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Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 2013: Arisdörferbach, Birsig, Buuserbach, Diegterbach, Lüssel, Lützel, Marchbach, Wintersingerbach November 2013 Autoren: Marion Mertens, Dr. rer. nat. Daniel Küry, Dr. phil. Biologe

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Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 2013:

Arisdörferbach, Birsig, Buuserbach, Diegterbach, Lüssel,

Lützel, Marchbach, Wintersingerbach

November 2013

Autoren:

Marion Mertens, Dr. rer. nat.

Daniel Küry, Dr. phil. Biologe

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Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 2013:

Arisdörferbach, Birsig, Buuserbach, Diegterbach, Lüssel, Lüt-

zel, Marchbach, Wintersingerbach

Oktober 2013

Autoren:

Marion Mertens, Dr. rer. nat.

Daniel Küry, Dr. phil. Biologe

Projektkoordination:

Daniel Zopfi, Veterinär-, Jagd- und Fischereiwesen, Sissach BL

Auftraggeber: Veterinär-, Jagd- und Fischereiwesen, Sissach BL

Titelbild: Buuserbach, unterhalb Buus, 27. März 2013

Fotos: © Life Science

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 3

Ziele der Biomasseerhebung Das Makrozoobenthos ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Fischbestände der Fliess-gewässer. Im Hinblick auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Fischpopulationen und für die Planung der allfällig zu tätigenden Besätze sind die Biomasse des Makrozoobenthos und de-ren Dichte von grosser Bedeutung. Die Amtsstelle Veterinär-, Jagd- und Fischereiwesen hat der Firma Life Science AG im Zu-sammenhang mit fischereilichen Untersuchungen in verschiedenen Gewässern des Kantons Basel-Landschaft einen Auftrag zur Untersuchung der Makrozoobenthos-Biomasse erteilt. Bei der Ermittlung des fischereilichen Ertragsvermögens in Gewässern wird die Biomasse des Makrozoobenthos als sogenannter Bonitätsfaktor in die Berechnungen miteinbezogen. Die fischereiliche Bonitierung ist einerseits wichtig für die Besatzplanung und dient andererseits als Grundlage für die Berechnung der Fischpacht-Zinsen in den jeweiligen Gemeinden.

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 4

Untersuchungsgebiet

Kurzbeschreibung der beprobten Strecken

Die Strecken wurden an jedem Gewässer von unten nach oben (gegen die Fliessrichtung) durchnummeriert (Abb. 1). Dabei folgt die Nummerierung nicht zwangsläufig geläufigen Be-zeichnungen kantonaler Probenahmeprogrammen oder denen früherer Berichte. Für die räum-liche Zuordnung wird zusätzlich auf die vom VJF ausgegebene Karte mit allen Probenahme-stellen 2013 und 2014 verwiesen. Die Lage aller Strecken kann über die in Klammern ange-gebenen Koordinaten eindeutig zugeordnet werden.

Arisdörferbach A (Koordinaten 623.575 / 263.450)

Der Arisdörferbach ist ein Seitengewässer des Violenbachs, mit dem er in Giebenach zusam-menfliesst. Die Untersuchung erfolgte in einem am Waldrand gelegenen Abschnitt kurz vor dem Ortseingang Giebenach, wo eine relativ breite Bachsohle ausgebildet ist.

Birsig Bi1, Binningen (Koordinaten 610.280 / 265.100)

Am Binninger Schloss fliesst der Birsig in einem kanalisierten Bett. Die Probenahme musste im Jahr 2013 um rund 20 m flussaufwärts verschoben werden, da durch die Neugestaltung des Schlossplatzes der alte Standort nicht mehr zugänglich ist. Die Probenahmestrecke liegt jetzt neu zwischen Schlossgarten und Bottmingerstrasse. Auf der einen Seite wird der Birsig durch eine Betonmauer begrenzt, auf der anderen Seite durch Sitzstufen aus grossen Steinquadern.

Birsig Bi2, Oberwil (Koordinaten 608.550 / 262.120)

Auf dieser Strecke fliesst der Birsig in einem mehr oder weniger natürlichen und vielfältigen Bett. Die natürliche Laufentwicklung zeigt sich in starken Mäandern und einer grossen Was-sertiefenvariabilität. Einige Monate vor der ersten Probenahme wurden mehrere grosse Bäu-me am Ufer gefällt, so dass die Strecke jetzt weniger beschattet ist als vorher.

Birsig Bi3, Biel-Benken (Koordinaten 605.580 / 261.625)

Oberhalb von Biel-Benken fliesst der Birsig stark eingetieft zwischen Landwirtschaftsland hindurch. An beiden Ufern stehen grosse Bäume. Die Uferbefestigung besteht aus mit Steinen gefüllten Drahtkörben, die mittlerweile nur noch an wenigen Stellen intakt sind.

Buuserbach Bu1, Buus (Koordinaten 631.300 / 262.400)

Der Abschnitt liegt etwas unterhalb der ARA von Buus. Die Ufer werden von Hochstauden und einzelnen Gehölzen bewachsen. Angrenzend befinden sich als Acker und Grünland ge-nutzte Landwirtschaftsflächen.

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 5

Buuserbach Bu2, Buus (Koordinaten 631.850 / 261.900)

Die obere Strecke der Buuserbachs liegt innerhalb der Siedlung von Buus. Die Ufer sind mit Gehölzen bewachsen, linksufrig verschwindet eine Ufermauer unter der Vegetation.

Diegterbach D1, Sissach (Koordinaten 628.090 / 257.340)

Die letzte Strecke vor der Einmündung in die Ergolz ist naturfern verbaut. Der Diegterbach fliesst in einer Rinne mit senkrechten Betonwänden und einer gepflästerten Sohle durch das Siedlungsgebiet. Durch die eingebauten Sohlschwellen hat sich zum Teil Feinmaterial ange-sammelt, in dem streckenweise Pflanzenbewuchs aufkommen konnte.

Diegterbach D2, Zunzgen (Koordinaten 627.870 / 254.830)

Die Strecke des Diegterbachs bei Zunzgen liegt an der Autobahn in einem dicht beschatteten Gehölzstreifen. Die Ufer sind im untersten Bereich mit einer Blockwurfverbauung gesichert. Angrenzend befindet sich eine als Grünland genutzte Landwirtschaftsfläche.

Diegterbach D3, Eptingen (Koordinaten 628.480 / 249.400)

Die oberste Strecke des Diegterbachs befindet sich unterhalb von Eptingen. Das Gewässer verläuft auf der rechten Seite des Talbodens am Waldrand. Der Talboden wird als Grünland genutzt.

Lüssel L, Brislach / Zwingen (Koordinaten 607.000 / 253.150)

Die untersuchte Strecke der Lüssel liegt an der Gemeindegrenze zwischen Zwingen und Bris-lach. Das Gewässer verläuft hier am linken Talrand, so dass auf dieser Seite der Wald bis ans Gewässer reicht. Am rechten Ufer des stark eingetieften Gewässers liegt ein Fahrweg und dahinter ein Gewerbe- und Wohngebiet.

Lützel Lt1, Laufen (Koordinaten 603.700 / 251.450)

Die untere Probenahmestrecke an der Lützel liegt 700 m vor der Mündung in die Birs in ei-nem engen, als Gründland genutzten Talgrund. Ein direkt neben dem Fluss liegender alter Nebenarm wurde vor kurzem revitalisiert und wieder an das Hauptgewässer angebunden.

Lützel Lt2, Röschenz (Koordinaten 602.100 / 252.750)

Die obere Probenahmestrecke an der Lützel liegt unmittelbar unterhalb der Strassenabzwei-gung nach Röschenz. Das Gewässer ist in diesem Abschnitt tief eingeschnitten und wird von Bäumen gesäumt. Auf beiden Seiten grenzt Dauergrünland an.

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 6

Marchbach M1, Oberwil (Koordinaten 609.055 / 262.360)

Der Marchbach wurde in diesem Abschnitt in den 1990er-Jahren revitalisiert. Vor kurzem wurde nochmals frischer Schotter in diesen Abschnitt eingebracht. Die Umgebung der Probe-nahmestrecke wird als Park und Spielplatz genutzt. Das stark aufgewertete Gewässer hat hier deutlich mehr Raum als in den Abschnitten ober- und unterhalb.

Marchbach M2, Therwil (Koordinaten 608.540 / 260.120)

Oberhalb von Therwil ist der Marchbach nur wenig verändert worden. Das Gewässer wird von einem breiten Gehölzsaum begleitet und fliesst deutlich eingetieft durch Landwirtschafts-land.

Wintersingerbach W, Wintersingen (Koordinaten 629.000 / 261.900)

Der beprobte Abschnitt des Wintersingerbachs liegt in der landwirtschaftlich genutzten Tal-sohle. Die Ufer sind beidseitig mit Gehölz bestockt und punktuell verbaut. Das Gewässer ist gegenüber der Umgebung deutlich eingetieft.

Arisdörferbach, Giebenach (A)

Birsig 1, Binningen (Bi1)

Birsig 2, Oberwil (Bi2) Birsig 3, Biel-Benken (Bi3)

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 7

Buuserbach 1, Buus (Bu1) Buuserbach 2 (Bu2)

Diegterbach 1, Sissach (Di1) Diegterbach 2, Sissach (Di2)

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Diegterbach 3, Eptingen (Di3) Lüssel, Brislach (L)

Lützerl 1, Laufen (Lt1) Lützel 2, Röschenz (Lt2)

Marchbach 1, Oberwil (M1) Marchbach 2, Therwil (M2)

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Wintersingerbach, Wintersingen (W)

Abb. 1: Fotos der beprobten Gewässerstrecken anlässlich der Untersuchungen im Jahr 2013.

Methoden und Vorgehen

Standortfaktoren an den Probestellen / Choriotope

An allen Probestellen wurde die landschaftliche Situation festgehalten. Dabei erfolgte eine Protokollierung der Uferstruktur, der Vegetation in Ufernähe und der Sohlenbeschaffenheit (BUWAL 1998). An der Probenahmestelle wurden folgende biotische Kleinlebensräume (Choriotope) differen-ziert und anteilsmässig (=substratspezifisch) beprobt: • Phytal 1: Pflanzen allgemein • Phytal 2: filamentöse (fadenförmige) Algen • POM (Partikuläres organisches Material, v.a. Falllaub) • Abwasserbakterien • Saprobel (Faulschlamm) • Übrige biotische Choriotope (v.a. Totholz) Die abiotischen Choriotope wurden in folgende Klassen differenziert: • Hygropetrisch (Spritzwasserzone) • Megalithal (Felsen und Steinblöcke: ≥ 40 cm) • Makrolithal (grosse Steine: 20 – 40 cm) • Mesolithal (Steine: 6.3 – 20 cm) • Mikrolithal (Grobkies: 2 - 6.3 cm) • Akal (Fein- bis Mittelkies: 0.2 – 2 cm) • Psammal (Sand: 0.063 – 0.2 cm) • Pelal, Argyllal (Schluff, Ton: < 0.063 cm)

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 10

Der Anteil der Choriotope an der Gesamtfläche wurde in folgenden Kategorien erfasst: • selten (10% der Fläche) • häufig (10 – 50% der Fläche) • dominant (≥ 50% der Fläche)

Äusserer Aspekt

Zum Äusseren Aspekt gehören nach dem Modul-Stufen-Konzept (Stufe F) der Schweiz (BUWAL 2003) diejenigen Belastungsindikatoren, welche bei einem «Augenschein» festge-stellt werden können. Dazu gehören die folgenden (die Beurteilung erfolgte mit Hilfe der drei Kategorien fehlend, leicht / mittel und stark): • Algen • Moose (auf Steinen im Fliessgewässer über dem Wasserspiegel) • Makrophyten • heterotropher Bewuchs (festsitzende Ciliaten, Abwasserpilz) • Eisensulfidflecken (FeS) als Folge starker Sauerstoffzehrung • Schlamm (Ablagerung organischer Partikel) • Schaumbildung • Trübung • Verfärbung (mit Angabe der Farbe) • Geruch (mit Charakterisierung des Geruchs) • Kolmation (Abdichtung der Sohle durch Feinsedimente) • Feststoffe (anthropogene Abfälle) Eisensulfidflecken, Ciliaten und fadenförmige Bakterien wurden an jeweils fünf zufällig über die gesamte Breite entnommenen Steinen beurteilt. Trübung, Schaumbildung und Geruch wurden vom Ufer aus protokolliert. Als erste grobe Parameter geben sie Aufschluss über die Belastungssituation der jeweiligen Probestelle (BUWAL 2003).

Probenahme Makrozoobenthos

Die Durchführung der Probenahme richtet sich nach den Anforderungen der «Methoden zur Untersuchung und Beurteilung der Fliessgewässer, Makrozoobenthos Stufe F» des Bundes-amts für Umwelt (Stucki 2010). An den Stellen mit genügend Strömung und lockerem Substrat wurden die Proben mittels Kick-Sampling gewonnen. Dabei wurde das Netz auf dem Flussgrund abgestellt. Während einer Minute wurde das Sediment luvwärts (oberhalb) des Netzes mit dem Fuss oder der Hand kräftig umgewühlt.

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In sehr strömungsarmen Bereichen wurde das Substrat mit Hand oder Stiefel kräftig aufge-wühlt und das aufgewirbelte Material mit dem Netz gesammelt. Grosse Steine wurden umgedreht und die daran sich befindenden sessilen oder semisessilen Organismen mit der Pinzette abgesammelt. Mit einem Surber-Sampler (Abb. 2) wurden pro Standort und Untersuchungsdatum acht un-abhängige substratspezifische und flächenbezogene Proben genommen. Achtung: Der Surber-Sampler hat gemäss den IBCH-Richtlinien (Stucki, 2010) neu eine Grundfläche von 625 cm2 (bislang: 900 cm2) und eine Maschenweite von 500 µm (bislang 300 µm). Alle für den Gewässerabschnitt typischen Choriotope wurden entsprechend ihrem Anteil im Gewässerabschnitt beprobt. Die acht Surber-Samples ergeben eine Probefläche von 0.5 m2 pro Standort. Die durch Wägung der aussortierten Proben im Labor bestimmten Gewichte werden dementsprechend auf Quadratmeter umgerechnet.

Abb. 2: Surber-Sampler zur Entnahme flächenbezogener Kleintierproben und Fliessgewässern

(Schwoerbel 1994).

Zur Bestimmung der Biomasse wird das Gesamtgewicht aller aussortierten Kleintiere nach dem Abtropfen auf Fliesspapier mit Hilfe einer Laborwaage bestimmt. Die Mollusken und köchertragenden Köcherfliegenlarven wurden dabei vor dem Wägen aussortiert. Die Tiere dieser beiden Gruppen verbleiben jedoch im Hinblick auf eine spätere Berechnung des Ge-wässerzustands mit Hilfe des Makrozoobenthos nach dem Modulstufenkonzept in den kon-servierten Proben. Die Zuordnung der Bonitätsstufen für die einzelnen Abschnitte erfolgte nach Tab. 1, jedoch ohne Berücksichtigung des Korrekturfaktors aus dem Kanton Bern (vgl. Vuille 1997). Ge-wässer mit einem Bonitätsfaktor von 0,5 – 2,5 werden dabei als arm, Gewässer mit einem Bonitätsfaktor von 3 – 6 als mittel und Gewässer mit einem Bonitätsfaktor von 6,5–10 als reich angesehen.

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Tabelle 1: Grundlagen zur Ermittlung des fischereilichen Ertragsvermögens: Bestim-

mung des Bonitätsfaktors

Charakterisierung Makrozoobenthos-

Biomasse (g / m2)

Bonitätsfaktor B

0 – 1.5 0.5

1.5 – 3 1.0

3 – 4.5 1.5

4.5 – 6 2.0

«arme Gewässer»

6 – 8 2.5

8 – 10 3.0

10 – 15 3.5

15 – 20 4.0

20 – 25 4.5

25 – 30 5.0

30 – 35 5.5

«mittlere Gewässer»

35 – 40 6.0

40 – 45 6.5

45 – 50 7.0

50 – 55 7.5

55 – 60 8.0

60 – 65 8.5

65 – 70 9.0

70 – 80 9.5

«reiche Gewässer»

> 80 10

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Ergebnisse

Choriotope

Die typischen Standortfaktoren der verschiedenen Fliessgewässer sind von den geologischen Verhältnissen im Einzugsgebiet sowie der ökomorphologischen Situation auf der Untersu-chungsstrecke abhängig. Die hinsichtlich der Besiedlung durch Makrozoobenthosarten wich-tigen Substratverhältnisse sind in Tabelle 2 aufgelistet. Da die Zusammensetzung der Chorio-tope zeitlich recht konstant ist, wurden die Choriotopdaten von beiden Probenahmezeitpunk-ten (Frühling und Sommer) zusammengefasst. Bei allen untersuchten Gewässern dominieren steinige oder kiesige Substrate, dazu treten immer wieder sandige Substrate auf. Feinere Sedimente, Moose oder Steinplatten kamen nur vereinzelt vor. Tabelle 2: Substrate im Bereich der Probenahmestellen 2013. Die Häufigkeiten wurden nach den fol-

genden Klassen abgestuft: (dominant: > 50% der Fläche), (häufig: 10-50% der Flä-

che), (selten: 10% der Fläche). A: Arisdörferbach; Bi: Birsig; Bu: Buuserbach; D: Diegter-

bach; L: Lüssel; Lt: Lützel; M: Marchbach; W: Wintersingerbach.

Substrat A Bi1 Bi2 Bi3 Bu1 Bu2 D1 D2 D3 L Lt1 Lt2 M1 M2 W

mobile Blöcke > 250

mm

Moose (Bryophyten)

Untergetauchte Sa-

menpflanzen (Hy-

drophyten)

Grobes organisches

Substrat (Laub, Holz,

Wurzeln)

Steine, Kieselsteine

(250 mm – 25 mm)

Kies (25 mm – 2,5

mm)

Amphibische Samen-

pflanzen (Helophyten)

Feine Sedimente +/-

organisch,

«Schlamm» < 0,1

mm

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 14

Substrat A Bi1 Bi2 Bi3 Bu1 Bu2 D1 D2 D3 L Lt1 Lt2 M1 M2 W

Sand und Schluff

(<2,5 mm)

Natürliche und künst-

liche Oberflächen

(Fels, Stein, Platten,

Boden, Wand), Block

> 250 mm

Algen oder (falls

fehlend) Mergel und

Ton

Äusserer Aspekt

Die Parameter des Äusseren Aspekts vermitteln einen ersten Eindruck von der Wasserquali-tät. Es zeigten sich jedoch keine Hinweise auf gravierende Belastungen (Tab. 3). Ein Teil der Probenahmestellen liegt direkt unterhalb von ARA-Einleitungen, da an diesen Stellen auch die Beprobungen der Gewässerschutzämter stattfinden. Das kann einerseits zu leicht erhöhten Makrozoobenthos-Biomassewerten durch mehr verfügbare Nahrung führen, andererseits sind an diesen Stellen auch andere Effekte der gereinigten Abwassereinleitungen spürbar (Geruch, heterotropher Bewuchs, Feststoffe). Dies betrifft die Probenahmestellen Arisdörferbach, Buuserbach 1 und Marchbach 1. Die Beeinträchtigungen waren jedoch in allen genannten Fällen gering bis kaum feststellbar. Ansonsten wurden an mehreren Strecken Abfall im Gewässer festgestellt. Eine Kolmatierung der Gewässersohle im leichten bis mittle-ren Bereich konnte an mehreren Strecken festgestellt werden, lediglich am Diegterbach 3 war die Gewässersohle so stark verbacken, dass es bei der Sommerprobenahme mit den Watschu-hen fast unmöglich war, Sediment aufzuwirbeln. Dies ist am ehesten auf Kalkablagerungen zurückzuführen, die als Folge von Grundwasseraustritten im Bachbett entstehen.

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 15

Tabelle 3: Äusserer Aspekt auf den untersuchten Gewässerstrecken 2013. Gewässer: A: Arisdörfer-

bach; Bi: Birsig; Bu: Buuserbach; D: Diegterbach; L: Lüssel; Lt: Lützel; M: Marchbach; W: Win-

tersingerbach; F: Frühlingsprobe; S: Sommerprobe.

kein/wenig leicht / mittel, stark.

Gewässer A Bi1 Bi2 Bi3 Bu1 Bu2 D1 D2 D3 L Lt1 Lt2 M1 M2 W F/S

Algen F

S

Moose F

S

Makrophyten F

S

Heterotroph. Bewuchs F

S

Eisensulfid F

S

Schlamm F

S

Schaum F

S

Trübung F

S

Verfärbung F

S

Geruch F

S

Kolmation F

S

Feststoffe F

S

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Biomasse und fischereilicher Bonitätsfaktor

Die Gewichtsbestimmung der Biomasse in den Makrozoobenthosproben ergab die in Abbil-dung 3 dargestellte Verteilung. Die niedrigste Biomasse mit nur 4,3 g / m2 wurde an der un-tersten Birsigstrecke (Birsig 1) im Frühling festgestellt, den höchsten Wert lieferte der Buu-serbach 2 mit 27 g / m2. Der mittlere Wert der Frühlingsproben liegt bei 15, 2 g /m2, der mitt-lere Wert der Sommerproben bei 10,5 g / m2. Ein negativer Einfluss der kalten Witterung bei der Frühlingsprobenahme (zum Teil Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt) kann damit ausgeschlossen werden.

Abb. 3: Biomasse des Makrozoobenthos in g / m2. Gewässer: A: Arisdörferbach; Bi: Birsig; Bu: Buu-

serbach; D: Diegterbach; L: Lüssel; Lt: Lützel; M: Marchbach; W: Wintersingerbach.

In Tabelle 4 wird aus der Biomasse in g / m2 der Bonitätsfaktor B abgeleitet. Die Biomasse-werte werden dabei entsprechend Tabelle 1 in Bonitätsklassen eingeteilt. Neben den Früh-lings- und Sommerwerten werden die Bonitätsfaktoren separat aus den Mittelwerten beider Probenahmedurchgänge abgeleitet.

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Tabelle 4: Bonitätsfaktor B, abgeleitet aus der Biomasse in g / m2. Gewässer: A: Arisdörferbach; Bi:

Birsig; Bu: Buuserbach; D: Diegterbach; L: Lüssel; Lt: Lützel; M: Marchbach; W: Wintersinger-

bach. Blau hinterlegt: «arme» Gewässer; grün hinterlegt: «mittlere» Gewässer.

Frühling 2013 Sommer 2013 Mittelwert

Biomasse

g / m2

Bonitätsfaktor

B

Biomasse

g / m2

Bonitätsfaktor

B

Biomasse

g / m2

Bonitätsfaktor

B

A 26.5 5.0 9.6 3.0 18.1 4.0

Bi1 4.3 1.5 3.2 1.5 3.8 1.5

Bi2 3.9 1.5 12.4 3.5 8.1 3.0

Bi3 24.2 4.5 14.9 3.5 19.5 4.0

Bu1 22.0 4.5 16.4 4.0 19.2 4.0

Bu2 18.1 4.0 27 5.0 22.5 4.5

D1 13.6 3.5 8.4 3.0 11 3.5

D2 24.2 4.5 7.9 2.5 16.0 4.0

D3 16.5 4.0 4.3 1.5 10.4 3.5

L 15.5 4.0 10.3 3.5 12.9 3.5

Lt1 11.8 3.5 7.4 2.5 9.6 3.0

Lt2 9.7 3.0 5.8 2.0 7.7 2.5

M1 12.5 3.5 10.9 3.5 11.7 3.5

M2 15.1 4.0 3.6 1.5 9.4 3.0

W 10.6 3.5 15.4 4.0 13 3.5

Vergleich mit früheren Ergebnissen

Ein Vergleich mit früheren Probenahmekampagnen ist schwierig, weil die Biomasse von Jahr zu Jahr und in der jahreszeitlichen Entwicklung stark schwanken kann. Ausserdem wurden bei früheren Untersuchungen die Werte für Birsig und Marchbach nur im Frühling erhoben, an den übrigen Gewässern jedoch im Frühling und Sommer. Da der Witterungsverlauf in je-dem Jahr anders ist und generell starke interannuelle Schwankungen auftreten, ist generell mit einer grossen Schwankungsbreite der Ergebnisse zu rechnen. Eine Gegenüberstellung der Werte in Tabelle 5 zeigt, dass im Vergleich zu den vorangegangenen Probenahmen sowohl wesentlich höhere, als auch deutlich niedrigere Werte aufgetreten sind. Ein gewisses Muster zwischen den einzelnen Probenahmestrecken ist dennoch erkennbar: So sind die Biomasse-werte am stark verbauten Standort Birsig 1 generell niedrig, die Werte am Diegterbach gene-rell mittel und am naturbelassenen Buuserbach generell hoch.

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Tabelle 5: Makrozoobenthos-Biomasse der jetzigen Probenahme im Vergleich mit vorangegangenen

Erhebungen. Gewässer: A: Arisdörferbach; Bi: Birsig; Bu: Buuserbach; D: Diegterbach; L: Lüs-

sel; Lt: Lützel; M: Marchbach; W: Wintersingerbach.

Mittelwert 2013 Mittelwert frühere

Probenahme

Biomasse

g / m2

Biomasse

g / m2

Jahr der früheren Probe-

nahme*

A 18.1 16.7 2007

Bi1 3.8 2.6 2003

Bi2 8.1 6.0 2003

Bi3 19.5 4.2 2003

Bu1 19.2 27.6 2007

Bu2 22.5 25.3 2007

D1 11 6.4 2006

D2 16.0 7.4 2006

D3 10.4 7.7 2006

L 12.9 10.9 2004

Lt1 9.6 7.0 2004

Lt2 7.7 15.1 2004

M1 11.7 6.6 2003

M2 9.4 15.9 2003

W 13 25.0 2007

* Die entsprechenden Berichte sind in der Literaturliste angegeben.

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Biomonitoring 2013: Erhebung Biomasse Makrozoobenthos 19

Literatur

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Küry D., von Arx, J. & Schindler, J. 2006: Fliessgewässer im Oberbaselbiet. Biologische Untersuchung 2006. Diegterbach, Leisibach, Homburgerbach, Chrintelbach, Eibach, Müntelbach. Bericht für das Amt für Umweltschutz und Energie Basel-Landschaft, 32 pp. + Anhang.

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Vuille T. 1997: Ertragsvermögen der Patentgewässer im Kanton Bern. Fischereiinspektorat des Kantons Bern: 31 S. + Anhang.