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Gott Als Gott (je nach Zusammenhang auch Göttin) oder Gottheit wird meist ein übernatürliches Wesen bezeichnet, das über eine große und nicht naturwissenschaftlich beschreibbare transzendente Macht verfügt. Im Verständnis von Mythologien, Religionen und Glaubensüberzeugungen werden einem Gott oder mehreren Göttern besondere Verehrung zuteil und besondere Eigenschaften zugeschrieben, darunter oft die Eigenschaft, erster Ursprung, Schöpfer oder Gestalter der Wirklichkeit zu sein. Auch Vorstellungen einer nicht wesenhaften, unpersönlichen „göttlichen Kraft“ werden bisweilen – aus fehlendem Verständnis für fremde Religionen oder aus Vereinfachungsgründen – als Gott bezeichnet. Mit Gott ohne weitere Bestimmung wird meist ein allumfassender Gott bezeichnet. Auch die Metaphysik beschäftigt sich mit der Frage nach den Eigenschaften und der Existenz eines solchen Gottes. Etymologie im germanischen Sprachraum Indogermanischer Ursprung Bedeutungsverschiebung zu christlicher Zeit Geschichte der „Gottesidee“ Begriffsbestimmung und -abgrenzung Klassifikation von Gottesvorstellungen Nach Anzahl: Mono- und Polytheismus Hochgötter Nach kosmisch-natürlicher Funktion Schöpfergötter Himmels- und Sturmgötter Sonnen- und Mondgötter Erd- und Wassergötter Nach sozialer Funktion Hüter der Moral und Gesellschaft Kriegsgötter und Beschützer Fruchtbarkeitsgötter Haushalts- und Dorfgötter Götter der Heilung, Krankheit und des Todes Götter der Kultur, Künste und Technologie Nach Charaktereigenschaften Gottmenschen und Halbgötter Nach metaphysischen Eigenschaften Verhältnis zur Welt Klassischer Theismus Deismus Emanationismus Panentheismus Pantheismus Naturalistischer Theismus Weitere Attribute Inhaltsverzeichnis

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GottAls Gott (je nach Zusammenhang auch Göttin) oder Gottheit wird meist ein übernatürliches Wesen bezeichnet, das über einegroße und nicht naturwissenschaftlich beschreibbare transzendente Macht verfügt. Im Verständnis von Mythologien, Religionenund Glaubensüberzeugungen werden einem Gott oder mehreren Göttern besondere Verehrung zuteil und besondere Eigenschaftenzugeschrieben, darunter oft die Eigenschaft, erster Ursprung, Schöpfer oder Gestalter der Wirklichkeit zu sein. AuchVorstellungen einer nicht wesenhaften, unpersönlichen „göttlichen Kraft“ werden bisweilen – aus fehlendem Verständnis fürfremde Religionen oder aus Vereinfachungsgründen – als Gott bezeichnet.

Mit Gott ohne weitere Bestimmung wird meist ein allumfassender Gott bezeichnet. Auch die Metaphysik beschäftigt sich mit derFrage nach den Eigenschaften und der Existenz eines solchen Gottes.

Etymologie im germanischen SprachraumIndogermanischer UrsprungBedeutungsverschiebung zu christlicher Zeit

Geschichte der „Gottesidee“

Begriffsbestimmung und -abgrenzung

Klassifikation von GottesvorstellungenNach Anzahl: Mono- und Polytheismus

Hochgötter

Nach kosmisch-natürlicher FunktionSchöpfergötterHimmels- und SturmgötterSonnen- und MondgötterErd- und Wassergötter

Nach sozialer FunktionHüter der Moral und GesellschaftKriegsgötter und BeschützerFruchtbarkeitsgötterHaushalts- und DorfgötterGötter der Heilung, Krankheit und des TodesGötter der Kultur, Künste und Technologie

Nach CharaktereigenschaftenGottmenschen und HalbgötterNach metaphysischen Eigenschaften

Verhältnis zur WeltKlassischer TheismusDeismusEmanationismusPanentheismusPantheismusNaturalistischer TheismusWeitere Attribute

Inhaltsverzeichnis

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Transzendenz und ImmanenzWissenMachtAllgegenwartPersönlichkeitImmaterialitätUnsichtbarkeitUnergründlichkeitEwigkeit und Zeitgebundenheit

Klassifikation von Hartshorne und Reese

Darstellung in der Kunst und LiteraturDarstellung im Film

Gottesvorstellungen verschiedener KulturenMesopotamienÄgyptenIndienDaoismusBuddhismusGriechenland und Römisches ReichBiblisches JudentumArabienNachbiblisches JudentumChristentumIslamVoodoo

Existenz Gottes

Verbreitung des GottglaubensDemografiePopuläre Vorstellungen

Psychologische Erklärungsversuche

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

Der Wortstamm von Gott ist alt, doch nur im germanischen Sprachraum anzutreffen und außerhalb unbekannt.[1] Bezeichnungensind alt- und mittelhochdeutsch got, altsächsisch, altfriesisch, mittelniederdeutsch und englisch god, gotisch guþ, altnordisch gođsowie schwedisch und dänisch gud.[2]

Die Germanen verehrten den urgermanischen Himmelsgott Tiwaz, der durch sprachliche Evidenz als indogermanisches Erbeerwiesen ist.[3] In den verschiedenen Dialektgruppen des Germanischen erscheint er beispielsweise als althochdeutscher Ziu undaltnordischer Tyr.[4] Das lateinische Wort "deus" geht zurück auf das indogermanische *deiwos.[5] Hierbei handelt es sich umeine bereits urindogermanische Vriddhi-Ableitung zum Wort *djews „Himmel“. Die Personifizierung *djeus ph2tēr „VaterHimmel“ findet sich wieder im griechischen Zeus Ζεῦ πάτερ (Zeu páter, Vok. zu Ζεῦς, Gen. Διός), dem römischen Jupiter (vomVokativ *Dioupater zum Nominativ Diēspiter), dem vedischen Dyaus Pita und dem illyrischen Δει-πάτυρος (Dei-pátyros

Etymologie im germanischen Sprachraum

Indogermanischer Ursprung

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„himmlischer Vater“).[6] Alle diese Formen können auf die Wurzel *djew- zurückführen, das als „Erstrahlen, Erscheinen“übersetzt wird. Dieses Wort liegt wiederum mit seiner Ableitung *deiwos dem altindischen deva und dem lateinischen deus alsBegriffe für Gott zugrunde.

Für die Herkunft des germanischen Wortes Gott wird davon ausgegangen, dass der Begriff aus dem substantivierten zweitenPartizip des indogermanischen *ghuto-m der Verbalwurzel *gheu- „rufen, anrufen“ entstanden ist. Danach wären die Götter die(etwa durch Zauberwort) angerufenen Wesen. Alternativ könnte das Wort auch auf die indogermanische Verbalwurzel *gheu-„gießen“ zurückgeführt werden, wonach der Gott als „das, dem (mit) Trankopfer geopfert wird“ zu verstehen wäre.[7] Dasgriechische theói steht ebenfalls etymologisch mit dem Verb thýein „opfern“ zusammen, wie das Simplex theós „Gott“ durchEntsprechungen im anatolischen Wortschatz das Votivobjekt des Altars etymologisch bezeichnet.[8] DasStandardnachschlagewerk, Kluges Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bestärkt die Vermutung einer Ableitungvon „gießen“ oder Trankopfer durch Vergleich mit dem Avestischen und Altindischen.[9] Wolfgang Meid fügt hierzu an: „Dies istaber grammatisch unplausibel, denn ‚gegossen‘ wird der Trank, nicht der Gott“.[10]

Die germanische Bezeichnung *guda- „Gott“ war ursprünglich ein grammatischesNeutrum, ebenso wie andere germanische Bezeichnungen für Götter. Bei der Übertragungauf den christlichen Gott wurde das Wort zur Zeit der arianischen Christianisierung derGoten im 3. bis 4. Jahrhundert im oströmischen Wirkungskreis[11] und in der fränkisch-angelsächsischen römisch-katholischen Mission unter den Merowingern und Karolingernzum Maskulinum. Im Gotischen blieb das Wort allerdings als Bezeichnung derheidnischen Götter – wegen der christlichen Ablehnung dieser Götter – geschlechtslos.Der Übergang vom Neutrum zum Maskulinum vollzog sich im westgermanischen Bereichetwa vom beginnenden 6. Jahrhundert bis zum ausgehenden 8. Jahrhundert. Imskandinavisch-nordgermanischen Bereich hielt sich das Neutrum länger, da dort das Wortfür den persönlichen Gott Ase (óss) lebendig blieb.[12]

Wie die anderen Wörter, beziehungsweise Begriffe für „Gott“ wurde es oft in derMehrzahl verwendet, um eine nicht näher umschriebene Gruppe göttlicher Wesen zubeschreiben. Aufgrund der Abstammung des Wortes wird davon ausgegangen, dass es diehöheren Mächte (Numen) als passive Wesen bezeichnet, die verehrt wurden, und nicht als aktive Wesen, die das irdischeGeschehen instand hielten. Andererseits waren andere Wörter für „Gott“ zur Bezeichnung eines aktiven Wesens ebenfallsgeschlechtslos. Daraus ergibt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass solche Wörter im Plural die Götter als Ganzheitbezeichneten (tívar = altnordischer Plural „die Götter“, ursprünglich zu Týr). Viele Geschehnisse waren nicht einem bestimmten„Gott“, sondern ganz allgemein „den Göttern“ zuzuschreiben. Daraus erklärt sich, dass die Singularform des ursprünglichen*deiwos-Teiwaz nur noch appellativ in Namenskompositen erscheint, beispielsweise bei Odin, der den Beinamen Fimbultýr(„großer, gewaltiger Gott“) trägt.[13] Neben den einzelnen Göttergestalten, die durch einen eigenen Namen, eigene Mythen undeinen festen Kult in den Vordergrund traten und leicht zu erkennen waren, gab es die unabsehbare göttliche Masse, aus derbeispielsweise Mythendichter neue Figuren hervorheben konnten.[14]

Einen transzendenten Gottesbegriff entwickelten die Germanen nie, oder nur im Norden und erst sehr spät. Erst bei SnorriSturluson im 13. Jahrhundert ist Odin der Alfaþir („Allvater“). In der Übergangszeit der Christianisierung, verbunden mit Formenvon Synkretismus wurden Odin, Thor und Balder in den isländisch-nordischen Texten zu allmächtigen oder vollkommenenGöttern erklärt, um der auftauchenden Gestalt Christi entgegentreten zu können. Der begriffliche Gegensatz zwischen „Göttern“und „Menschen“ (*teiwoz – *gumanez), den die Germanen von altersher kannten, wurde ersetzt durch die neue Dichotomie*guda – *gumanez. Indem diese Verbindung stabreimend wirkt, fand sie in diverser Dichtung, insbesondere der altnordischen,Eingang und somit auch Wirkung.[13] Die ehemals geschlechtsneutrale Begrifflichkeit „Gott“ wurde schließlich männlich, sobald

Bedeutungsverschiebung zu christlicher Zeit

„Gott“ in der gotischenGenitivform guþs (abgekürztzu gþs) im Codex Argenteus(Mt 5,34 ): ni svaran allis, nibi himina, unte stols ist guþs(„nicht schwört, nicht beimHimmel, welcher der ThronGottes ist“).

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sie den christlichen Gott bezeichnete. So trat infolge der Christianisierung der heute bestehende Bedeutungswandel ein, in dem

das Wort umgedeutet und auf den − meist als männlich empfundenen − jüdisch-christlichen Gott JHWH (hebräisch יהוה)angewendet wurde.

Der erst in karolingischer Zeit belegte Begriff Gottheit (für gr. θεότης, lat. divinitas) ist mehrdeutig und kann zum einen alsSubstanzbegriff im Sinne von „göttliche Natur“ verwendet werden oder das Innere, Passive der Göttlichkeit betonen, zumanderen ausschließlich auf außerchristliche Götter angewandt werden. Letztere Bedeutung ist erst seit der Mitte des18. Jahrhunderts gebräuchlich.

→ Hauptartikel: Geschichte der Religion und Religion im PaläolithikumDie Archäologie kann durch die Interpretation bestimmter Artefakte bedingt Rückschlüsse auf religiöse Kulte anstellen, die einenentsprechenden Glauben voraussetzen. Da die Vorstellung von etwas Göttlichem jedoch vor der Erfindung der Schrift lag, gibt eskeine Möglichkeit, Ort und Zeitpunkt (möglicherweise auch mehrere Orte und Zeitpunkte) zu bestimmen. Darüber hinausentziehen sich solche Vorstellungen einer klaren Definition, so dass sehr viel Raum für phantasievolle Interpretationen bleibt.

Es spricht einiges dafür, dass ein Herr oder eine Herrin der Tiere – wie noch vor kurzem bei nahezu allen Jägervölkern alsBeschützer der Tierwelt und Machthaber über das Wohl und Wehe der Jäger vorhanden – die erste gottähnliche Ideepaläolithischer Jägervölker war.[15] Konkrete Rekonstruktionen und Übertragungen von rezenten, schriftlosen Kulturen auf dieVorgeschichte – wie etwa schamanistischer Praktiken oder religiöser Vorstellungen – gelten heute jedoch als hoch spekulativ undunbeweisbar.[16]

Die ersten Fundstücke, die mit der Idee einer Gottheit in Verbindung gebracht werden, sind figürliche Darstellung (zumeistweiblich) aus der Zeit ab 8000 v. Chr., die von einigen Autoren als Muttergöttinnen gedeutet werden, sowie die ab 5000 v. Chr.erstmals auftretenden zeichnerischen Darstellungen von Personen mit Symbolen, die relativ sicher als Hinweis auf Gottheiteninterpretiert werden können[17]

Die Frage, unter welchen Umständen eine Entität als Gott eingeordnet werden kann, hat bislang in der Religionswissenschaftkaum Beachtung gefunden, zumal die jüdisch-christliche Tradition stets eine implizite Vorlage für den Gottesbegriff lieferte. Diesist neben der Einschränkung auf einen Kulturraum insofern problematisch, als es bereits in diesen Religionen eine Vielzahlunterschiedlicher Gottesvorstellungen gibt.[18] H. P. Owen stellt in der Encyclopedia of Philosophy fest, dass es „sehr schwierigund vielleicht unmöglich“ sei, eine Definition von „Gott“ aufzustellen, die alle Verwendungen des Wortes und entsprechenderWörter in anderen Sprachen abdeckt. Die 2. Ausgabe des Dictionnaire de la langue philosophique gibt als allgemeine Definitionan: „Übernatürliches Wesen, das die Menschen ehren sollen.“[19] Der christliche Philosoph Brian Leftow legt in der RoutledgeEncyclopedia of Philosophy folgende restriktivere Definition zugrunde: „Die höchste Wirklichkeit, die Quelle oder der Grundalles anderen, perfekt und der Anbetung würdig.“[20]

Nicht alle Kulturen unterscheiden eindeutig zwischen Göttern, Geistern, Engeln, Dämonen und anderen übernatürlichen Wesen;gelegentlich wird der entsprechende Begriff in anderen Sprachen recht weit gefasst. So etwa können die Orishas der Yorubasowohl als Ahnengeister und Clanautoritäten als auch als dem höchsten Gott Olorun untergeordnete, arbeitsteilig inverschiedenen Sphären der Natur und des sozialen Lebens wirkende Götter betrachtet werden. Solche „Funktionsgötter“, diezugleich autoritative Ahnengeister präsentieren, gibt es auch bei den Ewe. Das Wort vodon (vgl. „Voodoo“) in der Fon-Sprachewird sowohl mit „Gott“ als auch mit „Geist“ übersetzt, ebenso wie das japanische Wort Kami.[21] Die buddhistischen Devas,meist als „Götter“ übersetzt, sind übernatürliche Wesen mit eigener Persönlichkeit, gelten aber nicht als perfekt, unsterblich,allmächtig oder allwissend. Einige neuplatonische Denker bezeichneten mit dem Wort θεός (theós) eine Vielzahl spiritueller

Geschichte der „Gottesidee“

Begriffsbestimmung und -abgrenzung

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Entitäten, darunter die menschliche Seele.[22] Die Frage nach einer angemessenen Definition von „Gott“ wird noch dadurchverkompliziert, dass Philosophen und Theologen Gottesbegriffe entwickelt haben, die sich von der religiösen Praxis wesentlichunterscheiden (siehe Abschnitte zu metaphysischen und populären Vorstellungen).

In der kognitiven Religionswissenschaft werden Götter zu den übernatürlichen Akteuren gezählt.[23] Als Akteur wird in derPhilosophie und Psychologie ein Wesen mit geistigen Fähigkeiten bezeichnet, dem bewusste Ansichten und Wünschezugesprochen werden, oder dessen Verhalten durch mentale Zustände hervorgerufen wird.[24] Aus natürlichen Konzepten könnenübernatürliche gebildet werden, indem intuitive, alltägliche Auffassungen der ihnen zugehörigen ontologischen Kategorienverletzt werden. Beispiele für solche Konzepte sind Bäume, die sich nirgendwo befinden, Steine, die Gefühle empfinden, undeben auch Wesen, die unsichtbar sind.[25] Die geistigen Fähigkeiten des Akteurs sind die einzige anthropomorphe Eigenschaft,die von Gläubigen und Theologen gleichermaßen akzeptiert wird.[26]

Oft wird zwischen polytheistischen Religionen, die mehrere Götterkennen, und monotheistischen Religionen mit nur einem Gottunterschieden. In der Kosmologie monotheistischer Religionen werdendie polytheistischen Götter mit ihren unterschiedlichen Funktionen teilszu Attributen des einzigen Gottes zusammengefasst, teils tiefergestelltenübernatürlichen Wesen wie Engeln und Heiligen übertragen.[27]

In vielen polytheistischen Religionen sind die Götter als Pantheonorganisiert. In dieser heiligen Gemeinschaft gibt es eine Hierarchie, diesich aus den unterschiedlichen Funktionen der einzelnen Götter ergibt.Teilweise gibt es einen Herrscher über das Pantheon, wie zum Beispieleinen Vater aller Götter (so etwa El bei den Kanaanäern) oder eine Göttinmit Vormachtstellung (etwa Amaterasu im frühen Shintō). Religionenmit einem Hauptgott werden henotheistisch genannt.[28] Philosophen wie Plato und die Stoiker sprachen gelegentlich von „Gott“und „den Göttern“ unterschiedslos im selben Absatz.[29]

Die Abgrenzung zwischen Mono- und Polytheismus ist nicht immer objektiv eindeutig, denn in manchen Religionen existiert einGott in mehreren Formen, beziehungsweise Hypostasen (Trimurti im Hinduismus, Trinität im Christentum, „Gott oben/unten“ beiden Bari, „Vater, Mutter, Sohn“ bei den Ndebele[30]). Darüber hinaus können besondere Personen wie Maria (Mutter Jesu) oderSiddhartha Gautama zumindest im Rahmen der vergleichenden Religionswissenschaft oder aus dem Blickwinkel andererReligionen als gottähnlich oder zusätzliche Götter betrachtet werden.[31] Auch kann eine Religion insofern mono- undpolytheistische Aspekte vereinen, als je nach Konfession und selbst je nach Anhänger unterschiedliche Gottesvorstellungenanzutreffen sind.[32] Frühe Christen glaubten beispielsweise je nach Gruppierung an einen, zwei, 30 oder 365 verschiedeneGötter, und Dreifaltigkeitslehren reichen vom Glauben an drei Götter (Tritheismus) bis zur Vorstellung, dass die drei nurverschiedene Aspekte eines Gottes sind (Modalismus).[33] Alle drei abrahamitischen Religionen sind heute ausdrücklichmonotheistisch.

Die Götter monotheistischer Religionen, die höchstrangigen, mächtigsten Gottheiten in polytheistischen Religionen (siehe auch:Henotheismus), aber auch Vorstellungen einer höchsten übernatürlichen Kraft in einigen ethnischen Religionen – etwa KitchiManitu der Algonkin – werden in Religionswissenschaft und Ethnologie häufig als Hochgott oder Höchstes Wesen bezeichnet.

Klassifikation von Gottesvorstellungen

Nach Anzahl: Mono- und Polytheismus

Darstellung von Brahma, Vishnu und Shiva,den göttlichen Figuren der Trimurti, Ende18. Jahrhundert

Hochgötter

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Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts setzten eurozentrisch denkende Völkerkundler und Missionare viele Hochgottvorstellungenvorschnell und undifferenziert mit der christlichen Gottesvorstellung gleich (etwa bei afrikanischen, australischen odernordamerikanischen Göttern bzw. göttlichen Kräften). Die ethnographische Literatur ist voller Beispiele dafür. Häufig gilt derHochgott als Schöpfer, der jedoch nicht angebetet wird, da er anschließend keinen Einfluss mehr auf das menschliche Lebennahm.[34] Diese Vorstellung ähnelt dem Gottesbegriff des Deismus.

Tatsächlich werden die Hochgötter der verschiedenen Kulturen ausgesprochen unterschiedlich beschrieben. Dazu im Folgendenexemplarisch eine Tabelle nach vier Kriterien (in Prozentwerte umgerechnet aus dem Handbook of Living Religions, Middlesex1984):[35]

Kulturraumgreift nicht ins Leben

ein

greift ins Handeln,aber

nicht in die Ethik ein

greift insgesamte

Leben ein

keinHochgott

vorhanden

Mittelmeerraum (81 Kulturen) 10 % 1 % 86 % 3 %

Subsahara-Afrika (147 Kulturen) 65 % 12 % 8 % 15 %

Südamerika (67 Kulturen) 37 % 6 % 15 % 42 %

Östliches Eurasien (71 Kulturen) 17 % 14 % 18 % 51 %

Nordamerika (153 Kulturen) 27 % 5 % 8 % 60 %

Ozeanien (77 Kulturen) 17 % 8 % 0 % 75 %

Siehe auch: Liste von SchöpfungsgottheitenEine in verschiedenen Kulturen verbreitete Vorstellung des Ursprungs der Welt stellt dasurtümliche Universum als Ei dar, das in seiner Schale die Fähigkeit zur Erschaffung allerDinge enthält. Üblicherweise findet dann ein Ereignis statt, das Veränderungen undEntwicklungen bewirkt. Bei den westafrikanischen Dogon erschütterte der SchöpfergottAmma das kosmische Ei und ließ so Götter der Ordnung und des Chaos frei. DieVorstellung eines göttlichen Handwerkers oder Zimmerers ist in Afrika weit verbreitet.[36]

In mehreren Kulturen haben Elternwesen die Welt erschaffen. Im Schöpfungsmythos derMaori zum Beispiel begann die Welt, als der Himmelsvater und die Erdmutter Rangi undPapa durch ihre Söhne getrennt wurden. Bei den Azteken bestand die Schöpfung darin,dass Ometecutli sich in seine männlichen und weiblichen Teile, Ometeotl und Omecihuatl,trennte. Eine Variante des dualen Schöpfungsmythos findet sich im antiken Griechenland;hier waren die Erdmutter Gaia und der männliche Himmelsgott Uranos die ersten beidenGötter. Der Schöpfungsmythos eines ersten Götterpaares fand sich außerdem in derjapanischen Mythologie mit der Überlieferung von Izanagi und Izanami, sowie in allenKulturen von Ozeanien.[37] In einigen Vorstellungen wurde die Welt – teils auch dieGötter – geschaffen, indem ein Lebewesen geopfert wurde. In der nordischen Religion etwa schlachteten die drei Schöpfergötterden Urzeitriesen Ymir, dessen Organe zu Teilen der Welt wurden. Ähnliches wird in einer vedischen Hymne von Purusha und inder chinesischen Mythologie von Pangu berichtet.[36]

Nach kosmisch-natürlicher Funktion

Schöpfergötter

Christus als Erschaffer desUniversums, Frontispiz einerBible moralisée

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Aristoteles erwähnt im Buch XII seiner Metaphysik einen immateriellen „unbewegten Beweger“ (griech. ού κινούμενον κινεῖ) alserste Ursache, die der bereits vorhandenen Materie Struktur verliehen hat. Er verneinte jedoch eine Schöpfung, denn die Materiesei ewig und unerschaffen.[38] In seinem Timaios vertrat Platon die Auffassung, dass ein Schöpfergott (Demiurg) derungeordneten Ur-Materie eine Form verliehen haben muss, um daraus ein vernünftiges Ganzes zu schaffen. Einige Götter habensich „selbst erschaffen“, wie zum Beispiel Ometecuhtli bei den Azteken oder der Aborigine-Gott Baiame. In anderen Kulturenwie dem Christentum wird eine Schöpfung aus dem Nichts (Creatio ex nihilo) vertreten, bei der Gott ohne jeglicheVoraussetzungen auskommt. Nicht alle Schöpfergötter haben alles erschaffen. Der Gott Karei oder Ta Pedn der Semang zumBeispiel hat alles außer der Erde und den Menschen geschaffen; diese sind das Werk des untergeordneten Gottes Ple.[39]

In vielen Kulturen haben Schöpfergötter für die Menschen eine untergeordnete Rolle. Ein Beispiel ist Bunjil aus der Religion derAborigines, der nach der Schöpfung der Erde, Bäume, Tiere und Menschen seinen beiden Kindern die Macht über Himmel undErde übergeben hat. Seitdem hat er sich von der Welt zurückgezogen und schwebt über den Wolken.[40]

Manche Religionen kennen einen Zyklus aus Schöpfung und Vernichtung. Eine der kompliziertesten Varianten findet sich imHinduismus. Hier entspringt dem Nabel von Vishnu eine Lotusblume, die den Schöpfergott Brahma freigibt. Hierbei stellt derSchöpfergott, Brahma eine männliche, personale Gottheit dar, die sich aus dem Brahman entwickelt hat. Das Brahman ist dieBezeichnung für das unwandelbare, unsterbliche Absolute, das Höchste. Es bezeichnet die unpersönliche Weltseele, die ohneAnfang und ohne Ende existiert, es ist das letzte Eine, das selbst keine Ursache hat, aus dem aber alles entstanden ist. Die vonGott, Brahma erschaffene Welt besteht eine sehr lange Zeit, bis sie sich in Chaos auflöst und der Zyklus von neuem beginnt.

Weitere zyklische Vorstellungen der Welt finden sich unter anderem bei den Hopi-Indianern und den Azteken.[36]

Götter, die sich im Himmel offenbaren, wurden und werden sehr oft als die höchstenGötter betrachtet; typische Beispiele sind der frühvedische Gott Varuna und der iranischeGott Ahura Mazda.[41] Der Glaube an Himmelsgötter als höchste Wesen, die die Welterschaffen haben, ist bis zu einem gewissen Grad in allen Ethnien anzutreffen. SolcheGötter gelten jedoch meist als passiv, sodass ihnen in der religiösen Praxis eineunerhebliche Rolle zukommt. Bedeutender ist der Glaube an heilige Kräfte und Wesen, diedem Alltagsleben des Menschen näherkommen und die ihm zweckmäßiger erscheinen.[42]

Diese heiligen Kräfte nehmen unterschiedliche Formen an und reichen von Totemismusund Ahnenkulten bis hin zu Totengeistern und Sonnengöttern. Laut Mircea Eliade standenHimmelsgötter vormals oft im Zentrum des religiösen Lebens, wurden aber mit der Zeitdurch zugänglichere Formen ersetzt. Beispiele für Himmelsgötter, die nach wie vorkultisch verehrt werden, sind der Zuñi-Gott Awonawilona und der Schöpfergott der San,Cagn.[43]

Bei vielen Völkern der afrikanischen Trockensavanne, insbesondere bei nilotischenStämmen ist die Gottesvorstellung schon semantisch eng mit dem Phänomen des Regensverbunden.[44]

In Kulturen mit differenzierten polytheistischen Vorstellungen gehen Himmelsgötter über meteorologisch-astronomischePhänomene hinaus. Oft wird ihnen eine außerordentliche Macht zugesprochen; der höchste Gott der arktischen Völker zumBeispiel ist ein allmächtiger Herrscher über die Welt. Im Gegensatz dazu ist der Himmelsgott einiger sibirischer undzentralasiatischer Völker so weit von der Welt entfernt, dass er sich nicht um menschliche Belange kümmert.[45]

Der Donner war immer ein wichtiges Kennzeichen von Himmelsgöttern. Indianerstämme aus Kansas behaupteten, dass sie ihrenGott Wakan nie zu Gesicht bekommen, aber oft seine Stimme als Donner vernommen hätten. Die Spezialisierung vonHimmelsgöttern zu Sturm- und Regengöttern erklärt sich laut Eliade durch ihre Passivität, die im Gegensatz zum direkten

Himmels- und Sturmgötter

Darstellung desHimmelsgottes Varuna imKampf mit Rama. Gemäldevon Raja Ravi Varma, 19.Jahrhundert

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Einfluss der Sturmgötter auf die Landwirtschaft steht. Das vedische Ashvamedha-Opfer war zunächst dem Himmelsgott Varunagewidmet, dessen Stelle wurde aber später vom Sturmgott Prajapati und manchmal auch Indra eingenommen.[46] Weiterebekannte Beispiele für Sturmgötter sind Zeus, Min, Rudra, Adad, Iupiter Dolichenus und Thor. Häufig wiederkehrende Themenbei Sturmgöttern sind neben Regen und Donner die Heirat mit einer Erdmutter sowie eine rituelle und mythologische Beziehungzu Stieren. Min, Baal und Adad zählen zu den Göttern, die als Stiere repräsentiert werden und die nicht aufgrund ihrerhimmelsartigen Attribute verehrt werden, sondern durch ihre Heirat mit der Erdmutter und den daraus erwachsendenlebensspendenden Funktionen. Demgegenüber bewahrten Zeus, Jupiter und El aufgrund ihrer Rolle als Weltherrscher einegewisse Autonomie und Vormachtstellung im Pantheon.[47]

Die Sonnenanbetung war vor allem in Ägypten, Asien undim primitiven Europa vorherrschend. In Afrika wurde derhöchste Gott recht häufig mit der Zeit in einen Sonnengottumgewandelt; zahlreiche afrikanische Völker geben ihremhöchsten Gott den Namen „Sonne“. Bei den Kavirondo istdie Sonne der höchste Gott, und die Kaffa nennen ihrhöchstes Wesen Abo, was sowohl für „Vater“ als auch für„Sonne“ steht. Ähnlich wie Himmelsgötter sind auchSonnengötter in Afrika selten zentraler Gegenstand derVerehrung.[48]

Ebenso waren die Sonnengötter Atum-Re im altenÄgypten, Huitzilopochtli in Mexiko, Amaterasu in Japanund die Sonnengötter diverser Indianerstämme die höchsten Götter. Sonnengötter können auch Zerstörungen hervorrufen,insbesondere bei Wüstenvölkern. In Ägypten führte Re die toten Seelen durch die Unterwelt. Auch der sumerische Gott Utu standmit der Unterwelt in Beziehung, wo er über die Seelen richtete.[28]

Da die Mondphasen mit den Gezeiten zusammenhängen, werden Mondgötter oft mit dem Wasser in Beziehung gesetzt. Dersumerische Gott Nanna etwa herrschte über die Wasser, und Ardvisura Anahita, die iranische Göttin des Wassers, war zugleichein Mondwesen. Ähnliche Verbindungen bestanden bei den Irokesen und mexikanischen Kulturen. Ein zentralbrasilianischesVolk nennt die Tochter des Mondgottes „Mutter des Wassers“. Eine große Zahl von Fruchtbarkeitsgöttern stehen außerdem mitdem Mond in Verbindung, so etwa Ištar in Mesopotamien, Anaitis im Iran und Selene in Griechenland. Mondgötter wie Thot inÄgypten oder Aningaaq bei den Inuit messen die Zeit und regeln Naturerscheinungen. Götter, die mit den Sternen und Planeten inVerbindung gebracht werden, gelten gelegentlich als die Augen des Himmelsgottes, weshalb ihnen oftmals Allwissenheitzugesprochen wird.[49]

Eine der ersten Theophanien der Erde und des Bodens war die einer Mutter, die mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wurde.Obwohl viele Erd- und einige Fruchtbarkeitsgötter als androgyn beschrieben werden, ist die Vorstellung einer personifiziertenErde oder Erdmutter weit verbreitet. Gaia wurde in Griechenland recht häufig verehrt. Laut Hesiods Theogonie entstand ausihrem Schoße Uranos, mit dem sie zusammen in einer Form der Hierogamie eine ganze Familie von Göttern gebar. DieEntwicklung der Landwirtschaft führte dazu, dass die Erdmutter zugunsten einer Göttin der Vegetation und Ernte inVergessenheit geriet; in Griechenland beispielsweise nahm Demeter den Platz von Gaia ein. Diese Entwicklung verliehmännlichen, befruchtenden Göttern wieder neues Gewicht. Derartige landwirtschaftliche Kulte waren sehr beständig und reichenin einigen Fällen von prähistorischen Zeiten bis in die Gegenwart.[50]

Sonnen- und Mondgötter

Darstellung der japanischen Sonnengöttin Amaterasubeim Verlassen ihrer Höhle in einem Triptychon des 19.Jahrhunderts

Erd- und Wassergötter

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Fluss- und Wassergötter wurden in mehreren Kulturen verehrt, so etwa Anahitaim Zoroastrismus und Sarasvati im Hinduismus. Ein sehr bekannter Flussgottder Griechen, Acheloos, wurde von Homer nicht nur mit dem gleichnamigenFluss in Verbindung gebracht, sondern als Gott aller Flüsse, Seen und Quellen zuden großen Göttern gezählt. Über allen kleineren Wassergöttern stand Poseidon,der Gott des Meeres. In der nordischen Religion personifiziert Ägir den endlosenOzean. Für Hindus ist Ganga (der Fluss Ganges) eine mächtige Göttin, die dasLand versorgt und zwischen der irdischen und der göttlichen Welt vermittelt.Sedna, die Meeresgöttin der Inuit, ist die Mutter aller Wassertiere, sorgt aberauch für Hunger und Verwüstung, wenn Menschen Tabus verletzen.[51]

Bei den Dogon sind die amphibischen Wassergottheiten, die Nommo, mit demHimmel assoziiert. Sie werden auch als Ahnengeister verehrt.[52]

Georges Dumézil stellte drei hauptsächliche soziale Funktionen bei Göttern der proto-indoeuropäischen Kultur fest: die Funktioneines Herrschers mit magischen und rechtsprechenden Aspekten, eine physische Macht- und Mutfunktion, insbesondere inKriegszeiten, sowie eine Fruchtbarkeits- und Wohlstandsfunktion.[53] Auf andere Kulturen ist dieses Schema nur bedingtanwendbar. So etwa kombinieren viele Götter des Nahen Ostens und in Afrika die Funktionen eines Herrschers und einesKriegsherren, während andere Kulturen nicht klar zwischen den Ernte- und den Kriegsfunktionen trennen.[54]

Die höchsten Götter sind oft zugleich Hüter der gesellschaftlichen Ordnung und derMoral. Derartige Götter ziehen Menschen zur Verantwortung, richten über sie undbestrafen sie, entweder direkt oder indirekt durch andere Götter. Im vedischen Verständnisgilt Varuna als Schützer des kosmisch-moralischen Gesetzes (rta). Der jüdisch-christlicheGott JHWH ist der Urheber des Gesetzes. In der römischen Religion war Jupiter der Hüterdes Eides, der Verträge und der moralischen Pflichten. In Babylon wachte dieVersammlung der großen Götter über die Gesellschaft und bestimmte über diemenschlichen Schicksale.[54]

Diejenigen Götter, die ihre physische Macht einsetzen, fungieren oftmals gleichzeitig alsKriegsgötter. Diese Rolle kommt besonders kosmischen Sturmgöttern zu, zum BeispielIndra in den Veden, Thor in der nordischen Religion, Marduk bei den Babyloniern oder JHWH bei den Israeliten. Ein klassischerKriegsgott ist Mars, der den römischen Staat gegen die Feinde verteidigte, aber auch Felder und Herden vor Unglücken schützte.Für die Yoruba ist Ogún der Gott der Jagd, der Eisenherstellung und des Krieges. Viele Göttinnen werden ebenfalls als göttlicheKämpferinnen und Beschützerinnen verehrt, so etwa Anat bei den Kanaanäern, Athene bei den Griechen oder Durga in derhinduistischen Tradition. Göttliche Beschützer sind sehr vielfältig und reichen von Castor und Pollux, den Beschützern derrömischen Soldaten, bis hin zu den Straßen-Kami in Japan.[54]

Fruchtbarkeitsgötter bilden eine sehr große und vielfältige Kategorie. In Griechenland war Hera, die Gattin des Zeus, Göttin derHeirat, und Aphrodite sowie Eros sind Liebesgötter. In Skandinavien war Freya die Göttin der Liebe und der Ehe. Die aztekischeGöttin Xochiquetzal war eine beliebte Göttin der Künste, Liebe und Liebeslust. Volkstümliche mexikanische Darstellungen

Darstellung der Gaia in einemsyrischen Fresko um 730

Nach sozialer Funktion

Xochiquetzal im CodexRios, 16. Jahrhundert

Hüter der Moral und Gesellschaft

Kriegsgötter und Beschützer

Fruchtbarkeitsgötter

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identifizieren die Jungfrau Maria mit einer indigenen Fruchtbarkeitsgöttin, die vor dem Eintreffen der Europäer das Landbeherrschte.[55]

Hestia war die griechische Göttin des Familienherdes, ebenso wie Vesta bei denRömern, wo sie eine besondere staatliche Kultstellung einnahm. In dervedischen Zeit herrschte Agni, Gott des Feuers, gleichzeitig über denFamilienherd, ebenso wie Zao Jun in der chinesischen Volksreligion. Im altenÄgypten war Neith die Göttin des häuslichen Handwerks, ähnlich Athene beiden Griechen. Für die Ainu Nordjapans war die Feuergöttin Iresu-Huchigleichzeitig die Göttin des Haushalts, dem sie Frieden und Wohlstand schenkte.Traditionelle japanische Haushalte zeigen Bildnisse von Daikoku und Ebisu alsSchützer des Haushaltes.

Auch Dörfer haben nicht selten eigene Götter, die ihnen Schutz und Gedeihensichern. Der chinesische Erdgott Tudigong wird in vielen Dörfern Ostasiensverehrt. In Indien haben die meisten traditionellen Dörfer ihre eigenen Götter, häufig weibliche Gottheiten, (Gramadevata), die inFesten als Dorfgründer und Beschützer, aber auch als gelegentliche Ursache von Krankheiten und Katastrophen gedachtwerden.[55]

Während einige Götter Krankheit und Tod bringen, heilen andere Kranke und beschützen die Toten, und andere Götter wiederumvereinen diese beiden Funktionen. Bekannt ist der griechische Gott Asklepios der Medizin und Heilkunst. In China wurde derArzt Baosheng Dadi nach seinem Tod zum Gott der Medizin erhoben. Zu den Göttern, die Krankheiten herbeiführen, zählenPakoro Kamui bei den Ainu sowie Lugal-Irra und Namtar in Mesopotamien. Letzterem wurde nachgesagt, 60 verschiedeneKrankheiten verursachen zu können. In den Veden bringt Rudra oft Krankheit und Verwüstung, wird aber auch als Heiler verehrt.Die Eigenschaften, die Totengöttern zugeschrieben werden, hängen von den religiös-kulturellen Vorstellungen des Geschehensnach dem Tode ab. Die ägyptische Göttin Hathor behütet die Toten, und im Hinduismus richtet Yama über die Toten.[55]

Die Götter, die in Verbindung mit dem kulturellen Leben stehen, sind recht vielfältig. Inmehreren Religionen gilt die Kultur als gottgegeben; Dichter, Maler, Bildhauer undTänzer wurden durch Götter zu kreativen Leistungen inspiriert. Im Hinduismus ist lautdem Ramayana Rama der Überbringer der Kultur. Sarasvati, die Göttin des Lernens, derKunst und Musik, wird sehr oft in Schulfeiern verehrt, und Shiva trägt den Beinamen„König des Tanzes“. In Ägypten war Thot der Erfinder aller Künste und Wissenschaften,von der Arithmetik bis zur Hieroglyphenschrift.

Für fast jeden Beruf und jedes Handwerk gibt es einen Gott. Njörðr war in der nordischenReligion der Schutzherr der Schiffsbauer und Seeleute. In Griechenland wurden Heraklesund Hermes vor allem mit dem Handel, Athene mit Handwerkerinnen, und Hephaistos mitder Schmiedekunst in Verbindung gebracht. Bei den Yoruba sorgt Ogún für Wohlstand beiall jenen, die im Beruf mit Metall in Berührung kommen, zum Beispiel Goldschmiede,Barbiere, Mechaniker und Taxifahrer.[56]

Darstellung der Hestia in einemägyptischen Bildteppich des 6.Jahrhunderts

Haushalts- und Dorfgötter

Götter der Heilung, Krankheit und des Todes

Shiva-Statue in Bangalore

Götter der Kultur, Künste und Technologie

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Göttern wird mit anthropomorphen Begriffen oft eine spezifische Persönlichkeit zugeschrieben, die gütige und zornigeEigenschaften einschließt. Sehr grausam sind die Muttergöttinnen der Azteken wie etwa Coatlicue, die mit einer Bluse ausmenschlichen Händen und Herzen dargestellt wird. Sie gebar den Kriegsgott Huitzilopochtli, der seine vierhundert Geschwistertötete. JHWH wird in der Tora sowohl milde als auch grimmig dargestellt. In Indien besitzen die wichtigsten Götter eine„sanftmütige“ und eine „furchtbare“ Form.[57] Obwohl Kali für Tod und Verwüstung steht und ihre Kinder frisst, wird sie vonvielen Hindus als liebevolle Mutter verehrt. Die Göttin Hina der Hawaiier ist ein weiteres Beispiel für einen Gott, der dasGedeihen fördert, aber auch Tod und Verwüstung über die Menschen bringt.[56] Vor der christlichen Missionierung glaubten dieKikuyu, dass ihr Gott ein Gott der Liebe sei, er aber jene, die ihm nicht gehorchen, mit Hunger, Krankheit und Tod bestraft.[58]

Andere Götter werden als vollkommen gütig betrachtet. Für Platon war Gott das moralisch Beste und Vollkommene, und fürmanche christliche Theologen ist Gott allgütig. Im Gegensatz dazu waren die Götter des griechischen Pantheons für ihr oftmalsunmoralisches Tun bekannt. Das Volk der Chagga kennt den Schöpfergott Ruwa, der zugleich Hüter der Moral ist. Dieser Gott istallgütig, sodass die Menschen keine Angst vor ihm haben müssen; gefürchtet sind allein die Totengeister. Der Gott Buga derEwenken sitzt auf einem weißen Marmorthron und herrscht über alle Dinge, tut aber nur Gutes und bestraft nicht.[59]

Götter können nicht nur mit Anthropomorphismen beschrieben werden, sondernauch ein unverblümt menschliches oder menschenartiges Wesen besitzen. Hierzuzählen Halbgötter wie Perseus in der griechischen Mythologie oder Māui in derReligion der Maori. Diese Halbgötter sind gegenüber echten Göttern meist inihrer Macht eingeschränkt.[60] Ein Beispiel für einen Menschen, der zumKriegsgott erklärt wurde, ist der chinesische General Guan Yu. Das chinesischeMädchen Mazu wurde als Göttin in den Himmel aufgenommen und wirdseitdem als „Himmelskönigin“ und Schützerin der Seeleute verehrt. Umgekehrtkönnen einige Götter in menschlicher Form erscheinen, so etwa Jesus imchristlichen Dogma der Menschwerdung sowie die Avatara von Vishnu. DieApotheose ist die Vergöttlichung eines als heldenhaft angesehenen Menschen,der als Gottkönig verehrt wird. Beispiele dafür sind Alexander der Große und Gaius Iulius Caesar, der im Römischen Reich alsDivus Iulius verehrt wurde.

Die übernatürlichen Eigenschaften, die Göttern zugesprochen werden, variieren. Einige Götter sind allwissend, allmächtig undallgegenwärtig, während andere nur beschränkten Wissenszugang besitzen oder nur in bestimmter Hinsicht mächtig sind. In derPhilosophie der Antike sind systematische Betrachtungen zu Gott oder den Göttern häufig anzutreffen. Auch in derhinduistischen Philosophie, der Theologie der abrahamitischen Religionen und der modernen abendländischen Philosophie findensich rationale Überlegungen zu den metaphysischen Eigenschaften des Göttlichen; vgl. Natürliche Theologie. Nicht immer wirddabei das Wort „Gott“ verwendet. Verschiedene griechische Philosophen sprachen von „dem Einen“, und Georg WilhelmFriedrich Hegel verwendete Synonyme wie das „unendliche Leben“, „das Absolute“, der „Begriff“, die „Idee“, der „absoluteGeist“ oder die „einzige absolute Wirklichkeit“.[61]

Ein tendenziell abstraktes Gottesbild entsteht aus dem Anspruch der Desillusionierung mythologisch-religiöserGottesvorstellungen durch rationale Erwägungen.[62] Zwar unterscheidet sich ein derartiger, in Blaise Pascals Mémorial sogenannter „Gott der Philosophen und Gelehrten“ in mancherlei Hinsicht von einem Gott der Mythologie und Offenbarung, häufiggehen Philosophen und Theologen aber davon aus, dass es sich bei beiden lediglich um unterschiedliche Beschreibungenderselben Realität handelt.[63]

Nach Charaktereigenschaften

Gottmenschen und Halbgötter

Mazu-Figuren in China

Nach metaphysischen Eigenschaften

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Je nach metaphysischer Weltanschauung wird das Verhältnis zwischen den Göttern und der Welt unterschiedlich dargestellt. Ineinigen Vorstellungen sind Gott oder die Götter völlig von der Welt getrennt, in anderen schließt ein Gott die Welt teilweise oderganz ein.

Der Theismus kann zunächst – so etwa bei Richard Swinburne oder John Leslie Mackie – als Gegensatz zum Atheismus, demNichtglauben an Götter, betrachtet werden. Hier bezeichnet der Begriff jegliche Weltanschauung, die die Existenz einer göttlichenInstanz annimmt. Im engeren Sinne bezeichnet klassischer Theismus den Glauben an einen oder mehrere Götter, die mit der Weltnicht identisch sind, diese aber lenken und in sie eingreifen,[64] und die eventuell auch ewig und unveränderlich sind.[65]

Das Wort „Deismus“ hat die gleiche Wortherkunft wie „Theismus“, wurde aber bereits bei seiner ersten bekannten Verwendungin der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit abweichender Bedeutung verwendet. Von verschiedenen Denkern wurde dieBezeichnung unterschiedlich verwendet, sie hatte aber in jedem Fall einen unorthodoxen Beiklang, der sich von der etabliertenReligion abgrenzte. Deisten vertraten im Allgemeinen einen undogmatischen Monotheismus und wiesen übernatürlicheOffenbarungen zurück. Der Deismus hatte seine Blütezeit während der Aufklärung und war besonders im angloamerikanischenRaum verbreitet, wo Anthony Collins und Thomas Paine als bekannte Verfechter hervortraten. Im späten 18. und frühen 19.Jahrhundert etablierte sich eine weitere Bedeutung von Deismus als Glaube an einen Gott, der sich nach der Schöpfungzurückgezogen hat und seitdem nicht mehr in die Welt eingreift.[66]

Gemäß dem Emanationismus ist alles aus einem Urprinzip (Gott) durch Emanation, einen Prozess ähnlich dem Ausfließen oderAusstrahlen, hervorgegangen. Mit zunehmender Emanation werden die Produkte immer weniger perfekt; die transzendenteQuelle – von Plotin „das Eine“ genannt – bleibt davon unberührt. Der Emanationismus findet sich in gnostischen Lehren, wiezum Beispiel in der Pistis Sophia und einigen Schriften des Valentinus. Die kabbalistische Philosophie, Theosophie und derBahaismus wurden ebenfalls durch den Emanationismus beeinflusst. Im Gegensatz zum Pantheismus ist das göttliche Urprinziptranszendent und nicht immanent. Einige Philosophen betrachten den Emanationismus als Form des Panentheismus.[67]

Das Wort „Panentheismus“ wurde 1828 von Karl Christian Friedrich Krause geprägt. Nach panentheistischer Auffassung ist dieWelt Teil eines einzigen Gottes, aber nicht mit diesem identisch. Der Panentheismus stellt insofern einen Mittelweg zwischenklassischem Theismus und Pantheismus dar, als er einerseits einen Gott mit Verstand und Willen annimmt, andererseits aber dieenge Verbindung zwischen Gott und dem Universum herausstellt. Für Gustav Theodor Fechner beispielsweise gehörte die Weltzu Gott, ähnlich wie der Körper nur ein Teil des Menschen ist, wobei dessen Geist den anderen Teil darstellt. DieProzesstheologie vertritt ebenfalls eine panentheistische Sicht.[68] Der Begriff lässt sich auch weiter fassen; in diesem Sinn kannunterschieden werden zwischen individuellem Panentheismus („Gott existiert in meinem tiefsten Inneren“), ontologischemPanentheismus („Gott ist der Grund aller Existenz“), sozialem Panentheismus („Gott existiert in unserer Beziehung zu anderenMenschen“) und kosmischem Panentheismus („Gott findet sich in der Natur oder in der Schönheit“).[69]

Der erst im frühen 18. Jahrhundert so genannte Pantheismus bezeichnet die Auffassung, dass alles Existierende göttlich ist.Pantheisten wenden sich gegen die Auffassung, dass Gott und das Universum verschiedene Dinge sind. Im 16. Jahrhundert stellteGiordano Bruno die These auf, dass Gott sich in allen Dingen manifestiere, die ein ineinander greifendes Ganzes bilden. Für

Verhältnis zur Welt

Klassischer Theismus

Deismus

Emanationismus

Panentheismus

Pantheismus

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Baruch Spinoza gab es nur eine einheitliche Substanz, nämlich Gott. Paul Harrison, der Begründer des World PantheistMovement, unterscheidet zwischen wissenschaftlichem, idealistischem und dualistischem Pantheismus; letzterer behauptet dieExistenz eines immateriellen Geistes.[70]

Der religiöse oder spirituelle Naturalismus – ein spätestens seit den 1940er Jahren in der US-amerikanischen Theologieanzutreffender Begriff – geht davon aus, dass alles Existierende im Prinzip naturwissenschaftlich erklärbar ist. Zugleich wird einereligiöse Haltung gegenüber der Welt oder Teilen der Welt eingenommen, ohne eine höhere, ontologisch getrennte Realitätanzunehmen. Sofern das Objekt der religiösen Orientierung als Gott bezeichnet wird, kann diese Haltung als „naturalistischerTheismus“ bezeichnet werden. Gott ist hier entweder der kreative Prozess innerhalb des Universums (so bei Shailer Mathews undHenry Nelson Wieman) oder die Gesamtheit des Universums. Zumindest der „wissenschaftliche“ Pantheismus ist demnach eineForm des naturalistischen Theismus.[71]

Der jüdisch-christliche Gott wird von den meisten Theologen als transzendent betrachtet, das heißt, er ist „außerhalb“ der Welt,die er erschaffen hat. Gleichzeitig ist er bis zu einem gewissen Grad auch immanent, also Teil der Welt – zum Beispiel durchseine Anwesenheit in den religiösen Gefühlen Gläubiger. Auch im Hinduismus wurde Gott gelegentlich als transzendentbeschrieben, so etwa vom Hymnendichter Nammalvar. Ramanuja schrieb einerseits, dass Gott den Menschen nicht durchMeditation oder Gebete zugänglich sei, sich aber andererseits denen, die ihn anbeten, in menschlicher Form gezeigt habe.[72] ImIslam gilt Gott sowohl als transzendent als auch als immanent. Bei den Lugbara, einem in der GrenzregionUganda/Demokratische Republik Kongo ansässigen Volk, wird eine transzendente (Adroa) und eine immanente (Adro) Form vonGott unterschieden. In seiner immanenten Form lebt er zeitweise auf der Erde in Flüssen, Bäumen, Dickichten und Bergen.[73]

Die Vorstellung eines allwissenden (omniszienten) Gottes ist in vielen Kulturen verbreitet und spätestens im 6. Jahrhundert v.Chr. bei Xenophanes nachweisbar. Die großen monotheistischen Religionen vertreten eine omnisziente Gottesvorstellung; bereitsim Tanach wird JHWH als allwissend beschrieben, siehe etwa Psalm 139 . Im Hinduismus gilt Varuna als allwissend. Die meistender allwissenden Götter sind Himmelsgötter, so etwa Tororut bei den Pokot in Kenia, Ngai bei den Massai oder Tengri bei denAltaiern. Meist sind es böse Taten, die die Aufmerksamkeit der allwissenden Götter auf sich ziehen.[74]

Das Konzept der Allmacht (Omnipotenz) wird von allen abrahamitischen Religionen vertreten, findet sich aber häufig auchaußerhalb, wie etwa bei Alhou, dem höchsten Wesen der Sema-Naga, oder beim Gott Karai Kasang der Jingpo. Bei den Aztekenwar Tezcatlipoca allmächtig „in Erde und Himmel“.[75] In jedem Fall werden Götter häufig als mächtig dargestellt, und göttlicheBeinamen wie „der Allmächtige“ sind weit verbreitet. Manche Völker bringen die göttliche Macht vor allem mit der Natur,andere eher mit menschlichen Belangen in Verbindung.[76] Andererseits wurde der kanaanäische Gott El manchmal alt undkraftlos dargestellt, als er durch Baal ersetzt wurde.[28] Zu beobachten ist in verschiedenen Kulturen eine Tendenz zurVereinigung lokaler Götter zu großen Göttern, die alle vorherigen Machtattribute übernehmen.[77]

Naturalistischer Theismus

Weitere Attribute

Transzendenz und Immanenz

Wissen

Macht

Allgegenwart

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Die Allgegenwart (Ubiquität) ist ebenfalls eine weitverbreitete Eigenschaft von Göttern. Unter den antiken Philosophen wurde sievon Sokrates und Epiktet vertreten. Amun, der ägyptische Wind- und Fruchtbarkeitsgott, wurde als „der, der allen Dingeninnewohnt“ bezeichnet. Die Bena in Tansania glauben, dass ihr Gott „überall gleichzeitig ist“.[76] Oft kombinieren GötterAllwissen und Allgegenwart; so etwa wurde in Flores, Indonesien, vom Gott Dua Nggae behauptet, er sehe alles, wisse alles undsei überall. In manchen Völkern werden Götter, wenn auch allgegenwärtig, mit bestimmten Plätzen in Verbindung gebracht. DieLangi glauben zum Beispiel, dass Hügel mit Gott in Verbindung stehen und dass es deshalb gefährlich ist, in deren Nähe Häuserzu bauen.[78] Im antiken Griechenland weilten die wichtigsten Götter im Himmel oder auf dem Olymp.

In der westlichen Philosophie und Theologie wurde Gott fast immer als persönliches Wesen betrachtet, so etwa bei Platon undAristoteles. Einige Philosophen wie Hegel sahen in persönlichen Beschreibungen Gottes eine unvollkommene Vorstellung desAbsoluten. Auch hinduistische Texte wie die Bhagavad Gita beschreiben Gott als persönliches Wesen, während Shankaraunpersönliche Auffassungen des Brahman vertrat.[79]

Mehrheitlich gilt der abrahamitische Gott als immateriell, also nicht-materiell. Philosophen, die die Welt als Teil dieses Gottesoder als Verkörperung seines Wesens sehen, halten Gott zumindest teilweise für materiell. Eine solche Auffassung wurdebeispielsweise von den Stoikern vertreten, die ihn mit den Grundelementen Luft und Feuer gleichsetzten. Im Gegensatz zu denKirchenvätern und der Mehrheit der christlichen Philosophen wie Thomas von Aquin, die für die Immaterialität und GeistigkeitGottes argumentierten, gab es einzelne christliche Schriftsteller wie Tertullian, die Gott „corporalis“ (körperhaft) nannten. Vonder überwiegenden Zahl der platonisch oder aristotelisch beeinflussten Denker wurde jedoch gelehrt, dass ein materielles WesenGottes Perfektion bzw. Vollkommenheit widersprechen würde. Afrikanische Völker halten den jeweiligen Hochgott ebenso imAllgemeinen für ein körperloses, immaterielles Geistwesen, wenngleich er in anthropomorphen Metaphern beschrieben wird.[80]

Als übernatürliche Geistwesen sind Götter zumindest zeitweise unsichtbar. In einigen Völkern gilt Gott als unsichtbar, währendseine Wirkungen physisch spürbar sind, zum Beispiel als Wind. Andere Kulturen halten natürliche Phänomene und Objekte – denHimmel, Gestirne oder Donner – für Erscheinungsformen von Göttern. Einige Götter sind jedoch zum Teil sichtbar. In dem Tora-Bericht des brennenden Dornbuschs verhüllt sich Mose das Gesicht aus Furcht, Gott anzusehen. Der Himmelsgott der San istüblicherweise unsichtbar, zieht aber manchmal mit hellem Licht vorüber, und seine Stimme ist als Donner zu vernehmen.[81]

Die christliche Theologie unterscheidet drei Arten, etwas über Gott zu erfahren: Vernunft, Offenbarung und religiöseErfahrung.[82] In der natürlichen Theologie wird versucht, durch Vernunft und Beobachtung Aussagen über Gott zu treffen. ImAllgemeinen werden jedoch Götter zumindest teilweise als unergründlich betrachtet. Die Alur halten ihren Gott für „praktischunerkennbar“, und die Lugbara geben zu, nicht viel über das Wesen ihres Gottes zu wissen, da er sich der menschlichenVorstellung entzieht.[83] Ähnliches wird auch im Islam behauptet: Der Mensch als begrenztes Wesen kann Gott, der frei von„Grenzen und Dimensionen“ ist, nicht wie andere Dinge begreifen.[84] Søren Kierkegaard ging soweit, Gott als dasUnergründliche zu definieren.[85]

In vielen Völkern finden sich Beinamen für Götter wie „der Immerwährende“, „der Ewige“ oder „der, der immer da ist“; oft wirdgleichzeitig die Unveränderlichkeit betont.[86] Christliche Denker wie Boëthius, die Gott als perfektes Wesen betrachteten, warenzugleich von dessen Ewigkeit überzeugt.[20] Dass Gottes Natur unveränderlich ist, wurde von Platon, wie auch jüdischen und

Persönlichkeit

Immaterialität

Unsichtbarkeit

Unergründlichkeit

Ewigkeit und Zeitgebundenheit

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christlichen Theologen behauptet, insbesondere von Augustinus von Hippo. Im Gegensatz dazu steht ein Gott, der in die Zeiteingebunden ist und mit seinen Geschöpfen interagiert. Ein solches „relationales“ Gottesbild wird zum Beispiel von RichardSwinburne und William Lane Craig vertreten.[87] Im alten Ägypten konnten Götter sterben; so etwa wurde Osiris von seinemWidersacher Seth ermordet. Dies bedeutete aber wegen der kosmologischen Lehre von der zyklischen Wiederkehr nichtunbedingt die Beendigung der Existenz. Radikale Vertreter der Gott-ist-tot-Theologie der 1960er Jahre waren der Auffassung,dass Gott buchstäblich gestorben sei.

Charles Hartshorne und William Reese (1963)[88] schlugen eine Klassifikation von Vorstellungen des „Höchsten“ nachmetaphysischen Attributen vor. Sie identifizierten folgende fünf grundsätzliche Eigenschaften, die in verschiedenen Vorstellungenauftreten:

U In mancher (oder, falls V fehlt, in jeder) Hinsicht unveränderlich, sei es durch Geburt, Tod,Zu- oder Abnahme

V In mancher (oder, falls U fehlt, in jeder) Hinsicht veränderlich, zumindest in Form einergewissen Zunahme

B (Sich selbst) bewusstA Die Welt (vollständig) kennendE Die gesamte Welt als Bestandteil einschließend

Aus der Kombination dieser Eigenschaften ergibt sich nach Hartshorne und Reese folgende Einteilung:

Klassifikation von Hartshorne und Reese

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Eigenschaften Beschreibung Weltanschauung Bekannte Vertreter

UVBAE

Das Höchste als ewig-zeitliches Bewusstsein, dieWelt kennend undeinschließend.

Panentheismus

Platon, Jiva Goswami,Friedrich Wilhelm JosephSchelling, Gustav TheodorFechner, Alfred NorthWhitehead, MuhammadIqbal, S. Radhakrishnan

UB

Das Höchste als ewigesBewusstsein, das die Weltnicht völlig kennt odereinschließt.

AristotelischerTheismus Aristoteles

UBA

Das Höchste als ewigesBewusstsein, allwissend inBezug auf die Welt, dieseaber nicht einschließend.

KlassischerTheismus

Philon von Alexandria,Augustinus von Hippo,Anselm von Canterbury, al-Ghazali, Thomas von Aquin,Gottfried Wilhelm Leibniz

UDas Höchste als ewig,über Bewusstsein undWissen stehend.

Emanationismus Plotin

UBAE

Das Höchste als ewigesBewusstsein, die Weltkennend undeinschließend.

KlassischerPantheismus

Shankara, Baruch Spinoza,Josiah Royce

UVBA

Das Höchste als ewig-zeitliches Bewusstsein,allwissend, aber die Weltnicht einschließend.

„TemporalistischerTheismus“

Fausto Sozzini, JulesLequier

UVBW(E)

Das Höchste als ewig-zeitliches Bewusstsein,teilweise von der Weltgetrennt.

EingeschränkterPanentheismus

William James, Christian vonEhrenfels, Edgar SheffieldBrightman

V(B)(A)Das Höchste als völligzeitliches oder emergentesBewusstsein.

–Samuel Alexander, EdwardScribner Ames, RaymondBernard Cattell

V Das Höchste als zeitlichund unbewusst. – Henry Nelson Wieman

Bei der Darstellung von Göttern kann zunächst grob unterschieden werden zwischen Buchreligionen, die eine kanonisierteHeilige Schrift kennen, Kultreligionen, die von vor dem Bild des Gottes ausgeführten Kulthandlungen bestimmt werden, und„mystischen“ Religionen, die Wort und Bild letztlich als unangemessene Form der Aussage über das Göttliche betrachten.[89]

Zwar besaßen die Ägypter der Antike zahlreiche heilige Schriften, fassten diese aber nicht zu einer kanonischen Normzusammen. Die Götter erschienen eher in ihrem Bild als in ihrem Wort, weshalb die ägyptische Religion zu den Kultreligionengezählt wird. Auch im antiken Griechenland spielte die Schrift neben der Bilderverehrung eine untergeordnete Rolle. ImJudentum hingegen offenbart sich Gott im Wort; bildliche Darstellungen werden daher verworfen. Ähnliches gilt für denZoroastrismus. Im Christentum kam es über die Frage der Ikonenverehrung zum byzantinischen Bilderstreit. Auch wenn das

Darstellung in der Kunst und Literatur

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Bilderverbot im Christentum oft nicht eingehalten wurde, lehnt die Theologieanthropomorphe Beschreibungen grundsätzlich ab, da Gott nicht auf eine Stufemit profanen menschlichen Zügen gestellt werden soll.[90] Das Bilderverbot imIslam wird vergleichsweise konsequent beachtet, weshalb einzig die Kalligrafieals schmückendes Element hervortritt.[89]

In einigen Kultreligionen wurden Götter als tierähnliche Wesen dargestellt, soetwa im Alten Ägypten und in den meso- und südamerikanischen Hochkulturen.Diese Bildnisse bedeuten nicht, dass man sich die angebeteten Götter genausovorstellte. Vielmehr sollten sie die Andersartigkeit des nicht darstellbarenbekunden. Auch Darstellungen von Göttern mit spezifischen Attributen, wiezum Beispiel Sonnengöttern, sind nicht als Erscheinungsformen jener Götter zudeuten, sondern sollen lediglich wesentliche Aspekte bildlich zum Ausdruckbringen.[91]

Mythologische Götter werden häufig in Filmen dargestellt (z. B. Thor). Dereinzige Gott im Sinne monotheistischer Religionen wird nur selten in Filmen bildlich dargestellt. Beispiele sind

Oh Gott … (1977)Gevatter Tod (Film) (1980)Tracy trifft den lieben Gott (1980)Zwei vom gleichen Schlag (1983)Hotline zum Himmel (1989)The Acid House (1998)Dogma (Film) (1999)Bruce Allmächtig (2003)Evan Allmächtig (2007)Thoda Pyaar Thoda Magic (2008)Kein Mittel gegen Liebe (2011)Holy Flying Circus (2011) (Film über die Kontroversen, die die Veröffentlichung des Films Das Leben des Brianim Jahr 1979 auslöste).Jesus liebt mich (2012)Das brandneue Testament (2015)

In der sumerischen Religion wurde das Numinose als unsichtbare Kraft oder „Élan vital“ betrachtet, die den Dingen innewohnt.Die sumerische Sprache bezeichnet beispielsweise mit Nanna sowohl den Mond als auch die in ihm verborgene Kraft, denMondgott. Eine ähnliche Gleichsetzung von Objekt und Gott findet sich im Gilgamesch-Epos. Im vierten Jahrtausend v. Chr.wurden vor allem die Kräfte der Natur verehrt, besonders jene, die für das menschliche Überleben wichtig waren. Aus demmenschlichen Bedürfnis, mit den Göttern eine sinnvolle Verbindung aufzubauen, wurden anthropomorphe Götter bevorzugt. Dievorherrschende Form war die des Sohnes und Versorgers, dessen Lebensgeschichte den jährlichen Erntezyklus widerspiegelte,zum Beispiel Dumuzi.[92]

Seite aus dem Codex Vaticanus,einer frühen neutestamentlichenHandschrift aus dem 4. Jahrhundert.Die Bibel ist nach jüdisch-christlicherLehre das Wort Gottes.Darstellung im Film

Gottesvorstellungen verschiedener Kulturen

Mesopotamien

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Inmitten der kriegsähnlichen Zustände zu Beginn des dritten Jahrtausends entwickelte sich dieVorstellung eines mächtigen göttlichen Herrschers und Kriegers. In den überlieferten GebetenGudeas zu Ningirsu, dem Hauptgott von Lagaš, wird dieser mit „Meister“, „Herr“ und „Krieger“angeredet. Die neue Rolle der Götter als Beschützer und Militärchefs erforderte es, ihren Willenzu ergründen. Dies konnte in Traumvisionen oder durch Wahrsagen geschehen. Die Götterwurden außerdem als Verwalter ihres Gutes betrachtet. Anstatt alleine zu agieren, wurden siedurch höhere Götter oder durch die Götterversammlung mit besonderen Aufgaben betreut. DieGötterversammlung hatte im Wesentlichen die Aufgabe, über Übeltäter zu richten undhochrangige Amtsträger zu ernennen oder abzusetzen, und zwar sowohl Menschen als auchGötter. In dieser Beziehung wurden die Götter recht menschlich dargestellt; so etwa stärkten siesich vor der Versammlung durch Speisen und Getränke.[93]

Im zweiten Jahrtausend entwickelte sich zunehmend eine „persönliche“ Religion, in der Gott sichum den Anbeter sorgt. Zum einen legte der Gläubige sein Vertrauen in das Mitgefühl des Gottes,zum anderen erwartete er Bestrafung für Sünden. Persönliches Glück wurde oft mit göttlicher Belohnung in Verbindung gebracht;in der akkadischen Sprache lautete die Bezeichnung für „Glück haben“ wörtlich übersetzt „einen Gott bekommen“. Deutlich wirddie bescheidene Haltung und Selbsterniedrigung in den überlieferten Bußpsalmen und „Briefen zu Gott“. Die Vorstellung einespersönlichen Gottes beeinflusste ebenfalls die ägyptische Religion zu dieser Zeit und später die israelitische Religion.[94]

Der babylonische Schöpfungsmythos Enûma elîsch nennt etwa 300 Götter des Himmels und 300 Götter der Unterwelt. In RykleBorgers assyrisch-babylonischer Zeichenliste lassen sich etwa 130 Götternamen belegen, wobei einige Beinamen oderErscheinungsformen anderer Götter sind, und rund 25 als große Götter gelten können.[95]

Wie auch andere prähistorische Völker scheinen die Ägypter ihre Ehrfurcht vor denMächten der natürlichen Welt bekundet zu haben. Archäologische Funde deuten aufGötter in Tiergestalt wie Kühe oder Falken hin, die Aspekte des Kosmos repräsentierten.Zu Beginn der historischen Zeit gab es Götter wie Min und Neith, die in menschlicherGestalt verehrt wurden. Das ägyptische Wort netjer umfasste sowohl als Götter verehrteMenschen als auch Geister und Dämonen, und selbst die Hieroglyphen wurdenmanchmal als Götter bezeichnet.[96]

Ägypten entwickelte mehrere Schöpfungsmythen, die nie zu einem Mythosvereinheitlicht wurden, aber einige gemeinsame Züge aufweisen. Laut der Achtheit vonHermopolis wurde die Welt durch vier Götterpaare erschaffen, die männliche undweibliche Aspekte des vorweltlichen Zustands verkörperten (Urgewässer, Endlosigkeit,Finsternis, Unsichtbarkeit). Ein anderer Mythos, die Neunheit von Heliopolis, beschreibtden Sonnengott Atum als Allerzeuger und Vater der Götter, aus dessenKörperflüssigkeiten weitere Götter hervorgingen. Nach der memphitischen Theologieerschuf der androgyne Gott der Metallarbeiter, Handwerker und Baumeister, Ptah, Atumund alle anderen Götter durch „Herz und Zunge“. Dies ist die früheste bekannte Variante der Logos-Vorstellung, in der die Weltdurch kreative Rede eines Gottes Gestalt annimmt.[96]

Die Charaktereigenschaften der Götter waren sehr unterschiedlich. Einige Götter waren besonders hilfreich für den Menschen,wie beispielsweise Thot, Horus und Isis wegen ihrer heilenden Kräfte, während andere der Menschheit feindlich gesinnt waren.Andere Götter wiederum wiesen ambivalente Züge auf; Hathor etwa wurde als Göttin der Liebe, Musik und Feier verehrt, galtaber auch als rasende Zerstörerin der Menschheit. Viele Kulte der Hauptgötter bildeten mit der Zeit Familientriaden aus Vater,

Ištar-Vase, frühes 2.Jahrtausend v. Chr.

Ägypten

Darstellung des Gottes Re-Harachte, 13. Jahrhundert v.Chr.

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Mutter und Sohn, wie zum Beispiel Amun, Mut und Chons in Theben. Daneben bildeten sich Gruppen aus vier, fünf oder mehrGöttern, ohne dass ein klares Schema ersichtlich ist. Insbesondere während des Neuen Reiches war die persönliche Frömmigkeitweitverbreitet. Erhaltene Bittschriften zeugen davon, dass Götter menschliche Sünden vergeben konnten.[97]

Viele Götter änderten im Laufe der Zeit ihre regionalen Zugehörigkeiten, während andere zu regionalen oder landesweitenGöttern aufstiegen und umgekehrt. Auch der Charakter von Göttern konnte sich ändern; so etwa war Seths Natur, Beliebtheit undBedeutung starken Schwankungen ausgesetzt. Osiris übernahm im Laufe der Zeit viele Beinamen und Eigenschaften andererGötter. Eine ägyptische Besonderheit bestand in der Kombination unterschiedlicher Götter, indem man ihre Namen verknüpfte(beispielsweise Atum-Chepre und Amun-Re) und ihre Gestalt neu zusammensetzte. Aus der altägyptischen Zeit sind 1500 Götternamentlich bekannt, wobei nur von einer kleineren Zahl Genaueres bekannt ist. Isis gehörte zu den letzten ägyptischen Göttern,die überdauerten; noch aus dem Jahr 452 n. Chr. ist überliefert, dass Pilger im Tempel von Philae ihre Statue besuchten.[97]

Die ältesten hinduistischen Schriften, die Veden, reichen bis in die Mitte des 1.Jahrtausends v. Chr. zurück. Ein wichtiger Begriff der hinduistischenPhilosophie ist Brahman, eine nicht wahrnehmbare Abstraktion, die unendliche,immanente und transzendente Realität, welche den Grund aller Materie, Energie,Zeit, Raum, Sein und alles über dem Universum darstellt. Brahman lässt sichnicht definieren; es ist nach einem Ausspruch der Brihadaranyaka-Upanishadneti neti (nicht so, nicht so!). Die Götter, Ishvara und die Devas sind demnachsymbolische Entitäten, die aus dem Brahman hervorgingen und die die leitendenKräfte der Welt repräsentieren. Nach dem Brihadaranyaka-Upanishad ist derLebenshauch (Prana) die Seele der Götter und einziges höchstes Wesen.[98]

Im Brihadaranyaka-Upanishad ist von 33 Göttern die Rede: achtExistenzsphären (Vasus), elf Lebensprinzipien (Rudras), zwölfHerrscherprinzipien (Adityas), einem Himmelsherrscher (Indra) und einem Erzeuger (Prajapati), die jeweils in verschiedenenEntwicklungssphären (Mahiman) auftreten. Diese Zahlen variieren jedoch je nach Text. Indra wird als allgegenwärtigbeschrieben, und er ist in der Lage, jede beliebige Form anzunehmen. Laut dem Avyakta-Upanishad verkörpert er dieEigenschaften aller Götter und ist daher der wichtigste unter ihnen. Die Adityas personifizieren die Gesetze, die das Universumund die menschliche Gesellschaft beherrschen. Zu ihnen gehören Mitra (die Freundschaft), Aryaman (die Ehre) oder Varuna (derVerbindende). Hinzu kommen untergeordnete Götter wie die Söhne von Shiva, darunter Ganapati. Daneben werden weitereGötter beschrieben, wie die Ashvins, die Yakshas oder der Totengott Yama. Die Götter der Veden bilden nur einen kleinen Teildes hinduistischen Pantheons, und viele werden heute nicht mehr verehrt.[99]

Die Trimurti aus Brahma, Vishnu und Shiva repräsentiert die drei kosmischen Funktionen des Universums. Vishnu kann inbeliebigen Avataras erscheinen. Shiva ging vermutlich aus seiner vedischen Entsprechung Rudra hervor. Während Rudra alsaggressiv, aktiv und zerstörerisch beschrieben wurde, gilt Shiva auch als friedlich. Dennoch ist sein Charakter ambivalent; erbesitzt furchtbare und sanftmütige Formen. Brahma ist die personifizierte, männliche Form des Brahman. Er gilt als erste Ursachealles Seienden, und wird in verschiedenen Schöpfungsmythen beschrieben.[100] Jeder der männlichen Götter besitzt eineweibliche Form, die Shakti, die dessen Kraft und Macht ist und durch die er handelt. Die Götter werden also als sowohl männlichals auch weiblich angesehen.

Üblicherweise verehren Gläubige einen bevorzugten Gott, ohne dessen aus dem Brahman hervorgehende Wesensart zu leugnen.Aus hinduistischer Sicht ist der Monotheismus nur die Verherrlichung eines bevorzugten Gottes; in der Bhagavad Gita erklärtKrishna, die Verehrung anderer Götter sei nur die Verehrung seiner selbst. Oft wurde versucht, Entsprechungen zu Götternanderer Religionen und Glaubensrichtungen herzustellen; so wurde der vedische Rudra mit dem dravidischen Shiva, demgriechischen Dionysos und dem ägyptischen Osiris identifiziert. Einigen Hindus, die mit der christlichen Religion vertraut sind,

Indien

Statue von Vishnu und dessenGemahlin Lakshmi

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gilt Jesus als Avatar Vishnus, denn Vishnu wird nicht als persönlicher Gott einer bestimmten Religion, sondern als universellesPrinzip betrachtet.[101] Die Bezeichnung „Hinduismus“ entstand erst spät und fasst recht unterschiedliche Kulte zusammen. Weitverbreitet ist heute die Verehrung Shivas und Vishnus; im Shivaismus bzw. Vishnuismus werden sie als Hauptgötter oderhöchstes Brahman angenommen. Hinzu kommt der Shaktismus, der Shakti, Devi oder eine der vielen anderen Göttinnen alsHauptgöttin verehrt.

Neben dem Hinduismus liegt in Indien der Jainismus als atheistische Religion vor und der Sikhismus als monotheistischeReligion.

Der chinesische Daoismus gilt in seiner Frühform als atheistisch, später entwickelte er jedoch ein großes, polytheistischesPantheon; siehe dazu Pantheon des Daoismus.

Vor allem in älterer westlicher Literatur und oft auch heute wird die Meinung vertreten, dassder im Pali-Kanon beschriebene „ursprüngliche“ Buddhismus des historischen Buddha,Siddhartha Gautama, eine atheistische „Lebensphilosophie“ und keine Religion sei. Dies istbestenfalls eine grobe Vereinfachung, die nicht der religiösen Praxis in allen buddhistischgeprägten Ländern entspricht.[102]

Nach dem Anguttara-Nikaya antwortete Siddhartha Gautama auf die Frage, ob er ein Menschoder ein Gott (Deva) sei, dass er kein Gott, Gandharva oder Mensch sei, sondern ein Buddha.In Mahayana-Texten wird der Dharma-Körper (Dharma-kāya) eines Buddhas mit derabsoluten Realität gleichgesetzt, die bis an die Grenzen der Welt reicht und alles durchdringt.Der Dharma-Körper ist auch insofern omniszient, als die gesamte Welt sich direkt in seinemGeist widerspiegelt. Der Manifestationskörper (Nirmāṇa-kāya) des Buddhas kann in jederForm erscheinen; seine Handlungen sind allerdings keine Folge willentlicher Entscheidungen.Nach der formellen Lehre des Theravada-Buddhismus ist der Buddha tot und greift nicht mehrin die Welt ein; dennoch wird er wie ein Gott verehrt und auch von manchen Gläubigenangebetet. Obwohl sich Buddhas und Bodhisattvas in mancher Hinsicht von Göttern unterscheiden, werden sie zum Teil dennochzu den göttlichen Wesen gezählt.[103]

Die im frühen Buddhismus formulierte Lehre des bedingten Entstehens postuliert Nichtwissen als Ursache der Kette derWiedergeburten. Einer Interpretation zufolge handelt es sich dabei um eine Kritik des brahmanischen Schöpfungsmythos desRigveda. Insofern entwickelte der Buddhismus eine nichtteleologische Kausalitätslehre, die ohne einen Schöpfergott auskommt.Das Lebensrad, das im Mahayana-Buddhismus die sechs Daseinsbereiche beschreibt, enthält den Bereich der Götter (Devas) undden Bereich der „eifersüchtigen Götter“ (Asuras), die im Theravada zu den Devas gezählt werden. Buddhistische Gläubige betenviele der Hindu-Götter an, was insofern keinen Synkretismus darstellt, als diese Götter von Anfang an Teil des Buddhismuswaren. Ihre Existenz wurde nie bestritten, wenngleich sie im Buddhismus als entbehrlich gelten. Zwischen dem Glauben anBuddha und an die Götter besteht insofern ein Gleichgewicht, als Götter in weltlichen Angelegenheiten helfen können, aber nurder Buddha den Weg zur Erlösung zeigen kann.[104]

Da die Topografie des antiken Griechenlands Kommunikation über Land- und Seewege erschwerte und es sprachliche undethnische Unterschiede gab, variierten die mythologischen Inhalte und Kulte. Homers Werke Ilias und Odyssee führten zu einerteilweisen Stabilisierung dieser Mythen und übten auf nachfolgende griechische und römische Autoren einen wesentlichen

Daoismus

Buddhismus

Tibetische Bodhisattva-Statue aus dem 18.Jahrhundert

Griechenland und Römisches Reich

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Einfluss aus. Die Griechen und Römer kannten zahlreiche Schöpfungsmythen, die vieleParallelen zu den Mythen der Ägypter, Sumerer, Babylonier und Hebräer aufweisen. LautHomer waren die Titanen Okeanos und Tethys für den Ursprung der Götter verantwortlich.Okeanos repräsentierte dabei den ringförmigen Ozean, der die scheibenförmige Erdeumschloss. Hesiod gab in seiner Theogonie (um 700 v. Chr.) die erste bekannte vollständigeBeschreibung der Schöpfung. Aus dem Chaos entstand Gaia, die Uranos hervorbrachte. Beidezeugten sechs weibliche und sechs männliche Kinder, die Titanen, die ebenfalls Kinder hatten.Die Titanen waren im Wesentlichen Personifikationen verschiedener Aspekte der Natur. Nachdem Sturz der Titanen traten Zeus und die anderen Götter des Olymp die Weltherrschaftan.[105]

Die Götter bildeten ein hierarchisch organisiertes Pantheon. Im Allgemeinen galten sie alsmenschenähnlich und fühlend, wenngleich ihr Aussehen und ihre Handlungen bis zu einembestimmten Grad idealisiert wurden. Andererseits konnten sie die körperlichen und geistigenSchwächen der Menschen widerspiegeln. Die Götter lebten in Häusern auf dem Olymp oderim Himmel; ein wichtiger Unterschied bestand jedoch zwischen den Göttern der Luft und derOberwelt, und den chthonischen Göttern, die in der Erdtiefe walten. Götter konnten sich mit großer Geschwindigkeitfortbewegen, plötzlich verschwinden und erscheinen, und beliebige Formen annehmen – menschlich, tierisch und göttlich.Obwohl ihre Macht größer war als die der Menschen, waren sie kaum allmächtig, außer womöglich Zeus, und selbst seineHandlungen waren dem Schicksal unterworfen. Die Eigenschaft, die die griechischen Götter am offensichtlichsten von denMenschen abhob, war ihre Unsterblichkeit.[60]

Wenngleich einige Götter nur in bestimmten Plätzen besonders verehrt wurden – so etwa Athene in Athen und Hera in Argos –wurden die wichtigsten Götter in der gesamten griechischen Welt anerkannt. An der Spitze stand Zeus, der Vater aller Götter undMenschen. Er verteidigte, teils zusammen mit anderen Göttern, die höchsten moralischen Werte, und beschützte die Familie undden Staat. Zeus konnte als Gott ohne Namensnennung genannt werden. Xenophanes griff die üblichen anthropomorphenVorstellungen scharf an und behauptete, dass es einen einzigen nichtanthropomorphen Gott gab.[60]

Die Römische Religion hatte ihre Wurzeln in den religiösen Vorstellungen vorrömischer italienischer Völker wie den Sabinernund den Etruskern. Im Allgemeinen wiesen die römischen Götter, die ursprünglich eher im Kult als im Mythos verankert waren,weniger anthropomorphe Züge auf als die griechischen Götter. Als im 3. Jahrhundert v. Chr. die ersten Historiker und Epiker aufLatein schrieben, war der Einfluss der griechischen Literatur bereits vorherrschend. Viele Autoren waren selbst Griechen, sodassdie römischen Legenden aus den griechischen adaptiert wurden. Die ursprünglichen italienischen Götter wurden mit dengriechischen gleichgesetzt, zum Beispiel Saturnus mit Kronos oder der große Himmelsgott Jupiter mit Zeus.[106]

Die Hauptquelle für die jüdische Religion ist die kanonisierte Bibel, der Tanach. Die israelitische Religion war ursprünglichhenotheistisch. Als die Israeliten zur Richterzeit (1250 bis 1000 v. Chr.) in Kanaan sesshaft wurden, griffen sie die dortigenreligiösen Vorstellungen auf, wenngleich die Kanaanäer in der Bibel negativ beschrieben werden. Die weitgehendeÜbereinstimmung zwischen den Attributen JHWHs, des einzigen Gottes Israels, und des kanaanäisch-ugaritischen Gottes Eldeutet darauf hin, dass JHWH aus El entstanden ist und sich allmählich vom henotheistischen Kult entfernte. Diese Annahmewird dadurch gestützt, dass gegen El, anders als die anderen biblischen Götter, nicht polemisiert wurde und dass er seineFunktion als Urvater der Götterversammlung behielt.[107]

Der Hochgott El nahm in der ugaritischen Religion den Vorsitz der Götterversammlung ein und wurde als Schöpfer der Götterund Geschöpfe genannt. Neben ihm stand der junge Fruchtbarkeitsgott Baal, Erzeuger des Gewitters und Spender des Regens.Oft wurde er zusammen mit seiner Geliebten Anat als kriegerischer Gott dargestellt, der seine Gegner tötete. Anat selbst tritt als

Bronzestatue des Zeusoder Poseidons, um 460v. Chr.

Biblisches Judentum

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Kämpferin und Liebende hervor, und sie scheut sich nicht, selbst dem obersten Gott El zu drohen.Unter den Göttinnen von Ugarit nahm Athirat als Gemahlin Els den höchsten Rang ein. Astarteoder Aschera, die Himmelskönigin, wurde mit der babylonischen Kriegs- und Liebesgöttin Ištargleichgesetzt.[108]

Das 1. Buch Mose nennt JHWH als Schöpfer des Himmels und der Erde. Da sein Gottesnamenicht ausgesprochen wurde, trat an seine Stelle oft die Bezeichnung Adonai („Herr“). ImDeboralied, einem der ältesten Texte der Bibel, wird JHWH als Gott Israels beschrieben, derzugunsten seines Volks eingreift. Hier überwiegt die atmosphärische Beschreibung JHWHs, vordem die Erde bebt, die Wolken von Wasser triefen und die Berge schwanken. Andere Stellenbekunden, dass er im Himmel wohnt. Weitere Texte heben die kriegerischen Züge JHWHs hervor;das Buch der Richter betont vor allem seine Hilfe in Israels Kriegen gegen die Feinde. AußerhalbJerusalems wurden weiterhin Baal und die Göttinnen verehrt. Sowohl JHWH als auch Baal warenHimmelsgötter, die mit Blitz und Donner in Verbindung standen. Ein Hinweis darauf, dass beidewährend der Richterzeit nicht immer getrennt wurden, ist der Namensbestandteil Baal, der auch inden Eigennamen streng jahwistischer Familien vorkommt. Erst später wurde Baal als ErzfeindJHWHs beschrieben.[109]

JHWH gilt nach dem 5. Buch Mose als einziger Gott Israels. Er wird als eifersüchtiger Gott beschrieben, der keinen anderen Gottan seiner Seite duldet. Als „großer und furchtbarer Gott“, der sein Volk Israel aus Liebe auserwählt hat, fordert er Ehrfurcht undLiebe von seinen Anhängern. JHWHs Charakter wirkt in gewisser Hinsicht ambivalent, denn er bringt sowohl Gutes als auch (aufden ersten Blick) Böses. Nach jüdischen Selbstverständnis ist Gott absolut gut; was aus menschlicher Sicht böse scheint (wieextreme Strafen), soll aus göttlicher Sicht dem Guten dienen. Das Gesetz genießt als Wort Gottes göttliche Autorität, und auch dieZehn Gebote sind Ausdruck des göttlichen Willens. Zwar finden sich vor allem in den älteren Texten der Bibel deutlicheAnthropomorphismen, doch das jüdische Bilderverbot drückt klar aus, dass JHWH nicht in menschlichen Zügen gedacht werdenkönne.[110]

Das Quellenmaterial zur altsüdarabischen Religion besteht im Wesentlichen aus Inschriften in Denkmälern, die eine große Zahlvon Göttern und deren Beinamen nennen. In allen altsüdarabischen Reichen war Athtar der Hauptgott, dem der Planet Venuszugeordnet wurde. Neben seiner überlebenswichtigen Bewässerungs- und Fruchtbarkeitsfunktion war er auch als Kriegsgott tätig.Der sabäische Staatsgott war Almaqah, der mit dem Mond in Verbindung stand und zusammen mit dem König und demReichsvolk den Staat repräsentierte. Der Sonnengott hatte zwei weibliche Erscheinungsformen, nämlich dat-Himyam und dat-Baʿdan. Zusammen mit Athtar und Almaqah bildeten sie die offizielle Götterdreiheit Sabas, und auch in anderen südarabischenStaaten wurden sie am häufigsten genannt. Daneben gab es weitere regionale Götter wie Sama, vermutlich ein Mondgott, undTaʿlab. In der späteren Königszeit (ab 40 n. Chr.) kam es, bedingt durch schwere innere Machtkämpfe verschiedener Stämme, zueiner Differenzierung in weitere Erscheinungsformen und Einzelgötter. Eine Darstellung von Göttern in menschlicher Gestaltfand nicht statt; stattdessen wurden oft symbolhafte Zeichen und Tiere verwendet.[111]

In Zentral- und Nordarabien lebte die Bevölkerung nicht wie im Süden in hochentwickelten Staaten, sondern führte – mitAusnahme von Lihyan – ein Nomadendasein. Die Quellenlage in Zentralarabien ist zwar wesentlich schlechter als im Süden,doch liefern spätere Texte wie der gegen das Heidentum polemisierende Koran oder das Götzenbuch des Ibn al-Kalbī Hinweisezu den altzentralarabischen Göttern. Wie alle Nomadenvölker beteten auch die Beduinen Arabiens mit Allah einen höchstenHimmelsgott an, der die Welt erschaffen hat und Regen spendet. Andere Götter genossen nicht denselben hohen Rang undbildeten auch kein hierarchisch geordnetes Pantheon. Neben Allah wurden die drei Göttinnen Manat, Al-Lāt und Al-ʿUzzā, auch

Ugaritische Baal-Figur, 14. bis 12.Jahrhundert v. Chr.

Arabien

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„Töchter Allahs“ genannt, in ganz Arabien hoch verehrt. Al-Lat wurde von Herodot mit Urania, der Himmelsgöttin,gleichgesetzt; vermutlich hatte sie ursprünglich eine ähnlich überragende Bedeutung wie Allah. Eine untergeordnete Rollespielten die im Götzenbuch genannten drei Dutzend lokalen Götter, die oft bestimmten Stämmen zugeordnet waren.[112]

Mit der Zerstörung der Jerusalemer Tempels am Ende des Jüdischen Krieges im Jahre 70 wandelt sich die Beziehung desJudentums zu Gott nachhaltig. Anstelle der Tempelopfer und der Wallfahrten nach Jerusalem, unter Aufsicht der Priester undLeviten, tritt das gemeinschaftliche Gebet, das in den folgenden Jahrhunderten für die Wochentage und den Sabbat im Siddur undfür die Feiertage im Machsor kodifiziert wird. Der zerstörte Tempel wird durch Synagogen in der Diaspora ersetzt, sowohl imrömischen Imperium als auch im Perserreich.

Obwohl es im rabbinischen Judentum keine systematischen Betrachtungen zu den Attributen Gottes gab, bestand in einigenwesentlichen Punkten Einigkeit. Alle Rabbiner waren von der Einheit Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde, überzeugt.Gott belohnt diejenigen, die seinem Willen gehorchen, und bestraft die anderen, und er wählte unter allen Völkern das jüdischeaus, um ihm die Tora zu offenbaren. Das Tetragramm JHWH wird aus Ehrfurcht nie ausgesprochen, und stattdessen andereNamen oder Umschreibungen wie Adonai („Herr“) oder der Heilige verwendet. Obwohl Gott direkt im Gebet angesprochenwerden kann, ist seine wahre Natur unergründlich, und er unterscheidet sich gänzlich von seinen Geschöpfen. Dennoch sorgtensich die Autoren des Talmud wenig um anthropomorphe Beschreibungen. Oft wurde Gott mit einem König verglichen, der aufdem Thron des Urteils oder dem Thron der Vergebung sitzt. Besonders infolge der Zerstörung des Jerusalemer Tempels vertieftesich die Vorstellung, dass Gott menschliches Leid fühlt und mit den Opfern der Verfolgung trauert. Bilderverehrung unddualistische Vorstellungen wiesen die Rabbiner strikt zurück.[113]

Im Mittelalter kam es unter dem Einfluss der griechischen Philosophie zu einer Verfeinerung der Attribute Gottes. Diemittelalterlichen Theologen wiesen darauf hin, dass alle anthropomorphen Beschreibungen Gottes in der Bibel nicht wörtlich zuverstehen seien. Zu Maimonides’ 13 Prinzipien des jüdischen Glaubens zählt die Auffassung, dass Gott körperlos und immateriellist. Gott war sowohl allwissend als auch allmächtig. Wie auch die Autoren der Bibel und die Rabbiner vertraten diemittelalterlichen jüdischen Denker einen fürsorglichen Gott, wobei sich diese nach Maimonides und Levi ben Gershon nur auf dieMenschen und nicht auf alle Geschöpfe erstreckt.[113]

Die Kabbalisten akzeptierten die abstrakten Beschreibungen der mittelalterlichen Philosophen, verspürten aber als Mystiker denWunsch, eine lebendigere Verbindung zu Gott aufzubauen. In der Kabbala wurde zwischen Gott selbst – dem unergründlichen EnSof – und seinen Erscheinungsformen unterschieden. Der kabbalistische Lebensbaum benennt in den Sephiroth zehnEmanationen, die aus Gott selbst, zu dem überhaupt nichts gesagt werden kann, entspringen. Sie repräsentieren verschiedeneAspekte Gottes wie Weisheit, Stärke oder Pracht. Der Chassidismus, begründet im 18. Jahrhundert durch den Baal Schem Tow,tendiert zu einem panentheistischen Verständnis des Tzimtzum-Begriffs: Ohne Gott gäbe es kein Universum, aber ohne dasUniversum wäre Gott immer noch das gleiche.[114]

Unter den jüdischen Denkern des 20. Jahrhunderts vertritt Mordechai M. Kaplan am vehementesten eine naturalistischeWeltsicht. Für ihn ist Gott kein übernatürliches, persönliches Wesen, sondern die universelle Kraft, die zu Gerechtigkeit führt.Martin Buber behandelt in seinem Hauptwerk Ich und Du das Verhältnis des Menschen zu Gott und zum Mitmenschen alsexistentielle, dialogische und religiöse Prinzipien. Der Holocaust führte zu einer Neueinschätzung der mittelalterlichen Aussagenzum Verhältnis von Gott und den Menschen sowie zur Verschärfung des Theodizeeproblems.[114]

→ Hauptartikel: Gott (Christentum)

Nachbiblisches Judentum

Christentum

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Da die Christen ursprünglich eine jüdische Gruppierung waren, wurden ihreGottesvorstellungen stark von jüdischen Traditionen geprägt. Daneben beeinflusste diegriechische Philosophie, insbesondere der antike Platonismus, die christlichenGottesvorstellungen maßgeblich. Frühe Versuche, eine christliche Theologie auszuarbeiten,etwa bei Klemens von Alexandrien, Justin dem Märtyrer, Irenäus von Lyon, Athenagoras undTheophilus nehmen nicht nur Bezug auf biblische Überlieferung, inzwischen ausgebildeteBekenntnisformeln und liturgische Redeweisen, sondern in Terminologie, Inhalten undWerkkonzeptionen auch in unterschiedlichem Ausmaß Anleihen bei jüdischen Theologen undphilosophischen Traditionen. Gott wird vielfach als transzendent und ewig, frei von zeitlichenoder räumlichen Grenzen und mit höchster übernatürlicher Macht und Ehre ausgestattetbeschrieben. Wegen der Unergründlichkeit seines Wesens wird er oftmals nur in symbolischenAusdrucksweisen, in seinen Wirkungen und ansonsten in verneinenden Eigenschaften wie„unendlich“, „unergründlich“ oder „unsichtbar“ benannt. Redeweisen in Bibel, Liturgie,Gebetsformularen und dergleichen, die dazu führen könnten, Gott körperlich undinsbesondere anthropomorph vorzustellen, werden dabei vielfach, vor allem bei Theologen inder Schultradition der alexandrinischen Theologie (einschließlich etwa Philon von Alexandriaund Origenes), als uneigentliche Aussageweisen interpretiert. Andere Theologen sindzurückhaltender oder ablehnender gegenüber Kultur, Terminologie und Konzeptengriechischer Traditionen und beziehen sich direkter auf jüdisch-christliche Überlieferungen.

Das im Jahr 325 formulierte Bekenntnis von Nicäa, das heute von allen großen christlichen Kirchen anerkannt wird, nennt JesusChristus göttlich und wesenseins mit Gottvater und erwähnt außerdem kurz den Heiligen Geist. Die Vorstellung, dass Jesusgleichzeitig Mensch und Gott war, wurde im späteren christologischen Bekenntnis des Konzils von Chalcedon bestätigt. SpätereDebatten und Festlegungen wenden sich von der Christologie stärker der Trinitätstheologie zu. Es wird versucht, die Annahmedreier Götter bzw. voneinander unabhängiger Modalitäten, die durch Vater, Sohn und Geist verkörpert werden, zu vermeiden bzw.als Irrlehre darzustellen. Sie werden als der Substanz nach identisch, jedoch der Relation nach verschieden bestimmt; davonabweichende Lehren und Lehrer werden als häretisch abgegrenzt.

Die christliche Theologie des Mittelalters arbeitet in der Rezeption weiterer antiker Konzepte und teils auch der Debatten injüdischer und islamischer Theologie die Gotteslehre in unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Akzenten weiter aus. Dabei warvielfach umstritten, wie stark Anleihen an griechische philosophische Terminologie gehen können und sollen und an nicht bereitsein Wissen aus Offenbarung veranschlagende philosophische Konzeptualisierungen (natürliche Vernunft bzw. natürlicheTheologie). Eine Kompromissformel des vierten Laterankonzils (can. 806) ist etwa, dass Gott jeweils in größerem Maßeunähnlich bleibe auch bei allen durchaus möglichen Aufweisen von Ähnlichkeiten mit Geschaffenem.

Die Reformation forderte eine stärkere Rückbesinnung auf biblische Texte. Natürlicher Vernunft und zwischenzeitlicher Traditionwird weniger Erkenntniswert zugeschrieben. Während u. a. im 19. Jahrhundert einige Theologen auf Herausforderungen u. a.durch Aufklärung und moderne Vernunft- und Offenbarungskritik mit einer konstruktiven Rezeption u. a.transzendentalphilosophischer Ideen reagieren, weisen andere dies zurück. Die Reichweite „natürlicher Vernunft“ wird danngeringer, „Übernatürliches“ höher veranschlagt; so in unterschiedlichsten Ausprägungen etwa vonseiten der meisten katholischenRevitalisierungsversuche der Systematisierungen des Thomas von Aquin, anders etwa Anfang des 20. Jahrhunderts beiprotestantischen Theologen wie Karl Barth, die sich stärker auf biblische Offenbarung beziehen. In jüngeren theologischenDebatten wurden auch zuvor weitgehend unstrittige Aspekte der Gottesvorstellung kritisch diskutiert, etwa die Allmacht Gottes.

Darstellung Gottvaters,des Heiligen Geistes(Taube) und desgekreuzigten Jesus,Nischenmalerei in einemösterreichischenBildstock

Islam

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Der Islam, der auf der arabischen Halbinsel entstand, hat seinen Gottesbegriff in Auseinandersetzung mit der altarabischenReligion, die verschiedene lokale Gottheiten kannte, sowie mit Vorstellungen des Judentums und Christentums entwickelt. Sobetont der Koran die Einheit und Einzigkeit Gottes und argumentiert, dass der Glaube an Gott als Weltschöpfer den Glauben anandere göttliche Wesen und Mächte überflüssig macht. Kontinuität im Gottesbild der monotheistischen Religion bestand schonim altsüdarabischen Reich von Himyar. Aus diesem Umfeld wurden auch die beiden Gottesnamen Allah und Rahman in denIslam übernommen, die miteinander verbunden zum Beispiel in der Basmala-Formel erscheinen. Vers 1 der Sure 112 unterstreichtdas monotheistische Prinzip des Islam. Derselbe Vers widerspiegelt auch das jüdische Glaubensbekenntnis Schma Jisrael aus Dtn6,4 .[115] In derselben Sure lässt sich die Aussage in Vers 3, dass Gott weder zeugend noch gezeugt ist, als eine direkteZurückweisung des nizänischen Glaubensbekenntnisses verstehen, wonach Jesus von Gott „gezeugt, nicht geschaffen“ ist.[116]

Theologische Debatten, die um die Mitte des 8. Jahrhunderts einsetzten, kreisten um die Frage, wie die verschiedenen Aussagenüber Gott im Koran, die Körperlichkeit oder Menschenähnlichkeit implizieren, zu interpretieren sind. Während einigetheologische Schulen diese Aussagen wörtlich nahmen und zu einem anthropomorphistischen Gottesbild neigten (so z. B. al-Mughīra ibn Saʿīd und Muqātil ibn Sulaimān), vertraten andere eine sehr radikale Transzendenz Gottes (so z. B. Dschahm ibnSafwān). Ende des 8. Jahrhunderts entwickelten sich Zwischenpositionen. Der schiitische Gelehrte Hischām ibn al-Hakam (gest.nach 795) definierte Gott als einen dreidimensionalen, massiven Lichtkörper, wobei er sich an den Aussagen über Gott in Sure112 und im Lichtvers orientierte.[117] Die Anhänger der Muʿtazila betonten, dass Gottes Wesen unbeschreibbar ist;anthropomorphe Zuschreibungen im Koran mussten ihrer Auffassung nach metaphorisch ausgelegt werden.

Anlass zu theologischen Spekulationen haben daneben auch die zahlreichen im Koran genannten Namen und EigenschaftenGottes gegeben. Es stellte sich die Frage, wie diese sich zu Gottes eigenem Wesen verhalten. Während die Muʿtaziliten im Zugeihrer strengen Betonung der Einheit Gottes (Tauhīd) meinten, dass Gott Qualifikationen wie „wissend“ (ʿālim), „mächtig“(qādir), „lebendig“ (ḥaiy) allein durch sich selbst (bi-nafsihī) habe, wurde in der sunnitischen Theologie angenommen, dass dieseEigenschaften auf korrelierende Substantive verweisen, nämlich „Wissen“ (ʿilm), „Macht“ (qudra), "Leben" (ḥayāt), denen einereale Existenz zukommt. Um nicht das Prinzip der Einheit Gottes zu verletzen, konnten sie allerdings nicht so weit gehen, dieseAttribute als verschieden von Gott zu bezeichnen. Der Theologe Ibn Kullāb entwickelte darum die Formel, dass die AttributeGottes „weder identisch mit Gott noch nicht-identisch mit ihm“ seien. Diese Formel wurde später auch in die aschʿaritischeTheologie übernommen. Die Attribute Gottes erhielten damit eine Position, die derjenigen der Hypostasen in der christlichenTheologie ähnelte.[118]

Manche Gruppen wie die frühen Hanbaliten lehnten es aber auch ganz ab, das Wesen Gottes zum Gegenstand rationalerSpekulation zu machen. In ihrer Tradition stehen die heutigen Wahhabiten.[119] In der sufischen Tradition zog man derSpekulation über Gott eine unmittelbare, mystische Gotteserfahrung in Form des „Entwerdens in Gott“ (fanā fī Llāh) vor. Beiverschiedenen Gruppen der schiitischen Ghulāt-Tradition gab es schließlich die Tendenz, den eigenen Imam als Gottanzusehen.[120]

Im Voodoo wird Bondyè als einziger Gott verehrt. Da er sich in unerreichbarer Ferne befinden soll, werden Gebete und Opferausschließlich an die Loa als vermittelnde Geistwesen gerichtet.[121]

→ Hauptartikel: GottesbeweisBestrebungen, die Existenz Gottes oder der Götter schlüssig abzuleiten, finden sich bereits in der griechischen Philosophie. In derjüdischen und frühchristlichen Apologetik, und später in der jüdischen, christlichen und arabischen Scholastik wurden weitereformale Gottesbeweise aufgestellt. Einige moderne Apologeten legen die Existenz Gottes ebenfalls anhand logischer Argumentedar.

Voodoo

Existenz Gottes

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Die folgende Liste nennt bedeutende Argumente für die Existenz Gottes, sowie einige namhafte Vertreter.

Die Existenz oder Bewegung aller Dinge bedingt eine ersteUrsache, nämlich Gott (kosmologische Argumente).

Platon, Aristoteles, Avicenna, Thomas vonAquin, William Lane Craig

Die Ordnung und Komplexität der Welt bedingt einen Schöpfer(teleologische Argumente).

Sokrates, Cicero, Thomas von Aquin, WilliamPaley

Die Tatsache, dass es möglich ist, sich ein perfektes, höchstesWesen vorzustellen, beweist dessen Existenz (ontologischeArgumente).

Avicenna, Anselm von Canterbury, RenéDescartes, Kurt Gödel

Moral, Bewusstsein (Leib-Seele-Problem), Schönheit, Liebe undreligiöse Empfindungen lassen auf einen Gott schließen.

John Henry Newman, Henry Sidgwick, JohnPolkinghorne, Richard Swinburne, RenéDescartes

Die Wahrhaftigkeit von Wundern und Offenbarungen zeigt, dassGott existiert. C. S. Lewis, William Lane Craig

Persönliche Gotteserfahrungen oder die Beantwortung vonGebeten deuten darauf hin, dass es einen Gott gibt. Thomas Reid, Nicholas Thomas Wright

Unabhängig von Beweisen für die Existenz eines Gottes, kann gezeigt werden, dass der Glaube an dessen Existenz vorteilhaft ist.Immanuel Kant und Johann Gottlieb Fichte waren beispielsweise der Auffassung, dass der Gottglaube moralisch notwendig ist.Der Pascalschen Wette zufolge ist es vernünftig, sicherheitshalber an Gott zu glauben, da dieser gegebenenfalls den Glaubenbelohnt und den Nichtglauben bestraft.

Für Friedrich Wilhelm Joseph Schelling war Philosophie nur dann wirkliche Philosophie, wenn sich durch sie über „Dasein undNichtdasein Gottes etwas wissenschaftlich ausmachen lasse.“ Auch für Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat die Philosophie denZweck, Gott zu erkennen, da ihr Gegenstand, die Wahrheit, nichts anderes sei als die Auseinandersetzung mit Gott. Kanthingegen kritisierte klassische Gottesbeweise und hielt die objektive Realität Gottes weder für beweis- noch widerlegbar.Friedrich Nietzsche war gegenüber metaphysischen Konzepten skeptisch; er lehnte den Versuch ab, auf eine unbedingte,widerspruchslose Welt zu schließen und nur durch Negationen Gott einzuführen.[122]

Die Ansicht, dass keine vernünftige Diskussion über dieExistenz von Göttern möglich ist, wird üblicherweise damitbegründet, dass die menschliche Vernunft hierzu nicht in derLage sei (Irrationalismus und Fideismus), oder dass alleWahrheitsaussagen letztendlich willkürlich seien(erkenntnistheoretischer Relativismus). Der starkeAgnostizismus vertritt die Auffassung, dass niemand wissenkann, ob es einen Gott gibt, und dass es nicht möglich seinwird, diese Frage je zu beantworten.

Der Nichtglaube an Götter wird häufig mit einem Mangel anBeweisen für deren Existenz begründet. Russells Teekanne ist ein Beispiel, das die philosophische Beweislast für die Behauptungeines Gottes aufzeigen soll.[124] Eine ähnliche Haltung wird im Rahmen von Religionsparodien beansprucht, bei denenübernatürliche Wesen wie das „unsichtbare rosafarbene Einhorn“ oder das „fliegende Spaghettimonster“ erfunden werden. Nebenlogischen Argumenten gegen bestimmte Gottesvorstellungen wie dem Allmachtsparadoxon und dem Theodizeeproblem gibt esVersuche, die Existenz von Göttern empirisch zu widerlegen. So würden naturwissenschaftliche Erklärungen zur Entstehung desLebens und des Universums sowie statistische Untersuchungen zur Unwirksamkeit von Gebeten zeigen, dass das Universum sichgenau so verhält, wie in Abwesenheit eines Gottes zu erwarten sei.[125]

Kategorien von Antworten auf die Frage „Warumglauben Sie an Gott?“ (nach Shermer/Sulloway[123])

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In einer 1998 durchgeführten Umfrage unter 1000 US-Amerikanern wurden als Hauptgründe für den Glauben an Gott dieSchönheit, Perfektion oder Komplexität der Welt (29 % der Befragten, die an Gott glauben) sowie die persönlicheGotteserfahrung (21 %) genannt. Eine Umfrage unter Mitgliedern der Skeptics Society ergab als Hauptgrund für denNichtglauben an Gott den Mangel an Beweisen für dessen Existenz (38 % der Befragten, die an keinen Gott glauben).[123]

Eine Zusammenfassung von Umfrageergebnissen aus verschiedenen Staatenergab im Jahr 2007, dass es weltweit zwischen 505 und 749 Millionen Atheistenund Agnostiker gibt.[126] Laut der Encyclopædia Britannica gab es 2009weltweit 640 Mio. Nichtreligiöse und Agnostiker (9,4 %), und weitere 139 Mio.Atheisten (2,0 %), hauptsächlich in der Volksrepublik China.[127]

Bei einer Eurobarometer-Umfrage im Jahr 2005 wurde festgestellt, dass 52 %der damaligen EU-Bevölkerung glaubt, dass es einen Gott gibt. Eine vagereFrage nach dem Glauben an „eine andere spirituelle Kraft oder Lebenskraft“wurde von weiteren 27 % positiv beantwortet. Bezüglich der Gottgläubigkeitbestanden große Unterschiede zwischen den einzelnen europäischen Staaten. DieUmfrage ergab, dass der Glaube an Gott in Staaten mit starkem kirchlichenEinfluss am stärksten verbreitet ist, dass mehr Frauen (58 %) als Männer (45 %)an einen Gott glauben und dass der Gottglaube mit höherem Alter, geringerer Bildung und politisch rechtsgerichteten Ansichtenkorreliert.[128][129]

Bei empirischen Untersuchungen wurdeimmer wieder festgestellt, dass die unterGläubigen verbreiteten Gottesvorstellungenauch innerhalb derselben Religion sehrvielfältig sind.[130] Ähnlichkeitsstruktur- undFaktorenanalysen ergaben verschiedeneDimensionen, aus denen ein Gottesbildaufgebaut sein kann. So können göttlicheEigenschaften beispielsweise entlang derDimensionen richtend-kümmernd,kontrollierend-rettend oder konkret-abstraktvariieren.[131]

Justin Barrett kam bei Untersuchungen unterUS-amerikanischen und indischen Gläubigenzum Ergebnis, dass Personen intuitiv zupersonenähnlichen Gottesvorstellungentendieren, die der theologischen Lehre zuwiderlaufen. Beispielsweise besteht die Tendenz, zu denken, dass Gott beziehungsweisedie Götter sich bewegen, Sinneseindrücke verarbeiten oder nur eine Aufgabe auf einmal erledigen können.[132] Andererseitswerden in abstrakteren Situationen theologische Attribute wie Allgegenwart oder Allmacht zur Beschreibung von Gott

Verbreitung des Gottglaubens

Anteil der Bevölkerung, die „glaubt,dass es einen Gott gibt“(Eurobarometer-Umfrage von 2005)

Demografie

Populäre Vorstellungen

Concept-Map von Attributen, mit denen Gott von US-amerikanischenStudenten beschrieben wurde (nach Kunkel[130]). Hier lassen sichgrob zwei Dimensionen in der Beschreibung unterscheiden, nämlichprimitiv-fürsorglich (horizontal) und abstrakt-anthropomorph(vertikal).

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übernommen. Die ontologische Diskrepanz zwischen Menschen und dem Übernatürlichen wird demnach zumindest in kognitivrelevanten, alltäglichen Situationen wie dem Gebet überbrückt, indem die Unterschiede zwischen beiden Bereichen ignoriertwerden.[133]

In der Psychoanalyse wird der Gottglaube als eine Form des Wunschdenkens betrachtet. Für Sigmund Freud war Gott dieProjektion einer perfekten, schützenden Vaterfigur, die das Gefühl einer idealisierten Kindheit vermitteln soll. Für Carl GustavJung ist Gott eine Erfahrung, die in seelischen Tiefenschichten bereit liegt. Das innerseelische Gottesbild entspricht demArchetypus des Selbst und repräsentiert psychische Ganzheit. Über die metaphysische Wirklichkeit Gottes ist damit nichtsausgesagt. Andere Psychoanalytiker sahen Gott nicht als tröstlichen Traum, sondern als Projektion des neurotischenSelbsthasses.[20] Ludwig Feuerbach, der ebenfalls religionskritische Thesen vertrat, sah im Gottglauben den „Spiegel desMenschen“, der Rückschlüsse auf das menschliche Wesen erlaube.

Die kognitive Religionswissenschaft geht davon aus, dass Menschen aufgrund ihrer Veranlagung dazu tendieren, Vorstellungenvon übernatürlichen Akteuren zu verfestigen. Die Standardtheorie begründet dies im Wesentlichen durch zwei mentale Modulebei Menschen, dem Theory of Mind Mechanism (ToMM) und der Agency Detection Device (ADD). Durch das ToMM sindMenschen in der Lage, bei anderen Akteuren Gefühle und Absichten zu vermuten. Die ADD ermöglicht es, aufgrundsensorischer Reize schnell die Anwesenheit von Akteuren in der Umgebung wahrzunehmen. Sie diente beim Frühmenschen dazu,Prädatoren rechtzeitig zu erkennen und zu meiden, wird aber auch heute noch aktiv, sodass selbst hinter natürlichen Ereignissenoftmals ein Akteur vermutet wird. Dieses Erklärungsmodell bezieht sich nicht nur auf Götter, sondern auf alle übernatürlichenAkteure.[134]

Ein verwandter Forschungsgegenstand ist die Frage, welche kognitiven Fähigkeiten in Bezug auf den Gottglauben angeborensind. Die Anthropomorphismus-Hypothese geht davon aus, dass Kinder einen Gott anfänglich als „großen Supermenschen imHimmel“ betrachten, und erst später die Vorstellung eines transzendenten, körperlosen Wesens entwickeln. Demgegenüber besagtdie Preparedness-Hypothese, dass Kinder derartige metaphysische Eigenschaften problemlos akzeptieren, da sie von Beginn ankognitiv in der Lage sind, sich allgemeine übernatürliche Akteure vorzustellen.[135]

Nachschlagewerke und Überblicksdarstellungen zur Mythologie:

Louis Grey: The Mythology of all Races (13 Bde.) Cooper Square, New York 1964.Samuel Noah Kramer: Mythologies of the Ancient World. Quadrangle Books, Chicago 1961.Manfred Lurker: Lexikon der Götter und Dämonen. Kröner, Stuttgart 1984, ISBN 3-520-82001-3.Patricia Turner, Charles Russell Coulter: Dictionary of Ancient Deities. Oxford University Press, Oxford 2001,ISBN 0-19-514504-6.Roy Willis (Hrsg.): World Mythology. Henry Holt, New York 1996, ISBN 0-8050-4913-4.

Vergleichende Religionsphilosophie:

Charles Hartshorne, William Reese: Philosophers Speak of God. The University of Chicago Press, Chicago1953.H. P. Owen: Concepts of Deity. Macmillan, London 1971, ISBN 0-333-01342-5.H. P. Owen: God, Concepts of. In: Donald Borchert (Hrsg.): Encyclopedia of Philosophy. Band 4, Thomson Gale,Detroit 2006, ISBN 0-02-865784-5, S. 107–113.Raimundo Panikkar: Deity. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion. Band 4, Thomson Gale, Detroit2005, ISBN 0-02-865733-0, S. 2252–2263.

Vergleichende Religionswissenschaft:

Psychologische Erklärungsversuche

Literatur

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John Carman: Majesty and Meekness: A Comparative Study of Contrast and Harmony in the Concept of God.Eerdmans, Grand Rapids 1994, ISBN 0-8028-0693-7.Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. Sheed and Ward, London 1958.E. O. James: The Concept of Deity: A Comparative and Historical Study. Hutchinson’s University Library, London1950.Hans-Joachim Klimkeit (Hrsg.): Götterbild in Kunst und Schrift. Bonn 1984, ISBN 3-416-04002-3.Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion. Band 6, ThomsonGale, Detroit 2005, ISBN 0-02-865733-0, S. 3616–3624.Raffaele Pettazzoni: The All-Knowing God. Methuen, London 1956. Deutsch: Der allwissende Gott. Frankfurt1960.

Commons: Gott (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:God?uselang=de) – Sammlungvon Bildern

Wiktionary: Gott – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWiktionary: Gottheit

Wikiquote: Gott – ZitateWikibooks: Religionskritik: Gott – Lern- und Lehrmaterialien

Neale Donald Walsch: Gespräche mit Gott. (https://www.gespraechemitgott.org/) 9. September 2016.Religionen weltweit: The Big Religion Chart. (http://www.religionfacts.com/big-religion-chart) In:ReligionFacts.com. 21. November 2016 (englisch; Übersicht über Gottesvorstellungen verschiedenerReligionen).William Wainwright: Concepts of God. (https://plato.stanford.edu/entries/concepts-god/) In: Edward N. Zalta(Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy. 19. Dezember 2012 (englisch).

1. Karl Helm: Altgermanische Religionsgeschichte. Band 2. Winter, Heidelberg 1953, S. 215; Jan de Vries:Altgermanische Religionsgeschichte (= Grundriß der germanischen Philologie, Band 12). Band 2. De Gruyter,Berlin 1970, S. 160.

2. Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Band 2. Unveränderter Nachdruck der vierten Auflage mit Bearbeitung vonElard H. Meyer, 1875–1878. Fourier, Wiesbaden 2003, S. 11.

3. Martin L. West: Indo-European Poetry and Myth. Oxford University Press 2007, ISBN 978-0-19-928075-9, S.120–123.

4. Stefan Zimmer: Ziu – Týr. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 35, Walterde Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018784-7, S. 929–932.

5. Wolfgang Krause: Ziu. In: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. 1940, N. F. Band 3, Nr. 6, S. 155–172.

6. Georges Darms: Schwäher und Schwager, Hahn und Huhn. Die Vrddih-Ableitung im Germanischen. R. Kitzinger,München 1978, ISBN 3-920645-26-X, S. 377 ff.; Elmar Seebold: Der Himmel, der Tag und die Götter bei denIndogermanen. In: Historische Sprachforschung 104, 1 (1991), S. 29–45.

7. Helmut Rix: Lexikon der Indogermanischen Verben. Zweite Auflage. Reichert, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89500-219-4, S. 179.

8. Dagmar S. Wodtko, Britta Irslinger und Carolin Schneider: Nomina im Indogermanischen Lexikon.Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8253-5359-9, S. 102.

9. Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. De Gruyter, Berlin 2002,ISBN 3-11-017472-3, S. 332.

10. Wolfgang Meid: Germanische Religion im Zeugnis der Sprache. In: Heinrich Beck (Hrsg.): GermanischeReligionsgeschichte – Quellen und Quellenprobleme. Ergänzungsband 5 zum Reallexikon der GermanischenAltertumskunde. De Gruyter, Berlin 1992, ISBN 3-11-012872-1, S. 494.

11. Karl Helm: Altgermanische Religionsgeschichte. Band 2, S. 36.12. Karl Helm: Altgermanische Religionsgeschichte. Band 2, S. 214 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

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13. Wolfgang Meid: Aspekte der germanischen und keltischen Religion im Zeugnis der Sprache (= InnsbruckerBeiträge zur Sprachwissenschaft, Band 52). Institut für Sprachwissenschaft, Innsbruck 1991, ISBN 3-85124-621-7, S. 17.

14. Jan de Vries: Die Geistige Welt der Germanen. WBG, Darmstadt 1964, S. 187 ff.15. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. 4. Auflage, C. H. Beck, München 2010 (Originalausgabe

1997), ISBN 978-3-406-41872-3. S. 17–18, 41.16. Theo Sundermeier: Religion - was ist das?: Religionswissenschaft im theologischen Kontext; ein Studienbuch. 2.

erweiterte Neuauflage, Otto Lembeck, Frankfurt/M. 2007, ISBN 978-3-87476-541-1. S. 33–36.17. Ina Wunn: Die Evolution der Religionen., Habilitationsschrift, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der

Universität Hannover, 2004. pdf–Version (http://d-nb.info/974383996/34), S. 451–465"18. Ilkka Pyysiäinen, Kimmo Ketola: Rethinking “God”: The Concept of “God” as a Category in Comparative Religion.

In: Tore Ahlbäck (Hrsg.): Approaching Religion (= Scripta Instituti Donneriani Aboensis. 17:1). Teil 1, Almqvist &Wiksell International, Åbo 1999, ISBN 952-12-0368-4, S. 207–214; Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents: WhyWe Believe in Souls, Gods, and Buddhas. Oxford University Press, New York 2009, ISBN 978-0-19-538002-6, S.95.

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415-16917-8.21. Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents. S. 176; John Carman: Majesty and Meekness. S. 5.22. Benson Saler, Charles A. Ziegler: Atheism and the Apotheosis of Agency. Temenos 42, 2 (2006), ISSN 0497-

1817, S. 9. ( PDF, 444 kB, 36 Seiten (https://web.archive.org/web/20120131115635/http://www.sus.utu.fi/temenos/articles/SALER_ZIEGLER_Temenos_42_2.pdf) (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive)).

23. Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents. Todd Tremlin: Minds and Gods: The Cognitive Foundations of Religion.Oxford University Press, New York 2006, ISBN 0-19-530534-5, S. 12, S. 144.

24. Siehe etwa Daniel Dennett: The Intentional Stance. MIT Press, Cambridge 1993, ISBN 0-262-04093-X; WilliamBechtel: Mental Mechanisms: Philosophical Perspectives on Cognitive Neuroscience. Routledge, New York2008, ISBN 978-0-8058-6333-8, S. 15 ff.

25. Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents. S. 23 f.26. Todd Tremlin: Minds and Gods. S. 101.27. Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In: Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3616.28. Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In: Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3618 f.29. H. P. Owen: Concepts of Deity. S. 4.30. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S.P.C.K., London 1975, ISBN 0-281-02902-4, S. 29 f.31. Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents. S. 52; Todd Tremlin: Minds and Gods. S. 5; John Carman: Majesty and

Meekness. S. 405.32. Mark Morford, Robert Lenardon: Classical Mythology. Oxford University Press, New York 2007, ISBN 978-0-19-

530804-4, S. 138.33. Bart D. Ehrman: Lost Christianities. Oxford University Press, New York 2003, ISBN 0-19-518249-9, S. 2; H. P.

Owen: Concepts of Deity. S. 7.34. Walter Hirschberg (Begr.), Wolfgang Müller (Red.): Wörterbuch der Völkerkunde. Neuausgabe, 2. Auflage,

Reimer, Berlin 2005. S. 177 (Höchstes Wesen), 268 (Naturreligion).35. in Dieter Haller (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): Dtv-Atlas Ethnologie. 2. Auflage. dtv, München 2010. S.

240.36. Roy Willis: World Mythology. S. 18 f.37. Roy Willis: World Mythology. S. 18 f.; Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 241.38. H. P. Owen: God, Concepts of. In: Encyclopedia of Philosophy. S. 108.39. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 46.40. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 42.41. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 40, 83.42. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. Kapitel 2; Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In:

Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3618.43. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 52–56.44. Oswin Köhler: Gottesnamen und Gottesvorstellungen bei den Niloten. In: Sociologus, Neue Folge / New Series,

Vol. 6, No. 1 (1956), S. 34–44.45. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 60–63.46. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 53, 82, 96.47. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 93 f.

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48. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 124–129.49. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 159, 162; Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In:

Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3619.50. Theodore Ludwig: : Gods and Goddesses. In: Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3620.

Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 245.51. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 262.52. Aharon N. Varady: Dogon Cosmology and the Interface of Nature and Culture. (https://web.archive.org/web/2011

1003003520/http://www.simpletone.com/cdi/dogon.htm) (Memento vom 3. Oktober 2011 im Internet Archive)53. Georges Dumézil: Les dieux souverains des Indo-Européens. Gallimard, Paris 1986, ISBN 2-07-029586-9.54. Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In: Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3621.55. Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In: Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3622 f.56. Theodore Ludwig: Gods and Goddesses. In: Encyclopedia of Religion. Band 6, S. 3623.57. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 419; John Carman: Majesty and Meekness. S. 143–152.58. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S. 33.59. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 48, 63.60. Mark Morford, Robert Lenardon: Classical Mythology. S. 135 ff.61. Gott (philosophisch). In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie. Band 1, Meiner, Hamburg

1999, ISBN 3-7873-1452-0, S. 796 f.62. Paul Foulquié: Dictionnaire de la langue philosophique. S. 175; Gott (philosophisch). In: Hans Jörg Sandkühler

(Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie.63. Siehe etwa Dieu. In: Régis Jolivet: Vocabulaire de la philosophie. Emmanuel Vitte, 1966, S. 61.64. Heinrich M. Schmidinger: Theismus. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage.

Band 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, Sp. 1389.65. Thomas Morris: The God of Abraham, Isaac, and Anselm. In: Anselmian Explorations: Essays in Philosophical

Theology. University of Notre Dame Press, Notre Dame (Indiana) 1987, ISBN 0-268-00616-4. Zitiert in: John W.Cooper: Panentheism: The Other God of the Philosophers. Baker Academic, Grand Rapids 2006, ISBN 0-8010-2724-1, S. 14.

66. Ernest Campbell Mossner: Deism. In: Donald Borchert (Hrsg.): Encyclopedia of Philosophy. Band 2, S. 680–693.67. Philip Merlan: Emanationism. In: Donald Borchert (Hrsg.): Encyclopedia of Philosophy. Band 3, S. 188 ff.68. Charles Hartshorne, William Reese: Philosophers Speak of God. S. 243–257; John W. Cooper: Panentheism:

The Other God of the Philosophers. S. 124 f.69. Dirk Hutsebaut: Anthropomorphic and Non-Anthropomorphic God Representations and Religious Cognitive

Styles: An Empirical Study on a Sample of Adults with High Church Involvement. In: Hans-Georg Zieberts u. a.(Hrsg.): The Human Image of God. Brill, Leiden 2001, ISBN 90-04-12031-9, S. 363.

70. Jerome Arthur Stone: Religious Naturalism Today: The Rebirth of a Forgotten Alternative. State University ofNew York Press, Albany NY 2008, ISBN 978-0-7914-7537-9, S. 11.

71. Jerome Arthur Stone: Religious Naturalism Today. S. 5 f., 10, 1272. John Carman: Majesty and Meekness. S. 67, 91.73. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S. 16.74. Raffaele Pettazzoni: The All-Knowing God. S. 5 f., 1575. Raffaele Pettazzoni: The All-Knowing God. S. 289, 292, 409.76. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S. 5.77. Mircea Eliade: Patterns in Comparative Religion. S. 452, 462.78. Raffaele Pettazzoni: The All-Knowing God. S. 149, 158, 57, 334; John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S. 7.79. H. P. Owen: God, Concepts of. In: Encyclopedia of Philosophy. S. 111 f.80. H. P. Owen: God, Concepts of. In: Encyclopedia of Philosophy. S. 110; John S. Mbiti: Concepts of God in Africa.

S. 23.81. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S. 25 f.82. M. Chossat: Dieu (connaissance naturelle de). In: Alfred Vacant, Eugène Mangenot (Hrsg.): Dictionnaire de

théologie catholique. Band 4, Letouzey et Ané, Paris 1911, Sp. 757.83. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S. 15.84. Mohammad Zia Ullah: Islamic Concept of God. Kegan Paul International, London 1984, ISBN 0-7103-0076-X, S.

19.85. Søren Kierkegaard, David F. Swension (Übers.): Philosophical Fragments. Princeton University Press, Princeton

1936, S. 31.86. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. S. 27 f.

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87. John W. Cooper: Panentheism: The Other God of the Philosophers. S. 13 ff.88. Charles Hartshorne, William L. Reese (Hrsg.): Philosophers Speak of God. University of Chicago Press, Amherst

1963. (Reprint: Humanity Books, 2000, ISBN 1-57392-815-1).89. Hans-Joachim Klimkeit: Götterbild in Kunst und Schrift. S. 1–17.90. Frederick Ferré: In Praise of Anthropomorphism. In: International Journal for Philosophy of Religion. 16 (1984),

ISSN 0020-7047, S. 203–212.91. Hans-Joachim Klimkeit: Götterbild in Kunst und Schrift. Richard H. Wilkinson: Die Welt der Götter im alten

Ägypten. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1819-6, S. 28, 45, S. 29.92. Thorkild Jacobsen: The Treasures of Darkness. Kapitel 2. Yale University Press, New Haven 1976, ISBN 0-300-

01844-4.93. Thorkild Jacobsen: The Treasures of Darkness. Kapitel 3, 4.94. Thorkild Jacobsen: The Treasures of Darkness. Kapitel 5.95. Zitiert in Hans-Joachim Klimkeit: Götterbild in Kunst und Schrift. S. 62.96. Richard H. Wilkinson: Die Welt der Götter im alten Ägypten. Kapitel 197. Richard H. Wilkinson: Die Welt der Götter im alten Ägypten. Kapitel 298. Alain Daniélou: Le polythéisme hindou. S. 25 f. Buchet/Chastel, Paris 1960.99. Alain Daniélou: Le polythéisme hindou. Teil 2. II, 2. V.

100. Alain Daniélou: Le polythéisme hindou. Teil 3.101. Alain Daniélou: Le polythéisme hindou. S. 32 ff.; John Carman: Majesty and Meekness. S. 210.102. Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents. S. 137 f.103. Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents. S. 143 f., 162; Akira Sadakata: Buddhist Cosmology: Philosophy and

Origins. Kapitel 6104. Ilkka Pyysiäinen: Supernatural Agents. Akira Sadakata: Buddhist Cosmology: Philosophy and Origins. Kosei,

Tokio 1997, ISBN 4-333-01682-7, S. 157 f., S. 125 f., 164.105. Mark Morford, Robert Lenardon: Classical Mythology. S. 26 f., 55 ff.106. Mark Morford, Robert Lenardon: Classical Mythology. S. 663.107. Helmer Ringgren: Israelitische Religion (= Die Religionen der Menschheit. Band 26). Kohlhammer, Stuttgart

1982, ISBN 3-17-004966-6, S. 37, 58; Oswald Loretz: Ugarit und die Bibel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft,Darmstadt 1990, ISBN 3-534-08778-X, S. 73.

108. Oswald Loretz: Ugarit und die Bibel. S. 75–86.109. Helmer Ringgren: Israelitische Religion. S, S. 39, 40 ff., 85110. Helmer Ringgren: Israelitische Religion. S. 62–77.111. Maria Höfner: Die vorislamischen Religionen Arabiens. In: Christel Matthias Schröder (Hrsg.): Die Religionen

Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer (= Die Religionen der Menschheit. Band 10,2). Kohlhammer, Stuttgart1970, S. 237–293.

112. Maria Höfner: Die vorislamischen Religionen Arabiens. S. 354–389.113. Louis Jacobs: God: God in Postbiblical Judaism. In: Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion. Band 5, S.

3457–3552.114. Louis Jacobs: God: God in Postbiblical Judaism. In: Encyclopedia of Religion. Band 5, S. 3550 ff.115. Dirk Hartwig: Der ‚Urvertrag‘: ein rabbinischer Diskurs im Koran. In: Dirk Hartwig, Walter Homolka, Michael J.

Marx, Angelika Neuwirth (Hrsg.): „Im vollen Licht der Geschichte“. Die Wissenschaft des Judentums und dieAnfänge der Koranforschung. ERGON Verlag, 2008. S. 191. ISBN 978-3-89913-478-0.

116. Vgl. Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra. Eine Geschichte desreligiösen Denkens im frühen Islam. 6 Bände Berlin: De Gruyter 1991–97. Band IV, S. 365.

117. Vgl. Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra. Eine Geschichte desreligiösen Denkens im frühen Islam. 6 Bände. Berlin: De Gruyter 1991-97. Bd. I, S. 358–364.

118. Vgl. dazu van Ess: Theologie und Gesellschaft. Bd. IV, S. 441–444.119. Vincent J. Cornell: God: God in Islam. In: Encyclopedia of Religion. Band 5, S. 3566.120. Für Beispiele aus der frühislamischen Zeit vgl. Heinz Halm: Die islamische Gnosis. Die extreme Schia und die

ʿAlawiten. Zürich/ München 1982, S. 54 und S. 73.121. Alfred Métraux: Voodoo in Haiti. (Le Vaudou haitien. 1958) Gifkendorf 1994, ISBN 3-926112-39-5.122. Gott (philosophisch). In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie.123. Michael Shermer: How We Believe: Science, Skepticism, and the Search for God. Holt, New York 2003, ISBN 0-

8050-7479-1, S. 269, 273.124. Bertrand Russell: Is There a God? In: John G. Slater (Hrsg.): The Collected Papers of Bertrand Russell. Band 11,

Routledge, London 1997, ISBN 0-415-09409-7, S. 543–548.

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125. Siehe etwa Victor Stenger: God: The Failed Hypothesis. Prometheus, Amherst NY 2008, ISBN 978-1-59102-652-5.

126. Phil Zuckerman: Atheism: Contemporary Rates and Patterns. In: Michael Martin (Hrsg.): The CambridgeCompanion to Atheism. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-60367-6 (PDF, 123 kB,30 Seiten (https://web.archive.org/web/20090612114443/http://www.pitzer.edu/academics/faculty/zuckerman/Ath-Chap-under-7000.pdf) (Memento vom 12. Juni 2009 im Internet Archive)).

127. Encyclopædia Britannica Online: Religion: Year In Review 2009. (https://web.archive.org/web/20100318120229/http://www.britannica.com/EBchecked/topic/1581715/religion-Year-In-Review-2009/286517/Worldwide-Adherents-of-All-Religions) (Memento vom 18. März 2010 im Internet Archive) 2010 (englisch; Rohtext-Version).

128. Eurobarometer Social values, Science and Technology 2005, S. 9 (PDF, 1,6 MB (http://ec.europa.eu/commfrontoffice/publicopinion/archives/ebs/ebs_225_report_en.pdf) auf ec.europa.eu).

129. Übersicht: Religiöser und spiritueller Glaube. (http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/europa/70645/religioeser-und-spiritueller-glaube) Bundeszentrale für politische Bildung, 20. Dezember 2011, abgerufen am 6.März 2019 (Quelle: Europäische Kommission: Special Eurobarometer: Social values, Science and Technology.Juni 2005).

130. Kark A. Kunkel u. a.: God Images: A Concept Map. In: Journal for the Scientific Study of Religion. 38, 2 (1999),ISSN 0021-8294, S. 193–202.

131. Siehe etwa Mark Krejci: Gender Comparison of God Schemas: A Multidimensional Scaling Analysis. In:Approaches to Uncovering the Latent Structure of Religious Concepts. American Psychological Association, LosAngeles 1994. Zitiert in Kunkel (1999), S. 200.

132. Justin L. Barrett, Frank C. Keil: Conceptualizing a Nonnatural Entity: Anthropomorphism in God Concepts. In:Cognitive Psychology. Nr. 31, 1996, ISSN 0010-0285, S. 219–247 (PDF, 210 kB, 29 Seiten (https://web.archive.org/web/20111015153129/http://www.wjh.harvard.edu/~lds/readinggroup/barrett1996.pdf) (Memento vom 15.Oktober 2011 im Internet Archive)); Justin L. Barrett: Cognitive Constraints on Hindu Concepts of the Divine. In:Journal for the Scientific Study of Religion. Band 37, Nr. 4, Dezember 1998, S. 608–619; Justin L. Barrett: DumbGods, Petitionary Prayer and the Cognitive Science of Religion. In: Ilkka Pyysiäinen, Veikko Anttonen: CurrentApproaches in the Cognitive Science of Religion. Continuum, London 2002, ISBN 0-8264-5709-6, S. 93–109.

133. Todd Tremlin: Minds and Gods. S. 94–100.134. Todd Tremlin: Minds and Gods. S. 75–86.135. Justin L. Barrett, Rebekah Richert: Anthropomorphism or Preparedness? Exploring Children’s God Concepts. In:

Review of Religious Research. 44, 3 (2003), ISSN 0034-673X, S. 300–312; Nikos Makris, Dimitris Pnevmatikos:Children’s Understanding of Human and Supernatural Mind. In: Cognitive Development. 22, 3 (2007),ISSN 0885-2014, S. 365–375.