ETH ZÜricHETH ZÜricH Jahresbericht 2010 A Inhalt Vorwort des Präsidenten 3 Höhepunkte 2010 4...

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ETH ZÜRICH Jahresbericht 2010

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  • ETH ZÜricHJahresbericht 2010

  • A

    Inhalt

    Vorwort des Präsidenten 3Höhepunkte 2010 4

    Kernaufgaben der ETH Zürich 8

    Lehre – Exzellente Ausbildung trotz Kapazitätsengpässen 10Forschung – Grundlagenforschung sichert die Zukunft 14Wissens- und Technologietransfer – Junge Firmen fördern 22

    Die ETH Zürich als Unternehmen 24

    Infrastruktur und Personal – Intensive Bautätigkeit 26Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen – Nachhaltigkeit als Kompass etabliert 30Finanzmanagement – Der Erfolg fordert das Finanzmanagement 32

    Gesellschaftliches Engagement der ETH Zürich 34

    Dienstleistungen und kulturelle Einrichtungen – Wissen vermehren, Wissen verbreiten 36Dialog mit der Öffentlichkeit – Expertenwissen für den öffentlichen Diskurs 40

    Namen und Fakten der ETH Zürich 42

    Die ETH Zürich in Zahlen 44Ehrungen und Preise 58Ehrungen am ETH-Tag 64Neue Professuren 66Donationen 68Organisation 70

    Erläuterungen zur Bildserie Studienprojekte 72

    Die ETH Zürich steht für exzellente Lehre, wegweisende Grundlagenforschung

    und die Anwendung der Ergebnisse zum Nutzen der Gesellschaft. 1855 gegründet,

    bietet sie heute als eine der international führenden technisch-naturwissenschaft-

    lichen Hochschulen Forschenden ein inspirierendes Umfeld und ihren Studierenden

    eine umfassende Ausbildung.

    Die ETH Zürich zählt über 16 000 Studierende aus rund 80 Ländern, davon

    3500 Doktorierende. Mehr als 400 Professorinnen und Professoren unterrichten

    und forschen zurzeit auf den Gebieten der Ingenieurwissenschaften, Architektur,

    Mathematik, Naturwissenschaften, systemorientierten Wissenschaften sowie der

    Management- und Sozialwissenschaften. Die ETH Zürich wird in internationalen Ran-

    kings regelmässig als eine der weltweit besten Universitäten bewertet.

    21 Nobelpreisträger, die an der ETH Zürich studiert, gelehrt oder geforscht haben, un-

    terstreichen den hervorragenden Ruf der Hochschule.

    Ihr Wissen in die Wirtschaft und die Gesellschaft zu transferieren, ist eines der Haupt-

    anliegen der ETH Zürich. Sie tut dies mit Erfolg, wie die jährlich 80 neuen Patentan-

    meldungen sowie die 215 Spin-off-Firmen belegen, die zwischen 1996

    und 2009 aus der Hochschule hervorgegangen sind. Die ETH Zürich richtet ihre For-

    schungsstrategie auf globale Herausforderungen aus wie zum Beispiel den Klima-

    wandel, die Welternährung sowie die Gesundheit der Menschen.

    Y www.ethz.ch

    « Aufbauend auf starken Grundlagen in Ausbildungund Forschung trägt die ETH Zürich dazu bei, komplexe Probleme der Gesellschaft zu lösen. »Ralph Eichler, Präsident der ETH Zürich

  • 2 3Vorwort des Präsidenten

    Breite Kompetenz auf kleinem Raum

    An ausländischen Universitäten erlebe ich oft, dass die ETH Zürich mit «Swissness» ver-bunden wird. Unsere Hochschule zählt zweifellos zu den Marken, die unter diesem Attribut ein neues, unverkrampftes nationales Selbstverständnis in die Welt hinaustragen. Swiss-ness steht dabei nicht für verstaubten Heimatschutz mit der viel bemühten Armbrust, sondern für eine aufgeschlossene Schweiz, die sich auf nationaler und globaler Ebene engagiert. Neben edlen Uhren, würzigem Käse und zackigen Bergen gehört auch die Bildungslandschaft zu den hiesigen Kostbarkeiten. Ausser Fleiss, Disziplin und Zielstrebig-keit ist ebenso Intelligenz eine begehrte Qualität.

    Und genau hier hat die ETH ihren symbolhaften Platz. Sie bildet hochqualifizierte Fachkräfte aus, die Verantwortung und Führungsfunktionen in Wirtschaft und Gesellschaft über- nehmen. Gleichzeitig erforscht sie als weltoffene Spitzenhochschule Lösungen für die grossen Zukunftsaufgaben wie Ernährung, Energie, Umwelt, Gesundheit und Risiko. Zudem bietet die ETH der Schweiz zahlreiche wissenschaftliche Dienstleistungen, die ebenfalls – aufgrund der Internationalität der Forschung – dem Ausland zugutekommen.

    Manche Propheten machen uns weis, die Zukunft der Produktion von Gütern liege in Asien. In der Schweiz beweisen jedoch genügend Beispiele das Gegenteil. Die gesamte Wert-schöpfungskette bei der Produktentwicklung liegt hier nahe beieinander, wofür bei uns hervorragende Voraussetzungen bestehen. Selten findet man derart geballt bestens quali-fizierte Berufsleute und Ingenieure, die das Zusammenspiel von Grundlagenforschung über Produktdesign bis hin zu weitgehend automatischer Fabrikation gewährleisten können.

    Dieser Trumpf fusst auf einem kreativen Denk- wie auch Produktionsplatz und sticht selbst unter stets höherem Konkurrenzdruck. Traditionsgemäss ist die ETH Zürich stark in der Grundlagenforschung engagiert, wird in der Ausbildung ihr Augenmerk aber vermehrt auch auf Designfähigkeiten sowie Produktionstechnik richten. Design soll vor allem bedienungs- und servicefreundlich sein, also die Wechselwirkung zwischen Mensch und Maschine optimieren. Innovative Produktionstechnik, ob auf Makro-, Mikro- oder Nanostufe, bedingt die Entwicklung autonomer Systeme und intelligenter Roboter. Solche technologischen Errungenschaften steuern zum Gedeihen der hiesigen Maschinenindustrie, der Medizin-technik und weiterer zukunftsträchtiger Geschäftsfelder bei.

    Ich danke herzlich allen Mitarbeitenden, die mit schöpferischem Geist und viel Engagement die ETH Zürich auf Erfolgskurs halten. Auch unseren Freunden, Gönnern, den Politikerinnen und Politikern sowie den Steuerzahlenden generell gebührt ein grosses Dankeschön. Sie ermöglichen an unserer Hochschule eine vortreffliche Lehre und eine starke Grundlagen-forschung. Von deren Resultaten in Form von Wissen und Kompetenz kann die Gesellschaft wiederum voll profitieren.

    Ralph Eichler, Präsident der ETH Zürich

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    Höhepunkte 2010

    01 – Neue Rechnerära für die Schweiz: Raffaele Balmelli, Be-triebsleiter Implenia Tessin, Thomas Schulthess, Direktor CSCS, und Roman Boutellier, Vizepräsident Personal und Ressourcen der ETH Zürich, bei der Grundsteinlegung des neuen Hochleistungsrechenzentrums. Y Seite 26 ff.

    02 – Kleinster Mikrolaser der Welt: Physiker der ETH Zü-rich entwickeln den mit Abstand kleinsten elektrisch ge-pumpten Laser der Welt. Der nur 30 Mikrometer lange La-ser könnte eines Tages die Chiptechnologie revolutionieren. Y Seite 20

    03 – Erdbebensimulator im Museum focusTerra: Ein fast drei Tonnen schweres Zimmer, das durch Befehle eines Compu-ters erschüttert wird, sensibilisiert Behörden und Dienst-leister im Bauwesen sowie die Bevölkerung für die Erdbe-benvorsorge. Y Seite 41

    04 – Weltberühmte Kollaboration: Die ETH Zürich beteiligt sich mit dem CMS-Teilchendetektor äusserst erfolgreich am Large Hadron Collider (LHC) des CERN, der mit über 8000 Wissenschaftlern weltweit grössten Forschungszusammen-arbeit. Y Seite 14 ff.

    05 – Pioniere der Eiweissforschung: Professor Rudolf Aeber-sold, ETH Zürich, erhält zusammen mit Professor Amos Bai-roch, Universität Genf, den Otto-Naegeli-Preis – einen der wichtigsten Schweizer Forschungspreise. Y Seite 19

    06 – 20 Millionen Franken für Nachwuchsförderung: Der Unternehmer und Mäzen Branco Weiss (3. v. l.) überträgt sein Förderprogramm «Society in Science» der ETH Zürich. Mit dem Programm können herausragende Nachwuchsfor-schende unterstützt werden. Y Seite 14 ff.

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    Höhepunkte 2010

    07 – Kurzzeitlaser messen ultraschnelle Prozesse: ETH-Physi-kerin Ursula Keller übernimmt zusammen mit Thomas Feurer von der Universität Bern die Leitung des neuen Nationalen Forschungsschwerpunkts «Molecular Ultrafast Science and Technology». Y Seite 14 ff.

    08 – Nachhaltiger Austausch: Gemeinsam mit Studentin-nen und Studenten des «Ethiopian Institute of Architecture, Building Construction and City Development» bauen ETH-Studierende in Addis Abeba den Prototyp eines nachhalti-gen Wohngebäudes. Y Seite 30 ff.

    09 – ETH-Expertise für Jahrhundertbauwerk: Im Jahr 2010 gelang mit dem Durchstich der Oströhre des Gotthard-Ba-sistunnels eine entscheidende Etappe eines Jahrhundert-bauwerks, an dem Experten der ETH Zürich in vielfältiger Weise beteiligt sind. Y Seite 39

    10 – Erfolgreiche Zusammenarbeit: Mit «Disney Research Zurich» entsteht an der ETH Zürich das einzige Forschungs-labor von Walt Disney an einer europäischen Hochschule. Erforscht werden neue Technologien zur Modellierung und Simulation der Wirklichkeit. Y Seite 22 ff.

    11 – ETH-Tag der Lehre: An ihrem akademischen Feiertag würdigt die ETH Zürich herausragende wissenschaftliche Leistungen, verleiht Ehrendoktorwürden und Auszeichnun-gen für die besten Dozierenden. Die Festansprache hält Bun-desrat Didier Burkhalter. Y Seite 64 ff.

    12 – Weltausstellung in Schanghai: Bundesrat Moritz Leuen-berger (Mitte) und der chinesische Wasserminister Lei Chen (2. v. r.) eröffnen die von der ETH Zürich, der chinesischen Akademie der Wissenschaften und swissnex China getrage-ne Konferenz «Future Cities». Y Seite 41

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  • Wachsende Studierendenzahlen rücken in der Lehre die Qualitäts-sicherung in den Mittelpunkt. Die Forschung nimmt sich mit neuen Initiativen, Projekten und Professuren globaler Herausforderungen an. Vielfältige Beziehungen zur Wirtschaft sichern den Wissens- und Technologietransfer, der gesellschaftlichen Mehrwert schafft.

    Kernaufgaben der ETH Zürich

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    Die ETH Zürich zieht als Universität von Welt-rang mehr und mehr Studierende aus der Schweiz und aus aller Welt an. Die Kehrseite der positiven Bilanz: Insbesondere auf Masterstufe müssen geeignete Instrumente gefunden werden, um die exzellente Qualität der Lehre sichern zu können.

    Rund 2450 Studierende nahmen im Herbst 2010 ein Ba-chelorstudium an der ETH Zürich auf. Das sind 13 Prozent mehr Neueintritte als noch vor zwei Jahren. Die Zunahme des Interesses, insbesondere an den Ingenieurfächern, ist im Hinblick auf den von der Industrie konstatierten Inge-nieurmangel erfreulich. Angesichts der hohen Zahlen von Neueintritten stossen die beiden zurzeit beliebtesten Stu-diengänge Maschinenbau und Architektur allerdings an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Engpässe bei den Unterrichts-räumen konnten durch eine optimierte Nutzung der Hör-säle vorübergehend entschärft werden, zum Beispiel durch Doppelführung von Lehrveranstaltungen in Randzeiten oder indem erstmals eine ganze Vorlesung in andere Räume übertragen wurde. Um die Engpässe bei der Betreuung von Übungsgruppen zu überwinden, wurden auch zusätzliche Mittel für Assistierende und Hilfsassistierende eingesetzt.

    Über 16 000 StudierendeDie Gesamtzahl der Studierenden stieg weiter auf 16 342 an (Vorjahr: 15 378). Damit studieren heute 53 Prozent mehr junge Menschen an der ETH Zürich als noch im Jahr 2000. Die Studierendenzahlen haben 2010 bereits den für erst 2013 vorgesehenen Stand erreicht. Die Budgetmittel, die der Hochschule zur Verfügung stehen, sind indes seit 2000

    Kernaufgaben – Lehre

    Exzellente Ausbildung trotz Kapazitätsengpässen

    teuerungsbereinigt um weniger als 1 Prozent pro Jahr ge-stiegen. Ein weiteres Wachstum der Studierendenzahlen ohne beträchtliche zusätzliche Ressourcen würde die Quali-tät des Studiums gefährden und die forschungsnahe Aus-bildung in Frage stellen. Das hohe Niveau der Lehre an der ETH Zürich soll aber auch weiterhin auf einem guten Be-treuungsverhältnis von Lehrenden und Lernenden, auf einer optimalen Lernumgebung und auf innovativen Lehrformen beruhen. Ein Beispiel sind die Fokusprojekte im Fachgebiet Maschinenbau, die nicht unwesentlich zur Attraktivität und zur Qualität dieses Studiums beitragen (Y Seite 12).

    Leistungsabhängige Zulassung zum Masterstudium erwünschtEine besondere Herausforderung stellt die rasch wachsen-de Zahl von Bewerbungen für die Masterstudiengänge dar. Die Schweizer Wirtschaft und die ETH Zürich haben immer von einer guten Mischung von Talenten aus dem In- und Ausland profitiert. Die ETH Zürich steht deshalb exzellenten Studierenden aus dem Ausland jederzeit offen. Auf der Mas-terstufe sind die Bewerbungen aus dem Ausland jedoch überproportional gewachsen. Zurzeit bewerben sich dop-pelt so viele Studierende von einer andern Hochschule um eine Zulassung zum Masterstudium an der ETH Zürich, wie intern von der Bachelor- in die Masterstufe übertreten. Für die 39 angebotenen Masterprogramme haben sich dieses Jahr nicht weniger als 2600 Bachelorabsolventen anderer Hochschulen um eine Zulassung beworben, davon 90 Pro-zent aus dem Ausland.

    Dies stellt die Hochschule vor eine zunehmend schwie-rige Aufgabe, und zwar in quantitativer wie qualitativer Hinsicht. Bei den Bewerbungen lassen sich grosse Quali-tätsunterschiede feststellen. Deshalb muss jedes Dossi-er aufgrund sachlicher und transparenter Kriterien innert nützlicher Frist geprüft werden. Dazu dienen die für alle Masterstudiengänge formulierten Anforderungsprofile, die auf dem Internet publiziert sind. Es fehlen indes klare ge-setzliche Bestimmungen, um den Zustrom in die Masterstu-fe mit Rücksicht auf die Kapazitäten in einzelnen Studien-gängen und basierend auf Qualitätskriterien zu lenken. Die ETH Zürich diskutiert deshalb in der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) und mit dem ETH-Rat über geeignete Instrumente.

    Die Besten besonders fördernAls Instrument im Wettbewerb um die besten Talente hat die ETH Zürich mit Unterstützung privater Donatoren im Herbst 2007 das Excellence Scholarship and Opportunity Programme ins Leben gerufen. Damit fördert sie besonders herausragende Studierende, die ein Masterstudium an der

    Attraktive Hochschule: Studieren an der ETH Zürich erfreut sich grosser Beliebtheit; die Studierendenzahlen nahmen auf allen Stufen zu. Der Frauenanteil auf Bachelorstufe betrug erstmals über 30 Prozent.

    ETH Zürich absolvieren möchten. Mit dem Förderprogramm erhalten die Studierenden für die Dauer des Studiums ein besonderes Stipendium und eine intensivere Betreuung. Die Bilanz nach drei Jahren: 85 Stipendiatinnen und Stipen-diaten aus der Schweiz und 27 weiteren Ländern kamen seit Beginn des Programms in den Genuss dieses Leistungssti-pendiums. Die ETH Zürich beschloss zudem im Jahr 2010, ein Master Scholarship Programme einzuführen. Dies wird in Zukunft die Palette der Geförderten noch etwas erweitern.

    Kooperationen mit hervorragenden Hochschulen der WeltWie bereits im Vorjahr hat auch 2010 die Zahl der jungen Forscherinnen und Forscher, die an der ETH Zürich ihre Dis-sertation schreiben wollen, stark zugenommen. Bei insge-samt über 3500 Doktorierenden macht das einen Anstieg von 4 Prozent aus.

    Das individuelle Zulassungsverfahren, aber auch ge-zielte Kooperationen und der Austausch mit hochkarätigen ausländischen Partneruniversitäten helfen auf dieser Stufe, die Qualität weiter zu fördern. So hat die ETH Zürich auch im Jahr 2010 neue Kooperationsabkommen mit hervorra-genden Universitäten abgeschlossen. Sie unterzeichnete gemeinsam mit der Universität Zürich und der kanadischen McGill University ein Memorandum of Understanding über die Zusammenarbeit im Bereich Neurowissenschaften. Die

    Zusammenarbeit soll unter anderem den Austausch von Doktorandinnen und Doktoranden fördern. Zu erwähnen ist auch das Memorandum of Understanding zwischen der ETH Zürich und der japanischen Forschungsanstalt RIKEN. Dieses soll nicht nur gestandenen Wissenschaftlern zu-gutekommen, sondern auch vermehrt ETH-Studierende in die Forschungslabors von RIKEN führen. Im Jahr 2010 konn-te zudem eine Reihe weiterer Austauschabkommen abge-schlossen werden, unter anderem mit der Princeton Univer-sity und mehreren japanischen Hochschulen.Y www.ethz.ch/stipendienprogramme

    «Um die Qualität zu sichern, müssen wir die Freiheit haben auszuwählen.»Heidi Wunderli-Allenspach, Rektorin der ETH Zürich

  • 12 13Kernaufgaben – Lehre

    Bei den ingenieurwissenschaftlichen Fächern an der ETH Zürich erfreut sich vor allem der Maschinenbau grosser Be-liebtheit. Ein Grund dafür sind die Fokusprojekte, die 1996 ins Leben gerufen wurden. Damals hatte die Zahl der Stu-dienanfängerinnen und -anfänger im Departement Ma-schinenbau und Verfahrenstechnik einen Tiefstand erreicht. Um mehr Studierende für das Studium zu gewinnen, führ-ten verschiedene ETH-Professoren die Fokusprojekte ein. Später kam der heutige Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich, Roland Siegwart, als treibende Kraft hinzu. Die Idee: Studierende des fünften und sechsten Semesters sollen das Gelernte in der Praxis anwenden können, indem sie in Teams selbständig ein Pro-jekt betreuen – von der Idee über den Entwurf und die Pro-duktion bis hin zur Vermarktung. Das erforderliche Wissen wird durch Selbststudium, den Besuch von Lehrveranstal-tungen sowie Gespräche mit Fachleuten erworben. Neben den technischen Herausforderungen geht es bei diesen Pro-jekten auch um Teamorganisation und soziale Kompetenz.

    Beeindruckende ResultateFünf dieser Projekte wurden am «Rollout» in der Halle im ETH-Hauptgebäude präsentiert. Die Ergebnisse beeindruck-ten auch 2010: So vermag Alcedo, eine fliegende Drohne, die Position von Verschütteten im Schnee automatisch zu mar-kieren. Beim Projekt HERMES haben die Studierenden den Antriebsstrang eines Hybrid-Rennwagens weiterentwickelt. Eine dritte Gruppe hat das rein elektrisch betriebene Formu-la-Student-Fahrzeug Furka gebaut, einen kleinen Rennwagen, der mit nur gerade 220 Kilogramm Gewicht in dreieinhalb Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigt.

    Die ETH Zürich unterstützt ihre Studierenden und Doktorie-renden beim Schritt vom Studium in die Berufswelt durch eine neu gegründete zentrale Stelle. Seit September 2010 bietet das ETH Career Center umfangreiche Informationen zur Stellensuche an und bereitet die Absolventen auf den Berufseinstieg vor. Es zeigt auch auf, was bei einer Firmen-gründung beachtet werden muss.

    Zentrales Informationsportal ist die Website careercen-ter.ethz.ch. Dort finden Interessierte wertvolle Informatio-nen auch von anderen internen Stellen, die Karrieredienst-leistungen erbringen, wie etwa den Fachvereinen, dem Ver-band der Studierenden VSETH, den ETH Juniors und den ETH Alumni Career Services. An Informationsveranstaltungen des ETH Career Center erfahren die Absolventinnen und Ab-solventen zudem, was sie beim Erstellen eines Bewerbungs-dossiers beachten müssen oder was bei einem Vorstellungs-gespräch oder einem Assessment wichtig ist.

    Beim Übergang von der ETH Zürich in die Berufswelt stellen sich den Absolventinnen und Absolventen aber auch Fragen persönlicher Natur: Strebe ich eine Fach- oder eine Führungslaufbahn an? Kommt dafür eher ein Grosskon-zern oder ein KMU in Frage? In welchen Unternehmen kann ich mir den Einstieg in die Arbeitswelt vorstellen? Um die-se Fragen zu klären, bietet das ETH Career Center individu-elle Standortbestimmungen an und unterstützt die Absol-ventinnen und Absolventen in ihrer Entscheidungsfindung. Ziel ist es, einen geeigneten Einstieg ins Berufsleben aufzu-zeigen, und nicht etwa, Stellen zu vermitteln. Das Angebot stösst auf Resonanz: In den ersten zwei Monaten nahmen bereits über 100 Studierende eine persönliche Beratung in Anspruch.

    Wertvolle FirmenkontakteDas ETH Career Center pflegt enge Kontakte zur Wirtschaft. Mit 18 Firmen hat es Partner- und Sponsoringverträge ab-geschlossen. Neben der Elektro- und Energieindustrie sowie den Bereichen Hightech und Life Sciences sind auch Firmen der Maschinen-, Chemie-, Finanz-, IT- und Beratungsindus-trie vertreten. Auch die Bundesverwaltung und der Bran-chenverband Swissmem als Kontakt zu den zahlreichen KMU gehören dazu.

    Darüber hinaus haben die Partnerfirmen die Mög-lichkeit, sich an «Company on Campus»-Anlässen oder an Podiumsdiskussionen den Studierenden zu präsentie-ren. ETH-Absolventen der jeweiligen Unternehmen stel-len die Firma und ihre persönlichen Erfahrungen vor und kommen so in Kontakt mit Studentinnen und Studenten. Die Firmen können die Studierenden auch gezielt zu Work-shops einladen. Dadurch lernen die Studierenden ihr mög-liches Wunschunternehmen vertieft kennen. Die Firmen

    Neugierig auf die verschiedenen Studien- und Forschungs-richtungen machen und einen Einblick in die Studien- realität geben: Dieses Ziel verfolgt die ETH Zürich mit ihren Aktivitäten für Mittelschülerinnen und Mittelschüler. Seit Januar 2010 setzt die Einheit Studierendenorientierung und Coaching das erfolgreiche Konzept des Studierendenmarke-tings um.

    Unter dem Titel «ETH unterwegs» war die ETH Zürich auch 2010 wieder an Mittelschulen in der ganzen Schweiz zu Gast und vermittelte einen realistischen Einblick in das ETH-Studium – mit Exponaten, Experimenten, Filmen, Vor-trägen und Diskussionsrunden. Zu den sieben besuchten Schulen gehörten wiederum zwei Mittelschulen ausserhalb der Deutschschweiz.

    HyRaii, ein Tragflügelsegelboot, das wie ein Flugzeug in der Luft auf dem Wasser fliegt, ist das Produkt eines weiteren Teams. Eine fünfte Gruppe brachte Rezero hervor, einen auf einer Kugel balancierenden Roboter – einen sogenannten Ballbot (Y Titelseite). Die letzten beiden Projekte wurden mit den von der Firma Siemens PLM Software gestifteten Geld-preisen ausgezeichnet.Y www.ethz.ch/rollout

    wiederum erhalten Kontakt zu einer ausgewählten Grup-pe von rund 2000 potenziellen Kandidatinnen und Kandi-daten, die jedes Jahr ihr Studium oder Doktorat an der ETH Zürich abschliessen.Y www.careercenter.ethz.ch

    Die Maturandinnen und Maturanden aller Schweizer Mit-telschulen wurden traditionsgemäss an die Studieninfor-mationstage von ETH und Universität Zürich eingeladen. Einen vertieften Einblick in den Studienalltag bieten die Studienwochen der ETH Zürich, bei denen Mittelschüle-rinnen und Mittelschüler die Gelegenheit haben, während einer Woche gemeinsam mit Forschenden ein Projekt zu be-arbeiten. 2010 beschäftigten sich 60 junge Leute mit den Disziplinen Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, Physik sowie Elektrotechnik und Informationstechnologie.Y www.soc.ethz.ch

    Faszination «Fokusprojekt» – vom Ballbot bis zum Elektroflitzer Fit für den Beruf

    Lebendiger Einblick in Studium und Forschung

    Furka ist ein rein elektrisch betriebener Rennwagen, der in drei-einhalb Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer beschleunigt.

    Das ETH Career Center unterstützt Absolventinnen und Absolventen auf ihrem Weg vom Studium in die Berufswelt.

  • 14 15Kernaufgaben – Forschung

    Die ETH Zürich forscht interdisziplinär in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Risiko, Energie und nachhaltiger Städtebau, um Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen zu finden. Dazu nutzt sie ihre Stärke in der Grundlagenforschung.

    Die ETH Zürich setzt ihre Forschungsschwerpunkte in gesell-schaftlich relevanten Bereichen und will, basierend auf neu-en Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung, wesentliche Beiträge zu den grossen Herausforderungen der Menschheit leisten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden und im in-ternationalen Wettbewerb ihre Position als Spitzenuniversi-tät zu halten, will die ETH Zürich in den kommenden Jahren zusätzliche Professorinnen und Professoren in zukunftswei-sende Fachgebiete berufen.

    Neue ForschungsschwerpunkteZu diesen Fachgebieten gehören die Gesundheitswissen-schaften, bei denen die ETH Zürich neue Wege geht. Sie führt ihre Forschungs- und Lehraktivitäten in den Berei-chen Bewegungswissenschaften und Sport, Lebensmit-telwissenschaften und Ernährung, Medizintechnik sowie Neurowissenschaften zusammen und gründet ein neues Departement für Gesundheitswissenschaften und Techno-logie (Health Science and Technology, D-HEST). Ziel ist es, die Gesundheit und Krankheitsursachen systematisch zu erforschen. Das Forschungsfeld reicht vom Molekül bis zum Organismus unter Berücksichtigung des natürlichen und sozialen Umfelds der Patienten. In enger Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital und der Universität Zürich sollen Verfahren und Technologien für therapeutische sowie prä-ventive Massnahmen entwickelt werden. Das D-HEST bildet

    die Schnittstelle zwischen den Gesundheitswissenschaften und der Technologie und will den Wissens- und Technolo-gietransfer zwischen Kliniken, Industrie und Gesellschaft vorantreiben. Das neue Departement wird 2012 eröffnet.

    Aspekte der Welternährung stellen einen weiteren For-schungsschwerpunkt dar. Die vorhandenen Kompetenzen in den Agrar- und Umweltwissenschaften werden in ei-nem neuen Departement für Umweltsystemwissenschaf-ten (D-USYS) vereint. Damit wird insbesondere der Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft aufgewertet. Das 2010 neu gegründete Kompetenzzentrum Welternährungssys-tem trägt dazu bei, eine nachhaltige Ernährung der Welt-bevölkerung zu sichern. Unterstützt wird das Vorhaben von Unternehmen, Privatpersonen und Stiftungen aus Industrie und Wirtschaft, welche die Finanzierung von zusätzlichen Professuren in verschiedenen Forschungsbereichen ermög-lichen. Dazu gehört zum Beispiel eine Donation von 10 Mil-lionen Franken der Firma Syngenta an die ETH Zürich Foun-dation. Mit diesen Mitteln kann eine neue Professur im Be-reich nachhaltige Agrarökosysteme lanciert werden.

    Das starke Bevölkerungswachstum stellt vor allem die Länder in Asien und Afrika vor grosse Herausforderungen. Lösungsansätze dafür will das Singapore-ETH Centre (SEC) for Global Environmental Sustainability erarbeiten, das die ETH Zürich gemeinsam mit der National University of Sin-gapore und der Nanyang Technological University eröffnete. Dort startete im September 2010 mit dem Future Cities La-boratory das erste Forschungsprogramm. Die Plattform für nachhaltige Stadtentwicklung soll verschiedene Szenarien der Urbanisierung erarbeiten und Wege für einen nachhal-tigen Städtebau aufzeigen. In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba hat die ETH Zürich mit der dortigen Universität ein Institut für Städtebau gegründet.

    Die ETH Zürich ist davon überzeugt, dass diese Engage-ments nicht nur den Ländern im Ausland zugutekommen, sondern sich auch für die Schweiz auszahlen: Die erworbe-nen Erkenntnisse werden in die Grundausbildung der Studie-renden in der Schweiz einfliessen und langfristig Schweizer Firmen und Arbeitskräfte global wettbewerbsfähig halten.

    Technologietransfer und junge Talente fördernDer Transfer von Wissen und neuen Technologien in die Ge-sellschaft ist der ETH Zürich ein Anliegen (Y Seite 22 ff.). Mit den neuen Pioneer Fellowships will sie Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung noch schneller in marktfähige Pro-dukte überführen.

    Darüber hinaus wurde das 2002 gegründete Stipendien-programm «Society in Science – The Branco Weiss Fellow-ship» im Jahr 2010 der ETH Zürich übertragen – nur wenige Monate bevor der Stifter des Programms, der Unternehmer,

    Mäzen und Freund der ETH Zürich Branco Weiss, im Novem-ber 2010 verstarb. Das Programm erlaubt herausragenden Nachwuchsforschenden, originelle Forschungsideen zu rea-lisieren, die einen Bezug zur Gesellschaft haben.

    Dass Forschende der ETH Zürich Ideen mit Potenzial ha-ben, zeigte sich 2010 erneut bei der Einwerbung von For-schungsgeldern, unter anderem bei der EU: So erhielten sechs Nachwuchsforscher je rund 1,5 Millionen Euro vom Europäi-schen Forschungsrat (European Research Council, ERC) zuge-sprochen. Der ERC Starting Independent Researcher Grant fördert vielversprechende Nachwuchsforschende; alleiniges Auswahlkriterium ist die wissenschaftliche Exzellenz. Hinzu kommen sieben ERC Advanced Investigators Grants für be-reits etablierte Wissenschaftler der ETH Zürich, die für Pro-jekte in den Bereichen Physical Sciences and Engineering so-wie Life Sciences über 16 Millionen Euro einwarben.

    Grundlagenforschung ist ProgrammETH-Physiker legten in Kollaboration mit weiteren Schwei-zer Hochschulen den Grundstein für zwei nationale For-schungsschwerpunkte in den Bereichen Quantenphysik und Erforschung ultrakurzer Phänomene. Der Schweize-rische Nationalfonds sprach den beiden Projekten, die von ETH-Wissenschaftlern geleitet werden, insgesamt 34 Millionen Franken zu. Bereits gestartet ist der nationale

    Forschungsschwerpunkt Molecular Ultrafast Science and Technology (MUST). Mit speziellen Lasern messen die Wis-senschaftler in diesem Projekt Bewegungen im atomaren Bereich von der Dauer einer Billiardstel oder gar einer Trilli-onstel Sekunde. Mit von der Partie ist auch das Paul Scherrer Institut PSI, das sich mit dem geplanten SwissFEL, einem auf freien Elektronen basierenden Laser, am Projekt beteiligen wird. Mit den erhofften bahnbrechenden Resultaten dieser Grundlagenforschung sollen neue Technologien generiert werden, um bisher nicht durchführbare Experimente er-möglichen zu können.

    Weltberühmte KollaborationSchliesslich beteiligt sich die ETH Zürich mit dem CMS-Teil-chendetektor äusserst erfolgreich am Large Hadron Collider (LHC) des CERN, der mit über 8000 Wissenschaftlern welt-weit grössten Forschungszusammenarbeit. Am 23. Novem-ber 2009 kollidierten im LHC erstmals zwei Protonenstrah-len. Seither vermeldet das CERN fast monatlich neue Erfolge. Mit dem CMS-Detektor konnte beispielsweise ein Phäno-men beobachtet werden, das bis anhin nur bei der Kollision von schweren Ionen registriert worden war.Y www.futurecities.ethz.chY www.nccr-must.ch/home.htmlY http://lhc.web.cern.ch/lhc

    Grundlagenforschung sichert die Zukunft

    Versuchsfeld für Maisanbau in Mexiko: Mit ihrem neuen Forschungsschwerpunkt zu Fragen des Ernährungssystems will die ETH Zürich dazu beitragen, eine nachhaltige Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern.

    «Forschende der ETH Zürich haben 2010 viele bahnbrechende Ergebnisse erzielt.»Roland Siegwart, Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen

  • 16 17Kernaufgaben – Forschung

    Rund ein Prozent der Bevölkerung der Industrieländer leidet an der Stoffwechselerkrankung Gicht. Bei dieser Krankheit kristallisiert Harnsäure aus, wenn sie im Blut in zu hoher Konzentration vorkommt. Es bilden sich schmerzhafte Abla-gerungen in den Gelenken oder Kristalle in den Nieren, die Schäden verursachen können. Der übermässig hohe Harn-säuregehalt im Blut wird unter anderem durch genetische Veranlagungen und einseitige Ernährung verursacht.

    Verloren während der EvolutionMenschen erkranken an Gicht, weil sie während der Evolu-tion – im Gegensatz zu anderen Säugetieren – ein wichtiges Enzym verloren haben, das den Harnsäurespiegel natürlich reguliert. Forschende am Departement für Biosysteme ha-ben nun eine Methode entwickelt, die alle Menschen hof-fen lässt, welche an Gicht erkranken könnten oder bereits erkrankt sind.

    Während viele medizinische Probleme dadurch gelöst werden, dass dem Körper Medikamente von aussen zuge-führt werden, korrigieren die Forschenden um ETH-Profes-sor Martin Fussenegger direkt den fehlerhaften Stoffwech-selweg, der zu Gicht führt, und helfen dem Körper so, sich selbst zu therapieren. Die Wissenschaftler haben ein syn-thetisches Netzwerk aus speziell präparierten Genen ent-wickelt, das in Zellen eingeschleust wird. Einmal im Körper implantiert, reguliert dieses Gen-Netzwerk mit dem Na-men UREX den Harnsäurespiegel im Blutkreislauf und über-nimmt somit die Funktion des verlorengegangenen Enzyms. Wird von UREX ein zu hoher Harnsäurespiegel registriert, gelangt diese Information an einen Schaltkreis, der einen weiteren Baustein kontrolliert. Dieser schüttet schliesslich das Enzym zur Harnsäureregulierung wohldosiert aus.

    Forscher aus der Gruppe von Sotiris Pratsinis, Professor für Partikeltechnologie am Institut für Verfahrenstechnik, ha-ben einen Sensor entwickelt, der Azeton im Atem sofort mes-sen kann. Damit lassen sich Diabetes Typ 1 oder Anzeichen einer Ketoazidose, einer Komplikation der Zuckerkrankheit bei totalem Insulinmangel, auf einfache Weise nachweisen. Denn in der Ausatmungsluft von Diabetes-Typ-1-Patienten liegt die Azeton-Konzentration mit rund 1800 ppb (parts per billion) doppelt so hoch wie bei Gesunden. Bei einer Ketoazi-dose liegt der Wert sogar noch höher. Der Sensor kann aber bereits eine Azeton-Konzentration von 20 ppb messen und arbeitet selbst bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie in der Atemluft vorkommt, sehr präzise.

    Um den Sensor herzustellen, beschichteten die Wissen-schaftler einen Träger mit Goldelektroden mit einem Halb-leiterfilm aus silikonversetzten Wolframoxid-Nanopartikeln. Diese Mixtur wurde in einer über 2200 °C heissen Flamme erzeugt. Dabei stiegen die Nanopartikel auf und blieben am Trägersubstrat haften, das mit Wasser abgekühlt wurde. Durch das rasche Erhitzen und Abkühlen entstand auf den Elektroden eine Azeton-sensitive glasartige Schicht.

    Zur Diagnose von Krankheiten werden nichtinvasive Me-thoden immer wichtiger. Die Analyse von Atemluft ist dabei zentral, weil sie schnell, kostengünstig und einfach machbar ist. Professor Sotiris Pratsinis hofft, dass er in Zukunft mit

    Weltweit leiden rund 1,5 Milliarden Menschen an den Fol-gen von Eisenmangel. Müdigkeit, Blutarmut und Entwick-lungsstörungen sind einige Symptome. Frauen sind beson-ders häufig betroffen. Ein Lösungsversuch besteht darin, Nahrungsmitteln Eisen beizufügen. Dafür wird oft elemen-tares Eisen eingesetzt, das aber nicht wasserlöslich ist und im Darmtrakt schlecht aufgenommen wird. Eisensulfat hingegen ist zwar wasserlöslich und wird vom Körper gut verarbeitet, aber es verändert die Farbe und den Geschmack der Nahrung.

    Nun haben Forscher um Florentine Hilty und Michael Zimmermann am Institut für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit eine andere vielversprechende

    Hirnforscherinnen und -forscher aus der Gruppe von Isa-belle Mansuy, Doppelprofessorin an der ETH und der Uni-versität Zürich, wiesen bei Mäusen nach, dass negative Um-welteinflüsse in einem frühen Lebensabschnitt nicht nur das Verhalten des betroffenen Individuums über dessen ganze Lebensspanne negativ verändern können, sondern dass die betroffenen Individuen ihr verändertes Verhalten auch an die Nachkommen weitergeben – bis zur dritten Nachfolgegeneration.

    Zu solch negativen Umwelteinflüssen gehören bei-spielsweise chronischer, schwerer Stress oder traumati-sche Erlebnisse. Jungtiere, die unerwartet vom Muttertier getrennt und während der Trennungszeit stark gestresst werden, zeigen später im Leben Verhaltensweisen, die als Depressionen gedeutet werden können. Die Tiere haben zu-dem ihre Impulsivität nicht im Griff und können mit neuen oder widrigen Situationen nicht angemessen umgehen.

    Mansuys Forschungsteam konnte zeigen, dass die Ver-haltungsänderungen nicht auf Mutationen, sondern auf Veränderungen der sogenannten Methylierung bestimmter

    Das gesamte Gen-Netzwerk ist in eine einzelne Zelle inte-griert, von denen zwei Millionen in perforierte 0,2 Millime-ter grosse Kapseln aus Algengelatine eingeschlossen sind. Werden die verkapselten Zellen in den Körper implantiert, schliessen sie sich automatisch an den Blutkreislauf an und entfalten ihre therapeutische Wirkung. Die Ursache von Gicht lässt sich mit dem biologischen Gen-Netzwerk prä-ventiv und dauerhaft beheben. UREX wurde bereits erfolg-reich an Mäusen getestet und zum Patent angemeldet.Y www.ethz.ch/human_therapy

    ähnlichen Sensoren auch andere Krankheiten in der Atem-luft nachweisen kann.Y www.ptl.ethz.ch

    Lösung gefunden: Auf Nanogrösse zerkleinert und mit den richtigen Metallen vermischt, kann elementares Eisen vom Körper gut aufgenommen werden. Am besten schneidet eine Mischung aus Eisen-Zink-Oxid und Magnesium ab. Ver-suche zeigten, dass der Körper das Eisen in dieser Form viel besser verwerten kann. Die zur Herstellung der Nanostruk-turierung eingesetzte Verbrennungstechnik ist schon länger bekannt. Sie wurde vor drei Jahren von ETH-Wissenschaft-lern erstmals für Lebensmittel verwendet. Bis derart nano-strukturierte Nahrungsmittel in den Verkauf gelangen, sind jedoch noch weitere Versuche notwendig.Y www.ilw.agrl.ethz.ch/index_DE

    Gene im Gehirn und in den Spermien gründen. Dabei wird das kleine Molekül Methyl bei bestimmten Genen an ei-nen der vier DNS-Grundbausteine angehängt oder entfernt. Diese Veränderung der Methylierung steuert die Aktivität der betroffenen Gene und beeinflusst dadurch wichtige Körperfunktionen.

    Die Wissenschaftler haben bei Mäusen mehrere Gene identifiziert, die aufgrund früher Stresserlebnisse von Me-thylierungen betroffen sind. Nicht alle dieser Gene werden jedoch gleich stark verändert. Es kommt darauf an, wo und wie viele Methylgruppen verändert werden.

    Die epigenetische Weitergabe von solchen Verhaltens-informationen wurde schon lange vermutet, aber Mansuys Arbeitsgruppe ist die erste, die dies auf molekularer Ebene in mehreren Generationen nachweisen konnte. Da die Symp-tome, welche die gestörten Mäuse zeigten, auch bei Border-line-, Depressions- oder Schizophrenie-Patienten sehr promi-nent vorhanden sind, könnten die Resultate aus dem Mäu-seversuch möglicherweise auf Menschen übertragbar sein.

    Gicht präventiv und dauerhaft bekämpfen Diabetesdiagnose ohne Fingerstich

    Mit Nanoforschung gegen Eisenmangel vorgehen

    Epigenetisch vererbtes Leiden

    Die Stoffwechselerkrankung Gicht führt zu schmerzhaften Ablagerungen in den Gelenken.

    Ein neuartiger Sensor kann Azeton in der Ausatmungsluft schon in kleinen Konzentrationen nachweisen.

  • 18 19Kernaufgaben – Forschung

    Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms im Jahr 2003 sorgte weltweit für Schlagzeilen. Einen vergleichba-ren Durchbruch schafften Forscherinnen und Forscher der ETH Zürich und des Institute of Systems Biology (ISB) in Seattle im Jahr 2010: Es ist ihnen gelungen, das vollständi-ge Proteom des Menschen mit insgesamt 20 300 Proteinen abzubilden.

    Als Proteom bezeichnen Biologinnen und Biologen die Gesamtheit aller in einem Organismus vorkommenden Pro-teine. Den Bauplan für diese Proteine liefern die sogenann-ten kodierenden Loci, also physische Positionen von Genen im Genom. Im Fall des Menschen sind es gegen 20 300 Loci für eine entsprechende Anzahl Proteine. Für alle diese Loci haben die ETH-Systembiologen und ihre amerikanischen Kollegen Referenzwerte in Form von massenspektroskopi-schen Daten erhoben.

    Alle Proteine messbarVor der Analyse mit dem Massenspektrometer wurden die Proteine in kleinere Bestandteile, sogenannte Peptide, zer-legt. Das Muster, das die Peptide im Massenspektrometer erzeugen, ist jeweils charakteristisch für ein bestimmtes Protein. Besonders schwierig und herausfordernd war es, seltene Proteinspezies aufzuspüren und zu messen. Die-ses Problem lösten die Forschenden, indem sie Fragmente solcher Proteine mit dem Computer «voraussagten», künst-lich herstellten und die Messungen an den Kunstprodukten durchführten.

    Mit den vorliegenden Referenzdaten können nun in je-der beliebigen Probe biologischen Materials Anzahl und Art der Proteine gemessen werden. Dies wird die Zuverlässig-keit und Reproduzierbarkeit der Proteomik stark verbessern und die Grundlagen- und angewandte Forschung in der Bio-logie und der Medizin wesentlich beschleunigen. Die Infor-mationen sind in einer Datenbank gespeichert, die derzeit ausgebaut wird mit Daten von Proteinen, die nach ihrer Syn-these in der Zelle verändert wurden.

    Die Forscherinnen und Forscher unter der Leitung von Rudolf Aebersold, Professor für Molekulare Systembiolo-gie, haben rund sieben Jahre an der Entwicklung der Me-thodik, dem Aufbau der Datenbank und der Computerin-frastruktur gearbeitet. Die Entschlüsselung des Proteoms dauerte schliesslich nur ein Jahr. Im Herbst 2010 konnten die Forschenden ihre bahnbrechende Arbeit an einem Fach-kongress in Sydney in Australien vorstellen. Die Referenzda-tenbank steht nun allen Biologen und Biologinnen für ihre Forschung zur Verfügung.Y www.imsb.ethz.ch

    Alle menschlichen Proteine kartiert

    Struktur eines Apolipoproteins: es transportiert Fett im Blut und gehört zu den grössten bekannten Proteinen überhaupt.

    Schon länger experimentieren Forscher mit «intelligenten» Textilien, denen Elektronikbauteile ein- oder aufgenäht werden. Wissenschaftler des Wearable Computing Labs von Professor Gerhard Tröster sind nun einen Schritt wei-tergegangen: Sie haben eine neue Technologie entwickelt, um Dünnfilmelektronik und miniaturisierte, kommerziell erhältliche Chips auf Plastikfasern aufzubauen. Den For-schern ist es schliesslich gelungen, diese Plastikfasern mit zahlreichen Mikrochips und weiteren mikroelektronischen Elementen direkt in die textile Architektur des Stoffs zu in-tegrieren. Um die E-Fasern mit herkömmlichem Garn zu ver-weben, verwendeten die Wissenschaftler in der Industrie gebräuchliche Textilmaschinen. Das Gewebe ist trotz einge-wobener Elektronikbauteile kleidsam, faltbar und fühlt sich wie normaler Stoff an, so dass Kleider aus diesem Material im täglichen Leben getragen werden können. Die Mikro-chips, die auf den Plastikbändern sitzen, sind ummantelt. Dies ermöglicht es, das Gewebe bei 30 Grad mit einem mil-den Waschmittel in einer Waschmaschine mehrere Male zu waschen, ohne dass die E-Fasern ihre Funktionen einbüssen. Das Elektronik-Gewebe ist vorerst bandförmig. Ziel der For-scher ist es, Textilien in beliebiger Grösse ohne Handarbeit herzustellen, die auch beliebig zugeschnitten werden kön-nen, um unter anderem den Ansprüchen der Bekleidungsin-dustrie zu genügen. Anwendungen für Hybridgewebe sind denkbar bei der Überwachung der Herzfrequenz, der Un-terstützung von Athletinnen und Athleten in Training und Rehabilitation oder bei der Überwachung von Nothelfern und Feuerwehrleuten. Schliesslich könnten auch Tastaturen

    Gemäss dem Heisenberg'schen Unschärfeprinzip ist es nicht möglich, gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit eines atoma-ren Teilchens, etwa eines Elektrons, präzise zu bestimmen. Das Prinzip wird im Bereich der Quanteninformationstech-nologie angewendet – auf ihm basiert zum Beispiel die Si-cherheit der Quantenkryptographie bei der Verschlüsselung von Daten. Das Unschärfeprinzip ist aber nur gültig, wenn alle über das Elektron verfügbaren Informationen in klassi-scher Form vorliegen. Physiker der ETH Zürich um Professor Renato Renner haben nun zusammen mit Kollegen zweier deutscher Universitäten gezeigt, dass das Prinzip mit Hil-fe quantenmechanisch gespeicherter Information ausser Kraft gesetzt werden kann. Konsequenz: Ein vermeintli-cher Angreifer könnte mit einem Quantencomputer ein auf dem Unschärfeprinzip beruhendes kryptographisches Sys-tem brechen. Die Physiker schlagen deshalb ein von ihnen

    oder Bildschirme in Alltagskleidung integriert werden. Die Entwicklung der neuartigen elektronischen Sensorfasern ist Teil des Projektes TexInTex innerhalb der Schweizer «nano-tera.ch»-Initiative.Y www.ethz.ch/electronic_textilesY www.nano-tera.ch/projects/69.php

    formuliertes erweitertes Unschärfeprinzip vor, das auch dann gilt, wenn quantenmechanische Informationen vorlie-gen. Damit lassen sich nicht nur bestehende Sicherheitslü-cken in der Quantenkryptographie schliessen, sondern auch quantenmechanische Bausteine – etwa Transistoren – auf ihre quantenmechanischen Eigenschaften prüfen.Y www.qit.ethz.ch

    Eingewobene Elektronik

    Sicherheitslücken in der Verschlüsselung schliessen

    ETH-Forschern ist es gelungen, mikroelektronische Elemente direkt in die textile Architektur des Stoffs zu integrieren.

    Ausgezeichneter Pionier

    Rudolf Aebersold ist ein Pionier der Proteomik, eines relativ jungen Zweigs der Biologie. Die Proteomik – englisch proteomics – umfasst die Erforschung der Gesamtheit aller in einer Zelle oder einem Lebewe-sen unter definierten Bedingungen und zu einem definierten Zeitpunkt vorliegenden Proteine. Das Proteom ist dynamisch und verändert sich laufend. Ein gutes Beispiel für dessen Dynamik ist die Ver-wandlung einer Raupe in einen Schmetterling. Das Genom, also die Gesamtheit der Gene, ist in den Formen dieses Organismus identisch, das Proteom hingegen ist verschieden. Von der Proteomik erhofft sich die Forschung, Hinweise auf neue Wirkstoffe gegen Krebs, Infektionen und bestimmte Nerven-krankheiten zu finden.Für seine Pionierarbeit in der Proteomik hat Rudolf Aebersold gemeinsam mit Professor Amos Bairoch von der Universität Genf im April 2010 den Otto Naegeli-Preis zur Förderung der medizinischen Forschung erhalten; eine der bedeutendsten wissen-schaftlichen Auszeichnungen in der Schweiz. Geehrt wurde er für die Entwicklung analytischer Methoden und Computermodelle, die es erlauben, Proteine zu identifizieren und ihre Menge zu messen.

  • 20 21Kernaufgaben – Forschung

    Die Atacama-Wüste im Norden Chiles ist ein Mekka für As-tronomen. Äusserst trockene Bedingungen sorgen bei den dort stationierten Sternwarten für einen klaren Blick weit über unser Sonnensystem hinaus, zu fernen Galaxien und Sternen – und zu Planeten, die um andere Sterne kreisen. Bei diesen sogenannten Exoplaneten handelt es sich um lichtschwache Objekte, die mit herkömmlichen Telesko-pen nicht zu sehen sind, da sie vom Lichthalo ihres Mut-tersterns überstrahlt werden. Mit Hilfe von Koronografen, welche die Lichtscheibe des Muttersterns abdecken, konn-te vor wenigen Jahren erstmals ein Exoplanet direkt nach-gewiesen werden. Nun haben Wissenschaftler für das Very Large Telescope in Chile eine Optik entwickelt, welche die Suche nach Exoplaneten und das Studieren dieser Objekte wesentlich vereinfacht. Benötigt wird dafür nur noch eine optische Komponente, die Apodizing Phase Plate, welche die Streuung des Sternenlichts minimiert. An ihrer Entwick-lung war das Institut für Astronomie der ETH Zürich mass-geblich beteiligt.

    Fällt das Licht durch die neue Optik, verändern feine Ril-len auf der Oberfläche der Apodizing Phase Plate die Licht-wellen. Ein Teil des Sternenlichts wird benutzt, um das helle Streulicht auf einer Seite des Sterns auszulöschen. So wer-den lichtschwache Objekte sichtbar. Mit der neuen Optik in der Grösse eines Fünffrankenstücks gelang es den For-schern, die Existenz eines Exoplaneten zu bestätigen und

    Christoph Walther, Doktorand in der Gruppe für Quanten-optoelektronik der ETH Zürich, hat gemeinsam mit vier Kolle-gen mit einem neuartigen Konzept den mit Abstand kleins-ten elektrisch gepumpten Laser der Welt entwickelt. Dieser könnte eines Tages die Chiptechnologie revolutionieren.

    Der Laser ist 30 Mikrometer, also 30 Tausendstel Milli-meter lang, 8 Mikrometer hoch und sendet Licht mit einer Wellenlänge von 200 Mikrometern aus. Damit ist er bedeu-tend kleiner als die Wellenlänge des abgestrahlten Lichts – eine wissenschaftliche Höchstleistung. Denn normalerwei-se können Laser nicht kleiner sein als die Wellenlänge des Lichts, das sie aussenden. In einem herkömmlichen Laser versetzen Lichtwellen einen optischen Resonator in Schwin-gung, ähnlich wie akustische Wellen den Resonanzkörper einer Gitarre. Dabei «wandern» die Lichtwellen, vereinfacht ausgedrückt, zwischen zwei Spiegeln hin und her. Dazu müs-sen die Spiegel jedoch grösser sein als die jeweilige Wellen-länge des Lasers.

    Informationen über dessen Bewegungen, Temperatur und Atmosphäre zu sammeln.Y www.exp-astro.phys.ethz.ch

    Christoph Walther und weitere Teamkollegen um seinen Doktorvater Jérôme Faist, Professor und Leiter der Gruppe für Quantenoptoelektronik, haben ein völlig neues Laser-konzept entwickelt. Von der Elektronik inspiriert, verwen-den sie keinen optischen Resonator, sondern einen elek-trischen Schwingkreis, bestehend aus einer Spule und zwei Kondensatoren. Darin wird das Licht «eingefangen» und an Ort und Stelle mit Hilfe eines optischen Verstärkers zu einer sich selbst erhaltenden elektromagnetischen Schwingung angeregt.

    Mit diesem Ansatz ist die Grösse des Resonators nicht mehr durch die Wellenlänge des Lichts limitiert, sondern kann im Prinzip beliebig verkleinert werden. Damit werden Mikrolaser als optische Alternative zu Transistoren interes-sant für Chiphersteller, denn der Datenaustausch auf Mikro-prozessoren liesse sich so erheblich beschleunigen.Y www.qoe.ethz.ch

    Neue Optik für Exoplaneten-Erforschung

    Der kleinste Mikrolaser der Welt

    Der Exoplanet Beta Pictoris b wird erst durch den Einsatz eines gravierten Filters für das Sternenlicht von Beta Pictoris sichtbar.

    Weniger Stau und CO2 dank intelligenten Ampeln

    01 – Sogenannte selbstgesteuerte Ampeln können in Zu-kunft Staus verhindern und Autofahrern helfen, Benzin zu sparen und Abgase zu vermeiden. Bei dem von ETH-Profes-sor Dirk Helbing zusammen mit Kollegen der TU Dresden entwickelten und inzwischen patentierten Verfahren wer-den Ampeln mit Sensoren ausgestattet, welche das aktu-elle Verkehrsaufkommen jederzeit erfassen. Mit Hilfe von speziellen Prozessoren und mathematischen Algorithmen berechnen die Ampeln den zukünftigen Verkehrsfluss. Da-durch kann die Dauer der Grünphasen so optimiert werden, dass für die Verkehrsteilnehmer möglichst geringe Warte-zeiten entstehen. Eine Pilotstudie in Dresden lieferte gute Ergebnisse: Wenn sich die intelligenten Ampeln untereinan-der über das Verkehrsaufkommen austauschen und entlang einer Fahrstrecke mit ihren Nachbarn abstimmen, kann die Fahrzeit um bis zu 30 Prozent verkürzt werden.Y www.soms.ethz.ch/research/index

    Neuer Pilz bedroht Eschen

    03 – Forscher des Instituts für Integrative Biologie beschrie-ben 2010 eine neue Pilzart, die für das seit kurzem in der Schweiz auftretende Eschensterben verantwortlich ist. Der Pilz gelangte rasch von Ostpolen nach Mitteleuropa und trat 2008 erstmals hierzulande auf – mittlerweile ist er in der Schweiz nördlich der Alpen weit verbreitet. Der Pilz be-fällt Eschen jeden Alters, die schliesslich absterben.Die Wissenschaft ging davon aus, dass es sich beim Schad-pilz um die seit 1851 bekannte Art Hymenoscyphus albidus handelte. ETH-Doktorand Valentin Queloz fand jedoch her-aus, dass eine andere Art für das Schadbild verantwortlich ist und beschrieb diese als H. pseudalbidus.

    Herbarbelege zeigen, dass H. pseudoalbidus längst ne-ben H. albidus existiert hat. Unklar ist jedoch, ob die neu be-schriebene Art schon immer ein Krankheitserreger war. Die ETH-Forscher sind deshalb daran, die Populationsstruktur des Pilzes aufzuklären.

    Feinchemikalien abfallfrei aus Brennstoffzelle

    02 – Forscher aus der Gruppe von Hansjörg Grützmacher, Professor am Labor für Anorganische Chemie, haben zu-sammen mit italienischen Kollegen eine neuartige metall-organische Brennstoffzelle entwickelt. Sie setzt Alkohole oder Zucker aus nachwachsenden Rohstoffen über eine Zwischenstufe in Säuren um und generiert dabei CO2-freie elektrische Energie. Mit dieser Apparatur können Chemi-ker beispielsweise Milchsäure erzeugen, ohne dabei Abfall zu produzieren. Das Spezielle dieser Brennstoffzelle ist die Anode, in die ein molekularer Rhodiumkomplex eingebettet ist. Er dient als Katalysator für die verschiedenen Reaktionen, während deren er sich bildet und schrittweise verändert. So kann der Metallkomplex verschiedene Stoffe umsetzen. Die Entwicklung dieser Brennstoffzelle ist ein wichtiger Beitrag für eine nachhaltige Chemie und sauberen Strom.Y www.lac.ethz.ch

    FCKW-Verbot zeigt Wirkung auf Ozonschicht Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) tragen wesentlich zur Schädigung der Ozonschicht bei und sind wichtige Treibhausgase. Das Montrealer Protokoll von 1987 zielte da-rauf ab, die Freisetzung der FCKW – etwa durch Spraydosen – zu reduzieren. Dass das Protokoll Wirkung zeigt und dazu beiträgt, dass sich die vor der krebserregenden UV-Strah-lung schützende Ozonschicht regenerieren kann, wurde be-reits vermutet. Nun konnte dies erstmals durch Forscher des Instituts für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich anhand statistischer Auswertungen von weltweit durchgeführten Langzeitmessungen belegt werden. Demnach nimmt die Dicke der Ozonschicht global wieder zu. Das Ozonloch am Südpol wird sich allerdings dennoch erst um 2070 oder 2080 wieder schliessen. Y www.iac.ethz.ch/groups/peter

    0201 03

  • 22 23Kernaufgaben – Wissens- und Technologietransfer

    Der Transfer von Wissen und Technologie in die Gesellschaft ist eine zentrale Aufgabe der ETH Zürich. Sie fördert junge Unternehmen aus der Hochschule, vernetzt sich mit der Wirtschaft und geht strategische Allianzen mit der Industrie ein.

    1902 junge Leute haben 2010 an der ETH Zürich ihr Master-studium abgeschlossen oder einen Doktortitel erworben. Viele von ihnen übernehmen künftig wichtige Funktionen in Wirtschaft und Gesellschaft. Laut einer Studie aus dem Jahr 2007 hat ein Drittel des Topkaders der Schweizer Wirt-schaft einen ETH-Abschluss. Damit bildet die ETH Zürich mehr Führungskräfte aus als jede andere Universität. Über die gut ausgebildeten Absolventen findet der grösste Wis-senstransfer von der Hochschule in die Wirtschaft statt.

    Die ETH-Absolventen sind nicht zuletzt deshalb gefragt, weil die Hochschule sich um die Bedürfnisse der Wirtschaft kümmert. 2010 fand zum zehnten Mal der jährliche ETH-Wirtschaft-Zukunftsdialog statt. Dabei diskutierten Vertre-ter beider ETH mit führenden Persönlichkeiten aus Industrie und Politik über zukünftige Entwicklungen. Unter dem Titel «Welche akademische Unterstützung braucht die Schweizer Wirtschaft?» erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilneh-mer zu den Themen Materialwissenschaften, Medizinal-technik, Energie sowie Mikro- und Nanotechnologie konkre-te Vorschläge, wie der Erfolg dieser Wirtschaftsbereiche in der Schweiz langfristig sichergestellt werden kann.

    Spin-off-FirmenUnternehmergeist ist an der ETH Zürich allgegenwärtig. Manche jungen Leute gründen schon während des Studi-ums oder des Doktorats eine eigene Firma. Allein seit 2006 entstanden an der ETH Zürich über 100 Spin-off-Firmen. Die Hochschule unterstützt die Nachwuchsunternehmer mit der Technologietransferstelle ETH transfer. Diese hilft bei der Gründung einer Firma und der Suche nach Investoren. Auch beim Schutz des geistigen Eigentums in Form von Pa-tenten und Lizenzen bietet die ETH Zürich ihren Forschenden Hilfe an. So etwa den Gründern der Firma Arktis Radiation Detectors: Die jungen Forscher entwickelten einen Detektor, der gefährliche radioaktive Stoffe von ungefährlichen un-terscheiden kann. Firmengründer Rico Chandra erarbeitete die Grundlagen dazu als ETH-Doktorand am Institut für Teil-chenphysik am CERN. Die ETH Zürich war von der Idee und dem wirtschaftlichen Potenzial der Technologie überzeugt, meldete das Patent an und übernahm die Gebühren. Die Rechte liegen jetzt bei der ETH Zürich, der Spin-off hat die

    exklusive Nutzungslizenz. Aktuell steht das Unternehmen mit verschiedenen Firmen und Regierungsorganisationen in den USA in Verhandlung. Für 2011 ist ein erster grosser Auf-trag in Aussicht.

    Für die Gründung einer erfolgreichen Spin-off-Firma gibt es kein Handbuch. Die Jungunternehmer können sich aber an bestehenden erfolgreichen Ausgründungen aus der ETH Zürich orientieren. Um den Austausch unter ihnen zu för-dern, hat Roland Siegwart, ETH-Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, 2010 erstmals alle ETH-Spin-offs zu einem Treffen eingeladen. Über 60 Firmengründer nahmen die Gelegenheit wahr, sich mit Kolleginnen und Kollegen über die gemachten Erfahrungen auszutauschen.

    Junge Firmen haben PotenzialDass sich die Unterstützung junger Firmen lohnt, hat Tho-mas Knecht, ETH-Alumnus und ehemaliger Direktor von McKinsey Schweiz, bereits vor zehn Jahren erkannt. Zusam-men mit der ETH Zürich überzeugte er zehn Schweizer Fir-men, jeweils zehn Millionen Franken für zehn Jahre in einen Fonds einzubringen. Neben ABB, Hilti, Schindler und Sulzer waren dies Nestlé, Novartis, Suva und die Banken CS, Pictet und ZKB. Damit war der Venture Incubator geboren. Seit der Gründung hat die Investmentgesellschaft 117 Millionen Schweizer Franken in 35 Jungunternehmen investiert und rund 750 Arbeitsplätze geschaffen. Durch den Verkauf von Anteilen der unterstützten Unternehmen wurden 59 Mil-lionen Franken erwirtschaftet, die wiederum in die Finan-zierung neuer Jungunternehmen investiert werden.

    2010 feierte Venture Incubator an der ETH Zürich das zehnjährige Bestehen. Zum Jubiläum beschlossen die betei-ligten Investoren und Institutionen, den Fonds in ein unbe-fristetes Engagement, einen Evergreen Fund, zu überführen.

    KooperationenEin wichtiger Transferkanal von Wissen sind Kooperatio-nen. 2010 besiegelte die ETH Zürich mit der Walt Disney Company eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit. Seit April arbeiten unter der Leitung von Markus Gross, Profes-sor für Informatik, 30 Computerwissenschaftler bei Dis-ney Research Zurich (DRZ) an der ETH Zürich. Am einzigen ausserhalb der USA betriebenen Forschungslabor der Walt Disney Company forschen die Wissenschaftler an der Zu-kunft von Video, computergestützter Filmtechnik sowie Bild- und Gesichtsanimationen. Diese Animationen wer-den von verschiedenen Unternehmensbereichen weltweit eingesetzt. Das DRZ wurde 2010 mit dem Tell Award aus-gezeichnet, einem Preis, der jährlich wichtige Investitionen in Innovationsprojekte von nordamerikanischen Unter-nehmen in der Schweiz würdigt.

    Junge Firmen fördern

    Erfolgreicher ETH-Spin-off: Optotune entwickelt spezielle Linsen, die das menschliche Auge perfekt imitieren und für Kameras von ultraflachen Mobiltelefonen verwendet werden können.

    Erfolgreiche ETH-Jungunternehmer

    Wie gut ETH-Spin-offs aufgestellt sind, zeigen die Preise und Auszeichnungen, die 2010 an ETH-Jungunterneh-merinnen und -Jungunternehmer verliehen wurden. Seit 1987 verleiht das Swiss Innovation Forum den Swiss Technology Award, der den innovativsten Ideen Chancen für den raschen Markteintritt bieten soll. Im Jahr 2010 gingen die Auszeichnungen in allen Kategorien an ETH-Spin-offs. Die Firma Malcisbo ge-wann in der Kategorie Seed. Das Unternehmen stellt eine neue Generation von Impfstoffen her, die auf Zucker basieren. Damit sollen Hühner gegen das Bakterium Campylobacter geimpft werden, das welt-weit die meisten Lebensmittelvergiftungen verursacht. Den Award in der Kategorie Start-up durften die Grün-der von Optotune entgegennehmen. Sie entwickeln spezielle Linsen, die das menschliche Auge perfekt imitieren. Die Linsen können unter anderem in der Endoskopie und für Kameras in ultraflachen Mobiltele-fonen verwendet werden. Die HeiQ Materials AG ist die Siegerfirma in der Kategorie Maturity Stage. Der ETH-Spin-off entwickelte innerhalb kürzester Zeit

    einen textilen Vliesstoff mit dem Namen Oilguard. Die Vliesmatten absorbieren das Sechsfache ihres Eigen-gewichts an Erdöl und ermöglichen damit die Bekämp-fung von Verunreinigungen bei Ölunfällen.Drei ETH-Spin-offs gewannen im Jahr 2010 den mit je 130 000 Startkapital dotierten «Venture Kick»-Wett-bewerb: Malcisbo, Climeworks und Habtronics. Und der mit 10 000 Franken dotierte KTI Medtech Award ging an den Spin-off compliant concept für ein Pflegebett, das Wundliegen verhindern kann.Wie erfolgreich ETH-Spin-off-Firmen sind, zeigt das Beispiel Sensirion, eine weltweit führende Herstellerinvon Industriesensoren in Stäfa. Die Gewinnerin des ersten Venture-Wettbewerbs im Jahre 1998 erhielt den Ernst & Young-Unternehmerpreis 2010.Y www.transfer.ethz.chY www.ventureincubator.ch

  • Das qualitative Wachstum und die steigenden Studierendenzahlen stellen hohe Ansprüche an Infrastruktur und Personal. Nicht nur bei der Campusentwicklung ist Nachhaltigkeit ein Thema. Gefordert ist auch das Finanzmanagement bei der Aufgabe, die Spitzenleistungen in Lehre und Forschung verlässlich zu finanzieren.

    Die ETH Zürich als Unternehmen

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  • 26 27Unternehmen – Infrastruktur

    Die rasch gestiegenen Studierendenzahlen, die geplante Zunahme der Professuren und der damit wachsende Raumbedarf fordern das Immobilienmanagement der ETH Zürich heraus. In den kommenden Jahren muss die Hochschule ihre Nutzflächen entsprechend erweitern.

    Über 16 000 Studierende und Doktorierende, ein Viertel mehr als 2005, waren Ende 2010 an der ETH Zürich einge-schrieben (Y Seite 10 ff.). Dieses Wachstum brachte die In-frastruktur in einzelnen Studiengängen wie Architektur oder Maschinenbau an die Kapazitätsgrenzen. Erstmals mussten Vorlesungen in Maschinenbau in einen weiteren Hörsaal übertragen werden. Um die angespannte Situation zu lösen, sind neben Sofortmassnahmen wie dem Dazumieten von Räumen auch Neubauten und Effizienzsteigerungen bei Um-bauten notwendig. Ausserdem braucht es zusätzliche Räume für die geplanten neuen Professuren.

    Die ETH Zürich muss künftig deutlich mehr in Immobi-lien investieren, damit sie mit dem weiter wachsenden Be-darf Schritt halten kann. Ergänzend zur Finanzierung durch die öffentliche Hand sind neue Geldmittel nötig (Y Seite32 ff.). In diesem Zusammenhang weist ein Vergleich der Flächenentwicklung an Schweizer Universitäten über die letzten drei Jahrzehnte für die beiden ETH äusserst beschei-dene Zuwachsraten aus. Während an den Universitäten die Fläche pro Studierenden durchschnittlich um 14 Prozent zu-genommen hat, nahm sie an der ETH Zürich um die gleiche Grössenordnung ab.

    Grossprojekte bringen EntlastungIm Zuständigkeitsbereich der ETH Zürich sind bis 2016 nicht weniger als 17 Neubauten und Sanierungen mit einem In-vestitionsvolumen von über 1 Milliarde Franken im Gang oder geplant. Nahe beim ETH-Hauptgebäude entsteht das Bürogebäude Oberer Leonhard, bei dem die Bauarbeiten 2010 zügig voranschritten. Die Rückbauarbeiten sind ab-geschlossen, die Vorbereitungsarbeiten in der Baugrube fertiggestellt. Das Gebäude wird ab 2013 die im Zentrum dringend benötigten Raumressourcen für Ingenieure bie-ten, darunter 400 Arbeitsplätze sowie ein Seminar- und Weiterbildungszentrum.

    Am ETH-Standort Science City auf dem Hönggerberg hat die Life Science Platform, ein Lehr- und Forschungsge-bäude für biomedizinische Wissenschaften, sichtbare For-men angenommen. Das neue Gebäude wird ab 2012 auf 6700 Quadratmetern Nutzfläche über 400 Arbeitsplätze,

    insbesondere in Labors, anbieten. Der Tierhaltungsbereich wird bis zu 40 000 Nager aufnehmen können, die nach strengen internationalen Richtlinien gepflegt werden. Rund die Hälfte aller ETH-Departemente wird von dieser neuarti-gen Infrastruktur profitieren. Die Life Science Platform rich-tet sich nicht nur an ETH-Forschende, sondern steht auch externen Wissenschaftlern aus dem universitären Umfeld und der Industrie für Kooperationprojekte offen. So wird die Verbindung zur Wirtschaft gestärkt und der Wissens- und Technologietransfer vorangetrieben. Nicht nur beim wis-senschaftlichen Austausch, sondern auch betreffend Ener-gieversorgung ist das Gebäude zukunftsweisend: Es wird als erster ETH-Laborbau den Minergie-Eco®-Standard erfül-len und an das derzeit entstehende Erdspeichersystem des Campus Hönggerberg angeschlossen. (Y Seite 30 ff.)

    Neubau in Lugano als Kern der nationalen RechnerstrategieFür das neue Hochleistungsrechenzentrum CSCS in Luga-no-Cornaredo konnte im Herbst 2010 der Grundstein gelegt werden. Es bildet die Kerninfrastruktur der im Jahr 2007 lancierten nationalen Strategie für Hochleistungsrechnen (High Performance Computing and Networking) und wird in der Schweiz eine neue Rechnerära einläuten. Im Jahr 2012 ist das Gebäude mit 11 700 Quadratmetern Haupt-nutzfläche und 55 Büroarbeitsplätzen bezugsbereit. Bis da-hin soll das CSCS über einen Petaflop-Rechner verfügen: Er wird einer der weltweit leistungsstärksten Supercomputer sein. Auch bezüglich Energieeffizienz wird das neue Haus Massstäbe setzen. So werden nicht wie üblich die gesam-ten Rechnerräume gekühlt, sondern nur die Rechner selbst. Gekühlt wird mit sechs Grad kaltem Wasser aus dem Lu-ganersee. Das Bürogebäude des CSCS soll ein zertifiziertes

    Minergiehaus werden, und die Abwärme der Rechner wird der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die ETH Zürich investiert rund 80 Millionen Franken in den Neubau.

    Förderung neuer Wohn- und KrippeninfrastrukturEs liegt im Interesse der ETH Zürich, auch die Raumbedürf-nisse ihrer Angehörigen ausserhalb von Lehre und Forschung zu unterstützen. Am Standort Zentrum erfolgte 2010 der Spatenstich für den Neubau der Kinderkrippe der Stiftung Kinderbetreuung im Hochschulraum Zürich. Die Krippe wird im Jahr 2011 den Betrieb aufnehmen und 48 Betreuungsplät-ze anbieten.

    Um der grossen Nachfrage von Studierenden nach be-zahlbarem Wohnraum Rechnung zu tragen, unterstützt die ETH Zürich diverse Bauprojekte. Auf dem Campus Höngger-berg kann voraussichtlich 2013 mit dem Bau von 400 Wohn-einheiten für Studierende begonnen werden. Investoren sind die ETH Zürich und die Stiftung für Studentisches Woh-nen Zürich. Die gleiche Stiftung verantwortet eine Überbau-ung mit 180 Wohneinheiten an der Bächlerstrasse in Zürich-Affoltern. Hier konnte im Jahr 2010 der Grundstein gelegt werden, der Bezug erfolgt 2011.Y www.ressourcen.ethz.ch/real_estate

    Intensive Bautätigkeit

    Visualisierung des geplanten Neubaus Oberer Leonhard mit Blick von der Polyterrasse. Das Gebäude wird ab 2013 die im Zentrum dringend benötigten Raumressourcen für Ingenieure bieten.

    «Die Erweiterung und Erneuerung der Infrastruktur ist zentral, um die Entwicklung der ETH Zürich in den nächsten Jahren zu gewährleisten.»Roman Boutellier, Vizepräsident Personal und Ressourcen

  • 28 29Unternehmen – Infrastruktur

    An der ETH Zürich studieren und arbeiten täglich gegen 25 000 Menschen aus 80 Nationen. Hinzu kommen akade-mische Gäste, die Tagungen und Kongresse an der Hoch-schule besuchen – und alle wollen verpflegt werden. Mit rund 180 verschiedenen Mahlzeiten pro Woche in 19 Betrie-ben bietet die ETH Zürich schweizweit das grösste Verpfle-gungsangebot aller Hochschulen. In den vergangenen Jah-ren wurde das gesamte Angebot unter anderem in Bezug auf steigende Gästezahlen, veränderte Gästebedürfnisse und -ansprüche sowie hinsichtlich der direkten und indirekten Subventionsbeiträge seitens der ETH Zürich analysiert. Ein neues Gastronomiekonzept beschreibt den Weg zu einer abwechslungsreichen, gesunden und nachhaltigen Ver-pflegung an der ETH Zürich und zeigt auf, wie Verwaltungs-strukturen vereinfacht, Mitwirkungsorgane integral einbe-zogen und finanzielle Risiken reduziert werden können.

    Schrittweise zu mehr WettbewerbIm vergangenen Jahr hat die ETH Zürich mit dem langjähri-gen Caterer SV (Schweiz) AG einen vollständig überarbeite-ten Rahmenvertrag abgeschlossen. Ziel der Neuausrichtung ist es, das Angebot zu differenzieren und dabei weiterhin ein kostengünstiges, subventioniertes Grundangebot für Studierende und Mitarbeitende anzubieten. Dank dem neu-en Vertrag übernehmen die einzelnen Gastronomiebetrie-be vermehrt unternehmerische Eigenverantwortung – im Gegenzug können sie Öffnungszeiten, Sortiment und Preise kundengerecht in gewissen Bandbreiten selber bestimmen.

    Neue Angebote im Zentrum und in Science CityDas neue Gastronomiekonzept berücksichtigt die unter-schiedlichen Ausgangslagen und Verpflegungsbedürfnisse an den beiden ETH-Standorten Zentrum und Science City auf dem Hönggerberg. Im Zentrum existiert ein dichtes Netz an Gastrobetrieben an der ETH Zürich, in unmittel-barem Umfeld zu konkurrierenden Angeboten der Univer-sität Zürich und der nahen Stadt. Im Gegensatz dazu zei-gen Gästeumfragen, dass sich 85 Prozent aller Personen, die täglich auf den Hönggerberg fahren, auch in den Verpfle-gungsbetrieben auf dem Campus verköstigen, insbesonde-re weil alternative Angebote in unmittelbarer Nähe gänz-lich fehlen. Entsprechend werden für die beiden Standorte unterschiedliche Arealstrategien verfolgt. Dem Trend zu internationalen, frisch zubereiteten Gerichten folgen beide Standorte.

    Im Juli 2010 konnte in Science City die Alumni Lounge eröffnet werden, die mit einer Donation der ETH Alumni Ver-einigung realisiert wurde. Der Gastrobetrieb ist im Semes-ter bis 22 Uhr geöffnet, was den Ess- und Arbeitsgewohn-heiten der Forschenden und Studierenden entgegenkommt.

    Der ETH Zürich ist das Wohlergehen der Mitarbeitenden und Auszubildenden ein grosses Anliegen. Motiviertes und gut ausgebildetes Personal und ein respektvoller Umgang in einem von Diversität geprägten Umfeld sind die Basis für den Erfolg der Hochschule.

    Lehrstellenangebot ausgebautEine solide Grundausbildung ist das Fundament guter Mit-arbeitender. Entsprechend hoch ist der Stellenwert der Lehr-lingsausbildung an der ETH Zürich. Die Zahl der Abschlüs-se stieg in den letzten Jahren stetig an: Konnten sich 2004 noch 36 Lernende über einen erfolgreichen Abschluss freu-en, waren es 2010 bereits 47.

    Seit rund 60 Jahren bildet die ETH Zürich junge Men-schen in 13 verschiedenen Berufen aus – zum Beispiel als Elektroniker, Konstrukteurinnen oder Laboranten. Dazu un-terhält die Hochschule eigene Lehrlabors für Chemie, Biolo-gie, Elektronik und Physik. In diesen und der ebenfalls hoch-schuleigenen Lehrwerkstatt können die Absolventen viele praktische Erfahrungen sammeln. Die Attraktivität der ETH-Ausbildung spiegelt sich auch in der Zahl der Bewerber wi-der: Auf die 51 angebotenen Lehrlingsplätze bewarben sich im letzten Jahr rund 1000 junge Leute.

    Entwicklung fördernViel Wert legt die ETH Zürich auch auf die Weiterbildung ih-rer Mitarbeiter. So können Mitarbeitende in Management-, Stabs- und Supportfunktionen neu ein Sabbatical im Aus-land nehmen. Mit dieser «Auszeit» von der regulären Tä-tigkeit fördert die Hochschule die fachliche, soziale und persönliche Entwicklung verdienter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bietet ihnen die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern und neue Ideen für ihre Arbeit an der ETH Zü-rich zu sammeln.

    Im letzten Jahr nutzten acht Mitarbeitende das Ange-bot, für zwei bis sechs Monate entweder in einer der vier Aussenstationen der Schweiz für Wissenschaft, Technologie und Kultur (swissnex) in Boston, San Francisco, Schanghai oder Singapur zu arbeiten oder aber in einer der Mitglied-universitäten der International Alliance of Research Univer-sities (IARU), zu der auch die ETH Zürich gehört.

    Erster Gender-Monitoring-BerichtEine besondere Herausforderung im akademischen Umfeld ist die Wahrung der Chancengleichheit von Frau und Mann. Ein 2010 erschienener Gender-Monitoring-Bericht der ETH Zürich dokumentiert, wie sich die Frauenanteile auf den verschiedenen Stufen der akademischen Karriere zwischen den Jahren 2000 und 2009 entwickelten. Er zeigt eine für Hochschulen typische sogenannte Leaky Pipeline: Während

    Ob Müesli, Tomatensalat, Ingwersuppe oder Gehacktes mit Hörnli: in der Alumni Lounge wird alles im Einmachglas zubereitet.

    Beim Einzug des Departements D-GESS ins ehemali-ge Rechenzentrum entstand die neue G-ESSbar: Sie bietet seit letzten August neben dem bisherigen Angebot ein täg-lich wechselndes Menü, frische Salate und warme Snacks an. Im ETH-Hauptgebäude wurde der Polysnack umgebaut. Dieser kleinere Verpflegungsbetrieb bietet seit September 2010 frische Pasta und Pizza an. 2011 werden weitere Gas-tronomiebetriebe der ETH Zürich im Zentrum mit neuen An-geboten aufwarten: Die Clausiusbar wird als Pan-Asia-Res-taurant Vegi- und Wok-Gerichte sowie täglich wechselnde Menüs aus Indien, Thailand, China und Japan anbieten. Die Gloriabar, ein weiterer kleinerer Gastronomiebetrieb, wird ebenfalls neu eröffnet mit einem ergänzten Angebot an Grilladen und Pasta. Die Gäste können dabei alle Speisen nach Geschmack und Budget individuell zusammenstellen.Y www.gastro.ethz.ch

    unter den Studierenden noch gut 30 Prozent Frauen anzu-treffen sind, macht der Frauenanteil bei den ordentlichen und ausserordentlichen Professuren nur etwa acht Prozent aus – wobei die «Leakiness» in den verschiedenen Departe-menten unterschiedlich ausfällt. Die differenzierte Analyse der Frauenanteile dient fortan als Basis für die Entwicklung wirksamer Gleichstellungsmassnahmen.

    Respektvolles MiteinanderDie ETH Zürich verdankt ihren Erfolg nicht nur den For-schenden, sondern auch ihren motivierten Mitarbeitenden aus dem In- und Ausland. Respekt und der Schutz der per-sönlichen Integrität bilden den Boden für Spitzenleistungen. Daran erinnert die aktualisierte «Respekt»-Kampagne un-ter dem Patronat von ETH-Präsident Ralph Eichler, die sechs Jahre zuvor lanciert wurde. Die ETH Zürich will mit der Kam-pagne ein Zeichen setzen für eine Hochschule ohne Diskri-minierung, ohne sexuelle Belästigung, ohne Mobbing und ohne Bedrohungen und Gewalt. Sollte es dennoch zu Res-pektlosigkeit kommen, gibt es an der Hochschule für alle Problembereiche kompetente Ansprechpartner.Y https://www.pa.ethz.chY www.respekt.ethz.chY www.equal.ethz.chY www.lehrling.ethz.ch

    Neue Wege in der ETH-Gastronomie Ein attraktives und sicheres Umfeld

    Gastrobetrieb in Science City: Die ETH Zürich bietet schweizweit das grösste Verpflegungsangebot aller Hochschulen.

    Motiviertes, gut ausgebildetes Personal und ein respektvoller Umgang sind die Basis für den Erfolg der Hochschule.

  • 30 31Unternehmen – Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen

    Im vergangenen Jahr hat die ETH Zürich das Nachhaltigkeitsdenken in Lehre, Forschung und Hochschulbetrieb weiter verankert. Im Dialog mit externen Interessenten und der Öffentlichkeit wurden zudem neue Wege zu einem schonenden Umgang mit Umwelt und Ressourcen erschlossen.

    Nachhaltigkeit ist für die ETH Zürich eine wichtige strategi-sche Querschnittaufgabe. Mit der Koordinationsstelle ETH Sustainability verfügt die Hochschule über eine kompetente Agentur, um Projekte zu initiieren und Fachpersonen zu ver-netzen. Die Schulleitung hat sich im Jahr 2010 gemeinsam mit 19 anderen führenden Universitäten zur «International Sustainable Campus Network Charter» bekannt. Diese ver-pflichtet die Hochschulen zu einem Reporting über die Nach-haltigkeit beim Bauen, bei der Campusentwicklung und bei der Verbindung von Infrastruktur, Forschung und Lehre.

    Nachhaltiger Campus Science CityVon Fachkreisen stark beachtet wurde die Initiative des De-partements Architektur für eine Zero-Emission Architectu-re. Da der CO2-Ausstoss wegen der Klimaproblematik weit drastischer gesenkt werden muss als bisher angenommen, fordern die Architekten für das Haus der Zukunft eine emis-sionsfreie Energieversorgung. Erreicht werden kann dies unter anderem durch die konsequente Nutzung erneu-erbarer Energien und dank grosser Fortschritte in der Ge-bäudetechnologie. An der ETH Zürich wurden zum Beispiel Solarpanels entwickelt, die gleichzeitig Wärme und Strom produzieren. Zudem ermöglicht ein Erdspeichersystem, im Sommer die Abwärme, zum Beispiel von Menschen und Computern, tief im Erdreich einzulagern. Im Winter leitet dieses System die Wärme zum Heizen zurück in die Gebäu-de. Auf fossile Energie kann dabei verzichtet werden. Die Ge-bäude auf dem Campus Science City werden zurzeit nach und nach an ein solches Erdspeichersystem angeschlossen. Seit 2009 wurden dafür über 300 Erdsonden 200 Meter tief in die Erde gebohrt und Erdspeicher gebaut.

    Neben der hohen Energieeffizienz legt die ETH Zürich bei neuen Gebäuden auch grossen Wert auf den Einsatz von möglichst umweltfreundlichen Baustoffen, so zum Beispiel beim Bau der neuen Life Science Plattform mit dem Label Minergie Eco®. Nach dem Prinzip der Null-Emissions-Archi-tektur wird zurzeit das HPZ-Gebäude aus dem Jahr 1969 auf dem Hönggerberg saniert. Im Rahmen eines Forschungspro-jekts der Professur für Gebäudetechnik werden im HPZ Fens-ter mit neuartigem, temperaturregulierendem Glas sowie

    ein intelligentes Lüftungssystem eingebaut. In unmittelba-rer Nachbarschaft wird auch das Praktikumsgebäude HPP saniert; dessen Energieverbrauch kann dadurch um 60 Pro-zent reduziert werden.

    Die ETH Zürich fördert die Nachhaltigkeit ihrer Infra-struktur mit zahlreichen weiteren Massnahmen: Technische Justierungen und die Reduktion von Stand-by-Verlusten hel-fen, den Energieverbrauch weiter zu verringern. Direkt beim Verhalten setzen die Ideen an, welche Studierende und Mit-arbeitende beim zweiten Workshop Ecoworks entwickelten. Die drei besten Projekte werden nun realisiert. So entsteht beispielsweise ein Netzwerk von ETH-Angehörigen, das mit gemeinsamen Aktionen und unterstützt von einer Webap-plikation in einem Jahr rund 30 Tonnen CO2 einsparen will. Auch ein Verleih von Elektrovelos für den Pendlerverkehr zwischen den Standorten Zentrum und Hönggerberg wird eingerichtet.

    Nachhaltigkeitswissen vermittelt und konkretisiertETH-Studierende der Architektur, Umweltingenieurwissen-schaften und Ökonomie haben sich 2010 mit der Frage befasst, was Nachhaltigkeit für rasant wachsende Städte in Entwicklungsländern bedeutet. Konkret bauten sie im Rahmen der ETHiopia Summer School in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gemeinsam mit äthiopischen Stu-dierenden den Prototyp eines nachhaltigen Wohngebäudes. Die Sustainable Urban Dwelling Unit (SUDU) bietet der är-meren Bevölkerung Äthiopiens eine intelligente Alternative zu den normalerweise aus Wellblech bestehenden Unter-künften. SUDU ist für das Nachhaltigkeitsengagement der ETH Zürich exemplarisch: Es verbindet interdisziplinäre For-schung mit lokalen Kompetenzen und Ressourcen und ach-tet auf die Bedürfnisse der Bevölkerung.

    Leistungsschau und Dialog zu NachhaltigkeitDie ETH Zürich ist das Leading House des 2006 gegründe-ten Competence Center Environment and Sustainability des ETH-Bereichs (CCES) mit rund 600 assoziierten Forsche-rinnen und Forschern. Das Kompetenzzentrum erarbeitet wissenschaftliche Grundlagen für eine nachhaltige Ent-wicklung in seinen Schwerpunktgebieten und vermittelt diese an die Gesellschaft. Eine Leistungsschau über die interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung bot das CCES- Latsis-Symposium 2010 Research in Environment and Sus-tainability – Insights and Conclusions im November 2010 an der ETH Zürich. Am Symposium wurden 19 Forschungs-projekte aus den Bereichen Klima und Umweltverände-rungen, Naturgefahren und -risiken, natürliche Ressourcen, nachhaltige Landnutzung sowie Ernährung, Umwelt und Gesundheit präsentiert.

    Die Ernährung nachhaltig zu sichern, ist angesichts der ra-pide wachsenden Weltbevölkerung eine globale Heraus-forderung. Deshalb initiierte die Schulleitung mit dem Kompetenzzentrum Welternährungssystem einen neuen Forschungsschwerpunkt (Y Seite 14 ff.). Auch der erstmals an der ETH Zürich durchgeführte und vom Nord-Süd-Zentrum organisierte Tropentag war dem Themenkomplex Ernährung gewidmet. Unter dem Titel «World food system – a contribu-tion from Europe» diskutierten rund 800 Experten aus über 80 Ländern über Möglichkeiten, wie die Nahrungsmittel- sicherheit und -qualität in tropischen und subtropischen Ge-bieten nachhaltig entwickelt und verbessert werden kann.Y www.sustainability.ethz.chY www.cces.ethz.chY www.umwelt.ethz.chY www.seed.ethz.chY www.ecoworks.ethz.ch

    Nachhaltigkeit als Kompass etabliert

    Masterstudierende und Doktorierende wollen Bauern in Ghana helfen, herkömmlichen Dünger für den Ackerbau durch organischen Dünger zu ersetzen. Das Projekt der Climate-KIC-Summerschool wurde mit einem internationalen SEED Award ausgezeichnet.

  • 32 33Unternehmen – Finanzmanagement

    Das Wachstum der Finanzmittel konnte in den vergangenen Jahren nicht mit dem dynamischenWachstum der ETH Zürich mithalten. Durch viele Einzelmassnahmen gelang es dem Finanz-management im vergangenen Jahr, die für Lehre, Forschung und Infrastruktur benötigten Mittel bereitzustellen. Längerfristig helfen nur zusätzliche Mittel und eine integrale Finanzplanung.

    Die ETH Zürich befindet sich auf dem Erfolgspfad. Die stei-gende Zahl der Studierenden und die grosse Anzahl kom-petitiv eingeworbener Forschungsprojekte dokumentieren dies auf eindrückliche Art und Weise. Dank ihrer Fähigkeit, Lehre und Forschung auf gesellschaftsrelevante Probleme auszurichten, hat die Hochschule ihre internationale Spit-zenposition weiter konsolidiert. Mit dieser Entwicklung geht aber ein zunehmender Finanzierungsbedarf einher, um Engpässe bei der Infrastruktur zu überwinden und die Betreuungsqualität in der Lehre zu sichern. Laufende Effizi-enzsteigerungen sowie die Erschliessung neuer Drittmittel-quellen allein vermögen diese Diskrepanz allerdings nicht nachhaltig aufzulösen. Nötig ist vielmehr ein langfristig ausgelegtes reales Globalbudgetwachstum aus dem Finan-zierungsbeitrag des Bundes.

    Im Jahr 2010 beliefen sich die Ausgabenetats der ETH Zürich auf 1359 Millionen Franken (+4 Prozent gegenüber 2009). Davon entfielen 1082 Millionen Franken auf den Fi-nanzierungsbeitrag des Bundes (FBB, inkl. Investitionskredit Immobilien). Die aus Drittmitteln gesamthaft bestrittenen Ausgaben stiegen auf 277 Millionen Franken. Insbesondere

    die sogenannten Zweitmittel, also die Mittel zur Forschungs-förderung, die beim Schweizerischen Nationalfonds, bei der EU, der KTI und in der Ressortforschung kompetitiv einge-worben werden, fielen mit einem Plus von 12 Prozent gegen-über dem Vorjahr wiederum überdurchschnittlich hoch aus.

    Innovative Forschungsprojekte brauchen InfrastrukturDie ETH Zürich gehört weltweit zu den renommiertesten Forschungshochschulen. Wissenschaftler der ETH Zürich bewerben sich jedes Jahr erfolgreich um nationale und in-ternationale Forschungsgelder (Y Seite 14 ff.). Während der Finanzierungsbeitrag des Bundes (Erstmittel) in den letzten zehn Jahren teuerungsbereinigt um lediglich durchschnitt-lich 0,9 Prozent pro Jahr zunahm, konnte das Volumen an kompetitiv eingeworbenen projektbezogenen Zweit- und Drittmitteln in derselben Periode mehr als verdoppelt wer-den. Doch dieser Erfolg erweist sich als zweischneidig: Die derart eingeworbenen Gelder sind zweckbezogen für einzel-ne Forschungsprojekte bestimmt und stehen also vor allem für die Lehre nicht zur Verfügung. Auch bei den Forschungs-projekten decken sie in aller Regel nur die direkten Perso-nalkosten der involvierten wissenschaftlichen Mitarbeiten-den sowie einzelne Sachausgaben. Sie leisten aber keinen Beitrag an die Kosten für die Infrastruktur, die gerade bei den experimentellen Wissenschaften für eine erfolgreiche Projektdurchführung unabdingbar ist. Dazu gehören etwa Räume mit modernen Laborarbeitsplätzen und spezialisier-te wissenschaftliche Apparaturen. Kalkulationen auf Vollkos-tenbasis zeigen, dass Projektförderungsbeiträge lediglich 55 Prozent der Ausgaben decken, die ein solches Projekt tat-sächlich kostet. Die restlichen 45 Prozent fallen als indirekte (Infrastruktur-)Kosten an. Es entstehen demnach zusätzliche Ausgaben in der Höhe von 80 Prozent der zugesprochenen Projektförderungssumme.

    Zwar enthalten heute die meisten Projektfördergelder einen sogenannten Overheadzuschlag, doch deckt dieser in aller Regel die effektiven Kosten bei weitem nicht. So beträgt beispielsweise der Overheadsatz beim Schweizerischen Na-tionalfonds gegenwärtig 15 Prozent. Die zusätzlichen Infra-strukturaufwendungen müssen somit aus der Grundfinan-zierung des Bundes (Erstmittel) bestritten werden. Diese Mittel fehlen dann andernorts, besonders bei der Lehre.

    Sichern der Betreuungsqualität bei anhaltend hohem StudierendenwachstumWeiterhin stark wachsende Studierendenzahlen (Y Seite10 ff.) zeugen von der ungebrochenen nationalen und inter-nationalen Attraktivität der ETH Zürich als profilierte Ausbil-dungsstätte. Um die Qualität in der Lehre zu erhalten, be-nötigt die ETH Zürich zusätzliche Dozierende und Betreuer.

    Akute Kapazitätsprobleme in verschiedenen Studiengängen stellen hohe Anforderungen an die Organisation und Durch-führung von Lehrveranstaltungen. Generell nimmt der Raumbedarf an Hörsälen, Studierendenarbeitsplätzen und Praktikumsplätzen in den Labors stetig zu. Alle diese zusätz-lichen Aufgaben wollen finanziert werden.

    Prioritätensetzung und effizientes FinanzmanagementAngesichts der gegenwärtig vorherrschenden Engpässe bei den Räumen liegt eine Priorität bei der Erweiterung und der Erneuerung der Infrastruktur (Y Seite 26 ff.). Die damit ver-bundenen hohen Investitionen mit den vorhandenen Mit-teln zu tätigen, stellt eine grosse Herausforderung an das Finanzmanagement der Hochschule dar und zwingt in an-deren Bereichen zu Einschränkungen. Damit die Finanzen mittelfristig im Lot gehalten werden können, sind eine lang-fristige integrale Finanzplanung sowie eine optimale Bewirt-schaftung der Mittel auf allen Stufen unabdingbar. Die Schul-leitung hat 2010 verschiedene Massnahmen eingeleitet, um die Kostenentwicklung zu dämpfen. So erhalten 2011 sämt-liche Departemente und Verwaltungsbereiche weniger Geld; die Budgets der Grundfinanzierung wurden um 2,5 Prozent gekürzt.

    Auch Einzelmassnahmen tragen zum Sparen bei2010 wurden zahlreiche interne Angebote und Betriebs-prozesse auf Verbesserungen und Kostensenkungspoten-ziale hin durchleuchtet. So wurde zum Beispiel der eigene Fahrzeugpark weitgehend aufgelöst; die Dienstleistungen werden künftig von einem externen Anbieter bezogen. Neu verhandelt wurden auch die Verträge mit den Gastroliefe-ranten und -betreibern (Y Seite 28). Auch in der Informatik sind gezielte Anstrengungen im Gange, um vorhandene Synergiepotenziale auszuschöpfen: Soft- und Hardware wer-den neu über die Departementsgrenzen hinweg einheitlich eingekauft und betrieben. Schliesslich wird der Einkauf von Waren und Dienstleistungen vermehrt zentral geplant und koordiniert, was eine spürbare Reduktion der Beschaffungs-kosten mit sich bringt.

    Lichtblick DonationenDie ETH Zürich kann nicht zuletzt auch dank zusätzlichen Drittmitteln aus Donationen neue Professoren in zukunfts-weisenden Forschungsgebieten verpflichten. Einen beson-deren Beitrag leistet dabei die ETH Zürich Foundation, die für die Hochschule als unabhängige privatrechtliche Stif-tung Mittel bei Privatpersonen, Unternehmen und Organisa- tionen einwirbt. So konnten 2010 vier neue Professuren und drei Assistenzprofessuren dank der erfolgreichen Arbeit der ETH Zürich Foundation eingerichtet werden.

    Exzellenz nachhaltig erhaltenEin optimiertes Finanzmanagement und zusätzliche Dritt-mittel haben kurzfristig geholfen, die sich abzeichnenden strukturellen Engpässe bei der Finanzierung zu umschif-fen. Ein weiterer massvoller Ausbau der projektorientierten Zweit- und Drittmittel wird der ETH Zürich im Sinne einer Zusatzfinanzierung zweifellos auch künftig helfen, ihre For-schungsaktivitäten zu erweitern und zu verstärken sowie im Einzelfall geplante Investitionen und Forschungsvorhaben zu beschleunigen. Damit die ETH Zürich jedoch auch in Zu-kunft im internationalen Wettbewerb ihre Spitzenposition halten kann, ist sie weiterhin auf eine solide Grundfinanzie-rung aus Erstmitteln angewiesen. Nötig ist ein langfristig ausgelegtes reales Globalbudgetwachstum aus dem Finan-zierungsbeitrag des Bundes.Y www.fc.ethz.ch

    Der Erfolg fordert das Finanzmanagement

    «Die Sicherung der akademischen Entwicklung erfordert die volle Ausschöpfung unseres Finanzierungspotenzials.»Robert Perich, Vizepräsident Finanzen und Controlling

    Der Entwicklung des Studierendenwachstums von +53 % seit 2000 steht ein Wachstum des Finanzierungsbeitrages von lediglich 20 % in der gleichen Periode gegenüber.

    Anzahl Studierende (Headcount)

    Finanzierungsbeitrag des Bundes (FBB)

    100%

    110%

    120%

    130%

    140%

    150%

    160%

    2009 201020022000 2004 2006 2008

    Entwicklung von Studierenden und Finanzierungs-beitrag des Bundes (indexiert per 2000)

    Quelle: Rechenschaftsberichte des ETH-Rats

  • Die ETH Zürich erbringt zahlreiche Dienstleistungen im Auftragdes Bundes und betreibt mit Museen und Archiven kulturelleEinrichtungen. Um ihr Expertenwissen der Gesellschaft zugänglich zu machen, pflegt sie einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit und setzt dabei vermehrt auf elektronische Wissensplattformen.

    Gesellschaftliches Engagement

    3534

  • 36 37Engagement – Dienstleistungen

    Die ETH Zürich erbringt zahlreiche wichtige Dienstleistungen. So stellt sie zum Beispiel den steten Fluss an neuem Wissen in die Gesellschaft sicher. Um ihr Know-how