Erste Alpaka Weltkonferenz...tigkeit des Alpaka eisches sehr erfolgversprechend fl sein, wenn...

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Erste Alpakaweltkonferenz Sydney, Australien, 28 - 30 März 2008 von Mike Herrling Denkt man an Australien, dann kommen uns Kängu- rus, Koalabären und Crocodile Dundee in den Sinn. Nur die Kenner der Neuweltkameliden wissen, dass sich die australischen Tierzüchter in den letzten zwan- zig Jahren mit der Zucht von Alpakas hervorgetan haben und dass sich ihre Zucht, basierend auf ihren Kenntnissen aus der Merinoschafzucht, schnell entwi- ckelte. Und da Australien die zweitgrößte Alpakana- tion außerhalb von Südamerika darstellt, lud die Aus- tralian Alpaca Association (AAA) die internationale Alpakagemeinde, Verbände und Züchter ein, die erste Welt Alpaka Konferenz zu besuchen. Natürlich haben bereits ähnliche Treffen stattgefunden, wie die „Alpaca Fiesta“ in Peru, oder Wissenschaftsforen wie das „Neuweltkamelidensymposium“, welches alle vier Jahre in verschiedenen Ländern rund um den Globus abgehalten wird oder veterinärmedizinische Konferenzen. Doch noch nie wurden, wie auf der 1. Alpaka Welt Konferenz, gezielt alle Alpakazuchtver- bände eingeladen, die Alpakazucht ihrer Heimatlän- der zu präsentieren. Die Intension der WAC ist es Züchter, Wissenschaft- ler, Marketing, Entwickler und Produzenten an einen Tisch zu bringen, um die neuesten Forschungsergeb- nisse kennen zu lernen und miteinander zu diskutie- ren. Ebenso stehen die modernsten Techniken und Methoden zur Verbesserung des Herdenzuchtwertes und neueste Marktentwicklungen zur Diskussion. Bevor wir unsere Eindrücke von der Konferenz und den gehörten Vorträgen mitteilen, möchten wir unseren Dank an Heather und Phillip Vickory vom WAC Komi- tee aussprechen für ihre außergewöhnliche Leistung bei der gesamten Organisation. Danke, dass Ihr uns weitgereisten Gästen das Gefühl zu vermittelt habt, sich wie zu Hause fühlen zu können. Ihrer enthusiasti- schen Arbeit ist es zu verdanken, dass alle Besucher mit einem Koffer voller interessanter Informationen über die internationale Alpakaszene, wunderbarer Erinnerungen und einer Reihe neuer Freunde aus aller Welt nach Hause zurückgekehrt sind. Die Vorkonferenz Normalerweise springen Konferenzteilnehmer in ein Flugzeug, reisen weite Strecken, besuchen ihr Ge- schäftstreffen und kehren nach Hause zurück. Sie haben selten Gelegenheit etwas über den Teil der Welt, den sie gerade bereisen zu erfahren oder gar schätzen zu lernen. Während unsere australischen Alpakazüchter-Kollegen hart arbeiteten, um ihre Al- pakas bei der Royal Alpaca Show (RAS) in Sydney zu präsentieren, reisten viele der internationalen Dele- gierten bereits am Wochenende vor dem ofziellen Beginn der Konferenz an, um sich kennen zu lernen und erste Kontakte zu schließen. Der angenehme Ne- beneffekt für uns: Aus dem europäischen Winter kom- mend, wussten wir die geschenkte Zeit des australi- schen Sommers und unsere klimatisierten Unterkünfte sehr zu schätzen. Der Sonnabend und Sonntag, 22.und 23. März, war der Royal Alpaca Show in Sydney gewidmet, wo sich 500 Suris und Huacayas vor Jill MacLeod und einer großen Zahl Zuschauer präsentierten. Trotz interna- tionaler Tierproduktregularien wurde eine erstaunlich große Anzahl von ausländischen Vliesen eingeschickt, um sich mit der australischen Faser zu messen. Eine übersichtliche Präsentation erleichterte den Ver- gleich. Nach zwei langen Tagen der Tierbewertung hatten wir die Gelegenheit, die australischen Züchter zu besuchen, die es irgendwie geschafft hatten ihre Tiere zu versorgen und am Montag zurück zu sein. Sonderbericht des Alpaka Zucht Verband Deutschland e.V. 1

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Erste AlpakaweltkonferenzSydney, Australien, 28 - 30 März 2008 von Mike Herrling

Denkt man an Australien, dann kommen uns Kängu-rus, Koalabären und Crocodile Dundee in den Sinn. Nur die Kenner der Neuweltkameliden wissen, dass sich die australischen Tierzüchter in den letzten zwan-zig Jahren mit der Zucht von Alpakas hervorgetan haben und dass sich ihre Zucht, basierend auf ihren Kenntnissen aus der Merinoschafzucht, schnell entwi-ckelte. Und da Australien die zweitgrößte Alpakana-tion außerhalb von Südamerika darstellt, lud die Aus-tralian Alpaca Association (AAA) die internationale Alpakagemeinde, Verbände und Züchter ein, die erste Welt Alpaka Konferenz zu besuchen. Natürlich haben bereits ähnliche Treffen stattgefunden, wie die „Alpaca Fiesta“ in Peru, oder Wissenschaftsforen wie das „Neuweltkamelidensymposium“, welches alle vier Jahre in verschiedenen Ländern rund um den Globus abgehalten wird oder veterinärmedizinische Konferenzen. Doch noch nie wurden, wie auf der 1. Alpaka Welt Konferenz, gezielt alle Alpakazuchtver-bände eingeladen, die Alpakazucht ihrer Heimatlän-der zu präsentieren.

Die Intension der WAC ist es Züchter, Wissenschaft-ler, Marketing, Entwickler und Produzenten an einen Tisch zu bringen, um die neuesten Forschungsergeb-nisse kennen zu lernen und miteinander zu diskutie-ren. Ebenso stehen die modernsten Techniken und Methoden zur Verbesserung des Herdenzuchtwertes und neueste Marktentwicklungen zur Diskussion.

Bevor wir unsere Eindrücke von der Konferenz und den gehörten Vorträgen mitteilen, möchten wir unseren Dank an Heather und Phillip Vickory vom WAC Komi-tee aussprechen für ihre außergewöhnliche Leistung bei der gesamten Organisation. Danke, dass Ihr uns weitgereisten Gästen das Gefühl zu vermittelt habt, sich wie zu Hause fühlen zu können. Ihrer enthusiasti-schen Arbeit ist es zu verdanken, dass alle Besucher mit einem Koffer voller interessanter Informationen über die internationale Alpakaszene, wunderbarer Erinnerungen und einer Reihe neuer Freunde aus aller Welt nach Hause zurückgekehrt sind.

Die Vorkonferenz Normalerweise springen Konferenzteilnehmer in ein Flugzeug, reisen weite Strecken, besuchen ihr Ge-schäftstreffen und kehren nach Hause zurück. Sie haben selten Gelegenheit etwas über den Teil der Welt, den sie gerade bereisen zu erfahren oder gar schätzen zu lernen. Während unsere australischen Alpakazüchter-Kollegen hart arbeiteten, um ihre Al-pakas bei der Royal Alpaca Show (RAS) in Sydney zu präsentieren, reisten viele der internationalen Dele-gierten bereits am Wochenende vor dem offi ziellen Beginn der Konferenz an, um sich kennen zu lernen und erste Kontakte zu schließen. Der angenehme Ne-beneffekt für uns: Aus dem europäischen Winter kom-mend, wussten wir die geschenkte Zeit des australi-schen Sommers und unsere klimatisierten Unterkünfte sehr zu schätzen.

Der Sonnabend und Sonntag, 22.und 23. März, war der Royal Alpaca Show in Sydney gewidmet, wo sich 500 Suris und Huacayas vor Jill MacLeod und einer großen Zahl Zuschauer präsentierten. Trotz interna-tionaler Tierproduktregularien wurde eine erstaunlich große Anzahl von ausländischen Vliesen eingeschickt, um sich mit der australischen Faser zu messen. Eine übersichtliche Präsentation erleichterte den Ver-gleich. Nach zwei langen Tagen der Tierbewertung hatten wir die Gelegenheit, die australischen Züchter zu besuchen, die es irgendwie geschafft hatten ihre Tiere zu versorgen und am Montag zurück zu sein.

Sonderbericht des Alpaka Zucht Verband Deutschland e.V.

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Während der nächsten vier Tage reiste die stetig wachsende internationale Züchterfamilie per Bus durch die „Randgebiete“ von Sydney, was ange-sichts der Größe des Landes relativ zu sehen ist. Wir besuchten zahlreiche Farmen darunter Hunter Alpa-ca Stud, Pacofi no Alpaca Centre und Belbourie Al-pacas mit teils beachtlich großen Herden von bis zu 800 Alpakas.Der herzliche Empfang, außergewöhnliche Gast-freundschaft und Reiseleitung waren natürlich „im Preis enthalten“. Ein Besuch bei der Australian Wool Testing Authority (AWTA) veranschaulichte uns die Technologie und die engagierte Handarbeit, die not-wendig ist, um Züchter und Produzenten bei der Ein-schätzung der Faserqualität zu unterstützen. Ich bin sehr erleichtert, dass ich mich nie über die Kosten der Faseranalysen beklagt habe. Die Luncheon Harbour Cruise mit einem wundervollen Blick auf den schönen Hafen von Sydney und eine abendliche Presidents Coctailparty, bei der sich die Präsidenten und De-legierten der internationalen Alpakazuchtverbände kennen lernen und austauschen konnten, schlossen das Vorkonferenzprogramm ab.

Erste AlpakaweltkonferenzDie exklusive Lage von Cockel Bay Wharf Confe-rence innerhalb des Darling Hafens war der Austra-gungsort der WAC. Am Freitag den 28. März begrüß-te Dr. Ian Davison, Alpakazüchter und Präsident der AAA die einzelnen Teilnehmer auf das Herzlichste. Zu den hochrangigen Rednern und ungefähr 600 aus-tralischen Züchtern hatten nicht weniger als sechs Nationen ihre Repräsentanten geschickt, um ihre na-tionalen Alpakazuchtverbände vorzustellen. Die Prä-sidenten oder Vorstandsmitglieder der AOBA (USA), AC/CLAA (Kanada), BAS (Großbritannien), AANZ (Neuseeland), AZVD (Deutschland) und SAABS (Süd-afrika) waren gekommen, um die WAC mit internati-onaler Würze zu ergänzen.

Der Gebrauch der Technologie als Hilfe bei der Selektion in der MerinoindustrieMark Mortimer von der Centreplus Merino Group, Aus-tralien, gab einen Einblick, wie die Merinoschafi ndus-trie moderne Technologien nutzt, um eine Zuchtwert-schätzung zu entwickeln. Die Zuchtwertschätzung wird genutzt, um unterschiedliche Fasercharakterei-genschaften innerhalb einer Herde herauszufi nden und unter Weglassung von Umwelteinfl üssen den zu-künftigen Zuchtwert vorherzusagen. Alle charakterre-levanten Daten werden aufgezeichnet und durch sta-tistsche Veränderungen innerhalb der Herde sichtbar gemacht. Zuchtwertschätzungen sind bei Tierzucht-verbänden weltweit in Gebrauch und halten allmäh-lich auch Einzug in die Alpakazucht (siehe A.G.E.). Es ist gut zu verstehen, dass die australische Schafwoll-industrie mit ihrer 200- jährigen Erfahrung im Bereich der elektronischen Datensammlung hoch entwickelt ist. Nach der Maßgabe „das Rad nicht zum zweiten mal erfi nden zu wollen“ sind verschiedene Initiativen auf dem Weg, um von diesen Erfahrungen zu profi -tieren. Um genaueres zu erfahren schauen sie sich bitte die vollständige Präsentation dieses Vortrages an, welcher auf der folgenden Website veröffentlicht werden soll: http://www.centreplus.com.au

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La Viande – Die nächste Phase der AlpakahaltungWährend die meisten der kleineren Alpakazuchtnati-onen noch darum kämpfen die führenden Faser pro-duzierenden Nationen einzuholen, präsentierte Steve Ridout, Alpakazüchter und internationaler Transport- und Logistikexperte, seine eigene Vision:Jeder ernsthafte Züchter wird wahrscheinlich irgend-wann mit der Situation konfrontiert, was er mit über-zähligen Tieren oder Tieren ohne ausreichend gute Faser und ausreichend gute Zuchteigenschaften tun soll. Für einige Leute mag der Hobbymarkt eine Ant-wort auf diese Frage sein. In vielen Tierzuchten wer-den Tiere, welche die entsprechenden Zucht-eigen-schaften nicht erreichen, dem Fleischmarkt zugeführt. Abhängig von der jeweiligen Philosophie der Züchter wird dieser Aspekt der Alpakahaltung mit Sicherheit kontrovers diskutiert. Dieses Thema wurde im Detail von Steve Ridout, dem Gründer von La Viande, einem Unternehmen wel-ches mit Alpakafl eischprodukten handelt, aufgenom-men. Nach den ersten Versuchen könnte die Vielsei-tigkeit des Alpakafl eisches sehr erfolgversprechend sein, wenn größere Mengen für die Verarbeitung zur Verfügung stehen. Die 25-35 kg mageres, Cholesterin armes Alpakafl eisch können zu einer vielfältigen Pro-duktpalette verarbeitet werden. Bei entsprechender Nachfrage des Marktes müssen Alpakafl eischproduk-te eine gute und gleichbleibende Qualität aufweisen, was die in Frage kommende Altersgruppe auf Tiere unter zwei Jahren reduziert. Nimmt man alle Markt-faktoren zusammen erhält der Lieferant (Züchter) ge-genwärtig einen Nettogewinn von $ 150 AUS pro Tier.Zählt man diese Eckdaten zusammen, ist der Alpaka-fl eischmarkt weit von einer Etablierung entfernt. Drei Schlüsselfaktoren könnten sein Ende hervorbringen noch bevor er seine Marktfähigkeit erreicht:

• Der erreichbare Gewinn ist weit unter dem, was Züchter mit den in Frage kommenden Tieren auf dem Hobbymarkt erzielen

• Die Marktnachfrage nach jungen Tieren ist entge-gengesetzt zu den Interessen der Züchter

• Der Aspekt, dass viele Züchte aus Liebe zu diesem „knuddelig-süßen“ Tier in die Haltung und Zucht eingestiegen sind, wird deren Marktteilnahme verhindern

Persönlich denken wir, dass sich auf Grund selbstre-gulierender Märkte das Wachstum der Alpakapopu-lation bereits deutlich verlangsamt. Hinzu kommt der immer noch dominierende Status als „Gentlemen unter den Landwirten“, den sich die Alpakazüchter selbst auf ihre Fahnen geschrieben haben. Beides hat einen negativen Effekt auf jede Form von Fleisch-märkten in der Alpakaszene.

Die Neuerfi ndung des AlpakasEinige Züchter suchen neue Märkte und entwickeln Instrumente zur Beurteilung des Zuchtwertes. Ein sol-ches Zuchtsystem hat Dr. Jim Watts entwickelt und es „Soft Rolling Skin“ (SRS®) genannt. Dr. Watts hat als veterinärmedizinischer Forscher einen neuen Weg entwickelt, Tiere für ein Zuchtprogramm auszuwäh-len. Ziel dieses Systems ist es die Dichte und die Faser-länge zu erhöhen und um Gleichförmigkeit, Feinheit, und Vliesgewicht zu verbessern. Die so genannte SRS®-Methode wurde ursprünglich in Merinoschaf- und Angoraziegenherden angewandt. In jüngster Zeit hat sich das Interesse seiner Firma dem Alpakamarkt zugewandt. Nach seiner Theorie wird durch die Aus-wahl von Tieren mit niedrigem Faserdurchmesser in der Hauptfaser und einem hohen Grad an Dichte und Faserlänge das Auftreten von Grannenhaaren und medullierten Fasern gegen Null geführt.In der Praxis erhalten die am SRS® Programm teil-nehmenden Züchter Hilfe in der visuellen Identifi zie-rung potentielle SRS® Tiere. Anschließend werden ein Längs- und ein Querschnitt der Haut auf Follikeldichte und Hauttiefe analysiert. Nachdem diese Informati-onen zusammengetragen sind, wird ein Zuchtpro-gramm an den Züchter herausgegeben, welches Verpaarungen vorschreibt. Wir müssen zugeben, dass wir über die Tatsache, dass das Meiste des vorgestellten Materials aus Me-rinoschafanalysen und nicht veröffentlichten Daten von Jim Watts bestand, enttäuscht waren. Seine SRS® Firma arbeitet auf kommerzielle Weise seit einigen Jahren für über 100 Alpakazüchter aus allen Teilen Australiens. Die Frage bleibt offen: Sind alle Schlüsse, die man aus den Schaffasercharakteristiken ziehen kann wirklich auf Alpakas anwendbar? Gemäß sei-nem Vortrag liegt der Nutzen für den Alpakazüchter in der Schaffung eines neuen Zuchtstandards und ei-nem Vliestyp:• Ohne medullierte Faser• So fein wie Kaschmir• Einem hohen Vliesgewicht• hoher Verarbeitungsfähigkeit und hoher Qualität

(Anmerkung des Autors) Traurig genug, dass die Frage nach der Bedeutung des Namens nicht direkt beant-wortet wurde, erwiderte ein teilnehmender Züchter das Folgende: „ Wenn die Anzahl der organisierten Follikelgruppen (Clusters) ansteigt, nimmt die Stärke der Haut ab, somit wird es leichter die Oberhaut zu bewegen, was wiederum dazu führt, dass man den Eindruck gewinnt man würde sie über die Epidermis rollen.“ Ich konnte diesen Effekt bei einem vier Mona-te alten Cria fühlen, leider wurden keine Faserdaten gezeigt, die diesen Effekt durch eine Faseranalyse bestätigen konnten.

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Insgesamt wurden in diesem Vortrag keine wissen-schaftlichen Daten vorgelegt, die seine Theorie hät-ten bestätigen können, dass bei Anwendung des SRS® Systems gleichzeitig niedrige Mikronwerte und eine Steigerung des Vliesgewichtes erreicht werden; besonders weil es nachgewiesen ist, dass Feinheit und Vliesgewicht entgegen gesetzte Kräfte sind. Wie bei Merinoschafen beobachtet werden konnte, führt die Zucht auf eine längere Faser und eine höhere Dichte zu einer Verringerung der Tiergröße, was wiederum zu einer Verkleinerung der Hautoberfl äche und dadurch zu einer Abnahme des Vliesgewichtes führt.Nur die Zeit wird erweisen, ob die Ergebnisse die ho-hen Kosten dieses Programms rechtfertigen werden. Für weitere Informationen steht die Website von Jim Watts unter http://www.srsalpacas.com zur Verfü-gung

Während sich viele australischen Alpakazüchter da-rüber stritten, ob SRS® funktioniert oder nur ein Mar-ketinginstrument ist, machte sich Michael Talbot, Geschäftsführer der Australian Alpaca Fleece Ltd., bereit für seinen Vortrag über die Entwicklung eines internationalen Marktes für Alpakaprodukte.

Entwicklung eines internationalen Marktes für Australische Alpaka (-produkte)Die Australian Alpaca Fleece Ltd. wurde nach dem Misserfolg der Australian Alpaca Cooperative gebil-det. Derzeit gibt es dreißig Fasersammelstellen verteilt in ganz Australien. Diese verkaufen pro Geschäftsjahr über 160 Tonnen Vlies zur Weiterverarbeitung an Fa-sermühlen in Peru und an einheimische Manufaktu-ren. Diese Zahl umfasst die Vliese von ungefähr 80.000 Alpakas, wenn jedes Tier etwa 2 kg Vlies produziert, sortiert nach zehn verschiedenen Farben und fünf un-terschiedlichen Klassen: ≤20μ, 20-23μ, 23-26μ, 26-30μ und ≥30μ. Die Mehrzahl der fertigen Kleidungsstücke wird aus Peru zurückgekauft und mit der Marke „Aust-ralian Alpaca Connection“ versehen. Ein Großteil da-von wird in den asiatischen und US-Amerikanischen Markt exportiert. Die AAFL bereitet sich derzeit dar-auf vor ihren Absatzmarkt auszudehnen. Demnächst sollen australische Alpakaprodukte weltweit, rund um die Uhr 365 Tage im Jahr verkauft werden. Hauptziele sind dabei der japanische und der europäische Tex-tilmarkt. Gegenwärtig stellen elf Hauptorganisationen und Firmen Produktions- und Marketingunterstützung, in den Bereichen Teppiche und Läufer, Maschinen- und Handstrickgarne bis zu Spitzengarnen für Herren- und Damenbekleidung. Individuelle Markennamen helfen bei den Vermark-tungsanstrengungen für zukünftige Verkäufe.Nach eigener Aussage wird die nationale australi-sche Herde auf 1,2 Millionen Alpakas anwachsen und 4.000 Tonnen Vlies produzieren. Mit der Hilfe von SRS® und anderen Zuchtwertschätzungen soll das individu-elle Vliesgewicht auf 3,3 kg pro Tier und Jahr gestei-gert werden, was eine weitere Aufteilung in Farb- und Mikronklassen möglich macht, um den Aktionsradius der Produkte für den Weltmarkt zu erweitern. Weitere Informationen sind zu fi nden unter: http://www.aafl .com.au

Herstellung von Tops und Garnen

Derek Michell Lopez de Romana, Geschäftsführer von Michell & Co., vervollständigte den Einblick in die Faserproduktion.Weltweit suchen Alpakazüchter nach einer zentra-len Organisation, die Rohvlies aufkauft und sammelt. Derek brachte die Bedeutung dieser Tatsache zum Ausdruck, indem er die Zuhörer über den verfahrens-technischen Prozess der Fasersammlung, Selektion und Bewertung und letztendlich der Verarbeitung der Faser in Südamerika ins Bild setzte. Zur Erinnerung, drei große Fasermühlen konkurrieren miteinander, von denen jede einzelne in der Lage wäre, die gesamte Faserproduktion der Welt zu verar-beiten. Politische Unruhen und terroristische Aktivitä-ten haben die Kooperativen und kleine Zuchtgemein-schaften im Altiplano aufgelöst. Das Ergebnis davon ist, dass während der letzten Jahre Verteilungs- und Logistikprobleme zugenommen haben. Kleine Faser-mengen müssen in einem riesigen Gebieten gesam-melt und eingekauft werden.Das Vliesgewicht allein ist nicht länger der einzige Gradmesser für die Bezahlung. Die Mehrzahl der Fa-sersammlungen liegt in den Händen von Zwischen-händlern, die für die abgelieferten Vliese Provisionen erhalten. Da die offi ziellen Fasersammler nicht überall hinkommen, unterliegen die kleineren Farmen voll-ständig der Hilfe von außen, was natürlich ihr Ein-kommen schmälert. Alle Anstrengungen, Züchter zur Zucht auf Feinheit zu bewegen, scheitern am Einfl uss der Zwischenhändler.Über 200 erfahrene und professionelle Sortiererinnen begutachten und sortieren als Saisonkräfte die an-gelieferte Rohfaser, welche dann in Tops und Garne weiterverarbeitet werden.Nach Aussage dieses klugen und inspirierenden Man-nes ist das Schlüsselproblem der Alpakafaser die Fein-heit in Verbindung mit der Stanardabweichung (SD) als dem Indikator für das Handle. Wohingegen die Medullation, nach seiner Aussage von geringerer Be-deutung ist, weil die Alpakafaser als Haar klassifi ziert wird. Deshalb kann auch medullierte Alpakafaser ohne Probleme eingefärbt werden, was für viele „Fa-serexperten“ unter den Zuhörern neu war. Am Ende des ersten Konferenztages stellten Cameron Holt und die RAS Showrichterin Jill MacLeod die Ergebnisse des internationalen Vlieswettbewerbes und die Meister-schaftsgewinner vor.

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In 60 Minuten rund um die WeltDer Sonnabend begann mit einer virtuellen Reise rund um die Welt. Präsidenten und engagierte Sprecher aller Gastnationen stellten ihre Verbände und Re-gistraturen vor. Wir sind stolz darauf die Gelegenheit nutzen zu können, das anspruchsvolle AZVD- Zucht-programm, was die wissenschaftliche Grundlage un-seres Herd- und Zuchtbuches darstellt, vorzustellen. Die zahlreichen Fragen zeigten, dass an einem sol-chen System, welches auf einer objektiven und unab-hängigen Sammlung von wissenschaftlichen Daten basiert, weltweit großes Interesse besteht.

Alpakas: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Dr. Jane Wheeler, Vizepräsidentin von CANOPA, Peru, ist wahrscheinlich eine der faszinierendsten Persön-lichkeiten, wenn es um Fragen der Geschichte der Alpakas geht. Mit ihrer dreißigjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Erforschung von Neuweltkameliden nahm sie das Publikum auf ein Abenteuerreise durch die frühen Zivilisationen Südamerikas. Sie sprach über deren entbehrungsreiches Leben, das sie auf einer Höhe von 4000 Metern über dem Meeresspiegel führ-ten, als man vor fast 8.000 Jahren versuchte Vicuna, die wild lebenden Vorfahren des Alpakas, zu domes-tizieren.Mit Hilfe von phänomenalen Fotos von Grabstätten und Mumien hielt Dr. Wheeler einen Vortrag, bei dem es jedem den Atem verschlug und der neugie-rig auf mehr machte. Wie haben diese frühen Völker von Jägern, Kriegern und Händlern ihre Kenntnisse der Zuchttechniken entwickelt? Wie waren sie in der Lage die Wildform des Vicuna in ein Alpaka von nach dem spanischen Conquest nie dagewesener Quali-tät zu verwandeln? Wie haben sie das Guanaco in ein Lama formen können, das ebenfalls eine bessere Faserqualität aufwies als wir alle bisher glaubten? Sie nahm uns mit auf eine Reise durch siebeneinhalbtau-send Jahre einer vom Menschen begleiteter Evolution bis zum Höhepunkt der Alpakazucht, wo Faserana-lysen von mumifi zierten Alpakas eine gleichmäßige Faserfeinheit von 17,9 Mikron bei einem SD von 1,9 Mikron aufwiesen.Wie wir alle wissen endete diese Entwicklung mit der Spanischen Eroberung, als ungefähr 90% der Neu-weltkameliden und über 80% der südamerikanischen

Bevölkerung quasi über Nacht verschwanden. Die folgenden Jahre waren verheerend und führten zu einer allgemeinen Kreuzung und Hybridisierung von Alpakas und Lamas. Noch heute sind wir von diesem Akt der Ignoranz betroffen. Aktuelle DNA-Tests zei-gen, dass 93% aller südamerikanischen Alpakas hyb-rid, also genetisch vermischt sind, was innerhalb von fünfzig Jahren leicht zu einem Aussterben des reinen Alpaka/Vicuna- Genoms führen könnte. Die Vorstel-lung einer solch unerwarteten Bedrohung versetzte die Zuhörer in einen Schockzustand.

Embryotransferstrategien bei Neuweltkame-liden; Kontinuierlicher Zyklus contra Supero-vulation

Paul Taylor, Autodidakt auf dem Gebiet des Embryo-transfers, führte aus, was er und seine Frau über die nicht-chirurgische Ausspülung eines Neuweltkameli-denuterus erforscht haben. Diese Methode befähigt sie, ein einzelnes Follikel (das bereits kurz nach der Paarung ein Embryo sein könnte) oder, nach spezi-ellen Hormonbehandlungen, auch eine Vielzahl von Follikeln (Superovulation) zu erhalten. Die Erfolgsrate schwankt von Stute zu Stute, aber im Durchschnitt er-hält man ungefähr acht Follikel pro Jahr und Stute. Er und seine Frau entwickelten Prozesse und Medikatio-nen, um ein Embryotransferprogramm (ET) zu entwi-ckeln, das in Australien und Südamerika (etwa 1000 ET- Crias sind bereits geboren worden) bereits viel-fach Anwendung gefunden hat. Nach zwölf Jahren Forschung und Entwicklung ist es ebenfalls gelungen, lebende Crias aus eingefrorenen Embryos zu erhal-ten.Er und seine Frau gestalteten auch den ersten kom-merziellen Embryotransfer von Neuweltkameliden und erzeugten Alpakafohlen, die von Lamaleihmüt-tern ausgetragen und aufgezogen wurden. Ebenso waren beide in Projekte einbezogen, bei denen das erste lebende Camelidenembryo durch Spermain-jektion und Clonen (nicht bestätigt) produziert wor-den sein sollen.Wie bereits erwähnt, nutzen australische Züchter ET zur Qualitätserhöhung ihrer Herden. Ihre Erfahrungen zeigen allerdings, dass der Multi-Ovulations-ET bereits mehrfach zur Unfruchtbarkeit der ausgespülten Stuten geführt hat. Der Vorgang selbst wird von der bekann-

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ten Tierärztin Jane Vaughan durchgeführt. Sie scheint in Australien das Monopol auf das ET-Programm zu besitzen. Mit Bedacht angewandt, kann dieses Pro-gramm für Züchter einen schnellen Qualitätsanstieg bedeuten, aber nur wenn deren Registratur die Auf-nahme von Crias aus jedweder Art von künstlichen Vermehrung zulässt. Wenn ET von allen Neuweltka-meliden ausgetragen werden können besteht aller-dings die Gefahr, dass eines Tages die geschützte Arten aus Südamerika durch ET in nicht geschützten Tieren exportiert werden. Den Schutz vor Missbrauch dieses mächtigen Instruments müssen die Regierun-gen Südamerikas übernehmen.

Enterotoxämie: Neue Einsichten in Krank-heitsgeschichte und Vorbeugung der häu-fi gsten Ursache für Fohlensterblichkeit in Südamerika.Jeder Züchter weiß, dass unsere Tiere gegen Clostridi-en mit Covexin 8 oder vergleichbaren Produkten ge-impft werden müssen. Das Warum erklärte Dr. Raul H. Rosadio, Präsident von CANOPA, Peru und Präsident der Peruanischen Akademie für Veterinärmedizin. Er führte aus, dass im Altiplano, wo das Überleben von 300.000 Menschen von der Alpakazucht abhängt, eine Fohlensterblichkeit von bis zu 70% durch Entero-toxämie verursacht wird, die auf Clostridium Perfrin-gens Typ A und, selten, Typ C zurückzuführen ist. Das klinische Bild korrespondiert mit dem der tödlichen Vergiftung, die meist hämorrhagische (blutige) und/oder nekrotische Enteritis im Jejunum (Leerdarm) und Ileum (Krummdarm) verursacht.Seit Jahrzehnten wurden Enterotoxine für diese Krank-heit verantwortlich gemacht. Jetzt aber erscheint ein „neuer Spieler auf dem Feld“. Das neuartige β2 Toxin wurde bei Intestinalpathologien isoliert und verspricht einen neuen Einblick in die Natur dieser Krankheit. Bisher wurden zahlreiche PCR Tests durchgeführt, um das Vorkommen von C.perfringens in Typ und Erre-gerstamm zu identifi zieren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ausgeschiedene Exotoxine eher ver-antwortlich sind für die Todesfälle bei Alpakas, als En-dotoxine. Man muss dabei bitte im Hinterkopf behal-ten, dass C.perfringens Teil der normalen Darmfl ora ist und so die Alpha Gen Ausprägung nicht notwendig zum Auslöser eines pathologischen Zustandes wird. Deshalb ist es nicht möglich den vollständigen Zu-sammenhang mit einer Enterotoxämie zu erklären. Konsequenter Weise ist es eher wahrscheinlich, dass die Koexistenz von Kokzidien als Darmparasiten die Darmwände schädigen und so bei einem Überschuss an Clostridien die Absorption der Gifte erlauben. Dies würde dann zu einer Bildung von Enterotoxämie bei Alpakas führen. Impfversuche mit Todimpfstoff, der aus Bakterien und Exotoxinen gewonnen wurde (ohne Enterotoxine), reduzierten signifi kant der Sterb-lichkeit durch Enterotoxämie.

Die Impfung ist ein wichtiger Durchbruch, da mehr als 70% der Crias in Südamerika durch Clostridium perfrin-gens Typ A und verwandte Bakterien verloren gehen. Diese Beobachtungen unterstützen die Schlüsselrolle der Exotoxine in der Pathogenese der Krankheit.

Ein Vortrag von German Freyre, Geschäftsführer der Incalpaca TPX SA über „Welthandel mit Alpakas“ vervollständigte den Vortragsteil am Sonnabend. Der Tag endete in einem Galadinner mit anschließender Modenschau.

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Der Sonntag (30. März) begann mit drei Vorträgen, die sich hauptsächlich an Züchter richteten: Dr. Jane Vaughan begann ihre Präsentation über „Die zehn wichtigsten Regeln der Alpakafütterung“ mit einer ersten Beschreibung des Ernährungszustands. Ihre Zuhörer, die ihre Alpakas hauptsächlich auf offenen Weiden halten, erfuhren einiges über die Anforderun-gen von Alpakas in trockenen Gebieten, über Prote-ine, Vitamine und Mineralien. Allison Quagliani, vom Alpakazahnservice, zeigte mit ihrem Vortrag „Ver-ständnis der Alpaka-Dentalanatomie“ auf, welchen Einfl uss schlecht schließende Zähne auf den Ernäh-rungszustand haben. Ausführlich stellte sie den Ge-brauch von Instrumenten und Geräten, die sie selbst gestaltet hat, bei der Behandlung von Alpakas vor. Als Letzter trug Dr. Pierre Baychelier, ein Franzose und ausgebildeter Veterinär, der gegenwärtig in Austra-lien Suris züchtet, einen Vortrag über „Einen neuen Winkel des Alpakakörperbaus“ vor . Nach eigener Aussagen waren alle drei Präsentationen Zusammen-fassungen aus Dr. Murray Fowler’s Buch. „Medicine and Surgery of South American Camelids“ (Second Edition) und Eric Hoffman’s Buch, „The Complete Al-paca Book” (Second Edition).

Die Suche nach molekularen Markern bei Alpakas: Gene, die die Farbe beeinfl ussenDr. Kylie Munyard, B.Sc. (Hons) PhD, gegenwärtig Do-zentin/Forscherin für Molekularbiologie an der School of Biomedical Siences an der Curtin University sprach über dieses Thema.Für diejenigen, die jetzt ein potentielles Farbzuchtsche-ma basierend auf unserer DNA-Registratur erwarten habe ich schlechte Nachrichten: Die Untersuchun-gen haben gerade erst begonnen. Den Aussagen von Dr. Munyard zufolge konnte das Alpakagenom entschlüsselt werden. Umso bedauerlicher ist die Tat-sache, dass die angewandte Methode der Entschlüs-selung nur unzureichend Aufschluss über die Funktion einzelner Marker gibt. Grundsätzlich ist die Pigmentie-rung bei Säugetieren gleich, wohl aber eine höchst komplizierte Angelegenheit. Substantielle Unterschie-de in der Ausprägung zwischen den einzelnen Spezies erschweren die Analyse. Die Unterschiede zwischen und innerhalb einer Spezies werden durch die Vari-ationen der Gene, die die Farbe kontrollieren, verur-sacht. Einige Spezies haben nur eine Variation (Allel) eines Gens, während andere viele Allele besitzen. Selbstverständlich, ein Tier, das eine große Vielfalt an Farben zeigt, wird vielfältige Allele besitzen, die den Phänotyp kontrollieren, also die Farbe die wir sehen. Um die Alpakafarbvariationen zu verstehen werden Vergleiche mit anderen Spezies wie Pferden oder Hunden durchgeführt, um herauszufi nden welche Gene abweichende Allele bei Alpakas haben. Als ei-nen der ersten Schritte nahm man die kleineren Gen-sequenzen wie MC1R (einfache Exoncodierung auf der Grundlage 954) ins Visir. Während eine einfache Mutation dieses Gens die Kastanienbraunfärbung bei Pferden verursacht, sind bei Untersuchungen von australischen und US-Amerikanischen Alpakas mehr als zehn Mutationen dieses Gens aufgespürt worden. Die Forschung versucht beständig ein (oder mehrere) dieser Mutationen mit bestimmten Farbvarianten in

Verbindung zu bringen. Große Anstrengung wird da-rauf verwendet, dieses spezifi sche Basisgen zu verste-hen. Umso verständlicher muss es sein, dass Forscher die gerade beginnen noch viel mehr Zeit benötigen werden, um eine vollständige Kenntnis der Farbgene-tik von Alpakas zu erlangen.

Across-herd Genetic Evaluation (A.G.E.): Zucht durch KontrolleDr. Ian Davison, im Hauptberuf Orthopädiechirurg, Alpakazüchter und Präsident der Australian Alpaca Association (AAA), stellte das Programm zur Zucht-wertschätzung vor, das als ein Eckpfeiler der austra-lischen Strategie zur genetischen Weiterentwicklung gedacht ist.Das AGE ist auf einer umfangreichen Datensamm-lung aufgebaut, zu der Züchter eingeladen werden, eine abgestimmte Anzahl von knapp zwanzig wich-tigen, messbaren und kommerziell nutzbaren phy-sischen oder produktionsrelevanten Eigenschaften einer Gruppe von Alpakas einzuspeisen. Diese Alpa-kas sind in „Managementgruppen“ eingeteilt und die Ergebnisse werden durch die spezielle Software einer unabhängigen Sevicegesellschaft ausgewertet. Das Ergebnis stellt den Alpakazuchtwert (EBV= Estimated breeding value) dar, der auf jedes einzelne Alpaka bezogen ist und jede einzelne Eigenschaft festhält. Dieser Bericht wird vertraulich an den Eigentümer he-rausgegeben. Die Analyse berücksichtigt sowohl die aufgezeichneten Fasereigenschaften des jeweiligen Alpakas in Verbindung mit seinen Eltern, Geschwister, Halbgeschwister und aller anderen Alpakas, die un-ter gleichen Bedingungen aufgewachsen sind.Mit diesen Informationen versehen kann ein Züchter abschätzen, ob und in welcher Weise ein Alpaka sei-ne Nachkommen verbessert, um dann ein entspre-chendes Zuchtprogramm zu entwickeln. Ein direkter Vergleich zwischen zwei Herden ist nicht möglich, da die Umweltfaktoren Nahrung, Haltung, Klima, Stress, etc. nicht aus dem Ergebnis ersichtlich und damit un-berechenbar sind.Ian Davison zufolge kann das AGE an jede Anforde-rung angepasst und auch mit anderen Verbänden, die es wünschen, verknüpft werden. Bislang bieten die AAA und die AANZ (Neuseeland) ihren Mitglie-dern diesen Service an. Obwohl nur der Tiereigentümer Zugang zu den erstell-ten Daten hat und einer Veröffentlichung zustimmen muss, nehmen viele Züchter nicht an diesem System teil. Als Grund dafür geben sie an, dass die Daten nicht unter kontrollierten Bedingungen gesammelt werden, ähnlich einer Zuchteignungsprüfung. Auch wird befürchtet, dass Züchter nur die Daten ihrer bes-ten Tiere eingeben, was wiederum einen Vergleich schwierig macht. Es ist offensichtlich, dass unwahr-heitsgemäße Eingaben nur die jeweiligen Eigentümer schädigen. Dennoch fürchten einige Züchter auch den Missbrauch des Systems. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das AGE ein sehr gutes Beispiel für eine längst überfällige weltweite Bewegung für ob-jektivere Messungen bei Alpakazuchtprogrammen darstellt. Mehr Informationen kann man erhalten un-ter: http://abri.une.edu.au

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Zucht einer dominanten Linie von AlpakasDr. Wayne C. Jarvis, Hals- Nasen-Ohren-Chirurg, Alpa-kazüchter und Vorstandsmitglied der Alpaca Registry Inc. (ARI) hielt einen sehr ausgewogenen und objekti-ven Vortrag über Linienzucht.„Oh nein, wollen wir so etwas wirklich?“ war wahr-scheinlich die erste Reaktion aller anwesenden Züchter. Wir mögen es nicht, aber wer weiß wer es gemacht hat bevor wir unsere ersten Alpakas aus Südamerika importiert haben. Eine große Zahl be-kannter südamerikanischer Züchter haben es getan, weil es Teil ihrer Selektionen und Zuchtprogramme für eine dominante Linie von Alpakas darstellte, die es ihnen erlaubte, ihr ökonomisches Überleben zu ga-rantieren. Accoyo ist hier ein hervorragendes Beispiel. Vorherrschaft wird defi niert als überragende Stärke, die ein Elternteil gegenüber dem anderen in Bezug auf den Charakter der Nachkommen besitzt. Der Ter-minus wird üblicherweise benutzt, um die Dominanz eines Tieres seine eigenen Qualitäten auf andere zu vererben, anzugeben.Dr. Jarvis führte die Zuhörer sehr gewissenhaft durch die genetischen Grundlagen, um zu verstehen, wie bestimmte Eigenschaften auch unter polygeneti-schen Bedingungen auf Grund von dominanten und rezessiven Genen übertragen werden. Er betonte, dass Inzucht und Linienzucht oft als verschiedene Techniken gesehen werden. Tatsächlich aber haben beide Prozesse dass Ziel durch selektive Zucht Homo-zygotie auf einem oder mehreren Genen zu errei-chen, um dadurch dominante Stammbäume, spricht starke Blutlinien zu erschaffen. An Hand einer Serie von potentiellen Linienzuchtstrategien beschrieb er sowohl die Vorteile als auch die Gefahren dieses Zuchtsystems. „Inzucht für sich genommen führt ge-nauso wenig zu genetischen Defekten wie eine Ver-paarung von nicht verwandten Tieren es tun würde.“ Wenn beide Eltern ein rezessives Gen übertragen, das für einen Defekt verantwortlich ist, dann wird der homozygote rezessive Nachkomme diesen Defekt zeigen, egal ob die Eltern verwandt sind oder nicht. Diese Nachkommen müssen vom Zuchtprogramm „endgültig ferngehalten“ werden, damit sich dieser Defekt nicht weiter ausbreiten kann. Das macht die-ses System anfällig bei Züchtern mit mangelnder Se-lektionsfähigkeit.Eine große Gefahr im Linienzuchtumfeld ist die Anzahl der daran beteiligten Tiere. Die Linienzucht reduziert die genetischen Vielfalt einer Herde dramatisch wäh-rend die Gleichförmigkeit zunimmt. Es liegt in der Hand der jeweiligen Zuchtverbände zu entscheiden, ob die genetische Vielfalt groß genug ist, um sie durch Lini-enzucht zu verbessern oder nicht.Weitere Informationen sind zu fi nden unter: http://sixt-hdayfarm.com

ZusammenfassungDie sechs Tage des Vorkonferenzprogramms und die Konferenz selbst waren es auf jeden Fall wert, fast fünfzig Stunden zweiter Klasse in einer Sardinen-büchse von Linienfl ugzeug um die halbe Welt zu rei-sen. Neue Freundschaften zu schließen, viele interes-sante Menschen zu treffen und Expertenmeinungen zu hören, erleichterten die Rückkehr in den kalten

deutschen Winter. Die Weltalpakakonferenz ist der nächste Schritt zu einem internationalen Symposium für Züchter, Wissenschaftler und Tierärzte mit dem ge-meinsamen Ziel: mehr über dieses wundervolle Tier zu lernen. Australien hat einen hohen Standard für den nächsten Gastgeber der WAC gesetzt, die im Juni 2009 in den USA abgehalten werden soll. Wir sehen es als eine Verpfl ichtung für den AZVD, an diesem Symposium weiterhin mit einer kleinen Delegation teilzunehmen.

Für weitere Informationen nehmen Sie bitte Kontakt zu Veronika Darchinger oder Mike Herrling auf.

Ein Sonderbericht des Alpaka Zucht Verband Deutsch-land e.V. anlässlich der ersten Alpaka Weltkonferenz in Sydney Australien, 28. bis 30. März 2008.

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