Ernährung bei Rheuma und Gicht – die Theorie in die ... · -„normal“ ernährte...
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Ernährung beiRheuma und Gicht –
die Theorie in die „Realität“überführen
Dipl. med. päd. Birgit BlumenscheinDiätassistentin
Blumenschein 2014
Ernährung bei Rheuma und Gicht
Was begegnet uns – und den Patienten - als „Ernährungs“-Information?
Fotos: aid.de, logi.de, fotolia, pixelio
Blumenschein 2014
Ernährung bei Rheuma und Gicht
Was begegnet uns – und den Patienten - als „Ernährungs“-Information?
NEIN JA
- Fleisch - Gemüse- Alkohol - Obst- Fett - vegetarisch/vegan- Eßlust - gesund- Genuss - vollwertig- … - …
Fotos: pixelio
Ernährung bei Rheuma und Gicht
Worüber lohnt es sich zu diskutieren?
� Aktuelle Ernährungsempfehlungen
� Realistisches, Brauchbares
� Soll-IST-Vergleich
� Fazit
Blumenschein 2014Fotos: pixelio
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma (RA!) *
Alle Diätetischen Antientzündlichen Maßnahmen (A.D.A.M.)
● Vollwertige Kost● Arachidonsäure < 80 mg/d ↓● Linolsäure < 8 g/d ↓● Eicosapentaensäure 300 mg/d ↑● Alpha-Linolensäure 4 g/d ↑● Osteroporoseprophylaxe● Supplemente: EPA, Vitamin E, Selen
(Adam 2010; Adam et al. 2010)
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
• Vollwertige Kost in Bezug auf Fett weil Rheuma-Fokus…
Wünschenswerte Fettzufuhr pro Tag
< 30 % = Gesunde Ernährung nach den Regeln der DGE (DACH, 2012)
davon ca. 7 % gesättigte Fettsäuren (GFS)10-15 % einfach ungesättigte Fettsäuren (EUFS)7-10 % mehrfach ungesättigten Fettsäuren (MUFS),
möglichst: n-6:n-3 = 5:1
IST-Zufuhr an Fett und entsprechenden Fettsäuren pro T ag
34-36% Gesamtfettaufnahme (DGE, 2012)
davon ca. 15 % gesättigte Fettsäuren (GFS)11-12 % einfach ungesättigte Fettsäuren (EUFS)4-5 % mehrfach ungesättigten Fettsäuren (MUFS)
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Arachidonsäure < 80 mg/d ↓
Untersuchungen zeigen: entzündlich-rheumatische Erkrankungen bei
Vegetariern
„Allesesser“
diskutierte Ursache:„Prostaglandine“ und deren
Synthese aus Arachidonsäure(Adam, 2008)
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
Arachidonsäure (AA)= C20:4, Omega-6-Fettsäure
je mehr Arachidonsäure innerhalb der Zelle
desto mehr Bildung von„Entzündungsmediatoren“
(Prostaglandine, Thromboxane, Hydroxyfettsäuren und Leukotriene)
über die Nahrung „zugeführte“ Arachidonsäure wird zu 90 % in die Zelle aufge-nommen und steht zur Bildung von entzündungsfördernden Stoffen zur Verfügung
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
Zufuhr von maximal< 560 mg Arachidonsäure/Woche bzw. < 80 mg Arachidonsäure/Tag
Arachidonsäurearme Kost praktisch
� zwei Fleischmahlzeiten pro Woche à 100 g� keine Innereien und daraus hergestellte Produkte� max. zwei Eigelb pro Woche� eine Wurst-/Schinkenmahlzeit pro Woche� nur fettarme Milch und Milchprodukte
� kein Schweineschmalz und/oder Rindertalg(Blumenschein, 2010)
…praktisch/realistisch umgesetzt
� „Fleischmahlzeiten“ beziehen sich auf alle
Fleischsorten, auch Geflügel !
� 100 g Pute, Huhn o.a. enthalten ca. 160 mg AA
� 50 g Leberwurst enthält ca. 115 mg AA
� 1 Eigelb enthält 109 mg AA
� 100 g gekochter Schinken enthält ca. 50 mg AA
Empfehlung: weniger 80 mg Arachidonsäure/Tag
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
Arachidons äurearme Kost…
…praktisch/realistisch umgesetzt=
überwiegend (ovo)-lakto-vegetabile Kost
___________
Diskussion:realistische Umsetzung
>>> „Lakto-vegetabile Kost“>>> „Vegane Kost“… ???
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
Arachidons äurearme Kost…
www.rheuma-online.de, Abruf: 2010
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
• Linolsäure < 8 g/d ↓ (LA, C18:2, Omega-6-Fettsäure)
LA-reiche Lebensmittel:- Distelöl- Kürbiskernöl- Olivenöl- Rapsöl- Sonnenblumenöl- Sojaöl- Walnussöl- Diätmargarine
Blumenschein 2014
Warum diese
Lebensmittel begrenzen?
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
• Linolsäure < 8 g/d ↓ (LA, C18:2, Omega-6-Fettsäure)
große Mengen LA über Lebensmittel aufgenommen > 10 g Linolsäure/Tag
hemmen Enzymsysteme für den Umbau von ALA zu EPA (Schmidt&Beyer, 2013)
z.B. in 116 ml Olivenöl, 45 ml Rapsöl, 16 ml Sonnenblumenöl, 13 ml Distelöl…
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Zusammenhang: Omega-3-Fettsäuren : Omega-6-FettsäurenSOLL bei Rheuma Omega-3-FS : Omega-6-FS (Adam, 2010)
< 1 : 3IST
Leinöl 1 : 0,2-0,4Perillaöl 1 : 0,25Rapsöl 1 : 2Walnussöl 1 : 4,5Sojaöl 1 : 7Weizenkeimöl 1 : 7Olivenöl 1 : 9Standardmargarine 1 : 10Palmöl 1 : 10Erdnüsse 1 : 26Sesam 1 : 27Maiskeimöl 1 : 61Sonnenblumenöl 1 : 126Distelöl 1 : 150Arganöl 1 : 340
im VergleichLachs, Makrele 5-7 : 1Fischöl bis 30 : 1Krillöl 12-30 : 1
Blumenschein 2014 Ern
ähru
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Perillaöl
www.google.de
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Eicosapentaensäure 300 mg/d ↑
d.h. > 25-30 g Hering/Tag oder> 20-25 g Thunfisch/Tag oder> 30-35 g Makrele/Tag oder> 55 g Sardine/Tag oder> 60-70 g Lachs/Tag oder> 220 g Forelle/Tag !!! oder> 330 g Seelachs /Tag !!!
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Eicosapentaensäure 300 mg/d ↑
Dosenfisch enthält (wesentlich) wenigerOmega-3-Fettsäuren als frischer Fisch !
Bsp.: Omega-3-FS-Gehalt pro 100 g
Sardinen frisch 1800 mgSardinen, Dose 1000 mg
Thunfisch, frisch 1500-2500 mgThunfisch, weiß, wässrig, in Salz eingelegt 300- 700 mg !!!
Hering, frisch 1000-2000 mgBismarckhering 900 mg
Blumenschein 2014
Quelle: USDA Nutrient Database for Standard Reference, 2003; Souci Fachmann Kraut, 7. revidierte und ergänzte Auflage, 2008
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Eicosapentaensäure 300 mg/d ↑
Empfehlung zu Beginn der Ernährungstherapie bei RheumatikernStamp LK, James MJ, Cleland LG.: SeminArthritis Rheum. 35(2):77-94, 2005
drei Monate Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren über
Nahrungsergänzung/Arzneimittel
Anreicherung in den Zellmembranen, danach reicht Zufuhr von
ca. 300 mg EPA/Tag
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Eicosapentaensäure 300 mg/d ↑
3 Monate Zufuhr über marine Fischölpräparate (Stamp et al., 2005; Adam, 2010; Schmid & Bayer, 2013)
Angebotsübersicht:
� in Gelatinekapseln� meist 500 mg Fischöl pro Kapsel (manchmal auch bis 1000 mg pro Kapsel)
� gereinigte, standardisierte Konzentrate� meist verwendet: Lachsöl
(wahrscheinlich aus Zuchtlachs, der angereichertes Futter bekommt, laut „test 8/2005“)
� manche Präparate enthalten Deklaration: „Öl von Hochseefischen“(dann auch von Hering, Makrele und Thunfisch)
� modern: Krillöl
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
Diskussion: marine Fischölpräparate
künstlich hergestellte Fischölpräparate wie Krillöl
„gesunde“ Fettsäure an strategisch optimal verwertbarer Position im TG/Phospholipid
Bioverfügbarkeit erhöht sich um ca. 124 % im Vergleich zu nutritiven Quellen
CAVE
� tatsächliche Bioverfügbarkeit der Omega-3-FS in Phospholipidform
nicht abschließend geklärt (Kühnl, 2013)� tatsächliche Bioverfügbarkeit der Omega-3-FS aus herkömmlichen
Lebensmittel derzeit (2014) nicht bekannt…
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Eicosapentaensäure 300 mg/d ↑
Nahrungserg änzungs - oder Arzneimittel?
Arzneimittel enthält
- definierte Dosierung
- „Beipackzettel“ und listet krankheitsbedingte Anwendungsgebiete, Gegenanzeigen sowie Nebenwirkungen auf
- enthält häufig Vitamin E als Schutz vor frühzeitiger Oxidation
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Alpha-Linolensäure 4 g/d ↑(ALA, C18:3, Omega-3-Fettsäure)
ALA-reiche Lebensmittel: Lein-, Perilla-, Raps-, Soja-, Walnussöl, Makrele
ALA wird in EPA umgewandelt, dann wirksam
ABER- Enzym für ALA zu EPA = Enzym für LA zu AA…- naturgemäß mehr LA in Nahrung wenig Enzym für ALA-Umwandlung
zur Verfügung…- notwendige Menge an z.B. Leinöl: 75 ml/Tag bzw. 500 g Makrele
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Osteroporoseprophylaxe/-therapie
Bedarf: 1200 mg Ca/Tag (Adam, 2010)
Bsp.:� täglich ½ l fettarme Milch – besser Joghurt ☺� 1-2 Portionen fettreduzierte Milchprodukte
� 2 Scheiben Hartkäse
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Osteroporoseprophylaxe/-therapieBedarf: 1200 mg Ca/Tag (Adam, 2010)
Wie viel Brokkoli, Fenchel, Nüsse, Sesam etc. muss Mensch essen, um auf diese Mengen – ohne Milch/-produkte - zu kommen?
Bsp.: 1 Portion (150 g) Brokkoli 262 mg Ca Fenchel 150 mg Ca Lauch 130 mg Ca
3 EL Sesamsamen 236 mg Ca50 g Haselnüsse 158 mg Ca50 g Mandeln (1 Hand voll) 100 mg Ca
2 Portionen (300 g) Tofu 260 mg Ca
Blumenschein 2014
1 Glas Milch (200 ml) = 232 mg Ca
1 Sch. Emmentaler = 400 mg Ca
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Osteroporoseprophylaxe
Bedarf: 20 µg Vitamin D3/Tag400 – 800 IE Vitamin D/Tag
Bsp.:� Milch- und Milchprodukten� Lachs, Hering, Krabben� Eigelb � Margarine, (Butter)� Lebertran
�und viel UV-Licht ☺
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Supplemente: EPA, Vitamin E, Selen
Zufuhrempfehlung Gesunde Rheumatiker(Lückerath/Müller, 2013)
Vitamin E 12-15 mg/Tag 100-200 mg/Tagz.B. in 70 ml Weizenkeimöl
230 ml Rapsöl…595 g Mandeln, süß2,5 kg Walnüssen
Selen 10 µg/Tag 100-200 µg/Tagz.B. in 105 g Hering
115 g Thunfisch430 g Makrele135 g Weizenkeime280 g Weizen-VK-Brot
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Rheuma
● Supplemente: EPA, Vitamin E, Selen
=> viel Vitamin E und C, Selenwirken antioxidativ, entzündungshemmend und
regenerierend
> Vitamin E schützt vor Oxidation der AA
> Vitamin C regeneriert Vitamin E> Selen regeneriert Vitamin C
Fasten bei Rheuma … ja,
und auch bei Gicht…!!!
www.bodenseekur.de
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● purinreiche Lebensmittel ↓
● Fisch und Meerestiere nur 1 x / Woche
● fettreduzierte Milch- und Milchprodukte↑
● eiweißreiche pflanzliche Lebensmittel ↑
● Hülsenfrüchte und Sojaprodukte in Maßen
● Alkohol, insbesondere Bier ↓
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● Fruktose/Fruktose-Sirup gesüßte Getränke ↓
● regelmäßig eine moderate Menge Kaffee
● mindestens 2 l Trinkflüssigkeit pro Tag,
hydrogencarbonatreich
● Kilokalorien-bedarfsgerecht
Übergewicht/Adipositas ↓ Fasten ↓
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● purinreiche Lebensmittel ↓“purinarme” Ernährung
= Reduzieren der Menge der „purinreichen“ Lebensmittel auf maximal 1 Portion pro Tag
purinreich (ungeeignet)
die Lebensmittel mit den vielen Zellkernen… Innereien Fische, Geflügel (inkl. Haut)Krustentiere, Muscheln Schwein, Rind, Kalb, LammFleischextrakte, -bouillon Hülsenfrüchte, Sojaprodukte
purinarm (geeignet)
die Lebensmittel mit den wenigen, keinen oder inaktiven Zellkernen…
EierMilch, Milchprodukte, KäseKartoffeln, Teigwaren, Reis Gemüse, (Obst)Tee, Kaffee, Mineralwasser
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● purinreiche Lebensmittel ↓
wie z.B. Fleisch häufig viel GFS enthaltenungünstiger Lipid-StoffwechselInsulinresistenz ↑HS-Konzentration im Blut ↑
wie z.B. Fisch meist mit Haut verzehrtfettreiche Fisch bevorzugen (Omega-3-FS wirken entzündungshemmend)
ABER Studie (Lindeberg, Cordain, Rastam, Ahrén, 2004)
- „normal“ ernährte Schwedenpopulation - Kitava-Ureinwohnern, Papua-Neuginea („Jäger und Sammler“)
Ureinwohner-Männer ab 40 Jahren erniedrigte Harnsäurepegel im Vergleich zu den Schweden
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● purinreiche Lebensmittel ↓“purinarme” Ernährung
= Reduzieren der Menge der „purinreichen“ Lebensmittel auf maximal 1 Portion pro Tag
„purinarm “ praktisch umgesetzt
ca. 85 -100 g Lebensmittel/Tag = handgroßes Schnitzeloder bis zu vier Scheiben Wurstoder (normalgroße) Forelle
„streng purinarm “ praktisch umgesetzt
ca. 50 g Lebensmittel/Tag = ½ Schnitzeloder 2-3 Scheiben Wurstoder Mini-Forelle
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● fettreduzierte Milch- und Milchprodukte ↑
Milch und Milchprodukte enthalten Casein und Lactalbumin
wirken urikosurisch (HS-ausscheidend)
Studie: 250 g fettreduzierter Joghurts pro Tag
signifikante Senkung der Anfallshäufigkeit bei
Gicht; Effekt nur bei Naturjoghurt zu beobachten,
nicht bei Fruchtjoghurt… (Schmidt et al, 2013)
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Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● eiweißreiche pflanzliche Lebensmittel ↑
„Vegetarismus/Veganismus“
Serum-Harnsäurekonzentration
Veganer 241-340 µmol/l
Vegetarier 230-303 µmol/l
Fleischessern 227-315 µmol/l (Schmidt et al, 2013)
Gichtrisiko bei Fleischessern: nutritive Harnsäuremenge + BMI + Genetik(verminderte renale Ausscheidung der Harnsäure; Schmidt et al, 2013)
Vegetarier um 36 % seltener Metabolisches Syndrom als Fleischesser(Orlich&Fraser, 2014)
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● eiweißreiche pflanzliche Lebensmittel ↑
„Vegetarismus/Veganismus“
hohe Aufnahme von Nüssen und Hülsenfrüchten
senkt kardio-vaskuläres Risiko, damit Senkung Risiko Metabolisches Syndrom
große Portionen von Kohl, Rosenkohl, Spargel, Getreide/-produkte
stoffwechselinaktive Purine
urikosurischen Effekt
liefern zusätzlich Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien (Choi et al, 2005)
überwiegend ovo-lacto-vegetabile Ernährung mit gelegen tlichem
Verzehr von Fisch
nicht vegan und nicht fleisch-überladen
(Rottka et al, 1084, Leitzmann, 2007; Bollhöfer, 2012a/b)Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● Alkohol, insbesondere Bier ↓
Alkoholabbau Alkoholabbau
Adenosinmonophosphat (AMP) ↑ Acetat ↑ Lactat ↑
mündet in Purinabbau pH-Wert ↓
Harnsäure ↑ Harnsäureausscheidung ↓
im Hefeanteil von Bier besonders viel Guanosin (= Purinbase) �
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● Alkohol, insbesondere Bier ↓
ABER
regelm äßiger moderater Weinkonsum ist empfehlenswert
max. 1 Glas/Tag, möglichst trockener (Rot)Wein
senkt das Gichtrisiko signifikant ☺
senkt kardiovaskuläres Risiko, dies senkt Risiko für Hyperurikämie(Choi, 2010)
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● Fruktose/Fruktose-Sirup gesüßte Getränke ↓
Prävalenz Gicht seit den 70er Jahren: verdreifacht
Fleisch- und Alkoholkonsum seit den 70er Jahren: fast unverändert
Prävalenzzunahme: hoher Fruktosekonsum (Choi et al, 2010)
besonderer Trend Fruchtzucker als Süßungsmittel in
- Softdrink - Eis
- Smoothies - Kaugummi
- Sportriegeln - Bonbons
- Joghurterzeugnissen
1 x fruktosehaltiges Süßgetränk pro Tag steigert Gi chtrisiko um 45 %
Harnsäure-steigernder Effekt von entsprechend gesüßt en Getränken so stark wie
durch Alkohol (Choi et al, 2010)
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● Fruktose/Fruktose-Sirup gesüßte Getränke ↓
Fruktose/Sorbit/Xylit/Maissirup (HFCS)
unregulierte Aufnahme in Zellen
zu Fruktose-1-Phosphat umgewandelt
kann so die Zelle nicht mehr nach außen passieren
“Zwang” zum Fruktose-Abbau über ATP-Verbrauch
zu ADP und dann AMP
AMP – Abbau zu Harnsäure
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● Fruktose/Fruktose-Sirup gesüßte Getränke ↓
Gehalte an Fruchtzucker Angaben in g je 100g Angaben in g pro Portion
Birne 6,73 12,11 (1 Stück)Apfel 5,74 8,61 (1 Stück)
Sportriegel 23,50 9,40 (1 Riegel, klein)
Apfelsaft 6,40 25,60 (1/2 l)Wellnessgetränk(z.B. „Erfrischungsgetränk mit Weißtee-Extrakt und Birne“) 4,40 22,00 (1/2 l)Softdrink (z.B. Cola-Getränke) 2,08 10,40 (1/2 l)
Weißwein, trocken 0,41 1,02 (1/4 l)
(Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2014; Angaben pro Portion eigene Darstellung)
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● regelmäßig eine moderate Menge Kaffee
� Männer, die 4-5 Tassen Kaffee/Tag trinken
= 40% reduziertes Gichtrisiko (Choi et al., 2007)
Überlegung:
Koffein hemmt (wie Allopurinol) HS-abbauendes Enzym,
koffeinfreier Kaffee in geringerem Maße, Schwarzer/Grüner Tee nicht
Fazit:
HS-senkend wirkt (wahrscheinlich) Chlorogensäure im Kaffee
Blumenschein 2014
Aktuelle Ernährungsempfehlungen bei Gicht
● mindestens 2 l Trinkflüssigkeit pro Tag,
hydrogen- bzw. bicarbonatreich
Empfehlung Trinkwasser, Mineralwasser, Zitrussäfte
Kräuter-, Früchtetee, Fruchtsäfte stark verdünnt
besonders geeignet = mehr als 1500 mg HCO3-/l
( pH-Wert ↑, verhindern Ausfällung)
Blumenschein 2014
Fazit
„geeignete – individuell abgestimmte –realisierbare Ernährung“
kann Beschwerden lindern und Einsatz von Medikamenten reduzieren helfen,
sie ist quasi ein unentbehrliches „Modul“ in der Therapie.
Literatur - RheumaAdam, O. (2008): Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen, ErnährungsUmschau 12/08, S.
734 ff. Adam, O. (2009): Ernährung und Entzündungskontrolle. In: Aktuelle Ernährungsmedizin 2009; 34:
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Ernährungsmedizin in der Praxis. O. Adam (Hrsg.) Perimed Spitta Med. Verl. Ges. Balingen, Kap. 3/15.2 - 3/15.3
Adam, O. et al. (2010): Entzündlich-rheumatische Krankheiten – Ernährungstherapie und Ernährungsberatung im interdisziplinären Team In: Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35: 245-251
Blumenschein, B. (2010): Antientzündliches Essen – Rheumaernährung konkret und praktisch In: Ernährung und Medizin 2010; 25: 193-196
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Bonn 2012; 55DACH (2012): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr4. , korrigierter Nachdruck. Neuer Umschau
Buchverlag. Neustadt a.d.W. DGE Bonn 2012; 43-58Lückerath/Müller (2013) Diätetik und Ernährungsberatung, Praxishandbuch, 5., aktualisierte
Auflage, Haug. StuttgartSchmidt K, Bayer W (2013) Orthomolekulare Diagnostik, Prävention und Therapie am Beispiel der
Omega-3-Fettsäuren und ihrer Metabolite. In: E&M Ernährung und Medizin; 28: 55-60
Blumenschein 2014
Literatur - GichtBlumenschein B, Smollich M: Was darf man bei Gicht essen? Ernährungsmedizinische Aspekte –
jenseits von Fleischverzicht und Alkoholabstinenz. DAZ 2014. 11: 62-67
Bollhöfer M (2012a): Vegetarismus (Teil 1) Bedeutung, Formen und ernährungsphysiologische
Beurteilung. Ernährungs Umschau 03/12: B9-B12
Bollhöfer M (2012b): Vegetarismus (Teil 2) Bedeutung, Formen und ernährungsphysiologische
Beurteilung. Ernährungs Umschau 03/12: B13-B16
Choi HK, Liu S, Curhan G: Intake of purine-rich foods, protein, and dairy products and relationship
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Blumenschein 2014
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Dipl. med. päd. Birgit BlumenscheinDiätassistentin