Entwicklungsstrategie Churer Rheintal Nord - Eine im Wandel begriffene Landschaft

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Entwicklungsstrategie Churer Rheintal Nord eine im Wandel begriffene Landschaft Jan Stadelmann | Masterthesis Urbanistik 2015 Prof. Mark Michaeli | Lehrstuhl für die nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land Institut für Entwerfen, Stadt und Landschaft | Technische Universität München Kontakt: Jan Stadelmann, Zürich, [email protected]

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Jan Stadelmann, Masterthesis Urbanistik 2015, Prof. Mark Michaeli, Lehrstuhl für die nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land, Technische Universität München

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Entwicklungsstrategie Churer Rheintal Nordeine im Wandel begriffene Landschaft

Jan Stadelmann | Masterthesis Urbanistik 2015Prof. Mark Michaeli | Lehrstuhl für die nachhaltige Entwicklung von Stadt und LandInstitut für Entwerfen, Stadt und Landschaft | Technische Universität München

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EinleitungDas AlpenrheintalEigendarstellung & Mediales BildChurer Rheintal Nord Modell Grenzen Disperse Landschaft Fragmentierung & Orientierung Geschichte LandschaftswandelGesamtstrategie Defizite mindern Eine neue Hauptachse Freiraumachsen Trimmis Modell Gesamstrategie Laufende Prozesse nutzen Abbau natürlicher Ressourcen Abbaulandschaft Untervaz Kiesabbau Neue Einbauhöhen Neues räumliches Einbauregime Landschaftswandel erschliessen Hochwasserschutz / FlutpolderVerzeichnisse

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EinleitungDas Rheintal hat in den letzten Jahrhunderten einen massiven Wandel durchlaufen, verursacht durch verschiedene raumwirksame Prozesse. Das ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Flusstal hat sich zu einer dispersen Gemengelage aus Siedlung, Infrastruktur, Kulturland und Flussland-schaft entwickelt. Entsprechend wird der stark fragmentierten Landschaft in der öffentlichen Wahrnehmung wenig Bedeutung zugemessen und die Typologie der Landschaft kann kaum be-nannt werden.In der Strategie für die Entwicklung des nördlichen Churer Rheintals wird der Wandel als Eigenheit und Idenititätsmerkmal für diesen Raum ange-nommen. Die Entwicklungsstrategie teilt sich in zwei Handlungsfelder auf. Zum einen werden land-schaftsräumliche Defizite aus abgeschlossenen Prozessen, wie den Verkehrsinfrastrukturen und der Rheinkorrektur, mit einfachen Maßnahmen be-hoben oder gemildert. Zum andern wird der Fokus auf die fortlaufenden Prozesse der Materialflüsse gelegt. Durch die Modifizierung dieser Prozesse sollen zukünftig landschaftliche Qualitäten ge-schaffen und Synergien mit anderen Ansprüchen an den Landschaftsraum genutzt werden.

Nördliches Churer RheintalBlick Richtung Chur

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RheinauenLandquart

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UntervazRheinZizers

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Das AlpenrheintalDas Alpenrheintal erstreckt sich vom Zusammen-fluss von Hinter- und Vorderrhein bei Reiche-nau-Tamins bis zur Mündung des Rheins in den Bo-densee. Der trinationale Wirtschaftsraum zeichnet sich durch ein markantes Wachstum in den letzten Jahrzehnten aus. Der schnelle Anstieg der Bevöl-kerung und der Arbeitsplätze hatte maßgeblichen Einfluss auf die heutige Struktur des Tals, welches sich durch ein polyzentrales Siedlungsmuster mit nicht sehr dicht gebauten Kernstädten auszeich-net. Die Rheinkorrektion ermöglichte die Besied-lung der Talebene und aus Kleingemeinden sind Dörfer und Städte entstanden, die entlang der Verkehrsinfrastrukturen bandartig gewachsen sind. Diese Siedlungen prägen zusammen mit den Infrastrukturbauten und den weiträumigen Indus-trie- und Gewerbeflächen das Erscheinungsbild des Talbodens.

Der Agglomerationsraum Chur im Bündner Rheintal ist durch wirtschaftliches wie demogra-fisches Wachstum geprägt. In den Zentren Chur, Landquart und Domat-Ems ist die funktionale wie auch bauliche Dichte relativ gering. Urbane Verdichtungstendenzen sind nur stellenweise in den drei Zentren, insbesondere in Chur, und an einzelnen Knotenpunkten zu erkennen. In den 17 Gemeinden der Agglomeration Chur waren Ende des Jahres 2010 insgesamt rund 73‘835 Personen wohnhaft. Davon lebten 45% (33‘500) in der Stadt Chur. Im Regionalzentrum Igis/Landquart waren im Jahr 2010 rund 7‘800 Personen (11%) wohn-haft. Zwischen den Jahren 2000 und 2009 ist die Bevölkerung im Agglomerationsgebiet um 6.7 %, also 4‘500 Personen angestiegen.

AlpenrheintalAgglomeration Chur

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Eigendarstellung der Gemeinden*Die Gemeinden nehmen in ihren Portraits wenig Bezug auf die Region Alpenrheintal oder den Agglomerationsraum Chur. Wenn auf andere Ge-meinden verwiesen wird, dann fast ausschließlich auf den Hauptort Chur. Es scheint kein Bewusst-sein vorhanden zu sein, sich als eine zusammen-wachsende Region mit diversen Subzentren zu definieren.Auffallend ist, dass sich die Gemeinden nördlich von Chur (Trimmis, Untervaz, Zizers, Landquart/Igis) besonders stark über ihre Wirtschaft und die gute Verkehrserschliessung definieren. Themen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Tourismus werden kaum aufgegriffen. Bis auf Untervaz stellt keine Gemeinde den Rhein ins Zentrum ihrer Ei-gendarstellung. Es erstaunt, wie wenig die Ge-meinden des Churer Rheintals sich über den Rhein als prägendes Landschaftselement definieren. Der Rhein scheint weder im Bewusstsein der Einwoh-ner noch als Standortfaktor für die Lebensqualität von Bedeutung zu sein.

*Anhand einer Analyse der Häufigkeit der Wortnennungen wurden die Portraits auf den Websites der Gemeinden und ihrem Wikipe-dia-Eintrag untersucht. Je grösser die Wörter sind, umso häufiger wurden diese für die jeweilige Gemeinde genannt.

Mediale Themen in der Region*Über die Analyse der oft genannten Stichworte in den Medien der letzten Jahre entsteht ein Bild über wichtige Themen in der öffentlichen Diskus-sion. Nebst wirtschaftlichen Themenfelder sind es vor allem das hohe Verkehrsaufkommen und die Energiegewinnung, welche in den Medien ge-nannt werden. Der Rhein kommt in der medialen Diskussion kaum vor. Bei dem Thema Ressourcen-nutzung werden die Verarbeitungswerke (Zement-werk, Kieswerk) für ihre wirtschaftliche Bedeutung genannt. Negative Schlagzeilen über diese Wer-ke (insbesondere das Zementwerk) finden sich bezüglich ihres hohen Energiebedarfs und den damit verbundenen Emissionen. Der eigentliche Ressourcenabbau und die Auswirkungen auf die Landschaft werden nicht genannt.

*Anhand einer Analyse der Häufigkeit der Wortnennungen wurden die Medienberichte der letzten Jahre mit einem raumrelevanten In-halt untersucht. Je grösser die Wörter sind, umso häufiger wurden diese in Medienberichten genannt.

Eigendarstellung Gemeinden | Mediales Bild Region

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Churer Rheintal NordDas ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Flus-stal hat sich zu einer dispersen Gemengelage aus Siedlungen, Infrastrukturen, Kulturland und Fluss-landschaft entwickelt. Der Talabschnitt zwischen Chur und Landquart ist massiv beeinflusst durch seine Transitfunktion. Mehrspurige und oftmals nicht parallel laufende Verkehrswege zerschnei-den den Landschaftsraum und haben eine hohe Emissionsbelastung des Tals zur Folge.Zudem führen die funktionalen Konzentrationen mit deutlichem Beschäftigtenüberschuss in Chur als wichtigstes Zentrum, sowie in Landquart und Domat-Ems als Subzentren, zu einem massiven ag-glomerationsinternen Verkehrsaufkommen. Diese auch zukünftig anhaltende Konzentration führt ne-ben steigendem Druck auf die Verkehrsinfrastruk-turen auch zu einer funktionalen Entleerung der übrigen Ortskerne. Neben dem anhaltenden Wachstum von Sied-lungs- und Infrastrukturflächen kann davon aus-gegangen werden, dass die Abbautätigkeit von Kies, Lehm und Sandstein anhalten wird. Diese natürlichen Ressourcen sind mittel- bis langfristig gesichert und es ist weiterhin von einer starken Transformation der Landschaft im Talboden und am Fuss der Berghänge auszugehen.

Churer Rheintal Nord

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TransitleistungDas Churer Rheintal übernimmt eine enorme Tran-sitleistung auf engem Raum. Zu dieser Transitleis-tung zählen einerseits die Verkehrsverbindungen, anderseits auch Strom- und Gasleitungen sowie den Wasser- und Materialtransport des Rheins.Einen sehr direkten Einfluss auf den Raum haben die Verkehrsträger. Die Autobahn A13 bildet die zweitwichtigste Nord-Süd-Alpentransitachse der Schweiz mit entsprechend hohem Verkehrsauf-kommen. Die Emissionen der A13 wirken sich auf Teile der Siedlung aber insbesondere auf die angrenzenden Landschaftsräume aus. Die beiden Bahnlinien sind bedingt stark befahren, haben aber wie die Autobahn eine massive Trennwirkung in der Landschaft.

Entwicklung SiedlungBeim Wohnungsbau sind unterschiedliche Ten-denzen erkennbar. Einerseits findet in einzelnen Kernen eine qualitätsvolle Innenverdichtung statt (Igis), es entstehen aber auch weiterhin Einfamili-enhausquartiere am Siedlungsrand (Zizers, Trim-mis). Einen besonderen Schub beim Wohnungs-bau kann in Trimmis erwartet werden. Durch den Rückbau der A13 Nordspur werden Flächen, die zuvor im Einfluss der Autobahn standen deutlich attraktiver. Schon heute entsteht hier eine Bau-struktur mit einer deutlich höheren Dichte als in den angrenzenden Einfamilienhausquartieren.Das Wachstum von Gewerbe- und Industriegebie-ten wird in den nächsten Jahren einerseits beim Industriecluster Untervaz / Trimmis / Zizers und an-derseits in der Talebene vor Landquart erfolgen. Beide Standorte zeichnen sich durch eine optima-le Anbindung ans Schienen- und Straßennetz und vorhandenen Baulandreserven aus.

Siedlungskerne | GemeindegrenzenDie Kerne der Dörfer zwischen Landquart und Chur haben in den letzten Jahrzehnten massiv an Bedeutung verloren. Die Versorgung mit Handel und öffentlichen Einrichtungen konzentriert sich mehrheitlich auf Chur und Landquart. Diese Ent-wicklung bringt zunehmend Leerstand von Han-delsflächen in den Dorfkernen mit sich. Die Gemeindegrenzen zeigen im Churer Rheintal oft nicht die effektive räumliche Situation. So bil-det der Industriecluster im Dreieck der Gemein-den Untervaz, Trimmis und Zizers, von der Sied-lungsstruktur her einen eigenständigen Ort, da er in deutlicher Entfernung zu den drei Dörfern liegt. Auch das im nördlichen Bereich der Gemeinde Zi-zers liegende Gewerbegebiet (u.a. das Designer Outlet Landquart) gehört räumlich zu Landquart und nicht zu Zizers. Somit haben viele räumliche Entscheidungen der einzelnen Gemeinden direk-ten Einfluss auf angrenzende Ortschaften.

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WasserhaushaltDer Wasserhaushalt hat erheblichen Einfluss auf das landschaftliche Erscheinungsbild des Churer Rheintals. Der Rhein als Hauptwasserstrom des Oberflächenwassers hat über Jahrtausende die Landschaft durch Erosionsprozesse verändert. Seit seiner Begradigung wurde dieser Erosionsprozess massiv eingedämmt und ist nur noch an der Eintie-fung der Flusssohle sichtbar. Die seitlichen Rüfen (Bergbäche) auf den Schuttke-geln transportieren nebst Wasser auch Schwemm- und Schuttmaterial in Richtung Rhein. Dieser Effekt wird besonders deutlich bei den Rückhaltebecken in den Oberläufen der Rüfen, und da wo diese die Verkehrsinfrastrukturen queren, sichtbar.Heute sind im Churer Rheintal keine stehenden Oberflächengewässer natürlichen Ursprungs mehr vorhanden. Die kleinen Seen in den Wäldern entlang des Rheins sind auf ehemalige Abbautä-tigkeiten von Kies zurückzuführen.

SchutzarealeEinige der Besonderheiten der Raumentwicklung im Churer Rheintal lassen sich durch die Schutzare-ale erklären. Einen entscheidenden Einfluss auf die Raumentwicklung haben die Grundwasser-schutzzonen. Diese bilden weitläufige Areale in der Talebene, welche je nach Schutzstärke nicht überbaut werden dürfen, kein Abbau von Ressour-cen stattfinden darf, oder die landwirtschaftliche Nutzung eingeschränkt ist.Entlang der Berghänge und speziell entlang der Rüfen befinden sich mehrere Flächen in den Ge-fahrenschutzzonen 1 und 2. In diesen Zonen dür-fen keine Bauten oder nur Bauten mit besonderen Schutzbestimmungen erstellt werden. Der Rhein stellt nur im Bereich von Zizers eine be-dingte Hochwassergefahr für den direkt angren-zenden Auenwald dar. Ansonsten sind keine Ge-fahrenzonen entlang des Rheins ausgeschieden.

Abbau natürlicher RessourcenDer Abbau von Lehm bei Zizers Ende des 18. Jahr-hunderts bildete die erste kommerzielle Nutzung von natürlichen Ressourcen im nördlichen Chu-rer Rheintal. Sie führte zur Gründung der Ziegelei Landquart. Später erfolgte der Abbau von Kies an mehreren Abbaustellen entlang des Rheins und bei einigen seitlichen Rüfen.Seit der Gründung des Zementwerks in Untervaz in den 1960er Jahren nahmen die jährlichen Ab-baumengen von natürlichen Ressourcen markant zu. Dies ist einerseits auf den Kalksteinabbau für das Zementwerk selber, aber auch auf den stei-genden Bedarf an Kies für Betonprodukte zurück-zuführen. Seither hat sich bei Untervaz / Trimmis / Zizers ein relativ umfassender Industriecluster entwickelt, welcher sich durch die Konzentration von Zementwerk, Kieswerken, Betonproduktepro-duzenten und seit einigen Jahren auch Recycling-werken auszeichnet.

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Modell GrenzenRheinWälderGemeindegrenzenAutobahn A13SBB NormalspurRhB SchmalspurVerkehrsemissionenIndustrieemissionenAbbauemissionen

Aufsicht | Blick Landquart Richtung Chur

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Disperse LandschaftDie Talsohle als einen Landschaftsraum anzu-sprechen fällt schwer, da verschiedene physische Grenzen (Infrastrukturen, Industriegebiete, Fließ-gewässer, etc.), aber auch verborgene Widerstän-de (div. Schutzgebiete, Emissionsbelastungen etc.), den Raum prägen. Im Zusammenhang mit der hohen Transformationsdynamik kann die Ty-pologie dieser Landschaft kaum benannt werden. Der Talboden ist mal Flusslandschaft, Infrastruk-turlandschaft, Kulturlandschaft, Abbaulandschaft oder Industrielandschaft. Der Raum erscheint un-übersichtlich und zerstückelt. Trotz dieser Fragmentierung finden sich im Churer Rheintal Landschaftsräume mit einer hohen Qua-lität bezüglich Erholungs- oder Identitätsraum, je-doch handelt es sich um einzelne Räume, welche nicht oder wenig miteinander in Beziehung ste-hen. Insbesondere der östlich vom Rhein liegende Bereich zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt an räumlichen Qualitäten aus. Während die Schutt-kegeln mit den Heckenlandschaften und Wein-baugebieten eine kleinteilige Struktur aufweisen, bilden die offenen und nur schwach durch Hecken und Einzelgehölze strukturierten Felder in den Ebenen sehr weitläufige Räume. Im Übergang von den Hängen zur Talebene befinden sich kleintei-lige Landwirtschaftsstrukturen mit Obstbäumen und Heckenstrukturen. Entlang des Rheins bilden einzelne Auenwälder attraktive Naherholungsge-biete. Im westlichen Bereich des Talbodens bei Untervaz ist die räumliche Vielfalt deutlich gerin-ger. Die ausgeräumte weite Agrarlandschaft er-streckt sich vom bewaldeten Rheinufer bis zum Dorf.

Luftbild | Schwarzplan Landschaft | Impressionen

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Fragmentierung & OrientierungRäumliche Grenzen wie Verkehrsachsen, Schutz-bauten, Siedlungen sowie Wald- und Heckenele-mente lassen oftmals kaum Blickbeziehungen und Sichtachsen zu. Daher ist die Orientierung in den Landschaftsräumen relativ schwierig. Das Wege-netz im nördlichen Churer Rheintal ist relativ dicht und die Durchlässigkeit ist trotz der markanten Fragmentierung gut. Der Rheinweg ist zwar durch-gängig vorhanden aber an einigen Stellen von den Siedlungen abgeschnitten und von geringer atmosphärischer Qualität. Dem Wegenetz fehlt je-doch eine klare Hierarchie mit Hauptachsen, was die Orientierung zusätzlich erschwert.Während die Siedlungsräume relativ gut von den Emissionen des Verkehrs geschützt sind, ist die Belastung in den Landschaftsräumen hoch. Be-sonders prägend ist das dauernde Rauschen der Autobahn. Punktuell treten Emissionen des Kies- und Steinabbaus auf, insbesondere die Spreng- und Abbautätigkeit in den Steinbrüchen. Bei den Emissionen der Industriebetriebe wie dem Ze-mentwerk oder der Kehrichtverbrennungsanlage handelt es sich weniger um Lärm- als vielmehr um Schadstoff- und Geruchsbelastungen. Die-se bilden zusammen mit den Belastungen durch den Autoverkehr auch eine psychische Schwelle, die Landschaftsräume als qualitätsvolle Naherho-lungsgebiete zu betrachten.

Fragmentierung | Wegenetz | Emissionen

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GeschichteDie Betrachtung des Wandels in den letzten 150 Jahren zeigt, dass die einzelnen Veränderungs-prozesse wie Siedlungsentwicklung, Rheinkorrek-tion, Infrastrukturen, Schutzbauten und der Abbau von natürlichen Ressourcen nicht nur ihrer Eigen-logik folgten, sondern oftmals zusammenhängen. Während im 19. Jahrhundert die Siedlungsgebiete fast ausschliesslich auf den seitlichen Schuttkegeln zu finden waren, ermöglichte die Rheinkorrektion im 20. Jahrhundert die Entwicklung von Infrastruk-turen und Siedlungen im Talboden. Diese zogen wiederum eine Verbesserung des Hochwasser-schutzes entlang des Rheins mit sich.Auffallend ist der Entwicklungsschub in den 1960er Jahren. In diese Zeit fällt der Autobahnbau, die Eröffnung des Zementwerks und der damit verbundenen massiven Zunahme der Abbautätig-keit von natürlichen Ressourcen.

1967 1973

1866 1890

Räumliche Entwicklung 1866 - 2012

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1938 1961

1979 1991 2003 2012

1906 1924

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LandschaftswandelGeologie als bestimmende Grundlage Die beiden Talhänge unterscheiden sich in ihrer geologischen und topografischen Struktur. Die östliche Hochwang-Kette ist aus einem weichen penninischen Bündner Schiefer aufgebaut und erreicht Höhen bis 1900 m.ü.M. Die westliche Ket-te von Calanda / Pizalun mit einer Höhe bis 2700 m.ü.M. besteht aus dicken, deutlich härteren hel-vetischen Kalkschichten, die unter die Talsohle einfallen. Die petrografischen Verhältnisse bestimmen maß-gebend die Topografie und die Geschiebeflüsse im Tal. Die weichen Gesteinsschichten im Osten sind durch die Errosionskraft der Rüfen (Wildbä-che) stark zerfurcht und fallen zum Teil steil ab. Aus Sturzprozessen haben sich die mächtigen Schutt-kegel gebildet, welche den Rhein in die Talmitte oder auf die Gegenseite des Tals drängen. Die Hänge der Calanda-Kette sind durch das Einfal-len der Kalkschichten gleichmäßiger. Der wider-standsfähigere Kalk lies keine größeren Seitentä-ler entstehen.

HangterrassenBis in die Neuzeit besiedelten und bewirtschafte-ten die Bewohner des nördlichen Churer Rheintals fast ausschließlich die Schuttkegel. Hier entstand der erste nennenswerte Landschaftswandel, wel-cher direkten Einfluss auf die Topografie hatte und bis heute erkennbar ist. Für den Anbau von Getreide wurden Ackerterrassen erstellt. Um mög-lichst horizontale Flächen zu erhalten, wurden mit Steinmauern eingefasste Flächen aufgeschüt-tet. Die Steinmauern wuchsen später zu Hecken ein, welche dem Windschutz dienten. Bis im 18. Jahrhundert wurde hauptsächlich Roggen und Gerste angebaut. Neben anderen Getreidesorten wie Weizen, Hirse oder Buchweizen wurden auch Nutzpflanzen wie Hanf und Flachs angebaut. Spä-ter kam der Anbau von Mais und Kartoffel dazu. Als später die Rheinkorrektur erfolgte und der Ackerbau aufgrund der einfacheren Bewirtschaf-tung mehrheitlich in den Talboden verlegt wurde, blieben die Terrassen für die Grasfeldwirtschaft bestehen und die Hecken wuchsen allmählich zu waldähnlichen Baumhecken heran.

RheinkorrektionBis ins Mittelalter hinein war die Talsohle vom Rhein und seinen Nebenflüssen beherrscht. Der Rhein brachte große Geschiebemassen mit und erodier-te die untersten Schuttkegelpartien weg. Wegwei-send war Mitte des 18. Jahrhunderts eine Gesamt-planung der Kantone Graubünden und St. Gallen für eine gemeinsame Korrektion des Rheins. In der Folge bauten die Bewohner des Rheintals über 50 Jahren in Gratisarbeit an der Korrektion, wodurch die sogenannten Wuhren entstanden. Später wur-den diese Bauwerke noch teilweise verstärkt, je-doch hat sich der Rheinverlauf seither nicht mehr verändert und die Schutzbauwerke haben bis heu-te den Hochwassern standgehalten.Das neugewonnene Land im Talboden wurde je nach Bodenqualität genutzt. Durch die Aufschüt-tung von Schlamm wurden weite Teile der Tale-bene fruchtbar gemacht, in sogenannte „Löser“ aufgeteilt und den Gemeindebewohnern kosten-los zur Verfügung gestellt. Genutzt wurden diese Löser für den Gemüse- und Ackerbau, während die weniger fruchtbaren Flächen als gemeinschaft-liche Weiden – sog. Allmendweiden – dienten.

VerkehrsinfrastrukturenDie erste gut ausgebaute Straße entstand in den 1780er Jahren zwischen Maienfeld und Chur. Sie führte entlang der östlichen Schuttkegeln durch die Ortschaft Zizers, die sich daraufhin als Straßen-dorf entwickelte. Durch den Bau der ersten Bahn-linie der SBB im Churer Rheintal, die von Rheineck nach Chur führte, entstand die Haltestelle bei der Mündung der Landquart, wo sich bald eine kleine Siedlung namens „Landquart-Au“ bildete. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Schmalspurbahn der RhB zwischen Landquart-Klosters und später zwischen Landquart-Chur gebaut. Landquart er-hielt dadurch innerhalb kürzester Zeit eine hohe Bedeutung im Rheintal. Beide Bahnstrecken be-dingten eine sanfte topografische Veränderung. Sie wurden auf leicht angeschütteten Dämmen gebaut um vor dem Hochwasser des Rheins ge-schützt zu sein und dass die Querung der Rüfen möglich war. Einen weitaus stärkeren Einfluss auf die Landschaft

hatte der Bau der Autobahn A13. Durch die Que-rung mit den Bahnlinien und den Rüfen waren massive Bauwerke in Form von Erddämmen und Brücken nötig. Hinzu kommen die Autobahnan-schlüsse, welche ebenfalls auffallende Elemente im Raum bilden. Dem Bau wurde gemäß histori-schen Dokumenten des Kantonalen Bauamt Chur besondere Aufmerksamkeit bezüglich der „har-monischen Einfügung des geometrischen Linien-zuges der Fahrbahn in die Landschaft“ gewidmet. Für den Bau der ersten Etappe zwischen Trim-mis und Zizers in den 1950er Jahren wurde rund 180‘000 m3 Erde und Schutt zum Bau der Dämme verwendet. In der zweiten Etappe zwischen Zizers und Landquart wurden nochmals rund 150‘000 m3 Material bewegt. Später wurde die Südspur der Autobahn bei Trimmis in den Talboden, par-allel zur Bahnlinie verlegt und dem alten Verlauf folgte nur noch die Nordspur. Zur Zeit wird auch die Nordspur in den Talboden verlegt und das ehemalige Trasse soll bis 2019 zu Kulturland zu-rückgebaut werden.

AbbautätigkeitIm 19. Jahrhundert erfolgte der Abbau von Kies an mehreren Abbaustellen entlang des Rheins und bei einigen seitlichen Rüfen. Am Rhein wurde an-fänglich direkt aus dem Bachbett ausgebaggert, während sich später auch der Abbau im Hinter-land des Rheins mit Trocken- und Nassabbau eta-blierte. Dies hatte die Entstehung von Baggerseen zur Folge, welche mehrheitlich wieder zugeschüt-tet wurden um Aushub- und Ausbruchmaterial zu deponieren. Nur in den schmalen Auenwaldstrei-fen entlang des Rheins sind heute noch offene still-gelegte Baggerseen zu finden. Seit der Gründung des Zementwerks in Untervaz in den 1960er Jahren nahmen die jährlichen Ab-baumengen von natürlichen Ressourcen stark zu. Der Kalksandsteinabbau hat einen massiven und irreversiblen Einfluss auf das Landschaftsbild. Die großen Steinbrüche am Fuße des Calandamas-sives sind prägend für das Erscheinungsbild des Tals.

Übersicht Landschaftswandel | Zeitschnitte

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GesamtstrategieIn der Strategie für die Entwicklung des nördlichen Churer Rheintals wird der Wandel als Eigenheit und Idenititätsmerkmal für diesen Raum ange-nommen. Die Entwicklungsstrategie teilt sich in zwei Handlungsfelder auf. Zum einen werden land-schaftsräumliche Defizite aus abgeschlossenen Prozessen, wie den Verkehrsinfrastrukturen und der Rheinkorrektur, mit einfachen Maßnahmen be-hoben oder gemildert. Zum andern wird der Fokus auf die fortlaufenden Prozesse der Materialflüsse gelegt. Durch die Modifizierung dieser Prozesse sollen zukünftig landschaftliche Qualitäten ge-schaffen und Synergien mit anderen Ansprüchen an den Landschaftsraum genutzt werden.Die Betrachtung der einzelnen Prozesse, welche in den letzten Jahrhunderten die Landschaft im nördlichen Churer Rheintal maßgeblich geprägt haben zeigt, dass die Prozesse der Hangterras-senbewirtschaftung, der Rheinkorrektion und der Verkehrsinfrastrukturbauten mehrheitlich abge-schlossen sind, während die Abbau- und Depo-nietätigkeit in den nächsten Jahrzehnten anhalten wird. Beim Hochwasserschutz kann davon ausge-gangen werden, dass auch dieser in den nächsten Jahrzehnten den Raum beeinflussen wird, jedoch sind das Ausmaß und die räumliche Auswirkungen für das nördliche Churer Rheintal schwierig abzu-schätzen. Grundsätzlich gibt es zur Zeit in diesem Abschnitt des Alpenrheintals keine dringende Hochwasserproblematik, jedoch ist klar, dass der Hochwasserschutz im Unterlauf des Alpenrheins nördlich von Landquart die Landschaft verändern wird. Inwieweit die Energiegewinnung das nördli-che Churer Rheintal verändern wird, ist zum heuti-gen Zeitpunkt kaum abschätzbar.

Laufende Prozesse nutzenDie Abbautätigkeit von den natürlichen Ressour-cen wie Kies und Kalksandstein und die Deponie-rung von Material haben eine substanzielle Ver-änderung der Landschaft zur Folge. Heute folgt dieser Prozess der Logik des Betriebs von Ab- und Einbau. Aspekte der Landschaft, deren Qualität und deren Nutzung, werden nicht beachtet. Die Strategie zeigt am Beispiel Untervaz auf, wie über die Steuerung des Materialflusses neue Land-

schaftsqualitäten entstehen und der Landschafts-raum zusätzlich eine Nutzung für den Hochwasser-schutz ermöglicht.

Defizite aus abgeschlossenen Prozessen mindernDer Bau der Verkehrsinfrastrukturen und die Rheinkorrektion haben die massive Fragmentie-rung des Raumes - einhergehend mit einer er-schwerten Orientierung - und der Belastung der Räume durch Emissionen verursacht. Da es sich um zwei mehrheitlich abgeschlossene Prozesse handelt, werden mit einfachen Reparaturmassnah-men, wie der Anpassung der Wegeführung und der Anpassung von Bewirtschaftungsformen der Wälder, diese Defizite gemindert.

Gesamtstrategie

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Defizite aus abgeschlossenen Prozessen mindern

Rheinweg Zizers | Rheinweg Landquart | Dorfeingang Zizers

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Eine neue HauptachseDie Ergänzung des Wegesystems durch eine ord-nende Hauptachse im Talboden vereinfacht die Orientierung in der fragmentierten Landschaft. Entlang dieser Achse werden der Hauptwander-weg, der Radweg und die Inlineskating-Strecke gebündelt. Der Weg folgt weder dem Rhein noch einem anderen Längselement im Tal sondern folgt den wichtigsten Anknüpfungspunkten zu den Ortschaften. Dieser durchgängige Hauptweg un-terstreicht zum einen die Bedeutung der Zusam-mengehörigkeit der Ortschaften mit Chur, zum anderen stellt sie aber auch die Vielfalt als Qualität des Churer Rheintals dar. Es wird bewusst auf die Schaffung eines durchgehenden Charakters des Weges verzichtet. Der Weg ist somit kein durch-laufendes isoliertes Band sondern wird mit seiner atmosphärischen Abfolge immer auch einen Teil des jeweiligen Ortes.Bei den Anknüpfungspunkten, wo die Wege aus den Dörfern auf den Hauptweg treffen, findet je-weils ein Atmosphärenwechsel statt. Zwischen den wichtigsten Anknüpfungspunkten herrscht eine einheitliche, ortstypische Stimmung. Diese atmo-sphärische Orientierung ersetzt die Orientierung über Sichtbezüge, welche durch die Topografie und der starken Fragmentierung des Raumes nicht möglich ist. Zudem wird mit der Stärkung der at-mosphärischen Wirkung der Landschaft und dem Ansprechen verschiedener Sinne das Lärmemp-finden gemindert.

Wegenetz | Räumliche Abfolge | Massnahmen

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Föhrenwald

KulturlandschaftAuenwald

Industrie

Rheinterrasse

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Freiraumachsen TrimmisTrimmis ist geprägt durch eine uneinheitliche und nicht zusammenhängende Siedlungsfläche. Das Wachstum von Trimmis verlief relativ ungeordnet, wodurch sich weder ein klares Zentrum noch struk-turierende Achsen entlang von Straßen entwickelt haben. Bei Trimmis ist die Trennung zwischen dem Dorf und dem Talboden besonders deutlich.Durch den Rückbau der Nordspur der A13 kann in Trimmis in den nächsten Jahren von einem ver-stärkten Siedlungswachstum im unteren Bereich des Dorfes ausgegangen werden. Bereits heute ist diese Tendenz sichtbar. Es handelt sich um eine deutlich dichtere Bauweise als die vorhandenen Einfamilienhausstrukturen, was zu einem neuen Bedarf an öffentlichen Freiräumen führt.Die neuen Freiraumachsen entlang der Rüfen geben der Siedlung eine ablesbare Struktur und binden das Dorf besser an den Talboden an. Die Achsen werden als Wegeverbindungen mit ver-schieden nutzbaren Orten ausgebildet. Diese Orte zeichnen sich durch spezifische Freiraum-nutzungen, wie zum Beispiel Aufenthaltsbereiche oder Spielplätze aus. Das Dorf erhält neue Frei-raumqualitäten innerhalb der Siedlung und die Freiraumachsen funktionieren als Vermittler zwi-schen den alten Strukturen und den neu bebauten Quartieren.

1900 | 19901950 | 2015 | Konzept Freiraumachsen Trimmis

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0 50m 500m

Strategie Trimmis 1:5000

100m

0 50m 500m

Strategie Untervaz 1:5000 | Zustand 2015

100m

0 50m 500m

Strategie Untervaz 1:5000 | Zustand 2023

100m

0 50m 500m

Strategie Untervaz 1:5000 | Zustand 2035

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Analyse Landschaftswandel 1:15'000

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Analyse Räumliche Qualitäten 1:15'000

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Analyse Landschaftswandel 1:15'000

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Analyse Räumliche Qualitäten 1:15'000

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Modell GesamtstrategieHauptachseAnknüpfungspunkte SiedlungAtmosphärische OrientierungFreiraumachsen TrimmisAbbaulandschaft Untervaz

Landquart Trimmis | Gesamtmodell

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Laufende Prozesse zur Schaffung von Landschaftsqualitäten nutzen

Baggersee Trimmis | Abbaulandschaft Untervaz

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Abbau natürlicher RessourcenSeit den 1960er Jahren werden im nördlichen Churer Rheintal erhebliche Mengen an natürlichen Ressourcen abgebaut. Der grösste Anteil bildet der Abbau von Kalksandstein mit rund 450‘000 m3 im Jahr. Hier handelt es sich um einen einsei-tigen Abfluss von Material aus der Landschaft, da die Steinbrüche nicht wieder aufgeschüttet oder verfüllt werden.Anders verhält es sich beim Kiesabbau. Um die Baggerseen wieder aufzufüllen und die Flächen als danach wieder als Kulturland bewirtschaftbar zu machen, wird unverschmutztes Aushubmateri-al aus der Region verwendet. Die zur Verfügung stehende Menge an geeignetem Deponiematerial unterschreitet die Kiesabbaumenge deutlich. Dies führt zu einer Verzögerung bei der Rekultivierung der Abbauareale.Die verfügbare Menge an Deponiematerial unter-liegt zudem einer grossen Volatilität. Grossprojek-te wie der Bau des Vereinatunnels in den 90er Jah-ren oder zukünftige Infrastrukturprojekte (Rückbau Nordspur A13, Wasserkraftwerk „Chlus“) können innerhalb kurzer Zeit zu einem massiv erhöhten Deponiebedarf führen.

Übersicht Materialfluss Ressourcen

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Abbaulandschaft Untervaz Sichtbarer Landschaftsstrukturwandel 1960Kein Landschaftsraum im Churer Rheintal hat sich in den letzten 50 Jahren derart grundlegend ver-ändert wie der Talboden bei Untervaz. Es handelt sich westlich des Rheins um die einzige größere Ebene des nördlichen Churer Rheintals. In Un-tervaz gab es historisch bedingt keine größeren Landwirtschaftsbetriebe, da aufgrund der Hoch-wassergefahr kaum bewirtschaftbares Land vor-handen war. Erst durch die Rheinkorrektion konnte Land gewonnen werden, das in kleinen Parzellen (sog. Löser) an die Bewohner verteilt und als Äcker oder Gärten genutzt wurde. Die weniger fruchtba-ren Bereiche wurden als Allmenden gemeinschaft-lich beweidet oder als Streuwiesen bewirtschaftet. Durch diese Vielzahl von Eigentümern und spä-teren Erbteilungen entstand im 19. Jahrhundert eine äußerst kleinstrukturierte Landschaft, welche in dieser Kleinteiligkeit eine Ausnahme im Churer Rheintal darstellte. Schon Ende des 18. Jahrhun-derts wurde im nördlichen Bereich der Ebene Kies abgebaut. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Abbau auf die gesamte Ebene erwei-tert. Der damit verbundene Anspruch an große Flächen mit wenigen Eigentümern, hat in Kombi-nation mit der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft, in den 60er Jahren zu einer radika-len Melioration (Güterzusammenlegung) geführt. Die Struktur der Ebene wurde komplett überformt und mit einem strahlenförmigen Wegenetz ersetzt. Dieser homogene Landschaftsraum bildet heu-te den einzigen ebenen Naherholungsraum für Untervaz. Im Gegensatz zum östlich des Rheins liegenden Talbereich hat die Ebene bei Untervaz keine landschaftsräumliche Vielfalt und kann kein heterogenes Angebot an Erholungsmöglichkeiten bieten. Der Übergang zum Rhein bildet der durch-gehende Auenwaldstreifen, welcher eine räumli-che Zäsur zwischen Rhein und der Ebene darstellt.

Nicht sichtbarer Substanzwandel seit 1960Durch den Abbau von Kies in der Ebene findet eine Veränderung der Substanz der Landschaft statt, welche nach Abschluss der Wiederauffüllung nicht sichtbar ist. Die Gruben und Seen, welche durch die Kiesbaggerung entstehen, werden bis

zu ihrer ursprünglichen Höhe mit sauberem Aus-hubmaterial aufgeschüttet. So ist heute nicht mehr erkennbar, dass bereits ein beträchtlicher Teil der Ebene einen künstlich aufgebauten Boden auf-weist.

Untervaz 2015 | Untervaz 1960

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KiesabbauDa der Kiesabbau rascher voranschreitet als der Materialeinbau, ist eine immer größere Fläche des Landwirtschaftsgebietes mit Abbauflächen belegt. Diese Problematik wird sich verschärfen, da für die nächsten Jahrzehnte mit steigendem Kiesabbau-volumen und gleich bliebendem Deponiebedarf für unverschmutztes Aushubmaterial ausgegan-gen werden muss. Das jährliche Abbauvolumen wird in den nächsten Jahrzehnten rund doppelt so hoch sein wie das Deponievolumen. Da die gesamte Ebene als Fruchfolgefläche deklariert ist und deshalb eine möglichst rasche Rekultivierung stattfinden soll, stellt diese Verzögerung eine Pro-blematik aus Sicht der Verfügbarkeit von Landwirt-schaftsflächen dar.

Schemaschnitt Bodenschichten Untervaz

Schemaschnitt Deponierung UntervazSchemaschnitt Kiesabbau Untervaz

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Prozessablauf Kiesabbau / Deponierung / Rekultivierung

Zeitdiagramm aktueller Prozess Untervaz

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Neue EinbauhöhenDa generell zuwenig geeignetes Deponiemateri-al vorhanden ist und gleichzeitig eine Volatilität in der Menge besteht, wird zukünftig bei der Wieder-auffüllung die Einbauhöhe variabler gestaltet. Um eine möglichst rasche Verfügbarkeit von Landwirt-schaftsflächen zu erzielen, wird auf eine Auffüllung bis zur ehemaligen Geländehöhe verzichtet. Die minimale Einbauhöhe erfolgt immer bis mindes-tens über den durchschnittlichen Grundwasser-spiegel. Somit ist eine Bewirtschaftung der Flä-chen weiterhin möglich. Die Aufschüttung wird bewusst unterschiedlich hoch gewählt und richtet sich nach der aktuellen Verfügbarkeit von geeig-netem Deponiematerial. Die Stufung der Schütt-höhen richtet sich nach dem heutigen Muster der Landschaft und ordnet sich dieser Struktur unter.

Potential Landschaftsräumliche VielfaltDiese sanfte Veränderung der Landschaft führt zu einer neuen Heterogenität, da über die Art des De-poniematerials, der Überdeckung vom Grundwas-serspiegel und der Bewirtschaftungsform unter-schiedliche Vegetation entstehen kann. Während die höher liegenden Felder weiterhin intensiv als Ackerbauflächen genutzt werden, entwickeln sich vom Grundwasser beeinflusste Flächen zu Ried- und Schilfwiesen oder zu Jungwaldflächen. Diese Felder sind nur noch extensiv bewirtschaftbar, die-nen der Landwirtschaft aber als Ökologische Aus-gleichsflächen und können für die Bevölkerung als Naherholungsräume zugänglich gemacht werden.

Potential FlutpolderDie veränderte Einbauhöhe führt nicht nur zur ra-scheren Bereitstellung von Landwirtschaftsland und einer räumlichen Vielfalt der Landschaft bei Untervaz, es entsteht damit auch ein potentielles Wasserrückhaltebecken, welches bei Extremereig-nissen geflutet werden kann. Das nördliche Chu-rer Rheintal ist zwar vom Hochwasser relativ gut geschützt, doch könnte mit dieser Maßnahme die Hochwasserproblematik im Unterlauf des Rheins gemindert werden.

Schemaschnitt neue Einbauhöhen

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Schemaschnitt Landschaftsräumliche Vielfalt

Schemaschnitt Flutpolder

Zeitdiagramm modifizierter Prozess Untervaz

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Neues räumliches EinbauregimeDer Nassabbau mit Schwimmbaggern und Förder-bändern ist ein relativ unflexibler Prozess, welcher nur linear verändert werden kann, da ansonsten betriebliche Nachteile durch einen erhöhten Um-bauaufwand entstehen würden. Hingegen ist der Einbau von Aushubmaterial durchaus flexibel, da die Anlieferung per LKW und der Einbau mit Baggern erfolgt. Und da die Einbauflächen durch das vorhandene strahlenförmige Wegenetz gut erschlossen sind, gibt es betrieblich keinen Grund weshalb der Einbau räumlich dem Abbau folgen muss. Die bereits heute bestehende zeitliche Verzöge-rung zwischen Ab- und Einbau wird als Chance zur räumlichen Veränderung des Einbauprozesses genutzt. Der Einbau folgt nicht mehr direkt dem Abbau, sondern es werden Flächen gezielt für ei-nige Zeit aus dem Prozess ausgeschieden. Somit können Teile der Baggerseen temporär als Na-herholungsgebiete genutzt werden. Diese stehen der Bevölkerung während rund 15 bis 25 Jahren als aneigenbare Landschaftsräume zur Verfügung, bevor sie ebenfalls zugeschüttet werden.

Abbau aktuell | Einbau aktuell | Abbau modifiziert | Einbau modifiziert

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Landschaftswandel erschliessenDurch die Veränderung des Einbauprozesses wird die Künstlichkeit der Landschaft erkennbar. Die Landschaft bekommt durch die vom Menschen verursachte Transformation eine neue Werthaltig-keit. Der Wandel ist keine negative Begleiterschei-nung ökonomischer Kräfte und die Landschaft muss nicht vor diesen geschützt werden, sondern generiert erst durch die Veränderung neue Qua-litäten. Der Transformationsprozess folgt nicht einem fixen Zielzustand sondern der Logik des Materialflusses. Der Landschaftsraum bei Untervaz ist somit in der Lage seine eigene Geschichte zu erzählen und die Künstlichkeit wird ablesbar. Die neue Topografie führt nicht nur zu einer neuen Vielfalt an Landschaftsräumen, sie ermöglicht auch einen neuen Zugang zu dieser Felderlandschaft. Die unterschiedliche Höhe der Felder führt zu neuen Horizonten und neuen Blickbeziehungen. Perspektiven auf und über die Felder machen die äusserst spannende Textur der intensiv wie auch extensiv genutzten Felder sichtbar. Die extensiv genutzten Felder ermöglichen An-eignungsmöglichkeiten für Erholungssuchende. Während dies bei intensiv genutztem Landwirt-schaftsland nicht möglich ist. Die Landschaft wird in einem doppelten Sinne erschlossen. Einerseits sind neue physische Zugänge zu den Räumen möglich, anderseits bekommt sie auf einer menta-len Ebene eine neue Werthaltigkeit als Erholungs- und als Schutzlandschaft.

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Schnitt Landschaft im Abbauprozess

Schnitt Landschaft nach Rekultivierung

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Hochwasserschutz / FlutpolderWenn die ehemalige Abbaulandschaft bei Unter-vaz als Flutpolder genutzt wird, erzielt dieser seine Wirkung vor allem im Unterlauf des Rheins. Entlang dem Alpenrhein wird ab Landquart bis zum Bo-densee nach geeigneten Notentlastungsflächen gesucht. Es handelt sich hierbei um mehrheitlich landwirtschaftlich genutztes Land, welches bei einem Extremereignis zum Schutz von Siedlungs-flächen geflutet wird. Die Besonderheit des Flut-polders von Untervaz liegt in seinem hohen Rück-haltevolumen im Verhältnis zu seiner Grundfläche. Während in anderen Notentlastungsflächen auf-grund der Topografie nur geringe Wasserhöhen möglich sind, ist in Untervaz eine Wasserhöhe von bis zu 6 Metern möglich. Obwohl der Flutpolder in Untervaz das Hochwasserproblem des Alpenr-heintals nur geringfügig - im einstelligen Prozent-bereich - mindern kann, ermöglicht er doch eine deutliche Verringerung der Schädigung von Kul-turland bei einem Extremereignis.Die Einleitung des Hochwassers erfolgt über den leicht abgesenkten Damm, welcher bei einem Ex-tremereignis (>HQ 300) überströmt wird und das Becken füllt. Die abgesenkten Felder können so-mit normal landwirtschaftlich und als Erholungs-gebiete genutzt werden.Das Ausleitbauwerk ist ein künstliches Bauwerk, welches die Entleerung des Polders nach einem Hochwasserereignis ermöglicht. Dieses liegt auf der Sohle des am niedrigsten liegenden Beckens im nördlichen Bereich der Abbaulandschaft. Bei der Terrainmodulierung muss darauf geachtet werden, dass sämtliche Flächen zu diesem Ausleit-bauwerk entwässert werden.

Schnitte | Situation | Notentlasträume Alpenrheintal

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Bildverzeichnisswisstopo, Bundesamt für Landestopografie 2015: Luftbild S. 20, Historische Karten S. 36, Luftbild S. 36, Luftbild S. 45Amtliche Vermessung (AV), Kanton Graubünden, 16.04.2015: Grundlage für sämtliche Karten und Pläne mit KatasterdatenETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Siftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Swissair Photo AG / LBS_P1-611911 / CC BY-SA 4.0: Historisches Luftbild S. 45Alle weiteren Abbildungen: Jan Stadelmann

Abbaulandschaft Untervaz

QuellenverzeichnisIRKA Internationale Regierungskomission Alpenrhein (2005): Entwicklungskonzept Alpenrhein. Kurzbe-richt. Kanton Graubünden, Amt für Raumentwicklung (2000): Kantonaler Richtplan 2000. Chur.Kanton Graubünden, Regionalverband Nordbünden, Regionalverband Herrschaft / Fünf Dörfer (2013): Regionaler Richtplan 2013. Chur: STW AG.Kanton Graubünden, Amt für Raumentwicklung, Regionalverband Nordbünden (2012): Agglomerati-onsprogramm Chur, 2. Generation. Synthesebericht 2012. Chur.Kanton Graubünden, Regionalverband Nordbünden (2009): Projekt Wachstumspotentiale Bündner Rheintal. Schlussbericht. Chur: STW AG.Knecht, E. (1958): Verkehr und Ausbau der Deutschen Strasse von der Kantonsgrenze Bad Ragaz bis Chur. In: Terra Grischuna. Februar 1958. S. 23-26.Meng, Johann Ulrich (1972): Der Rhein im Wandel der Zeit. In: Bündner Jahrbuch 1972. Seite 125-133.Meng, Johann Ulrich (1950): Die Trimmiser Gemeindelöser. In: Bündnerisches Monatsblatt, Heft 5 1950. S. 152-157.Moosberger, Heinrich (1891): Die Bündnerische Allmende. Chur 1891.Nigg, Werner (1965): Landschaftliche Wandlungen im Churer Rheintal. In: Geographie Helvetica, Nr. 3. S. 123-132.Schweizer, Bernhard (2006): Das modernisierte Kieswerk Untervaz. In: Baublatt Jg. 117 (2006). Nr. 21. S. 12-16.

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