Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1...

7
1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski Inhaltsverzeichnis 1) Bewerbungsphase 2) Vorbereitung 3) Studium 4) Leben in Kyoto 5) Fazit *Bemerkung: Die Kyoto University – Graduate School of Management wird im Folgenden nur noch als Graduate School of Management bezeichnet. 1) Bewerbungsphase Mein Auslandssemester startete für mich bereits über ein Jahr zuvor mit der Bewerbung für das Fakultätspartnerschaftsprogramm der TUM School of Management. Wichtig anzumerken ist, dass mit der Bewerbung ein Nachweis über Grundkenntnisse in Japanisch erbracht werden muss. Nach der Bestätigung durch die TUM muss sich zusätzlich an der Graduate School of Management beworben werden, was aber meiner Erfahrung nach nur noch ein formaler Prozess ist. Insgesamt war der Bewerbungsprozess unproblematisch und die Unterstützung der TUM, als auch der Graduate School of Management war sehr gut. Einzig das Gesundheitszeugnis, welches von der Kyoto University bei der Bewerbung verlangt wird und wofür es keine Vorlage gibt, stellte stellte mich zu Beginn vor ein Problem. Nach mehrmaligen Nachfragen wurde dann aber eine einfache Vorlage aus dem Internet akzeptiert, welche vom Hausarzt auszufüllen ist. 2) Vorbereitung Visum: Nach der Annahme durch die Graduate School of Management wird das sogenannte „Certificate of Eligibility“ zugesendet, welches eine Art Bürgschaft der Universität für den zukünftigen Austauschstudenten darstellt. Zusammen mit diesem Zertifikat und verschiedenen Formularen, kann sich anschließend um ein Visum beworben werden. Nach erfolgreicher Bearbeitung durch die japanischen Behörden, wird eine Bestätigung für das Visum zugesendet, mit dem dann in jedem japanischen Konsulat und der japanischen Botschaft das Visum in den Reisepass eingetragen werden kann. Das Visum ist für Deutsche Staatsbürger kostenlos, beansprucht jedoch einige Tage Bearbeitungszeit, die auf jeden Fall berücksichtigt werden sollte. Mein Visum war ein Jahr gültig und hatte den Multiple-Entry Status, was Reisen in benachbarte Länder während des Auslandssemesters ermöglicht. Sowohl die Kyoto University als auch die Internetseite der japanischen Botschaft bietet einen sehr guten Leitfaden zum Prozess der Visumsbewerbung, weshalb ich an dieser Stelle auf weitere Einzelheiten verzichte. Anreise: Die Anreise nach Japan ist denkbar einfach, eine Vielzahl von Fluggesellschaften steuern den internationalen Flughafen Osaka-Kansai (KIX) an. Lufthansa hat derzeit eine Sonderregelung für Japan, die es erlaubt zwei

Transcript of Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1...

Page 1: Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski

1

Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski Inhaltsverzeichnis

1) Bewerbungsphase 2) Vorbereitung 3) Studium 4) Leben in Kyoto 5) Fazit

*Bemerkung: Die Kyoto University – Graduate School of Management wird im Folgenden nur noch als Graduate School of Management bezeichnet. 1) Bewerbungsphase Mein Auslandssemester startete für mich bereits über ein Jahr zuvor mit der Bewerbung für das Fakultätspartnerschaftsprogramm der TUM School of Management. Wichtig anzumerken ist, dass mit der Bewerbung ein Nachweis über Grundkenntnisse in Japanisch erbracht werden muss. Nach der Bestätigung durch die TUM muss sich zusätzlich an der Graduate School of Management beworben werden, was aber meiner Erfahrung nach nur noch ein formaler Prozess ist. Insgesamt war der Bewerbungsprozess unproblematisch und die Unterstützung der TUM, als auch der Graduate School of Management war sehr gut. Einzig das Gesundheitszeugnis, welches von der Kyoto University bei der Bewerbung verlangt wird und wofür es keine Vorlage gibt, stellte stellte mich zu Beginn vor ein Problem. Nach mehrmaligen Nachfragen wurde dann aber eine einfache Vorlage aus dem Internet akzeptiert, welche vom Hausarzt auszufüllen ist. 2) Vorbereitung Visum: Nach der Annahme durch die Graduate School of Management wird das sogenannte „Certificate of Eligibility“ zugesendet, welches eine Art Bürgschaft der Universität für den zukünftigen Austauschstudenten darstellt. Zusammen mit diesem Zertifikat und verschiedenen Formularen, kann sich anschließend um ein Visum beworben werden. Nach erfolgreicher Bearbeitung durch die japanischen Behörden, wird eine Bestätigung für das Visum zugesendet, mit dem dann in jedem japanischen Konsulat und der japanischen Botschaft das Visum in den Reisepass eingetragen werden kann. Das Visum ist für Deutsche Staatsbürger kostenlos, beansprucht jedoch einige Tage Bearbeitungszeit, die auf jeden Fall berücksichtigt werden sollte. Mein Visum war ein Jahr gültig und hatte den Multiple-Entry Status, was Reisen in benachbarte Länder während des Auslandssemesters ermöglicht. Sowohl die Kyoto University als auch die Internetseite der japanischen Botschaft bietet einen sehr guten Leitfaden zum Prozess der Visumsbewerbung, weshalb ich an dieser Stelle auf weitere Einzelheiten verzichte. Anreise: Die Anreise nach Japan ist denkbar einfach, eine Vielzahl von Fluggesellschaften steuern den internationalen Flughafen Osaka-Kansai (KIX) an. Lufthansa hat derzeit eine Sonderregelung für Japan, die es erlaubt zwei

Page 2: Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski

2

Gepäckstücke (a 23kg) von und nach Japan bei der Buchung des Economy-Tarifs mitzuführen (Stand 10/2015). Hier gilt es die genauen Preise zu vergleichen, da andere Airlines oft hohe Gebühren für Übergepäck erheben. Vom Flughafen aus gibt es einen Shuttle Bus zur Kyoto Station, eine Reservierung ist nicht notwendig. Kostenpunkt hierfür rund 2500 Yen (Stand August 2015). Alternativ kann auch die Bahn benutzt werden, welche eine ähnliche Fahrtzeit hat, jedoch mindestens einen Umstieg in Osaka erfordert. Je nachdem wo die eigene Unterkunft liegt, kann ab der Kyoto Station, der Bus, das Taxi oder die lokale Bahn zur Weiterfahrt genutzt werden. Anrechnung: Um die Anrechenbarkeit verschiedener Kurse habe ich mich im Vorfeld kaum gekümmert, da ich wusste, dass im Masterstudiengang TUM-BWL 12 ECTS als wirtschaftswissenschaftliches Wahlfach anrechenbar sind. Die an der Graduate School of Management angebotenen Kurse haben 2 Credits, was 6 ECTS entspricht. Die Vorlesung Business Negotiation, welche sehr empfehlenswert ist, wird zudem als Äquivalent für die vom Lehrstuhl Mohnen angebotene Vorlesung Negotiation Strategies akzeptiert. Sprachkurs: Die Kyoto University bietet für alle Austauschstudenten eine Vielzahl von Japanisch Kursen an, welche sich sowohl im Niveau als auch in den Wochenstunden stark unterscheiden. Ich habe eine Kombination aus Konversationskurs und Grammatikkurs gewählt, welche jeweils 1,5 Stunden pro Woche unterrichtet wurden. Eine gute Übersicht und wenn gewünscht eine Beratung zu den Kursen erhaltet Ihr im International Office neben dem Glockenturm. Stipendium: Ich hatte kein Stipendium während des Auslandssemesters, weshalb ich wenig dazu sagen kann. Viele ausländische Kommilitonen an der Graduate School hatten jedoch ein Stipendium von japanischen Stipendiengebern. Es lohnt sich also hier gegebenenfalls im Vorfeld eure Kontaktperson an der Graduate School gezielt darauf anzusprechen. Wohnen: Die Kyoto University bietet verschiedene Wohnheime an auf die die sich Austauschstudenten bewerben können. Diese unterscheiden sich zum Teil deutlich in Preis, Ausstattung und Nähe zum Innenstadtcampus. Da die Vorlesungen der Graduate School oft Management direkt auf dem Innenstadtcampus stattfinden, bietet sich ein Wohnheim in der Nähe an. Ich entschied mich daher für das Yoshida International House, ein sehr modernes, erst 2013 eröffnetes Wohnheim. Vorteile sind die direkte Lage auf dem Campus, das eigene Bad und die Küche und die vielen Annehmlichkeiten wie Bettwäscheservice und die Ausleihmöglichkeiten von Haushaltsgeräten wie Bügeleisen und Staubsauger. Nachteile sind das kaum Vorhandende Sozialleben zwischen den Bewohnern und der hohe Preis (ca. 40.000 Yen) im Vergleich zu anderen Wohnheimen. Von Freunden habe ich gehört, dass sie mit folgenden Wohnheimen auch sehr zufrieden waren: Shugakuin, Hyakumanben. Von der Anmietung eines eigenen Apartments auf dem privaten Mietmarkt rate ich für den Zeitraum eines Semesters eher ab, da dies in Japan sehr bürokratisch und nicht ganz trivial ist.

Page 3: Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski

3

3) Studium Vorlesungen: Die Graduate School of Management gibt in den offiziellen Richtlinien vor, dass Austauschstudenten fünf Vorlesungen aus der Vielzahl der angebotenen Kurse pro Semester belegen müssen. Diese Vorgabe wird jedoch nicht sehr strikt behandelt, weshalb ich nur drei Kurse belegt habe. Zum einen bleibt dadurch mehr Zeit die japanische Kultur durch verschiedenste Aktivitäten kennen zu lernen und zum anderen besteht die Möglichkeit Kurse außerhalb des eigenen Studienfaches zu belegen. Kurse im KUINEP kann ich sehr empfehlen, diese sind zwar auf Bachelor-Niveau und damit nicht anrechenbar, jedoch thematisch zum Teil sehr interessant. An der Graduate School of Management habe ich mich für die Kurse Business Negotiation, Business Modeling und Game Theory entschieden. Sowohl im Bezug auf die Vorlesungsqualität als auch das vermittelte Wissen waren die Kurse sehr unterschiedlich, weshalb ich im Folgenden detailliert auf jeden eingehen werde:

Business Negotiation Professor: Prof. William Baber Inhalt Die Vorlesung basiert auf dem Buch „Practical

Business Negotiation“ von Professor Baber und gibt einen guten Überblick über die Grundlagen der Verhandlungsführung. Das vermittelte theoretische Wissen wird während der Vorlesung stets in kleinen Rollenspielen angewendet. Das Highlight sind die zwei großen Rollenspiele, in welchem jedem Team ein Gegenpart einer europäischen Universität zugeteilt wird. Vorarbeit, Verhandlung als auch die Fixierung der Ergebnisse in Form von Verträgen liegt dabei im Aufgabenbereich der Studententeams. Die sehr gelungene Verknüpfung von Theorie und Praxis führt zu einem echten Mehrwert für die Studenten.

Präsentation Die Inhalte werden auf Basis des Buches „Practical Business Negotiation“ präsentiert, wobei jeder Student eine kostenlose Kopie der behandelten Kapitel erhält. Obwohl sich die Präsentation hauptsächlich auf das Buch stützt, kam nie lange Weile auf, was zum einen an den guten Anmerkungen von Professor Baber und zum anderen an den an den immer wiederkehrenden praktischen Kurzübungen lag.

Arbeitsaufwand hoch Prüfung kleine Tests während des Semesters, praktische

Übungen in den Vorlesungen, Rollenspiele mit Studenten anderer Universitäten

Page 4: Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski

4

Empfehlung Definitiv ja (Vorlesung gehört zu den Besten meines gesamten Studiums)

Business Modeling

Professor: Prof. Dimitris Karagiannis

Inhalt Grundlagen zur Modellierung von Geschäftsprozessen werden erläutert. Dabei werden sowohl theoretische Grundlagen, als auch Praxisbeispiele behandelt. Dabei blieb die Vorlesung sowohl bei den behandelten Themengebieten als auch bei der Tiefe des Stoffes hinter meinen Erwartungen zurück. In der Feedback-Runde wurde jedoch angekündigt, dass die Vorlesung thematisch überarbeitet wird, weshalb zukünftige Studenten sich über etwaige Änderungen informieren sollten.

Präsentation Die Inhalte werden verständlich mithilfe von PP-Folien präsentiert. Handschriftlichen Erläuterungen ist zum Teil schwer zu folgen.

Arbeitsaufwand mittel Prüfung Hausarbeit über ein vorher gewähltes Thema im

Bereich Geschäftsprozessmodellierung Empfehlung eher ja (Vorlesung wird thematisch überarbeitet)

Game Theory

Professor: Prof. Kiyoshi Kobayashi Inhalt Grundlegende Konzepte der Spieltheorie werden

vermittelt, wobei die einzelnen Themengebiete meist nur sehr oberflächlich behandelt werden. Die präsentierten Beispiele sind eher einfach und nicht wirklich praxisnah. Fallbeispiele werden durch die Studenten selbstständig in Hausaufgabenblättern bearbeitet.

Präsentation Das Vorlesungstempo ist sehr niedrig, was die Vorlesung oft langatmig wirken lässt. Es existiert zudem eine gewissen Sprachbarriere, was das Verstehen der Inhalte oft erschwert.

Arbeitsaufwand gering-mittel Prüfung bewertete Hausaufgaben, Hausarbeit zum Ende des

Semesters in der verschiedene vorgegebene Fragestellungen bearbeitet werden müssen

Empfehlung eher nein

Page 5: Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski

5

Ausstattung der Universität: Die Graduate School of Management ist durchweg sehr gut ausgestattet. Die Vorlesungsräume sind im guten Zustand und gut ausgerüstet. Den Studenten stehen mit Lernräumen und Gruppenarbeitsräumen genug Kapazitäten zur Verfügung, sodass auch nicht zur Hauptzeit im Semester um Plätze gekämpft werden muss. In den Räumen gibt es Drucker und Kopiergeräte, die von den Studenten umsonst benutzt werden können. Eine große Auswahl an Fachliteratur (auch Englisch) gibt es in der Bibliothek, wofür jedoch ein Bibliotheksausweis beantragt werden muss. Sprachkurse: Die Kyoto University bietet Japanisch-Kurse auf allen Stufen und in unterschiedlichen Intensitäten an. Einen guten Überblick und eine fundierte Beratung bietet das International Office neben dem Glockenturm. 4) Leben in Kyoto Kosten: Die Lebensunterhaltskosten in Kyoto sind mit München vergleichbar. Mit einem Budget von 1000-1500 € pro Monat lässt es sich gut leben in Kyoto und einige Ausflüge sollten damit auch möglich sein. Eine kleine Budgetplanung vor dem Auslandssemester schadet aber auf jeden Fall nicht und erfahrungsgemäß findet man sich dann doch öfters in der Lieblingsbar wieder als anfangs geplant. Was ist teurer in Kyoto? (vgl. München): Lebensmittel im Supermarkt (insb. Gemüse und Früchte), Monatskarte Nahverkehr Was ist günstiger in Kyoto?: (vgl. München) Restaurantbesuche, Mensa (Preis-Leistung), Taxi, Alkohol, Bar/Disco, Elektronikartikel (Laptops ca. 30%) Freizeit: Das Angebot von Freizeitaktivitäten an der Kyoto Universität ist sehr groß. Dabei organisieren sich die Studenten meist selbstständig in Clubs und Zirkeln, wobei die Zirkel die gemäßigtere und weniger zeitintensive Variante darstellt. Die Mitgliedschaft ist meist kostenlos, jedoch sollte eine gewisse Kommunikationsfähigkeit auf Japanisch vorhanden sein, da die Englischkenntnisse der meisten Studenten eher gering sind. Außerhalb der Universität laden zahlreiche Restaurant und Bars zum verweilen ein. Wer ein wenig in die japanische Badekultur eintauchen will, kann den Besuch eines Onsens wagen.

Page 6: Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski

6

Sehenswürdigkeiten: Wer japanische Kultur sucht ist in Kyoto genau richtig, nicht umsonst gilt die Stadt als uneingeschränkte Kulturhauptstadt Japans. Aus Respekt vor den Baudenkmälern wurde die Stadt im zweiten Weltkrieg von den Bombardierungen verschont, weshalb die kulturellen Bauten sehr gut erhalten sind. Wer ein Faible für Tempel und Schreine hat, kann sich hier auf jeden Fall während des Auslandssemester voll Ausleben und wird am Ende noch nicht mal alles gesehen haben. Aber auch die umliegenden Städte wie Nara, Osaka und Kobe sind einen Besuch wert. Positiv für das Studentenbudget ist der meist kostenlose Eintritt in Tempel und Schreine. Kultur: Die japanische Kultur unterscheidet sich von der deutschen in vielen Facetten. Die Gewöhnung mag dem Einen eher schwerer, dem Anderen eher leichter fallen. Grundsätzlich sind Japaner sehr nette Menschen und fast immer sehr hilfsbereit. Das Verhalten gegenüber Ausländern ist von Neugierde, aber auch einer nicht allzu geringen Portion von Skepsis gekennzeichnet. Sowohl in der Stadt, als auch auf dem Campus wird man häufig angestarrt, was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig sein kann. Der Einfluss von Shintoismus und Buddhismus ist allgegenwärtig, was auch an dem sehr starken Kulturfokus der Stadt liegt. An viele Eigenheiten der Japaner, wie das Suppeschlürfen und ständige Tragen von Masken und Fahrrad fahren auf dem Fußweg muss man sich einfach gewöhnen. Die anderen gesellschaftlichen Normen macht aber auch irgendwo den Reiz aus und lässt einen abwechselnd lachen, den Kopf schütteln oder einfach nur ungläubig gucken. Wer Fleisch mag, ist genau richtig in Japan, da es in den unterschiedlichsten Zubereitungen und Gerichten serviert wird. Ich, als bekennender Sushi-Liebhaber war sehr begeistert von dem günstigen und doch qualitativ sehr guten Angebot. Die Uni-Mensa bietet hier einen guten ersten Anlaufpunkt, da das Essen sehr lecker und preisgünstig ist. Klima: Das Wetter ist ungefähr Vergleichbar mit dem in Deutschland, wobei der Winter etwas milder und der Sommer etwas heißer ist. Ins besonders beginnt der Frühling etwas eher mit der weltbekannten Kirschblüte und der Herbst zieht sich etwas länger mit einer Farbenshow der Laubbäume. Bereits bei meiner Ankunft Anfang April war es bereits angenehm warm mit 20 Grad, wobei einzelne kühle Tage mit um die 10 Grad dabei waren. Der darauffolgende Mai war der schönste Monat, mit Temperaturen um die 25 Grad und Sonne pur stellte sich schnell das Sommergefühl ein. Ab Ende Mai beginnt eine kurze 3-4 Wochen andauernde Regenperiode, bevor der heiße, feuchte Sommer ab Juli in Kyoto Einzug hält.

Page 7: Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto… · 2016-10-06 · 1 Erfahrungsbericht Auslandssemester - Sommersemester 2015 in Kyoto, Japan Von Jan Kowalski

7

Reisen: Japan bietet sehr viele Möglichkeiten zu Reisen. Zuerst sollte man sich die umliegenden Städte der Kansai-Region (Osaka, Nara, Kobe) vornehmen. Tagesausflüge sind hier auf jeden Fall machbar. Aber auch weiter entfernt liegende Städte sind aufgrund des guten Verkehrsnetzes schnell erreicht. Busse sind dabei die günstigste Varianten. Wer das Geld hat und einmal die Deutsche Bahn in gut erleben möchte, sollte nicht zögern ein Ticket für den Shinkansen zu kaufen. Regulär eingeschriebene Studenten der Kyoto University erhalten Rabatt auf Shinkansen-Tickets, es lohnt sich also einen japanischen Freund bei dem Kauf der Tickets dabei zu haben. Wer weiter entfernte Ziele in Japan oder in den Nachbarländern erkunden möchte, kann bequem das Flugzeug ab Osaka-Kansai Airport nehmen. Als sehr günstige Variante hat sich hier die Billigfluglinie Peach erwiesen. 5) Fazit Am Ende eines Auslandssemesters steht die Frage würde ich es noch mal machen. Die klare Antwort hier ist JA!.. Sprachlich, kulinarisch aber vor allem kulturell gibt es so viel zu entdecken. Wer sich selbst als Abenteurer betrachtet, sollte sich diese Chance also auf keinen Fall entgehen lassen!