ERASMUS Erfahrungsbericht WS 2015/16 · Für ein Zimmer in der Innenstadt sollte man 400-500€...

3
ERASMUS Erfahrungsbericht WS 2015/16 Universidad Rey Juan Carlos – Madrid Warum Madrid? Schon früh stand für mich fest, dass ich mein Auslandssemester in Spanien absolvieren möchte. Die Kultur, die sympathische und offene Art der Spanier, die schöne Sprache und natürlich auch das sonnige Klima sind unschlagbare Argumente, dort seinen Erasmus-Aufenthalt zu verbringen. Madrid, Hauptstadt und Weltmetropole, war meine erste Wahl und ich bin sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Zum Einen wird hier Castellano gesprochen, also das Spanisch, welches wir in der Schule oder an der Uni lernen. Da mir der Kontakt zu Spaniern und das Einleben in ihre Kultur mit am wichtigsten war, hat dieser Punkt meine Entscheidung stark beeinflusst. Zum Anderen gefällt mir die Mischung aus dem touristischem Zentrum und den kleineren, belebten Vierteln, mit seinen malerischen Gassen. Wer sich ein paar Mal durch die Menschenmengen an der Gran Via und in der Umgebung von Sol geschlängelt hat, lernt die etwas ruhigeren, schönen Gassen von den Vierteln Malasaña und Chueca erst richtig zu schätzen. Während meines Auslandssemesters habe ich mich hier in Madrid so wohl gefühlt, dass ich meinen Aufenthalt recht spontan noch um ein Praktikum bei einer Marketingagentur verlängert habe. Denjenigen, die auch mit einem solchen Gedanken spielen, rate ich, dies so früh wie möglich zu entscheiden, denn zwei Monate vor Praktikumsbeginn ist der Bewerbungsschluss für ein ErasmusPlus-Stipendium. Vorbereitung Ein Auslandssemester erfordert viel Planung, aber dank zahlreicher Informationsmöglichkeiten des Auslandsbüros und des Hochschulbüros für Internationales kann man sich frühzeitig um alles Nötige kümmern. Zum Thema Bewerbung kann ich euch mit auf den Weg geben: Keine Sorge, wenn etwas nicht gleich auf Anhieb klappt. So gab es bei uns Probleme mit der Nominierung und die Bewerbungsunterlagen kamen leider auch verspätet an. Das war dann aber letzten Endes alles gar kein Problem, mit ein paar Anrufen von Francesca bei der URJC war alles schnell geklärt. Um im Ausland kostenlos Bargeld abheben zu können, empfiehlt es sich, ein entsprechendes Konto zu eröffnen, z.B. ein DKB Cash Konto. Des Weiteren habe ich bei meinem Vodafone-Handyvertrag gegen einen geringen Aufpreis eine Auslandsoption dazugekauft und mich bei dem Study Buddy Programm der URJC angemeldet. Um meine Spanischkenntnisse zu vertiefen, habe ich verschiedene Sprachkurse am FSZ belegt. Besonders viel gebracht hat mir ein Block-Intensiv Kurs in den Semesterferien, da man hier wirklich schnell Fortschritte erzielt. Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass ein gutes Spanischniveau für ein Erasmussemester in Madrid keineswegs eine Voraussetzung ist, da alle Kurse auch auf Englisch belegt werden können. Auf jeden Fall solltet ihr euch jedoch bei dem zweiwöchigen Intensiv-Sprachkurs an der URJC anmelden. Dieser kostet um die 200und fing bei uns in der letzten August-Woche an. Hier lernt man bereits die ersten Leute kennen und nachmittags bleibt genug Zeit, um zusammen die Stadt zu erkunden. Unterkunft Die meisten Erasmusstudenten haben sich in den ersten Wochen nach der Ankunft vor Ort ein WG-Zimmer im Zentrum gesucht. Hilfreiche Seiten sind idealista, pisocompartido und Palacio de Cibeles, Madrid

Transcript of ERASMUS Erfahrungsbericht WS 2015/16 · Für ein Zimmer in der Innenstadt sollte man 400-500€...

  • ERASMUS Erfahrungsbericht WS 2015/16 Universidad Rey Juan Carlos – Madrid

    Warum Madrid? Schon früh stand für mich fest, dass ich mein Auslandssemester in Spanien absolvieren möchte. Die Kultur, die sympathische und offene Art der Spanier, die schöne Sprache und natürlich auch das sonnige Klima sind unschlagbare Argumente, dort seinen Erasmus-Aufenthalt zu verbringen. Madrid, Hauptstadt und Weltmetropole, war meine erste Wahl und ich bin sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Zum Einen wird hier Castellano gesprochen, also das Spanisch, welches wir in der Schule oder an der Uni lernen. Da mir der Kontakt zu Spaniern und das Einleben in ihre Kultur mit am wichtigsten war, hat dieser Punkt meine Entscheidung stark beeinflusst. Zum Anderen gefällt mir die Mischung aus dem touristischem Zentrum und den kleineren, belebten Vierteln, mit seinen malerischen Gassen. Wer sich ein paar Mal durch die Menschenmengen an der Gran Via und in der Umgebung von Sol geschlängelt hat, lernt die etwas ruhigeren, schönen Gassen von den Vierteln Malasaña und Chueca erst richtig zu schätzen. Während meines Auslandssemesters habe ich mich hier in Madrid so wohl gefühlt, dass ich meinen Aufenthalt recht spontan noch um ein Praktikum bei einer Marketingagentur verlängert habe. Denjenigen, die auch mit einem solchen Gedanken spielen, rate ich, dies so früh wie möglich zu entscheiden, denn zwei Monate vor Praktikumsbeginn ist der Bewerbungsschluss für ein ErasmusPlus-Stipendium. Vorbereitung Ein Auslandssemester erfordert viel Planung, aber dank zahlreicher Informationsmöglichkeiten des Auslandsbüros und des Hochschulbüros für Internationales kann man sich frühzeitig um alles Nötige kümmern. Zum Thema Bewerbung kann ich euch mit auf den Weg geben: Keine Sorge, wenn etwas nicht gleich auf Anhieb klappt. So gab es bei uns Probleme mit der Nominierung und die Bewerbungsunterlagen kamen leider auch verspätet an. Das war dann aber letzten Endes alles gar kein Problem, mit ein paar Anrufen von Francesca bei der URJC war alles schnell geklärt. Um im Ausland kostenlos Bargeld abheben zu können, empfiehlt es sich, ein entsprechendes Konto zu eröffnen, z.B. ein DKB Cash Konto. Des Weiteren habe ich bei meinem Vodafone-Handyvertrag gegen einen geringen Aufpreis eine Auslandsoption dazugekauft und mich bei dem Study Buddy Programm der URJC angemeldet.

    Um meine Spanischkenntnisse zu vertiefen, habe ich verschiedene Sprachkurse am FSZ belegt. Besonders viel gebracht hat mir ein Block-Intensiv Kurs in den Semesterferien, da man hier wirklich schnell Fortschritte erzielt. Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass ein gutes Spanischniveau für ein Erasmussemester in Madrid keineswegs eine Voraussetzung ist, da alle Kurse auch auf Englisch belegt werden können. Auf jeden Fall solltet ihr euch jedoch bei dem zweiwöchigen Intensiv-Sprachkurs an der URJC anmelden. Dieser kostet um die 200€ und fing bei uns in der letzten August-Woche an. Hier lernt man bereits die ersten Leute kennen und nachmittags bleibt genug Zeit, um zusammen die Stadt zu erkunden. Unterkunft Die meisten Erasmusstudenten haben sich in den ersten Wochen nach der Ankunft vor Ort ein WG-Zimmer im Zentrum gesucht. Hilfreiche Seiten sind idealista, pisocompartido und

    PalaciodeCibeles,Madrid

  • helpmadrid. Für ein Zimmer in der Innenstadt sollte man 400-500€ Miete incl. Nebenkosten einplanen. Wer lieber in Uni-Nähe wohnen möchte, wird weniger zahlen. Allerdings lohnt sich der Aufpreis für eine Wohnung im Zentrum, denn so oder so wird man dort die meiste Zeit verbringen und dafür nimmt man auch gerne den langen Weg zur Uni (ca. 45min) in Kauf. Alle Viertel des Zentrums außer Lavapiés würde ich als gute und sichere Wohngegenden weiterempfehlen. Wer eine Wohnung in Malasaña, Chueca, Chamberí oder Salamanca mietet, hat meiner Meinung nach eine optimale Gegend gefunden. Chueca und Malasaña sind immer mehr zu den Trend-Vierteln mit originellen, hippen Bars, Restaurants und Clubs geworden. In Salamanca wohnen viele Erasmus-Studenten in sehr großen WGs mit bis zu 15 Leuten.

    Ich selber habe mein Zimmer schon von Deutschland aus über die Seite aluni.net gefunden und bin mehr als zufrieden gewesen. Aluni ist eine spanische Agentur, die nur an Studenten vermietet. Die Wohnungen sind entweder reine Mädels- oder reine Männer-WGs. Das Zimmer war zwar recht klein, sah aber exakt so aus, wie es auf den Bildern im Internet zu sehen war. Darauf sollte man sich bei anderen Agenturen aber auf keinen Fall verlassen. Die gesamte 5-er WG war gut ausgestattet, groß, sauber und gemütlich. Die Lage hätte für mich nicht besser sein können: Das meiste ließ sich von dort aus zu Fuß zu erreichen, und mit den Metro-Stationen Bilbao und Alonso Martinez in der Nähe, war ich auch sonst sehr gut angebunden. Das Viertel selber war schön, sauber, ruhig und gehört allgemein mit zu den beliebtesten Wohngegenden. Ich habe genau die gleiche Miete gezahlt wie andere Erasmus-Studenten, die in weitaus weniger schönen Wohnungen gelebt haben. Ich hatte das Glück hauptsächlich mit Spanierinnen zusammen zu wohnen und so hat sich mein Spanisch sehr schnell verbessert. In meinen Mitbewohnerinnen habe ich tolle Freunde gefunden und wir haben viel gemeinsam unternommen. Die URJC Nach Abschluss des Sprachkurses ging es auch schon direkt weiter mit den ersten Vorlesungen. Eine Einführungswoche für Erasmus-Studenten gibt es leider nicht, nur einen Vormittag mit Info-Veranstaltungen und einer Führung über den Campus. Die ersten Wochen hat man Zeit, sich alle Kurse anzugucken und muss erst danach eine endgültige Wahl treffen. Von uns ist fast keiner bei seiner ursprünglichen Kurswahl, wie sie auf dem Learning Agreement eingetragen ist, geblieben. Neben einem weiteren Spanisch-Sprachkurs habe ich während des Semesters Analitic Accounting, Commercial Management, Corporate Decision Methods, Psicología aplicada al Marketing und einen Excel-Kurs mit Namen „New Technologies in International Relations“ belegt. Dieser Kurs hat sich wirklich gelohnt: Man ist danach wirklich fit in Excel, bekommt 6 Credits angerechnet und am Ende sogar ein offizielles Microsoft Specialist Zertifikat. Für diejenigen, die einigermaßen gut Spanisch verstehen, kann ich den Kurs Psicología aplicada al Marketing empfehlen. Die Themen sind interessant und ganz nebenbei lernt man viele neue Vokabeln.

    Abraten würde ich von dem Kurs Corporate Decision Methods. Der Dozent sprach Englisch mit einem so starken Akzent, dass es fast unmöglich war, ihn zu verstehen und die Klausur stand in keinem Verhältnis zu den Übungsaufgaben oder der Probeklausur. Generell solltet ihr wissen, dass bei mathematischen Klausuren, die mit Multiple Choice abgefragt werden, trotzdem der Rechenweg so detailliert wie in den deutschen Klausuren aufgeschrieben werden muss. Sonst gibt es keinen Punkt auf die Antwort, selbst wenn diese richtig ist. Dies ging aus den Hinweisen auf der Klausur nicht eindeutig hervor, und so haben die meisten nur Teile des Rechenwegs aufgeschrieben. Ein Großteil der Erasmus-Studenten hat deswegen die Klausur und somit den ganzen Kurs nicht bestanden.

  • Die anderen Kurse waren dafür aber umso einfacher, der Stoff wurde weitaus weniger detailliert behandelt als es an unserer Universität in Hannover der Fall gewesen wäre. Insgesamt fühlt man sich ein wenig in Schulzeiten zurückversetzt: Die Klassen sind eher klein, es gibt Hausaufgaben und Gruppenarbeiten und der Umgang der Dozenten ist wesentlich persönlicher als man es aus dem Grundstudium WiWi in Hannover gewohnt ist. Dies war zu Anfang erstmal eine Umstellung, die Kurse haben aber die meiste Zeit Spaß gemacht. Das Leben in Madrid Madrid ist eine unglaublich lebendige Stadt, die eine unerschöpfliche Menge an Freizeit-Aktivitäten zu bieten hat. Ausgegangen bin ich meist mit meinen Freunden in den Vierteln Malasaña, Chueca, Salamanca und Chamberí. Oft haben wir uns auch in einer Rooftop-Bar getroffen, um einen Tinto de Verano (Rotwein mit Limonade) zu trinken. Das Erasmus-Leben spielt sich eher in der Nähe von Sol ab. Ein Highlight ist für mich das Food-Truck-Festival „Madreat“, welches einmal pro Monat stattfindet.

    Wer Lust hat zu reisen, hat mit Madrid den besten Ausgangspunkt. Von hier lässt sich fast jede Stadt in Spanien und auch im Ausland gut erreichen. Organisierte Reisen zu günstigen Preisen zusammen mit vielen Erasmus-Studenten bieten die Organisationen Citylife, Smart Insiders und BeMadrid an. Auf jeden Fall sollte man einen Tag in der wunderschönen Stadt Toledo verbringen, die man als Inhaber einer „Metro Madrid Abono Joven- Card“ mit den Alsa-Bussen vom Plaza Elíptica täglich kostenlos erreichen kann. Eine solche Metro-Card kostet 20€ pro Monat und kann

    über das Internet beantragt werden. Die Karte wird dann innerhalb der nächsten 7-15 Tage per Post an die spanische Adresse geschickt. Ansonsten kann sie aber auch vor Ort in einem der Büros beantragt werden, dazu muss man vorher einen Termin machen. (Links s.u.) Fazit Die vier Monate Auslandssemester waren eine unglaublich schöne und aufregende Zeit, in der ich nicht nur viele neue Freunde gefunden, sondern mich auch selber ein gutes Stück weiterentwickelt habe. Jeder wird irgendwann vor ein Problem gestellt, und dies in einer fremden Sprache und ohne weitere Unterstützung zu lösen, macht einen reifer und selbstbewusster. Die weitverbreitete Aussage, dass es als Erasmus-Student schwierig sei, mit Spaniern in Kontakt zu kommen, kann ich nicht bestätigen. Ich habe die Spanier als sehr offene, unternehmungslustige, spontane, fröhliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt, die immer bemüht waren, mich in ihren Freundeskreis zu integrieren. So habe ich beide Seiten kennenlernen können: Das Erasmus-Leben und „La vida española“.

    Also: Wenn ihr euch noch nicht sicher seid, ob ihr die Kosten und Mühen eines Auslandssemester wirklich auf euch nehmen wollt, gebt euch einen Ruck! Ich kenne niemanden, der diese Entscheidung nicht als eine der besten seines Lebens bezeichnet J Nützliche Links: Metro-Karte: http://www.crtm.es/billetes-y-tarifas/nueva-tarifa-abono-joven.aspx Fernbusse: https://www.alsa.es/?gclid=CNitgfaD1MsCFRS6GwodBdsFQw

    PuentedeAlcántara,Toledo