EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

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Jugendliche informieren über Europa

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EuroPeers haben mit dem EU-Programm JUGEND IN AKTION Grenzen überschritten. Ihre Erfahrungen geben sie an andere Jugendliche weiter. Die Broschüre präsentiert EuroPeer-Gesichter und EuroPeer-Geschichten. Und zeigt das Wirken und die Wirkungen der EuroPeers.

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Jugendliche informieren über Europa

Page 2: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Herausgeberin: JUGEND für Europa Deutsche Agentur für das EU-Programm JUGEND IN AKTION Godesberger Allee 142 – 148 53175 Bonn Telefon +49 (0) 0228 9506-220 www.webforum-jugend.de

Verantwortlich:

Hans-Georg Wicke

Redaktion:

Andreas Klünter, Fabienne Pradella

Texte:

Marco Heuer

Redaktionelle Mitarbeit:

Barbara Schmidt, Diana Bach, Heike

Zimmermann, Manfred von Hebel,

Svenja Fischer

Fotos:

JUGEND für Europa

Titelfoto: © franckreporter /

istock

Gestaltung:

elfgenpick

Mai 2012

Die im Rahmen dieser Publikation verwendeten Statistiken sind Teil der Evaluation: „Evaluations-

bericht EuroPeers. Nutzen und Wirken eines Peer-to-Peer Projekts in der Informationsarbeit über

Mobilitäts- und Beteiligungsmöglichkeiten in Europa“, Bonn, Februar 2012 von Diana Bach.

Gefördert durch:

Page 3: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

InhaltVorwort ...........................................................................................................................................4

Was sind EuroPeers? ...........................................................................................5

EuroPeers – Europa aus erster Hand ..................................................................................5

Die Rolle von JUGEND für Europa ..........................................................................................7

Stimmen Warum machst du bei EuroPeers mit? ............................................................8

EuroPeer werden ......................................................................................................9

EuroPeer-Schulung ......................................................................................................................9

„Weltverbessererlaune“ nach der EuroPeer- Schulung ............................................ 10

In Zahlen Wie zufrieden warst du mit deiner EuroPeer-Schulung? .................... 13

EuroPeer-Netzwerk .................................................................................................................. 14

In Zahlen Wie lange bist du schon als EuroPeer aktiv? ............................................ 16

EuroPeer sein .............................................................................................................. 17

Wo hat man sonst schon eine so intensive Möglichkeit zum Austausch? ....... 17

EuroPeer-Teamerinnen: Einmal EuroPeer, immer EuroPeer? ................................. 18

EuroPeer on stage mit Barroso ........................................................................................... 20

Stimmen Was hat dir dein Engagement gebracht? .................................................... 22

EuroPeer-Veranstaltungen .................................................................... 23

Veranstaltungsbeispiele ....................................................................................................... 24

In Zahlen Welche Veranstaltungen wurden am häufigsten durchgeführt? ... 25

Engagement für Europa ......................................................................................................... 26

Die living library im Einsatz in Hamburg ........................................................................ 28

In Zahlen Wer nutzt EuroPeers? ......................................................................................... 30

Ausblick ............................................................................................................................... 31

Der Blick nach vorne ................................................................................................................ 31

„Natürlich ganz Europa – was denn sonst?“ ................................................................. 32

In Zahlen Was hat sich für dich geändert? ..................................................................... 35

In Zahlen Was möchtest du Anderen mitgeben? ........................................................ 35

Kontakt

Sie wollen EuroPeers einladen?

Mehr auf Seite 23

Page 4: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

EuroPeers haben mit dem EU-Programm JUGEND IN

AKTION Grenzen überschritten, um eine Zeit lang im

Ausland zu leben. Sie haben etwas bewegt, indem sie

eigene Projekte auf die Beine gestellt haben.

Ihre Geschichten und Erfahrungen geben sie weiter –

an andere Jugendliche. Auf ihren Veranstaltungen in-

formieren sie über Europa. Und sie motivieren Andere,

ebenfalls die Möglichkeiten wahrzunehmen, die Euro-

pa ihnen bietet.

Ein paar Zahlen dazu?

Ungefähr 500 EuroPeers wurden in sechs Jahren von

JUGEND für Europa geschult. Ungefähr einhundert

Veranstaltungen von und mit EuroPeers gibt es pro Jahr  –

nur in Deutschland. Die meisten Veranstaltungen sind

selbstorganisiert und ehrenamtlich. Es gibt EuroPeers,

die seit über fünf Jahren im Projekt aktiv sind.

EuroPeers leben Europa. Sie sind in Europa aktiv,

studieren oder arbeiten im Ausland und setzen sich

kritisch mit den europäischen Entwicklungen ausein-

ander. EuroPeers vermitteln Europa nicht trocken und

ab strakt. Sie zeichnen ein lebendiges Bild von Europa

und zeigen, wie Europa Realität für jeden werden kann.

Die Bandbreite der EuroPeer-Veranstaltungen reicht

von Schulstunden bis hin zu mehrmonatigen Projek-

ten. EuroPeers motivieren nicht nur Andere, etwas zu

tun. Sie motivieren auch sich selbst zu immer neuen

Aktivitäten. Und 99% sagen, dass ihre Aktivitäten

ihnen etwas bringen – persönlich wie beruflich.

Seit seiner Entstehung hat sich das Projekt EuroPeers

permanent weiterentwickelt. Mittlerweile ist es zu einem

unverzichtbaren Bestandteil der Umsetzung des europäi-

schen Jugendprogramms in Deutschland geworden.

Die Broschüre stellt Ihnen die EuroPeers vor, präsen-

tiert EuroPeer-Gesichter und EuroPeer-Geschichten.

Wie die Zukunft für die EuroPeers aussieht: Sie soll

gerne noch internationaler sein. EuroPeers wollen

auch in anderen Ländern auf sich aufmerksam machen.

Erste Schritte hierzu sind gemacht.

Die EuroPeers bleiben in Bewegung.

„EuroPeers“ ist das richtungsweisende peer-to-peer-Projekt von JUGEND für Europa.

Jugendliche informieren Jugendliche über Europa. Dahinter verbirgt sich eine einfache

Erkenntnis: Wer kann besser europäische Erfahrungen weitertragen als diejenigen,

die genau diese Erfahrungen gemacht haben? Richtig. Niemand!

Lust auf Europa?

4 Vorwort

Page 5: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

EuroPeers – Europa aus erster HandEuroPeers sind junge Menschen, die mit dem EU-Programm

JUGEND IN AKTION aktiv waren. Ihre Erfahrungen, die sie

während eines Freiwilligendienstes, bei einer Jugendinitiative

oder auf einer Jugendbegegnung gemacht haben, geben

sie an andere Jugendliche weiter.

Sie gehen in Schulen, Jugendclubs oder Fußgängerzonen, um Jugendlichen von

ihren Erfahrungen mit Europa zu erzählen. Sie informieren über das Programm

JUGEND IN AKTION sowie über andere Mobilitätsprogramme und gestalten

Workshops, Schulstunden oder Ausstellungen zum Thema Europa. EuroPeers

wissen, Europa lässt sich erleben und gestalten.

JUGEND für Europa, die deutsche Agentur für das EU-Programm JUGEND IN

AKTION, entwickelte das Projekt „EuroPeers“ im Jahr 2005. Allein 2011 gab es

134 EuroPeer-Veranstaltungen in Deutschland. EuroPeers zeigen, dass die Aus-

einandersetzung mit Europa nicht trockener Wissenserwerb sein muss.

Über 600 Veranstaltungen zu „Jugend und Europa“ haben EuroPeers innerhalb von fünf Jahren gestaltet.

5wAs sInD EUroPEErs? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK

Page 6: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

EuroPeers wissen, Europa lässt sich erleben und gestalten.

EuroPeers wollen

_ Aufmerksamkeit bei Jugendlichen für europäische Angebote wecken,

_ Mut, (Welt-)Offenheit und Unternehmergeist stärken,

_ Jugendliche für gesellschaftliches Engagement sensibilisieren,

_ ihre Erfahrungen mit Europa weitergeben und die europäische Bürgerschaft stärken,

_ die Chance der erlebbaren kulturellen Vielfalt zeigen,

_ zur kritischen Reflexion der EU-Politik anregen.

6 wAs sInD EUroPEErs? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK

Page 7: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

EuroPeers erreichen Einrich-tungen der formalen und der non-formalen Bildung wie Schulen, Jugendzentren oder Berufsinformations zentren.

Die Rolle von JUGEND für Europa

EuroPeers ist eine Initiative

von JUGEND für Europa, der

deutschen Agentur für das EU-

Programm JUGEND IN AKTION.

Als Partner von 35 europä ischen

Agenturen setzt JUGEND für

Europa das EU-Programm

JUGEND IN AKTION in Deutsch-

land verantwortlich um.

Seit 2005 koordiniert JUGEND

für Europa in diesem Zusam-

menhang das EuroPeer- Projekt.

JUGEND für Europa bildet die

EuroPeers aus, unterstützt sie

bei ihren Veranstaltungen und

bietet darüber hinaus eine

Reihe weiterer Angebote für die

EuroPeers an.

JUGEND für Europa arbeitet

im Auftrag des Bundesminis-

teriums für Familie, Senioren,

Frauen und Jugend sowie der

Europäischen Kommission.

Weitere Informationen unter

 www.jugendfuereuropa.de

EuroPeers initiieren ihre Veranstaltungen selbstständig oder werden als Refe-

rentInnen eingeladen. Im Durchschnitt führt ein EuroPeer 4,6 Veranstaltungen

durch. Mehr als 1/3 der EuroPeers ist bis zu drei Jahre aktiv und 12,8 % sogar bis

zu fünf Jahre.

Mit ihren Veranstaltungen bilden EuroPeers ihre eigenen Kompetenzen kontinu-

ierlich weiter aus. 94 % der aktiven EuroPeers sagen, ihr Engagement habe einen

Nutzen für ihre persönliche Entwicklung. 72 % sagen, ihr Engagement habe einen

Nutzen für ihre berufliche Entwicklung.

Eine Studie, die im Auftrag der Generaldirektion Bildung und Kultur der Euro-

päischen Kommission durchgeführt wurde, bezeichnet das EuroPeer-Projekt als

Best-Practice Beispiel. Die Weitergabe der persönlichen Erfahrungen, die Wer-

bung für das non-formale Bildungsprogramm sowie die Motivation zur Ausein-

andersetzung mit der EU im Generellen werden als sehr erfolgreich bewertet.

7wAs sInD EUroPEErs? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 7

Page 8: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Viele wissen nicht, welche Möglichkeiten ihnen JUGEND IN AKTION bietet. Darauf möchte ich aufmerk-sam machen. Und meine Erfahrungen mit „Europa“ will ich weitergeben, um deutlich zu machen, dass die EU nicht „einfach weit weg“ ist.

Es ist natürlich schwierig, aus dem

trauten Heim auszubrechen und

ins Ausland zu gehen. Aber die

Erfahrungen sind ein Geschenk,

das du nie vergessen wirst.

Das möchte ich weitergeben.

Ich möchte andere motivierte Menschen treffen, mit denen ich zusammen Projekte machen kann. Dafür sind die EuroPeers perfekt.

Ich will mich engagieren und für die Gesellschaft stark machen!

Ich will einfach meine Begeisterung weitergeben!

Warum machst du bei EuroPeers mit

…weil mir EuroPeers richtig was bringt:

Page 9: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

EuroPeer-SchulungKonzept und Umsetzung

Zweimal im Jahr organisiert JUGEND für Europa eine EuroPeer-Schulung.

Eingeladen sind alle jungen Menschen, die in den letzten Jahren am EU-

Programm JUGEND IN AKTION teilgenommen haben.

Ziel jeder Schulung ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fünf Tagen fit

für eigene Veranstaltungen und Projekte zu machen. Sie sollen das notwendige

Handwerkszeug vermittelt bekommen, um ihre europäischen Erfahrungen an

andere Jugendliche weitergeben zu können.

Auf den Schulungen werden Workshops zu folgenden Themen angeboten:

_ Basiswissen zu Europa

_ Projektmanagement

_ Moderations- und Präsentationstechniken

_ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

_ Mobilitätsprogramme in Europa

_ Methoden zur Europavermittlung

Die Workshopinhalte beleuchten verschiedene Aspekte, die für EuroPeers bei der

Durchführung ihrer eigenen Veranstaltungen wichtig sind. Neben diesen inhalt-

lichen Elementen dient die Schulung insbesondere der Vernetzung der EuroPeers

untereinander sowie der konkreten Projektplanung.

Gemäß der peer-to-peer-Idee sind bei den Schulungen immer erfahrene Euro-

Peers als Teamerinnen und Teamer eingebunden.

Jährlich werden ca. 75 neue EuroPeers in Deutschland geschult. Die Kosten für

die Schulung werden bis auf eine geringe Eigenbeteiligung von JUGEND für

Europa übernommen.

Eine erste Schulung außerhalb Deutschlands wurde im März 2012 in Luxemburg

durchgeführt.

WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 9

Page 10: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Was passiert auf einer EuroPeer-Schulung? Wiebke Knäpper, caroline Reiter

und Anke Weiß haben Tagebuch geführt.

„ Weltverbessererlaune nach der EuroPeer- Schulung“

1. Tag

  Auf geht’s! – Gedanken vor der Schulung

­(Caroline)

„Endlich wieder ein Seminar!“ Das hätte ich vor

meinem Freiwilligendienst wohl nicht gedacht.

Aber jetzt freue ich mich auf neue, interessante

Leute. Auf dieses „Volunteers’ Feeling“ und den

Willen, etwas zu bewegen in der Welt. Der ist mir

nämlich in den letzten Monaten etwas abhanden

gekommen. Ich brauche dringend wieder eine

Dosis Weltverbessererlaune.

Ich brauche Ablenkung vom Ernst-des-Lebens-

Gerede, von Studienwahl und Wohnungssuche.

Das Gefühl, die Erfahrungen meines Auslands-

jahres nicht einfach vergessen zu müssen, sondern

weitergeben zu können.

  Wir lernen uns kennen (Anke)

Es geht los. Das Team wird vorgestellt. Wirken

ganz nett. Zwei Leute von der Agentur, Heike

und Andreas, und drei EuroPeers, Lisa, Olivia

und Sarah.

Dann das Kennenlernen. Bei 60 Leuten ist das

nicht so leicht – vor allem, wenn man sich Namen

so schlecht merken kann wie ich. Neben den Stan-

dard-Spielchen haben sich die drei EuroPeers eine

Rallye für uns ausgedacht. In 3er Gruppen geht

es ab in den Wald. Ich bin mit zwei Mädels unter-

wegs, die auch in Norwegen und Dänemark waren.

Mit den beiden verstehe ich mich jetzt schon super.

2. Tag

  Workshop „Aktiv in Europa“ (Anke)

Wir stellen uns vor, wie es ist, drei Monate in

einem Land Europas zur freien Verfügung zu

haben. Traumland und Traumprojekt. Spanien

klingt sehr gut, aber was genau will ich da

machen?

Nach dem Einstieg dann die Gruppenarbeit.

Wie kann man Europa-Interessierte am besten

beraten? Welche Programme und Aktionen kön-

nen wir empfehlen? Wir präsentieren die Ergeb-

nisse im Rollenspiel. Hinterher erfahren wir,

was für Sachen man wirklich machen kann. Ver-

rückt, wie viel möglich ist! Sehr hilfreich, nicht

nur für EuroPeers, sondern auch für mich ganz

persönlich.

  Workshop „Europa vermitteln“­(Wiebke)

Welche Methoden kann man nutzen, um Europa

angemessen zu vermitteln? Wir spielen „Europa –

Eins, Zwei oder Drei“. Die Stimmung durch Be-

wegung auflockern, Wissen vermitteln. Darum

geht’s. Dann diskutieren wir über Europa – im

Caroline Reiter

WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK10

Page 11: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

stillen Schreibgespräch. Mit Interesse lese ich die

Beiträge der Anderen. Jeder von uns hat ja einen

anderen Teil kennen gelernt.

Mich überrascht, dass ich beim Antworten eini-

ge Zeit brauche. Ich muss erst einmal die deutsche

und die moldawische Perspektive miteinander ab-

gleichen. Im Gegensatz zur Schule wird hier ziel-

gerichteter gearbeitet. Die Beiträge sind kürzer, es

gibt schneller Ergebnisse.

  „EuroPeers live“ (Caroline)

Heute Abend heißt es „EuroPeers live“ – Lisa,

Olivia und Sarah berichten von ihren Erfahrun-

gen. Der Raum ist gemütlich beleuchtet, Decken

und Kissen liegen auf dem Boden. Eindeutig

kein steifer Vortrag, sondern lockeres Abendpro-

gramm.

Bei Snacks und Getränken erzählen sie uns von

ihren persönlichen EuroPeer-Werdegängen. Von

Erfolgsaktionen genauso wie von Flops. Als zum

Beispiel bei Sarahs erster Infoveranstaltung fast

niemand kam. Oder als ein Stand in der Stadtbib-

liothek total in die Hose ging, mangels Publikum.

Dann wieder berichten alle begeistert von einer

Großaktion in München. Zudem gab es eine ganze

Reihe von Schulveranstaltungen, die mal besser,

mal schlechter liefen.

Der Begriff „EuroPeer“ nimmt langsam Gestalt

an. Die Geschichten, Filme und Fotos der drei ver-

anschaulichen gut, welche Möglichkeiten es gibt.

Auf den Decken liegen weitere Veranstaltungsbe-

richte aus. Es wirkt. Das Abendprogramm scheint

bei so manchen Ideen geweckt zu haben. Sehr ge-

lungen, muss ich sagen.

3. Tag

  Workshop „Präsentationstechniken“

(Anke)

Endlich lerne ich von einem Profi, wie man sich

und sein Anliegen am besten präsentiert.

Erster Eindruck der Workshop-Leiterin: sehr

locker, sehr spontan und: Schwedin! Alle bekom-

men sofort wieder Energie. Wir sammeln Fakten

und Tipps für verschiedene Präsentationstechni-

ken. Die Körpersprache ist am wichtigsten. Das

hätte ich nicht gedacht. Und natürlich geht es

in die Praxis. Wir sollen die Einleitung für eine

EuroPeer-Präsentation machen.

Obwohl ich selbst nicht präsentiere, lerne ich

viel. Vor Flip-Charts werde ich nicht mehr zurück-

schrecken. Ich bin jetzt richtig motiviert zu präsen-

tieren. Hat jemand mal ein Thema für mich?

  Workshop „Presse- und

Öffentlichkeits arbeit“ (Caroline)

Nur langsam finden sich die angehenden EuroPeers

im Workshop eines Journalisten ein. Offenbar

befänden sich die meisten Teilnehmer morgens

um neun doch lieber im Bett als im Seminarraum.

Bald merkt jeder: Hier gibt es wichtiges Hand-

werkszeug für spätere Projekte. Wir lernen, uns

journalistisch auszudrücken oder die richtige

Überschrift zu finden. Auch die Frage, in welchen

Medien wir Projekte am besten publik machen,

steht auf dem Programm.

Dazu gehört auch, eine eigene Pressemittei-

lung zu verfassen. Schule und Textverfassung auf

Knopfdruck sind schon lange her. Gar nicht einfach,

plötzlich einen überzeugenden Artikel hervor zu

zaubern. Am Ende sind alle froh über die Übung.

Anke Weiß

WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 11

Page 12: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Wiebke Knäpper

Nach dem Workshop bin ich erleichtert. Das ist

gar nicht so kompliziert und undurchsichtig. Ich

kann mir jetzt vorstellen, mit der Presse Kontakt

aufzunehmen. Sieht so aus, als könnten auch

Leute wie wir eine Nachricht in die Zeitung

bringen.

4. Tag

Workshop „Veranstaltungsmanagement“

(Caroline)

Veranstaltungsmanagement. Das ist wieder so

ein Wachwerde-Programm. Schläfriges Gähnen

am Anfang, engagierte Diskussionen am Ende.

Ich will wissen, ob meine Traumfantasie der Be-

hindertenbegegnung ein Traum bleiben muss.

Zuerst geht es darum, das Ziel zu definieren. Hilf-

reich sind die W-Fragen, die uns als Leitfaden zur Pro-

jektentwicklung vorgestellt werden. Dann kommt die

konkrete Planung.

In Kleingruppen dürfen wir unsere persönliche

Veranstaltung planen – oder zumindest so tun als

ob. Es gibt viele gute Vorschläge. Von Musik- und

Kunstprojekten über Wanderung und Radtour bis

hin zu meinem Integrativen Jugendprojekt ist alles

dabei.

Integratives Jugendprojekt – man beachte den Na-

menswandel – hört sich doch schon viel besser an.

Trotzdem wird uns bald klar, dass ein integrativer

und internationaler Jugendaustausch eine ganz schön

große Sache ist.

Die Gruppe kommt einstimmig zu dem Schluss,

dass wir lieber klein anfangen sollten. Aber trotzdem

weiß ich jetzt: Es ist nicht unmöglich. Es fehlt eben

nur ein bisschen Erfahrung.

  Projektbörse (Anke)

Endlich kommen wir dazu, konkrete Projek-

te zu planen. Darauf haben alle gewartet. Wir

schreiben unsere Ideen auf. Jeder trägt sich bei

den Gruppen ein, für deren Ideen er oder sie sich

interessiert. Nur: Es gibt richtig viele Ideen. Wo

soll man sich da zuordnen? Am besten wäre es,

von allem etwas mitzubekommen.

Ich lerne die neuen EuroPeers aus meiner Re-

gion kennen. Wir fangen an, unsere Projekte zu

gestalten. Soviel Kreativität zusammen ist wirk-

lich motivierend. Kuchenspaß und Fahrradtour

an der Weser? Super! Dann schreiben wir alles

einmal auf und verteilen Arbeitsaufgaben.

  Talentshow (Wiebke)

Die ganze Zeit über habe ich gerätselt, was sich

hinter dem Programmpunkt „EuroPeers Talent-

show“ verbirgt. Jetzt weiß ich es. Die Tanzper-

formance war spitze. Die Stimmung hätte besser

nicht sein können. Wir haben getanzt bis … Ehr-

lich gesagt, ich weiß es gar nicht mehr.

5. Tag

Gedanken zum Abschied­ (Anke)

Die Zeit ist gekommen. Die Schulung ist zu

Ende. Mehr als 50 Jugendliche sind in Taxis auf

dem Weg zum Bielefelder Bahnhof. Es war sehr

spannend, informativ und lustig, aber auch sehr

anstrengend. Als wir die Auswertung machen,

fällt mir auf: Es gibt gar keine negative Kritik. Ein

voller Erfolg also.

Zum Schluss bleibt ein sehr gutes Gefühl übrig

und eine große Motivation. Für mich hat sich das

Kommen gelohnt.

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Page 13: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Wie zufrieden warst du mit deiner EuroPeers-Schulung?Ich fand sie …

… sehr hilfreich … hilfreich … weder/noch … … wenig hilfreich … nicht hilfreich Keine Angabe

Page 14: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

EuroPeer-NetzwerkAls EuroPeer gibt man seine eigenen Erfahrungen weiter.

Aber man bleibt auch in Kontakt mit leuten, die ganz ähnliche

Dinge erlebt haben wie man selbst.

Das verbindet. Es ist ein wichtiger Motivationsgrund für EuroPeers, dass sie über ihr

EuroPeer-Engagement die Möglichkeit haben, sich weiterhin mit Gleichgesinnten aus-

tauschen zu können. Zu groß ist ansonsten die Gefahr, dass die Auslandserfahrungen

im Alltagsstress wieder untergehen.

Um den Austausch zu unterstützen, lädt JUGEND für Europa jedes Frühjahr alle

aktiven EuroPeers zu einem Jahrestreffen ein. Jahrestreffen dienen der Fortbildung,

Information und Projektplanung. Sie sind entscheidend für die Weiterentwicklung des

Netzwerkes. EuroPeers bringen ihre Projektideen ein, die sie mit anderen EuroPeers

umsetzen wollen. Und sie diskutieren, wie das EuroPeer-Netzwerk verbessert werden

kann.

Einmal im Monat informiert ein Newsletter alle EuroPeers über aktuelle Termine,

Entwicklungen, Fortbildungen oder Ausschreibungen und fasst die Aktivitäten der

Auf den Jahrestreffen werden wichtige Entwicklungen diskutiert und angestoßen.

WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK14

Page 15: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Das Netzwerk motiviert zu immer neuen Aktionen.

Freiwilliges Engagement, das sich auszahlt.

EuroPeers aus dem letzten Monat zusammen. Auch über facebook kann man auf dem

Laufenden bleiben. Der restliche Austausch ist in der Regel selbstorganisiert.

Daraus ergeben sich immer wieder Synergieeffekte. EuroPeers sollen sich weiterbilden

und gleichzeitig einen kreativen Freiraum für ihre Europa-Aktionen nutzen können.

Viele EuroPeers sind jahrelang aktiv. Einige werden regelmäßig als ReferentInnen für

Infoveranstaltungen an Schulen, bei Stiftungen oder in Berufsinformationszentren

angefragt. Andere planen größere Aktionen wie Jugendbegegnungen oder Jugendini-

tiativen. EuroPeers können selbst EuroPeer-TeamerInnen werden und neue EuroPeers

ausbilden. Und EuroPeers nutzen die internationalen Fortbildungsmöglichkeiten des

Programms JUGEND IN AKTION. Einige EuroPeers sind mittlerweile auch

beruflich in einem europäischen Kontext tätig.

Das Engagement bei den EuroPeers ist ausdrücklich freiwillig. Doch selbstverständlich

hat freiwilliges Engagement seinen Nutzen: EuroPeers bleiben in Kontakt mit Europa.

Und sie machen weitere Lernerfahrungen - mit einem Zugewinn an persönlichen und

beruflichen Schlüsselkompetenzen.

EuroPeer- Treffen bieten viel kreativen Frei-raum, um Projekte zu pla nen, zu diskutieren oder gute Stimmung zu verbreiten.

WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 15

Page 16: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

38,5%

bis zu 3 Jahre

23,1%

bis zu 1 Jahr

12,8%

bis zu 5 Jahre

12,8%

gerade begonnen

Wie lange bist du schon als EuroPeer aktiv?

Page 17: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Markus Heinze

Wo hat man sonst schon eine so intensive Möglichkeit zum Austausch?Für Markus Heinze aus Berlin sind die EuroPeers nicht mehr wegzudenken.

„Europa gehört zu meinem Alltag“, sagt Markus. „Dafür will ich auch andere Jugendliche begeistern.“

Derzeit schließt der gelernte Sozial-Assistent eine Ausbildung zum Erzieher ab.

Wie kamst du zu den EuroPeers?

Durch einen Zufall. Wir hatten gerade zwei Frei-

willige aus der Türkei bei uns im Verein „KIDS  &

CO“. JUGEND für Europa lud sie ein, an einer

EuroPeer-Schulung in Hannover teilzunehmen.

Sie war speziell für Jugendliche mit Migrations-

hintergrund ausgerichtet. Doch unsere beiden

Freiwilligen wollten nicht alleine dorthin. Sie

konnten noch nicht so gut Deutsch, also fuhr ich

mit. Und was ich dann dort mitbekam, hat mir

die Augen geöffnet.

Inwiefern?

Na ja, JUGEND für Europa ist ja die National-

agentur für das EU-Programm JUGEND IN

AKTION. Und so habe ich das erste Mal z. B. von

einem Europäischen Freiwilligendienst (EFD)

gehört. Die ganzen Möglichkeiten klangen fas-

zinierend. Ich bin dann gleich zum nächsten

EuroPeer-Jahrestreffen gefahren, hab mir von

anderen Jugendlichen von ihren Erfahrungen im

Ausland berichten lassen und war selbst ganz heiß

auf so einen EFD. Den habe ich dann in einem

Kindergarten in Luxemburg verbracht, in dem

alle Kinder einen Migrationshintergrund hatten.

Ich konnte viele Projekte selbst entwickeln.

Wie haben deine Freunde auf deinen EFD in

Luxemburg reagiert?

Die wurden neugierig. Ich habe ihnen viel

erzählt, ihnen Fotos gezeigt. Jetzt wollen sie

so etwas auch machen. Aber es ist gar nicht

so einfach. Viele meiner Freunde können

kein Englisch. Und dann gibt es auch viele

Organisationen, die lieber Studenten oder

Jugendliche mit entsprechendem Vorwissen

einstellen wollen. Ich habe einen Freund,

der seit einem Jahr vergeblich versucht, ei-

nen EFD-Platz zu bekommen. Trotzdem: Ich

helfe, wo ich kann. Und die Nationalagentur

macht das ja auch.

Willst du bei den EuroPeers weiter machen?

Auf alle Fälle. Wo hat man sonst schon eine so in-

tensive Möglichkeit zum Austausch und kann so

gut Pläne für die Zukunft schmieden? Im Ernst:

Das EuroPeer-Jahrestreffen ist für mich mittler-

weile zum wichtigsten Wochenende im Jahr ge-

worden.

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 17

Page 18: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Sabrina Apitz | Ohne meinen Europäi-

schen Freiwilligendienst würde ich wohl

nicht als EuroPeer-Teamerin arbeiten. Damals,

im Jahr 2001, war ich für acht Monate in Italien.

Betreuung im Kindergarten, Arbeit mit behin-

derten Menschen, die Planung einer multilate-

ralen Jugendbegegnung – diese Erfahrungen,

die ich gemacht hatte, wollte ich anderen jungen

Menschen unbedingt weitergeben.

2005 kam der Brief der Nationalagentur, eine

Einladung zur ersten EuroPeer-Schulung im

thüringischen Windischleuba. Ich wurde aktiv,

führte Schulveranstaltungen während der Euro-

päischen Jugendwoche durch. 2006 dann die

Foto ausstellung „Mittendrin“. „Anders Leben“,

so der Titel, ein Gemeinschaftsprojekt mit zwei

anderen EuroPeers. Ein Jahr später leitete ich bei

der Schulung den ersten Workshop mit, damals

zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Das EuroPeer-Projekt entwickelt sich immer wei-

ter, das Netzwerk ist mir wichtig. ‚Peer-to-peer‘

klappt bei uns schon sehr gut.

Anne Schley | Was mir an den EuroPeers

so gut gefällt? Man kann sich frei entfal-

ten, bekommt Unterstützung von der Nationa-

lagentur. Aber es gibt keinen Druck. Niemand

sagt dir, du musst das machen. Ich selbst war

nach meiner EuroPeer-Ausbildung 2006 in ver-

schiedenen Schulen unterwegs, habe Info-Stände

in der Fußgängerzone aufgebaut und über Mög-

lichkeiten berichtet, im Ausland aktiv zu werden.

Für die EuroPeers wäre es in Zukunft sicherlich

hilfreich, wenn auch kleinere Summen unbüro-

kratischer beantragt werden könnten. Da fehlt es

noch an Finanzierungsmöglichkeiten. Wer nur 30

Euro braucht, muss sich ja nicht lange mit Fund-

raising rumquälen. Das wäre zu hoch gegriffen.

Trotzdem: All die Projekte haben mir gezeigt,

dass es Spaß macht, sich für Europa zu enga-

gieren. Meinen Freiwilligendienst habe ich

sechs Monate in Siena in Italien verbracht.

Danach habe ich im Büro der Europäischen

Kommission in Brüssel gearbeitet. Als Prak-

tikantin für die Generaldirektion Bildung

und Kultur. Referat: JUGEND IN AKTION.

Für fünf Monate. Ich war überrascht, wie lo-

cker dort alles zuging. Von wegen nur graue

Anzugträger. Zumindest bei uns konnte

von steifer Beamten-Mentalität keine Rede

sein. Das sollte auch so sein. Ein bisschen

EuroPeer-Feeling kann der Arbeit schließlich

nur gut tun.

EuroPeer-Teamerinnen: Einmal EuroPeer, immer EuroPeer?

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK18

Page 19: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Carolina Sachs | Die EuroPeers hätte

es schon geben müssen, als ich Abitur

gemacht habe. Das hätte mir sicherlich geholfen

bei der Berufsfindung. Ich hatte damals noch

keine Ahnung, was ich studieren wollte. Dann

entschied ich mich erst einmal für einen Freiwil-

ligendienst in Polen – ab September 2005. Etwas

Besseres hätte mir nicht passieren können. Ich

arbeitete in einer deutsch-polnischen Jugendbe-

gegnungsstätte südlich von Posen.

Schon damals während meines Freiwilligen-

dienstes konnte ich mich als Trainerin ausprobie-

ren. Bei der EuroPeer-Schulung in Einschlingen

war ich nun das erste Mal als Teamerin dabei. Mir

gefällt, dass die EuroPeers kein elitäres Projekt

sind. Jeder kann mitmachen.

Franziska Stölzel | Wie ich selbst Eu-

roPeer wurde? Nicht über die klassi-

sche Schulung und nicht über den Europäischen

Freiwilligendienst. Angefangen hatte alles 2005

mit einer Jugendinitiative in Chemnitz. „Was uns

treibt – wohin wir gehen“ – so nannten wir das

Jugendkunstprojekt.

Dann kam das Jahrestreffen 2008. Gebracht hat

es mir zweierlei. Zum einen wurde ich direkt in

den EuroPeer-Trainer-Pool aufgenommen, zum

anderen entstand die Idee für eine neue Jugendin-

itiative: das Jugend-Europa-Büro ‚Youth Changes‘

in Chemnitz, das im Mai 2009 eröffnet wurde.

Wir haben das EuroPeer-Konzept einfach auf die

lokale Ebene herunter gebrochen und einen eige-

nen Teamer-Pool aufgebaut. 20 Jung-Referenten

informieren jetzt in Chemnitzer Schulen über Eu-

ropa, aktivieren zum Mitmachen und zeigen Mög-

lichkeiten, warum es sich lohnt, die eigenen vier

Wände auch durchaus mal länger zu verlassen.

Mich selbst freut es, mein Wissen bei den Euro-

Peer-Schulungen inzwischen in Workshops wei-

tergeben zu können. Die EuroPeers sind für mich

eine Herzensangelegenheit geworden. Mein

Austausch mit der Nationalagentur wurde noch

intensiver. Wenn es jetzt gelingt, die EuroPeers

nach außen hin bekannter zu machen, ist das Pro-

jekt auf einem guten Weg.

Auf jeder EuroPeer-Schulung sind immer erfahrene EuroPeers als Teamerinnen und Teamer dabei.

Sie sind in die Planung und Organisation der Schulung eingebunden, übernehmen Workshops und

berichten den TeilnehmerInnen (wiederum peer-to-peer) von ihren EuroPeers-Aktivitäten. Anne

Schley, carolina Sachs, Franziska Stölzel und Sabrina Apitz waren im September 2009 die EuroPeer-

Teamerinnen. Was sie an den EuroPeers reizt und warum sie sich als EuroPeers weiter engagieren.

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 19

Page 20: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

EuroPeer on stage mit Barroso Als EuroPeer steht man nicht nur vor Schulklassen oder Jugendgruppen. Manchmal sitzen

auch Menschen in Anzug und Abendgarderobe vor einem. So geschehen in Antwerpen.

Dort ehrte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso auf der „European Awards

ceremony 2011“ die herausragenden Projekte des Europäischen Freiwilligendienstes.

Moderiert wurde der Abend von einem EuroPeer: Melih Özkardeş.

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Page 21: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Die Fotos darf Melih Özkardeş in den nächsten Jahren wohl noch öfter heraus-

holen. Er, auf der Bühne mit einem der wichtigsten Staatsmänner Europas: José

Manuel Barroso. Und Androulla Vassiliou, die EU-Jugendkommissarin, ist auch

dabei.

Wie das gekommen ist? Melih lacht: „Durch die EuroPeers habe ich viele Leute

kennengelernt und mit vielen habe ich immer noch Kontakt. So kam es auch, dass

ich durch eine Freundin von den EuroPeers die Möglichkeit hatte, Barroso, den

Kommissionspräsidenten, auf der Bühne anmoderieren zu können. Das war für

mich ein EuroPeer-Highlight.“

Melih gibt an diesem Abend den Chef-Conférencier. Die Laudatoren der

Zeremonie, Barroso und Vassiliou, hören ihm und seiner polnischen Kollegin,

Dominika Rutkowska, aufmerksam zu. „Barroso fand’s sehr touching“, sagt

Melih später.

Jeden Moment habe er genossen, frei gesprochen und den Preisträgern immer

wieder direkt in die Augen geschaut, verrät Melih seine Taktik. „Die sollten gleich

mal merken, was non-formale Bildung alles bewegen kann. Die Bedeutung ist

doch mittlerweile schon genug wissenschaftlich belegt.“ Er schmunzelt.

2005 kam Melih aus der Türkei nach Deutschland. Seinen Europäischen Frei-

willigendienst (EFD) absolvierte er erst bei einem Verband für Menschen mit

Behinderung in Erfurt, dann in einem Kinderhort in Würzburg. Insgesamt elf

Monate. Die Europa-Begeisterung ließ ihn fortan nicht mehr los. 2006 besuchte

er die EuroPeer-Schulung. Berichtete fortan von seinen europäischen Erlebnis-

sen und organisierte (neben seinem Sportstudium in Köln) Jugendbegegnungen

und Jugendinitiativen. Straßenfußball für Toleranz, Europa im Sportverein – das

sind seine Themen.

Die Moderation des Events ist der Höhepunkt seiner EuroPeer-Karriere. Das

Berufsleben beginnt. Und auch dort wird er versuchen, europäische Projekte

zu planen. Bei seinem neuen Arbeitgeber, einem großen Sportverein, will er u.a.

EFD-Projekte etablieren.

Als EuroPeer war

der Aufbau eines

europaweiten Netz-

werks die mit Abstand

wichtigste Erfahrung

für mich. Ohne JUGEND

IN AKTION würde ich

längst nicht so viele

Europäer kennen. Mein

Leben wäre anders

verlaufen.“

Melih Özkardeş

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 21

Page 22: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Ich habe gelernt, mit Gruppen zu arbeiten. Denn vor einer 60-Personen-Gruppe zu stehen, das ist doch eine Herausforde-rung. Ich habe auch gelernt, sicher vor Leuten zu sprechen und sie zu motivieren. Außerdem habe ich ein Gespür dafür bekommen, auf eine Gruppen-atmosphäre zu reagieren.

Jedes große oder kleine Projekt hat ja viele Aufgaben: Von der Vorbereitung über die Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Durch -füh rung und Nachbereitung. Diese Heraus-forderungen zu bewältigen, hat definitiv meine Kompetenzen gestärkt.

Ich habe sehr viel über mich gelernt: zum Beispiel wie ich vor Gruppen sprechen kann. Man merkt einfach, dass ich selbst bewusster geworden bin. Das hilft mir auch in der Uni.

deinEngagement

Page 23: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Was wollen EuroPeers?

Kontakt

Wer EuroPeers für eine Veran-

staltung anfragen will, kann

dies auf der Seite

 www.europeers.de

tun. Eine Landkarte zeigt die in

der Nähe wohnenden EuroPeers

mit ihrer E-Mail-Adresse.

EuroPeer-VeranstaltungenAuthentische Europa-Erfahrungen

Jedes Jahr finden quer durch Deutschland zahlreiche EuroPeer-Veranstaltungen

statt – in Schulen, Universitäten, Jugendeinrichtungen, in Arbeitsämtern, Cafés

und Kneipen, in Fußgängerzonen … EuroPeers können überall sein.

Die Bandbreite der Veranstaltungen ist groß. „Klassische“ Infoveranstaltungen

stehen neben größeren Projekten wie Foto-Ausstellungen, Europa-Picknicks,

Straßenaktionen, Sportevents, Podiumsdiskussionen. Allen Aktionen gemein-

sam ist das zentrale Thema „Jugend und Europa“ – und die Weitergabe der per-

sönlichen Erfahrungen an andere Jugendliche.

Mit ihren persönlichen Erfahrungen erreichen EuroPeers auch Jugendliche, die

sonst wenig Zugang zu Europa haben. Und ihr Engagement ist gleichzeitig der

beste Beweis dafür, dass es sich lohnt, sich mit Europa zu beschäftigen.

Ihre Veranstaltungen planen EuroPeers selbstständig oder sie werden als

ReferentInnen angefragt. Vor allem (Hoch-)Schulen und Jugendeinrichtungen

nutzen die Dienste der EuroPeers, aber auch Berufsinformationszentren, politi-

sche Bildungszentren oder Stiftungen.

Ich fand die persönlichen

Geschichten sehr gut sowie die

persönliche Berichterstattung.

Es war super. Man konnte den

beiden gut zuhören.“

Sie sind begeisterte engagierte Leute, die eine tolle Zeit

gehabt haben. Vielleicht hatten sie auch schwierigere

Phasen, aber das können sie mit einer gewissen Distanz

relativieren und in einen Gesamtzusammenhang ein-

ordnen. Und sie sind Leute, die ihr Wissen weitergeben

wollen und eigene Projekt ideen haben. Das fand ich sehr

bereichernd für unsere Arbeit.“

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUroPEEr-VErAnstAltUngEn AUSBlIcK 23

Page 24: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Die Bandbreite von EuroPeer-Veranstal-tungen ist groß.

Marburger EuroPeers organisieren eine

Veranstaltung mit dem Titel „wege ins

Ausland“ für Schülerinnen und Schüler der 13.

Klasse. Sie präsentieren den Europäischen Frei-

willigendienst, erklären andere Auslandsdienste

und stehen im Anschluss für Fragen zur Verfü-

gung.

Im Auftrag einer Stiftung bringen Euro-

Peers in einem interaktiven workshop

20 HauptschülerInnen das Thema Europa und

aktive Bürgerschaft näher. In Gruppenarbeit er-

arbeiten die Schülerinnen und Schüler Präsenta-

tionen zu den Themen Jugendinitiative, Jugend-

begegnung und EFD. Im Anschluss haben die

Jugendlichen ausreichend Zeit, Fragen zu stellen

und Einblicke in die persönlichen Erfahrungen

der EuroPeers zu erhalten.

EuroPeers schicken junge Erwachsene,

die ein Berufskolleg besuchen, einen

Vormittag lang auf eine interaktive schnitzel-

jagd nach Informationen rund um das Thema

„Arbeitsmöglichkeiten im Ausland“.

EuroPeers organisieren mit Europäi-

schen Freiwilligen einen stand auf ei-

nem Europafest in Freiburg. Dabei gibt es eine

witzige Verkleidungsaktion, ein Quiz, Kuchen,

Buttons, persönliche Geschichten, Auslandsin-

formationen, Fotos und vieles mehr.

EuroPeers geben in einem Kinder-, Ju-

gend- und Familienzentrum einen work-

shop zu Europa. Er besteht aus einer bunten

Mischung aus Wissensvermittlung, Spaß und

kritischer Auseinandersetzung rund um die EU.

Was ist die EU, was sind ihre Grundlagen, Ziele,

Stärken und Schwächen, wie funktioniert sie?

Was haben junge Menschen von ihr und wohin

soll das alles führen? Die EuroPeers berichten

von ihren Erfahrungen und geben erste Einblicke

in das Thema.

Münchner EuroPeers laden PassantIn-

nen ein, sich vor ihrem Infostand zu ver-

kleiden und ihr Europagesicht zu zeigen. Neben

dieser Foto aktion kann jeder bei einem Quiz

sein Wissen über Europa unter Beweis stellen

und kleine Preise gewinnen. Informationen zu

JUGEND IN AKTION gibt es gratis dazu.

EuroPeers werden von der Grünen Ju-

gend in Mannheim zu ihrer sitzung ein-

geladen, um das Projekt „EuroPeers“ und das

EU-Förderprogramm JUGEND IN AKTION

vorzustellen. Eine Diskussionsrunde bietet Raum

für Fragen und Anregungen.

EuroPeers informieren auf einem Be-

rufsorientierungstag in Scharmbeck

Schülerinnen und Schüler über Studiums- und

Ausbildungsmöglichkeiten, die es in Europa gibt.

Veranstaltungsbeispiele

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUroPEEr-VErAnstAltUngEn AUSBlIcK24

Page 25: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

10,9% über 10

33,5 %

20 %

14,1 %

13,5 %

12,9 %

6 %

Schulveranstaltung

Infoveranstaltung

Workshop/Seminar

Messestand

Kulturevent

Sonstiges

Welche Veranstaltungen wurden am häufigsten durchgeführt?

Wieviele Veranstaltungen hast du gemacht?

44,6%

1–5

5,4% k.A.

16,3%

6–10

13%

noch nicht aktiv

9,8%

keine

Page 26: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Engagement für EuropaWährend der Europäischen Jugendwoche 2011 setzen sich EuroPeers für die

Fortsetzung eines europäischen Jugendprogramms ein. Insgesamt engagieren sich

EuroPeers in ganz Deutschland innerhalb von drei Wochen auf 60 Veranstaltungen.

In Mannheim organisiert Olivia Metzendorf mit Hilfe von vier weiteren EuroPeer-

Mitstreiterinnen eine Podiumsdiskussion mit anschließendem Konzert. Als Gast

dabei ist unter anderem die Europaabgeordnete Franziska Brantner.

Franziska Brantner spricht die Sprache der Jugendlichen. Im Innenhof des „ cafga

im jungbusch“, einem Mannheimer Café in Hafennähe, präsentiert sich die

Europaabgeordnete der Grünen in guter Form. Noch immer seien die Ausgaben

für das EU-Programm JUGEND IN AKTION „peanuts“ im Vergleich zu den

Agrarsubventionen in der EU, sagt Brantner und legt nach: „In Europa bekommt

doch jede Kuh mehr Geld von der EU als ein Jugendlicher.“

Das sitzt. Die Gäste applaudieren, allen voran Metzendorf, die mit ihren vier

EuroPeer-Mitstreiterinnen von Freiburg bis Darmstadt diesen Abend organisiert

hat. Unter dem Motto „jugend in aktion rockt“ haben die jungen Frauen zu ihrer

Veranstaltung während der Europäischen Jugendwoche 2011 eingeladen.

Lust machen auf den EFD und andere Mobilitätsprogramme, das hatte sich

Olivia auf die Fahnen geschrieben. Und so glaubt man der Studentin der Sozialen

Arbeit nur allzu gerne, wie herausfordernd es während ihres Freiwilligendienstes

in Portugal gewesen sein muss, junge Menschen in einem 1000 Einwohner zäh-

lenden Land-Dorf vom Auswandern an die Küste abzuhalten.

26 EUroPEEr-VErAnstAltUngEn

Page 27: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Oben: Olivia eröffnet die Veranstaltung.Unten: Diskussion mit Franziska Brantner im Innenhof des „cafga“.

Franziska Brantner gefällt diese Art von Engagement. Schon während ihrer

Schulzeit am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg machte sich die

promovierte Politologin und Volkswirtin für einen Jugendgemeinderat und ein

Kulturzentrum stark. Von dort ging es über die Grüne Jugend dann steil bergauf.

Auch an diesem Abend gibt sich Brantner kämpferisch. Sie macht keinen Hehl

daraus, dass sie das Programm JUGEND IN AKTION gerne dauerhaft stärker

finanziell ausstatten würde. Als eigenständiges Programm.

Und auch die Europäische Jugendstrategie hält die grüne Politikerin für sinn-

voll. Gleichzeitig warnt sie vor einer zu engen Fokussierung auf den Arbeits-

markt. „Das Schlüsselwort ist und bleibt die Teilhabe“, so Brantner.

Neben ihr sitzt der Mannheimer Stadtrat Gerhard Fontagnier auf dem Podium.

Auch er würde in seiner Stadt, wie er selbst sagt, gerne mehr in Sachen Jugendbe-

teiligung „rocken“. „Die Stadt tut zu wenig für die Partizipation. Es gibt kein Ju-

gendparlament“, sagt Fontagnier und fordert die Politiker auf, „die Jugendlichen

in den Medien abzuholen, in denen sie auch wirklich unterwegs sind.“

Nach einer knappen Stunde ist die Podiumsdiskussion zu Ende. Zurück bleiben

Gäste wie Alicia Geugelin, eine Musikstudentin, die Benefiz-Konzerte veran-

staltet und „jetzt wieder einmal gesehen hat, wie wichtig es ist, doch einfach mit

seinem eigenen Projekt anzufangen.“

Und auch für Lena Przibylla hat sich die Anreise aus dem Breisgau offenbar ge-

lohnt. „Wir wollen in Freiburg ein Kunst- und Kulturzentrum aufziehen. Auch

ein Europa-Büro ist geplant. Da ist es gut zu sehen, was man mit EuroPeers alles

auf die Beine stellen kann.“ Nachwuchsprobleme und Politikverdrossenheit bei

Jugendlichen hat Lena nicht festgestellt, stattdessen eher fehlendes Vertrauen

der Politik in die jungen Menschen.

Als am späten Abend dann noch die Mannheimer Indierock-und Hip-Hop-

Band „Luis & Laserpower“ Lieder wie „Deine Füße wollen nicht mehr lange still

stehen“ von der Bühne schmettert, hat Europa für diesen Abend einen würdigen

Abschluss gefunden. Franziska Brantner wird zwar nicht mehr unter den Tanz-

wütigen gesichtet. Zur guten Laune hat sie aber allemal beigetragen. Europa ist

doch noch nicht out.

Auch nicht für Olivia, die nach ihrem Studium als Freiwilligenkoordinato-

rin das bürgerschaftliche Engagement der Bürger Maintals unterstützt und

fördert.

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUroPEEr-VErAnstAltUngEn AUSBlIcK 27

Page 28: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

JUGEND für Europa: Wie ist das Pro-

jekt genau entstanden?

Valerie: Wir wollten einfach was  Neu-

es ausprobieren. Und so kam uns bei

einem unserer ersten Treffen mit den

Europäischen Freiwilligen vom BHH

SozialContor und der European play-

work association (e.p.a.) die Idee der

„living library“, einer lebendigen Bib-

liothek.

Um uns die Bücher auf den Leib zu

schneidern, haben wir große Pappen

und Kartons aus Altpapier gestiftet be-

kommen. Im e.p.a Europa Jugend Büro

klebten, schnitten und pinselten wir

unsere Bücherboxen dann zusammen.

Was waren eure Hauptsorgen vor

der Veranstaltung?

Anna: Wir waren ja nicht nur auf dem

Europamarkt in Hamburg dabei, son-

dern haben im Vorfeld auch Workshops

zum Thema Mobilität in Gesamtschu-

len gegeben. Und man weiß ja, wie das

in einer Schule sein kann: Der Beamer

klappt nicht. Alle sitzen nur da, weil sie

keine Lust auf Unterricht haben und

der Gedanke an eine übermotivierte

Person wie mich, die sie dann für ein

kleines Kennenlern-Warming Up (wo-

möglich mit Bewegung!) begeistern

möchte, ist so ungefähr das Letzte, was

sie hören möchten.

Wie fühlt es sich an, ein ausleihbares Buch zu sein? Diese Erfahrungen wollen Anna

Aurich, Simone Braun und Valerie Witt beim Europafest auf dem Gänsemarkt in Hamburg

machen. Dort trotzen die drei EuroPeers zum Teil scheußlichem Wind und Wetter.

Aber auch der EFD ist ja meist ein Abenteuer.

Prall gefüllt mit europäischen Erfahrun-gen: die lebendige EuroPeer-Bibliothek

Die living library im Einsatz in Hamburg

28 EUroPEEr-VErAnstAltUngEn

Page 29: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Davon abgesehen gab es für mich als

Kielerin nur eine Schwierigkeit: Früh

morgens an einen Ort zu kommen, von

dem ich noch nie gehört hatte und dann

so motiviert und gut gelaunt zu wirken,

dass ich alle Anderen  mitreißen kann.

Was macht eine „living library“

überhaupt spannend?

Simone: Man weiß vorher nicht, wer

oder was da auf einen zukommt. Man

schlüpft in einen bunt bemalten Papp-

karton in Form eines Buches, auf dem

„Europäischer Freiwilligendienst“,

„Gemeinsam für Europa“ oder aber

„Erfahrungen austauschen“ steht und

spaziert über den Platz. Das erregt

Aufmerksamkeit.

Wer das Prinzip der „living library“

verstanden hat, spricht dich an und

das kann richtig spannend werden.

Ich bin das Buch und informiere mei-

nen Leser über meine Erfahrungen.

Im Gegensatz zu einem normalen

Buch antworte ich aber auch auf spon-

tane Fragen.

Dann beginnt der Hamburg-Tag.

Wart Ihr aufgeregt?

Valerie: Ich bin etwas später am Nach-

mittag auf dem Marktgelände einge-

troffen. Da hatte ich seit dem Morgen

schon viel Zeit, um langsam aber sicher

immer nervöser zu werden. Ich war ja

nicht nur ein Buch der lebendigen Bi-

bliothek, sondern mit Irakli aus Geor-

gien auch Showmasterin unserer Prä-

sentation.

Als ich dann auf der Bühne stand, war

ich erstaunt, wie aufgeregt auch die

Anderen aus meiner Gruppe waren.

Dann ging alles wie erwartet drunter

und drüber. Dennoch: Es war ein Rie-

senspaß.

Und dann – kurz vor Eurem Auftritt –

kam der große Regen …

Simone: … und ich dachte, das ist jetzt

zu viel auf einmal. Ich musste mein

Kostüm, das ja ungünstigerweise aus

Pappe bestand, in Sicherheit bringen.

Fünf Minuten vor unserem Bühnen-

auftritt regnete es in Strömen. Schlech-

tes Timing. Mit einem Mal wurde der

Platz leer. Trotzdem haben wir uns

nicht entmutigen lassen. Wir sind fröh-

lich auf die Bühne gestürmt, haben uns

und unser Programm vorgestellt und

gute Laune verbreitet. Und ganz ehr-

lich, ein paar neugierige Zuschauer

hatten wir ja doch.

Was war das für ein Gefühl auf der

Bühne?

Anna: Für mich ging es hauptsächlich

darum, bei strömendem Regen einen

guten Eindruck zu machen. Das we-

nige Publikum, das noch da war, soll-

te ja nicht auch noch weglaufen. Zum

Glück war ich informiert, welche Fra-

gen auf mich zukommen würden. Aber

was sollte da auch noch schiefgehen?

Bei so vielen Vorträgen, bei denen ich

alleine vor einer Schulklasse gestanden

hatte …?!

Habt Ihr noch eine Botschaft für

die Jugendlichen da draußen?

Simone: Nutzt eure Chance und geht

ins Ausland. Engagiert euch für einen

guten Zweck. Das bringt nicht nur

für Andere etwas, sondern auch euch

selbst. Seit meinem Europäischen

Freiwilligendienst in Dänemark bin

ich jedenfalls süchtig nach neuen Aus-

landserfahrungen und Kontakten zu

Menschen in ganz Europa. Der EFD

war das Beste, was mir je passieren

konnte. Also macht’s mir nach …!

29EUroPEEr-VErAnstAltUngEn

Page 30: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

34%21%

14%

8%7%

3% 4%

9%

PolitischeInstitutionen

Schulen/Hochschulen

Arbeitsagenturen

Entsendeorganisationen

Stiftungen

Jugend-einrichtungen

Eurodesk –Europäisches Jugend-informations-netzwerk

Sonstige

Wer nutzt EuroPeers?

Page 31: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Der Blick nach vorne Das Projekt EuroPeers hat sich seit der ersten Schulung im

September 2005 rasant entwickelt. Dies ist nur möglich, weil die

entscheidenden Schritte immer von den EuroPeers selbst mit

diskutiert und vorangebracht werden. Neben vielen kleineren

Vorhaben soll das Projekt zukünftig in folgende Richtungen gehen:

_ Internationalisierung

Von Anfang an waren bei den EuroPeer-Schulungen Jugendliche aus anderen

Ländern beteiligt, die bei sich zuhause als EuroPeers aktiv werden wollten. Ohne

eine unterstützende Struktur ist dies allerdings sehr schwierig. Erste Schritte zur

Etablierung eines eigenen EuroPeer-Netzwerks gibt es bereits, u.a. in Österreich,

Luxemburg und Polen. Die Vision ist ein internationales EuroPeer-Projekt mit

unterstützenden Strukturen in allen beteiligten Ländern, so dass EuroPeer-Ver-

anstaltungen in ganz Europa organisiert werden können und grenzüberschrei-

tendes Engagement und Voneinander-Lernen möglich sind.

_ Aufbau eines trainerpools

An den EuroPeer-Schulungen sind im Sinne des peer-to-peer-Konzepts immer erfah-

rene EuroPeers beteiligt. Mit der Perspektive einer (internationalen) Ausweitung des

EuroPeer-Projekts soll ein EuroPeer-Trainerpool aufgebaut werden, so dass die Schu-

lungen zukünftig verstärkt in die Hände erfahrener EuroPeer-Trainer gelegt werden

können.

_ Peer-Mentoring

Während EuroPeers bisher vor allem informieren, teilweise auch beraten, soll der Auf-

gabenbereich in Zukunft auf Peer-Mentoring für Europäische Freiwillige bzw. Peer-

Coaching für Jugendinitiativen ausgeweitet werden. Viele der EuroPeers wissen, wie

wertvoll Kontakte zu einheimischen Jugendlichen für Europäische Freiwillige sind und

bieten an, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Ähnliches gilt für EuroPeers,

die selbst schon eine Jugendinitiative durchgeführt haben und Anderen gerne dabei

helfen, ihr eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Auf der EuroPeer-Homepage kann

jede/r selbst angeben, was angeboten wird und welche Erfahrungen man mitbringt.

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck 31

Page 32: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

„Natürlich ganz Europa – was denn sonst?“Die EuroPeers werden internationaler. Spätestens seit der luxemburger Schulung im März 2012

in Bad Mondorf, an der neben ehemaligen Freiwilligen aus dem Gastgeberland auch Deutsche,

Österreicher und Polen teilnahmen, ist klar: Das Netzwerk will künftig auch in anderen ländern

auf sich aufmerksam machen. Europäische­Stimmen­aus­Luxemburg.

Was ich als EuroPeer bewegen will?

Flora: Aufklären. Die meisten Jugendlichen wissen ja gar nichts von den unter-

schiedlichen Programmen. Doch man bekommt schneller den Durchblick als

man denkt. Kostenlos Sprachen lernen, fremde Kulturen entdecken, sich mit

Gleichgesinnten aus anderen Ländern treffen – da hab ich schon was zu erzählen.

Deshalb freue ich mich auf meine Projekte in den Schulen und Jugendzentren.

Meine Ziele? Lust aufs Ausland machen und den Mut zum Ausprobieren wecken.

Ob die EuroPeers internationaler werden sollen?

Flora: Auf jeden Fall. Und wir sind auch schon mittendrin. Das Netzwerk soll

schrittweise auf ganz Europa ausgeweitet werden. Die Idee: EuroPeers aus

Deutschland, Luxemburg, Österreich und Polen laden ehemalige Freiwillige aus

ihren jeweiligen Nachbarländern ein, um das Projekt vorzustellen. Und damit die

Vernetzung noch besser gelingt, sollten auch immer mehr EuroPeers als Teamer

arbeiten. Peer-to-peer-Schulungen sozusagen.

Was mich derzeit an der Europaberichterstattung nervt?

Flora: Die Ökonomie. Da liegt viel zu stark der Fokus drauf. Natürlich war die

EU ursprünglich eine Wirtschaftsgemeinschaft, aber mittlerweile geht es doch

um weitaus mehr. Ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum viele Jugend-

liche den Bezug zur EU verlieren – wer durchschaut heutzutage schon die Kom-

plexität der Wirtschaft und der Krise?

Flora Cammerlander (21, Österreich)

è  studiert „Internationale

Entwicklung“ in Wien

è neun Monate Freiwilligen-dienst in Balteni/ Rumänien

(09/10 – 06/11)

è Entwicklungsprojekt mit Jugendlichen auf dem land

Drei Fragen an:

Flora Cammerlander

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck32

Page 33: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Warum in Richtung Osten blicken?

Ilona: Ganz klar: Die osteuropäischen Länder werden das EuroPeer-Team be-

reichern. Man sollte bei der Zusammenarbeit aber nicht zu ungeduldig sein. Ko-

operation braucht manchmal Zeit. Ich selbst habe viel Mut gebraucht, um nach

meinem BA-Studium in Krakau für den EFD nach England zu gehen. Die Idee

der Freiwilligenarbeit wird in Polen manchmal noch ein bisschen kritisch beäugt.

Was ich als EuroPeer noch gerne lernen würde?

Ilona: Ganz ehrlich: Wir haben ja schon eine Menge Tipps mit an die Hand be-

kommen. Aber für die Durchführung von eigenen Trainings wüsste ich gerne noch

mehr über den Umgang mit Konflikten, Gruppendynamik oder Management im

Jugendbereich. Auch Mediation in Europa wäre sicherlich ein spannendes Thema.

Mein Wunsch für ein neues Jugend-Programm?

Ilona: Tut endlich mehr für die sozial Schwächeren. Schulabbrecher zum Beispiel,

wer soll sich um diese Gruppe kümmern? Das familiäre Umfeld ist sicherlich oft

überfordert. Das geplante Programm „Erasmus for all“ mag schön klingen. Ob

es aber auch diejenigen Jugendlichen erreicht, die wirklich „Europa-Aufklärung“

brauchen, da habe ich meine Zweifel.

Ilona Kuzak (26, Polen)

è  kommt aus der Nähe von Krakau, jetzt in Berlin

è  Master „Interkulturelle Kommunikation“ an der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder

è  EFD in london: Arbeit mit geistig und körperlich behinderten Kindern

Stéphane Schmitz (20, Luxemburg)

è  studiert Erziehungswissen-schaften in Köln

è  neun Monate EFD in Santiago de compostela (Spanien)

è  plant in luxemburg Infoveranstaltungen zu JUGEND IN AKTION

Drei Fragen an:

Ilona Kuzak

Drei Fragen an:

Stéphane Schmitz

Wie ich mich nach der Schulung fühle?

Stéphane: Aufgeputscht. Ich möchte den Elan aus dem Training mitnehmen und

gleich mit der Planung meines ersten Projekts beginnen. In Luxemburg ist das

Bewusstsein für freiwilliges Engagement bislang leider noch sehr schwach ausge-

prägt. Das finde ich schade. Gemeinsam mit zwei weiteren EuroPeers will ich dazu

beitragen, dass junge Menschen freiwillige Dienste als ernsthafte Alternative zum

sofortigen Studien- bzw. Ausbildungsbeginn in Betracht ziehen.

Was es für mich heißt, ein EuroPeer zu sein?

Stéphane: Ständig etwas hinzuzulernen, würde ich sagen. Natürlich bekommst

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck 33

Page 34: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Was ich mir jetzt als EuroPeer vorgenommen habe?

Nora: Pünktlich zum Europatag am 5. Mai werde ich in einer Schule ein Planspiel

zur „Europäischen Identität“ durchführen. Europa als Wertegemeinschaft – das

kommt durch die Eurokrise doch gerade alles ein bisschen kurz. Und natürlich

helfe ich mit, die EuroPeers auch in anderen Ländern bekannter zu machen. Dazu

wollen wir mit anderen ehemaligen Freiwilligen eine internationale Jugendiniti-

ative beantragen.

Welches Know-How ich noch gebrauchen könnte?

Nora: Hilfe bei der Antragstellung, ganz klar. Die Formalitäten werden uns si-

cherlich noch mal ins Schwitzen bringen. Welche Dokumente müssen einge-

schickt werden? Wie kann ich meine Chancen auf Bewilligung erhöhen? Das sind

so Fragen, die ich mir gerade stelle. Aber wir sind ja mehrere EuroPeers. Gemein-

sam werden wir das schon hinbekommen.

Wenn ich mir zurzeit die Nachrichten anschaue …?

Nora: Dann nervt mich die Angst vor einer Homogenisierung der nationalen

Kulturen durch Europäisierung. Die Annäherung der Mitgliedsstaaten bedeutet

doch nicht zwangsläufig, dass kulturelle Eigenheiten ausgelöscht werden, son-

dern vielmehr, dass ein kultureller Austausch stattfindet, der Gemeinsamkeiten,

aber auch Unterschiede erfahrbar macht.

Nora Schröder (22, Deutschland)

è  studiert Angewandte Kulturwissenschaft und Politik in lüneburg

è  sechs Monate EFD in einem Kulturzentrum in cadouin nahe Bordeaux

è  kommt ursprünglich aus Ulm

Drei Fragen an:

Nora Schröder

du durch Schulungen mehr Know-How. Aber was doch eigentlich zählt, ist die

richtige Praxis. Alles einfach mal ausprobieren. Ich finde, neue EuroPeers sollten

erst einmal möglichst viele Veranstaltungen selbst planen und durchführen. Das

gibt dann hoffentlich schon bald die nötige Sicherheit.

Europa in den Medien?

Stéphane: Ich finde es auffällig, dass die Berichterstattung über Europa in den

letzten Monaten extrem zugenommen hat. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass in

irgendeiner Form über Europa und den Euro berichtet würde. Als durchschnitt-

lichem Bürger fällt es aber oft auch schwer, die aktuellen Ereignisse richtig zu

durchschauen.Stéphane

WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck34

Page 35: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

Klar, ich habe mich persönlich weiter ent-wickelt. Es ist schön zu sehen, wie sich alles entwickelt hat. Man lernt viel leichter Leute kennen und ist offener zu allen Seiten.

Nutzt die Möglichkeiten, die euch gegeben sind, um ins Ausland zu gehen. Lernt andere Länder und Kulturen kennen, baut euch euer eigenes Urteil über diese auf und seid tolerant!

Man muss sich etwas trauen, um etwas zu erreichen. Ja, schaut über euren Tellerrand hinaus!

Mit dem EuroPeer-Netzwerk haben wir viele Ideen entwickelt. Die Aktionen, die wir gestaltet haben, hätte ich sonst nie gemacht.

Was hat sich

für dich geändert?

Was möchtest du

Anderen mitgeben?

Page 36: EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa

JUgEnD für Europa

Deutsche Agentur

für das EU-Programm

JUGEND IN AKTION

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