Entwicklungen in der Tierhaltung - agrarforschung.de · DAF, 21.10.2014. Entwicklungen in der...

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Entwicklungen in der Tierhaltung Matthias Gauly Nutztierwissenschaften Fakultät für Naturwissenschaften und Technik Freie Universität Bozen Italien DAF, 21.10.2014

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Entwicklungen in der Tierhaltung

Matthias Gauly

Nutztierwissenschaften

Fakultät für Naturwissenschaften und Technik

Freie Universität Bozen

Italien

DAF, 21.10.2014

Entwicklungen in der Tierhaltung

in Praxis und Forschung

Matthias Gauly

Nutztierwissenschaften

Fakultät für Naturwissenschaften und Technik

Freie Universität Bozen

Italien

DAF, 21.10.2014

Inhalt

• Wie ist die Entwicklung der Tierhaltung in Deutsch-

land ?

• Was sind die Treiber dieser Entwicklung ?

• Welche Herausforderungen kommen auf uns zu ?

• Werden diese bei Rind, Schwein und Geflügel durch

die gegenwärtigen Trends erfüllt ?

• Was ergibt sich daraus ?

Gauly DAF, 21.10.2014

Inhalt

• Wie ist die Entwicklung der Tierhaltung in Deutsch-

land

Gauly DAF, 21.10.2014

Inhalt

• Wie ist die Entwicklung der Tierhaltung in Deutsch-

land im Hinblick auf

• Betriebszahlen,

• Bestandsgrößen,

• regionale Konzentration und

• Haltungssysteme ?

Gauly DAF, 21.10.2014

Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland in den Jahren 1975 bis 2010 (in 1.000)

Anzahl der Betriebe in Tausend

Landwirtschaft - Anzahl der Betriebe in DeutschlandAgrarwirtschaft | Landwirtschaft

904,7

797,4

720,8

629,7

555,1

448,9396,6 374,5 360

300,7

0,0

100,0

200,0

300,0

400,0

500,0

600,0

700,0

800,0

900,0

1.000,0

1975 1980 1985 1990 1995 2001 2005 2007 2009* 2010*

Quelle: Statistisches Bundesamt

2013: 256.000 (- 15 % gegenüber 2010)

78 % mit Viehhaltung 199.200

- 12- 6 - 3,9

- 19,2

- 16,5

Betrieb 2000 2013

Sauen 47.000 10.500

Mastschweine 76.000 22.700

Milchkühe 139.000 77.700

Legehennen 2.500 (> 1000 Plätze) 1.355 (> 3000 Plätze)

Masthähnchen 11.300 4.532

(ZMP, 2003, 2012; Stat. Bundesamt, 2011)

Jährlicher Rückgang

- 6,0 %

- 5,5 %

- 3,4 %

- 3,5 %

- 4,6 %

Betriebszahlenentwicklung

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Tierzahl/Betrieb 2000 2010

Mastschweine 294 464

Milchkühe 31 48

Masthähnchen 4.542 14.900

(ZMP, 2003, 2012; Stat. Bundesamt, 2011; Windhorst und Bäurle, 2011)

Jährlicher Zuwachs

+ 5,8 %

+ 5,5 %

+ 22,8 %

Bestandsgrößenentwicklung

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• Beständen mit 100 bis 200 Kühen nahmen um über 40 %

zu.

• Leichte Zunahme der Bestände mit über 200 Kühen.

• > 40 % aller Kühe in Beständen mit über 100 Kühen

(Statistisches Bundesamt, 2013).

2013: 80.000 Betriebe, 54 Milchkühe/Betrieb

Jährlicher Zuwachs

+ 6,4 %

Regionale

Konzentration

Gauly DAF, 21.10.2014

Regionale

Konzentration

http://www.sauberes-bad-iburg.de/20fo/2012/07/31/noz-01.jpg

Legehennen- und Masthähnchen-

plätze in Niedersachsen

Beantragte Plätze (April 2012)

Mehr als die Hälfe der

Masthähnchenplätze in

Niedersachsen.

Gauly DAF, 21.10.2014

Wie haben sich die

Haltungssysteme entwickelt ?

Haltungssystem - Milchvieh

Anbindung Laufstall

Stallsystem:

Weide Stall

Verfahren:

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0

10

20

30

40

50

60

nur Stallhaltung Stall mit Auslauf zeitweise Weide Ganztagsweide

Niedersachsen LKV Weser-Ems LKV Nieders./Bremen

(Groenewold, 2006)

Haltungsverfahren im Sommer

%Ca. 30 – 35 %

ohne Weidegang!

Haltungssysteme – Schwein und Geflügel

Starke Orientierung an den gesetzlichen Vorgaben

der „Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher

Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer

Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung

(TierSchNutztV)“.

Gauly DAF, 21.10.2014

Inhalt

• Wie ist die Entwicklung der Tierhaltung in Deutsch-

land ?

• Was sind die Treiber dieser Entwicklung ?

• Welche Herausforderungen kommen auf uns zu ?

• Werden diese bei Rind, Schwein und Geflügel durch

die gegenwärtigen Trends erfüllt ?

• Was ergibt sich daraus ?

Gauly DAF, 21.10.2014

Treiber der Entwicklung auf

Betriebsebene

• Gesetzliche Vorgaben

• Ökomomie (Nachhaltigkeit)

• Tiergesundheit / Tierschutz

• Ressourcenschutz und - effizienz

• Arbeitsschutz

• Umweltschutz

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• Politik / Gesetzgeber

• Wähler / Verbraucher

• NGOs

• Wissenschaft

• Beratung

Beispiel Größenentwicklung Milchvieh

Treiber der Entwicklung auf

Betriebsebene

(Kümmel et al., 2005)

Arbeitszeitbedarf und

Bestandsgröße

Kapitalbedarf und

Bestandsgröße

Stalltyp Melksystem Anzahl

Kuhplätze

Baukosten

(€/Kuh)

Stallfläche

(m2/Kuh)

3 + 2 D 8 FK 142 6.585 13,4

3 + 2 D12 FGM SA 262 6.206 13,1

3 + 2 D12 FGM

SbS

262 5.947 12,8

3 + 3 Karusell 50er

AM

632 4.640 11,1

(Nienhaus, 2011, Land und Forst, 15)

Beispiel Stall versus Weide

• Stallhaltung wird insbesondere in größeren Betrieben

als rentabler angesehen, da ressourceneffizienter und

mit weniger Risiko behaftet.

• Sehr starke Orientierung an der Jahresleistung pro

Kuh.

• Korreliert das mit Produktionseffizienz und Wirtschaft-

lichkeit?

• Unberücksichtigt bleiben oft:

• Bestandsergänzungskosten (Thomet und Piccand, 2011)

• Gesellschaftlich bedeutende Zusatzleistungen (u.a. Land-

schaftsbild, Tierwohl, Biodiversität) (Weiss, 2007)

Inhalt

• Wie ist die Entwicklung der Tierhaltung in Deutsch-

land ?

• Was sind die Treiber dieser Entwicklung ?

• Welche Herausforderungen kommen auf uns zu ?

• Werden diese bei Rind, Schwein und Geflügel durch

die gegenwärtigen Trends erfüllt ?

• Was ergibt sich daraus ?

Gauly DAF, 21.10.2014

Gauly DAF, 21.10.2014

Herausforderungen

• Bestandsgröße

• Regionale Konzentration

Vor allem bei Schwein und Geflügel !

Gauly DAF, 21.10.2014

Herausforderungen

• Bestandsgröße

• Regionale Konzentration

• Tiergerechtheit und Tierwohl

• Gesetzliche Vorgaben

• Tierschutz (Amputationsverbote)

• Mitteleinsatz

• Tiergesundheit / Lebensmittelsicherheit

• Umweltschutz / Ressourceneffizienz

• Ökonomie

• „Der Verbraucher“

Gauly DAF, 21.10.2014

Herausforderungen

• Bestandsgröße

• Regionale Konzentration

• Tiergerechtheit und Tierwohl

• Gesetzliche Vorgaben

• Tierschutz (Amputationsverbote)

• Mitteleinsatz

• Tiergesundheit / Lebensmittelsicherheit

• Umweltschutz / Ressourceneffizienz

• Ökonomie

• „Der Verbraucher“

Gauly DAF, 21.10.2014

Herausforderungen

• Bestandsgröße

• Regionale Konzentration

• Tiergerechtheit und Tierwohl

• Gesetzliche Vorgaben

• Tierschutz (Amputationsverbote)

• Mitteleinsatz

Was ist „Massentierhaltung“?

Für 90 % der Verbraucher beginnt sie beim:

Rind ab 500 Tieren

Schwein ab 1.000 Tieren

Geflügel ab 5.000 Tieren

(Kayser und Spiller, 2011)

Gauly DAF, 21.10.2014

Tatsächliche Bestandsgrößen

Tierart Anzahl

Plätze in D

Anzahl

Plätze in

Nds.

Anzahl

Plätze in

Brandenburg

Wo beginnt

Massentier-

haltung?

Milchkühe 48 59 248 500

Mastschwein 464 519 623 1.000

Masthähnchen 14.900 35.100 17.716 5.000

(Stat. Bundesamt, 2010; Kayser und Spiller, 2011)

Rind: 500 x 300 kg

Mastschwein: ca. 1.300 x 110 kg

Masthähnchen: ca. 65.000

Was ist „Massentierhaltung“?

Gauly DAF, 21.10.2014

Keiner kann den Begriff definieren aber

er hat sich etabliert !

Was ist „Massentierhaltung“?

Gauly DAF, 21.10.2014

Keiner kann den Begriff definieren aber

er hat sich etabliert !

Wie der des „bäuerlichen

Familienbetriebes“ !

• Transparenz

• Aufklärung

• Veränderung verschiedener Haltungssysteme

Gauly DAF, 21.10.2014

Wie erreichen wir Akzeptanz

beim Verbraucher?

- Akzeptanz von Tierhaltungssystemen -(Verbrauchersicht, Rangfolge)

1. Milchviehhaltung

2. Schafhaltung

3. Schweinehaltung

4. Rindermast

5. Eiererzeugung

6. Kälbermast

7. Geflügelmast

(von Alvensleben, 2003)

Woran liegt die unterschiedliche

Wahrnehmung?

• Positive Entwicklung der Milchviehhaltung (Laufstall) (?)

(2010: 35 % der Betriebe, 63 % der Kühe)

• Bestandsgrößen („Massentierhaltung“) und Konzen-

trationsproblematik (?)

• Milchvieh ist direkt sichtbar.

• Bei Schwein und Geflügel ist das Verbraucherbild von

medialen Eindrücken geprägt (keine Transparenz).

• Nur 1,6 % der Erwerbstätigen in der Primärproduktion

(DBV, 2010) Entfremdung, keine „Abhängigkeit“ vom

Arbeitsplatz.

Woran liegt die unterschiedliche

Wahrnehmung?

• Positive Entwicklung der Milchviehhaltung (Laufstall) (?)

(2010: 35 % der Betriebe, 63 % der Kühe)

• Bestandsgrößen („Massentierhaltung“) und Konzen-

trationsproblematik (?)

• Milchvieh ist direkt sichtbar.

• Bei Schwein und Geflügel ist das Verbraucherbild von

medialen Eindrücken geprägt (keine Transparenz).

• Nur 1,6 % der Erwerbstätigen in der Primärproduktion

(DBV, 2010) Entfremdung, keine „Abhängigkeit“ vom

Arbeitsplatz.

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Bestands-

größe

(ja) ja ja (ja) ja

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Regionale

Konzentration

nein ja ja (ja) ja

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Tierwohl Leistung Leistung Leistung Leistung Leistung

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Tierwohl Leistung

(Amputation)

Leistung

Amputation

Leistung Leistung

Amputation

Leistung

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Tierwohl Leistung

(Amputation)

Leistung

Amputation

Leistung Leistung

Amputation

Eintags-

küken

Leistung

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Tierwohl Leistung

(Amputation)

Leistung

Amputation

Leistung Leistung

Amputation

Eintags-

küken

Leistung

Haltung Weidegang

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Tierwohl Leistung

(Amputation)

Leistung

Amputation

Leistung Leistung

Amputation

Eintags-

küken

Leistung

Haltung Weidegang Einstreu

Außenklima

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Tierwohl Leistung

(Amputation)

Leistung

Amputation

Leistung Leistung

Amputation

Eintags-

küken

Leistung

Haltung Weidegang Einstreu

Außenklima

Abferkel-

bereich

Außenklima

Herausforderungen nach Tierarten

Gauly DAF, 21.10.2014

Rind Mast-

schwein

Sauen Lege-

henne

Mastge-

flügel

Tierge-

sundheit

ja ja ja ja ja

Tierwohl Leistung

(Amputation)

Leistung

Amputation

Leistung Leistung

Amputation

Eintags-

küken

Leistung

Haltung Weidegang Einstreu

Außenklima

Abferkel-

bereich

Außenklima

Umwelt

Außenklima

Herausforderungen nach Tierarten

Tierarten – Auf gutem Weg ?

- Handlungsbedarf; +- eher unproblematisch; + gute Situation

Tierarten – Auf gutem Weg ?

Bestands-

größe

Rind -

Mast-

schwein-

Sau -

Mastge-

flügel-

Lege-

henne-

- Handlungsbedarf; +- eher unproblematisch; + gute Situation

Tierarten – Auf gutem Weg ?

Bestands-

größe

Regionale

Konzen-

tration

Rind - +

Mast-

schwein- -

Sau - -

Mastge-

flügel- -

Lege-

henne- +-

- Handlungsbedarf; +- eher unproblematisch; + gute Situation

Tierarten – Auf gutem Weg ?

Bestands-

größe

Regionale

Konzen-

tration

Leistung

Rind - + -

Mast-

schwein- - -

Sau - - -

Mastge-

flügel- - -

Lege-

henne- +- -

- Handlungsbedarf; +- eher unproblematisch; + gute Situation

Tierarten – Auf gutem Weg ?

Bestands-

größe

Regionale

Konzen-

tration

Leistung Amputa-

tion

Rind - + - +-

Mast-

schwein- - - -

Sau - - - -

Mastge-

flügel- - - +

Lege-

henne- +- - -

- Handlungsbedarf; +- eher unproblematisch; + gute Situation

Tierarten – Auf gutem Weg ?

Bestands-

größe

Regionale

Konzen-

tration

Leistung Amputa-

tion

Haltung

Rind - + - +- +-

Mast-

schwein- - - - -

Sau - - - - +-

Mastge-

flügel- - - + -

Lege-

henne- +- - - +-

- Handlungsbedarf; +- eher unproblematisch; + gute Situation

Tierarten – Auf gutem Weg ?

Bestands-

größe

Regionale

Konzen-

tration

Leistung Amputa-

tion

Haltung Tierge-

sundheit

Rind - + - +- +- -

Mast-

schwein- - - - - -

Sau - - - - +- -

Mastge-

flügel- - - + - -

Lege-

henne- +- - - +- -

- Handlungsbedarf; +- eher unproblematisch; + gute Situation

Inhalt

• Wie ist die Entwicklung der Tierhaltung in Deutsch-

land ?

• Was sind die Treiber dieser Entwicklung ?

• Welche Herausforderungen kommen auf uns zu ?

• Werden diese bei Rind, Schwein und Geflügel durch

die gegenwärtigen Trends erfüllt ?

• Was ergibt sich daraus ?

Gauly DAF, 21.10.2014

Was ergibt sich daraus ?

Wenn wir eine in weiten Teilen der Gesellschaft

akzeptierte Tierhaltung erreichen wollen, müssen wir ….

- Transparenz schaffen und Aufklärung betreiben,

- z.B. die Bestandsgrößenentwicklung erklären, aber selbst

auch Grenzen erkennen,

- die weitere regionale Konzentration begrenzen und

- zeitnah eine Veränderung verschiedener Haltungs-

systeme in Richtung erhöhte Tierschutzstandards

und Tiergesundheit (u.a. Außenklimakontakte) vor-

nehmen.

Das geht nur in Kombination mit Zucht,

Ernährung, Technik, Ökonomie,

Tiermedizin, … !

Das geht nur mit Projekten mit

„längeren“ Laufzeiten!

Südtirol verarbeitet jährlich die „Schlegel“ von

ca. 3 Mio. Schweinen zu „Südtiroler Speck“ !

Dafür halten wir nur 4.703 Schweine !

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit !