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BENNY HINN ER BERüHRTE MICH EINE AUTOBIOGRAPHIE

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In dieser bemerkenswerten Geschichte von Benny Hinn - erhalten die Leser die Antwort auf die Frage "Wer ist dieser Mann?". Die spannende Reise beginnt in Jaffa, Israel, wo Sie die Ereignisse erfahren, die das Leben von Benedictus, dem ältesten Sohn einer Familie von acht Kindern aus einem Griechischen-Armenischen Hintergrund kennenlernen. Diese Autobiographie nimmt sie durch alle wichtigen Lebensstationen des Mannes, die einen stotternden Jungen zu einem Heilungsevangelist, Pastor und Buchautor gemacht haben, der Millionen Menschen zum Segen geworden ist.

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Benny Hinn

er BerüHrte micH

EinE AutobiogrAphiE

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Er berührte michEine Autobiographie

Benny Hinn

© Christus für EuropaISBN 978-3-944108-05-61. Auflage November 2013

Originaltitel: He touched meCopyright © Thomas Nelson

Die Bilder im Buch sind Eigentum von Benny Hinn / Benny Hinn Ministries ©

Bibelstellen der deutschen Version wurden in aller Regel der Elberfelder Übersetzung entnommen.

Übersetzung: Markus RappCover: Albrecht Fietz, Image Design

Titelabbildung: © Benny Hinn MinistriesDruck: CPI books, www.cpibooks.de

Christus für Europa e.V.Berliner Straße 1

16356 Werneuchen033398-918771

Kontakt: [email protected]

www.christusfuereuropa.dewww.isddbibelschule.de

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inhaltsverzeichnis

Kapitel 1. Kriegswolken über Jaffa 5

Kapitel 2. Ein Junge namens Toufik 17

Kapitel 3. Feuer von oben 29

Kapitel 4. Der Aufruhr 39

Kapitel 5. Vom Kiosk zu den Katakomben 49

Kapitel 6. Wird es jemals enden? 61

Kapitel 7. „Er ist alles, was ich habe!“ 71

Kapitel 8. „Kann ich dir begegnen?“ 81

Kapitel 9. Werde ich zurückgelassen? 91

Kapitel 10. Die Shekinah Tour 99

Kapitel 11. Zwei Uhr morgens 109

Kapitel 12. Eine Reise der Wunder 119

Kapitel 13. „Sie wird deine Frau sein!“ 131

Kapitel 14. Ein krönender Abschluss 143

Kapitel 15. Die Bruchlandung 154

Kapitel 16. Ein Auftrag vom Himmel 161

Kapitel 17. Picknickkörbe und Bibeln 171

Kapitel 18. Lektionen der Evangelisationen 183

Kapitel 19. Das kostbarste Geschenk 193

Kapitel 20. Eine erfüllte Prophetie 201

Kapitel 21. Eine verändernde Berührung 209

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Widmung

Dieses Buch ist meinem wunderbaren Herrn und Meister Jesus,

Gottes heiligen Sohn, gewidmet, der so großartige Ding getan

hat. Ihm gebührt alle Ehre – jetzt und in Ewigkeit. Ich möchte

Ihm danken für meinen lieben Vater, Costandi Hinn, und für

meine Mutter, Clemence, die ich von ganzem Herzen liebe.

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Kapitel 1

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Benny, ich brauche deine Hilfe“, sagte mein Vater Costandi auf liebevolle, aber unnachgiebige Weise, und

reichte mir eine Schaufel. Da war ein ernster, nervöser Ton in seiner Stimme.

Das war keine Bitte aus Bequemlichkeit, von einem Vater, an seinen 14-jährigen Sohn. Es war ein Befehl – und ich wusste genau, warum er meine Hilfe brauchte.

Sogleich fingen wir an, einen tiefen Graben im Garten unse-res Hauses auszuheben, das in der Straße Ibn Rashad Nr. 58 in Jaffa in Israel war, der historischen Hafenstadt südlich des modernen Tel Aviv. „Ich hoffe wirklich, dass dies nicht nötig sein wird“, klagte mein Vater, „aber wir sollten auf alles vorbe-reitet sein. Wer weiß, was geschehen wird? Wer weiß das?“

Nachdem wir mehrere Stunden in der heißen Sonne geschau-felt hatten, war der Graben tief genug. Er konnte der ganzen Hinn Familie Schutz bieten, sowie einigen Nachbarn, die vielleicht auch einen Schutzraum suchten. Einige Tage zuvor hatte es eine Luftschutzübung im College de Freres gegeben, der französisch-katholischen Schule, zu der ich ging, und wir mussten uns in einem Bunker im Untergrund bergen.

In unserem Haus bereiteten meine Mutter Clemence und meine ältere Schwester Rose, Vorräte von Nahrung und Was-serflaschen vor. Sie gaben meinen jüngeren Brüdern und mei-ner Schwester einige Ratschläge für den Notfall. In der ganzen

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Straße strichen die Leute die Scheinwerfer ihrer Autos schwarz und verhängten die Fenster ihrer Häuser.

Es war die erste Woche im Juni 1967. Nacht für Nacht hörte unsere Familie gespannt die Berichte im Radio Cairo, in unse-rer arabischen Muttersprache, denn wir wussten, dass der Krieg unmittelbar bevorstand. Nur wenige Tage zuvor, hatte der ägyp-tische Präsident Nasser bekanntgegeben, dass die ganze ägypti-sche Armee mobilisiert und einsatzbereit sein sollte. Als öffentli-che Demonstration ließ er große Teile der Armee durch die Stra-ßen von Kairo zum Sinai aufbrechen. Dies sollte der Kampf sein, der alle künftigen Kämpfe für immer beendet, indem der junge 19-jährige Staat Israel ein für alle Mal besiegt und zurück ins Meer getrieben werden sollte.

Nasser war auf dem Gipfel seiner Popularität, und die ganze arabische Welt schien von einem hysterischen Eifer erfüllt zu sein. Jordan, Syrien und der Libanon hatten sich für diese histo-rische Konfrontation verbündet, und auch Saudi Arabien, Kuwait, Irak und Algerien hatten versprochen, sie bei diesem Krieg zu unterstützen.

Die Menschen in Jaffa waren von Furcht erfüllt. Israel war von 250.000 arabischen Soldaten umringt, einschließlich der 100.000 ägyptischen Soldaten am Sinai. Es waren 2.000 Panzer und über 700 Kampfflugzeuge gegen Israel gezogen, die Israels Militärstärke bei weitem übertrafen.

„Warum?“, fragte ich wieder und wieder. „Warum geschieht dies? Warum wollen die Menschen kämpfen?“ Ich konnte es nicht verstehen.

Der Hass und die emotionale Bitterkeit, die plötzlich an die Oberfläche kam und sich in unserer Stadt ausbreitete, schockierten mich. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nichts von der tief verwur-zelten Feindseligkeit zwischen Arabern und Juden gewusst.

In unserem Haus waren die Dinge anders. Ja, wir sahen uns als Palästinenser, aber unsere Türen waren stets für Menschen

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aller Kulturen und Völker geöffnet. Mein Vater arbeitete für die israelische Regierung und wir hatten gute Freunde unter Mos-lems, Juden und Christen. Von der Religion her waren wir grie-chisch-orthodox, aber ich ging auf eine Schule, die von katholi-schen Nonnen geleitet wurde.

Jetzt, mit den nahenden Wolken des Krieges, spürten wir den Druck, dass wir Stellung für eine Seite beziehen sollten, und das gefiel mir überhaupt nicht. „Oh, wenn ich nur diesen Ort verlassen könnte“, sagte ich meinen Eltern. „Überall wäre es besser als hier.“

Ägypter, Römer und Türken

Jaffa war die einzige Heimat, die ich je gekannt hatte. In den 60-er Jahren war es eine geschäftige, hauptsächlich arabische Stadt am Mittelmeer, mit einer bewegten Geschichte. Jeden Tag ging ich die Jefet Straße zur Schule hinunter. Jefet ist das hebrä-ische Wort für Jafet – Noahs dritten Sohn – dem die Gründung dieser Stadt nach der Flut zugeschrieben wird.

Meine Brüder und ich spielten oft an den Docks, wo Jona das schicksalhafte Schiff nach Tarsis bestieg. Nur einige Schritte entfernt davon ist das Haus von Simon dem Gerber, wo Petrus sich aufhielt, als der Herr ihn beauftragte, das Evangelium den Heiden zu predigen.

Joppa (Jaffa) war eine kanaanäische Stadt, die auf der Tribut-liste von Pharao Thutmose im 15. Jhd. vor Christus stand, noch bevor Josua die Schlacht um Jericho kämpfte. Und es war der Ort, wo Hiram, der König von Tyrus, die Baumstämme für den Tempelbau von König Salomo verlud.

Die Winde des Krieges hatten meinen Geburtsort also nicht sehr freundlich behandelt. Jaffa wurde oft erobert, versklavt, zer-stört und wieder und wieder aufgebaut. Simon von Vespasian, die Mamluken, Napoleon und Allenby haben sie alle erobert. Dieser strategische Hafen wurde von den Phöniziern, Ägyptern,

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Philistern, Römern, Arabern, Muslimen und Türken beherrscht. Die Engländer übernahmen 1922 die Kontrolle, bis im Jahr 1948 der neue Staat Israel entstand.

Jaffa war – und ist immer noch – ein internationaler Schmelz-tiegel der Kulturen. Wenn Sie einen Spaziergang zu dem Wahr-zeichen des Jubilee-Uhren-Turmes machen, dann können Sie die Einheimischen in Französisch, Bulgarisch, Arabisch, Hebräisch und anderen Sprachen reden hören.

Während meiner Kindheit wurden die 100.000 Einwohner von Jaffa zunehmend von der explosiv wachsenden Bevölkerung von Tel Aviv im Norden vereinnahmt. Heute trägt die Metropole den offiziellen Namen Tel Aviv-Jaffa. Mehr als 400.000 Men-schen sehen dieses Gebiet als ihr zuhause an.

Die Klänge, der Anblick und die Gerüche dieser Stadt können nie aus meinem Gedächtnis gelöscht werden. Jedes Mal, wenn ich dort bin, pilgere ich direkt zu einer Bäckerei unter freiem Himmel, von Said Abou Elafia & Söhne in der Jefet Straße. Nichts an diesem Ort hat sich verändert. Sie machen noch immer ihre berühmte arabische Version von Pizza, mit Eiern gebacken auf Pitabrot. Der Stil hat sich herumgesprochen, und heute sieht man ähnliche kleine Bäckereien in ganz Israel. Dies war Jaffas erste Bäckerei im Jahr 1880 und sie ist heute noch im Besitz derselben Familie, vier Generationen später. Ich kriege nostalgi-sche Gefühle, wenn ich nur an ihre Bagels denke, an die za‘atar Brote (eine köstliche Teigware des Nahen Ostens, die mit Oli-venöl gebacken wird), an den Käse oder die gefüllten Zambuska Kartoffeln. Oh, sie sind gut!

„Der Barmherzige“

Wegen der wichtigen Stellung meines Vaters in Jaffa, erschie-nen uns die Bewohner von Jaffa wie eine erweiterte Familie, ungeachtet ihrer sozialen, ethnischen, politischen oder religiö-

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sen Hintergründe. Das Gebiet war ein Verwaltungsbezirk von Tel Aviv, und mein Vater Costandi Hinn, war ein Vermittler zwischen der Stadt und der israelischen Regierung. Er war ein imposanter Mann, 1,90 Meter groß, mit einer sanften, aber kraftvollen Persön-lichkeit. Er war wie geschaffen für diese Aufgabe.

Die meiste Zeit verbrachte mein Vater damit, Probleme zwi-schen Bürgern und der Regierung zu klären, sowie Arbeit für Leute in Not zu beschaffen. Er hatte Büros in Jaffa und Tel Aviv, und dennoch schien ein nie endender Strom von Leuten in unser Haus zu kommen, um ihm besondere Anliegen vorzutragen. Er wies die Leute nicht ab.

Die gebende Natur meines Vaters war nicht gespielt. Sie war Teil eines wohl gehüteten Erbes, das durch viele Generationen an uns weitergegeben worden war. Gleich nach dem 1. Weltkrieg siedelte der Urgroßvater meines Vaters und seine Familie – die Costandis – von ihrer Heimat in Griechenland nach Alexandria in Ägypten um. Sie glaubten, dort eine erfolgreiche Zukunft im Handel haben zu können. Einer seiner Söhne (der Großvater mei-nes Vaters) fing an, Nahrung und Bekleidung für die Armen zu beschaffen, und die Leute sagten „lasst uns zu El Hanoun gehen“, was auf Arabisch „der Barmherzige“ heißt.

Später fingen Leute an ihn „Hinn“ zu nennen, und der Name setzte sich durch. Da die Leute ihn ständig so riefen, und er nun in einer arabischen Kultur lebte, entschieden sie, seinen Famili-ennamen von Costandi zu Hinn zu ändern. Ich bin dankbar dafür, dass derselbe Geist der Großzügigkeit bis heute unsere Familie prägt. Vor kurzem hörte ich, dass einige meiner Verwandten, die in Ägypten geblieben sind, wieder den Namen Costandi ange-nommen haben.

Einige Jahre später siedelte einer der Hinn-Söhne (mein Großvater) von Ägypten nach Palästina um, und ließ sich in der blühenden, arabischen Stadt Jaffa nieder. Als er heiratete und sein erstes Kind, einen Jungen bekam, da nannte er ihn Costandi, um den griechischen Familiennamen zu ehren.

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Mit den Jahren teilte meine Mutter immer wieder Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend mit. Kürzlich berichtete sie mit einem Funkeln in den Augen, wie sie meinen Vater zum ersten Mal traf und sich in ihn verliebte.

Obwohl meine Mutter in Palästina geboren wurde, siedelte die Familie ihrer Mutter aus dem verarmten, südeuropäischen Armenien nach Beirut im Libanon um. Ihr Vater, Salem Salameh, war ein Palästinenser.

Nach einer typischen arrangierten Heirat, als sie gerade 16 Jahre alt waren, ließen sich die Eltern meiner Mutter in Jaffa nie-der, und unter ihren Kindern war ihre reizende Tochter Clemence, meine Mutter. Mein Großvater war ein Zimmermann, der aber auch als Aufseher in Orangenplantagen arbeitete.

Brechen von Tradition

Als junger Mann lebte Costandi Hinn in einem Palästina, das von England regiert wurde. Er diente von 1942 bis 1944 in der britischen Armee, und zog später nach Haifa, ungefähr 80 Kilo-meter nördlich an der Küste. Dort fand er Arbeit im Zollbüro des Hafens.

Von seiner Familie getrennt, als Fremder in einer Stadt, kam sein soziales Leben zum Erliegen. „Aber ich kenne dort doch niemanden“, antwortete er seinem Vater, als sie darüber sprachen, dass er um die Hand eines Mädchens anhalten solle.

Als Costandi auf Besuch nachhause kam, erzählte ihm eine seiner Tanten von einem hübschen armenischen Mädchen. „Ihr Name ist Clemence“, sagte sie ihm. „Und ihre Familie ist grie-chisch- orthodox.“ Diese Tatsache war sehr wichtig.

„Sie ist zu jung für mich“, rief Costandi aus, als er hörte, dass sie erst 14 Jahre alt war.

Als jedoch ein Treffen zwischen der Hinn und der Salameh-Familie arrangiert wurde, da änderte mein Vater schnell seine

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Meinung. Er sagte sich: „Sie ist wundervoll. Dieses Mädchen wird meine Frau.“

Nur einige Tage später besuchte er das Restaurant, das Herrn Salameh gehörte und fragte ihn, ob er ihn unter vier Augen spre-chen könne. Sehr nervös sagte Costandi: „Mein Herr, ich habe eine Bitte. Ich möchte etwas von Ihnen.“

Wegen dem Respekt, der zwischen den beiden Familien herrschte, antwortete er: „Was immer du willst. Ich werde es dir geben.“ Er lächelte und sagte: „Willst du meine Augen?“

„Nein“, antwortete Costandi. „Ich will Ihre Tochter Clemence.“Herr Salameh zögerte nicht und antwortete: „Ja! Ich freue

mich sehr. Wenn das dein Wille ist, dann soll sie dir gehören.“Als sich die Nachricht darüber, was geschehen war, rasch ver-

breitete, gab es eine große Bestürzung. „Das ist nicht die Weise, wie dies geschehen sollte!“, rief die verärgerte Großmutter aus. „Warum ging nicht sein Vater hin und bat auf rechte Weise um ihre Hand? Ein junger Mann geht doch nicht in ein Restaurant und trägt solch eine Bitte selber vor!“

Gemäß der Tradition des Mittleren Ostens – sogar bis zum heutigen Tag – werden Ehen zwischen den Eltern der Familien arrangiert. Um diese Tradition zu ehren, trugen die Eltern meines Vaters, diesen Heiratswunsch nochmals Herrn Salameh vor, und kurz darauf konnten alle lächeln.

Costandi kaufte einen goldenen Ring und setzte ihn stolz auf den Finger von Clemence. Leider wurden ihre Pläne der Hei-rat erst einmal durch Kräfte unterbrochen, die ganz Palästina erschüttern sollten.

Auseinander gerissen

Es war April 1948, und die Spannungen in Jaffa waren bereits auf den Straßen zu spüren. Autos wurden mit Brandbom-ben angezündet, Geschäfte wurden geplündert, Scharfschützen

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waren auf den Dächern postiert. Nacht für Nacht gerieten die Krawalle mehr aus der Kontrolle.

Seit 1922 war Palästina unter britischer Herrschaft gewesen, was sich jetzt dramatisch ändern sollte. Es war angekündigt wor-den, dass die Briten am 15. Mai, zusammen mit 100.000 bri-tischen Soldaten, die bis dahin den brüchigen Frieden bewahrt hatten, die Region verlassen würden. Der neue Staat Israel war dabei geboren zu werden, und sollte in Kürze von der Weltge-meinschaft offiziell als Staat anerkannt werden.

Seit dem Ende des 2. Weltkrieges waren hunderttausende von jüdischen Flüchtlingen in Jaffa und Haifa mit Schiffen an Land gegangen, und kehrten nun in ihr ursprüngliches Heimat-land zurück. Die Panik, die sich deswegen unter den Arabern ausbreitete, war beispiellos. Allein in Jaffa, ging die arabische Bevölkerung von 70.000 auf weniger als 4.000 Einwohner zurück. Familien verließen ihre Häuser und flohen nach Ägypten, Jordan, Syrien und Libanon.

Die Salameh-Familie packte all ihre Besitztümer und verließ die Stadt in Eile, um sich in Ramallah, einer Stadt nördlich von Jerusalem niederzulassen. Die Hinn-Familie, die sich der künfti-gen Entwicklung ungewiss war, entschied sich, in Jaffa zu blei-ben. Clemence und Costandi waren jetzt durch mehr als nur viele Kilometer getrennt. Zwischen ihnen lag nun eine von bewaffneten Soldaten kontrollierte Grenze, die niemand übertreten durfte.

Am 9. Mai 1948, nach einem vollständigen Zusammenbruch der Verwaltung, erklärten die verbleibenden Leiter von Jaffa die Stadt zu einer „offenen Stadt“, was so viel bedeutete, wie eine nicht verteidigte Stadt. Es würde hier keine weiteren Kämpfe geben, und die Stadt würde sich ganz der jüdischen Kontrolle unterwerfen.

Costandi erhielt einen sicheren Job in der Postverwaltung von Jaffa, aber sein Herz war in Ramallah. „Alles, woran ich denken konnte, war, einen Weg zu finden, um Clemence zu sehen“, sagte

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er. Er verbrachte Tage damit, sich geheime Pläne und Wege aus-zudenken, irgendwie doch die Grenze zu überschreiten und mit dem Mädchen nach Jaffa zurückzukehren, das er so sehr liebte.

Im Jahr 1949 teilte Costandi seiner Familie mit, dass er Urlaub von seiner Arbeit nehmen würde, um auf geheimen Weg nach Ramallah zu gehen. Ohne Aufsehen, machte er sich eines Nachts auf, und ging die Küste entlang zur Stadt Gaza. Dort kaufte er ein Ticket auf einem Boot, das nach Ägypten auslief, und reiste inkognito mit einem Bus nach Jordan.

Die Wiedervereinigung mit Clemence war das Risiko wert gewesen, aber das größte Hindernis lag noch vor ihnen. Wie würde er sie auf legale Weise zu sich nachhause zurückbringen? Wie und wann würden sie heiraten? Welche Dokumente würden erforderlich sein, damit sie eine legale Ehe schließen konnten?

„Dein Vater blieb für eine längere Zeit“, erzählte mir meine Mutter. „Und wir tauschten viel darüber aus, wie wir nach Jaffa zurückkehren konnten.“ Während dieser Zeit fand Costandi Arbeit beim Roten Kreuz in Amman.

Dann hatte Amal, die Mutter von Clemence, eine Idee. „Warum heiratet ihr nicht zweimal? Einmal hier in Ramallah, damit ihr legale Dokumente habt, und das zweite Mal in Jaffa, damit eure Ehe von den Israelis anerkannt wird?“

Der Plan funktionierte, und zur großen Erleichterung des jungen Ehepaares, nickten die Soldaten an der Grenze zustim-mend und erlaubten Costandi mit seiner 16-jährigen Braut in das Land einzureisen und nach Jaffa zurückzukehren.

„Bitte Herr!“

Unter der israelischen Herrschaft, begann Jaffas Haupthan-del, das Exportgeschäft von Zitrusfrüchten wieder zu boomen.

„Jaffa Orangen“, groß und saftig, wurden (und werden bis heute) in ganz Europa stark nachgefragt. Das Wort Jaffa, das auf eine

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Orange gestempelt wurde, bedeutete lediglich, dass eine Orange in Israel gewachsen war, und durch den Hafen von Jaffa ver-schifft worden war. Costandi, der die meisten führenden Leute im Hafen kannte, wurde bald als Inspektor eingestellt.

Für Clemence drehte sich das Leben um ihre Hingabe an ihren Ehemann und an die griechisch-orthodoxe Kirche. Aber es gab etwas, das ihr Kummer bereitete.

Im Dezember 1952 war Clemence im französischen St. Louis Krankenhaus in der Jefet-Straße, um ihr zweites Kind zur Welt zu bringen. Von ihrem Zimmer aus, dem dritten Fenster des Eckgebäudes dieses historischen Bauwerks von 1883, blickte sie auf die tief blauen Wasser des Mittelmeeres, das sich in die Unendlichkeit auszubreiten schien.

In der Ferne konnte sie eine schwarze Felsengruppe sehen, die Andromeda Felsen. Laut der griechischen Sage, war die Jungfrau Andromeda an einen dieser Felsen gekettet, als Perseus auf seinem geflügelten Pferd herabflog und das Seeungeheuer tötete und sie rettete.

Clemence ihrerseits wünschte sich, dass jemand zu ihr her-abfliegen und sie vor einem weiteren Jahr der Demütigungen und Schande retten würde. Obwohl sie tief religiös war, wusste sie nichts von einer persönlichen Beziehung mit dem Herrn. Aber in diesem einfachen Zimmer des Krankenhauses, traf sie auf ihre eigene Weise eine Vereinbarung mit Gott.

Sie ging zum Fenster und schaute in den Himmel auf und sprach aus der Tiefe ihres Seins: „Gott, ich habe nur eine Bitte. Wenn du mir einen Sohn schenkst, dann gebe ich ihn dir zurück.“ Nochmals wiederholte sie den Schrei ihres Herzens. „Bitte Herr. Wenn du mir einen Sohn gibst, dann gebe ich ihn dir zurück!“

„Ich sah sechs Lilien“

Sie müssen die Kultur des Mittleren Ostens verstehen, um die Zwangslage zu verstehen, in der sich meine Mutter befand.

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Das erste Kind, das Costandi und Clemence Hinn geboren wurde, war ein hübsches Mädchen mit dem Namen Rose. Aber in der Tradition der Vorfahren der Familie Hinn, hätte das erstge-borene Kind ein Sohn und Erbe sein sollen.

Sie konnte die gemeinen Worte von einigen der Familienmit-glieder noch immer in ihren Ohren hören. Sie tadelten sie wegen ihres Versagens, einen Sohn zur Welt zu bringen. „Schließlich“, ließ sie eine Verwandte wissen, „brachten alle deine Schwäge-rinnen auch Jungs zur Welt.“ Die üble Nachrede und der Spott ließen ihr oft die Tränen kommen. Sie fühlte Peinlichkeit und Scham. In dieser Nacht waren ihre Augen wieder von Tränen feucht, als sie einschlief.

Am nächsten Tag wurde ihr Wunsch erfüllt. Am Mittwoch, dem 3. Dezember 1952, um 2 Uhr nachmittags wurde ich geboren.

Als ich ein Junge war, erzählte meine Mutter mir einen Traum, den sie direkt nach meiner Geburt gehabt hatte. Ich dachte immer, der Traum handelte von einem Strauß Rosen, aber kürzlich erzählte sie mir, dass es Lilien waren.

„Ich sah sechs Lilien – sechs wunderschöne Lilien in meiner Hand“, sagte sie. „Und ich sah, wie Jesus in den Raum kam. Er kam zu mir und bat mich um eine dieser Lilien. Und ich gab ihm eine Lilie.“

Als sie aufwachte, fragte sich Clemence: „Was bedeutet die-ser Traum? Was kann das sein?“

Heute besteht unsere Familie aus sechs Jungs und zwei Mäd-chen, und meine Mutter vergaß nie ihre Vereinbarung mit Gott. Sie sagte: „Benny, du warst die Lilie, die ich Jesus gab.“

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