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18. Jahrgang III/2008 ewig leben – ab jetzt Quartalsschrift zur Vertiefung des geistlichen Lebens Herausgegeben vom Teresianischen Karmel in Deutschland

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18. Jahrgang III/2008

ewig leben – ab jetzt

Quartalsschri f t zur Vert iefung des geist l ichen LebensHerausgegeben vom Teresianischen Karmel in Deutschland

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in diesem Heft greifen wir dasThema ewiges Leben wieder auf (s. Heft 1/2008). Dabei möchtenwir zugleich auf die zweiteEnzyklika von Papst BenediktXVI. hinweisen. Wenn sie auchdie Popularität seiner erstenEnzyklika nicht erreichenkonnte, so hat Benedikt doch in SPE SALVI/ÜBER DIE CHRISTLI-

CHE HOFFNUNG die „Liebesge-schichte fortgeschrieben” – soeine Pressestimme bald nachErscheinen –, die er mit DEUS

CARITAS EST/GOTT IST DIE LIEBE

begonnen hatte. Jesus, der guteHirt, der jedem „verlorenenSchaf ” nachgeht, so die Bot-schaft der neuen Enzyklika,

wird uns auf seinen Schulternauch durch das dunkle Tal desTodes tragen, auf der „Straße derletzten Einsamkeit, in der nie-mand mich begleiten kann” (s. S. 10f).

Warum ein solches Themagerade jetzt im Sommer, mittenin der Urlaubs- und Reisezeit?

Der Grund ist rein redaktio-neller Art, die Jahreszeit alsoeher zufällig. Doch sie kann diechristliche Auferstehungsbot-schaft erfahrungshaft vertiefen:Auch mitten im Sommer unse-res Lebens sind wir zur Ewigkeithin unterwegs. Das Künftigeberührt bereits das Gegenwär-tige, und es macht etwas mit uns– jetzt schon –, wenn wir nichteinem Ende, sondern einemgroßen Ziel entgegenreisen. Wirleben ab jetzt schon ewig ...

Mit allen guten Wünschen, auchim Namen aller Mitwirkendenan diesem Heft,

Ihr

P. Reinhard Körner OCDSchriftleitung

„Der Herr ist mein Hirt ...” (Ps 23)

Hirten-Darstellung in der Pris-cilla-Katakombe in Rom, 3. Jh.,Ausschnitt (s. S. 11)

Titelbild: Elisabeth Peeters OCD,Auferstehung, 2007, Ausschnitt(s. S. 17)

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Impressum

KARMELimpulse – Quartalsschrift zurVertiefung des geistlichen Lebens.Herausgeber: Provinzialat OCD, München.Redaktion: P. Dr. Reinhard Körner OCD undMartina Kurth TKG Anschrift der Redaktion: Karmelitenkloster St. Teresa, Schützenstraße 12,D-16547 [email protected]: Osthavelland-Druck Velten GmbH.Erscheinungsweise: Vierteljährlich.

In diesem Heft:

Edith Stein„... zum ewigen Sein bestimmt” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Werner Hilbrich TKG, Elisabeth Peeters OCD, Reinhard Körner OCDKernworte der Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Benedikt XVI.„Der Glaube zieht Zukunft in Gegenwart hinein” . . . . . . . . . 10

Renate Morawietz TKG„... und schon wär` die Hölle fort” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Cornelia Kolla TKGUnd die Tiere? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Reinhard Körner OCDIn die richtige Richtung glauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Literatur, Exerzitien, Seminare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

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Der Glaube lehrt uns, daß Gott ihr(der Menschenseele) das ewigeLeben, d. h. den ewigen Anteil anSeinem Leben, schenken will. Soist die einzelne Seele mit ihrer„einmaligen” Eigenart nicht einVergängliches, das nur bestimmtwäre, die Arteigentümlichkeit füreine vorübergehende Zeitdauer insich auszuprägen und währenddieser Zeitdauer an „Nachkom-men” weiterzugeben, damit sieüber das Einzelleben hinauserhalten bleibe: sie ist zum ewi-gen Sein bestimmt, und das läßtes verständlich erscheinen, daßsie Gottes Bild auf eine 'ganz per-sönliche Weise' wiedergeben soll.Die Heilige Schrift bietet man-chen Anhaltspunkt für eine solcheDeutung. So dürfen wir denPsalmvers: „Er hat eines jedenHerz einzeln gebildet” (Ps 33,15)dahin verstehen, daß jede ein-zelne Menschenseele aus GottesHand hervorgegangen ist und einbesonderes Siegel trägt. Undwenn es in der OffenbarungJohannis heißt: „Dem Siegerwerde ich einen ... weißen Steingeben, und auf dem Stein wird einneuer Name geschrieben stehen,den niemand kennt, als der ihnempfängt” (Offb 2,17) – solltejener Name nicht ein Eigennameim vollen Sinn des Wortes sein,der das innerste Wesen des Emp-fängers ausspricht und ihm das inGott verborgene Geheimnis sei-

nes Seins aufschließt? Es ist ein„neuer” Name nicht für Gott, aberfür den Menschen: auf der Erdehat er einen anderen Namengeführt; die menschliche Sprachehat ja keine wahren Eigennamen;sie nennt die Dinge und auch Per-sonen nach irgendwelchen Merk-malen, die allgemein faßbar sind.Die Menschen „kennzeichnen”,indem sie möglichst viele solcherMerkmale zusammentragen. IhrInnerstes und Eigenstes bleibtihnen meist verborgen, es wirdverdeckt durch das Gepräge, dasdie menschliche Natur in ihnenim Laufe ihres Lebens unter demEinfluß der Umwelt und beson-ders durch den Wechselverkehr inder Gesellschaft annimmt. Wassie davon in sich und an anderenspüren, das bleibt dunkel undgeheimnisvoll und ist für sie ein„Unaussprechliches”. Wenn aberdas irdische Leben endet undalles abfällt, was vergänglich war,dann erkennt sich jede Seele, „wiesie erkannt ist” (1 Kor 13,12), d. h., wie sie vor Gott ist: als wasund wozu Gott sie, sie ganz per-sönlich, erschaffen hat und wassie in der Natur- und Gnadenord-nung – und dazu gehört wesent-lich: kraft ihrer freien Entschei-dungen – geworden ist.

aus: ENDLICHES UND EWIGES SEIN

(ESGA 11/12, 422f.)

TEXTE GROSSERKARMELITEN

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„... zum ewigen Sein bestimmt”Edith Stein

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Kernworte der HoffnungWerner Hilbrich TKG, Elisabeth Peeters OCD,

Reinhard Körner OCD

Elisabeth von Dijon:„Ich gehe zum Licht, zur Liebe,

zum Leben ...”

In den Morgenstunden des 9.November 1906 stirbt in Dijon dieKarmelitin Elisabeth von derDreifaltigkeit. Ein Jahr und achtMonate hatte sie an der Addison-schen Krankheit gelitten, zeit-weise mit fast unerträglichenSchmerzen. Schmerztherapienwie heute gab es noch nicht. Nachdem langen Krankenlager sind ihralle Kräfte genommen, in denletzten Stunden kann sie kaumnoch die Lippen bewegen. Manversteht noch die Worte: „Ich gehe zum Licht, zur Liebe, zumLeben ...”

Dass im Reden und Denkeneiner Ordensschwester der Todnicht das „schwarze Loch” ist,erwarten wir mit einer gewissenSelbstverständlichkeit. SchwesterElisabeth geht zum „Licht”, das„Danach” ist von ihrem Glaubenerleuchtet. Dass sie zum „Leben”geht, ist – selbst bei Ordensleuten– schon weniger selbstverständ-lich. Das „ewige Leben” ist imchristlichen Alltagsbewusstsein,damals wie heute, manchmalnicht viel mehr als ein Trost, dasses nach dem Tod doch irgendwieweitergehen wird. Im Bewusst-sein Elisabeths ist „Leben” ein

gefülltes Wort: unsagbar Ersehn-tes, Weite, Nie-Dagewesenes,Nie-Auszukostendes, vollendetesAbenteuer ... „Ich gehe zumLeben” – das ist mehr als einBekenntnis zur Lehre des Kate-chismus, hier sprechen existenti-elle Sehnsucht und urpersönlicheGlaubensgewissheit!

Und: „Ich gehe zur Liebe”?Durch Jahrhunderte hindurchhaben wir von Generation zuGeneration gelernt, zum Gerichtzu gehen. Die einen sterben mitder Angst: Werde ich vor Gottbestehen können; habe ich nichtviel zu schlecht gelebt; und fändeich Erbarmen – werden es auchmeine Angehörigen „geschafft”haben ... ? Die anderen machensich Mut: Ich habe ja niemandenumgebracht, und Fehler hat jeder!Mit den Worten zu sterben: „Ichgehe zur Liebe”, ist auch heutenoch wie eine unbekannte Bot-schaft in die Kirche hinein ...

Elisabeth erfährt Leid und Ster-ben als Ereignisse inmitten einergroßen Liebesgeschichte. Schonüber Jahre hin hatte sie mit demunsichtbaren Gott in einer sehrvertrauten persönlichen Glau-bensbeziehung gelebt. Als siestirbt, geht sie zu dem, der schonlange für sie „Licht”, „Liebe” und„Leben” war. Sie geht zu einemGott, der liebt, ja der sich nach ihr

Drei kleine Artikel aus dem BuchQUELLEN LEBENDIGEN WASSERS (s. S. 7u. 22) – sie lenken den Blick aufdas Ziel unseres Lebens.

GEISTLICHELESUNG I

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sehnt. Von einem solchen Gottweiß sie sich erwartet. Im Lichtdieser Gewissheit sind die bibli-schen Worte vom Gericht nichtangstmachende Drohreden, son-dern vielmehr Ausdruck dafür,dass Gott um jeden Menschenringt, um jede Faser des Men-schenherzens kämpft ...

Diese Sicht war auch ihr nichtschon in die Wiege gelegt; sie istdie Frucht einer Entwicklung, dieFrucht ihres Glaubensweges. Siekann von sich sagen: „Ich fühlemich eingehüllt in das Geheimnisder Liebe Christi, und wenn ichzurückschaue, sehe ich geradezueine göttliche Jagd auf meineSeele; oh, wieviel Liebe!”

Wie können wir heute vomHimmel sprechen, vom Ziel unse-res Lebens? Die letzten WorteElisabeths könnten uns anregen,eine persönliche Antwort zusuchen.

Werner Hilbrich TKG

Edith Stein: „Meine großeFreude ist die Hoffnung auf die

künftige Klarheit.”

Manchmal begegnen uns Men-schen, deren Biografie von frühe-ster Kindheit an durch Not undLeiderfahrungen belastet ist unddie auch als Erwachsene von einerSackgasse in die andere stolpern,so dass wir uns beunruhigt fragen:Wie soll denn das weitergehen, istda nicht ein Leben von Grund aufverbaut? Noch bedrängender mag

es sein, wenn wir selbst in eineLebenskrise geraten und auf ein-mal an den Punkt kommen, wouns unsere eigene Lebensge-schichte wie ein kaum entwirrba-res Knäuel von unbeeinflussbarenäußeren Umständen, von „Schick-sal” und „Zufall”, von Fremdbe-stimmung und eigenen Fehlent-scheidungen erscheint ...

Auch Edith Stein hat kein leich-tes, in geraden Linien verlaufen-des Leben gehabt. Als Nest-häkchen einer großen jüdischenFamilie in Breslau hatte sie zwareine behütete Kindheit, dochnahm das sehr sensible und über-durchschnittlich intelligenteMädchen wacher als manchesandere Kind wahr, was um esherum geschah, und trug mehr andem, was es hörte und sah, als einweniger empfindsames Kind esgetan hätte. Entsprechend starkwar die Pubertätskrise, die bald inden – wie sie damals glaubte, end-gültigen – Abschied vom religiö-sen (Kinder-)Glauben mündete.Auch als Studentin hatte Edith esnicht leicht: Ihr konnte es nichtgenügen, einen Abschluss zumachen, um sich eine gesell-schaftliche Position zu sichern; zutief und bedrängend war dafürihre existentielle Wahrheitssuche.In dieser Situation konnte es nichtausbleiben, dass das zunächst mitgroßen Erwartungen aufgenom-mene Psychologiestudium sie tiefenttäuschte. Als sie die Phänome-nologie des Philosophen Edmund

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Husserl entdeckte und an die Uni-versität Göttingen wechselte, tatsich ihr eine neue Welt auf. Aberauch diesmal konnte es ihr nichtlange verborgen bleiben, dass ihrHunger nach absoluter Wahrheitletztlich nur ungenügend befrie-digt wurde. Die begeisterte Philo-sophiestudentin stieß bald so sehran ihre Grenzen, dass sie in einetiefe Depression hineingeriet undzeitweise suizidgefährdet war.Auf der menschlichen Ebene kameine unglückliche Liebesbezie-hung hinzu. Auch nach erfolgrei-chem Studienabschluss bliebenihr die beruflichen Enttäuschun-gen nicht erspart. Trotz ihrerhohen Begabung und ihres glän-zenden Doktorexamens blieb ihrals Frau die berufliche Anerken-nung weitgehend verwehrt. Meh-rere Habilitationsversuche schei-terten an ihrem Frausein. DieMitarbeit bei Husserl, dessen Pri-vatassistentin sie wurde, gestal-tete sich als so schwierig, dass sienach langem, vergeblichemKampf keine andere Lösung sah,als sich vom verehrten Meister zutrennen.

Als Edith sich im Sommer 1921nach der Lektüre der Autobiogra-fie der hl. Teresa von Ávila ent-schloss, um die Taufe in derkatholischen Kirche zu bitten, warzwar die Antwort auf ein jahrelan-ges Ringen nach Lebenssinngefunden, doch wurde ihr Lebendadurch kaum leichter. Was siezutiefst beglückte, schuf zugleich

eine unüberwindliche Kluft zwi-schen ihr und der innig geliebten,im jüdischen Glauben verwurzel-ten Mutter. Beruflich taten sichihr zwar neue Türen auf, zunächstals Lehrerin am Mädchenlyzeumder Dominikanerinnen von St.Magdalena in Speyer, später alsvielgefragter Rednerin und alsDozentin am Deutschen Institutfür wissenschaftliche Pädagogik

in Münster. Doch musste sie jah-relang ihren eigentlichen Lebens-wunsch zurückstellen: Die Rück-sicht auf ihre Mutter und dieBedenken ihres geistlichenBegleiters zwangen die Konver-titin, vorerst auf den ersehntenKlostereintritt zu verzichten. Erstdie judenfeindliche Gesetzge-bung des Dritten Reichs, die ihrjede berufliche Tätigkeit ver-wehrte, öffnete ihr die Tür zumKölner Karmel. Aber wie litt

Quellwasser ist gefragt, auch inReligion und Spiritualität: fri-sches, klares Wasser, das denDurst löscht und die Lebens-kräfte weckt. Wir finden es inden Schriften der Bibel. Und wirfinden es in der Glaubenserfah-rung der Menschen in derGeschichte des Christentums, dieselbst zu „Quellen lebendigenWassers” (vgl. Joh 4,10-14)geworden sind: zum Beispiel beiden großen Gestalten des Kar-mel.

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Edith, die sich keinerlei Illusionenüber die Ziele des Nationalsozia-lismus machte, trotz ihres persön-lichen Glücks unter dem Schick-sal ihres jüdischen Volkes, dasauch das ihre werden sollte.

Ein Leben, das nicht ohneBrüche und radikale Umstellun-gen verlief und dem nach mensch-lichem Ermessen viel zu früh inder Gaskammer der Nazis eingewaltsames Ende gesetzt wurde... Sicher hat sich auch Edith Steinnach mancher Wegbiegung immerwieder gefragt, warum ihr Lebenso verlief und nicht anders. AlsKarmelitin schrieb sie, im Rück-blick auf so manches, was ihreursprünglichen Pläne und Wün-sche durchkreuzt hatte: „Was wirvon der eigenen Geschichtemanchmal zu verstehen glauben,ist doch immer nur ein flüchtigerReflex von dem, was GottesGeheimnis bleibt bis zu dem Tag,an dem alles offenbar wird. Meinegroße Freude ist die Hoffnung aufdie künftige Klarheit. Der Glaubean die geheime Geschichte mussuns auch immer stärken, wenndas, was wir äußerlich zu sehenbekommen (an uns selbst und ananderen), uns den Mut nehmenmöchte.” Elisabeth Peeters OCD

Johannes vom Kreuz:„Die Sterbegebete passen hier

nicht.”

Wenn im Kloster das Leben einesMitbruders zu Ende zu gehen

scheint, kommt der Konvent inder Zelle des Sterbenden zusam-men. Man singt und spricht danndie Sterbegebete der Kirche. Vonder Bitte um Vergebung derSchuld ist darin die Rede, von derHoffnung auf das ewige Lebenund vom Vertrauen in die Barm-herzigkeit Gottes. So war es auch,als Johannes vom Kreuz in derNacht zum 14. Dezember 1591 imKloster Ubeda (Südspanien) zumSterben kam.

Wer eine ähnliche Situation amBett eines Sterbenden miterlebthat, kennt die schwer beschreib-bare Atmosphäre von Trauer undErnst, Sprachlosigkeit und Ban-gen; mitten hinein in diese ganzeigen beladene Feierlichkeit sagtJohannes vom Kreuz zu denUmstehenden: „Lest mir, Brüder,aus dem Hohen Lied vor! DieSterbegebete passen hier nicht!”

In das gewohnte Schema einerHeiligenbiografie passt dieserWunsch nicht gut hinein, in dieBiografie des hl. Johannes vomKreuz, wie wir sie heute kennen,schon! Auch Johannes wusstenatürlich um die Unvollkommen-heiten, das Versagen und dieSchuld in seinem Leben; er wuss-te, dass auch er der VergebungGottes, um die die Sterbegebetebitten, bedurfte. Aber er war sichdieser Vergebung gewiss. Auch erhat die Angst und die einsameBangigkeit des Sterbens erfahren,aber mitten darin war das Be-wusstsein, dass er nun dem

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großen Ziel entgegengeht, zu demhin er ein Leben lang unterwegswar. Er weiß: Nicht ein angstma-chendes göttliches Gericht erwar-tet ihn; vielmehr wird der JesusChristus vor ihm stehen, über dener so viel nachgedacht, in dessenWorte und Taten er sich hineinme-ditiert hatte. Dieser Jesus der Hei-ligen Schrift hatte ihm nie Angstgemacht, er war nicht der Gott der„Höllenpredigten”, er hatte nichtsgemein mit dem moralisierendenGerede vieler unerleuchteter„Seelenführer” seines Jahrhun-derts! Geradezu „verliebt” hatte ersich in Gott und in das, was Jesusdas „Reich Gottes” nannte: dasReich der Beziehung zwischenMensch und Gott und Menschund Mensch, das Reich der Liebeund der Freundschaft, der Schön-heit und der Tiefe, der Wahrhaf-tigkeit und der Ehrfurcht ... – ein„Reich”, das er ja schon erfahrenhatte und das ihm selbst in deraussichtslosen Kerkerhaft im Kloster der Mitbrüder von Toledo keiner hatte nehmen können ...Nun wird sich vollenden, so weißJuan in den Stunden des Sterbens,was ihn immer schon so fasziniertund zu einem still-glücklichen,manchmal sehnsuchtsvollenMenschen gemacht hatte.

„Wir werden das Leben Gottesleben, zugesellt der HeiligstenDreifaltigkeit”, sagt uns Johannesvom Kreuz. Das „Leben Gottes”,das ist für ihn alles andere als eingelangweiltes, einsames Dasein.

Gott – das ist eine Gemeinschaft!Da sind drei, die miteinander intiefer innerer Beziehung stehenund ein prickelndes, ja abenteuer-liches Leben voller Phantasie undvoller Pläne führen! In dieserGemeinschaft von Vater, Sohnund Heiligem Geist zählt dasLebendige, das überaus Geist-volle, das Schöpferische, dieIdeen und der Humor, das pulsie-rende Leben in nicht endenderLiebe und Phantasie! DiesesLeben – so wusste Johannes ausder biblischen Offenbarung – willGott mit denen teilen, die er sichausgedacht und geschaffen hat:Wir werden dazu einen solchenCharakter geschenkt bekommen,wie der Vater, der Sohn und derHeilige Geist ihn haben: So phan-tasievoll und so voller Liebe undZuwendungsfähigkeit wie die dreigöttlichen Personen sind, so wer-den auch wir sein!

Auch ist das ewige Leben nichtnur eine Angelegenheit zwischender Seele und ihrem Gott. In derEwigkeit werden sich vielmehralle unsere zwischenmenschli-chen Beziehungen vollenden. EinLeben voller Zuwendung, vollerFreundschaft zueinander – nichtnur zu Gott! – erwartet uns.

Es lohnt, sich diese Gedankeneinmal „auf der Zunge zergehenzu lassen”. Die Ewigkeit, auf diewir unausweichlich zugehen,bekommt dann ein anderesGesicht!

Reinhard Körner OCD

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wandern in finsterer Schlucht,ich fürchte kein Unheil; denn dubist bei mir...” (Ps 23). Der wirk-liche Hirt ist derjenige, der auchden Weg durch das Tal des Todeskennt; der auf der Straße derletzten Einsamkeit, in der nie-mand mich begleiten kann, mitmir geht und mich hindurchführt... (5/6)

Der Glaube ... zieht Zukunft inGegenwart hinein, so dass sienicht mehr das reine Noch-nichtist. Dass es diese Zukunft gibt,ändert die Gegenwart; die Gegen-wart wird vom Zukünftigenberührt, und so überschreitet sichKommendes in Jetziges und Jet-ziges in Kommendes hinein. (7)

Eine Selbstkritik der Neuzeit imDialog mit dem Christentum undseiner Hoffnungsgestalt ist not-wendig. In einem solchen Dialogmüssen auch die Christen imKontext ihrer Erkenntnisse undErfahrungen neu lernen, worinihre Hoffnung wirklich besteht,was sie der Welt zu bringen undnicht zu bringen haben. In dieSelbstkritik der Neuzeit mussauch eine Selbstkritik des neu-zeitlichen Christentums einge-hen, das von seinen Wurzeln hersich selbst immer wieder neuverstehen lernen muss. (22)

Im November 2007 veröffent-lichte Papst Benedikt seinezweite Enzyklika. Sie trägt denTitel SPE SALVI (s. S. 22) und han-delt von den „kleinen Hoffnun-gen” des Menschen und von der„großen Hoffnung”, die überden Tod hinausblickt. Hier einpaar Textauszüge aus diesemWeltrundschreiben.

DAS AKTUELLETHEMA

10 KARMELimpulse

„Der Glaube zieht Zukunftin Gegenwart hinein”

aus der 2. Enzyklika von Benedikt XVI.

Ich bin definitiv geliebt, und wasimmer mir geschieht – ich werdevon dieser Liebe erwartet. (3)

Nicht die Elemente des Kosmos,die Gesetze der Materie, herr-schen letztlich über die Welt undüber den Menschen, sondern einpersönlicher Gott ...; nicht dieGesetze der Materie und derEvolution sind die letzte Instanz,sondern Verstand, Wille, Liebe –eine Person. Und wenn wir diesePerson kennen, sie uns kennt,dann ist wirklich die unerbittli-che Macht der materiellen Ord-nungen nicht mehr das Letzte ...,sondern in allem und zugleichüber allem steht ein persönlicherWille, steht Geist, der sich inJesus als Liebe gezeigt hat. (...)

Dies wird im Bild des Hirtenanschaulich. Wie beim Bild desPhilosophen, so konnte die früheKirche auch bei der Gestalt desHirten an bestehende Vorbilderrömischer Kunst anknüpfen. DerHirte war dort weitgehend Aus-druck des Traums vom heiterenund einfachen Leben, nach demsich die Menschen in der Wirrnisder Großstadt sehnten. Nun wur-de das Bild von einem neuenHintergrund her gelesen, derihm einen tieferen Inhalt gab:„Der Herr ist mein Hirte. Nichtswird mir fehlen. Muss ich auch

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Erlöst wird der Mensch durchdie Liebe. Das gilt zunächst imrein innerweltlichen Bereich.Wenn jemand in seinem Lebendie große Liebe erfährt, ist diesein Augenblick der „Erlösung”,die seinem Leben einen neuenSinn gibt. Aber er wird bald aucherkennen, dass die ihmgeschenkte Liebe allein dieFrage seines Lebens nicht löst.Sie bleibt angefochten. Siekann durch den Todzerstört werden. Erbraucht die unbe-dingte Liebe. Erbraucht jeneGewissheit, dieihn sagen lässt:„Weder Tod nochLeben, weder En-gel noch Mächte,weder Gegenwärtigesnoch Zukünftiges, weder Ge-walten der Höhe oder Tiefe nochirgendeine andere Kreatur kön-nen uns scheiden von der LiebeGottes, die in Christus Jesus ist,unserem Herrn” (Röm 8,38-39).Wenn es diese unbedingte Liebegibt mit ihrer unbedingtenGewissheit, dann – erst dann –ist der Mensch „erlöst”, wasimmer ihm auch im einzelnenzustoßen mag. Das ist gemeint,wenn wir sagen: Jesus Christushat uns „erlöst”. (26)

Gott ist das Fundament derHoffnung – nicht irgendein Gott,sondern der Gott, der ein

menschliches Angesicht hat undder uns geliebt hat bis ans Ende:jeden einzelnen und dieMenschheit als ganze ... Undseine Liebe ist uns zugleichGewähr dafür, dass es das gibt,was wir nur dunkel ahnen unddoch im tiefsten erwarten: dasLeben, das „wirklich” Leben ist.(31)

Das Begegnen mit ihm (JesusChristus) ist der ent-

scheidende Akt desGerichts. Vor sei-nem Anblickschmilzt alleUnwahrheit. DieBegegnung mit

ihm ist es, die unsumbrennt und frei-

brennt zum Eigent-lichen unserer selbst.

Unsere Lebensbauten könnensich dabei als leeres Stroh, alsbloße Großtuerei erweisen undzusammenfallen. Aber in demSchmerz dieser Begegnung, inder uns das Unreine und Krankeunseres Daseins offenbar wird,ist Rettung. Sein Blick, dieBerührung seines Herzens heiltuns in einer gewiss schmerzli-chen Verwandlung „wie durchFeuer hindurch”. Aber es ist einseliger Schmerz, in dem die hei-lige Macht seiner Liebe unsbrennend durchdringt, so dasswir endlich ganz wir selber unddadurch ganz Gottes werden.(47)

11KARMELimpulse

Hirten-Darstellung in der Pris-cilla-Katakombe in Rom, 3. Jh.© Rottenburger KunstverlagVER SACRUM

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MEDITATION

KARMELimpulse

Texte aus: Renate Morawietz, WENDUNGEN, Frankfurt 2007, © by edition fischer GmbH (s. S. 22)

ich bin gekommenich werde gehen

und dazwischen?leben

und danach?leben

nur anders

Hab keine Angst,du kämest in die Hölle.Wenn ich dich lieb,lass ich dich nie im Stich.Ich würde handeln mit dem lieben Gottund tauschen mit dir,wenn es gar nicht anders ginge.Auch solidarisch würd ich mit dir lebenund diesen Zustand mit dir teilen.Und schon wär die Hölle fort,denn wo die Liebe ist,da ist Gott.

Berufen, nur wenige?Auserwählt, nur Besondere?

Und die Vielen?Zu Versorgende?

NEIN, jeder ist Dir der Allerliebste!

Wohinmit der Liebe und Sehnsucht,wenn Du nicht wärst?

Ohne Dichwäre die Weltzu eng. Renate Morawietz TKG

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In einem Literaturbericht mit demThema „Mensch und Mitgeschöpfunter ethischem Aspekt” (G. M.Teutsch, in der ZeitschriftALTEX, 4/1999, Zürich) stoßeich auf den Untertitel EDITH

STEIN: NEUE HEILIGE FÜR DIE

TIERE. – Moment mal!, stutze ich.Als Tierschützerin und Mitglieddes Teresianischen Karmel, indem auch Edith Stein, die hl.Teresa Benedicta a Cruce, lebte,lässt dieser Satz mein Herz höherschlagen. Wie kommt der Autorzu dieser Aussage? Steht die Ver-bindung „Edith Stein – Heilige fürdie Tiere” vielleicht im Zusam-menhang mit ihrer Beschäftigungmit den Werken des hl. Thomas v.Aquin, wo sie möglicherweiseden Satz fand: „Ein Irrtum überdie Geschöpfe mündet in einfalsches Wissen über Gott undführt den Geist des Menschen vonGott fort”? Oder liegt es an ihrerVerehrung für den hl. Franz vonAssisi, der für seine Liebe zu Tie-ren bekannt ist und als der Schutz-patron der Tiere schlechthin gilt?Schöpfte Edith Stein aus seinemSONNENGESANG, der zu denschönsten Lobpreisungen derSchöpfung gehört? Dem Heiligenwird auch dieses sehr bekannteZitat zugeschrieben: „AlleGeschöpfe der Erde fühlen wiewir. Alle Geschöpfe streben nachGlück wie wir. Alle Geschöpfeder Erde lieben, leiden und ster-

ben wie wir. Also sind sie uns allegleichgestellte Werke des all-mächtigen Schöpfers, unsereGeschwister. Gott wünscht, dasswir den Tieren beistehen, wennsie der Hilfe bedürfen. Ein jedesWesen in Bedrängnis hat gleichesRecht auf Schutz.” Oder verwen-dete Edith Stein vielleicht einigeGedanken des großartigen Schöp-fungsliedes aus dem Buch Gene-sis (Gen 1,1-2,3), in dem von derErschaffung der Welt, der Pflan-zen, Tiere und Menschen erzähltwird und wo es heißt: „Gott sahalles an, was er gemacht hatte: Eswar sehr gut.” (Gen 1,31)?

Ich lese weiter im Literaturbe-richt und finde dort diesen Textaus Edith Steins Werken zitiert:

„Noch eine ganz neue Verantwort-lichkeit des Menschen schließtsich uns ... auf. Wir sprachen ...davon, daß nur für ein freiesWesen der Durchbruch aus derNatur zur Gnade möglich sei. Wasunfrei geschaffen ist, das vermagnicht von sich aus das Heil zusuchen und an seiner Erlösungmitzuwirken. Daß es der Erlösungnicht bedarf, ist damit keineswegsgesagt. Das bange Seufzen derKreatur harret auf die Offenba-rung der Kinder Gottes. Diedumpf in sich verschlossene unddabei doch ewig unruhig aus sichselbst herausgetriebene Seele desTiers verlangt nach Geborgenheit,

Auch diesmal stellen wir eineBegleiterin KarmelitanischerExerzitien vor. Cornelia Kolla istMitglied der Teresianischen Kar-mel-Gemeinde in Köln und bietetunter anderem ein Besinnungs-wochenende zum Thema „MitGott die Tiere lieben” an (s. S.22).

KARMELHEUTE

14 KARMELimpulse

Und die Tiere?Cornelia Kolla TKG

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wie sie nur die Gnade geben kann.Aber es kann weder verstehen,was ihm fehlt, noch vermag derdumpfe Drang in ihm zum zielge-richteten Streben und zur befrei-enden Tat zu werden. Die Rettungmuß ihm ganz von außen kom-men. Sie kann ihm nur kommenvon einem Wesen, das von sichaus einen Zugang zu seiner Seelefindet und zu dem es seinerseitseine gewisse Brücke des Ver-ständnisses hat. Der Mensch istberufen, der Heiland aller Kreaturzu sein. Er kann es, soweit erselbst erlöst ist. Der Heilige ver-steht die Sprache der Tiere, er ver-steht sich ihnen verständlich zumachen, und der Bruder Wolfunterwirft sich ihm in Gehorsam.

Was erschließt dem Menschendie Seele des Tieres? Er selbst istvon Natur aus ein Tier und in derEinheit der Natur mit allemGeschaffenen verbunden. DerGesetzlichkeit, die das Spiel derEindrücke und Reaktionen be-herrscht, ist er mitunterworfen. Erkann spüren, was in der Seele desTieres lebt, in derselben Weisewie auch das Tier spürt, was in derSeele des Menschen ist. Er ver-nimmt das bange Seufzen derKreatur und spürt die dumpfeAngst, die daraus spricht. Zu hel-fen aber ist er nicht als ein StückNatur befähigt, sondern als KindGottes, das über die Natur erho-ben ist. Frei aufgerichtet vermager die Angst als Angst zu erken-nen, die im Tier nur im Dunkellebt. Und soweit er von göttlicherLiebe erfüllt ist, vermag er die

angsterfüllte tierische Seele lie-bend zu umfassen. Sie aber findetin der Anlehnung an den beruhig-ten Menschen selbst Ruhe.”(WELT UND PERSON, ESW 7,168f.)

Dass seit einigen Jahrzehnten – sowie Edith Stein – immer mehrTheologen, zum Beispiel AlbertSchweitzer, der Kapuziner AntonRotzetter oder der EthikprofessorRainer Hagencord, den Mitge-schöpfen „einen Platz in der Kir-che” einräumen möchten, gibtAnlass zur Hoffnung, dass esnicht so weit kommen wird, wieder Literatur-NobelpreisträgerElias Canetti voraussagte: „Mitzunehmender Erkenntnis werdendie Tiere den Menschen immernäher sein. Wenn sie dann wiederso nahe sind, wie in den ältestenMythen, wird es kaum mehr Tieregeben.”

„Gott sah alles an, was ergemacht hatte: Es war sehr gut.”(Gen 1,31)

– aus einem karmelitanischenGraduale, Krakau um 1644

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Paulus hat recht. Wenn ich frage:Wie wird es dann sein, nach demAufgewecktwerden durch Gottaus dem Tod?, so frage ich nachetwas, „was kein Auge gesehenund kein Ohr gehört hat” (1 Kor2,9). Vorsicht ist also geboten undZurückhaltung. In die richtigeRichtung denken wollen, nurdarum darf es gehen. Aber geradedas ist auch geboten! Weil näm-lich die Vorstellungen, die wirvom Ziel unseres Lebens haben,für das Leben selbst von Bedeu-tung sind! Für das Leben im Jetzt!Nur kurz will ich also die Rich-tung andeuten, in die wir vom Zielunseres Lebens glauben dürfen.

Gericht. – Wenn Gott den Men-schen liebt, wirklich liebt, danngehen von vornherein alle Nach-Tod-Vorstellungen in die falscheRichtung, die mit einem göttli-chen Strafgericht rechnen. Wenndas Neue Testament vom„Gericht” Gottes spricht, meint esnicht etwas Schreckenerregendes,sondern etwas höchst Erfreuli-ches: Es gibt einen, wenigstenseinen, vor dem die Wahrheit zählt!Wenigstens einen, vor dem dieWahrheit nicht verborgen bleibenund nicht parteiisch verbogen wer-den wird! Einen, der das himmel-schreiende Unrecht, das Men-schen einander antun, weder kalt

und teilnahmslos verurteilen,noch mit „Liebe” zudecken, son-dern schonungslos-liebend auf-decken wird; der zu Schulder-kenntnis und Reue führt, bevor ervergibt! Einen, vor dessen Ange-sicht ich mich auch vor der Wahr-heit meines eigenen Lebens nichtfürchten muss ... – Eine wirklichhöchst erfreuliche Aussicht inmit-ten einer Welt voller Lüge undUngerechtigkeit, voller abgrund-tiefer Bosheit und Verbohrtheit,voller Unwahrheit, die uns oft sohilflos macht!

Die Gerichts-Worte des NeuenTestaments gehören zur Frohbot-schaft Jesu. Wer sie als Drohbot-schaft empfindet (oder gar als sol-che verkündet), der hat sie nichtauf ihre Mitte hin gelesen. DerGott, der, wie Paulus betont, der„Gott und Vater (Abba!) Jesu Chri-sti” (2 Kor 1,3 u. ö.) ist, wird indem, was wir das Gericht nennen,nicht als Strafrichter und schongar nicht als Scharfrichter fungie-ren. Er wird geraderichten, waswir angerichtet haben. Er wirdaufrichten – Opfer und Täter: den,der niedergemacht wurde, undden, der sich selbst durch seineTaten entwürdigt hat. Er wird wie-derherrichten, was schief undkrumm geworden und durch un-sere Schuld entzweigegangen ist... Das Gericht, schrieb Romano

GEISTLICHELESUNG II

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In die richtige Richtung glaubenReinhard Körner OCD

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Guardini einmal einem Freund,„ist das letzte Werk der LiebeGottes – Vollendung der Liebe”.

Seit mir das klar ist, ist für michder Blick auf die Ewigkeit frei,und mehr noch als auf den Him-mel freue ich mich auf GottesGericht. Nicht nur, weil danngeradegerichtet und geheilt wer-den wird, was an mir verbogenworden ist; Kurt Marti, derSchweizer Dichterpfarrer, hat mitwenigen Worten zum Ausdruckgebracht, was der noch tiefereGrund ist:

Manchen bin ich einiges,einigen bin ich vieles schuldig geblieben.

Und die Zeit läuft davon.Wessen Liebe kann das noch gutmachen?

Die meine nicht.Nein, die meine nicht.

Fegefeuer. – Nicht einen einzigenMenschen wird Gott mit dembestrafen, was wir das Fegefeuernennen. Die Vorstellung, Gottlasse die Seele vor ihrer Auf-nahme in den Himmel an einemjenseitigen Ort eine Zeitlang dieStrafe für begangene Sündenerleiden, hat ein unchristlichesGottesbild zur Voraussetzung.Was da wie Feuer brennen wird,ist Gottes Liebe!

Noch einmal Paulus: „Das Werkeines jeden wird offenbar werden;jener Tag wird es sichtbar machen,weil es im Feuer offenbart wird.

Das Feuer wird prüfen, was dasWerk eines jeden taugt”; wie Goldund Silber im Feuer gereinigt wer-den von Holz, Heu und Stroh,schreibt er den Korinthern, sowerde auch der Mensch gereinigt„wie durch Feuer hindurch” (1Kor 3,12-15). Von diesem Paulus-Wort her haben die Vätertheolo-gen die Fegefeuer-Lehre ent-wickelt.

Sie dachten dabei weder aneinen jenseitigen Ort noch an eineZeitspanne und schon gar nicht aneine Bestrafung durch Gott. Wassie mit dem lateinischen Wortpurgatorium – zu deutsch: Reini-gung (ein Reinigungsgeschehen,

„Dass es diese Zukunft gibt,ändert die Gegenwart; dieGegenwart wird vom Zukünfti-gen berührt, und so überschrei-tet sich Kommendes in Jetzigesund Jetziges in Kommendes hin-ein” (Benedikt XVI., s. S. 10)

Auferstehung, AquarellSr. Elisabeth Peeters OCD (Kar-mel Kirchzarten), 2007

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nicht ein Reinigungsort!) – be-nannten, ist ein Geschehen zwi-schen Gott und dem Menschen imMoment des Gerichts. „Fege-feuer”, das ist eine Beziehungser-fahrung, eine Erfahrung, wie sieauch zwei Menschen im „Lebenvor dem Tod” in ihrer Beziehungzueinander machen können. ImRückblick auf meine eigene Bio-grafie habe ich sie zum ersten Malbewusst durchlitten, als ich mitvierzehn Jahren in ein kirchlichesInternat gegangen war. Nach einpaar Wochen kam damals uner-wartet von zu Hause ein Paket. Ichöffnete es und sah, dass mir meineMutter meine Lieblingskekse ge-backen hatte; alles war so sorgsamund wunderschön eingepackt,dass ich sofort Mutters große,tiefe Liebe zu mir spürte. In die-sem Moment, der mir bis heutegegenwärtig ist, erkannte ichmeine ganze Erbärmlichkeit:Überaus schmerzhaft stand mirblitzartig mein bisheriges lieblo-ses Verhalten der Mutter gegen-über vor Augen ... Es war ein rei-nigendes, erlösendes Weinen, undseitdem ich mir damals die Tränenvom Gesicht gewischt habe, ist dieBeziehung zu meiner Mutter zueiner aufrichtigen, dankbarenSohnesliebe geworden. – Fege-feuer-Erfahrung. Sollte sie in derBegegnung mit Gott, dem großenLiebenden, anders sein?

Hölle. – Keine Rechnung. Keinstrafender Blick. Kein Vorwurf.

Und keine Verdammnis! DieHölle, das ist der „Zustand derendgültigen Selbstausschließungaus der Gemeinschaft mit Gottund den Seligen”, heißt es ineinem zusammenfassenden Leit-satz im KATECHISMUS DER KATHO-LISCHEN KIRCHE (Nr. 1033).

Selbstausschließung, ja, daswäre zumindest nicht ganzundenkbar. Aber Verdammnis,also von Gott – dem Gott, der nurlieben kann! – zu ewiger Marter-qual verurteilt werden, das ist nunvöllig in die falsche Richtunggedacht! „Die Höllenvisionen derTradition verraten uns viel überdas menschliche Herz und dasmenschliche Unbewusste – siesagen uns letztlich aber wenigüber das Geheimnis des christli-chen Gottes”, schreibt der Schwei-zer Theologe Johannes B. Brant-schen mir aus dem Herzen, indiesem Punkt Friedrich Nietzschezustimmend, der drastisch formu-lierte: „Der Mensch ist das grau-samste Tier. Bei Trauerspielen,Stierkämpfen und Kreuzigungenist es ihm bisher am wohlstengeworden auf Erden; und als ersich die Hölle erfand, da war dassein Himmel auf Erden.”

Wann und wo immer das NeueTestament von der „Hölle” spricht:Diese Texte „dürfen nach weitge-hend übereinstimmender Mei-nung heutiger Theologie”, so derkatholische Theologe Herbert Vor-grimmler, „nicht als Informatio-nen, als 'antizipierende Reporta-

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gen' verstanden werden, vielmehrwollen sie auf den Ernst der jewei-ligen menschlichen Situationen ...aufmerksam machen. Sie warnenvor Leichtsinn und Oberflächlich-keit und stellen einen Ruf zurBesinnung dar.” Ganz in diesemSinne heißt es im ERWACHSENEN-KATECHISMUS der katholischenBischöfe Deutschlands (von1985): „Weder in der HeiligenSchrift noch in der kirchlichenGlaubensüberlieferung wird vonirgendeinem Menschen mitBestimmtheit gesagt, er seitatsächlich in der Hölle. Vielmehrwird die Hölle als reale Möglich-keit vor Augen gehalten, verbun-den mit dem Angebot der Umkehrund des Lebens.”

Einmal angenommen, es würdesich tatsächlich dann, in derBegegnung mit Gott nach demAufgewecktwerden, ein Mensch,statt sich im Feuer der Liebe gera-derichten zu lassen, lieber selbsthinrichten: Ein solcher Selbstaus-schluss bedeutete dann für ihnnicht ewiges Gequältwerden, son-dern Selbstausschluss vom Leben,Trennung von dem göttlichenUrgrund, der ja die Quelle seinerExistenz ist, auf Erden wie imHimmel. Hölle, das wäre derselbstgewählte Tod für immer.Das meint Paulus, wenn er denRömern schreibt: „Der Sold derSünde ist der Tod” (Röm 6,23). Ja,diese Möglichkeit ist durchausreal. Wohlgemerkt: die Möglich-keit! Doch ich traue Gott zu, dass

er alles, aber auch alles tun wird,um auch den Verbohrtesten undHasserfülltesten wieder zur Liebezu bewegen.

Persönlich kann ich sagen, dassich noch nie so abgrundtief ver-letzt worden bin, dass ich dieHölle – wie auch immer verstan-den – je irgendeinem Menschengewünscht hätte; um mein„Gerechtigkeitsgefühl” zu stillen,genügt es mir, von manch einemzu denken: „Dein Fegefeuermöchte ich nicht haben!”

Dann und wann werde ich her-ausfordernd gefragt: „Sie glaubenalso nicht an die Hölle?!” Ich ant-worte dann mit einer Gegenfrage:„Haben Sie denn schon mal darangedacht, was es für Gott – fürGott! – bedeuten würde, wenn erauch nur einen einzigen Men-schen, einen von seinen geliebtenSöhnen und Töchtern, mit ver-nichtendem Zorn überschütten, jadem endgültigen Tod oder gar, wieSie das wohl glauben, den Qualenin einer ewigen, nie endenden Fol-teranstalt ausliefern müsste?” – Eswäre, dessen bin ich sicher, fürGott „die Hölle”.

Himmel. – In einem der Euchari-stie-Gebete wird für die Verstor-benen an Gott die Bitte gerichtet:„Nimm sie ... in dein Reich auf, wosie dich schauen von Angesicht zuAngesicht” (II. Hochgebet). Sehrkurz und knapp wird hier zumAusdruck gebracht, worin unsereZukunft bei Gott, das ewige Leben

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im Himmel besteht. Zu kurz aller-dings! Und diese Verkürzung,ähnlich in anderen Gebets- undVerkündigungstexten, hat denBlick auf die Zukunft freudlos undden Himmel langweilig gemacht.

Augustinus (gest. 430) konntenoch, als er über die „himmlischeGottesstadt” nachdachte, formu-lieren: „Wir werden frui Deo etinvicem in Deo – wir werden unsan Gott und aneinander freuen!”Zwei Worte also fehlen in unseremHochgebet: „... wo sie dich undeinander schauen von Angesichtzu Angesicht”. Seit langem schonbete ich es so in der Eucharistie-feier vor. Der Himmel wäre fürmich nicht der Himmel, wäre ichdort nur mit Gott allein!

Aber was bedeutet das: Gottund einander „schauen von Ange-sicht zu Angesicht”? Es ist wie-derum Paulus, der uns die Rich-tung andeutet, in die wir glaubenkönnen: „Jetzt schauen wir ineinen Spiegel und sehen nur rät-selhafte Umrisse, dann aberschauen wir von Angesicht zuAngesicht” (1 Kor 13,12). Das„Angesicht”, das ist nicht die Par-tie von der Stirn bis zum Kinn; dasist in den biblischen Sprachenvielmehr die Person selbst in derganzen Tiefe ihres Wesens. Undvom „erkennen” und „erkannt wer-den” spricht Paulus weiter; das istder Ausdruck, mit dem die Bibeldas Wort „lieben” umschreibt:„Jetzt erkenne ich unvollkommen,dann aber werde ich durch und

durch erkennen, so wie auch ichdurch und durch erkannt wordenbin” (ebd.).

Wie also auch immer das„schauen von Angesicht zu Ange-sicht” geschehen wird, einesglaube ich fest: Ich – und zwarwirklich ich – werde dann„sehen”, wie wunderbar und herr-lich und schön der Gott ist, auf denich jetzt mein Leben baue. Unaus-denkbar schön.

Aber auch darin bin ich mirsicher: Gott wird mich „an-schauen”, mir zugewandt miteiner Liebe, wie ich mir das imschönsten Traum nicht vorstellenkönnte. Und dann – werde ich wei-nen. Weinen, wie ich noch niegeweint habe. Nicht deshalb, weilGott mir vorhalten würde, lücken-los, was ich „Böses getan undGutes unterlassen habe”, sondernweil er es mir nicht vorhaltenwird! Weil er mich einfach nuranschauen wird, einfach nur sagenwird: „Du, Reinhard ...” In diesemBlick, in dieser Anrede wird allesgefragt und gesagt sein. Alles. Vonihm. Und von mir.

Im gleichen Moment werde ichmeine Lieben und meine Nicht-Lieben „durch und durch erken-nen, so wie auch ich durch unddurch erkannt worden bin”; sieaber werden mich „durch unddurch erkennen”, so wie auch sie„durch und durch erkannt” wordensind. Und wir werden abermalsweinen, weinen, wie wir voreinan-der und miteinander noch nie

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geweint haben. Dann wird Gottselbst uns die Tränen vom Ange-sicht wischen, den Schleier ausunseren Augen, und wir werdenerkennen, wie sehr er unsere Liebezueinander liebt. – Und der Him-mel wird beginnen ...

Er hat schon begonnen. Wennder Tod nicht das Ende ist, dannleben wir ab jetzt schon ewig, undwas wir als Ziel unseres Lebensvor Augen haben, prägt schon dasJetzt.

Ewig leben, ab jetzt. – Alles, waswir tun und wofür wir uns enga-gieren, ist für immer! Nichts istumsonst getan, was wir liebendtun; und was wir jetzt nicht-lie-bend tun, wird einmal geradege-richtet sein.

Auch unsere Liebe zueinanderhat Zukunft für immer, ihre Ewig-keit hat schon begonnen. JedeFreundschaft, jede Liebe – alles,aber auch alles steht unter demStern der Ewigkeit.

Und die uns im Sterben voraus-gegangen sind, bleiben uns nahe;sie sind uns nahe, so wie Gott unsnahe ist. „Statt für die Verstorbe-nen, sollte man besser zu den Ver-storbenen beten, im Vertrauen aufGottes Gnade, die sich an unserenToten sieghaft durchsetzt”, gibtdeshalb Gisbert Greshake zubedenken. Der Freiburger Theo-loge ist überzeugt: „Das Gebet fürbestimmte Verstorbene hat vorallem seinen Platz im Zusammen-hang mit den Begräbnisriten und

einer besonderen Erinnerungszeit('Trauerzeit'). Dagegen sollte dasGebet mit den Toten und zu denToten, das heißt mit und zu Brü-dern und Schwestern, die bei Gottleben und auf deren Gemeinschaftwir hoffen, viel mehr als üblichden christlichen Glaubensvollzugbestimmen. ... Ein bewusstesLeben mit den Toten wendet ... denBlick der Hoffnung auf diejenigenzu, die ihr Ziel schon erreichthaben und auf uns warten ...”

Nein, ausmalen kann sich nie-mand, worauf wir zugehen. Aberjetzt schon leben, was dann einmalsein wird (Dietmar Mieth), daskönnen wir: Einander anschauen,nicht von Gesicht zu Gesicht nur,sondern von Angesicht zu Ange-sicht. Einander erkennen, nichtabschätzig durchschauen. Gera-derichten, was nur geradezurich-ten geht. Wiederherrichten undheilen, wo immer das Unheilequält. Einander aufrichten zumaufrechten Gang. Und weinen mit-einander, in Schuld, im Schmerzund im Glück ...

In Vollkommenheit gelingt unsdas nicht, ganz und gar nicht;„himmlisch” sind wir noch nicht.Doch was uns in unserer Unvoll-kommenheit möglich ist, dasbringt die Farben ins Leben, ausdenen sich die Liebe – diese Urge-walt, die aufbegehrt gegen Ver-gänglichkeit und Tod – jetztschon, ein wenig wenigstens, denvollendeten Himmel ausmalendarf.

Dieser sowie der vorausgehendeArtikel in Heft 1/2008 sind(gekürzt) dem im Juni erschie-nenen Buch entnommen:

Reinhard Körner, WARUM ICH AN

DAS EWIGE LEBEN GLAUBE (s. S. 22)

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Literaturhinweise

a) zu diesem Heft:

Reinhard Körner (Hg.), QUELLEN

LEBENDIGEN WASSERS. Kernwortechristlicher Mystik für die Spiritua-lität im Alltag, Benno-Vlg. 2008(9,90 €*)– 60 Kernsätze aus den Schriftender großen geistlichen Meis-ter/innen des Karmel: Teresa vonÁvila, Johannes vom Kreuz, BruderLorenz, Thérèse von Lisieux, Elisa-beth von Dijon und Edith Stein, injeweils kurzen Artikeln kommen-tiert von Schwestern und Brüdernaus Karmelklöstern der deutschenOrdensprovinz für das geistlicheLeben heute (überarbeitete Neuaus-gabe, jetzt in einem Band).

Benedikt XVI., Enzyklika: SPE

SALVI – GERETTET DURCH DIE HOFF-NUNG, Benno-Vlg. 2008 (6,50 €)

Renate Morawietz (Hg.), WENDUN-GEN, edition fischer, Frankfurt/M.2007 (9,80 €) ISBN 978-3-89950-317-3

Reinhard Körner, WARUM ICH AN

DAS EWIGE LEBEN GLAUBE, Benno-Vlg. 2008 (9,90 €*)

Gisbert Greshake, LEBEN – STÄRKER

ALS DER TOD. Von der christlichenHoffnung, Herder 2008 (12,90 €)

Bischof André-Mutien Léonard,JENSEITS DES TODES, St. Ulrich Vlg.2008 (18,90 €)

b) zwei Neuausgaben:

Reinhard Körner, MEIN GLAUBENS-BEKENNTNIS. Mit Bildern von SiegerKöder, Benno-Vlg. 2008 (19,90 €*)– Neuausgabe des Credo-Buchesvon P. Reinhard Körner OCD, mit25 Meditationsbildern (farbig) vonSieger Köder.

Reinhard Körner, DAS VATER-UNSER. Lebenshilfe aus dem GebetJesu, Benno-Vlg. 2008 (14,50 €*)– dritte, aktualisierte Auflage desumfassenden biblisch-spirituellenKommentars zum Hauptgebet derChristenheit.

Exerzitien und Seminareim Karmel Birkenwerder

Sommer/Herbst 2008

1. - 5. 9. (Mo-Fr), Exerzitien:„Nichts ohne meinen Anwalt! –Einübung ins Leben mit dem Hl.Geist”, P. Dr. Reinhard Körner OCD(138,- €)

1. - 5. 9. (Mo-Fr), Exerzitien: „DieGabe des Hörens pflegen – mitJohannes vom Kreuz”, AntoineBeuger, Komponist (138,- €)

8. - 12. 9. (Mo-Fr), Exerzitien: „DasAVE MARIA meditieren”, KatharinaWeidner,Religionspädagogin138,- €)

Die mit * versehene Literatur kann bezogen werden über dieVersandbuchhandlung„St. Theresia” Dom-Pedro-Str. 3980637 MünchenTel.: 089-12 15 52 26Fax: 089-12 15 52 30

INFORMATIONEN

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5. - 7. 9. (Fr-So), Besinnungswo-chenende: „Mit Gott die Tierelieben”, Cornelia Kolla TKG(78,- €)

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15. - 19. 9. (Mo-Fr), Exerzitien fürReligiöse und Religionslose: „DasLeben vertiefen – mit Musik undLiteratur”, Pfarrerin Andrea Richter(evang.), Musikpädagogin (138,- €)

15. - 19. 9. (Mo-Fr), Exerzitien:„Die Sakramente neu verstehen –aus den Sakramenten leben”, P. Dr.Reinhard Körner OCD (138,- €)

20. - 24. 10. (Mo-Fr), Exerzitien:„Gott in uns – wir in Gott”, mitImpulsen aus Texten der christli-chen Mystik, Renate u. BernhardMorawietz TKG (138,- €)

20. - 24. 10. (Mo-Fr), Exerzitien:„Mit der Weisheit als Begleiterin –Schritte auf dem Weg der Freund-schaft mit Gott”, Annette Wester-mann, ErwachsenenseelsorgerinEBO Berlin (138,- €)

27. - 31. 10. (Mo-Fr), Exerzitien:„Begegnung – Verwandlung – Wegeder Gotteserfahrung”, P. KonstantinKurzhals OCD (138,- €)

31. 10. - 2. 11. (Fr-So), Seminar fürUnternehmer und Leitende: „Mitwelchen ZIELEN führe ich – michund andere?” (Fortsetzungs-Semi-nar), Dr. Hermann Josef Ingenlath,Coach DPA (Berlin), unter Mitarb.v. P. Dr. Reinhard Körner OCD(138,- €)

3. - 7. 11. (Mo-Fr), Exerzitien:„Meine Freundschaften vor Gottbringen”, Dr. Rosmarie Berna, Psy-chologin (138,- €)

10. - 14. 11. (Mo-Fr), Exerzitien:„Zeit und Ewigkeit bedenken – dasEnde des Kirchenjahres mitgehen”,Pfarrerin Andrea Richter (evang.),Musikpädagogin (138,- €)

10. - 14. 11. (Mo-Fr), Exerzitien:„Jesus in der Eucharistie begegnen –die Abendmahlstexte meditieren”,P. Dr. Reinhard Körner OCD (138,- €)

14. - 19. 11. (Fr-Mi), Exerzitien:„Worauf baue ich? Worauf hoffeich? – Das CREDO als Gebets- u.Glaubensschule”, P. Dr. ReinhardKörner OCD (176,- €)

24. - 28. 11. (Mo-Fr), Exerzitien imPaulusjahr: „Von Paulus glaubenlernen”, P. Dr. Reinhard KörnerOCD (138,- €)

24. - 28. 11. (Mo-Fr), Exerzitien:„Einübung ins Innere Beten”, Dipl.-Theol. Simone Honecker TKG(138,- €)

1. - 5. 12. (Mo-Fr), Exerzitien:„Geistlich leben nach Johannes vomKreuz”, P. Dr. Reinhard KörnerOCD (138,- €)

1. - 5. 12. (Mo-Fr), Exerzitien:„Von Maria glauben lernen”, NoraMeyer TKG (138,- €)

5. - 7. 12. (Fr-So), Besinnungswo-chenende zum Advent, Pfr. WernerHilbrich TKG (78,- €)

5. - 7. 12. (Fr-So)Meditativer Tanz: „Mache dich aufund werde licht”, Hildegard Taub-ken (115,- €)

8. - 12. 12. (Mo-Fr)Exerzitien für Religiöse und Reli-gionslose: „Lebensweisheiten ausder Bibel – Lebenshilfen für Men-schen von heute”, P. Dr. ReinhardKörner OCD (138,- €)

Anmeldung für alle Kurse inBirkenwerder:

Karmel St. Teresa– Gästehaus –Schützenstr. 12

16547 BirkenwerderTel.: 0 33 03/50 34 19Fax: 0 33 03/40 25 74

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8. - 12. 12. (Mo-Fr)Exerzitien: „'Da fand er eine kost-bare Perle' (Mt 13) – Besinnung aufdas Wesentliche, das alle Konfessio-nen eint”, Pfr. Karl Weckel (evang.)(138,- €)

12. - 14. 12. (Fr-So)Besinnungswochenende im Ad-vent: „Die heiligen drei Könige” –Gespräch u. Meditation vor Bildern(Dias) aus der Kunstgeschichte,Hartmut u. Eva Winde TKG (78,- €)

Exerzitien 2009 im Karmel Birkenwerder

Das Jahresprogramm 2009 ist absofort im Internet einzusehen:www-karmel-birkenwerder.deDas gedruckte ProgrammheftGEISTLICHE ANGEBOTE DES TERESIA-NISCHEN KARMEL IN DEUTSCHLAND

2009 wird der nächsten Ausgabe derKARMELimpulse (Oktober-Heft)beiliegen.

Ausbildungskurs 2009zum Leiter/zur Leiterin von

Bibelgesprächskreisen

Ein Angebot für Christen (öku-menisch offen), die in ihrenGemeinden und GemeinschaftenBibelgespräche oder Besinnungsa-bende/-tage zu biblischen Themengestalten oder gestalten möchten.Der Kurs besteht aus vier Semi-nareinheiten sowie einem bibli-schen Exerzitienkurs und vermittelt

die Grundlagen des Bibelver-ständnisses,

die bibeltheologische und spiri-tuelle Auslegung möglichst vielerTexte,

Hilfen zur persönlichen Erarbei-tung von Textauslegungen

Hilfen für die praktische Bibel-arbeit in Gruppen.

Leitung: P. Dr. Reinhard KörnerOCD und Dipl. Theol. SimoneHonecker TKG.

Termine: 6. - 11. 3. (Fr-Mi), 1. - 5. 6. (Mo-Fr),6. - 10. 7. (Mo-Fr), 18. - 23. 9. (Fr-Mi) und 23. - 28. 10. (Fr-Mi).Die Teilnahme an allen fünf Kurs-einheiten ist Voraussetzung. – BeiInteresse fordern Sie bitte ein Info-Blatt im Karmel Birkenwerder anoder informieren Sie sich unter:

www.karmel-birkenwerder.de

Anmeldung bis 1.10.08 bei:P. Reinhard Körner, Schützenstr. 12,16547 Birkenwerder.

Bild- u. Text-Nachweis:S. 1 u. 17: Elisabeth Peeters OCD, KarmelKirchzarten. – S. 2 u. 11: mit freundlicherGenehmigung des Rottenburger KunstverlagsVER SACRUM, D-72108 Rottenburg (Bildta-fel Nr. 103). – Texte S. 5-9 u. 16-21: mitfreundl. Genehmigung des St. Benno-VerlagsLeipzig, s. angegebene Quellen. – Texte S. 13:mit freundlicher Genehmigung des Verlagsedition fischer, D-60386 Frankfurt/M.

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