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1 Erfassung Hügelbauender Waldameisen 2013 Inhaltsverzeichnis Erfassung Hügelbauender Waldameisen 2013 ...................................................................................... 1 Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................... 1 1. Einleitung ..................................................................................................................................... 2 1.1 Was wird erfasst? ................................................................................................................ 3 1.2 Wie wird erfasst?....................................................................................................................... 4 1.3 Wann wird erfasst? ................................................................................................................... 4 1.4 Erfasste Fläche ........................................................................................................................... 4 2. Ergebnisse der Erfassung 2013........................................................................................................ 6 2.1 Verteilung der Arten .................................................................................................................. 6 2.2 Räumliche Verteilung der Arten ................................................................................................ 8 2.3 Verteilung der Arten im Erfassungsgebiet ................................................................................ 9 Formica polyctena ....................................................................................................................... 9 Formica rufa .............................................................................................................................. 10 Formica pratensis ...................................................................................................................... 11 Formica sanguinea..................................................................................................................... 12 Formica truncurum.................................................................................................................... 13 2.4 Lichtverhältnisse ...................................................................................................................... 14 2.5 Nestlage der Ameisennester ................................................................................................... 17 2.6 Interessante Einzelnester ........................................................................................................ 19 3. Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................................... 19

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Erfassung Hügelbauender Waldameisen 2013

Inhaltsverzeichnis

Erfassung Hügelbauender Waldameisen 2013 ...................................................................................... 1

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................... 1

1. Einleitung ..................................................................................................................................... 2

1.1 Was wird erfasst? ................................................................................................................ 3

1.2 Wie wird erfasst? ....................................................................................................................... 4

1.3 Wann wird erfasst? ................................................................................................................... 4

1.4 Erfasste Fläche ........................................................................................................................... 4

2. Ergebnisse der Erfassung 2013 ........................................................................................................ 6

2.1 Verteilung der Arten .................................................................................................................. 6

2.2 Räumliche Verteilung der Arten ................................................................................................ 8

2.3 Verteilung der Arten im Erfassungsgebiet ................................................................................ 9

Formica polyctena ....................................................................................................................... 9

Formica rufa .............................................................................................................................. 10

Formica pratensis ...................................................................................................................... 11

Formica sanguinea ..................................................................................................................... 12

Formica truncurum .................................................................................................................... 13

2.4 Lichtverhältnisse ...................................................................................................................... 14

2.5 Nestlage der Ameisennester ................................................................................................... 17

2.6 Interessante Einzelnester ........................................................................................................ 19

3. Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................................... 19

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1. Einleitung

Hügelbauende Waldameisen sind ein wichtiger Bestandteil im Ökosystem Wald. Sie erfüllen hier

viele wichtige Aufgaben. Zum Beispiel: Einschränkung von Insektenkalamitäten, Verbreitung von

Pflanzensamen, Bodenverbesserung und vieles mehr. Auf der anderen Seite sind sie aber auch selbst

eine wichtige Nahrungsquelle für andere Tierarten. Man denke nur an die Spechte, für die Ameisen

im Winter eine überlebenswichtige Nahrungsquelle darstellen.

Auf der anderen Seite sind sie aber auch selbst vielen Gefährdungen ausgesetzt. Beschädigungen

der Nester bei Wegebau und Holzeinschlag sind nur einige Beispiele. Voraussetzung für einen aktiven

Schutz ist jedoch die Kenntnis ihrer Siedlungsgebiete und Lebensweise um schon im Voraus

entsprechende Schutzmaßnahmen einleiten zu können.

Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die in einem räumlich begrenzten Gebiet existierenden

Ameisennester zu erfassen, zu kartieren und einmal im Jahr aufzusuchen. Dabei sollen die

Nestparameter und die Standortdaten aktualisiert werden. Die Bedeutung einer einmaligen

Kartierung von Ameisennestern in einem bestimmten Gebiet ist sicher nicht zu unterschätzen, gibt

sie doch Auskunft über Neststandorte und die Artenzusammensetzung in einem bestimmten Gebiet.

Von Wesentlich größerem Nutzen sind aber langjähriger Beobachtungsreihen in einem

begrenzten Gebiet. Damit lassen sich zum Beispiel Veränderungen in der Artenzusammensetzung

und der Nestanzahl verfolgen. Diese wiederum stehen in einer engen Beziehung mit dem Wald,

seiner Entwicklung, seiner Baumartenzusammensetzung, Bewirtschaftung und vielen anderem

Faktoren.

Mit der Aufnahme der Ameisennester begann ich im Frühling 2009. Bis zum Ende des Jahres wurden insgesamt 81 Nester erfasst und der Standort der Nester auf einer Karte eingetragen. Im darauffolgenden Jahr 2010 waren es bereits 142 Nester, die aufgenommen und kartiert wurden. Leider fehlten mir in diesen beiden ersten Jahren der Erfassung, zum einen die notwendigen technischen Voraussetzungen (Mikroskop), noch war ich in der Lage, die einzelnen Arten sicher zu bestimmen.

In die folgende Zusammenfassung meiner bisherigen Arbeit wurden nur die Nester berücksichtigt,

deren Art auch sicher bestimmt wurden konnte. Aus diesem Grund reduzieren sich in der folgenden

Zusammenstellung die Zahlen um die Nester, die verlassen wurden, und deren Art nicht bestimmt

werden konnte. In den Jahren 2009 und 2010 wurden außerdem nur kleinere Gebiete vollständig

erfasst. Dies waren im Wesentlichen die Gebiete, an denen größere Kolonien der kahlrückigen

Waldameise existierten. Ab 2011 kann man von einer, mit den unter Punkt 1.4 gemachten

Einschränkungen, flächigen Kartierung sprechen.

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die belebten und verlassenen Nester der Jahre 2009 bis 2013.

Auffällig die hohe Anzahl der verlassenen Nester im Jahre 2012. Die Ursache hierfür sind häufig

schwere Beschädigungen durch Schwarzwild, die meist zu einem Untergang des gesamten Volkes

führen.

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Tab.1

Jahr gesamt belebt verlassen

2009 74 74

2010 114 109 5

2011 187 167 20

2012 303 240 63

2013 345 301 44

Aus der Aufstellung geht hervor, dass zum Beispiel bis Ende 2013 von 345 aufgesuchten Nestern

301 belebt und 44 Nester verlassen waren.

Für die Jahre 2009 bis 2013 liegen mittlerweile über 1000 Einzelbeobachtungen vor, die in einer

„Multibase CS“ Datenbank gespeichert sind. Zusätzlich wurden die Beobachtungen an die

Ameisenschutzwarte Sachsen e.V. weitergeleitet und in deren INSECTIS Datenbank integriert.

1.1 Was wird erfasst?

Von den insgesamt über 70 in Sachsen vorkommenden Ameisenarten wurden nur die

Ameisennester der Hügelbauenden Ameisen erfasst. Dies können auf dem Gebiet Sachsens bis zu 6

Arten sein. Zu jedem Nest werden neben der Art, weitere Informationen notiert, wie z.B. Größe des

Nestes, Besonnung, Baumbestand und mögliche Gefährdungen.

In Tab.2 sind die von mit erfassten Arten mit ihrem deutschen und wissenschaftlichen Namen aufgelistet.

Tab. 2

deutscher Name wissenschaftlicher Name

Kleine Rote Waldameise Formica polyctena

Große Rote Waldameise Formica rufa

Wiesenameise Formica pratensis

Strunkameise Formica truncorum

Blutrote Raubameise Formica sanguinea

Kerbameise Formica exsecta

Die Kerbameise wurde in Sachsen noch nicht nachgewiesen, aber es ist nicht auszuschließen, dass

doch Vorkommen dieser Art in Sachsen existieren.

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1.2 Wie wird erfasst?

Nach Möglichkeit sollte das Gebiet flächig erfasst werden, um einen Überblick über die Dichte der

Nester und die Verteilung der einzelnen Arten zu erhalten. Erfasst wird mit dem Erfassungsbogen der

Deutschen Ameisenschutzwarte LV. Sachsen E.V.. Auf ihm werden alle wichtigen Angaben und

Informationen zur Art und dem Nestzustand eingetragen.

Alle erfassten Nester erhalten auf dem Erfassungsbogen eine frei wählbare, fortlaufende

Nummer. Ich habe diese vierstellige Zahl nach folgender Regel in mehrere Abschnitte eingeteilt:

0001 bis 2000 Forstreviere Lohmen und Hohnstein 2001 bis 4000 Forstrevier Schmilka 4001 bis 6000 Forstrevier Zeughaus 6001 bis 8000 Forstrevier Hinterhermsdorf 8001 bis 9999 Landschaftsschutzgebiet (LSG)

Im Jahre 2012 habe ich zusätzlich damit begonnen, für viele der neu aufgefundenen Nester die

Koordinaten mit einem GPS Gerät zu erfassen. Das ist vor allem zum Wiederauffinden, der häufig

kleinen und recht unscheinbaren Nestern der Blutroten Raubameise, sehr hilfreich.

1.3 Wann wird erfasst?

Im Frühling, wenn die Bäume noch ohne Blätter sind und kein Gras und Farnkraut die Sicht

beeinflusst, ist die beste Zeit um Ameisennester zu suchen und zu kartieren. Man trägt in den

Erfassungsbogen die schon erfassbaren Daten wie Baumbestand und Wuchsklasse ein. Bei einer

Ortsbestimmung mit einem GPS Gerät sollte man die Koordinaten bestimmen und in die dafür

vorgesehenen Felder des Bogens eintragen. Nicht zu vergessen ist eine Lageskizze des Nestes im

unteren Bereich des Blattes.

Die eigentliche Erfassung der erforderlichen Nestparameter erfolgt nach Möglichkeit in den

Monaten August und September. Zu dieser Zeit haben die Nester ihre größte Ausdehnung und man

kann sich einen guten Überblick über den Zustand des Nestes und dessen Belebung verschaffen. Bei

dieser Gelegenheit werden auch die noch fehlenden Daten in den Erfassungsbogen eintragen. Wenn

nicht schon geschehen, entnimmt man noch eine Probe, um die Art zu bestimmen.

1.4 Erfasste Fläche

Wie auch in den Jahren zuvor ist es mir auch in Jahr 2013 gelungen, dass Erfassungsgebiet etwas

zu vergrößern. Weitere, kleinere Gebiete, des LSG Sächsische Schweiz und des Nationalparks wurden

dem bisher überwachten Gebiet angegliedert. Damit ist der vordere Teil des Nationalparks, bis auf

einige kleinere Gebiete, flächendeckend erfasst.

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Abb. 1

In Abb. 1 sind die Erfassten Flächen farbig markiert. Braun steht für 2011, blau für 2012 und gelb

für 2013. Im Jahre 2013 hinzugekommen sind zum Beispiel, die Napoleonschanze bei Hohnstein mit

mehreren Nestern von Formica polyctena und Teile des Fuchshübels bei Lohmen.

Das Gebiet des Nationalparks Sächsische Schweiz ist, im Gegensatz zu den meisten anderen

Gebieten Sachsens, meist stark zerklüftet und gegliedert. Dadurch sind einige Bereiche nur schwer,

oder nur unter größeren Schwierigkeiten zu erreichen. Das erschwert eine lückenlose Erfassung und

wird dadurch zu einem zeitraubenden und langwierigen Prozess.

In der folgenden Tabelle (Tab.3) sind die aktuell erfassten Flächen in Sachsen und im Nationalpark

Sächsische Schweiz gegenübergestellt. Die aktuellen Zahlen für Sachsen stammen von der

Ameisenschutzwarte Sachsen e.V.. Die Fläche von 100 000 ha entspricht ca. 19% der Waldfläche ganz

Sachsens. Die mittlere Nestdichte auf der von mir erfassten Fläche beträgt ca. 12 Nestern auf 100 ha.

Diese liegt damit über dem sächsischen Durchschnittswert, von ca. 8 Nestern pro 100 ha.

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Tab.3

Sachsen (Stand 2013) NP (2011) NP+ LSG (2012) NP+ LSG (2013)

Erfasste Nester (belebt) 8434 165 241 301

Fläche in ha ca. 100000 2300 2454 2483

Nester pro 100 ha 8 7 10 12

Die gestiegene Anzahl der belebten Nester (301 Nester) ist im Wesentlichen auf die größere

Erfassungsfläche, die starke Zunahme an Nestern auf der Durchforstungsfläche in Waitzdorf und die

zahlreich neuentdeckten Nester der Blutroten Raubameise zurückzuführen.

Die von mir erfasste Fläche hat mittlerweile eine Größe von fast 25 Quadratkilometer (2483 ha)

erreicht.

2. Ergebnisse der Erfassung 2013

Die Erfassung der Nester wurde, wie auch schon in den Jahren zuvor, bis Ende September

abgeschlossen und die Arten für alle neu aufgefunden Nester bestimmt. Eine exakte Bestimmung der

Artzugehörigkeit ist nur mit Hilfe eines Mikroskops möglich, und kann sich speziell den bei Arten

Formica polyctena und Formica rufa recht schwierig gestalten. Beide Arten unterscheiden in ihrem

Aussehen nur wenig. Erschwerend kommt hinzu, dass auch hybriden zwischen diesen beiden Arten

vorkommen können.

Nachdem im Jahre 2012 die recht hohe Anzahl von 63 von verlassenen und zerstörten Nestern

vorgefunden wurden, (entspricht 21% aller Nester) ging deren Zahl im Beobachtungsjahr 2013 auf 44

zurück.

2.1 Verteilung der Arten

In den folgenden Diagrammen (Abb. 3- 5) ist die Artenzusammensetzung für die Jahre 2011 bis

2013 dargestellt. Über den Balken der einzelnen Ameisenarten steht die absolute Anzahl der

belebten Nester. In der Achsenbeschriftung wird über der jeweiligen Art deren prozentualer Anteil

angegeben.

7

Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

0

40

80

120

160

83,2% 9,0% 5,4% 1,8% 0,6%

polyctena sanguinea pratensis rufa truncorum

139

159 3 1

Verteilung der Arten 2011

0

50

100

150

200

73 % 18 % 4 % 4 % 1 %

polyctena sanguinea pratensis rufa truncorum

175

44

10 9 2

Verteilung der Arten 2012

0

50

100

150

200

65,4 % 20,3 % 7,0 % 4,7 % 2,7 %

polyctena sanguinea pratensis rufa truncorum

197

61

21 14 8

Verteilung der Arten 2013

8

Bei einem Vergleich der drei Diagramme ist nicht zu übersehen, dass sich der Prozentsatz der F.

polyctena Nester verringert und der Anteil der anderen Arten sich kontinuierlich vergrößert. Dies ist

nicht auf eine Veränderung der Artenzusammensetzung zurückzuführen, sondern auf die gesteigerte

Sensibilisierung, die meist recht unauffälligen Nester von F. sanguinea und F. truncurum aufzuspüren.

So haben sich zum Beispiel die Nester von F. sanguinea innerhalb von 3 Jahren von 15 auf 61 erhöht.

Dies entspricht einer prozentualen Zunahme von 9 auf 20,3%.

Ich gehe jedoch davon aus, dass sich die absolute Verteilung in nächster Zeit nicht mehr

wesentlich verändern wird. Ausgenommen F. sanguinea, deren Anteil sich eventuell weiter erhöhen

könnte.

Die Artenzusammensetzung im vorderen Teil des Nationalparks entspricht im Wesentlichen der

für ganz Sachsen gemittelten Verteilung. In Abb. 5 wurden für Sachsen, die aktuellen Werte der

Ameisenschutzwarte Sachsen e.V. (2013) verwendet.

Dabei gibt es auch regionale Unterschiede sowohl in der Häufigkeit der Nester als auch bei den

Arten. So gibt es zum Beispiel im Gebirge weniger Nester der hügelbauenden Waldameisen als im

Flachland. In Ostsachsen ist die Wiesenameise häufiger anzutreffen als in anderen Gebieten Sachsens

und möglicherweise ist die Raubameise in der Sächsischen Schweiz prozentual überdurchschnittlich

vertreten.

Abb. 5

2.2 Räumliche Verteilung der Arten

Abb. 6 stellt die Verteilung aller Ameisennester in den rot umrahmten Erfassungsgrenzen dar. Gut

erkennbar, die hohe Konzentration von Nestern in bestimmten Gebieten und anderseits deren

völliges Fehlen in anderen Teilen der untersuchten Flächen.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

polyctena

sanguinea

pratensis rufa truncorum

Sachsen 73% 5% 9% 8% 5%

NP 65% 20% 7% 5% 3%

An

teil

in P

roze

nt

Verteilung der Arten in Sachsen und NP 2013

Sachsen

NP

9

Abb. 6

2.3 Verteilung der Arten im Erfassungsgebiet

Im Folgenden möchte ich die Verbreitung der einzelnen Arten im Erfassungsgebiet vorstellen. Auf

die Lebensweise der einzelnen Arten werde ich hier nicht näher einzugehen. Die Erfassungsfläche ist

auf den folgenden Abbildungen ist blau hinterlegt, und die Nester sind mit einem roten Punkt

markiert.

Formica polyctena

Von den einheimischen Waldameisenarten ist F. polyctena in unseren Wäldern die zahlenmäßig

am häufigsten anzutreffende Art. Auf der gegenwärtig erfassten Fläche kann man fast 200 belebte

Nester dieser Art beobachten. Der überwiegende Anteil der Nester ist Bestandteil von mehr oder

weniger großen Kolonien. Einzelnester sind hier eher die Ausnahme. Diese Konzentration der Nester

in Kolonien auf räumlich begrenztes Gebiet ist im Wesentlichen auf die Lebensweise dieser

pologynen (mehrere Königinnen) Art zurückzuführen.

Sehr eindrucksvoll ist das in Abb. 7 zu erkennen. Die größten Kolonien befinden sich am

Forstmeisterweg/ Bruno-Barthel-Weg, der Wehlstraße am Steinernen Tisch, der Sellnitz und in

Waitzdorf. Kleinere Kolonien gibt es im Bärenhohl, im Polenztal und den Huten zwischen Lohmen

und Rathewalde.

Viele Kolonien der kleinen Roten Waldameise existieren in diesen Waldgebieten schon über viele

Jahrzehnte, und verlagern ihr Siedlungsgebiet nur geringfügig. So verlassen sie aus den dichten und

schattigen Bereichen und verlagern neue Nester in lichtere Waldbereiche.

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Abb. 7

Es ist davon auszugehen, dass die Nester von Formica polytena weitestgehend flächendeckend

erfasst sind. Es ist aber nicht auszuschließen, dass dennoch vereinzelt Nester an schlecht

erreichbaren Standorten übersehen wurden.

Formica rufa

Die Anzahl liegt zurzeit bei 14 belebten Nestern. Entsprechend ihrer Lebensweise als monogyne

Art mit nur einer Königin pro Nest, handelt es sich immer um Einzelnester und bilden keine Kolonien.

Einige Standorte (Abb. 8) sind das Gebiet um den Lilienstein, am Neuweg bei Lohmen und das

Gebiet zwischen Brandstraße und Waitzdorf.

11

Abb. 8

Formica pratensis

Die Wiesenameise Formica pratensis ist eine Sonne und Wärmliebende Art. Die Folge dessen

befinden sich ihre Nester meist an Waldrändern und lichten Stellen im Wald. Im Unterschied zu den

beiden Beschriebenen Arten benötigt die Wiesenameise keinen Wurzelstock zur Koloniegründung.

Der Anteil der Wiesenameise hat sich erhöht und beträgt 2013 etwa 7%. Dabei wurden sowohl

Einzelnester als auch Kolonien beobachtet. Auffällig, die recht starke Zunahme der Nestzahl am

Pionierweg in der Nähe der sogenannten Panzersperre. Hier befindet sich auch die einzige Kolonie

dieser Art. Alle anderen Nester sind Einzelnester die über die Fläche verteilt sind.

12

Abb. 9

Formica sanguinea

Die Nester der Blutroten Waldameise haben Volksstärken von einigen 100 bis ca. 70 000

Bewohnern. Im Vergleich zu den schon genannten Arten, die Neststärken von 100 000 bis zu

mehrere Millionen erreichen können, ist dies eine recht bescheidene Zahl. Entsprechend schwierig ist

es auch diese teilweise recht unscheinbaren Nester zu entdecken.

Die Verteilung auf der Karte erscheint recht gleichmäßig. Würde man eine Karte in größerer

Auflösung und mehr Details betrachten, erkennt wo die bevorzugten Ansiedlungsgebiete liegen. Es

sind Waldinnen- und Außenränder, trockene Felsriffe die einer starken Sonneneinstrahlung

ausgesetzt sind.

13

Abb. 10

Formica truncurum

Auch wenn von Formica truncurum bisher nur 8 Nester (Abb. 11) aufgefunden wurden, ist es eine

recht interessante Art. Ihre Nester befinden sich meist an trockenen sehr sonnigen Standorten. Ihre

Nester sind sowohl als Einzelnester als auch in Kolonien anzutreffen.

Die bisher Aufgefundenen Nester befinden sich in der Nähe des Liliensteins und im Gebiet um

Waitzdorf.

14

Abb. 11

2.4 Lichtverhältnisse

Hügelbauende Ameisen benötigen in ihrem Nest eine optimale Temperatur für die Entwicklung

der Eier, Larven und Puppen. Ein Faktor der darauf Einfluss nimmt, ist die Besonnung der Nester, also

wie intensiv und wie lange das Nest der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist.

Die Lichtansprüche der einzelnen Arten hügelbauender Waldameisen sind nicht gleich, sondern

weisen teils beträchtliche Unterschiede auf. In den Aufnahmebögen für Hügelbauende Waldameisen

werden deshalb, mit Hilfe einer dreistufigen Skala, die Lichtverhältnisse am Ameisennest erfasst. Mit

einer „1“ wird ein Ort mit geringer oder keiner Sonneneinstrahlung gekennzeichnet. Liegt das Nest

an einem hellen Standort und ist längere Zeit der direkten Sonneneinstrahlung mit einer „3“. Die „2“

gilt als ein teilweise besonnter Standort und liegt zwischen den beiden anderen Werten.

15

Abb. 12

Abb. 12 zeigt die Verteilung der 4 häufigsten Arten im Verhältnis zur Besonnung an ihren

Neststandorten. Recht deutlich zeigt sich, dass die kahlrückige Waldameise auch mit weniger Licht

recht gut zurechtkommt, während die Blutrote Waldameise sich mehr an sonnigen Standorten

ansiedelt. Die beiden anderen Arten liegen mit ihren Lichtansprüchen zwischen beiden Arten.

Die nächste Abbildung stellt den Zusammenhang zwischen den einzelnen Ameisenarten und der

Besonnung noch deutlicher dar. Erkennbar ist, wie die mittlere Besonnungsdauer der einzelnen

Arten von F. polyctena bis zu F. sanguinea kontinuierlich zunimmt. Auffällig der hohe Anspruch nach

Sonne und Wärme bei F. truncurum und F. sanguinea.

Aus allen Nestern einer Art habe ich einen Mittelwert gebildet der diesen Zusammenhang noch

anschaulicher dargestellt. (Abb.13).

0

20

40

60

80

100

120Fo

rmic

a p

oly

cte

na

Form

ica

pra

ten

sis

Form

ica

rufa

Form

ica

san

guin

ea

Form

ica

tru

nco

rum

Form

ica

po

lyct

en

a

Form

ica

pra

ten

sis

Form

ica

rufa

Form

ica

san

guin

ea

Form

ica

tru

nco

rum

Form

ica

po

lyct

en

a

Form

ica

pra

ten

sis

Form

ica

rufa

Form

ica

san

guin

ea

Form

ica

tru

nco

rum

1 2 3

71

6 51 1

103

118

23

2

22

41

37

5

An

zah

l der

Ne

ster

Besonnungswert

Besonnung der Arten 2013

16

Abb.13

Ein Beispiel wie sich mehr Licht und längere Besonnung des Waldbodens auf die Entwicklung einer

Ameisenkolonie auswirkt, kann man sehr schön in Waitzdorf beobachten (Abb. 14). Hier wurde im

Winter 2011/12 größere Durchforstung der Bestände, in denen viele Ameisennester kartiert sind,

durchgeführt.

Durch die Durchforstung der Fläche wurden, bedingt durch die jetzt längere und intensivere

Sonneneinstrahlung, die Lebensbedingungen für Waldameisen an vielen Stellen wesentlich

verbessert. Während sich die Nestanzahl anderer Standorte verringert hat bzw. annähernd gleich

geblieben ist hat sich die Anzahl der Nester im Durchforstungsgebiet Waitzdorf 2012 um ca. 50%

erhöht. Im Jahre 2013 hat sich die Nestzahl in etwa auf diesem Niveau stabilisiert (Tab. 4).

Tab. 4

Gebiet polyctena 2011 polyctena 2012 polyctena 2013

Steinerner Tisch 25 28 16

Sandberg 31 19 14

Waitzdorf 41 61 65

Sellnitz 19 12 14

0,00

0,50

1,00

1,50

2,00

2,50

3,00

Polyctena rufa pratensis truncorum sanguinea

Besonnungswert 2013

17

Abb. 14

Rote Punkte Nester 2011

Gelbe Punkte Nester 2012

2.5 Nestlage der Ameisennester

Im einen engen Zusammenhang mit dem Lichtangebot steht die Nestlage. Ein Nest am Waldrand,

oder an einer lichten Stelle im Wald, ist in der Regel auch länger und intensiver der

Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Auf dem Erfassungsbogen der Ameisenschutzwarte wird die Lage

der Nester daher folgendermaßen eingeteilt.

Man kann allgemein davon ausgehen, dass die Sonneneinstrahlung von GB (geschlossener

Bestand) zum WAR (Waldaußenrand) zunimmt.

Wie zu erwarten, sind lichte Waldbestände der bevorzugte Lebensraum der Hügelbauenden

Waldameisen.

GB ---------> Geschlossener Bestand LB ---------> lichter Bestand IR ----------> Waldinnenrand WAR ---------> Waldaußenrand

18

Abb. 15

Eine Aufschlüsselung der Lebensräume nach Ameisenarten kann man der folgenden Grafik (Abb.

16) entnehmen. So ist ersichtlich, dass zum Bespiel die kleine rote Waldameise (Formica polyctena)

bevorzugt in lichten Waldbeständen aufzufinden ist, aber auch an allen anderen Standorten

nachweißbar ist.

Abb. 16

020406080

100120140160180

GB IR LB WAR

2013

44 50

163

43

Nestlage - alle Nester 2013

0

20

40

60

80

100

120

po

lyct

en

a

rufa

po

lyct

en

a

pra

ten

sis

rufa

san

guin

ea

tru

nco

rum

po

lyct

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a

pra

ten

sis

san

guin

ea

tru

nco

rum

po

lyct

en

a

pra

ten

sis

rufa

san

guin

ea

tru

nco

rum

GB LB IR WAR

2013

40

4

107

168

30

2

36

211

113

3 2

20

5

Nestlage - nach Arten 2013

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2.6 Interessante Einzelnester

Zwei interessante Nester befinden sich bei Waitzdorf am Rande einer großen Ameisenkolonie.

Beide Nester sind als F. polyctena in die Auswertung eingegangen. Das ist aber nur zum Teil

zutreffend. Beiden Nester haben noch einen interessanten Mitbewohner:

Im ersten Halbjahr 2013 dominierten auf den Nestern die Arbeiterinnen der F. truncurum. Diese

unterscheiden sich durch ihre auffällig rote Färbung und starke Behaarung deutlich von den anderen

Waldameisenarten. Bei der späteren Aufnahme der Nestparameter (Aug./ Sep.) waren plötzlich F.

polyctena Arbeiterinnen dominant. Meine erst Vermutung war eine feindliche Übernahme des

Nestes durch F. polyctena.

Das diese Vermutung nicht ganz richtig ist, fand ich im Buch „Die Waldameisen – Biologie,

Ökologie und forstliche Nutzung“ von Carl Gößwald. Er berichtet darin mehrfach von Nestern, in

denen F. polyctena und F. truncurum friedlich zusammenleben können.

3. Zusammenfassung und Ausblick

Die hier vorgestellten Beobachtungen und Ergebnisse sollten einen Überblick über die

Vorkommen der Hügelbauenden Waldameisen im vorderen Teil des Nationalparks Sächsischen

Schweiz geben. Von Interesse wäre sicherlich, diese Erfassung auch auf den hinteren Teil des

Nationalparks auszudehnen.

Hartmut Goldhahn

E-Mail : [email protected]

Neustadt in Sa., den 20.01.2014