Erwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ...

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Pilotausgabe Duales Studium 47 STUDIEREN Erwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase KATRIN DINKELBORG WOLFGANG ARENS-FISCHER Erwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangs- phase Die Auseinandersetzung mit der Rolle von dual Studie- renden und den Erwartungen, die an diese Rolle geknüpft werden, scheint angesichts der wachsenden Aufmerk- samkeit von kritischen Studien zur wahrgenommenen Zu- friedenheit von dual Studierenden bedeutsamer denn je. Denn die wahrgenommene Zufriedenheit von Studieren- den mit ihrem Studiengang hängt maßgeblich davon ab, mit welchen Erwartungen junge Menschen in ein duales Studium einsteigen, wie sich diese Erwartungen über den Studienverlauf hinweg entwickeln und wie sie nach eige- nen Einschätzungen erfüllt werden können. Haben dual Studierende zu Studienbeginn überhaupt Erwartungen ge- bildet? Und können Sie diese hinreichend formulieren? 1. Anlass, Untersuchungsfragen und Forschungshypothesen der Studie 48 2. Zielgruppe der Studie und Studiendesign 50 3. Auszüge aus den Ergebnissen der Studie 53 4. Zusammenfassung der Ergebnisse und Implikationen für die kompetenzorientierte Studierendenbetreuung 57 Literatur 59

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47STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

KATRIN DINKELBORGWOLFGANG ARENS-FISCHER

Erwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangs-phase

Die Auseinandersetzung mit der Rolle von dual Studie-

renden und den Erwartungen, die an diese Rolle geknüpft

werden, scheint angesichts der wachsenden Aufmerk-

samkeit von kritischen Studien zur wahrgenommenen Zu-

friedenheit von dual Studierenden bedeutsamer denn je.

Denn die wahrgenommene Zufriedenheit von Studieren-

den mit ihrem Studiengang hängt maßgeblich davon ab,

mit welchen Erwartungen junge Menschen in ein duales

Studium einsteigen, wie sich diese Erwartungen über den

Studienverlauf hinweg entwickeln und wie sie nach eige-

nen Einschätzungen erfüllt werden können. Haben dual

Studierende zu Studienbeginn überhaupt Erwartungen ge-

bildet? Und können Sie diese hinreichend formulieren?

1. Anlass, Untersuchungsfragenund Forschungshypothesender Studie 48

2. Zielgruppe der Studie und Studiendesign 50

3. Auszüge aus den Ergebnissender Studie 53

4. Zusammenfassung der Ergebnisse und Implikationen für die kompetenzorientierte Studierendenbetreuung 57

Literatur 59

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48 STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

1. Anlass, Untersuchungsfragen und Forschungshypothesen der Studie

In den vergangenen Jahren beschäftigten sich immer mehr Studien mit dem Orientierungsprozess von Studieninteressierten. Als vergleichswei-se neue Studienform erhielt zunehmend auch das duale Studium mehr Aufmerksamkeit. In ihren Befragungen adressierten die Autor*innen im Wesentlichen zwei Zielgruppen: zum einen Schüler*innen, die nach dem Schulabschluss in den Orientierungsprozess einsteigen, und zum ande-ren dual Studierende, die ex post nach ihren Studienwahlmotiven be-fragt wurden (vgl. unter anderem Krone/Mill 2012, S. 5f.; Kamm/Lenz/Spexard 2016, S. 127). Heraus kamen Erkenntnisse zu zentralen Studien-wahlmotiven bei dual Studierenden, wie zum Beispiel Praxisnähe, die Möglichkeit zum Erwerb von gleich zwei Abschlüssen, die Finanzierung des Studiums durch die Partnereinrichtungen und die Übernahme-, Auf-stiegs- und Karrierechancen (vgl. ebenda). Ergänzend nennen die Stu-dien die Abwechslung zwischen Theorie und Praxis und die Anwendung theoretisch erlernter Inhalte in der Praxis als zentrale Wahlmotive, die für die Entscheidung, ein duales Studium aufzunehmen, maßgeblich sind. Der Untersuchungsraum dieser Studien endet sodann bei der Er-hebung und Begründung der genannten Motive für die Studienwahlent-scheidung.

Doch die vor Studienaufnahme getroffenen Entscheidungen der zukünf-tigen dual Studierenden basieren auf Studienerwartungen (vgl. Heu-blein et al. 2017, S. 14), die vergleichsweise wenig erforscht sind und häu-fi g auch mit Studienwahlmotiven gleichgesetzt werden. Der vorliegende Beitrag nähert sich folglich der Frage, ob und wenn ja, welche Erwartun-gen dual Studierende in der Studieneingangsphase an ihr duales Stu-dium haben. Weiterführend verfolgt er die Frage, ob dual Studierende auch Erwartungen der Hochschule und ihrer Partnereinrichtung anti-zipieren können, um langfristig den Einfl uss von Erwartungen auf die Kompetenzentwicklung und den Studienerfolg untersuchen zu können. Der Beitrag ist zunächst im Format einer Kurzversion verfasst; eine ent-sprechende Langversion wird online auf der begleitenden Website zur Verfügung gestellt.

Zu Studienbeginn stehen dual Studierende nach unseren Erfahrungen vor zwei zentralen Herausforderungen. Sie streben zum einen danach, vollwertiges Mitglied von (mindestens) zwei Organisationen zu werden: der Partnereinrichtung und der Hochschule. Zum anderen werden sie in diesen beiden Organisationen mit einer Fülle von Informationen ausge-stattet, die diese Organisationen für wichtig erachten. Diese Informati-onsfülle müssen dual Studierende zunächst aufnehmen, verstehen und schließlich für sich bewerten. Schwierig erscheint diese Aufgabe ebenso vor dem Hintergrund, dass beide Lernorte (Hochschule und Partnerein-richtung) unterschiedlichen Funktionslogiken folgen. Während sich die Hochschule vorrangig der wissenschaftlichen Freiheit und dem

Studienerwartungen

ONLINE

Der Beitrag ist in einer aus-führlicheren Version online auf www.journal-duales-studium.de verfügbar.

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49STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verpfl ichtet fühlt, legen Partner-einrichtungen Wert darauf, die dual Studierenden in die regulären und alltäglichen Wertschöpfungsprozesse zu integrieren und darüber den Lernprozess zu unterstützen. Damit sind Hochschulen vom Grundsatz eher erkenntnis- und die Partnereinrichtungen eher handlungsorien-tiert.

Die Studieneingangsphase stellt für dual Studierende folglich einen neu-en Lebensabschnitt dar, in der die Perspektiven für sie ungewiss sind und in der sie nicht sicher sind, ob sie die an sich selbst und die von anderen an sie gerichteten Anforderungen erfüllen können. In dieser Phase und vor dem Hintergrund einer auf sie einprasselnden Informationsfülle rücken die individu-ellen Fragen nach den eigenen Erwartungen naturgemäß schnell in den Hintergrund. Dies birgt die Gefahr, dass die Studierenden sich weder hinreichend mit ihren eigenen Er-wartungen noch mit denen ihrer Partnereinrichtung und der Hochschule auseinandersetzen und damit die Chance verpassen, in einen Prozess zum refl exiven Umgang mit Er-wartungsbeziehungen einzutreten. Aus Sicht der betreuen-den Instanzen in Partnereinrichtungen und Hochschulen stellt sich folglich die Frage, wie sie ihre dual Studierenden in dieser Phase unterstützen können, ohne dem überge-ordneten Kompetenzziel eines Studiums zu widersprechen, das unter anderem auf die Ausbildung von „ (…) Selbstre-gulationsfähigkeiten und die Refl exion des eigenen prob-lemlösungs- und erkenntnisgeleiteten Handelns“ (Schaper 2012, S. 29) ausgerichtet ist.

Einen Ansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen in der Studieneingangsphase kann die Auseinandersetzung mit der Rolle „dual Studierende*r“ liefern. Dabei folgen wir der weit ak-zeptierten Begriffsdefi nition einer Rolle als eine „Bündelung von Erwar-tungen“ (Dahrendorf 2010, S. 35) und fokussieren die Identifi kation von Erwartungen und den Erwartungsbildungsprozess. Wir gehen zunächst davon aus, dass die Rolle „dual Studierende*r“ als eine Art Metarolle zu verstehen ist, die sich im Studienverlauf in weitere Rollen zergliedert. Im Rahmen der Hypothesenbildung zu Beginn der Studie unterstellen wir, dass sich dual Studierende mit ihrer Rolle zunächst nicht auseinan-dergesetzt haben (H1). Weiterführend gehen wir davon aus, dass dual Studierende auch die Erwartungen, die seitens der Hochschule und der Partnereinrichtungen an sie gestellt werden, nicht hinreichend kennen (H2). Wir unterstellen in diesem Zusammenhang, dass sich die Selbstre-fl exionsfähigkeiten von dual Studierenden verbessern, wenn sie sich mit Erwartungen, und damit verbunden, mit ihrer Rolle auseinandersetzen (H3), und dass sich dies positiv auf die Kompetenzentwicklung und den Studienerfolg auswirken kann (H4).

» Aus Sicht der betreuenden Ins-tanzen in Partnereinrichtungen und Hochschulen stellt sich folglich die Frage, wie sie ihre dual Studieren-den in dieser Phase unterstützen

können, ohne dem übergeordneten Kompetenzziel eines Studiums zu widersprechen, das unter ande-rem auf die Ausbildung von ‚(…)

Selbstregulationsfähigkeiten und die Reflexion des eigenen problem-lösungs- und erkenntnisgeleiteten

Handelns‘ ausgerichtet ist. «

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50 STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

2. Zielgruppe der Studie und Studiendesign

Zielgruppe der Studie sind dual Studierende aus Bachelorstudiengän-gen der Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik und den Ingenieur-wissenschaften kurz vor ihrem offi ziellen Studienantritt. Sie werden bei der geplanten Auseinandersetzung mit Erwartungen und insbesondere der Erwartungsbildung im Rahmen eines Studieneinführungsseminars von ihren Studienbetreuer*innen seitens der Hochschule begleitet und, einem akademischen Kompetenzverständnis in der Betreuung folgend, angeleitet. Dabei orientieren sich die Studienbetreuer*innen an den ge-nannten Forschungshypothesen.

Wie in Abschnitt 1 erläutert, soll sich der Beitrag der Frage nähern, ob und wenn ja, welche Erwartungen dual Studierende in der Studienein-gangsphase an ihr duales Studium haben. Weiterführend verfolgt er die Frage, ob dual Studierende auch Erwartungen der Hochschule und ihrer Partnereinrichtung antizipieren können, um langfristig den Einfl uss von Erwartungen auf die Kompetenzentwicklung und den Studienerfolg un-tersuchen zu können. Vor diesem Hintergrund kommt dem Begriff der Erwartung eine zentrale Rolle zu, die wie folgt begründet werden kann: Zum einen spielen Erwartungen eine zentrale Rolle, wenn prognostiziert werden soll, ob eine Handlung unternommen wird oder nicht oder ob alternative Handlungen in der Entscheidungssituation verfolgt werden (vgl. Beckmann/Heckhausen 2018, S. 120). Zum anderen kann die Aus-prägung von Erwartungen helfen, sich in einer komplexen Umwelt eini-germaßen sicher zu orientieren (vgl. Kühl 2019, S. 6). Da dual Studieren-de sich in der Studieneingangsphase eben in einer solchen komplexen Umwelt erleben, wird davon ausgegangen, dass die Auseinandersetzung mit Erwartungen auch ihnen helfen kann. So kann es als erwiesen ange-sehen werden, dass Menschen, die eine Rolle übernehmen, von den Rol-lenerwartungen hinsichtlich ihrer eigenen Rolle, der Partnerrolle und der Art des Zusammenspiels zwischen mehreren Rollen geleitet werden (Hofstätter 1973). Aus diesem Grund gehen wir weiterführend davon aus, dass die Auseinandersetzung mit vielfältigen Erwartungen die Vorberei-tung auf die Rolle als dual Studierende*r verbessert (H3).

Ausgehend davon, dass sich Studierende in der Studieneingangsphase zunächst mit vielen Informationen auseinandersetzen müssen und in der Folge vermutlich organisatorische Fragen die Studieneingangsphase dominieren, ist die Untersuchung methodisch nach zwei Anforderungen auszurichten: Die Studierenden sollen darin angeleitet werden, 1. orga-nisatorische Fragen zunächst zurückzustellen und die Aufmerksamkeit im Rahmen des Studieneinführungsseminars zunächst auf sich selbst zu richten und 2. Veränderungsbedarfe in ihrem Verhalten auf Basis von Selbstrefl exion selbstständig zu erkennen und Folgen für ihr Handeln abzuleiten.

Diese beiden Anforderungen sowie die Notwendigkeit zur Einnahme der persönlichen Binnenperspektive bei der Erwartungsbildung, um soziale Zusammenhänge verstehen zu können (vgl. Miller 2003), begründen die Auswahl der Theorie der Selbstaufmerksamkeit und Selbstrefl exion im Coaching nach Greif (2008) für diese Studie.

Theorie der Selbstaufmerksamkeit

und Selbstrefl exion

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51STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

Weiterführend wird sie als eine für Gruppen und Individuen gleicher-maßen geeignete und zugleich integrative Theorie verstanden, weil sie – ganz im Sinne von Dualität – „Annahmen aus unterschiedlichen wis-senschaftlichen Theorien und Praxiskonzepten in einem gemeinsamen Annahmensystem zusammenführt“ (ebenda). Dies ist auch in dem oben genannten Hypothesensystem (H1–H4) der Fall, da die Hypothesen zum einen auf die Erzielung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur kompetenz-förderlichen Betreuung von dual Studierenden durch hochschulische wie betriebliche Betreuer*innen und zum anderen auf die individuelle Kompetenzentwicklung der dual Studierenden gerichtet ist. Gleichzeitig ermöglicht die Theorie der Selbstaufmerksamkeit und Selbstrefl exion die Aufnahme verschiedener Interventions- und Evaluationsmethoden und ist damit methodenpluralistisch angelegt (vgl. ebenda). Die Studie folgt entsprechend der eben genannten Ausrichtung einem Forschungs-design, das qualitative und quantitative Forschungsansätze kombiniert (sogenannter mixed methods approach; vgl. Abbildung 1).

Im Wesentlichen dienen die qualitativen Forschungsmethoden einer ersten Identifi kation von Erwartungen der dual Studierenden an ihre eigene Person sowie der selbstgesteuerten Identifi kation möglicher Erwartungen seitens der Hochschule und der Partnereinrichtung an sie. Die quantitativen Forschungsmethoden zielen darauf aufbauend auf eine Bewertung der individuell wahrgenommenen Bedeutsamkeit und auf die zukünftigen Planungen der Studierenden zur Erreichung der identifi zierten Erwartungen im Studienverlauf. Die daraus abgelei-teten Ergebnisse könnten aus Sicht einer förderlichen Betreuung die

Abbildung 1 Theorie der Selbstaufmerksamkeit und Selbstrefl exion nach Greif (2008, S. 77) und zugrunde liegendes Konzept des Studieneinführungsseminars

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52 STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

studentische Kompetenzentwicklung im weiteren Studienverlauf positiv unterstützen (H4).

Greifs Theorie (vgl. Abbildung 1) basiert, in aller gebotenen Kürze skiz-ziert, auf dem Verständnis des Selbstkonzepts, das als „Gesamtheit aller subjektiv wichtigen Vorstellungen, die eine Person von sich als reale oder ideale Person hat“ (Greif 2008, S. 77), defi niert ist. Das Modell geht in den ersten Schritten davon aus, dass die Selbstaufmerksamkeit zu stimulieren ist (vgl. ebenda). Dem wird in dem Seminarkonzept auf meh-rere Weisen Rechnung getragen. Den Schwerpunkt der Studie bildet der dritte Schritt zur Aktualisierung und Intensivierung der zuvor beachte-ten Aspekte des Selbstkonzepts (Selbstrefl exion). Ziel ist es, Selbstrefl e-xionsfähigkeiten auszuprägen, nach der eine Person ihre Vorstellungen oder Handlungen bewusst durchdenkt, expliziert, auf ihr Selbstkonzept bezieht und darauf aufbauend Folgerungen für zukünftige Handlungen entwickelt (vgl. ebenda). Dazu werden die Studierenden unter anderem in einem qualitativ angelegten Verfahren auf Basis von Leitfragen (siehe Abschnitt 3) gebeten, Erwartungen an sich selbst zu formulieren sowie Erwartungen zu antizipieren, die ihre Partnereinrichtung und die Hoch-schule im Rahmen des dualen Studiums an sie stellen könnten. Sie no-tieren die Antworten auf vorgefertigten Handouts zunächst nach einer Phase der Einzelarbeit. Im Anschluss wird die Übung für eine Diskussion in Kleingruppen freigegeben. Anschließend werden die Studierenden ebenfalls über Leitfragen aufgefordert, zu benennen, wie sie die Erwar-tungen erfüllen wollen. Das vollständige Design dieses Untersuchungs-schwerpunktes ist in der Online-Version dieses Beitrags umfangreich dargestellt. Die sich anschließenden Schritte des Modells werden im Rahmen des Forschungs- und Seminarkonzepts ebenfalls strukturiert verfolgt, aber in dieser Studie nicht weiter ausgeführt.

Im Fokus dieser Studie stehen die Ergebnisse der qualitativen For-schungsmethoden aus Schritt drei. Zur Sicherung der Forschungsquali-tät, insbesondere zur Erhöhung von Validität und Reliabilität, erhält je-de*r Betreuer*in ein detailliertes und nach den erläuterten Maßstäben der Theorie integriertes Seminarkonzept, das die Forschungshypothe-sen in praxisorientierte Ziele und methodische Anleitungen operationa-lisiert. Dieses wird zusammen mit dem entsprechenden Arbeitsmaterial im Vorfeld zusammengestellt und den Betreuer*innen zur individuellen Vorbereitung ausgehändigt. Ein*e Studienbetreuer*in betreut in diesem Rahmen eine Studiengruppe mit 35–40 Studierenden. Im Jahr 2018 nah-men insgesamt 165 Studierende an der Studie teil. Nachfolgend werden die Ergebnisse entlang der eingangs genannten Hypothesen vorgestellt.

GRUNDLAGE

Theorie der Selbstaufmerk-samkeit und Selbstrelexion

Greifs Theorie basiert auf dem Verständnis des Selbst-konzepts, das als „Gesamt-heit aller subjektiv wichtigen Vorstellungen, die eine Person von sich als reale oder ideale Person hat“, defi niert ist.

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3. Auszüge aus den Ergebnissender Studie

Entlang der ersten Forschungshypothese, nach der wir davon ausgehen, dass sich dual Studierende zu Studienbeginn mit ihrer Rolle und den an diese gerichteten Erwartungen nicht auseinandergesetzt haben, zeigen sich die nachfolgenden Ergebnisse. Dazu wurden die Studierenden zu-nächst gebeten, Erwartungen, die sie im Rahmen des dualen Studiums an sich selbst stellen, zu notieren. Die Angaben der Studierenden wur-den inhaltsanalytisch (deduktiv und induktiv) in Kategorien überführt. Die Erwartungen der dual Studierenden lassen sich folgenden Katego-rien zuordnen:

Durchhaltevermögen (27,6 %)

Motivation und Interesse (14,2 %)

Leistung (11,8 %)

Spaß (8,7 %)

Selbstständigkeit (7,9 %)

Weiterentwicklung (5,5 %)

Berufserfahrung und Kontakte (5,5 %)

Refl exion (4,7 %)

Zeitmanagement (3,1 %)

Nach Sichtung der studentischen Nennungen wird zunächst deutlich, dass die Erwartungen einen nur eingeschränkten Detaillierungsgrad aufweisen. So verweisen die dual Studierenden bei ihren Aussagen we-der direkt auf einen der (mindestens) zwei Lernorte noch gezielt auf die in Abschnitt 1 genannten Studienwahlmotive. Ebenso stellen sie in der Kategorie „Motivation und Interesse“ keine genaueren Bezüge her. Bei-spielhaft seien hier das Studienfach oder die Studienform als Möglich-keiten genannt, die in anderen Studien typischerweise aufgegriffen wer-den. Allerdings werden Studierende in allgemeinen Studierendensurveys auch direkt nach ihrer Einstellung zum Studienfach oder zur Studien-form befragt, was in dieser Phase der Untersuchung bewusst vermieden wurde. Die Ergebnisse zeigen somit, dass dual Studierende ihre Erwar-tungen zunächst weder studienfachspezifi sch noch lernortdifferenzie-rend kategorisieren. Die Aussagen der Studierenden beziehen sich viel-mehr allgemein auf das Studium. Vor dem Hintergrund, dass in einem dualen Studium an den Lernorten Hochschule und Praxis studiert wird, sind die Ergebnisse nicht zwingend kritisch zu bewerten, wenn Studie-rende hinsichtlich ihrer Motivation und ihrer Entwicklung zwischen den Lernorten nicht direkt unterscheiden. Die weiteren Nennungen der Stu-dierenden sowie der geringe Detaillierungsgrad dieser können vor dem Hintergrund der Orientierungsfunktion von Erwartungen (vgl. Abschnitt

Eingeschränkter Detaillierungs-grad der eigenen Ewartungen

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2) aber indizieren, dass dual Studierende in der Studieneingangsphase noch davon ausgehen, dass das Set von an sie gestellten Erwartungen an beiden Lernorten dasselbe ist oder sich diese zumindest nicht stark unterscheiden.

Die soeben aufgeführten Ergebnisse begründen umso mehr die zweite Forschungshypothese, die sich damit beschäftigt, ob dual Studierende auch Erwartungen kennen und antizipieren können, die die Partnerein-richtungen und die Hochschule an sie stellen (könnten).

Bezugnehmend auf diese Hypothese wurden die Studierenden in einem ersten Schritt gebeten, sich in die Betreuer*innen ihrer Partnereinrich-tung hineinzuversetzen und zu notieren, welche Erwartungen diese an sie im Rahmen des dualen Studiums stellen. Dabei wurden die Betreu-er*innen nicht weiter spezifi ziert, sodass sowohl die Betreuer*innen aus der Personal- als auch jene aus den Fachabteilungen gemeint sein kön-nen. Heraus kamen folgende Häufi gkeiten in absteigender Reihenfolge:

Motivation und Interesse (15,1 %)

Allgemein Leistung erbringen (10,8 %)

Im Team arbeiten (10,8 %)

Disziplin und Fleiß (10,1 %)

Sich aktiv im Unternehmen beteiligen und dieses voranbringen(10,1 %)

Zeitmanagement (8,6 %)

Zuverlässigkeit (6,5 %)

Offenheit und Integration (3,6 %)

Die Ergebnisse zeigen erneut, dass eher verallgemeinernde Erwartun-gen wie Motivation und Interesse dominieren. Gleichwohl tauchen in den Aussagen unter anderem neue Ausdrücke wie „sich aktiv im Unter-nehmen beteiligen und dieses voranbringen“ sowie Begriffe wie Offen-heit und Integration oder Leistung in den Aussagen auf, was auf den ersten Blick vielleicht eher Vokabeln sind, die der Partnereinrichtung zugeschrieben werden können. Allerdings weisen die Nennungen der Studierenden auch hier keinen tieferen Detaillierungsgrad auf. Die Er-kenntnisse lassen den Schluss zu, dass dual Studierende in der Stu-dieneingangsphase zwar Erwartungen ihrer Partnereinrichtungen anti-zipieren, diese aber nicht tief und trennscharf zu eigenen Erwartungen und denen weiterer Stakeholder unterscheiden können. Auffällig sind diese geringen Unterscheidungen aber vor dem Hintergrund eingangs genannter Studienwahlmotive, nach denen die Praxisnähe eines dualen Studiums als eines der zentralsten Motive genannt wird. Möglicherwei-se liegt dies an der zu Studienbeginn noch geringen Praxiserfahrung, die es den Studierenden in dieser Phase erschwert, studienfachspezi-fi sch Erwartungen zu bilden. Dies kann sich mit zunehmender Kenntnis der theoretischen Lehrinhalte und der betrieblichen Praxis über den

Verallgemeinerungender antizipierten Erwartungen

seitens der Unternehmen

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Studienverlauf ändern, was in Längsschnittuntersuchungen entlang der Forschungshypothesen H3 und H4 weiter analysiert wird.

Diese Ergebnisse können aus Perspektive einer Studierendenbetreuung auf den ersten Blick als Anlass gesehen werden, die Studierenden zu einer stärkeren Unterscheidung entlang der beiden Lernorte anzuleiten (zum Beispiel Motivation und Interesse hinsichtlich der Strukturen und Prozesse sowie der Produkte/Leistungen in den Partnereinrichtungen). Hier muss aber vor zu schnellen Schlüssen zumindest gewarnt werden, denn es muss (anknüpfend an die zuerst genannten Ergebnisse) kein kritisches Zeichen sein, wenn dual Studierende bei ihrer Motivation und ihrem Interesse nicht zwischen den Lernorten unterscheiden. Dies kann auch bedeuten, dass sie den Lernorten in der Studieneingangsphase offen und unvoreingenommen begegnen und sich nicht zulasten eines Lernortes nur für eine bestimmte Seite interessieren. Damit würden sie die Lernorte in ihrem dualen Studium als gleichberechtigt und gleich-wertig wahrnehmen.

Die Ergebnisse zeigen ebenso, dass es keine Erwartungen gibt, die bei mehr als der Hälfte der dual Studierenden dominieren. Die Erwartun-gen fächern sich sehr weit auf, wie die prozentualen Häufi gkeitsangaben zeigen. Mit Ausnahme der Nennungen in der Kategorie „sich aktiv im Unternehmen zu beteiligen und dieses voranzubringen“ werden keine Erwartungen genannt, die spezifi sch auf eine vertiefende Auseinander-setzung mit dem Lernort Betrieb weisen. Dies deutet, wie bereits erläu-tert, darauf hin, dass die Studierenden in dieser Phase ihres Studiums noch nicht in der Lage sind, Erwartungen so präzise auszuprägen, dass sie ihnen eine klare Orientierung ermöglichen.

Diese Ergebnisse zu Erwartungen, die die Partnereinrichtungen nach Meinung der dual Studierenden an sie stellen könnten, bestätigen sich auch bei Einnahme der Hochschulperspektive im zweiten Unter-suchungsschritt der Hypothese 2. Vergleichend zur Fragestellung hin-sichtlich der Partnereinrichtungen wurden die Studierenden auch hier im Rahmen des Studieneinführungsseminars gebeten, sich in die Pers-pektive der Hochschule hineinzuversetzen und zu notieren, welche Er-wartungen diese an sie im Rahmen des dualen Studiums stellen. Dabei wurde auch hier nicht weiter spezifi ziert, wer genau in der Hochschule die Erwartungen entwickelt, sodass sowohl die Lehrenden als auch das betreuende und verwaltende Personal gemeint sein konnte. Heraus ka-men folgende Häufi gkeiten in absteigender Reihenfolge:

Motivation und Interesse (24,6 %)

Austausch und respektvoller Umgang unter Kommilitonen (11,8%)

Allgemein Leistung erbringen (11,5%)

Selbstständigkeit (9,5%)

(Aktiv) an Vorlesungen teilnehmen (8,3%)

Zeitmanagement und Organisation (7%)

Vernetzen und Berufseinstieg (4,6%)

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Auch hier nennen die Studierenden mit 24,6 % überwiegend Erwartun-gen zu Motivation und Interesse, wobei auffällig ist, dass diese prozen-tual deutlich höher über den Ergebnissen zur Partnereinrichtung liegen. Weiterführend zeigen sich Aussagen, die sich auf den Austausch und den Umgang mit Kommiliton*innen sowie auf den Besuch und die Mit-arbeit bei Vorlesungen beziehen. Diese Erwartungen werden vorrangig der Hochschule attribuiert, wobei sich mit Aussagen der Leistungser-bringung und Selbstständigkeit aber erneut zeigt, dass sich diese nicht direkt und ausschließlich nur einem Lernort zuordnen lassen. Dies be-kräftigen weiterführende Erwartungen zu Zeitmanagement und Organi-sation und Vernetzen und Berufseinstieg.

Weitere Auffälligkeiten in den Ergebnissen zeigen sich bei einem de-taillierteren Blick auf die Originalantworten der dual Studierenden zu Erwartungen, die sie im Rahmen des dualen Studiums an sich selbst stellen (vgl. oben genannte Fragestellung). Sie zeigen, dass dual Studie-rende sich teilweise auch widersprüchlichen bis hin zu unvereinbaren Erwartungen ausgesetzt sehen. So sehen Studierende die Notwendig-keit, „auch mal ein Wochenende zu opfern“, während sie zudem danach streben, „sich auch Freizeit zu bewahren“. Weiter können in diesem Kon-text folgende konträre Erwartungspositionen genannt werden:

� “Studium als oberste Priorität” vs. “Arbeitsleistung nicht vernach-lässigen”

� “Zeit fl exibel gestaltbar” vs. “Klare Strukturen benötigt”

� “Nach Hause” vs. “In neue Situation einleben”

Auf die sich anschließende Frage, was die dual Studierenden planen, um die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen – dies schließt den Umgang mit widersprüchlichen Erwartungen ein – antworten die Studie-renden überwiegend verallgemeinernd. So geben sie an, sich mentale Unterstützung im engen Umfeld zu suchen, den Erfolg in den Vorder-grund und den Spaß zur Not zurückzustellen, sich im Zweifel zusammen-reißen zu müssen und ehrlich gegenüber sich selbst zu sein. Damit zeigt sich, dass ihr Handlungsrepertoire zur Erfüllung von an sie gerichteten Erwartungen zu Studienbeginn noch sehr begrenzt ist. Ebenso deuten die Ergebnisse an, dass dual Studierende die Schwierigkeiten bei der Er-wartungserfüllung nicht oder nur in eingeschränktem Maße auf sich zu-kommen sehen. So bestätigen auch weitere Studien, dass Studierende, die im Rahmen ihrer Studienwahl vor allem nach guten Verdienst- und Karrieremöglichkeiten streben (vgl. Abschnitt 1), Probleme haben, sich bei nicht erfüllten Erwartungen oder anderen Schwierigkeiten diesen

Herausforderungen zu stellen, um das Studium erfolgreich beenden zu können (vgl. Heublein 2017, S. 114). Sie merken an, dass ein gelingendes Studium einer starken und sich im Studienverlauf immer wieder erneuernden, vor allem fach-lichen Identifi kation bedürfen (vgl. ebenda.). Von dieser Notwendigkeit, Erwartungen immer wieder neu zu identi-fi zieren, sie aktiv zu formulieren und zu kommunizieren, ist angesichts der sich zeigenden Ergebnisse auch im dualen Studium auszugehen, weil die Erwartungen zu Studienbe-ginn noch nicht differenzierend auf das Studienprogramm und die Lernorte ausgeprägt sind. Die Notwendigkeit, sich

Konträre Erwartungen

» Die Notwendigkeit, sich in regelmäßigen Abständen über

wechselseitige Erwartungen auszu-tauschen wird voraussichtlich umso deutlicher, wenn die Studierenden

mehr Erfahrungen an beiden Lernorten gesammelt haben. «

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57STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

in regelmäßigen Abständen über wechselseitige Erwartungen auszu-tauschen wird voraussichtlich umso deutlicher, wenn die Studierenden mehr Erfahrungen an beiden Lernorten gesammelt haben.

4. Zusammenfassung der Ergebnisse und Implikationen für die kompetenzorientierte Studierendenbetreuung

Der Studie lagen insgesamt vier Forschungshypothesen zugrunde. Be-zugnehmend auf die erste Hypothese, nach der wir davon ausgingen, dass sich dual Studierende mit ihrer Rolle zu Studienbeginn nicht ausei-nandergesetzt haben (H1), können wir diese nicht eindeutig begründen. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass die dual Studierenden zunächst nur ein übergeordnetes Rollenverständnis ausgeprägt haben, das sie auf-grund mangelnder Erfahrung noch nicht tiefer differenzieren konnten. Die Hypothese 2, die eine nicht hinreichende Kenntnis der Erwartungen seitens der Partnereinrichtungen und der Hochschule durch die dual Studierenden zum Gegenstand hat, kann, wenn auch nicht als bewiesen, doch als begründet angesehen werden. Dies mag vergleichbare Ursa-chen wie die zu Hypothese 1 genannten haben. Ergänzend haben insbe-sondere die qualitativen Forschungsansätze der Studie die Erkenntnis hervorgebracht, dass dual Studierende auch widersprüchlichen bis hin zu unvereinbaren Erwartungen ausgesetzt sind. Zwar ist nicht belegbar, dass diese Erwartungen einer einzigen Person zugeordnet werden kön-nen, dennoch ist davon auszugehen, dass dual Studierende sich im wei-teren Studienverlauf zu unterschiedlichen Erwartungen austauschen. In der Folge kann es notwendig werden, sich je nach Situation und Er-gebniserwartung zu bestimmten Erwartungen wieder neu und eindeu-tig zu positionieren. Die Ergebnisse zeigen, dass entsprechende Verhal-tensoptionen zur Bewältigung dieser Herausforderungen bei vielen dual Studierenden zu Studienbeginn nicht stark ausgeprägt sind und in der Folge im Rahmen von Selbstregulations- und Refl exionsfähigkeiten zu entwickeln sind. Wie sich dies im dualen Studium tatsächlich entwickeln wird, haben die Hypothesen 3 (Die Auseinandersetzung mit Erwartungen verbessert die Selbstrefl exionsfähigkeiten der dual Studierenden) und 4 (Die Auseinandersetzung mit Erwartungen wirkt sich positiv auf die studentische Kompetenzentwicklung und ihrem Studienerfolg aus) zum Gegenstand. Sie können erst durch weiterführende Untersuchungen, die über den gesamten Studienverlauf angelegt werden müssen, weiter ver-folgt werden. Ein entsprechendes Forschungsdesign ist angelegt.

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58 STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass eine mangelnde Vorbereitung der Studierenden in der Studieneingangsphase ein realistisches Szenario ist, das sich zu Überforderungs- oder Vermeidungsverhalten entwickeln kann. Damit können sich Risiken im Hinblick auf den Studienerfolg bis hin zum Studienabbruch bilden.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ist die angeleitete Betreuung der dual Studierenden zur Identifi kation von Er-wartungen, zur Unterstützung bei der Formulierung und zu einer intensiveren Verfolgung von Erwartungen bis hin zur gemeinsamen Entwicklung von Strategien zu deren Erfül-lung durch Betreuungspersonal an beiden Lernorten emp-fehlenswert. Sie kann die dual Studierenden in der Studie-neingangsphase unterstützen, die Orientierung erleichtern und Unsicherheiten abbauen. Dabei sollte im Betreuungs-konzept vom individuellen Kompetenzentwicklungsstand der Studierenden ausgegangen werden. Vor dem Hinter-grund könnten sich allgemeingültige Handlungsleitfä-den oder vergleichbar einschränkende Ansätze hier sogar kompetenzhinderlich auswirken, wenn sie die individuelle

Entwicklung der Studierenden unberücksichtigt lässt oder gar durch zu enge Vorgaben unterdrückt.

In den Partnereinrichtungen kann die Betreuungsaufgabe im Rahmen eines Onboardings der dual Studierenden vorbereitet und integriert werden. Häufi g beziehen sich Onboardingmaßnahmen auf organisatori-sche Aspekte wie die Vorbereitung der Arbeitsplätze, die Vorbereitung der Fachbetreuer*innen, Einführungsgespräche etc. Das Onboarding im Sinne einer dauerhaft angelegten Personalentwicklung meint hingegen unter anderem, Organisationsmitglieder*innen auf ihre aktuellen und künftige(n) Rolle(n), die Unternehmenskultur, die Regeln der Zusam-menarbeit vorzubereiten und sie einzuarbeiten. Da die Ergebnisse die-ser Studie aber zeigen, dass sich die Erwartungen der Studierenden zu-nächst auf Basis eines übergeordneten Rollenverständnisses bilden und sich voraussichtlich erst mit Zunahme von Erfahrungen an beiden Lernorten weiter ausdifferenzieren, wird die Notwendigkeit eines regel-mäßigen Erfahrungsaustauschs deutlich. Aus diesem Grund verstehen wir Onboarding vor diesem Hintergrund als einen wiederkehrenden und sich erneuernden Prozess zum Erwartungsaustausch zwischen dual Stu-dierenden und den Vetreter*innen in Partnereinrichtungen und Hoch-schulen. Wir erwarten, dass der Austausch von Erwartungen im Rahmen eines kontinuierlich angelegten Onboardings zu einem bedeutenden Er-folgsfaktor werden und maßgeblichen Einfl uss auf den Erfolg und die Zufriedenheit des dualen Studiums nehmen kann. Diese Erkenntnisse sind vor allem vor dem Hintergrund bedeutsam, als dass es für dual Stu-dierende zum Alltag gehört, sich immer wieder in neue Aufgaben, zum Teil auch in neue Abteilungen oder sogar Tochterunternehmen und Nie-derlassungen einzuarbeiten. Infolgedessen dürften sich immer wieder neue Erwartungen bilden, die es gemeinsam zu refl ektieren gilt.

Den Partnereinrichtungen ist vor diesem Hintergrund insbesondere zu empfehlen, auch betriebliche Erwartungen aus Perspektiven der Perso-nalabteilungen, der einzelnen Fachbetreuer*innen und weiteren Betei-ligten eindeutig zu defi nieren und sie gegenüber den dual Studierenden zu äußern. Nur so können dual Studierende ihre Erwartungen, die die

ERWEITERTE DEFINITION

Onboarding

Onboarding verstehen wir als einen wiederkehrenden und sich erneuernden Prozess zum Erwartungsaustausch zwischen dual Studierenden und den Vetreter*innen in Partnerein-richtungen und Hochschulen.

» Die angeleitete Betreuung kann die dual Studierenden in der Stu-dieneingangsphase unterstützen, die Orientierung erleichtern und Unsicherheiten abbauen. Dabei

sollte im Betreuungskonzept vom individuellen Kompetenzentwick-

lungsstand der Studierenden ausgegangen werden. «

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59STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

Partnereinrichtung eigenen Vermutungen zur Folge an sie stellt, sowie ihre eigenen Erwartungen mit denen des Betreuungspersonals abglei-chen, sich dazu positionieren und abschätzen, ob sie diesen entspre-chen können und wollen. Dabei ist auch hier zu beachten, dass sich Er-wartungen je nach Person und Situation häufi g verändern und dass sie auch wiederholt kommuniziert werden müssen.

Literatur

[1] Beckmann, J., Heckhausen, H. (2018): Motivation durch Erwartung und Anreiz. In: Heckhausen, J.; Heckhausen, H. (Hrsg.): Motivation und Handeln. 5. Aufl age. Springer-Verlag. Berlin Heidelberg, S. 1–8.

[2] Dahrendorf, R. (2010): Homo Sociologicus. Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden.

[3] Greiff, S. (2008): Coaching und ergebnisorientierte Selbstrefl exion; Theorie, Forschung und Praxis des Einzel- und Gruppencoachings. Hogrefe Verlag. Göttingen.

[4] Heublein, U.; Ebert, J.; Hutzsch, C. et al. (2017): Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit – Ursachen des Studienabbruchs, berufl icher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen. Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH. https://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201701.pdf (aufgerufen am 2. Dezember 2019)

[5] Hofstätter, P. R. (1973): Sozialpsychologie. De Gruyter. Berlin.

[6] Kamm, C.; Lenz, K.; Spexard, A. (2016): Berufl ich Qualifi zierte in dualen Studiengängen – Grenzgänger zwischen akademischer und berufl icher Bildung. In: Faßhauer, U.; Severing, E. (Hrsg.): Verzahnung berufl icher und akademischer Bildung: duale Studiengänge in Theorie und Praxis. Bielefeld, S. 117–134. https://www.agbfn.de/dokumente/pdf/agbfn_19_kamm_lenz_spexard.pdf (aufgerufen am 2. Dezember 2019)

[7] Krone, S.; Mill, U. (2012): Dual studieren im Blick: Das ausbildungsintegrierende Studium aus der Perspektive der Studierenden, IAQ REPORT – Universität Duisburg Essen. http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/2012/report2012-03.pdf(aufgerufen am 2. Dezember 2019)

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60 STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

Autor*in

Katrin Dinkelborg hat selbst ein duales Studium der Betriebswirtschaft absolviert. Im Anschluss war sie in einer Kommunikationsagentur für die Organisationsentwick-lung und strategische Beratung verantwortlich. Am Institut für Duale Studiengänge der Hochschule Osnabrück leitet sie die „Studierenden- und Unternehmensbetreu-ung zur Personal- und Organisationsentwicklung im dualen Studium“. Sie hat die wissenschaftliche Programmkoordination der Forschungsstelle Duales Studium inne und arbeitet selbst wissenschaftlich zum dualen Studium. Sie hat über neun Jahre Erfahrung in der Beratung und Betreuung von dual Studierenden und dualen Praxis-partner*innen.

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Arens-Fischer ist Professor für Unternehmensführung und Engineering der Hochschule Osnabrück. Er ist Studiendekan und leitet das Institut für Duale Studiengänge am Standort Lingen. Seit über zwanzig Jahren beschäftigt er sich mit der Entwicklung von dualen Studiengangkonzepten und dem Angebot dualer Studiengänge in den unterschiedlichen Studienformaten und -organisationsformen im Bachelor- und Masterbereich. Im obliegt die wissenschaftliche Leitung der For-schungsstelle Duales Studium der Hochschule Osnabrück.

[8] Kühl, S. (2019): Von der Rolle: Wenn aus Person Funktion wird. In: Zeitschrift für Organisationsentwicklung, 4/2019, S. 6–11.

[9] Miller A.C. (2003): Erwartungsbildung ökonomischer Akteure. In: Erwartungsbildung ökonomischer Akteure. Schriften des Center for Controlling & Management (CCM), vol 10. Deutscher Universitätsverlag. Wiesbaden.

[10] Schaper, N. (2012): Fachgutachten zur Kompetenzorientierung in Studium und Lehre. https://www.hrk-nexus.de/fi leadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/fachgutachten_kompetenzorientierung.pdf (aufgerufen am 2. Dezember 2019)

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61STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

THEA PETSCHEK – STUDIERENDE

Hochschule Hof | Bachelor: Studium dual BWL undAusbildung zur Industriekauffrau | Master: Logistik, dual(fi rmeneigenes Masterprogramm)

Welche Erwartungen hat, Ihrer Meinung nach, Ihre Hochschule an Sie als dual Studierende?

Die dualen Student*innen bilden eine Schnittstelle zwischen Hochschule und Betrieben. Durch sie haben die Hochschulen einen starken Bezug zu Unterneh-men. Es besteht die Möglichkeit für Kooperationen

für gemeinsame Projekte und sie können die Praxis in den Hochschulalltag und die Theorie integrieren und somit praxisbezogener arbeiten.

Inwiefern haben sich Ihre Erwartungen an Ihren Betrieb im Laufe des Studiums angepasst?

Am Anfang des Bachelorstudiums lag meine Erwar-tung vor allem in der Praxiserfahrung. Gegen Ende hin und auch jetzt im Master liegt der Fokus viel mehr darauf, ein Netzwerk aufzubauen und Kontakte zu knüpfen. Vor allem mit den Abteilungen, die für eine

Übernahme nach Abschluss des Studiums infrage kommen. Durch die Unterstützung des Arbeitsgebers ist das sehr gut möglich, vor allem wenn man sich für die Praxisphasen selbstständig für die Abteilungen bewerben kann, die einen interessieren.

MARTIN KRONAU – STUDIERENDER

Technische Hochschule Mittelhessen (THM) über StudiumPlusam Studienort Wetzlar | BWL mit Schwerpunkt Kranken-versicherungsmanagement (Bachelor), 5. Semester

Welche Erwartungen, glauben Sie, hat Ihr Arbeitgeber an Sie als dual Studierenden?

Meines Erachtens hat der Arbeitgeber den Studie-renden ein Stück weit einen Vertrauensvorschuss ge-währt, indem er die Studierenden ausgewählt und somit das duale Studium erst ermöglicht hat. Somit erwartet dieser natürlich von den Studierenden ein erfolgreich abgeschlossenes Studium. Wobei hier ganz unterschiedliche Faktoren den „Erfolg“ des Studiums ausmachen. Selbstverständlich wird das selbststän-dige Lernen sowie ein gewisses Organisations- und Zeitmanagement erwartet. Darunter zählt meiner

Meinung nach auch der Austausch mit anderen Stu-dierenden, sowohl in Lerngruppen als auch das Netz-werken generell. Im Rahmen eines dualen Studiums sollen Studierende natürlich die spezifi schen Vortei-le dieser Studienform nutzen: tiefere Einblicke in das Unternehmen zu erhalten und die Organisation sowie Prozesse kennenlernen, um in Anschluss an das Stu-dium schneller in die Linientätigkeit eingearbeitet zu werden.

ONLINE

Diese und alle weiteren Interviews sind in ausführlicherer Version online aufwww.journal-duales-studium.de verfügbar.

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62 STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

ELVIN VUK – STUDIERENDER

Berufsakademie für Bankwirtschaft Hannover – Rastede(Studienort: Hannover, vorher Rastede) | Banking and Finance,3. Semester, Praxispartner: Volksbank eG Bad Laer-Borgloh-Hilter-Melle

Welche Erwartungen, glauben Sie, hat Ihr Arbeitgeber an Sie als dual Studierenden?

Das Unternehmen erwartet einen erfolgreichen Ab-schluss von mir und dass ich zukünftig einen Mehr-wert bieten kann. Durch das duale Studium wird ein hohes Maß an Selbstorganisation und -disziplin

erwartet. Das theoretische Wissen soll in der Praxis umgesetzt werden, um dann im Unternehmen even-tuell neue Impulse geben zu können.

Welche Erwartungen hat, Ihrer Meinung nach, Ihre Hochschule an Sie als dual Studierenden?

Das vermittelte Wissen nicht nur Theorie sein zu lassen, sondern auch wirklich in der Praxis umzu-setzen. Die Hochschule erwartet ein hohes Maß an

Selbstdisziplin und Selbstorganisation. Außerdem soll das wissenschaftliche Arbeiten erlernt werden.

Welche Erwartungen haben Sie an Ihren Betrieb für Ihr Studium?

Im Unternehmen erwarte ich ebenfalls Unterstützung und ein offenes Ohr für meine Fragen und Anliegen. Des Weiteren erwarte ich eine gemeinsame Refl ekti-on der Studienphase und -inhalte und entsprechende

Gespräche zu den kommenden Praxisphasen, um das Erlernte aus dem Studium immer intensiver in die Praxisphasen integrieren zu können.

JOHANNA NEDDERMANN – STUDIERENDE

Berufsakademie für Bankwirtschaft Hannover - Rastede(Studienort: Hannover, vorher Rastede) | Banking and Finance,3. Semester, Praxispartner: Volksbank Vechta eG

Welche Erwartungen, glauben Sie, hat Ihr Arbeitgeber an Sie als dual Studierende?

Ich würde sagen, dass die Bank von mir in erster Li-nie eigenständiges Arbeiten erwartet. Außerdem sollte man auf jeden Fall Eigeninitiative zeigen, in-dem man selbstständig arbeitet und sich aktiv in das

Unternehmen einbringt. Dazu zählt dann natürlich auch die Verknüpfung der theoretischen Inhalte aus dem Studium mit den praktischen Inhalten aus der Arbeit im Unternehmen.

Welche Erwartungen hat, Ihrer Meinung nach, Ihre Hochschule an Sie als dual Studierende?

Ich glaube, dass sich das viel mit den Erwartungen der Bank überschneidet. Die Hochschule erwartet zum Beispiel auch, dass wir uns als Studierende selber mit

einbringen, unter anderem mit Verbesserungsvor-schlägen. So wirken wir als Studierende auch aktiv an der Verbesserung des Hochschulablaufes mit.

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63STUDIERENErwartungen an die Rolle dual Studierender und Impulse zu ihrer Betreuung in der Studieneingangsphase

GERD HARTWIG

Bereichsleiter Personalmanagement,Praxispartner: Grafschafter Volksbank eG, Nordhorn

Welche Erwartungen richten Sie an Ihre dual Studierenden zu Studienbeginn?

Unsere Erwartungshaltung an duale Student*innen ist, dass sie eine hohe Eigenmotivation haben und leistungsfähig und -willig sind. Sie sollen in der Lage sein, sich Theorie und Praxis gleichermaßen aneig-nen und vor allem auch umsetzen zu können. Da wir als „Genossenschaft“ eine enge Beziehung zu den

Menschen und der Region haben, suchen wir darü-ber natürlich auch Personen, die neben diesen Eigen-schaften „Menschen“ sind und sich unseren genos-senschaftlichen Werten verpfl ichtet fühlen, das heißt, wir legen sehr hohen Wert auf Persönlichkeitsent-wicklung.

Welche besonderen Erwartungen haben Sie an Ihre dual Studierenden im Vergleich zu Personen, die nicht dual studiert haben?

Die Auswahlkriterien für ein duales Studium bei der Grafschafter Volksbank sind enger gefasst – wenn Sie wollen „härter“, da die Anforderungen höher sind. Die dualen Student*inneen müssen innerhalb unse-rer werteorientierten Grafschafter Volksbank über die hohen und qualifi zierten Inhalte einer Berufsausbil-dung zur/zum Bankkauffrau/Bankkaufmann hinaus das im Studium gelernte wissenschaftliche und me-thodische Arbeiten im Job umsetzen. Der Anspruch an die Exzellenz ist hier noch höher.

Um diese Erwartungen auch erfüllen zu können, kommt der Zusammenarbeit Unternehmen/Bildungs-institut und der Betreuung im Unternehmen besonde-re Bedeutung zu. Vieles steht und fällt in der Dualität mit dem Level der Abstimmung zwischen Berufsaka-demie und Arbeitgebern. Nur mit einer guten Abstim-mung können gute Erfolge entstehen.

Unterscheiden sich die Erwartungen zum Beginn eines Studiums von denen in der Mitte und zum Ende des Studiums?

Die Erwartungen bleiben eher gleich. Es besteht ein Unterschied in der Art und dem Zeitpunkt der Kom-munikation, gerade in Bezug auf die tatsächlich an-zustellenden Anforderungen. Zu Beginn ist es wich-tig, deutlich das Gesamtpaket vorzustellen: Welche Belastungen entstehen, welcher Zeitaufwand muss eingeplant werden, wie werde ich unterstützt? Vieles wirkt zu Beginn noch sehr abstrakt und insbesonde-re zeitliche Faktoren oder auch die Anforderungen an den fachlichen Stoff werden in Regelmäßigkeit trotz

Darstellung „unterschätzt“. Daher wird dieses dann auch wiederholt und natürlich angemessen kommu-niziert, sobald die Dinge nicht mehr so abstrakt sind, sondern greifbar werden. Wichtig ist hier, die Unter-stützung erlebbar zu gestalten. Dualität heißt ja gera-de nicht, dass die/der Studierende sich hinter Bücher verstecken muss, sondern das Erlernte muss Praxis-relevanz erlangen. Natürlich verändert sich der An-spruch an das „Können“ im Zeitablauf. Aber das ist, glaube ich, nachvollziehbar.

Erwartungen können ganz offen kommuniziert werden, manchmal macht es aber auch Sinn, wenn sie nicht aktiv ausgesprochen werden, sondern die dual Studierenden diese selbst entdecken: Wie offen kommunizieren Sie Ihre Erwartungen? Gibt es Erwartungen, die Sie bewusst nicht sofort kommunizieren?

Je konkreter die Erwartung ist, desto mehr muss sie geäußert werden. Am Anfang gehört es dazu, die Ge-samterwartung nach vorne zu stellen und zu äußern. Eine eher abstrakte Erwartung wird am Anfang schnell akzeptiert, ohne dass die/der zukünftige Student*in diese Erwartung für sich selber vielleicht „mit Leben erfüllen“ kann. Daher sind wir vorsichtig mit allzu ab-strakten „Schlagworten“.

Je konkreter die Erwartung ist, desto klarer sollte sie aber auch kommuniziert werden. Dazu gehört auch mit aufzuführen, welche Unterstützungen unsere Grafschafter Volksbank anbietet, damit die Erwartun-gen erfüllt werden können.