Erklärung von Bern. Rohstoff – Das gefährlichste Geschäft der Schweiz

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Mit diesem brisanten Buch durchleuchtet die Erklärung von Bern (EvB) erstmals die Rolle von Schweizer Unternehmen im boomenden Rohstoff-Business und die globale Bedeutung der Rohstoffdrehscheibe Schweiz.

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Inhalt //

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Vorwort//

Die unangenehmen Tatsachen .................................... 10

01// EInlEItung Willkommen auf der Rohstoffdrehscheibe

Schweiz: »Achtung Schwindelgefahr!« ......................... 16

02// BIg PIcturE Art und Bedeutung der Rohstoffe

im Welthandel ........................................................... 24

03// rohstoffhandEl Instrumente und Mechanismen ................................... 42

04// gEschIchtE Heimat der Händler: Der Aufstieg der

Schweiz zum Rohstoffhandelszentrum ......................... 54

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05// Zug Innerschweizer Idyll: Ortstermin im Rich-Country ......... 84

06// samBIa »Das hier ist Bagdad, einfach ohne Krieg.« ................... 94

07// glEncorE Big, bigger, Glencore: Diskreter Rohstoffriese

am Scheideweg ........................................................124

08// Xstrata Bergbau Made in Switzerland: Xstrata

im »Super Cycle« ......................................................160

09// gold Swiss Goldfinger: Schaurig schönes Konfliktmetall ......178

10// auf hohEr sEE Eine »raffinierte« Geschäftsidee: Trafiguras

Abfall-Odyssee .........................................................188

11// gEnf Öl-Mekka Genf: Der Jet d‘eau spuckt schwarzes Gold ............................................. 212

12// agrarhandEl Soft Commodities: Das blühende Nacherntegeschäft ... 240

13// sPEkulatIon Das andere Casino: Risikoreiche Spekulation ............ 256

14// stEuErVErmEIdung »Transfer pricing« & Co: Fiskalflucht als

Geschäftsprinzip ..................................................... 266

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15// grauZonEn................................................................ 300 Korruption und Konfliktgebiete: Von

Kasachgate bis »Oil For Food« ........................................ 302

15.1// Sudan und Kongo: Gefahrenzulagen für

Opportunisten ..................................................... 304

15.2// »Kasachgate« oder die Kunst der Korruption ...........314

15.3// Usbekische Kinderhände für den globalen

Baumwollboom .................................................... 320

15.4// UNO im Irak: »Oil for Food« bedeutet

»Cash for Saddam« .............................................. 324

16// IntErVIEw »Rohstoffhandel birgt große Risiken für die

Schweiz«: Professor Mark Pieth im Gespräch ............. 330

17// VErtEIlung Unkönigliche »Royalties«: Rohstofffluch und

Verteilungsfrage ...................................................... 340

18// altErnatIVEn Ideen und Initiativen: Die dunklen Deals ans Licht holen ........................................................ 370

19// schluss Was tun? Folgerungen und Forderungen .................... 388

anhang//

Mitwirkende und Dank ................................................... 398

Bilder ...................................................................... 404 Literatur ................................................................. 406 Endnoten ................................................................. 416 Firmen- und Organisationenregister .......................... 426 Personenregister ..................................................... 432

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Rohstoffe sind das Blut in den Adern der

Weltwirtschaft und von entsprechender strategischer

Bedeutung. Kein Wunder, dass die zunehmend

knapperen natürlichen Ressourcen in den letzten

Jahren zu einem immer größeren und umstritteneren

Politikum geworden sind .

WILLKOMMEn //

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01 //

wIllkommEn auf dEr rohstoffdrEhschEIBEschwEIZ: »achtung schwIndElgEfahr!«

Genf, Grand Hotel Kempinski, Ende März 2011. Während die Welt ge-bannt auf die in Zeitlupe ablaufende Reaktorkatastrophe im Atomkraft-werk Fukushima starrt, trifft sich am schönen Genfersee die Rohstoff-branche zum »Trading Forum«, ihrem jährlichen Stelldichein. Ölhändler und Mercuria-Mitbesitzer Daniel Jaeggi reagiert in seinem Vortrag auf die brennende Aktualität und sinniert, was ein globaler Atomausstieg ihm und den anderen Anwesenden wohl brächte. Weltweit würden zwar nur 5 Prozent der Energie aus Atomkraft stammen, doch das entspräche jährlich immerhin 610 Mio. Tonnen Öl, also 15 Prozent der weltweiten Fördermenge. »I just leave you with that«, schließt Jaeggi lächelnd.

Wo andere nur eine Katastrophe (oder zumindest eine »unangenehme Tatsache«) sehen, sieht der Rohstoffhändler eine »Opportunity«, seine Chance für ein neues, großes und vor allem profitables Geschäft. Erfolg-reiche Jäger nach solchen »Business Opportunities« haben die Rohstoff-drehscheibe Schweiz gebaut, angestoßen und innerhalb weniger Jahr-zehnte an die Weltspitze gebracht. Als einer der ganz seltenen Schweizer

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Top-Trader ist Jaeggi aber auch die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Denn es waren – bei den Führungskräften wie bei den Firmen – fast aus-nahmslos Migranten, die das kleine Binnenland Schweiz zum größten globalen »Commodity Hub« gemacht haben.

Dennoch gründet diese erstaunliche Erfolgsgeschichte auf etwas Urhelvetischem, dem politischen Opportunismus. Systematisches Ab-seitsstehen, Wegschauen und Nicht-wissen-Wollen: Verbrämt als »Neu-tralität« hat die bis 2002 andauernde UNO-Abstinenz in der Schweiz ansässigen Konzernen jede Menge lasche, aber umso lukrativere Ge-schäftsgelegenheiten beschert. Den Aufstieg der Rohstoffhandelszent-ren Zug und Genf ermöglicht hat auch deren äußerst mildes Steuerklima sowie ein gesellschaftlicher Hang zu viel Diskretion und wenig Regu-lierung und Kontrolle. Kurzum: Die Rohstoffdrehscheibe Schweiz war zwar keineswegs geplant, aber sie ist trotzdem kein Zufall.

Der Rohstoffplatz Schweiz ist groß – schwindelerregend groß. Und er ist explosionsartig gewachsen: Zwischen 1998 und 2010 haben sich die Nettoeinnahmen in diesem Sektor verfünfzehnfacht. Unter den zwölf umsatzstärksten Unternehmen der Schweiz befinden sich laut Han-delszeitung fünf Rohstofffirmen (nach EvB-Recherchen sind es sogar sieben). Bekannt ist über diese verschwiegene Branche, die 2008 etwa gleich viel zum BIP beigetragen hat wie der Traditionsbereich Maschi-nenbau, trotz ihrer Bedeutung und Gefährlichkeit so gut wie gar nichts. Daran dürfte auch der als »Wendepunkt für die gesamte Rohstoffindu-strie« (Financial Times) beschworene Börsengang von Branchenprimus Glencore im Mai 2011 nichts ändern. Dieses Buch leistet deshalb Pio-nierarbeit und wagt den Versuch, das schnell drehende Schweizer Roh-stoffkarussell zwischen zwei Buchdeckel zu bannen.

Rohstoffe sind das Blut in den Adern der Weltwirtschaft und von entsprechender strategischer Bedeutung. Kein Wunder, dass die zu-nehmend knapperen natürlichen Ressourcen in den letzten Jahren zu einem immer größeren Politikum geworden sind. Stichworte sind Ölpreisboom, Nahrungsmittelkrise, Vertreibungen, Versorgungssicher-heit, Preisspekulationen, CO2-Emissionen, Landraub oder Kampf um die Arktis. Angesichts solcher Themenvielfalt vorab, worum es auf den

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nächsten gut 400 Seiten nicht geht. Zum Beispiel um die Rohstoffe, die in der Schweiz von Industrie und Privaten verbraucht werden. Im Ver-gleich zum Transithandel – dem Business der Schweizer Rohstoffhändler –, bei dem die Waren gar nie in die Schweiz kommen, ist der Binnenkon-sum nämlich völlig vernachlässigbar. Es geht auch nicht um berühmte Markenfirmen wie Nestlé, Shell oder Starbucks. Die haben zwar alle mit Rohstoffhandel zu tun, sind aber primär Großkunden der echten Trader und bleiben deshalb unberücksichtigt. Und die brisante Frage, wie ein Land heute politisch sicherstellt, dass es all die Grundstoffe bekommt, die seine Wirtschaft und Bevölkerung brauchen, wird hier ebenfalls nicht beantwortet.

Thema dieses Buchs sind vielmehr alle Schweizer Firmen (inklusive der »Corporate Immigrants« mit zentralen Aktivitäten in der Schweiz), die entweder im Rohstoffhandel (zum Beispiel Mercuria), der Rohstoff-förderung (zum Beispiel Xstrata) oder beidem (zum Beispiel Glencore) tätig sind. Dabei haben wir alle wichtigen Rohstoffgruppen analysiert: Energieträger (vor allem Erdöl und dessen Derivate), Erze und Metalle sowie Agrargüter (»Soft Commodities«). Der weltgrößte unabhängige Erdölhändler Vitol operiert von Genf aus, Glencore ist der dominierende Zuger Rohstoffkoloss mit Schwergewicht Erze und Metalle, und die vier wichtigsten Agrarhandelshäuser haben allesamt bedeutende Tradingfili-alen in der Schweiz.

Unser Fokus liegt notgedrungen auf solchen Branchenführern. Die vor allem rund um den Genfersee, vereinzelt aber auch in anderen Kan-tonen anzutreffenden Nischenplayer werden aus Platzgründen nur am Rande erwähnt. Um Licht ins Dunkel des Rohstoffhandels zu bringen, beleuchten wir firmenübergreifend dessen größere Kontexte und gene-relle Geschäftspraktiken. Gezeigt wird von der historischen Herkunft über die komplexen Steuertricks und Spekulationsinstrumente bis hin zu einigen konkreten (Aus-)Wirkungsorten alles, was für ein Verständ-nis dieses vielschichtigen Wirtschaftszweigs wichtig ist.

Motiviert zu diesem Rechercheprojekt hat uns ein Grundwider-spruch, der zwar ein entwicklungspolitischer Allgemeinplatz, deshalb aber nicht weniger skandalös ist: Rohstoffreiche Länder sind und bleiben

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häufig sehr arm – nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Bodenschätze. Ein Paradebeispiel für diesen Rohstofffluch (»Resource Curse«) ist der Kongo, ein weiteres ist Sambia. Aus beiden Ländern berichten wir. Trotzdem ist dieses Buch keine globale Skandalchronik der Schweizer Rohstoffhändler. Denn unser Hauptinteresse gilt der ande-ren – unserer – Seite dieser »verfluchten« Gleichung. Hier machen dieselben Rohstoffe nämlich einige Handels-konzerne und ihre Besitzer unermesslich reich. Die Ma-nager* von Glencore etwa verdreifachten ihr Vermögen auf einen Schlag, indem sie ihre Firma 2011 an die Börse brachten. Das flächendeckende Elend ganzer Länder und der Reichtum einiger Top-Trader hängen direkt zusam-men. Wie, das zeigt dieses Buch.

Gefährlich ist das »Commodity Business«, wie es heute in der Schweiz betrieben wird, also generell für alle mit natürlichen Ressourcen gesegneten, zugleich jedoch unter schwachen oder korrupten Regierungen leiden-den Länder des globalen Südens. Und ganz konkret für jene Frauen, Männer und Kinder, die im Dreck und Staub der Minen und Förderanlagen leben. Durch Landverbrauch, Wasser- und Luftver-schmutzung beeinträchtigen Bergbau, Ölförderung sowie die großflächi-ge industrielle Landwirtschaft die Lebensbedingungen von Millionen Menschen.

Gefährlich ist das häufig Grauzonen ausnutzende Geschäftsmodell der Handelshäuser aber auch für die Schweiz. Korruption, aggressive Steuervermeidung, Spekulationswut und Menschenrechtsverletzungen bergen enorme Reputationsrisiken und sind nach dem Fall des Bank-geheimnisses »unsere nächste offene Flanke« (Tages-Anzeiger). Die Schweiz ist nicht nur ein Steuerparadies, sondern auch eine Transpa-renz- und Regulierungsoase – und zieht so den Rohstoffhandel an wie der Misthaufen die Fliegen. Zwischen Zugersee und Lac Léman genie-ßen die Rohstoffkonzerne noch Narrenfreiheit, während etwa Länder wie Bolivien sich wehren und fairere Rohstoffrenten einfordern, ihnen in den USA Transparenzpflicht auferlegt wird und die EU die Nahrungs-

*Frauen auf Management-

Ebene gibt es nicht nur

beim Branchenprimus,

sondern im gesamten

Sektor so gut wie keine.

In diesem Buch herrscht

trotzdem geschlechter-

neutrale Schreibweise vor.

Wo – wie hier – mal nur

von Männern die Rede ist,

müssen sich Frauen also

nicht mitgemeint fühlen.

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mittelspekulation eindämmen will. Aber die Welt wird auch diesem »Standortvorteil« genannten Schwindel nicht ewig zuschauen.

Der Investoren-Guru George Soros meint, »eine verbesserte Rechen-schaftspflicht und Kontrolle [der Rohstoffkonzerne] könnte potenziell Lebensbedingungen, Ökonomien und politische Systeme auf der gan-zen Welt verändern«. Und Eva Joly, die Europaabgeordnete und muti-ge Vorkämpferin gegen Wirtschaftskriminalität, ist überzeugt, dass die Menschheit in 20 Jahren die heutige Verteilung des Reichtums im Roh-stoffgeschäft etwa gleich einstufen wird wie wir heute die Sklaverei. Wir teilen deshalb die Devise von Louis Brandeis. Der gegen Korruption und Bankenmacht agierende US-Bundesrichter wusste schon vor 100 Jahren: »Sunlight is the best disinfectant«. Wenn dieses Buch also etwas Sonne auf die Rohstoffdrehscheibe Schweiz scheinen lässt, hat es sein Ziel erreicht.

Erklärung von Bern (Hg.)Rohstoff – Das gefährlichste Geschäft der Schweiz

Mit einem Vorwort von Lukas Bärfuss

BUCH Gebunden, 440 Seiten, 15.5 x 22 cm € (D) 24.90 / CHF 34.80 / € (A) 25.60 ISBN 978-3-905801-50-7

E-BOOKePub€ (D) 12.99 / CHF 16.90 / € (A) 13.35ISBN 978-3-905801-51-4

www.evb.chwww.salisverlag.com

AB 19. SEPTEMBER IM BUCHHANDEL