Evelyn Beyer-Reiners - VDD€¦ · E. Beyer-Reiners I 18.02.2011 Fakten Diätetische Lebensmittel...

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23.02.2011 1 E. Beyer-Reiners I 18.02.2011 Evelyn Beyer-Reiners Geschäftsführung VDD e.V. Auswirkungen der neuen Diätverordnung auf die Praxis Evelyn Beyer-Reiners Geschäftsführung VDD e.V. Diätassistentin, Betriebswirtin (HWK) E. Beyer-Reiners I 18.02.2011 Das Aus für Diabetiker-Lebensmittel Am 9. Oktober 2010 ist die 16. Änderungsverordnung der Diätverordnung vom 1.10.2010 in Kraft getreten. In ihr wurden die Vorschriften für Diabetiker-Lebensmittel aufgehoben. Bildquelle: Fotolia

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Evelyn Beyer-ReinersGeschäftsführung VDD e.V.

    Auswirkungen der neuen Diätverordnung auf die Praxis

    Evelyn Beyer-Reiners

    Geschäftsführung VDD e.V.

    Diätassistentin, Betriebswirtin (HWK)

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Das Aus für Diabetiker-Lebensmittel

    Am 9. Oktober 2010 ist die

    16. Änderungsverordnung der

    Diätverordnung vom 1.10.2010 in Kraft

    getreten.

    In ihr wurden die Vorschriften für

    Diabetiker-Lebensmittel aufgehoben.

    Bildquelle: Fotolia

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Fakten

    Diätetische Lebensmittel für Diabetiker, die dieser Verordnung in der bis zum 8.10.2010 geltenden Fassung entsprechen, dürfen noch bis zum 9.10.2012 in Verkehr gebracht werden.

    Nach Ablauf dieser Übergangsfrist können die nicht dieser Verordnung entsprechenden diätetischen Lebensmittel für Diabetiker bis zum Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums weiterhin abverkauft werden.

    Bildquelle: Fotolia

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Diätetische Lebensmittel

    Diätetische Lebensmittel haben

    eine spezielle Zusammensetzung.

    Die Anforderungen an diätetische

    Lebensmittel sind in Deutschland in

    der Diätverordnung definiert.

    (BMELV – Diätetische Lebensmittel –

    Vorschriften für Diabetiker-Lebensmittel)

    Bildquelle: BMELV

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Die DiätVO

    Nach aktuellem wissenschaftlichem

    Kenntnisstand benötigen jedoch Personen

    mit Diabetes mellitus keine speziellen

    diätetischen Lebensmittel mehr, da für sie

    inzwischen die gleichen Empfehlungen für

    eine gesunde Ernährung gelten wie für die

    Allgemeinbevölkerung.

    (BMELV – Diätetische Lebensmittel –

    Vorschriften für Diabetiker-Lebensmittel)

    Bildquelle: BMELV

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Die DiätVO

    Von den wissenschaftlichen Fachgesell-schaften und dem Bundesinstitut für Risikobewertung wurde empfohlen, die Diätverordnung zu ändern und sie dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnis-stand anzupassen.

    Das BMELV ist dieser Empfehlung gefolgt, die spezifischen Anforderungen an diätetische Lebensmittel für Diabetiker wurden aufgehoben.

    (BMELV – Diätetische Lebensmittel – Vorschriften für

    Diabetiker-Lebensmittel)

    Bildquelle: BMELV

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Bundesinstitut für Risikobewertung - Auftrag

    • Gesundheitlicher Verbraucherschutz

    • Sicherheit bei Lebensmitteln, Stoffen und Produkten

    • Wissenschaftlich, forschungsgestützter Ansatz

    • Verantwortliche Behörden können auf gesundheitlichen Bewertungen des BfR zugreifen.

    • Arbeitsergebnisse und Empfehlungen dienen als wichtige Entscheidungshilfe für Maßnahmen

    • Das BfR hat den gesetzlichen Auftrag über mögliche, identifizierte und bewertete Risiken zu informieren

    Bildquelle: BfR

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Wissenschaftliche Stellungnahmen des BfR

    • Spezielle Lebensmittel für Diabetikersind nicht nötigStellungnahme des Nr. 017/2008 des BfR vom 23. August 2007

    • Brauchen Diabetiker besondere diätetische Lebensmittel ? Stellungnahme des BgVV vom Oktober 2001

    • Diabetiker brauchen keinen speziellen Wein oder SchaumweinStellungnahme Nr. 018/2008 des BfR vom 15. Januar 2008

    • Erhöhte Aufnahme von Fruktose ist für Diabetiker nicht empfehlenswertStellungnahme Nr. 041/2009 des BfR

    Bildquelle: BfR

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Wissenschaftliche Stellungnahmen

    • Jenkins-Studie widerlegt nicht BfR-Aussage,

    dass Diabetiker -Lebensmittel überflüssig

    sind

    Stellungnahme Nr. 040/2009 des BfR vom

    19. Februar 2009

    • ... ersatzlose Streichung von Diabetiker-

    Lebensmitteln in der Diätverordnung

    Stellungnahme Nr. 043/2009 des BfR vom

    14. Oktober 2009

    Bildquelle: BfR

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Was ändert sich?

    Es entfallen:

    • Die Angabe „Broteinheit“ bei Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs (§ 2 Abs. 3 Zi. 3)

    • Die Aussage „zur besonderen Ernährung bei Diabetes mellitus im Rahmen eines Diätplanes“ (§ 4 Abs. 2);

    • „frische Backwaren für Diabetiker“ (� die auch lose im Anschnitt an den Verbraucher abgegeben werden kann (§ 4 Abs. 2);

    • Anforderungen an Diabetiker-Lebensmittel (§ 12, alle Ziffern entfallen)

    • Angaben der „Broteinheit“ und Definition und Berechnungsgrundsatz (§ 20, Ziffer 1-3)

    Bildquelle: FotoliaQuelle: §§ Buzer.de §§ Gesetze

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Was ändert sich?

    Es entfallen:

    • Kennzeichnung von Diät-Bier sowie der Hinweis „nur nach Befragen des Arztes“ (§ 20);

    • Der Warnhinweis: „für Diabetiker nicht geeignet“ entfällt bei süßstoffhaltigen diätetischen Lebensmitteln, die keine

    Diabetiker –Lebensmittel sind (§ 20a) ;

    Bildquelle: FotoliaQuelle: §§ Buzer.de §§ Gesetze + Prof. Dr. Lutz Bertling, GV-Praxis 1/2011, S. 32

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    Beratungspraxis

    Bildquelle: Fotolia

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    Evidenz-basierte Ernährungsempfehlungen

    • Protein: 10 – 20 % der Gesamtenergie

    • Nahrungsfett: 35 % der Gesamtenergie sollen

    nicht überschritten werden

    • Kohlenhydrate: 45 – 60 % der Gesamtenergie

    • moderate Aufnahme freier Zucker

    (bis 50 g /Tag); sollten 10% der Gesamtenergie

    nicht überschreiten

    • “Beratung zur Reduktion energiedichter

    Lebensmittel, besonders solcher, die viel

    gesättigte Fette und freie Zucker enthalten …”

    • Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index

    • mind. 20 g Ballaststoffe /1000 Kcal

    Quelle: Toeller et al., 2005: Evidenz-basierte Ernä hrungsempfehlungen

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Tagesbeispiel

    Tagesbedarf: 2000 Kcal

    10 % davon in Form von freien Zuckern

    = 200 Kcal : 4 = 50 g Zucker

    Tagesbeispiel

    1 Portion 1 BE Marmelade 10 g Zucker1 Portion 2 BE Dessert 10 g Zucker1 Portion 2 -3 BE Kuchen 20 g Zucker1 Portion 2 BE Fruchtjoghurt 15 g Zucker

    Summe 55 g ZuckerBildquelle: Fotolia

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Beratungspraxis

    Kohlenhydratart Resorption Lebensmittel

    Einfachzucker schnell Traubenzucker,Monosaccharide Fruchtzucker

    Zweifachzucker etwas langsamer als Einfachzucker Honig, Milchzucker,Disaccharide Haushaltszucker

    Mehrfachzucker sehr langsam Nudeln, Kartoffeln, Polysaccharide Getreide, Brot

    Bildquelle: Fotolia

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    Was ist anders?

    In Lebensmitteln für Diabetiker wird Haushaltszucker durch andere Zuckerarten (z. B. Fruchtzucker) ersetzt, die den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen lassen.

    Ein Nutzen dieser Lebensmittel konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden. Sie enthalten verglichen mit „normalen“ Lebensmitteln häufig mehr Fett und Energie.Darüber hinaus können Zuckeraustauschstoffe bei Verzehr von größeren Mengen abführend wirken.

    In Diätprodukten, wie z. B. der Diätschokolade wird der Haushaltszucker durch gleichwertigen, d. h. 2 - Fachzucker (Disaccharid) wie Frucht-zucker (Fruktose) ersetzt.

    Stock – Lizenzfreie Bilder

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Beispiele

    Schokolade

    100% Kohlenhydrate sind 100% Zucker

    10 – 12 g Zucker = 1 BE

    Beispiel handelsübliche Schokolade:

    � 100 g enthalten laut Verpackung: � 60 g Kohlenhydrate / Zucker = 6 BE pro Tafel� 1 Portion mit 25 g ≈ 1,5 BE

    Stock – Lizenzfreie BilderIdee: Pinar Cakmak

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Beispiele

    Aprikosenkonfitüre

    � 100 g enthalten laut Verpackung: � 31,5 g Kohlenhydrate / Zucker = ca. 3 BE� 1 Portion mit 20 g ≈ 1/2 BE

    � 100 g enthalten laut Verpackung: � 61 g Kohlenhydrate/ Zucker = ca. 6 BE� 1 Portion mit 20 g ≈ 1 BE

    Werte und Foto: www.was-ist-drin.de

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    Beispiele

    Gebäck

    � 100 g enthalten laut Verpackung: � 74 g Kohlenhydrate/ Zucker ≈ ca. 7 BE� 1 Portion mit 30 g ≈ 2 BE

    � 100 g enthalten laut Verpackung: � 65,8 g Kohlenhydrate/ Zucker ≈ ca. 6,5 BE� 1 Portion mit 20 g ≈ 2 BE

    Foto, Quelle:de.academic.ru

    Foto, Quelle:Firma Gruyters

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    Wie sollen sich Betroffene orientieren?

    Das BfR und die Deutsche Diabetes

    Gesellschaft fordern eine erweiterte,

    einheitliche Nährwertkennzeichnung

    von Lebensmitteln.

    Brennwert, Eiweiß, Zucker, Fette,

    gesättigte Fettsäuren, Salz,

    Ballaststoffe

    (Medizin-markt.eu, 8.2.2011)

    Bildquelle: Fotolia

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Wie reagiert die Lebensmittlelindustrie

    • Diät-Produkte sind ab Oktober 2012 weiterhin erlaubt

    • Weitervermarktung mit geänderter Deklaration

    • Anpassung der Rezepturen, Sortimente entfallen

    • Am Einsatz von Fruktose wird weiterhin festgehalten

    • Polyole (Sorbit, Mannit, Maltit, Isomalt) werden ggf. weiterhin eingesetzt

    • Produktion und Kennzeichnung von Süßwaren mit niedrigem

    glykämischen Index

    • BE-Auslobung bleibt teilweise erhalten

    • Entwicklung von neuen Produkten

    � Laut Norbert Pahne, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Hersteller von Lebensmitteln für eine besondere Ernährung, beziffert sich der Umsatz mit Diabetikerprodukten für das Jahr 2009 auf 138 Millionen Euro. (Quelle Fokus Online, 6.9.2010)

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Praxishilfen für Institutionen

    • Krankenhäuser

    • Reha-Kliniken

    • Senioreneinrichtungen

    Bildquelle: Fotolia

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    Auslobung der Diabetikerdiät auf dem Speiseplan

    “ … handelt es sich bei der beschriebenen Kost […]

    nicht um diätetische Lebensmittel im Sinne der Diätverordnung, sondern um Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs. Im Verkehr mit oder in der

    Werbung für Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs dürfen Bezeichnungen, sonstige Angaben und Aufmachungen, die den Eindruck erwecken,

    dass es sich um ein diätetisches Lebensmittel handelt, dann verwendet werden, wenn diese als vorgefertigte Krankenkost dazu bestimmt sind, in

    Krankenhäusern und vergleichbaren Einrichtungen unter ärztlicher Aufsicht und mit Hinweisen auf den besonderen Ernährungszweck, ausgegeben werden

    (§ 2 Abs. 2 DiäV). “Quelle: BMELV, Dr. H. Waldner, Referat 313, 06.01.2011

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    Praxishilfen für Institutionen - Beispiele

    • Die BE als didaktisches Schätzmittel

    • Süßer Brotaufstrich• Süße Gerichte (zuckerreduziert oder mit

    Süßstoff gesüßt)

    • Kuchen (konventionelles, zuckerhaltiges Produkt)

    • Obstkompotte (Dunstobst)

    • Milchsuppen, süße Breie, Desserts (mit Süßstoff gesüßt)

    • Eis (konventionelle Produkte)

    • Limonaden (Light-Getränke)

    • Joghurt (mit Süßstoff gesüßt oder konventionelle Variante)

    • Kakaogetränke mit Zuckerersatz

    • Bilanzierte TrinknahrungBildquelle: Fotolia

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Praxishilfen für Institutionen - Beispiele

    Besonderheiten in Pflegeheimen

    Grundsätzlich unterscheiden sich die Ernährungs-empfehlungen für ältere Menschen mit Diabetesmellitus nicht von denen für Stoffwechselgesundeoder jüngeren Diabetikern. Der Nutzen einerspezifischen Diabeteskost bei Heimbewohnern istnicht gesichert. Eine Vollkost bei Heimbewohnern mitDiabetes mellitus steigert zwar die Nüchternblut-glukose (0,6 mmol/l über 8 Wochen), führt kurzfristigjedoch nicht zur Blutglukoseentgleisung (CoulstonAM et al.,1990, EK IIb).

    Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinie der DDG, DGG, Diagnostik, Therapie undVerlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter, DIABETES UNDSTOFFWECHSEL 13 / 2004

    Bildquelle: Fotolia

    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Praxishilfen für Institutionen - Beispiele

    • Lösungen für das Weihnachtpaket• Lösungen für die Osterüberraschung

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    E. Beyer-Reiners I 18.02.2011

    Maßgeschneiderte Konzepte

    1. Definieren und beschreiben Sie das

    zukünftige hausinterne Konzept.

    2. Beschreiben und visualisieren Sie

    ausschließlich praktikable Lösungen.

    3. Definieren Sie die Kosten.

    4. Stimmen Sie das Konzept mit den

    Entscheidern ab.

    5. Informieren Sie alle Prozessbeteiligten.

    6. Bieten Sie definierten Zielgruppen

    Schulungen an.

    7. Sichern Sie die Qualität.

    8. Werben Sie in eigener Sache.

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    Ihre Fragen

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

    Evelyn Beyer-ReinersGeschäftsführung

    Verband der Diätassistenten –

    Deutscher Bundesverband e.V.

    Susannastraße 13

    45136 Essen

    [email protected]

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