Erweiterung sinnlicher Erfahrung im Umgang mit...
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Hausarbeit zur zweiten Prüfung
für das Lehramt
an Grund,- Haupt– und Realschulen gemäß § 13 PVO-Lehr II
Erweiterung sinnlicher Erfahrung im Umgang mit
Naturmaterialien, dargestellt in einer
Unterrichtseinheit zum Thema Zweigfedern,
Malerbesen, Astfalter und anderes Getier in einer
dritten Klasse.
Vorgelegt von:
Heidi Dora
Lehreranwärterin
Fach: Kunst
Abgabetermin: 11. August 2003
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 1
I. Theoretische Grundlagen 3
1. Sinnlichkeit 3
1.1 Die Sinne 3
1.1.1 Das taktile System 4
1.1.2 Das visuelle System 4
2. Erfahrung 5
2.1 Sinnliche Erfahrungen im Alltag der Kinder 6
2.2 Erlebnisorientierung 7
2.3 Sinnliche Erfahrungen durch Naturmaterialien und Natur 8
3. Kunst und Natur 9
4. Resümee des theoretischen Teils 11
II. Planung der Unterrichtseinheit 12
1. Sachanalyse 12
1.1 Flächiges Gestalten 12
1.1.1 Die Schrift 12
1.1.2 Die Malerei 13
1.1.2.1 Das Zufallsverfahren 13
1.1.2.2 Die „Experimentelle Malerei“ 14
1.2 Räumliches Gestalten 14
2. Material- und Werkzeuganalyse 15
2.1 Das Material 15
2.2 Das Werkzeug 16
3. Räumliche Rahmenbedingungen 17
3.1 Schulische Bedingungen 17
3.2 Außerschulische Bedingungen 17
4. Situation der Lerngruppe und Lernausgangslage 17
5. Didaktisch-methodische Vorüberlegungen zur Unterrichtseinheit 19
6. Zusammenfassende Zielformulierungen 22
III. Durchführung der Unterrichtseinheit 22
1. Tabellarische Übersicht über di Sequenzen 22
2. Beschreibung der Sequenzen 24
2.1 Erste Unterrichtssequenz: „Schreibfantasien mit Zweigfeder“ 24
2.1.1 Didaktisch-methodische Vorüberlegungen 24
2.1.2 Reflexion der Sequenz 25
2.2 Zweite Unterrichtssequenz: „Spurensuche mit dem Malerbesen“ 26
2.2.1 Sachinformationen über die Künstler „Hans Hartung“ und
„Jackson Pollock“ 26
2.2.2 Didaktisch-methodische Vorüberlegungen 27
2.2.3 Reflexion der Sequenz 29
2.3 Dritte Unterrichtssequenz mit ausführlichem Unterrichtsentwurf
der Stunde „Klecksbild“ 32
2.3.1 Sachinformation Assoziation 32
2.3.2 Didaktische Vorüberlegungen 33
2.3.3 Zielsetzungen 34
2.3.3.1 Grobziel 34
2.3.3.2 Feinziele 34
2.3.3.3 Prozessuale Ziele 34
2.3.4 Methodische Vorüberlegungen 34
2.3.5 Geplanter Unterrichtsverlauf 35
2.3.6 Reflexion der Unterrichtsstunde 36
2.4 Vierte Unterrichtssequenz: „Astfalter und anderes Getier“ mit
ausführlichen Unterrichtsentwurf der Stunde „Fantastische Wesen“ 38
2.4.1 Sachinformation außerschulischer Lernort 38
2.4.2 Organisatorische Voraussetzungen 38
2.4.3 Didaktisch–methodische Vorüberlegungen zur Sequenz 39
2.4.4 Ausführliche Darstellung der Unterrichtsstunde „Fantastische Wesen“ 40
2.4.4.1 Didaktische Vorüberlegungen 40
2.4.4.2 Zielsetzungen 41
2.4.4.2.1 Grobziel 41
2.4.4.2.2 Feinziele 41
2.4.4.2.3 Prozessuale Ziele 41
2.4.4.3 Methodische Vorüberlegungen 42
2.4.4.4 Geplanter Unterrichtsverlauf 43
2.4.5 Reflexion der Sequenz 44
2.5 Fünfte Unterrichtssequenz: „Kinde rkunstausstellung“ 46
2.5.1 Didaktisch-methodische Vorüberlegungen 46
3. Gesamtreflexion des Unterrichtseinheit 47
IV. Literatur 52
V. Anhang 56
Erste Sequenz
Fantasiegeschichte 56
Zweite Sequenz
Fantasiegeschichte 57
Dokumentierende Fotos
Kopie der Werkstatt von Hans Hartung
Kopie Werk Pollock
Dritte Sequenz
Klecksbildkopien
Vierte Sequenz
Plan des Etelser Schlosspark
Suchgeschichte zur Einführung in den außerschulischen Lernort 58
Fantasiegeschichte 58
Hexenzauberspruch 58
Dokumentierende Fotos
Kopie
Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Erweiterung sinnlicher Erfahrungen durch
Naturmaterialien im Rahmen des Kunstunterrichts einer dritten Klasse.
Zu dieser Idee führten zwei unabhängig voneinander gemachte Beobachtungen.
Im Februar musste eine Birke aufgrund des Eisregens auf dem Sportplatz der Schule gefällt werden.
Die Zweige und Äste wurden vor Ort zu einem großen Reisighaufen aufgeschichtet und sollten für das
Osterfeuer gelagert werden. Bereits nach kurzer Zeit begannen die Schülerinnen und Schüle r mit den
Zweigen zu spielen. In den Pausen wurden diese zum bevorzugten Material.
Parallel dazu fielen mir im Rahmen meines eigenverantwortlichen Unterrichts Defizite bei den
Schülerinnen und Schülern auf, wie zum Beispiel motorische Unruhe, motorische
Ungeschicklichkeiten und Unkonzentriertheit. Ich konnte beobachten, dass sich die Schülerinnen und
Schüler wenig Zeit für eigene Gedanken, Wege und Fantasien ließen, dass sie für ihre
Arbeitsmotivation schnelle Resultate, Rückmeldungen oder am besten fertig ansprechend aufbereitetes
Material brauchten. In der Literatur werden diese Defizite mit der veränderten Kindheit in Verbindung
gebracht, unter anderem mit der Mediatisierung, der damit verbundenen Wirklichkeit aus zweiter
Hand und der Entsinnlichung1.
Aus den zuvor genannten Beobachtungen erwuchs die Idee, die Faszination und Motivation des Spiels
mit den Ästen zu nutzen und den Schüle rinnen und Schülern im Kunstunterricht alternative Erfahrun-
gen sinnlicher und kreativer Art mit diesen Naturmaterialien zu ermöglichen. Naturmaterialien sind
nicht wie viele Spielzeuge glatt und reizarm, sondern haben vielfältige die Sinne anregende
Oberflächenstrukturen, die die haptische und visuelle Wahrnehmung schulen und die Schülerinnen
und Schüler dadurch zu einer bewussteren Wahrnehmung ihrer Umwelt führen können.
Naturmaterialien sind weiterhin durch ihren Wuchs und ihre Struktur fantasie - und
kreativitätsfördernd und können daher als Gegensatz zur Medienwelt angesehen werden. Weiterhin
bieten Naturmaterialien eine Vielzahl von künstlerischen Betätigungsfeldern, die sowohl grafisches,
flächiges und räumliches Gestalten ermöglichen.
Aus diesen Eigenschaften des Naturmaterials entstand der Gedanke, den Schülerinnen und Schülern
im Kunstunterricht Wege in die Kreativität und Langsamkeit einhergehend mit sinnlichen Eindrücken
in der Natur aufzuzeigen und damit ein Naturverständnis anzubahnen.
1 Rolff/Zimmermann, 1989, S. 28-39
Dieses zu realisieren und die Möglichkeiten von künstlerischer Auseinandersetzung mit
Naturmaterialien im Kunstunterricht zu untersuchen ist das Ziel dieser Arbeit.
Die vorliegende Arbeit ist in drei Teile untergliedert.
Im ersten theoretischen Teil werden zunächst die Begrifflichkeiten Sinnlichkeit und Erfahrung
definiert. Ich beschränke mich bei der differenzierteren Beschreibung der Sinne auf das taktile und
visuelle System, da sie in der Unterrichtseinheit am meisten angeregt werden sollen. Es folgt ein
kurzer Überblick in die heutige Lebenswirklichkeit von Kindern in Bezug auf visuelle und taktile
Wahrnehmung sowie Erfahrung und eine Einführung in die Erlebnispädagogik, die meiner Ansicht
nach eine schulische Konsequenz zur Alltagserfahrung der Kinder darstellt. Anschließend werden die
möglichen sinnlichen Erfahrungen von Naturmaterialien und Natur untersucht. Im Rahmen eines
historischen Rückblicks werden die Auseinandersetzungen von Kunst und Natur erläutert und drei für
meine Arbeit wichtige künstlerische Arbeitsweisen herausgestellt.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die Planung der Unterrichtseinheit behandelt. Sie beinhaltet die
Sachanalyse der verwendeten künstlerischen Techniken, eine Material- und Werkzeuganalyse, die
Untersuchung der schulischen und außerschulischen Rahmenbedingungen, sowie die Erläuterung der
Lerngruppe und deren Lernausgangslage. Durch die didaktisch-methodischen Vorüberlegungen und
Zie lformulierungen wird zum praktischen Teil der Arbeit übergele itet.
Im dritten Teil wird der Unterricht dargestellt. Zur Vermeidung von Überschneidungen durch die
Beschreibung von Einzelstunden wird die Durchführung der Unterrichtseinheit in fünf Sequenzen
aufgezeigt und die dazugehörigen didaktisch-methodischen Vorüberlegungen in vertiefender Weise
wiedergegeben. Die ausführlichen Unterrichtsentwürfe werden in verkürzter und leicht veränderter
Form in die Unterrichtssequenzen eingebettet. Die einzelnen Sequenzen werden durch jeweils
relevante Sachinformationen ergänzt. Die letzte Unterrichtssequenz wird nur in Form von didaktisch-
methodischen Vorüberlegungen dargestellt. Eine Reflektion dieser ist vor Abgabe der Arbeit nicht
möglich, da die beinhaltete Kinderkunstausstellung im Rahmen des Etelser Schlossvereinsjubiläums
erst am 24. August stattfindet. Um die praktische Arbeit in den einzelnen Sequenzen zu
dokumentieren, werden Fotos in die Arbeit eingefügt.
Im Anhang befinden sich die Phantasiegeschichten, der Hexenzauberspruch, eine Karte des Etelser
Schlossparks, ein Abbild der Werkstatt von Hans Hartung, Abbildungen von Werken der Künstler
Jackson Pollock, Andy Goldsworthy, Richard Long sowie weitere Fotos und kopierte Ergebnisse aus
den Sequenzen.
I. Theoretische Grundlagen
1. Sinnlichkeit
Sinnlichkeit wird im Allgemeinen als „Empfänglichkeit für Eindrücke der Sinnesorgane bezeichnet.“2
Dabei handelt es sich bei den Sinnesorganen um Körperteile, welche die Reize der Umwelt und des
eigenen Körpers aufnehmen. Im Folgenden sollen sie mit den dazugehörenden Sinnen aufgeführt
werden.
1.1 Die Sinne
Die Sinne werden unterteilt in Nah- und Fernsinne.
Zu der Gruppe von Nahsinnen gehören:
- der Hautsinn / taktiles System (Haut),
- der Gleichgewichtssinn / vestibuläres System (Gleichgewichtsorgan im Innenohr),
- der Muskel- und Gelenksinn / propriozeptives System (Muskeln und Gelenke).
Zu der Gruppe der Fernsinne gehören:
- der Sehsinn / visuelles System (Auge),
- der Hörsinn / auditives System (Ohr),
- der Riechsinn / olfaktorisches System (Nase),
- der Schmecksinn, gustatorisches System (Zunge).3
Die Tätigkeit der Sinne steht am Anfang der Wahrnehmung. Unter Wahrnehmung wird dabei ein
psychophysischer Prozess verstanden, in dessen Verlauf ein Mensch aufgrund von Reizen
Informationen aus seinem Umfeld und seinem Körper organisiert.4 Die Reize, die die Sinnesorgane
aufnehmen, werden über sensible Nerven und Leitungsbahnen an das Zentralnervensystem
weitergeleitet. Sie laufen entweder zur Großhirnrinde, in der sie zu bewussten Empfindungen
umgesetzt werden oder unter Umgehung des Bewusstseins zum Rückenmark.5
Über die Sinneswahrnehmungen wird der Kontakt zur Umwelt hergestellt, daher ist es von großer
Bedeutung, wie sensibel und bewusst diese reagieren.6 Die Sensibilisierung der sinnlichen
2 Siehe Brockhaus multimedial 3 vgl. Kiesling, S. 13 4 vgl. Encarta; Brockhaus multimedial 5 vgl. Lüders, S. 197 6 vgl. Seitz, 1997, S. 43
Wahrnehmung kann die Denk- und Auffassungsleistungen des Gehirns steigern7 und zu einer
differenzierteren Wahrnehmung der Umwelt beitragen.
Da in der Unterrichtseinheit vornehmlich das taktile und visuelle System durch die künstlerische
Auseinandersetzung mit den Naturmaterialien angesprochen wird, möchte ich auf beide Systeme
detaillierter eingehen.
1.1.1 Das taktile System
Die äußere Haut ist das Sinnesorgan für den Tastsinn. Dieser beinhaltet verschiedene Sinnesqualitäten
(Wärme, Kälte, Schmerz, Druck, Berührung, Kitzel, Vibration), die durch spezielle Reize von
unterschiedlichen Rezeptoren gesondert oder auch in Kombination miteinander empfangen werden.
Die Rezeptoren liegen verteilt auf einer etwa 2 qm großen Körperoberfläche der menschlichen Haut
und sind in den verschiedenen Bezirken der Haut unterschiedlich stark vertreten.8 So finden sich an
den Fingerspitzen und an der Zunge viele Tastkörperchen, die die Größe, Form und
Oberflächenbeschaffenheit eines Gegenstands ermitteln können.9 Weiterhin übertragen die
Bewegungsrezeptoren in den Muskeln, Gelenken und Sehnen Informationen über die Lage und
Veränderung der Körperglieder. Die Kombination der Informationen aus dem Tastvorgang sowie der
Bewegungsrezeptoren geben Aufschluss über einen Gegenstand. Dieser Prozess wird als taktiler
Wahrnehmungsprozess bezeichnet. Die taktile Wahrnehmung findet nicht isoliert statt, sondern ist an
die Wahrnehmungen der anderen Sinne gekoppelt.10 Dieses wird als Synästhesie bezeichnet.11 Vor
allem das taktile und visuelle System ergänzen und bestätigen sich fortwährend. In den Empfindungen
verschmelzen die Sinneseindrücke zu einer einheitlichen Wahrnehmung, der sensorische Integration. 12
1.1.2 Das visuelle System
Das Auge ist das Sinnesorgan, welches für das Sehen verantwortlich ist. Es besitzt die Fähigkeit, dass
Licht durch elektromagnetische Wellen aufzunehmen und in ein Abbild des in der Umwelt
befindlichen Objektes auf der Netzhaut umzuwandeln. 13 Bei diesem Vorgang reguliert die Iris durch
Erweiterung bzw. Verengung der Pupille die einfallende Lichtmenge. Die Lichtstrahlen dringen von
außen in das Auge ein und gelangen von der Pupille auf die Linse. Die gewölbte Augenvorderseite
und die Linse sind für die Scharfstellung des Bildes verantwortlich.14 Die Lichtwellen, die in das Auge
eingedrungen sind, treffen auf die Retina und lösen dort in den lichtempfindlichen Zellen einen
fotochemischen Prozess aus. Dabei reagieren die Zäpfchen auf Farben und die Stäbchen auf
7 vgl. Fester, S. 36 8 vgl. Baumann, S. 11 9 vgl. Lüders, S. 197 10 vgl. Baumann, S. 11 11 vgl. ebd. 12 vgl. Kiesling, S. 13 13 vgl. Brockhaus multimedial 14 vgl. Thiesen, S. 15
Helligkeit. Im Anschluss daran leiten 130 Millionen Zellen die Helligkeits- und Farberregungen an das
Gehirn, wo sie weiterverarbeitet werden.15
Das Sehen ist bedingt durch die physikalischen Eigenschaften der Gegenstände
(Lichtfrequenzreflexion = Farbe und Hell-Dunkel-Schattierungen), die betrachtet werden. Durch die
Art des Lichtreizes kann das Aussehen, die Begrenzung, die Farbe und die Entfernung eines
wahrgenommenen Gegenstandes bestimmt werden. Dieses wird dann mit inneren Vorstellungen,
Erfahrungen und Wünschen des Betrachters verknüpft. Es entstehen Auffassungen über räumliche und
qualitative Eigenschaften unserer Umwelt.
2. Erfahrung
Erfahrung wird zum einen als die Gesamtheit der gelernten Kenntnisse, Fertigkeiten und
Verhaltensweisen definiert.16 Zum anderen wird es auch als das einzelne Wissen bezeichnet, welches
im Umgang mit Dingen oder in bestimmten Situationen erworben wird.
Die Grundlage einer Erfahrung ist die Wahrnehmung. Es werden zunächst visuell, taktil, auditiv,
olfaktorisch oder gustatorisch17 Reize aufgenommen, die anschließend im Gehirn mit Emotionen und
Denk- und Handlungsprozessen verbunden werden. Wenn diese Wahrnehmungen reflektiert,
verglichen, auf frühere Situationen oder auf Erinnerungen bezogen werden können, werden sie als
Erfahrungen bezeichnet.18 Hartmut von Hentig führt dieses noch weiter. Für ihn ist Erfahrung „die
Ver- und Bearbeitung einer Wahrnehmung, die den Erfahrenden verändert.“19 Die Wahrnehmung
entspricht dabei einem Prozess, durch den die Sinneseindrücke, Gedächtnisinhalte, Gefühle und
Interessen, sowie Erwartungen zu Informationen verarbeitet werden, die zu Entscheidungen und
Handlungen führen können.20
Kinder sammeln ihre Erfahrungen mit der Umwelt zunächst nur über den direkten sinnlichen Kontakt.
Dabei ist der Tastsinn der primäre.21 Wenn diese taktilen Erfahrungen im Gehirn gespeichert worden
sind, können sie durch einen visuellen Eindruck wieder abgerufen werden. Daraus ist zu folgern, „je
reichhaltiger und differenzierter der sinnliche Input in diesem Alter ausfällt, umso größer ist die
Chance, dass sich innere lebendige Vorstellungen entwickeln, dass bildhafte Konstrukte der weiteren
Erschließung der Realität zu Grunde liegen.“22
Menschen häufen während ihres gesamten Lebens Erfahrungen an, indem sie Gegenstände, Vorgänge
und Zusammenhänge wahrnehmen. Dabei beruht die intensivste Form der Aneignung von
Erfahrungen auf Eigentätigkeit, weil alle Sinne angesprochen werden. Eigentätigkeit wird als
15 vgl. ebd. 16 vgl. Encarta 17 vgl. Kap. I, 1.1 18 vgl. Otto, S. 3 19 siehe von Hentig, S.24 20 vgl. Brockhaus multimedial 21 vgl. Baumann, S. 16 22 siehe Köppel, S. 6
materielle Grundlage der Erkenntnistätigkeit bezeichnet.23 Weiterhin können Erfahrungen vermehrt
erworben werden, wenn sie in einem Kontext von sozialen Interaktionen stehen, in die die Lernenden
körperlich, emotional, denkend wie auch handelnd eingebunden sind.24
2.1 Sinnliche Erfahrungen im Alltag der Kinder
In der Literatur wird von einer veränderten Kindheit gesprochen, die Auswirkungen auf das Verhalten
der Kinder, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten hat.25 So werden unter anderem als massive
Veränderungen in der Kindheit die Mediatisierung der Erfahrungen, der Verlust an Eigentätigkeit,26
die verplante Kindheit und die Konsumhaltung aufgezählt, die ich im Folgenden näher erläutern
möchte.
Elektronische Medien wie Fernsehen, Gameboy, Computerspiele und Spielkonsolen sind in vielen
Haushalten zu finden. Kinder nutzen diese Medien häufig in ihrer Freizeit, weil sie einen hohen
Aufforderungscharakter haben und ständig verfügbar sind. Die Rezeption dieser Medien geht einher
mit visuell wahrnehmbaren schnellen Bildfolgen, deren intensive Betrachtung und Verarbeitung durch
diese Schnelligkeit nicht mehr möglich ist. Es fehlt die Zeit um die persönlichen Erfahrungen und
Erwartungen einzubringen, durch die die vermittelten Reize in die eigenen kognitiven und
emotionalen Bezüge eingeordnet werden können. Die Folge davon ist eine inaktive konsumierende
Haltung. 27 Dabei entsprechen die Botschaften, die durch die Medien vermittelt werden, nicht der
Wirklichkeit, sondern sie sind bearbeitete Versionen von Wirklichkeit. Die Mediennutzer übernehmen
demnach Erfahrungen aus einer „Wirklichkeit aus zweiter Hand.“28 Diese Erfahrungen sind nicht in
ihre sozialen, handelnden oder sinnlichen Kontexte eingebettet und entsprechen daher nicht der
Lebenswirklichkeit der Kinder. Deshalb können sie nicht mit vorhandenen Erfahrungen verknüpft
werden.29 Es kommt zu einer „Verinselung“ von Wissen.
Weiterhin kann durch die Anziehungskraft der Medien die Eigentätigkeit und die direkte Erfahrung
mit der Umwelt und der Natur abnehmen30 und zu einem Wirklichkeitsverlust führen.31 Beim
Konsumieren von elektronischen Medien werden die Fernsinne wie Sehen und Hören stark
beansprucht. Die anderen Sinne wie Riechen, Schmecken, Tasten, die an einen realen Gegenstand
gebunden sind, werden hingegen nicht weiter ausgebildet.32
Neben den elektronischen Medien beschäftigen sich die Kinder in ihrer Freizeit mit Spielzeugen.
Diese bestehen häufig aus Plastikmaterialien oder Metall, deren Oberflächen glatt und kühl sind und
23 vgl. Rolff/Zimmermann 1997, S. 31-32 24 vgl. Köppel. S. 7 25 vgl. Einleitung 26 vgl. Rolff/Zimmermann, 1997, S. 30 27 vgl. Garlichs, S.137 28 siehe Rolff/Zimmermann, 1997, S.33 29 vgl. Kap. I, 2. 30 vgl. Rolff/Zimmermann, 1985, S.77 31 vgl. Büchner, S. 3 32 vgl. Kap. I, 1.1
demnach für das taktile System wenig Reize bieten33. Im Gegensatz dazu wird durch die Farbigkeit der
meisten Spielzeuge, Kleidungsstücke und Möbel das visuelle System sehr stark angeregt. Die
Spielzeuge werden in grellen Farben produziert, weil Kinder auf diese Farbreize als Käufer reagieren.
In der Buntheit der Kinderzimmer kann eine mögliche Form der Reizüberflutung gesehen werden.34
Sie kann dazu führen, dass eine Sensibilisierung für Farbnuancen nicht hinreichend ausgebildet wird.
Weiterhin führen viele aktuelle Spielzeuge ihre Funktionen selbst aus (Bayblade, Babyborn,
ferngesteuerte Autos usw.), sodass sich das Spielen auf die Bedienung des Spielgerätes beschränkt und
ebenfalls zu einer konsumierenden Haltung führt.35 Wie bei der Konsumierung von Massenmedien
kann es zu einer Verminderung der Eigentätigkeit führen, die einhergeht mit einer Reduktion von
Erfahrungsmöglichkeiten. Die Spielfantasie und Kreativität wird beim Umgang mit diesen
Spielzeugen sehr stark eingeschränkt.
Auch das Freizeitverhalten der Kinder hat sich verändert. Freizeitaktivitäten wie Zeichnen und Basteln
finden nur noch selten statt. Dabei wird gerade bei solchen Aktivitäten u.a. das taktile System durch
die unterschiedlichen Oberflächen angeregt und die Feinmotorik geschult. Durch die Konsumierung
von industriell gefertigtem Spielzeug entfalten Kinder keine Ideen mehr, um eigenes Spielzeug
herzustellen. Sie setzen sich nicht mehr mit einer planvollen Herstellung und mit der Abarbeitung von
Widerständen auseinander. Hierdurch machen sie auch keine eigenen Erfahrungen mehr. Der
Produktionsprozess von gekauftem Spielzeug wird nicht durchschaut.
Zu anderen Freizeitbeschäftigungen wie z.B. Sport, Musikunterricht etc. werden die Kinder häufig mit
dem Auto gefahren. Dieses kann zu einer reduzierten Wahrnehmung der unmittelbaren Umgebung
führen.36
In der Schule werden Veränderungen der Schüler und Schülerinnen wahrgenommen, die sich evtl. auf
einen Teil der zuvor genannten Alltagserfahrungen beziehen lassen. So werden sie von Lehrerinnen
und Lehrern als unkonzentrierter und zappeliger beschrieben. Weiterhin sollen sie weniger dazu bereit
sein, sich mit einer Sache länger zu beschäftigen und motiviert daran zu arbeiten. Sie sollen nicht mehr
in sich ruhen und weniger mit sich selbst anfangen können. Es wird berichtet, dass sie viel Anregung
von außen benötigen und selbst eher passiv sind. 37
2.2 Erlebnisorientierung
Meines Erachtens muss die Schule auf die Veränderungen im Alltagsleben der Schüler und
Schülerinnen reagieren, indem sie verstärkt für eine Vermittlung von realen Erlebnissen sorgt.38 Dabei
stellt ein Erlebnis eine besonders eindringliche und intensive Erfahrung dar, die als außergewöhnlich
33 vgl. Baumann, S. 37 34 vgl. Baumann, S. 37. 35 vgl. Rolff/Zimmermann, 1997, S. 30-31 36 Weiterführende Literatur: Fölling-Albers, 1992; Hurrelmann, 1996; Faust-Siehl, 1995 37 vgl. Fölling-Albers, 1997, S. 126 38 vgl. Hielscher, S. 7
oder vie lleicht sogar einmalig zu bezeichnen ist.39 Ein Merkmal eines Erlebnisses ist daher seine
Intensität. Weiterhin zeichnet es sich durch einen affektiven Gehalt aus. Es ist nicht allein kognitiv
präsent, sondern besitzt auch einen emotionalen Bezug, der berührt. Die Offenheit der Wahrnehmung
ist für ein Erlebnis von besonderer Bedeutung, denn es erschließt sich über die Sinne. Auch muss ein
Erlebnis über konkrete Handlungen erfahren werden, dem ein Spannungsmoment innewohnt. Das
heißt, während des Agierens zeigt sich für die Person etwas Überraschendes, etwas Neues in Bezug
auf einen Gegenstand, auf einen Mitmenschen oder auf die Umgebung.40 Ein Erlebnis wird dabei
subjektiv und indiv iduell wahrgenommen. Die Grundlage von Erlebnissen ist die Eigentätigkeit, über
die alle Sinne angesprochen werden.
Diese Ansicht wurde schon von Comenius, Rousseau und Pestalozzi vertreten und weitergeführt durch
die Reformpädagogen Kerschensteiner, Montessori, Petersen und Freinet (u.a.).41 Die in diesem
Zusammenhang häufig zitierte die Ganzheitlichkeit betonende Formel „des Lernens mit Kopf, Herz
und Hand“42 stammt von Johannes Heinrich Pestalozzi. Der Kunsterzieher des Bauhauses Johannes
Itten ging auf dieses Credo ein und prägte durch seinen auf Anschauung beruhenden und mit
haptischen und optischen Schulungen einhergehenden Kunstunterricht nachhaltig die
Künstlerausbildung. 43 Er verstand sich selbst allerdings nicht als Erlebnispädagoge. Sein Bestreben ist
eher der Ganzheitserziehung zuzuordnen. 44
Die Leitlinien der heutigen Erlebnispädagogik folgen den Prinzipien der Ganzheitlichkeit, der
Sensibilisierung der Sinne, der Bewusstmachung des Erlebten, der Ökologie, der Einbeziehung von
Natur, der Vermittlung von Erlebnissen, die auf etwas gerichtet sind und die bewusste
Verlangsamung45 gegen den Trend der Bilderfluten aus den Medien.46 Diese möchte ich in meiner
Unterrichtseinheit umsetzen.
2.3 Sinnliche Erfahrungen durch Naturmaterialien und Natur
Als Naturmaterialien werden die Materialien bezeichnet, die von der Natur produziert werden und sich
in der Natur finden lassen.
Natur wiederum ist allgemein definiert als die „Gesamtheit aller nicht von Menschenhand geschaffene
Umwelt“47 Da aber auch ein angelegter Park oder ein Nutzwald als Natur angesehen werden kann,
bezeichne ich meinem Verständnis entsprechend als Natur, alles gewachsene und organische, also
auch den Menschen.
39 vgl. Balz, S. 5 40 vgl. Balz, S. 5-7 41 weiterführende Literatur: Dietrich ; Böhm 42 vgl. Meyer, S. 34 43 vgl. Wick, S. 86 44 vgl. ebd., S. 89 45 vgl. www.eos-ep.de/eos.htm 46 weiterführende Literatur: Ziegenspeck 47 siehe Encarta
Materialien aus der Natur bieten eine Vielzahl von sinnlichen Reizen. Die tastende Hand kann
verschiedene Temperaturen, Oberflächenstrukturen, Beschaffenheiten, Größen und Formen
ermitteln. 48 Das visuelle System wird hingegen durch Bewegungen, Strukturen, Formen, Licht und
Schatten und durch eine Vielzahl von Farbnuancen49 angeregt. Dabei ermöglichen Naturmaterialien im
Gegensatz zu den visuellen Medien50 die Möglichkeit des visuellen Verweilens. Häufig können in der
Natur Geräusche vernommen werden, die sowohl auf die Natur 51 als auch auf menschliche
Zivilisation52 schließen lassen. Weiterhin bietet die Natur und die aus ihr stammenden
Naturmaterialien eine Vie lzahl von Gerüchen, die durch das olfaktorische System aufgenommen
werden können.53 Durch die Arbeit in der Natur werden darüber hinaus das vestibuläre als auch das
propriozeptive System angeregt.
Die Menschheit entfernt sich durch zunehmende Verstädterung und Mechanisierung des Lebens von
der Natur.54 Gle ichzeitig wird aber das sinnliche Erleben und die sinnliche Erfahrung in und mit der
Natur für die Seele benötigt. Die Schönheit von gewachsenen, lebendigen Dingen wird im Zuge von
künstlicher Umwelt nur noch bedingt wahrgenommen. Dabei ist der Mensch in seinem Körper selbst
Natur.55 „Weil alle menschlichen Eigenschaften letztlich eine organische Grundlage haben, können
wir uns auch als Kulturwesen nur dann ganz verstehen, wenn wir uns als Teil der Natur begreifen.
Dass dieses Wissen verschüttet wird, birgt das größte Risiko der Umweltzerstörung. Vor der
gesundheitlichen oder ökologischen Bedrohung liegt die ästhetische.“ 56 Denn in der heutigen
Gesellschaft wird die Naturschönheit nur noch bedingt wahrgenommen.
Durch Naturmaterialien und die reale Begegnung der Natur kann eine sinnliche Annäherung an die
Natur geschaffen werden.
3. Kunst mit der Natur
In der Kunst spiegelt sich das an die jeweilige Zeit gebundene Naturverständnis der Gesellschaft
wieder.57 Die bildnerischen Auseinandersetzungen der Kunst mit der Natur lassen sich bis zu den
Höhlenmalereien zurückverfolgen und führen bis zur Landschaftsmalerei der Modernen Kunst.
Eine andere künstlerische Gestaltung im Umgang mit Natur ist die schon im Altertum und in der
Antike betriebene Gartenkunst. Sie beinhaltet die künstlerische Gestaltung eines Freiraumes durch
Wege, Pflanzen, Planierungen, Anschüttungen, Architekturelementen, Wasserspielen und
Bildwerken. In der Gartenkunst wurden teilweise die Vorstellungen vom Paradiesgarten, Götterhain
48 vgl. Kap. I, 1.1.1 49 vgl. Kap. I, 2.1 50 vgl. Kap. I, 2.1 51 wie Blätterrauschen, Summen der Bienen etc. 52 wie das Geräusch von fahrenden Autos, Flugzeugen etc. 53 vgl. Kap. I, 1. 54 vgl. Weber, S. 156 55 vgl. Böhme, S. 36 56 siehe Weber, S. 152 57 vgl. Pallenberg, S. 16
und Arkadien verwirklicht.58 Der Garten wurde somit ein Stück beherrschte Natur und Landschaft.
Ablesbar darin ist, „wie sich der Mensch in der Welt empfindet und wie er sich im Leben empfinden
will.“59
Mit dem Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre verließen einige amerikanische Künstler ihre
Ateliers und Galerien und suchten sich Landschaftsbereiche, die noch nicht durch den Menschen
gestaltet waren. Häufig waren es Berge oder Wüstenregionen in denen sie ihre Zeichen setzten („land-
art“). Es wird vermutet, dass die Wahl der Arbeitsplätze nicht nur rational auf das Ergebnis gerichtet
ausgesucht wurde, sondern auch die mythisch-magische Atmosphäre die Künstler angesprochen hat.60
Denn die Auseinandersetzung der Künstler mit der Natur geschah oft an den Orten, die schon den
Indianern als Kultstätten gedient hatten.61 Ihren konzeptuellen Charakter erhalten die Land-Art
Projekte durch den Widerspruch zur Aufwendigkeit der Ausführung und der zeitlich begrenzten
Existenz, da sie nach Fertigstellung in der Natur zurückgelassen werden.62 Die Künstler entdeckten,
dass sie mit Materialien aus der Natur Kunstwerke schaffen konnten, ohne sie aus ihrem Bereich zu
entfernen. Holz, Blätter, Erde usw. wurden nicht mehr in den Ateliers bearbeitet, sondern die
künstlerisch gestaltende Arbeit vollzog sich im Zusammenhang mit der Natur und in ihr. In
Deutschland arbeiten Künstler seit Mitte der 70er Jahre ebenfalls in der Landschaft. Im Gegensatz zur
„land-art“ findet ihre Auseinandersetzung nicht in menschenleeren Gebieten, sondern in der Natur
statt, die landwirtschaftlich genutzt wird.63 Sie wird als Natur-Kunst bezeichnet.
Das Besondere an Kunstwerken in der Landschaft ist, dass sie im Zusammenspiel von Künstlern,
Landschaften und Leuten entstehen und allen Menschen gehören, die mit ihr leben. Kunst in der
Landschaft überwindet somit die Kommerzialisierung und nimmt stattdessen die Regeln der
Vergänglichkeit und Veränderbarkeit aus ihrer Umgebung auf.64
Auch in der Malerei der 60er Jahre wurde das Thema Landschaft wiederentdeckt. Ausgehend von dem
magischen und fantastischen Realismus entstand ein neuer malerischer Realismus, in dem auch die
Landschaft portraitiert wurde. Dabei wurde sie von seriellen Abhandlungen (Herman Waldenburg)
über Veduten (Peter Ackermann) bis hin zu visuellen Texten (Timm Ulrich) bearbeitet.65 Andere
Künstler, die sich nicht der Malerei verpflichtet fühlten, wandten sich ebenfalls der Realität zu. Sie
entwickelten eine neue Formsprache. In der sogenannten concept-art werden gedankliche Entwürfe
mit Hilfe von Texten, Diagrammen und Fotografien entwickelt 66, die erst durch assoziative Prozesse in
58 vgl. Brockhaus Kunst, S. 354 59 siehe Thiel, S. 12 60 vgl. Thiel, S. 15 61 vgl. Thiel, S. 13 62 vgl. Kirschenmann, S. 111 63 vgl. Thiel, S. 13 64 vgl. ebd. 65 vgl. Thiel, S. 14 66 vgl. Regel, S. 37
der Vorstellung des Rezipienten existent sind. Die rein geistige Konzeption steht im Mittelpunkt.67
Durch Kritik und Kommentar zeigen sie in Richtung des Tuns und der Veränderung und sind daher
der Wirklichkeit stärker verpflichtet als die Landschaftsmaler.
Die concept-art Künstler verwiesen darauf, dass einerseits Kunst im Kopf entsteht, aber andererseits
durch viele Vorprägungen des „Natürlichen“ angeregt würde. Aus diesen Gedanken heraus wurden die
Mythen wiederbelebt, die in einem engen Verhältnis zur Natur und Landschaft stehen. Durch den
Kunstmythos begann man sich wieder mit dem geheimnisvollen Lebens-Umraum auseinander zu
setzten.68
Die Kunst liefert der Gesellschaft neue Bilder für ein Verständnis der Eigenständigkeit und
Verletzbarkeit der Natur.
Im Folgenden möchte ich drei aktuelle Formen der künstlerischen Auseinandersetzung von Kunst und
Natur beschreiben, da diese für meine Unterrichtseinheit von Bedeutung sind.
- Eine Möglichkeit Natur und Kunst zu verbinden, ist u.a. Briefe von Bäumen auszustellen.
Dabei dient ein „Natur-Alphabet“, dessen Zeichen den Formen von Verästelungen bestimmter
Bäume nachempfunden wird, als Mittler.69 In dieser Form nimmt Werner Henkel Bezug auf
bestimmte Baumarten und drückt dadurch seine Betroffenheit über das Waldsterben aus.70
- Ein anderer künstlerischer Umgang mit Natur ist durch Wanderungen auf menschenleere Orte
zu stoßen und mit den vor Ort gefundenen Materialien zu arbeiten. Somit entsprechen die
Materialien wie Holz, Schlamm oder Steine der Landschaft, in der sie als Kunstwerke zu
Spiralen, Kreisen und Linien zusammengefügt werden. 71 Die künstlerischen Zeichen werden
nach der fotografischen Dokumentation von Richard Long als menschliche
Anwesenheitsbekundungen der Landschaft wieder überla ssen. 72
- Eine weitere Möglichkeit besteht in der Hervorhebung von Natur durch Umgestaltung. Der
Künstler Andy Goldsworthy setzt Naturmaterialien wie Blätter, Holz, Zweige, Steine, Sand,
Eis und Schnee zu Skulpturen zusammen. Er hebt sie durch seine Bearbeitung aus ihrem
Umfeld heraus, in dass sie später wieder zurückkehren.73 Er legt dazu z.B. farblich
abgestimmte Blätter um Steine oder bemalt Astholz im Gras liegend mit roter Farbe, die er aus
zermahlenen Mineralien gewonnen hat.74 Die Ergebnisse werden ebenfalls durch Fotos
festgehalten und an die Natur zurückgegeben.75
67 vgl. Brockhaus Kunst, S. 207 68 vgl. Thiel, S. 14 69 vgl. Thiel, S. 11 70 vgl. Thiel, S. 10 71 vgl. Kirchner, S. 26 72 vgl. Graevenitz, S. 15 73 vgl. Kirschenmann, S. 65 74 vgl. ebd. 75 vgl. Friedman, S. 7
4. Resümee des theoretischen Teils
Die sinnliche Reizaufnahme ist die Basis für die Wahrnehmung. Diese ist Grundlage für die
Erfahrungen.76 Die Erfahrungen bilden das Wissen eines Menschen. Darum ist es von großer
Bedeutung, dass Menschen in ihrer Entwicklung viele unterschiedliche Sinnesreize aufnehmen und
verarbeiten. Die Folge davon ist ein vermehrter Erfahrungsschatz, auf den sie zurückgreifen können.77
Wenn dieses Wissen mit den Alltagserfahrungen von Kindern in Verbindung gebracht wird, kann
festgestellt werden, dass sie durch ihr Umfeld häufig zu wenig sinnliche Reize aufnehmen, und
dadurch eine wenig differenzierte Wahrnehmung besitzen. Weiterhin findet durch die Konsumierung
von Medien und Waren eine verminderte Eigentätigkeit statt, die aber für den Erwerb von Erfahrungen
nötig ist.78 Darauf muss meiner Meinung nach die Schule reagieren. Der Kunstunterricht bietet dafür
besondere Möglichkeiten. Durch die Verwendung von Naturmaterialien, die einen Gegenpol zum
Kommerz bilden, können die Sinne besonders angesprochen werden. Durch die Verwendung von
unterschiedlichen künstlerischen Techniken können die Schülerinnen und Schüler durch Eigentätigkeit
im Kontext von sozialen Interaktionen zu Erfahrungen gelangen, die evtl. so intensiv erlebt werden,
dass sie als Erlebnisse79 gelten können. Wenn dieses in Verbindung mit Kunstwerken der modernen
Malerei gebracht wird, erhalten die Schülerinnen und Schüler Informationen, die sie mit ihren eigenen
Erfahrungen verknüpfen können. Dieses kann als Gegenteil zum verinselten Wissen80 gelten und führt
durch den individuellen Bezug zur Anbahnung eines Kunstverständnisses.
II Planung der Unterrichtseinheit
1. Sachanalyse
Im Folgenden werden die Techniken vorgestellt, die ich in meiner Unterrichtseinheit verwenden
möchte.
1.1 Flächiges Gestalten
Traditionelle Inhalte des flächigen Gestaltens sind die Grafik und die Malerei.
1.1.1 Die Schrift
Eine besondere Form des grafischen Gestaltens ist die Schrift. Sie bedient sich des allgemein
bekannten Zeichensystems, des Alphabets und der darin enthaltenen Buchstaben. Werden die Zeichen
nach festgelegten Regeln zusammengefügt, ermöglichen sie eine Informationsübermittlung. Dabei ist
76 vgl. Kap. I, I.2 77 vgl. Kap. I, 2. 78 vgl. Kap. I, I. 2. u. 2.1 79 vgl. Kap. I, 2.2 80 vgl. Kap. I, 2.1
die gestalterische Freiheit beim Schreiben eingeschränkt, damit der Bedeutungsgehalt von Buchstaben,
Worten und Wortverbindungen gewährleistet werden kann.81
Schriftzeichen können aber auch als freie Bildelemente verwendet werden. Sie verlieren dabei aber
ihren ursprünglichen Bedeutungscharakter. Künstler wie Klee, Braque und Picasso verwendeten in
ihren Werken Buchstaben.
Schriftzeichen können geschrieben, gestempelt, gedruckt, schablonisiert, gezeichnet, gemalt,
ausgeschnitten und collagiert werden. Dazu werden die entsprechenden Werkzeuge und Materialien
benötigt wie: Tinte, Tusche, Farbe, Stifte, Federn, Pinsel, Kreiden, Stempel und Schablonen aus
unterschiedlichen Materialien. Die traditionellen Werkzeuge sind dabei Tinte oder Tusche und Feder
oder Pinsel.
Für die Unterrichtseinheit ist das Schreiben mit einem ungewöhnlichen Schreibwerkzeug „der
Zweigfeder“ aus einem geschnitzten Ast und Scribtol vorgesehen.
1.1.2 Die Malerei
Als Malerei wird das freie Gestalten mit Farbe, Form und Linie auf einer Fläche bezeichnet. Bildträger
können dabei Papier, Pappe, Leinwand, u.ä. sein. Die benötigte Farbe setzt sich aus Farbmittel und
Bindemittel zusammen. Die Farbmittel werden aus der Natur entnommen oder durch synthetische
Verfahren hergestellt. Man unterscheidet dabei Pigmente und Farbstoffe. Während sich die Pigmente
(ungelöste Farbmittel) mit Bindemittel vermischen lassen, werden Farbstoffe in Bindemittel gelöst.
Die gegenständliche Malerei kann durch Illusion die Gestaltung jeder existenten Wirklichkeit oder
Vorstellung ermöglichen. Die abstrakte Kunst im frühen 20. Jh. verzichtet hingegen auf das
Abbildhafte und stellte die Gestaltungsmittel wie Farbe, Linie und Fläche in den Vordergrund. 82
In meiner Unterrichtseinheit beziehe ich mich auf das freie Gestalten mit Dispersionsfarbe auf
Plakatkarton.83
1.1.2.1 Das Zufallsverfahren
Zufallsverfahren sind künstlerische Techniken, durch die nicht steuerbare bzw. nur in begrenztem
Maße steuerbare Spuren bzw. Bilder entstehen.
In der bildenden Kunst erfüllt die Anwendung von Zufallsverfahrenstechniken unterschiedliche
Funktionen. Sie dienen der Ideenfindung durch die Auslösung von Assoziationen beim Betrachten. Sie
wurden als Protest und Provokation gegenüber herkömmlichen Vorstellungen benutzt, zeigen das
Aufbrechen von erstarrten Formen und veranschaulichen das Unbewusste.“84
81 vgl. Eid, S. 202 82 vgl. Brockhaus Kunst, S. 700-701. 83 vgl. Kap. II, 1.1.2.2 84 vgl. Brügel, S. 34
Als Zufall wird allgemein „ein unerwartetes, unvorhersehbares, also überraschendes und
unbesichtigtes Ergebnis bezeichnet.“85 Es hat sich herausgestellt, dass die Findung des Zufalls von
dem Interesse des Betrachtenden abhängig ist. Dieses führt zu einer selektiven Wahrnehmung.
Demnach spielt für die Wahrnehmung eines Zufalls die Assoziation eine große Bedeutung.
Schon Leonardo da Vinci befasste sich mit der Ausdeutung von Mauerflecken und war sich der
fantasieanregenden Wirkung bewusst. Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich zwei Dichter
unabhängig voneinander mit der „Klecksographie“. Justinus Kerner arbeitete mit der Form der
Klecksographie, die als Falz- und Faltdruck bezeichnet wird. Dabei wird ein Blatt Papier, auf dem sich
noch flüssige Farbkleckse befinden, gefaltet und zusammengepresst. Daraus entstehen symmetrische
Zufallsbilder. Victor Hugo hingegen spritzte mit Federkielen und Tusche auf Papier, drückte
Tuschetropfen darauf und lies durch Faltung und Quetschung Bilder entstehen. 86
Eine andere Form der Klecksographie ist das Fließverfahren. Dabei wird die getropfte Farbe oder
Tusche durch Bildträgerkippung bzw. durch einen geworfenen Farbbeutel auf einen aufgestellten
Bildträger zum Verlaufen gebracht. Künstler wie Alexander Calder oder Hans Hartung, Joan Miro
u.a. experimentierten mit dieser Technik.
Das in der Unterrichtseinheit verwendete Zufallsverfahren bezieht sich auf das Fließverfahren.
1.1.2.2 Die „Experimentelle Malerei“
Unter experimenteller Malerei wird z.B. der Auftrag von Farbe mit einem Reisigbesen auf einen
strapazierfähigen Untergrund verstanden. Bei dieser Aktion steht nicht das Ergebnis im Vordergrund,
sondern der Malprozess. Dabei umfasst er eine zunächst eher spielerisch-experimentierende
Auseinandersetzung mit dem Material.87 Durch den Malprozess werden Kenntnisse über die
Möglichke iten des Materials vermittelt, indem sie durch Experimentieren selbst herausgefunden
werden. Die unterschiedlichen Ergebnisse können im Anschluss als Beispiele für die verschiedenen
Erfahrungen herangezogen werden und daran die Techniken erläutert und nachvollzogen werden.
Somit können durch experimentelle Malerei die zunächst unbewusst ablaufenden Bewegungen des
Farbauftrags durch Bewusstmachung und Verbalisierung in Erfahrungen umgewandelt werden.
Das Experiment ist eine wichtige Ausdrucksform in der Kunst dieses Jahrhunderts. Die Schülerinnen
und Schüler, die durch ein Experiment mit künstlerischen Verfahren vertraut gemacht wurden, werden
sich selbstständiger in den Zugriffsweisen auf das Material zeigen.88 Sie verfügen durch das
Experiment und die anschließende Nachbesprechung über ein größeres Ausdrucksrepertoire.
85 siehe Brügel, S. 6 86 vgl. Brügel, S. 28 87 vgl. Aissen-Crewett, S. 36 88 vgl. Müller-Kammerinke, S. 22
1.2 Räumliches Gestalten
Unter räumlichem Gestalten werden alle Gestaltungsmöglichkeiten zusammengefasst, die einen
dreidimensionalen Charakter haben. Hierzu gehören u.a. Skulpturen, Plastiken Reliefs, Objekte,
Materia lbilder und Installationen. 89
Nach Herstellungsmerkmalen sind beim räumlichen Gestalten, Formen, Skulptieren sowie Bauen und
Montieren von einander zu unterscheiden. Zum Formen werden weiche Werkstoffe und zum
Skulptieren harte Stoffe benutzt. Demgegenüber werden beim Bauen und Montieren schon
vorhandene Formen zu räumlich-plastischen Gebilden montiert. Elemente aus gleichem oder
verschiedenem Material werden miteinander verbunden, d.h. „die Vorgehensweise ist additiv.“90 Von
besonderer Bedeutung sind die Verbindungstechniken. Kunstwerke dessen Verbindungen geklebt,
geleimt, gelötet, geschweißt, bzw. durch Zapfen, Nägel, Schrauben oder Nieten verbunden werden,
werden als Montagen (franz. monter, aufbauen) oder als Assemblagen (franz. assembel, sammeln)
bezeichnet. Wenn sich diese Objekte bewegen lassen, spricht man von kinetischen Objekten. Die
Kombinationen von Objekt und Raum bzw. von Raum, Betrachter und Objekt wird als Environment
(eng. Umgebung) oder Ambiente (lat. Ambire, herumgehen) bezeichnet.91
Eine Vielzahl von zeitgenössischen plastischen Arbeitsformen werden unter den Oberbegriffen
Installation und Objektkunst zusammengefasst. Als Installation werden Raumgestaltungen aus
unterschiedlichen Materialien bezeichnet, deren Grundsatz in der beziehungsreichen Anordnung von
Elementen liegt. Die einzelnen Elemente haben dabei meist keinen Kunstcharakter, doch durch ihre
Zusammenfügung lösen sie beim Rezipienten Assoziationen aus. Beim Betrachten von Installationen
werden unterschiedliche Sinne und Erlebnisschichten angesprochen.
Als Objekt wird in der bildenden Kunst ein dreidimensionales Kunstwerk bezeichnet, dass nicht mit
den klassischen bildhauerischen Verfahren aus Bronze, Gips, Stein oder Holz hergestellt ist. Oft
werden für die Anfertigung von Objekten industriell gefertigte Materialien verwendet oder Fundstücke
des Alltags (Objekt trouvê). Die häufig unterschiedlichen Materialien werden dabei u.a. montiert,
gepresst oder geklebt. Ein Objekt ist somit ein Kunstwerk, welches aufgrund seiner Art der
Herstellung keiner traditionellen Kategorie wie Zeichnung, Grafik, Malerei, Plastik eindeutig
zuzuordnen ist. 92
In der Unterrichtseinheit werden aus Naturmaterialien Objekte montiert, die mit den vorangegangenen
Unterrichtsergebnissen als Installation in der Kunstausstellung aufgebaut werden.
2. Material- und Werkzeuganalyse
Die in der Unterrichtseinheit benutzten Materialien und Werkzeuge sollen im Weiteren näher erörtert
werden.
89 vgl. Eid, S. 227 90 siehe Eid, S. 230 91 vgl. Eid, S. 230 92 vgl. Kromphardt, S. 64
2.1 Das Material
Äste und Zweige : sind Teile eines Baumes. Sie bestehen aus unterschiedlichen Holzschichten und sind
mit einer der Baumart entsprechenden Rinde ausgestattet. Die Erfahrbarkeit des Holzes ist elementar.
Äste und Zweige sind nicht ebenmäßig und gleich von ihrer Stärke, sondern sie sind organisch
gewachsen.93 Sie sind rund.
Scribtol: ist eine schwarze oder blaue Künstlertusche, die zähfließender als Füllfederhaltertinte ist und
sich daher sowohl zum Schreiben mit einer Schreibfeder, als auch zum Verpusten von Klecksen
besonders gut eignet.
Plakatkarton: ist der Untergrund für Schrift, Klecks und Malerei und lässt durch seine Festigkeit auch
stärkere Beanspruchung durch Reisigbesen zu. Er besteht aus Cellulose.
Bindfäden: können aus synthetischen Fasern bestehen oder aus Naturfasern (Sisal, Jute) hergestellt
werden. Ihre haptische Oberfläche ist rau und grob. Sie eignen sich für das Zusammenbinden von
Gegenständen. Ich habe mich für Bindfäden aus Naturfasern entschieden, weil sie zum Konzept der
Unterrichtseinheit passen.
Dispersionsfarbe: ist wasserlösliche Farbe, die sich gut mischen lässt. Sie zeichnet sich durch ihre
Farbintensität aus und eignet sich besonders zum experimentellen Umgang mit Farbe und zum
Streichen von Gegenständen, da ihre Konsistenz eher pastos ist.
Strohhalme: sind die Halme von Getreide und innen hohl. Daher eigenen sie sich zum Verpusten von
Tuscheklecksen. Da sie natürlichen Ursprungs sind, weisen sie unterschiedlich große Durchmesser
auf, die sich auf das Ergebnis des Verpustens auswirken.
Kleisterpapier: Dafür wird zunächst Tapetenkleister-Wassermischung angerührt. Zeitungspapier wird
klein gerissen und mit der Kleistermischung durchtränkt. Mit dem entstandenen Kleisterpapier können
z.B. Flügelbespannungen entstehen oder Umformungen vorgenommen werden.
Malerfolie : wird als Unterlage für Arbeiten benutzt, die z.B. den Schulhof oder die Wiese im Park
beschmutzen könnten. Die Folie ist ca.4x5m groß und besteht aus Plastik.
Zeitungspapier: wird bedruckt und unbedruckt aus Cellulose hergestellt und dient in der
Unterrichteinheit als Unterlage und als Material für Kleisterpapier.
Wassereimer: müssen zum Hände- und Pinselauswaschen im Schosspark mitgeführt werden.
2.2 Die Werkzeuge:
Astschere: dient der Zerschneidung von stärkeren Ästen und Zweigen und verfügt über einen langen
Hebelgriff, damit beim Schneiden weniger Kraft aufgewendet werden muss. Für die Schülerinnen und
Schüler ist dieses Werkzeug nur bedingt einsetzbar, da der lange Griff für ihre Körpergröße schwer zu
handhaben ist.
Gartenscheren: schneiden nur dünne Zweige und Äste. Sie erinnern von ihrer Nutzbarkeit an
Schulscheren und können deshalb von den Schülerinnen und Schüler gut eingesetzt werden.
93 vgl. Steiner, S. 182
Universalmesser: sind Messer, die eine feststehende Klinge haben, die nach Abnutzung erneuert
werden kann. Sie sind universell einsetzbar. Ihre Klinge ist allerdings sehr scharf und spitz.
Schulscheren: gehören zur Grundausrüstung der Schülerinnen und Schüler und sind gut geeignet, um
Bindfäden und Papier zu zerschneiden.
Die folgenden Materialien wurden von mir gekauft: Scribtol, Bindfäden, Dispersionsfarbe,
Strohhalme, Kleister und Malerfolie. Der Plakatkarton ist mir in unterschiedlichen Größen von der
Firma Europakarton aus Hoya zur Verfügung gestellt worden. Äste und Zweige wurden von den
Schülerinnen, Schülern und mir in der Natur gesucht. Die Gartenscheren und die Astschere stammen
aus meinem Haushalt. In der Schule waren die Universalmesser vorhanden und die Schulscheren
wurden von den Kindern mitgebracht.
3. Räumliche Rahmenbedingungen
3.1 Schulische Bedingungen
Die Grundschule Etelsen verfügt über keinen Kunstfachraum. Der Kunstunterricht findet im
Klassenraum statt. An den Schulgebäudekomplex grenzt ein großes Schulhofgelände an, das aus
einem asphaltierten Platz und einer durch Rasen und Sträucher begrünten Fläche besteht.
Eine Lagermöglichkeit für alle benötigten Mengen an Naturmaterialien konnte in der Schule nicht zur
Verfügung gestellt werden. Daher wurden diese teilweise von mir zu Hause gelagert.
3.2 Außerschulische Bedingungen
In der Nähe der Grundschule befindet sich das Etelser Schloss.94 Es wurde 1886 im neuen
Neurenaissancestil mit Terrassen und einer säulentragenden Vorfahrt für den Grafen Christian zu
Reventlow von Dänemark errichtet. Er bewohnte es bis zu seinem Tod im Jahre 1922. In den
folgenden Jahren verkauften die Erben die umliegenden Ländereien bis nur noch der 11 Hektar große
Schlosspark übrig blieb. Es folgten unterschiedliche Nutzungen des Schlosses. So wurde es u.a. als
Kreiskrankenhaus und als Restaurant für einen im Schlosspark entstandenen Tierpark benutzt. Heute
beherbergt es eine Bildungsstätte der niedersächsischen Wirtschaft.
Der Schlosspark zeichnet sich durch unregelmäßig runde Formen der Parkstücke und in Bögen
angelegte Wege aus.95 Weiterhin wird sein Bild durch große Rasenstücke, Einzelbäume und
Rhododendren geprägt. In dem an die Wiesen angrenzenden Waldstück findet sich ein Baumbestand
von Eiben, Buchen, Hainbuchen, Eichen und Fichten.96
Eine Erlaubnis, mit der Klasse im Park zu arbeiten, wurde mir vom Vorsitzenden des
Schlossparkvereins erteilt. Bei starkem Regen oder Sturm ist der Aufenthalt im Schlossgarten
untersagt. Der Unterricht wird dann im Klassenzimmer und auf einer durch einen Dachvorsprung
geschützten Fläche auf dem Schulhof stattfinden.
94 siehe Anhang Plan vom Schlosspark 95 vgl. Schaafberg, S. 90 96 vgl. Schaafberg,, S. 104
4. Situation der Lerngruppe und Lernausgangslage
Seit Schuljahresbeginn unterrichte ich die Klasse 3a eigenverantwortlich im Fach Kunst eine Stunde
pro Woche. Die Lerngruppe setzt sich aus 16 Mädchen und 10 Jungen im Alter von 8-10 Jahren
zusammen. Sie zeigt ein angenehmes Sozial- und ein gutes Arbeitsverhalten. Die meisten Kinder sind
in der Lage, sich gegenseitig zuzuhören, aufeinander einzugehen und sich an Regeln und
Vereinbarungen zu halten.
Die Schülerinnen und Schüler sind mit unterschiedlichen Organisations-, Arbeits-, Sozial- und
Unterrichtsformen vertraut. In den Praxisphasen arbeiten sie sehr motiviert, selbstständig,
gewissenhaft und zielgerichtet. Sie helfen sich gegenseitig und führen sachgerichtete Gespräche. In
den Gesprächsphasen beteiligen sich die meisten Schülerinnen und Schüler aktiv und interessiert.
Zwei Schüler und eine Schülerin fordern meine Aufmerksamkeit stärker. P. und A. lassen sich leicht
ablenken und haben Schwierigkeiten sich an Regeln zu halten. In Kreisgesprächen bitte ich sie daher
neben mir zu stehen, um andere nicht vom Gesprächsverlauf abzulenken. In Arbeitsphasen bestärke
ich sie durch Lob. Bei Fehlverhalten mache ich sie durch Ermahnung darauf aufmerksam. Um sie
mehr in den Unterricht einzubeziehen, bekommen sie von mir Aufgaben zugeteilt (Materialien
austeilen usw.). B. ist eine Schülerin, die aufgrund ihrer sehr guten Leistungen die zweite Kla sse
übersprungen hat. Sie ist seit den Osterferien in der 3a und noch nicht vollständig in die
Klassengemeinschaft integriert. Dadurch ist sie noch verunsichert und benötigt zeitweise persönlichen
Zuspruch und Bestätigung durch die Lehrkraft.
Die Schülerinnen und Schüler zeigen ein großes Interesse am Fach Kunst. Sie sind fantasievoll, lassen
sich durch neue Lerninhalte sehr motivieren und zeigen besonders bei experimentellen Techniken eine
starke Begeisterungsfähigkeit. Bei Nachbesprechungen von abstrakt anmutenden Ergebnissen wird
deutlich, dass sie nach gegenständlichen und konkreten Deutungsmustern suchen. Ich gehe davon aus,
dass ihr Denken noch konkret und inklusiv ist.97
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3a zeigen im Kunstunterricht sehr heterogene Leistungen,
sowohl im fachlichen als auch im kreativen Bereich. J., N., N., J. und S. sind sehr fantasievoll und
zeigen ein gutes Gespür für Farben und Formen. Sie kommen immer zu eigenen Gestaltungsideen und
setzen diese auch entsprechend um. M. hingegen benötigt oft bei der Ideenfindung und ihrer
Umsetzung verstärkende Unterstützung. Er arbeitet sehr langsam und verliert sich zeitweise in
Tagträumen. Bei einigen Schülerinnen und Schüler fiel mir auf, dass ihnen Aktivitäten mit einem
großen feinmotorischen Anteil Schwierigkeiten bereiteten, z.B. das Ausschneiden von Figuren, das
Aufmalen von feinen Linien mit dem Pinsel und das strukturierte Zeichnen. Insbesondere bei längeren
Außerdem konnte ich zeitweise bei ihnen eine verstärkte Bewegungsunruhe und Unkonzentriertheit
feststellen.98 Diese Kinder ließen sich auch wenig Zeit für Gedanken und Fantasien und produzie rten
schnelle, z.T. unsaubere Ergebnisse. Äußerungen der Schülerinnen und Schüler lassen die Vermutung
zu, dass sie in ihrer Freizeit häufig Medien konsumieren und eine sinnliche Wahrnehmung der realen 97 vgl. Mattenklott, S. 34 98 vgl. Einleitung
Umgebung nur bedingt stattfindet. Sie sprechen viel über Actionfilme und tauschen sich über
verschiedene Gameboyspiele aus.
Im Bereich der praktischen Arbeit verfügen die Schülerinnen und Schüler bereits über Erfahrungen
mit dem Zufallsverfahren der Decalcomanie und ihrer assoziierenden Wirkung. Sie haben bereits mit
grafischen Mitteln gearbeitet und verfügen über Kenntnisse des farbigen Gestaltens. Kleisterpapier
und Acrylfarbe ist ihnen durch den Werkunterricht bekannt.
Die Arbeit mit Ästen wird von der Klassenlehrerin im Religionsunterricht für die Gestaltung von
Kreuzen aufgenommen und im Sachunterricht durch den Bau von Indianertipis weitergeführt.
5. Didaktisch-methodische Vorüberlegungen zur Unterrichtseinheit
Die Schülerinnen und Schüler befinden sich in einer Phase „des sich in der Welt orientierens.“ Sie
sammeln spielerisch Erfahrungen99, die ich im Kunstunterricht zunehmend in zielgerichtete und
sachbezogene Aufgabenzusammenhänge bringen möchte.100
Ausgehend von den bereits erörterten Defiziten der Schülerinnen und Schüler und der Beobachtung,
dass sie große Freude bei dem Spiel mit Naturmaterialien hatten, sollen sie in der Unterrichtseinheit
fast ausschließlich mit Naturmaterialien arbeiten. Äste, Zweige und andere Naturmaterialien
vermitteln unterschiedliche haptische und visuelle Reize. Durch den handelnden künstlerischen
Umgang mit verschiedenen Rindenoberflächen, glatten und weichen Blüten, stacheligen
Kastanienhüllen u.a. sollen die Sinne der Schülerinnen und Schüler angesprochen und ihre
Wahrnehmung sensibilisiert werden. Dieses soll zu einer bewussteren Auseinandersetzung mit der
Umwelt und ihrer unmittelbaren Umgebung führen.101
Naturmaterialien sind selbst Natur, verweisen dadurch auf die Natur und sollen den Schülerinnen und
Schülern deshalb einen Bezug zur Natur ermöglichen,102 die real erlebbar ist.
Durch die Verwendung von Naturmaterialien nehme ich die spielerischen Vorerfahrungen der
Schülerinnen und Schüler auf 103 und führe sie durch die Vermittlung von künstlerischen Techniken
weiter. Dazu bieten sich unterschiedliche Techniken an, die von der Schrift über die experimentelle
Malerei zu Zufallsverfahren führen. Letztere wiederum dienen als Assoziationsmaterial für die
räumliche Gestaltung von Objekten. Durch die Vielzahl der in der Einheit bearbeiteten Techniken
sollen die Schülerinnen und Schülern eine künstlerisch, gestalterische Methodenkompetenz erwerben,
die zu einer individuellen Kreativitätsentwicklung beitragen kann. Eingehend auf die Defizite sollen
die Techniken zu einer Verbesserung der Handgeschicklichkeit und Feinmotorik führen.
Außerdem sollen sie durch Eigentätigkeit im Kontext von sozialen Interaktionen, in denen sie
körperlich, emotional, denkend wie auch handelnd eingebunden sind, Erfahrungen erwerben.104
99 vgl. Einleitung 100 vgl. RRL, S. 5 101 vgl. RRL, S. 5 102 vgl. Kap. I, 2.3 103 vgl. Einleitung 104 siehe Kap. I, 2
Weiterhin sollen einige Unterrichtsstunden den Schülerinnen und Schüler besondere Erlebnisse
vermitteln, die als Erinnerungen und intensive Erfahrungen in ihrem Gedächtnis ble iben. 105
Ich habe die Unterrichtseinheit in fünf Sequenzen aufgeteilt.
Es kommt mir zunächst darauf an die Schülerinnen und Schüler auf das Thema einzustimmen und
Vorerfahrungen und Gedanken transparent zu machen. Dafür sollen sie einen Ast durch Schnitzen mit
einer Spitze versehen und ihre Gedanken und Gefühle in einem Brief an einen Baum niederschreiben.
Ich wurde dabei durch die Arbeit von Werner Henkel angeregt.106 Da ich das Abstraktionsniveau
seiner Arbeit für diese Altersgruppe als zu schwierig empfinde, findet eine didaktische Reduktion
statt. Die Schülerinnen und Schüler sollen auf das ihnen vertraute Schreiben mit Buchstaben
zurückgreifen, dass durch ein ungewöhnliches Schreibwerkzeug und die Benutzung von Scribtol aus
dem Alltäglichen herausgehoben wird und daher eine künstlerisch gestalterische Form erhält.
In der zweiten Sequenz sollen sie durch Zweigbündelung ein ungewöhnliches Malwerkzeug
herstellen, dessen Verwendung durch „Experimentelle Malerei“ auf großen Tonkartonpappen auf dem
Schulhof erfahren wird. Durch das Experimentieren entdecken und erfahren die Schülerinnen und
Schüler die Möglichkeiten der Kunst.107 Die von den Schülerinnen und Schülern hergestellten
eigenständigen abstrakten Ergebnisse sollen im Anschluss mit Arbeiten von Hans Hartung und
Jackson Pollock in Beziehung gesetzt werden. Während Hans Hartung wie die Schülerinnen und
Schüler ungewöhnliche Malwerkzeuge wie z.B. Besen für den Farbauftrag benutzt hat, sind die
Ergebnisse von Jackson Pollocks Werken mit denen der Schülerinnen und Schüler vergleichbar. Die
eigenen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler sollen einen Bezugsrahmen zu den Kunstwerken
von Pollock und Hartung bilden und damit einen emotionalen Zugang zur abstrakten Kunst
ermöglichen.108
In der dritten Sequenz soll das Experimentieren mit verpusteten Scribtolklecksen den Schülerinnen
und Schülern eine weitere künstlerische Technik vermitteln. Sie führt zum einen zu eigenständigen
Ergebnissen und dient zum anderen als Skizze oder Idee für Astobjekte.
In der vierten Sequenz sollen durch Astverbindungen räumliche Objekte hergestellt werden. Anhand
der Astobjekte sollen die Schülerinnen und Schüler die ersten Erfahrungen mit räumlichen Gestalten
machen. Dafür eignen sich Äste in besonderem Maße, da sie durch ihren ursprünglichen Wuchs die
Fantasie und Kreativität anregen und Assoziationen wecken. Für das Grundgerüst sollen mehrere Äste
montiert und mit Hilfe von Kleisterpapier und Farbe gestaltet werden. In dieser Sequenz werden die
vorgefundenen Naturmaterialien durch Verfremdung aus ihrer Umgebung enthoben, dadurch nehme
ich Bezug auf die künstlerische Auseinandersetzung von Andy Goldsworthy. 109 Eine didaktische
Reduktion findet in Form von Farbwahl und dem Zusatzmaterial Kleisterpapier sowie einer
gegenständlichen Orientierung statt.
105 vgl. Kap. I, 2.2 106 vgl. Kap. I. 3. 107 vgl. Aissen-Crewett, S. 17 108 vgl. Mathies, S. 33 109 vgl. Kap. I, 3.
In der fünften Sequenz sollen alle Ergebnisse der Unterrichtseinheit im Rahmen des Etelser
Schlossparkjubiläums einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden. Dadurch sollen die
Schülerinnen und Schüler Anerkennung und Bestätigung von außen erhalten und erfahren, dass sie die
Öffentlichkeit mitgestalten können.110
Es ist mir ein wichtiges Anliegen den Kunstunterricht zu öffnen und die Lernumgebung auszuweiten,
um den Schülerinnen und Schülern Erfahrungen durch reale Begegnungen zu verschaffen. Dieses soll
in Abstufungen geschehen, um die Schülerinnen und Schüler nicht zu verunsichern. So findet die erste
Sequenz im Klassenraum statt. In der zweiten Sequenz wird der Schulhof mit einbezogen. Die dritte
Sequenz führt noch einmal in den Klassenraum zurück, um in der vierten Sequenz ausschließlich im
Schlosspark zu arbeiten. Es ist mir wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler in der Natur und mit
der Natur arbeiten111 und sie mit allen Sinnen aufnehmen. Denn „Räume reich an Struktur, haptisch
erfahrbarer Qualität, Gerüchen und Geräuschen, anregend für alle Sinne und gleichzeitig das Wissen
um die Welt erweiternd, sind für viele Kinder einer zwar bunten, doch in Struktur und Aussage
monotonen Bilderflut gewichen.“112
Durch Fantasiereisen und einen Hexenspruch in der Hinführungsphase der Unterrichtsstunde sollen
die Schülerinnen und Schüler in eine fantastische Welt entführt werden, zu inneren Bildern, zu einer
Konzentration, die die „Fähigkeit zur Phantasie, zur Einbildungskraft und zur Assoziation stützt.“113
Weiterhin sollen die Fantasiegeschichten einen emotionalen Bezug zu einer anschließenden
künstlerischen Gestaltung schaffen.
In die Unterrichtseinheit sind Rituale eingebettet, wie ein Stuhl- oder Stehkreis zu Beginn der Stunde,
der der Sammlung und Konzentration der Schülerinnen und Schüler dienen soll. Dort erfolgt auch die
Hinführungs- und Erarbeitungsphase, in der durch verbale oder schriftliche Impulse die Schülerinnen
und Schüler Ideen für die weitere Arbeit entwickeln, diese verbalisieren, demonstrieren und daraus
den Arbeitsauftrag erarbeiten. Durch diese Form der Erarbeitung möchte ich erreichen, dass sich die
Schülerinnen und Schüler aktiv mit dem Unterrichtsgeschehen auseinandersetzen, in ihrer
Denkfähigkeit angeregt werden und die unterschiedlichen Lerntypen114 angesprochen werden. Ein
weiteres Ritual ist der Abschlusskreis, indem eine Ergebnispräsentation oder Reflexion der
Unterrichtstunde stattfindet. Diese Rituale schaffen feste Bezugspunkte für die Schülerinnen und
Schüler, die ihnen Sicherheit geben und das Gemeinschaftsgefühl stärken.115
Weiterhin soll in der Unterrichtseinheit ein Prozess der Verlangsamung angebahnt und damit eine
intensivere Beschäftigung mit den Arbeiten ermöglicht werden. Dieses soll der Schnelllebigkeit
unserer Gesellschaft entgegenwirken, die sich in der verminderten Konzentrationsfähigkeit, der
110 vgl. RRL, S. 32 111 vgl. Kap. I, 1., 2.2, 2.3 112 siehe Jaud, S. 36 113 siehe Greving, S. 222 114 vgl. Vester, S. 97 115 vgl. Zitzlsperger, S. 200
Verschlechterung der Feinmotorik und der Verkümmerung der Sinne ausdrücken kann.116 Durch eine
intensivere Bearbeitung von gewachsenen Naturmaterialien ist Platz für intensive
Sinneswahrnehmungen, feinmotor ische Schulungen und Konzentration.
Da die Schülerinnen und Schüler zu eigenen gestalterischen Ergebnissen gelangen sollen, können sie
sich im Rahmen der Unterrichtseinheit für Einzel- bzw. Partnerarbeit entscheiden. Diese
Einzelarbe iten werden schließlich in einer Installation im Rahmen der Kinderausstellung im
Schlosspark zusammengefügt und als Gemeinschaftswerk der Klasse ausgestellt.
Bei der Erarbeitung und Durchführung der einzelnen Sequenzen werden Schwierigkeiten und
Probleme auftreten, die vom Einzelnen nicht allein gelöst werden können. Durch die
Problematisierung und das gemeinsame Suchen nach Lösungsmöglichkeiten soll die soziale
Kompetenz gefördert werden.
Da das sinnlich körperliche Lernen die Basis für alle intellektuellen Entwicklungen darstellt und es für
alle geistigen Tätigkeiten im Laufe des Lebens grundlegend ist,117 möchte ich in der Unterrichtseinheit
die Schülerinnen und Schüler durch taktile und visuelle Reize zu einem bewussteren Sehen und Tasten
führen. Durch diese Sensibilisierung kann eine intensivere und differenziertere Wahrnehmung
erfolgen, die dazu führt, dass die Kinder mehr Informationen aufnehmen, speichern und verarbeiten
können. 118 Die Folge davon kann die Erweiterung der sinnlichen Erfahrung sein und die
Fantasietätigkeit und Kreativität kann anregt werden.
6. Zusammenfassende Zielformulierungen
Die Ziele dieser Unterrichtseinheit ergeben sich aus den Lernbereichen grafisches, farbiges und
räumliches Gestalten.
Es werden die grundlegenden Aufgaben und Ziele des Faches Kunst im Rahmen der
Unterrichtseinheit berücksichtigt. So sollen „Lernbedingungen geschaffen werden, die es dem Schüler
ermöglichen, seine Umwelt bewusster wahrzunehmen (durch Sehen, Tasten, Verwenden und
Umgestalten), sich bildhaft und räumlich gestaltend auszudrücken, Werkzeuge und Materialien
kennen zu lernen, (...), eigene und fremde Arbeiten zu beschreiben, sie zu vergleichen und andere
Sichtweisen zu verstehen, kreatives Verhalten zu entwickeln und in den eigenen Arbeiten zu
verwirklichen (Erlebnisfähigkeit, Phantasie, Experimentierfreude), Zugang zu Kunstwerken
finden.“119
116 vgl. Kap. I, 2.1 117 vgl. Baumann, S. 9 118 vgl. Seitz 1997, S. 16 119 siehe RRL, S. 5
III Durchführung der Unterrichtseinheit
1. Tabellarische Übersicht der Unterrichtseinheit
Stunde Sequenz Unterrichtsthema Material Ort
1. Std.
–
2. Std.
Schreibfantasien
mit Zweigfeder
Mein fantastischer
Ast wird zu einer
Zweigfeder
Baumfantasien auf
Karton
Zweige von Weiden,
Forsythie, Flieder,
Haselstrauch und Buche,
Plakatkarton, Scribtol,
Universalmesser,
Zeitungspapier als
Unterlage
Klassen-
raum
3. Std
-
4. Std.
5. Std.
Spurensuche mit
dem Malerbesen
Ein
Hexenmalerbesen
entsteht
Himmelsbilder mit
dem Hexenbesen
Reflexion der
Himmelsbilder und
die Künstler Hans
Hartung und Jackson
Pollock
Reisig, Bindfäden, Scheren,
eine Astschere, drei
Gartenscheren,
Hexe Hixi Geschichte
Plakatkarton (70x100 cm),
Dispersionsfarbe
(Grundfarben rot, gelb,
blau), Malerfolien,
Zeitungspapier,
Wassereimer, Stühle, alte
Kleidung und Schuhe,
ausgewählte Ergebnisse der
letzten Stunde,
Fotoband Hans Hartung,
Kunststücke 1/2
Bildband Jackson Pollock
Klassen-
raum
Schulhof
Klassen-
raum
6. Std. Klecksbild Luft macht Kleckse
zu fantastischen
Wesen
Scribtol, Zweigfedern,
Plakatkarton (dinA4),
Zeitungspapier als
Unterlage, Malerkittel,
Scheuerlappen und
Wassereimer
Klassenraum
7. Std.
8. Std.
9. Std.
10. Std
11. Std.
12. Std.
Astfalter und
anderes Getier
Wir lernen unser
Waldstück im Park
kennen
Ideenfindung durch
Deutung der
Klecksbilder und
Materialsuche
Das Grundgerüst
entsteht
Flügel und
Verformungen
entstehen aus
Kleisterpapier und
Farbe
Herstellung von
Einladungskarten.
Kennenlernen der
Arbeiten der Künstler
Andy Goldsworthy
und Richard Long
Tüten, alte Kleidung und
Schuhe, Arbeitsblätter,
Naturmaterialien,
Hexe Hixi Geschichte,
Hexenzauberspruch,
Klecksbilder, Bindfäden in
unterschiedlicher Stärke,
Astschere und
Gartenscheren
Tapetenkleister, Wasser,
Wasser zum
Händewaschen, Handtuch,
Dispersionsfarbe in den
Grundfarben blau, gelb und
rot, Pinsel in
unterschiedlichen Stärken,
zusätzlicher Wassereimer
zum Pinselauswaschen,
Folie und Zeitungspapier
als Unterlage
Malerfolie aus der zweiten
Sequenz, Scribtol, Reste
der Hexenmalerbesen,
Bindfaden, Strohhalme,
Zweigfedern, Karten
Bildbände von den
Künstlern120
Etelser
Schloss-
garten
2. Beschreibung der Sequenzen
Die theoretischen Ausführungen bilden die Grundlage für die Planung der Unterrichtseinheit und die
einzelnen Sequenzen. Diese zeichnen sich durch einen ansteigenden künstlerisch-technischen
Schwierigkeitsgrad aus und sind gekoppelt an die sich räumlich weiter entfernenden Lernorte. In jeder
Sequenz lernen die Schülerinnen und Schüler neue Verfahrenstechniken und Gestaltungswege im
Umgang mit Ästen kennen, die von der Fläche in den Raum gehen und von einem Ast über
Astbündelungen zu Astverbindungen führen.
2.1 Erste Unterrichtssequenz: „Schreibfantasien mit Zweigfeder“
2.1.1 Didaktisch-methodische Vorüberlegungen
Ich habe mich als Einstieg in diese Sequenz und damit in die gesamte Unterrichtseinheit für eine
Fantasiegeschichte121 entschieden, um die Kinder in ihrer Fantasie und Kreativität anzuregen. Dieses
ist mir ein besonderes Anliegen, da diesen beiden Komponenten in dem geplanten Verlauf der Einheit
und im Kunstunterricht allgemein eine grundlegende Bedeutung zukommt. Die Geschichte soll
weiterhin dazu dienen einen emotionalen Bezug zu dem handelnden Tun im Verlauf der Sequenz
herzustellen. Durch eine Fragestellung am Ende möchte ich die Schülerinnen und Schüler dazu
bringen, sich aktiv mit der Erzählung auseinander zu setzen und somit den emotionalen Bezug
aufrechterhalten. Im Anschluss daran werden von mir bewusst Äste mit unterschiedlichen Oberflächen
(von glatt bis rau) als Material zur Verfügung gestellt. Die Schülerinnen und Schüler sollen mit
geschlossenen Augen die unterschiedlichen Formen und Oberflächen der Äste fühlen und durch
Tasten den Ast herausfinden, der ihnen am besten gefällt, d.h. ihrem aktuellen/momentanen taktilen
Bedürfnis entspricht. Die Fokussierung auf den Tastsinn ist mir an dieser Stelle besonders wichtig
angesichts der häufig einseitigen Inanspruchnahme des Sehsinns 122, auch in der Schule. Die
Schülerinnen und Schüler sollen in der anschließenden Arbeitsphase ihren Ast so verändern, dass sie
damit schreiben können. Durch diese offene Aufgabenstellung sollen die Schülerinnen und Schüler
angeregt werden, ihre individue llen Ideen auszuprobieren. Es stehen ihnen dazu Universalmesser zur
Verfügung. Da es bei unsachgemäßem Umgang zu Verletzungen kommen könnte und einige Kinder
feinmotorische Defizite haben, werde ich die Handhabung erklären und demonstrieren. In der
Arbeitsphase werde ich besonders auf die sachgemäße Umgangsweise mit den Messern achten. Nach
Fertigstellung ihrer geschnitzten Astfeder sollen die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Schreibgerät
und Scribtol zunächst experimentieren und im Anschluss einen Brief an den Baum aus der Geschichte
schreiben. Damit nehme ich Bezug auf die Fantasiegeschichte am Anfang und deren ausgelöste
Emotionalität, Fantasie und Kreativität.
Ich habe mich für die Künstle rtinte Scribtol entschieden, da sie nicht so stark tropft und langsamer
fließt als Deckfarbe oder Schreibtinte. Beim Umgang mit ihr muss die Kleidung der Schülerinnen und
Schüler besonders geschützt werden, daher sollen sie Malkittel tragen. Weiterhin müssen die Tische
mit Zeitungspapier abgedeckt sein, um sie nicht durch Kleckse zu verunreinigen.
Um eine gute Sicht- und Gesprächsituation zu schaffen, findet die Schlussphase im Stuhlkreis statt.
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Ergebnisse und Erfahrungen
den anderen mitzuteilen und darüber ins Gespräch zu kommen. Dieses ermöglicht der Lerngruppe
121 siehe Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.; Friedman 121 siehe Anhang 122 vgl. Kap. I., 1.1, 1.1.1,1.1.2, 2.1
unterschiedliche Gedanken und Herangehensweisen kennen zu lernen. Weiterhin werden die
Schülerinnen und Schüler zunehmend dazu geführt, die eigenen und andere Arbeiten einzuschätzen.123
2.1.2 Reflexion der Sequenz
Die Sequenz begann wie geplant im Stuhlkreis mit der Fantasiegeschichte. Die Schülerinnen und
Schüler konnten sich gut darauf einlassen und den Schluss daraus ziehen, dass es sich um einen Ast
handelte. Bei der folgenden Astsuche mit geschlossenen Augen war eine gespannte Stimmung zu
spüren. Die Schülerinnen und Schüler ließen sich viel Zeit und befühlten die unterschiedlichen
Oberflächen sehr genau. Von einigen Kindern wurden ganz bewusst die Zweige mit der rauen Rinde
genommen, andere wählten die Zweige mit auffällig glatter Rinde. Einige Kinder öffneten ihre Augen,
um den Ast auch über den Sehsinn wahrzunehmen. An dieser Reaktion konnte ich ablesen, wie
schwierig es für einige Schülerinnen und Schüler ist, sich auf einen Sinn zu konzentrieren bzw. auf
den dominierenden Sehsinn zu verzichten.124 In der Arbeitsphase wurden unterschiedliche Wege
verfolgt. Ein Schüler versuchte das Astende mit einem Bleistiftanspitzer anzuspitzen, musste jedoch
feststellen, dass der Durchmesser des Astes nicht dafür geeignet war. Die meisten Schülerinnen und
Schüler schnitzten ein Astende zu einer Spitze.125 Dabei machte es ihnen Schwierigkeiten mit dem
Messer in die Rinde des Zweiges zu schnitzen. Eventuell lag dieses an den Universalmessern der
Schule, die eine leicht biegsame Klinge besitzen. Durch eine feststehende Klinge wäre es den Kindern
evtl. leichter gefallen den Zweig zu spitzen. In der anschließenden Experimentierphase kam ein
Mädchen zu mir und fragte, ob sie auch einen Text mit ganz viel Gefühl schreiben dürfte. Darin sehe
ich meinen Wunsch, durch die Erzählung ein hohes Maß an Emotionalität zu erreichen, bestätigt.
Die Schülerinnen und Schüler sind durch eine längere Erzählphase am Stundenbeginn, die den
plötzlichen Tod eines Lehrers beinhaltete, nicht fertig geworden. So musste die Ergebnissicherung in
der nächsten Stunde erfolgen.
Die anschließende Unterrichtsstunde begann mit der Fortführung der Schreibfantasien. 126 Ich habe auf
einen Ergebniskreis zu Beginn verzichtet, um die Schülerinnen und Schüler nicht durch andere
Gedankengänge von ihren eigenen Fantasien abzulenken. Sie benötigten einige Zeit, um sich wieder in
ihren Text hinein zu versetzen. Ich gehe davon aus, dass einige Schriftstücke durch die zeitliche
Unterbrechung an emotionaler Dichte in Bezug auf die Fantasiegeschichte verloren haben.
Im Ergebniskreis am Ende wurden zunächst die entstandenen Zweigfedern im Stuhlkreis gezeigt. Die
Schülerinnen und Schüler waren sehr stolz auf ihre Schreibgeräte. Einige Schüler hatten zu Hause die
gesamte Rinde ihrer Äste abgeschält. Die Äste wurden unter großer Bewunderung befühlt und
angeschaut. Durch diese Aktion wurde der taktile Sinn noch einmal besonders angesprochen. Bei der
Präsentation der Schreibfantasien äußerten die Schülerinnen und Schüler, dass das Schreiben mit der
123 vgl. RRL, S. 30 124 vgl. Kap. I, 1.1, 1.1.2 125 siehe Foto 1 126 siehe Foto 2
Astfeder länger dauern würde als mit ihrem Füller. Außerdem waren unabsichtlich Kleckse auf dem
Papier entstanden. Das Schriftbild entsprach vielfach nicht ihren Erwartungen. Die entstandenen
Schriften überzeugten aber durch ihren Inhalt. Viele Aspekte aus der Ökologie tauchten auf und die
Bestandteile von Bäumen wurden aufgezählt. Es wurden auch Aktivitäten aufgeschrieben, die die
Schülerinnen und Schüler mit einem Baum in Verbindung brachten.127
2.2 Zweite Unterrichtssequenz: „Spurensuche mit dem Malerbesen“
In dieser Unterrichtssequenz soll die künstlerische Technik der „Experimentellen Malerei“ erfahren
und im Anschluss mit den Werken von Hans Hartung und Jackson Pollock in Verbindung gebracht
werden.
2.2.1 Sachinformationen über die Künstler „Hans Hartung“ und „Jackson Pollock“
Zu den führenden Vertretern der gegenstandslosen Malerei gehörte der 1904 in Leipzig geborene
Künstler Hans Hartung.128 Aufgrund seiner „entarteten Kunst“ musste er Deutschland im Jahr 1935
verlassen und trat 1943 in die französische Fremdenlegion ein. Im darauffolgenden Jahr wurde er so
schwer verwundet, dass sein rechtes Bein amputiert werden musste.129 Die Erlebnisse im Krieg und
das Malen im Rollstuhl veränderten seine Malweise. Er malte expressive Linien mit Besen und
anderen Gegenständen auf große Leinwände. Bald darauf wurden seine Bilder als Hauptvertreter der
gestischen Abstraktion entdeckt. Mit ihnen wurde das „existenzialistische Lebensgefühl der
Kriegsgeneration“130 verbunden. Erst nach seinem Tode 1989 in Antibes wurde bekannt, dass seinen
Bildern eine akribische Vorarbeit mit Vorskizzen vorausging, die er im Anschluss auf die Leinwand
übertrug. Im Gegensatz dazu arbeitete der 1912 geborene Künstler Jackson Pollock, der ebenso wie
Hartung ein Vertreter der abstrakten Malerei war, spontan. Er tropfte mit unterschiedlichen Verfahren
Farbe auf liegende Leinwände und war der Hauptvertreter des Actionpaintings. Seine Malerei wurde
bestimmt durch das „automatische, aus dem Unbewussten schöpfenden Element.“131 Er verstarb 1956
in East Hampton.
2.2.2 Didaktisch – methodische Vorüberlegungen
Der Einstieg in diese Sequenz ist ein großer Reisighaufen, der sich in der Sitzkreismitte befindet. Auf
diesem Haufen liegt ein Plakat mit der Aufschrift „Muss es immer ein Pinsel sein?“132 Wie in der
vorangegangenen Stunde sollen die Schülerinnen und Schüler über das Plakat und das Material
Schlüsse für die weiteren Handlungen ziehen. Hier sollen sie durch die Plakataufschrift schließen, dass
es auch andere Dinge gibt, mit denen Farbe aufgetragen werden kann und dieses auf die Zweige
127 siehe Foto 3 128 vgl. Brockhaus Kunst, S. 458 129 vgl. Eucker, S. 11 130 siehe Eucker, S. 11 131 siehe Brockhaus Kunst, S. 900 132 siehe Anhang
beziehen. Sie sollen unterschiedliche Ideen entwickeln und sich durch Verbalisieren, Demonstrieren
und Diskutieren für die Beste entscheiden. Ich möchte damit auch im Kunstunterricht ihre
Gesprächsfähigkeit üben. Durch eine Schülerdemonstration ihrer Gestaltungsideen können Fehler, wie
z.B. nicht fest genug wickeln oder falsche Zweige auswählen, die während der Arbeitsphase entstehen
können, vorweggenommen und dadurch vermieden werden. Weiterhin bekommen Schülerinnen und
Schüler durch die Demonstration Ablaufhilfen von Handlungen visualisiert, die sie dann in der
Arbeitsphase besser umsetzen können. Im Anschluss an die Demonstration soll der Arbeitsauftrag
einen Reisigbesen zu erstellen, entwickelt werden. Anschließend sollen die Schülerinnen und Schüler
in der Arbeitsphase in selbstgewählter Einzel- oder Partnerarbeit mit Hilfe einer festen
Bindfadenumwicklung und anschließendem Knoten einige Reisigzweige so zusammenbinden, dass
durch die Bündelung eine Art Besen entsteht. Damit möchte ich die Handgeschicklichkeit, die
Koordination von Auge und Hand, sowie die taktile Wahrnehmung fördern. 133 Beim Aussuchen von
Zweigen müssen die Schülerinnen und Schüler visuell und taktil überprüfen, ob sich die ausgesuchten
Zweige für den Besen eignen. Für die Umwicklung stehen ihnen Bindfäden in unterschiedlicher Stärke
zur Verfügung, die bei ihrer Benutzung einen taktilen Reiz (rau, hart) ausüben können. In dieser
Unterrichtsstunde wenden die Schülerinnen und Schüler die Fadenumwicklung an, auf die die nächste
Sequenz aufbaut und die diese weiterführt. Zwar wird das Können eines Knotens in der dritten Klasse
vorausgesetzt, aber bei einigen Schülern und einer Schülerin ist es noch mit Schwierigkeiten
verbunden. Um diese Schwierigkeit zu verringern, werde ich mit den einzelnen Kindern die Knoten
und Umwicklungstechnik noch einmal üben.
Im abschließenden Sitzkreis sollen die Ergebnisse gezeigt und Erfahrungen über die Herstellung
ausgetauscht werden, um sie zu verbalisieren und zu festigen. Dort erfahren die Schülerinnen und
Schüler auch, dass sie zur nächsten Unterrichtsstunde alte Kleidung und Schuhe benötigen. Sie tragen,
um die Wichtigkeit zu verdeutlichen, einen Merksatz in ihr Hausaufgabenheft ein.
Als Hinführung und Legitimation für die anschließende experimentelle Malerei dient die
Fantasiegeschichte der Hexe Hixi. 134 Die Gestalt der Hexe ist den Schülerinnen und Schülern aus
Märchen und Erzählungen bekannt. Sie regt die ihrem Alter entsprechende poetische Fantasie an und
soll sie in eine fantastische Welt versetzen. Ich möchte, dass die Lerngruppe durch diese Geschichte
angeregt wird, sich ein Bild von einem Himmel vorzustellen, der von Blitzen und Farbspuren
durchzogen, wüst und wild aussehen kann. Die Idee für diese Geschichte stammt aus der
Autobiographie von Hans Hartung, in der er schrieb, dass er als kleines Kind, „von allen Urängsten
und Urfreuden überwältigt, staunend fasziniert die Erlebnisse von donnernden und durchleuchteten
Gewittern mit „blitzartigen“ Nachzeichnungen in seinem Schulheft festzuhalten und so zu bannen
suchte.“135 Das Naturschauspiel Gewitter soll in dieser Unterrichtsstunde mit dem „wilden“
Ausdrucksmittel Hexenmalerbesen nachempfunden werden
133 vgl. Kap. II, 4. 134 siehe Anhang 135 siehe Hartung, S. 13
In der Arbeitsphase sollen die Schülerinnen und Schüler mit dem Hexenmalerbesen experimentieren
und unterschiedliche Bewegungen ausprobieren (von langsam bis wild und expressiv). Dafür wurden
vor Unterrichtsbeginn drei Malerplanen auf dem Schulhof verteilt. Darauf befinden sich 13
Plakatkartons (70x100cm) sowie auf jeder Plane je ein Eimer mit roter, gelber und blauer
Dispersionsfarbe und ein Eimer mit Wasser. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich um eine dieser
Planen versammeln und die gehörte Geschichte mit dem ihnen vorliegenden Materialien in
Verbindung bringen. Da sie dieses Vorgehen schon aus den letzten Kunststunden kennen, erwarte ich
eine schnelle Umsetzung. Die Idee, einen Gewitterhimmel zu malen, sollen sie mit Hilfe ihres
Reisigbesens und der Farbe in Partnerarbeit umsetzen. Der Hexenmalerbesen eignet sich besonders
gut zum expressiven Malen, da er groß ist und zum Experimentieren mit dem gesamten Körper
einlädt. Dieses ist ein Unterschied zu einem herkömmlichen Schulpinsel, bei dem die Schülerinnen
und Schüler sitzend nur die Hand und evtl. das Handgelenk benutzen. Weiterhin arbeiten sie auf einem
größeren Format, dass raumgreifendere Malbewegungen zu lässt. Hinzu kommt, dass sie nicht sitzen,
sondern im Stehen arbeiten. Ich möchte durch diese Aktion erreichen, dass die Schülerinnen und
Schüler beginnen ihren gesamten Körper beim Malen einzusetzen, in Bewegung kommen und dabei
alle Sinne einbeziehen, auch die Nahsinne wie den Muskel und Gelenksinn. 136 Außerdem sollen sie
durch das Experimentieren die Nutzbarkeit und die Spuren ihres Malerbesens selbst erfahren.137 Dabei
ist die Farbe entsche idend. Sie darf nicht zu flüssig sein, damit sie an den Reisigbesen hängen bleibt
und sie muss sich auf den großen glatten Plakatflächen gut verteilen lassen. Ich habe mich für
Dispersionsfarbe in den Grundfarben entschieden, damit die Schülerinnen und Schüler auch ihre
Kenntnisse von Farbmischungen noch einmal üben und vertiefen können.
Nach dem Experimentieren sollen alle Ergebnisse in einem Kreis ausgelegt werden und die
Schülerinnen und Schüler Gelegenheit bekommen, sie zu betrachten, von ihren Erfahrungen zu
berichten und sich auszutauschen. Das Zusammenfinden als Gruppe erscheint in diesem
Zusammenhang von besonderer Bedeutung, weil die Schülerinnen und Schüler neben ihren eigenen
Erfahrungen auch noch die der anderen aufnehmen können und ich auch ihr Gruppengefühl stärken
möchte.
Ich möchte durch die körperliche Aktion, die Einbeziehung des gesamten Körpers beim Malen, das
selbstständige Herausfinden von künstlerischen Techniken, die Einbeziehung des Schulhofs und das
Entstehen der Bilder den Schülerinnen und Schülern ein bleibendes Erlebnis verschaffen.138
Im Weiteren sollen die Schülerinnen und Schüler anhand von ausgewählten Ergebnissen die
Malspuren noch einmal mit ihren Erfahrungen in Verbindung bringen, um die Möglichkeiten eines
außergewöhnlichen Malwerkzeugs noch einmal gezielt zu erörtern. Durch eine anschließende
136 vgl. Kap. I, 1.1, 1.1.1, 1.1.2 137 vgl. RRL, S. 9 138 vgl. Kap. I, 2.2
Projektion der Malerwerkstatt von Hans Hartung139 an der Wand sollen die Schülerinnen und Schüler
auf die ebenfalls von ihm benutzten Malerbesen aufmerksam werden. Sie sollen die Spuren des
Besens in seinen Werken erkennen und diese mit ihren eigenen Erfahrungen und Ergebnissen
vergleichen. Dabei profitieren sie von ihren eigenen Erkenntnissen und können Hartungs Maltechnik
besser nachvollziehen. 140 Im Anschluss daran sollen sie die Werke von Jackson Pollock über
Bildbände kennen lernen. Sie sollen seine Werke nach Malspuren untersuchen und sich darüber
austauschen, wie sie entstanden sein könnten. Die Verknüpfung von eigenen Erfahrungen mit einer
künstlerischen Technik mit denen gegenwärtiger Künstler kann zu einer emotionalen Berührtheit
führen, über die Kunstempfinden möglich ist und durch das ein Vorverständnis für gegenstandslose
Malerei geweckt werden kann.141
2.2.3 Reflexion der Sequenz
Der Reisighaufen in der Kreismitte führte zu Irritationen der Schüler und Schülerinnen, denn sie
stellten Vermutungen zum anstehenden Osterfeuer an.142 Durch einen Hinweis auf das Plakat entstand
jedoch schnell die Idee einen Besen herzustellen. In der Demonstrationsphase gab es unterschiedliche
Ansätze wie ein großer Astbesen entstehen könnte. So wurden verschiedene Methoden ausprobiert
und gemeinsam auf Haltbarkeit und Machbarkeit überprüft. Ein Kind äußerte z.B. die Vermutung,
dass ein Zweig mit einem Loch gesucht werden müsste und in dieses könnten dann die anderen
Zweige gesteckt werden. Bei der anschließenden Demonstration stellten die Schülerinnen und Schüler
fest, dass die Zweige in dieser Vorrichtung nicht zu befestigen waren. Im Unterricht ist mir wichtig
den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben auch Umwege und falsche Wege zu gehen,
um eigenes Denken und Erfahrungen anzuregen.
Bei den Demonstrationen wurde besonders auf die Umwicklungen und Knotentechnik eingegangen.
Es zeigte sich in der Arbeitsphase, dass einige Schüler noch mehr Übung benötigten. Ich konnte
beobachten, dass durch die Herste llung eines Besens aus Zweigen viele Sinne angesprochen wurden.
So mussten aus dem Zweighaufen passende Zweige herausgesucht werden, die auf ihre Tauglichkeit
visuell und taktil überprüft werden mussten. Im Anschluss daran wurden viele Zweige beschnitten,
dieses schulte die Auge-Hand-Koordination. Eine Gartenschere ist dabei auch noch anders zu
handhaben, als die normale Schulschere. Die Schülerinnen und Schüler haben gelernt, dass sie Druck
ausüben müssen, damit sich die Zweige trennen la ssen. Schwierigkeiten hatten die meisten
Schülerinnen und Schüler dabei die Zweigbündel in der einen Hand zu halten und dann mit dem in der
anderen Hand befindlichen Bindfaden zu umwickeln. Daran wurde deutlich, dass sie ihre
Handgeschicklichkeit noch weiter üben müssen. Diese Problematik führte aber auch dazu, dass die
139 siehe Anhang 140 vgl. Aissen-Crewett, S. 107 141 vgl. ebd. 142 siehe Foto 4
Schüler mit einem Partner leichter arbeiten konnten. 143 Auffällig war in der Arbeitsphase das
Verhalten von Alena, die mitten in dem Reisighaufen stand und zu mir sagte: „Ich finde überhaupt
keine Äste!“ Sie zeigte mir dadurch deutlich ihre Verunsicherung, die sie jedoch mit meiner Hilfe
überwinden konnte. Die anderen Schülerinnen und Schüler arbeiteten sehr motiviert. Besondere
Freude bereitete ihnen das Gehen durch den Reisighaufen, der ela stisch unter ihren Füßen nachgab.
Dieses war eine sinnliche Erfahrung für sie. Viele Schülerinnen und Schüler arbeiteten in
Partnerarbeit, halfen sich gegenseitig und tauschten sich über mögliche Verwendungszwecke des
Besens aus. Es herrschte insgesamt eine sehr gute Stimmung. Die Schüler und Schülerinnen waren so
motiviert, dass sie auch noch in der Pause an ihren Besen weiterarbeiteten.
Die Fantasiegeschichte der nächsten Stunde wurde von den Schülerinnen und Schüler sehr gut
angenommen. Sie konnten sie auf dem Schulhof sehr schnell mit den Materialien verknüpfen und ihre
Idee mit dem Besen einen Gewitterhimmeln zu malen demonstrieren. Dabei wollte Florian zunächst
den Besen in Wasser und erst anschließend in Farbe eintauchen. Als Begründung nannte er die
Vorgehensweise, wie er es beim Malen mit Deckfarbe und Pinsel kannte. Er malte zaghafte, nicht
durchgehende, blaue Striche auf den Karton. Die Schülerinnen und Schüler erkannten, dass die
Farbspur eine Besonderheit beim Malen mit dem Reisigbesen ist. Weitere Möglichkeiten vom
Gestalten eines Gewitterhimmels wurden kurz besprochen. Für diese Lerngruppe reichte die sehr kurz
gehaltene Erarbeitungsphase mit dem Material aus, um in der anschließenden Experimentierphase
neue Möglichkeiten im Umgang mit dem Besen zu erfahren. In einer anderen Lerngruppe hätte evtl.
diese Phase einen größeren Raum einnehmen müssen, um Ängste abzubauen und mehr Anregungen zu
geben. Da die Kinder der Klasse 3a in der Regel aber keinerlei Berührungsängste mit neuen
Materialen zeigten, habe ich ihnen mehr Zeit für das Experimentieren eingeräumt.
In der Arbeitsphase fiel auf, dass vor allem einige Mädchen noch sehr zaghaft und vorsichtig mit dem
Besen und der Farbe umgingen. Doch schon nach kurzer Zeit konnte ich deutliche Veränderungen des
Malverhaltens feststellen. Die Bewegungen wurden schneller, es wurde auch nicht mehr nur aus dem
Handgelenk gemalt, sondern der gesamte Arm und auch teilweise der gesamte Körper war im Einsatz.
Einige Kinder trugen die Farbe sehr dicht und dick auf. Sie wollten nach eigener Aussage einen
Gewitterhimmel ohne weiße Stellen und so wurde das gesamte Plakat mit Farbe ausgefüllt. Durch
Farbvermischung entstanden braune Stellen, über die im Anschluss Farbe mit dem Besen gespritzt
wurde. Andere Kinder stellten fest, dass der Besen auch Abkratzspuren hinterlies und nutzten dieses
als neues Gestaltungsmittel. Es wurden zunächst mehr Bilder mit gleichförmigen
Bewegungsrichtungen hergestellt. Dieses änderte sich im Verlauf der Experimentierphase. Es war als
explodierten die Fantasien der Kinder. 144 Sie schauten sich von ihren Mitschülern und
Mitschülerinnen neue Möglichkeiten im Umgang mit dem Besen ab. Eine Schülerin begann mit ihrer
Partnerin den Besen über die Schulter zu schwingen und die Farbe mit großer Geschwindigkeit auf das
143 siehe Foto 5 144 siehe Fotos 6, 7
Plakat zu werfen.145 Da sie dabei auch die anderen Kinder vollspritzte musste ich ihren Tatendrang
durch einen Hinweis eindämmen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten sehr gut mit ihren Partnern
zusammen146 und sie hatten keine Probleme im Umgang mit der Farbe. Bei einigen Kindern fand sich
die Farbe nur auf der Kleidung und den Händen, bei anderen exzessiveren Malern aber auch im
Gesicht und in den Haaren.147 Somit war die Arbeitsphase von einer sehr großen Intensität geprägt und
bestätigte mich in der Auswahl des Materials und Themas für diese Stunde. Die Vielzahl der
Umsetzungen wurde von mir nicht erwartet und daher mussten trotz des eingerichteten Vorrats noch
zusätzliche Pappen hervorgeholt werden.
Bei der anschließenden Ergebnispräsentation wurde deutlich, dass die Lerngruppe, die gesammelten
Erfahrungen auch verbalisieren und in andere Zusammenhänge einbetten konnte.148 So wurden die
entstandenen Farbabkratzungen mit dem Abkratzen von Wachsmalstiftspuren verglichen. Die
Schülerinnen und Schüler demonstrierten unterschiedliche Farbauftragsarten mit dem Besen, wie
stoßen, streichen, schlagen, spritzen usw. und zeigten dabei auch den ganzkörperlichen Einsatz. Der
Unterschied des bisherigen Malens mit einem Pinsel und dieser neuen Erfahrung wurde den Kindern
dabei sehr stark deutlich. Dieses zeigt noch einmal die Eindrücklichkeit des Erlebten. Am Ende ließ
ich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Fingerspitzen und geschlossenen Augen über die trockene
Farbe fühlen. Sie berichteten, dass sie sich an manchen Stellen huckelig und an anderen glatt anfühlen
würde. Mit dieser spontanen Aktion, die sich nur auf den taktilen Sinn beschränkt, wollte ich die
Kinder zur Ruhe bringen und gleichzeitig auf die nächste Schulstunde vorbereiten.
Die erzählte Geschichte der Hexe Hixi wurde durch die starken Eindrücke des Experimentierens in
den Hintergrund gedrängt. Alternativ würde ich sie in der Ergebnisbesprechung noch einmal
aufgreifen und einzelne Elemente in den gestalteten Bildern suchen lassen.
Die Kinder waren sehr stolz auf ihre Bilder und wollten sie am liebsten gleich mit nach Hause
nehmen. Ein Schüler bemerkte am Stundenende, dass die Malerfolie auch besonders aussehen würde.
Sie wäre viel zu schade zum Wegwerfen. Ich habe mich daraufhin entschlossen, die Folie für eine
weitere Verwendung aufzuheben. Die Schülerinnen und Schüler konnten ihre Erfahrungen mit der
Experimentellen Malerei sehr gut auf die Werke der Künstler Hartung und Pollock übertragen. Sie
waren sehr interessiert und motiviert die Malspuren herauszufinden, die sie selbst erfahren hatten.
Einige Schüler und Schülerinnen vollzogen noch einmal die Bewegungen, die zu bestimmten
Farbspuren geführt hatten. Dieses zeigte, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Technik der
experimentellen Malerei intensive ganzheitliche Erfahrungen machen konnten, die sie über
Verbalisierung internalisieren und auf Kunstwerke übertragen konnten.
Auf Wunsch des Kollegiums wurden einige Ergebnisse dieser Sequenz in der Aula ausgestellt.149
145 siehe Foto 8 146 siehe Foto 9 147 siehe Foto im Anhang 148 siehe Foto 10 149 siehe Fotos im Anhang
2.3 Dritte Unterrichtssequenz mit ausführlichem Unterrichtseinwurf der Stunde „Klecksbild“
Die theoretischen Grundlagen sind im ersten Teil der Arbeit bereits ausführlich bearbeitet worden,
sodass ich auf die Sachanalyse der Technik 150, sowie Hinweise zur Lerngruppe und deren
Lernausgangslage151 verzichte. Die didaktischen und methodischen Vorüberlegungen sind im
Zusammenhang mit den didaktisch-methodischen Vorüberlegungen der Unterrichtseinheit zu sehen.
2.3.1 Sachinformation Assoziation
Der Begriff Assoziation lässt sich auf den lateinischen Wortstamm „associare“- sich verbinden mit -
zurückführen. Somit meint das Wort im Allgemeinen eine Verbindung, Verknüpfung, einen
Zusammenschluss. Im psychologischen Gebrauch bezeichnet das Assoziieren „die Verknüpfung von
zwei Vorstellungen, so dass eine Vorstellung, wenn sie auftritt, eine andere nach sich zieht.“152
Unterschieden wird dabei der „nicht mit Absicht gelenkte Ablauf der Gedanken, Vorstellungen und
Erinnerungen, wie er im Traum, in Tagträumen und freien Phantasien, in der Psychotherapie und in
der Psychoanalyse vorkommt und die freie Assoziation, von der unter bestimmten Leitvorstellungen,
Zielen oder Endmotiven ablaufenden Gedanken, Vorstellungen oder Erinnerungen – der gerichteten
Assoziation.“153
Für die Wahrnehmung des Zufalls ist die Assoziation von großer Bedeutung.
Die Welt wahrnehmen und erkennen ist ein Lernprozess, der durch unser Gehirn bewältigt wird. Das
Gehirn stellt immer wieder Kontakte her, weckt Erinnerungen, ruft Ähnlichkeiten auf und hilft uns auf
aktuell Wahrgenommenes mit Deutungen und Entsprechungen zu reagieren (Vernetzung). Dabei ist
die Richtung, Vielfält igkeit und die Grenzen der Interpretation von unserem gespeicherten Wissen und
unseren Erfahrungen abhängig. Verknüpfende Gehirnleistungen werden wissenschaftlich und
umgangssprachlich als Assoziationsfähigkeit bezeichnet. 154
Deutungen entwickeln sich dementsprechend aus assoziierendem Wiederkennen, Identifizieren von
Formen, Analysieren bestimmter Formkomponenten bis hin zum individuell gefärbten Verknüpfen des
Wahrgenommenen mit eigenen Vorstellungen.
Analogien sind die Vorraussetzung für Assoziationen. „Der Gegenstand, der Assoziationen auslöst,
muss formal weitgehend dem assoziierten Inhalt ähnlich sein.“155
2.3.2 Didaktische Vorüberlegungen
In dieser Unterrichtsstunde sollen die Schülerinnen und Schüler durch das Fließverfahren und dessen
intensive Betrachtung das Aufkommen und Zulassen von Assoziationen üben, das als Grundlage für
die Fantasie- und Kreativitätsförderung bezeichnet werden kann.156
150 vgl. Kap. II, 1.1.2.1 151 vgl. Kap. II, 4. 152 siehe Ulfig, S. 43 153 siehe Arnold, S. 26 154 vgl. Seumel, S. 4 155 siehe Brügel, S. 23
Eine Form des Zufallsverfahrens,157 die Decalcomanie, mit dessen Hilfe unplanbare und doch sehr
wirkungsreiche Bilder entstehen können, sind den Schülerinnen und Schülern bereits aus einer
vorangegangenen Kunstunterrichtsstunden bekannt. Die Lerngruppe arbeitet sehr gern mit
experimente llen Techniken, bei denen ihre Fantasie und Kreativität besonders stark angeregt wird.158
Deshalb sollen die Schülerinnen und Schüler in dieser Unterrichtstunde eine weitere Form des
Zufallsverfahrens, das Fließverfahren kennen lernen, die eine kreative Brücke zur Arbeit der nächsten
Stunden darstellen soll. Durch das Verpusten von Tuscheklecksen entstehen Strukturen, die an bizarre
Äste und Zweige aus der Natur erinnern und deshalb für diese Unterrichtseinheit besonders geeignet
sind. Beim genauen Anschauen der Klecksbilder bilden sich zusätzlich, entsprechend der verbalen
Vorgabe, Analogien und dementsprechend Assoziationen159 zu „Fantastischen Wesen“, die einen
gegenständlichen Bezug aufweisen. Diese entstandenen gegenständlichen Assoziationen sollen den
Schülerinnen und Schülern als Gestaltungsidee dienen, um in der sich anschließenden Kunststunde ein
Objekt aus Ästen zu montieren. Ich habe mich deshalb bewusst für die Technik eines
Zufallsverfahrens entschieden, weil durch die Anwendung Blockaden, die bei der Ideenfindung für
Kunstwerke entstehen können, ausgeschalten bzw. umgangen werden können. Aus diesem Grund
werden diese Techniken auch als befreiende Verfahren bezeichnet.
2.3.3 Zielsetzungen
2.3.3.1 Grobziel
Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre fachliche Kompetenz erweitern, indem sie das Verpusten der
Tusche als neue Form des Zufallsverfahrens kennenlernen und die assoziierende Wirkung erfahren.
2.3.3.2 Feinziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen
- ihre Arbeitssystematik weiter entwickeln, indem sie durch den Plakattext und dessen
Verbindung mit den ihnen vorliegenden Materialien die einzelnen Arbeitsschritte selbst
erkennen, in Form eines Arbeitsauftrags formulieren und diesen in der Arbeitsphase umsetzen.
- in ihrer Fantasie und Kreativität angeregt werden, indem durch die Anwendung des
Zufallsverfahrens kreative und phantasievolle Prozesse im besonderen Maße ermöglicht
werden.
- ihre Assoziationsfähigkeit schulen, indem sie sich Zeit nehmen, die Kleckse genau zu
betrachten.
- sich ihre Assoziationen vergegenwärtigen, indem sie sie durch eine Überschrift benennen und
ansatzweise dadurch auch für andere nachvollziehbar machen.
156 vgl. Kap. III, 6. 157 vgl. Brügel, S. 62-86 158 vgl. Kap. II, 4. 159 siehe Kap. III, 2.3.1
- die Verwendungsmöglichkeiten des Zufallsverfahrens erfahren, indem sie erkennen, dass die
daraus entstandenen assoziierten Wesen als Idee für die Astobjekte dienen, die in den
folgenden Stunden hergestellt werden sollen.
2.3.3.3 Prozessuale Ziele im sozialen und affektiven Bereich
Die Schülerinnen und Schüler sollen
- ihre Eigeninitiative und Selbstständigkeit weiter entwickeln, indem sie die Arbeitsaufgabe
selbstständig angehen und durchführen.
- ihre Selbstständigkeit weiter entwickeln, indem sie trotz möglicher Misserfolge das Ziel
weiterhin verfolgen.
- ihre Eigenverantwortung und Zuverlässigkeit weiter entwickeln, indem sie die Materialien und
den eigenen Arbeitsplatz sachdienlich und fachgemäß verwalten.
- die Verantwortung für andere und das System mit übernehmen, indem sie die vereinbarten
Regeln und Absprachen kennen und sich daran halten.
2.3.4 Methodische Vorüberlegungen
Zu Beginn der Unterrichtstunde bereiten die Schülerinnen und Schüler aufgrund des ritualisierten
Tafelanschriebs ihren Arbeitsplatz selbstständig vor. Damit möchte ich die Selbstständigkeit der
Schülerinnen und Schüler erhöhen und ein Verantwortungsgefühl für das Schulinventar wecken. In
der Einführungsphase habe ich mich für einen Sitzhalbkreis entschieden, da die Kinder so eine gute
Sicht auf das vor ihnen liegende Material haben und durch die räumliche Nähe die
Schülerdemonstration gut beobachten können. Weiterhin können sie mit nahezu allen Mitschülern
Blickkontakt aufnehmen und somit besser kommunizieren. Als Einstieg wird ein Plakat mit der
Aufschrift: „Luft macht Kleckse zu fantastischen Wesen“ als stummer Impuls aufgestellt. Auf diese
Weise sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitssystematik weiter entwickeln, indem sie
zwischen Plakattext und Material eine Verbindung erkennen und daraus selbstständig Arbeitsschritte
ableiten, verbalisieren und demonstrieren (a. zuerst mit der Zweigfeder einen Scribtolklecks auf den
Plakatkarton klecksen, b. diesen mit dem Strohhalm verpusten.). Durch die Schülerdemonstration
sollen die Kinder die Arbeitsschritte genau beobachten und auf Schwierigkeiten aufmerksam werden.
Es ist mir in dieser Unterrichtstunde wichtig, dass ein Schüler bzw. eine Schülerin die Arbeitsweise
demonstriert, da so meine vorausgehenden Erwartungen weniger Einfluss haben und die Ideen der
Schülerinnen und Schüler mehr zum Tragen kommen. Weiterhin lernen die Kinder von sich selbst,
von Mitschülern. Der Arbeitsauftrag soll von den Schülerinnen und Schüler aus der Demonstration
entwickelt werden. In der Arbeitsphase sollen die Schülerinnen und Schüler in Einzelarbeit an ihren
Plätzen stehend oder sitzend mit der Technik ohne eine thematische Vorgabe experimentieren. Ich
habe mich für die Einzelarbeit entschieden, damit jeder Schüler und jede Schülerin über eigene
Klecksbilder verfügt, denn durch das Experimentieren mit den Materialien sollen die Schülerinnen
und Schüler die neue Technik kennenlernen und zu eigenen Erfahrungen gelangen. Ich werde in dieser
Phase den Arbeitsverlauf beobachten und gegebenenfalls Hilfe anbieten. Zur Auswertung ihrer Bilder
sollen sie ein „fantastisches Wesen“ auf ihren Bildern suchen. Dazu müssen die Schülerinnen und
Schüler ihre Ergebnisse genau betrachten und ihre Assoziationen durch eine Überschrift benennen. Ich
möchte damit erreichen, dass sie sich ganz bewusst auf das freie Assoziieren160 einlassen, sich Zeit
lassen um ihre Fantasie anzuregen.161 Die Ergebnisbesprechung findet im Sitzkreis statt, um eine gute
Sicht auf die in der Mitte befindlichen Ergebnisse zu haben und eine diametrale Gesprächsstruktur zu
erhalten. Die Besprechung der Ergebnisse soll den Schülerinnen und Schüler vermitteln, dass Kleckse
unterschiedliche Deutungselemente enthalten können. Weiterhin sollen die Schülerinnen und Schüler
durch Impulse wie z.B. einen realen Ast, ein Ideen entwickeln, dass ihre Klecksbilder z.B. als
Vorlagen für die späteren Astobjekte dienen können.
2.3.5 Geplanter Unterrichtsverlauf Zeit/ Phase Lehrer-Schüler-Interaktion Arbeits- und Sozia lform Material/Medien 8.15 Uhr Einführung
Begrüßung Vorbereitung: S.u.S. bereiten ihre Arbeitsplätze vor. Ln. bittet S.u.S. in den Kinositz. Vor ihnen befindet sich ein niedriger Arbeitstisch mit den Materialien. Auf dem Fußboden davor, für die S.u.S. gut sichtbar, liegt ein beschriftetes Plakat. S.u.S. stellen Vermutungen über die Bedeutung des Textes auf dem Plakat an und bringen ihn in Bezug zu den ihnen vorliegenden Materialien.
S.u.S. Aktion Kinositz/Teppichfliesen Stummer Impuls S.u.S. Gespräch
Tafelanschrieb: Du brauchst: Zeitungspapier, Plakatkarton (A4), Halme, Scribtol Materialien: Scribtol, Halme, Plakatkarton Plakat mit der Aufschrift: „Luft macht Kleckse zu fantastischen Wesen!“
8.20 Uhr Erarbeitung
Ln. fordert S. auf, die Arbeitstechnik zu demonstrieren. S.u.S. formulieren den Arbeitsauftrag.
S.- Demonstration Gelenktes Unterrichtsgespräch
s.o.
8.30 Uhr Arbeitsphase
S.u.S. begeben sich an ihre Plätze und experimentieren mit den Materialien. Ln. entfernt den Materia ltisch, legt die Teppichfliesen in einen Kreis und beobachtet das Arbeitsverhalten, ggf. gibt sie Hilfestellungen. Ln. gibt den S.u.S. den Auftrag ein bis zwei Arbeitsergebnisse
Kooperative Einzelarbeit am Platz
s.o. Akustisches Signal
160 vgl. Kap. III, 2.3.1 161 vgl. Kap. II, 4.
auszuwählen, in denen sie ein fantastisches Wesen erkennen können und ihnen eine Überschrift zu geben.
8. 50 Uhr Ergebnisbesprechung
Ln. fordert die S.u.S. auf, in den Teppichfliesenkreis zu kommen. S.u.S. legen die Bilder vor sich auf den Fußboden. Ln. wählt einige Ergebnisse aus und legt sie in die Kreismitte. Die S.u.S. werden aufgefordert jeweils einem Bild eine Überschrift zu geben und diese zu begründen. Im Anschluss wird die vom Eigentümer gewählte Überschrift bekannt gegeben. S. erläutert seine Assoziation. Ln. lenkt die S.u.S. durch gezielte Impulse auf die weiterführende Arbeit mit den assoziierten Wesen. S.u.S. räumen ihre Plätze auf.
Teppichfliesenkreis S.u.S. Gespräch Gelenktes Unterrichtsgespräch
Ausgewählte Klecksbilder der Kinder
9.00 Uhr Stundenende 2.3.6 Reflexion der Unterrichtsstunde
Diese Unterrichtsstunde war eine zusätzliche Stunde und begann nach dem offenen Anfang um 8.15
Uhr. Die Schüler und Schülerinnen waren um 8.00 Uhr vollständig in der Klasse und so
hochmotiviert, dass sie sofort mit dem Unterricht beginnen wollten. Sie richteten dafür selbstständig
und schnell ihre Plätze ein. Um diese Motivation zu erhalten, entschied ich mich den Unterricht früher
zu beginnen. Die Schülerinnen und Schüler konnten sehr schnell einen Bezug zum Plakat und den
Materialien erkennen und eigene Ideen entwickeln. Florian verbalisierte sie und demonstrierte die
Arbeitsschritte schnell und sicher. Er tropfte einen Klecks auf das Blatt und verpustete ihn. Bei seinen
Mitschülern und Mitschülerinnen stellten sich daraufhin Assoziationen von Tieren wie Schnecken,
Raupen usw. ein, die benannt wurden. 162 Die Formulierung des Arbeitsauftrags fand im Anschluss
daran ebenso schnell statt. Für die zuvor genannten Schritte hatte ich in meiner Planung mehr Zeit
eingeräumt, da ich angenommen hatte, dass die Enträtselung des Plakattextes länger dauern würde.
Doch dieser wurde durch die Verbindung mit dem Material sehr schnell erkannt. Bei der
anschließenden Arbeitsphase experimentierten die Schülerinnen und Schüler mit viel Eifer in
stehender oder in sitzender Haltung. 163 Sie waren so fasziniert von der Technik, dass sie immer neue
Kleckse auf das schon benutzte Blatt tropften und verpusteten. Dadurch wurden die Blätter in DinA4
Größe unübersichtlich. Außerdem ließen sich die Schülerinnen und Schüler keine Zeit um die
162 siehe Foto 11 163 siehe Fotos 12, 13
Tuschespuren zu verfolgen, sondern produzierten immer schneller weitere Bilder.164 Alternativ würde
ich mich deshalb für kleinere Blätter entscheiden, damit erkennbar ist, dass nur ein Klecks auf dem
Papier verteilt werden soll und ihnen den folgenden Beobachtungsauftrag geben: „Schaut euch die
Fließbewegung der Tuschekleckse genau an und beobachtet, durch was ihr sie verändern könnt.“ In
dieser Stunde habe ich durch eine Unterbrechung der Arbeit und anschließendem Hinweis darauf
reagiert. Die Schülerinnen und Schüler nahmen im Anschluss daran die Arbeit wieder auf und folgten
dem Hinweis nur einen Klecks pro Blatt zu verpusten. Die Überschriftfindung für ihre
Assoziationen165 und die Auswahl der Ergebnisse verliefen zügig, im Gegensatz zu der
Ergebnisbesprechung. Die Schülerinnen und Schüler waren noch zu sehr mit ihren eigenen Bildern
beschäftigt und konnten sich dementsprechend nicht genügend auf die anderen einlassen. Alternativ
könnte ich mir vorstellen sämtliche Ergebnisse an die Pinnwand zu heften. Unter die einzelnen Blätter
würde ich ein leeres Blatt hängen, auf das die Schülerinnen und Schüler nach genauer Betrachtung
eine Überschrift schreiben. Durch diese Aktion müssten sie sich intens iver mit den einzelnen
Ergebnissen auseinandersetzen. Das Tempo der Arbeitsphase würde evtl. so eher zurückgenommen
und dadurch könnte möglicherweise eine Intensivierung der Assoziationsfindung und mehr
Langsamkeit erzielt werden.
Bestärkt in der Wahl der Technik hat mich, dass die Schüler und Schülerinnen durch die Klecksbilder
in ihrer Fantasie und Assoziationsfähigkeit sehr stark angeregt wurden und das Zufallsverfahren viel
Freude und Begeisterung auslöste. Weiterhin wurden in der Schlussphase auch schon Vorstellungen
entwickelt, wie die entstandenen Wesen in Objekte umgewandelt werden könnten.
Auch in dieser Stunde ist mir ist aufgefallen, dass sich die Schülerinnen und Schüler bei
motivierenden Techniken wenig Zeit nehmen, diese zu genießen.166 Ich habe den Eindruck, sie
arbeiten immer schneller und übersehen dabei das Ergebnis. Sie sind nicht bei sich, sondern außer
sich. Zum einen könnte es mit der Faszination der künstlerischen Technik zusammenhängen, zum
anderen wäre auch eine Übertragung der Verhaltensweisen unserer schnelllebigen konsumorientierten
Gesellschaft denkbar, in der wenig Zeit zum Verweilen und Genießen übrig bleibt. Da dieses aber für
das Wohlbefinden eines Menschen, für das Erleben von Glücksmomenten und für die Entstehung von
Kreativität entscheidend ist167, bestärkt mich das in meiner Entscheidung im Unterricht bewusst auf
eine Verlangsamung und eine Intensivierung des Unterrichtsstoffes zu achten.
2.4 Vierte Unterrichtssequenz: „Astfalter und anderes Getier“ mit einem ausführlichen
Unterrichtsentwurf der Stunde „Fantastische Wesen“
Da die Schülerinnen und Schüler in dieser Sequenz an einem außerschulischen Lernort arbeiten,
erfolgt zunächst eine Sachinformation. Im Anschluss daran gebe ich eine Beschreibung der Sequenz,
164 vgl. Einleitung 165 siehe Foto 14 166 vgl. Kap. II, 4. 167 vgl. Seitz 2001, S. 12, 37, 135-136; Seitz 1997, S.16
um den Gestaltungsprozess näher zu erläutern. Der ausführliche Unterrichtsentwurf ist in die Sequenz
eingebettet und thematisiert die Gestaltung eines Astobjekts unter Zusatz von Kleisterpapier.
2.4.1 Sachinformation außerschulischer Lernort
Außerschulische Lernorte tragen dazu bei, dass über Wirklichkeit nicht nur geredet, sondern dass sie
unter Einbeziehung möglichst vieler Sinne erfahren werden kann.168 Die Schülerinnen und Schüler
sollen durch die Arbeit im Park eine außergewöhnliche Arbeitsatmosphäre erleben, die sie motiviert
und der Natur näher br ingt.169 Für den Besuch eines außerschulischen Lernorts wird der Klassenraum
für eine reale sinnlich, anschauliche Begegnung verlassen.170 Am Lernort, dem Schlosspark171, wird
die Umwelt direkt erlebt und bildet somit einen Gegenpol zur Rezeption von Medien, die
„Wirklichkeit aus zweiter Hand“ vermitteln. 172 Es findet eine Realitätsbegegnung der Alltags- und
Umgebungswelt der Kinder statt und verbindet somit schulisches und außerschulisches Leben. Im
Schlosspark erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit künstlerisch gestaltend in der
Natur und mit den dort zu findenden Naturmaterialien zu arbeiten. Es kann eine handelnde
Auseinandersetzung erfolgen, die durch anschließende Besprechungen von Eindrücken, Erlebnissen
und Erfahrungen ausgewertet wird.173 Weiterhin soll durch die Arbeit im Park die Atmosphäre der
Natur aufgenommen werden und in die Objektgestaltung einfließen. Durch diese Arbeitsweise wird
auch ein Bezug zu der Arbeitsweise der land-art Künstler hergestellt.174
2.4.2 Organisatorische Voraussetzungen
In dieser Sequenz soll im Schlosspark gearbeitet werden. Durch witterungsbedingte Umstände muss
der Unterricht möglicherweise im Klassenraum stattfinden. Für diesen Fall werden alle benötigten
Naturmaterialien der Schülerinnen und Schüler nach jedem Schlossparkbesuch in mein Auto geladen,
das ich vor Schulbeginn auf dem Parkplatz des Schlosses abgestellt habe. Nach Unterrichtsschluss
transportiere ich die Äste und andere Naturmaterialien in die Schule, um sie dort zu lagern. So müssen
die Schülerinnen und Schüler die zum Teil sehr großen und schweren Naturmaterialien nicht in das
Schulgebäude tragen. Bei gutem Wetter werden diese Materialien vor Schulbeginn zusammen mit
Wassereimern in den Schlosspark gefahren.
2.4.3 Didaktisch-methodische Überlegungen zur Sequenz
Das Thema Objekte ist in den niedersächsischen Rahmenrichtlinien dem räumlichen Gestalten
zuzuordnen. Für das dritte Schuljahr ist die Gestaltung eines Reliefs aus formbaren Materialien
168 vgl. Vaupel, S. 11 169 vgl. Kap. II, 4. 170 vgl. Meyer, S. 327 171 vgl. Kap. II, 3.2 172 vgl. Kaiser, S. 178 173 vgl. Burk/Claussen II. S.26 174 vgl. Kap. I, 3.
vorgesehen. Ich habe mich aufgrund der Fähigkeiten und Interessen der Lerngruppe175 stattdessen für
die Erstellung eines Astobjektes entschieden, dass im Etelser Schlossgarten entstehen soll. Er ist durch
einen Unterrichtsgang von 10 Minuten gut zu erreichen. Bei der Ankunft im Schlosspark sollen
zunächst Regeln für den Aufenthalt erarbeitet und das Wald- und Wiesenstück besichtigt werden,
indem die Schülerinnen und Schüler künstlerisch arbeiten dürfen. Im Anschluss sollen die
Schülerinnen und Schüler durch einen Suchauftrag176 das Gelände näher kennen lernen und
Vorerfahrungen mit dem Suchen von Naturmaterialien machen. Weiterhin möchte ich dadurch
erreichen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre visuelle und haptische Wahrnehmung schulen,
indem sie aufmerksam werden für die Vielfalt von Naturgegenständen, die sich am Waldboden finden
lassen.177 In der folgenden Unterrichtstunde sollen die Schülerinnen und Schüler die Materialien für
ihr Objekt suchen. Dafür sollen sie ihr Klecksbild zu Hilfe nehmen und Äste suchen, die in Struktur
und Form Teilen ihrer Klecksbilder entsprechen. Dazu werden wieder der visuelle und haptische Sinn
von großer Bedeutung sein. Im Anschluss daran sollen die Naturmaterialien durch Astbündelung,
Astreihung oder Astverbindungen zu einem künstlerisch gestalteten „Fantastischen Wesen“ montiert
werden. Für die Befestigung der Äste sollen die Schülerinnen und Schüler eine bestimmte
Wicklungstechnik der Fäden erle rnen, die ihre Feinmotorik schult. Es bietet sich für Äste, die parallel
zueinander stehen sollen, eine Umwicklung mit einem Bindfaden an. Für Verbindungen bei denen die
Hölzer gekreuzt fixiert werden sollen, eignet sich eine Verknüpfung mit sich überkreuzenden Fäden.
Das entstandene Astobjekt soll durch Kleisterpapier weiter bearbeitet und verfremdet werden. So
können durch die Bespannung von Astenden mit Kleisterpapier Flügel u.ä. Attribute entstehen. Nach
dem Fertigstellen der Objekte sollen die Schülerinnen und Schüler Einladungskarten für die
Kunstausstellung aus den in der Unterrichtseinheit benutzten Materialien herstellen. Die Karten
bestehen aus gefaltetem Tonkarton, der auch schon für die Arbeit mit den Klecksen und der
experimentellen Malerei benutzt wurden. Weiterhin stehen die Zweigfedern und Scribtol, Überreste
der Hexenmalerbesen und die benutzte Folie, sowie Bindfäden zur Verfügung. Die Gestaltung der
Karten mit den Materialien, die einen Bezug zur Unterrichtseinheit entstehen lassen sollen, sollen die
Schülerinnen und Schüler selbstständig erarbeiten. Zum vorläufigen Abschluss dieser
Unterrichtseinheit sollen die Schülerinnen und Schüler Arbeiten von Richard Long und Andy
Goldsworthy anhand von Bildbänden kennen lernen und diese mit ihren eigenen Erfahrungen
verknüpfen. 178
Ich möchte, dass die Schülerinnen und Schüler in dieser Unterrichtssequenz mit den Naturmaterialien
und der Natur kreativ umgehen und durch das Anfassen der Äste, Zweige, Bindfäden und der direkten
Arbeit in der Natur ihre sinnliche Wahrnehmung schulen. Der handelnde Umgang mit den Ästen, der
Austausch mit den Mitschülern, das zielgerichtete Arbeiten in der Natur kann von den Schülerinnen
175 siehe Kap. II, 4. 176 siehe Anhang 177 vgl. Hielscher, S. 66-67. 178 siehe Anhang: Kopien
und Schülern als ein Erlebnis 179 gesehen werden, an dass sie sich erinnern und das sie in ihrer
Persönlichkeit unterstützt und ihnen Anregungen für ihre Freizeitbeschäftigung geben kann.
Entsprechend der Beobachtungen der letzten Stunde möchte ich eine bewusste Verlangsamung und
Intensivierung des Gestaltungsprozesses erzielen. Die Schülerinnen und Schüler sollen mehr
Unterrichtsstunden für ihre künstlerische Auseinandersetzung mit den Objekten bekommen, um mehr
Zeit zur intensiven und langsamen Bearbeitung zu erhalten.
2.4.4 Ausführliche Darstellung der Unterrichtsstunde „Fantastische Wesen“
Die theoretischen Grundlagen sind im ersten Teil der Arbeit ausführlich bearbeitet worden, sodass ich
auf die Sachanalyse, sowie Hinweise zur Lerngruppe und deren Lernausgangslage verzichten möchte.
Die folgenden didaktischen und methodischen Überlegungen sind dabei im Zusammenhang mit den
Überlegungen zur Sequenz zu sehen.
In den zwei vorherigen Unterrichtsstunden haben die Schülerinnen und Schüler die Regeln für den
Aufenthalt im Schlosspark erarbeitet, die Materialien aus der Suchgeschichte gefunden, erste
Materialien für ihre Objekte gesucht und einige Kinder haben bereits mit der Montage begonnen. In
dieser Unterrichtstunde sollen die Schülerinnen und Schüler ihr Objekt montieren oder es mit Hilfe
von Kleisterpapier oder weiteren Naturmaterialien verfremden.
2.4.4.1 Didaktische Vorüberlegungen
Der außerschulische Lernort Park bietet eine Vielzahl von Sinneseindrücken180, wie es kein noch so
idealer Klassenraum vermag. So erleben die Schülerinnen und Schüler kühles, feuchtes Gras,
raschelnde Blätter, Vögelgezwitscher und vieles mehr. Sie erleben die reale Natur mit allen Sinnen,
denn sie arbeiten mit Natur in der Natur. Durch die Vielzahl der Sinneseindrücke werden die
Sinneswahrnehmungen nachhaltig gefördert und durch die Lernumgebung und den handelnden
Umgang mit den Materialien die Fantasie und Kreativität angeregt.
Der Umgang mit den Naturmaterialien und deren unterschiedlichen Oberflächen soll die Schülerinnen
und Schüler befähigen, ihre sinnlichen Erfahrungen zu erweitern und ihre Umwelt bewusster
wahrzunehmen.181 Weiterhin sollen sie Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit
räumlichem Gestalten entwickeln und Objekte herstellen, die ihre individuellen Fantasien ausdrücken.
Anhand dieser Objekte sollen künstlerische Verfahren wie Verbinden und Ansetzen erlernt werden,
durch die die Naturgegenstände verfremdet werden. Die Gestaltung von „fantastischen Wesen“
entspricht dabei den Fantasien der Kinder182, die durch die ritualisierte Hexengeschichte, den
Hexenspruch und die Arbeitsumgebung und Atmosphäre im Park noch zusätzlich angeregt werden.
179 vgl. Kap. I, 2.2 180 vgl. Kap. I, 1.1 181 vgl. RRL, S. 5 182 vgl. RRL, S. 7
2.4.4.2 Zielsetzungen
2.4.4.2.1 Grobziel
Die Schülerinnen und Schüler sollen durch Verbindungen von Ästen und anderen Naturmaterialien ein
fantastisches Wesen als Objekt herstellen.
2.4.4.2.2 Feinziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen
- sich durch die kurze Erzählung und den ritualisierten Hexenspruch auf eine fantasievolle Stimmung
einlassen.
- ihre Arbeitssystematik weiter entwickeln, indem sie einzelne Arbeitsschritte planen und sie
verbalisieren.
- ein fantastisches Wesen herstellen, indem sie die Anordnung und Verknüpfung der Äste
entsprechend ihres Fantasiewesens treffen und den Ausdruck des Wesens durch
Hinzufügung von Attributen (Flügel, Fühler usw.) verstärken.
- sich der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten bewusst werden, indem sie ausgewählte Objekte
betrachten, sich zu ihnen äußern und auf Verbindungsstrukturen aufmerksam werden.
- Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse im Umgang mit Objekten erwerben.
2.4.4.2.3 Prozessuale Ziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen
- in ihrer Fantasie und Kreativität angeregt werden, indem sie ihre Ideen von einem fantastischen
Wesen in ein dreidimensionales Objekt umsetzen.
- ihre Wahrnehmung, ihre haptische und visuelle Erfahrung sowie ihre Feinmotorik schulen.
- ihre Eigenständigkeit und Selbstständigkeit weiterentwickeln, indem sie ihre Arbeit selbstständig
beginnen und durchführen.
- ihre Eigenverantwortung und Zuverlässigkeit weiter entwickeln, indem sie mit den Materialien
sachdienlich umgehen und ihren Arbeitsbereich aufgeräumt hinterlassen.
- Verantwortung für andere und das System mit übernehmen, indem sie die vereinbarten Regeln
kennen und sich daran halten.
2.4.4.3 Methodische Vorüberlegungen
Die Einführungs- und Erarbeitungsphase findet im Stehkreis statt, da diese Form den Schülerinnen
und Schülern eine gute Sicht auf die Kreismitte und die Objekte ermöglicht und zugleich ein
diametrales Unterrichtsgespräche zulässt. Außerdem konzentriert sich die Lerngruppe dabei mehr auf
den Gegenstand der Stunde und wird nicht so leicht durch die Umgebung abgelenkt.183
183 vgl. Kap. II, 4
Zu Stundenbeginn möchte ich auf die Hexenerzählung der letzten Stunde Bezug nehmen, um die
Schülerinnen und Schüler in eine fantasievolle Stimmung zu versetzen und damit die Betrachtung der
vorliegenden Ergebnisse einzuleiten. 184 Anhand dieser sollen die möglichen Entstehungsarten von
Astobjekten veranschaulicht und die ihnen zu Grunde liegenden Verbindungstechniken zunächst
verbalisiert und anschließend demonstriert werden. Die Schülerdemonstration soll aufkommende
Schwierigkeiten bei der Verbindung von Ästen vorwegnehmen und den Schülerinnen und Schülern
Techniken vermitteln, die ihnen die Arbeitsphase erleichtern.
Der gemeinsam aufgesagte Zauberspruch soll den Kindern eine positive Grundeinstellung vermitteln
und die fantastische Stimmung erhalten.185 Außerdem soll durch das Festhalten der Hände und das
gemeinsame Aufsagen des Spruchs das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden, was mir gerade im
Hinblick auf die weiträumige Unterrichtsumgebung in besonderem Maße wichtig erscheint. Die
Rituale wie Stehkreis und Hexenspruch sollen den Schülerinnen und Schülern einen festen
Bezugsrahmen geben, der Irritationen vorbeugt, die durch die andere Lernumgebung und die offene
Arbeit im Anschluss gegeben sein könnten.186
Zur Ideenfindung stehen der Lerngruppe alle Klecksbilder der Klasse in einer Mappe zur
Verfügung.187
In der Arbeitsphase arbeiten die Schülerinnen und Schüler in kooperativer Einzelarbeit oder in
Partnerarbeit. Dieses ermöglicht ihnen ihre individuellen Vorstellungen von einem fantastischen
Wesen umzusetzen, sich gleichzeitig mit Mitschülern über Ideen und Anregungen auszutauschen und
sich gegenseitig zu helfen. In dieser Phase werde ich mich verstärkt Alena, Pascal und Azad
zuwenden188 , um ihnen ggf. durch gezielte Impulse bei der Ideenfindung und deren Umsetzung zu
helfen. Da sich die Schülerinnen und Schüler während der Arbeitsphase auf einem größeren Gelände
frei bewegen können und gewährleistet sein muss, dass sie mich auch über größere Entfernungen
hören können, verwende ich als akustisches Signal für die Sammlung zur Schlussphase eine Glocke.
In der Schlussphase sollen die Schülerinnen und Schüler anhand von ausgewählten Objekten die
individuellen Gestaltungsideen erkennen und feststellen, wie die einzelnen Elemente miteinander
verbunden sind. Um die Fantasie der Kinder anzuregen und den fantastischen Charakter der
entstandenen Astwesen zu betonen, nehme ich wieder Bezug auf die Hexengeschichte der letzten
Stunde. Diese Phase findet aus den schon bereits genannten Gründen wieder im Stehkreis statt.
Falls die Arbeitsphase verlängert werden muss, wird die Teilergebnisbesprechung zu Beginn der
nächsten Stunde stattfinden. Um den Kindern trotzdem Ideen für die Weiterarbeit zu vermitteln,
dürfen sie sich die Arbeiten ihrer Mitschüler anschauen.
Falls die Lerngruppe früher mit ihren Gestaltungen fertig sein sollte, dürfen sie sich die Objekte ihrer
Mitschüler zuerst betrachten. Die Teilpräsentation findet im Anschluss daran statt. Die Schülerinnen
184 siehe Anhang Fantasiegeschichte 185 siehe Anhang Hexenzauberspruch 186 vgl. Kap. II, 5. 187 vgl. Kap. II, 1. 188 vgl. Kap. II. 4.
und Schüler räumen selbstständig auf. Um bei schlechtem Wetter mit den Objekten im Klassenraum
arbeiten zu können, werden sie mit dem Auto in die Schule gebracht. In der Schule befinden sich für
die Arbeit gesammelte Äste und andere Naturmaterialien.
Zugunsten einer längeren Arbeits- und Präsentationsphase ist mit der im Anschluss unterrichtenden
Lehrerin der Klasse besprochen worden, dass sie etwa 10 Minuten später mit ihrem Unterricht beginnt.
2.4.4.4 Geplanter Unterrichtsverlauf
Zeit/Phase
Lehrer-Schüler-Interaktion
Arbeits- und Sozialform
Material/Medien
10.00 Uhr 10.10 Uhr Hinführung 10.13 Uhr Erarbeitung
S.u.S. verlassen die Schule und gehen in den Schlosspark. LAn. bittet S.u.S. in den Stehkreis. In der Kreismitte befinden sich einige Ergebnisse der letzten Stunde. LAn. nimmt Bezug auf die vorherige Stunde und lenkt die Aufmerksamkeit der S.u.S. auf die Teilergebnisse in der Stehkreismitte. S.u.S. äußern sich. LAn. gibt ggf. den verbalen Impuls: „Wie hast du die Zweige denn befestigt?“ S.u.S. verbalisieren und werden zu einer Demonstration aufgefordert. S.u.S. äußern sich. S.u.S. und LAn. reichen sich die Hände und sagen gemeinsam den Zauberspruch.
Gemeinschaftsaktion Stehkreis (Stuhlkreis), gelenktes Unterrichtsgespräch, S. Demonstration, gelenktes Unterrichtsgespräch, Gemeinschaftsaktion
Glocke als akustisches Signal, Unterrichtsergebnisse aus der letzten Kunststunde, Tuch, Zauberspruch, Materia lkiste mit Bindfäden unterschiedlicher Stärke, Scheren, Astscheren, angerührter Tapetenkleister in einem Eimer, unbedrucktes Zeitungspapier auf einer Rolle, Malerfolie als Unterlage für Kleisterarbeiten, Wassereimer zum Händewaschen, Klecksbilder in einem Ordner, Äste, Zweige, Rindenstücke und andere Naturmaterialien (vor Ort)
10.20 Uhr Arbeitsphase
S.u.S. arbeiten an ihren Objekten. LAn. beobachtet, berät und gibt Hilfestellungen.
Kooperative Einzelarbeit oder Partnerarbeit an selbstgesuchten Plätzen, S.u.S. Aktivität
s.o.
10.40 Uhr Teilpräsentation
LAn. bittet S.u.S. in einen Stehkreis. In der Kreismitte befinden sich ausgewählte Objekte der Kinder. LAn. gibt ggf. einen verbalen Impuls zur Herausarbeitung der Äste zu fantastischen Wesen.
Stehkreis, gelenktes Unterrichtsgespräch,
Glocke, Tuch, ausgewählte Objekte der Kinder
Wo sehen die Äste denn schon wie ein fantastisches Wesen aus und warum? S.u.S. äußern sich dazu. LAn. gibt Ausblick auf die nächste Stunde und bittet die S.u.S. ihre Arbeitsplätze aufzuräumen und die Materialien und Objekte im Kofferraum des Autos zu verstauen.
S.u.S. Aktion
(Auto als Transportmittel für Material und Objekte)
10.55 Uhr Stundenende
S.u.S. und LAn. verlassen den Schlossgarten und gehen in die Schule zurück.
S.u.S. u. LAn. Aktivität
Bei schlechtem Wetter findet der Unterricht in den Schulräumen statt. Zeit Plus: S.u.S. sehen sich die Arbeiten der anderen Mitschüler an und im Anschluss
daran findet die Teilpräsentation statt. Zeit Minus: S.u.S. sehen sich die Arbeiten der anderen an und die Teilpräsentation findet in der
nächsten Stunde statt.
2.4.3.5 Reflexion der Sequenz
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich hochmotiviert und sind in dieser Sequenz zu sehr
unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, die Techniken wie Astverbindungen, Astbeziehungen,
Astverformungen, und Astverfremdungen aufweisen. Sie haben den Umgang mit Farbe auf Körpern
erfahren und Farbmischungen vorgenommen. Eine Schülerin hat bei ihrer Farbwahl bewusst
Komplementärfarben zur Farbsteigerung eingesetzt.189
Zu Beginn der Sequenz stellten die Klecksbilder eine große Hilfe zur Findung von Objektideen dar.
Die Schülerinnen und Schüler suchten sich entsprechend dieser Vorlage die Äste aus dem Wald und
montierten sie zu einem Objekt.
Durch überkreuz gelegte Äste und entsprechende Fixierungen entstanden Tausendfüßler, die durch
eine anschließende Bemalung verfremdet wurden. 190 Ebenso wurden aus überkreuzten Ästen
Drachenwesen hergestellt, dessen Flügel mit Kleisterpapier bespannt wurden. Die anschließende
farbige Gestaltung unterstrich die mystische Wirkung. 191 Durch den handelnden Umgang entdeckten
einige Schüler die Technik der Astbiegung und dessen besonders feste Fixierung. Diese runden
Formen wurden z.B. für die Herstellung von Astschnecken benutzt.192
Im weiteren Verlauf der Unterrichtssequenz wurden die Fantasie und Kreativität der Schülerinnen und
Schüler zunehmend durch besondere Fundstücke im Wald angeregt. Dadurch lösten sie sich von ihren
189 siehe Foto im Anhang 190 siehe Fotos 15, 16 191 siehe Fotos 17, 18 192 siehe Foto 19
Klecksvorlagen und kamen zu eigenen gestalterischen Ideen. Eine Schülerin fand einen Ast, dessen
Rinde schon abgefallen war. Der von Rissen durchzogene, verwitterte Ast in seiner mehrfach
gebogenen Form, rief bei der Schülerin die Assoziation „Schlange“ hervor. Sie lies durch
Bindfadenumwicklungen ein Schlangenmuster entstehen und bildete Augen aus Blättern.193 Ein
anderes Mädchen fand einen kleinen borkigen Zweig und ein Stück Rinde mit Loch. Sie bemalte den
Zweig mit Farbe und legte ihn auf die Baumrinde. Im Zusammenspiel dieser beiden Gegenstände,
sieht der Betrachter eine farbenprächtige Raupe, die aus einem Loch der Rinde schlüpft.194
Diese Ergebnisse sind nicht durch das Montieren von mehreren Ästen entstanden, sondern die
Schülerinnen haben die Oberfläche und Form der Äste durch Farbe bzw. Umwicklung so verändert,
dass daraus Objekte entstanden sind, die Tieren ähneln. Eine Schülerin hat durch
Bindfadenumwicklung eines verzeigten Astes und anschließender Bemalung eine Spinne entstehen
lassen, die sie auf einen Ast mit vielen Zweigen gesetzt hat. In diesen Ast hat sie durch locker
gezogene Bindefäden ein Spinnennetz gezogen. Auch bei diesem Ergebnis wird eine Verbindung
zwischen einzelnen verfremdeten Materialteilen geschaffen, die beim Betrachter die Assoziation
„Spinne im Netz“ auslöst.195 Neben den zuvor beschriebenen Objekten sind zahlreiche weitere
interessante Ergebnisse dieser Sequenz im Anhang zu finden.
Der regelmäßige Besuch des außerschulischen Lernorts Schlosspark wurde von den Schülerinnen und
Schülern als etwas Besonderes wahrgenommen. Dabei nahmen sie die vielen unterschiedlichen
Sinneseindrücke wahr, die die Natur bietet und die durch die Arbeitsmaterialien noch unterstützt
wurden.196 Ich gehe davon aus, dass diese sinnliche Atmosphäre viel zur Verlangsamung und
Intensivierung des Gestaltprozesses bei den Schülerinnen und Schülern beigetragen hat und eine
Verknüpfung für die Arbeiten der Künstler Goldsworthy und Long erreicht werden konnte.
Problematisch an dieser Sequenz waren die engen schulischen Zeitvorgaben, durch die die
Schülerinnen und Schüler gezwungen wurden, ihre gestalterischen Arbeiten immer wieder zu
unterbrechen. Ich gehe davon aus, dass künstlerische Ideen dadurch verloren gegangen sind.
2.5 Fünfte Unterrichtssequenz: „Kinderkunstausstellung“
Da diese Ausstellung erst nach Beendigung dieser Examensarbeit eröffnet wird, folgen im Anschluss
nur die didaktisch-methodischen Vorüberlegungen.
2.5.1 Didaktisch-Methodische Vorüberlegungen
Die gesamten Arbeiten der Schülerinnen und Schüler sollen in einer Kinderkunstausstellung im
Rahmen des Etelser Schlossparkvereins für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die
193 siehe Foto 20, 21, 22 194 siehe Fotos 23, 24 195 siehe Fotos 25, 26 196 siehe Foto 27, 28
Ausstellung wird in Form einer Installa tion in dem Waldstück zu finden sein, indem die Schülerinnen
und Schüler gearbeitet und die Materialien für die Objekte gefunden haben.
Die Schülerinnen und Schüler haben sich über einen langen Zeitraum sehr intensiv mit
Naturmaterialien beschäftigt. Sie haben Freude an der Arbeit gehabt, aber mussten auch
Frustrationserlebnisse hinnehmen. Mit den Werken haben sich die einzelnen Schülerinnen und Schüler
sehr stark auseinandergesetzt. Ihre Erfahrungen und ihre ganze Persönlichkeit sind in den Objekten zu
finden.197 So zeigten sie mit ihren künstlerischen Auseinandersetzungen ein „Teil ihrer Selbst.“198 In
den Ergebnissen spiegelt sich die Kreativität und Fantasie der Schülerinnen und Schüler wieder. Die
Ausstellung ihrer Arbeiten im Rahmen des Etelser Schlossparkvereinsjubiläums zeigt eine Ernstnahme
und Wertschätzung ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema. Ihr Selbstwertgefühl soll durch die
außerschulische Präsentation gestärkt werden. Weiterhin werden ihre Ergebnisse inmitten der Arbeiten
ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler zu sehen sein, dieses kann das Gefühl der
Gruppenzusammengehörigkeit erhöhen. 199
Als Präsentationsform habe ich mich für eine Installation mit allen Ergebnissen aus der
Unterrichtseinheit entschieden. Ich möchte keine Auswahl von besonders guten Ergebnissen treffen,
weil ich der Meinung bin, dass alle Schülerinnen und Schüler zu individuellen ausstellungswürdigen
Ergebnissen gekommen sind.
Die Installation wird mit den Schülerinnen und Schülern an dem Ort aufgebaut, an dem sie in der
letzten Sequenz gearbeitet haben. Dazu sollen die Baumgedanken der ersten Sequenz an einer
Bindfadenleine mit Holzwäscheklammern entlang des Weges aufgehängt werden. Die großformatigen
Plakate mit den Ergebnissen der experimentellen Malerei sollen an stärkeren Naturseilen aufgehängt
werden. Sie sollen den Besucher dazu auffordern, sich in das Waldstück hinein zu begeben. Ich
erwarte in diesem Zusammenhang Schwierigkeiten mit der Befestigung, die sich sicherlich vor Ort
lösen lassen. Zwischen den Plakaten sollen die Hexenmalerbesen hängen, die durch ihre Anwesenheit
auf die Entstehung der Arbeiten verweisen. Die fantastischen Astobjekte der Schülerinnen und Schüler
sollen je nach Art, auf dem Boden oder zwischen den Bäumen liegen oder an Ästen aufgehängt
werden. Durch diese Art der Ausstellung in der Natur wird ein Bezug zu den Künstlern Goldsworthy
und Long hergestellt.200 Denn die entstandenen Werke aus Naturmaterialien und die farbigen Spuren,
die die Materialien auf dem Karton hinterlassen haben, sind als Zeichen der Auseinandersetzung der
Schülerinnen und Schüler zu verstehen, die für die Zeit der Ausstellung an die Natur zurückgegeben
werden.201
Diese vorangegangenen Überlegungen können sich durch die örtlichen Begebenheiten und
Besonderheiten des Schlossparkjubiläums noch stark verändern.
197 vgl. Aissen-Crewett, S.120 198 siehe ebd. 199 vgl. ebd. 200 vgl. Kap. I, 3., Kap. II. 5. 201 vgl. Kap. I, 3.
Durch die Ausstellung der Arbeiten im Schlosspark werden sie einer größeren Öffentlichkeit
außerhalb der Schule zugänglich gemacht. Die künstlerischen Ergebnisse bilden ein Bindeglied
zwischen der Schule und der Gemeinde. Die Transparenz, die durch die Kinderkunstausstellung und
die Vermittlung der Entstehung der Arbeiten entsteht, ist als Öffnung der Schule und des Faches Kunst
anzusehen.
3. Gesamtreflexion der Unterrichtseinheit
Durch das Arbeiten mit Naturmaterialien wurden den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten
gegeben, sich durch vielfältige sinnliche Reize angesprochen zu fühlen und sinnliche Erfahrungen zu
machen. Über die unterschiedlichen Oberflächenqualitäten konnten vermehrt reale haptische und
intensive visuelle Reize aufgenommen werden. Wie intensiv die Schülerinnen und Schüler diese
sinnlichen Reize wahrgenommen, welche sie davon verarbeitet haben und wie viele davon als
Erfahrungen abgespeichert worden sind, kann ich nicht überprüfen. Ich gehe davon aus, dass die Reize
von den Kindern in unterschiedlicher Weise aufgenommen worden sind, entsprechend ihrer
Persönlichkeit, ihren Bedürfnissen, Vorerfahrungen und Möglichkeiten. Dementsprechend kann ich
nicht nachweisen, dass eine Erweiterung der sinnlichen Erfahrungen durch die Naturmaterialien
stattgefunden hat.
Schwierig ist auch die Nachweisbarkeit von Erlebnissen. Es gab Unterrichtsstunden, deren
Atmosphäre in meinen Augen spannungsvoll, intensiv und erfahrungsbezogen war, z.B. die
Unterrichtstunde in der die Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof mit ihren Hexenmalerbesen
experimentiert haben202 oder die Unterrichtstunde, in der sie das Zufallsverfahren angewendet haben.
Aber ob die Schülerinnen und Schüler dieses genau so erlebt haben und sie als Erlebnis bezeichnen
würden, ist fraglich. Nachweisbar ist, dass durch die Unterrichtseinheit Situationen geschaffen
wurden, die so intensiv waren, dass sie als außergewöhnliche Erlebnisse interpretiert werden könnten.
Diese Interpretation ist abhängig von der Persönlichkeit der jeweiligen Schülerin bzw. des jeweiligen
Schülers.203 Denn was für den einen ein Erlebnis darstellt, muss für den anderen noch nicht einmal von
Bedeutung sein. Die intensive motivierte Herangehensweise der Schülerinnen und Schüler zeigt mir
aber, dass es wichtig ist in der Schule vermehrt Situationen zu schaffen, in denen Schülerinnen und
Schüler sinnliche Erfahrungen und besondere Erlebnisse machen können. Zum einen, um einen
Gegenpol zum Alltag zu schaffen204 und zum anderen, weil die Schule neben der Vermittlung von
Wissen, auch die Ausbildung des gesamten Menschen, seiner Emotionalität und seines Geistes fördern
sollte. Kunstunterricht kann dazu einen besonderen Beitrag leisten.
202 vgl. Kap. III, 2.2 203 vgl. Kap. I, 2.2 204 vgl. Einleitung; Kap. I, 2.1
Durch die Unterrichtseinheit haben die Schülerinnen und Schüler im grafischen, farbigen und
räumlichen Bereich neue Techniken erlernt.205 Durch die selbst hergestellte Zweigfeder und das
Schreiben mit Scribtol wurde die Verlangsamung des Schreibprozesses und damit eine
Bewusstmachung erreicht.206 Durch das Aufschreiben wurden die „Aspekte der Bewegung,
Sinnlichkeit und Körperlichkeit“207 auf die Hand bezogen. Im Weiteren erlernten die Schülerinnen und
Schüler die Technik der „Experimentellen Malerei“ unter Einbeziehung ihres ganzen Körpers
kennen.208 Durch das Experimentieren erfuhren die Schülerinnen und Schüler selbstständig die
Möglichkeiten des Naturmaterials. Diese Technik war für die Schülerinnen und Schüler in
besonderem Maße motivierend, spannungsvoll und ganzkörperlich erfahrbar.209 Die vorgegebene
Sitzhaltung, die allgemein im Unterricht erwünscht ist, wurde aufgehoben zugunsten einer stehenden,
den ganzen Körper einsetzenden Malhaltung.
Eine besondere Herangehensweise, um zu Ideen für die künstlerische Gestaltung von Astobjekten zu
gelangen, ist die assoziierende Technik des Zufallsverfahrens.210 Die Schülerinnen und Schüler
wurden dadurch angeregt, Assoziationen zuzulassen, daraus Fantasien zu entwickeln und diese kreativ
in Astobjekte umzuwandeln. Dabei wurden sie in ihren individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten
gefördert. Dieses lässt sich besonders an den unterschiedlichen Bearbeitungsqualitäten der Astobjekte
nachvollziehen. So reichen die Bearbeitungen von reiner Bemalung (Astschlange),
Musterfadenumwicklung für die Schlangenhaut, über Sichtbarmachung von Beziehungen
(Spinne/Spinnennetz oder Rindenwurm) bis hin zu fantastischen Wesen (Waldfee, Drache,
Zauberschmetterling aus Astverbindungen, usw.). Die Ergebnisse sind überwiegend im realen und
weniger im fantastischen Bereich angesiedelt.211 Eine mögliche Erklärung könnte in den Vorlieben der
Schülerinnen und Schüler zu finden sein.
Im Verlauf der Unterrichtseinheit konnte ich eine Verbessung der Handgeschicklichkeit bei fast allen
Schülerinnen und Schülern beobachten. Zu Beginn der zweiten Sequenz gab es häufig
Schwierigkeiten mit den Bindfadenumwicklungen und den Verknotungen. Am Ende der vierten
Sequenz traten diese Probleme nur noch in wenigen Fällen auf.212
Weiterhin konnte ich auch eine deutliche Verlangsamung im Entstehungsprozess der Objekte
erkennen.213 Die Schülerinnen und Schüler ließen sich mehr Zeit, um die passenden Materialien zu
suchen, über Konstruktionen ihrer Objekte nachzudenken und sich mit anderen darüber auszutauschen.
Dieses führte dazu, dass die Arbeitsatmosphäre im Schlosspark an Kunstwerkstätten erinnerte, in der
jeder Schüler und jede Schülerin seinen/ ihren Platz fand. Manche entfernten sich von der Gruppe, um
205 vgl. Kap. II, 6. 206 vgl. Kap. III, 2.2 207 vgl. Schreier, S. 17 208 vgl. Kap. III, 2.2 209 vgl. Kap. III, 2.2.3 210 vgl. Kap. II, 1.1.2.1; Kap. III, 2.3 211 vgl. Kap. III, 2.4.3.5 212 vgl. Kap. II, 4; Kap. III, 2.4.5 213 vgl. Kap. III, 2.3.3
konzentriert zu arbeiten und andere suchten sehr bewusst den Kontakt. Sie arbeiteten im Stehen oder
im Sitzen und konnten ihre Arbeitshaltung so wählen, wie es für ihren Körper am angenehmsten war.
Dadurch konnten sie den Körper in unterschiedlichen Arbeitshaltungen einsetzen und erfahren. Diese
Unterrichtssequenz kam den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler entgegen. Die Schülerinnen
und Schüler profitierten von der Öffnung des Kunstunterrichts in die reale Natur, denn sie erlebten
dort den Gegenpol zum schnelllebigen, konsumorientie rten Leben.
Es lässt sich weiterhin festhalten, dass sich die Kinder aufgrund ihrer durch Handlung erworbenen
künstlerisch technischen Erfahrungen sehr gut auf die Werke der Künstler Pollock, Hartung, Long und
Goldsworthy einlassen konnten. Daher ist diese Form von Kunstvermittlung in besonderem Maße
geeignet, dieser Lerngruppe Einblicke in Arbeitsweisen und Werke von Künstlern zu vermitteln.
Die Fantasie der Schülerinnen und Schüler wurde durch den außerschulischen Lernort Schlosspark
und seine besondere Atmosphäre angeregt. Sie erkannten, dass durch die reale, sinnliche und
anschauliche Begegnung mit der Natur Assoziationen und Fantasien entstehen können. Die
Schülerinnen und Schüler schauten dabei nicht mehr auf den Waldboden, sondern auf die Stämme und
Kronen der Bäume und erkannten darin Fantasiegestalten. Diese Beobachtung und die individuellen
Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler verdeutlichen, dass die Unterrichtseinheit zu einer Fantasie -
und Kreativ itätsförderung beigetragen hat.214
Die ruhige Atmosphäre des Parks wirkte sich auch auf die Schülerinnen und Schüler aus, denn es gab
keine Unterrichtsstörungen mehr. Sie konnten in dieser Lernumgebung bei aufkommender
Bewegungsunruhe aufstehen und umhergehen, um sich danach wieder ruhig und konzentriert mit
ihren Arbeiten auseinander zu setzen.215 Erstaunlich war für mich, dass sie sich in der
Unterrichtseinheit über einen langen Zeitraum nur mit Naturmaterialien und in der vierten Sequenz mit
Objekten beschäftigen konnten ohne gelangweilt, unmotiviert oder unkonzentriert zu werden.216
Dieses ist evtl. sowohl auf die vermehrten sinnlichen Reize des Materials, auf die Anwendung von
unterschiedlichen Techniken und auf die andere Lernumgebung zurückzuführen.
Der Lernort Park führte auch zu nicht geplanten außergewöhnlichen Ereignissen. So wurde von den
Schülerinnen und Schülern in einer Stunde ein großer Käfer entdeckt, der sich krabbelnd auf ihren
Händen und Armen bewegen durfte.217 Diese intensiven taktilen Wahrnehmungen wurden im
Anschluss sehr genau besprochen. In einer weiteren Unterrichtsstunde lief eine kleine Spitzmaus über
die Wiese und wurde von allen mit sehr großem Interesse betrachtet. Eine Klassenlehrerin hätte in
diesen Fällen situativ in der nächsten Unterrichtsstunde auf diese Originalbegegnung reagieren
können. Ich konnte es leider nicht.
214 vgl. Kap. II, 6. 215 vgl. Kap. II, 4. 216 vgl. Einführung; Kap. I, 2., 2.1, 2.3 217 siehe Foto
Die zuvor genannten Gründe rechtfertigen den hohen Material- und Organisationsaufwand, der die
Unterrichtseinheit begleitete. Schwierig hingegen war der Umgang mit der Zeit. Es stand eine
Unterrichtsstunde pro Woche für diese Unterrichtseinheit zur Verfügung. Dieses stellte eine besondere
Herausforderung für den Unterricht im Schlosspark da. Für den Unterrichtsgang hatte ich die große
Pause eingeplant. Nach dem zweiten Besuch forderten die Schülerinnen und Schüler diese jedoch aus
gutem Grund wieder ein. Um die Motivation zu erhalten und sich auf das Arbeiten im Schlosspark
einlassen zu können war es mir wichtig, den Forderungen der Klasse nachzukommen. Die
Klassenlehrerin erklärte sich bereit, ihren Unterricht zwanzig Minuten früher enden zu lassen und
somit den Schülerinnen und Schülern eine große Pause zu ermöglichen.
Trotz dieser Maßnahme litten die Schülerinnen und Schüler im Schlosspark unter der
Zeitdisziplinierung. Denn gerade, wenn sie „im Bilde waren“ und sich auf ihr Objekt eingelassen
hatten, war es schon wieder Zeit aufzuräumen und zur Schule zurückzugehen. 218 Die Arbeiten der
Schülerinnen und Schüler hätten an ästhetischem und technischem Charakter gewonnen, wenn der
Lerngruppe eine Doppelstunde zur Verfügung gestanden hätte. Dieses bestätigte auch der in einer
Unterrichtstunde anwesende Rektor der Schule. Im neuen Schuljahr werden für die ersten und zweiten
Klassen Doppelstunden für den Kunstunterricht eingesetzt.
Die Unterrichtseinheit war geprägt von mehreren unterschiedlichen Techniken, die z.T. nicht
vertiefend behandelt wurden. Die Schüle rinnen und Schüler kamen z.B. nicht dazu, ihre eigenen
Erfahrungen nach der experimentellen Malerei auf dem Schulhof noch einmal bewusst malerisch
umzusetzen. Weiterhin wurden die Auseinandersetzungen mit den Künstlern nicht vertiefend
behandelt. Alternativ würde ich, die Vielfalt an Techniken sowie Künstlern einschränken und
vertiefend mit einer Technik und einem Künstler arbeiten. Ich würde den Schülerinnen und Schülern
mehr Zeit zur intensiveren Bearbeitung und Umsetzung ihrer Erfahrungen lassen. Ein Museumsbesuch
in der Neuen Weserburg in Bremen könnte eine Möglichkeit sein, den Schülerinnen und Schülern
durch Realbegegnung mit Kunstwerken, Kunst näher zu bringen. Auch dort würde ich mich auf einen
Künstler beschränken. Ich habe in meiner Unterrichtseinheit darauf bewusst verzichtet, weil für mich
die land-art Kunst im Museum wenig von ihrem Ausdruck, den sie in der Natur hat, vermitteln kann.
Diese Unterrichtseinheit wäre als Thema für eine Projektwoche denkbar. Da die Schülerinnen und
Schüler sich dann individuell die Zeit nehmen können, die sie zum Denken, zum Ideen entwickeln und
verwerfen benötigen. Denn gerade Kreativität, die als eine Schlüsselqualifikation der
Persönlichkeitsmerkmale gilt, kann sich in der offenen Zeitstruktur besser entfalten. Außerdem wäre
Zeit, um auf Bäume zu klettern, bei geschossenen Augen den Geräuschen zu lauschen, auf
Entdeckungsreise zu gehen und anderes mehr. Diesen sinnlichkeitsanregenden, kindorientierten
Erlebnissen konnte ich im Rahmen meiner Unterrichtseinheit nur begrenzt Raum geben. Somit sind
die Lernmöglichke iten, die die Natur den Schülerinnen und Schülern bietet, aufgrund des zeitlichen
Organisationsrahmens nicht ausgeschöpft worden.
218 vgl. Kap. III, 2.4.5
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CD Rom
Brockhaus multimedial 2000
Encarta Enzyklopädie 1999
Internetadresse
www.eos-ep.de/eos.htm
Anhang
Fantasiegeschichte zur ersten Unterrichtssequenz „Schreibfantasien mit Zweigfeder“
Vor langer Zeit lebte in Etelsen eine Frau, die Bäume sehr liebte. Sie wohnte in einem kleinen Haus
nahe beim Schloss und war sehr arm. Wenn es ihre Zeit zuließ, dann spazierte sie durch den
Schlosspark, sah sich die Bäume und Sträucher an und war wie verzaubert von der Schönheit der
Natur. Besonders gern hatte sie einen Baum. Sie liebte es unter diesem Baum zu sitzen und nach oben
in das Blätterdach zu schauen. Sie fühlte mit ihrem Rücken die raue Rinde und hörte das Rauschen der
Blätter über ihr, wenn der Wind hindurchwehte. Im Frühling war der Baum von vielen Blühten
bedeckt und es roch wunderbar süß. An einem Tag, als sie wieder durch den Park spazierte und sich
unter ihren Lieblingsbaum setzte, bemerkt sie ein starkes Verlangen etwas für ihren Baum zu
schreiben. Sie erinnerte sich daran, dass sie noch sehr alte Tinte von ihrer Mutter besaß, aber die
Feder, die sie zum Schreiben benutzte, war schon seit langer Zeit zerbrochen. Sie stand traurig auf und
sah noch einmal in das Blätterdach. Sie hätte so viel zu schreiben gehabt. Es waren viele Worte, Sätze
und Gedichte in ihrem Kopf. Sie begann zu gehen und plötzlich stolperte sie über etwas, was direkt
vor ihr am Boden des Baumes gelegen haben musste. Sie nahm es in die Hand, sah es sich genau an
und plötzlich strahlte sie über das ganze Gesicht. Denn der Baum hatte ihr etwas geschenkt, mit dem
sie mit etwas Geschick ihre Gedanken aufschreiben konnte.
Fantasiegeschichte zur zweiten Unterrichtssequenz „Spurensuche mit dem Malerbesen“
Vor langer Zeit lebte einmal eine kleine Hexe in einem kleinen schiefen Hexenhaus mitten im
Wald. Sie hieß Hixi, weil sie sehr oft einen Schluckauf bekam. Das allerschönste war dann für
sie, mit dem Schluckauf durch die Lüfte zu reiten. Dazu benutzte sie natürlich ihren
Hexenzauberbesen. Dieser Besen war etwas ganz besonderes, denn Hixi saß nicht auf ihm,
sondern sie hielt ihn in der Hand. Nur so konnte sie nämlich das tun, was sie neben dem
Fliegen am allerliebsten tat, sie malte den Himmel an. Je nachdem, wie sie durch die Wolken
flog, änderte sich die Farbe des Himmels. Und je nach Laune von Hixi war er manchmal von
Streifen in unterschiedlichen Farben oder von Punkten und Strichen durchzogen. Besonders
lustig sah er aus, wenn sie ihren Schluckauf hatte.
An manchen Tagen ließ sie sich Zeit und flog ganz langsam über den Himmel, dann sahen die
Spuren dick und träge aus und manchmal brauste sie mit unglaublicher Geschwindigkeit und
hinterließ dann dünne fast unsichtbare Linien.
Eines Tages ritt sie wieder mit ihrem Besen, als sie von einem Gewitter überrascht wurde. Es
begann zu regnen, zunächst ganz kleine und dann immer dickere Tropfen. Gleichzeitig wurde
der Wind immer stärker und stärker. Es blitzte und weil das noch nicht schlimm genug war,
bekam Hixi auch noch ihren Schluckauf. Ihrem Besen schien das Ganze gar nichts
auszumachen, denn er malte mit kräftigen Strichen rote, gelbe und blaue Farbe in den
Himmel.
So schnell wie das Unwetter gekommen war, verschwand es auch wieder. Hixi landete und
betrachtete verwundert den Himmel. So etwas Fantastisches hatte sie noch nie gesehen.
Suchgeschichte zur Einführung in den außerschulischen Lernort Schlosspark
Hexe Hixi hat noch eine andere Lieblingsbeschäftigung. Sie sammelt kleine Gegenstände, die
sie auf dem Boden findet. Mach es wie sie und suche auf dem Waldboden
1. - etwas dünnes
2. - etwas dickes
3. - etwas spitzes
4. - etwas raues
5. - etwas glattes
6. - und etwas winzig kleines.
Fantasiegeschichte zur vierten Unterrichtssequenz: „Astfalter und anderes Getier“
Ich habe euch ja schon einmal von der Hexe Hixi erzählt. Mir ist zu Ohren gekommen, dass
sie sich furchtbar langweilt. Sie hat keine Lust mehr immer allein den Himmel anzumalen und
sie sehnt sich nach Freunden. Wie ihr euch sicher denken könnt, kann eine Hexe natürlich
nicht mit ganz normalen Menschen befreundet sein, sondern es müssen Zauberwesen sein,
wie sie selbst. Die Hexe Hixi ist mit ihrem Besen heute nacht über unseren Wald geflogen
und hat nach Spielgefährten gesucht, die mit ihr Verstecken spielen. Aber leider haben sich
die fantastischen Wesen in den Bäumen und Zweigen so gut versteckt, dass sie sie nicht
gefunden hat. So musste sie wieder ohne Freunde nach Hause fliegen. Vielleicht können wir
ihr helfen die fantastischen Wesen sichtbar zu machen. Dazu brauchen wir einen
Zauberspruch. Er wirkt besonders gut, wenn wir uns dabei anfassen und alle gemeinsam den
Spruch sagen:
Zauberspruch zur vierten Unterrichtssequenz: „Astfalter und anderes Getier“
Hexi Hixi huckeldi Maus!
Fantastische Wesen
kommt aus den Zweigen heraus!
Erklärung gem. § 13 PVO-Lehr II
Ich versichere, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbstständig angefertigt, keine anderen als
die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe und die Stellen der Arbeit, die im Wortlaut oder im
wesentlichen Inhalt anderen Werken entnommen sind, mit genauer Angabe der Quelle
gekennzeichnet habe.
Verden, den 10. August 2003 Heidi Dora