Ethische Herausforderungen und soziale Verantwortung des ... · 3 Herausforderung Spannungsfelder...

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Ethische Herausforderungen und soziale Verantwortung des Spitals Dr. Urs Hunziker Direktor Departement Kinder- und Jugendmedizin

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Ethische Herausforderungen und

soziale Verantwortung des Spitals

Dr. Urs Hunziker

Direktor Departement Kinder- und Jugendmedizin

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Effekte von SwissDRGThomas Wintsch

Effekte

Vergleichbarkeit/ „Benchmarking“

Prozessorganisation/-verbesserung

Aufenthaltsdauer

Vor-/nachgelagerte Institutionen

Hoffnung

Vorteil für effiziente Spitäler

Weniger Doppel-spurigkeiten, Warte-zeiten etc.

Keine unnötigen Spitaltage

Bessere Koordination

Befürchtung

Wettbewerbsdruck

Mehr Druck/ Kein Platz für Menschlichkeit

Blutige Entlassungen/ Patientenselektion

Verlagerung in vor- und nachgelagerte Stellen

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Herausforderung

Spannungsfelder

Unterschiedliche medizinische BetrachtungsweiseBetreuung von heterogenen Patientengruppenbezüglich Alter, Komorbidität, sozioökonomischer Herkunft, etc.

Potentieller Konflikt innerhalb des Spitals zwischen Einheiten eines Spitals mit finanzieller (Über)deckung vs. Einheiten mit Unterdeckung

Quantitative und qualitative Gewichtung von Minoritätenvs. durchschnittlicher Referenzpopulation von Patienten

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Spannungsfeld

Problemorientierte, vorwiegend somatische Betrachtungsweise des individuellen kranken Patienten

Systemische Betrachtungsweise des kranken Patienten im Kontext seines individuellen psychischen und somatischen Zustandes und seines sozialen Umfelds

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Spannungsfeld

Problemorientierte, vorwiegend somatische Betrachtungsweise des individuellen kranken Patienten

Systemische Betrachtungsweise des kranken Patienten im Kontext seines individuellen psychischen und somatischen Zustandes und seines sozialen Umfelds

Komplexität und Aufwand der Abklärung und Therapie

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Spannungsfeld

Problemorientierte, vorwiegend somatische Betrachtungsweise des individuellen kranken Patienten

Systemische Betrachtungsweise des kranken Patienten im Kontext seines individuellen psychischen und somatischen Zustandes und seines sozialen Umfelds

Komplexität und Aufwand der Abklärung und Therapie

CW relevante Kodierungsmöglichkeiten

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Spannungsfeld

Problemorientierte, vorwiegend somatische Betrachtungsweise des individuellen kranken Patienten

Systemische Betrachtungsweise des kranken Patienten im Kontext seines individuellen psychischen und somatischen Zustandes und seines sozialen Umfelds

Komplexität und Aufwand der Abklärung und Therapie

CW relevante Kodierungsmöglichkeiten

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Beispiele

Appendicitisbei einem einem jungen gesunden Patienten

Appendicitis. bei einem betagten Patienten, dessen psychosoziale Situation durch eine akute Erkrankung destabilisiert wird. . bei einem 2- jährigen Kind

Pneumonie bei einem sonst gesunden jungen Erwachsenen

Pneumonie bei einem betagten polymorbiden Patienten oder bei einem 6 Monate alten Kind

Appendicitis

Pneumonie

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Entstehung Fallpauschale (Beispiel)

Grouper

DRG-Nr. 165:Appendektomie

mit komplizierter HD, ohne Komplikationen

Kostengewicht (CW) = 0.739Ø Aufenthaltsdauer = 5.8 Tage

0.739 x 8‘000 =

CHF 5‘912

CHF 8‘000(Beispiel)

HD: Akute Appendizitis,

perforiert K35.0

Personendaten

HB: Appendektomie47.09

NB: Spülung 54.25

Festgelegt durch Tarifpartner

Festgelegt durch SwissDRG AG bzw. Casemix-Office(Kostengewichte auf Basis Ist-Kosten Ø Schweiz!)

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Operative Ebene

Managementebene

Schema Fallsteuerung unter DRG

Angebotsplanung(Was, Menge)

Planung der Behandlung (Auf Basis Behandlungspfad oderindividuelle Behandlungsplanung)

Leistungsgestaltung(Wie)

Vorbereitung Aufnahme Behandlung / Therapie Entlassung Fallanalyse

Steuerung der Behandlung(Auf Basis Behandlungspfad oderindividueller Behandlungsplanung)

Analyse der Behandlung

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Spannungsfeld

Benchmark innerhalb des Spitals

In welchem Ausmass werden CW-schwache resp. Fallkostenintensive Abteilungen/Kliniken/ Departemente des KSW von starken Einheiten mitgetragen ?

Benchmark zu andern Spitälern

In welchem Ausmass wird das KSW gezwungen diesen Benchmark einzugehen und die Querfinanzierung zu limitieren?

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3) Top Ten DRG`s DKJ 2009:Mittleres Fallgewicht DKJ: 0.722

0

50

100

150

200

250

762 777 775 70 773 628 627 769 776 322

APDRG

Com<19

Ga-<18

Br-<18

OLI<19

Pn-<18

NG-2.5

NG+ 2.5

Epi<18

Ga+ <18

HWI <19

0.264 0.408

0.582

0.437

0.533

0.709 1.102 0.572 0.495 0.540

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Erste Auswertungen der grundversicherten Fälle 2009 je DID

nach SwissDRG (Version 0.2) *

* ohne Palliative Care, Klinik für Radio-Onkologie, Institut für Radiologie

Grundversicherte Fälle aktuell nach APDRG

neu nach SwissDRG

Abweichung in %

Departement Chirurgie   Orthopädie 1.360             1.535            12.9%   Urologie 0.751             0.872            16.1%   Chirurgie allg. 1.013             1.122            10.8%Departement Medizin   Medizin allg. 1.041             1.035            ‐0.6%   Rheumaklinik 0.962             1.071            11.3%Departement Geburtshilfe und Gynäkologie   Geburtshilfe inkl. Säuglinge 0.525             0.507            ‐3.4%   Gynäkologie 0.750             0.881            17.5%Departement Kinder‐ und Jugendmedizin 0.610             0.658            7.9%Augenklinik 0.494             0.543            9.9%Total KSW 0.869             0.928            6.8%

CMI adjustiert

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Spannungsfeld

Fachlich-ethische Grundmotivationen und Leitlinien von Ärzten, Pflegenden und andern Berufsgruppen des Spitals

Berufsethos

Qualitätsansprüche an das eigene, individuelle und persönliche berufliche Handeln

Ökonomisch wirtschaftliche Steuerungsmechanismen zur Umsetzung von politischen Forderungen

Wettbewerb - Benchmark

Kostenneutralität

Sparauflagen

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Spannungsfeld

Finanzierungsmodell auf Basis einer durchschnittlichen Referenzpopulation

Finanzierung von Minoritäten gefährdet

Kinder (20% der Gesamtpopulation)

Psychosomatisch kranke Patienten

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Finanzielle Auswirkungen bei Umstellung auf AP-DRGGrundversicherte Patienten

DID aktueller Erlös Jahr 2009

bei Umstellung auf AP-DRG (CW 6.0) *

Abweichung

Departement Chirurgie 27'238'692 27'585'714        347'022    Orthopädie 3'538'992          3'836'645          297'653    Urologie 2'648'991          2'428'927          -220'064    Chirurgie 21'050'709        21'320'141        269'432 Departement Medizin 18'962'837 20'576'001        1'613'164    Medizin 17'167'923        19'054'949        1'887'026    Palliative Care (ab 1.10.09) 117'241             169'983             52'742    Rheumaklinik 1'677'673          1'351'069          -326'604 Departement Geburtshilfe und Gyn. 8'084'029 9'852'658          1'768'629    Geburtshilfe inkl. Säuglinge 5'253'638          6'674'793          1'421'155    Gynäkologie 2'830'391          3'184'453          354'062 Departement Kinder‐ und Jugendmed. 7'456'517          6'621'874          -834'643 Augenklinik 1'378'132          977'451             -400'681 Klinik für Radio‐Onkologie 601'361             524'462             -76'899 Institut für Radiologie 126'963             70'333                -56'630 Gesamttotal 63'848'531        66'208'493        2'359'962       

Positive Zahl = KSW höhere Erträge bei Umstellung auf AP‐DRG (KSW besser)Negative Zahl = KSW tiefere Erträge bei Umstellung auf AP‐DRG (KSW schlechter)

* Berechnungsgrundlage: "Baserate" 8'523, davon 47 %

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4) Höhere Basiskosten der Kinderkliniken 1

. / .

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Umgang mit den Spannungsfeldern

Swiss-DRG ist ein Fallpauschalensystem mit Chancen und Risiken

Spannungsfelder bleiben bestehen

Jedes System ist so gut wie die Menschen, die es betreiben:

Nutzung der Chancen

Erkennen der Spannungsfelder und transparenter Umgang damit

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Strategisches Vorhaben Nr. 9 der SL Ethik / Verhaltensregeln 1

Wie gehen wir mit Behandlungen um, bei denen ein Missverhältnis zwischen unserem Qualitätsanspruch und dem Umfang der Finanzierung vorliegt oder für die trotz realer Nachfrage keine Vergütung vorgesehen ist?

Medizinische Leistungen, welche finanziell attraktiv aber aus medizinischer Sicht nicht sinnvoll sind, erbringen wir nicht.

Medizinische Leistungen, welche nicht rentieren, aber aus akut-medizinischen Gründen sinnvoll und zwingend durch das Spital zu leisten sind, erbringen wir.

Wir setzen uns zudem bei den zuständigen Stellen aktiv für eine kostendeckende Entschädigung ein.

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Strategisches Vorhaben Nr. 9 der SL Ethik / Verhaltensregeln 2

Wir entwickeln Verhaltensleitlinien, an denen sich die Mitarbeitenden bei der Behandlung orientieren. Das Ziel dieser Bemühungen ist es, ethische und menschliche Werte glaubwürdig und nachhaltig zu leben und das KSW entsprechend zu positionieren. Wir machen unser Verhalten transparent.

► Wir nehmen unsere Verantwortung als Akutspital wahr und machen die Menschlichkeit zu einem Merkmal des KSW.

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Herzlichen Dank