EuroPeers. Jugendliche informieren über Europa
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Jugendliche informieren über Europa
Herausgeberin: JUGEND für Europa Deutsche Agentur für das EU-Programm JUGEND IN AKTION Godesberger Allee 142 – 148 53175 Bonn Telefon +49 (0) 0228 9506-220 www.webforum-jugend.de
Verantwortlich:
Hans-Georg Wicke
Redaktion:
Andreas Klünter, Fabienne Pradella
Texte:
Marco Heuer
Redaktionelle Mitarbeit:
Barbara Schmidt, Diana Bach, Heike
Zimmermann, Manfred von Hebel,
Svenja Fischer
Fotos:
JUGEND für Europa
Titelfoto: © franckreporter /
istock
Gestaltung:
elfgenpick
Mai 2012
Die im Rahmen dieser Publikation verwendeten Statistiken sind Teil der Evaluation: „Evaluations-
bericht EuroPeers. Nutzen und Wirken eines Peer-to-Peer Projekts in der Informationsarbeit über
Mobilitäts- und Beteiligungsmöglichkeiten in Europa“, Bonn, Februar 2012 von Diana Bach.
Gefördert durch:
InhaltVorwort ...........................................................................................................................................4
Was sind EuroPeers? ...........................................................................................5
EuroPeers – Europa aus erster Hand ..................................................................................5
Die Rolle von JUGEND für Europa ..........................................................................................7
Stimmen Warum machst du bei EuroPeers mit? ............................................................8
EuroPeer werden ......................................................................................................9
EuroPeer-Schulung ......................................................................................................................9
„Weltverbessererlaune“ nach der EuroPeer- Schulung ............................................ 10
In Zahlen Wie zufrieden warst du mit deiner EuroPeer-Schulung? .................... 13
EuroPeer-Netzwerk .................................................................................................................. 14
In Zahlen Wie lange bist du schon als EuroPeer aktiv? ............................................ 16
EuroPeer sein .............................................................................................................. 17
Wo hat man sonst schon eine so intensive Möglichkeit zum Austausch? ....... 17
EuroPeer-Teamerinnen: Einmal EuroPeer, immer EuroPeer? ................................. 18
EuroPeer on stage mit Barroso ........................................................................................... 20
Stimmen Was hat dir dein Engagement gebracht? .................................................... 22
EuroPeer-Veranstaltungen .................................................................... 23
Veranstaltungsbeispiele ....................................................................................................... 24
In Zahlen Welche Veranstaltungen wurden am häufigsten durchgeführt? ... 25
Engagement für Europa ......................................................................................................... 26
Die living library im Einsatz in Hamburg ........................................................................ 28
In Zahlen Wer nutzt EuroPeers? ......................................................................................... 30
Ausblick ............................................................................................................................... 31
Der Blick nach vorne ................................................................................................................ 31
„Natürlich ganz Europa – was denn sonst?“ ................................................................. 32
In Zahlen Was hat sich für dich geändert? ..................................................................... 35
In Zahlen Was möchtest du Anderen mitgeben? ........................................................ 35
Kontakt
Sie wollen EuroPeers einladen?
Mehr auf Seite 23
EuroPeers haben mit dem EU-Programm JUGEND IN
AKTION Grenzen überschritten, um eine Zeit lang im
Ausland zu leben. Sie haben etwas bewegt, indem sie
eigene Projekte auf die Beine gestellt haben.
Ihre Geschichten und Erfahrungen geben sie weiter –
an andere Jugendliche. Auf ihren Veranstaltungen in-
formieren sie über Europa. Und sie motivieren Andere,
ebenfalls die Möglichkeiten wahrzunehmen, die Euro-
pa ihnen bietet.
Ein paar Zahlen dazu?
Ungefähr 500 EuroPeers wurden in sechs Jahren von
JUGEND für Europa geschult. Ungefähr einhundert
Veranstaltungen von und mit EuroPeers gibt es pro Jahr –
nur in Deutschland. Die meisten Veranstaltungen sind
selbstorganisiert und ehrenamtlich. Es gibt EuroPeers,
die seit über fünf Jahren im Projekt aktiv sind.
EuroPeers leben Europa. Sie sind in Europa aktiv,
studieren oder arbeiten im Ausland und setzen sich
kritisch mit den europäischen Entwicklungen ausein-
ander. EuroPeers vermitteln Europa nicht trocken und
ab strakt. Sie zeichnen ein lebendiges Bild von Europa
und zeigen, wie Europa Realität für jeden werden kann.
Die Bandbreite der EuroPeer-Veranstaltungen reicht
von Schulstunden bis hin zu mehrmonatigen Projek-
ten. EuroPeers motivieren nicht nur Andere, etwas zu
tun. Sie motivieren auch sich selbst zu immer neuen
Aktivitäten. Und 99% sagen, dass ihre Aktivitäten
ihnen etwas bringen – persönlich wie beruflich.
Seit seiner Entstehung hat sich das Projekt EuroPeers
permanent weiterentwickelt. Mittlerweile ist es zu einem
unverzichtbaren Bestandteil der Umsetzung des europäi-
schen Jugendprogramms in Deutschland geworden.
Die Broschüre stellt Ihnen die EuroPeers vor, präsen-
tiert EuroPeer-Gesichter und EuroPeer-Geschichten.
Wie die Zukunft für die EuroPeers aussieht: Sie soll
gerne noch internationaler sein. EuroPeers wollen
auch in anderen Ländern auf sich aufmerksam machen.
Erste Schritte hierzu sind gemacht.
Die EuroPeers bleiben in Bewegung.
„EuroPeers“ ist das richtungsweisende peer-to-peer-Projekt von JUGEND für Europa.
Jugendliche informieren Jugendliche über Europa. Dahinter verbirgt sich eine einfache
Erkenntnis: Wer kann besser europäische Erfahrungen weitertragen als diejenigen,
die genau diese Erfahrungen gemacht haben? Richtig. Niemand!
Lust auf Europa?
4 Vorwort
EuroPeers – Europa aus erster HandEuroPeers sind junge Menschen, die mit dem EU-Programm
JUGEND IN AKTION aktiv waren. Ihre Erfahrungen, die sie
während eines Freiwilligendienstes, bei einer Jugendinitiative
oder auf einer Jugendbegegnung gemacht haben, geben
sie an andere Jugendliche weiter.
Sie gehen in Schulen, Jugendclubs oder Fußgängerzonen, um Jugendlichen von
ihren Erfahrungen mit Europa zu erzählen. Sie informieren über das Programm
JUGEND IN AKTION sowie über andere Mobilitätsprogramme und gestalten
Workshops, Schulstunden oder Ausstellungen zum Thema Europa. EuroPeers
wissen, Europa lässt sich erleben und gestalten.
JUGEND für Europa, die deutsche Agentur für das EU-Programm JUGEND IN
AKTION, entwickelte das Projekt „EuroPeers“ im Jahr 2005. Allein 2011 gab es
134 EuroPeer-Veranstaltungen in Deutschland. EuroPeers zeigen, dass die Aus-
einandersetzung mit Europa nicht trockener Wissenserwerb sein muss.
Über 600 Veranstaltungen zu „Jugend und Europa“ haben EuroPeers innerhalb von fünf Jahren gestaltet.
5wAs sInD EUroPEErs? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK
EuroPeers wissen, Europa lässt sich erleben und gestalten.
EuroPeers wollen
_ Aufmerksamkeit bei Jugendlichen für europäische Angebote wecken,
_ Mut, (Welt-)Offenheit und Unternehmergeist stärken,
_ Jugendliche für gesellschaftliches Engagement sensibilisieren,
_ ihre Erfahrungen mit Europa weitergeben und die europäische Bürgerschaft stärken,
_ die Chance der erlebbaren kulturellen Vielfalt zeigen,
_ zur kritischen Reflexion der EU-Politik anregen.
6 wAs sInD EUroPEErs? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK
EuroPeers erreichen Einrich-tungen der formalen und der non-formalen Bildung wie Schulen, Jugendzentren oder Berufsinformations zentren.
Die Rolle von JUGEND für Europa
EuroPeers ist eine Initiative
von JUGEND für Europa, der
deutschen Agentur für das EU-
Programm JUGEND IN AKTION.
Als Partner von 35 europä ischen
Agenturen setzt JUGEND für
Europa das EU-Programm
JUGEND IN AKTION in Deutsch-
land verantwortlich um.
Seit 2005 koordiniert JUGEND
für Europa in diesem Zusam-
menhang das EuroPeer- Projekt.
JUGEND für Europa bildet die
EuroPeers aus, unterstützt sie
bei ihren Veranstaltungen und
bietet darüber hinaus eine
Reihe weiterer Angebote für die
EuroPeers an.
JUGEND für Europa arbeitet
im Auftrag des Bundesminis-
teriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend sowie der
Europäischen Kommission.
Weitere Informationen unter
www.jugendfuereuropa.de
EuroPeers initiieren ihre Veranstaltungen selbstständig oder werden als Refe-
rentInnen eingeladen. Im Durchschnitt führt ein EuroPeer 4,6 Veranstaltungen
durch. Mehr als 1/3 der EuroPeers ist bis zu drei Jahre aktiv und 12,8 % sogar bis
zu fünf Jahre.
Mit ihren Veranstaltungen bilden EuroPeers ihre eigenen Kompetenzen kontinu-
ierlich weiter aus. 94 % der aktiven EuroPeers sagen, ihr Engagement habe einen
Nutzen für ihre persönliche Entwicklung. 72 % sagen, ihr Engagement habe einen
Nutzen für ihre berufliche Entwicklung.
Eine Studie, die im Auftrag der Generaldirektion Bildung und Kultur der Euro-
päischen Kommission durchgeführt wurde, bezeichnet das EuroPeer-Projekt als
Best-Practice Beispiel. Die Weitergabe der persönlichen Erfahrungen, die Wer-
bung für das non-formale Bildungsprogramm sowie die Motivation zur Ausein-
andersetzung mit der EU im Generellen werden als sehr erfolgreich bewertet.
7wAs sInD EUroPEErs? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 7
Viele wissen nicht, welche Möglichkeiten ihnen JUGEND IN AKTION bietet. Darauf möchte ich aufmerk-sam machen. Und meine Erfahrungen mit „Europa“ will ich weitergeben, um deutlich zu machen, dass die EU nicht „einfach weit weg“ ist.
Es ist natürlich schwierig, aus dem
trauten Heim auszubrechen und
ins Ausland zu gehen. Aber die
Erfahrungen sind ein Geschenk,
das du nie vergessen wirst.
Das möchte ich weitergeben.
Ich möchte andere motivierte Menschen treffen, mit denen ich zusammen Projekte machen kann. Dafür sind die EuroPeers perfekt.
Ich will mich engagieren und für die Gesellschaft stark machen!
Ich will einfach meine Begeisterung weitergeben!
Warum machst du bei EuroPeers mit
…weil mir EuroPeers richtig was bringt:
EuroPeer-SchulungKonzept und Umsetzung
Zweimal im Jahr organisiert JUGEND für Europa eine EuroPeer-Schulung.
Eingeladen sind alle jungen Menschen, die in den letzten Jahren am EU-
Programm JUGEND IN AKTION teilgenommen haben.
Ziel jeder Schulung ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fünf Tagen fit
für eigene Veranstaltungen und Projekte zu machen. Sie sollen das notwendige
Handwerkszeug vermittelt bekommen, um ihre europäischen Erfahrungen an
andere Jugendliche weitergeben zu können.
Auf den Schulungen werden Workshops zu folgenden Themen angeboten:
_ Basiswissen zu Europa
_ Projektmanagement
_ Moderations- und Präsentationstechniken
_ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
_ Mobilitätsprogramme in Europa
_ Methoden zur Europavermittlung
Die Workshopinhalte beleuchten verschiedene Aspekte, die für EuroPeers bei der
Durchführung ihrer eigenen Veranstaltungen wichtig sind. Neben diesen inhalt-
lichen Elementen dient die Schulung insbesondere der Vernetzung der EuroPeers
untereinander sowie der konkreten Projektplanung.
Gemäß der peer-to-peer-Idee sind bei den Schulungen immer erfahrene Euro-
Peers als Teamerinnen und Teamer eingebunden.
Jährlich werden ca. 75 neue EuroPeers in Deutschland geschult. Die Kosten für
die Schulung werden bis auf eine geringe Eigenbeteiligung von JUGEND für
Europa übernommen.
Eine erste Schulung außerhalb Deutschlands wurde im März 2012 in Luxemburg
durchgeführt.
WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 9
Was passiert auf einer EuroPeer-Schulung? Wiebke Knäpper, caroline Reiter
und Anke Weiß haben Tagebuch geführt.
„ Weltverbessererlaune nach der EuroPeer- Schulung“
1. Tag
Auf geht’s! – Gedanken vor der Schulung
(Caroline)
„Endlich wieder ein Seminar!“ Das hätte ich vor
meinem Freiwilligendienst wohl nicht gedacht.
Aber jetzt freue ich mich auf neue, interessante
Leute. Auf dieses „Volunteers’ Feeling“ und den
Willen, etwas zu bewegen in der Welt. Der ist mir
nämlich in den letzten Monaten etwas abhanden
gekommen. Ich brauche dringend wieder eine
Dosis Weltverbessererlaune.
Ich brauche Ablenkung vom Ernst-des-Lebens-
Gerede, von Studienwahl und Wohnungssuche.
Das Gefühl, die Erfahrungen meines Auslands-
jahres nicht einfach vergessen zu müssen, sondern
weitergeben zu können.
Wir lernen uns kennen (Anke)
Es geht los. Das Team wird vorgestellt. Wirken
ganz nett. Zwei Leute von der Agentur, Heike
und Andreas, und drei EuroPeers, Lisa, Olivia
und Sarah.
Dann das Kennenlernen. Bei 60 Leuten ist das
nicht so leicht – vor allem, wenn man sich Namen
so schlecht merken kann wie ich. Neben den Stan-
dard-Spielchen haben sich die drei EuroPeers eine
Rallye für uns ausgedacht. In 3er Gruppen geht
es ab in den Wald. Ich bin mit zwei Mädels unter-
wegs, die auch in Norwegen und Dänemark waren.
Mit den beiden verstehe ich mich jetzt schon super.
2. Tag
Workshop „Aktiv in Europa“ (Anke)
Wir stellen uns vor, wie es ist, drei Monate in
einem Land Europas zur freien Verfügung zu
haben. Traumland und Traumprojekt. Spanien
klingt sehr gut, aber was genau will ich da
machen?
Nach dem Einstieg dann die Gruppenarbeit.
Wie kann man Europa-Interessierte am besten
beraten? Welche Programme und Aktionen kön-
nen wir empfehlen? Wir präsentieren die Ergeb-
nisse im Rollenspiel. Hinterher erfahren wir,
was für Sachen man wirklich machen kann. Ver-
rückt, wie viel möglich ist! Sehr hilfreich, nicht
nur für EuroPeers, sondern auch für mich ganz
persönlich.
Workshop „Europa vermitteln“(Wiebke)
Welche Methoden kann man nutzen, um Europa
angemessen zu vermitteln? Wir spielen „Europa –
Eins, Zwei oder Drei“. Die Stimmung durch Be-
wegung auflockern, Wissen vermitteln. Darum
geht’s. Dann diskutieren wir über Europa – im
Caroline Reiter
WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK10
stillen Schreibgespräch. Mit Interesse lese ich die
Beiträge der Anderen. Jeder von uns hat ja einen
anderen Teil kennen gelernt.
Mich überrascht, dass ich beim Antworten eini-
ge Zeit brauche. Ich muss erst einmal die deutsche
und die moldawische Perspektive miteinander ab-
gleichen. Im Gegensatz zur Schule wird hier ziel-
gerichteter gearbeitet. Die Beiträge sind kürzer, es
gibt schneller Ergebnisse.
„EuroPeers live“ (Caroline)
Heute Abend heißt es „EuroPeers live“ – Lisa,
Olivia und Sarah berichten von ihren Erfahrun-
gen. Der Raum ist gemütlich beleuchtet, Decken
und Kissen liegen auf dem Boden. Eindeutig
kein steifer Vortrag, sondern lockeres Abendpro-
gramm.
Bei Snacks und Getränken erzählen sie uns von
ihren persönlichen EuroPeer-Werdegängen. Von
Erfolgsaktionen genauso wie von Flops. Als zum
Beispiel bei Sarahs erster Infoveranstaltung fast
niemand kam. Oder als ein Stand in der Stadtbib-
liothek total in die Hose ging, mangels Publikum.
Dann wieder berichten alle begeistert von einer
Großaktion in München. Zudem gab es eine ganze
Reihe von Schulveranstaltungen, die mal besser,
mal schlechter liefen.
Der Begriff „EuroPeer“ nimmt langsam Gestalt
an. Die Geschichten, Filme und Fotos der drei ver-
anschaulichen gut, welche Möglichkeiten es gibt.
Auf den Decken liegen weitere Veranstaltungsbe-
richte aus. Es wirkt. Das Abendprogramm scheint
bei so manchen Ideen geweckt zu haben. Sehr ge-
lungen, muss ich sagen.
3. Tag
Workshop „Präsentationstechniken“
(Anke)
Endlich lerne ich von einem Profi, wie man sich
und sein Anliegen am besten präsentiert.
Erster Eindruck der Workshop-Leiterin: sehr
locker, sehr spontan und: Schwedin! Alle bekom-
men sofort wieder Energie. Wir sammeln Fakten
und Tipps für verschiedene Präsentationstechni-
ken. Die Körpersprache ist am wichtigsten. Das
hätte ich nicht gedacht. Und natürlich geht es
in die Praxis. Wir sollen die Einleitung für eine
EuroPeer-Präsentation machen.
Obwohl ich selbst nicht präsentiere, lerne ich
viel. Vor Flip-Charts werde ich nicht mehr zurück-
schrecken. Ich bin jetzt richtig motiviert zu präsen-
tieren. Hat jemand mal ein Thema für mich?
Workshop „Presse- und
Öffentlichkeits arbeit“ (Caroline)
Nur langsam finden sich die angehenden EuroPeers
im Workshop eines Journalisten ein. Offenbar
befänden sich die meisten Teilnehmer morgens
um neun doch lieber im Bett als im Seminarraum.
Bald merkt jeder: Hier gibt es wichtiges Hand-
werkszeug für spätere Projekte. Wir lernen, uns
journalistisch auszudrücken oder die richtige
Überschrift zu finden. Auch die Frage, in welchen
Medien wir Projekte am besten publik machen,
steht auf dem Programm.
Dazu gehört auch, eine eigene Pressemittei-
lung zu verfassen. Schule und Textverfassung auf
Knopfdruck sind schon lange her. Gar nicht einfach,
plötzlich einen überzeugenden Artikel hervor zu
zaubern. Am Ende sind alle froh über die Übung.
Anke Weiß
WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 11
Wiebke Knäpper
Nach dem Workshop bin ich erleichtert. Das ist
gar nicht so kompliziert und undurchsichtig. Ich
kann mir jetzt vorstellen, mit der Presse Kontakt
aufzunehmen. Sieht so aus, als könnten auch
Leute wie wir eine Nachricht in die Zeitung
bringen.
4. Tag
Workshop „Veranstaltungsmanagement“
(Caroline)
Veranstaltungsmanagement. Das ist wieder so
ein Wachwerde-Programm. Schläfriges Gähnen
am Anfang, engagierte Diskussionen am Ende.
Ich will wissen, ob meine Traumfantasie der Be-
hindertenbegegnung ein Traum bleiben muss.
Zuerst geht es darum, das Ziel zu definieren. Hilf-
reich sind die W-Fragen, die uns als Leitfaden zur Pro-
jektentwicklung vorgestellt werden. Dann kommt die
konkrete Planung.
In Kleingruppen dürfen wir unsere persönliche
Veranstaltung planen – oder zumindest so tun als
ob. Es gibt viele gute Vorschläge. Von Musik- und
Kunstprojekten über Wanderung und Radtour bis
hin zu meinem Integrativen Jugendprojekt ist alles
dabei.
Integratives Jugendprojekt – man beachte den Na-
menswandel – hört sich doch schon viel besser an.
Trotzdem wird uns bald klar, dass ein integrativer
und internationaler Jugendaustausch eine ganz schön
große Sache ist.
Die Gruppe kommt einstimmig zu dem Schluss,
dass wir lieber klein anfangen sollten. Aber trotzdem
weiß ich jetzt: Es ist nicht unmöglich. Es fehlt eben
nur ein bisschen Erfahrung.
Projektbörse (Anke)
Endlich kommen wir dazu, konkrete Projek-
te zu planen. Darauf haben alle gewartet. Wir
schreiben unsere Ideen auf. Jeder trägt sich bei
den Gruppen ein, für deren Ideen er oder sie sich
interessiert. Nur: Es gibt richtig viele Ideen. Wo
soll man sich da zuordnen? Am besten wäre es,
von allem etwas mitzubekommen.
Ich lerne die neuen EuroPeers aus meiner Re-
gion kennen. Wir fangen an, unsere Projekte zu
gestalten. Soviel Kreativität zusammen ist wirk-
lich motivierend. Kuchenspaß und Fahrradtour
an der Weser? Super! Dann schreiben wir alles
einmal auf und verteilen Arbeitsaufgaben.
Talentshow (Wiebke)
Die ganze Zeit über habe ich gerätselt, was sich
hinter dem Programmpunkt „EuroPeers Talent-
show“ verbirgt. Jetzt weiß ich es. Die Tanzper-
formance war spitze. Die Stimmung hätte besser
nicht sein können. Wir haben getanzt bis … Ehr-
lich gesagt, ich weiß es gar nicht mehr.
5. Tag
Gedanken zum Abschied (Anke)
Die Zeit ist gekommen. Die Schulung ist zu
Ende. Mehr als 50 Jugendliche sind in Taxis auf
dem Weg zum Bielefelder Bahnhof. Es war sehr
spannend, informativ und lustig, aber auch sehr
anstrengend. Als wir die Auswertung machen,
fällt mir auf: Es gibt gar keine negative Kritik. Ein
voller Erfolg also.
Zum Schluss bleibt ein sehr gutes Gefühl übrig
und eine große Motivation. Für mich hat sich das
Kommen gelohnt.
WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK12
Wie zufrieden warst du mit deiner EuroPeers-Schulung?Ich fand sie …
… sehr hilfreich … hilfreich … weder/noch … … wenig hilfreich … nicht hilfreich Keine Angabe
EuroPeer-NetzwerkAls EuroPeer gibt man seine eigenen Erfahrungen weiter.
Aber man bleibt auch in Kontakt mit leuten, die ganz ähnliche
Dinge erlebt haben wie man selbst.
Das verbindet. Es ist ein wichtiger Motivationsgrund für EuroPeers, dass sie über ihr
EuroPeer-Engagement die Möglichkeit haben, sich weiterhin mit Gleichgesinnten aus-
tauschen zu können. Zu groß ist ansonsten die Gefahr, dass die Auslandserfahrungen
im Alltagsstress wieder untergehen.
Um den Austausch zu unterstützen, lädt JUGEND für Europa jedes Frühjahr alle
aktiven EuroPeers zu einem Jahrestreffen ein. Jahrestreffen dienen der Fortbildung,
Information und Projektplanung. Sie sind entscheidend für die Weiterentwicklung des
Netzwerkes. EuroPeers bringen ihre Projektideen ein, die sie mit anderen EuroPeers
umsetzen wollen. Und sie diskutieren, wie das EuroPeer-Netzwerk verbessert werden
kann.
Einmal im Monat informiert ein Newsletter alle EuroPeers über aktuelle Termine,
Entwicklungen, Fortbildungen oder Ausschreibungen und fasst die Aktivitäten der
Auf den Jahrestreffen werden wichtige Entwicklungen diskutiert und angestoßen.
WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK14
Das Netzwerk motiviert zu immer neuen Aktionen.
Freiwilliges Engagement, das sich auszahlt.
EuroPeers aus dem letzten Monat zusammen. Auch über facebook kann man auf dem
Laufenden bleiben. Der restliche Austausch ist in der Regel selbstorganisiert.
Daraus ergeben sich immer wieder Synergieeffekte. EuroPeers sollen sich weiterbilden
und gleichzeitig einen kreativen Freiraum für ihre Europa-Aktionen nutzen können.
Viele EuroPeers sind jahrelang aktiv. Einige werden regelmäßig als ReferentInnen für
Infoveranstaltungen an Schulen, bei Stiftungen oder in Berufsinformationszentren
angefragt. Andere planen größere Aktionen wie Jugendbegegnungen oder Jugendini-
tiativen. EuroPeers können selbst EuroPeer-TeamerInnen werden und neue EuroPeers
ausbilden. Und EuroPeers nutzen die internationalen Fortbildungsmöglichkeiten des
Programms JUGEND IN AKTION. Einige EuroPeers sind mittlerweile auch
beruflich in einem europäischen Kontext tätig.
Das Engagement bei den EuroPeers ist ausdrücklich freiwillig. Doch selbstverständlich
hat freiwilliges Engagement seinen Nutzen: EuroPeers bleiben in Kontakt mit Europa.
Und sie machen weitere Lernerfahrungen - mit einem Zugewinn an persönlichen und
beruflichen Schlüsselkompetenzen.
EuroPeer- Treffen bieten viel kreativen Frei-raum, um Projekte zu pla nen, zu diskutieren oder gute Stimmung zu verbreiten.
WAS SIND EUROPEERS? EUroPEEr wErDEn EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 15
38,5%
bis zu 3 Jahre
23,1%
bis zu 1 Jahr
12,8%
bis zu 5 Jahre
12,8%
gerade begonnen
Wie lange bist du schon als EuroPeer aktiv?
Markus Heinze
Wo hat man sonst schon eine so intensive Möglichkeit zum Austausch?Für Markus Heinze aus Berlin sind die EuroPeers nicht mehr wegzudenken.
„Europa gehört zu meinem Alltag“, sagt Markus. „Dafür will ich auch andere Jugendliche begeistern.“
Derzeit schließt der gelernte Sozial-Assistent eine Ausbildung zum Erzieher ab.
Wie kamst du zu den EuroPeers?
Durch einen Zufall. Wir hatten gerade zwei Frei-
willige aus der Türkei bei uns im Verein „KIDS &
CO“. JUGEND für Europa lud sie ein, an einer
EuroPeer-Schulung in Hannover teilzunehmen.
Sie war speziell für Jugendliche mit Migrations-
hintergrund ausgerichtet. Doch unsere beiden
Freiwilligen wollten nicht alleine dorthin. Sie
konnten noch nicht so gut Deutsch, also fuhr ich
mit. Und was ich dann dort mitbekam, hat mir
die Augen geöffnet.
Inwiefern?
Na ja, JUGEND für Europa ist ja die National-
agentur für das EU-Programm JUGEND IN
AKTION. Und so habe ich das erste Mal z. B. von
einem Europäischen Freiwilligendienst (EFD)
gehört. Die ganzen Möglichkeiten klangen fas-
zinierend. Ich bin dann gleich zum nächsten
EuroPeer-Jahrestreffen gefahren, hab mir von
anderen Jugendlichen von ihren Erfahrungen im
Ausland berichten lassen und war selbst ganz heiß
auf so einen EFD. Den habe ich dann in einem
Kindergarten in Luxemburg verbracht, in dem
alle Kinder einen Migrationshintergrund hatten.
Ich konnte viele Projekte selbst entwickeln.
Wie haben deine Freunde auf deinen EFD in
Luxemburg reagiert?
Die wurden neugierig. Ich habe ihnen viel
erzählt, ihnen Fotos gezeigt. Jetzt wollen sie
so etwas auch machen. Aber es ist gar nicht
so einfach. Viele meiner Freunde können
kein Englisch. Und dann gibt es auch viele
Organisationen, die lieber Studenten oder
Jugendliche mit entsprechendem Vorwissen
einstellen wollen. Ich habe einen Freund,
der seit einem Jahr vergeblich versucht, ei-
nen EFD-Platz zu bekommen. Trotzdem: Ich
helfe, wo ich kann. Und die Nationalagentur
macht das ja auch.
Willst du bei den EuroPeers weiter machen?
Auf alle Fälle. Wo hat man sonst schon eine so in-
tensive Möglichkeit zum Austausch und kann so
gut Pläne für die Zukunft schmieden? Im Ernst:
Das EuroPeer-Jahrestreffen ist für mich mittler-
weile zum wichtigsten Wochenende im Jahr ge-
worden.
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 17
Sabrina Apitz | Ohne meinen Europäi-
schen Freiwilligendienst würde ich wohl
nicht als EuroPeer-Teamerin arbeiten. Damals,
im Jahr 2001, war ich für acht Monate in Italien.
Betreuung im Kindergarten, Arbeit mit behin-
derten Menschen, die Planung einer multilate-
ralen Jugendbegegnung – diese Erfahrungen,
die ich gemacht hatte, wollte ich anderen jungen
Menschen unbedingt weitergeben.
2005 kam der Brief der Nationalagentur, eine
Einladung zur ersten EuroPeer-Schulung im
thüringischen Windischleuba. Ich wurde aktiv,
führte Schulveranstaltungen während der Euro-
päischen Jugendwoche durch. 2006 dann die
Foto ausstellung „Mittendrin“. „Anders Leben“,
so der Titel, ein Gemeinschaftsprojekt mit zwei
anderen EuroPeers. Ein Jahr später leitete ich bei
der Schulung den ersten Workshop mit, damals
zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Das EuroPeer-Projekt entwickelt sich immer wei-
ter, das Netzwerk ist mir wichtig. ‚Peer-to-peer‘
klappt bei uns schon sehr gut.
Anne Schley | Was mir an den EuroPeers
so gut gefällt? Man kann sich frei entfal-
ten, bekommt Unterstützung von der Nationa-
lagentur. Aber es gibt keinen Druck. Niemand
sagt dir, du musst das machen. Ich selbst war
nach meiner EuroPeer-Ausbildung 2006 in ver-
schiedenen Schulen unterwegs, habe Info-Stände
in der Fußgängerzone aufgebaut und über Mög-
lichkeiten berichtet, im Ausland aktiv zu werden.
Für die EuroPeers wäre es in Zukunft sicherlich
hilfreich, wenn auch kleinere Summen unbüro-
kratischer beantragt werden könnten. Da fehlt es
noch an Finanzierungsmöglichkeiten. Wer nur 30
Euro braucht, muss sich ja nicht lange mit Fund-
raising rumquälen. Das wäre zu hoch gegriffen.
Trotzdem: All die Projekte haben mir gezeigt,
dass es Spaß macht, sich für Europa zu enga-
gieren. Meinen Freiwilligendienst habe ich
sechs Monate in Siena in Italien verbracht.
Danach habe ich im Büro der Europäischen
Kommission in Brüssel gearbeitet. Als Prak-
tikantin für die Generaldirektion Bildung
und Kultur. Referat: JUGEND IN AKTION.
Für fünf Monate. Ich war überrascht, wie lo-
cker dort alles zuging. Von wegen nur graue
Anzugträger. Zumindest bei uns konnte
von steifer Beamten-Mentalität keine Rede
sein. Das sollte auch so sein. Ein bisschen
EuroPeer-Feeling kann der Arbeit schließlich
nur gut tun.
EuroPeer-Teamerinnen: Einmal EuroPeer, immer EuroPeer?
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK18
Carolina Sachs | Die EuroPeers hätte
es schon geben müssen, als ich Abitur
gemacht habe. Das hätte mir sicherlich geholfen
bei der Berufsfindung. Ich hatte damals noch
keine Ahnung, was ich studieren wollte. Dann
entschied ich mich erst einmal für einen Freiwil-
ligendienst in Polen – ab September 2005. Etwas
Besseres hätte mir nicht passieren können. Ich
arbeitete in einer deutsch-polnischen Jugendbe-
gegnungsstätte südlich von Posen.
Schon damals während meines Freiwilligen-
dienstes konnte ich mich als Trainerin ausprobie-
ren. Bei der EuroPeer-Schulung in Einschlingen
war ich nun das erste Mal als Teamerin dabei. Mir
gefällt, dass die EuroPeers kein elitäres Projekt
sind. Jeder kann mitmachen.
Franziska Stölzel | Wie ich selbst Eu-
roPeer wurde? Nicht über die klassi-
sche Schulung und nicht über den Europäischen
Freiwilligendienst. Angefangen hatte alles 2005
mit einer Jugendinitiative in Chemnitz. „Was uns
treibt – wohin wir gehen“ – so nannten wir das
Jugendkunstprojekt.
Dann kam das Jahrestreffen 2008. Gebracht hat
es mir zweierlei. Zum einen wurde ich direkt in
den EuroPeer-Trainer-Pool aufgenommen, zum
anderen entstand die Idee für eine neue Jugendin-
itiative: das Jugend-Europa-Büro ‚Youth Changes‘
in Chemnitz, das im Mai 2009 eröffnet wurde.
Wir haben das EuroPeer-Konzept einfach auf die
lokale Ebene herunter gebrochen und einen eige-
nen Teamer-Pool aufgebaut. 20 Jung-Referenten
informieren jetzt in Chemnitzer Schulen über Eu-
ropa, aktivieren zum Mitmachen und zeigen Mög-
lichkeiten, warum es sich lohnt, die eigenen vier
Wände auch durchaus mal länger zu verlassen.
Mich selbst freut es, mein Wissen bei den Euro-
Peer-Schulungen inzwischen in Workshops wei-
tergeben zu können. Die EuroPeers sind für mich
eine Herzensangelegenheit geworden. Mein
Austausch mit der Nationalagentur wurde noch
intensiver. Wenn es jetzt gelingt, die EuroPeers
nach außen hin bekannter zu machen, ist das Pro-
jekt auf einem guten Weg.
Auf jeder EuroPeer-Schulung sind immer erfahrene EuroPeers als Teamerinnen und Teamer dabei.
Sie sind in die Planung und Organisation der Schulung eingebunden, übernehmen Workshops und
berichten den TeilnehmerInnen (wiederum peer-to-peer) von ihren EuroPeers-Aktivitäten. Anne
Schley, carolina Sachs, Franziska Stölzel und Sabrina Apitz waren im September 2009 die EuroPeer-
Teamerinnen. Was sie an den EuroPeers reizt und warum sie sich als EuroPeers weiter engagieren.
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 19
EuroPeer on stage mit Barroso Als EuroPeer steht man nicht nur vor Schulklassen oder Jugendgruppen. Manchmal sitzen
auch Menschen in Anzug und Abendgarderobe vor einem. So geschehen in Antwerpen.
Dort ehrte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso auf der „European Awards
ceremony 2011“ die herausragenden Projekte des Europäischen Freiwilligendienstes.
Moderiert wurde der Abend von einem EuroPeer: Melih Özkardeş.
Bil
d: E
U-c
om
mis
sio
n, D
G E
MP
l
Die Fotos darf Melih Özkardeş in den nächsten Jahren wohl noch öfter heraus-
holen. Er, auf der Bühne mit einem der wichtigsten Staatsmänner Europas: José
Manuel Barroso. Und Androulla Vassiliou, die EU-Jugendkommissarin, ist auch
dabei.
Wie das gekommen ist? Melih lacht: „Durch die EuroPeers habe ich viele Leute
kennengelernt und mit vielen habe ich immer noch Kontakt. So kam es auch, dass
ich durch eine Freundin von den EuroPeers die Möglichkeit hatte, Barroso, den
Kommissionspräsidenten, auf der Bühne anmoderieren zu können. Das war für
mich ein EuroPeer-Highlight.“
Melih gibt an diesem Abend den Chef-Conférencier. Die Laudatoren der
Zeremonie, Barroso und Vassiliou, hören ihm und seiner polnischen Kollegin,
Dominika Rutkowska, aufmerksam zu. „Barroso fand’s sehr touching“, sagt
Melih später.
Jeden Moment habe er genossen, frei gesprochen und den Preisträgern immer
wieder direkt in die Augen geschaut, verrät Melih seine Taktik. „Die sollten gleich
mal merken, was non-formale Bildung alles bewegen kann. Die Bedeutung ist
doch mittlerweile schon genug wissenschaftlich belegt.“ Er schmunzelt.
2005 kam Melih aus der Türkei nach Deutschland. Seinen Europäischen Frei-
willigendienst (EFD) absolvierte er erst bei einem Verband für Menschen mit
Behinderung in Erfurt, dann in einem Kinderhort in Würzburg. Insgesamt elf
Monate. Die Europa-Begeisterung ließ ihn fortan nicht mehr los. 2006 besuchte
er die EuroPeer-Schulung. Berichtete fortan von seinen europäischen Erlebnis-
sen und organisierte (neben seinem Sportstudium in Köln) Jugendbegegnungen
und Jugendinitiativen. Straßenfußball für Toleranz, Europa im Sportverein – das
sind seine Themen.
Die Moderation des Events ist der Höhepunkt seiner EuroPeer-Karriere. Das
Berufsleben beginnt. Und auch dort wird er versuchen, europäische Projekte
zu planen. Bei seinem neuen Arbeitgeber, einem großen Sportverein, will er u.a.
EFD-Projekte etablieren.
Als EuroPeer war
der Aufbau eines
europaweiten Netz-
werks die mit Abstand
wichtigste Erfahrung
für mich. Ohne JUGEND
IN AKTION würde ich
längst nicht so viele
Europäer kennen. Mein
Leben wäre anders
verlaufen.“
Melih Özkardeş
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUroPEEr sEIn EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUSBlIcK 21
Ich habe gelernt, mit Gruppen zu arbeiten. Denn vor einer 60-Personen-Gruppe zu stehen, das ist doch eine Herausforde-rung. Ich habe auch gelernt, sicher vor Leuten zu sprechen und sie zu motivieren. Außerdem habe ich ein Gespür dafür bekommen, auf eine Gruppen-atmosphäre zu reagieren.
Jedes große oder kleine Projekt hat ja viele Aufgaben: Von der Vorbereitung über die Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Durch -füh rung und Nachbereitung. Diese Heraus-forderungen zu bewältigen, hat definitiv meine Kompetenzen gestärkt.
Ich habe sehr viel über mich gelernt: zum Beispiel wie ich vor Gruppen sprechen kann. Man merkt einfach, dass ich selbst bewusster geworden bin. Das hilft mir auch in der Uni.
deinEngagement
Was wollen EuroPeers?
Kontakt
Wer EuroPeers für eine Veran-
staltung anfragen will, kann
dies auf der Seite
www.europeers.de
tun. Eine Landkarte zeigt die in
der Nähe wohnenden EuroPeers
mit ihrer E-Mail-Adresse.
EuroPeer-VeranstaltungenAuthentische Europa-Erfahrungen
Jedes Jahr finden quer durch Deutschland zahlreiche EuroPeer-Veranstaltungen
statt – in Schulen, Universitäten, Jugendeinrichtungen, in Arbeitsämtern, Cafés
und Kneipen, in Fußgängerzonen … EuroPeers können überall sein.
Die Bandbreite der Veranstaltungen ist groß. „Klassische“ Infoveranstaltungen
stehen neben größeren Projekten wie Foto-Ausstellungen, Europa-Picknicks,
Straßenaktionen, Sportevents, Podiumsdiskussionen. Allen Aktionen gemein-
sam ist das zentrale Thema „Jugend und Europa“ – und die Weitergabe der per-
sönlichen Erfahrungen an andere Jugendliche.
Mit ihren persönlichen Erfahrungen erreichen EuroPeers auch Jugendliche, die
sonst wenig Zugang zu Europa haben. Und ihr Engagement ist gleichzeitig der
beste Beweis dafür, dass es sich lohnt, sich mit Europa zu beschäftigen.
Ihre Veranstaltungen planen EuroPeers selbstständig oder sie werden als
ReferentInnen angefragt. Vor allem (Hoch-)Schulen und Jugendeinrichtungen
nutzen die Dienste der EuroPeers, aber auch Berufsinformationszentren, politi-
sche Bildungszentren oder Stiftungen.
Ich fand die persönlichen
Geschichten sehr gut sowie die
persönliche Berichterstattung.
Es war super. Man konnte den
beiden gut zuhören.“
Sie sind begeisterte engagierte Leute, die eine tolle Zeit
gehabt haben. Vielleicht hatten sie auch schwierigere
Phasen, aber das können sie mit einer gewissen Distanz
relativieren und in einen Gesamtzusammenhang ein-
ordnen. Und sie sind Leute, die ihr Wissen weitergeben
wollen und eigene Projekt ideen haben. Das fand ich sehr
bereichernd für unsere Arbeit.“
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUroPEEr-VErAnstAltUngEn AUSBlIcK 23
Die Bandbreite von EuroPeer-Veranstal-tungen ist groß.
Marburger EuroPeers organisieren eine
Veranstaltung mit dem Titel „wege ins
Ausland“ für Schülerinnen und Schüler der 13.
Klasse. Sie präsentieren den Europäischen Frei-
willigendienst, erklären andere Auslandsdienste
und stehen im Anschluss für Fragen zur Verfü-
gung.
Im Auftrag einer Stiftung bringen Euro-
Peers in einem interaktiven workshop
20 HauptschülerInnen das Thema Europa und
aktive Bürgerschaft näher. In Gruppenarbeit er-
arbeiten die Schülerinnen und Schüler Präsenta-
tionen zu den Themen Jugendinitiative, Jugend-
begegnung und EFD. Im Anschluss haben die
Jugendlichen ausreichend Zeit, Fragen zu stellen
und Einblicke in die persönlichen Erfahrungen
der EuroPeers zu erhalten.
EuroPeers schicken junge Erwachsene,
die ein Berufskolleg besuchen, einen
Vormittag lang auf eine interaktive schnitzel-
jagd nach Informationen rund um das Thema
„Arbeitsmöglichkeiten im Ausland“.
EuroPeers organisieren mit Europäi-
schen Freiwilligen einen stand auf ei-
nem Europafest in Freiburg. Dabei gibt es eine
witzige Verkleidungsaktion, ein Quiz, Kuchen,
Buttons, persönliche Geschichten, Auslandsin-
formationen, Fotos und vieles mehr.
EuroPeers geben in einem Kinder-, Ju-
gend- und Familienzentrum einen work-
shop zu Europa. Er besteht aus einer bunten
Mischung aus Wissensvermittlung, Spaß und
kritischer Auseinandersetzung rund um die EU.
Was ist die EU, was sind ihre Grundlagen, Ziele,
Stärken und Schwächen, wie funktioniert sie?
Was haben junge Menschen von ihr und wohin
soll das alles führen? Die EuroPeers berichten
von ihren Erfahrungen und geben erste Einblicke
in das Thema.
Münchner EuroPeers laden PassantIn-
nen ein, sich vor ihrem Infostand zu ver-
kleiden und ihr Europagesicht zu zeigen. Neben
dieser Foto aktion kann jeder bei einem Quiz
sein Wissen über Europa unter Beweis stellen
und kleine Preise gewinnen. Informationen zu
JUGEND IN AKTION gibt es gratis dazu.
EuroPeers werden von der Grünen Ju-
gend in Mannheim zu ihrer sitzung ein-
geladen, um das Projekt „EuroPeers“ und das
EU-Förderprogramm JUGEND IN AKTION
vorzustellen. Eine Diskussionsrunde bietet Raum
für Fragen und Anregungen.
EuroPeers informieren auf einem Be-
rufsorientierungstag in Scharmbeck
Schülerinnen und Schüler über Studiums- und
Ausbildungsmöglichkeiten, die es in Europa gibt.
Veranstaltungsbeispiele
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUroPEEr-VErAnstAltUngEn AUSBlIcK24
10,9% über 10
33,5 %
20 %
14,1 %
13,5 %
12,9 %
6 %
Schulveranstaltung
Infoveranstaltung
Workshop/Seminar
Messestand
Kulturevent
Sonstiges
Welche Veranstaltungen wurden am häufigsten durchgeführt?
Wieviele Veranstaltungen hast du gemacht?
44,6%
1–5
5,4% k.A.
16,3%
6–10
13%
noch nicht aktiv
9,8%
keine
Engagement für EuropaWährend der Europäischen Jugendwoche 2011 setzen sich EuroPeers für die
Fortsetzung eines europäischen Jugendprogramms ein. Insgesamt engagieren sich
EuroPeers in ganz Deutschland innerhalb von drei Wochen auf 60 Veranstaltungen.
In Mannheim organisiert Olivia Metzendorf mit Hilfe von vier weiteren EuroPeer-
Mitstreiterinnen eine Podiumsdiskussion mit anschließendem Konzert. Als Gast
dabei ist unter anderem die Europaabgeordnete Franziska Brantner.
Franziska Brantner spricht die Sprache der Jugendlichen. Im Innenhof des „ cafga
im jungbusch“, einem Mannheimer Café in Hafennähe, präsentiert sich die
Europaabgeordnete der Grünen in guter Form. Noch immer seien die Ausgaben
für das EU-Programm JUGEND IN AKTION „peanuts“ im Vergleich zu den
Agrarsubventionen in der EU, sagt Brantner und legt nach: „In Europa bekommt
doch jede Kuh mehr Geld von der EU als ein Jugendlicher.“
Das sitzt. Die Gäste applaudieren, allen voran Metzendorf, die mit ihren vier
EuroPeer-Mitstreiterinnen von Freiburg bis Darmstadt diesen Abend organisiert
hat. Unter dem Motto „jugend in aktion rockt“ haben die jungen Frauen zu ihrer
Veranstaltung während der Europäischen Jugendwoche 2011 eingeladen.
Lust machen auf den EFD und andere Mobilitätsprogramme, das hatte sich
Olivia auf die Fahnen geschrieben. Und so glaubt man der Studentin der Sozialen
Arbeit nur allzu gerne, wie herausfordernd es während ihres Freiwilligendienstes
in Portugal gewesen sein muss, junge Menschen in einem 1000 Einwohner zäh-
lenden Land-Dorf vom Auswandern an die Küste abzuhalten.
26 EUroPEEr-VErAnstAltUngEn
Oben: Olivia eröffnet die Veranstaltung.Unten: Diskussion mit Franziska Brantner im Innenhof des „cafga“.
Franziska Brantner gefällt diese Art von Engagement. Schon während ihrer
Schulzeit am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg machte sich die
promovierte Politologin und Volkswirtin für einen Jugendgemeinderat und ein
Kulturzentrum stark. Von dort ging es über die Grüne Jugend dann steil bergauf.
Auch an diesem Abend gibt sich Brantner kämpferisch. Sie macht keinen Hehl
daraus, dass sie das Programm JUGEND IN AKTION gerne dauerhaft stärker
finanziell ausstatten würde. Als eigenständiges Programm.
Und auch die Europäische Jugendstrategie hält die grüne Politikerin für sinn-
voll. Gleichzeitig warnt sie vor einer zu engen Fokussierung auf den Arbeits-
markt. „Das Schlüsselwort ist und bleibt die Teilhabe“, so Brantner.
Neben ihr sitzt der Mannheimer Stadtrat Gerhard Fontagnier auf dem Podium.
Auch er würde in seiner Stadt, wie er selbst sagt, gerne mehr in Sachen Jugendbe-
teiligung „rocken“. „Die Stadt tut zu wenig für die Partizipation. Es gibt kein Ju-
gendparlament“, sagt Fontagnier und fordert die Politiker auf, „die Jugendlichen
in den Medien abzuholen, in denen sie auch wirklich unterwegs sind.“
Nach einer knappen Stunde ist die Podiumsdiskussion zu Ende. Zurück bleiben
Gäste wie Alicia Geugelin, eine Musikstudentin, die Benefiz-Konzerte veran-
staltet und „jetzt wieder einmal gesehen hat, wie wichtig es ist, doch einfach mit
seinem eigenen Projekt anzufangen.“
Und auch für Lena Przibylla hat sich die Anreise aus dem Breisgau offenbar ge-
lohnt. „Wir wollen in Freiburg ein Kunst- und Kulturzentrum aufziehen. Auch
ein Europa-Büro ist geplant. Da ist es gut zu sehen, was man mit EuroPeers alles
auf die Beine stellen kann.“ Nachwuchsprobleme und Politikverdrossenheit bei
Jugendlichen hat Lena nicht festgestellt, stattdessen eher fehlendes Vertrauen
der Politik in die jungen Menschen.
Als am späten Abend dann noch die Mannheimer Indierock-und Hip-Hop-
Band „Luis & Laserpower“ Lieder wie „Deine Füße wollen nicht mehr lange still
stehen“ von der Bühne schmettert, hat Europa für diesen Abend einen würdigen
Abschluss gefunden. Franziska Brantner wird zwar nicht mehr unter den Tanz-
wütigen gesichtet. Zur guten Laune hat sie aber allemal beigetragen. Europa ist
doch noch nicht out.
Auch nicht für Olivia, die nach ihrem Studium als Freiwilligenkoordinato-
rin das bürgerschaftliche Engagement der Bürger Maintals unterstützt und
fördert.
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUroPEEr-VErAnstAltUngEn AUSBlIcK 27
JUGEND für Europa: Wie ist das Pro-
jekt genau entstanden?
Valerie: Wir wollten einfach was Neu-
es ausprobieren. Und so kam uns bei
einem unserer ersten Treffen mit den
Europäischen Freiwilligen vom BHH
SozialContor und der European play-
work association (e.p.a.) die Idee der
„living library“, einer lebendigen Bib-
liothek.
Um uns die Bücher auf den Leib zu
schneidern, haben wir große Pappen
und Kartons aus Altpapier gestiftet be-
kommen. Im e.p.a Europa Jugend Büro
klebten, schnitten und pinselten wir
unsere Bücherboxen dann zusammen.
Was waren eure Hauptsorgen vor
der Veranstaltung?
Anna: Wir waren ja nicht nur auf dem
Europamarkt in Hamburg dabei, son-
dern haben im Vorfeld auch Workshops
zum Thema Mobilität in Gesamtschu-
len gegeben. Und man weiß ja, wie das
in einer Schule sein kann: Der Beamer
klappt nicht. Alle sitzen nur da, weil sie
keine Lust auf Unterricht haben und
der Gedanke an eine übermotivierte
Person wie mich, die sie dann für ein
kleines Kennenlern-Warming Up (wo-
möglich mit Bewegung!) begeistern
möchte, ist so ungefähr das Letzte, was
sie hören möchten.
Wie fühlt es sich an, ein ausleihbares Buch zu sein? Diese Erfahrungen wollen Anna
Aurich, Simone Braun und Valerie Witt beim Europafest auf dem Gänsemarkt in Hamburg
machen. Dort trotzen die drei EuroPeers zum Teil scheußlichem Wind und Wetter.
Aber auch der EFD ist ja meist ein Abenteuer.
Prall gefüllt mit europäischen Erfahrun-gen: die lebendige EuroPeer-Bibliothek
Die living library im Einsatz in Hamburg
28 EUroPEEr-VErAnstAltUngEn
Davon abgesehen gab es für mich als
Kielerin nur eine Schwierigkeit: Früh
morgens an einen Ort zu kommen, von
dem ich noch nie gehört hatte und dann
so motiviert und gut gelaunt zu wirken,
dass ich alle Anderen mitreißen kann.
Was macht eine „living library“
überhaupt spannend?
Simone: Man weiß vorher nicht, wer
oder was da auf einen zukommt. Man
schlüpft in einen bunt bemalten Papp-
karton in Form eines Buches, auf dem
„Europäischer Freiwilligendienst“,
„Gemeinsam für Europa“ oder aber
„Erfahrungen austauschen“ steht und
spaziert über den Platz. Das erregt
Aufmerksamkeit.
Wer das Prinzip der „living library“
verstanden hat, spricht dich an und
das kann richtig spannend werden.
Ich bin das Buch und informiere mei-
nen Leser über meine Erfahrungen.
Im Gegensatz zu einem normalen
Buch antworte ich aber auch auf spon-
tane Fragen.
Dann beginnt der Hamburg-Tag.
Wart Ihr aufgeregt?
Valerie: Ich bin etwas später am Nach-
mittag auf dem Marktgelände einge-
troffen. Da hatte ich seit dem Morgen
schon viel Zeit, um langsam aber sicher
immer nervöser zu werden. Ich war ja
nicht nur ein Buch der lebendigen Bi-
bliothek, sondern mit Irakli aus Geor-
gien auch Showmasterin unserer Prä-
sentation.
Als ich dann auf der Bühne stand, war
ich erstaunt, wie aufgeregt auch die
Anderen aus meiner Gruppe waren.
Dann ging alles wie erwartet drunter
und drüber. Dennoch: Es war ein Rie-
senspaß.
Und dann – kurz vor Eurem Auftritt –
kam der große Regen …
Simone: … und ich dachte, das ist jetzt
zu viel auf einmal. Ich musste mein
Kostüm, das ja ungünstigerweise aus
Pappe bestand, in Sicherheit bringen.
Fünf Minuten vor unserem Bühnen-
auftritt regnete es in Strömen. Schlech-
tes Timing. Mit einem Mal wurde der
Platz leer. Trotzdem haben wir uns
nicht entmutigen lassen. Wir sind fröh-
lich auf die Bühne gestürmt, haben uns
und unser Programm vorgestellt und
gute Laune verbreitet. Und ganz ehr-
lich, ein paar neugierige Zuschauer
hatten wir ja doch.
Was war das für ein Gefühl auf der
Bühne?
Anna: Für mich ging es hauptsächlich
darum, bei strömendem Regen einen
guten Eindruck zu machen. Das we-
nige Publikum, das noch da war, soll-
te ja nicht auch noch weglaufen. Zum
Glück war ich informiert, welche Fra-
gen auf mich zukommen würden. Aber
was sollte da auch noch schiefgehen?
Bei so vielen Vorträgen, bei denen ich
alleine vor einer Schulklasse gestanden
hatte …?!
Habt Ihr noch eine Botschaft für
die Jugendlichen da draußen?
Simone: Nutzt eure Chance und geht
ins Ausland. Engagiert euch für einen
guten Zweck. Das bringt nicht nur
für Andere etwas, sondern auch euch
selbst. Seit meinem Europäischen
Freiwilligendienst in Dänemark bin
ich jedenfalls süchtig nach neuen Aus-
landserfahrungen und Kontakten zu
Menschen in ganz Europa. Der EFD
war das Beste, was mir je passieren
konnte. Also macht’s mir nach …!
29EUroPEEr-VErAnstAltUngEn
34%21%
14%
8%7%
3% 4%
9%
PolitischeInstitutionen
Schulen/Hochschulen
Arbeitsagenturen
Entsendeorganisationen
Stiftungen
Jugend-einrichtungen
Eurodesk –Europäisches Jugend-informations-netzwerk
Sonstige
Wer nutzt EuroPeers?
Der Blick nach vorne Das Projekt EuroPeers hat sich seit der ersten Schulung im
September 2005 rasant entwickelt. Dies ist nur möglich, weil die
entscheidenden Schritte immer von den EuroPeers selbst mit
diskutiert und vorangebracht werden. Neben vielen kleineren
Vorhaben soll das Projekt zukünftig in folgende Richtungen gehen:
_ Internationalisierung
Von Anfang an waren bei den EuroPeer-Schulungen Jugendliche aus anderen
Ländern beteiligt, die bei sich zuhause als EuroPeers aktiv werden wollten. Ohne
eine unterstützende Struktur ist dies allerdings sehr schwierig. Erste Schritte zur
Etablierung eines eigenen EuroPeer-Netzwerks gibt es bereits, u.a. in Österreich,
Luxemburg und Polen. Die Vision ist ein internationales EuroPeer-Projekt mit
unterstützenden Strukturen in allen beteiligten Ländern, so dass EuroPeer-Ver-
anstaltungen in ganz Europa organisiert werden können und grenzüberschrei-
tendes Engagement und Voneinander-Lernen möglich sind.
_ Aufbau eines trainerpools
An den EuroPeer-Schulungen sind im Sinne des peer-to-peer-Konzepts immer erfah-
rene EuroPeers beteiligt. Mit der Perspektive einer (internationalen) Ausweitung des
EuroPeer-Projekts soll ein EuroPeer-Trainerpool aufgebaut werden, so dass die Schu-
lungen zukünftig verstärkt in die Hände erfahrener EuroPeer-Trainer gelegt werden
können.
_ Peer-Mentoring
Während EuroPeers bisher vor allem informieren, teilweise auch beraten, soll der Auf-
gabenbereich in Zukunft auf Peer-Mentoring für Europäische Freiwillige bzw. Peer-
Coaching für Jugendinitiativen ausgeweitet werden. Viele der EuroPeers wissen, wie
wertvoll Kontakte zu einheimischen Jugendlichen für Europäische Freiwillige sind und
bieten an, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Ähnliches gilt für EuroPeers,
die selbst schon eine Jugendinitiative durchgeführt haben und Anderen gerne dabei
helfen, ihr eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Auf der EuroPeer-Homepage kann
jede/r selbst angeben, was angeboten wird und welche Erfahrungen man mitbringt.
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck 31
„Natürlich ganz Europa – was denn sonst?“Die EuroPeers werden internationaler. Spätestens seit der luxemburger Schulung im März 2012
in Bad Mondorf, an der neben ehemaligen Freiwilligen aus dem Gastgeberland auch Deutsche,
Österreicher und Polen teilnahmen, ist klar: Das Netzwerk will künftig auch in anderen ländern
auf sich aufmerksam machen. EuropäischeStimmenausLuxemburg.
Was ich als EuroPeer bewegen will?
Flora: Aufklären. Die meisten Jugendlichen wissen ja gar nichts von den unter-
schiedlichen Programmen. Doch man bekommt schneller den Durchblick als
man denkt. Kostenlos Sprachen lernen, fremde Kulturen entdecken, sich mit
Gleichgesinnten aus anderen Ländern treffen – da hab ich schon was zu erzählen.
Deshalb freue ich mich auf meine Projekte in den Schulen und Jugendzentren.
Meine Ziele? Lust aufs Ausland machen und den Mut zum Ausprobieren wecken.
Ob die EuroPeers internationaler werden sollen?
Flora: Auf jeden Fall. Und wir sind auch schon mittendrin. Das Netzwerk soll
schrittweise auf ganz Europa ausgeweitet werden. Die Idee: EuroPeers aus
Deutschland, Luxemburg, Österreich und Polen laden ehemalige Freiwillige aus
ihren jeweiligen Nachbarländern ein, um das Projekt vorzustellen. Und damit die
Vernetzung noch besser gelingt, sollten auch immer mehr EuroPeers als Teamer
arbeiten. Peer-to-peer-Schulungen sozusagen.
Was mich derzeit an der Europaberichterstattung nervt?
Flora: Die Ökonomie. Da liegt viel zu stark der Fokus drauf. Natürlich war die
EU ursprünglich eine Wirtschaftsgemeinschaft, aber mittlerweile geht es doch
um weitaus mehr. Ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum viele Jugend-
liche den Bezug zur EU verlieren – wer durchschaut heutzutage schon die Kom-
plexität der Wirtschaft und der Krise?
Flora Cammerlander (21, Österreich)
è studiert „Internationale
Entwicklung“ in Wien
è neun Monate Freiwilligen-dienst in Balteni/ Rumänien
(09/10 – 06/11)
è Entwicklungsprojekt mit Jugendlichen auf dem land
Drei Fragen an:
Flora Cammerlander
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck32
Warum in Richtung Osten blicken?
Ilona: Ganz klar: Die osteuropäischen Länder werden das EuroPeer-Team be-
reichern. Man sollte bei der Zusammenarbeit aber nicht zu ungeduldig sein. Ko-
operation braucht manchmal Zeit. Ich selbst habe viel Mut gebraucht, um nach
meinem BA-Studium in Krakau für den EFD nach England zu gehen. Die Idee
der Freiwilligenarbeit wird in Polen manchmal noch ein bisschen kritisch beäugt.
Was ich als EuroPeer noch gerne lernen würde?
Ilona: Ganz ehrlich: Wir haben ja schon eine Menge Tipps mit an die Hand be-
kommen. Aber für die Durchführung von eigenen Trainings wüsste ich gerne noch
mehr über den Umgang mit Konflikten, Gruppendynamik oder Management im
Jugendbereich. Auch Mediation in Europa wäre sicherlich ein spannendes Thema.
Mein Wunsch für ein neues Jugend-Programm?
Ilona: Tut endlich mehr für die sozial Schwächeren. Schulabbrecher zum Beispiel,
wer soll sich um diese Gruppe kümmern? Das familiäre Umfeld ist sicherlich oft
überfordert. Das geplante Programm „Erasmus for all“ mag schön klingen. Ob
es aber auch diejenigen Jugendlichen erreicht, die wirklich „Europa-Aufklärung“
brauchen, da habe ich meine Zweifel.
Ilona Kuzak (26, Polen)
è kommt aus der Nähe von Krakau, jetzt in Berlin
è Master „Interkulturelle Kommunikation“ an der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder
è EFD in london: Arbeit mit geistig und körperlich behinderten Kindern
Stéphane Schmitz (20, Luxemburg)
è studiert Erziehungswissen-schaften in Köln
è neun Monate EFD in Santiago de compostela (Spanien)
è plant in luxemburg Infoveranstaltungen zu JUGEND IN AKTION
Drei Fragen an:
Ilona Kuzak
Drei Fragen an:
Stéphane Schmitz
Wie ich mich nach der Schulung fühle?
Stéphane: Aufgeputscht. Ich möchte den Elan aus dem Training mitnehmen und
gleich mit der Planung meines ersten Projekts beginnen. In Luxemburg ist das
Bewusstsein für freiwilliges Engagement bislang leider noch sehr schwach ausge-
prägt. Das finde ich schade. Gemeinsam mit zwei weiteren EuroPeers will ich dazu
beitragen, dass junge Menschen freiwillige Dienste als ernsthafte Alternative zum
sofortigen Studien- bzw. Ausbildungsbeginn in Betracht ziehen.
Was es für mich heißt, ein EuroPeer zu sein?
Stéphane: Ständig etwas hinzuzulernen, würde ich sagen. Natürlich bekommst
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck 33
Was ich mir jetzt als EuroPeer vorgenommen habe?
Nora: Pünktlich zum Europatag am 5. Mai werde ich in einer Schule ein Planspiel
zur „Europäischen Identität“ durchführen. Europa als Wertegemeinschaft – das
kommt durch die Eurokrise doch gerade alles ein bisschen kurz. Und natürlich
helfe ich mit, die EuroPeers auch in anderen Ländern bekannter zu machen. Dazu
wollen wir mit anderen ehemaligen Freiwilligen eine internationale Jugendiniti-
ative beantragen.
Welches Know-How ich noch gebrauchen könnte?
Nora: Hilfe bei der Antragstellung, ganz klar. Die Formalitäten werden uns si-
cherlich noch mal ins Schwitzen bringen. Welche Dokumente müssen einge-
schickt werden? Wie kann ich meine Chancen auf Bewilligung erhöhen? Das sind
so Fragen, die ich mir gerade stelle. Aber wir sind ja mehrere EuroPeers. Gemein-
sam werden wir das schon hinbekommen.
Wenn ich mir zurzeit die Nachrichten anschaue …?
Nora: Dann nervt mich die Angst vor einer Homogenisierung der nationalen
Kulturen durch Europäisierung. Die Annäherung der Mitgliedsstaaten bedeutet
doch nicht zwangsläufig, dass kulturelle Eigenheiten ausgelöscht werden, son-
dern vielmehr, dass ein kultureller Austausch stattfindet, der Gemeinsamkeiten,
aber auch Unterschiede erfahrbar macht.
Nora Schröder (22, Deutschland)
è studiert Angewandte Kulturwissenschaft und Politik in lüneburg
è sechs Monate EFD in einem Kulturzentrum in cadouin nahe Bordeaux
è kommt ursprünglich aus Ulm
Drei Fragen an:
Nora Schröder
du durch Schulungen mehr Know-How. Aber was doch eigentlich zählt, ist die
richtige Praxis. Alles einfach mal ausprobieren. Ich finde, neue EuroPeers sollten
erst einmal möglichst viele Veranstaltungen selbst planen und durchführen. Das
gibt dann hoffentlich schon bald die nötige Sicherheit.
Europa in den Medien?
Stéphane: Ich finde es auffällig, dass die Berichterstattung über Europa in den
letzten Monaten extrem zugenommen hat. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass in
irgendeiner Form über Europa und den Euro berichtet würde. Als durchschnitt-
lichem Bürger fällt es aber oft auch schwer, die aktuellen Ereignisse richtig zu
durchschauen.Stéphane
WAS SIND EUROPEERS? EUROPEER WERDEN EUROPEER SEIN EUROPEER-VER ANSTAlTUNGEN AUsBlIck34
Klar, ich habe mich persönlich weiter ent-wickelt. Es ist schön zu sehen, wie sich alles entwickelt hat. Man lernt viel leichter Leute kennen und ist offener zu allen Seiten.
Nutzt die Möglichkeiten, die euch gegeben sind, um ins Ausland zu gehen. Lernt andere Länder und Kulturen kennen, baut euch euer eigenes Urteil über diese auf und seid tolerant!
Man muss sich etwas trauen, um etwas zu erreichen. Ja, schaut über euren Tellerrand hinaus!
Mit dem EuroPeer-Netzwerk haben wir viele Ideen entwickelt. Die Aktionen, die wir gestaltet haben, hätte ich sonst nie gemacht.
Was hat sich
für dich geändert?
Was möchtest du
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JUgEnD für Europa
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für das EU-Programm
JUGEND IN AKTION
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Andreas Klünter Telefon 0228 9506-232Heike Zimmermann Telefon 0228 9506-270Barbara Schmidt Telefon 0228 9506-264