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Herausgeber: Evang. Landesbauernpfarramt Evang. Bauernwerk in Württemberg e. V. 74638 Waldenburg-Hohebuch Tel: 07942/107–0 Fax: 07942/107-20 Email: [email protected] www.hohebuch.de Redaktion: Dr. Jörg Dinger, Landesbauernpfarrer Sonja Naegelin, Sekretariat Titelfoto, Quelle: Dr. Alexander Stahr, Taunusstein 2 Spendenkonto: Evang. Kreditgenossenschaft eG Kontoinhaber: Evang. Bauernwerk in Württ. e.V. Kontonummer: 518 6013 Bankleitzahl: 520 604 10 Verwendungszweck: Spende Notfonds Falls eine Bestätigung des Spendeneingangs gewünscht wird, bitten wir um genaue Absenderangabe .

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Materialien zum Erntebittgottesdienst 2009Inhaltsangabe

Vorwort 4

Lieder, Psalmen und Liturgie 6

Eingangsgebet 8

Anspiel: „Mach dich nicht dreckig“ – „Wertvoller Boden“ 8

Sprechmotette: „Festen Boden unter den Füßen“ 10

Anmerkungen zum Predigttext 13

Predigtvorschlag 19

Fürbitten 24

Ideen zur visuellen oder ergänzenden Gestaltung 26

Redewendungen zu „Boden“ und „Erde“ 27

Infotext „Faszination Boden“ 28

Das knappe Gut Boden in vielfältiger Nutzungskonkurrenz 30

Bericht aus der Landwirtschaftlichen Familienberatung 34

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Vorwort

Liebe Pfarrerinnen und Pfarrer,liebe Prädikantinnen und Prädikanten,liebe Vorbereitungsteams der Erntebittgottesdienste,

Diese Anrede habe ich gerne von meinem Vorgänger Willi Mönik-heim übernommen und ich freue mich, Ihnen nun das erste Erntebitt-Heft zu präsentieren, das unter meiner Federführung entstanden ist. Als Pfarrer einer kleinen Landgemeinde war ich mehr als ein Jahr-zehnt lang selbst dankbarer Nutzer dieser von Hohebuch herausge-gebenen Materialien. Der Erntebittgottesdienst – oder, wie manche noch sagen: die Erntebetstunde – spielt dort eine wichtige Rolle im Jahreslauf und wird stärker als das Erntedankfest von den Bäuerin-nen und Bauern als ihr Gottesdienst wahrgenommen.

Anders als beim Familiengottesdienst zu Erntedank ist hier Raum auch für die Sorgen und Ratlosigkeiten der in der Landwirtschaft tä-tigen Menschen, für Fragen nach der Wertschätzung von Lebens-mitteln und dem angemessenen Preis dafür, nach ethisch verantwort-baren und problematischen Wegen in der Landwirtschaft. Dazu die gegenseitige Wahrnehmung von, der Dialog zwischen Erzeuger/in-nen und Verbraucher/innen - all dies in einem Gottesdienst. Was uns bewegt zu Beginn der Erntezeit, bringen wir vor Gott. In den Worten und Erzählungen der Bibel fragen wir nach Gottes Verheißung und Gebot, suchen wir seine Wegweisung in schwierigen Fragen.

Charakteristisch für den Erntebittgottesdienst ist, dass nicht nur wir Pfarrer/innen zu Wort kommen. Unverzichtbar ist die Perspektive der Betroffenen – derer, die in der Landwirtschaft tätig sind, wie auch der Verbraucher/innen. Darum werden sowohl das Thema wie auch die Gebets- und Liedvorschläge, die Anspiele und Sprechmotetten von einem Team erarbeitet. Dieses Jahr war der Bezirksarbeitskreis Ulm des Ev. Bauernwerks tätig, gemeinsam mit Bildungsreferentin Judith Riehle, Bezirksbauernpfarrer Wolfgang Krimmer und mir als Landesbauernpfarrer. Herzlichen Dank allen, die mitgewirkt und aus ihrer Erfahrungswelt und Sichtweise Wertvolles beigetragen haben!

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Dabei ist es eine Bereicherung, wenn nicht nur im Gottesdienst mehrere Stimmen zu Wort kommen, sondern bereits bei seiner Vor-bereitung, wenn man gemeinsam überlegt, welche Texte vor Ort passen, was eventuell verändert werden muss, welche Gebetsanlie-gen zusätzlich aufgenommen werden sollen. Es ist klar: All die hier abgedruckten liturgischen Texte wie auch die Predigt sind Vor-schläge. Entscheidend aber sind die Gottesdienste, die Sie in Ihren Kirchen oder auf den Höfen feiern. Sicherlich in einer großen und bunten Vielfalt. Unsere Materialien mögen Ihnen dabei helfen.

„Der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden.“ Das dies-jährige Leitwort aus dem Schöpfungspsalm 104 rückt den Boden ins Blickfeld. Den Erdboden, auf dem wir stehen, den wir bearbeiten, von dem wir ernten wollen, von dem aber auch immer größere Flä-chen unbrauchbar werden, zubetoniert, verseucht, ausgetrocknet. Den Erdboden, der bei genauer Betrachtung ein wahres Wunderwerk ist – „kunstvoll und fein bereitet“. Genauso im übertragenen Sinne den „festen Boden unter den Füßen“, auf dem wir sichere Schritte machen, das solide Fundament, auf das wir aufbauen können. Oder eben die Erfahrung, dass Vieles ins Wanken kommt. Der sicher ge-glaubte Boden droht einzubrechen, wirtschaftlich wie auch im Blick auf die Werte, an denen wir uns orientieren können.

„Der die Erde auf Fundamente gegründet hat, damit sie auf immer und ewig nicht wankt.“ Die wörtliche Übersetzung des Psalmverses lässt seine Aktualität vielleicht noch deutlicher werden. Das Ver-trauen, dass Gott trotz allem, was geschieht, seiner Schöpfung die Treue hält, dass auf dem Wechsel der Jahreszeiten, dem Rhythmus von Saat und Ernte weiterhin Gottes Segen liegt. In diesem Vertrauen wünsche ich Ihnen gesegnete Erntebittgottes-dienste und eine ebenso gesegnete Ernte.

Ihr

Jörg Dinger, LandesbauernpfarrerHohebuch, Ende April 20095

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Lieder, Psalmen und Liturgie

Lieder und Psalmen aus dem Evangelischen Gesangbuch

Zum Eingang445 Gott des Himmels und der Erden500 Lobt Gott in allen Landen504 Himmel, Erde, Luft und Meer510 Freuet euch der schönen Erde

Psalm8, 96, 103, 104, 145

Hauptlied508 Wir pflügen und wir streuen602 Auf, Seele, Gott zu loben

PredigtliedEine Handvoll Erde (R. Bäcker/D. Jöcker)506 Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht (v.a. Strophe 4-6) 654 Du schufst, Herr, unsre Erde gut

Schlusslied424 Deine Hände, guter Gott (v.a. Strophe 3)512 Herr, die Erde ist gesegnet (v.a. Strophe 6)677 Die Ernt ist da, es winkt der Halm

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Liturgischer Rahmen für einen Erntebittgottesdienst in der Kirche/ im Grünen/ auf dem Bauernhof

Vorspiel, dazu evtl. Liedvortrag (z.B. „Eine Handvoll Erde“ – Gitarrengruppe/Chor)Votum und GrußwortEingangslied (z.B. EG 504)Psalmgebet (z.B. Psalm 104) – „Ehr sei dem Vater“Eingangsgebet (s. Vorschläge) und Stilles GebetAnspiel oder Sprechmotette oder Text „Faszination Boden“ (s. Vorschläge)Evtl. Liedvortrag (z.B. „Eine Handvoll Erde“, s.o.)Evtl. zweiter Text (s.o. oder Schriftlesung, z.B. 1. Mose 8, 21f; Markus 4, 26-29)Hauptlied (z.B. EG 602)Predigttext Psalm 104, 1.2.5.13-15 und Predigt (s. Vorschlag)Predigtlied (z.B. EG 506, 4-6)Fürbitten (s. Vorschläge) und VaterunserSchlusslied (z.B. EG 512, 1+2+6)Informationen Bauernwerk und NotfondsEvtl. Liedvortrag (Gitarrengruppe/Chor)AbkündigungenSegensbitte (z.B. EG 170)Segen und dreifaches „Amen“Nachspiel

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Eingangsgebet

Lieber himmlischer Vater,du hast uns die Erde anvertraut, dass wir sie bebauen und bewahren.

Wir bitten dich um die Kraft deines Heiligen Geistes,dass wir die Gefahren der Zerstörung erkennenund verhindern, was der Schöpfung schadet.

Himmlischer Vater, hilf uns, dass wir unser Möglichstes tun,dass die Erde auch für kommende Generationen guter Lebensraum bleibt,dass die Erde genügend Lebensmittel hervorbringe,allen Menschen zum Segen.

Dazu verhelfe uns, du barmherziger Gott.

Amen.

Anspiel: „Mach dich nicht dreckig“ – „Wertvoller Boden“

Dialog: Mutter (M) - Kind (K)/Jugendlicher (J)

K: Heute ist ein schöner Tag. Endlich kann ich mal wieder draußen spielen, Fußball spielen wäre schön.

M: Ja, geh nur, pass auf, dass du nicht gleich wieder wie eine Wühl-maus aussiehst.

K: Was hast du denn nur gegen Dreck? Dreck ist doch wertvoller Boden. Ja, das haben wir erst neulich in der Schule gelernt.

M: Der ganze Schmutz macht mir nur Arbeit. Ich darf dann wieder Klamotten waschen und Schuhe putzen und die ganzen Dreckspuren sauber machen.

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K: Du, mit deinem ewigen Sauber-Tick! Weißt du denn nicht, dass Boden Leben ist? Stell dir vor, in einer einzigen Handvoll Boden leben mehr Tierchen, als Menschen auf der ganzen Welt. Hörst du, Lebewesen!

M: Oh, Schreck, das ist ja noch schlimmer. Davon kommt dann bestimmt meine Allergie.

K: Ja, siehst du, du weißt überhaupt nicht Bescheid. Boden - die Erde, die Gott geschaffen hat, ist ein Wunderwerk so wertvoll, dass wir ohne sie gar nicht leben könnten. Glaubst du, wir könnten so etwas erfinden? Niemals, und davon bekommt man keine Allergie.

M: Warum denn, für was ist sie so wichtig? Sie ist doch einfach Schmutz, unnötiger Abfall.

K: Die Erde, - unser Boden ist reich an Nährstoffen. Winzig kleine Lebewesen machen aus Gartenabfällen, Blättern und sogar Mist wertvollen Humus. Dünger mit vielfältigen Nährstoffen. Ohne diese können doch die ganzen Pflanzen gar nicht leben. Es ist ihre Nahrung. Gemüse, Getreide, Gras auch Kräuter, Blumen und sogar Bäume wachsen aus diesem Boden, besser gesagt - Dreck - und werden riesig, ja größer als wir. Da kann man doch nur staunen, wie wunderbar Gott dies alles geschaffen hat.

M: Dann ist ja dieser Dreck - besser gesagt Boden - sehr wertvoll und fruchtbar.

K: Also, was wären wir ohne diesen Dreck? Nicht einmal leben könnten wir. Daraus wachsen unsere Lebensmittel. Damit wir wach-sen können und gesund bleiben. Ebenso die ganze Tierwelt.

M: Siehst du jetzt, was man in der Schule nicht alles lernen kann? Doch nicht alles unnützes Zeug. Oder? Über dies habe ich noch nie nachgedacht.

K: So nun gehe ich aber schnell zum Fußball spielen. Falle ich in den Dreck, fühle ich mich wohl wie eine Wühlmaus. Die bekommt keine Allergie. 9

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Sprechmotette: „Festen Boden unter den Füßen“

Alle: Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden …

I.: Festen Boden unter den Füßen? Ich habe eher den Eindruck, wir bewegen uns auf ganz dünnem Eis.

II.: Was heißt „wir“? Die Banken!

III.: Ja, die sind zuerst eingebrochen. Oder sie wären es, hätte der Staat ihnen nicht unter die Arme gegriffen.

I.: Aber auch bei anderen ist das Eis gefährlich dünn. Wozu bräuchte es sonst die ökologisch zumindest fragwürdige Abwrackprämie?

III.: Ja, mehr und mehr Wirtschaftszweige drohen einzubrechen. Und damit bewegen auch wir uns auf dünnem Eis – in der Landwirtschaft wie in anderen Berufen.

Alle: Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden …

I. (pathetisch): „Ob es jemals in der Geschichte Menschen gegeben hat, die in der Gegenwart so wenig Boden unter den Füßen hatten …“

II.: Ist das nicht etwas übertrieben? Ich denke, es gab in der Vergan-genheit genügend Generationen, die mussten unter noch wesentlich unsichereren Bedingungen sehen, wie sie über die Runden kommen.

III.: Denken wir nur an die Kriegs- und die unmittelbare Nachkriegs-zeit, an die sich die Älteren unter uns ja noch erinnern.

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II.: Denken wir auch an Menschen in armen Ländern dieser Erde, die oft tagtäglich ums Überleben kämpfen, denen fruchtbarer Ackerbo-den weggeschwemmt wird oder vertrocknet und versalzt.

I.: Das Zitat stammt auch gar nicht aus unserer Zeit. „Ob es jemals in der Geschichte Menschen gegeben hat, die in der Gegenwart so wenig Boden unter den Füßen hatten …“ Dietrich Bonhoeffer hat das geschrieben, mitten im Zweiten Weltkrieg, für ein paar Vertraute, die mit ihm etwas ändern wollten an der schlimmen Situation, an Krieg und Massenmord.

III.: Das Gefühl, man bewege sich auf sehr dünnem Eis, das scheint immer wieder aufzukommen in Krisenzeiten. Und der Wunsch nach festem Boden, auf dem man stehen und sich fortbewegen kann.

Alle: Gott, der du das Erdreich gegründet hat auf festen Boden …

I.: Fester Boden unter den Füßen? Ist der Glaube an Gott, sind seine Gebote nicht der sichere Grund, auf dem wir stehen und gehen können?

II.: Davon bin ich allerdings überzeugt. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“

III.: Und dann natürlich die Zehn Gebote als gute Wegweisung auch für unsere Zeit: Gott Gott sein lassen, den Feiertag heiligen, das Leben, die Ehe, den guten Ruf und das Eigentum unserer Mitmenschen respektieren. Schließlich die Gebote gegen die Gier - heutzutage aktueller denn je.

I.: Das ist ja alles richtig. Aber für viele Entscheidungen, die zum Beispiel wir als Landwirte zu treffen haben, gibt es kein klares Gebot Gottes. Wie wirtschaften wir schöpfungsverträglich? Welche Betriebszweige haben Zukunft?

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II.: Klar, Gottes Gebote nehmen uns nicht einfach die verantwortliche Entscheidung ab. Trotzdem ist es gut, wenn wir wissen, dass wir nicht nur für uns, unsere Familie, unseren Betrieb verantwortlich sind, sondern auch vor Gott.

I.: Aber selbst als Gläubige wissen wir nicht immer, ob das, was wir tun, richtig ist. Vor mehr als siebzig Jahren hat Dietrich Bonhoeffer schon über das Bibelwort gepredigt: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir.“

II.: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen.“ Wer kann sich das heute schon leisten - seine Ratlosigkeit einzugestehen? Im Blick auf die Wirtschaftskrise. Im Blick auf furchtbare Ausbrüche von Gewalt wie in Winnenden.

III.: Dabei wäre das Eingestehen von Ratlosigkeit manchmal besser als hektischer Aktivismus. Umso wichtiger ist darum der zweite Satzteil: „Sondern unsere Augen sehen nach dir.“ Auf Gott schauen im Vertrauen, dass er uns auch in unübersichtlichen Zeiten den Weg weist.

I.: Und dann mutig weitergehen, selbst wenn der Untergrund schwankt. Bonhoeffer betont in derselben Predigt, dass wir zwar keinen festen Stand mehr unter den Füßen haben, uns aber von Gott gehalten wissen über dem Abgrund der Bodenlosigkeit.

Alle: Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, gib unseren Schritten weiten Raum, dass unsere Knöchel nicht wanken.

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Anmerkungen zum Predigttext

Das Leitwort für den Erntebittgottesdienst entstammt dem Schöp-fungspsalm 104. Nach der Auslegung von Klaus Seybold, Die Psalmen, Handbuch zum Alten Testament I/15, Tübingen 1996, S. 408-411, gliedert sich dieser „in liturgischen Rahmen gebrachte Hymnus“ folgendermaßen:

V 1aα: Überschrift – Selbstaufforderung zum Lobpreis, vgl. Psalm 103, 1aV 1aβ-4: Erste Strophe – Der Himmel im UrozeanV 5-9: Zweite Strophe – Die Wasser der Urflut und die ErdeV 10-18: Dritte und vierte Strophe - Der Wasserkreislauf und das VerteilersystemV 19-23: Fünfte Strophe - Die NutzungsordnungV 24-26: Sechste Strophe - Das Meer als ReservoirV 27-30: Siebte Strophe – Das Wasser und das LebensrechtV 31-35: Nachträge und Unterschriften

Die Gliederung selbst leuchtet ein, den durchgehenden Bezug auf das Wasserthema kann ich dagegen nicht erkennen – ab der fünften Stro-phe (V 19ff) spielt es m.E. keine Rolle mehr. Dass der Hymnus „auf unvergleichliche Weise die Welt als wohl konstruiertes und gut funk-tionierendes System“ beschreibt (Seybold, 408) ist aber eine genau treffende Charakterisierung. Wegen der „kritischen Beziehungen“ zur ersten Schöpfungserzählung in 1. Mose 1 und seiner „weisheit-lich-theologischen Denkformen“ gehört der Psalm wohl „eher in die nachexilische Zeit“ (Seybold, 409).

Für die Predigt zum Erntebittgottesdienst ist es natürlich sinnvoll den gesamten Psalm im Blick zu haben. Als Predigtabschnitt schlage ich aber eine Auswahl von Versen aus den ersten vier Strophen vor, die der im EG für Württemberg, Nr. 743, entspricht: V 1.2.5.13-15.

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Psalm 104, 1.2.5.13-15 (Lutherbibel, Revision von 1984)

Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich,du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich, (…),der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.

Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.Du lässest Gras wachsen für das Vieh, und Saat zu Nutz den Menschen,dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein erfreue des Menschen Herzund sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.

Psalm 104, 1.2.5.13-15 (Zürcher Bibel. Neuübersetzung 2007)

Lobe den HERRN, meine Seele. HERR, mein Gott, du bist so groß.In Hoheit und Pracht bist du gekleidet, der du dich hüllst in Licht wie in einen Mantel,der den Himmel ausspannt wie ein Zelt, (…).Der die Erde auf ihre Pfeiler gegründet hat, dass sie niemals mehr wankt.

Von seinen Gemächern aus tränkt er die Berge, von der Frucht seiner Werke wird die Erde satt.Gras lässt er sprossen für das Vieh, und Kraut dem Menschen zunutze,

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damit er Brot aus der Erde hervorbringe und Wein, der des Menschen Herz erfreut,damit er das Angesicht erglänzen lasse von Öl und das Brot das Herz des Menschen stärke.

Aus der Fülle des Schöpfungslobs von Psalm 104 greift der Predigt-abschnitt also drei für die Erntebitte m.E. bedeutsame Elemente heraus:- Die Herrlichkeit des Schöpfers: V 1.2 – vgl. Psalm 8 und 1.

Mose 1.- Der feste Bestand der Schöpfung: V 5 (Leitvers) – vgl. Psalm 93

(V 1), 96 (V 10).- Das Angewiesensein auf (Regen-)Wasser und die Versorgung

des Menschen mit guten Gaben: V 13-15 – vgl. 1. Mose 2 (V 5f. 8f).

Die Herrlichkeit des Schöpfers (V 1f): Sie wird durch die Attribute hod (Hoheit, Majestät) und hadar (Schmuck, Glanz, Herrlichkeit, Hoheit) ausgedrückt, die sowohl für die Pracht des irdischen Königs als auch für Gottes Herrlichkeit stehen können. Aufschlussreich die Variation in Psalm 8: hod wird Gott zugeschrieben (V 2), hadar aber, zusammen mit der gewichtigen kabod (Ehre, Herrlichkeit), dem Menschen an sich (V 6), nicht allein dem König. Es ist also die Vor-stellung vom „königlichen Menschen“, der im Abglanz von Gottes Herrlichkeit steht, ähnlich wie in 1. Mose 1, 26ff („Gottebenbild-lichkeit“). In Psalm 104 ist diese Sonderstellung des Menschen frei-lich kaum erkennbar. Nur in wenigen Versen (14f. 23) ist von ihm die Rede – ohne „Herrlichkeit“, „Gottebenbildlichkeit“ oder die Herrschaft über die Mitgeschöpfe. Betont wird dagegen die mensch-liche Arbeit (V 23, auch in V 14 wäre „zu Nutz den Menschen“ wohl besser übersetzt mit „für die Arbeit“ bzw. „für das Ackerwerk“ des Menschen) – und dass Gott Regen schickt, um uns Menschen mit guten Gütern zum Leben zu versorgen (V 13-15). Die Verknüpfung von Regen, menschlicher Arbeit und Fruchtbarkeit der Erde findet sich ähnlich in 1. Mose 2, 5f.

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Die Grundüberzeugung hinter V 1-9 (wie in 1. Mose 1 und Psalm 8): Gott erweist sich als groß und prächtig, indem er Himmel und Erde schafft, das Licht und eine gute, sinnvolle Ordnung. Diese steht gegen das Chaos – repräsentiert durch die „Urflut“, das Wasser in seinen bedrohlichen Aspekten – und hält dessen Angriffen stand.

Als grundlegendes Werk und hervorragende Eigenschaft des Schöp-fers erscheint hier das Licht. Ist damit der für Menschenaugen nicht zu ertragende Lichtglanz des heiligen Gottes (1. Timotheus 6, 16; 2. Mose 33, 21 u.ö.) gemeint? Oder das Licht als Ermöglichung von Leben – so in Psalm 36, 6; Johannes 1, 4f.9; 1. Johannes 1, 5 und an vielen anderen Stellen? Ohne das erste auszuschließen dürfte hier doch der zweite Aspekt klar im Vordergrund stehen.

Die Herrlichkeit des Schöpfers und die wunderbare Ordnung des Geschaffenen. Es ist gewiss kein Schaden, wenn sich die Erntebitte mit dem Staunen über diese Ordnung und dem Lobpreis des Schöp-fers verbindet. Nicht nur, wenn der Gottesdienst im Freien zwischen Feldern mit heranreifendem Getreide gefeiert wird. Dass dies nicht zu einer realitätsfernen Verniedlichung und Romantisierung der Schöpfung führt, dafür sorgen die weiteren Aspekte aus Psalm 104.

Der feste Bestand der Schöpfung (V 5): Wörtlich übersetzt spricht der Vers davon, dass Gott die Erde – einem Haus gleich – auf ein so-lides Fundament gesetzt hat, so dass sie auch bei Erschütterungen nicht ins Wanken kommt: „Der die Erde gegründet hat auf ihre Grundfesten, dass sie auf immer und ewig nicht wankt.“ Das dabei vorausgesetzte Weltbild von „Pfeilern“, auf denen die Erde ruht und sicher steht, kann für uns nicht mehr verbindlich sein. Die dahinter stehenden Erfahrungen und Fragen allerdings sind heute mindestens so drängend wie vor ca. 2500 Jahren. Die Erfahrung, dass die gute Ordnung der Schöpfung bedroht ist. Die Frage, ob nicht das gesamte Gefüge der Schöpfung ins Wanken kommen könnte – durch Natur-gewalten oder die Aktivitäten des Menschen. In dieser Situation das Bekenntnis, die Glaubensaussage, dass Gott selbst für den Bestand seiner Schöpfung einsteht.

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Dass dies tatsächlich das Thema von V 5 ist, zeigt die Fortsetzung in V 6-9, also die gesamte zweite Strophe des Psalms. Es geht darin um die latente Bedrohung des Geschaffenen durch die Rückkehr des Chaos – repräsentiert durch die „Urflut“ (vgl. 1. Mose 1, 2 und in der Fluterzählung z.B. 1. Mose 7, 11). Dagegen steht das Bekenntnis, das Vertrauen, dass Gott für das Bestehen seiner Schöpfung einsteht und den chaotischen Mächten ein für allemal eine Grenze setzt (V 9, vgl. Hiob 38, 8-11, Sprüche 8, 29 und die Gottesverheißungen nach dem Ende der Sintflut: 1. Mose 8, 21f; 9, 8-17). Überdeutlich wird hier, dass beim biblischen Schöpfungsverständnis die Schöpfung im Anfang nicht der einzige und dominierende Aspekt ist, dass vielmehr die Bewahrung der Schöpfung vor dem drohenden Rückfall ins Chaos einen zentralen Glaubensinhalt darstellt. Damit auch das Be-kenntnis zu den guten und beständigen Ordnungen in der Schöpfung: der Rhythmus von Saat und Ernte im Wechsel der Jahreszeiten nach 1. Mose 8, 22; in Psalm 104 das Zurückdrängen der Chaoswasser zugleich mit der Leben spendenden Bewässerung der Erde.

In der Lutherübersetzung ist der Aspekt des Fest-Stehens der Schöpfung verstärkt. Aus dem negativ formulierten „nicht wankt“ wird „bleibt“. Etwas von der ansprechenden Bildhaftigkeit des Verses geht dabei allerdings verloren. Dafür spricht der Luthertext mit dem Stichwort „festen Boden“ (für „Grundfesten“) andere Bild-felder an. Außer der Metapher „festen Boden unter den Füßen haben“ klingt hier der Erdboden an, den wir bearbeiten, von dem wir ernten wollen, der Erdboden, der in seiner Lebendigkeit und Frucht-barkeit ebenfalls ein Wunderwerk des Schöpfers darstellt. Weit entfernt von jeglicher „Boden-Ideologie“ war dies ein Aspekt des Schöpferlobs, der das Vorbereitungsteam stark ansprach und biblische Anhaltspunkte z.B. in Psalm 104, 14 oder 1. Mose 1, 11f. 24 (Die Erde „lässt aufgehen“ bzw. „bringt hervor“) hat.

Das Angewiesensein auf (Regen-)Wasser und die Versorgung des Menschen mit guten Gaben (V 13-15): Der Gesamtsinn der Verse ist klar, auch wenn die genaue Wortbedeutung an einigen Stellen umstritten bleibt, so dass manche Ausleger und Übersetzer

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textkritische Korrekturen vorschlagen. Die im Einzelnen zu erörtern würde für diese Materialien zu weit führen. Darum nur als ein Beispiel V 13b: „Von der Frucht deiner Werke wird die Erde satt.“ (wörtliche Übersetzung, Zürcher Bibel und Kommentar von Sey-bold) – „Du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.“ (freie Übersetzung, Lutherbibel) – „Aus der Fülle deiner Speicher wird die Erde satt.“ (in Seybolds Kommentar, S. 408, erwogene Korrektur).

Die Aussage der Verse lautet: Aus der Höhe („dem Himmelsge-schoss“) schickt Gott den Regen, der die Erde fruchtbar macht, so dass sie Nahrung für das Vieh und für die Menschen hervorbringt. Festzuhalten ist, dass im Blick auf den Menschen nicht nur die Grundernährung („Brot“) genannt wird, sondern mit Wein und Öl auch Dinge, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind, aber das Leben schön machen.

Ich schreibe diese Anmerkungen zum Predigttext Mitte April, zu einem Zeitpunkt, da es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm und trocken ist. Wie sehr auch wir in den gemäßigten Breiten darauf angewiesen sind, dass es genügend und zur rechten Zeit regnet, dürfte wenigstens seit dem Extremsommer 2003 nicht nur den Landwirten bewusst sein. In der Erntebitte hatte die Bitte um das richtige Wetter (dass der Regen rechtzeitig fällt und auch wieder aufhört zu fallen, dass nicht noch Unwetter das reife Getreide vernichten) schon immer ihren Platz. Die Versorgung der Erde mit Niederschlag gehört zum feinen Gefüge der Schöpfung, das der Mensch allenfalls stören kann, niemals aber herstellen. Im Blick auf die kaum mehr zu bestreitende Erderwärmung ist der Menschheit eine derartige Störung bereits „gelungen“, auch wenn man noch nicht genau weiß, wie sie sich auswirken wird.

Im Predigtentwurf wird der Themenbereich „Angewiesen-Sein auf Regen“ und „Klimawandel“ nur kurz gestreift. Je nachdem, wie sich das Jahr entwickelt, könnte es notwendig sein, diesen Aspekt in der Predigt wie in den Fürbitten stärker zu gewichten.

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Predigtvorschlag

Lesung des Predigttextes: Psalm 104, 1.2.5.13-15

Am Anfang, liebe Gemeinde, steht das Staunen. Am Anfang unseres Psalms: „Wie groß bist du, Gott! Wie wunderbar hast du die Welt ge-schaffen. Wie sorgfältig alles aufeinander abgestimmt. Licht und Wärme der Sonne. Das Leben spendende Wasser. Gras für die Tiere. Brot, Wein und Öl für uns Menschen. Nicht allein das Lebensnot-wendige, auch das, was das Leben schön macht. Wie kunstvoll und fein hast du, Gott, schließlich uns Menschen bereitet, uns ausgestattet mit den Fähigkeiten zu lieben und zu arbeiten, zu denken und zu musizieren, und mit vielem mehr. Wie groß bist du, Gott!“

Am Anfang, liebe Gemeinde, steht das Staunen. Nicht erst an Ernte-dank, schon jetzt, beim Erntebittgottesdienst. Noch steht sie uns nicht vor Augen, die ganze Pracht der reifen Äpfel und Trauben, der Mais-kolben und Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln. Doch einiges, was uns das Herz aufgehen und staunen lässt, haben wir bereits gesehen und sehen wir jetzt. Wie nach dem langen Winter ein paar sonnig-warme Tage genügten, und überall brach es heraus: das Grün der Blätter und Halme, das Weiß und Gelb der Blüten. Und nun nehmen wir wahr … (je nach Ort, Zeitpunkt und Wetterentwicklung konkretisieren. Auch wenn, etwa auf Grund von Trockenheit, nicht alles sich wie gewünscht entwickelt haben sollte, ist es gut, das Augenmerk hier zuerst auf das Positive zu lenken.)

Am Anfang, liebe Gemeinde, auch der Erntebitte, stehen Staunen, Dankbarkeit, steht der Lobpreis des Schöpfers: „Wie groß bist du, Gott.“ Staunen auch über die Wunder des Erd-Reichs. (Falls bis dahin weder das Anspiel „Mach dich nicht dreckig“ noch der Info-Text „Faszination Erde“ im Gottesdienst vorkamen, könnte der Text hier von ein oder zwei Sprecher/innen gelesen werden. Andernfalls genügt eine Erinnerung, evtl. mit Hervorheben einer Information, die den Prediger/ die Predigerin fasziniert hat.) Mich haben besonders die Leistungen der Regenwürmer beeindruckt und die Zahl der Lebewesen in einer Handvoll Erde. Wirklich staunens- und 19

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bedenkenswert, wie es auch in einem Lied heißt: „Eine Handvoll Erde, schau sie dir an. Gott sprach einst: Es werde! Denke daran!“

Mit dem Staunen fängt es an, liebe Gemeinde, aber dabei bleiben wir natürlich nicht stehen. Im Leben nicht, nicht im Psalm und genauso wenig bei der Erntebitte. Wir bestaunen die Erde nicht nur, wir ma-chen sie uns auch untertan. Als Landwirte pflügen wir, säen wir, düngen und spritzen je nach Notwendigkeit. Hoffen, dass die Erde uns schließlich reiche Frucht bringt, die wir ernten, von der wir leben können. Dabei erfahren wir das Erdreich nicht nur als faszinierend, lebendig und fruchtbar, auch als hart, widerspenstig, schwer, ausge-laugt. Und in anderen Zusammenhängen – im Haus zum Beispiel, am Auto, an den Schuhen – schlicht als „Dreck“.

Nein, liebe Gemeinde, für Naturromantik ist der Erntebittgottesdienst nicht der richtige Ort – selbst wenn wir ihn an einem schönen Platz im Freien feiern. Eine romantische Verniedlichung und Verklärung der Natur widerspräche dazu dem Realismus der biblischen Schöp-fungstheologie. Die weiß einerseits um die guten Ordnungen und Rhythmen der Natur – Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht -, die auch dann erhalten bleiben, wenn wir Menschen uns nicht ihnen entsprechend verhalten. Sie weiß aber ge-nauso um die Widerspenstigkeit der oft stein-reichen Äcker, um die Mühen der Arbeit nicht nur in der Landwirtschaft: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ Freilich sind an die Stelle der harten körperlichen Arbeit inzwischen oft Zeitdruck und schmerzende Augen am Bildschirm getreten, auch bei vielen Bäue-rinnen und Bauern. Ebenfalls mühsam!

Die Bibel weiß um die Schönheit und die wunderbare Ordnung der Schöpfung wie um die Schrecklichkeit der Naturgewalten. Der Beter unseres Psalms ist überzeugt: Das Chaos nähme sogar überhand, wenn nicht Gott selbst ihm Einhalt geböte: „Du hast den Wassern eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wie-der das Erdreich bedecken. Du hast das Erdreich gegründet auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.“

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Vor allem aber, liebe Gemeinde, weiß der biblische Realismus um die Zwiespältigkeit von uns Menschen. Großes können wir leisten, erfinden, uns ausdenken – aber auch Schlimmes, Zerstörerisches. Sorgfältig und voller Respekt können wir mit der Erde umgehen, mit unseren Mitgeschöpfen und Mitmenschen, aber auch rücksichtslos und gewalttätig. Schließlich steckt in uns die Versuchung, nicht mehr Geschöpf sein zu wollen, sondern uns selbst an die Stelle des Schöp-fers zu setzen.

Es ist alles andere als eine heile Welt, liebe Gemeinde, in der wir um eine gesegnete Ernte bitten. Doch wir können zu Gott nicht nur mit unserem Staunen, mit Lobpreis und Dank kommen, sondern genauso mit unserem Bitten und Klagen, mit dem, was uns ratlos macht und Angst einjagt. Gerade wenn uns Gewissheiten ins Wanken kommen, wenn wir drohen den Boden unter den Füßen zu verlieren, ist es gut, sich an den zu wenden, von dem der Psalmist bekennt: „Der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.“ Oder, wie man den Vers auch übersetzen kann: „Der die Erde gegründet hat auf ihre Grundfesten, dass sie auf immer und ewig nicht wankt.“

Ja, liebe Gemeinde, wir feiern heute noch nicht Erntedank, sondern wir bitten für die Ernte – als Bäuerinnen und Bauern, als Verbrau-cherinnen und Verbraucher, als christliche Gemeinde. Da haben auch unsere Fragen und Klagen Platz, unsere Verunsicherung und Ratlo-sigkeit angesichts aktueller Entwicklungen. Befürchtungen, wie es wohl weiter geht, in der Landwirtschaft, mit der Wirtschaft über-haupt.

Klagen: Über die katastrophalen Erlöse für landwirtschaftliche Pro-dukte, besonders über einen Milchpreis, der weit davon entfernt ist, die Produktionskosten zu decken.

Fragen: Wie lange die Finanz- und Wirtschaftkrise noch andauern wird, wie viele Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe noch in den Strudel gerissen, wie viele Menschen ihre Arbeit verlieren werden.

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Verunsicherung: Lässt sich die Gentechnik auf dem Acker dauerhaft aufhalten, auch wenn nach wie vor die meisten Verbraucher und viele Landwirte alles andere als überzeugt sind von deren „Segnun-gen“? Werden die Landwirte in Zukunft noch abhängiger von großen Konzernen, wenn die sich zum Beispiel Zuchtverfahren für Schweine patentieren lassen wollen? Ganz abgesehen davon, dass hier die Grenze überschritten sein dürfte, jenseits derer der Mensch nicht nur gestaltend mitwirkt in der Schöpfung, sondern selbst versucht „Schöpfer zu spielen“. Ohne auch nur im Entferntesten dessen Weis-heit und Weitblick zu besitzen.

Befürchtungen: Dass wir mit unserem Lebensstil und mit einer Wirt-schaftsordnung, die immer weiteres Wachstum benötigt, unsere Erde gnadenlos überlasten, dass wir die Folgen unseres Raubbaus noch gewaltig zu spüren bekommen, zum Beispiel in der Veränderung des Klimas und wenn Böden unbrauchbar werden.

Unsere Fragen und Ratlosigkeiten, liebe Gemeinde, sie haben im Erntbittgottesdienst genauso Platz wie das Staunen und der Lobpreis des Schöpfers. Wir sollten dabei nicht so tun, als hätten wir als Christen Antworten auf alle bedrängenden Fragen, Lösungen für all die komplizierten Probleme. Wir können keine Patentrezepte bieten. Aber was die Bibel uns lehren kann, ist Bescheidenheit. Wir sind und wir bleiben Geschöpfe. In unserem großartigen Schöpfungspsalm kommt der Mensch mit seiner Arbeit erst ziemlich weit hinten. Das bedeutet aber auch, liebe Gemeinde: wir als Menschen können die Schöpfung als Ganze weder zerstören noch retten. Dazu ist allein der in der Lage, der alles geschaffen hat. Die guten Ordnungen und Rhythmen – wir können sie sehr wohl stören, aber nicht endgültig zerstören. Im schlimmsten Fall bestehen sie auch ohne uns Menschen weiter. Umgekehrt können und müssen wir die bedrohte Schöpfung auch nicht retten. Weder durch ein einfaches „Zurück zur Natur!“ noch durch weiteren wissenschaftlich-technischen Fortschritt.

Bescheidenheit und Nüchternheit, liebe Gemeinde, sie passen gut zum Staunen über die Großartigkeit der Schöpfung, zum Lobpreis dessen, der das alles, der auch uns Menschen geschaffen hat und

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noch erhält. Bei allen Möglichkeiten, die wir Menschen besitzen – wunderbaren und schrecklichen -, bei aller Verantwortung, die wir tragen, für unsere Familien, für unsere Betriebe, für das Zusammen-leben am Ort und die Gemeinschaft der Kirche, schließlich auch für die Lebensmöglichkeiten künftiger Generationen: letztlich liegt die Zukunft nicht in unserer Hand, sondern in der Hand dessen, der „das Erdreich gegründet hat auf festen Boden“.

Darum, liebe Gemeinde, muss unsere durchaus begründete Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, nicht das letzte Wort haben. Wir feiern Gottesdienst. Unser Staunen, unseren Lobpreis, wie auch unsere Fragen und Ratlosigkeiten, wir bringen sie vor Gott. Vor Gott, der das Erdreich gegründet hat auf festen Boden. Vor Gott, der für das Bestehen seiner Schöpfung einsteht, bis er sie dereinst verwan-deln wird in eine neue Welt ohne Leid und Gewalt.

Diese neue Welt, liebe Gemeinde, das „Reich Gottes“, können und müssen wir nicht schaffen. Unser Auftrag ist, in dieser Schöpfung gestaltend zu wirken, den Boden zu bearbeiten, zu säen, zu ernten und vieles mehr. Im Vertrauen, dass Gott seinen Geschöpfen die Treue hält, dass er Leben will und uns mit guten Gaben beschenkt: „Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Men-schen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein er-freue des Menschen Herz.“ So lasst uns darauf vertrauen, dass Gott jetzt bei uns ist in der Erntezeit. Vertrauen, dass die Landwirtschaft Zukunft hat, dass Gott auch für uns und unsere Betriebe Wege zeigt und eröffnet, die wir mit unseren Familien gehen können.

In diesem Vertrauen, liebe Gemeinde verwandeln sich unsere Fragen und Sorgen in Bitten: „Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, steh uns bei und zeig uns den Weg, eröffne uns und allen eine Zukunft, in der wir miteinander leben und arbeiten können, lieben und dich loben.“ Amen.

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Fürbitten

1. Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,gib, dass dein Wort bei uns auf fruchtbaren Boden fällt,dein Wort, das uns Zukunft und Hoffnung eröffnet,dein Wort, das uns aufrüttelt und zurecht bringt,dein Wort, das uns aufrichtet und tröstet.

Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,wir bitten dich für den Erdboden, den wir bearbeitet haben.Viel haben wir getan um dem, was wachsen soll, einen guten Boden zu bereiten – auf den Feldern, in den Gärten, in den Weinbergen.Doch dass es wächst und gedeiht, dass die Erde ihre Frucht bringt,das ist dein Werk, du, unser Gott.

Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,lass uns als Menschheit achtsam umgehen mit der Erde, mit dem Erdboden,dass wir nicht gegen sie, sondern mit ihr arbeiten,dass wir uns nicht selbst den Boden entziehen, auf dem und von dem wir leben.

Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,wir bitten dich für alle, die am Boden zerstört sind,die das Gefühl haben, jemand ziehe ihnen den Boden unter den Füßen weg:hilf du ihnen und hilf uns, ihnen zu helfen,dass sie wieder ein Bein auf die Erde bekommen,dass sie einen gangbaren Weg finden –für ihr Leben, für ihre Familie, für ihren Betrieb.

Gott, der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,auch uns wankt bisweilen der Boden unter den Füßen,und wir wissen nicht, was wir tun sollen.Aber unsere Augen richten sich auf dich und dein Reich.So beten wir gemeinsam: VATER UNSER IM HIMMEL

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2. Guter Gott, vor dich bringen wir die Sorgen der Familien,die in der Landwirtschaft arbeiten,die umgetrieben sind von der Frage nach dem Sinn ihres Tuns.Lass uns bescheidener werden in unseren Ansprüchen,dass wir uns bewusster ernähren,dass die Kultur unserer bäuerlichen Landwirtschaft erhalten bleibt.Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.

Guter Gott, vor dich bringen wir die Sorge um deine gute Schöpfung.Wir bitten dich um Mut und Phantasie, dass wir nicht müde werden,unseren Kindern die Wunder deiner Welt zu zeigen.Lass uns bescheidener werden in unseren Ansprüchen,dass wir die Erde so bebauen und bewahren,damit künftige Generationen sich genausoüber die Schöpfung freuen können wie wir.Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.

Guter Gott, vor dich bringen wir die Sorge um Frieden und. Gerechtigkeit.Wir bitten dich um Weitsicht und Gelassenheit bei Politikern.Wir befehlen dir die Menschen an, die nicht genug zum Leben haben.Wir bitten dich um deinen Geist des Friedens bei uns und überall.Lass uns bescheidener werden in unseren Ansprüchen,dass wir den Reichtum der Erde gerecht verteilen lernen.Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.Gemeinsam beten wir: VATER UNSER IM HIMMEL

3. Gott, Schöpfer allen Lebens,wir danken dir für alles, was aus der Erde in Gärten und Felderngewachsen und gereift ist.Wir bitten dich für die bevorstehende Ernte:Schenk das rechte Wetter, dass die Ernte gut eingebracht werden kann.Gib den Landwirt-Familien Kraft für diese harten Wochen.Mach uns dankbar für unser tägliches Brot!

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Gott, Schöpfer allen Lebens,wir danken dir für den Boden auf dem wir stehen.Gib uns Stehvermögen, dass wir nicht müde werden,uns für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.Gib uns den Mut, für Gerechtigkeit einzustehen.Schenk uns den langen Atem der Hoffnung!Und gemeinsam beten wir: VATER UNSER IM HIMMEL

Ideen zur visuellen oder ergänzenden Gestaltung

• Blumentöpfe zum Mitnehmen: kleinste Blumentopfgröße bunt bemalen, Erde einfüllen, jeder Gottesdienstbesucher bekommt ein Töpfchen, darf ein paar Samen (z.B. Weizenkörner) in die Erde drücken und zu Hause zusehen, wie es gedeiht.

• „Werkzeugstrauß“: alte Bodenbearbeitungsgeräte (Hacke, Spa-ten etc.) am Altar darstellen.

• Erdbilder: Kinderkirchkinder Bilder mit Erdfarben vorbereiten lassen. Verschiedenfarbigen Boden sammeln (schwarz, braun…), sieben, in Tapetenkleister einrühren – fertig sind die Farben.

• Barfußpfad: Besucher einladen, die Schuhe auszuziehen und barfuß zu laufen. Falls der Gottesdienst nicht im Freien stattfin-det, könnte auch extra ein Pfad aufgebaut werden mit verschie-denen Materialien (Erde, Moos, Sand, Rindenmulch, Steine...)

• Regenwurmglas: in einem Einmachglas, einem großen Schraub-glas oder noch besser in einer selbst gebastelten Konstruktion aus Plexiglasscheiben abwechselnd Lagen von Komposterde und Sand einfüllen. Boden mit Sprühflasche anfeuchten, 5 große Re-genwürmer darauflegen, Würmer mit Blättern, Rasenschnitt und etwas Kaffeepulver bedecken. Deckel locker auf das Glas legen, in einen Karton packen und mit einem Handtuch abdunkeln. Nach 3 – 4 Tagen kann man an den Glasrändern beobachten, wie die Regenwürmer ihre Gänge entlang der Glaswand durch die verschiedenen Schichten gegraben haben. Als Anschauungsob-jekt am Alter oder am Ausgang aufstellen.

• Kleine Tütchen mit frischem Waldboden zum Riechen an die Gottesdienstbesucher verteilen.

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Redewendungen zu „Boden“ und „Erde“

Boden:Jemandem brennt der Boden unter den FüßenJemandem wird der Boden unter den Füßen zu heißfesten Boden unter den Füßen habenfesten Boden unter die Füße bekommen/kriegenBoden wieder gutmachen/wettmacheneiner Sache den Boden entziehenJemandem den Boden unter den Füßen wegziehenden Boden unter den Füßen verlierenden Boden für jemanden, für etwas vorbereiteneinen guten/günstigen Boden für etwas (vor)findenden Boden aufsuchenam Boden zerstört seinBoden gewinnenBoden verlierenauf fruchtbaren Boden fallensich auf schwankenden/unsicheren Boden begebenetwas aus dem Boden stampfenwie Pilze aus dem Boden/aus der Erde schießenwie aus dem Boden gewachsenJemand würde (vor Scham) am liebsten in den (Erd)boden versinken/wäre (vor Scham) am liebsten in den (Erd)boden versunkenzu Boden gehenJemanden zu Boden streckenetwas schlägt dem Fass den Boden ausein Fass ohne Boden seinin Grund und BodenHandwerk hat goldenen Bodenohne Netz und doppelten Bodendich/den hau ich ungespitzt in den Bodenso voll sein, dass kein Apfel/keine (Steck)nadel zu Boden fallen kannJemanden wankt der Boden unter den Füßen

Erdboden:27

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etwas dem Erdboden gleichmachenvom Erdboden verschwindenJemand würde (vor Scham) am liebsten im (Erd)boden versinken/wäre (vor Scham) am liebsten im (Erd)boden versunkenwie vom Erdboden verschluckt

Erde:Jemand deckt die kühle Erdeauf Erdenauf der Erde bleibenetwas aus der Erde stampfenJemand unter die Erde bringenunter der Erde liegenkein Bein auf die Erde kriegenmit beiden Beinen/Füßen (fest) auf der Erde stehenwie Pilze aus der Erde schießenHimmel und Erde in Bewegung setzenJemanden den Himmel auf Erden versprechenden Himmel/das Paradies auf Erden habendie Hölle auf Erden seindie Hölle auf Erden habenso voll sein, dass kein Apfel zur Erde fallen kann

Infotext: Faszination Boden

Wussten Sie schon, dass....• ein Fingerhut voll Boden eine innere Oberfläche von ungefähr

100 m² hat?• ein Landwirt dadurch je Hektar eigentlich eine Oberfläche so

groß wie Deutschland bewirtschaftet?• in einer Handvoll Erde mehr Lebewesen leben als Menschen auf

der Erde? Das sind hauptsächlich Bakterien und Pilze, aber auch Regenwürmer, Spinnen, Milben und Springschwänze.

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• Regenwürmer mit ihren tiefen Röhren zum Hochwasserschutz beitragen, weil das Wasser in ihnen schnell nach unten abfließen kann? Ein lebendiger Boden nimmt in einer Stunde 150 l pro m² auf.

• in Deutschland täglich die Fläche von etwa 170 Fußballfeldern verbaut wird? Das entspricht in 6 Jahren der Größe des Saarlan-des.

• auf einem ha einer Wiese so viele Regenwürmer und sonstige kleine Bodentiere leben, dass ihr Gewicht addiert dem von fünf Kühen entspricht?

• eine vier Monate alte Winterroggenpflanze ein Wurzelwerk von ca. 600 km Länge besitzt?

• ein Platzregen auf unbedecktem Boden so viel Boden weg-schwemmen kann wie in 1000 Jahren gebildet wurde?

• Wurzeln von Wüstensträuchern bis in Tiefen von über 50 m rei-chen können?

• es 100 bis 300 Jahre dauert, bis in unserem Klima eine Humus-schicht von 1 cm Dicke entsteht? Und 30 cm sollten es schon sein für eine hohe Fruchtbarkeit unserer Ackerböden.

• pro ha Boden in einem Jahr ca. 1000 m³ Grundwasser neu gebil-det wird und dabei überwiegend Trinkwasserqualität erreicht wird?

• nur 29 % unserer Erdoberfläche „Landmasse“ sind, davon wie-derum nur 11% landwirtschaftlich nutzbar?

• dass Regenwürmer manche Böden metertief durchgraben können und dabei bis zum 60 -fachen ihres Eigengewichtes verschieben?

• Regenwürmer jährlich circa 80 t Regenwurmkot pro ha erzeugen können. Darin befinden sich 240 kg Stickstoff, das ist doppelt so-viel wie in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr gedüngt wird.

• die Böden derzeit doppelt soviel Kohlenstoff binden wie in der Atmosphäre freigesetzt wird. Durch eine kontinuierliche Erhö-hung des Humusgehaltes ist es innerhalb von 20 Jahren möglich, die klimaschädlichen CO²-Überschüsse aus der Atmosphäre zu binden.

Das knappe Gut Boden in vielfältiger Nutzungskonkurrenz29

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Täglich treten wir ihn mit Füßen, bauen Häuser und Straßen darauf und produzieren mit seiner Hilfe Lebensmittel und immer mehr auch Energie: der Boden. Wirtschaftlich wird er als Immobilie betrachtet und hat seinen entsprechenden finanziellen Wert. Im Alltag hat er ein denkbar schlechtes Image -- ist für die meisten nichts weiter als eine Handvoll Dreck. Dabei gibt es ohne Boden auf dem Planeten Erde kein Leben. Damit dieses Leben entsprechend der biblischen Aus-sage „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze“ auch künftig gesichert werden kann, bedarf es er-heblicher Anstrengungen, um die globalen Herausforderungen zu meistern. Dazu gehört einerseits der ungebremste Anstieg der Welt-bevölkerung. Von heute 6,9 Milliarden Menschen rechnet man bis zum Jahr 2050 mit 9,2 Milliarden. Über das Jahr 2050 hinaus gibt es unterschiedliche demografische Szenarien: einige erwarten einen weiteren Anstieg bis maximal 12 Milliarden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts, andere rechnen mit einem allmählichen Rückgang der Weltbevölkerung aufgrund des global gestiegenen sozio-ökonomi-schen Lebensstandards. Die weltweite Klimaveränderung stellt die zweite große Herausforderung für die Welternährung, aber auch die Energiepolitik dar.

In diesem großen Spannungsfeld müssen auf den heute global rund 5,4 Milliarden ha Acker- und Weideflächen die unterschiedlichen Nutzungsinteressen am knappen Gut Boden entschieden werden.

Food -- NahrungSchon heute kann die weltweite Nahrungssicherung nicht gewähr-leistet werden. Anders als es das UN-Millenniumsziel 2000 formu-liert hatte, nämlich bis zum Jahr 2015 die Zahl der damals 845 Mio weltweit Hungernden zu halbieren, ist das Gegenteil eingetreten: inzwischen ist die Zahl der Hungernden weltweit sogar auf über 1 Milliarde Menschen angestiegen. Die Welternährungssicherung wird damit zur politischen Herausforderung der Zukunft, weil der Welt-frieden gefährdet ist. Alleine im vergangenen Jahr gab es in 32 Staa-ten Hungerrevolten, auch in Krisengebieten wie z.B. Pakistan. Ange-sichts der Milliarden Euro und Dollar, welche in den vergangenen

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Monaten in die Sicherung des internationalen Finanzsystems gesteckt wurden, stellt sich aus christlicher Sicht die Frage, wo das gleich große Engagement zur Sicherung der Welternährung von Seiten der internationalen Staatengemeinschaft bleibt.

Feed -- FuttermittelDer Anbau von Futtermitteln tritt immer mehr in Konkurrenz zur Nahrungsproduktion. Nach Berechnungen der FAO könnte die Erde gut 12 Milliarden Menschen ernähren, wenn auf den Fleischkonsum verzichtet würde. Schon in den 80er Jahren diskutierte man die zu-nehmende Abhängigkeit der modernen Tierhaltung in den Industrie-ländern von Agrarimporten aus Entwicklungs- bzw. Schwellenlän-dern. Unter dem Stichwort „die Kühe weiden am La Plata“ wurden die Futtermittelimporte kritisch diskutiert. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Von der europäischen Getreideernte 2008 floss 63% in die Futtertröge, gerade 27% in die Lebensmittelerzeugung und der Rest in Saatgut und industriellen Non-Food-Bereich. Die Tatsache, dass nur 1% in die Bioethanolschiene zur Energieerzeugung wan-derten, stellt die populäre Frage nach „vollem Teller oder vollem Tank“ auf den Kopf. Tatsächlich müsste man fragen, wie unsere Teller gefüllt sind im Hinblick auf die Kalorienverteilung: um ein Kilo Rindfleisch zu erzeugen, benötigt man achtmal so viel pflanzli-che Energie, beim Schweinefleisch beträgt die Relation 1:4, bei Ge-flügel 1:2,5. Seit den 60er Jahren hat sich in den Industrieländern die tierisch eiweißorientierte Ernährungsform explosionsartig vermehrt: Fleisch ist heute nicht mehr Ausdruck besonderer Mahlzeiten, son-dern Selbstverständlichkeit, was nicht nur aus gesundheitlichen Gründen hinsichtlich wachsender Zivilisationskrankheiten proble-matisch erscheint, sondern auch im Hinblick auf den weltweiten An-bau von Futtermitteln. Wenn in Südamerika Regenwälder gerodet werden, um Soja als Futtermittel anzubauen, dann wird die internati-onale Klimaschutzpolitik ad absurdum geführt. Gleichzeitig wächst international der Fleischhunger. Alleine in Schwellenländern wie Indien, China, Brasilien oder Indonesien wird eine mittelstandsori-entierte Kaufkraft mit entsprechenden Bedürfnissen von insgesamt rund 270 Mio Verbrauchern geschätzt. Auch in China oder Ägypten

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will man Steak, Hamburger und Nuggets. Auch in Brasilien und In-dien wächst das Bedürfnis nach Wellnessprodukten wie Joghurt und verschiedenen Milcherzeugnisprodukten. Damit wächst langfristig auch der Bedarf an noch mehr Kraftfutterflächen.

Fuel -- TreibstoffDie Öl- und Gasvorkommen der Welt werden in 80 Jahren erschöpft sein. Dabei werden auch in den Schwellenländern immer mehr Men-schen ihren Lebensstandard nicht nur auf dem Teller steigern, son-dern beim Energieverbrauch. Dazu gehört nicht nur die Industriali-sierung, welche Energie benötigt, sondern auch das Bedürfnis nach Mobilität. Wenn eine wachsende Millionenzahl von Menschen mehr Auto fahren will und dies durch einen kleinen VW à la Indien er-möglicht wird, steigen global Energieverbrauch und CO2-Emissio-nen drastisch an. Um so mehr bietet sich die Energie vom Acker als Alternative an: Biosprit aus Mais, Raps, Soja, Zuckerrohr oder Palm-öl. Entsprechend dehnen sich die weltweiten Anbauflächen für Agrotreibstoffe aus. International kommt es insbesondere in den Ent-wicklungsländern bereits zu Nutzungskonkurrenzen, worauf die Frage nach „volle Teller oder volle Tanks“ durchaus berechtigt ist. In Madagaskar wollte der südkoreanische Autokonzern Daewoo 50% der nationalen Anbauflächen auf 99 Jahre pachten, um seine Treib-stofferzeugung zu sichern. Erst Massenaufstände der ärmeren Bevöl-kerung brachten die Regierung zum Umdenken. In Laos, einem der ärmsten Länder der Erde, sind bereits heute 15% der Staatsgebiete an Firmen aus Thailand und Malaysia verpachtet, die dort Zuckerrohr-, Maniok- und Gummiplantagen betreiben. Dafür wurden Kleinbauern von ihren Feldern vertrieben.

FlächenverbrauchJeden Tag werden in der Bundesrepublik 114 ha wertvolles Acker-land versiegelt bzw. überbaut. Immer mehr Siedlungs- und Verkehrs-flächen werden ausgewiesen. Für den Bau von Straßen, größeren Häusern, Industrie- und Schulgebäuden sowie Freizeitflächen schrumpft der lebenswichtige Ackerboden. Auch international ist dieser Trend festzustellen: in Schwellen- und Entwicklungsländern ist der Wunsch nach Modernisierung mit Bodenverbrauch verbun-

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den. Wo Menschen einen höheren Lebensstandard anstreben, braucht es Straßen, Hafenanlagen, Flughäfen, Ausbildungs- und Arbeitsstät-ten und mit steigendem Lebensstandard auch mehr Wohn- und Frei-zeitflächen, so dass die weltweite Acker- und Weidefläche unter 5 Milliarden ha zusammenschrumpfen dürfte.

Biodiversität: Flora und FaunaDer Artenrückgang stellt eine weitere globale Herausforderung dar. Durch die zunehmende intensive Agrarproduktion und den steigen-den Flächenverbrauch wird die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren immer mehr zurückgedrängt. Vor diesem Hintergrund traf sich im Mai 2008 die 9. Vertragsstaatenkonferenz über die biologische Viel-falt in Bonn. Weltweit sterben täglich 70 Pflanzenarten aus. Diese Generosion führt zu einer Einengung der pflanzlichen Varietät, wel-che durch eine einseitige moderne Agrarzüchtung noch weiter geför-dert wird. Der Verlust biologischer Vielfalt ist unwiederbringlich: für den Klimaschutz, den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, die Selbstreini-gungskraft der Gewässer, den Erhalt biologischer Potentiale hin-sichtlich klimatischer und gesundheitlicher Widerstandsfähigkeit.

Industrielle GrundstoffeAuch die Industrie benötigt künftig Energie vom Acker; ganz beson-ders trifft dies auf die chemische Industrie zu, welche nach Ersatz-stoffen für das rar werdende Erdöl sucht. Auch hier orientiert man sich an Ölpflanzen vom Acker -- Sojaöl, Rapsöl, Palmöl, Sonnen-blumenöl. Damit werden die schon bestehenden Nutzungskonkurren-zen noch einmal verstärkt.

Neue StrategienUm die neuen Herausforderungen des knappen Gutes Boden ange-sichts von Klimaerwärmung und Weltbevölkerungsentwicklung in Einklang mit den unterschiedlichen Nutzungsinteressen zu bringen, braucht es neue Strategien. Dazu gehören Effizienzstrategien, welche nicht nur energetisch, sondern auch im Nahrungsmittelbereich anset-zen. 30% der Nahrungsmittel werden heute weltweit weggeworfen. Alleine 19% der Backwaren werden verbrannt. Wo bleibt hier ein effizientes Nahrungsmittelmanagement angesichts der übervollen

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Müllhalden mit Lebensmitteln? Damit verbunden ist die Preisgestal-tung bei Lebensmitteln: je billiger („spottbillig“?) sie sind, umso weniger ideellen, aber auch materiellen Wert haben sie und werden von daher zum Gegenstand einer Wegwerfgesellschaft. Zusätzlich sind auch die strengen europäischen Bestimmungen für die Tierfett- und Tiermehlverfütterung zu überprüfen, welche im Hinblick auf die Eiweißkomponente neben dem verstärkten Anbau von heimischen Ölpflanzen die Sojaimporte aus Übersee reduzieren könnte.

Substitutionsstrategien suchen nach Ersatz für bisher benötigte Pflanzen und Energien. Dazu kann die Jatrophapflanze, welche ohne Konkurrenz zu anderen Nutzungen auf sehr trockenen Böden Ener-gie liefert, weiter erforscht und gefördert werden. Schließlich ist die Suffizienzstrategie gerade aus christlicher Sicht unverzichtbar: mehr Demut und Bescheidenheit als Ausdruck von einer Lebensqualität, die nicht nur nach materiellem Wachstum, sondern nach sinnerfüll-tem Wohlergehen sucht. Hier können gerade wir als Kirchen in dem gesellschaftlichen Diskussionsprozess über eine zukünftige Gestal-tung von Wirtschaftsprozessen einen wichtigen Beitrag zu sinnstif-tendem Leben leisten.

Clemens Dirscherl

Bericht aus der Landwirtschaftlichen Familienberatung

Notfonds: Leben, ohne Geld?!„Nein, Haushaltsgeld bekomme ich schon lange nicht mehr, das ist betrieblich einfach nicht mehr drin.“ In den letzten Jahren hatte Frau B. den Lebensunterhalt durch Putzstellen und Gelegenheitsarbeiten aufrechterhalten, doch im Zuge ihrer gesundheitlichen Beeinträchti-gungen versiegte jüngst auch diese Geldquelle. Doch Menschen wollen essen, brauchen Wasser, Strom, Medikamente, Mittel zur Körperpflege und Telefon. Nicht alles was man braucht, kann man selber erzeugen. Familie B. kennt auch andere und glücklichere Zeiten. Zeiten in denen der Betriebsgewinn ausreichte, um Schlepper

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und Maschinen zu finanzieren, Zeiten in denen man in Bescheiden-heit den täglichen Bedarf einkaufen konnte und die Kinder in der Ausbildung waren, Zeiten, in denen der Betrieb etwas abwarf und eine Familie mit Altenteil davon leben konnte.

Doch das war einmal. Der Umbruch kam schleichend und wurde begleitet von bäuerlicher Zuversicht: Es wird wieder. Die Menschen werden immer zahlreicher auf der Erde. Sie kommt wieder, die ge-rechte Zeit, in der bäuerliche Arbeit ausreichend, d. h. erhaltend für Familien und Betrieb, entlohnt wird! So denkt und hofft der Land-wirt, wenn er sich mit aller Kraft gegen die angedrohten Zwangs-maßnahmen der Kreditgeber stemmt und jeden Cent für Lebenshal-tung so lange umdreht, bis er im Kapitaldienst verschwunden ist.

Als unser Gespräch die Themen Grundsicherung und Arbeitslosen-geld II erreicht, steigen wir in ein Wechselbad der Gefühle. Freude: „Ja?! Gibt es so etwas auch für Bauern?“ Enttäuschung: „So weit ist es mit uns gekommen, dass wir jetzt auch da noch Anträge stellen müssen.“ Angst: „Dann nehmen sie uns doch unser Haus und das Land weg!“ Skepsis: „Kriegen wir das überhaupt? Lohnt sich der Aufwand der Antragsstellung? Haben wir denn nicht schon genug Arbeit?“ Stolz: „Ich will keine Stütze, ich will mein Geld selber verdienen!“ Verzweifelung: „Ich bin so fertig, das kriege ich im Moment einfach nicht hin!“ Resignation: „Uns ist nicht zu helfen, wir werden das erleiden müssen!“

Gut ist es, in Zeiten des Umbruchs einen Notfonds zu haben, der auch materiell ausdrückt: Du bist nicht allein. Wir sind mit Dir solidarisch. Wir vertrauen auf Dich. Geh deinen Weg.

Volker Willnow

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