithmus in ein
Programm für die Software IGOR umgesetzt.
Drei-Stufen-Prozess
53 von 144
0.4
0.3
0.2
0.1
0.0
Extinktio
nsko
eff
izie
nt
k
1000900800700600500
Wellenlänge in nm
Indium-Selen 250°C Indium-Selen 330°C Indium-Selen 450°C
Abbildung IV-7: Numerisch bestimmter wellenlängenabhängiger Extinktionskoeffizient κ für
die Indium-Selen-Schichten (Variation der Substrattemperatur).
Der Verlauf der Extinktion der drei Schichten zeigt einen deutlichen Unterschied in
Abhängigkeit von der Substrattemperatur. Die bei 250°C abgeschiedene Schicht unterscheidet
sich zu den anderen beiden Schichten durch eine bei höherer Wellenlänge einsetzende
Absorption. Aufgrund des bei höheren Wellenlängen einsetzenden Ansteigens der Extinktion
kann von einer kleineren Bandlücke dieses Materials ausgegangen werden. Allerdings hatten
die RFA und die röntgenographische Phasenanalyse gezeigt, dass in allen drei betrachteten
Schichten γ-In2Se3 vorliegt. Ein Unterschied bestand nur in der Kristallitgröße. Die deutlich
erkennbare Verbreiterung der Bragg-Reflexe der bei 250°C hergestellten Probe erlaubt die
Annahme, dass in dieser feinkristallinen Schicht auch amorphe Anteile existieren, die das
Ergebnis der optischen Untersuchungen beeinflussen. Vergleichbar in allen drei Schichten ist
der starke Anstieg der Extinktion bei ca. 650 nm. Somit kann man annehmen, dass in der bei
250°C hergestellten Schicht γ-In2Se3 sowohl in feinkristalliner wie auch amorpher Form
vorliegt. Letztere kann mittels Röntgenbeugung nicht nachgewiesen werden. Die beiden bei
höheren Temperaturen abgeschiedenen Indium-Selen-Schichten zeigen einen näherungsweise
identischen Verlauf der Extinktion.
Aus dem Extinktionskoeffizienten kann der komplexe Brechungsindex n berechnet werden.
Dazu wird die Kramers-Kronig-Relation verwendet, da bei oszillierenden Zuständen der
Realteil einer komplexen Funktion aus dem imaginären Teil der Funktion berechnet werden
Drei-Stufen-Prozess
54 von 144
kann. Die Relation verwendet die Hilbert-Transformation, die eine Integration der Änderung
des imaginären Teils der Funktion in den Realteil transformiert. Bei der Anwendung der
Kramers-Kronig-Relation muss der Fehler beachtet werden. Die Relation basiert auf einer
Integration, d.h. auf infinitesimalen Änderungen der Wellenlänge, welche durch eine
Messung mit einem Spektrometer nicht möglich ist. Die Auflösung des Spektrometers liegt
bei 1 nm, wodurch eine gute Näherung des Brechungsindex möglich ist, die allerdings
fehlerbehaftet ist.
4.2
4.0
3.8
3.6
3.4
3.2
3.0
Bre
chu
ng
sin
de
x n
1600140012001000800600
Wellenlänge in nm
Indium-Selen 250°C Indium-Selen 330°C Indium-Selen 450°C
Abbildung IV-8: Mit der Kramers-Kronig-Relation bestimmter Verlauf des
wellenlängenabhängigen Brechungsindex für die Indium-Selen-Schichten (Variation der
Substrattemperatur).
Ähnlich zu dem Verlauf der Extinktion zeigt der Verlauf des Brechungsindex einen
Unterschied zwischen der 250°C-Probe und den beiden bei höheren Temperaturen
abgeschiedenen Schichten.
Durch die numerisch erfolgte Bestimmung der optischen Konstanten von γ-In2Se3 kann nun
die mittels RFA bestimmte Schichtdicke überprüft werden. Entsprechend dem LLS-Signal
wurde das Glassubstrat mit 7 Wellen (Abstand von zwei Inteferenzmaxima) Indium-Selen
bedampft.
Drei-Stufen-Prozess
55 von 144
Durch die bekannte Wellenlänge des Lasers (635nm), kann die Schichtdicke mittels der in
Kapitel 2 erläuterten Dickenapproximation aus dem LLS-Signal berechnet werden. In Tabelle
IV-4 sind die Ergebnisse für alle drei Proben gegenübergestellt. Der Brechungsindex ist in der
Form N=n-jκ angegeben. Zusätzlich wurde aus der Extinktion ein Wert für die optische
Bandlücke EG,opt berechnet.
Tabelle IV-4: Vergleich der mittels des LLS-Signals berechneten sowie aus der RFA bestimmten
Dicke der In-Se-Schichten. Zusätzlich sind die aus den optischen Messungen bestimmten
optischen Konstanten für 635nm dargestellt.
In-Se Probe Komplexer
Brechungsindex
Bandkante
)eV(E opt,G
Dicke/LLS
(nm)
Dicke/RFA
(nm)
250°C 14.0j78.3 58.1//47.1 ±0.07 587±20.0 697.7±30.0
330°C 05.0j90.3 59.1 ±0.07 587±20.0 598.5±30.0
450°C 05.0j90.3 59.1 ±0.07 570±20.0 574.5±30.0
Die Ergebnisse in Tabelle IV-4 zeigen neben den optischen Konstanten der γ-In2Se3-
Schichten, dass die aus dem LLS-Signal berechnete und die aus der RFA bestimmte
Schichtdicke für die bei 330°C und 450°C abgeschiedene γ-In2Se3-Schichten im Rahmen des
Fehlers gut übereinstimmt. Nur bei der bei 250°C gewachsenen Schicht ist aus der RFA-
Messung eine deutlich höhere Schichtdicke bestimmt worden. Diese Abweichung ist auf den
in dieser Schicht vorhandenen amorphen Anteil von γ-In2Se3 zurückzuführen, der durch
normierte Messung der RFA besser bestimmt wird. Die RFA-Messung ist unabhängig von der
Kristallinität der Schichten, wogegen die LLS den komplexen Brechungsindex mittels einer
Extinktion berechnet, die aus zwei optische verschiedenen Schichten gemittelt wird.
IV.A.3. Strukturelle Untersuchung der Gallium-Indium-Selen Schichten
Im Anschluss an die durchgeführte strukturelle und optische Untersuchung der reinen Indium-
Selen Schichten soll nachfolgend der Einfluss von Gallium auf diese Schicht untersucht
werden. Dazu wird eine gleiche Variation der Substrattemperatur durchgeführt, wie bei den
Indium-Selen Schichten, aber hierbei wurde die standardmäßige Sequenz (2 Wellen Ga, 2
Wellen In, 2 Wellen Ga und 5 Wellen In) gewählt. Zusätzlich wurde eine Schicht sequentiell
bei einer Substrattemperatur von 330°C abgeschieden (4 Wellen Ga, 7 Wellen In) mit der
Vorgabe, nur eine Grenzschicht zwischen Indium-Selen und Gallium-Selen zu erzeugen.
Drei-Stufen-Prozess
56 von 144
Diese Schicht wurde mittels TEM-EDX untersucht, um die erwartete Vermischung zwischen
Indium-Selen und Gallium-Selen zu belegen. Eine weitere zusätzliche Schicht wurde dem
Standardprozess entsprechend abgeschieden. Allerdings wurde hier der Standardprozess nicht
beendet, sondern in der 4. Sequenz nur eine dünne Schicht aus Indium-Selen aufgebracht (2
Wellen Ga, 2 Wellen In, 2Wellen Ga und 1 Welle In). Dadurch ist es möglich, die strukturelle
und optische Untersuchung an einer Schicht durchzuführen, die einen höheren Galliumgehalt
aufweist als dem eigentlichen Standardprozess entspricht. Für alle fünf Schichten wurde
zunächst die chemische Zusammensetzung sowie die Schichtdicke mittels RFA bestimmt.
Tabelle IV-5: Übersicht über die untersuchten Ga-In-Se-Schichten der ersten Stufe.
Probe Dicke (nm) [Ga](at.%) [In](at.%)
250°C 902.1±30 16.2±1 23.7±1
330°C 831.0±30 16.3±1 23.4±1
450°C 823.4±30 17.6±1 21.9±1
TEM – 330°C 893.3±30 16.6±1 23.3±1
Ga-Se – 330°C 628.5±30 23.8±1 16.0±1
Aus der Tabelle IV-5 zeigt sich, dass die temperaturvariierten Schichten, sowie die TEM-
Probe näherungsweise vergleichbare Galliumgehalte und Dicken aufweisen, wobei die 250°C
Probe wie bei der Untersuchung der reinen Indium-Selen Schichten wieder dicker ist als die
anderen Proben. Die galliumreiche Schicht weicht erwartungsgemäß deutlich ab, diese
Schicht der Identifikation der Gallium-Selen-Phase dienen soll.
Zuerst wurde die nach dem abgebrochenen Standardprozess hergestellte Probe
röntgenographisch untersucht, um diese mit der reinen γ-In2Se3-Schicht zu vergleichen und
den Einfluss von Gallium auf die Struktur zu zeigen.
Drei-Stufen-Prozess
57 von 144
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
co
un
ts (
a.u
.)
3230282624
Winkel 2 (°)
60x103
50
40
30
20
10
co
un
ts (a
.u.)
SAMPLE
XRD
GIXRD 0.5°
GIXRD 2°
In
2S
e3
(Ga
xIn
1-x
) 2S
e3
x=
0.5
Abbildung IV-9: Vergleich der GIXRD-Spektren der bei Standardtemperatur (330°C)
abgeschiedenen Schichten. Die simulierten Reflexe für γ-In2Se3 sind markiert und mit den
entsprechenden hkl bezeichnet.
Die gemessenen Bragg-Reflexe der Standard-Precursorschicht zeigen die Existenz der bereits
in dem ersten Teil dieses Kapitels beschriebenen γ-In2Se3-Phase. Zusätzlich erscheint bei
einem 2Θ von ca. 28° ein relativ breiter, zusätzlicher Reflex, der bei der reinen Indium-Selen-
Schicht nicht auftritt und nur der Mischung aus In2Se3 und Ga2Se3 zugeordnet werden kann.
Drei-Stufen-Prozess
58 von 144
75
07
00
65
06
00
55
05
00
45
04
00
35
03
00
25
02
00
15
01
00
50
0
1000950900850800750700650600550500450400350300250200150100500
100nm In-Se
In-Se
Ga-In-Se
Ga-In-Se
Abbildung IV-10: REM-Abbildung der Bruchkante einer nach dem Standardprozess
hergestellten Probe (Probe 2 in Tabelle IV-5) [MNi]. Die einzelnen Schichten des Schichtstapels
sind bezeichnet. Der Schichtstapel ist auf einem molybdänbeschichteten Glassubstrat
abgeschieden.
Eine REM-Untersuchung an der Bruchkante soll Aufschluss über die Mikrostruktur dieser
Probe geben. Die Abbildung IV-10 zeigt die Mikrostruktur des Standardprecursors nach Ende
der ersten Stufe in einer REM-Abbildung der Bruchkante. Der Precursor ist ein aus den vier
Sequenzen der ersten Stufe gebildeter Schichtstapel. Die Kristallitgröße der γ-In2Se3-
Schichten ist deutlich größer als die der Ga-In-Se-Schichten. Die REM-Untersuchung der
Bruchkante des Precursors zeigt deutlich die einzelnen Sequenzen (A-D, vgl. Kapitel III.B.1.)
der Stufe 1. Jedoch ist in der Abbildung IV-10 kein reines Ga-Se detektierbar (vgl. Abb. IV-
9). Darüber hinaus wurde an dieser Bruchkante eine EDX-Messung durchgeführt, um die
Vermischungen an den Grenzflächen zwischen γ-In2Se3 und der Mischschicht zu untersuchen.
Die Messung (vgl. Abbildung IV-11) zeigt getrennte Bereiche in denen In bzw. Ga
dominieren. Allerdings reicht die Auflösung der REM-EDX-Messung (ca. 200nm) nicht aus,
um die Vermischung beider Regionen und um die Existenz von (In1-xGax)2Se3 genauer zu
untersuchen.
Drei-Stufen-Prozess
59 von 144
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
no
rmie
rte
Ne
tto
co
un
ts (
a.u
.)
1.41.21.00.80.6
Distanz (µm)
Substrat Oberfläche
Gallium
Indium
Abbildung IV-11: EDX-Messung der Verteilung von Indium und Gallium im Standard-
Precursor am Ende von Stufe 1 [CAK].
Mit einer TEM-EDX Analyse kann eine höhere Auflösung erzielt werden. Dazu wurde Probe
4 aus Tabelle IV-4 verwendet.
Drei-Stufen-Prozess
60 von 144
2500
2000
1500
1000
500
0
Cou
nts
(a
.u.)
1.61.20.80.40.0
Tiefe (µm)
Mischung Selen
IndiumGallium
12
00
10
00
80
06
00
40
02
00
0
22002000180016001400120010008006004002000
0 µm
Abbildung IV-12: TEM-Hellfeld-Abbildung der Bruchkante (oben) und TEM-EDX Messung
[DAR] (unten) des Ga-Se/In-Se Schichtstapels. Es sind deutlich drei Bereiche (Ga-
Se/Mischung/In-Se) zu erkennen. Insbesondere die TEM-EDX Messung zeigt die Existenz einer
Ga-In-Se Mischschicht mit einer Dicke von 200nm
Das Ergebnis der TEM-Untersuchung zeigt die Existenz einer Schicht, in der ein (In1-
xGax)2Se3 Mischkristall vorliegt. Diese Mischkristall-Schicht hat eine Dicke von ca. 200µm.
Die Identifikation des Mischkristalls muss bei der Auswertung der Röntgendiffraktogramme
beachtet werden. Dazu wurde die Standard-Precursor Schicht mittels GIXRD bei
unterschiedlichen Einfallswinkeln untersucht.
Zur Analyse der Mischkristalle wurde ein Pulverdiffraktogramm für (In1-xGax)2Se3 mit x=0.5
mit dem Programm Powdercell [Pow05] simuliert. Dazu wurden die in der Literatur [Ton80]
beschriebenen Kristallstrukturen für In2Se3-Ga2Se3 Mischkristalle verwendet.
Drei-Stufen-Prozess
61 von 144
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
co
un
ts (
a.u
.)
3230282624
Winkel 2 (°)
60x103
50
40
30
20
10
co
un
ts (a
.u.)
SAMPLE
XRD
GIXRD 0.5°
GIXRD 2°
In
2S
e3
(Ga
xIn
1-x
) 2S
e3
x=
0.5
Abbildung IV-13: GIXRD-Messung des Standard-Precursors für die Einfallswinkel von 0.5°
und 2° im 2Θ-Bereich von 23° bis 32°. Die simulierten Reflexe der Mischkristalle und γ-In2Se3
sind angegeben.
Abbildung IV-13 zeigt die GIXRD-Messung des Standard-Precursor. Es wurden
Diffraktogramme bei zwei Einfallswinkeln gemessen. Bei einem flachen Einfallswinkel (0.5°)
dringt der Röntgenstrahl nicht vollständig in den Precursor ein und man erhält dadurch
vorrangig Informationen von Phasen an der Oberfläche des Precursors. Bei einem höheren
Einfallwinkel durchdringt der Röntgenstrahl den ganzen Schichtstapel und man erhält
Informationen über Phasen im Volumen des Precursors. Bei der oberflächensensitiven
Messung ist im Bereich von 26° ein breiter Reflex erkennbar, an dieser Stelle tritt in der
anderen Messung ein sehr breiter Reflex auf. Dieser Effekt ist durch die Existenz von vielen
Reflexen in diesem Messbereich des Precursors bzw. durch eine geringe Kristallinität des
Gallium-Selen-Bereichs zu erklären. Die Reflexe in der Messung des flachen Einfalls zeigen
diesen breiten Reflex nicht, da die Röntgenstrahlung nicht tief genug in das Volumen
eindringen. Zusätzlich ist ein Reflex bei 26° zu beobachten, der weder zum reinen Indium-
Selen noch zum reinen Gallium-Selen gehören kann. Nur die simulierten Reflexe der
Mischphase beschreiben diesen Reflex hinreichend genau, wobei der gemessene Reflex leicht
zu höheren Winkeln verschoben ist. Das Auftreten der (In1-xGax)2Se3 Mischkristallschicht im
Standard-Precursor soll anhand der Probe aus dem abgebrochenen Standardprozess (Ga-Se
330°C) überprüft werden. Da aus der TEM Untersuchung bekannt ist, dass die Dicke der
Drei-Stufen-Prozess
62 von 144
Mischkristallschicht ca. 200nm beträgt, kann erwartet werden, sie in der GIXRD-Messung
deutlich sichtbar ist.
14x103
12
10
8
6
4
2
0
Co
un
ts (
a.u
.)
3230282624Winkel 2
60x103
50
40
30
20
10
sim
ulie
rte c
ou
nts
(a.u
.)
Ga-Se 330°C
In-Se 330°C
In2Se3
Ga2Se3
(GaxIn1-x)2Se3 x=0.4
Standard Precursor
Abbildung IV-14: GIXRD-Messung (5°) der Standard-Precursor-Schicht, der Ga-Se 330°C-
Probe und der In-Se 330°C-Probe im 2Θ-Bereich von 23° bis 32°. Zusätzlich sind die simulierten
Reflexe von Ga2Se3, In2Se3 und der Mischphase (GaxIn1-x)2Se3 (x=0.4) angegeben.
Der Vergleich der XRD-Messungen der drei Proben ist in Abbildung IV-14 dargestellt. Die
Ga-Se 330°C-Probe zeigt keine Bragg-Peaks des γ-In2Se3. Dafür ist ein breiter α-Ga2Se3
Reflex bei 2Θ~28° zu identifizieren, der ebenfalls in der Standard-Precursor-Schicht zu sehen
ist. In der Messung der Ga-Se 330°C Probe ist zusätzlich ein Reflex bei 2Θ~25° zu sehen,
der nicht durch die Reflexe von α-Ga2Se3 zu erklären ist. Dieser Reflex ist ebenfalls in der
Messung des Standard-Precursors als Schulter an dem Reflex von γ-In2Se3 erkennbar. Der
Reflex ist sehr breit und lässt sich mit einem galliumarmen (In1-xGax)2Se3-Mischkristall mit γ-
In2Se3 Struktur erklären. Durch diese Untersuchung ist gezeigt, dass die Mischphase in dem
Standard-Precursor bei einer Temperatur von 330°C eindeutig nachweisbar ist. Anschließend
soll nun die Probenreihe mit der Variation der Substrattemperatur röntgenographisch
untersucht werden. Der erwartete Einfluss der Temperatur auf die Existenz der Mischphase
kann durch diese Messungen belegt werden.
Drei-Stufen-Prozess
63 von 144
Abbildung IV-15: GIXRD-Messung (2°) der Ga-In-Se-Schichten abgeschieden bei verschiedenen
Substrattemperaturen. Die simulierten Reflexe der γ-In2Se3-Phase und der beiden Mischkristalle
(x=0.4 und x=0.5) sind mit angegeben.
Die dargestellten Diffraktogramme der Ga-In-Se-Schichten (vgl. Abbildung IV-15) bestätigen
die Annahme der zunehmenden Vermischung von Gallium- und Indium-Selenid mit
ansteigender Substrattemperatur. Bei einer Substrattemperatur von 250°C ist ähnlich zu der
reinen Indium-Selen-Schicht der gleichen Temperatur eine geringe Kristallinität der gesamten
Schicht anhand der Reflexverbreiterung zu erkennen. Mit zunehmender Substrattemperatur
werden die Reflexe deutlich schärfer, d. h. die Kristallitgröße nimmt zu. Allerdings ist ein
großer Unterschied bei dem Vergleich der Beugungsdiagramme der beiden Schichten, die bei
330°C bzw. bei 450°C hergestellt wurden, erkennbar. Der Unterschied ist besonders in dem
dominierenden 112-Reflex von γ-In2Se3 erkennbar, dieser ist bei der 450°C-Probe nicht mehr
vorhanden. Darüber hinaus sind die Bragg-Reflexe der Probe bei 450°C im Vergleich zu der
330°C Probe leicht zu größeren Winkeln verschoben. Ebenso bilden sich zusätzliche Bragg-
Reflexe, die durch die (In1-xGax)2Se3 Mischkristalle gut beschreibbar sind. Diese Effekte
sprechen deutlich dafür, dass mit ansteigender Substrattemperatur die (In1-xGax)2Se3-
Mischkristallphase gegenüber dem γ-In2Se3 dominierend werden. Um die starke
Durchmischung der Selenide unter Einfluss der Substrattemperatur zu belegen, wurde eine
Standard-Precursor-Schicht nach der ersten Stufe auf 525°C aufgeheizt und anschließend der
Prozess abgebrochen. Die EDX-Untersuchung (Abb. IV-16) sowie die GIXRD Daten (Abb.
Drei-Stufen-Prozess
64 von 144
IV-15) belegen, dass das Indium-Selenid und Gallium-Selenid nahezu vollständig
durchmischt ist.
1.2
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
no
rmie
rte
Ne
tto
co
un
ts (
a.u
.)
1.21.00.80.60.4
Distanz (µm)
In 330°C
Ga 330°C
Ga 525°C In 525°C
Substrat Oberfläche
Abbildung IV-16: Vergleich der normierten EDX-Messungen (zur besseren Vergleichbarkeit
wurden alle Counts auf Selen normiert) am Querschnitt eines Standard-Precursors
(Prozessabbruch bei 330°C) mit einer Standard-Precursor-Schicht die auf 525°C aufgeheizt
wurde [CAK]. Die Position der Oberfläche und des Substrats ist gekennzeichnet.
Die EDX-Messung der aufgeheizten Standard-Precursor-Schicht zeigt die Existenz eines
Galliumgradienten in der Schicht. Von der Rückseite des Substrats aus betrachtet, nimmt der
Galliumgehalt stetig ab, dieses ist auf die Art der sequentiellen Abscheidung in der ersten
Stufe zurückzuführen. Es kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die Vermischung
von Indium-Selenid und Gallium-Selenid sehr stark von der Substrattemperatur abhängt.
Dieser Effekt ist bei der optischen Untersuchung der Schichten zu beachten.
Abschließend zu den strukturellen Untersuchungen sollen die Oberflächen der Schichten mit
einer AFM-Messung bezüglich ihrer Rauhigkeit untersucht werden. Die Morphologie der
Oberfläche der Ga-In-Se Schichten, die bei verschiedenen Substrattemperaturen abgeschieden
wurden, (vgl. Abbildung IV-17) zeigt eine Änderung mit zunehmender Temperatur. Die
Oberfläche der bei 250°C hergestellten Schicht zeigt eine höhere Auslenkung im Vergleich zu
der 330°C-Probe sowie eine andere Morphologie. Diese kann mit der in den GIXRD-
Untersuchungen festgestellten feinkristallinen Mikrostruktur (vgl. Abbildung IV-15) erklärt
Drei-Stufen-Prozess
65 von 144
werden. Die bei höheren Temperaturen hergestellten Schichten zeigen eine andere
Oberflächenmorphologie, die Kristallite werden mit zunehmender Temperatur größer. Aus
den gemessenen Oberflächenmorphologien wurden die mittlere Auslenkung und die mittlere
Rauhigkeit bestimmt.
30
02
50
20
01
50
10
05
00
350300250200150100500
30
02
50
20
01
50
10
05
00
400350300250200150100500
30
02
50
20
01
50
10
05
00
400350300250200150100500
Ga-In-Se 250°C Ga-In-Se 330°C
Ga-In-Se 450°C
Abbildung IV-17: AFM-Untersuchung der Oberfläche der Gallium-Indium-Selen Schichten.
Alle Graphen sind auf eine einheitliche Nullebene normiert und mit der gleichen Auflösung
gemessen.
Tabelle IV-6: Statistische Bestimmung der Rauhigkeit und der mittleren Höhe der Gallium-
Indium-Selen-Schichten (Variation der Substrattemperatur).
Ga-In-Se-Probe aR (nm) mittelz (nm)
250°C 4.70 48.3
330°C 4.28 40.3
450°C 4.70 64.0
Die Werte der Rauhigkeit sind erhöht gegenüber den reinen Indium-Selen-Schichten (vgl.
Tabelle IV-6). Es ist zu erwarten, dass die Rauhigkeit bei den wellenlängenabhängigen
optischen Messungen einen großen Einfluss auf die Interferenzausbildung im nicht
absorbierenden Bereich haben wird.
Drei-Stufen-Prozess
66 von 144
IV.A.4. Optische Untersuchung der Precursorschichten
Nach der strukturellen Analyse wird eine optische Untersuchung aller Schichten
durchgeführt. Dabei wird ein vergleichbares Vorgehen wie bei den reinen Indium-Selen-
Schichten gewählt. Dazu wurden, wie bei den reinen Indium-Seleniden, die
Precursorschichten unter Variation der Substrattemperatur auf reinem Glas abgeschieden.
Anschließend wurden Transmissions- und Reflektionsmessungen durchgeführt. Zunächst
wurden der Absorptionskoeffizient und die resultierenden Bandkante der abgeschiedenen
Schichten bestimmt. Durch den Beweis des existierenden Schichtstapels macht die
Bestimmung eines globalen Brechungsindex für den gesamten Schichtstapel wenig Sinn.
Vielmehr müssen die Brechungsindexe der einzelnen Schichten (In2Se3 und (GaxIn1-x)2Se3)
angesetzt werden, um die Schicht optisch beschreiben zu können.
Abbildung IV-18: Darstellung der gemessenen Transmission (a) und der Reflektion (b) der
Precursorschichten (Variation der Substrattemperatur) gegen die Wellenlänge.
In Abbildung IV-18 sind die Ergebnisse der optischen Messungen an den Precursorschichten
dargestellt. Aus diesen Messungen wurden die optischen Bandlücken der einzelnen
Precursorschichten, sowie die Absorptionskoeffizienten numerisch bestimmt. Zur
Vollständigkeit wird der bei 525°C aufgeheizte Precursor hinzugezogen, um den Einfluss der
(In1-xGax)2Se3 Mischkristallphase zu verdeutlichen. Dabei wurde die optische Bandlücke aus
Drei-Stufen-Prozess
67 von 144
der für einen direkten Halbleiter geltenden Wurzelabhängigkeit der Absorption (vgl. III.B.4)
bestimmt. [Org06]
Abbildung IV-19: Numerisch bestimmter Verlauf (vgl. Abb. IV-18) des
Absorptionskoeffizienten für die Precursorschichten (Variation der Substrattemperatur) (b)
und Bestimmung der direkten Bandlücke (a).
Die Abbildung IV-19 zeigt den Einfluss der Mischkristallphase in der Precursorschicht sehr
deutlich. Die Bandlücke des resultierenden Materials verschiebt sich mit steigender
Temperatur hin zu höheren Energien.
Tabelle IV-7: Numerisch bestimmte Bandlücken der Temperaturvariation der Precursor.
Ga-In-Se Probe opt,GE (eV)
250°C 1.48±0.06
330°C 1.74±0.07
450°C 1.82±0.07
330°C – aufgeheizt 525°C 1.94±0.08
Drei-Stufen-Prozess
68 von 144
Um den Einfluss des Galliums auf die reinen Indium-Selen-Schichten zu zeigen, sind die
wellenabhängigen Verläufe der Absorption der Precursorschichten vergleichend dargestellt
(vgl. Abbildung IV-20).
Abbildung IV-20: Vergleich der wellenlängenabhängigen Absorptionskoeffizienten für die
Temperaturvariation 250° (a), 330°C und höher (b).
Der Vergleich der Absorptionskoeffizienten zeigt die Bildung der Mischkristallphase
scheinbar erst ab einer Temperatur von 330°C. Die Verläufe der Absorption für die reine
Indium-Selen-Schicht und für die vergleichbare Precursorschicht (250°C) weichen leicht
voneinander ab, führen jedoch bei der Bestimmung der Bandlücke zu einem ähnlichen Wert
(vgl. Tabelle IV-3 und Tabelle IV-6). Bei dem Vergleich der bei höheren
Substrattemperaturen (ab 330°C) gewachsenen Precursorschichten zeigt sich der Einfluss der
Mischkristallphase in Form einer anwachsenden Bandlücke. Die Verläufe der Absorption
unterscheiden sich deutlich von den Verläufen für die γ-In2Se3-Schichten, die bei dieser
Temperatur hergestellt wurden.
Drei-Stufen-Prozess
69 von 144
IV.A.5. Erklärung der WLS- bzw. LLS-Signale mittels struktureller und
optischer Eigenschaften der Precursorschichten
Die Ergebnisse aus den strukturellen und optischen Untersuchungen der Precursorschichten
sollen auf die beiden optischen Prozesskontrollen WLS und LLS angewendet werden. Dabei
wird auf den Standardprozess bei 330°C eingegangen. In den vorangegangen Abschnitten ist
gezeigt worden, dass sich die Precursorschichten aus einem Schichtstapel von γ-In2Se3-
Schichten und (GaxIn1-x)2Se3-Schichten bilden. Zum Zeitpunkt der Abscheidung der Selenide
ist davon auszugehen, dass nicht sofort (In1-xGax)2Se3 Mischkristalle auftreten und die
gemessenen WLS- bzw. LLS-Signale nur die oberste, wachsende Schicht beschreiben.
Deshalb werden zuerst die optischen Eigenschaften von γ-In2Se3 für die Erklärung der Signale
der Prozesskontrollen angewendet, d. h. mittels der vorher bestimmten optischen Konstanten
von γ-In2Se3 werden die Signale simuliert.
(1) Umrechung der Prozesszeit in eine Schichtdicke
Zunächst wird unter Verwendung der Gleichungen 2.16 und 2.17 die wellenlängenabhängige
Reflektivität von γ-In2Se3 berechnet. Die simulierte Reflektivität zeigt die Ausbildung von
Interferenzen wie bei der Messung über der Zeit.
Abbildung IV-21: Vergleich der simulierten und des gemessenen, reflektierten Laser- bzw.
Weißlichtsignals der ersten Indium-Selen Sequenz in Stufe 1 . Die verwendeten optischen
Konstanten sind der Tabelle IV-4 für 330°C gegeben. Als einfallende Wellenlänge (roter
Farbanteil der WLS) wird 700nm angesetzt.
Drei-Stufen-Prozess
70 von 144
Durch einen Vergleich der Lage der Minima und Maxima der Interferenzen von Messung und
Simulation kann ein Umrechnungsfaktor von Prozesszeit in Schichtdicke bestimmt werden.
Die Simulation (vgl. Abbildung IV-21) zeigt eine gute Näherung für das Wachstum von
Indium-Selen in der ersten Stufe des Prozesses. Die Abweichung in der ersten Welle des wird
durch die Prozessführung verursacht, da die Indium-Quelle leistungsgeregelt ist. Dadurch
kann die Temperatur beim Öffnen der Verdampferblende schwanken. Dieser Effekt
verschwindet in der zweiten Welle des Prozesses, in der eine gute Anpassung dargestellt ist.
Werden die hier simulierten Ergebnisse für zwei Wellen mit den gemessenen Dicken einer
Schicht aus sieben Wellen verglichen, ergibt sich eine gute Vergleichbarkeit. Eine Welle
Indium-Selen bei einer Wellenlänge von 700nm gemessen, führt zu einer Schichtdicke von
ca. 85nm. Da die Simulation des hergestellten Indium-Selens zu einem guten Ergebnis führt,
soll die gesamte erste Stufe des Aufdampfprozesses simuliert werden. Dazu sind einige
Vorbetrachtungen noch anzustellen. Die Untersuchung von reinem Gallium-Selen ist nicht
möglich gewesen, aufgrund der sehr schnellen Reaktion dieser Schicht an der Luft. Daher
wurde für die folgende Simulation der Literaturwert [NREL06] von Gallium-Selen
angenommen (n=2.48, 0 , nm700 ).
Die Struktur des simulierten Schichtstapels ist in Abbildung IV-22 dargestellt.
Molybdän
Molybdän-Selenid
Gallium-Selen
Gallium-Selen
Indium-Selen
Indium-Selen
Rauigkeit
Gallium-Indium-Selen
Gallium-Indium-Selen
Gallium-Indium-Selen
Abbildung IV-22: Darstellung des simulierten Schichtstapels für die Beschreibung der optischen
Prozesskontrolle.
Die Abbildung IV-22 zeigt einen Stapel der vom Substrat aus betrachtet eine Mo-Se/Ga-
Se/In-Se/Ga-Se/In-Se Struktur. Die identifizierten Mischphasen aus Ga-In-Se sind während
des Prozesses nicht zu beachten, da das Auftreten dieser Mischung ein Effekt der
einwirkenden Temperatur ist. Ein bisher noch nicht erwähnter Effekt ist die Bildung von
Molybdän-Selenid als Schicht zwischen dem Molybdänrückkontakt und dem Schichtstapel.
Diese Schicht ist ca. 20-30nm dick und muss bei der optischen Simulation beachtet werden.
Drei-Stufen-Prozess
71 von 144
Die gebildete Phase aus Molybdän-Selen ist 2MoSe . Für diese Phase wurden aus der
Literatur [LB-MoSe] die optischen Konstanten für Brechungsindex und
Extinktionskoeffizient für eine einfallende Wellenlänge von 700 nm entnommen. Die
verwendeten Werte betragen n=4.49 und κ=0.22. Durch den hohen Brechungsindex dieser
Schicht im Vergleich zu den aufgedampften Schichten kann diese sehr dünne Schicht nicht
vernachlässigt werden. Als Beweis der Existenz dieser Schicht ist eine Bruchkante poliert mit
einem REM aufgenommen worden.
40
03
50
30
02
50
20
01
50
10
05
00
900850800750700650600550500450400350300250200150100500
In-Se
Ga-In-Se
Ga-In-Se
In-Se
Mo
Mo
Mo-Se
1µm
Abbildung IV-23: Aufnahme der polierten Bruchkante der bei 330°C abgeschiedenen
Precursorschicht. [DAR]
Die Aufnahme der polierten Bruchkante (vgl. Abbildung IV-23) belegt die Existenz des
Molybdän-Selenids für das Stapelmodell der ersten Stufe. Der Stapel wird mit Hilfe der
Widerstandstransformation (Gleichung 2.18) zu einem resultierenden Widerstand
zusammengefasst. Für den resultierenden Widerstand wird mittels Gleichung 2.16 und
Gleichung 2.17 die Reflektion der Intensität für eine Wellenlänge von 700nm berechnet. Zur
Vernachlässigung der Rauhigkeit wird ein Prozess gewählt, der auf einer Folie durchgeführt
wurde, deren Rauhigkeit im Rahmen des Indium-Selens (vgl. Tabelle IV-2) liegt.
Drei-Stufen-Prozess
72 von 144
80
60
40
20
Inte
nsity (
a.u
.)
12001000800600
Zeit (a.u.)
Ga-SeGa-Se In-Se In-Se
Abbildung IV-24: Gemessene Lichtstreuung für 700nm der ersten Stufe für eine Precursor-
Herstellung auf rauer Folie.
Die Simulation des gesamten Prozesses unter Vernachlässigung der Rauhigkeit ist in der
Abbildung IV-25 dargestellt. Die Vernachlässigung kommt zustande, da der Prozess auf einer
Titanfolie stattfand, die eine höhere Rauhigkeit besitzt als die Rauhigkeit am Ende der ersten
Stufe.
Abbildung IV-25: Simulation der gesamten, sequentiellen ersten Stufe unter Vernachlässigung
der Rauhigkeit. Der Verlauf entspricht dem Prozess in Abbildung IV-24.
Drei-Stufen-Prozess
73 von 144
Die Simulation der Reflektivität der Schicht während des Prozesses in Abbildung IV-25 zeigt
eine gute Übereinstimmung mit dem gemessenen Verlauf der Streuung in Abbildung IV-24.
Mit der Simulation ist es möglich die gemessenen Wellen über der Zeit direkt in eine Dicke
umzurechnen. Des Weiteren zeigt die Simulation die Absorption des Indium-Selens da die
simulierten und die gemessenen Wellen gedämpft sind, welches durch den von Null
verschiedenen Extinktionskoeffizienten begründet ist. Dadurch bestimmt die Simulation
während des Prozesses die Aufdampfrate des jeweiligen Selenides. Die Simulation ermöglicht
während des Prozesses die Projektion des erwarteten Messsignals. Weicht die Messung von
der Simulation ab, ist die Aufdampfrate von Indium-Selen bzw. Gallium-Selens verändert.
Der berechnete Verlauf kann angepasst werden, um die veränderten Prozessbedingungen zu
beschreiben. Als Abschluss der Untersuchung der ersten Stufe soll der Unterschied zwischen
LLS und WLS am Ende der ersten Stufe erklärt werden (vgl. Abschnitt III.B.4). Die Intensität
der Weißlichtstreuung nimmt am Ende des Prozesses stark ab, wogegen die Intensität der LLS
stark ansteigt. Dieser Effekt ist auf die Geometrie der Prozesskontrollen zurückzuführen. Am
Ende der ersten Stufe nimmt die Rauhigkeit der Indium-Selen-Schichten zu, wodurch die
Streuung zunimmt
Abbildung IV-26: Untersuchung der Abnahme der Weisslichtstreuung im Vergleich zur
simulierten Laserlichtstreuung (links). Der bestimmte Exponentialkoeffizient a wurde gegen alle
untersuchten Prozesse wurden gegen den integralen Galliumgehalt der finalen Schicht
aufgetragen (rechts).
Drei-Stufen-Prozess
74 von 144
.
Die LLS (in der verwendeten Messanordnung) misst nicht die direkte Reflektion sondern
ausschließlich die Streuung, wodurch die mittlere Intensität zunimmt. Die WLS dagegen
misst die direkte Reflektion und die diffuse Reflektion. Die direkte Reflektion dominiert die
Messung und nimmt durch die zunehmende Rauhigkeit ab. Dadurch nimmt das Signal der
WLS am Ende der ersten Stufe stark ab. Dieser Effekt ist bei den Prozessen, bei denen der
Precursor auf Glas abgeschieden wurde, beobachtet wurden. Alle untersuchten Prozesse
wurden daher auf diese starke Abnahme hin untersucht und verglichen. Um die Prozesse
aufgrund der schwankenden Aufdampfraten vergleichen zu können, wurde die letzte Indium-
Selen Phase der ersten Stufe auf eine einheitliche Länge normiert. Die starke Abnahme wurde
mit einer Exponentialfunktion angepasst (vgl. Abbildung IV-26). In dem linken Graph der
Abbildung IV-26 ist der beispielhafte Verlauf der Weißlichtintensität dargestellt. Parallel
dazu ist die Simulation des Wachstums dargestellt, um die Anzahl der Wellen anzugeben. Die
Anzahl der untersuchten Prozesse liegt über 40, wodurch eine statistisch aussagekräftige
Menge erzeugt wurde. Der für jeden Prozess bestimmte Exponentialkoeffizient a ist gegen
den integralen Galliumgehalt der Schichten aufgetragen, wodurch sich eine Kalibrationskurve
ergibt, die einen reproduzierbare Zusammenhang zwischen Galliumgehalt und der
beobachteten Abnahme zeigt. Dadurch ist ein zusätzliches Instrument der Abschätzung des
Galliumgehalts der abgeschiedenen Precursorschicht identifiziert worden.
Drei-Stufen-Prozess
75 von 144
IV.B. Modellierung der zweiten Stufe
Nach den ausführlichen Beschreibungen der ersten Stufe in Hinblick auf die optischen
Prozesskontrollen sollen die Untersuchungen mit der zweiten Stufe des Aufdampfprozesses
fortgeführt werden. Der Ausgangspunkt ist hierbei das pseudobinäre Cu2Se-In2Se3
Phasendiagramm [Par00]. In der zweiten Stufe wird der Precursor einer Gasphase aus Kupfer
und Selen ausgesetzt und dabei in Cu(In,Ga)Se2 umgewandelt. Der Einbau von Kupfer und
Selen in den (In,Ga)2Se3-Precursor und die damit verbundenen Phasenbildungen und
Phasenumwandlungen sollen mittels des Gleichgewichtsphasendiagrammes von Cu2Se-In2Se3
(Abbildung IV-27) diskutiert werden.
Abbildung IV-27: Schematische Darstellung des Cu2Se-In2Se3 Gleichgewichtsphasen-diagramms
[Par00] Die dargestellte Phasen stellen im einzelnen: α-CuInSe2, β-CuIn3Se5 und γ-CuIn5Se8 dar.
Die Achse am Diagramm stellt die Mol.%-Konzentration von In2Se3 in Cu2Se dar. Die darunter
befindliche Achse beschreibt die at.% Konzentration der einzelnen Elemente dar.
Drei-Stufen-Prozess
76 von 144
In der zweiten Stufe des Drei-Stufen-Prozesses wird die Kupferkonzentration in der
(In,Ga)2Se3-Precursor-Schicht sukzessive erhöht. Aus dem Phasendiagramm ist abzulesen,
das neben der Phase mit Chalkopyritstruktur (markiert mit α) noch andere Phasen auftreten.
Besonders auffällig in dem Diagramm ist, dass die Verbindung CuInSe2 nicht am eigentlichen
Stöchiometriepunkt (50 Mol.% Cu2Se und In2Se3) vorliegt, sondern bereits in einer nicht-
stöchiometrischen Zusammensetzung (ca. 47 Mol.% Cu2Se in In2Se3) in der
Chalkopyritstruktur stabil ist. Die Chalkopyrit-Phase ist nach dem Phasendiagramm auch für
einen leichten Kupferreichtum (ca. 53 Mol% Cu2Se in In2Se3) stabil. Allerdings ist in der
Literatur ein weiteres Gleichgewichtsphasendiagramm vorhanden, welches dem in Abbildung
IV-27 enthaltenen Diagramms widerspricht.
Cu-content [at%]10 15 20 25 30
200
400
600
800
1000+L
+
+
Cu 2Se(RT)
+
Cu 2Se(HT)
+
+
+
+L
L
Tem
pe
ratu
reT
[°C
]
In2Se3 Cu2Se
Cu-content [at%]10 15 20 25 30
200
400
600
800
1000+L
+
+
Cu 2Se(RT)
+
Cu 2Se(HT)
+
+
+
+L
L
Tem
pe
ratu
reT
[°C
]
In2Se3 Cu2Se
Abbildung IV-28: Gleichgewichtsphasendiagramm nach [Hal98]. Die existierenden Phasen sind
identisch zur Abbildung IV-27 bezeichnet. Der Kupfergehalt ist in at.% gegeben. [HWS]
Nach dem zweiten Gleichgewichtsphasendiagramm [Hal98] existiert die α-Chalkopyrit-Phase
ebenfalls bei einer nicht-stöchiometrischen Zusammensetzung (ca. 22 at.% Cu in CuInSe2).
Drei-Stufen-Prozess
77 von 144
Der Widerspruch zu dem ersten Gleichgewichtsphasendiagramm zeigt sich bei der
Stöchiometrie (25 at.% Cu in CuInSe2). An dieser Stelle liegt die α-Chalkopyrit-Phase nicht
mehr stabil vor, da bereits Cu2Se parallel gebildet wird. Dieser Widerspruch zwischen beiden
Phasendiagrammen soll in diesem Kapitel aufgelöst und das anwendbare Phasendiagramm
identifiziert werden.
Für die folgende Untersuchung der zweiten Stufe in Hinblick auf die optischen
Prozesskontrollen wird ein anderes Verfahren gewählt als in der ersten Stufe. Zwar werden
auch hier Abbruchexperimente verwendet, jedoch wird die Untersuchung auf den
Standardprozess beschränkt. Dazu wurden die in Abbildung IV-29 und Tabelle IV-8
dargestellten Abbruchexperimente durchgeführt.
Abbildung IV-29: Verlauf des WLS- und LLS Signals der zweiten Stufe. Abbruchexperimente
in der zweiten Stufe des CIGSe Drei-Stufen-Prozesses sind entlang des Temperaturverlaufs
angedeutet (vgl. Tabelle IV-8).
Drei-Stufen-Prozess
78 von 144
Tabelle IV-8: Kupfer- und Galliumgehalt der Schichten aus Abbruchexperimente der zweiten
Stufe. Die Werte wurden mittels RFA-Messungen bestimmt.
Prozessnummer [Cu]/([Cu]+[In]+[Ga]) [Ga]/([Ga]+[In]) (Cu2Se)y(In2Se3)1-y
[mol.%]
A2627 0.00 0.29±0.02 0
A2642 0.00 0.31±0.02 0
A2702 0.02±0.001 0.29±0.02 2
A2634 0.15±0.01 0.31±0.02 15
A2628 0.29±0.02 0.28±0.02 30
A2665 0.34±0.02 0.28±0.02 34
A2724 0.45±0.03 0.25±0.02 46
A2651 0.61±0.04 0.24±0.02 61
Die Unterschiede im Kupfergehalt zeigen die erwartete Variation der zweiten Stufe und
dienen als Grundlage für die Betrachtungen zum Einbau von Kupfer in den (In,Ga)2Se3-
Precursor. Die leichten Variationen im Galliumgehalt sind im Vergleich zur Änderung des
Kupfergehaltes vernachlässigbar und werden die Ergebnisse der strukturellen und optischen
Untersuchungen nicht verfälschen.
IV.B.1. Strukturelle Untersuchung der Schichten
Zur Abschätzung struktureller Veränderungen der Precursorschicht während des
Kupfereinbaus wurden XRD-Untersuchungen durchgeführt. Dazu wurden zunächst von allen
Proben eine Messung in Bragg-Brentano Geometrie aufgenommen (2Θ-Bereich 10° - 80°).
Drei-Stufen-Prozess
79 von 144
8000
6000
4000
2000
Co
un
ts [
a.u
.]
8070605040302010
Angle 2 [°]
A2628 - [Cu]/[Cu]+[III]=0.29
A2634 - [Cu]/[Cu]+[III]=0.15
A2642 - [Cu]/[Cu]+[III]=0.00
A2665 - [Cu]/[Cu]+[III]=0.34
11
2
Mo
22
0/2
04
31
2
OV
C
Mo
x=
0.4
x=
0.5
x=
0.4
x=
0.4
OV
C
A2724 - [Cu]/[Cu]+[III]=0.45
10
1
21
1
33
2
x=
0.4
x=
0.5
Abbildung IV-30: XRD-Messungen (Bragg-Brentano) als Übersichtscan für alle kupferarmen
Abbruchexperimente. Die Proben sind entsprechend ihres Kupfergehaltes bezeichnet. Die
Bragg-Reflexe der Cu(In,Ga)Se2-Chalkopyritphase sind mit den entsprechenden hkl markiert.
In der kupferfreie Probe sind die Bragg-Reflexe von γ-In2Se3 sowie der (In,Ga)2Se3
Mischkristalle (vgl. Abb. IV-17) gekennzeichnet. Die zusätzlichen Reflexe der kupferarmen
Phase sind mit OVC (ordered vacancy compound) bezeichnet.
Die XRD-Messungen (vgl. Abbildung IV-30) der kupferarmen Proben soll als
Ausgangspunkt der strukturellen Untersuchung dienen.
Auffällig in der Abbildung IV-31 ist das Auftreten neuer Bragg-Reflexe, sobald die Schicht
einen relativ geringen Kupfergehalt ([Cu]/([Cu]+[III])=0.15) aufweist. Parallel dazu sind alle
Reflexe der (In1-xGax)2Se3-Mischkristalle vollständig verschwunden. Das heißt, dass sich die
Mischkristalle in eine andere Phase umwandeln, sobald Kupfer in die Schicht eingebaut wird.
Dazu wurde eine zusätzliche Probe in die Untersuchung eingefügt, die dem Abbruch des
Prozesses bei 352°C entspricht (A2702). Diese Probe wird mit dem Standard-Precursor
(Substrattemperatur 330°C) und mit den beiden kupferarmen Proben ([Cu]/[Cu]+[III]=0.15
und 0.29) verglichen.
Drei-Stufen-Prozess
80 von 144
20x103
15
10
5
0
co
un
ts (
a.u
.)
605040302010
Winkel 2 (°)
[Cu]/([Cu]+[III])=0.00
[Cu]/([Cu]+[III])=0.02
[Cu]/([Cu]+[III])=0.15
[Cu]/([Cu]+[III])=0.29
In
2S
e3
In
2S
e3
In
2S
e3
MK
In
2S
e3
In
2S
e3
Mo
In
2S
e3
Abbildung IV-31: GIXRD-Messung (Einfallswinkel 5°) der Proben mit den geringsten Cu-
Gehalten (A2702, A2634 und A2628) im Vergleich zum Standard-Precursor
(Substrattemperatur 330°C). In Letzterer sind die Bragg-Reflexe von γ-In2Se3 und der (GaxIn1-
x)2Se3-Mischkristalle (MK) gekennzeichnet.
Der Vergleich der GIXRD-Messungen der Precursorschicht und der beiden kupferärmsten
Schichten soll den Kupfereinbau in den Precursor während der Aufheizphase in der zweiten
Stufe zeigen. In dem Diffraktogramm des Standard-Precursors sind noch die Bragg-Reflexe
von γ-In2Se3 sichtbar, da Ga2Se3 und In2Se3 in der Schicht noch nicht vollständig vermischt
sind (vgl. Abschnitt IV.A.2). In dem Diffraktogramm der Schicht mit einem Cu-Gehalt von
[Cu]/[Cu]+[III]=0.02 sind die Reflexe von γ-In2Se3 weiterhin klar erkennbar, weitere andere
Bragg-Reflexe sind nicht sichtbar. Dieses Verhalten kann mittels des Cu2Se-In2Se3
Phasendiagramms (vgl. Abb. IV-27) interpretiert werden. Im Bereich 1<x<0.88
((Cu2Se)x(In2Se3)1-x) koexistieren zwei Phasen, γ-In2Se3 und CuIn5Se8 (γ-OVC). Allerdings ist
bei dem geringen Kupfergehalt von [Cu]/[Cu]+[III]=0.02 die γ-OVC-Phase im
Diffraktogramm noch nicht zu erkennen.
Bei den Proben mit einem Kupfergehalt von [Cu]/([Cu]+[In]+[Ga])=0.15 und 0.29 sind neue
Bragg-Reflexe zu erkennen, am auffälligsten ist der Reflex bei 2Θ~22°. Dieser und weitere,
schwache Reflexe können den OVC-Phasen CuIn5Se8 bzw. CuIn3Se5 (OVC – ordered
vacancy compound) zugeordnet werden [Mar98, Leh08]. Zur Untersuchung der OVC-Phasen
Drei-Stufen-Prozess
81 von 144
wurde an der Schicht mit einem Kupfergehalt von [Cu]/[Cu]+[III]=0.15 eine weitere GIXRD-
Messung unter verschiedenen Einfallswinkeln durchgeführt.
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
Co
un
ts (
a.u
.)
8070605040302010Winkel (°)
100x103
80
60
40
20
0
sim
ulie
rte c
ou
nts
(a.u
.)
GIXRD 0.5°
GIXRD 1°
GIXRD 2°
GIXRD 5°
OVC simuliert
OVCOVC
Abbildung IV-32: GIXRD-Messung (Variation des Einfallswinkels) für die Schicht mit einem
Kupfergehalt von [Cu]/[Cu]+[III]=0.15. Die simulierten Bragg-Reflexe für die CuIn5Se8-Phase
(OVC) sind eingezeichnet. Die charakteristischen OVC-Reflexe (~16° und ~22°) sind markiert.
Die Diffraktogramme (Abb. IV-32) zeigen ein aufschlussreiches Ergebnis. Der Einbau von
Kupfer in den Precursor unter der Bildung der OVC kann im ganzen Volumen der Schicht
festgestellt werden, was an den charakteristischen OVC-Reflexen (2Θ=~16° bzw. ~22°) in
der Abbildung IV-32 belegt werden kann. Die gemessenen Reflexe sind tiefenabhängig nicht
verbreitert oder verschoben, obwohl die Precursorschicht sequentiell prozessiert wurde.
Aufgrund dieses Ergebnisses sollte eine ortsaufgelöste REM-EDX-Messung an der
Bruchkante der beiden kupferärmsten Proben durchgeführt werden, um eine chemische
Analyse der Metallverteilung durchzuführen.
Drei-Stufen-Prozess
82 von 144
1.2
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0.0
norm
iert
e N
ett
o c
ou
nts
(a
.u.)
1.61.41.21.00.80.60.4
Position (µm)
Ga
In
Cu
Substrat Oberfläche
In
Ga
Cu
[Cu]/([Cu]+[III])=0.15
[Cu]/([Cu]+[III])=0.29
Abbildung IV-33: EDX-Messung an der Bruchkante für die beiden kupferärmsten Proben. Die
Elemente sind einzeln bezeichnet. Die Position der Oberfläche und des Substrats sind
angegeben.
Die beiden kupferärmsten Proben zeigen das erwartete Ergebnis. Alle Metalle sind mit
zunehmendem Kupfergehalt nahezu homogen in dem gesamten Volumen der Schicht verteilt.
Aufgrund der sequentiellen Prozessierung des Precursors sollte sich ein ansteigender
Galliumgradient zur Rückseite der Schichten hin einstellen, wobei die Messung eine nahezu
homogene Verteilung der Metalle zeigt. Der Einbau von Kupfer führt zu einer starken
Diffusion aller Metalle, bereits am Anfang der zweiten Stufe weist die Schicht keinen
Gradienten in der Metallverteilung mehr auf.
Eine weitere Auffälligkeit ist in den Diffraktogrammen (Abb. IV-30) erkennbar: der Bragg-
Reflex bei 2Θ~27° verschiebt sich mit zunehmendem Cu-Gehalt zu kleineren 2Θ-Werten. In
den Schichten mit einem Kupfergehalt von [Cu]/[Cu]+[III]=0.15 kann dieses der 112-Reflex
von CuIn5Se8 als auch von CuIn3Se5 verursacht sein. In den Schichten mit einem
Kupfergehalt von [Cu]/[Cu]+[III]=0.29 kann der gebildete 112-Reflex von Cu(In,Ga)Se2 als
auch von CuIn3Se5 sein. Diese Aussage kann entsprechend des Cu2Se-In2Se3
Phasendiagrammes getroffen werden.
Um den gebildeten Bragg-Reflex für [Cu]/[Cu]+[III]=0.15 näher zu untersuchen, wurde
mittels des Programms FULLPROF [Ful06] aus einem Peakfit dieses Reflexes der 2Θ-Wert
Drei-Stufen-Prozess
83 von 144
bestimmt. Anschließend wurde mittels der Bragg’schen Gleichung (vgl. Gleichung 3.1) der
entsprechende d112-Wert (Netzebenenabstand) berechnet. Bei den beiden kupferärmeren
Proben ist der Reflex verbreitert, deshalb kann von zwei sich überlagernden Reflexen
ausgegangen werden. Zuerst muss also diesen beiden Reflexen die jeweilige korrekte Phase
zugeordnet werden. Dazu ist in Abbildung IV-34 der Bereich des 112-Reflexes vergrößert
dargestellt (Abb. IV-33). Zusätzlich wurden für die OVC-Phasen CuIn5Se8 (γ-OVC) und
CuIn3Se5 (β-OVC) der 112-Reflex simuliert, um die Vorgehensweise bei der Bestimmung der
Phasen zu verdeutlichen.
Abbildung IV-34: GIXRD-Messung (durchgezogene Linie) der Schicht mit einem Kupfergehalt
von [Cu]/([Cu]+[III])=0.15. Der 2Θ-Bereich des 112-Bragg-Peaks ist vergrößert dargestellt.. Die
gestrichelte Linie stellt den Peakfit unter der Annahme von zwei Peaks dar. Die simulierten 112-
Reflexe von CuIn5Se8, CuGa3Se5, CuIn3Se5 und CuGa5Se8 [Leh08] sind angegeben (gepunktete
Linie).
Die simulierten Reflexe für β-OVC-Mischkristalle (Cu(In,Ga)3Se5) variieren entsprechend des
Galliumgehaltes zwischen einem 2Θ-Wert von 27.28° (CuIn3Se5) und 28.08° (CuGa3Se5), für
die γ-OVC-Mischkristalle (Cu(In,Ga)5Se8) entsprechend zwischen 26.80° (CuIn5Se8) und
28.21°(CuGa5Se8). Mit steigendem Galliumgehalt verschiebt sich der 112-Reflex zu höheren
2Θ-Werten. Dieses kann mit dem Radius des Gallium-Ions erklärt werden. Es ist deutlich
kleiner als das Indium-Ion, deshalb wird mit zunehmendem Ga-Gehalt in den OVC-
Mischkristallen der 112-Netzebenenabstand kleiner.
Drei-Stufen-Prozess
84 von 144
Somit kann der erste Reflex im Bereich der sich überlagernden Reflexe einem Cu(In,Ga)5Se8-
Mischkristall und der zweite Reflex einem Cu(In,Ga)3Se5-Mischkristall zugeordnet werden.
Beide Mischkristalle unterscheiden sich allerdings in ihrem Galliumgehalt.
Da sich die Galliumgehalte der Schichten leicht unterscheiden, kann unter Verwendung der
Vegard’schen Regel eine Korrektur der Positionen vorgenommen werden. Diese Regel
besagt, dass die Gitterkonstante eines Mischkristalls linear von der chemischen
Zusammensetzung abhängt [Spi05]. Aufgrund der verwendeten Literaturwerte werden die
Galliumgehalte der untersuchten Schichten auf Ga=0.3 normiert. Die Korrektur dieser Werte
ist in der Tabelle IV-9 für alle Proben dargestellt.
Tabelle IV-9: Aus dem 2Θ-Wert bestimmter d112 Netzebenenabstand. Die Korrekturen des
Netzebenenabstandes (Δd) aufgrund des leicht verschiedenen Galliumgehaltes sind angegeben.
Cu-Gehalt CuInGaSe2 - d112 (Ǻ) Δd (Ǻ)
0.15 3.279±0.005 +0.001
0.29 3.286±0.005 -0.003
0.34 3.293±0.005 -0.003
0.45 3.314±0.002 -0.006
0.56 3.321±0.002 -0.009
Die Werte für Δd liegen im Bereich des Fehlers der d112-Werte bzw. leicht darüber. Mittels
dieser Korrektur kann der Einfluss des steigenden Kupfergehaltes auf die d112-
Netzebenenabständen diskutiert werden, ohne dass der leicht variierende Galliumgehalt einen
entscheidenden Einfluss hätte.
Drei-Stufen-Prozess
85 von 144
3.38
3.36
3.34
3.32
3.30
3.28
3.26
d1
12 -
Ne
tze
be
ne
na
bsta
nd
(Å
)
0.80.70.60.50.40.30.20.10.0
[Cu]/([Cu]+[In]+[Ga])
Ausscheidungvon Cu2-xSe
Cu2-xSe
Pulver (xGa=0.6) [Grz80]
Pulver (xGa=0.3) [Grz80]
Pulver (xGa=0.5) [Sur89]
Cu
(In
,Ga
)Se
2
KoexistenzbereichZwei-Phasen
Bereich
-In
2S
e3
(In
,Ga
) 2S
e3
Abbildung IV-35: Abhängigkeit des d112-Netzebenenabstandes vom Cu-Gehalt für alle Proben
der zweiten Stufe. Bei zwei Proben sind die im XRD zu erkennenden Nebenphasen mit
angegeben. Zusätzlich sind Literaturwerte (offene Symbole) angegeben, die anhand von XRD-
Messungen an Pulvern bestimmt wurden. Die Lagen der Phasengrenzen sind entsprechend des
Cu2Se-In2Se3-Phasendiagramms eingezeichnet.
In der Abbildung IV-35 können vier Bereiche unterschieden werden, in denen offensichtlich
eine Variation der existierenden Phasen in Abhängigkeit von dem Kupfergehalt auftritt. Im
ersten Bereich (([Cu]/([Cu]+[III])<0.03) ist der Kupfergehalt so gering, dass sich noch keine
ternäre Cu-(In,Ga)-Se-Phase bildet. Im Diffraktogramm (Abb. IV-31) sind nur die Bragg-
Reflexe von γ-In2Se3 sowie der (In1-xGax)2Se3-Mischkristallphase zu erkennen. Bei geringem
Kupfergehalt (0.03 < ([Cu]/([Cu]+[III]) <0.18) koexistieren zwei Phasen. Die Bragg-Reflexe
zeigen, dass sich zu Beginn der zweiten Stufe des Aufdampfprozesses zwei OVC-Phasen in
Form von Cu(In,Ga)3Se5 (β-OVC) und eine Cu(In,Ga)5Se8-Phase (γ-OVC) gleichzeitig
ausbilden. Der Galliumgehalt beider Phasen unterscheidet sich sehr stark und kann mit der
Vegard’schen Regel abgeschätzt werden. Dabei zeigt sich, dass die β-OVC-Phase eher
galliumarm und die γ-OVC-Phase eher galliumreich ist. Dieses Ergebnis entspricht dem
Gleichgewichts-Phasendiagramm (vgl. Abbildung IV-27). In dem Phasendiagramm ist
abzulesen, dass für ein kupferarmes Regime (18Mol%-9Mol% Cu2Se in In2Se3) nur die OVC-
Phasen CuIn3Se5 (β) und Cu(In,Ga)5Se8 (γ) existieren.
Drei-Stufen-Prozess
86 von 144
Bei weiterem Ansteigen des Kupfergehalts (0.18 < [Cu]/([Cu]+[III]) < 0.31) koexistieren
weiterhin zwei Phasen. Die Bragg-Reflexe zeigen, dass eine Koexistenz der β-OVC und der
Chalkopyrit-Phase (α) vorliegen. Auch hierbei ist auffällig, dass die β-OVC eher galliumarm
ist und die Chalkopyrit-Phase (α) eher galliumreich ist. Dieses Ergebnis entspricht ebenfalls
dem Gleichgewichtsphasendiagramm (vgl. Abb. IV-27), da in dem Bereich von 31 Mol.% -
18 Mol.% die OVC-Phase (β) existiert.
In dem Bereich 0.3 <[Cu]/([Cu]+[III]<0.48 tritt nur die Cu(In,Ga)Se2-Chalkopyritphase auf.
Der d112-Wert steigt mit zunehmendem Kupfergehalt linear an, d. h. der Netzebenenabstand
wird größer. Die zusätzlich dargestellten d112-Werten aus der Literatur [Grz80] [Sur89], die an
Pulverproben mit definiertem Galliumgehalt (Ga/III=0.3, 0.5 und 0.6) bestimmt wurden,
vervollständigen das Bild. Verlängert man die o. g. lineare Abhängigkeit der d112-Werte in
Richtung auf den Stöchiometriepunkt, so wird der d112-Wert der Pulverproben erreicht.
Allerdings liegt dieser Kreuzungspunkt der d112-Werte von Dünnschicht- und Pulverproben
nicht bei dem Stöchiometriepunkt der Chalkopyrit-Phase ([Cu]/([Cu]+[III])=0.5), sondern
bereits bei [Cu]/([Cu]+[III])=0.48. Die leichte Kupferarmut der Chalkopyrit-Phase ist auch
durch beide Gleichgewichtsphasendiagramme beschrieben. Der Existenzbereich der
Chalkopyrit-Phase ist durch Kupferarmut bestimmt, steigt der Kupfergehalt über einen
kritischen Wert, scheiden binäre Verbindungen in Form des Kupferselenides Cu2-xSe aus.
Der oben beschriebene lineare Zusammenhang erlaubt die Aussage, dass durch den Einbau
von Kupfer die Netzebenenabstände in dem Cu(In,Ga)Se2-Chalkopyriten stetig vergrößert
werden, bis zu dem Punkt, an dem kein Kupfer mehr in die Chalkopyritstruktur aufgenommen
werden kann.
An der kupferreichen Probe ([Cu]/[Cu]+[III]=0.61) wurden GIXRD-Messungen mit Variation
des Einfallswinkels durchgeführt, die Aufschluss über die Lage des entmischten
Kupferselenides im Querschnitt der Dünnschicht geben soll. Dazu wurde ein Winkelbereich
in der GIXRD-Messung gewählt, der sowohl den 112- Reflex von Cu(In,Ga)Se2 als auch den
111-Reflex von Cu2-xSe enthält.
Drei-Stufen-Prozess
87 von 144
20x103
15
10
5
Co
un
ts (
a.u
.)
28.027.527.026.526.025.525.0
Winkel 2 (°)
GIXRD (0.5°-3°)1
11
- C
u2S
e
112
- C
u(I
n,G
a)S
e2
Abbildung IV-36: GIXRD-Messung der kupferreichen Probe A2651 ([Cu]/([Cu]+[III])=0.61).
Der Einfallswinkel wurde im Bereich 0.5° bis 3° mit einem Inkrement von 0.25° variiert.
Die Abbildung IV-36 zeigt einen Bragg-Peak des Cu2-xSe (ca. 25.5°) direkt neben dem 112-
Reflex der Cu(In,Ga)Se2 Chalkopyrit-Phase. Mit zunehmendem Einfallswinkel der
Röntgenstrahlung nimmt die Intensität dieses Reflexes im Verhältnis zum Chalkopyrit-Reflex
deutlich ab. Da die Messung bei 0.5° Einfallswinkel durch die oberen Regionen der Schicht
dominiert wird, kann aus dieser Untersuchung geschlossen werden, dass die Kupfer-Selenide
an der Schichtoberfläche liegen. Für eine weitere Charakterisierung der Oberfläche wurde die
Rauhigkeit der Schichten mittels eines AFM untersucht.
Drei-Stufen-Prozess
88 von 144
30
28
26
24
22
20
18
16
Ra (
nm
)
0.70.60.50.40.30.20.10.0
[Cu]/([Cu]+[III])
Rauigkeit Ra
Koexistenzbereich
Cu2-xSe
Abbildung IV-37: Statistisch bestimmte mittlere Rauhigkeit der Abbruchexperimente in
Abhängigkeit des Kupfergehalts.
Die Untersuchung der Rauhigkeit in Abhängigkeit des Kupfergehaltes der Schichten zeigt
charakteristische Merkmale, die mit den strukturellen GIXRD-Untersuchungen korreliert
werden können. Die höchste Rauhigkeit hat die Precursorschicht, die bis 525°C aufgeheizt
wurde. Wird Kupfer in den Precursor eingebaut, nimmt die Rauhigkeit leicht ab, bis zu dem
Punkt, an dem die OVC-Phase nicht röntgenographisch mehr detektierbar ist. Dann wird die
Rauhigkeit der Schicht deutlich kleiner, bis der Stöchiometriepunkt ([Cu]/([Cu]+[III])=0.5
erreicht ist und die Entmischung des Kupferselenides beginnt. Dann nimmt die Rauhigkeit
wieder langsam zu. Dieser Verlauf zeigt zunächst, dass die Bildung der Chalkopyrit-Phase
mit einer starken Rauhigkeitsänderung verbunden ist. Im Vergleich zu der Abbildung IV-35
zeigt sich eine Verknüpfung zwischen den gebildeten Phasen und dem Verlauf der
Rauhigkeit. Ab dem Punkt, an dem röntgenographisch keine OVC-Phasen mehr detektierbar
sind, sinkt die Rauhigkeit deutlich ab.
Zur Analyse der bestimmten Rauhigkeit wurden die Mikrostruktur der Schicht an
Bruchkanten untersucht. Die REM-Abbildungen sind in IV-38 dargestellt und zeigen, dass
sich die Mikrostruktur in Abhängigkeit vom Kupfergehalt in der Schicht ändert. Die Probe
mit dem kleineren Kupfergehalt ([Cu]/[Cu]+[III]=0.31) (links – vgl. Abb. IV-38) zeigt eine
deutlich andere Mikrostruktur, in Form einer kleineren Korngröße als die Probe mit dem
Drei-Stufen-Prozess
89 von 144
höheren Kupfergehalt. Allein durch diese Analyse ist die starke Abnahme der Rauhigkeit
anschaulich zu begründen. Auf Grund der deutlich größeren Kristallite in der kupferreicheren
Probe ([Cu]/[Cu]+[III]=0.31) (rechts – vgl. Abb. IV-38) ist die Rauhigkeit wesentlich
geringer.
70
06
00
50
04
00
30
02
00
10
00
10009008007006005004003002001000
70
06
00
50
04
00
30
02
00
10
00
10009008007006005004003002001000
[Cu]/[Cu]+[III]=0.31
[Cu]/[Cu]+[III]=0.45
Abbildung IV-38: Mikrostrukturanalyse der Proben Cu/Cu+III=0.31 und Cu/Cu+III=0.45 an
der Bruchkante [CAK].
IV.B.2. Optische Untersuchung der Abbruchexperimente
Nach der strukturellen Untersuchung der Abbruchexperimente und der Identifikation
charakteristischer Phasen in Abhängigkeit von dem Kupfergehalte der Dünnschicht sollen
diese Ergebnisse mit den optischen Untersuchungen korreliert werden. Zunächst wurden von
alle Proben die Reflektivität untersucht.
Drei-Stufen-Prozess
90 von 144
34
32
30
28
26
24
22
20
Refle
ktivitä
t in
%
0.60.50.40.30.20.10.0
Cu/III in ()
Reflektivität 435nm (blau - WLS) Reflektivität 548nm (grün - WLS) Reflektivität 635nm (LLS) Reflektivität 700nm (rot - WLS)
Abbildung IV-39: Gemessene Reflektivität in Abhängigkeit des Kupfergehaltes. Die Reflektivität
ist für Wellenlängen (entsprechend der optischen Prozesskontrollen (WLS - 435nm, 548nm,
700nm und LLS - 635nm) dargestellt.
Bis zu einem Kupfergehalte von [Cu]/([Cu]+[III])=0.3 nimmt die Reflektivität stark ab, dieser
Punkt wurde auch bei der Rauhigkeitsuntersuchung und der röntgenographischen
Untersuchung der Schichten charakteristisch für eine Änderung der auftretenden Phasen
identifiziert. Steigt der Kupfergehalt weiter an, nimmt die Reflektivität stetig zu, ohne beim
Durchgang durch den Stöchiometriepunkt eine Unterbrechung dieses linearen Anstiegs zu
zeigen
IV.B.3. Erklärung der WLS- bzw. LLS-Signale mittels struktureller und
optischer Eigenschaften der Precursorschichten
Auf der Grundlage der Ergebnisse der strukturellen und optischen Untersuchungen der
Schichten aus den Abbruchexperimenten sollen in diesem Abschnitt die in-situ gemessenen
Signale der WLS und LLS beschrieben werden. Dazu wird zunächst der Verlauf des WLS-
Signals (dargestellt in Abb. III-10) mit dem Verlauf des d112-Wertes in Abhängigkeit vom
Kupfergehalt der Schicht verglichen, um die optischen Messergebnisse mit den
Phasenbildungen zu korrelieren (Abbildung IV-35). Dazu wird das WLS-Signal eines
Standardprozesses auf Glas für die zweite Stufe gezeigt (Abb. IV-40).
Drei-Stufen-Prozess
91 von 144
Abbildung IV-40: Zusammenführung eines beispielhaften WLS-Verlaufs mit der strukturellen
Untersuchung der Schichten aus den Abbruchexperimenten. Die WLS ist in Abhängigkeit von
der Prozesszeit aufgetragen. Es wurde sichergestellt, dass die Kupferrate über den ganzen
Prozess konstant gehalten wurde.
Auf der Grundlage dieses Vergleichs ist das WLS-Signal sehr gut zu beschreiben und zeigt
damit seine Anwendbarkeit als Prozesskontrolle. Scheinbar detektiert die WLS aufgrund der
Änderung der optischen Eigenschaften der Schicht die ursächlichen Phasenbildungen in der
Schicht. Zu Beginn des Prozesses ändert sich das WLS-Signal nur leicht, da trotz des
angebotenen Kupfers noch keine Cu(In,Ga)Se2-Chalkopyritphase gebildet wird (vgl. Abb. IV-
30. Das WLS-Signal zeigt bei einem Kupfergehalt von [Cu]/([Cu]+[III])=0.09 eine starke
Abnahme der Intensität. Das In2Se3-Cu2Se Phasendiagramm zeigt bei einem ähnlichen
Kupfergehalt eine Umwandlung des γ-In2Se3 zu einem Defektchalkopyrit (CuIn5Se8,
bezeichnet als γ-Phase).
Allerdings zeigt das WLS-Signal einen weiteren charakteristischen Punkt bei einem
Kupfergehalt von ca. [Cu]/([Cu]+[III])=0.18. Nach der vorherigen starken Abnahme steigt die
Intensität des Signals langsam wieder an, an diesem Punkt ändert sich der Anstieg und die
Intensität nimmt noch deutlicher zu. In dem Phasendiagramm ist bei diesem Kupfergehalt
eine weitere Phasenumwandlung abzulesen, von der γ-Phase zu einem anderen
Defektchalkopyrit (CuIn3Se5, bezeichnet als β-Phase). Die zur Charakterisierung dieses
Drei-Stufen-Prozess
92 von 144
Bereiches hergestellte Probe ([Cu]/[Cu]+[III]=0.29) zeigt im Röntgendiffraktogramm die
Bragg-Reflexe des β-OVC und des Cu(In,Ga)Se2-Chalkopyriten (α). Bei weiter steigendem
Kupfergehalt steigt die Intensität des WLS-Signals nur langsam an, welches mit der
zunehmenden Reflektivität der Schicht (Abbildung IV-37) und aufgrund der sinkenden
Oberflächenrauhigkeit zusammenhängt. Erst bei einem Kupfergehalt bei
[Cu]/([Cu]+[III])=0.48 ist wieder eine starke Änderung des WLS-Signals zu beobachten. Die
Intensität dieses Signals steigt wieder stark an, welches mit den sich entmischenden
Kupferseleniden verknüpft werden kann. In der WLS und LLS ist dieser Punkt eindeutig
erkennbar. Da sich die Rauhigkeit der Schicht bei der Bildung von Cu2Se nur gering ändert
(siehe Abb. IV-38), kann dieser Effekt (Anstieg des WLS-Signals) auf die Änderung der
Reflektivität zurückgeführt werden. Um eine Simulation des optischen Signals
durchzuführen, wurde die Entmischung der Kupfer-Selenide mittels der effektiven
Medientheorie beschrieben.
0.32
0.30
0.28
0.26
0.24
0.22
0.20
0.18
Refle
ktivitä
t
10008006004002000
Volumenanteil q
200nm(Cu2Se)(q)/(Cu(In,Ga)Se2)(1-q)
Rot (700nm)
Grün (548nm)
Blau (453nm)
(Cu(In,Ga)Se2
Abbildung IV-41: Simulation der Reflektivität bei der Ausscheidung von Cu2Se in einem
Volumenbereich von 200nm an der Oberfläche der Chalkopyrit-Schicht. Der Volumenanteil in
Promille ist in einer Kugelabhängigkeit berechnet worden. Bei der Simulation wurde der
Einfluss der Rauhigkeit vernachlässigt.
Die Simulation der Reflektivität (vgl. Abb. IV-41) zeigt ein Minimum des LLS-Signals am
Stöchiometriepunkt bei einem Volumenanteil von 50-65% Cu2Se in der Chalkopyrit-Schicht
Drei-Stufen-Prozess
93 von 144
(in Abhängigkeit der Wellenlänge). Erst oberhalb dieses Anteils an Cu2Se steigt die
Reflektivität stark an. Auch das LLS-Signal zeigt ein Minimum, welches in der Literatur als
Stöchiometriepunkt [Sch01] bezeichnet wurde. Im WLS-Signal ist dieses nicht so stark
ausgeprägt, da die WLS sensitiver für Änderungen in der Rauhigkeit ist als die LLS.
Allerdings zeigt die simulierte Reflektivität, dass der so genannte Stöchiometriepunkt in der
LLS und WLS nicht mit der Stöchiometrie im Cu(In, Ga)Se2 (Cu/[Cu+III]=0.5) korreliert,
sondern vielmehr mit einem bestimmten Verhältnis von Cu2Se/Cu(In, Ga)Se2 im oberen
Bereich der Schicht verbunden ist. Damit konnte gezeigt werden dass Cu2Se bereits bei
Kupfergehalten <Cu/[Cu+III]=0.5, d.h. vor Erreichen der Stöchiometrie im oberen Bereich
der Schicht vorhanden ist. Das bedeutet, das Cu(In,Ga)Se2 in Chalkopyritstruktur nur mit
einem Stöchiometrieverhältnis von Cu/(In+Ga)<1 stabil ist. Ändert sich dieses Verhältnis zu
Cu/(In+Ga)1 (Stöchiometrie) entmischt Cu2Se. Daraus zeigt sich, dass das
Gleichgewichtsphasendiagramm nach Park (vgl. Abb. IV-27) nicht für den Drei-Stufen-
Prozess anwendbar ist, da dort eine kupferreiche Chalkopyritstruktur (α) stabil eingezeichnet
ist. Das zweite gezeigte Phasendiagramm (vgl. Abb. IV-28) nach Haalboom [Hal98] bestätigt
die hergeleitete Instabilität der Chalkopyrit-Phase (α) für die Stöchiometrie
([Cu]/[In]+[Ga]=1). Somit ist für den Drei-Stufen-Prozess das letztgenannte
Gleichgewichtsphasendiagramm anwendbar.
IV.C. Leistungsfähigkeit der optischen Prozesskontrolle
Aus den gezeigten Ergebnissen der Untersuchungen mittels Lichtstreuung lassen sich die
folgenden Punkte zeigen.
In-situ Bestimmung der Schichtdicke von semitransparenten Materialien
o Separate Analyse der Einzelschritte (Stufe 1)
o Anwendbarkeit auf komplexe Schichtsysteme
Kontrolle und Detektion von Phasenübergängen
Endpunktdetektion der Bildung von Cu(In,Ga)Se2
Mit den gezeigten Ergebnissen wird die entwickelte Prozesssteuerung auf ein komplexeres
System übertragen und angewandt.
94 von 144
V. Rapid Thermal Process (RTP)
Im Kapitel IV wurde die erfolgreiche Anwendung der Lichtstreumethoden als
Prozesskontrolle des Cu(In,Ga)Se2 Drei-Stufen-Prozesses beschrieben. Im folgenden Kapitel
sollen die entwickelten Konzepte auf eine andere Variante der Herstellung von
Chalkopyrittyp-Absorbermaterialien für Dünnschichtsolarzellen angewandt werden, den
Rapid Thermal Process (RTP) zur Herstellung von Cu(In,Ga)S2 Schichten. Dieser Prozess
unterscheidet sich erheblich von dem Cu(In,Ga)Se2-Drei-Stufen-Prozess. Im RTP Prozess
werden gesputterte Metallschichten aus Kupfer, Indium und Gallium, in einer
Schwefelatmosphäre sulfurisiert. Für diese Prozessführung muss eine andere Art der
optischen Theorie verwendet werden, um die optische Prozesskontrolle, d. h. das LLS- bzw.
WLS-Signal, beschreiben zu können. Trotz grundlegender Unterschiede zeigt sich aber die
Anwendbarkeit der zuvor entwickelten Methodik.
In diesem Kapitel wird die Herstellung von CuInS2 und Cu(In,Ga)S2 Dünnschichten als
Ergebnis der Sulfurisierung von metallischen Precursor diskutiert. Zunächst wird der
galliumfreie Sulfurisierungsprozess dargestellt und anhand dessen ein optisches Modell zur
Beschreibung des LLS-Signals entwickelt. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchung wird
ein optisches Modell für die Beschreibung des LLS-Signals bei der Sulfurisierung eines
galliumhaltigen Precursor abgeleitet.
Als Ausgangspunkt werden die Untersuchungen zum Wachstum von CuInS2-Dünnschichten
mittels des LLS-Signals gewählt, die auf der Arbeit von C. Pietzker [Pie03] basieren.
V.A. Modell zur Beschreibung des optischen Signale der Prozesskontrolle
beim Wachstums von CuInS2-Dünnschichten
V.A.1. Vorbetrachtungen
Das Verwenden einer optischen Prozesskontrolle zur Beschreibung und Überwachung der
Reaktion von elementarem Schwefel mit Metallschichten ist bereits angewandt worden. In der
Arbeit von C. Pietzker [Pie03] ist eine Vielzahl von Experimenten durchgeführt worden, die
eine Korrelation von optischen Messsignalen mit energiedispersiven
Röntgenbeugungsspektren erfolgreich ermöglichten. Zur Vergleichbarkeit und der damit
einhergehenden Verbesserung des damaligen Konzepts sollen einheitliche Bezeichnungen
RTP-Verfahren
95 von 144
gewählt werden, die auf der erwähnten Arbeit basieren. Insbesondere werden die in [Pie03]
aufgestellten Interpretationen der optischen Signale um einen Aspekt erweitert, die einen
Beleg zur Arbeit zeigen. Dieser angestrebte Vergleich ist erschwert durch Unterschiede in der
Prozessführung, die an dieser Stelle kurz dargestellt werden sollen. In der Arbeit von Pietzker
wurden metallische Cu-In Precursor mittels einer Schwefelverdampfungsquelle sulfurisiert.
Die Reaktionszeit lag dabei zwischen 60-80 Minuten. Im Vergleich dazu werden die hier
betrachteten Cu-In Precursorschichten in einem Zeitraum von 3-5 Minuten sulfurisiert. Die
Verwendung einer LLS, die eine Lock-In-Technologie mit einer Integrationszeit von einigen
Sekunden verlangt, ist daher für den RTP ungünstig. Deshalb wurde für die Prozesskontrolle
das Konzept der WLS angewendet, die ohne Lock-In-Technologie auskommt. Mittels der
WLS ist es möglich, neben der integralen Messung der Reflektivität, diese auch ortsaufgelöst
darzustellen.
Des Weiteren unterscheiden sich die EDXRD-Experimente, mit denen die Phasenbildungen
bei der Sulfurisierung der CuIn-Precursorschichten in-situ verfolgt wurden. Die Messung in
der Arbeit von C. Pietzker wurden am HASYLAB (Hamburger Synchrotronstrahlungs-Labor)
durchgeführt, wogegen die in dieser Arbeit gezeigten EDXRD-Messungen am BESSY
(Berliner Elektronenspeicherring Gesellschaft für Synchrontronstrahlung) erhalten wurden.
Die Messplätze an den beiden Synchrotonanlagen unterscheiden sich hinsichtlich der
Strahlerzeugung und der Auflösung. Während die beamline am HASYLAB an einem
Magneten lag, ist die entsprechende beamline am BESSY an einem Undulator. Deshalb ist die
Intensität der verwendeten Synchrotronstrahlung an der HASYLAB-beamline geringer als an
der BESSY-beamline. Unter einer beamline wird ein Linearbeschleuniger für Teilchen
verstanden, durch den die beschleunigten Teilchen transportiert werden.
Die LLS-Signale, die bei der Sulfurisierung von metallischen Precursorn nach C. Pietzker
erhalten wurden, sollten trotz der Unterschiede in der Prozessführung nicht allzu stark von
den WLS-Signalen bei einem RTP-Prozess abweichen, da die Charakteristik der optischen
Signale auf die Schicht zurückzuführen ist und nicht auf die verwendete Prozessapparatur.
Die in der Arbeit von Pietzker verwendeten Symbole und Bezeichnungen für verschiedene,
während des RTP-Prozesses zur Herstellung von CuInS2-Dünnschichten auftretende Phasen
sind in Tabelle 5.1 aufgelistet. Die Abbildung V-1 zeigt beispielhaft das während diesem
Prozess aufgenommene LLS-Signal sowie das Auftreten und Verschwinden charakteristischer
Bragg-Reflexe von verschiedenen binären und ternären Phasen. Letztere wurden aus den
EDXRD-Messungen abgeleitet.
RTP-Verfahren
96 von 144
Tabelle V-1: Bezeichnung der charakteristischen Punkte des LLS-Signals nach Pie03. Die Signale wurden
auf der Grundlage von EDXRD-Messungen interpretiert.
Symbol nach [Pie03] Beobachtung durch LLS Interpretation durch EDXRD
0 Hohe globale Reflektion Reflektion der reinen Metall-
schichten
Α Maximum der globalen
Reflektion
Verflüssigung des Indiums,
Bildung von Cu11In9
α-η Starker Abfall der Reflektion Bildung der ersten CuInS2
γ1 Verschwinden der Cu11In9
Reflexe
Ο Aufbrauch der metallischen
Schichten
600
400
200
0T
Su
b [ °C
]
6050403020
Prozesszeit [ min ]
LL
S-I
nte
nsitä
t [ b
.E. ]
ED
XR
D-I
nte
nsitä
t [ b
.E. ]
2 2
0 0I Cu
K/ I I
nK
CuIn2(211)
Cu11In9(313)
CuInS2(112)
Cu2S(200)
CuS(103)
Cu16In9(811)
H92
2x
10x
Cu(111)2x
600
400
200
0T
Su
b [ °C
]
6050403020
Prozesszeit [ min ]
LL
S-I
nte
nsitä
t [ b
.E. ]
ED
XR
D-I
nte
nsitä
t [ b
.E. ]
2 2
0 0I Cu
K/ I I
nK
CuIn2(211)
Cu11In9(313)
CuInS2(112)
Cu2S(200)
CuS(103)
Cu16In9(811)
H92
2x
10x
Cu(111)2x
Abbildung V-1: Verlauf der LLS und Temperatur gegen die Zeit mit Darstellung der
Intensitäten aus der EDXRD-Messung für die einzelnen Phasen. [Pie03]
RTP-Verfahren
97 von 144
Die beschriebene Reflektivität wird mittels der WLS reproduziert und in den Messsignalen
(soweit möglich) durch die charakteristischen Punkte (vgl. Tabelle V-1) der EDXRD
beschrieben werden.
Diese gesamte Vorgehensweise ist ähnlich angelegt wie bei den Untersuchungen des
Wachstums von Cu(In,Ga)Se2, wo ebenso das LLS-Signal den Ausgangspunkt für die
Prozesskontrolle bildete.
V.A.2. Strukturelle Analyse von sulfurisierten kupferreichen metallischen
Precursorschichten
Im Vergleich zur Untersuchung des Herstellungsprozesses von Cu(In,Ga)Se2-Dünnschichten
werden hier die strukturellen Untersuchungen nicht an Schichten aus Abbruchexperimenten
durchgeführt, da aufgrund der sehr schnellen Prozessierung der Schichten der Zeitpunkt des
Abbruchs nicht eindeutig definierbar ist. Trotzdem wurde ein Abbruchexperiment
durchgeführt, das allerdings nur zur Kontrolle des aufgestellten optischen Modells dient.
Parallel zu dem WLS-Signal wurden bei dem RTP-Prozess in-situ
Röntgenbeugungsexperimente in Form der EDXRD durchgeführt. Die EDXRD-Daten
werden mittels eines Kontourenplots dargestellt, bei dem alle Messungen zeitabhängig
dargestellt sind. Eine Farbcode realisiert die Intensität der gebeugten Röntgenstrahlung.
Im folgenden Abschnitt wird die Sulfurisierung metallischer Precursor (vgl. Abbildung V-1),
bestehend aus einem Stapel aus CuIn2 und Cu, diskutiert.
Glas
Mo - 0.5µm
Cu - 0.5µm
Cu-In 1.0µm
Abbildung V-2: Schematische Darstellung des metallischen Schichtstapels zur späteren
Sulfurisierung im RTP.
RTP-Verfahren
98 von 144
Ein solcher Schichtstapel wird in einer Reaktionskammer innerhalb von 220 sec auf 520°C
aufgeheizt und dabei in einer Schwefelatmosphäre sulfurisiert. In Abbildung V-2 ist der
Kontourenplots der EDXRD-Messung des Prozesses (CIS 1364-25) dargestellt. In dem
Kontourenplot sind die Intensitäten der Bragg-Reflexe der auftretenden Phasen in einem
bestimmten Energiebereich über der Zeit aufgetragen. Aus dem Verlauf sind drei wichtige
Bereiche erkennbar, die die Bildung von CuInS2 in diesem Prozess verdeutlichen.
500
400
300
200
100
Te
mp
era
ture
(°C
)
350300250200150
Dauer (s)
50
48
46
44
42
40
En
erg
y (
ke
V)
CuIn2 (112)
CuIn2 (312) / Cu (111))
Cu11In9 (313)
Cu11In9 (11-2) Mo (110)
CuIn5S8 (511)
CuIn5S8 (440) CuS (110)
CuInS2 (204)/(220)
Cu2-xS (220)
Cu16In9 (110)
0
Abbildung V-3: Messung der energiedispersiven Röntgenbeugung während der Sulfurisierung
einer Cu-In-Precursorschicht dargestellt über der Zeit. Zusätzlich ist das Temperaturprofil der
Substrattemperatur mit angegeben. In dem Graph sind die zugeordneten Phasen bezeichnet.
Charakteristische Punkte gemäß der Tabelle V-1 sind eingetragen. [HRA]
Zu Beginn des Prozesses sind als erste Reaktionen das Verschwinden der Bragg-Reflexe der
CuIn2-Phase und die damit verbundene Bildung von Cu11In9 und einer einhergehenden
Verflüssigung des restlichen Indiums zu beobachten (Zeitbereich 150s bis ca. 170s – Bereich
α bis η). Der peritektische Zerfall von CuIn2 in Cu11In9 und flüssiges Indium ist bereits in der
Literatur beschrieben worden [Alv08]. Anschließend bildet sich die indiumarme Cu16In9-
Phase (Zeitbereich 190s bis 210s – Bereich η bis γ1). Zeitgleich mit dem zweiten Bereich des
Prozesses bilden sich die ersten Chalcogenide, die als CuInS2 und Cu2-xS detektiert wurden
(Bereich 230s bis 300s – Bereich γ1 bis ο). Mittels der WLS soll diese Phasenbildung optisch
überwacht werden, da die Entwicklung einer optischen Prozesskontrolle am Ende als
RTP-Verfahren
99 von 144
Ergebnis stehen soll. Die WLS bietet die Möglichkeit, die integrale Reflektivität der
Schichten (vergleichbar zur LLS) zu messen, darüber hinaus aber auch ortsaufgelöste
Informationen zu erhalten, die zur Homogenitätsanalyse dienen.
Abbildung V-4: In-situ WLS aufgenommen für den CIS 1364-25 Sulfurisierungsprozess. In dem
Graphen sind die Farbkomponenten des Detektors einzeln gegen die Zeit aufgetragen.
Charakteristische Punkte (0, α, η) aus der EDXRD sind eingezeichnet. Zur Orientierung ist die
nominelle Substrattemperatur eingezeichnet.
Für den in Abbildung V-3 gezeigten Prozess wurde ein WLS-Signal gemessen (Abbildung V-
4). Zunächst wurde die integrale Reflektivität bestimmt, um die prinzipiellen optischen
Eigenschaften der Schicht während der Sulfurisierung zu erhalten. Die dargestellten Verläufe
der Reflektivität gemessen mit drei verschiedenen Wellenlängen werden unter Verwendung
des linearen Bereichs der Belichtungszeit (Anhang) berechnet und als normierte Grauwert
dargestellt. Unter Kenntnis der vorliegenden Phasen können die optischen Verläufe gedeutet
und interpretiert werden. Insbesondere wurde bei der Entwicklung der optischen
Prozesskontrolle für diese Prozessart darauf geachtet, charakteristische Punkte auszumachen.
Die charakteristischen Punkte sind wie in der Arbeit von C. Pietzker bezeichnet. Im Bereich
von 0 bis α wird der metallische Precursor aufgeheizt. Dabei steigt die gemessene
Reflektivität für alle drei verwendeten Wellenlängen linear an, welches auf einen
Temperatureffekt zurückzuführen ist. An dem Punkt α ist ein deutliches Maximum der
RTP-Verfahren
100 von 144
Reflektion erkennbar, welches mit dem zugehörigen EDXRD-Spektrum auf den
peritektischen Zerfall von CuIn2 zurückzuführen ist. Eine identische Beobachtung wurde
bereits in Tabelle 5.1 dargestellt. Allerdings ist bei den Untersuchungen nach Pietzker die
LLS als Prozesskontrolle verwendet worden. Der Vorteil der WLS ist der ortsauflösende
Detektor. Die Ergebnisse aus der Abbildung V-4 sind durch die Mittelung des Messsignals
über die Substratoberfläche gewonnen worden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, das
Reflektionsverhalten der Schicht in Abhängigkeit des Ortes auf der Schichtoberfläche
darzustellen.
640600560520
Re
fle
ktivitä
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170160150140130
Dauer (s)
160
140
120
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80
60
40
20
0
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el)
600500400300200
0
Abbildung V-5: Darstellung der ortsaufgelösten Reflektivität über dem gesamten sichtbaren
Bereich der Schichtoberfläche. Die aufgenommenen Linienprofile wurden zeitaufgelöst
aneinander gelegt. Die gemessene Reflektivität ist als inverter Grauwert gewichtet.
Die Darstellung der ortsabhängigen Reflektivität zeigt die Abbildung V-5. Bis zur Detektion
des peritektischen Zerfalls ist eine konzentrische Zunahme der Reflektivität abzulesen. Dieser
Effekt ist auf die Lage der thermischen Quelle zurückzuführen, die oberhalb der Substrate am
Rand angeordnet ist. Daher ist die Temperaturverteilung in der RTP-Kammer nicht homogen
und zeigt einen Gradienten vom Rand in das Zentrum des Substrates. Die Messungen ergeben
auch, dass der Schmelzprozess des Indiums örtlich auflösbar und dadurch eindeutig zu
detektieren ist. Für die Prozessführung der Sulfurisierung von Cu-In-Schichten ist die
RTP-Verfahren
101 von 144
Detektion dieses Schmelzpunktes ein entscheidendes Kriterium, welches bei jedem Prozess
detektierbar sein muss. Bisher war dieser Punkt nur mit Hilfe der EDXRD-Messung
nachweisbar, da mit dem Auftreten der Metallschmelze das Verschwinden bestimmter Bragg-
Reflexe einhergeht. Nach diesem Schmelzpunkt des Indiums (α) ist anhand des integralen
WLS-Signals zunächst ein leichter Abfall der Reflektivität zu beobachten, bevor ein sehr
starker Abfall der Intensität des WLS-Signals gemessen wird (vgl. Abb. V-4). Wenige
Sekunden nach dem Auftreten des charakteristischen Punktes α ist aus den Rohdaten der
WLS zu erkennen, dass der Schwefel, der örtlich getrennt vom Substrat in die Prozesskammer
eingebracht ist, anfängt zu schmelzen (vgl. Anhang – Rohmessungen). Das Verhalten des
Schwefels ist zunächst überraschend, wenn man die Schmelztemperaturen von Indium und
Schwefel vergleicht. Indium schmilzt bei einer Temperatur von 157°C, Schwefel hingegen
bereits bei 115°C. Allerdings ist dieser Effekt durch zwei physikalische Umstände zu
erklären. Zunächst ist eine thermische Verbindung zwischen dem Schwefel und den
Substraten nur über eine Quarzscheibe realisiert. Daher wirkt die Temperatur, die auf dem
Substrat gemessen wird, nur über eine thermische Kopplung (Quarzscheibe) auf den Schwefel
ein. Allerdings ist die thermische Absorption des reinen Schwefels geringer als die thermische
Absorption von Metallen. Beide Effekte zusammen begründen, dass der Schwefel nicht
aufgrund der thermischen Strahlung der Lampen, sondern aufgrund der thermischen
Leitfähigkeit von Quarz schmilzt, und daher auch bei einer scheinbar höheren Temperatur als
das Indium. Ab ca. 175°C (Substrattemperatur) liegt gasförmiger Schwefel in der
Prozesskammer vor, der lokal mit der heißen Metalloberfläche zu Chalkogeniden reagiert. Die
beginnende Reaktion der Metallschichten mit dem gasförmigen Schwefel wurde mit Hilfe der
simulierten Reflektivität, die mittels einer numerischer Methoden unter Anwendung der
Maxwell-Garnett Approximation berechnet wurde, beschrieben.
RTP-Verfahren
102 von 144
Abbildung V-6: Vergleich zwischen der gemessenen und simulierten Reflektivität unter
Annahme der Bildung einer Mischschicht zwischen Cu-In und Cu-In-S.
Die Berechnung der resultierenden Dielektrizitätskonstante erfolgte mittels Gleichung 5.1
(5.1)
Die Simulation beschreibt eine Mischschicht aus der Metalllegierung (Cu11In9) und dem sich
bildenden Chalkopyriten (CuInS2). Diese Mischschicht wird in ihren optischen Eigenschaften
durch die Dielektrizitätskonstante ε dargestellt. Die einzelnen Komponenten der Mischung
werden jeweils durch eine zugehörige Dielektrizitätskonstante (εM – Cu11In9, εS – CuInS2)
beschrieben. Die erhaltene Dielektrizitätskonstante ε wird in Abhängigkeit des Volumen-
anteils q errechnet. Der Wert q beschreibt das Verhältnis der Volumen des CuInS2 gegen das
Gesamtvolumen der vorliegenden Cu-In Metallschicht in der Dicke d der Mischschicht.
Hierbei ist die Annahme einer Bildung von kugelförmigen CuInS2-Bereichen im Volumen
angenommen worden. Die Bildung von kugelförmigen Bereichen ist auch in der
Beschreibung nach C. Pietzker dargestellt.
RTP-Verfahren
103 von 144
Tabelle V-2: Auflistung der verwendeten optischen Konstanten für eine Wellenlänge von 700 nm
zur Berechnung der Reflektivität einer Mischschicht aus CuIn und CuInS2
Material Brechungsindex n Extinktionskoeffizient κ
Cu-In [LB Cu],[ LB In] 0.4 15.1
CuInS2 [LB CuInS2] 2.86 0.17
Nachdem die optischen Eigenschaften einer Mischung aus Cu-In und CuInS2 berechnet
wurden, ist diese Misch-Schicht mit einer Dicke von 100nm in ein Stapelmodell eingeführt
worden. Die Dicke von 100nm ist durch eine Variation der Dicke als der am besten passende
Wert ermittelt worden – vgl. Anhang – EMT). Dieses Stapelmodell ist in der Abbildung V-6
dargestellt. Für dieses Modell wurde die integrale Gesamtreflektivität in Abhängigkeit des
Volumenanteils berechnet und in der gleichen Abbildung dargestellt. Vergleicht man
Simulation und Messung in der Darstellung V-6, sind zwei Bereiche erkennbar. Die Annahme
der Bildung einer Mischschicht ist bestätigt, da bis zu einem Volumenanteil von q=0.3
Simulation und Messung relativ gut übereinstimmen. Daher lässt sich die Bildung lokaler
Inseln von CuInS2 postulieren, deren Anzahl mit zunehmender Prozessdauer zunimmt.
Oberhalb eines Volumenanteils von q=0.3 wird ein Unterschied zwischen Simulation und
Messung deutlich, d. h. hier ist das Modell nicht mehr anwendbar. Das beginnende und sich
im weiteren Verlauf verstärkende Schwingen der Reflektivität mit zunehmendem Anteil an
kugelförmigen Inseln aus CuInS2 basiert auf einem anderen physikalischen Phänomen. In der
Simulation werden wachsende Kugeln angenommen, die sich in ihrer Größe der Dimension
der Wellenlänge annähern. Dadurch entstehen Schwingungen, die als eine gute Näherung zur
Mie-Streuung angesehen werden können. Der Grund für die Nichtanwendbarkeit des Modells
liegt in der Annahme, dass bei einem Volumenanteil von q>0.3 die gebildeten Inseln eine
Größe erreichen, bei der sich einzelne Inseln überlagern. Somit bildet sich in dem oberen
Bereich des Precursors eine geschlossene dielektrische Schicht aus CuInS2. Um die Bildung
einer geschlossenen dielektrischen Schicht zu beweisen, kann die Messung der WLS aus
Abbildung V-4 herangezogen werden. Eine sich bildende dielektrische Schicht führt zu einer
Verschiebung der Minima der mittels unterschiedlichen Wellenlängen gemessenen
Reflektivität.
RTP-Verfahren
104 von 144
Abbildung V-7: Darstellung der mittels drei verschiedenen Wellenlängen (rot-700nm, grün-
548nm, blau-435nm) gemessenen Reflektivität für den Zeitbereich von 180s bis 220s für den
Prozess 1364-25. Das Verschwindens der Cu11In9 -Phase (η) ist zusätzlich markiert.
Die Bildung der CuInS2-Schicht ist durch die unterschiedliche Position der Minima der drei
unterschiedlichen Farbinformationen des CCD-Detektors ablesbar. Als zusätzliche Kontrolle
des erhaltenen Ergebnisses dient das zeitliche Auftreten der Minima. Die kleinste
Wellenlänge ist der blauen Farbinformation zugeordnet, hier tritt das Minimum in der
Reflektivität zuerst auf. Die weiteren Farbinformationen folgen mit ihrem Minimum gemäß
der zugeordneten Wellenlängen, d.h. als Zweites tritt das Minimum der grünen Wellenlänge
auf und zuletzt das Minimum der roten Wellenlänge. Die rote Farbinformation liegt bei einer
Wellenlänge von 700nm, wodurch die zu diesem Zeitpunkt erreichte Schichtdicke mit Hilfe
der in Tabelle V-2 aufgeführten optischen Konstanten abgeschätzt werden kann. Das
Minimum an dieser Stelle kann optisch als eine Halbwelle betrachtet werden, deshalb ist die
beobachtete Wellenlänge durch 4n (n ist der Brechungsindex) zu dividieren. Die dadurch
abgeschätzte Dicke (vgl. Gleichung 3.4) liegt bei einem Wert von ungefähr 62nm. Im parallel
aufgenommenen EDXRD-Spektrum ist die Bildung von CuInS2 erst ab einer Prozessdauer
von 210s sichtbar. Die Erklärung dafür liegt in der Auflösung des EDXRD-Messverfahrens,
die erst für Schichtdicken oberhalb von 100nm sensitiv ist (im Gegensatz zu kompakten
Metalllegierungen, die sofort detektierbar sind). Eine weitere markante Stelle des EDXRD-
Signals ist mit η bezeichnet. Das WLS-Signal zeigt an diesem Punkt ein Minimum der
RTP-Verfahren
105 von 144
Interferenzerscheinung, nach der sich die Wellenform im Vergleich zu der Wellenform bei
der Bildung der dielektrischen Schichten ändert. Anhand des EDXRD-Spektrums kann dieser
Stelle das Verschwinden der Metalllegierung Cu11In9 zugeordnet werden. Da die dielektrische
Schicht sich bereits bildet, kann der Punkt η auch in der optischen Messung der WLS
detektiert werden. Durch diese genaue Analyse des bei einem Standard-RTP Prozess für
CuInS2 gemessenen WLS-Signals konnte die Anwendbarkeit der WLS als Prozesskontrolle
gezeigt werden.
V.A.3. Abbruchexperiment zur Reproduzierbarkeit der Prozesskontrolle
Zur Kontrolle der neuentwickelten Prozesskontrolle sollen Vergleichsexperimente
herangezogen werden, um zu überprüfen, ob die WLS-Messung reproduzierbar und ihre
Ergebnisse verlässlich sind. Dazu wurde ein identischer Schichtstapel gemäß der Abbildung
V-2 verwendet. Dieser Schichtstapel wurde in einem identischen Prozess während einer
Prozesszeit von 208 s sulfurisiert. Zu diesem Zeitpunkt sollte sich eine CuInS2-Schicht von
ca. 120nm gebildet haben.
Abbildung V-8: WLS-Signale des Abbruchexperiments CIS 1364-31 über der Prozesszeit
aufgetragen. Es ist der Verlauf des Signals für drei verschiedene Wellenlängen dargestellt. Die
charakteristischen Punkte (α, η) nach Pie03 sind angezeigt.
RTP-Verfahren
106 von 144
Die Verläufe des WLS-Signals in den Abbildungen V-4 und V-8 sind äquivalent in ihrer
Intensität und in ihrer Verlaufscharakterisitik, d. h. das Abbruchexperiment zeigt die
reproduzierbare Anwendbarkeit der neuen Prozesskontrolle.
Da die Verläufe sehr ähnlich sind, wurde dieses Abbruchexperiment dazu verwendet, das
Modell einer Mischschicht aus einer Metall-Legierung (Cu11In9) und CuInS2 zu bestätigen.
65
06
00
55
05
00
45
04
00
35
03
00
25
02
00
15
01
00
50
0
1000950900850800750700650600550500450400350300250200150100500
2µm
1
2
3
Mo
Abbildung V-9: Aufnahme der Bruchkante des Abbruchexperiments CIS 1364-31 [HRA]. Die
Schicht ist in drei Bereiche aufgeteilt, die einzeln nummeriert sind.
In der Abbildung V-9 ist eine REM-Abbildung der Bruchkante der Absorberschicht aus dem
Abbruchexperiment CIS 1364-31 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass sich die gebildete
Schicht in drei Bereiche mit unterschiedlichen Morphologien unterteilt. Auf dem Molybdän-
Substrat ist eine kompakte Schicht (markiert mit 1) zu sehen, dieses sind die verbliebenen
Metalllegierungen (Cu-In), die noch nicht sulfurisiert wurden. Darüber befindet sich ein
Bereich (markiert mit 2) der durch sehr kleine Kristallite auffällt. Dieser Bereich kann mit der
reagierenden Schicht korreliert werden. Die Umwandlung der Metallschicht in die CuInS2-
Schicht ist durch die Mischung beider Komponenten, Cu11In9 und CuInS2, (vgl. Abb. V-6)
bereits beschrieben worden. An der Oberfläche der gesamten Schicht ist ein rauer Bereich
(markiert mit 3) erkennbar, der wahrscheinlich das gebildete CuInS2 bzw. Cu2-xS darstellt.
RTP-Verfahren
107 von 144
Diese REM-Aufnahme bestätigt die oben getroffene Annahme der Bildung einer
geschlossenen CuInS2-Schicht. Zu dem Zeitpunkt des Prozessabbruchs sind im EDXRD-
Spektrum (vgl. Abb. V-3) noch keine Bragg-Reflexe von CuInS2 bzw. Cu2-xS messbar. Somit
zeigt sich, dass die optische Prozesskontrolle sensitiver auf die Bildung dielektrischer
Schichten reagiert als die Röntgenmessung. Allerdings ist die Verwendung von
Abbruchexperimenten in dieser Art von Prozess kritisch, da der Abbruch das Abschalten der
Heizquellen bedeutet. Jedoch führt ein Abschalten der Quarzlampen nicht zu einer sofortigen
Abkühlung der Schichten. Dieser Umstand ist bei der Bewertung dieser Untersuchung zu
berücksichtigen.
V.A.4. Optisches Modell der RTP-Sulfurisierung von CuIn2/Cu-Schichten
Aus den durchgeführten Analysen und Simulationen zum Beschreiben und Kontrollieren der
RTP-Sulfurisierung von CuIn-Precursorschichten wird ein optisches Modell entwickelt,
welches die beobachteten optischen und strukturellen Messungen beschreiben kann.
Zusätzlich wird ein Vergleich zu den Ergebnissen der Arbeit von C. Pietzker gezogen.
CuInS2/Cu11In9
Cu11In9
Cu11In9
Cu11In9
CuInS2/Cu11In9
CuInS2
CuInS2
Cu2-xS
1 µm
Metall/CIS Mischschicht
S
21 µm
reine Metallschicht
S
1
1 µm
Prozessende
41 µm
Bildung CIS-Schicht
S
3
Cu\B2In
Abbildung V-10: Modell für die RTP-Sulfurisierung von CuIn-Precursorschichten.
Das dargestellte Modell (Abbildung V-10) beschreibt die Sulfurisierung eines kupferreichen
Cu-In-Precursors in vier Schritten.
RTP-Verfahren
108 von 144
(1) Im ersten Schritt ist eine Mischschicht aus Kupfer und Indium, die sich in einer
Schwefelatmosphäre befindet, dargestellt. Die Umwandlung von CuIn2 in die indiumärmere
Cu11In9-Phase ist optisch und strukturell detektierbar.
(2) Im zweiten Schritt reagiert der Schwefel mit der Metallschicht und es entsteht eine
Mischung aus der Metallphase und dem sich gerade bildenden CuInS2. Die Reflektivität
dieser Mischschicht wurde mit Hilfe der effektiven Medientheorie simuliert und mit
experimentellen Werten verglichen. Die Abweichungen zwischen Simulation und Experiment
ab einem Volumenanteil größer als 0.3 zeigt die Bildung einer geschlossenen CuInS2-Schicht,
dieses ist in dem Modell als dritter Schritt dargestellt.
(3) Die starke Abnahme der Reflektivität (siehe WLS-Signal) kann durch die hohe optische
Absorption der sich bildenden geschlossenen Schicht aus CuInS2 beschrieben werden. Die
Mischschicht aus der Metalllegierung (Cu11In9) und dem Halbleiter reagiert als Vorläufer der
vollständigen CIS-Schicht.
(4) Am Ende des mittels WLS beobachtbaren Prozessabschnitts liegt eine durch die optischen
Messungen abschätzbare 200nm dicke Schicht von CuInS2 vor. Im weiteren Prozessverlauf
wird die Temperaturregelung mit einem Ein- und Ausschalten der Lampen realisiert, deshalb
ist das WLS-Signal verfälscht.
In der Arbeit von C. Pietzker ist die Reaktionskinetik ähnlich zu dem dargestellten Modell
beschrieben worden. Zusätzlich wird die Indiumdiffusion diskutiert, die zu einer
Ansammlung der binären Phase Cu2-xS an der Oberfläche führt. Dieser Effekt ist mittels der
WLS-Prozesskontrolle (noch) nicht sichtbar. Allerdings ist es möglich, an dem Punkt η eine
Änderung der zeitabhängigen Interferenzen zu identifizieren. Um eine genaue Korrelation
dieses Effektes mit der der Anreicherung der binären Kupfersulfid-Phase an der Oberfläche
zu vollziehen, sind weitere Untersuchungen notwendig.
V.B. Optisches Modell für das Wachstums von Cu-Ga-In-S
Nach der literaturunterstützten Modellbildung für die Prozessierung von CuInS2/Cu2-xS-
Schichten soll nun die Sulfurisierung galliumhaltiger Metallschichten untersucht werden. Die
Untersuchungen wurden identisch zu den EDXRD-Messungen an galliumfreien Precursorn
am BESSY durchgeführt, wobei die optische Prozesskontrolle nicht verändert wurde. Bei den
folgenden Untersuchungen wurde ein metallischer Precursor verwendet, dessen Struktur
einheitlich ist (siehe Abbildung V-11). Die Einführung von Gallium in solchen Schichten
RTP-Verfahren
109 von 144
führt zu einer Aufweitung der Bandlücke des gebildeten Cu(In,Ga)S2 im Vergleich zum
galliumfreien CuInS2.
Glas
Mo - 0.5µm
In - 0.5µm
Cu-Ga 1.0µm
Abbildung V-11: Schematische Darstellung des galliumhaltigen Precursors.
Auf einem molybdänbedeckten Glas wird zunächst eine Indium-Schicht gesputtert. Auf die
Indiumschicht wird eine Mischschicht aus Kupfer und Gallium durch Sputtern aufgebracht.
Da ein Galliumtarget aufgrund der Schmelztemperatur des Galliums (ca. 30°C) nur sehr
schwer herzustellen ist, wird hier ein Kupfer-Gallium-Target verwendet. Diese metallischen
Schichten wurden in der Prozesskammer bei max. 580°C sulfurisiert, allerdings wurde der
Schwefel an einer anderen Stelle in der Kammer platziert, als bei der Prozessierung der
galliumfreien Precursor. Bei Letzteren wurde der Schwefel direkt auf eine Quarzscheibe in
der Reaktionskammer positioniert. Bei den galliumhaltigen Vorläuferschichten wurde der
Schwefel in einem Quarzschiffchen innerhalb der Kammer positioniert, um die Schmelze des
Schwefels zu verzögern. Als Referenzmessung soll das EDXRD-Spektrum eines Prozesses
dienen, bei dem das Verhältnis Cu/(In+Ga)~1.2 beträgt.
RTP-Verfahren
110 von 144
Abbildung V-12: Messung der energiedispersiven Röntgenbeugung während der Sulfurisierung
einer Cu-Ga/In-Precursorschicht (Experiment: CIGS_23_1p5_1373_63) dargestellt über der
Zeit. Zusätzlich ist das Temperaturprofil der Substrattemperatur mit angegeben. In dem Graph
sind die zugeordneten Phasen bezeichnet. Charakteristische Punkte aus Tabelle V-1 sind
eingetragen. [HRA]
Aus der EDXRD-Messung (vgl. Abb. V-12) ist die Bildung von Cu(In,Ga)S2 anhand der
auftretenden Bragg-Reflexe zu beobachten. Ähnlich zu dem galliumfreien Prozess sind die
charakteristischen Punkte wieder zu erkennen. Am Punkt α (t=4.5 min) sind die Bragg -
Reflexe von Indium in der Messung nicht mehr zu erkennen, wodurch von der Schmelze des
Indiums ausgegangen werden kann. Parallel dazu bilden sich Metalllegierungen der Art
(Cu11(In,Ga)9). Ab dem Punkt η (t=4.8 min) sind die ersten Reflexe, die der Chalkopyrit-
Phase zugeordnet werden können, detektierbar. Ein weiterer charakteristischer Punkt ist γ bei
dem die Reflexe der Metalllegierung (Cu11(In,Ga)9) verschwinden und die Schicht vollständig
sulfurisiert ist. Dieser Prozess wurde mit der WLS überwacht und das Signal mit der
EDXRD-Messung korreliert.
RTP-Verfahren
111 von 144
Abbildung V-13: In-situ WLS-Signal aufgenommen für den Sulfurisierungsprozess eines
galliumhaltigen Cu-In-Precursors. In dem Graphen sind die Farbkomponenten des Detektors
einzeln gegen die Zeit aufgetragen. Charakteristische Punkte (0, α, η) aus der EDXRD sind
eingezeichnet.
Die Messung der WLS für den Prozess ist in der Abbildung V-13 dargestellt. Der Verlauf ist
mit der EDXRD-Messung in Form der charakteristischen Punkte korreliert dargestellt. An
dem Punkt α kann eine Abnahme der reflektierten Intensität festgestellt werden, diese kann
mit der Bildung der Metalllegierung (Cu11(In,Ga)9) verbunden werden. Die Abnahme der
Reflektivität kann nur mit dieser Reaktion korreliert werden, da der Schwefel zu diesem
Zeitpunkt noch nicht verdampft ist (vgl. Anhang – Rohmessungen WLS). Im weiteren
Verlauf der Messung schmilzt der Schwefel und verdampft in der Reaktionskammer
(t=4.5min). Bis zum Punkt η ist die Bildung von Interferenzen der Reflektivität erkennbar.
Die Minima der einzelnen Farbkomponenten sind zu einander verschoben, wobei die kürzeste
Wellenlänge (blau – 435nm) zuerst das Minimum zeigt. Daher kann an dieser Stelle von der
Bildung der Chalkopyrit-Schicht in Form von Cu(In,Ga)S2 ausgegangen werden. Die
Interferenzen sind gedämpft, d.h. ihre Auslenkung nimmt im weiteren Verlauf der Messung
ab. An dem Punkt η ist eine Änderung des Verlaufs der gemessenen Reflektivität erkennbar,
der in der EDXRD Bildung einer ersten Schicht von Cu(In,Ga)S2 bezeichnet ist. Diese
Korrelation ist mit der Messung der WLS nicht nachzuvollziehen, da die Bildung der
Chalkopyrit-Schicht bereits deutlich früher auftritt. Aus den EDXRD-Messungen ist
RTP-Verfahren
112 von 144
zusätzlich die Bildung von Cu2-xS nach der Bildung von Cu(In,Ga)S2 bei t=5.1min erkennbar.
Scheinbar liegt an dem bisher bezeichneten Punkt η ein verändertes Wachstum der Schicht
vor.
Abbildung V-14: Gemessenes WLS-Signal für die Sulfurisierung von metallischen Precursorn
(vgl. Abb. V-11). Der Kupfergehalt beträgt [Cu]/[In]+[Ga]=1.2. Zusätzlich sind die gemessenen
Zeitpunkte der ersten Detektion der Phasenbildung aus dem EDXRD-Spektrum eingezeichnet.
Die Sensitivität der EDXRD-Messung ist bereits bei der Untersuchung der galliumfreien
Schichten auf einen Wert jenseits von 100nm abgeschätzt worden. Daher soll ein optisches
Modell dieses Wachstum beschreiben. Dazu wird die zeitliche Detektion der Cu(In,Ga)S2-
Phase, die laut EDXRD-Spektrum vor der Detektion der Cu2-xS-Phase stattfindet, verwendet.
Aus der Wachstumsdynamik wird für das optische Modell reines CuInS2 angenommen, da
durch die Diffusion des Indiums zur Oberfläche [Pie03, HRA, RC], der gasförmige Schwefel
zunächst CuInS2 ausbildet. Die Detektion des reinen CuGaS2 erfolgt erst deutlich später
(t=5.3 min). Aus diesen Vorbetrachtungen wurde ein zweistufiges, optisches Modell
aufgestellt. In der ersten Stufe, existiert die bereits postulierte Mischung aus Cu16(In,Ga)11 mit
Inseln aus CuInS2. Auf dieser Mischung bildet sich eine geschlossene Schicht aus CuInS2.
Das berechnete Modell ist als Stapelmodell aus drei Schichten aufgestellt worden.
RTP-Verfahren
113 von 144
Abbildung V-15: Darstellung des Stapelmodells für die beginnende Bildung von Cu(In,Ga)S2
während der Sulfurisierung.
Die theoretische Reflektivität des in Abb. V-15 dargestellten Schichtstapels wurde unter
Verwendung der Gleichung 2.18 und der Gleichungen 2.16 und 2.17 für drei in ihrem
Galliumgehalt verschiedene Chalkopyritschichten berechnet.
Abbildung V-16: Simulation der Bildung einer geschlossenen Schicht aus CuInS2 (oben),
Cu(In,Ga)S2 mit x=0.3 (mittig) und CuGaS2 (unten). Alle Verläufe wurden für eine Wellenlänge
von 700nm durchgeführt.
Die dargestellten, simulierten Verläufe der Reflektivität für das Wachstum zeigen das
erwartete Ergebnis. Bei der Simulation ist die Bildung einer Mischschicht aus der
Mischschicht Cu 16 (In,Ga) 4 /CuInS 2
wachsende
Cu(In,Ga)S 2 - Schicht
Metallegierung
Cu 16 (In,Ga) 4
Mischschicht Cu 11 (In,Ga) 9 /CuInS 2
wachsende
Cu(In,Ga)S 2 - Schicht
Metallegierung
Cu 11 (In,Ga) 9
RTP-Verfahren
114 von 144
Metalllegierung und kugelförmigen Inseln aus Cu(In,Ga)S2 bis zu dem Simulationsschritt 300
angenommen worden (entspricht einem Volumenanteil von q=0.3). Ab diesem Schritt
errechnet das Modell eine wachsende, geschlossene Schicht aus dem jeweiligen Cu(In,Ga)S2.
Dabei wird eine Wachstumsrate von 1nm/Simulationsschritt in das Modell gesteckt. Dadurch
ist ab dem Simulationsschritt 300 die Dicke der wachsenden Cu(In,Ga)S2-Schicht direkt
ablesbar. (Dicke=Simulationsschritt-300 nm). Allerdings beschreibt dieses Modell nur das
Wachstum von Cu(In,Ga)S2 an der Oberfläche, wodurch die Simulation nur bis zu dem
Zeitpunkt t=4:45 min (vgl. Abb. V-14) gültig ist. Durch diesen Umstand ist eine zweite Stufe
in das Modell implementiert worden, welches das zeitlich spätere Einsetzen des Wachstums
von Cu2-xS zusätzlich enthält. Dieses Stapelmodell ist in Abb. V-17 dargestellt.
Abbildung V-17: Erweitertes Stapelmodell für das Wachstum von CuIn,GaS2 während der
Sulfurisierung.
Für das erweiterte Stapelmodell (Abb. V-17) wurde die theoretische Reflektivität identisch
zum vorigen Modell, unter Beachtung der zusätzlichen Schicht aus Cu2-xS, berechnet. Bei der
Simulation wurde angenommen, dass sich nach der Ausbildung der Mischschicht eine
geschlossene Schicht aus CuInS2 bildet, welches bereits anhand der EDXRD-Messungen
postuliert wurde. Die nachfolgende Bildung der Cu2-xS wurde aufgrund der zeitlich
verschiedenen Detektionen im EDXRD abgeschätzt. In der Simulation fängt die Cu2-xS-
Schicht nach der Bildung von 60nm CuInS2 an der Oberfläche an zu wachsen. Für die
Simulation wurde eine identische Wachstumsrate beider Schichten (CuInS2 und Cu2-xS)
angenommen.
Mischschicht Cu 16 (In,Ga) 4 /CuInS 2
wachsende
Cu(In,Ga)S 2 - Schicht
wachsende
Cu 2 - x S - Schicht
Metallegierung
Cu 16 (In,Ga) 4
Mischschicht Cu 11 (In,Ga) 9 /CuInS 2
wachsende
Cu(In,Ga)S 2 - Schicht
wachsende
Cu 2 - x S - Schicht
Metallegierung
Cu 11 (In,Ga) 9
RTP-Verfahren
115 von 144
Abbildung V-18: Darstellung der simulierten Reflektivität für das erweiterte Stapelmodell (vgl.
Abb. V-17) und der Messung der WLS. Die Bereiche des Wachstums der jeweiligen Schichten
sind dargestellt. Die Simulation und Messung sind jeweils für eine Wellenlänge von 700nm
dargestellt.
Die Simulation der Reflektivität für das erweiterte Stapelmodell zeigt eine gute
Übereinstimmung mit der Messung aus der WLS in Abb. V-18. Die deutliche Ausbildung von
Interferenzen im Zeitbereich von 268s bis 285s ist durch die Simulation gut beschrieben
worden. Durch die Simulation der Reflektivität kann wie bei der Simulation der ersten Stufe
des Drei-Stufen-Prozesses die Wachstumsrate der Schicht bestimmt werden. Das
nachfolgende Wachstum von Cu2-xS zeigt eine Ausbildung von gedämpften Wellen die sich
zwar in ihrer Auslenkung von der Messung unterscheiden, jedoch in ihren Maxima gut mit
der Messung übereinstimmen. Dieser Unterschied ist mit der Vernachlässigung der
Rauhigkeit verbunden. Bei der gesamten Modellbildung ist die Oberflächenmorphologie als
planar angenommen. Die Untersuchungen sind trotzdem anwendbar, da die Ausbildung von
Interferenzen am Anfang des Prozesses deutlich erkennbar ist. Mit zunehmendem Wachstum
wird der Einfluss der Rauhigkeit immer stärker, wodurch die Simulationen von den
Messungen immer mehr abweichen. Durch die Modellbildung ist ebenfalls gezeigt, dass die
verwendeten charakteristischen Punkte (α und η) von C. Pietzker auch bei der WLS
anwendbar sind. Jedoch ist die Position der Punkte durch die optischen Modelle zu früheren
RTP-Verfahren
116 von 144
Zeitpunkten zu verschieben, und entspricht damit den Positionen der ursprünglichen Lage
(vgl. Abb. V-1).
Die Modellbildung für die entwickelte optische Prozesskontrolle zeigt viel versprechende
Ergebnisse, die mit den Wachstumsmodellen der Schichten übereinstimmen. Jedoch ist ein
entscheidendes Kriterium einer verlässlichen Prozesskontrolle die Reproduzierbarkeit der
Messungen. Die Reproduzierbarkeit der WLS-Messung soll an zwei weiteren Prozessen, die
vollkommen identisch sind, gezeigt werden. Der metallische Precursor und die
Prozessführung sind einheitlich und dadurch sind die WLS-Signale vergleichbar.
Abbildung V-19: Vergleich der Reflektivität des Rotanteils (700nm) zweier identisch
durchgeführter Prozesse (CIGS23_1p5_1373_60 und CIGS23_1p5_1373_63).
In der Abbildung V-14 sind die WLS-Signale beider Prozesse zusammen dargestellt. Die
einzelnen Bereiche (vgl. Abb. V-13) sind nahezu deckungsgleich, wodurch die
neuentwickelte WLS für RTP-Prozesse eine reproduzierbare Prozesskontrolle darstellt.
Aus den entwickelten optischen Modellen für das Wachstum von Cu(In,Ga)S2 sind die
Phasenumwandlungen anhand der WLS-Messung abzulesen. Die Abbildung V-20 zeigt die
gemessene integrierte Reflektivität gemessen für eine Wellenlänge von 700nm für den
Sulfurisierungsprozess eines galliumhaltigen Precursors. Die auffällige Abnahme der
Reflektivität (t=260s-265s) ist mit der Bildung der Metalllegierung Cu11(In,Ga)9 korreliert.
Bei dem Anstieg der Temperatur schmilzt das Indium und diffundiert unter Bildung der
RTP-Verfahren
117 von 144
Metalllegierung an die Oberfläche des Precursors [HRA]. Nach der ersten Abnahme der
Reflektivität ist ein weiterer starker Abfall (t=265s) zu erkennen. An dieser Stelle ist das
optische Modell für die Bildung von CuInS2 angewandt worden. Bei der Modellbildung ist
die starke Abnahme erklärt worden (vgl. Abb. V-18). Die Modellbildung einer wachsenden
dielektrischen Schicht beschreibt die Entstehung von Interferenzen (t=270s bis 285s).
Abbildung V-20: Korrelation der Reflektivität mit Ergebnissen aus den EDXRD-Messungen
und der Modellbildung. Die korrekten Positionen der charakteristischen Punkte (α, η) sind
eingezeichnet.
Nach diesen Interferenzerscheinungen ist ein weiterer Punkt als charakteristisch identifiziert
worden (t=285s), an dem die Interferenzen ihre Form ändern. Ab diesem Punkt zeigt sich die
Überlagerung des Wachstums von CuInS2 und Cu2-xS in Form von Interferenzen mit stärkeren
Auslenkungen und erhöhter Periodendauer im Vergleich zu den gedämpften Auslenkungen
vorher. Daher ist in dem Modell an dieser Stelle von der Bildung einer zweiten dielektrischen
Schicht ausgegangen worden. Bedingt durch den Kupferüberschuß des metallischen
Precursors wurde die Bildung von Cu2-xS an der Oberfläche angenommen, die im EDXRD
ebenfalls gemessen worden ist.
RTP-Verfahren
118 von 144
V.B.1. Anwendungen der WLS für Variationen im RTP-Prozess
Durch die Reproduzierbarkeit des WLS-Signals und dessen Interpretationsmöglichkeiten
bezüglich der Reaktionen und Phasenbildungen im Sulfurisierungsprozess metallischer
Precursorschichten konnte das Potential dieser Prozesskontrolle gezeigt werden. An dieser
Stelle sollen weitere Ergebnisse gezeigt werden, die für nachfolgende Arbeiten als
Ausgangspunkt dienen können. Es wurde der Sulfurisierungsprozess metallischer
Precursorschichten, die eine Variation des Kupfergehalts aufweisen, untersucht. Dazu wurde
die Dicke der oberen Kupfer-Gallium Legierung des Precursors variiert. Es wurden vier
Proben hergestellt (vgl. Tabelle V-3).
Tabelle V-3: Cu/In+Ga-Verhältnisse der Precursor mit Variation des Kupfergehaltes.
Probe Kupfergehalt
1374-21 [Cu]/[In]+[Ga]=1.2
1373-63 [Cu]/[In]+[Ga]=1.5
1374-45 [Cu]/[In]+[Ga]=1.8
1374-06 [Cu]/[In]+[Ga]=2.2
Alle Proben aus Tabelle V-3 mit unterschiedlichem Kupfergehalt wurden mit dem identischen
Prozess sulfurisiert. Die Abbildung V-21 zeigt die während des Sulfurisierungsprozesses
gemessenen WLS-Signale.
RTP-Verfahren
119 von 144
Abbildung V-21: Vergleich der WLS-Signale für die Sulfurisierung von Precursorn mit
Kupfervariation. Die integrierte Messung für eine Wellenlänge von 700nm aller Proben ist mit
einem einheitlichen Offset von 1000 counts aufgetragen worden.
Das WLS-Signal für die vier Variationen der metallischen Precursorn zeigt systematische
Änderungen mit steigendem Kupfergehalt. Die optische Identifikation der Bildung der
Metalllegierungen (Cu16(Ga,In)4) ist nur bis zu einem Kupfergehalt kleiner als
[Cu]/([Ga]+[In])=1.8 optisch detektierbar, da die erste Abnahme der Reflektivität nur bei den
beiden Schichten mit dem geringsten Kupfergehalt sichtbar ist. Der Grund dafür könnte sein,
dass die Kupfer-Gallium Schicht sehr dick ist und das darunter liegende Indium nicht zu der
Bildung der Metalllegierung beitragen kann. Eine weitere Auffälligkeit ist die Abnahme der
Auslenkung der Interferenzen mit steigendem Kupfergehalt.
Diese ersten Ergebnisse zeigen einen deutlichen Einfluss des Kupfergehaltes im Precursor auf
den Verlauf der gemessenen Reflektivität im Sulfurisierungsprozess. Die hier andiskutierten
Unterschiede sollen an dieser Stelle nicht weiter erläutert werden, sondern als ein Ausblick
für weitere Untersuchungen angesehen werden.
120 von 144
VI. Zusammenfassung und Ausblick
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Implementierung und Anwendung von
optischen Prozesskontrollen für zwei verschiedene Herstellungsverfahren von Chalkopyrit-
absorberschichten in Dünnschichtsolarzellen. Ausgangspunkt war dabei das Konzept der
Laserlichtstreuung(LLS) [Sch01], welche bereits als Prozesskontrolle für die Herstellung von
Cu(In,Ga)Se2 implementiert war.
Das Ziel der Arbeit war die Entwicklung von Konzepten für eine kosteneffiziente in-situ
Prozesskontrolle für die Abscheidung von Chalkopyrit-Schichten. Eine Korrelation der Daten
und Ergebnisse aus den optischen Messungen der Prozesskontrolle mit strukturellen
Eigenschaften der abgeschiedenen Schichten sollte die Anwendbarkeit und Effizienz der
Konzepte zeigen.
Dabei standen verschiedene Aspekte im Vordergrund: elektronische und optische
Eigenschaften, Struktur und Mikrostruktur sowie Phasenbestand der Schichten. Aus den
Messdaten der optischen Prozesskontrollen wurden die optischen Konstanten des Materials
bestimmt, sowie eine Korrelation zwischen der optischen Absorption und der entsprechenden
Bandlücke hergestellt. Komplementäre strukturellen und optischen Messmethoden (XRD,
REM-EDX, CARY und AFM) wurden benutzt, um die strukturellen und mikrostrukturellen
Eigenschaften der abgeschiedenen Schichten zu untersuchen. Dabei wurden strukturelle
Parameter (d-Werte der {112}-Netzebene), Oberflächenrauhigkeit, sowie chemische und
Phasenzusammensetzung bestimmt.
Aufgrund der geometrischen Beschränkung (Messaufbau) der diffusen Lichtstreuung (LLS),
wurde ein neues geometrisches Konzept entwickelt, welches zusätzlich die direkte Reflektion
der einfallenden Weißlichtstrahlung misst. Dieses Konzept wurde zu einer neuen optischen
Prozesskontrolle mit der Bezeichnung Weisslichtstreuung (WLS) entwickelt. Es wurde
gezeigt, dass die WLS angewendet in der Geometrie der LLS identische Ergebnisse liefert.
Der Drei-Stufen-Prozess für die Herstellung polykristalliner Cu(In,Ga)Se2-Schichten wurde in
dieser Arbeit als exemplarische Wachstumsmethode für Absorberschichten in
Dünnschichtsolarzellen gewählt.
In der ersten Stufe des Prozesses werden zunächst Indium und Selen koverdampft, wobei die
Substrattemperatur zwischen 250° und 450° variiert wurde. Die dabei gebildete Indium-
Selen-Phase wurde unabhängig von der Substrattemperatur als γ-In2Se3 identifiziert.
Allerdings beschreibt das In-Se-Gleichgewichtsphasendiagramm die Existenz von γ-In2Se3
Zusammenfassung
121 von 144
nur oberhalb einer Temperatur von 500°C. Dieser scheinbare Widerspruch kann damit erklärt
werden, dass die Abscheidung der In-Se Schichten im Cu(In,Ga)Se2 Drei-Stufen-Prozess ein
Verfahren im Nicht-Gleichgewicht ist. Deshalb sind Gleichgewichtsphasendiagramme nur
bedingt anwendbar. Anhand der Röntgendiffraktogramme, die der Untersuchung der
strukturellen Eigenschaften in Abhängigkeit Subtrattemperatur zu Grunde liegen, kann auf
eine Zunahme der Kristallinität der γ-In2Se3 - Schicht mit steigender Temperatur geschlossen
werden. Die bei der geringsten Temperatur abgeschiedene Schicht (250°) weist sogar noch
amorphe Anteile auf. Anhand der optischen Messdaten (Reflektivität und Transmittivität) der
γ-In2Se3 -Schichten konnte eine Bestimmung der optischen Konstanten (Brechungsindex n
und Extinktionskoeffizient κ durchgeführt werden. Dabei zeigte sich, dass die γ-In2Se3 -
Schichten, die bei 330°C und 450°C hergestellt sind, sich bzgl. des Brechungsindex und des
Extinktionskoeffizienten nur marginal innerhalb des Fehlers der optischen Messung
unterscheiden.
Als nächster Schritt wurde der Einfluss von Gallium auf die optischen, strukturellen und
mikrostrukturellen Eigenschaften einer In-Se-Schicht untersucht. Dazu wurde die vorher
beschriebene Versuchsführung derart variiert, dass sequentiell Ga-Se und In-Se (in der Folge
Ga-Se/In-Se/Ga-Se/In-Se) abgeschieden wird und sich ein Schichtstapel aus Ga-Se- und In-
Se-Schichten bilden sollte. Die röntgenographische Untersuchung zeigte, dass sich bei
Substrattemperaturen oberhalb von 250°C neben γ-In2Se3 eine (GaxIn1-x)2Se3
Mischkristallphase ausbildet. Mit ansteigender Substrattemperatur dominiert letztere den
gebildeten Schichtstapel, verursacht durch die zunehmende Durchmischung der Metalle
Indium und Gallium in den Schichten. Diese zunehmend homogene Verteilung der Metalle in
der Schicht wurde auch mittels EDX-Messungen an Schichtquerschnitten nachgewiesen.
Somit konnte festgestellt werden, dass am Ende der ersten Stufe des CIGSe Drei-Stufen-
Prozesses nur ein schwacher Galliumgradient innerhalb der Schicht ausgebildet ist. Dabei
führen höhere Substrattemperaturen zu einer zunehmenden Diffusion der Metalle in dem
Schichtstapel, wodurch die homogenere Verteilung erklärbar ist. Weiterhin führt der
zunehmende Einbau von Ga in γ-In2Se3 und die Ausbildung von (GaxIn1-x)2Se3 Mischkristalle
zu einer Verschiebung der optischen Bandlücke zu höheren Energien.
Resultierend aus den Ergebnissen der strukturellen und optischen Charakterisierungen der
Schichten wurde ein optisches Modell für die erste Stufe aufgestellt und als Grundlage für die
Modellierung der Bildung des Schichtstapels diente. Dieses Modell berücksichtigt die
Ausbildung eines Schichtstapels aus γ-In2Se3 und der Mischkristallphase (GaxIn1-x)2Se3.
Zusammenfassung
122 von 144
Darüber hinaus wird in der Modellierung die Ausbildung einer 20-30nm dicken MoSe2-
Schicht zwischen Molybdän-Rückkontakt und dem Schichtstapel beachtet. Die während des
Prozesses beobachteten auftretenden Interferenzen in der direkten und diffusen Reflektion
konnten mit Hilfe des eingeführten Schichtstapel-Modells auf das Schichtwachstum
zurückgeführt werden.
Dabei wurde auch der Einfluss der Rauhigkeit der gebildeten Schichten auf das gemessene
WLS- bzw. LLS-Signal berücksichtigt. Am Ende der ersten Stufe nimmt die Rauhigkeit
bestimmt mit AFM-Messungen der Schicht durch die Bildung von γ-In2Se3 an der
Oberfläche stark zu. Diese Zunahme wirkt sich auf das Messsignal beider Prozesskontrollen
unterschiedlich aus, allein basierend auf der Geometrie der Messanordnung. Das WLS-Signal
detektiert sowohl diffuse Streuung als auch direkte Reflexion, letztere dominiert die Messung
und wird durch die Rauhigkeit stark gedämpft. Das LLS-Signal enthält nur Informationen
über die diffuse Streuung. Eine Zunahme der Rauhigkeit der Schicht führt zu einem Anstieg
der Intensität der gestreuten Anteile, aus diesem Grunde nimmt die Intensität des LLS-
Signals stark zu.
Für die zweite Stufe des Herstellungsprozesses von Cu(In,Ga)Se2 wurden
Abbruchexperimente durchgeführt, um auf der Grundlage von strukturellen,
mikrostrukturellen und optischen Untersuchung der Schichten die Messsignale der
Prozesskontrollen interpretieren zu können. Dazu wurden zwei aus der Literatur bekannt
Cu2Se-In2Se3 Gleichgewichtsphasen-diagramme zugrunde gelegt und die Phasenbeziehungen
auf. das System Cu2Se – (In,Ga)2Se3 übertragen. Das Cu2Se-In2Se3 Phasendiagramm zeigt,
dass bei einem geringem Gehalt von Cu2Se in In2Se3 sich zunächst Cu-arme ternäre Phasen
bilden (Leerstellenverbindungen Cu(In,Ga)5Se8 und Cu(In,Ga)3Se5), bevor die
Chalkopyritphase CuInSe2 entsteht. Letztere ist schon bei weniger als 50 mol% Cu2Se in
In2Se3 stabil, d. h. vor Erreichen des eigentlichen Stöchiometriepunktes. Ab einer definierten
Kupferkonzentration entmischt Cu2Se und koexistiert mit der Chalkopyritphase. Bisher wurde
dieser Punkt, der mittels des LLS-Signals detektiert werden kann, als Stöchiometriepunkt
bezeichnet. Die beiden aus der Literatur bekannten Cu2Se-In2Se3 Phasendiagramme
unterscheiden sich in einem entscheidenden Punkt: der Existenz von kupferreichen CuInSe2.
Die in der zweiten Stufe des CIGSe Drei-Stufen Prozesses auftretenden Phasen wurden
anhand der unter streifendem Einfall gemessenen Röntgendiffraktogramme der Schichten aus
den Abbruchexperimenten identifiziert. Dabei konnte die Aussage der beiden
Gleichgewichtsphasendiagramme dahingehend bestätigt werden, dass mit zunehmenden
Zusammenfassung
123 von 144
Kupfergehalt in (In,Ga)2Se3 zunächst die kupferarmen Leerstellenverbindungen
Cu(In,Ga)5Se8 und Cu(In,Ga)3Se5 entstehen, bevor sich die Chalkopyritphase (Cu(In,Ga)Se2)
ausbildet. Eine detaillierte Phasenanalyse der Röntgenbeugungsdaten zeigte, dass sich in
Abhängigkeit vom Kupfergehalt folgende Phasen bilden:
(i) [Cu]/([Cu]+[III])~0.09: Bildung der Leerstellenphase Cu(In,Ga)5Se8
(ii) bis zu einem Kupfergehalt von [Cu]/([Cu]+[III])~0.18 koexistieren die beiden
Leerstellenphasen
(iii) bis zu einem Kupfergehalt von [Cu]/([Cu]+[III])~0.31 koexistieren die Cu(In,Ga)3Se5
Leerstellenphase und die Cu(In,Ga)Se2 Chalkopyritphase, danach liegt nur noch die
Chalkopyritphase vor
(iv) bei einem Kupfergehalt von [Cu]/([Cu]+[III])~0.56 ist deutlich die Ausscheidung von
binärem Kupfersulfid (Cu2-xSe) zu erkennen
Die aus den Röntgendiffraktogrammen bestimmten d-Wert für die {112}-Netzebene zeigen,
dass der Netzebenenabstand der jeweiligen Phasen mit zunehmendem Kupfergehalt zunimmt.
Mit den in Abhängigkeit des Kupfergehaltes sich ändernder Phasenzusammensetzung und
Struktur der Schichten verändert sich auch die Mikrostruktur: für Kupfergehalte
[Cu]/([Cu]+[III])>0.31 bilden sich große Kristallite. Damit nimmt gleichzeitig die Rauhigkeit
der Schicht stark ab. Es wird angenommen, dass die Bildung großer Kristallite mit der
Bildung der Cu(In,Ga)Se2-Chalkoypritphase in der Schicht verknüpft ist.
Die beschriebene Änderung des Phasenbestandes in Abhängigkeit vom Kupfergehalte kann
auch eindeutig mit charakteristischen Änderungen des WLS-Signals korreliert werden, da sie
mit einer starken Änderung der optischen Eigenschaften der sich bildenden Schicht
zusammenhängen. So kann mit der Messung der direkten Reflektion die Ausbildung der
Cu(In,Ga)5Se8-Phase auch optisch durch eine starken Abnahme der Reflektivität der Schicht
erkannt werden, da der Brechungsindex der Leerstellenverbindung deutlich geringer ist als
der (In,Ga)2Se3 Schicht. Darüber hinaus kann mit der Messung der WLS- und LLS-Signale
die Ausscheidung der Cu2-xSe-Schicht aufgrund des höheren Brechungsindex dieser Phase im
Vergleich zur Chalkopyrit-Phase eindeutig detektiert werden. Damit ist jetzt die Möglichkeit
gegeben, direkt aus dem WLS-Signal auf strukturelle, mikrostrukturelle und chemische
Veränderungen in der gerade wachsenden Schicht zu schließen.
Besondere Aufmerksamkeit wurde noch dem als Stöchiometriepunkt bezeichneten
charakteristischen Anstieg des WLS-Signals gewidmet. Mittels der effektiven Medientheorie
ist eine Simulation der Reflektivität beim Ausscheiden von Cu2Se an der Oberfläche der
Zusammenfassung
124 von 144
Cu(In,Ga)Se2 Schicht durchgeführt worden, die belegt, dass die Ausscheidung der
Kupferselenide bereits vor Erreichen des Stöchiometriepunktes einsetzt. Daher ist die
Bezeichnung des Stöchiometriepunktes in der LLS ungenau, da an diesem Punkt die
Ausscheidung der Kupferselenide detektiert wird und nicht die Stöchiometrie
([Cu]/([In]+[Ga])) der Schicht. Als weiterer Einfluss auf diesen charakteristischen Punkt
wurde die Zunahme der Rauhigkeit postuliert, die in dieser Arbeit allerdings nicht bestätigt
werden kann, da gezeigt wurde, dass die Rauhigkeit bei der Ausscheidung von Cu2-xSe nur
leicht zunimmt. Der Effekt des Anstiegs des WLS-Signals, also des so genannten
Stöchiometriepunktes, ist somit ausschließlich auf die Ausscheidung der Cu2-xSe im oberen
Bereich der Chalkopyrit-Schicht zurückzuführen.
Weiterhin wurde untersucht, wie sich der Einbau von Kupfer in die in der ersten Stufe
gewachsene (In,Ga)2Se3-Schicht auf den Galliumgradienten in dieser Schicht auswirkt
(Beschränkung auf eine Substrattemperaturen von 525°C). Hierbei zeigte sich, dass bei
beginnender Bildung der Leerstellenverbindung Cu(In,Ga)5Se8 der Galliumgradient nahezu
vollständig verschwunden ist und eine fast homogene Verteilung des Galliums in dieser
Schicht vorliegt. Daraus lässt sich ableiten, dass die Realisierung der ersten Stufe, ob
sequentiell oder als Koverdampfung, keinen Einfluss auf den Galliumgradienten in der
gebildeten Schichten in der zweiten Stufe hat, solange die Substrattemperatur hoch genug ist.
Damit kann abgeleitet werden, dass der Galliumgradient über den Querschnitt des Absorbers,
der zu einer höheren Effizienz der Dünnschichtsolarzelle führt, allein durch die dritte Stufe
des Prozesses bestimmt wird.
Für eine weitere Analyse der dritten Stufe sind mit den Ergebnissen dieser Arbeit die
Grundlagen gelegt.
Die für den Cu(In,Ga)Se2 Drei-Stufen-Prozess entwickelte optische Prozesskontrolle wurde
auf ein weiteres Herstellungsverfahren von Chalkopyrit-Dünnschichten angewendet – den
RTP-Prozess von Cu(In,Ga)S2. Dazu wurden die Geometrie und der Detektortyp der WLS
aus dem Drei-Stufen-Prozess auf den RTP-Prozess portiert. Auch hier diente die LLS, die als
optische Prozesskontrolle des RTP-Prozesses schon eingeführt war, als Ausgangspunkt. Es
konnte gezeigt werden, dass bei diesem Prozesstyp die Messsignale der LLS und der WLS
vergleichbar sind.
Zunächst wurden bei der Prozessierung von galliumfreien Precursor die optischen Signale der
WLS mit in-situ aufgenommenen EDXRD-Diffraktogrammen korreliert. Damit konnten
charakteristische Punkte des LLS-Signals mit Veränderungen in der Schicht identifiziert
Zusammenfassung
125 von 144
werden, d. h. auf die Schmelze des Indiums, die beginnende Schwefelreaktion mit den
Metallschichten und der Ausbildung von geschlossenen, dielektrischen Schichten
zurückgeführt werden. An dem Beispiel der beginnenden Indiumschmelze wurde der Vorteil
des ortsaufgelösten Detektors gezeigt. Es konnte nachgewiesen werden, dass Indium nicht
homogen schmilzt, sondern aufgrund des Temperaturgradienten in der Reaktionskammer von
außen nach innen.
Im Verlauf des WLS- bzw. LLS- Signals fällt eine starke Abnahme der gemessenen
Reflektion auf, die durch die hohe optische Absorption einer sich bildenden geschlossenen
Schicht aus Cu(In,Ga)S2 beschrieben werden. Mittels der effektiven Medientheorie wurde die
Reflektivität bei der beginnenden Reaktion von Schwefel mit dem metallischen Precursor
simuliert. Damit konnte gezeigt werden, ab welchem Zeitpunkt während des RTP-Prozesses
eine geschlossene, dielektrische Schicht vorliegt sollte. Die nach dem starken Abfall des
WLS-Signals einsetzende Ausbildung von Interferenzen spricht für die Dickenzunahme der
dielektrischen Schicht CuInS2.
Für den RTP-Prozesse von Cu(In,Ga)S2 wurde ein komplexes optisches Modell aufgestellt,
mit dem die beginnende Reaktion der metallischen Precursor-Schichten mit Schwefel
geschlossen beschrieben werden kann. Dazu wurde ein Stapelmodell eingeführt, welches im
oberen Bereich die geschlossene, dielektrische Schicht aus sehr galliumarmen Cu(In,Ga)S2
mit anwachsender Dicke enthält, die Mischschicht aus Cu11(In,Ga)9/CuInS2 wird in den
metallischen Precursor in Richtung Rückkontakt getrieben. Nach einer geringen
Dickenzunahme von Cu(In,Ga)S2 setzt parallel zum Wachstum von Cu(In,Ga)S2 die
Entstehung einer Kupfersulfid-Verbindung ein, die mittels der EDXRD-Diffraktogramme als
Cu2-xS identifiziert wurde. Der auf der Grundlage dieses Stapelmodelles simulierte Verlauf
der Reflektion zeigt eine deutlich Annäherung an den tatsächlichen Verlauf der gemessenen
Reflektion. Das Potential der WLS als optische Prozesskontrolle des RTP-Prozesses von
Cu(In,Ga)S2 wurde abschließend noch anhand einer Probenserie mit variierendem
Kupfergehalt gezeigt. Hier kann eine deutliche Änderung der gemessenen Reflektion in
Abhängigkeit des Kupfergehaltes beobachtet werden.
Mit der vorliegenden Arbeit wurde eine optische in-situ Prozesskontrolle für die Herstellung
von Chalkopyrit-Dünnschichten entwickelt, die reproduzierbare Ergebnisse liefert und in
ihrem Potential noch lange nicht ausgeschöpft ist. Sie ist ein Gegenbeispiel zu den sehr
kostenintensiven und schwer zu implementierenden Laserscansystemen, die teilweise
angedacht sind. Das entwickelte WLS-Konzept misst durch die Aufnahme der direkten
Zusammenfassung
126 von 144
Reflektion und der Verwendung eines ortsaufgelösten Detektors Informationen, die bis dato
noch nicht zur Verfügung standen. Durch die Erfassung der direkte Reflektion sind die
ursächlichen Effekte für die Messung nicht nur die Rauhigkeit einer Oberfläche, sondern
vielmehr die Materialeigenschaften (Brechungsindex und Absorption), genau die
Eigenschaften die den Nutzer interessieren.
127 von 144
ANHANG
I. Wellentheorie zur Anwendung in optischen Modellen
I.A. Ursprung der Wellenwiderstände
Aus der Leitungstheorie [Pet98] ist bekannt, dass eine Leitung zum Stromtransport mit einem
komplexen Widerstandsbelag behaftet ist. Grundlegend enthält somit jede Leitung einen
Induktivitäts- und einen Kapazitätsbelag (siehe Abb. A-1). Beide Elemente werden als
diskrete Bauelemente in einem Ersatzschaltbild dargestellt. Zusätzlich werden beide Elemente
mit ohmschen Verlusten behaftet angenommen und dargestellt. Das Ersatzschaltbild wird
ortsabhängig definiert, wodurch an jeder Position der Leitung der Strom, sowie die Spannung
definierbar sind.
Abbildung I-1: Elektrotechnisches Modell einer Leitung bestehend aus diskreten Bauelementen.
Alle diskreten Bauelemente beschreiben einen Belag und sind ortsabhängig.
Für die Entwicklung eines Modells soll zunächst der Strom und die Spannung definiert
werden.
dzt
zILdzzIRzUdz
z
zUzUzU
dzt
zUCdzzUGzIdz
z
zIzIzI
AA
AE
AA
AE
(A.1)
L'dz
C'dz
R'dz
G'dzUA UE
IA IE
Länge L
Anhang
128 von 144
Mit Hilfe den Gleichung (A.1) lassen sich die Leitungsgleichungen aufstellen, indem die
Gleichungen nach dem Ort differenziert werden.
t
ILzIR
z
U
t
UCzUG
z
I
(A.2)
Zum Aufstellen der Wellengleichung aus den Gleichungen (A.2) ist die Überführung in
Zeigerdarstellung notwendig. Zeigerdarstellung bedeutet in diesem Falle, dass zeitliche
Ableitungen durch den imaginären Faktor jω beschrieben werden.
zILjzIRz
U
zUCjzUGz
I
(A.3)
Als zweiter Schritt wird die Spannungsgleichung in A.3 erneut nach dem Ort differenziert und
mit Hilfe der der Stromgleichung eine Substitution durchgeführt, um eine Wellengleichung
für die Spannung zu erhalten.
zUCjGLjRz
ILjR
z
U
2
2
2
2
(A.4)
Durch Zusammenfassen der Faktoren in Gleichung A.4 entsteht eine Wellengleichung.
zUz
zUCjGLjR 2
2
22
(A.5)
Die erhaltene Wellengleichung entspricht in ihrer Form einer gewöhnlichen
Differentialgleichung zweiter Ordnung. Die Lösung der Gleichung A.5 beschreibt die hin-
und rücklaufende Welle der Spannung auf der Leitung entlang des Weges z.
zexpUzexpUzUzUzU 21rh (A.6)
Mit Hilfe der Gleichung A.6 und der Stromgleichung A.2 lässt sich der Stromverlauf
ebenfalls entlang des Weges z bestimmen.
zexpUzexpULjR
zI 21
(A.7)
Der entstandene Faktor vor den Spannungstermen führt zur Definition des
Leitungswellenwiderstandes ZL.
CjG
LjRZ
Z
1
LjRL
L
(A.8)
Anhang
129 von 144
Abschließend soll die als γ bezeichnete Konstante definiert werden. Diese Konstante
beschreibt in der Lösung der Wellengleichung die Ausbreitung einer Welle entlang einer
Leitung und wird als Ausbreitungskonstante bezeichnet.
j (A.9)
Die Ausbreitungskonstante γ setzt sich aus der Dämpfung α und der Phasenkonstante β
zusammen. Nach den bisher getroffenen Definitionen und Herleitungen soll die gegebene
Wellengleichung (A.5) gelöst werden. Der Lösungsansatz für die Spannungswelle zielt darauf
ab, eine Impedanztransformation in Abhängigkeit der Länge der Leitung L und des
Parameters γ durchzuführen. Dieses Verfahren ermöglicht es, mehrere Leitungen zu einer
resultierenden Leitung zusammenzufassen. Ausgehend von der Abbildung A.1 können vier
Randbedingungen aufgestellt werden.
L
h
L
rArhA
L
h
L
rErhE
Z
LU
Z
LUI)L(U)L(UU
Z
0U
Z
0UI0U0UU
(A.10)
Die Gleichungen A.10 werden derart umgeschrieben, dass sie einheitliche Amplituden der
Spannung darstellen. Dazu werden die hin- und rücklaufenden Spannungsamplituden am
Ende der Leitung in Abhängigkeit der Ausbreitungskonstante γ dargestellt.
L
2
L
1E
21E
L
2
L
1A21A
Z
LexpU
Z
LexpUI
LexpULexpUU
Z
U
Z
UIUUU
(A.11)
Die Gleichungen in A.11 werden nach U1 und U2 umgestellt und aufgelöst.
Lexp2
IZUU
Lexp2
IZUU
ELE2
ELE1
(A.12)
Abschließend werden die Gleichungen (A.12) in die Gleichungen A.11 eingesetzt und
zusammengefasst.
LcoshILsinhZ
UI
LsinhIZLcoshUU
EL
EA
ELEA
(A.13)
Anhang
130 von 144
Zur besseren Übersicht lassen sich die Gleichungen A.13 als Matrix schreiben. Hierbei
werden die Spannungs- und Stromamplituden als Vektoren definiert. Die Matrix enthält
dadurch nur Komponenten die auf Eigenschaften der Leitung beruhen.
E
E
L
L
A
A
I
U
LcoshZLsinh
LsinhZLcosh
I
U (A.14)
Die errechnete Matrix in A.14 ist der Ausgangspunkt der Impedanztransformation von
Leitungen. Hierzu wird die Matrix als Quotient der Spannungs- und Stromamplituden
aufgestellt, wodurch die Eingangsimpedanz als Funktion der Leitung und des
Abschlusswiderstands definiert wird.
LtanhZZ
LtanhZZZZ
I
U
EL
LELA
A
A
mit
E
EE
I
UZ (A.15)
Die Unabhängigkeit der Matrix in A.14 und der Impedanztransformation in A.15 von Strom
und Spannung bzw. von elektrischer und magnetischer Feldstärke zeigt die breite
Anwendungsmöglichkeit der Gleichung in A.15 auf. Der Übergang von elektrotechnischen
Leitungen hin zu dielektrischen Stapeln ist im Abschnitt II.A.2 erläutert. Durch die nicht
eingeschränkte Allgemeinheit [Pet98, EB, p.5 ff.] der Gleichung A.15 können die
Leitungswiderstände in den Feldwellenwiderstand überführt werden. Dadurch können mit
Hilfe der Gleichung mehrschichtige, dielektrische Stapel durch die Impedanztransformation
beschrieben und berechnet werden.
I.B. Kramers-Kronig-Relation
Eine andere Beschreibung der optischen Konstanten lässt sich anhand der Kramers-Kronig-
Relation (KKR) durchführen. Das rein mathematische Konzept der KKR erfasst den
Zusammenhang zwischen Extinktion κ und dem Brechungsindex n mit der
kreisfrequenzabhängigen Dielektrizitätskonstante ε(ω). Die Betrachtungen gehen
grundsätzlich von nichtpermeablen Materialien (μr=1) aus.
n2nj i22
rir (A.16)
Grundlegend handelt es sich bei der KKR um die Anwendung der Hilbert-Transformation.
Die Hilbert-Transformation findet bei komplexen Funktionen Anwendung, wenn nur eine
Komponente (reell oder imaginär) der Funktion bekannt ist und die unbekannte Komponente
bestimmt werden soll. Bei der Anwendung auf optische Systeme lässt sich somit der
Brechungsindex n aus dem Extinktionskoeffizienten κ bestimmen.
Anhang
131 von 144
dCH
11 i
r (A.17)
In der Gleichung A.17 stellt der Term CH den Cauchy-Hauptwert dar, der in der Analysis die
Lösung eines divergenten Integrals beschreibt, welches eine Polstelle enthält bei denen die
Grenzwerte der Annäherung jeweils unterschiedliche Vorzeichen besitzen. Die Berechnung
der Gleichung A.17 erfolgte ausschließlich numerisch.
II. Funktionsweise der Weißlichtstreuung
In diesem Kapitel soll die prinzipielle Funktionsweise der Weißlichtstreuung dargestellt
werden. Dazu soll insbesondere die technische Realisierung im Mittelpunkt stehen, die im
Haupttext der vorliegenden Arbeit nicht beschrieben wurde.
II.A. Rohmessungen der WLS
Zum Verständnis der im Haupttext dargestellten Messungen der WLS soll an dieser Stelle
kurz auf die Auswertungen der Rohmessungen eingegangen werden. Wie im vorigen Kapitel
beschrieben zeichnet die WLS RGB-Bilder (Rot, Grün, Blau) auf. Für die beiden Arten der
Herstellungsprozesse werden die Rohbilder gezeigt, um die Funktionsweise der optischen
Prozesskontrolle zu verdeutlichen.
II.A.1. Region of Interest
Die Auswertung von RGB-Bildern erfolgt über die Verwendung von Regions of Interests
(ROI). Eine solche Region beschreibt den Bereich im Bild, der ausgewertet wird. Dazu wird
der auszuwertende Bereich des Bildes mittels entsprechender Software (z.B. National
Instruments VISION™) ausgeschnitten. Die Software ist in der Lage das ausgeschnittene Bild
in seine Anteile zu zerlegen, da ein solches Bild eine dreidimensionale Matrix darstellt.
Anhang
132 von 144
Rot
Grün
Blau
Abbildung II-1: Konzeptdarstellung eines RGB-Bildes bestehend aus einer zweidimensionalen
Matrix und drei Farblayern.
Zwei Dimensionen entsprechen der örtlichen Auflösung, die dritte Dimension entspricht den
Farbanteilen. Die Anteile beschreiben die drei Farbkomponenten Rot, Grün und Blau. Für die
drei Farbanteile wird die örtliche Auflösung zunächst in ihrer Intensität gemittelt und ein
Mittelwert bestimmt. Dieser Mittelwert wird durch die verwendete Software (National
Instruments LabVIEW™) gespeichert. Dadurch ist es möglich in-situ die Messungen
durchzuführen.
II.A.2. Drei-Stufen-Prozess
Für den Drei-Stufen-Prozess wird in der Abbildung A-II eine Rohbildaufnahme dargestellt,
die eine Übersicht über die messbaren Bereiche geben soll.
Anhang
133 von 144
Abbildung II-2: Rohmessung der WLS in der PVD zur Anwendung des Drei-Stufen-Prozess für
Cu(In,Ga)Se2. Die einzelnen Bereiche sind markiert und in der Tabelle II-1 beschrieben.
Tabelle II-1: Übersicht über die gewählten Bezeichnungen der Abbildung II-2
Bezeichnung Reflektionsursache
A Weißlicht
B Laserlicht
S1-S4 Quellen (1-Kupfer, 2-Gallium, 3-Indium, 4-Selen)
Sh1, Sh3 Shutter der Quellen (1-Kupfer, 3-Indium)
Für die Bestimmung der WLS im Drei-Stufen-Prozess wird der Bereich A aus der Abbildung
B-1 mit Hilfe einer ROI ausgeschnitten und ausgewertet. Eine Mittelung der Messungen ist
notwendig, da die Substrate während des Prozesses rotieren. Die Rotation führt zu einer
Änderung des Reflektionsverhaltens. Dieses Vorgehen wird während des gesamten Drei-
Stufen-Prozesses angewandt.
Anhang
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II.A.3. RTP-Sulfurisierung
Bei der Sulfurisierung von metallischen Precursorn ist das Vorgehen bei der Aufnahme der
WLS ähnlich zu dem Drei-Stufen-Prozess. Die Kamera befindet sich senkrecht über den
Substraten und misst die direkte Reflektion der optischen Strahlung von den metallischen
Substraten. Aufgrund des Auftretens einer sehr intensiven optischen Strahlung der
Heizlampen wird die Kamera geregelt, um Übersteuerungen bei der Auswertung zu
vermeiden. Bei auftretender Übersteuerung wird die Belichtungszeit des CCD Chips
sukzessive heruntergeregelt, wodurch auch hohe Intensitäten optischer Strahlung messbar
werden.
Abbildung II-3: Darstellung der gemessenen Grauwerte in Abhängigkeit der
Shuttergeschwindigkeit. Die Messung wurde unter konstanter Bestrahlungsstärke für die drei
Farbkomponenten, sowie für die reinen Graustufen durchgeführt.
Mit der Abbildung B-3 ist gezeigt, dass die Regelung der Belichtungszeit zu keiner Verfälschung
des Messergebnisses führt, solange die Grauwerte in dem markierten linearen Bereich liegen. Die
unter diesen Bedingungen aufgenommen Rohbilder werden ähnlich zu dem Vorgehen für den
Drei-Stufen-Prozess ausgewertet. An dieser Stelle soll noch gezeigt werden, wie die Schmelze des
Schwefels detektiert wurde.
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Abbildung II-4: Darstellung der Schwefelschmelze, gemessen mit RTP-WLS. Von links nach
rechts steigt die Temperatur an.
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III. Veröffentlichungen und Patent
III.A. Patent
Im Rahmen dieser Arbeit ist die neuentwickelte Prozesskontrolle WLS patentiert worden.
Zum Zeitpunkt der Abgabe der Arbeit ist der Erteilungsbescheid eingegangen.
Aktenzeichen: 10 2007 034 289.8 – Deutsches Patent- und Markenamt
III.B. Veröffentlichungen als Erstautor
Structural investigations of copper incorporation into In-Ga-Se precursor layers for
Cu(In,Ga)Se2 thin films
R. Hesse, J.-R. Kamdoum, R. Caballero, C. A. Kaufmann, C. Stephan, S. Schorr, D. Abou-
Ras, T. Unold, H.-W. Schock, Phys. Stat. Solid. C, accepted.
In-situ monitoring of rapid thermal processes (RTP) of Cu(In,Ga)(S,SE)2 by optical methods
R. Hesse, H. Rodriguez Alvarez, R. Mainz, J. Lauche, P. Herdin, D. Abou-Ras, T. Unold, and
H-W. Schock, Proc. SPIE 7045, 704505 (2008), DOI:10.1117/12.794489
A reliable optical method for in situ process control for deposition of Cu(In,Ga)Se2 thin layers
for photovoltaics
R. Hesse, R. Caballero, D. Abou-Ras, T. Unold, C. A. Kaufmann, and H.-W. Schock, Proc.
SPIE 6651, 665108 (2007), DOI:10.1117/12.733726
III.C. Veröffentlichungen als Koautor
The influence of Na on low T growth of CIGSe thin film solar cells on polyimide substrate
Anhang
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R. Caballero, C. A. Kaufmann, T. Eisenbarth, M. Cancela, R. Hesse, T. Unold, A. Eicke, R.
Klenk, H. W. Schock, Thin Solid Films, accepted
Low temperature growth of Cu(In,Ga)Se2
C. A. Kaufmann, R. Caballero, T. Unold, R. Hesse, T. Eisenbarth, D. Abou-Ras, R. Klenk,
H.-W. Schock,
Depth profiling of Cu(In,Ga)Se2 thin films at low temperatures
C. A. Kaufmann, R. Caballero, T. Unold, R. Hesse, R. Klenk, S. Schorr, M. Nichterwitz, H.-
W. Schock, PVSEC-17, Fukuoka, Japan, accepted for publication in Solar Energy and
Materials for Solar Cells.
Characteristics of scattered laser light signals from Cu(In,Ga)Se2 films
K. Sakurai, T. Neumann, R. Hesse, D. Abou-Ras, P. Jablonski, A. Neisser, C. A. Kaufmann,
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Anhang
140 von 144
V. Andere Referenzen
Die folgenden Abkürzungen sind auf persönliche Gespräche, bzw. Messergebnisse bezogen,
die durch Kollegen zur Verfügung gestellt wurden.
[CAK] Dr. Christian A. Kaufmann – REM-EDX
[DAR] Dr. Daniel Abou-Ras – TEM-EDX
[HRA] Humberto Rodriguez Alvarez – EDXRD, CIGS-Wachstum
[HWS] Prof. Dr. Hans-Werner Schock – Phasendiagramm, Phasenbildung
[MN] Melanie Nichterwitz – REM
[RC] Dr. A. Raquel Caballero-Mesa – PVD A, CIGSe Wachstum
[SS] Prof. Dr. Susan Schorr – Powdercell/FullProf, Verständnis der Kristallstrukturen
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VI. Danksagung
Zuerst möchte ich dem Prof. Hans-Werner Schock danken, der mir die Möglichkeit gab, diese
Arbeit und die Patentanmeldung durchzuführen.
Ein weiterer Dank geht an Prof. Christian Boit für die Durchsicht und die Begutachtung
dieser Arbeit.
Ganz besonders möchte ich Prof. Susan Schorr danken, die mich durch die Niederschrift
dieser Arbeit geführt hat und mit Engagement und Geduld den Erfolg dieser Arbeit erst
ermöglicht hat. Ohne Sie wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen.
Für die Unterstützung und der freien Gestaltung der Experimente an der CIGSe-Baseline
möchte ich einen Dank an Dr. Christian A. Kaufmann aussprechen, der mich wie kein
Zweiter während der Arbeit unterstützt hat.
Für viele angenehme Stunden und Tage an der EDDI-Beamline am BESSY und am
HASYLAB in Hamburg möchte ich Alfons Weber, Dr. Roland Mainz und Humberto-
Rodriguez Alvarez danken. Insbesondere die Möglichkeit auch dort die Ideen der
Prozesskontrolle zu verwirklichen, gilt dieser Dank.
Ein besonderer Dank gilt Dr. Thomas Unold, der in kritischen Fragen stets ein würdiger
Ansprechpartner war und so zum Erfolg dieser Arbeit entscheidend beigetragen hat. Sein
großes Interesse an dem physikalischen Hintergrund der Ergebnisse führte zu der korrekten
Bewertung der erhaltenen Ergebnisse.
Entscheidend für die Arbeit und die Anwendbarkeit der Prozesskontrolle ist Markus Wendt.
Durch sein Engagement in der Realisierung des Konzeptes durch Erweiterung und
Verbesserung ist er zu einem wertvollen Partner und Kollegen geworden. Dafür möchte ich
ihm zutiefst danken.
Außerdem möchte ich Dr. Daniel Abou-Ras für seine Engagement und die Unterstützung
danken, die zum Erfolg dieser Arbeit beigetragen hat.
Anhang
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Und ein letzter Dank geht an die gesamte Abteilung SE3, in deren Gesellschaft eine
wundervolle Zeit möglich war.
Abschließend möchte ich der Technologieabteilung der Global Solar Energy Deutschland
danken, die mich in der Zeit der Zusammenstellung der Schrift unterstützt und motiviert hat.
Die Danksagung richtet sich auch an Conny, die während der ganzen Zeit viel Verständnis
und Geduld mit mir hatte und mich stets bei meiner Arbeit unterstützt hat. Meiner Familie
möchte ich für die großzügige Unterstützung und Motivation danken.
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VII. Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbstständig und ohne fremde Hilfe
verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht verwendet und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht
habe. Die Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde
vorgelegt, noch veröffentlicht.
Raik Hesse Berlin, den 03.06.2009
Anhang
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VIII. Lebenslauf
Raik Hesse, geb. 28.04.1977 in Bernburg/Saale
1998-2004 Student der Elektrotechnik an der Technischen Universität Berlin
2000-2004 studentischer Mitarbeiter im Institut für Hochfrequenz- und
Halbleitersystemtechnologien an der TU Berlin
2004 Abschluss als Diplom-Ingenieur
Thema der Abschlussarbeit: „Entwicklung und Simulation von InP-basierten
Photodioden für 100GBit/s Anwendungen“
2005 Qualitätsingenieur bei Q-Cells AG in Thalheim
2005-2008 Doktorand am Hahn-Meitner-Institut (Helmholtz-Zentrum Berlin für
Materialien und Energie)
Seit 2008 Qualitätsingenieur der Global Solar Energy Deutschland GmbH