Erna Magazin Juli 2013

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Ausgabe 2 Juli 2013 NSA Überwachungsskandal Geheime Protokolle aus dem Ingolstädter Stadtrat aufgetaucht Schlemmen auf Rädern Eichstätt bekommt einen Gourmet Drive In ERNA Re(gion)alsare Magazin für IngolStadtLandDings unabhängig - unsinnig - unseriös AUS FÜR SCHLOSSFEST? Ottheinrich eine britische Erfindung

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Monatliches Satiremagazin für Ingolstadt und die Region

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Ausgabe 2 Juli 2013

NSA ÜberwachungsskandalGeheime Protokolle aus dem Ingolstädter Stadtrat aufgetaucht

Schlemmen auf RädernEichstätt bekommt einen Gourmet Drive In

ERNARe(gion)alsatire Magazin für IngolStadtLandDings

u n a b h ä n g i g - u n s i n n i g - u n s e r i ö s

AUS FÜR SCHLOSSFEST? Ottheinrich eine britische Erfindung

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Editorial

Impressum:Redaktion, Layout: Melanie Arzenheimer Fotos: Melanie Arzenheimer/Wiki Commonswissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Amalia Stürzenhofecker-Pasatelski (AU Eichstätt-Ingolstadt)Verantwortlich i.S.d. § 6 Abs. 2 MDStV: Melanie ArzenheimerArzenheimer ProductionsRebdorfer Str. 9785072 Eichstätt Internet: www.erna-magazin.de Mail: [email protected]

So funktioniert Erna

Herzlichen Glückwunsch, das Internet ist kein Neuland für Sie!

Da Sie Erna, das Online-Magazin ja bereits erfolgreich im World Wide Web ent-deckt haben, gibt´s jetzt noch eine gute Nachricht: Sie können alles mit Erna machen...

Erna ist in der Online-Publishing Plattform www.issuu.com zuhause. Hier kön-nen Sie digitale Magazine durchblättern und viel mehr. Sie können einzelne Seiten oder das Magazin bei einem Klick auf das Wort „share“ mit Ihren Freunden teilen - über twitter, facebook, google+ und per Mail. Außerdem besteht ausdrücklich die Möglichkeit, das gesamte Werk auf den eigenen Rechner, Notebook, ipad etc. herunter zu laden. Dazu klicken Sie ganz einfach auf den Schriftzug „Download“. Damit ist auch das Offline-Lesevergnügen gesichert.

Und noch ein Hinweis: Erna ist ein Satiremagazin. Also nicht rumheulen.Sollten Sie der Fraktion „humorfrei“ angehören, bitten wir Sie auf seriöse Nach-richtenportale wie www.stattzeitung.in zurück zu greifen.

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Inhalt

Die Sitzungen des Ingolstädter Stadt-rats wurden von der NSA überwacht und dokumentiert. Dank Edward Snowden kam der Skandal nun ans Licht.

NSA schnüffelt

Der Komponist, dessen 250. Ge-burtstag derzeit gefeiert wird, hat ein Imageproblem. Das beweist eine Studie der Alkoholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Eine Feier ohne Mayr

Die Rathausplatz-Sitzmöbel und ihre Farbe: Grund für ein philosophisches Streitgespräch über anspruchsvolle Grautöne und farbige Geschmacks-verirrungen.

Farbe für´s Proletariat

Es scheint, als hätte ein britischer Schriftsteller aus dem englischen König Heinrich VIII. den Neuburger Pfalzgrafen Ottheinrich gemacht. Das Schlossfest - eine Erfindung?

Eine einzige Lüge?

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So funktioniert Erna

Der Eichstätter Residenzplatz wird zum wahrscheinlich einzigen Gour-met Drive In in Bayern umgestaltet. Hintergründe, Analysen, Spekulatio-nen.

Schmackhafte Aussicht

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Geschichte

Neuburgs Renaissance eine britische Erfindung? Pfalzgraf Ottheinrich hat vermutlich nie existiert – Schlossfest ein großer Irrtum

Er ist bekannt für die Erfindung von Sherlock Holmes und Dr. Wat-son. Doch der britische Schriftstel-ler Sir Arhur Conan Doyle könnte ein wahres Kunststück abgeliefert haben, das eigentlich niemals hätte entdeckt werden sollen. Ein Meis-terwerk der Fälschung, das seinem Sherlock Holmes sicherlich gefallen hätte: der Neuburger Pfalzgraf Ott- heinrich ist eine Erfindung des Bri-

ten! Den Beweis für diese zunächst sehr abstruse These liefert der Li-teraturwissenschaftler Hanns von Kleve, der bei den Nachforschun-gen über seine berühmte Uhrah-nin Anna von Kleve der Sensation zufällig auf die Spur gekommen ist. „Ich hatte mich intensiv mit dem Leben Heinrichs VIII. von England, dem Ehemann von Anna von Kle-ve befasst, als ich in einem Archiv

Pfalzgraf Ottheinrich (Portrait von Barthel Beham)

Heinrich VIII. auf dem berühmten Gemälde von Hans Holbein d.J.

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in London einige Notizen von Sir Arthur Conan Doyle in einer Hein-rich-Biographie gefunden habe“, er-zählt Hanns von Kleve. „Da stand, nur schwer leserlich hin gekritzelt, zum Beispiel `hervorragende Kon-fliktsituation` oder ´zu blutrünstig – weg lassen´.“ Hat der Autor aus Heinrich VIII. einfach den Pfalz-grafen Ottheinrich gemacht? Ein Vergleich der beiden Herrscher legt diesen Verdacht durchaus nahe.

Zwei gewichtige Heinrichs

Beide Männer haben im 16. Jahrhun-dert gelebt, beide tragen den Namen Heinrich und sind beinahe gleich

alt geworden (Heinrich VIII. wurde 55 Jahre und starb 1547, Otthein-rich wurde 56 Jahre und starb 1559) und beide haben im Lauf ihres Le-bens an Leibesfülle extrem zugelegt. Heinrich von England wog bei sei-nem Tod 160 Kilogramm, sein Bett musste mit Holzbalken verstärkt werden, um seine Last zu tragen. Noch mehr Gewicht brachte Pfalz-graf Ottheinrich auf die Waage, er soll bei seinem Tod sogar 200 Kilo gewogen haben. Das könnte darauf hindeuten, dass Conan Doyle durch die literarische Gewichtszunahme seiner Kunstfigur Ottheinrich eine zusätzliche Dramatisierung der To-desumstände erreichen wollte. Wo-

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möglich hat sich Sir Arthur Conan Doyle auch den Konflikt Heinrichs VIII. mit dem Papst zum Vorbild für die Erschaffung von Ottheinrich ge-macht. Der englische König wurde bekanntlich exkommuniziert und war fortan der Chef über seine eige-ne Kirche, die neu gegründete ang-likanische Staatskirche. Und so hat auch der literarische Heinrich, also Ottheinrich, seine Probleme mit den Katholiken. Der Schriftsteller lässt ihn zum protestantischen Glauben übertreten. Dass Conan Doyle sei-nen Ottheinrich ausgerechnet in Neuburg an der Donau angesiedelt hat, liegt daran, dass sich der Autor einen exotischen Ort für seine Ge-

schichte gewünscht hatte. Und weil weit vorher schon Schriftstellerkolle-gin Mary Shelley ihren Frankenstein nach Ingolstadt verlegt hatte, wollte Doyle seine Geschichte als Verehrer Shelleys einfach in der Nachbarschaft ansiedeln. Lediglich beim „Frauen-verschleiß“ wollte der Autor nicht dem Vorbild von Heinrich VIII. fol-gen. Aus der Sicht eines modernen, aufgeklärten Schriftstellers erschien ihm das Bild eines Mannes, der Ehen gerne mal durch Hinrichtungen be-endet, für zu mittelalterlich. Obwohl Heinrich VIII. als der Prototyp des Renaissance-Fürsten gilt. Wie übri-gens auch – welche Überraschung – Pfalzgraf Ottheinrich.

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Wird dem Neuburger Schlossfest nun der Zahn gezogen?

Geschichte

Wenn der berühmte Neuburger Pfalzgraf eine Fälschung ist, was ist dann überhaupt noch wahr? Das zu untersuchen ist derzeit die Aufga-be einer Expertenkommission, die unter anderem die Baupläne des Neuburger Schlosses mit Unterla-gen aus dem Archiv Walt Disneys vergleicht. Und das Neuburger Schlossfest könnte im wahrsten Sin-ne des Wortes auf wackeligen Bei-nen stehen. Es hat sich in Neuburg

bereits eine „Bürgerinitiative gegen Geschichtsfälschung“ gegründet, die gerade Unterschriften für die Abschaffung des Schlossfestes sam-melt. Der Versuch, ausgerechnet beim Schlossfest Stimmen zu fan-gen, endete für einige Mitglieder allerdings mit wüsten Beschimp-fungen und sogar einer Platzwun-de. Man darf gespannt sein, wie viel von der Renaissance-Fassade Neu-burgs noch bröckelt.

Bürgerbegehren gegen Geschichtsfälschung

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Im Fadenkreuz der NSA Sitzungen des Ingolstädter Stadtrats wurden vom Geheimdienst überwacht

Während man in Ingolstadt von ei-nem Livestream aus den Stadtrats-sitzungen noch weit entfernt ist, war eine bestimmte Organisation schon immer ganz nah dran am Geschehen. Und zwar die NSA (National Security Agency) der Vereinigten Daten von Amerika. Der US-Geheimdienst hat Regierungen, Organisationen und Privatpersonen weltweit ausspioniert – und das auch in Ingolstadt. Edward Snowden, der die Ausschnüffelei der Amerikaner (aber auch der Briten und vermutlich der Australier, Ös-terreicher, Turkmenen, Saarländer und Oberschlesier) publik gemacht hat, spielte uns nun ein 847 Seiten starkes Dokument zu, in dem der Da-tentransfer von und zu den Stadträ-ten in Ingolstadt während nur einer einzigen Sitzung dokumentiert wur-

de. Aufgezeichnet wurden E-Mails, Kurznachrichten, Twitter- und Face-book Postings, MMS und was sonst noch so hin und her geschickt wurde. Die Digitalisierung der Kommunal-politik hat im Übrigen zu einer Da-tenflut geführt, deren Aufarbeitung noch Generationen von Analytikern beschäftigen wird.

Weil wir uns im Gegensatz zur NSA an den Datenschutz halten, haben wir die Namen der überwachten Personen abgekürzt bzw. durch all-gemeingültige Begriffe ersetzt. Hier aufgeführt werden die brisanten so-genannten oMs, also outgoing Mes-sages während der ersten Minuten einer Sadtratssitzung. Zugegeben, wir waren bei der Sichtung der Pro-tokolle schickiert.

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Politik

Outgoing Messages, Thursday, 15.38 pm

Stadtrat 1: Die Baumkuschler nerven. Und das beim ersten TOP. Stadträtin 2: Die Schwarzen nerven. Und das beim ersten TOP. Stadtrat 2: Ich glaube, G. und K. sind genervt. Und das schon beim ersten TOP. Sitzung könnte länger dauern. Stadtrat 3: Schatz, die Sitzung dauert länger. Alle genervt. Wird spät. Stadtrat 4: Jetzt redet sich der T. in Rage. Das dauert. Schick mir bitte meine Eröffnungsrede zum Korrekturlesen. Stadtrat 5: Haben wir noch was zu Essen? Sonst pack ich nach der Sitzung ein paar Brezn ein. Stadträtin 1: Hab im Internet grad ein super Hotel entdeckt, hier der Link. Was meinst Du, Hasi? Stadträtin 2: Bin gleich länger offline. Muss aufpassen. Darf diesmal nicht wieder falsch abstimmen. Ich weiß, ihr versteht das. Stadtrat 2: Jungs, bitte das Spiel aufzeichnen. Ich schau´s mir später an. Stadtrat 3: Wird später. 21 Uhr bei mir. P.S. bring doch deine scharfe blonde Freundin mit.

Aber auch die anwesenden Pressevertreter wurden durch die NSA überwacht.

Outgoing Messages, Thursday, 15.45 pm

Pressevertreter 1: Bitte nachschauen, was bei Pressevertreter 2 schon online istPressevertreter 2: Bitte nachschauen, was bei Pressevertreter 1 schon online istPressevertreter 3: Bitte Platz auf dem Titel frei halten. P.S. die neben mir regen mich auf mit ihrem Online-Getippe.Pressevertreter 1: Wie viele Klicks haben wir schon? Pressevertreter 4: Akku leer. Muss es ein O-Ton sein oder reicht ein Aufsager? Pressevertreter 3: Bitte Platz für Foto vom Stadtrat einplanen. Pressevertreter 1: Zu wenig Klicks, da muss was mit Sex rein. Also kein Foto vom Stadtrat. Pressevertreter 3: Fühle mich irgendwie überwacht. Eventuell Titelgeschichte?Pressevertreter 4: Ihr könnt mich mal, von wegen ich nuschel.Pressevertreter 2: Bitte vor 18 Uhr noch nachfragen, wie lange ich den R8 behalten kann.

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Kleinanzeigen

Suche neue Herausforderung!

Attraktiver ER, Alter: 60+ mit Migrationshintergrund sucht neue Her-ausforderung für die Zeit nach dem 16. März 2014. Langjährige Erfah-rung in Führungsposition als Geschäftsführer eines Bürgerkonzerns vorhanden. Job mit Blick auf Grünfläche wünschenswert.

Dringend Unterkunft benötigt

Suche Wohnung oder Aparte-ment für meinen Freund Edward S., derzeit wohnhaft in Moskau. Möglichst unauffällig, abgelegen und ruhig, ohne WLAN und In-ternetanschluss, wenn möglich, auch ohne Strom. Heizung wäre aber wünschenswert, ebenso Nähe zu einem Flughafen. Zah-lungsmodalitäten nach Abspra-che. Ihre Bankverbindung ist uns in jedem Fall bekannt.

Selbstverwirklichung leicht gemacht

Stärken Sie Ihr Ego durch die Gründung einer eige-nen facebook Gruppe! In unserem Seminar „fröhlich dank facebook“ weihen wir Sie in die Geheimnisse von social media und Co. ein. Ideal geeignet für ge-scheiterte Existenzen, Menschen ohne Freundeskreis und Führungspersönlichkeiten, die niemanden zum führen haben. Jetzt anmelden, bevor es andere tun!

Sammlungsauflösung

Kanonen nach erfolglosem Schuss auf Spatzen abzugeben. Zustand leicht desolat. Im Ernst-fall nurmehr als Wurfgeschoss einsetzbar.

Terminhinweis:

Das Treffen der anonymen Kreis-verkehrgegner geht am Montag in die nächste(n) Runde(n).

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Wir wollen Sie!Sie sind jung oder nicht mehr so jung?Sie sind politisch engagiert oder nicht engagiert?Sie sind ein echter Schanzer oder ein Zugroaßter?

SPD

Egal...

Hauptsache, Sie lieben Podiumsdiskussionen, machen auf einem Plakat eine gute Figur und haben nach dem 16. März 2014 Zeit für einen Job, den von uns keiner machen mag.

Zeit zum Handeln! Ihre SchanzerParteiDemokraten

Das WIR entscheidet - und:

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Ein Komponist, den niemand

vermisst?

Beim Thema Simon Mayr tun sich eklatante Wissenslücken auf

Forscher, Musikpädagogen, Musiker - sie alle wa-ren jüngst zum Simon-Mayr-Symposium nach In-golstadt gekommen. Der Komponist aus Mendorf, der in Italien zum Star wurde, hätte in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag gefeiert. Und weil er selbst nicht an der Party teilnehmen konnte, haben das eben andere für ihn getan. Dabei ist der „Vater der italienischen Oper“ hierzulande eigentlich ein „No Name“, wie eine Umfrage des Instituts IRR Tum der Alkoholischen Universität Eichstätt-In-golstadt ergeben hat. Johann Simon wer? Die Er-gebnisse der Umfrage sind erschütternd. Au weia, Herr Mayr!

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Kultur

Wer war Johann Simon Mayr?

Was war das größte Werk von Johann Simon Mayr?

Bauunternehmer aus Neuburg

Bauunternehmer aus Eichstätt

Bauunternehmer aus Ingolstadt

Erfinder der (M)Eieruhr

Neuburg Eichstätt Ingolstadt Die (M)Eieruhr

© Meinungsforschungsinstitut IRR Tum (Alkoholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

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Philosophie

„Farbe ist nur was für das Proletariat!“Ein farbphilosophisches Streitgespräch Sind die neuen Sitz- bzw. Liegemöbel auf dem Ingolstädter Rathausplatz schön oder hässlich? Eine Diskussion, die vor allem in den sozialen Netzwerken eine exorbitant hohe Aufmerksamkeit genießt. Grund-sätzlich sei festgestellt: es geht um Möbel und nicht um ein Endlager für Atommüll oder eine Pershing-Raketen-Stellung. Wo-möglich stehen die Möbel aber stellver-tretend für ein grundsätzliches Dilemma: wie viel Farbe verträgt der Mensch? Und wenn ja, welche? Der Farb-Philosoph Dipl. Psych. Holger Heinemann-Hagen-dorn vertritt die These, dass es gar nicht bunt genug sein kann. Ganz anders sieht das Prof. Dr. Herbert Grauvogel. Für ihn

hat Farbe in der anspruchsvollen Kunst und Architektur nichts zu suchen.

Heinemann-Hagedorn: Woher kommt Ihre These, dass wahre Kunst grau sein muss?

Grauvogel: Es ist statistisch bewiesen, dass ältere Herren mit höherem Bildungs-abschluss, im übrigen auch die Damen, zu dezenten Grautönen neigen. Das gilt für die Auswahl ihrer Kleidung genauso wie für das Mobiliar oder das Automobil. Im Übrigen steh nicht nur das Grau für eine gewisse intellektuelle Ausstattung des Trägers, sondern auch das Schwarz.

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Heinemann-Hagedorn: So, so. Der schwarze Rollkragenullover ist also der Inbegriff von Intellektualität.

Grauvogel: Korrekt. Sie sehen, kräftige Farben sind nur etwas für das Proletariat.

Heinemann-Hagedorn: Und was ist mit den wunderbar bunten Kunstwerken der Pop Art zum Beispiel?

Grauvogel: Das ist keine Kunst. Aller-höchstes Kitsch. Wie dieses Hundertwas-serzeug.

Heinemann-Hagedorn: Dann gehen wir mal ganz weit zurück in der Kunst-geschichte. Die griechischen Statuen, die ägyptischen Tempel waren ursprünglich voller Farbe. Nur weil nach der Wieder-entdeckung die Farbe sprichwörtlich ab war, sind sie doch nicht plötzlich Kunst geworden. Das waren sie schon immer!

Grauvogel: Mitnichten. Wenn etwas älter wird, wird es automatisch zum Kulturgut, zur Kunst und damit ist es schön.

Heinemann-Hagedorn: Brigit Bardot.

Grauvogel: Bitte?

Heinemann-Hagedorn: Brigit Bardot ist die personifizierte Widerlegung Ihrer These.

Grauvogel: Wenn Sie mir das erläutern?

Heinemann-Hagedorn: Brigit Bardot ist älter geworden, aber nicht schöner.

Grauvogel: Aber sie gehört zum Kultur-gut. Zur Kunst. Dass Kunst schön sein muss, diese Meinung gehört ja wohl ins vorletzte Jahrhundert.

Heinemann-Hagedorn: Nun wiederlegen Sie sich gerade selbst.

Grauvogel: Wenn Sie die Diskussion auf ein derart niedriges Niveau herunter fah-ren...

Heinemann-Hagedorn: Sie sind doch derjenige, der die Mitmenschen mit Ver-achtung straft!

Grauvogel: Warum habe ich mich eigent-lich auf dieses Gespräch eingelassen. Mit jemandem, der einen Warhol im Schlaf-zimmer hängen hat.

Heinemann-Hagedorn: Der ist weniges-tens echt, was man von Ihrer Doktorar-beit ja nicht behaupten kann.

Grauvogel: Sie impertinenter Voll pieeee-eeeeeeeeeeeeeeeeeeeep

Heinemann-Hagedorn: Sie können mich mal am pieeeeeeeeeeeeeep, Sie alter M pieeeeeeeeeeeeeep

An dieser Stelle musste das Gespräch abgebrochen werden.

Philosophie

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Kurz und (gar nicht) gut

Die überaus opulente Ausschilderung selbst kleinster archäologischer Aus-grabungen kritisiert der Bundesrech-nungshof. Jedesmal eine Edelstahl-Konstruktion (siehe Bild) mit dem Namen des Grabungsbüros aufzustel-len, sei völlig übertrieben. Zumal in diesem Fall nur ein Knopf (19. Jhdt.) gefunden wurde.

Völlig übertrieben

Die Patienten in der Region bekom-men die Krise der Krankenkassen zu spüren. Weil der Zahnarztbesuch da-durch für manch einen unbezahlbar geworden ist, haben sich Bürger nach dem Besuch eines vhs-Kurses auf das Zahnsteinentfernen spezialisiert und bieten diese Dienste nun gratis an.

Aua! Krankenkassenkrise

Eichstätts OB Andreas Steppberger hat beim Lernfest in Schrobenhausen dazu gelernt. Und er hat einen Weg gefunden, wie er die Stadt von ihren Schulden befreit. Ab sofort wird das Geld selbst gedruckt und gepresst: „Dann kann es nicht ausgehen,“ so die Erkenntnis des OB.

Nie mehr Schulden

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Kurz und (gar nicht) gut

Die Rasenaktion der Innenstadtfreun-de hat für Irritationen gesorgt: die Sa-men waren für den Rasen bestimmt, und die Spenden, die über dem Rat-hauseingang angezeigt werden, sind für UNICEF. Von Samenspenden war in diesem Zusammenhang nie die Rede.

Keine Samenspende!

Die Nachfolger von Markus Lanz und Cindy aus Marzahn kommen aus der Region: Conny Oberhofer wird die ZDF Show künftig moderieren und Bernhard Mahler wird ihr assistie-ren. Oder andersrum. Egal. Dafür bekommt Markus Lanz jedenfalls die Volksmusiksendung bei Radio IN.

Wetten dass...?

Das könnte teuer werden. Die Stein- skulpturen im Ingolstädter Klen-zepark sind undicht. An manchen Stellen läuft bereits Wasser aus. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt. Mögli-cherweise kann der vom Hochwasser angeschwemmte Donauschlamm zum Stopfen der Löcher genutzt werden.

Undichte Stellen

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Technik

Sun Blocking Effect entdeckt Im Schatten von Audi blüht die alternative Entwicklerszene

„Für die nächste Generation wird der Umgang mit BDSM ganz natürlich sein.“

„Vergangene Woche hatten wir einen ech-ten Breaktrough,“ freut sich Dr. Thomas Spökendorff, CEO der Efficent and Con-fusing Prototyping Unit (E-CPU) aus Gai-mersheim und langjähriger Embedded System Engineer of Innovation (Automo-tive/Aeromotive) bei TRALALA (Techni-cal Rookies and Low Ambitions Labora-tory Agency) in Hanerau-Hademarschen. Bereits seit fünf Jahren tüfteln er und sein Team aus hoch motivierten Ingenieuren an einer Alternative für energiefressende und wenig umweltfreundliche Klimaanlagen in Automobilen. Nun scheint man dem Ziel der Öko-Kühlung einen Schritt näher ge-kommen zu sein. „Die letzten Jahre waren von vielen Rückschlägen geprägt,“ gibt Dr. Thomas Spökendorff zu. Doch dann kam

den Entwicklern der Zufall zu Hilfe: ein Mitarbeiter war nach der jahrelangen Ar-beit in der hermetisch abgeriegelten Umge-bung des unterirdischen Versuchslabors im Gewerbegebiet Gaimersheim zu plötzlich mit Tageslicht in Kontakt gekommen.

„Unser Chief Developer Torsten hat sich eine böse Sonnenallergie geholt. Das war für uns natürlich erstmal ein Schock. Wir hatten nie erwartet, dass die Sonne wesent-lich höhere Energiewerte aufweisen würde, als wir berechnet hatten.“ Die Konsequenz aus der Erkrankung: Torsten war ab sofort auf einen Sonnenschirm angewiesen. Als er diesen nun eines Tages über mehrere Stun-den auf dem Parkplatz des Unternehmens liegen ließ, staunten die Techniker über

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Technik

dessen Wirkung. Der Sonnenschirm warf einen Schatten auf eine Kiste Bier, wäh-rend die benachbarte Bierkiste der pral-len Sonne ausgesetzt war. Eine gründliche Untersuchung des Biers im Eigenversuch zeigte nun, dass das Bier unter dem Son-nenschirm zwar warm, aber bei weitem nicht so eine ungenießbar heiße Plörre war, wie das Bier aus der Sonne (das üb-rigens der Praktikant von der HAW dort stehen gelassen hatte, der Depp!).

„Nur fünf erlitten einen Hitzschlag - wir hatten mit mehr gerechnet“

Dieser „Sun Blocking Effect“ wurde nun in diversen Versuchsanordnungen genau untersucht, bis man sich sicher war, dass ein Schirm durchaus für die Kühlung ei-nes Objekts geeignet sei. „Vor allem im automotive Bereich bringt uns das einen großen Schritt voran,“ betont Dr. Thomas Spökendorff. Vergangene Woche war es nun soweit, dass die ersten Sonnenschir-me an unterschiedlichen Automobilen ge-testet worden sind – bei Extremtempera-turen von 36 Grad. „Die Ergebnisse waren sofort überzeugend. Das bestätigten auch

die Testpersonen unter den Sonnenschir-men. Lediglich fünf von 35 erlitten einen Hitzschlag. Wir hatten mit mehr gerech-net.“ In der nächsten Testphase, für die ungefähr drei Jahre angesetzt sind, wird nur die Aerodynamik eines Regen- oder Sonnenschirms analysiert und optimiert. Anschließend will man eine Methode ent-wickeln, eine Sun Blocking Unit auch auf ein Automobil mit Dach zu übertragen. „Das wird die wahre Herausforderung, aber wir sind sicher, auch diese zeitnah zu meistern,“ meint der CEO. Sein Un-ternehmen ist nur ein Beispiel für die In-novationsfreude, die sich in zahlreichen Firmengründungen rund um den Platz-hirschen Audi manifestiert. Gerade die alternative Entwicklerszene fernab von klassischen Crash-Tests und Versuchen im Windkanal fordert die etablierten Ent-wicklungsbüros zunehmend heraus. Rund 20 Unternehmen wie E-CPU sind allein in Gaimersheim gemeldet, einige davon haben schon für Aufsehen gesorgt – etwa mit biologischem Scheibenwischwasser, alternativen Blinkern (wie Fähnchen aus tibetanischem Hanf) und veganen Leder-sitzimitaten aus gegerbtem Tofu.

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Er zählt zu den schönsten Plätzen Euro-pas - der Residenzplatz in Eichstätt. Aber (nicht nur) nach 19 Uhr zählt er auch zu den ruhigsten Plätzen Europas. Ein schö-nes Ambiente allein macht eben noch keine lebendige Altstadt. Und so gibt es einen außergewöhnlichen Plan, um die-sen Platz zu beleben. Die Stadt wird hier zusammen mit einem Gastronomen, der nicht genannt werden will, weil er mög-licherweise kurz vor der Insolvenz steht, einen Gourmet Drive In eröffnen. Die Idee dazu entstand, weil in letzter Zeit

immer öfter Autofahrer auf dem Platz Rast machten und sogar auf selbigem ein Picknick veranstaltet wurde. Warum also nicht beides kombinieren? Der Gourmet Drive In führt einmal um die Mariensäu-le herum, im Erdgeschoss des Finanzamts wird der Bestell-Schalter eingerichtet und das Essen wird dem Autofahrer aus dem Landratsamt gereicht. Die örtliche Kan-tine kann als Depot für die edlen Snacks wie Hummer a la Willibald, Walburga-Burger oder Archaeopteryx-Sticks (klei-ne Hühnchenteile) dienen. Ein Genuss!

Park- und Picknickplatz?Warum der Eichstätter Residenzplatzder ideale Ort für einen Gourmet Drive In ist...

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Testlauf für die Gourmet Drive In Speisekarte

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Gesundheit

Nicht schon wieder! Nach Bruno sind er-neut Problembeeren in Bayern eingefal-len. Und es sind in diesem Jahr auch noch verdammt viele. Schuld dran ist das lang anhaltende schlechte Wetter, das aus den ansonsten so friedlichen und possierli-chen Naturgeschöpfen echte Ekelbatzen gemacht hat. „Sie haben am Anfang so harmlos ausgesehen und waren ganz lieb und jetzt das“, beklagt sich Ursula G., die eine Beerenfarm im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen betreibt. Viele ihrer so liebevoll gezüchteten Beeren haben sich in häßliche, aggressive Exemplare ver-wandelt. Vor diesen warnt nun auch das Amt für Landwirtschaft und Ernährung: „Wenn Sie auf Problembeeren stoßen, dann vermeiden Sie den direkten Kon-

takt. Bleiben Sie ruhig, kauern Sie sich auf den Boden und warten Sie, bis das Beerenkriseninterventionsteam einge-troffen ist.“ Das kann allerdings bis zu zwei Tage dauern, weil die Anzahl der Problembeeren in Bayern dieses Jahr außerordentlich hoch ist. Die bayerische Staatsregierung hat daher bereits einen Beeren-Gipfel anberaumt, bei dem es unter anderem um die Entsorgung der erlegten Beeren gehen wird. Sie alle aus-zustopfen und in ein Museum zu stellen kommt wohl wegen der hohen Kosten nicht in Frage. Naturschützer fordern unterdessen, die Problembeeren mit art-gerechten Beerenfallen einzufangen und in Tschechien oder Rumänien wieder auszusetzen.

AchtungProblembeeren!

Das Amt für Landwirtschaft und Ernährung warnt vor gefährlichen, teils aggressiven Beeren

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Hörgenuss aus heimischem Anbau

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Der böse Blog

Also, Herrschaften. Es sollte ja wohl jedem Menschen, der seine mehr oder weniger intelligenten Gedanken auf einer Plattform wie google oder facebook verbreitet, klar sein, dass da ein paar andere mitlesen. Sonst hätte man die Gedanken ja wohl besser in ein altmodisches, analoges Tagebuch oder einen Brief geschrieben. Dass das FBI jetzt auch noch alle Daten dieser Welt zur „Terrorbekämpfung“ sammelt, ist ja nun keine Überraschung. Das erinnnert mich manchmal an diese Rabattkarten-Nutzer, die sich wundern, warum sie ständig Wer-beangebote bekommen. Na, weil ihr eure Daten bei jedem dämlichen Einkauf raus gebt! Oder werdet ihr von der Kassiererin bedroht? Aber das Punktesammelsystem würde ich gerne auf das FBI und die NSA übertragen sehen. Ich gebe also meine Daten freiwillig weiter, bekom-me dafür so was wie digitale Flugmeilen nur eben in einer anderen Branche. Zum Beispiel gibt’s nach einem halben Jahr bei 500 erreich-ten Punkten einen Gutschein für eine illegale Einreise in die USA. Oder das Mitführen von illegalen Substanzen. Bei 2000 gesammelten Punkten wäre vielleicht sogar eine neue Identität im Angebot und bei 5000 Punkten ein Freispruch trotz erwiesenem Kapitalverbrechen. Das wäre mal wirklich ein anständiger Deal. (Den Bösen Blog gibt´s jeden Sonntag unter www.stattzeitung.in)

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Ernstgemeinter Tipp zum Weiterlesen

Sex coole Jahre in einem Buch

Das Beste aus der Schwabinger Schaumschläger ShowSeit sechs Jahren begeistert und erfreut die Lesebühne „Schwabinger Schaumschläger“ jeden Sonntag das Publikum in der Münchner Kulturgast-stätte „Vereinsheim“ - zum Jubiläum gibt es nun endlich ein Buch mit Beiträ-gen vieler, vieler Autoren, die bei den Schaumschlägern zu Gast waren (und weiterhin sein werden): Friedrich Ani, Georg „Grög!“ Eggers, Matthias Egers-dörfer, Johannes Berger, Franz Dobler, Hazel Brugger, Ahne, Marco Tschirp-ke, Dagmar Schönleber, Sven Kemmler, Jess Jochimsen, Thomas Glatz, Sarah Hakenberg, Melanie Arzenheimer, Wehwalt Koslovsky, Volker Keidel, Verena Richter, Severin Groebner, Frank Klötgen, Rupprecht Mayer, Carmen Wegge, Nils Heinrich, Jaromir Konecny, Marc Ritter, Anton G. Leitner, Philipp Moll, Maria Peschek und andere - sowie selbstverständlich Christoph Theussl, Mo-ses Wolff und Michael Sailer.

Schwabinger Schaumschläger: Sex Jahre - Geschichten, Gedichte, Bilder (und anderes) 2007-2013, ISBN 978 148 4940143

Webtipp: www.vereinsheim.net

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Juni 2013