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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Feature Anwalt der Verlorenen Der Kampf der Clive Staffort Smith Von Peter F. Müller und Michael Müller Sendung: Mittwoch, 10. Dezember 2014 Redaktion: Gisela Corves Regie: Christoph Pragua Produktion: WDR/SWR 2014 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Feature können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/feature.xml Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Feature sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE

SWR2 Feature Anwalt der Verlorenen Der Kampf der Clive Staffort Smith Von Peter F. Müller und Michael Müller Sendung: Mittwoch, 10. Dezember 2014 Redaktion: Gisela Corves Regie: Christoph Pragua Produktion: WDR/SWR 2014

Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.

Service: SWR2 Feature können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/feature.xml Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Feature sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030

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O-Ton Krishna Maharaj „My name is Krishna Maharaj, I was convicted for a double murder in Dade County in 1987, and the state prosecutors and police knew I was innocent.” Musik: Mahlus Gardens Übersetzer 1: „Mein Name ist Krishna Maharaj. Ich wurde 1987 wegen Doppelmordes verurteilt. Staatsanwaltschaft und Polizei wussten, dass ich unschuldig war.” Atmo: Gefängnistür Ansage: Anwalt der Verlorenen – Der Kampf des Clive Stafford Smith Ein Feature von Peter F. Müller und Michael Müller O-Ton Krishna Maharaj „To me it was impossible to be convicted of murder in a country like America and you know that you are 100% innocent, I mean God knows I was innocent. And it is the truth.“ Übersetzer 1: „Ich habe es für unmöglich gehalten, in einem Land wie Amerika für einen Mord verurteilt zu werden, wenn Du hundertprozentig unschuldig bist. Und Gott weiß, dass ich unschuldig bin. Es ist die Wahrheit.“ Erzählerin: Im Herbst 1987 verurteilt das Distriktgericht von Miami County den britischen Staatsbürger Krishna Maharaj wegen des Mordes an zwei ehemaligen Geschäftpartnern in einem Hotel in Downtown Miami. Das Urteil: Tod auf dem elektrischen Stuhl. Krishna Maharaj hatte vom ersten Augenblick an seine Unschuld beteuert, doch es dauert 27 Jahre – bis das gleiche Gericht, dem heute 74jährigen, schwer kranken Krishna Maharaj im Frühjahr 2014 ein neues Beweisaufnahmeverfahren gewährt. Ergebnis eines mehr als zwei Jahrzehnte währenden Kampfes um Gerechtigkeit. Ein fast aussichtsloser Kampf. O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „I‟ve represented Kris now for over two decades and there came a point when I had taken his case through every court in America, through the state system, through the Federal system to clemency, and frankly I had failed him all the way.” Musik: Universal Vision Erzählerin: Der britische Menschenrechtsanwalt Clive Stafford Smith kämpft seit über zwei Jahrzehnten um Gerechtigkeit für Kris Maharaj, sucht nach Beweisen für seine Unschuld. Vor den Berufungsgerichten des Staates Florida und vor den Obersten Bundesgerichten hat er versucht, einen neuen Prozess für Kris Maharaj zu erwirken.

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Immer wieder scheitert er am amerikanischen Justizsystem. Nur einem Verfahrensfehler ist es zu verdanken, dass im Jahr 2004 die Todesstrafe aufgehoben und in lebenslange Haft umgewandelt wird. Kris Maharaj bleibt ein verurteilter Doppelmörder. O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „And you know in addition to making you feel guilty that also makes you search how on earth could I have failed him all that time.“ Musik: Universal Vision Erzählerin: London im Frühjahr 2014: Clive Stafford Smith, ein großer hagerer Mann von 53 Jahren mit freundlich lächelnden Augen und blonden, etwas wüsten Haaren, ist müde. 36 Stunden hat sein Trip nach Miami gedauert, wo er am 24. April der Entscheidung von Richter William Thomas beigewohnt hat. Jetzt sitzt Clive in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen wieder im Büro seiner Stiftung Reprieve – zu Deutsch Gnadenfrist oder Begnadigung -, die er vor 15 Jahren gemeinsam mit seiner Frau gegründet hat. O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „I visited prisoners on death row and I was utterly horrified to discover that in the most rich nation on earth that if you were on death row you had no right to a lawyer and so you were dependent on people who would volunteer.“ Erzählerin: Clive Stafford Smith ist erschüttert, als er als junger Mann Todeskandidaten in den USA besucht, und erkennen muss, dass sie - im reichsten Land der Welt - kein Recht auf einen Pflichtverteidiger haben, sondern völlig abhängig von Anwälten sind, die sie freiwillig und unentgeltlich vertreten. O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „I went to America when I was 19. I am English so that means I am arrogant an that means that I thought I could patronise America an sort them out.” Erzählerin: Er will eigentlich Journalist werden, als er direkt nach der Schule in die USA reist. Er glaubt an die Macht der Worte. An seine Mission, ein Buch zu schreiben, das die Welt von einem der schlimmsten Übel der Geschichte befreien soll. Der Todesstrafe. Doch diesen Plan verwirft er schnell. Stattdessen wird Clive Stafford Smith Rechtsanwalt und erwirbt eine Zulassung in den USA. Viele Jahre arbeitet er für Kanzleien, die Insassen in amerikanischen Todestrakten vertreten. In Louisiana, Georgia, Texas, da, wo immer noch die meisten Menschen auf dem elektrischen Stuhl oder durch die Giftspritze hingerichtet werden. O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „Back in 1993 I got a call from the British Consulate in Atlanta that there was this British guy called Kris Maharaj who was on death row in Florida and they asked me if I could do anything to help him. Well, I was representing another guy down in Florida

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at the time and I thought, when I am down there I‟ll pop in and see Kris and I did he asked if I‟d help him and I said yes.“ Erzählerin: Clive Stafford Smith ahnt zu diesem Zeitpunkt schon, dass der Fall Maharaj ihn viele Jahre beschäftigen wird. Doch er ist überzeugt, dass Krishna Maharaj unschuldig ist. Dass sein Leben gerettet werden muss. O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „Possibly the most telling thing to me about the whole case is that when the jury came back and said Kris was guilty beyond a reasonable doubt he fainted. Now you can‟t fake that. He passed out because he simply couldn‟t believe it.“ Erzählerin: Als die Jury in den Gerichtssaal kommt und Kris Maharaj schuldig spricht, fällt dieser in Ohnmacht. „Du kannst das nicht spielen”, sagt der erfahrene Anwalt. „Er ist zusammengebrochen, weil er es einfach nicht glauben konnte.” Musik: I‟m Never Gonna Sleep Tonight Erzählerin: Hotel Dupont Plaza, Downtown Miami, 16. Oktober 1986. Es ist kurz nach 8 Uhr, als Kris Maharaj in der Lobby des Hotels eintrifft. Der in Trinidad geborene britische Geschäftsmann und Millionär ist Herausgeber der Caribbean Times, einer Zeitung, die sowohl in Florida als auch auf den karibischen Inseln erscheint. Maharaj soll an jenem Morgen einen Geschäftsmann treffen, der den Vertrieb seiner Zeitung auf den Bahamas übernehmen soll. Er wird begleitet von seinem noch recht neuen Mitarbeiter Neville Butler, der das Treffen an diesem Morgen vermittelt und organisiert hat. O-Ton Krishna Maharaj (ohne Übersetzung) „We waited from, I think, 8:30 in the morning to approximately 10 o‟clock, about. I had a meeting with the publishers of my newspaper, the printers in Fort Lauderdale. At about 10 o‟clock or 10:15 I said I am leaving, he didn‟t show up.“ Erzählerin: Eddie Dames, der Mann, der sich angeblich mit Kris Maharaj treffen will, um seine Zeitung zu vertreiben, erscheint nicht. Maharaj kann und will nicht länger warten, andere Termine sind eingeplant. O-Ton Krishna Maharaj (ohne Übersetzung) „When I left the hotel I went to Fort Lauderdale for business meetings with the printers and so, I went for lunch and didn‟t leave Fort Lauderdale until about 3:30 to go back to the airport in Miami to see somebody else.“ Erzählerin: Am späten Nachmittag fährt Kris Maharaj zurück nach Miami. In einem Diner trifft er sich mit seiner Frau Marita und einem Freund. Sie sitzen bei ihren Drinks, als Maharajs Mitarbeiter Neville Butler in Begleitung eines Police Officers an ihrem Tisch erscheint.

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O-Ton Krishna Maharaj „The guy told me I was under arrest. His name was detective Buhrmaster. I said: „Under arrest?” he said yes, you are under arrest, handcuffed me to the front and put me in a car and take me to the police station. When I got to the police station, he told me that I am being charged with double murder for killing the Moo Young and his son.” Übersetzer 1: „Er sagte, ich sei verhaftet. Sein Name war Detective Buhrmaster. Ich sagte: „Verhaftet?” Er sagte „Ja“, setzte mich ins Auto und fuhr ins Revier. Dort erklärte er mir, dass man mich des Doppelmordes an Moo Young und seinem Sohn beschuldigte.” Erzählerin: Die gebürtigen Jamaikaner Derrick Moo Young und sein Sohn Duane waren wenige Stunden zuvor im Dupont Plaza tot aufgefunden worden. Hingerichtet mit insgesamt 18 Schüssen aus einer neun Millimeter Pistole. In genau der Suite, in der Kris Maharaj am Morgen vergeblich gewartet hatte. Die Moo Youngs waren ehemalige Geschäftspartner von Kris Maharaj. Sie schuldeten ihm mehrere hunderttausend Dollar. In wenigen Wochen sollte der Prozess gegen Vater und Sohn beginnen, den Maharaj angestrengt hatte. O-Ton Krishna Maharaj „The first time I realized the Moo Youngs were killed when detective Buhrmaster arrested me that night and he told me that the Moo Youngs were killed. I said: no, I don‟t know anything about it. I denied killing the Moo Youngs from day one.“ Übersetzer 1: „Das erste Mal, dass ich begriffen habe, dass die Moo Youngs getötet wurden, war der Abend, als Detective Buhrmaster es mir erzählte, bei meiner Verhaftung. Ich habe von Anfang an bestritten, die Moo Youngs umgebracht zu haben.” Musik: Leaving The City O-Ton Clive Stafford Smith „So, one thing you don‟t recognize, for example, about an innocent person is they are the most useless person on the planet, when it comes to defending themselves.” Übersetzer 2: „Was man in der Regel nicht annehmen mag von unschuldigen Menschen, ist, dass sie die nutzlosesten Menschen der Welt sind, wenn es um ihre eigene Verteidigung geht.“ O-Ton Clive Stafford Smith „So you ask Kris, for example, „well, you say you didn‟t do this crime, who did?‟ And he says „I don‟t know. I wasn‟t there.‟ But then there is another level on which Kris is his own worst enemy: that‟s because he‟s convinced one hundred percent, he absolutely knows he didn‟t do it, he cannot fathom the notion... that twelve people would find him guilty beyond a reasonable doubt.“

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Übersetzer 2: „Du sagst, du warst es nicht, also wer war es? Und er sagt, ich weiß es nicht, ich war ja nicht da. Weil er hundertprozentig weiß, dass er es nicht getan hat, ist er sein eigener größter Feind. Er kann einfach nicht glauben, dass zwölf Menschen ihn ohne jeden Zweifel für schuldig befinden werden.” Erzählerin: Die zwölf Geschworenen im Bezirksgericht von Miami haben 1987, am Ende des Prozesses, keine Zweifel, dass Kris Maharaj seine ehemaligen Geschäftspartner ermordet hat. Er hat ein Motiv, er war am Tatort, im Hotelzimmer befanden sich seine Fingerabdrücke, er hatte eine Waffe besessen. Die Anklage hatte sogar einen vermeintlichen Augenzeugen der Hinrichtung präsentiert: Ausgerechnet Neville Butler, den Angestellten von Kris Maharaj, der das Meeting im Dupont Plaza arrangiert hatte, und nun im Prozess unter Eid aussagt, er sei dabei gewesen, als Maharaj wie von Sinnen um sich schoss. Kris Maharaj vertraut der Strategie seines Anwalts Eric Hendon, der ihm als erfahrener Strafverteidiger ausgerechnet vom Büroleiter des für seinen Fall zuständigen Richters empfohlen worden war und angeblich seine letzten sieben Mordprozesse alle gewonnen hatte. Doch in diesem Fall agiert er, als sei ihm das Schicksal seines Mandanten völlig egal. O-Ton Clive Stafford Smith „In Kris‟s case he had money but he hired the lowest bidder. This was because Kris knew he was innocent. Why do I need to spend $200,000? This chap says he will do it for twenty grand. That sounds more reasonable. It‟s got to be an easy job. Well, you get what you pay for and in this case I‟m afraid Kris got what he paid for which was an incredibly shoddy defence.“ Übersetzer 2: „Kris hatte Geld, aber gerade weil er wusste, dass er unschuldig ist, hat er den billigsten Anwalt genommen. Warum soll ich 200 000 Dollar ausgeben, wenn der Typ sagt, hey ich mach´s für 20 Riesen. Aber in diesem Fall muss ich leider sagen, dass Kris für sein Geld eine unglaublich schlechte Verteidigung bekommen hat.” O-Ton Krishna Maharaj „My case is the only double murder case in the history of America, that not even one motion was filed in a double murder case, Hendon didn‟t file a motion because he was part of the conspiracy.” Übersetzer 1: „Mein Fall war der einzige Prozess wegen Doppelmordes in der Geschichte Amerikas, in dem kein einziger Antrag gestellt wurde. Hendon tat es nicht, weil er Teil der Verschwörung war.” Musik: Universal Vision Erzählerin: Als Clive Stafford Smith 1993 auf Bitten des Britischen Konsulats die Verteidigung von Kris Maharaj übernimmt, erkennt er sofort, dass bei diesem Prozess kaum etwas mit rechten Dingen zugegangen ist. Er stellt den Antrag auf Einsicht in die Akten der

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Staatsanwaltschaft. Clive Stafford Smith ist entsetzt. Er hat schon vieles erlebt in amerikanischen Strafprozessen, aber ein solches Ausmaß an Fehlern und Verfehlungen noch nicht. Doch Eric Hendon, Maharajs Anwalt, unternimmt nicht das Geringste, die scheinbare Beweiskette der Staatsanwaltschaft zu zerstören. O-Ton Clive Stafford Smith „There were at least six alibi witnesses available to testify that Kris not only didn‟t do it but was in a whole different town at the time it happened and Kris could have testified to the same thing also. But he didn‟t put any of that evidence on and he didn‟t meaningfully investigate and challenge the prosecution case.“ Übersetzer 2: „Es gab mindestens sechs Menschen, die bezeugen konnten, dass Kris zur Tatzeit in einer anderen Stadt war. Und Kris hätte das auch aussagen können. Aber sein Anwalt brachte nichts davon vor und er unternahm nichts, um die Staatsanwaltschaft anzugreifen und ihre Position ins Wanken zu bringen.” Erzählerin: Erst Clive Stafford Smith findet Jahre später heraus, dass diese Versäumnisse wohl nicht nur Eric Hendon‟s Unfähigkeit geschuldet waren. Als er den Fall neu aufrollt trifft er auch auf Ron Petrillo, einen Privatermittler, der für Hendon arbeitete. Jeder Strafverteidiger in den USA, der in Mordprozessen verteidigt, beschäftigt private Ermittler, um nach Beweisen für die Unschuld seines Mandanten zu suchen. Von Ron Petrillo erhält Clive Stafford Smith einen entscheidenden Hinweis: O-Ton Clive Stafford Smith „The investigator for this lawyer - a guy called Ron Petrillo - says that the defence lawyer had been threatened that his child would – I don‟t know – be killed or whatever, if Kris Maharaj was acquitted. Now I couldn‟t see why Ron Petrillo would make that up.“ Übersetzer 2: „Ron Petrillo sagt, dass der Verteidiger bedroht worden ist. Sein Kind würde getötet falls Kris Maharaj freigesprochen würde. Ich kann mir nicht vorstellen, warum Petrillo das erfinden sollte.” Erzählerin: Aber warum sollte jemand den Verteidiger von Kris Maharaj bedrohen? Noch tappt Clive Stafford Smith im Dunkeln. Aber die Absonderlichkeiten, die sich vor allem in den Akten der Staatsanwaltschaft finden, nehmen kein Ende. Im Gegenteil, es wird immer absurder. Als der Prozess gegen Kris Maharaj noch gar nicht angefangen hat, erscheint eine Abgesandte des Vorsitzenden Richters Howard Gross in seiner Zelle. Howard Gross, wegen seines unverwechselbaren Gesichtsausdrucks als „Howie the Mouse“ bekannt, hat ein eigentlich unwiderstehliches Angebot für Kris. O-Ton Clive Stafford Smith „Howie the Mouse, according to Kris, before trial had sent a bag lady over to say that if Kris paid $50,000 the judge would fix the case and Kris would walk free. Kris reported that to his lawyer who reported it to the prosecutor.”

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Übersetzer 2: „Howie the Mouse habe eine Abgesandte zu ihm geschickt, die ihm erklärte, wenn er 50000 Dollar bezahlt, regelt der Richter seinen Fall und er ist ein freier Mann. Kris Maharaj berichtete dies seinem Rechtsanwalt, der es an die Staatsanwaltschaft weitergab.“ O-Ton Krishna Maharaj „She gave me her calling card with her name and her telephone number. After she left I called my attorney who was Eric Hendon and I told him to come to the prison, the Dade County Jail, immediately, I got something to tell you right away, it‟s important. So he came, I hand him the card that assistant state attorney Myira Trinchet gave me and I told him what she said. He said he is going to report it to the Dade, the attorney general and leave it to him, he knows what he is doing, he‟ll deal with it. That was it.“ Übersetzer 1: „Sie hat mit ihre Karte mit ihrem Namen und ihrer Telefonnummer gegeben. Als sie gegangen war, habe ich Eric Hendon angerufen und ihm gesagt, er müsse sofort ins Gefängnis kommen. Es sei sehr wichtig. Ich gab ihm die Karte, die die Stellvertretende Staatsanwältin Myira Trinchet mir gegeben hatte und erzählte ihm, was sie zu mir gesagt hatte. Hendon sagte, er werde es dem Generalstaatsanwalt berichten. Der wisse, was er tue und werde das regeln. Das war alles.” O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „I found that in the file later. No one did anything about it.“ Erzählerin: Dass es für Richter Howard Gross zum alltäglichen Geschäftsgebaren gehört, gegen Geld einen Freispruch anzubieten, zeigt sich bereits am dritten Tag des Prozesses, als der ehrenwerte Richter von Beamten des FBI verhaftet wird. O-Ton Clive Stafford Smith „On day three of the trial Howie the Mouse was tape recorded in another case taking a bribe from someone who purported to be – who was the lawyer for someone who was a cartel member. Turned out actually that it was a sting operation by the police. So Howie the Mouse was taken away in handcuffs and the trial went on.“ Übersetzer 2: „Am dritten Tag des Prozesses kam heraus, dass Howie the Mouse in einem anderen Fall abgehört worden war, wie er von einem Anwalt eines Drogenkartell-Mitglieds Bestechungsgeld nahm. Sie schafften Howie the Mouse in Handschellen weg und der Prozess gegen Kris ging weiter.” Musik: I‟m Never Gonna Sleep Tonight Erzählerin: Die Verschwörung zu einem Mord, in diesem Fall einem Justizmord, auch darauf steht in den meisten Staaten der USA die Todesstrafe. Der Vorwurf, Richter und Staatsanwaltschaft hätten sich zu einer solchen Verschwörung verabredet, mag aus dem Mund eines Angeklagten, der zum Tode verurteilt wurde, verständlich

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erscheinen. Einem Rechtsanwalt und Strafverteidiger würde dies nicht so leicht über die Lippen kommen. Doch 1997 präsentiert Clive Stafford Smith die von ihm aufgedeckten skandalösen Vorgänge vor Gericht und versucht, einen neuen Prozess für Kris Maharaj zu erreichen. Er scheitert. Der Leidensweg von Kris Maharaj wird noch viele Jahre weiter gehen. Musik: Murder in Mississippi (Part 3) O-Ton Clive Stafford Smith „We do death penalty cases, Guantanamo, Drones, all the things that are linked in to the people who are most hated. My view is that our obligation as human beings is to look around the world at the people who are most hated and stand between them and the people doing the hating.“ Erzählerin: „Wir verteidigen Todeskandidaten, Häftlinge in Guantanamo und Drohnenopfer“, erzählt Clive Stafford Smith in seinem Londoner Büro. „All die Fälle, die mit den meistgehassten Menschen zu tun haben. Ich denke, wir sind als Menschen verpflichtet auf die Menschen zu schauen, die am meisten gehasst werden. In aller Welt. Wir müssen uns zwischen sie und die, die sie hassen, stellen.“ Reprieve hat sich inzwischen von den bescheidenen Anfängen zu einer global operierenden Unternehmung im Kampf für Menschenrechte entwickelt. Neben der Zentrale in London unterhält die Stiftung Büros in den USA, in Australien, den Niederlanden und bald auch in Deutschland. Clive Stafford Smith greift in die Schublade seines Schreibtisches und zieht eine zerknitterte Postkarte hervor. Sie wurde geschrieben am 20. April 2005 und erreichte das Londoner Büro von Reprieve erst einen Monat später. Es waren nur ein paar handschriftliche Zeilen: Zitator (Postkarte von Binyam Mohamed): (ohne Übersetzung) „I have written a few times to try to contact you through the Army. Now I am sending you a postcard thru the privilege team and wait your response. I would like you to act as my lawyer.” Erzählerin: Unterzeichnet hat die Postkarte Binyam Mohamed im US-Lager Guantanamo auf Cuba. Binyam Mohamed, ein damals 27 Jahre alter gebürtiger Äthiopier, hatte seit seinem 15. Lebensjahr mit seinen Eltern, die vor dem Militärregime in ihrer Heimat geflohen waren, in London gelebt. Das Asylverfahren seiner Eltern zog sich über viele Jahre hin, er kam in Kontakt mit Drogen, seine Schulkarriere geriet ins Stocken. Und auch das ist fast schon exemplarisch: Er sucht und findet Hilfe und Halt in der Religion. Binyam Mohamed beginnt, in einem gemäßigten muslimischen Zentrum zu arbeiten. Er kommt weg von den Drogen und will irgendwann Afghanistan kennen lernen, das Land, das noch im Mai 2001 für seine rigide Anti-Drogenpolitik gerühmt wird. Musik: Universal Vision

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Erzählerin: Im Juli 2001 erreicht Binyam Mohamed Afghanistan, zwei Monate vor den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon. Als sich die Hinweise in der Öffentlichkeit verdichten, dass die USA Afghanistan angreifen werden, verlässt er das Land und reist nach Pakistan. Aber er versäumt es, sofort mit dem nächsten Flieger zurück nach London zu reisen. Als er sich endlich dazu durchringt, ist es zu spät. Sein äthiopischer Pass ist ihm auf der Reise gestohlen worden, das Recht auf einen britischen Pass hat er nicht, und so versucht er schließlich, mit dem Pass eines Freundes aus London an Bord der Maschine zu gelangen. Am 10. April 2002 wird Binyam Mohamed in Karatschi verhaftet. Ein jahrelanges, unvorstellbares Martyrium beginnt. Drei Tage nach seiner Verhaftung sitzt Binyam Mohamed erstmals Beamten des FBI gegenüber. O-Ton Clive Stafford Smith „What they did was they rendered him to Morocco where their friends the Moroccans took a razor blade to his genitals every two weeks for a year and a half and did all sorts of other unspeakable things to him. And then the Americans took him from there to the Dark Prison in Kabul where they blasted music at him and did all sorts of other psychological torture. And I listened to Binyam talk about this for three solid days for sort of eight hours a day and we discussed it and it was just ghastly. The idea that we would do that and torture this guy into the grandiose confession that they got out of him that he knew how to build a nuclear bomb.“ Übersetzer 2: „Sie haben ihn dann nach Marokko gebracht, wo ihre Freunde die Marokkaner seine Genitalien mit Rasierklingen bearbeiteten und ihm noch mehr unaussprechliche Dinge antaten. Das ging anderthalb Jahre. Dann haben die Amerikaner ihn in ein geheimes Gefängnis in Kabul verschleppt, wo sie ihn mit psychischen Quälereien folterten. Ich habe Binyam zugehört, es war grässlich. Vor allem die Vorstellung, dass wir diesen Jungen foltern, in dem irrwitzigen Glauben, er würde zugeben, dass er weiß, wie man eine Atombombe baut.” Erzählerin: Im November 2005 - mehr als drei Jahre nach seiner Verschleppung - wird die US-Militär-Kommission in Guantánamo die Anklage veröffentlichen: Verschwörung und Planung von Anschlägen auf Hochhäuser in den USA. Binyam Mohamed wusste nicht, wie man eine Atombombe baut. Er weiß es bis heute nicht. Und er weiß auch bis heute nicht, was ihn in das Fadenkreuz der US-Geheimdienste geraten ließ. Es wird sein Glück sein, dass er über einen Mitgefangenen von Clive Stafford Smith erfährt. Der Anwalt besucht ihn im Sommer 2005 zum ersten Mal in Guantanamo. O-Ton Clive Stafford Smith „I spent a lot of time travelling around Europe and the Middle East. For example I went to Yemen and what I would do in all of these countries, is the first thing I would do is hold a press conference and say „Look, I‟m American, I am here to help, first let me apologise to what we have done to you and your loved ones. And we are here to try to right the wrong that we‟ve committed, so we‟re here to represent you for free.‟ And at that point a lot of family members would come forward, they would give us signed authorizations and then we would be authorized to represent the people in Guantanamo. And that‟s how we did it in the early days.“

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Übersetzer 2: „Ich bin in den Jemen und andere Staaten im Mittleren Osten gereist, habe Presse-konferenzen abgehalten, mich für unsere Taten entschuldigt und ihnen gesagt: Wir sind hier, um das Unrecht, das wir begangen haben, wieder gut zu machen. Also werden wir Euch umsonst vertreten. An diesem Punkt sind die Familien überzeugt und geben uns die Vollmacht. Dann können wir die Gefangenen in Guantanamo verteidigen.” Erzählerin: 31 Mal ist Clive Stafford Smith inzwischen in Guantanamo gewesen, hat insgesamt etwa ein Jahr seines Lebens auf dem Gelände des Lagers verbracht und Dutzende Gefangene vertreten. Kaum einer kennt den amerikanischen Gulag so gut wie er. Als er am Haupteingang des Lagers stand, las er dort: „In Ehre verpflichtet, die Freiheit zu Verteidigen“. O-Ton Clive Stafford Smith „First you come to the entrance and they have the motto „Honour Bound to Defend Freedom” and I will say that reminded me of „Arbeit macht Frei” when I first saw that.” Übersetzer 2: „Als ich das zu ersten Mal sah, erinnerte es mich an „Arbeit macht frei“ Es ist nur grotesk, dass wir sagen „In Ehre verpflichtet, die Freiheit zu verteidigen“ und niemand an diesem Ort hat irgendeine Freiheit. Es geht nur darum diese Menschen ohne Prozess wegzusperren.“ O-Ton Clive Stafford Smith „It‟s just ludicrous isn‟t it that we say Honour Bound to Defend Freedom and yet no one in that place has any freedom and it‟s all about locking people up without trial.” Musik: Universal Vision Erzählerin: 1999 kehrte Clive Stafford Smith mit seiner Frau zurück nach London und gründet die Stiftung „Reprieve” Die Themen Todesstrafe und Menschenrechte sind längst zu seiner Lebensmission geworden. Am Anfang kämpfen er und seine Frau allein, inzwischen arbeiten 45 zumeist junge Anwälte und Freiwillige an Fällen von Menschenrechtsverletzungen in aller Welt. Ihre Arbeit und ihre Recherchen und ihr im Vergleich zu anderen Kollegen spärliches Salär werden ausschließlich aus Spenden bezahlt. Keiner ihrer Klienten kann für seine Verteidigung selbst aufkommen. O-Ton Polly Rossdale „In the wake of the US invasion of Afghanistan the Americans were throwing hundreds of thousands of leaflets out of the planes over Pakistan and Afghanistan offering bounties for the head of any foreign Arab who was found in the region.” Übersetzerin Polly Rossdale: „Während der US-Invasion in Afghanistan wurden hunderttausende von Flugblättern über Pakistan und Afghanistan abgeworfen. Sie haben Kopfgeld ausgesetzt für jeden fremden Araber, der in der Gegend angetroffen wurde.“

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Erzählerin: Nicht nur Clive Stafford Smith und seine Mitarbeiter von Reprieve kritisieren Präsident Obama scharf für den Bruch seines Wahlversprechens, das Lager Guantanamo zu schließen. Fast alle internationalen Menschenrechtsorganisationen üben Kritik. Clive Stafford Smith und Polly Rossdale sind der Auffassung, dass sich die Zustände unter der Obama-Administration in den letzten Jahren sogar noch verschlimmert haben. O-Ton Polly Rossdale „Practices that he condemned under Bush‟s administration, now take place every day in Guantanamo. Dozens of men are on hunger strike protesting their indefinite detention without charge and the military is responding by force-feeding those men in a very brutal way. …Last year when a hunger strike was at its most widespread – more than a hundred men were striking – he again promised to bring an end to Guantanamo but since then only 17 men have been released. He seems to lack the will to expend the necessary political capital when it requires to do the right thing.” Übersetzerin Polly Rossdale: „Praktiken, die Obama unter der Regierung Bush kritisiert hat, finden in Guantanamo jetzt jeden Tag statt. Dutzende Männer sind im Hungerstreik, um gegen ihre unbegrenzte Inhaftierung ohne Anklage zu protestieren. Das Militär antwortet mit brutaler Zwangsernährung. Als 2013, auf dem Höhepunkt mehr als hundert Männer im Hungerstreik waren, hat Obama wieder versprochen, Guantanamo zu schließen, a. Aber seitdem wurden lediglich 17 Männer frei gelassen. Es fehlt ihm offenbar am Willen, das notwendige politische Kapital einzusetzen, wenn es darum geht, das Richtige zu tun.” Erzählerin: Clive Stafford Smith trieb die Empörung über die Behandlung der Gefangenen in Guantanamo und die Solidarität mit seinen Mandanten dort sogar zu einem drastischen Selbstversuch: O-Ton Clive Stafford Smith „Last summer in some sympathy with my clients I went on a hunger strike myself just to check it out. I did it for a week. I don‟t know when the last time was that you went without food for 24 hours or 48 hours, but I went for a week and that was a small, small insight into what my clients are doing. But when you think about Ahmad Hasan, one of the guys I represent from Yemen, he‟s been on hunger strike since 2007, seven years. Now he‟s been force fed, obviously or he would be dead, against his will.” Übersetzer 2: „Im letzten Sommer bin ich aus Sympathie mit meinen Mandanten selbst in den Hungerstreik getreten, um herauszufinden, wie das ist. Eine Woche lang. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal 24 oder 48 Stunden nichts gegessen habe. Es war ein ganz, ganz, kleiner Einblick in das, was meine Mandanten da durchmachen. Denken Sie an Ahmad Hasan, einen meiner Klienten aus dem Jemen, er ist seit sieben Jahren immer wieder im Hungerstreik. Jetzt wird er zwangsernährt, sonst würde er sterben.“

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Erzählerin: Der Gefangene Binyam Mohamed wurde nicht in Guantanamo gefoltert sondern in einem geheimen Gefängnis in Marokko, wo die CIA die Verhöre und Misshandlungen durch ihre so genannten Verbündeten überwachte: Zitator: (Zitat Binyam Mohamed aus Buch CSS) „They came in again and strapped me to a mettress. They put an IV in my arm, then a second. There was some kind of yellow liquid. This I think must have been heroin. I was out of this world. I didn´t exist.” Erzählerin: Er gesteht nichts, weil er nichts zu gestehen hat. Zitator: (Zitat Binyam Mohamed aus Buch CSS) „My body started reacting. It was like constantly going cold turkey on drugs. This went on may be ten or fourteen days, but I lost track of time.“ Erzählerin: Binyam Mohamed erträgt und überlebt die Folter. Auch als sie anfangen, ihn nackt an den Handgelenken aufzuhängen und seinen Penis mit Rasierklingen zu schneiden. Er gesteht nichts, weil er nichts zu gestehen hat. Nach zweieinhalb Jahren wird er von Marokko wieder nach Kabul in einen anderen geheimen Kerker gebracht, bis er schließlich nach Giuantanamo kommt und und von Clive Stafford Smith erfährt. Musik: Universal Vision Erzählerin: Mehr als 60 seiner Mandanten haben mit Clive Stafford Smith´ Hilfe bereits ihre Freiheit wieder erlangt. Auch Binyam Mohamed ist nach sieben Jahren in US-Gefangenschaft und schlimmster Folter im Jahr 2009 entlassen und zurück nach Großbritannien geschickt worden. Angeklagt oder vor ein ordentliches Gericht gestellt wurde er nie. Dafür errang Clive Stafford Smith für seinen Mandanten vielleicht einen der spektakulärsten Erfolge im Kampf um Wiedergutmachung für die Opfer des amerikanischen Gulag: Ein Londoner Gericht spricht Binyam Mohamed wegen der erwiesenen Mittäterschaft des britischen Geheimdienstes an den illegalen Folterungen in marokkanischen und afghanischen Gefängnissen und in Guantanamo eine Entschädigung in Höhe von einer Million britischer Pfund zu. Atmo Verkehrslärm / Hupen Islamabad Erzählerin: Islamabad, 28. Oktober 2011. Zehn Jahre nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon und im Jahr drei der Präsidentschaft Barack Obamas. Clive Stafford Smith ist in die Pakistanische Hauptstadt gereist, um die Weltöffentlichkeit auf einen geheimen Krieg aufmerksam zu machen: Auf einen ferngesteuerten Krieg mit Tausenden von anonymen Toten, darunter viele unbeteiligte Zivilisten, Frauen und Kinder. Es ist der Drohnenkrieg unter Aufsicht der

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CIA, den die USA seit 2004 zu einem festen Bestandteil ihres so genannten „War on Terror“ gemacht haben. Musik: Leaving The City Erzählerin: Dutzende Stammesvertreter sind aus Nordwaziristan gekommen, um über den Tod zu sprechen, den die USA aus der Luft schicken. Zu der Jirga ist auch Imran Khan erschienen, ein pakistanischer Sport-Superstar, damals Präsidentschaftskandidat und heute Oppositionsführer. Und ein 16 jähriger Junge namens Tariq Aziz. Sein Cousin ist von einer amerikanischen Drohne getötet worden. Darüber will er sprechen und Antworten bekommen. Auch von Clive Stafford Smith. O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „And I shook his hand, I met him, he talked about how a member of his family had been killed and he wanted to know what he could do to try to persuade America not to kill people and his family and his village.“ Erzählerin: Tariq Aziz ist ein ganz normaler Jugendlicher wie Millionen seiner Altersgenossen in aller Welt. Er liebt Fußball, spielt als Verteidiger, er ist ein begeisterter Photograph und er steht auf westliche Musik. Sein einziges Problem ist, dass er im Norden Pakistans lebt. Nach der Jirga, die ein eindringliches Signal gegen den amerikanischen Drohnenkrieg in die Welt sendet, besucht Tariq noch eine Wahlkampfveranstaltung, auf der Imran Khan vor tausenden Zuhörern die Politik der USA scharf angreift. Wahrscheinlich wird Tariq hier bereits beobachtet. Nach der Kundgebung kehrt er in sein Dorf zurück. Er freut sich auf ein Fußballspiel, das in einigen Tagen stattfinden soll. O-Ton Badshah Wali, Tariq´s Freund „Tariq left to tell some players and we left to tell others. … We were listening to music in the car. Tariq´s brother was with me.“ Erzählerin: Tariq fuhr mit dem Auto weg, um andere Spieler zu informieren, und auch wir fuhren los erinnert sich sein Freund Badshah Wali. Sie hören im Auto Musik. Neben Badshah sitzt Tariq´s Bruder. Tariq selbst fährt mit einem Cousin. Atmo: Drohneneinschlag / Explosion / Flammen Musik: Leaving The City Erzählerin: Sein Bruder und ein weiterer Cousin gehören zu den ersten am Tatort: O-Ton Muhib Ullah, Tariq´s Cousin „The car was completely destroyed. And the bodies of Tariq and his cousin were badly burned.“

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Übersetzer 5: „Das Auto war völlig zerstört. Die Körper von Tariq und seinem Cousin waren schwer verbrannt.“ O-Ton Abdul Aziz, Tariq´s Bruder „When I saw Tariq´s body I became very upset and disturbed. Other people took me away because I became faint.“ Übersetzer 5: „Als ich Tariq´s Leiche sah, war ich erschüttert. Andere haben mich weggebracht, weil ich zusammenbrach.“ Erzählerin: Abdul Aziz wird beim Anblick seines Bruders Tariq ohnmächtig. O-Ton Clive Stafford Smith „They fired a Drone missile and they just blew them to little pieces. And then you know exactly what some informant had told them because they issue a press release and the press release was „we just killed four militants‟. But it wasn‟t four militants, it was two children and one of them was a child who I had known, and to me that makes this very, very personal. And so even though it is a legal issue, a moral issue, to me it is very personal.“ Übersetzer 2: „Sie haben eine Rakete abgeschossen, die sie einfach in Stücke gerissen hat. Und dann wussten wir, was irgendein Informant ihnen erzählt haben musste, denn sie veröffentlichten eine Presseerklärung, nach der sie „soeben vier Militante getötet” hatten. Aber es waren nicht vier Militante, es waren zwei Kinder. Für mich war das etwas sehr, sehr Persönliches.” Erzählerin: Clive Stafford Smith ist sicher, dass ein Spitzel des US-Geheimdienstes bei der Jirga anwesend war und Tariq an die Amerikaner verriet. Für Geld, weil Tariq gegen die Tötungspraxis der USA aufbegehrte. Niemand wird es erfahren. Doch die Entscheidung, wer leben darf und wer sterben soll, fällt einmal in der Woche zehntausend Kilometer von Islamabad entfernt, wo dann die endgültige Zustimmung zur Exekution erteilt wird. Die Ohnmacht der Opfer gegen diese anonymen Entscheidungen ist es auch, die Clive Stafford Smith so wütend macht und seinen Kampf gegen den US-Drohnenkrieg so persönlich. O-Ton – Collage News „Oberster Pakistanischer Gerichtshof erklärt Drohnenangriffe für illegal.” Erzählerin: Am 9. Mai 2013 erklärt das Oberste Gericht in der Provinz Peshawar die Drohnenangriffe der Vereinigten Staaten für illegal und fordert die Regierung auf, die Attacken zu stoppen, andernfalls die Drohnen abzuschießen und die Beziehungen zu den USA abzubrechen. Vorangegangen war ein zwei Jahre dauernder Kampf vor pakistanischen Gerichten, den Clive Stafford Smith für Noor Khan, den Sohn eines

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Mannes führte, der bei einem der blutigsten amerikanischen Angriffe getöteten worden war. Musik: I‟m Never Gonna Sleep Tonight Erzählerin: 17. März 2011, Datta Khel, ein Dorf in Nord Waziristan, dem Stammesgebiet im pakistanischen Nordwesten. Im Jahr zuvor ist hier ein mutmaßlicher al-Quaida-Kommandeur bei einem Drohnenangriff getötet worden. An diesem Tag ist in Datta Khel eine große Jirga einberufen. Mehrere Dutzend Stammesführer haben sich versammelt, um über lokale Probleme zu beraten, wie sich Ahmed Jan erinnert, einer der Stammesältesten, der den Angriff überlebte: O-Ton Ahmed Jan, Stammesältester (ohne Übersetzung) „There were more than forty people. We were talking about chromite and the cutting of wood from the mountains. I was sitting on the ground.“ Erzählerin: Mehr als vierzig Männer waren gekommen, so Ahmed Jan. Sie diskutieren über die Besitzverhältnisse an den Chromerz-Vorkommen in der Gegend und über den Holzeinschlag in den Bergen. Das nächste Militärlager ist nur wenige Kilometer entfernt. Die Jirga ist bei den Behörden offiziell angemeldet. Sie findet unter freiem Himmel statt. O-Ton Ahmed Jan, Stammesältester (ohne Übersetzung) „Four missiles attacked us at 10:45 AM on March, 17, 2011. Two missiles targeted the group where I was sitting, while two more targeted the other group.“ Erzählerin: Der Angriff gilt angeblich einem Talibananführer. Die vier Hellfire-Raketen richten ein Blutbad an. 44 Männer werden getötet, viele von ihnen Familienväter. Die Söhne Kamran Ismaeel und Mir Daad Khan erleben den Angriff und sehen die grausamen Folgen: O-Ton Kamran Ismaeel, Sohn des getöteten Malik Ismaeel „When the attack took place, it became hell for us. Some had no head, some had no hands, some had no feet. They were all dead. When I got there, someone showed me my father. When I touched his skin, it started to break like ashes.“ Übersetzer 5: „Es war die Hölle. Einige hatten keinen Kopf mehr, andere keine Hände, andere keine Füße. Alle waren tot. Als ich dort ankam, zeigte mir jemand meinen Vater. Als ich seine Haut berührte, zerbröselte sie zu Asche.” Erzählerin: Auch der Vater von Noor Khan wurde getötet. Daud Khan war eine Autorität unter den Männern in diesem Teil Pakistans. Noor Khan, ein junger, ruhiger Mann Anfang 20 fährt sofort zum Ort des Geschehens. „Es war ein Gemetzel“, erzählt er später. „Überall brannten Feuer und in der Luft war der Geruch von verbranntem Fleisch“.

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O-Ton Noor Kahn, Sohn des getöteten Daud Khan „We know that the judiciary system is available all over the world. To provide justice to deprived people. I got in contact with Shahzad Akbar. His colleagues came to me and advised me to raise the issue in the court, so that I could get justice.“ Erzählerin: Noor Khan, Student der politischen Wissenschaften, der auf dem Weg ist, seinen Master abzulegen, ist nicht bereit, den Tod seines Vaters und die wahllose Tötung unbeteiligter Männer, Frauen und Kinder weiter hinzunehmen. Er bekommt Kontakt zu dem pakistanischen Anwalt Shahzad Akbar und von ihm sofort den Rat, den Fall vor Gericht zu bringen. Shahzad Akbar ist der Repräsentant von Reprieve in Pakistan. O-Ton Shahzad Akbar, Reprieve-Anwalt „When we started with serving legal proceedings and starting the drone litigation my critics would say how can you do drone litigation? There is no jurisdiction in tribal areas. There are so many issues and so many objections. It‟s a common joke in Pakistan, that the grandfather starts the litigation and then the grandson finally gets to hear the verdict in that case.“ Übersetzer 6: „Als wir die ersten Prozesse wegen der Drohnenangriffe angestrengt haben, sagten meine Kritiker, wie kannst Du das machen? Es gibt keine Gerichtsbarkeit in den Stammesgebieten. Der Großvater beginnt einen Prozess, der Enkel erfährt schließlich das Urteil.” Erzählerin: Doch in diesem Fall sollte es anders kommen. Der Angriff auf die Jirga in Datta Khel richtete sich nicht nur gegen eine einzelne Person, sondern gegen einen fundamentalen Bestandteil der pakistanischen Gesellschaftsordnung. Eine Einschätzung, die auch Akbar Ahmed, ehemaliger Pakistanischer Botschafter in London teilt: O-Ton Akbar Ahmed, Ex-Botschafter Pakistans in Großbritannien „This drone strike was coming at the end of a series of drone strikes. It‟s feeding to the sense of‚ no one is safe, nowhere is safe, nothing is safe„, even a Jirga, the most cherished, the most pleasured institution of the tribal areas. So we cannot even sit down and resolve an issue. That is not safe anymore.“ Übersetzer 6: „Dieser Drohnen-Angriff war der letzte einer ganzen Serie. Sie wollen uns zeigen, niemand ist sicher, nirgendwo ist es sicher, nichts ist sicher. Nicht einmal eine Jirga, die ehrenvollste und anerkannteste Institution der Stammesgebiete.“ Erzählerin: Die langfristigen Auswirkungen dieser Politik der Abschreckung und des Schreckens sind für Clive Stafford Smith katastrophal und fallen auf ihre Verursacher zurück: in den USA und in allen Staaten, die diese Politik tolerieren oder unterstützen.

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O-Ton Clive Stafford Smith (ohne Übersetzung) „So you know these illegal things like Guantanamo and Drones are not just illegal, they are also just counterproductive. And that‟s the other aspect of it that really offends me is that they make America a much less safe place than it was before we did them.“ Erzählerin: Stafford Smith ist sich sicher: Die Drohnen-Angriffe – aber auch das Lager von Guantanamo - sind nicht nur ein Kriegsverbrechen, sie machen die Welt auch nicht sicherer. Im Gegenteil: Sie sind kontraproduktiv, weil sie die Angegriffenen erst recht radikalisieren und genau die Gefahr verstärken, gegen die sie zu kämpfen vorgeben. Und sie zerstören die moralische Integrität derer, die sie anwenden, also der USA und ihrer Verbündeter. So hat es im Fall des geheimen Drohnenkriegs auch das pakistanische Gericht gesehen. O-Ton Shahzad Akbar, Reprieve-Anwalt „They declared that in drone strikes the CIA officials are committing the offence of murder. It‟s not a demand of Pakistan anymore that drone strikes should stop, it‟s a legal obligation that drones need to stop.“ Erzählerin: Für Shahzad Akbar kann es nach diesem Urteil ebenfalls keine Zweifel mehr geben. „Sie haben festgestellt, dass die CIA mit den Drohnen-Attacken Mord begeht“, erklärt der pakistanische Anwalt und Reprieve-Vertreter. Nun sei es nicht mehr nur der Wunsch Pakistans, dass die Drohnen-Angriffe aufhören, nun sind die USA rechtlich verpflichtet, den Drohnenkrieg einzustellen. Musik: Universal Vision Erzählerin: West Palm Beach, im Sommer 2014: Privatermittler Gary McDaniel, ist einer der Großen in seinem Geschäft. Seit fast 40 Jahren ermittelt er in Mordfällen, gegen Drogenhändler, Kartelle und Geldwäscher sowie im Fadenkreuz eines korrupten Polizei- und Justizsystems. 2012 holte ihn Clive Stafford Smith mit ins Boot. Lange Jahre hatte es keine Bewegung mehr im Fall Krishna Maharaj gegeben. Den letzten großen Erfolg hatte Clive Stafford Smith im Jahr 2004 errungen, als ein Gericht die Todesstrafe gegen Krishna Maharaj aufgrund eines Verfahrensfehlers im ersten Prozess in lebenslange Haft umwandelte. Doch auch dieser Erfolg hatte zwei Seiten. Gary McDaniel sieht es mit dem leichten Zynismus des alt gedienten Ermittlers. O-Ton Gary McDaniel „At one point the state gets tired of battling so they agree to let the person leave death row and be sentenced to life, even if they don‟t want to be sentenced to life, because once they are sentenced to life the state has no longer to finance their defence. So this defendant is in the fortunate position that hundreds of barristers support his innocence out of England and that the defence team are funding the investigation.“

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Übersetzer 3: „Irgendwann ist der Staat es leid zu kämpfen. Dann stimmt er zu, dass die Todesstrafe in Lebenslang umgewandelt wird. Und wenn das passiert, muss der Staat nicht mehr die Verteidigung finanzieren. Doch in diesem Fall hat er das Glück, dass hunderte Anwälte an seine Unschuld glauben und das Verteidigungsteam die Ermittlungen bezahlt.” Erzählerin: Als Clive Stafford Smith in den 90er Jahren erstmals die Akten der Staatsanwaltschaft überprüft, stößt er auf eine Art Schatztruhe, eine Büchse der Pandora, die die Ankläger ebenfalls der Verteidigung von Kris Maharaj vorenthalten. Mutmaßlich haben sie sie wissentlich unterschlagen: Ein Aktenkoffer voller Papiere, die den Opfern Derrick und Duane Moo Young gehörten, und in denen sich die möglicherweise entscheidenden Hinweise für ein Mordmotiv befanden, das nichts, aber auch gar nichts mit Kris Maharaj zu tun hatte. O-Ton Clive Stafford Smith „I‟m sitting there thinking it‟s Christmas! I mean in all those files was all this evidence that showed that the two victims in the case, Derrick and Duane Moo Young, were obviously laundering money, billions of dollars.“ Übersetzer 2: „Da waren all die Akten, all die Beweise, die zeigten, das die beiden Opfer Derrick und Duane Moo Young, ganz offensichtlich Drogengelder gewaschen hatten.“ Musik: I‟m Never Gonna Sleep Tonight Erzählerin: Die Akten, die Kris Maharaj bislang vorenthalten wurden, sprechen eine klare Sprache: Die Moo Youngs hantierten mit Millionen- und Milliardenbeträgen. Sie flogen Business Class nach Europa und Lateinamerika, boten karibischen Staaten Milliardenkredite und versuchten ganze Banken zu kaufen. Vor Gericht wurden sie von der Anklage als kleine, nahezu verarmte Geschäftsleute dargestellt: Jahreseinkommen ca. 28.000 Dollar, die von Kris Maharaj ermordet wurden, weil sie diesem 400 000 Dollar schuldeten. Wie passt das zusammen? Clive Stafford Smith ist sich schon 1997 fast sicher, dass die Moo Youngs in Verbindung zu den kolumbianischen Drogenkartellen standen. Doch ihm fehlen damals die Informationen und Quellen, die einen Durchbruch bei seinen Ermittlungen möglich gemacht hätten. Außerdem sind seit den Morden erst zehn Jahre vergangen. Die an der Tat und am Prozess gegen Kris Maharaj Beteiligten leben noch, sind zum Teil noch in Amt und Würden oder wurden gar befördert. Niemand wäre bereit zu reden, selbst wenn Clive Stafford Smith überhaupt an ihn herankommen würde. Doch als sich Privatermittler Gary McDaniel 2012 in den Fall hineinkniet, haben sich die Zeiten geändert. Das Blatt wird sich wenden. Auch Gary McDaniel sieht die mutmaßlichen Verbindungen der Moo Youngs zu den Drogenkartellen, und er erahnt das System der Korruption, das hinter dem Prozess gegen Kris Maharaj steckte: O-Ton Gary McDaniel „Why the documents disappear? Why were they not in the briefcase when the private investigator working for the defence went to Miami police department to see them. It

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was an empty briefcase. Why would they later deny they were in that case and he just didn‟t see them? One lie leads to another. But you know what they do? They award the prosecutor with a judgeship, they later award the defence attorney with a judgeship. You got two guys that are leaders of justice summon in court rooms in South Florida who were liars! Incompetent! Ineffective!” Übersetzer 3: „Warum sind die Dokumente verschwunden? Warum waren sie nicht in der Aktentasche, als der Privatermittler die Sachen beim Miami Police Department eingesehen hat? Warum haben sie später behauptet, sie wären in der Tasche gewesen und er hätte sie nur nicht gesehen? Was haben sie gemacht: Sie haben den Staatsanwalt zum Richter befördert. Später haben sie auch den Verteidiger zum Richter gemacht. Da hast du zwei Typen auf Spitzenposten in den Gerichten Südfloridas, die Lügner waren! Inkompetent! Ineffektiv!“ Musik: Murder in Mississippi (Part 3) Erzählerin: Gary McDaniel hat die Erfahrung und die Kontakte, um Licht in dieses Dunkel aus Korruption und Gewalt zu bringen. Schnell kommt er an weitere Informationen über die Moo Youngs, die der Verteidigung von Kris Maharaj vorenthalten worden waren. Seine Recherchen ergeben, dass die Moo Youngs als Geldwäscher für Pablo Escobar tätig waren. Und er findet heraus, warum sie sterben mussten: O-Ton Clive Stafford Smith „The Moo Young‟s were trying to rip off the cartels to the tune of one percent of what they were trying to launder. Well, one percent of $100 million, for example, is a million dollars. And Pablo Escobar, head of the Medellin cartel, if you take ten dollars from him, he‟s going to kill you. But if you try to take a million dollars then you know what is going to happen.“ Übersetzer 2: „Die Moo Youngs versuchten, das Kartell um ein Prozent der Summe, die sie waschen sollten, zu betrügen. Ein Prozent von 100 Millionen Dollar, das sind eine Million Dollar. Wenn Du Pablo Escobar zehn Dollar klaust, wird er dich töten. Wenn Du versuchst, ihm eine Million zu stehlen, weißt Du, was passieren wird.” O-Ton Gary McDaniel „I was able to bring it to a different level once I was speaking to cartel people that were federal protected witnesses to this day. And they simply shared with me what Pablo told them face to face: the china man and Mejia is stealing my money faster then I can make it. Short, sweet, to the point. And somebody is gonna die.” Übersetzer 3: „Ich konnte große Fortschritte erzielen, als ich erstmals mit Leuten vom Kartell reden konnte. Sie offenbarten mir, was Pablo ihnen ins Gesicht gesagt hatte: ‚Der China Man und Mejia stehlen mein Geld schneller als ich es verdienen kann. Jemand wird sterben.„.“ Musik: Murder in Mississippi (Part 3)

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Erzählerin: El Chino- der China-Mann - und Mejia: Nach und nach tauchen Namen auf, die das Tableau des Schreckens vervollständigen und mit Leben füllen. Es sind Namen, die den Experten im südamerikanischen Drogenkrieg geläufig sind – Namen, die Furcht einflößen. Und dann kommt noch ein dritter Beteiligter hinzu: O-Ton Clive Stafford Smith „The third person was a chap called Cuchilla – Cuchilla meaning the blade. Now Cuchilla fascinatingly was an assassin who was involved in another case that I did many, many years ago. Now sometimes what goes around does come around. „ Übersetzer 2: „Der Dritte war ein Kerl, den sie Cuchilla nannten – die Klinge. Faszinierenderweise war Cuchilla ein Auftragskiller, der viele Jahre zuvor in einen meiner anderen Fälle verwickelt war.” O-Ton John Jairo Vasquez Velasquez „Cuchilla, that is Guillermo Zuluaga, became pretty famous amongst us and he gained a lot of respect for killing an American on American soil. Which is terribly delicate. You have to be a professional killer. Afterwards, Cuchilla becomes even more famous because of the killing of the Moos. We don‟t speak English, but it is very easy to say „Moos”. We always heard about the killing of Moos, because they were stealing Money from Pablo Escobar.“ Übersetzer 4: „Cuchilla – das ist Guillermo Zuluaga. Er war bei uns ziemlich berühmt und hat sich eine Menge Respekt damit verdient, einen Amerikaner auf amerikanischem Boden getötet zu haben. Noch berühmter wurde er durch den Mord an den Moo Youngs. Wir sprechen zwar kein Englisch, aber das Wort „Moo“ versteht jeder. Und wir hörten dauernd über den Mord an den Moos, weil sie das Geld von Pablo Escobar gestohlen hatten.” Erzählerin: John Jairo Vasquez Velasquez weiß wie kein andere Mensch auf der Welt, wovon er hier spricht. Er war der Anführer der Leibwächter und Killergarden des Drogenbarons Pablo Escobar. Jairo Vasquez Velasquez, in ganz Nord- und Südamerika bekannt als Popeye, ist selber ein Vergewaltiger, Folterer und Mörder. Mehr als 300 Menschen will er im Auftrag seines Herrn und Meisters Escobar eigenhändig umgebracht haben, etwa 3000 Morde gab er in Auftrag. Irgendwann stellte er sich der Polizei, wurde Kronzeuge und konnte deshalb dieses Interview im kolumbianischen Hochsicherheitsgefängnis Combita nordöstlich von Bogota geben: O-Ton John Jairo Vasquez Velasquez „How did Guillermo Zuluaga manage the murder of the Moos? With in his own personnel /people. All of the murders carried out by the Medellin Cartel, were compartmentalized. Each of them was in charge of special burden. Each member of the Medellin Cartel. I, for example, am guilty of killing a presidential candidate of the Republic of Colombia, Dr. Luis Carlos Galán Sarmiento in 18. August 1989. I am guilty of kidnapping a presidential candidate of Colombia in January 1988, Dr. Andrés Pastrana Arango. At this time he was a mayoral candidate for the City of Bogotá.”

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Übersetzer 4: „Wie hat Guillermo Zuluaga den Mord an den Moos bewerkstelligt? Mit seinen eigenen Leuten! Alle Morde, die das Medellin Cartel ausgeführt hat, wurden arbeitsteilig begangen. Ich zum Beispiel, war verantwortlich für den Mord an dem kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán Sarmiento am 18. August 1989. Im Jahr zuvor habe ich die Entführung des Präsidentschaftsanwärters Andrés Pastrana organisiert. Damals war er Bürgermeisterkandidat von Bogotá.” Erzählerin: Guillermo Zuluaga, genannt Cuchilla, die Klinge, der wahre Mörder der Moo Youngs, kann nicht mehr befragt oder zur Rechenschaft gezogen werden. Er wurde selber zum Opfer des gnadenlos brutalen Drogenkriegs der achtziger und neunziger Jahre. Gekidnappt, gefoltert und ermordet: Sein furchtbares Ende könnte aus einem Hollywood-Film über diese Jahre stammen. O-Ton John Jairo Vasquez Velasquez „We had a war with the Colombian state and with another drug cartel. The Cali cartel. In 1992, the narcos from Cali found Cuchilla in an apartment in Medellin. He was kidnapped with the help of the National police. Cuchilla did not co-operate. They took him to a farm and he was put alive inside a machine that cuts sugar cane. Cuchilla died there. Why do I know Cuchilla died in this way? Because I was in prison with a leader from the Cartel Norte del Valle, Ivan Urdinola Grajales.“ Übersetzer 4: „Wir waren im Krieg mit dem kolumbianischen Staat und einem anderen Drogenkartell. Dem Cali Cartel. 1992 haben die Leute vom Cali Caretel Cuchilla in einem Apartment in Medellin aufgestöbert. Mit Hilfe der Nationalpolizei wurde er entführt. Er wurde verhört, aber er hat nicht kooperiert. Dann haben sie ihn auf eine Farm gebracht und lebend in eine Zuckerrohrerntemaschine gesteckt. So ist er gestorben. Woher ich das weiß? Weil ich mit einem der Kartellchefs im Knast gesessen habe.” Erzählerin: Heute fürchtet Popeye, der wohl brutalste Killer von allen, selber um sein Leben. Nach über 20 Jahren im August 2014 aus der Haft entlassen, ist er nun auf der Flucht vor der Rache seiner ehemaligen Mörder-Kollegen. Musik: Murder in Mississippi (Part 3) Erzählerin: Auch den letzten Beweis dafür, dass Kris Maharaj mit Hilfe der Polizei von Miami in eine Falle gelockt wurde, dass er bewusst als Bauernopfer für den Doppelmord an zwei betrügerischen Geldwäschern des Medellin Cartels herhalten musste, und dass ihn nicht zuletzt die Falschaussagen eines Polizisten beinahe auf den elektrischen Stuhl gebracht hätten, können Clive Stafford Smith und Gary McDaniel also inzwischen erbringen. Und dass die Justizbehörden von Miami all dies wussten:

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O-Ton Clive Stafford Smith „There‟s the straight up fact that we have a police officer - a former police officer, who has told me under oath that they framed Kris Maharaj, that they specifically set him up. And indeed, he goes on to say that certain members of the police had an agreement with the Colombian cartels. When the cartels wanted to kill someone they would actually tell this police contact they were going to do it and then if the murder was going to go ahead there would be a police officer present for the murder.” Übersetzer 2: „Wir haben einen ehemaligen Police Officer, der mir unter Eid bestätigte, dass sie es Kris Maharaj geplant in die Schuhe geschoben haben. Bestimmte Mitarbeiter der Polizei hatten eine Vereinbarung mit den kolumbianischen Kartellen. Wenn die Kartelle jemanden umbringen wollten, dann haben sie es ihrem Polizeikontakt angekündigt. Wenn der Mord passieren sollte, war ein Polizist zur Stelle, der das abdeckte.” O-Ton Gary McDaniel „Here is a guy that was a successful businessman, had no motive to kill this person, he was at the wrong place at the wrong time, but he was summoned there by people that the state never called as witnesses. But the state knew why he was there. And they withheld that information from the jury.” Übersetzer 3: „Wir haben hier einen erfolgreichen Geschäftsmann, der kein Motiv hatte, den Mord zu begehen. Er war am falschen Ort zur falschen Zeit. Der Staat wusste, warum er dort gewesen war, aber er hat das den Juroren vorenthalten.” Musik: Universal Vision Erzählerin: Miami, April 2014. Judge William Thomas, Richter am Bezirksgericht ist ein ruhiger und besonnener Mann. Über Monate hat er sich die Argumente angehört und die Beweise angesehen, die Stafford Smith und McDaniel in den letzten Jahren zusammengetragen haben. Die Staatsanwälte ihrerseits haben unerbittlich darum gekämpft, eine neues Beweisaufnahme für Kris Maharaj zu verhindern. Diesmal unterliegen sie. O-Ton Judge William Thomas (ohne Übersetzung) „Ultimately, this Court must consider the evidence within the context of the entire record and determine whether the proffered evidence undermines confidence in the verdict.” Erzählerin: Richter Thomas urteilt, dass die von Clive Stafford Smith vorgelegten neuen Beweise im Kontext des gesamten Verfahrens geeignet sind, das Vertrauen in die Rechtmäßigkeit des Urteils zu erschüttern. Er ordnet an, dass Krishna Maharaj ein neues Beweisaufnahme-Verfahren zu gewähren ist.

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O-Ton Judge William Thomas (ohne Übersetzung) „Therefore, ordered and adjudged Krishna Maharaj is entitled to a hearing on the merits of his post-conviction relief motion.” Erzählerin: Ein riesiger Erfolg für den Anwalt der Verlorenen. Aber erst ein kleiner Schritt auf dem Weg, Krishna Maharaj zur Freiheit zu verhelfen. Nach 27 Jahren Gefängnis. O-Ton Judge William Thomas (ohne Übersetzung) „Done and ordered in Miami-Dade County, this 24 day of April, 2014.“ Musik: Mahlus Gardens O-Ton Gary McDaniel „The state would have killed this man – let‟s not forget – the state had sentenced this man to death, he would have been dead had it not been for the passion of his defenders. And the law is on our side and presently they want to change those laws. They‟d rather kill a person and find out afterwards if he was innocent or not.“ Übersetzer 3: „Der Staat hätte diesen Mann getötet. Ohne die Leidenschaft seiner Verteidiger wäre er längst tot. Das Gesetz ist auf unserer Seite, aber gerade jetzt, möchten sie das Gesetz ändern. Sie würden einen Menschen lieber töten und hinterher herausfinden, ob er unschuldig war oder nicht.“ Erzählerin: Krishna Maharaj ist nach 27 Jahren im Gefängnis ein kranker Mann. Er ist jetzt 74 Jahre alte, sitzt im Rollstuhl, hat ein schwaches Herz. Doch noch immer hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, seine letzten Lebensjahre in Freiheit in seiner Heimat England verbringen zu können. An der Seite einer Frau Marita, die ihn seit 27 Jahren jedes Wochenende im Gefängnis in Miami besucht. O-Ton Marita Maharaj „I believe we are near to the end, I really believe that. I don‟t know what could go wrong now because, you know, all the evidence we have, how couldn‟t the judge will not give us a chance to prove it, to show it. They say: Marita, this is the time that you´re going home and that Kris comes home.“ Übersetzerin Marita Maharaj: „Ich weiß nicht, was jetzt noch schief gehen soll, wo wir all diese Beweise haben. Alle sagen: Marita, jetzt ist die Zeit, dass Du nach Hause gehst und Kris nach Hause kommt.” O-Ton Krishna Maharaj „The record is there, the record is conclusive that I was framed for murder. There is no question, there is not 99 %, there is 100% conclusive evidence that I was framed for murder, the prosecutor is guilty of conspiracy to murder me.“

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Übersetzer 1: „Die Akten sind eindeutig: Es ist nicht zu 99 Prozent, es ist zu 100 Prozent schlüssig bewiesen, dass sie mir den Mord angehängt haben. Der Staatsanwalt ist schuldig.“ O-Ton Marita Maharaj „Whenever Kris walks free from that place, I will not. Kris and I will not never spend one more day in this country. We go immediately go to England and try to have a nice, quiet, a nice life together. We don‟t need anything, just the fact that we be together and spend the rest of our days together. That will be more then enough. And I will be very grateful for that.“ Übersetzerin Marita Maharaj: „Wann immer Kris diesen Ort als freier Mann verlässt, werden er und ich nicht einen Tag länger in diesem Land verbringen. Wir werden sofort nach England gehen. Wir brauchen nichts mehr, nur dass wir zusammen sind und den Rest unserer Tage miteinander verbringen. Das wird mehr als genug sein. Und ich werde dankbar dafür sein.” Absage: Anwalt der Verlorenen - Der Kampf des Clive Stafford SmithVon Peter F. Müller und Michael Müller Es sprachen Corinna Kirchhoff, Bernt Hahn, Rainer Homann und Heiko Senst, sowie Hüseyin Michael Cirpici, Jonas Baeck, Gregor Höppner, Raika Jalalý, Janina Sachau und Therese Dürrenberger. Technische Realisation: Ilse Sieweke und Mechthild Austermann, Regieassistenz: Natia Koukoulli-Marx, Regie: Christoph Pragua. Redaktion: Gisela Corves. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks mit dem Südwestrundfunk 2014.