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Newsletter Juli | 2012 www.preventionfirst.de 1| Liebe Freunde von Prevention First, Sommer, Sonne, Süden und leckere mediterrane Küche: Viele von Ihnen werden im anstehenden Urlaub sicherlich diese Vorzüge genießen. Das Schwerpunktthema unseres Newsletters ist diesmal die mediterrane Ernährung, die sich quasi als Bevölkerungsexperiment seit Jahrhun- derten bewährt hat. Welche Komponenten dazu- gehören und welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse es gibt, werden wir näher beleuch- ten. Passend dazu stellen wir Ihnen kulinarische Empfehlungen aus Sizilien vor. Schon manches Mal hat man in der Ernährungs- medizin vermeintlich sicheres Wissen über Bord geworfen. Dies ist Ihnen aus unseren früheren Newslettern bekannt. Wie lange sich Vorurteile ohne Evidenzbasis halten können, zeigen aktuell die Beispiele Kaffee bzw. Salz, die beide keines- wegs so schlecht sind wie ihr Ruf. Im April machte das Thema Prostatakrebs Schlagzeilen: Warren Buffet, einer der reichsten Männer der Welt, verkündete, man habe bei ihm Prostatakrebs entdeckt. Warum selbst Milliarden Dollar nicht vor schlechter Beratung schützen, fragen sich seitdem viele Fachleute. Wir stellen Ihnen die Fakten zu diesem spannenden Fall vor. Und in unserer Rubrik Prevention First aktiv beschäftigen wir uns diesmal mit der Frage, was E-Bikes für die Prävention bedeuten. Dabei diskutieren mein Partner Peter Kurz und ich das Pro und Kontra des „elektrischen Rückenwinds“. Das gesamte Prevention First-Team wünscht Ihnen einen aktiven und genussreichen Sommer. Herzliche Grüße Ihr Johannes Scholl MEDITERRANE ERNÄHRUNG Schon einmal war Griechenland in aller Munde, als die WHO zu Beginn der 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine welt- weite Übersicht über die mittlere Lebenser- wartung von 45 Jahre alten Personen erstellte. Damals wie heute ein eher armes Land, hatte Griechenland überraschenderweise weltweit die höchste Lebenserwartung. Selbst bei der nächsten Analyse 1991 lag Grie- chenland nur knapp hinter Japan an zweiter Stelle. Der Unterschied bei der durchschnitt- lichen Lebenserwartung betrug im Vergleich zu den USA und Kanada fast zwei Jahre. An der medizinischen Versorgung konnte dies sicherlich nicht liegen, denn die war in den USA und Kanada erheblich besser. Also beschäftigten sich immer mehr Studien seit den 90-er Jahren mit der Frage, was für die hohe Lebenserwartung in Griechenland und speziell Kreta verantwortlich sei und ob man den immer fetter werdenden Amerikanern da- mit etwas Gutes tun könnte. 1 KRETA UND DIE ROCKEFELLER FOUNDATION Die erste wissenschaftliche Analyse der mediterranen Küche, in diesem Falle der Kreta-Diät, war bereits kurz nach dem zwei- ten Weltkrieg von der Rockefeller-Foundation unternommen worden. Man hatte in repräsen- tativen Stichproben von jedem 150. Haushalt auf Kreta ausführliche Ernährungsprotokolle erhoben, Rezepte gesammelt und über sieben Tage sogar exakt alle Speisen und Zutaten ab- gewogen. Insgesamt wurden 765 Haushalte auf diese Weise analysiert, eine auch für die heutige Zeit unglaubliche Dimension. Man schätzte, dass etwa 40 % der Kalorienaufnah- me in Form von Fett, überwiegend als Olivenöl erfolgte, darüber hinaus verzehrten die Kreter deutlich mehr Gemüse und Früchte, Milch- produkte aus Schafsmilch, Wild und Fisch im Vergleich zur damaligen amerikanischen Diät. Außerdem war der Konsum von Rotwein so- wohl zum Mittag- wie zum Abendessen nach Meinung der Rockefeller-Forscher „auffällig“. Entgegen Ihren ursprünglich negativen Erwar- tungen schlussfolgerten die Amerikaner, dass sich die Kreter überraschend gut ernährten. Natürlich gibt es nicht „die“ Mittelmeerküche, schließlich grenzen viele Länder mit sehr unterschiedlichen kulinarischen Gewohnhei- ten an das Mittelmeer. Zwischen der Ernäh- rungsweise in Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei oder gar den nordafri- kanischen Ländern gibt es erhebliche Unter- schiede. Als gemeinsame Charakteristika der landes- typischen Küchen in der Mittelmeerregion gelten allerdings die Verwendung von Oliven und Olivenöl, von frischem Gemüse wie Tomaten, Auberginen, Paprika, Zucchini, außerdem von Knoblauch und Zwiebeln, Obst zum Dessert, der reichliche Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten, das Würzen mit Kräu- tern sowie der regelmäßige Weingenuss zum Essen. von Dr. Johannes Scholl

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NewsletterJuli | 2012

www.preventionfirst.de 1|

Liebe Freunde von Prevention First,

Sommer, Sonne, Süden und leckere mediterrane

Küche: Viele von Ihnen werden im anstehenden

Urlaub sicherlich diese Vorzüge genießen.

Das Schwerpunktthema unseres Newsletters

ist diesmal die mediterrane Ernährung, die sich

quasi als Bevölkerungsexperiment seit Jahrhun-

derten bewährt hat. Welche Komponenten dazu-

gehören und welche neuen wissenschaftlichen

Erkenntnisse es gibt, werden wir näher beleuch-

ten. Passend dazu stellen wir Ihnen kulinarische

Empfehlungen aus Sizilien vor.

Schon manches Mal hat man in der Ernährungs-

medizin vermeintlich sicheres Wissen über Bord

geworfen. Dies ist Ihnen aus unseren früheren

Newslettern bekannt. Wie lange sich Vorurteile

ohne Evidenzbasis halten können, zeigen aktuell

die Beispiele Kaffee bzw. Salz, die beide keines-

wegs so schlecht sind wie ihr Ruf.

Im April machte das Thema Prostatakrebs

Schlagzeilen: Warren Buffet, einer der reichsten

Männer der Welt, verkündete, man habe bei ihm

Prostatakrebs entdeckt. Warum selbst Milliarden

Dollar nicht vor schlechter Beratung schützen,

fragen sich seitdem viele Fachleute. Wir stellen

Ihnen die Fakten zu diesem spannenden Fall vor.

Und in unserer Rubrik Prevention First aktiv

beschäftigen wir uns diesmal mit der Frage,

was E-Bikes für die Prävention bedeuten. Dabei

diskutieren mein Partner Peter Kurz und ich das

Pro und Kontra des „elektrischen Rückenwinds“.

Das gesamte Prevention First-Team wünscht

Ihnen einen aktiven und genussreichen Sommer.

Herzliche Grüße

Ihr

Johannes Scholl

MEDITERRANE ERNÄHRUNG

Schon einmal war Griechenland in aller Munde, als die WHO zu Beginn der 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine welt- weite Übersicht über die mittlere Lebenser-wartung von 45 Jahre alten Personen erstellte. Damals wie heute ein eher armes Land, hatte Griechenland überraschenderweise weltweit die höchste Lebenserwartung. Selbst bei der nächsten Analyse 1991 lag Grie-chenland nur knapp hinter Japan an zweiter Stelle. Der Unterschied bei der durchschnitt-lichen Lebenserwartung betrug im Vergleich zu den USA und Kanada fast zwei J ahre. An der medizinischen Versorgung konnte dies sicherlich nicht liegen, denn die war in den USA und Kanada erheblich besser. Also beschäftigten sich immer mehr Studien seit den 90-er Jahren mit der Frage, was für die hohe Lebenserwartung in Griechenland und speziell Kreta verantwortlich sei und ob man den immer fetter werdenden Amerikanern da-mit etwas Gutes tun könnte.1

KRETA UND DIE ROCKEFELLER FOUNDATIONDie erste wissenschaftliche Analyse der mediterranen Küche, in diesem Falle der Kreta-Diät, war bereits kurz nach dem zwei-ten Weltkrieg von der Rockefeller-Foundation unternommen worden. Man hatte in repräsen-tativen Stichproben von jedem 150. Haushalt

auf Kreta ausführliche Ernährungsprotokolle erhoben, Rezepte gesammelt und über sieben Tage sogar exakt alle Speisen und Zutaten ab-gewogen. Insgesamt wurden 765 Haushalte auf diese Weise analysiert, eine auch für die heutige Zeit unglaubliche Dimension. Man schätzte, dass etwa 40 % der Kalorienaufnah-me in Form von Fett, überwiegend als Olivenöl erfolgte, darüber hinaus verzehrten die Kreter deutlich mehr Gemüse und Früchte, Milch-produkte aus Schafsmilch, Wild und Fisch im Vergleich zur damaligen amerikanischen Diät. Außerdem war der Konsum von Rotwein so-wohl zum Mittag- wie zum Abendessen nach Meinung der Rockefeller-Forscher „auffällig“. Entgegen Ihren ursprünglich negativen Erwar-tungen schlussfolgerten die Amerikaner, dass sich die Kreter überraschend gut ernährten.

Natürlich gibt es nicht „die“ Mittelmeerküche, schließlich grenzen viele Länder mit sehr unterschiedlichen kulinarischen Gewohnhei-ten an das Mittelmeer. Zwischen der Ernäh-rungsweise in Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei oder gar den nordafri-kanischen Ländern gibt es erhebliche Unter-schiede.Als gemeinsame Charakteristika der landes-typischen Küchen in der Mittelmeerregion gelten allerdings die Verwendung von Oliven und Olivenöl, von frischem Gemüse wie Tomaten, Auberginen, Paprika, Zucchini, außerdem von Knoblauch und Zwiebeln, Obst zum Dessert, der reichliche Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten, das Würzen mit Kräu-tern sowie der regelmäßige Weingenuss zum Essen.

von Dr. Johannes Scholl

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In jüngster Zeit gab es einige Metaanalysen, die aus diesen Komponenten einen „Medi-terranian Diet Score“ MDS erstellten und da-nach bewerteten, wie die Teilnehmer großer Studien in anderen Ländern sich besser oder schlechter hinsichtlich einer mediterranen Ernährungsweise verhielten.2

Das Resultat: Auf einer Skala von 0 bis 9 Punkten bedeutete ein um 2 Punkte höherer Wert für den MDS, dass die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Todesfall um 8 % niedri-ger lag. Es verminderten sich die Risiken für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall um 10 %, für Krebs um 6 % und für neurodegenerative Erkrankungen (Parkinson, Alzheimer) um 13 %.

BEISPIEL SPANIEN: PREDIMED-STUDIENicht nur Beobachtungsstudien, die auf Ernährungsprotokollen basieren, sondern auch kontrollierte Interventionsstudien z.B. aus dem groß angelegten Predimed-Projekt in Spanien und Portugal zeigen die Erfolge der Mittelmeerküche.Über einen Zeitraum von vier Jahren wurde beispielsweise durch die gezielte Ernäh-rungsberatung im Sinne einer mediterranen Ernährung mit Nüssen und reichlich Oliven-öl die Neuerkrankungsrate an Typ 2-Dia betes halbiert.3

Andere Auswertungen aus Predimed zeigten eine Blutdrucksenkung, eine Verbesserung der Cholesterinwerte und positive Effekte des moderaten Alkoholkonsums.

KOHLENHYDRATE IN DER MITTELMEERKÜCHE UND LOGI, WIE PASST DAS?

Natürlich gehören auch die Kohlenhydrate aus hellem Brot, Nudeln oder Reis zur Mittelmeer-küche. Die Effekte eines übermäßigen Kohlen-hydratverzehrs sind allerdings in den Mittel-meerländern genauso zu beobachten wie bei uns: Insbesondere bei Kindern und Jugendli-chen findet man eine stark ansteigende Rate von Adipositas und Stoffwechselstörungen. Während sich die Landbevölkerung zu frühe- ren Zeiten durch harte körperliche Arbeit Ihre Pizza oder Pasta verdient hatte, führen diese bei den heutigen Büroangestellten natürlich zu denselben ungünstigen Auswirkungen, über die wir schon häufiger berichtet haben. Kohlen hydrate, die nicht in den Muskeln ver-brannt werden, werden in der Leber zu Fett

umgewandelt und in unseren Energiedepots abgespeichert.Insofern passen LOGI und die mediterrane Küche natürlich wunderbar zusammen: Die unteren beiden Ebenen der LOGI-Pyramide enthalten mit dem Olivenöl, dem Gemüse und Obst sowie der zweiten, eiweißreichen Ebe-ne aus Fisch, Geflügel, Fleisch und Milchpro-dukten alle Zutaten der leckeren mediterra-nen Küche, wohingegen die dritte Ebene erst einmal durch Muskelarbeit verdient werden muss. Auch im Urlaub in Italien, Spanien oder Grie-chenland sollte man deshalb immer die rich-tige Balance zwischen Aktivität und Kohlen-hydratzufuhr im Hinterkopf haben. Inwieweit neben der gesunden Ernährungsweise der Mittelmeerländer auch ein höherer Vitamin D-Spiegel (bedingt durch die stärkere und vor allem auch im Winter ausreichende Sonnen-

VORTEILE DER MEDITERRANEN LEBENSWEISE

GEMÜSE, SALATE Wasserreiche Lebensmittel bringen viel Volumen und wenige UND OBST Kalorien. Eine niedrige Energiedichte erleichtert das Abnehmen. Und viele Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe sind auch noch drin.

OLIVENÖL Die einfach ungesättigten Fettsäuren senken den Anteil des UND OLIVEN „bösen“ LDL-Cholesterins und beugen dadurch Herzinfarkt und Schlaganfall vor.

FISCH UND Die darin enthaltenen Omega3-Fettsäuren senken das Risiko MEERESFRÜCHTE für Herzinfarkt und Rhythmusstörungen.

WEIN Moderater Weingenuss zum Essen hat positive Effekte auf das „gute“ HDL-Cholesterin, die Blutgerinnung und senkt das Diabetesrisiko.

SONNE Ein höherer Vitamin D-Spiegel scheint wichtige Schutzeffekte u.a. gegen Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszuüben.

einstrahlung) eine bedeutsame Rolle spielt, ist Gegenstand aktueller Forschungsarbeiten. Es gibt gute Hinweise, dass Sonne und Vitamin D auf den Blutdruck, das Diabetes-Risiko und das Risiko für Krebserkrankungen ebenfalls einen bedeutsamen Einfluss haben.

(1) Nestle M. Mediterranean diets: historical and

research overview. The American Journal of Clinical

Nutrition 1995; 61(6):1313S-1320S.

(2) Sofi F, Abbate R, Gensini GF, Casini A. Accruing

evidence on benefits of adherence to the Mediterra-

nean diet on health: an updated systematic review

and meta-analysis. The American Journal of

Clinical Nutrition 2010; 92(5):1189-1196.

(3) Salas-Salvado J, Bullo M, Babio N et al.

Reduction in the incidence of type 2 diabetes with

the Mediterranean diet: results of the PREDIMED-

Reus nutrition intervention ran-domized trial.

Diabetes Care 2011; 34(1):14-19.

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Am 17. April verkündete Warren Buffett den Aktionären seines Unternehmens Berkshire Hathaway, dass er an Prostatakrebs erkrankt sei, was für erhebliches Aufsehen sorgte und zu Schwankungen des Aktienkurses führte.1

Der drittreichste Mann der Welt scheint von seinen Ärzten erstaunlich schlecht beraten zu sein: Entgegen den U.S. Leitlinien, die vor der routinemäßigen PSA-Bestimmung warnen, hatten Buffet´s Ärzte bei dem 81 jährigen Finanzgenie den PSA-Wert gemes-sen, der – wie in diesem Alter aufgrund der fast immer vorhandenen gutartigen Prostata-vergrößerung zu erwarten war – erhöht aus-fiel. Daraufhin wurden Gewebeproben aus der Prostata entnommen und man fand kleine Herde von Prostatakrebs. Auf Twitter erklärte dazu der Krebsspezialist Prof. Benjamin Davies von der University of Pittsburgh School of Medicine: „Wenn einer meiner Assistenzärzte bei einem 81-jährigen (ohne dass Metastasen vorliegen) eine Prostata biopsie vornehmen sollte, würde ich ihn auf der Stelle feuern.“2

Kurios: Man hatte Buffett wohl nicht darüber aufgeklärt, dass in seinem hohen Alter die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein von Prostatakrebs bei über 80% liegt. Was man fand war also absolut vorhersehbar: Es han-delte sich um genau jene häufige, aber harm-lose Sorte von Prostatakrebs, an der 98% der

WARREN BUFFETT´S PROSTATAKARZINOM

Patienten in den folgenden zehn Jahren nicht versterben werden. Trotzdem will sich Buffett nach eigener Dar-stellung nun einer Strahlenbehandlung un-terziehen, die keineswegs frei von Kompli-kationen ist, sondern in 50-70% der Fälle zu Darmblutungen und Impotenz führt.Der Fall Buffett ist also ein Musterbeispiel für die negativen Folgen übertriebener Diagnostik, vor der Prevention First seit langem warnt. Denn nicht nur für alte Männer ist das Scree-ning auf Prostatakrebs mittels PSA-Bestim-mung problematisch. Die große europäische Prostatakrebs-

Präventionsstudie, in der man den Effekt der PSA-Bestimmung auf das Risiko für einen Tod durch Prostatakrebs untersucht hatte, hatte bekanntlich ein sehr zwiespältiges Resultat ergeben.3 Zwar war die Sterblichkeit an Prostatakrebs in der PSA-Gruppe niedri-ger, jedoch zahlten die Teilnehmer für diesen Effekt einen hohen Preis: Für einen vor dem Tod durch Prostatakrebs geretteten mussten sich 160 Männer Gewebeproben aus der Pro-stata entnehmen und 48 Männer sich unnöti-gerweise operieren oder per Strahlentherapie behandeln lassen. Drei Jahre nach der ersten Veröffentlichung präsentierten die Autoren nun im renommier-ten New England Journal of Medicine ein Fol-low up nach 11 Jahren, das die Ergebnisse bestätigte.4 Zwar korrigierte man die Zahlen leicht nach unten, so dass es „nur noch“ 37 überflüssige Behandlungen pro gerettetem Leben waren, jedoch führten diese Resulta-te auch die Amerikanische Leitlinienkommis-sion (U.S. Preventive Services Task Force) zu dem Ergebnis, von der routinemäßigen PSA-Bestimmung zur Prostatakrebsvorsorge ab-zuraten. In den 2011 aktualisierten, deutschen S3-Leit-linien der Urologen finden sich übrigens genau die oben genannten Zahlen. Es wird verlangt, alle Patienten ausführlich über die Risiken der PSA-Bestimmung aufzuklären. Umso verwunderlicher ist es, dass die Pa-tientenbroschüren zum Thema Prostata-krebs („Promis gegen Prostatakrebs“), die die deutschen Urologen in Ihren Praxen ausle-gen, nicht im geringsten auf die möglichen Risiken des Screenings hinweisen, was im Ge-gensatz zu ihren eigenen, internen Leitlinien steht. Mehr Aufklärung im Patienteninteresse ist dringend erforderlich, damit es möglichst wenigen so geht wie Warren Buffett.

(1) http://www.forbes.com/sites/

steveschaefer/2012/04/17/warren-buffett-disclo-

ses-prostate-cancer-diagnosis/

(2) http://www.health.harvard.edu/blog/buffetts-

prostate-cancer-poor-decisions-201204234621

(3) Schröder FH et al., Screening and prostate-

cancer mortality in a randomized European study.

N Engl J Med 2009; 360:1320-1328.

(4) Schröder FH et al., Prostate-cancer mortality at

11 years of follow-up. N Engl J Med 2012;

366:981-990.

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PREVENTION FIRST AKTIV:

ELEKTRISCHER RÜCKENWIND

1817 erfand Karl Drais in Mannheim das erste lenkbare Zweirad als „Laufmaschine“, die später nach ihm „Draisine“ benannt wurde. Der Fahrer saß dabei zwischen den Rädern und stieß sich mit den Füßen am Boden ab. Erst knapp 50 Jahre später wurden die ersten Tretkurbelräder für den Eigenbedarf

entwickelt, also die Vorläufer der heutigen Fahrräder. Schließlich produzierte man 1878 die ersten Fahrräder mit einseitigem Kettenan-trieb des Hinterrades, wie wir sie heute kennen.Dass das Radfahren aufgrund seiner gelenk-schonenden Belastung eine exzellente Sport-art für das Herz-Kreislauf-Training darstellt, ist bekannt. Über die modernen Gangschal-tungen kann man die jeweilige Belastungsin-tensität gut steuern und das Training entspre-chend dosieren.Neuerdings sorgen allerdings so genannte Pedelecs oder E-Bikes, die dem Fahrer über einen Elektromotor Unterstützung gewähren für reichlich Diskussionsstoff. Als Pedelec bezeichnet man ein Fahrrad mit Elektromotor, das abhängig von der eigenen Leistung des Fahrers eine zusätzliche Unterstützung durch den Elektromotor von bis zu 250 Watt bietet. Dies entspricht für die meisten mehr als einer Verdoppelung ihrer Leistung an der anaeroben Schwelle, also ihrer Dauerleistungsfähigkeit. Im Durchschnitt liegen unsere männlichen Check-up-Teilnehmer hier um die 150 Watt, die Frauen eher um 100 Watt. Pedelecs sind grundsätzlich bei 25 km/h ab-geregelt, so dass sich der Elektromotor bei höheren Geschwindigkeiten automatisch ab-schaltet. E-Bikes haben dagegen eine vom Fahrer unabhängige Antriebseinheit, die wie bei einem Mofa oder Motorrad gesteuert werden kann. Sie sind in der Regel leistungs-fähiger (500 Watt- statt 250 Watt-Elektromo-tor) und erreichen Spitzgeschwindigkeiten von 45-50 km/h. Deshalb benötigen sie auch eine

Zulassung, also auch ein Fahrzeugkennzei-chen, wie bei einem Mofa.Mit dem gerade von Bundesverkehrsminister Ramsauer (ja genau von dem, der noch vor kurzem den Begriff „Kampfradler“ prägte) vorgestellten „Nationalen Radverkehrsplan 2020“ existiert ein Konzept, das nicht nur durch den Ausbau der Radwege, sondern auch durch eine ressortübergreifende Koordination aller Maßnahmen die Nutzung des Fahrrades im öffentlichen Nahverkehr fördern soll. Im-merhin ein kleiner Fortschritt in der Diskus-sion über mehr Aktivität im Alltag, finden wir.Ob dabei aus präventiver Sicht Pedelecs oder E-Bikes eine Rolle spielen können, diskutier-ten die Geschäftsführer von Prevention First, Dr. Johannes Scholl und Dr. Peter Kurz. PK: Stell Dir vor, was ich neulich erlebt habe: Da radle ich mit Tempo 30 flott zur Praxis in der Leopoldstraße und werde von einem freundlich lächelnden Herren im Anzug auf einem E-Bike überholt, der sich dabei nicht im Geringsten anzustrengen schien. Willkom-men, schöne neue Welt! JS: Wer weiß, ob er sich ohne den elektrischen Rückenwind überhaupt entschlossen hätte, mit dem Anzug zur Arbeit zu fahren. Vielleicht wäre es zu weit gewesen oder zu anstrengend, so dass er völlig verschwitzt angekommen wäre. Auf diese Weise kann doch ein E-Bike ermöglichen, aktiv – wenn auch mit Unterstüt-zung – zum Arbeitsplatz zu kommen… PK: …und betrachtet man die Verkehrssituation morgens in München ist jedes Auto weniger in der Stadt ein Erfolg. Aber hat das wirklich noch etwas mit körperlicher Aktivität im Sinne von Prävention zu tun?

JS: Das kommt natürlich darauf an, wie man den Elektromotor einsetzt. Für viele besteht die größte Hemmschwelle erst einmal darin, überhaupt aktiv zu werden. Nehmen wir ein-mal an, jemand wohnt in hügeligem Gelände und muss jedes Mal auf dem Weg zur Arbeit einen steileren Berg bewältigen. Sagen wir, er kann selbst nur 125 Watt Dauerleistung treten. Dann ist es doch besser, dass er diese 125 Watt plus 250 Watt vom Pedelec unterstützt tritt und locker diesen Berg bewältigt, als dass er frustriert nach einigen Versuchen aufgibt, weil er mit eigener Muskelkraft den Berg nicht hochkommt.PK: Einverstanden! Aber wie viele haben die-sen Berg wirklich täglich zu überwinden? Und selbst wenn: wäre es nicht unglaublich moti-vierend festzustellen, dass man durch eigenes Training diesen Berg mit der Zeit aus eigener Muskelkraft problemlos hoch kommt? Klar, vielleicht schiebt man die ersten Male, aber der Fitnesszuwachs ist doch bereits nach den ersten Fahrten deutlich spürbar.JS: Vielleicht sollte man noch einen Unter-schied zwischen Pedelecs, die das eigene Treten erfordern, und den E-Bikes machen, die auch ganz ohne Beteiligung des Fahrers im Sinne eines Elektromotorrades unterwegs sein können.PK: Das macht Sinn. Aus meiner Sicht sind E-Bikes in Zeiten, in denen körperliche Aktivität im Alltag ohnehin immer weniger eine Rolle spielt, es uns im Gegenteil fast schon schwer

von Dr. Peter Kurz

E-Bike mit Bosch-Mittelmotor und Akku unter dem Gepäckträger

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gemacht wird überhaupt in Bewegung zu kom-men ein absolutes „No-Go“.JS: Na, das siehst Du jetzt aber sehr dogma-tisch. Es gibt gerade bei Dir im Voralpenland traumhafte Radstrecken wie die Drei-Seen-Tour Schliersee, Spitzingsee, Tegernsee, die ich in meiner Münchner Zeit gerne gefahren bin. Da muss man aber erst einmal über den Spitzingsattel rüber (1129 m), bevor man durch das traumhafte Valepp-Tal radeln kann. Wenn jemand die 1200 Höhenmeter dieser Tour nur mit elektrischer Unterstützung bewältigen kann, sollte er das doch trotzdem genießen dürfen, oder?PK: Genießen ist immer gut! Meine Bedenken kommen von anderer Seite. In der täglichen Beratung erlebe ich häufig, dass Untersu-chungsteilnehmer den Effekt bereits gerings-ter körperlicher Aktivität auf die Gesundheit völlig überschätzen. Da sehe ich staunende Blicke, dass 30 Minuten sportliche Aktivität pro Woche die Fitness nicht maßgeblich ver-bessern. Meine Befürchtung ist, dass gerade die Menschen, die am dringlichsten ihre Mus-keln trainieren sollten, wie die vielen Unter-suchungsteilnehmer mit Metabolischem Syn-drom oder unterdurchschnittlicher Fitness sich ein E-Bike mit der Erwartung zulegen, damit sei die notwendige körperliche Aktivi-tät bereits erfüllt. JS: Aber darin sehe ich gerade unsere Kompetenz, individuell zu beraten und klare Angaben zu Frequenz, Umfang und Intensi-tät der Bewegung zu machen. Generell lässt

sich sagen: zumindest in den GA I-Bereich* im Sinne eines moderaten Ausdauertrainings sollte man mindestens dreimal pro Woche für 30 Minuten kommen, damit ein Trainingseffekt erreicht wird. Die individuelle Auswertung des Belastungstest ist ohnehin ein wesentlicher Bestandteil des Check-ups.Und außerdem: Stelle Dir einmal vor, wie häufig es zu Missstimmungen unter Paaren kommen kann, wenn ER ein deutlich höhe-res Tempo vorlegt als SIE, die mürrisch hin-terherfährt. Neben einem Tandem, das solche Missstimmungen vermeiden kann, fällt mir aber auch als Lösung ein, dass SIE auf dem

Pedelec freudestrahlend neben ihrem sport-licheren Ehemann auf dem normalen Rad nebenherfahren könnte. Vielleicht ist das für die Harmonie in der Ehe ja sogar förderlich. PK: Mit diesem Argument wäre ich vorsichtig. Ich habe in den letzten Wochen ziemlich viele fitte Frauen untersucht…da sehe ich eher den einen oder anderen Mann auf einen Elektro-motor hoffen… JS(lacht): …spätestens dann würde ich mein Training aufstocken.

*Grundlagenausdauerbereich I = Hier wird der Fett-

stoffwechsel in der Muskulatur optimal trainiert.

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Mit dieser zweifelhaften Schlagzeile berich-teten zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen, darunter auch die Ärztezeitung, vor kurzem über eine Studie, die in der Fachzeitschrift PLOS one erschienen ist.1

Die Arbeitsgruppe um den Genforscher Claude Bouchard aus Baton Rouge in Louisiana, der sich seit längerem mit dem Zusammenhang zwischen Genetik und Fitness beschäftigt, wertete dazu eine Reihe von Trainingsstudien aus, bei denen Gesunde bzw. Menschen mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko ein über-wachtes Trainingsprogramm durchliefen. Bezogen auf einzelne Risikofaktoren wie den Blutdruck, das „gute“ HDL-Cholesterin, den Insulinspiegel oder die Triglyceride zeigte sich bei einem Anteil von 5 bis 10 Prozent der Teil-nehmer eine Verschlechterung der Werte.

„BEWEGUNG TUT NICHT JEDEM GUT“?Ganz offensichtlich gab es also Studienteil-nehmer, deren Blutdruck im Laufe der über etliche Monate durchgeführten Studie anstieg bzw. deren Stoffwechselparameter sich bei der Abschlussuntersuchung ungünstig verän-dert hatten, obwohl sie trainierten. Dies wurde in der Presse als negativer Effekt körperli-cher Aktivität gewertet, was nach Meinung von Prevention First eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise ist. Einmal abgesehen davon, dass sich bei den meisten Teilnehmern deutliche Verbesse-rungen dieser Werte zeigten, wurde nicht un-tersucht, welche anderen Gründe es für eine Verschlechterung der genannten Parame-ter geben könnte: So fehlen Daten zu den Er-nährungsgewohnheiten, den Stressbelastun-gen am Arbeitsplatz oder der Einnahme von

Medikamenten. Deshalb ist es nicht berech-tigt, einen kausalen Zusammenhang zwischen Fitness und schlechteren Stoffwechselpara-metern abzuleiten. Und keinesfalls sollte man sich durch solche unsinnigen Schlagzeilen davon abhalten las-sen, sportlich aktiv zu werden. Der langfristige Nutzen ist nach evidenz-basierten Kriterien auf höchstem Niveau belegt: Körperliche Aktivität und eine gute Fitness verringern deutlich das Risiko für Herzinfarkt, Schlag-anfall und etliche Krebserkrankungen – und steigern Ihre Lebensqualität!

(1) Bouchard C, Blair SN, Church TS et al.

Adverse Metabolic Response to Regular Exercise:

Is It a Rare or Common Occurrence? PLoS ONE

2012; 7(5):e37887.

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„Die Deutschen essen zu viel Salz“, so hört man immer wieder. Seit langem wird daher zur Vermeidung eines Bluthochdrucks bzw. zur Senkung des Blutdrucks bei Hypertoni-kern empfohlen, den Salzgehalt der Nahrung zu verringern. Kontrollierte Interventionsstudien unter Diätküchen-Bedingungen hatten gezeigt, dass man durch eine salzarme Kost den Blut-druck senken kann: Der Effekt schwankte je nach Alter, Rasse und vorbestehendem Hoch-druck zwischen 1 mmHg und 10 mmHg für den systolischen (oberen) Blutdruckwert. Größere Effekte der Salzreduktion zeigten sich bei älteren Menschen, bei Schwarzen bzw. bei bereits bestehendem Bluthochdruck.1

Andererseits kann die Verminderung des Salzkonsums auch ungünstige Stoffwechsel-effekte haben: Zum einen steigen das Gesamt- und LDL-Cholesterin sowie die Triglyceride an, zum anderen vermindert sich die Insulin-empfindlichkeit. Es wurde beobachtet, dass die Blutdruck steigernden Hormone Norad-renalin und Adrenalin bei strikter Salzbegren-zung anstiegen, offensichtlich die Gegenregu-lation des Körpers. Bei bestehender Herzschwäche (Herzinsuf-fizienz) wirkt sich eine strikte Salzreduktion ungünstig aus: In einer Studie stieg die Ge-samtsterblichkeit in der salzarm ernährten Patientengruppe an.2 Gleiches galt für eine kontrollierte Interventionsstudie bei Typ 2-Di-abetikern: Auch hier hatte der Salzverzicht Nachteile.3

Eine aktuelle Metaanalyse sämtlicher guter Studien zum Thema Salzverzehr und Sterb-

lichkeit kam nun zu dem Schluss, dass es eine J-förmige Beziehung zwischen dem Salz-konsum und der Gesamtsterblichkeit gibt: Diese ist bei sehr geringem Salzkonsum er-höht, liegt zwischen 7,5 und 15 g Kochsalz pro Tag am niedrigsten und steigt oberhalb von 15 g wieder steil an.4 Es kann also sowohl zu wenig, als auch zu viel Salz sein und – wie so oft – gibt es auch beim Salz eine vernünftige Dosis.Deutsche Männer konsumieren gemäß der nationalen Verzehrstudie durchschnittlich 8,3 g Salz pro Tag, deutsche Frauen durch-schnittlich 6,0 g Salz pro Tag. Offensichtlich liegt der mittlere Salzverzehr in Deutschland also keineswegs zu hoch, bei Frauen eventu-ell sogar etwas zu niedrig.

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WIE GEFÄHRLICH IST KOCHSALZ?

Mit Sicherheit wird diese aktuelle Arbeit für viel Wirbel sorgen. Für uns bedeutet das Resultat einer J-Kurve, dass wir keinen generellen Salzverzicht empfehlen, sondern lediglich anraten, das Zusalzen beim Essen bzw. sehr salzreiche Fertiggerichte zu vermei-den. Insbesondere gilt dies für Menschen mit Bluthochdruck. Eine drastische Salzbeschrän-kung auf <6 g pro Tag, wie sie vielfach noch ge-fordert wird, scheint dagegen kontraproduktiv und darüber hinaus im praktischen Alltag eher unrealistisch zu sein.

(1) Graudal NA, Hubeck-Graudal T, Jurgens G.

Effects of Low-Sodium Diet vs. High-Sodium Diet on

Blood Pressure, Renin, Aldosterone,

Catecholamines, Cholesterol, and Triglyceride

(Cochrane Review).

Am J Hypertens 2012; 25(1):1-15.

(2) Paterna S, Gaspare P, Fasullo S, Sarullo FM, Di

PP. Normal-sodium diet compared with low-sodium

diet in compensated congestive heart failure: is so-

dium an old enemy or a new friend? Clin Sci (Lond)

2008; 114(3):221-230.

(3) Ekinci EI, Clarke S, Thomas MC et al.

Dietary Salt Intake and Mortality in Patients With

Type 2 Diabetes. Diabetes Care 2011.

(4) Alderman MH, Cohen HW. Dietary Sodium

Intake and Cardiovascular Mortality: Controversy

Resolved[quest]. Am J Hypertens 2012.

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KANN SPORT UNSERE GENE BEEINFLUSSEN?

Diese zunächst kurzfristigen Veränderungen können sich durch regelmäßiges Training über einen längeren Zeitraum stabilisieren und so die Konsequenzen einer ungünstigen gene-tischen Veranlagung zum Diabetes „über-spielen“. Dies hatte auch die amerikanische Diabetes-Präventionsstudie gezeigt, in der Menschen mit einer bestimmten, Diabetes be-günstigenden Mutation der DNA durch regel-mäßiges Training ihr Diabetesrisiko im Ver-gleich zur nicht betroffenen Kontrollgruppe normalisieren konnten.2

Und der persönliche Lebensstil beeinflusst so-mit nicht nur die eigene Gesundheit sondern wirkt möglicherweise über die beschriebenen epigenetischen Veränderungen generationen-übergreifend weiter.

(1) Barres R et al., Acute exercise remodels

promoter methylation in human skeletal muscle.

Cell Metab 2012; 15:405-411.

(2) Florez JC et al., TCF7L2 Polymorphisms and

Progression to Diabetes in the Diabetes Prevention

Program. N Engl J Med 2006; 355:241-250.

PREVENTION FIRST AKTIV:

von Dr. Alexander Mauckner, Prevention First Aachen

„DIE EPIGENETIK IST EIN WENIG WIE DAS

INFORMATIONSMANAGEMENT ZU HAUSE:

DAS, WAS MAN IMMER WIEDER BRAUCHT, RÄUMT MAN NICHT WEG,

ABER ALTE SCHULHEFTE HEBT MAN IN KARTONS

VERPACKT AUF DEM DACHBODEN AUF.“ (Peter Becker, Molekularbiologe, Ludwig-Maximilians-Universität München)

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Unsere Erbsubstanz DNA enthält eine gewal-tige Menge an Informationen, von der aber nur ein kleiner Teil tatsächlich aktiv genutzt wird. Der Rest ist sehr eng verpackt und wird nur bei Bedarf ausgelesen.

Wie die Musik, die von einer Tonbandauf-zeichnung kommt, vom Abspielgerät beein-flusst wird, so hängt die Übersetzung und An-wendung unserer Erbinformation von äußeren Einflüssen ab. Nicht zuletzt „dank“ der Pannen der grünen Gentechnik, die manch-mal gänzlich unerwartete Resultate geneti-scher Manipulationen bewirkte, beginnen wir zu begreifen, wie unsere genetische Partitur gespielt wird. Es scheint, dass die Musik sich von Generation zu Generation grundlegend ändern kann, ohne dass sich dabei auch die DNA-Sequenz („die Noten“) ändern würde. Die Epigenetik untersucht die Auswirkungen jener Mechanismen auf die Genomfunktion, welche die Art und Weise bestimmen, in der Gene verarbeitet werden, sei es im räumli-chen Gefüge, wie zum Beispiel die Anordnung der DNA rund um Histonproteine (Eiweiße), als auch durch biochemische Markierungen bestimmter Stellen der DNA (Methylierungen). Jüngste Forschungen zeigten nun, dass auch

körperliches Training sehr schnell zu kurz-fristigen epigenetischen Veränderungen in der DNA-Methylierung und der Genexpression im Muskelgewebe führen, und dadurch beispiel-weise vor Diabetes mellitus schützen kann.1

Menschen mit Typ 2-Diabetes sind weniger empfindlich gegenüber Insulin als Gesunde. Sie brauchen deshalb mehr Insulin zur Auf-rechterhaltung eines normalen Blutzucker-spiegels. Bewegung ist bekanntermaßen ein therapeutischer Ansatz, die Empfindlichkeit der Organe gegenüber Insulin zu verbessern. Die Forscher nahmen nun Muskelproben von gesunden untrainierten Menschen vor und nach einem 20-minütigen Training auf dem Fahrradergometer. Bereits drei Stunden nach dem Training veränderten sich Promotoren bestimmter Gene, d.h. zuvor versteckte Informationen wurden „ausgepackt“ und ver-stärkt gelesen. Die untersuchten Gene haben eine Vielzahl von Funktionen im Bereich des Zuckerstoffwechsels.

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PREVENTION FIRST KURZMELDUNGEN:

HARTKÄSE SENKT DEN BLUTDRUCKIn gereiften Hartkäsen wie Parmesan, Grana Padano oder Gruyère finden sich Peptide (Eiweiße), die die eine ähnliche Struktur wie Blutdrucksenker aus der Klasse der ACE-Hemmer aufweisen. In einer experimen-tellen Studie untersuchte eine italienische Arbeitsgruppe aus Piacenza nun, ob man bei Patienten mit Bluthochdruck nicht auch Käse zur Blutdrucksenkung einsetzen könnte.

Das Resultat: 30 Gramm Grana Padano pro Tag senkten den Blutdruck um 8/8 mmHg, was etwa der Wirkung einer normalen Dosis eines ACE-Hemmers wie Ramipril entspricht – aber besser schmeckt!

Crippa, G et al., Effect on blood pressure of

dietary integration with grana padano cheese.

Final results, The Journal of Clinical Hypertension,

ASH Annual Scientific Meeting, Volume 14,

May 2012 Abstract Supplement

Das British Medical Journal ist für seinen Humor bekannt, und so verwundert es auch nicht, dass eine australische Medizinstudentin darin eine kuriose Studie veröffentlichen durfte: Sie berechnete die Kosten-Nutzen- Relation der Förderung des Verzehrs von dunkler Schokolade als Maßnahme des öffentlichen Gesundheitswesens. Bekannt ist, dass dunkle Schokolade den Blut-druck senkt und leicht die Cholesterinwerte verbessert. Dies könnte sich in einer Vermin-derung des Herzinfarkt- und Schlaganfall-risikos auswirken.

Für eine große Gruppe von Patienten mit Blut-hochdruck und Metabolischem Syndrom be-rechnete die Autorin, dass der tägliche Kon-sum von 100 Gramm (!) dunkler Schokolade unter der Voraussetzung, dass mehr als 90% der Patienten mitmachen würden, 85 Herzin-farkte bzw. Schlaganfälle pro 10 000 Perso-nen vermeiden könne. Würde die Regierung 40 A$ bzw. 31 € pro Patient zur Förderung des Schokoladenkonsums ausgeben, wäre dies am Ende kosteneffizient (<40 000 € pro gerettetem Menschenleben pro Jahr). Nicht

DUNKLE SCHOKOLADE ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG?berücksichtigt wurde in der Studie allerdings, welche Gewichtszunahme bei einem täglichen Verzehr einer Tafel dunkler Schokolade zu er-warten wäre, und welche Konsequenzen dies wiederum haben könnte. ;-)

Zomer E et al., The effectiveness and cost

effectiveness of dark chocolate consumption as

prevention therapy in people at high risk of

cardiovascular disease: best case scenario analysis

using a Markov model. BMJ 2012; 344:e3657.

TRAINING BEI ERHÖHTEM DIABETESRISIKO: MUSS ES TÄGLICH SEIN?Müssen Typ 2-Diabetiker bzw. Menschen, die mit einem Metabolischen Syndrom auf die Zuckerkrankheit zusteuern, täglich trainie-ren, oder genügt es auch, wenn Sie alle zwei Tage aktiv werde? Diese sehr praxisrelevante Frage wurde gerade von einer holländischen Arbeitsgruppe aus Maastricht beantwortet.1

30 Typ 2-Diabetiker wurden dreimal über jeweils drei Tage unter kontrollierten Er-nährungsbedingungen untersucht. Das ers-te Mal waren die Teilnehmer körperlich nicht aktiv (Kontrolle), das zweite Mal trainier-ten sie nur an Tag 1 für 60 Minuten auf dem Fahrrad- Ergometer im moderaten Intensitäts-

bereich und waren an Tag 2 inaktiv. Und beim dritten Experiment trainierten sie jeweils 30 Minuten an Tag 1 und Tag 2 auf dem Fahrrad- Ergometer. Mittels einer unter der Haut plat-zierten Sonde wurde jeweils über 48 Stunden ab dem ersten Training kontinuierlich der Blutzuckerspiegel gemessen.Bewertet wurde die Zeitdauer, in der der Blut-zucker im Verlaufe von 48 Stunden oberhalb von 180 mg/dl lag. Bei körperlicher Inaktivität waren es immerhin 7:40 h mit stark erhöhtem Blutzucker. Bei einmal 60 Minuten Training an Tag 1 und Trainingspause an Tag 2 sank die-se Zeitspanne auf 5:46h, bei zweimal 30 Mi-

nuten Training an Tag 1 und 2 auf 5:51h. Es bestand also keinerlei Unterschied zwischen dem Effekt eines einmaligen, längeren Trai-nings jeden zweiten Tag und einem täglichen Training von 30 Minuten Dauer. Dies ist eine gute Botschaft für diejenigen, die es sich zeit-lich nicht einrichten können, täglich aktiv zu werden: Auch jeden zweiten Tag etwas zu tun reicht aus, wenn man dafür dann etwas län-ger trainiert.

(1) van Dijk JW et al., Exercise therapy in type 2

diabetes: is daily exercise required to optimize

glycemic control? Diabetes Care 2012; 35(5):948-954.

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PREVENTION FIRST KULINARISCH:

FALSUMAGRU (GEFÜLLTER RINDERROLLBRATEN)

BUCHEMPFEHLUNG: MAMMA MARIA

Zubereitung 1 Stunde 40 Minuten

Rouladenfleisch leicht flach klopfen, salzen, pfeffern und mit 30 Gramm Tomatenmark ein-reiben. ½ Zwiebel in Streifen schneiden und in einer Pfanne mit heißem Olivenöl andünsten. Spinat in die Pfanne geben und etwas schmoren lassen. Die klein geschnittenen Pancetta (bzw. den Bauchspeck) zum Spinat geben und kurz mitschmoren lassen.

Zutaten für 4–6 Personen

500 g Rindfleisch (Rouladenfleisch, in einer Scheibe)400 g Hackfleisch (gemischt vom Schwein und Rind)130 g Tomatenmark1 Zwiebel100 g blanchierter Blattspinat (oder Tiefkühlblattspinat, aufgetaut)50 g Pancetta (ersatztweise geräucherter Bauchspeck)100 g frische Erbsen (oder Tiefkühlerbsen)2 EL geriebener Pecorino siciliano1 Ei1 EL gehackte glatte Petersilie3 hart gekochte Eier50 g Möhren50 g Staudensellerie1 Glas Rotwein10 Blätter BasilikumSalz, Pfeffer,Olivenöl

Das typische sizilianische Sonntagsgericht „Falsumagru“ war eigentlich ein „Arme-Leute“- Rinderbraten, da er aufgrund seiner leckeren Füllung mit weniger Fleisch auskommt. Das hier vorgestellte Rezept stammt aus dem wunderschönen Kochbuch „Mamma Maria – Familien-rezepte aus Sizilien“ von Cettina Vicenzino, das 2009 im Münchner Christian-Verlag erschienen ist.

Den Spinat aus der Pfanne nehmen und auf dem Fleisch verteilen.Erbsen im selben Öl andünsten. Hackfleisch mit Pecorino, Ei und etwas Salz vermischen. Erbsen und Petersilie dazu geben. Dann die Hackmasse gleichmäßig auf die Fleischscheibe verteilen. Hart gekochte Eier pellen und ebenfalls da-rauf verteilen. Die Roulade aufrollen und mit Küchengarn zu einem Rollbraten zusammen-binden.In einem Schmortopf etwas Olivenöl erhitzen, die andere Zwiebelhälfte, die Möhren und die Selleriestange klein hacken und im Öl anbraten. Den Rollbraten in den Topf geben und von allen Seiten braun anbraten. Mit Rotwein ablöschen (hier tut´s ein einfacher Nero d´Avola). Etwa drei Minuten zugedeckt schmoren lassen. Die Rolle drehen und ohne Deckel weiterschmo-ren, bis der Wein verdampft ist. Etwa 100 g Tomatenmark dazugeben und mit 1,2 l Wasser auffüllen. Basilikum hinzufügen und mit geschlossenem Deckel aufkochen lassen. Auf niedriger Flamme und mit geschlossenem Deckel den Rollbraten 70-80 Minuten schmoren lassen, dabei den Braten ab und zu umdrehen.

Eine Liebeserklärung an die Küche SiziliensLa cucina della Mamma: "Diese 80 Familienrezepte sind ein kleiner Teil des Kochrepertoires (aber der beste!) meiner Mutter Maria, die, wie meine ganze Familie, in dem kleinen Dorf Militello in Val di Catania geboren wurde." Cettina, Marias Tochter, hat mit viel Liebe und tatkräftiger Hilfe ihrer großen Familie die traditionsreichen Rezepte aus der echten siziliani-schen Küche gesammelt, zubereitet und wunderschön fotografiert: von Parmigiana Catanese (Auberginenauflauf) über Cassata (der weltberühmten Torte) bis zu den typischen Menüs für Familienfeiern und jahreszeitliche Feste.

"Mamma Maria - Familienrezepte aus Sizilien"

Christian-Verlag, München, gebundene Ausgabe, 224 Seiten, 24,95 €

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UNSERE WEINEMPFEHLUNG:

SOLE DEI PADRI – SONNENSCHEIN DER VÄTER

Die Spadaforas sind eine sizilianische Adels-familie, deren Stammbaum bis ins Jahr 1230 zurückreicht. Im Laufe der Jahrhunderte hatte das Geschlecht über fünf Fürstentümer, ein Herzogtum, zwei Markgrafschaften, eine Grafschaft und fünfundzwanzig Baronate geherrscht. Zu den Besitztümern gehörten stets auch landwirtschaftliche Betriebe. Einer der Nachfahren, Principe Francesco Spadafora, entschloss sich Anfang der 90er Jahre nach dem Tod seines Vaters Don Pietro, ein eigenes Weingut zu gründen und den Wein selbst auszubauen. Noch bis Anfang der 90er Jahre hatten die Spadafora-Güter die Trauben ausschließlich an andere Weinerzeuger verkauft.Sizilien hat ein sehr heißes Klima in dem die Trauben schnell reifen und sehr süß werden. Daraus produziert man in der Regel ordent-liche Tischweine. Eine einheimische rote Rebsorte ist der Nero d´Avola, aus dem in der Regel üppige und alkoholreiche Weine ent-stehen. Den sizilianischen Weißweinen fehlte es aufgrund der klimatischen Bedingungen häufig am Säurerückgrad, den Rotweinen mangelt es an der Eleganz.Ganz anders die Weine von Francesco Spadafora: Sein Ehrgeiz ist es, elegante Weine zu produzieren, die es mit denen aus großen Weinregionen dieser Welt aufnehmen können.

Dazu baut er die Trauben im bergigen Hinter-land von Palermo nahe der Ortschaft Virzi an. Verständlicherweise sind seine besten Lagen die höher gelegene „Nordlagen“, weil sie et-was kühler sind, stärkere Temperaturschwan-kungen zwischen Tag und Nacht aufweisen und so den Trauben mehr Zeit zur Reife und auch mehr „Stress“ bringen, was die Trauben-qualität verbessert.Aus der phantastisch gestalteten, auch deutschsprachigen Website des Weinguts

(http://www.spadafora.com/de/home/) spricht die Begeisterung des Weinmachers. In Koope-ration mit dem sizilianischen Weininstitut be-gann man nach mehrjähriger Suche nach den besten Lagen den dafür passenden Rebsorten u.a. auch Chardonnay und Syrah anzupflan-zen. Die Resultate sprechen für sich. Auf zahl-reichen internationalen Weinmessen wurden die Spadafora-Weine seitdem ausgezeichnet.Die Familientradition spielt bei den Spada-foras eine große Rolle: Seinen ersten Wein benannte Francesco Spadafora nach seinem Vater „Don Pietro“. Und das Etikett des Spit-zen-Rotweins „Sole dei Padri“ entwarf seine Tochter Enrica (im Alter von sechs Jahren). Nach ihr soll nächstes Jahr der erste eigene Sekt des Weinguts benannt werden.

Spadafora Weinberge nahe Virzi, Sizilien

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Schietto steht für „reinsortig“. Die Trauben wachsen

in 400 m Höhe auf einem langen Nord hang und

werden aufgrund unterschiedlich schneller Rei-

fung in drei Durchgängen geerntet. Strohgelbe

Farbe, in der Nase Aprikose, Honigmelone und

Vanille, am Gaumen sehr frisch und mineralisch,

harmonischer, langer Abgang. Ein großer Weiß-

wein, der perfekt zu sommerlichen Fischgerichten

und Meeresfrüchten passt. Erhielt zwei Goldme-

daillen beim Wettbewerb Chardonnay du Monde

in Frankreich. Meine Bewertung: 92/100. 7000

Flaschen wurden vom Jahrgang 2009 produziert.

JS

Schietto Chardonnay 2009Bezugsquelle u.a.

Venos Lebensmittel GmbH

Rödelheimer Landstr. 75

60487 Frankfurt am Main

Tel: 069 - 97 10 13 0

Schietto Chardonnay 2009 12,75 € + MwSt.

Sole dei Padri Syrah 2007 27,95 € + MwSt.

Sole dei Padri Syrah 2007

Verkostung nach einer Stunde im Dekanter: Trink-

temperatur 18 Grad. Dichte Farbe, tief dunkles

violett. In der Nase betörender Duft von Brom-

beere, etwas Dörrpflaume, Lakritze, Bitter -

schokolade und etwas schwarzem Pfeffer. Am

Gaumen sehr dichte Struktur, feine, samtige

Tannine, voller Körper, Heidel beere, Brom-

beere, dezente Pfeffernote, unglaublich langer,

harmonischer Abgang. Ein eleganter Welt-

klasse- Syrah aus einer Region, der man das

nicht zugetraut hätte. Meine Bewertung:

95/100. Optimale Trink reife von 2012–2022.

JS

Das österreichische Weinmagazin Falstaff bewertete den Sole dei Padri 2007 als besten Rotwein aus

Sizilien mit 93 Punkten. Auf der Vinexpo, der großen französischen Weinmesse in Bordeaux, wurde

er 2009 als bester italienischer Rotwein mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Der „Sonnenschein der Väter“ ist der Top-Wein des Weinguts Dei Principi Di Spadafora. Auf sandig lehmigem Boden in 450 m Höhe und an einem Nordhang wurden 1996 die ersten Syrah-Reben angepflanzt. Der Ertrag des Weinbergs ist streng begrenzt auf 30 hl/ha. Nach der Ernte Ende August, Anfang Sep-tember werden die Trauben 20 Tage lang bei Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad auf der Maische vergoren. Nach einem Jahr im Barrique wird der Wein noch weitere 24 Monate in der Flasche gelagert, bevor er in den Verkauf geht. Nur rund 7000 Flaschen pro Jahrgang werden produziert.Ich verkostete den Sole dei Padri aus dem Jahrgang 2005 erstmals bei einer Blindver-kostung italienischer Spitzenweine in Südtirol. Niemand im Kreise der Weinliebhaber kam auf die Idee, dass es sich bei diesem, von uns als Sieger bewerteten Wein um einen Sizilianer handeln könnte. Diese Eleganz hätte man eher einem großen Barolo oder einem Spitzenwein aus der Toskana zugeschrieben. Aktueller Jahrgang ist der 2007er.

EMPFEHLUNG ALS SOMMERWEIN

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DER TOPWEIN VONSPADAFORA

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PREVENTION FIRST KURZMELDUNGEN:

KAFFEE IST GESÜNDER ALS SEIN RUF

Kaffee ist weltweit das am meisten konsu-mierte Getränk, obwohl er in dem Ruf steht, gesundheitliche Nachteile zu haben. Über das Kaffeetrinken kursieren zahlreiche Vorurteile: dass es dem Körper Flüssigkeit entziehe, dass man davon einen Bluthochdruck bekomme, und dass das Auftreten von Herzrhythmusstö-rungen begünstigt werde. Das erste Argument ist unlogisch: Noch nie-mand ist „verdurstet“, weil er zu viel Kaffee getrunken hätte, und experimentell wurde längst gezeigt, dass der kurzfristige „diureti-sche“ (= harntreibende) Effekt selbstverständ-lich vom Körper reguliert wird und nicht zu ei-nem dauerhaften Flüssigkeitsmangel führt. Kaffee steigert auch nicht relevant den Blut-druck, es sei denn, man hat bereits ein Blut-druckproblem: Dann sollte man nicht mehr als zwei Tassen pro Tag trinken. Ohne vor-bestehende Erkrankung löst Kaffee auch keine Rhythmusstörungen aus. Bekannt ist hingegen seit längerem, dass Kaffeekonsum das Diabetesrisiko senkt.Nun hat eine Arbeitsgruppe des NIH (Nationales Gesundheitsinstitut der USA) eine Metaanalyse veröffentlicht1, die bei 229

119 Männern und 173 141 Frauen über einen Zeitraum von 13 Jahren den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Risiko für einen vorzeitigen Todesfall bzw. für spezifi-sche Todesursachen untersuchte. Das Resultat: Ab einem Konsum von 2-3 Tassen Kaffee pro Tag war das Todesfall risiko bei Frauen und Männern im Vergleich zu „Kaf-feeabstinenz“ signifikant um 10-16% reduziert. Die spezifischen Todesursachen, bei denen Kaffeekonsum einen Benefit zeigte, betrafen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegser-krankungen, Typ 2 Diabetes, Infektionen, Un-fälle und Verletzungen, jedoch nicht das Risiko für Krebs.Interessant ist, dass mit Ausnahme von Un-fällen und Verletzungen, wo nur koffeinhalti-ger Kaffee mit einem Vorteil assoziiert war, für alle anderen signifikanten Verminderungen des Todesfall-Risikos auch koffeinfreier Kaffee gleich günstige Effekte zeigte. Dies könne, so spekulieren die Autoren, daran liegen, dass Kaffee eine Vielzahl an Substanzen wie Anti-oxidantien und Polyphenole enthalte, die über die stimulierende Wirkung des Koffeins hinaus weitere positive Effekte entfalten.Fazit: Kaffeetrinker brauchen kein schlechtes Gewissen haben. Kaffee ist ein Genussmittel, das eine Reihe positiver Eigenschaften auf-weist und abgesehen von wenigen Ausnahmen als Bestandteil einer gesunden Ernährungs-weise empfohlen werden kann.

Freedman ND et al. Association of Coffee Drinking

with Total and Cause-Specific Mortality.

New England Journal of Medicine 2012;

366:1891-1904.

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