Es ist eine gute Heuristik, sich zu fragen, wie wir selbst den menschlichen Organis- mus entworfen...

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Es ist eine gute Heuristik, sich zu fragen, wie wir selbst den menschlichen Organis- mus entworfen hätten, wenn wir in der Rolle seines Konstrukteurs gestanden hätten. Allerdings nicht eines göttlichen Weltbaumeisters, ©Norbert Bischof ©Norbert Bischof Einführungsvortrag zum Einführungsvortrag zum 21. Motivationspsychologischen Kolloquium 21. Motivationspsychologischen Kolloquium 14.09.2001 in Zürich 14.09.2001 in Zürich

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Es ist eine gute Heuristik, sich zu fragen, wie wir selbst den menschlichen Organis-mus entworfen hätten, wenn wir in der Rolle seines Konstrukteurs gestanden hätten.Allerdings nicht eines göttlichen Weltbaumeisters,

©Norbert Bischof©Norbert Bischof

Einführungsvortrag zumEinführungsvortrag zum21. Motivationspsychologischen Kolloquium21. Motivationspsychologischen Kolloquium

14.09.2001 in Zürich14.09.2001 in Zürich

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Evolu

tion

Evolu

tion

MenschMensch

einfacheeinfacheWirbeltiereWirbeltiere

Ganz soweit zurückwollen wir nicht gehen,aber bis zu den einfa-chen Wirbeltieren müs-sen wir schon loten,

um die komplexeren Leistun-gen dann als historische Ku-mulation von Neuerwerbenverstehen zu können.

sondern der natürlichen Selektion, die,bevor sie beim Menschen ankam,bei der Amöbe beginnen mußte.

Die Zeit erlaubt nicht, dasdetailliert auszuführen, aber um dem unseligen Dualismus„der Mensch“„das Tier“zu entgehen,

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Menschen-Menschen-affenaffen

einfacheeinfacheWirbeltiereWirbeltiereeinfacheeinfache

WirbeltiereWirbeltiere

MenschMensch

wollen wir wenigstenseine Zwischenstufegesondert würdigen.

Alles Vorherige,vom Frosch bis zum Pavian,müssen wir nolens volensunter der Sammelbezeichnung„einfache Wirbeltiere“ einebnen.

Auf dieser Entwicklungsstufeläßt sich das typischeVerhaltensmuster etwawie folgt charakterisieren:

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AppetenzAppetenzCopingCoping

Problem-Problem-situationsituation

EndhandlunEndhandlungg

EndsituationEndsituation

das Verhalten wandelt eine Problemsituationin eine Endsituation um.

An der Verhaltenssequenzlassen sich oft zwei Etappen unterscheiden,

die erste, vorbereitende Phase ist variabel,während die zweite, die die Endsituationherbeiführt, relativ stereotyp abläuft.

In der älteren Ethologie wurden die beiden Phasen als Appetenz und Endhandlung unterschieden.

Heute sagt man statt „Appetenz“ Bewältigungsverhalten oder neudeutsch Coping.

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Orga-nismus

ZNS Ver-Ver-haltehalte

nn

mikro-mikro-

makroskopischmakroskopisch

sko-sko-

pischpisch

Situ-Situ-ationation

Angenommen nun,wir hätten einen Organismus zu konstruieren,der sich auf die beschriebene Weise verhält;welchen strukturellen Minimalbedingungenmüsste dieser genügen?

Zunächst haben wir innerhalb desOrganismus ein informationsverarbeitendesSystem zu fordern.

Dieses sorgt dafür, daß gewisse situative Konfigura-tionen durch Verhaltensmuster beantwortet werden.

Diese Pauschalbegriffe müssen wir nun differenzieren.Wenn wir Verhalten sagen, denken wir zunächst anmakroskopische Bewegungen (z.B. Saugen oder Fliegen).

Diese könnten ihre Aufgabe aber nichterfüllen, wenn sie nicht durch vegetativeProzesse auf mikroskopischer Ebeneunterstützt würden (z.B. Blutzuckerregulationoder Adrenalinausschüttung).Die letzteren sind in der Regel gemeint,wenn Psychologen von „physiologischen“Prozessen sprechen.

Diese Begleitvorgänge müssen,um ihre Funktion zu erfüllen,mindestens zum Teil ebenfallshochgradig antriebsspezifischsein. (Gegenteilige Behauptungenbelegen nur die Oberflächlichkeitder Untersuchungsmethoden).

Soviel zum Verhalten.Noch viel komplexer ist das Konstrukt Situation.

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Orga-nismus

Situ-Situ-ationation

Hierzu müssen wir etwas weiter ausholen.

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Stimulation beeinflusst nicht die Struktur des Organismus,sondern sein Verhalten.

GENOMGENOM

AlimentationAlimentation

StimulationStimulation

SelektionSelektion

VerhaltenVerhalten

ORGANISMUSORGANISMUS

Situ-Situ-ationation

Nun besteht das Genom aber nur aus ein paar DNA-Molekülen.

Damit daraus einemakroskopische Strukturwerden kann,

Beispiele:- die Schwerkraft polarisiert das Cytoplasma der befruchteten Eizelle,- chemischer Austausch mit dem Nachbargewebe steuert die Morphogenese,- hinzukommen Ernährung, Atmung und so fort.

Die Gesamtheit solcher Situationswirkungenbezeichnen wir als Alimentation

Der Begriff Alimentation ist weiter gefaßtals der Name erkennen läßt. Er umfaßt

1. nicht nur förderliche Umwelteinflüssesondern auch Schädigungen

- Unterernährung, Deprivation, Vergiftung- Blindheit bei vorgeburtlicher Röteln-Infektion,- verkümmerte Extremitäten durch Contergan,

2. nicht nur intrauterine Einwirkungen,sondern alles, was während des ganzenLebens die Struktur des Organismuszum Guten oder Schlechten verändert.

- ein Beinbruch,- eine Kneipp-Kur- oder eine Gehaltserhöhung.

Um strukturelle Wirkungen hervorrufen zu können, muß Alimentation dem Organismusdirekt oder indirekt Material oder Energiezuführen, entziehen oder vorenthalten.

Nun gibt es aber auch Umweltwirkungen, dieweder zur stofflichen noch zur energetischenBilanz des Organismus nennenswert beitragen.

- Lichtquanten, die die Netzhaut treffen- Duftmoleküle, die die Chemorezeptoren erreichen.

Diese nennen wir Stimulation.

Die dazu erforderliche Energie mußder Organismus selbst bereitstellen.Daher ist FREUDs Forderung nach einem „Reizschutz“ unsinnig,der den Organismus gegen die „zerstörerische Intensität“ der Stimulation abschirmen müsse.

Eine dritte Klasse von Umweltwirkungenist die Selektion.

Sie beeinflußt die Fortpflanzungsratedes Organismus,und damit letztlich die Verteilungvon Erbanlagen in der Population.

Der Bauplan des Organismus ist in seinem Genom niedergelegt.

muß die Situation natürlich Baustoffeund Energie liefern.

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GENOMGENOM

AlimentationAlimentation

StimulationStimulation

SelektionSelektion

VerhaltenVerhalten

ORGANISMUSORGANISMUS

Situ-Situ-ationation

Man darf aber nicht vergessen, daß derOrganismus der Stimulation gestattet, viaRelais-Wirkung in seinen eigenen Stoff-und Energietransport lenkend einzugreifen.Das kann dann durchaus auch strukturelleFolgen haben.

Wir bezeichnen dieses Phänomen alsalimentative Stimulation.

Beispiele:

1. Psychostreß kann somatische Effekte wieVerspannung und Erkrankung hervorrufen.

2. Die sichere Einbindung des Kindesin eine empathische Familienatmosphäreist auch eine Stütze für leibliches Gedeihen.

Unproblematisch erscheintdie Überschneidung vonAlimentation und Selektion:Was gut fürs Überleben ist,nützt meist auch derFortpflanzung.

Hier interessiert eher, daß dieÜberlappung nicht total ist.

Effekte, die nicht die Gesundheit,sondern nur Sexualität oderBrutpflege beeinflussen, sind rein selektiv.

Ausschließlich alimentativ wirkenUmwelteinflüsse, wenn sie nicht aufeine genetische Differenzierung treffen.

Ein Umweltgift, an dem alle Mitgliedereiner Population gleichermaßen erkranken,erzeugt keinen Selektionsdruck!

Selektion, Alimentation und Stimulationformen einen vermaschten Regelkreismit einer ziemlich komplexen Dynamik,auf die ich nur kursorisch eingehen kann.

Wieso sieht das Schaubild eine Überlappung von Stimulation und Alimentation vor? Reize wurden dochgerade als zu energiearm definiert, um von sich aus alimentative Effekte hervorbringen zu können!

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StimulationStimulationVerhaltenVerhalten

SelektionSelektion

AlimentationAlimentation

ZielZiel

Situ-Situ-ationation

Die drei Dynamiken haben unterschiedliche Zeitskalen,wobei die jeweils trägere die flexibleren nach sich zieht.

Am trägsten ist die Selektion.Insofern kann man sagen,

die Optimierung der Fitnesssei Zweck oder Funktion alles motivierten Verhaltens

Das heißt nun aber nicht, daß sie auch sein Ziel ist.Von einem Ziel sprechen wir erst,wenn seine Erreichung rückgemeldet wird.

Das Feedback erfolgtauf der Verhaltens-Ebene,weil diese den kürzestenZeitraster aufweist.

Ein gebräuchlicheres Wort für Stimulationsdruckist Motivation.

Für die Rückmeldung aberist die Stimulation zuständig.

Ziele sind also immer Stimuli.

Nur wenn diese ihrerseits mit alimentativenund letztlich selektiven Effekten korrelieren,stabilisiert sich das Gesamtsystem. DasKunststück der Evolution besteht also darin,Stimuli zu finden und zu verwerten, die einesolche Korrelation aufweisen.

ORGANISMUSORGANISMUS

GENOMGENOM

Verhalten wird also immer durchUngleichgewicht im Gesamtsystemausgelöst.Ungleichgewicht erzeugt Druck

das kann Selektionsdruck sein,- dann verändert sich der Gen-Pool

oder Alimentationsdruck- wenn der Organismus z.B. reift,- abmagert- oder nach einer Krankheit gesundet,

oder Stimulationsdruck,- wenn die Wahrnehmungswelt danach verlangt, durch Verhalten verändert zu werden.

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StimulationStimulationVerhaltenVerhalten

SelektionSelektion

AlimentationAlimentation

ZielZiel

Situ-Situ-ationation

ORGANISMUSORGANISMUSAm einfachsten, aber auch unzuverlässigstensind hier propriozeptive Rückmeldungen derEndhandlung.

GENOMGENOM

Das klassische Beispiel ist die Sexualität.Hier ist schon der Begattungsakt das Ziel.Die Befruchtung selbst wird nicht rückgemeldet.

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StimulationStimulationVerhaltenVerhalten

SelektionSelektion

AlimentationAlimentation

Situ-Situ-ationation

Selbstverständlich wäre es effizienter,wenn das Verhalten direkt in selektiveoder wenigstens alimentative Prozesseeingreifen könnte.

ORGANISMUSORGANISMUS

GENOMGENOM

Eine solche Einbindung der Endsituation in denVerhaltensregelkreis ist bei manchen Motiven(z.B. Bindung) leicht zu bewerkstelligen. Beianderen erfordert sie aber einen differenziertenkognitiven Apparat und bleibt dann höherenphylogenetischen Stadien vorbehalten.

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Orga-nismus

Ver-Ver-haltehalte

nn

Situ-Situ-ationation

BestandBestandSchwundSchwund

Ali-Ali-ment.ment.

Be-Be-darfdarf

Bedürf-Bedürf-  nisnis

Nun zurück zum Motivmodell.Wir wollen dafür ein Inventarfunktionell zu fordernder Baugliederzusammenstellen.Als Anschauungsgrundlage wählenwir zunächst den Nahrungstrieb.

Der Ausdruck Alimentation läßtsich hier wörtlich verstehen.

Die zugeführten Nährstoffe werdenallerdings wieder verbraucht.

Aus der Differenzbeider errechnet sich der Bestand.

Das alles sindDas alles sind WortmarkenWortmarken,,über die man streiten kann.über die man streiten kann.

Worauf es ankommt,Worauf es ankommt,ist die dargestellteist die dargestellte StrukturStruktur..

Den Sollwert des Bestandesnennen wir Bedarf.

Aus dem Vergleich vonIst- und Sollwert resultiertdann die Regelabweichung.hier bietet sich der BegriffBedürfnis an.

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Orga-nismus

Ver-Ver-haltehalte

nn

Situ-Situ-ationation

BestandBestand

Erbkoord.Erbkoord.

SchwundSchwund

End-End-handhand--lunglung

Ali-Ali-ment.ment.

Be-Be-darfdarf

AuslAuslAkzessAkzess

An-An-triebtrieb

ValenzValenz DetDet

Rück-Rück-satzsatz

AnreizAnreiz

Nun zum stimulativen Aspekt der Situation.er wird durch Detektoren vermittelt,die auf bestimmte Reizschemata ansprechen.wir können sie LEWIN zu Ehren Valenzen nennen.

Valenz und Bedürfnismüssen zusammenwirken,damit ein Antriebzustandekommt.

Eine zweite Klasse von Stimuli meldet, ob das valenzhaltige Objekt hinreichend zugänglich ist.Das zuständige Detektorsystem wird in der Ethologieals Auslösemechanismus bezeichnet.

Bedürf-Bedürf-  nisnis

Wenn der Auslösemechanismusanspricht, kann die antriebs-spezifische Endhandung ablaufen,

z.B. - Zubeißen,- Wegfliegen,- Balzen usw.

Zumindest bei einfacherenOrganismen müssen wir,entsprechend den Schemataauf der Reizseite, auch alsKernbestand der Endhandlungein Bewegungsradikal fordern,das durch eine Erbkoordinationsichergestellt wird.

Soweit die Erbkoordination selbst zielbildend ist,bewirkt sie direkt einen Bedürfnisrücksatz.

Das Verknüpfungssymbol ist in dieser Präsentation nichtexakt definiert. Es bedeutet irgend-eine mathematische Operation,deren Sinn aus dem Zusammenhangzu erschließen ist. In diesem Fallwäre ein Operator halbwegszwischen + und angemessen.

In der Motivationspsychologie werdendiese beiden Stimulusdimensionenunter dem Sammelbegriff "Anreiz“zusammengeworfen,was nicht zur Klarheit beiträgt,abgesehen davon, daß der Ausdruckauch noch eine dritte Bedeutung hat,auf die wir später zu sprechen kommen.

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SchwundSchwund

Orga-nismus

Erbkoord.Erbkoord.

End-End-handhand--lunglung

Be-Be-darfdarf

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

Rück-Rück-satzsatzBestandBestand

ValenzValenz

AuslAusl

DetDet

Ali-Ali-ment.ment.

Das ist der "kleine Regelkreis";bekanntlich macht schon das Kauen satt.

Bedürf-Bedürf-  nisnis

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Orga-nismus

Erbkoord.Erbkoord.

End-End-handhand--lunglung

Be-Be-darfdarf

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

Rück-Rück-satzsatzBestandBestand

SchwundSchwund

ValenzValenz

AuslAusl

DetDet

Ali-Ali-ment.ment.

der „große Regelkreis“läuft über die Alimentation,bei ihm wird der Bestand,also die gespeicherten Nähr-stoffe, selbst gemessen.

Bedürf-Bedürf-  nisnis

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consummatum estconsummatum est

es ist vollbrachtes ist vollbrachtes ist vollbrachtes ist vollbracht

Diese Feedbacks bezeichnet man als konsummatorisch,wobei daran zu erinnern ist, daß sich das Wort mitzwei M schreibt; es kommt von summus (=Gipfel) undbedeutet „auf den Höhepunkt, zur Vollendung bringen“.

(Bei den letzten Worten Christi war ja wohl nicht an Konsum gedacht.)

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Orga-nismus

Erbkoord.Erbkoord.

End-End-handhand--lunglung

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

DetDet

Ali-Ali-ment.ment.

BestandBestand Be-Be-darfdarf

Rück-Rück-satzsatz

SchwundSchwund

ValenzValenz

AuslAusl

DetDet

Sexu-Sexu-alitätalität

Bisher wurde der Modellrahmenan der Hungermotivation veranschaulicht;er deckt aber auch die übrigen Motivarten ab.Allenfalls muß man ihn da und dort reduzieren.

Bei der Sexualität entfallenz.B. die alimentativen Effekte.

Wobei man statt "Schwund“besser positiv "Stau beiNichtausübung" sagt.

Damit wird es auch sinnlos, von einem "Bestand" zu reden,

und das Bedürfnis regelt sichallein im Wechselspielvon Schwund und Rücksatz.

Bedürf-Bedürf-  nisnis

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Orga-nismus

Erbkoord.Erbkoord.

End-End-handhand--lunglung

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

Rück-Rück-satzsatz

DetDet

Be-Be-darfdarf

BestandBestandSchwundSchwund

ValenzValenz

AuslAusl

DetDet

NeuNeu--

giergier

Ali-Ali-ment.ment.

Das Explorationsmotiv hat keine spezielle Erbkoordination.Hier geht es einfach darum, stochastisch zu manipulieren.

Daher entfällt der Rücksatz;die Konsummation erfolgtauf dem großen Regelkreis,also über die Alimentation.

„Alimentation“ bedeutet hier Information, Aktualisierung des Weltbezuges,Up-to-Date-Bleiben im Fluß der Ereignisse.

Wir haben es mit einem Fall von alimentativer Stimulation zu tun:Erfahrung muß gespeichert werden,und Speicherung ist ein struktureller Eingriff,dem Brennen einer CD vergleichbar.

Information ist wie Nahrung.Auch sie unterliegt einem Schwund:das zunächst Neue überholt sich,und muß ständig nachgespeist werden.

Wer also im Explorationsverhaltenein Gegenprinzip zur Homöostaseam Werke sieht,hat überhaupt nicht begriffen,was Homöostase bedeutet.

Bedürf-Bedürf-  nisnis

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Orga-nismus

Erbkoord.Erbkoord.

End-End-handhand--lunglung

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

Rück-Rück-satzsatz

DetDet

Be-Be-darfdarf

BestandBestandSchwundSchwund

ValenzValenz

AuslAusl

DetDet

Bin-Bin-dundun

gg

Ali-Ali-ment.ment.

Schließlich sei noch die Bindungsmotivation betrachtet.

Auch hier spielt derRücksatz keine Rolle

Es gibt aber auch keinen Schwund,

weshalb die Alimentation, die von den Eltern gespendeteSicherheit, direkt mit dem alterstypischen Bedarf (im ZürcherModell als Abhängigkeit bezeichnet) verglichen wird.

Bedürf-Bedürf-  nisnis

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Orga-nismus

Zu-Zu-fuhrfuhr

Bedürf-Bedürf-  nisnisDetDetValenzValenz

BestandBestand Be-Be-darfdarf

Rück-Rück-satzsatz

SchwundSchwund

Erbkoord.Erbkoord.

End-End-handhand--lunglung

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

DetDet

Hierzu genügt, wenn wir den oberen Teil des Systems betrachten.

Nun müssen wir die Verhaltensregulation etwas genauer analysieren.

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Erbkoord.Erbkoord.

End-End-handhand--lunglung

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

DetDetEin typischer Ablauf läßt sich etwa folgendermaßen nachzeichnen:

Erbkoord.Erbkoord.End-End-handhand--lunglung

AkzessAkzess

An-An-triebtrieb

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An-An-triebtrieb

AkzessAkzess

Zunächst baut sich ein Antrieb auf

Dann muß die Freigabe durch den Aus-lösemechanismus abgewartet werden;sie richtet sich nach der Zugänglichkeitdes Objekts.

Der Akzess wird vom Auslösemechanismus skaliert

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Bei Erreichen einer gewissen Schwellegibt der Auslösemechanismusdie Endhandlung frei.

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End-End-handlunhandlun

gg

Erb-Erb-koordkoord..

Die Endhandlung löscht den Antriebauf dem großen oder kleinen Weg.

und beendet oft auch den Akzess,so etwa beim erfolgreichen Beutefang.

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BarriereBarriere

Betrachten wir das Schema nun nochmals,aber unter der Bedingung,daß eine Barriere (im Sinne LEWINs)den Akzess behindert.

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Intentions-Intentions-bewegungbewegung

aber der Auslösemechanismus blockiert sie;

bis auf ein Rudiment,das die Ethologen alsIntentionsbewegung bezeichnen.

Statt wirklich zuzubeißenfletscht man dann nur die Zähne.

wenn der Antrieb stark genugist, wird er die Erbkoordinationzwar aktivieren;

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Problem-Problem-situationsituation

EndhandlunEndhandlungg

EndsituationEndsituation

CopingCopingWie soll es nun aber weitergehen?Hier kommt die Verhaltenssequenz ins Spiel,die wir vorhin als Coping bezeichnet haben.

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Coping-Apparat

Intentions-Intentions-bewegungbewegung

Wir haben unser Schema alsoum ein entsprechendes Bauelement zu erweitern.

Was soll dieser Apparataber tun?Eine Erbkoordinationhat er ja nicht.

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Er braucht einen Zufallsgenerator,der blindlings alle verfügbarenBewegungsmuster durchprobiert.

Intentions-Intentions-bewegungbewegung

Dazu ein Gedächtnis,wo alle probierten Lösungs-schritte protokolliert werden.

Und wenn einer davonzufällig den Akzess verbessert,

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+

Intentions-Intentions-bewegungbewegung

dann wird der beschritteneLösungsweg an die Problem-situation assoziiertund beim nächsten Mal gleichals erstes eingesetzt.

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Coping-Apparat

spezifischespezifischeWahrnehmunWahrnehmungg

unspezif. Wahrnehmungunspezif. Wahrnehmung

Diese Arbeitsweise istim Prinzip unspezifisch.

Im Unterschied zur Vielzahl derAntriebe ist der Coping-Apparatein Allround-Werkzeug, das in denDienst beliebiger Motive treten muß.

Um das zu können, benötigt er einenerweiterten Wahrnehmungsapparat.

Die Detektoren der Antriebe sprechenauf spezifische Schemata an –lerntheoretisch ausgedrückt,auf unbedingte Reize.

Das Coping-System aber soll konditionierbar sein, und dafür muß es sich möglichst vielen weiteren Umweltaspekten öffnen, die die angeborenen Detektoren gar nicht als relevant erkennen.

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InventionInvention

AggressionAggression

Supplikat.Supplikat.

Allerdings bedeutet „unspezifisch“ nicht dasselbewie „wahllos“. Unter all den verfügbarenBewegungsradikalen sind einige besser als anderezur Problemlösung geeignet.Für ihren Einsatz ist der Coping-Apparat daher,wie SELIGMAN sich ausdrückt, schon „vorbereitet“.

Dazu gehören einmalLokomotion und Manipulation.Sie sind a priori geeignet, einenUmweg um die Barriere zu erschließen.

Ihre Spannweite reicht vom erratischen Bewegungssturm der Fliege an der Fensterscheibe oder derMenschen in Panik bis zum Einsatz produktiven Denkens, das ja im Grunde auch eine Umwegsuche ist.

Wir wollen dieses Strategiepaketdaher als inventiv bezeichnen.

Man kann zweitens natürlich auchversuchen, die Barriere gewaltsamzu beseitigen.

Darüber hat Tamara DEMBO gear-beitet, und die Frustrationstheoriehat Coping dann überhaupt plumpmit Aggression identifiziert.

Eine dritte Strategie hat DEMBO auchschon beobachtet: Man bittet jemandenanderen, daß er das Problem löst. DasVerfahren kann man supplikativ nennen.

Prototypisch hierfür ist das Weinender Tier- und Menschenkinder.

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InventionInvention

AggressionAggression

Supplikat.Supplikat.

AssimilatioAssimilationn

Allen drei Strategien istgemeinsam, daß sie indie äußere Situation ein-greifen. PIAGET hat dafürden Begriff „Assimilation“eingeführt.

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InventionInvention

AggressionAggression

Supplikat.Supplikat.

RevisionRevision

AkkomodationAkkomodationAssimilatioAssimilationn

Der Gegenbegriff ist„Akkomodation“: Manverändert sich selbst.

Es gibt tatsächlich auchzwei akkomodativeCoping-Strategien.

Auf die eine hat METZGER aufmerksamgemacht: Wenn die Situation als gestörterlebt wird, dann kann das daran liegen,daß man sie nicht richtig wahrnimmt.

Dann mag es sich lohnen, die eigene Kognition einer Revision zu unterziehen:sich die Augen zu reiben, einen Schritt zurückzutreten, die Perspektive zu wechseln.

Dabei kann man sich freilich auch in die eigene Taschelügen, nach dem Prinzip der „sauren Trauben“.DEMBO sprach vom „Ausweichen auf die Irrealitätsebene“.

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InventionInvention

AggressionAggression

Supplikat.Supplikat.

RevisionRevision

Akklimat.Akklimat.

AkkomodationAkkomodationAssimilatioAssimilationn

Während Revision eine gewisse Differenzierungdes kognitiven Apparates voraussetzt, findet sicheine zweite Variante von akkomodativem Copingschon auf einfachstem Entwicklungsniveau:die Ethologen sprechen von Akklimatisation.

Sie beseitigt die Spannungeines behinderten Antriebs,indem sie ihn, wie FREUD sagt,verdrängt.

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Ich-ApparatIch-Apparat

bei BOWLBY das „Innere Arbeitsmodell“

working modelworking modelBewußtseinBewußtsein„„kognitiverkognitiverSchaltkreis“Schaltkreis“

„„affektiveraffektiverSchaltkreis“Schaltkreis“

und manche Neuropsychologen meinen eigentlichihn, wenn sie „Bewußtsein“ sagen.

Der Coping-Apparat erfordert nununsere besondere Aufmerksamkeit,denn an ihm setzt alle phylogene-tische Weiterentwicklung an.

Er hat in der Theorienlandschaft viele Namen:bei FREUD wird er „Ich-Apparat“ genannt

Im Nachgang zur ZAJONC-LAZARUS-Debatte ist es auch Mode,von zwei getrennten, parallel arbeitenden Schaltkreisen zu reden,

einem archaischen und entsprechend primitiven, der fürdie sogenannte „affektive“ Reizverarbeitung zuständig ist,

und einem moderneren, der „kognitiv“ heißt undhinter dem sich eben der Coping-Apparat verbirgt.

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„„affektiveraffektiverSchaltkreis“Schaltkreis“

„„kognitiverkognitiverSchaltkreis“Schaltkreis“

Solche Zerlegungen sind problematisch, denn sie pressenfunktionell heterogene Systeme in ein Schema der Parallelität,das über den Sinn des Ganzen nicht mehr zu sagen erlaubt,als daß die beiden eben „eng miteinander vernetzt sind“.

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„„affektiveraffektiverSchaltkreis“Schaltkreis“

„„kognitiverkognitiverSchaltkreis“Schaltkreis“

??Interessant ist immerhin, daß man denunteren Systemteil "affektiv" genannt hat.Das bringt uns nämlich auf eine lohnende Spur.

Wir haben gesagt, daß der Coping-Apparatunspezifisch arbeitet. Das bedeutet aber nicht,daß es nicht dennoch wissen müßte,in wessen Dienst er gerade treten soll.

Die Antriebe müssen also, wennsie nicht weiter wissen, mit ihmkommunizieren können, undwie machen sie das eigentlich?

Die Idee ist nun, daßgenau dies die Aufgabeder Emotionen ist.

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such as feelings of arousal, pleasure/displeasure;such as feelings of arousal, pleasure/displeasure;

Emotion isEmotion isa complex set of interactions among a complex set of interactions among subjective and objective factors,subjective and objective factors,

••whichwhich

a complex set of interactions among a complex set of interactions among subjective and objective factors,subjective and objective factors,

EmotionEmotion

feelingsfeelingsfeelingsfeelings

mediated by neural/humoral systems,mediated by neural/humoral systems,mediated by neural/humoral systems,mediated by neural/humoral systems,

such assuch asgive rise to affective experiencesgive rise to affective experiencesaffectiveaffectiveaffectiveaffective

KKLEINGINNA &LEINGINNA & KKLEINGINNALEINGINNAA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aconsensual definition. (consensual definition. (Motivation and EmotionMotivation and Emotion 55,345-355, 1981),345-355, 1981)

Bekanntlich gibt es Emotionsdefinitionen wie Sand am Meer.Hier ist ein häufig zitiertes Resumé:

Diese Präambel können wir gleich wieder vergessen;denn sie gilt für praktisch jedes psychologische Konzept.

Hier ist es genauso; denn alles Psychischehat eine „nervöse/endokrinologische“ Grundlage.

Hier wird allen Ernstes„Emotion“ durch „Affekt“ definiert,

und jetzt auch noch durch „Gefühle“.

„such as“ entzieht sich der Verbindlichkeit, indemes Definition durch Veranschaulichung ersetzt.

Bleiben also schließlich nur arousal und pleasure als verwertbar übrig.

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generate cognitive processes generate cognitive processes ••

activate widespread physiological adjustmentsactivate widespread physiological adjustmentsto the arousing conditions;to the arousing conditions;••

a complex set of interactions among a complex set of interactions among subjective and objective factors,subjective and objective factors,mediated by neural/humoral systems,mediated by neural/humoral systems,

such as feelings of arousal, pleasure/displeasure;such as feelings of arousal, pleasure/displeasure;

Emotion isEmotion is

••whichwhich

EmotionEmotion

feelingsfeelingssuch assuch asgive rise to affective experiencesgive rise to affective experiencesaffectiveaffective

KKLEINGINNA &LEINGINNA & KKLEINGINNALEINGINNAA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aconsensual definition. (consensual definition. (Motivation and EmotionMotivation and Emotion 55,345-355, 1981),345-355, 1981)

Dann werden kognitive Effekte genannt(auch wieder nach Schema „such as“),

und hier wird jetzt „Emotion“gleich durch sich selbst definiert,

Als nächstes erfahren wir, daß Emotionen etwas mit „Physiologie“ zu tun haben,

such as emotionally relevantsuch as emotionally relevantperceptual effects, appraisals, labeling processes;perceptual effects, appraisals, labeling processes;

emotionally relevantemotionally relevantsuch as emotionally relevantsuch as emotionally relevantperceptual effects,perceptual effects,

Als Ausbeute bleiben schließlich nur die Begriffe appraisal und labeling,die man angesichts ihrer Unschärfe getrost als synonym betrachten kann.

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Orga-nismus

Situ-Situ-ationation

Ver-Ver-haltehalte

nn

mikro-mikro-

makroskopischmakroskopisch

sko-sko-

pischpisch

damit sind die peripheren Prozesse gemeint,die praktisch alles Verhalten begleiten.

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generate cognitive processes generate cognitive processes ••

activate widespread physiological adjustmentsactivate widespread physiological adjustmentsto the arousing conditions;to the arousing conditions;••

a complex set of interactions among a complex set of interactions among subjective and objective factors,subjective and objective factors,mediated by neural/humoral systems,mediated by neural/humoral systems,

such as feelings of arousal, pleasure/displeasure;such as feelings of arousal, pleasure/displeasure;

Emotion isEmotion is

••whichwhich

EmotionEmotion

feelingsfeelingssuch assuch asgive rise to affective experiencesgive rise to affective experiencesaffectiveaffective

KKLEINGINNA &LEINGINNA & KKLEINGINNALEINGINNAA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aconsensual definition. (consensual definition. (Motivation and EmotionMotivation and Emotion 55,345-355, 1981),345-355, 1981)

such as emotionally relevantsuch as emotionally relevantperceptual effects, appraisals, labeling processes;perceptual effects, appraisals, labeling processes;such as emotionally relevantsuch as emotionally relevantperceptual effects,perceptual effects,

lead to behavior that is often, but not always,lead to behavior that is often, but not always,expressive, goal-directed, and adaptive.expressive, goal-directed, and adaptive.••

and adaptiveand adaptiveoften, but not always,often, but not always,

activate widespreadactivate widespread physiological physiological adjustmentsadjustmentsto the arousing conditions;to the arousing conditions;

also ist auch diese Passage im Grunde wertlos;aber lassen wir „physiologisch“ immerhin stehen,im Sinne einer besonderen Akzentuierung.

schließlich noch eine Formulierung, die durch„often, but not always“ prophylaktisch Harakiri begeht.

Und adaptiv ist sowieso alle Verhaltensorganisation, weil sie sonst nicht vor der Selektion bestehen könnte.

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generate appraisals;generate appraisals;

arousal and pleasure/displeasure;arousal and pleasure/displeasure;

tend to be expressive;tend to be expressive;

give rise to experiences ofgive rise to experiences of••

••

••

tend to be goal-directed.tend to be goal-directed.••

focus on microscopic („physiological“) rather than focus on microscopic („physiological“) rather than

••macroscopic („behavioral“) adjustments;macroscopic („behavioral“) adjustments;

KKLEINGINNA &LEINGINNA & KKLEINGINNALEINGINNAA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aconsensual definition. (consensual definition. (Motivation and EmotionMotivation and Emotion 55,345-355, 1981),345-355, 1981)

EmotionsEmotions So sieht also der Ertrag aus:

mindestens das letzte Kriterium trifft natürlich auch auf Motivation zu,weshalb spätestens hier die Frage zu stellen ist,wie Motivation und Emotion eigentlich zusamnmenhängen.

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„„Instinkt“Instinkt“

EmotionEmotion

MMccDDOUGALLOUGALL

AkzentuierungAkzentuierungderder

WahrnehmungWahrnehmung

emotionaleemotionaleQualitätQualität

Verhaltens-Verhaltens-mustermuster

LLERSCHERSCH

Anmutungs-Anmutungs-qualitätqualität

„„endothyme“endothyme“FärbungFärbung

Antriebs-Antriebs-gestaltgestalt

Loten wir einen Moment in die Geschichte zurück.MCDOUGALL hatte für Motivation „Instinkt“ gesagtund diesen durch drei Komponenten definiert.

Das Bild ähnelt dem von mir verwendeten Schema, allerdingsbestand dort für das mittlere Kernstück "Emotion" kein Anlaß.

Nun ist es interessant, daß seinerzeit LERSCH,(den heute natürlich niemand mehr zitiert,)eine Phänomenologie der Gefühlserlebnisse vorgelegt hat,die eine auffallende Parallele zu MCDOUGALLs Dreiteilung hat.

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MMccDDOUGALLOUGALL

AkzentuierungAkzentuierungderder

WahrnehmungWahrnehmungVerhaltens-Verhaltens-mustermuster

LLERSCHERSCH

Anmutungs-Anmutungs-qualitätqualität

„„endothyme“endothyme“FärbungFärbung

Antriebs-Antriebs-gestaltgestalt

emotionaleemotionaleQualitätQualität

Das sieht so aus, als würden die Emotionendie Thematik der Antriebe erlebbar machen.

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Ich möchte an dieser Stelle eine Parabel anführen,die Konrad LORENZ zu diesem Thema beizusteuern hatte.

Angenommen, ich überquere eine Straße,Angenommen, ich überquere eine Straße,sehe ein Auto nahensehe ein Auto nahenund beschleunige daher meine Schritte.und beschleunige daher meine Schritte.

Zehntausend Meter über mir schwebt ein UFO,Zehntausend Meter über mir schwebt ein UFO,in dem kleine grüne Verhaltensforscherin dem kleine grüne Verhaltensforscheraus einer fernen Galaxisaus einer fernen Galaxisdie Species die Species Homo sapiens terrestrisHomo sapiens terrestris beobachten. beobachten.

Gewissenhaft notieren sieGewissenhaft notieren siemein plötzlich anwachsendes Tempomein plötzlich anwachsendes Tempound verbuchen es als und verbuchen es als FluchtverhaltenFluchtverhalten..Autos, das wissen sie, sind schließlich Raubtiere,Autos, das wissen sie, sind schließlich Raubtiere,die gelegentlich auf Menschen Jagd machen.die gelegentlich auf Menschen Jagd machen.

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Objektiv stimmt das natürlich alles.Objektiv stimmt das natürlich alles.Aber Aber Angst Angst habe ich bei meiner „Flucht“habe ich bei meiner „Flucht“kaum verspürt. Ich habe die Situationkaum verspürt. Ich habe die Situationvielleicht nicht einmal bewußt registriert.vielleicht nicht einmal bewußt registriert.

Das wäre nun aber ganz anders gekommen,Das wäre nun aber ganz anders gekommen,wenn mir beispielsweise der Absatzwenn mir beispielsweise der Absatzin der Trambahnschine hängengeblieben wäre.in der Trambahnschine hängengeblieben wäre.

Dann hätte mich wirklich siedende Angst überfallen.Dann hätte mich wirklich siedende Angst überfallen.Ich hätte mir panisch den Schuh vom Fuß gerissenIch hätte mir panisch den Schuh vom Fuß gerissenund wäre schweißnaß und strumpfsockig davongehüpft.und wäre schweißnaß und strumpfsockig davongehüpft.Abends hätte ich dann was zu erzählen gehabt.Abends hätte ich dann was zu erzählen gehabt.

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EmotionEmotion

Motiviertes Verhalten kann also durchaus ohne affektive Begleitmusikablaufen. Wenn man das generalisiert, ließe sich die These aufstellen,daß Affekte bzw. Emotionen erst dann aufteten, wenn Anlaß besteht,die Dienste des Coping-Apparats in Anspruch zu nehmen.

Nehmen wir an, ein Antrieb sei aktiviert.Nehmen wir an, ein Antrieb sei aktiviert und die zugehörige Antriebshandlung blockiert.

Das wird nun dem Coping-Apparatauf emotionalem Wege mitgeteilt.

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AnmutungAnmutung

StimmungStimmungStimmungStimmung

IntentionIntention

EmotionEmotion

Die Stimmungskomponente informiert über die anstehende Antriebsthematik.

Die blockierte Erbkoordination spannt dasWelterleben in eine intentionale Dynamik ein.

Daher läßt sie sich auch alsAusdruck der Emotion deuten.

Die mikroskopischen Begleitprozesse wer-den meist nicht mit blockiert. Jetzt sind sieaber funktionslos und fallen daher auf. Dasist das ganze Geheimnis der „widespreadpysiological adjustments“, die durch dieEmotion angeblich „aktiviert“ werden.

Das „Eigenrauschen“ der an-triebsspezifischen Detektorenverleiht der Wahrnehmungs-welt das Anmutungsprofil, aufdas dann z.B. projektive Test-verfahren (TAT) ansprechen.

Hin!Hin!

Intentions-Intentions-bewegungbewegung

Ausdrucks-Ausdrucks-bewegungbewegung

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Weg!Weg!

Bei einem anderen Antrieb würde Entsprechendesgeschehen, nur eben in anderer Stimmungsqualität,

Mit anderem Anmutungscharakter

und anderer Intentionalität.

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??

Gegen die hier unterstellte strukturelle Korrespondenz von Emotion und Motivation könnte man einwenden,daß die Emotionen doch eine Faktorenstruktur haben, zu der es bei den Motiven keine Parallele gibt.

Das ist die bekannte Dreidimensionalitätvon Lust/Unlust,

Spannung/Lösung,und drittens - ja was drittens?

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WWUNDTUNDTTTRAXEL, RAXEL, SSCHERERCHERER

??ErregungErregung

BeruhigungBeruhigung

DominanzDominanz

SubmissionSubmission

NäheNähe

DistanzDistanz

seelischseelisch

leiblichleiblich

MMARXARXVerglichen mit den beiden anderen Dimensionengehen hierzu die Meinungen weit auseinander

mit etwas anderer Methode erhoben

MARX selbst erklärt die Uneinheitlichkeit der dritten Dimension daher,daß sie im Unterschied zu den beiden anderen nicht mehr ein allgemei-nes Charakteristikum aller Emotionen abbildet, sondern inhaltlich be-stimmt ist und daher je nach den gebotenen Items variiert. Eigentlich istdie Rede von der Dreidimensionalität also irreführend; es gibt außer denbeiden ersten noch eine große Zahl weiterer Dimensionen, die nur beiden üblichen Abbruchkriterien weitgehend unter den Tisch fallen.

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ThematikThematik

DringlichkeitDringlichkeit

KonditionierungKonditionierung

QualitätQualität

(Ent)Spannung(Ent)Spannung

(Un)Lust(Un)Lust

Diese Faktorenstruktur der Emotion paßtnun aber sehr organisch in unser System.Dem Coping-Apparat muß ja dreierlei mitgeteilt werden:

und ob das, was der Coping-Apparat soeben ausprobiert hat,ein Schritt in die richtige Richtung war und daher gespeichert werden sollte.

um welche Antriebsthematik es sich handelt,

wie dringlich eine Lösung ansteht

Und eben darum geht esbei den drei Dimensionen

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ThematikThematik

DringlichkeitDringlichkeit

KonditionierungKonditionierung

QualitätQualität

(Ent)Spannung(Ent)Spannung

(Un)Lust(Un)Lust

„„arousal“arousal“

„„activation“activation“

„„excitation“excitation“„„energyenergy mobilization“mobilization“„„general general drive“drive“

Diese Vielfalt war freilich nicht nach dem Geschmack der Behavioristen. Sie träumten voneiner universalen „psychischen Energie“, für die sie sich allerlei Phantasienamen ansdachten.

Allen diesen Konstrukten war gemeinsam,daß sie die themenspezifische Qualität leugneten

und die beiden anderen Dimensionenin einen Topf warfen.

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SpannungSpannung

LösungLösung

UnlustUnlust

LustLust

ZeitZeit

Endhandlung

„„positiv“positiv“

„„negativ“negativ“

Diese pseudophysikalische Begrifflichkeit wurde dann noch in eine Plus-Minus-Skala gezwängt.

Wie realitätsblind das ist, lehrt schon der Zeitverlauf.

bis zur Endhandlung nimmt dieSpannungskomponente stetig zu,

während die Lust-Unlust-Tönung,die ja als Lohn oder Strafe denLernprozeß begleitet,mehrfach wechseln kann.

Befriedigend ist, was die „Triebstärke“ verringert.Befriedigend ist, was die „Triebstärke“ verringert.

Wenn man diese beiden Dimensionenkontaminiert, kommen scheinexakteTheoreme heraus wie das obige,von HULL vertretene.

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SpannungSpannung

LösungLösung

UnlustUnlust

LustLust

ZeitZeit

Endhandlung

„„positiv“positiv“

„„negativ“negativ“

Männliche Albinoratten lernten schneller alsMännliche Albinoratten lernten schneller alsnicht belohnte Tiere, wenn ihnen … die Kopu-nicht belohnte Tiere, wenn ihnen … die Kopu-lation mit einem Weibchen ermöglicht wurde,lation mit einem Weibchen ermöglicht wurde,wobei aber der Kopulationsvorgang vor derwobei aber der Kopulationsvorgang vor dertriebreduzierenden Ejakulation stets unterbro-triebreduzierenden Ejakulation stets unterbro-chen wurde (Sheffield, Wulff & Baker 1951).chen wurde (Sheffield, Wulff & Baker 1951).Als belohnender Verstärker funktionierte hierAls belohnender Verstärker funktionierte hieralso etwas, das zweifellos zu einer Steigerungalso etwas, das zweifellos zu einer Steigerungstatt zu einer Reduktion von Triebregung führte.statt zu einer Reduktion von Triebregung führte.

TriebregungTriebregung

Befriedigend ist, was die „Triebstärke“ verringert.Befriedigend ist, was die „Triebstärke“ verringert.Soetwas verhilft dann den Experimentalpsychologen zu reichlicher Geschäftigkeit.

aus Raus RHEINBERGHEINBERG (2000, S. 38f)(2000, S. 38f)Was genau aber soll „Triebregung“ bedeuten?

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SpannungSpannung

LösungLösung

UnlustUnlust

LustLust

ZeitZeit

Endhandlung

„„positiv“positiv“

„„negativ“negativ“

Befriedigend ist, was die „Triebstärke“ verringert.Befriedigend ist, was die „Triebstärke“ verringert.

Wenn wir die Sequenz unmittelbarvor der Endhandlung unterbrechen,

dann sind wir an einer Stelle,wo das Männchen belohnt wird,weil es das Weibchen immerhinerreicht hat.

Der Fehler liegt darin, daß man meint,es bedürfe eines Experiments,

um die These HULLs zu widerlegen.

Schlampige Begrifflichkeit widerlegt man aber nicht empirisch,sondern durch Einforderung von Denkdisziplin.

Zugleich wird die Spannungaber aufrechterhalten, weildie Endhandlung noch aussteht.

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BewertungBewertunggenerate appraisals;generate appraisals;

arousal and pleasure/displeasure;arousal and pleasure/displeasure;

tend to be expressive;tend to be expressive;

give rise to experiences ofgive rise to experiences of••

••

••

tend to be goal-directed.tend to be goal-directed.••

focus on microscopic („physiological“) rather than focus on microscopic („physiological“) rather than

••macroscopic („behavioral“) adjustments;macroscopic („behavioral“) adjustments;

KKLEINGINNA &LEINGINNA & KKLEINGINNALEINGINNAA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aA categorized list of emotion definitions, with suggestions for aconsensual definition. (consensual definition. (Motivation and EmotionMotivation and Emotion 55,345-355, 1981),345-355, 1981)

EmotionsEmotions

Genau dasselbe gilt auch für eine weitere Etikette,die der Emotionen gern angeheftet wird:

Dagegen wäre nichts zu sagen, solange Emotionen als Nachrichtenverstanden werden, die eine Bewertung übermitteln.

Meist werden sie aber als der Mechanismusdargestellt, der die Bewertung „generiert“

mit der Konsequenz, daß dann überall, woVerhalten einen Bewertungsaspekt einschließt(und das gilt für alles adaptive Verhalten)auch gleich Emotionen postuliert werden.

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Orga-nismus

Bedürf-Bedürf-    nisnis

AkzessAkzess VerhaltenVerhalten

ValenzValenz

An-An-triebtrieb

DetDet

AuslAusl

EmotionEmotion

Das läuft auf eine unnötige Verdoppelung derPrinzipien hinaus. Wir haben ja schon einebewertende Instanz identifiziert, nämlichdas System der Motivation.

Motive werden selbst häufig und mit Rechtals „Bewertungsdispositionen“ bestimmt(so etwa in dem Lehrbuch von RHEINBERG.)

„Bewertung“ ist hier kein rationaler Akt, sondernsie erfolgt implizit, einfach kraft der Systemstruktur,die bestimmten Reizschemata auf adaptive Weisebestimmte Verhaltensradikale zuordnet.

die Emotion aber ist nur einOutput, der die Semantikdieser impliziten Bewertungerforderlichenfalls demCoping-System mitteilt(= bewußt macht).

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MenschMensch

Menschen-Menschen-affenaffen

einfacheeinfacheWirbeltiereWirbeltiereAlles bisher Besprochene

gilt im Prinzip schon unter-halb der Menschenaffen.Wie geht es nun in derPhylogenese weiter?

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Hierzu liegt der Schlüssel im Coping-Apparat.Er entwickelt neue kognitive Kategorien.

Diese• verändern die Struktur dessen, was

LEWIN den „Lebensraum“ genannt hat,• schaffen neue Problemsituationen für das bereits bestehende Motivinventar• und nötigen dieses daher, sich zu differenzieren.

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KategorienKategorien

Der Ausdruck „Kategorie“ ist hier nicht in seinerkognitivistischen Verflachung (=Oberbegriff) zu verstehen,sondern im ursprünglichen Sinn der klassischen Philosophie.

Er bezeichnet Verarbeitungsmodule, die dafür sorgen, daß das Reizmaterial nicht einfach ein Empfindungsmosaik hervorbringt,

sondern sinnvolle Rekonstruktionen des Mesokosmos.

Kategorien sind zum Beispiel• Figur und Grund• Realität und Schein• Ursache und Wirkung.

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IdentitätIdentitätEine davon möchte ich genauer besprechen:

Worum geht es?

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Traje

ktor

ie

Traje

ktor

ie

jetztjetzt

vorhinvorhin

IdentitätIdentitätdiachronediachrone

Die Geschichte erinnert uns daran, daß es nicht trivial ist,

wenn wir allem, was wir jetzt wahrnehmen,ein Pendant in der Vergangenheit zuordnen.

Das ist eben das Werk der Identitätskategorie;sie spannt eine Trajektorie von der aktuellenWahrnehmung zu passenden Speicherinhalten.

wegen dieser zeitüberbrückenden Funktionspezifizieren wir die Identität als „diachron“.

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SchemaSchema

Die Identitätskategorie ist nicht lebensnotwendig.

Detektoren funktionieren auch,wenn sie auf starre Schemata eingestellt sind.

Noch beim dreimonatigen Säugling giltdas für die Auslösung der Lächelreaktion.

und er hält auch nichtvor, geschweige dennbei Verdeckung.

Gesichter im Profil sind hierbekanntlich wirkungslos,

nur der frontale Anblickwirkt auslösend

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Menschen-Menschen-affenaffen

Menschen-Menschen-affenaffen

MenschMensch

einfacheeinfacheWirbeltiereWirbeltiere

Als erwachsene Menschen sehen wir jedoch,daß es sich immer um dieselbe Person handelt.Das eben ist das Werk der diachronen Identität

Auch Raubtiere, die ihre Beutebelauern, können das schon.

Was uns nun aber phylogenetischerstmals bei Menschenaffen begegnet,ist eine raffinierte Umkonstruktionder Identitätskategorie.

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Coping

WahrnehmungWahrnehmungPhantasiePhantasie

Wir haben dem Coping-System Lernprozesse zugeordnet.Lernen schließt das Risiko von Versuch und Irrtum ein.Es gibt aber Situationen, wo ein einziger Irrtum schonein Irrtum zuviel wäre!

Was man stattdessen tut:Man setzt ihn in einen Flugsimulator,wo er seine Fehler machen kann,ohne den Hals zu riskieren.

Einen angehenden Piloten läßt manja auch nicht gleich auf eigene FaustFliegen und Landen üben.

Auch die Natur hat einen solchen Simulator erfunden:

Den Kognitivisten ist das Wort „Phantasie“ zuordinär, sie ersetzen es durch „Repräsentation“.das klingt professionell, ist aber viel ungenauer,denn natürlich ist auch schon die Wahrnehmungeine Repräsentation.

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Menschen-Menschen-affenaffen

Menschen-Menschen-affenaffen

MenschMensch

einfacheeinfacheWirbeltiereWirbeltiere

In der Primatenreihe scheinendie Menschenaffen die einzigenzu sein, die Probehandlungen inder Phantasie vornehmen können.

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WahrnehmungWahrnehmungPhantasiePhantasie

Wenn hier eine Emotionein Problem meldet,

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WahrnehmungWahrnehmungPhantasiePhantasie

färbt sie nicht nur dieWahrnehmung ein,

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++

WahrnehmungWahrnehmungPhantasiePhantasie

„„Anreiz“Anreiz“„„Anreiz“Anreiz“„„Anreiz“Anreiz“„„Anreiz“Anreiz“

Sondern sie gibt auch der Phantasieein antriebsspezifisches Ziel vor.

Das Subjekt agiert dann zu-nächst nicht in der Realität,

sondern auf der inneren Probebühne.

Der Begriff "Anreiz", der ursprünglichdie zum Detektor passende äußereReizkonstellation bezeichnete,

wird nun leider auch für dieZielvorstellung verwendet,die das mentale Probehandelnleitet, – mit entsprechendem Verwirrungseffekt.

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IdentitätIdentitätIdentitätIdentitätsynchronesynchronesynchronesynchrone

Damit so ein Wirklichkeitssimulator überhaupt funktioniert,sind aufwendige kategoriale Erweiterungen nötig.Eine der interessantesten davon betrifft wiederum die Identität.

Objekte können ja jetzt doppelt repräsentiert werden:

nicht nur wahrgenommen, sondern auch vorgestellt.

Beide Male handelt es sich um dasselbe Objekt, beideRepräsentationen müssen also als identisch erlebt werden.

Die Identitätskategorie dient hier aber nicht der Zeitüberbrückung,denn die beiden Erlebnisinhalte treten ja gleichzeitig auf.

Diese Identität ist alsonicht diachron, sondern

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gleichgleichidentischidentisch

Nun könnte man fragen, warum wir hier überhauptvon Identität reden und nicht einfach von Gleichheit.Die beiden Ausdrücke werden ohnehin oft synonymverwendet, z.B. in der Rede von „identischen Zwillingen“

In Wirklichkeit gleichen sich diese aber nur -wie das sprichwörtliche Ei dem anderen.

Identisch sind sie deshalb nicht, weil man das eineaufschlagen kann, ohne daß das dem anderen schadet.

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Sie erlaubt uns, das Märchen vomFroschkönig zu verstehen, derdurch den Kuß der Prinzessinin einen Prinzen verwandelt wird.

Identität ist, wenn der eine verantworten muß, was der anderegetan hat, und selbst erleidet, was dem anderen widerfährt.

Das gilt schon von der diachronen Form.

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Schicksals-Schicksals-

gemeinschaftgemeinschaft

Identität hängt nicht an der äußeren Erscheinung,sondern sie haftet irgendwie am Kern der Dinge.Wenn es nicht zu feierlich klingen würde, könnteman sagen, Identität ist Schicksalsgemeinschaft.

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Aua!Für die synchrone Identität gilt dasselbe.

Sie verhilft dem Voodoo-Zauberer zu der Überzeugung,er brauche nur eine Puppe anzufertigen, und könne dannderen Schicksal auf die Person selbst übertragen.

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Sie erklärt unsere Wut, wenn jemand dasBild einer nahestehenden Person bespuckt.

Und sie läßt verstehen, wieso man miteinem Gebäude wie dem World TradeCenter eine ganze Nation treffen kann(unabhängig von der Zahl der Toten!)

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Das einfache Ichgefühl setzt keine Reflexion undkeine Phantasie voraus. Es wird schon spürbar in deremotionalen Subjektivierung der Wahrnehmungswelt.

Es ist Schauplatz meiner Widerfahrnisse,Nullpunkt meiner Perspektive,Quelle des Kraftgefühls,das die Glieder meines Leibes lenkt.

„„I“I“William JAMESWilliam JAMES

synchroneIdentitätsynchroneIdentität

„„Me“Me“

Eine bedeutsame Konsequenz der syn-chronen Identität betrifft das Ich-Erleben.

Aber es hat eben Hintergrundcha-rakter, es ist keine artikulierte Figur.

Und genau das ändert sich auf dem PhantasieniveauDenn hier trete ich ja nun auch mir selbst gegenüber.

In diesem Sinne hatte bereits William JAMES zweiAggregatzustände des Ich-Erlebens unterschieden

Es ist wieder die synchrone Identität,die beide zu einer Einheit macht.

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Die synchrone Identität erlaubt auch, sich selbst im Spiegel zu erkennen, wasunter Primaten außer uns stimmigerweise nur die Menschenaffen fertigbringen.

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Menschenaffen sind auchdie einzigen Tierprimaten,bei denen es Anzeichen fürsynchrone Identifikationmit Anderen gibt.Die Aufnahme stammtvon Wolfgang KÖHLER.

Zu beachten ist die Arm-bewegung des Zuschauen-den. Noch bei einem Pa-vian wäre sie unmöglich.

Menschenaffen sind demgemäß auch die einzigenin der Primatenreihe, bei denen wirklich Imitationvon Handlungsmustern nachgewiesen ist.

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Zu den Implikationen der synchronen Identitätfür die Empathie-Thematik kann ich hier nurauf die diesbezügliche Veröffentlichung meinerFrau verweisen.

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Vorhin wurde gesagt, daß die kognitiven Neuerwerbe das archaischeMotivinventar nicht etwa überflüssig machen, sondern differenzieren.Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen.

Die zielbildende Endhandlung bestehthier in spektakulärer Kraftdemonstration(„Imponierverhalten“) bis hin zurphysischen Attacke.

Machtmotivation beobachten wir schon auf dem Niveauder sozialen Wirbeltiere weit unterhalb der Menschenaffen.

Mit steigender Entwicklungshöhe verschiebt sichder Akzent aber auf die zielbildende Endsituation.

Diese läßt sich beschreiben als das„Klein-und-Häßlich-Werden“ des Gegners; es istangesprochen ebenso in WEINBERGERs Ausspruch,das "Empire of Evil" (damals noch die Sowjetunion)solle "with a whimper" in sich zusammensacken,wie, aus der Perspektive der Terroristen,im Anblick der einstürzenden Twin Towers.

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„„Me“Me“

„„I“I“ Sobald sich zum „I“ aber eine „Me“-Perspektive gesellt,bekommt das Bedürfnis, die eigene Kompetenz zu spüren,einen objektivierbaren Kondensationskern.

Aus der Macht-Thematik spaltet sich dann dasGeltungsstreben und die Kompetenzmotivation ab.

KÖHLER berichtet von seinem Star-Schimpansen Sultan,der aufgeregt zuschauen mußte,wie dumm sich ein anderer anstellte,dem es einfach nicht gelang,eine Banane mit einem Stock durchs Gitter zu angeln.

Schließlich durfte er es selbst versuchen,löste die Aufgabe im Handumdrehen,verzehrte die Banane dann aber nicht etwa,sondern überreichte sie herablassend dem armen Teufel.

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MenschMenschMenschMensch

Menschen-Menschen-affenaffen

einfacheeinfacheWirbeltiereWirbeltiere

Das alles können alsoschon die Anthropoiden.

Worin besteht nun aberder qualitative Sprung,zur spezifisch menschlichenVerhaltensorganisation?

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PrioritätenregelungPrioritätenregelung Ich möchte die These vertreten,daß das etwas mit demmotivdynamischen Problem derPrioritätenregelung zu tun hat.

Unterhalb der Menschen setzt sichvon zwei konkurrierenden Antrie-ben einfach der stärkere durch,

der andere wird solange gehemmt, bis derüberlegene seine Spannung abgebaut hat.

Diese Art Management ist nun abernicht unbedingt die eleganteste.

Man könnte ja auch beide Antriebeblockieren und zunächst einmal prüfen,wie einfach jeder von ihnen zu befriedigen ist.

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jetztjetzt

späterspäter

Falls die äußeren Umstände jetzt geradedem schwächeren Antrieb günstig sind,

dann ist es doch besser, ihn bevorzugtzu erledigen.

Die kurze Verzögerung tangiert den stärkeren kaum.

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Die Idee klingt bestechend;und sie liegtoffenkundig den ErwartungsWert-Theorienzugrunde, die aber nicht bedenken, daß dieseStrategie als generelles Organisationsprinzipder Motivation gar nicht in Betracht kommt,da sie apparativ so aufwendig ist, daß erstder Mensch (im Alter von > 4 Jahren) sie verwirklichen kann.

Die Methode verlangt nämlich, daß Antriebsziele in eine zeitliche Ordnung gebracht werden.

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jetztjetztfrüherfrüher späterspäter

Das gilt noch für das Eichhörnchen,das eine Nuss vergräbt, weil es ihmSpaß macht, Nüsse zu vergraben,und nicht etwa, weil esan künftigen Hunger denkt.

Tiere, die nur Schemata wahrnehmen,benötigen überhaupt nochkein Zeitbewußtsein.

Sie reagieren einfach instantanauf aktuelle Reize.

Was wissen wir über die Phylogenese des Zeitverständnisses?

Die Zeitachse wird erstmals durchdie diachrone Identität in Anspruchgenommen, die immerhin ein Stückweit in die Vergangenheit lotet.

Mit der Erfindung der Phantasie beginntdann auch die Eroberung der Zukunft.

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An der Elfenbeinküste lebt ein Schimpansengruppe,An der Elfenbeinküste lebt ein Schimpansengruppe,die manchmal in ein Gebiet wandert, wo bestimmtedie manchmal in ein Gebiet wandert, wo bestimmteNüsse wachsen, deren Schale so hart ist, daß manNüsse wachsen, deren Schale so hart ist, daß manSteine braucht, um sie aufzuschlagen.Steine braucht, um sie aufzuschlagen.

An der Elfenbeinküste lebt ein Schimpansengruppe,An der Elfenbeinküste lebt ein Schimpansengruppe,die manchmal in ein Gebiet wandert, wo bestimmtedie manchmal in ein Gebiet wandert, wo bestimmteNüsse wachsen, deren Schale so hart ist, daß manNüsse wachsen, deren Schale so hart ist, daß manSteine braucht, um sie aufzuschlagen.Steine braucht, um sie aufzuschlagen.

Steine gibt es aber nicht im Nußrevier, und daherSteine gibt es aber nicht im Nußrevier, und dahernehmen die Tiere vorsorglich welche mit!nehmen die Tiere vorsorglich welche mit!Steine gibt es aber nicht im Nußrevier, und daherSteine gibt es aber nicht im Nußrevier, und dahernehmen die Tiere vorsorglich welche mit!nehmen die Tiere vorsorglich welche mit!

Der Fußmarsch dauert bis zu einer halben Stunde;Der Fußmarsch dauert bis zu einer halben Stunde;Das ist eine beachtliche Antizipationsleistung!Das ist eine beachtliche Antizipationsleistung!Der Fußmarsch dauert bis zu einer halben Stunde;Der Fußmarsch dauert bis zu einer halben Stunde;Das ist eine beachtliche Antizipationsleistung!Das ist eine beachtliche Antizipationsleistung!

Die Pointe ist nun die:Die Pointe ist nun die:Wenn die Schimpansen satt sind,Wenn die Schimpansen satt sind,werfen sie die Steine weg!werfen sie die Steine weg!

Die Pointe ist nun die:Die Pointe ist nun die:Wenn die Schimpansen satt sind,Wenn die Schimpansen satt sind,werfen sie die Steine weg!werfen sie die Steine weg!

Nichts deutet darauf hin,Nichts deutet darauf hin,daß sie sie für künftigen Hunger beiseitelegen.daß sie sie für künftigen Hunger beiseitelegen.Nichts deutet darauf hin,Nichts deutet darauf hin,daß sie sie für künftigen Hunger beiseitelegen.daß sie sie für künftigen Hunger beiseitelegen.

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PrimärzeitPrimärzeit

Der gesamte erlebte Zeitablauf,von der Erinnerung bis zur Antizipation,

bleibt eingebettet in den aktuellen „Appetit auf Nüsse“.

Sobald dieser Trieb dann befriedigt ist, drückt dasCoping-System gewissermaßen auf eine "Clear"-Taste,und dann wird „der Bildschirm der Phantasie gelöscht“.

Für diese Art von Zeiterleben verwende ich den Ausdruck Primärzeit, angelehnt an den „Primärprozeß“,mit dem FREUD eine Handlungsorganisation meint, die ganz unter dem Druck des aktuellen Triebes steht.

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Auch die Primärzeit implodiert jetzt wieder zu ausdehnungsloser Präsenz.

Sobald dieser Trieb dann befriedigt ist, drückt dasCoping-System gewissermaßen auf eine "Clear"-Taste,und dann wird „der Bildschirm der Phantasie gelöscht“.

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PhantasiePhantasie Die Phantasie beschränkt sich bei uns

nicht auf denEntwurf von Coping-Strategien zu aktuellen Antrieben,

eingebunden in die Primärzeit

und fixiert auf das vordergründige Triebziel.

Und das ist beim Menschen eben anders.

Unsere Vorstellungskraft vermag vielmehr zu prüfen, wie es nach dessen Erledigung weitergehen würde,welche Veränderungen der Situation bevorstehen und welche neuen Antriebslagen das aktivieren wird.

Zuvor fungierte die aktuelle Antriebslage als alleiniger Organisator der Phantasie.Das bedeutet: Ein solches System erfordert nicht, daß man sich Motive vorstellen kann,die man im Moment nicht hat.

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WeltgerüstWeltgerüst

Dafür kommt nur eine Art von affektfreiem Hintergrundwissen in Betracht,das den objektiven Ablauf des Weltgeschehens dokumentiert und extrapoliert.

Wenn es aber darum gehen soll, sich neben dem aktuellenMotiv auch noch künftige Antriebslagen vorzustellen,dann bedarf es dazu eines Meta-Organisators,der die Antriebe ihrerseits in eine Ordnungsform einbindet, –gewissermaßen eines Bezugssystems für Bezugssysteme.

Das ist eine andere Art der Kommunikation als die unter Tieren,die sich wechselseitig nur ihre Affekte signalisieren.Hier geht es um die Mitteilung von Sachverhalten, die gemein-sam ein verläßliches Gerüst der Weltorientierung liefern sollen.

Dieses Wissen aus unzähligen Bausteinen geduldig aufzubauen,würde aber das einzelne Individuum überfordern;hierfür bedarf es der Kommunikation mit anderen.

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Dazu gäbe es natürlich viel mehr zu sagen,aber das wäre das Thema einer eigenen Präsentation.

Die Menschenaffen besitzen bereits protosprachliche Kompe-tenzen, die ihnen die Mitteilung von Sachverhalten ermöglichen.Aber sie sind hierzu nicht intrinsisch motiviert.

Es war offenbar nicht der Selektionsvorteil der Kommunikation,sondern der des produktiven Denkens, der die kognitiven Moduleentstehen ließ, mit deren Hilfe sich trainierte Schimpansenmit ihren Pflegern verständigen. Erst beim Mensch habensich diese Module zu einem Kommunikationsmittel weitergebildet.

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Aber je flexibler der kognitive Apparat ist,desto mehr ist er auf Veridikalität angewiesen,sodaß das Weltgerüst insgesamt doch ambrauchbarsten ist, wenn es die objektivenVerhältnisse verzerrungsfrei wiedergibt.

Wie veridikal (wirklichkeitsgerecht) muß das Weltgerüst sein?

Das ist keine triviale Frage; denndie ultima ratio der Kognition istnicht wissenschaftliche Objektivität,sondern die Fitness.

Vor allem in der sozialen Weltkönnen gemeinsam geschaffeneund geglaubte Fiktionen oftrecht überlebenstauglich sein.

Das ist dann das, was man auchals cold cognition bezeichnet.

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WeltgerüstWeltgerüst

SekundärzeitSekundärzeit

Wesentlich ist nun, daß sich das Weltgerüst in der Zeit entfaltet.

Aber die Primärzeit wäre da unbrauchbar,da sie an den aktuellen Antrieb gebundenbleibt und mit diesem wieder kollabiert.

Wir brauchen ein Zeitgefühlnach dem Modell des Raumgefühls,einen Zeit-Raum,

eine Art Filmrolle, die das zeitliche Nacheinanderin eine geordnete Folge von reversibel abrufbaren Adressen kodiert.

Diesen Zeitspeicher kann man analog als „Sekundärzeit“ bezeichnen.

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exekutiveexekutiveKontrolleKontrolle

WeltgerüstWeltgerüst

SekundärzeitSekundärzeit

Die Einträge in diesen Speichermüssen derart mit Verbindlichkeitgeladen sein, daß sie

und ihrerseits Antriebeaktivieren können.

ebenso wie echteWahrnehmungen

das Detektorsystem derAntriebe ansprechen

Neben der aktuellen Thematik werden nun andere emotionale Handlungsorgani-satoren vorhersehbar, die sich erst an einem künftigen Ereignis entzünden werden.

Aber diese beruhen eben nur auf vorgestellten „Fakten“;und damit sie überhaupt eine Chance haben, mit denaktuellen Affekten zu konkurrieren, muß dasenergetische Gefälle zwischen beiden abgebaut werden.

Hierzu wird der aktuelle Antrieb unter Hemmunggesetzt, was man heute "exekutive Kontrolle" nennt.

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exekutiveexekutiveKontrolleKontrolle

WeltgerüstWeltgerüst

SekundärzeitSekundärzeit

Diese Ausstattung ermöglicht es uns,der Nötigung des Jetzt zu entrinnenund für eine künftige Thematik Vorsorge zu treffen,

also z.B. Feuer zu unterhalten,was ja nur funktioniert,wenn ich Holz schon sammle,solange ich noch nicht friere.

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Als nächstes müsste man nuneigentlich die Konzepte undTheorien der modernen, kogni-tivistisch orientierten Motiva-tionspsychologie in die skiz-zierte Struktur eintragen odervon ihr aus problematisieren.

Aber die Vortragszeit ist abgelaufen;ich muß dieses Geschäft alsoIhrer eigenen Kreativität überlassen.

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exekutiveexekutiveKontrolleKontrolle

WeltgerüstWeltgerüst

SekundärzeitSekundärzeit

ErwartungErwartungHoffnungHoffnungBefürchtungBefürchtungSorgeSorgeResignationResignationVerzweiflungVerzweiflung

Sie werden selbst überblicken, daß dieseabermalige kognitive Erweiterung eineFülle von Zusatzmechanismen erfordert,mit entsprechenden Auswirkungen aufdie Differenzierung der Antriebspalette.

Beispielsweise wird nun eine Gruppe neuer,speziell auf die Sekundärzeit bezogener Emo-tionen erforderlich, deren anthropologischenSonderstatus übrigens bereits LERSCH mitsicherem phänomenologischen Gespür heraus-gearbeitet hat: er nennt sie Schicksalsgefühle

Diese sind später bei HECKHAUSEN zu„Hoffnung“ und „Furcht“ (richtigmüsste es „Befürchtung“ heißen!)rudimentiert.

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Auf der Schimpansenstufe wurde sie bereits

IdentitätIdentität

diachrondiachron

synchronsynchron

permanentpermanent

Auch die Identitätskategorie mußte erneut umgebaut werden.

Auf der Schimpansenstufe wurde sie bereitsvom diachronen in den synchronen Status erweitert.

Die Bausteine des Weltgerüstes aber benötigen Trajek-torien, die die momentane Antriebslage transzendieren.

Tierisches Zeiterleben ist bestenfalls eine Kette kurz-gliedriger, thematisch homogener Episoden.

Der Mensch aber erfährt seine Welt als ein Skelett vonTatsachen, deren Lebensdauer nicht davon abhängt, ob dieAntriebslage fortdauert, in der sie ins Bewußtsein traten.

Man kann diese dritte Form derIdentität die „permanente“ nennen.

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Auch das Ich wird durch die permanenteIdentität zur zeitüberdauernden Tatsache.Ich muß mich selbst ja als etwas Überdauerndesim Wechsel meiner Motivlagen wahrnehmen.Der sozialpsychologische Identitätsbegriff basiertauf dieser Umformung, und vieles mehr,

Unter anderem leider auch die Überzeugung,daß die eigene Identität nie zuendegehen kann,sodaß Menschen um jenseitiger Belohnungwillen auch Selbstmord begehen können.

Meine Identität muß also zur Vergangenheit wie zur Zukunft hin grenzenlosoffen sein, woraus sich dann ab der Adoleszenz das Bedürfnis ergibt, meineWurzeln in einer familiären, kulturellen, allenfalls mythischen Vergangenheitzu suchen und die Zukunft über den Tod hinaus zu extrapolieren.

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Evolu

tion

Evolu

tion

Ich hoffe aber, daß es mir gelungen ist, ein evolutionäres Bezugssystem zu skizzieren, das uns er-möglicht, die Architektur der Motivation gewissermaßen von ihren Jahresringen her zu begreifen.

All das weiterzudenken, mußund darf ich Ihnen überlassen.